Tiefe Gewässer von Berrii (Shika x Tema) ================================================================================ Kapitel 15: Schmerz ------------------- Den restlichen Tag verbrachten sie auch mehr für sich selbst, als dass sie zusammen arbeiteten. Wobei das nicht mal nötig war für die Papiere. Temari war froh, als sie ihr Tagesziel erreicht hatte und den Stift fallen ließ. Seufzend streckte sich die Blonde, sie wollte einfach nur noch ins Bett. Auf Inos Picknick hatte sie eh keine Lust und so wie der Nara drauf war, würde er sie garantiert eh nicht mitnehmen, er war bestimmt froh, so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen zu müssen. Und so ließ die Blonde den Nara alleine zurück, weder verabschiedete sie sich, noch wartete sie darauf, das er irgendetwas sagte. Für Shikamaru war es unverständlich, wieso sie auf so großen Abstand zu ihm ging. War ihr aufgefallen, was sein Problem war? Hatte sie ihn beim Herüberschauen ertappt und fühlte sich nun unwohl in seiner Gegenwart? Grummelnd knallte er den Kopf auf den Tisch. Das war erst der zweite Tag und er ging jetzt schon am Stock. „Wo ist Temari?!“, pampte seine Kameradin ihn sauer an. „Was?“, fragte der Nara verwirrt. Ino hob eine Augenbraue: „Ich hab sie eingeladen, ich sagte ihr noch, dass du sie ja mitnehmen kannst!“ „Klingt eher, als hättest du ihr keine Wahl gelassen und sie hat keine Lust.“ „Interessiert mich nicht!“, sie drehte den Mann um und schob ihn davon, „Abmarsch, hol sie!“ „Spinnst du? Ich bin doch nicht dein Pascha.“ Ino verschränkte die Arme: „Du willst einen Gast unseres Dorfes allein zuhause vergammeln lassen, während wir hier ein fettes Picknick verdrücken?!“ „Oi Shikamaru, warum holst du sie nicht? Wäre doch schade!“, stieg Naruto sofort mit ein. War ja klar, dachte sich der Nara frustriert und schritt davon, bevor noch mehr auf ihn rumhackten. Temari lag gedankenversunken auf ihrem Futon. Obwohl sie erledigt war, wollte sich kein Schlaf einstellen. Ein Klopfen riss sie schließlich hoch. Grummelnd stapfte sie zur Tür: „Was?!“ Augenblicklich lief ihr die Schamesröte ins Gesicht, denn da stand kein anderer, als Shikamaru. Sofort schlug sie wieder die Tür zu. Sie hatte nur in Shirt und Hotpants geöffnet. Auf der anderen Seite der Tür glühten dem Nara nicht minder wenig die Wangen. „Was willst du?“, kam es nun etwas ruhiger von ihr durch die Tür. Der Mann sammelte sich kurz: „Ino besteht darauf, dass du zum Picknick kommst. Ich soll dich abholen, sonst lande ich wahrscheinlich auf dem Grill.“ „Ich hab keine Lust.“, gab sie zurück. Shikamaru seufzte schwer und flüsterte mehr zu sich selbst: „Das war mir klar.“ „Was?“, wieder öffnete sie die Tür, dieses Mal aber angezogen. Verwundert sah er sie an: „Du kommst doch mit?“ „Sonst geht sie mir die nächsten Tage erst recht auf die Nerven.“, grummelte die Blonde und schlüpfte in ihre Sandalen. Das konnte nur gehörig schief gehen... Unterwegs sagte keiner der beiden etwas. Temari graute es davor, mit den anderen die halbe Nacht zu verbringen. Was, wenn jemand sie auf die Wochen ansprach, die sie mit dem Nara verbracht hatte? Vielleicht hätte sie lieber doch Inos Nerverei in den nächsten Tagen wählen sollen. „Temari!“, Naruto grinste sie breit an, als sie zu den anderen kamen, „Wie geht’s Gaara und Kankurou?“ Sie grinste leicht zurück: „Gut soweit. Treiben das übliche, mit Sand und Puppen spielen.“ Der Uzumaki lachte: „Klingt gut! Und du?“ „Das übliche, ich sorge für Ordnung.“ „Ist nicht einfach mit zwei Brüdern, was?“ Die Blonde zuckte mit den Schultern und ließ sich neben dem Chaoten auf der Decke nieder. Wenn er den ganzen Abend so belangloses Zeug quasselte, war er genau der Richtige, an den sie sich halten sollte. Shikamaru setzte sich den beiden gegenüber neben Choji, der sich um das Fleisch kümmerte: „Schön, dann sind wir ja fast vollzählig!“ „Ach, ich hab ganz vergessen euch zu erzählen, das Sakura heute nicht kann!“, meinte Naruto plötzlich. Da wurde Temari mit einem Mal schlecht, im nächsten Moment fiel ihr aber ein Stein vom Herzen. Die Haruno hatte sie komplett vergessen! Sie wusste garantiert, dass sie nichts vergessen hatte vom Rausch. Extrem erleichtert atmete Temari kurz durch und hoffte, dass niemandem ihre Reaktion aufgefallen war. Das hieß, sie musste in den folgenden Tagen gut aufpassen, der Rosahaarigen auf keinen Fall über den Weg zu laufen. Und sie konnte nur hoffen, das Shikamaru niemals mit ihr über dieses Thema sprach. „Wieso das nicht?“, fragte Ino perplex nach, „Gestern sagte sie noch, sie kommt.“ „Personalmangel im Krankenhaus, da musste sie kurzzeitig die Nachtschicht übernehmen. Es sind momentan viele krank, Sommergrippe oder sowas.“, der Blondschopf bediente sich an einer Schüssel mit Knabberkram. „Heißt wenn wir Pech haben, fangen wir uns alle den Mist ein.“, fasste Tenten es zusammen. „Ich hab keine Zeit für sowas, ich muss trainieren!“, meinte Rock Lee enthusiastisch und hob die Faust, „Naruto?“ „Nein, heute Abend mal nicht!“, winkte der andere ab und schnappte Choji das erste Stück Fleisch vom Grill weg, „Frag doch mal Shikamaru, dem würde das sicher gut tun.“ „Nein danke, kein Bedarf.“, murmelte der junge Mann genervt und legte sich zurück, um in den Himmel zu starren. „Du bist momentan aber ziemlich faul, etwas Bewegung könnte nicht schaden.“, machte sich Kiba über ihn lustig, „Du liegst zur Zeit doch nur rum.“ „Man muss auch mal entspannen!“, warf Choji ein und legte sich seinen Teller voll mit Fleisch und diversen Beilagen. Neji sah das ganze natürlich etwas anders und kam nicht umzu, als auch seinen Kommentar dazu abzugeben: „Man kann aber nicht nur entspannen, man muss auch was tun.“ „Also wenn ich eine schwere Mission hinter mir habe, brauche ich auch erst mal ein paar Tage Ruhe.“, beschwichtigte Hinata ihren Cousin. „Aber gerade nach einer anstrengenden Mission ist man doch besonders motiviert, noch besser zu werden!“, mit diesen Worten sprang Rock Lee auf und spurtete schon los, um eine Runde um den Platz zu drehen, während er irgendwelche Sportparolen rief. „Die letzte große Mission von euch war doch recht aufwändig, oder?“, fragte Kiba den Nara, „Da war doch auch Suna mit involviert.“ Dabei glitt sein Blick hinüber zu Temari, die äußerlich ruhig war, innerlich aber panisch wurde. Musste das sein?! Ausgerechnet aus der Richtung hatte die Blonde überhaupt nicht damit gerechnet. Shikamaru ergriff aber das Wort, bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte: „Ah, nervig wie sonst auch, nichts besonderes.“ „Dafür warst du aber echt lange nicht zu sehen.“, kommentierte Tenten und nahm sich ein paar Erdbeeren. Der Nara zuckte nur mit den Schultern, sagte aber nichts weiter. Temari wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er hatte sehr schnell reagiert, was sie eigentlich gar nicht von ihm kannte. Sie schlussfolgerte daraus, dass der junge Mann nicht darüber reden wollte. Verständlich, sie war extrem peinlich gewesen. „Hat Kakashi dich deswegen danach mit solchen Mini-Aufträgen abgespeist?“, harkte Shino nach. „Schätze ja. Damit er mir jetzt den Berg Arbeit zum Examen aufbürden kann.“, Shikamaru wollte gar nicht an die riesigen Stapel Papiere denken, die noch auf ihn warteten. „Ja, die geburtenstarken Jahrgänge... Meine Eltern haben sich darüber schon amüsiert.“, meinte Ino, „Da ist eigentlich niemand Einzelkind, sagten sie.“ „Jetzt wo du es sagst...“, Tenten schaute zu Hinata, „Eigentlich hat nur Hinata noch eine Schwester. Wir anderen sind Einzelkinder.“ „Kann man so nicht sagen, Temari hat ihre zwei Brüder.“, warf Choji ein und grinste zu ihr rüber. „Das stimmt, aber die Suna-Geschwister stehen damit ziemlich alleine da.“, nachdenklich aß Tenten noch eine Erdbeere, ehe sie sich an Temari wandte, „Wie ist das so, mit zwei Brüdern?“ Die Blonde war froh über den Themawechsel: „Anstrengend. Vor allem als Ältere.“ „Aber du musst die beiden jetzt nicht bekochen und sowas, oder?“, wollte Kiba wissen. „Seh ich so aus, als würde ich sie bemuttern?“, stellte sie ihm als Gegenfrage. Naruto lachte auf: „Bestimmt nicht! Aber Gaara oder Kankurou am Herd kann ich mir nicht vorstellen.“ „Wer kann sich dich am Herd vorstellen?“, lachte Kiba und zeigte auf Naruto, „Du bedienst entweder den Wasserkocher oder gehst zur Ramenbar!“ „Pah! Ich weiß halt, was gut für mich ist!“, gab der Uzumaki von sich. „Eigentlich können beide gut kochen. Wir haben alle drei so unsere Sachen, die wir besser können.“, erzählte Temari und fühlte sich endlich etwas entspannter. Ino reichte ihr einen Teller mit Spießen voll Gemüse und Fleisch, die sie gerade vom Grill genommen hatte: „Klingt nach einer guten Abwechslung bei euch zuhause. Was kochst du dann immer so?“ Temari nahm ihr den Teller ab und nahm sich einen der Spieße, um den Teller dann weiterzureichen. Während sie den ersten Happen aß, überlegte sie, ob die Yamanaka ihr eine Falle mit der Frage stellen wollte. Andererseits konnte sie schlecht nicht antworten. „Ich bin mach eigentlich alle Reis-Gerichte. Kankurou lässt den Reis meistens anbrennen.“ „Ihr seid also gut strukturiert.“, fasste Tenten zusammen, „Mich würde wohl am meisten stören, dass ich mich nicht richtig frei bewegen kann. Ich mein, da vergisst du dann was im Zimmer, bist schon im Bad...“ Temari winkte ab: „Ach... Damit wächst du auf. Unter Geschwistern läuft es locker und ruppig ab. Das ist fast wie in der Sammelkabine beim Onsen.“ „Hm, also bei meiner Schwester und mir eher nicht.“, trug Hinata zum Gespräch bei. „Naja, ihr seid auch eine sehr traditionelle Familie.“ „Das stimmt allerdings.“, antwortete die Hyuuga Tenten, „Bei uns ist es doch recht... konventionell.“ „Das scheitert bei uns schon bei den einfachsten Dingen.“, Temari legte ihren leeren Spieß vor sich auf einen Müllteller ab. Naruto nickte: „Verständlich. Aber unkonventionell hat auch seine Vorteile!“ Er schenkte ihr einen aufmunternden Blick und Temari wusste, was er meinte. Shikamaru hatte stumm dem Gespräch gelauscht. Er genoss es für diesen Moment einfach, das Temari wieder ganz die alte war und er ihre Stimme hören konnte. „Wie ist das Leben als Einzelkind mit Eltern?“, warf Temari als nächstes in die Runde. Die betreffenden Personen schwiegen kurz und dachten nach. „Also ich finde es schön.“, antwortete Ino, „Ich brauch die Aufmerksamkeit meiner Eltern nicht teilen und hatte auch als Kind zuhause nie den Zwang, Dinge teilen zu müssen.“ „Ich hätte gerne noch eine Schwester oder einen Bruder gehabt.“, Tenten trank einen Schluck Wasser, „Dann hätte man als Kind besser zusammen spielen können.“ „Also ich hatte als Kind genug zu tun, ein Geschwisterkind hätte ich als störend empfunden.“, meinte Shino. Kiba legte den Kopf schief und schaute zu Akamaru: „Also ich würde Akamaru als Bruder bezeichnen.“ „Hat es überhaupt Vorteile, Geschwister zu haben?“, wollte Naruto ehrlich wissen, „Man kann als Kind ja auch mit Freunden spielen.“ „Wenn du eine anstrengende Mutter hast, ist es durchaus praktisch. Dann muss man den Mist nicht alleine ertragen.“, Shikamaru gähnte, „Und die Erwartungen an dich sind nicht so hoch, weil es noch jemanden gibt.“ Choji lachte. „Das liegt nur daran, das du so faul bist.“,kommentierte Temari spitz und war froh, endlich wieder etwas locker zu ihm sagen zu können. Shino pflichtete ihr bei: „Seh ich genauso. Ich hab keine Probleme damit, die Erwartungen meiner Eltern zu erfüllen.“ „Das kann ich so unterschreiben.“, bestätigte Neji. „Schon klar.“, Shikamaru erhob sich, „Viel Spaß euch noch, ich hab noch etwas zu erledigen.“ Genervt wandte er sich ab zum Gehen. Temari sah ihm verdattert nach, fing ihre Mimik aber schnell wieder. Dennoch war sie innerlich getroffen. Wieso ließ er sie alleine mit seinen Freunden? Sie hatte kaum etwas mit ihnen zu tun, viel mehr mit ihm. „Kann die Arbeit nicht bis morgen warten? Temari ist doch auch hier!“, kam es entgeistert von Naruto. Nun stand auch Temari auf: „Naja, viel Papierkrieg eben, der in der gleichen Zeit wie sonst erledigt werden muss. War schön, Ciao.“ Immerhin konnte sie sich so gut aus der Affäre ziehen. Sie hatte keine Lust, ohne ihn bei den anderen zu bleiben und auf der anderen Seite war sie sich nicht sicher, ob er tatsächlich wieder zurück ins Büro ging. Denn in diesem Falle würde die Blonde es tatsächlich wohl auch tun. Auch wenn sie mit seiner Gegenwart Probleme hatte, es war wirklich verdammt viel Arbeit und sie musste erledigt werden. Wenn er Nachtschichten einlegte, würde sie das auch tun. „Viel Erfolg euch beiden!“, rief Ino ihnen laut hinterher und winkte ihnen nach. Bei Inos Satz entgleisten Shikamaru fast die Gesichtszüge. Temari folgte ihm? Genau das konnte er jetzt am Wenigsten gebrauchen. Doch was sollte er jetzt tun? Flüchten war mehr als peinlich. Temari war flott auf seiner Höhe und zusammen gingen sie zurück zu den Bergen von Papier, die auf sie warteten. „Du hättest mir gestern schon sagen können, dass du die Nacht auch arbeitest, dann hätte ich mitgemacht.“, versuchte Temari ein Gespräch in Gang zu bringen, als sie den Saal betraten. Der Nara zuckte nur mit den Schultern: „War ja meine Entscheidung.“ Aua. Es war ein kleiner Satz, aber er verletzte sie tief im Herzen. Er wollte definitiv alleine sein und hielt es auch nicht für nötig, mit ihr etwas abzusprechen. Gerade Letzteres war ganz untypisch für ihn, sie sprachen sich immer grundsätzlich ab, was die Arbeit anbelangte. „Mecker mich nicht an, Heulsuse.“, schoss sie grob zurück, um ihren Schmerz zu übertünchen und ihm Parole zu bieten. „Lass mich bitte in Ruhe, ich will heute noch was schaffen.“, warf er monoton zurück und vergrub sich an seinem Tisch. Die Frau konnte nicht anders und ballte die Fäuste. Doch mit einem Biss auf die Unterlippe schluckte sie ihren Zorn hinunter und setzte sich schweigend auf ihren Platz. Zum Glück hatte sie einen so hohen Stapel Papier vor sich, dass er ihr Gesicht nicht sah, denn eine Träne konnte sie nicht unterdrücken. Gegen vier Uhr morgens gab sich Shikamaru geschlagen. Wenn Temari jetzt jede Nacht auch arbeiten würde, hätte er ein großes Problem. Er kam einfach nicht voran. Irgendwann hatte er sie ausgeblendet, aber seine Gedanken schweiften dennoch ständig zu ihr ab. Sie war typisch die alte, pöbelte ihn an, nannte ihn Heulsuse und sah in ihm das, was sie immer gesehen hatte: einen Faulpelz. Der Dunkelhaarige musste dringend seinen Kopf frei bekommen oder er würde das Examen nicht überleben. Gähnend ließ er seine Arbeit zurück, er brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf. Reflexartig warf er noch einen Blick zur Blonden, die sich jedoch nicht rührte. Sie hatte ihren Kopf auf den Unterarmen abgelegt und schlief tief und fest. Wie gerne würde Shikamaru sie berühren. Doch das würde ihn nur selbst verletzen. Stumm verließ er den Saal und schloss leise die Tür hinter sich, um sie nicht zu wecken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)