Tiefe Gewässer von Berrii (Shika x Tema) ================================================================================ Kapitel 17: Feigling -------------------- Die Examen rauschten nur so an den beiden vorbei. Während Kankurou seiner Schwester auf einem der Ränge Gesellschaft leistete, verbrachte Shikamaru sie im Hintergrund des Hokagen, wo ja nun mal arbeitstechnisch sein Platz war. Es war befreiend und niederschmetternd zugleich, mit Temari nicht mehr im Büro eingesperrt zu sein. Als alle Kämpfe ausgefochten waren, die neuen Ränge verteilt wurden, kam der Tag der Abreise. Viel hatten sie sich nicht zu sagen. Eigentlich waren es nur höfliche Floskeln, die fielen. Und dann war sie fort. „Shikamaru!“, brüllend riss seine Mutter die Tür zu seinem Zimmer auf und fand ihren Sohn in seinem Bett vor, begraben unter seiner Decke, „Was wird das?!“ Grummelnd zog ihr Sohn sich die Decke vom Kopf: „Eigentlich habe ich geschlafen.“ „Du hast wohl deine häuslichen Tätigkeiten vergessen!“, polterte sie los. Anfangs hatte sie noch Verständnis und gab ihm die Zeit, die er brauchte. Doch mittlerweile waren vier Monate vergangen und noch immer hatte er den Mund nicht aufgemacht. Also fuhr Yoshino härtere Geschütze auf. „Ich kann auch später einkaufen gehen.“ Gnadenlos zog seine Mutter seine Decke weg: „Du wirst jetzt sofort aufstehen und deinen Hintern in die Küche bewegen!“ „Was sollte ich da?“, fragte er gereizt und setzte sich auf, wobei er sich die offenen Haare aus dem Gesicht strich. „Du wirst etwas Vernünftiges essen, du bist bleich wie die Wand!“ „Mir fehlt nichts, lass mich einfach schlafen.“, genervt von ihr legte er sich mit dem Rücken zu ihr wieder hin. „Schön, dann gehst du jetzt direkt ins Krankenhaus und lässt dein Blut untersuchen. Ich hab es satt, mir Sorgen um deine Gesundheit zu machen. Wenn du fit bist, sollte dass dein Blut ja zeigen!“ Wütend stand er auf und griff nach einem Shirt: „Ich komm ja schon zum Essen...“ Doch seine Mutter blieb hart: „Das hast du dir verspielt – ab ins Krankenhaus. Und wehe du kommst ohne Blutergebnisse nach hause!“ „Shikamaru? Was willst du denn hier?“, fragte Sakura überrascht und musterte den Nara. „Auftrag vom Drachen. Blut untersuchen lassen.“, antwortete er knapp. Beschwichtigend lachte die Haruno kurz auf: „Ah, deine Mutter sorgt sich wohl um dich.“ Er zuckte mit den Schultern und folgte der jungen Frau in ein Behandlungszimmer, in das sie ihn führte. „Du hattest auch mal mehr Farbe im Gesicht.“, die Rosahaarige schloss die Tür und ließ ihn auf einem Stuhl Platz nehmen. In Ruhe suchte sie einige Sachen zusammen und setzte sich dann ihm gegenüber. „Ich finde es übrigens beeindruckend, wie Temari und du das Examen gestemmt habt.“, erzählte sie, während sie die Utensilien vorbereitete, „Und das trotz dieser Situation mit dem Wasser.“ Seufzend hielt er ihr den Arm hin, an dem sie die Ellenbeuge desinfizierte und schließlich die Nadel legte. Nachdem sie drei Ampullen gefüllt hatte, sprach sie weiter: „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das nach all dem so einfach machen könnt.“ „Sie hat doch alles vergessen, das war nicht sonderlich schwer für sie.“, entgegnete Shikamaru und drückte den Tupfer, den Sakura ihm gab, auf den Einstich. Überrascht schaute die Haruno ihn an: „Was?“ „Was was?“ Sakura legte die Ampullen auf ein kleines Tablett und drehte sich wieder zum Nara: „Sie hat auf gar keinen Fall alles vergessen. Jeder, der hier wegen dem Wasser in Behandlung war, kann sich an alles erinnern, was er im Rausch getan hat.“ Shikamaru zog es innerlich den Boden weg. Sprachlos starrte er die Rosahaarige vor sich an, die nun begriff: „Sie hat dich angelogen und dir etwas vorgespielt?“ Der junge Mann wusste gar nicht wo hin mit seinen Gefühlen, sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, das es schon schmerzte und er sich die Stirn hielt. Sachte legte Sakura ihm eine Hand auf die Schulter: „Shikamaru... Sie kann sich an alles erinnern, nur nicht daran, wie sie in das Wasser gefallen ist.“ Noch immer schwieg er und so sprach Sakura unbeirrt weiter, denn sie war sich sicher, den Grund für seinen Zustand zu wissen: „Ich weiß von Kakashi, dass die Schmuggler die Quelle Traumquelle nannten, weil sie die Menschen dazu bringt, ihre Träume zu verwirklichen. Und das stimmt. Ich habe es von vielen gehört. Es waren immer die größten Wünsche.“ Noch immer starrte der Dunkelhaarige zu Boden und realisierte ihr Gesagtes. „Shikamaru, sie liebt-“ „Ich muss sofort los.“, unterbrach er Sakura, drückte sie an den Schultern zur Seite und verließ schnellen Schrittes das Krankenhaus. Noch nie war er so schnell wieder zuhause angekommen. Eilig suchte er seine Sachen zusammen und stopfte sie in seinen Rucksack. Der Lärm rief seine Mutter auf den Plan: „Was machst du da?“ „Ich muss weg. Sofort.“ „Sofort?“, sie hob fragend eine Augenbraue, „Wohin?“ „Nach Suna.“, antwortete ihr Sohn und huschte schon an ihr vorbei. Verwirrt sah sie ihm nach: „Warum so plötzlich?“ „Bis dann!“, verabschiedete er sich, ohne ihre Frage zu beantworten. „Oh man, Shikamaru...“, sie seufzte ergeben und sah zurück in sein Zimmer, „Ich werde wohl ein letztes Mal dein Bett für dich machen...“ Shikamaru hatte am Haupttor schnell eine Nachricht für Kakashi verfasst und hinterlegt, er wollte keine Sekunde länger warten und so schnell wie möglich zu Temari. Sie hatte ihm die ganze Zeit etwas vorgespielt. Nach der intensiven Zeit mit ihr war er sich verdammt sicher, dass es ihr mindestens genauso beschissen ging, wie ihm. Eher noch mehr, die Blonde musste sich unglaublich für all das schämen und hatte wohl gehofft, auf diesem Wege nichts zwischen ihnen zu zerstören. Und er hatte die ganze Zeit gedacht, das er sie stören würde. Sie waren gegenseitig auf Abstand gegangen und hatten sich somit gegenseitig verletzt. Sie war ein so unglaublicher Dickschädel, es machte ihn rasend vor Wut, so sehr, wie es kein anderer vermochte. Wie hatte sie das ganze wissentlich nur ausgehalten? „Temari, meinst du nicht, dass du mal eine Pause brauchst?“, rief Kankurou besorgt den Felsen hinunter. „Lass mich in Ruhe!“, brüllte sie zurück und schwang wieder ihren Fächer, um die nächste Felssäule zu zerstören. Seit Wochen tobte sie fast täglich in der Wüste, um irgendwie Herr ihrer Gefühle zu werden. Ständig erschuf Gaara neue Felsenformationen für sie, aber meist hatte die Blonde diese nach ein paar Stunden komplett zerlegt. „Ich glaube, du kannst wieder aufbauen, Gaara.“, sprach der Puppenspieler zu seinem Bruder, der von seinem Buch aufsah. Wortlos hob er seine Hand und zog neue Opfer für seine Schwester aus dem Sand. „Wie lange will sie das eigentlich noch machen?“ Mit einem lauten Aufschrei flog eine Windwelle auf sie zu. Gekonnt wichen die Brüder dem Angriff ihrer Schwester aus und landeten etwas weiter weg auf dem Sand. „Ich schätze, bis sie müde umkippt.“, beantwortete Gaara seine Frage und formte für beide einen niedrigen Felsen, auf dem sie sich niederließen. „Gut, dass du ihr genug Spielzeug bieten kannst.“ „Gut, dass wir nicht den Übungsplatz gewählt haben.“, gab der Rothaarige zurück und blätterte weiter in seinem Buch, „Sie hätte Suna innerhalb eines Tages im Sand verschwinden lassen.“ Kankurou nickte und lehnte sich nach hinten auf die Hände, während er seiner Schwester weiterhin zusah. Shikamaru hatte sich kaum Pausen gegönnt. Es war ihm eigentlich auch egal. In den letzten Monaten war alles zu schwer für ihn und jetzt hatte er das Gefühl, vor Energie zu platzen. Er schlief kaum, aß während er lief und war froh, als er die ersten Ausläufer der Wüste erreichte. Fest mit dem Ziel vor Augen, lief der Dunkelhaarige stetig weiter. Im Kopf war er nur bei ihr und fragte sich, was sie wohl gerade tat. Konnte sie überhaupt etwas machen? Er hatte nichts Vernünftiges in den letzten Wochen zustande gebracht und mittlerweile war der Nara sich auch sicher, dass Kakashi ihm ganz bewusst unbedeutende Aufgaben gegeben hatte. Der Hokage musste ganz genau gewusst haben, das Temari das Erlebte während des Rausches nicht vergessen hatte. Nur in der Nacht, während ihres Fiebertraumes, hatte ihr Gedächtnis sie im Stich gelassen. Shikamaru war sich sicher, dass sie sonst anders reagiert hätte. Gedankenversunken wurde er von einer Druckwelle erfasst, die ihn von den Füßen zog und in den Sand beförderte. Überrascht blinzelte er.Shikamaru erkannte sofort, wer dahinter steckte. Doch was hatte es damit auf sich? Neugierig rannte er los, bis er eine seltsame Ansammlung von Felssäulen in der Ferne erkannte. Der Nara war sich ziemlich sicher, dass diese bei seinem letzten Besuch in Suna noch nicht exzisierten. Je näher er kam, desto klarer erkannte er drei Personen. Zwei saßen ihm mit dem Rücken zugewandt da, die dritte Person tobte zwischen den Felsen hin und her. Mit einer Bewegung entstand wieder eine enorme Druckwelle, dieses mal in eine andere Richtung und riss den Großteil der Säulen zu Boden. Er konnte es nicht fassen, da wütete Temari wie besessen in der Wüste und zerlegte Felsen, die ihr Bruder scheinbar immer wieder neu für sie aufbaute. Natürlich, Gaara und Kankurou mussten über die Situation Bescheid wissen. Als Shikamaru auf der Höhe der Brüder angekommen war, warf er seinen Rücksack neben ihnen in den Sand und marschierte wortlos weiter zu ihrer Schwester. Kankurou zuckte kurz zusammen, er hatte den Shinobi aus Konoha nicht bemerkt. Gaara ließ sein Buch sinken. „Oh, jetzt wird es interessant.“, der Puppenspieler setzte sich auf. „Scheinbar weiß er es.“, der Rothaarige packte sein Buch zur Seite und war ebenso gespannt. Als Temari den jungen Mann bemerkte, der da stoisch auf sie zu lief, blieb ihr fast das Herz stehen. Sein Blick war so unnachgiebig, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie Angst bekam. „Hau ab!“, schrie sie ihm entgegen und wollte mit ihrem Fächer ausholen, als er sie mit seinen Schatten schon gebändigt hatte. Natürlich, daran hätte sie denken müssen, schoss es ihr zynisch durch den Kopf. Gekonnt zwang er die Blonde dazu, ihren Fächer zu schließen und ihn in seine Richtung zu werfen. „Du Feigling!“, brüllte Temari. Sie spürte, wie ihr die ersten Tränen in die Augen stiegen. Der Dunkelhaarige fesselte sie nahezu mit seinem Blick und kam ihr immer näher. Erst wenige Meter vor ihr löste sie sich aus seinem starren Blick und mutzte ihr Chance zum Angriff. Panisch holte sie mit der Faust aus, welcher er mit Leichtigkeit auswich. Fast ebenso sauer griff er nach dem Kragen ihres Kimonos und zerrte sie zu sich: „Wer ist hier ein Feigling?!“ „Shika-“, weiter kam sie nicht. Der Nara hatte sie im Nacken gepackt und küsste sie bestimmend. Sein Kuss war ungestüm und ließ ihr keinen Raum zum weichen. Anfangs verstand Temari nicht, was vor sich ging, bis es endlich in ihrem Kopf ankam. Ihre innere Mauer brach vor ihm zusammen, sodass ihre Tränen stumm über ihre Wangen liefen. Als Shikamaru spürte, wie sie weinte, entließ er ihren Kragen aus seiner Hand und legte ihn um ihre Taille, um sie eng an sich zu ziehen. Wie hatte er ihre Nähe vermisst, es tat so unglaublich gut, die Blonde im Arm zu halten und zu küssen. Schließlich krallte sie sich an ihm fest und drückte sich an ihn. Fast schon gierig erwiderte sie seinen Kuss und konnte nicht anders, als ihm mit der Zunge über die Unterlippe zu streichen. Temari hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie je wieder seine Lippen spüren würde, jetzt wollte sie ihn um keinen Preis mehr hergeben. Die Brüder betrachteten das Schauspiel und schwiegen erst einmal. Gaara konnte nicht anders als zu grinsen, während es Kankurou langsam doch reichte. „Ey, ich hab genug Anzüglichkeiten zwischen euch gesehen, könnt ihr bitte zuhause in ihrem Zimmer weitermachen?!“, brüllte er zu den beiden rüber. Die beiden Angesprochenen grinsten in ihren Kuss. Shikamaru löste sich langsam von ihr und sah Temari in ihre grünen Augen: „Du bist ein verdammter Dickschädel.“ Beschämt blickte sie von ihm weg: „Das alles... das war...“ „Die Wahrheit?“, half er ihr weiter. „Nein, ich meine ja, also-“, die Blonde redete sich um Kopf und Kragen, „Ich wollte doch nicht nur mit dir-“ „Temari... Ich bin nicht blöd.“, der Nara legte seine Stirn an ihre, „Ich glaube nicht, dass du nur Sex von mir wolltest.“ Peinlich berührt sah sie nach unten, als er dass so gezielt sagte. „Ich war so peinlich...“ Er seufzte und legte die Unterarme auf ihren Schultern ab, um sie so zu zwingen, ihn anzuschauen: „Glaub mir, wäre ich in den letzten Wochen in diese verdammte Quelle gefallen, wärst du mich ebenso wenig losgeworden.“ Ungläubig schaute die Blonde ihn an. Sein ehrliches Lächeln bestätigte seine Aussage. „Seit wann...“, fragte sie vorsichtig nach. „Bewusst erst, nachdem du in die Quelle gefallen bist. Realisiert, nachdem ich dich während deines Fiebers unter der Dusche geküsst habe.“, gestand Shikamaru. „Du hast mich geküsst...?“, sie grub in ihren Erinnerungen, fand aber nur einen Traum, der das widerspiegelte, was er erzählte. „In dem Moment hättest du alles von mir haben können.“, er drückte sie wieder an sich. Langsam schlang sie die Arme um den Mann und flüsterte: „Darf ich dich jetzt auch noch haben...?“ „Du glaubst doch nicht, dass ich nur für einen Kuss ganz aus Konoha herkomme, dir das alles sage und dann war's das?“, harkte Shikamaru nach. „Ich weiß ja nicht, ob du dir etwas anderes vorstellst...“, wisperte sie, „Ich will dich auf keinen Fall als Freund verlieren.“ Er seufzte schwer: „Ich denke, unsere Freundschaft hat eh ihre Dauer überschritten.“ „Was?!“, entsetzt drückte sie Temari von ihm und starrte ihn entgeistert an. „Als Partner kann ich wohl schlecht dein bester Freund sein.“, grinste der junge Mann und strich mit dem Daumen eine Tränenspur weg. Nun entfloh ihr ein Lachen und sie wischte sich selbst die restlichen Tränen aus dem Gesicht. „Muss ich dich jetzt Heulsuse nennen?“, neckte Shikamaru sie liebevoll und hauchte ihr erneut einen Kuss auf die Lippen. „Halt die Klappe.“, befahl die Blonde und lehnte sich ihm entgegen. Sie hätte eine Ewigkeit mit ihm hier stehen können, doch ein Räuspern holte sie zurück in die Realität. Gereizt löste sich Temari wieder vom Nara: „Kankurou, nerv mich nicht.“ „Ich glaube ich hab noch einiges gut bei dir, bevor du mir eine überbraten kannst.“, meinte ihr Bruder locker. Sie rollte mit den Augen, worüber Shikamaru nur lachen konnte. „Er hat leider recht. Gehen wir?“ Der junge Mann lockerte seinen Griff um sie: „Wenn du fertig bist mit deiner Zerstörungswut.“ „Pah...“, gab sie pampig von sich und lief zu ihrem Fächer, um diesen aufzuheben, „Übrigens...“ „Hm?“, er schritt an ihrer Seite zurück zu ihren Brüdern. „Mutig von dir, mir den Fächer zu entreißen.“ „Das werde ich nie wieder tun.“ Sie warf ihm kurz einen Blick zu: „Lass mich raten, weil man Frauen nicht schlägt?“ „Ich hab dich nicht geschlagen.“, wehrte der Dunkelhaarige ab. „Aber du hast ein Problem damit, dich Frauen in den Weg zu stellen.“ Ungeniert griff er nach ihrer freien Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen, worauf Temari zu ihm aufsah. Glücklich erwiderte der Nara die Geste: „Ich denke, wenn du in Zukunft mal den Fächer gegen mich erhebst, wird es wohl meiner Faulheit verschuldet sein und das ist vollkommen in Ordnung.“ „Shika...“, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Das hab ich vermisst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)