A Cats' Fishing Ground von Darklover ================================================================================ Kapitel 36: 36. Kapitel ----------------------- Es war wie ein bizarrer Traum, als sie am nächsten Morgen von warmen Sonnenstrahlen im Gesicht geweckt wurde. Sie hätte fast auf der Stelle losheulen können, so wie sie es an so vielen Morgen ohne Zin getan hatte, an denen sie alleine in ihrem Bett erwacht war und ihn schmerzlicher vermisste, als am Rest des Tages. Viola war sich fast sicher, dass sie das alles gestern Nacht nur geträumt hatte und ihre Angst war zu groß, als dass sie sich einfach hätte umdrehen können, um sich vollkommen zu vergewissern, dass sie wieder einmal alleine im Bett lag. Doch ein muskulöser Arm, der locker auf ihrer Taille lag und sich bei jedem ihrer Atemzüge bewegte, war an diesem Morgen einmal etwas gänzlich Neues und schien ihr ihren Irrtum klar vor Augen zu führen. Natürlich wollte noch ein Teil ihres Gehirns, der für ihren Selbsterhaltungstrieb verantwortlich war, ihr einreden, dass das der Arm irgendeines Kerls sein könnte, den sie sich am Ende geholt hatte, um ihre unerträgliche Einsamkeit zu mildern. Doch allein der Widerstand, der bei diesem Gedanken hochkam, hätte ihr schon genügt, um die Wahrheit zu erkennen. Hinzu kamen aber noch die blassen Streifen auf der Haut, die sie an die Zeichnung eines Tigerhais erinnerten und Schwimmheute, die zwischen den langen schlanken Fingern gefaltet waren, sich aber dennoch nicht verstecken konnten. Es war Zin. Daran hegte sie keinerlei Zweifel mehr und somit war der Grund, warum sie sich nicht zu ihm herumdrehen sollte, verschwunden. Ihre Angst war weg und stattdessen wurde sie von einem gänzlich neuen Gefühl erfüllt – Glück. Als Viola sich vorsichtig in seinen Armen herumdrehte und sein schlafendes Gesicht betrachtete, lächelte sie so glücklich, wie sie in letzter Zeit schon lange nicht mehr gelächelt hatte. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, strich sie mit ihren Fingerspitzen seine Schläfe hinab und zeichnete die Kontur seines Kiefers am Rande seiner Kiemen nach. Er war so wunderschön. In ihren Augen der schönste Mann der Welt, ob nun am Land oder im Wasser. Das spielte hierbei keinerlei Rolle und er hatte sich für sie entschieden. Viola liefen schon wieder Tränen die Wange hinab, doch dieses Mal vor Glück. Sie war wirklich zu einer verdammten Heulsuse mutiert! Oder aber, es ging ihr wieder einmal in ihrem Leben etwas so richtig nahe ... Er spürte ein leichtes Kitzeln am Kinn. Automatisch runzelte sich seine Stirn und er atmete tief ein, um das Gefühl zu verscheuchen. Eine Sicherheit, die er schon lange nicht mehr in sich verspürt hatte, trieb ihn zu einem anderen Automatismus, der ihm allerdings wieder sehr zufriedene Gesichtszüge bescherte. Zin schlang seine Arme um den warmen Körper, der ohnehin schon nahe bei ihm lag, und zog ihn näher an sich. In einer streichelnden Bewegung schob er seinen Arm zurecht, kuschelte seine Nase in weiches Haar und achtete darauf, dabei dafür zu sorgen, dass es nicht nur für ihn, sondern auch für die Frau gemütlich war, die er da im Arm hielt. Noch schaltete sein Gehirn nicht gänzlich in den Wachzustand. Dafür war er körperlich zu erschöpft und geistig zu zufrieden. Zin war müde, erledigt und gleichzeitig glücklich. Warum sollte er da die Augen aufschlagen, die sowieso nur brennen würden vor Erschöpfung. Da war es so viel besser, sich in die Wärme zurückzuziehen, die ihn umgab und noch etwas weiter zu schlafen. In Sicherheit. Dem entsprechend murmelte er etwas Zufriedenes und Dankbares, das vielleicht für niemanden zu verstehen war, das er aber sehr aufrichtig meinte. Eine Sekunde später war er allerdings schon wieder tief eingeschlafen. Als Zin sich bewegte, blieb Viola ganz ruhig liegen und ließ es nur zu gerne zu, dass er sie inniger in den Arm nahm. Eine Weile genoss sie es auch weiterhin, während ihre Tränen trockneten und sie sich noch etwas entspannen konnte. Doch irgendwann wurde ihr klar, dass Zin nicht so schnell wieder aufwachen würde, da er wohl viel nachzuholen hatte. Aber sie konnte auch nicht die ganze Zeit bei ihm im Bett liegenbleiben, also begann sie nach einiger Zeit damit, sich langsam aber sicher von ihm zu lösen und aus dem Bett zu gleiten. Ein bisschen bauschte sie die Decke so um ihn herum, dass er immer noch etwas im Arm halten konnte. Während sich Viola leise anzog, kam Flöckchen zu Zin hoch gewandert und machte es sich auf dem Kissen neben seinem Kopf bequem. Viola konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ihre Süße ein paar Mal über Zins Stirn leckte, ehe sie sich an ihn kuschelte und ganz in Katzenmanier weiterschlief. „Pass gut auf ihn auf, meine Süße“, hauchte sie der weißen Katze noch zu, ehe sie das Schlafzimmer verließ, um in die Küche zu gehen und eine riesige Menge an Frühstück herzurichten. Selbst wenn Zin auch weiterhin beteuern sollte, dass er keinen Hunger hatte, würde sie ihn schon dazu bringen, wieder etwas mehr Fleisch auf die Rippen zu bekommen. Egal mit welchen Mitteln. *** Irgendwann war er in dem hellen Zimmer aufgewacht. Da Flocke schnurrend neben ihm lag und nur etwas vorwurfsvoll zu ihm aufsah, als er sich anschickte, das Bett zu verlassen, nahm Zin an, dass Viola nicht weit sein konnte. Warum hatte sie ihn allein schlafen lassen? Schlechtes Gewissen nagte an ihm, aber das war nicht das einzige Gefühl, das Zin an diesem Morgen lauthals anbrüllte, als er zuerst das Schlafzimmer verließ und dann leise die Treppe zum Wohnraum hinunter stieg. Interessiert und verwundert sah er sich im Haus um, das sich seit seinem letzten Besuch doch ziemlich verändert hatte. Wo vorher in jedem Winkel etwas gestanden hatte, war nun staublose Sauberkeit anzutreffen. Es wirkte, als hätte Viola das gesamte Innenleben ihres Hauses umgekrempelt und ... ja, es machte den Eindruck, als würde sie gar nicht mehr richtig hier wohnen. Dieser Eindruck verflüchtigte sich allerdings ziemlich schnell, als Zin den Flur entlang ging und ihm der Duft von frisch zubereitetem Essen in die Nase stieg. Er warf einen kurzen, flüchtigen Blick an sich hinab, hätte aber sowieso nicht gewusst, wo er so schnell hätte Kleidung finden können und trat daher gewohnt nackt, wie er war, in die Küche. „Guten Morgen.“ Seine Stimme klang in etwa so, als hätte er tagelang geschlafen und auch vorher nicht wirklich oft Gebrauch von seinen Stimmbändern gemacht. Letzteres stimmte. Aber wie lange er geschlafen hatte, konnte er nun wirklich nicht sagen. „Bist du schon lange auf?“ Viola drehte sich nicht um, als Zin die Küche betrat und sich dabei so anhörte, als hätte er Holzspäne verschluckt, aber der raue Ton in seiner Stimme, ließ ihre Nackenhaare prickeln. Sie fand es eigentlich ganz sexy. Vielleicht konzentrierte sie sich deshalb mehr auf den Inhalt der gusseisernen Bratpfanne, anstatt sich zu Zin umzudrehen. Immerhin wollte sie den Speck nicht anbrennen lassen und das würde sie, wenn sie ihn im vollen Lichte sah. „Ein Weilchen“, war ihre kurze Antwort, ehe sie lächeln musste. „Und 'Guten Morgen' trifft es nicht mehr ganz. Eher 'guten Tag'.“ Die Geräuschkulisse verringerte sich merklich, als Viola den Speck auf einen Teller leerte und die heiße Pfanne zur Seite stellte. Den Tisch hatte sie schon gedeckt, die Brötchen und Rühreier wurden im Rohr warmgehalten, während sie so wichtige Dinge wie Milch und Butter noch im Kühlschrank gelassen hatte. Aber ansonsten war alles bereit. „Setz dich doch“, bot sie ihm schließlich an, während sie den Teller mit dem Speck zum Tisch hinüber trug und dann auch noch das restliche Essen aus dem Ofen holte. Es fühlte sich immer noch komisch an, hier mit Zin in der Küche zu stehen und ihm Essen zu servieren, aber zugleich war es auch ein richtig gutes Gefühl. Erst als alles auf dem Tisch stand, wagte sie es Zin anzusehen, während sie ihm Orangensaft einschenkte, den sie bei seinem Anblick beinahe verschüttet hätte. Es war nicht nur die Tatsache, dass er es war, die ihre Finger zittern ließ, sondern dass er immer noch ziemlich fertig aussah. Aber wenigstens schien sein Blick klar und wach zu sein. „Konntest du dich etwas erholen?“ Er musste lächeln. Mit ein paar Schritten war er bei ihr und legte seine Hand um die ihre. Zin konnte trotzdem sehen, dass der Orangensaft im Glas, das sie nun gemeinsam in Händen hielten, leichte Kreise schlug. „Sehe ich so schlimm aus?“ Es klang scherzhaft, auch wenn er sich so ziemlich vorstellen konnte, wie schwarz die Ringe unter seinen Augen sein mussten. Aber Zin wollte nicht, dass Viola sich Sorgen um ihn machte. „Ich habe so gut geschlafen, wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.“ Ohne zu zögern, hauchte er ihr einen Kuss auf die Lippen. „Vielen Dank.“ Mit einem leisen 'Klack' stellte er den Orangensaft auf den Küchentresen, zog Viola an sich und drückte sie so fest, dass es sie zwar nicht erdrückte, aber er das Gefühl bekam, sie nie wieder loslassen zu können. „Ich hab dich vermisst.“ Hatte er ihr das schon gesagt? Eigentlich eine unwichtige Frage. Vermutlich würde er ihr das noch unendliche weitere Male sagen. Immerhin war es die Wahrheit. Sehr unromantisch unterbrach ihn sein Magen mit einem lauten Knurren und Zin lächelte Viola etwas schuldbewusst an, bevor er sie wieder ein Stück von sich ließ und sie so begeistert ansah. „Es ist ... noch ein bisschen unwirklich.“ „Ja, das ist es.“ Da konnte sie Zin nur zustimmen, aber es wurde besser. Von Augenblick zu Augenblick und das zeigte sich auch, als sie ihn auf seinen Platz drückte. „Genauso unwirklich, wie der Umstand, dass ich vermutlich inzwischen mehr wiege als du“, scherzte sie noch etwas unbeholfen, war aber dafür entschlossener damit, Zins Teller mit allen möglichen Sachen anzuhäufen, ehe sie sich neben ihn setzte und sich selbst etwas nahm. „Und du darfst erst aufstehen, wenn du alles aufgegessen hast. Damit das klar ist.“ Das kleine Grinsen in ihrem Gesicht machte die Strenge in ihrem Tonfall absolut zunichte, aber das war ihr egal. Es tat einfach gut, sich wieder um Zin kümmern zu können und dabei war sie sehr froh, dass sie ihm nicht wieder den Rücken zusammenflicken musste, der inzwischen wesentlich besser aussah, als sie je an ihm gesehen hatte. Die Narben heilten von Tag zu Tag mehr, aber sie würden sie immer an den Tag erinnern, als sie einen Fisch an Land gezogen und einen Mann dafür bekommen hatte. Zufrieden biss Viola von ihrem Marmeladenbrötchen ab und konnte nun keinen Moment mehr ihre Augen von Zin lassen. Ja, da waren die tiefen Augenringe und seine abgemagerten Züge, aber er war immer noch Zin und somit ungemein anziehend. „Ich verstehe.“ Mit einem Schmunzeln, aber ohne dass er seinen Blick von Viola lösen konnte, rückte Zin seinen Stuhl zurecht, nahm eine Gabel zur Hand, begann aber nicht zu essen, bis Viola nicht auch einigermaßen gemütlich auf ihrem Platz saß. Und selbst als sie sich gesetzt und sich selbst genommen hatte, beobachtete Zin sie für eine Sekunde, griff dann spontan nach dem Sitz ihres Stuhls und zog sie mitsamt dem Möbel so nah an sich heran, dass sich ihre Beine unter dem Tisch berührten. „Besser“, meinte er nur und spießte sich dann ein knuspriges Stück Speck auf die Gabel. Im ersten Moment schien sein Körper nicht genau zu wissen, was los war, als Zin ihn jetzt wieder mit reichlich Essen versorgte. Um seinen Magen nicht ganz zu verwirren, versuchte er langsam zu essen, gründlich zu kauen und die Mahlzeit zu genießen, die Viola für ihn zubereitet hatte. Außerdem schmeckte es vorzüglich, was das Genießen sofort sehr einfach machte. „Was ist mit deinem Haus passiert?“, wollte er nach einer Weile wissen. Viel besser. Aber das musste nicht erst erwähnt werden, nachdem Viola ihren Fuß bei Zins eingehakt hatte und ab und zu mit seinen Zehen spielte. Eigentlich hätte Zins Frage sie nicht so überraschen sollen, aber das tat sie. Immerhin hatte Viola sich schon an den Zustand des Hauses gewöhnt, da es schon seit mehr als einem Monat nun so aussah. Sie hatte nur das Nötigste zum Leben behalten und es war wirklich erstaunlich, wie wenig es am Ende geworden war. Es fühlte sich jetzt irgendwie leichter an. Befreiter und ihre Omi würde es sicher auch begrüßen, dass sich Viola endlich von dem ganzen Krempel getrennt hatte, den selbst ihre Großmutter schon längst hatte entsorgen wollen. „Ich habe endlich einmal ausgemistet“, war daher Violas ehrliche Antwort, auch wenn es nicht die volle Wahrheit war. Denn sie hatte mehr als das getan. Sie hatte inzwischen sogar gewisse Formalitäten erledigt, die es ihr ermöglichten, von einem Tag auf den anderen, hier wegzugehen. Denn damit rechnete sie inzwischen noch fester, als vor Zins Erscheinen. Sie würde ihn begleiten, wohin es auch ging, denn er konnte nicht hier bleiben. Hier war nur sie, aber er brauchte auch seinen Schwarm und das akzeptierte sie vollkommen. Doch das war nicht alles, was sich in ihrem Leben verändert hatte. Es gab noch mehr, aber Zin sollte es mit der Zeit selbst herausfinden. Zin hob eine Augenbraue und ließ sehr offensichtlich seinen Blick durch den Raum schweifen, in dem nur die nötigsten Möbel verblieben waren. Er wollte etwas dazu sagen, brachte aber nur ein zustimmendes „Hm“ zustande. Denn ausgemistet hatte sie. Sehr rabiat sogar. Anstatt sich im Moment weiter dazu zu äußern, blickte Zin sich weiter um, versuchte ein Muster in Violas 'Ausmisten' zu erkennen und kaute an einem Butterbrot herum, bis er seine Gedanken einigermaßen geordnet hatte. „Wie lange ...“ lebte sie schon so? In diesem kargen Zuhause, das einmal so sehr nach Viola ausgesehen hatte, dass Zin sich das jetzt gar nicht mehr vorstellen konnte. Natürlich hatte sich nicht alles verändert, aber es war doch ein unglaublicher Unterschied. Zin seufzte, sah Viola aber dann lächelnd an. Der Unmut darüber, dass er nicht wusste, wie er ein wirkliches Gespräch in Gang bringen sollte, war ihm anzusehen. „Eine Weile.“ Das schien heute wohl Violas Antwort des Tages zu sein, aber um ehrlich zu sein, wollte sie Zin nicht die genauen Details ihres Lebens während seiner Abwesenheit erzählen. Vor allem nicht die Dinge, die sie am Anfang mit sich selbst angestellt oder besser gesagt nicht angestellt hatte. Wie sie sich hatte gehen lassen, wie sie anschließend in eine Arbeitswut verfallen war, die seinesgleichen suchte und schließlich die Räumungsaktion. Viola war selbst klar, dass das alles irgendwelche Formen von Therapien waren, die ihr dabei hatten helfen sollen, die Zeit ohne ihn zu überstehen. Manches davon war gut und manches eben nicht. Aber eigentlich wollte sie Zin gar nicht mitteilen, wie sehr sie gelitten hatte. Vielleicht aus Angst davor, dass es ihm nicht so ergangen war, oder eben doch. Viola wusste gar nicht, was für eine Antwort ihr lieber wäre. Es war also am besten, gar nicht erst die Frage danach zu stellen. Stattdessen erinnerte sie Zin sehr deutlich daran, dass da immer noch etwas auf seinem Teller lag, das gegessen werden wollte. „Du hast viel nachzuholen und mach dich schon einmal darauf gefasst, dass ich dir in nächster Zeit jeden Bissen vom Mund abzählen werde.“ Damit machte sie sich selbst wieder daran, ihren Teller zu leeren und auch noch das Glas mit eiskalter Milch komplett auszutrinken. Eigentlich wollte Viola danach aufstehen und schon mal mit dem Abwasch beginnen, da Zin aber immer noch aß, empfände sie es als unhöflich. Außerdem wollte sie sich einfach nur beschäftigen. Der Abwasch wäre nun wirklich nicht so dringend. Allmählich wurde das Schweigen zwischen ihnen angestrengt und die Nervosität vom vergangenen Abend schien wieder um sich greifen zu wollen. Selbst als Viola einen Scherz machte, konnte das die Stimmung kaum heben und nach einer Weile ließ Zin die Gabel endgültig sinken, drehte sich zu Viola und nahm ihre Hände in seine. Mit Augen, aus denen eine Gefühlswelt und deren absolutes Durcheinander sprachen, betrachtete er die Frau, die er liebte und die er so sehr vermisst hatte. Trotzdem war es nicht einfach, über das zu sprechen, um das sie beide schon die ganze Zeit auf Zehenspitzen herumschlichen. „Wir sollten wahrscheinlich ... endlich darüber reden“, meinte er schlicht und wartete auf irgendein Zeichen der Bestätigung von Viola. Sie mochte es, wenn er sie berührte und wie es sich für sie anfühlte. Ja, das tat sie wirklich. Aber in dem Moment, als Zin den Mund aufmachte, verschloss sie sich und ihre Gefühle vor ihm. Es war nicht fair, das wusste sie. Aber Viola wollte einfach nicht darüber reden, dass er so lange weggewesen war. War das denn nun wirklich noch wichtig? Er war hier, oder etwa nicht? Mussten sie da lange über das Davor diskutieren, wenn es doch endlich ein Danach gab? „Worüber, Zin? Du bist hier. Mehr muss ich im Augenblick gar nicht wissen.“ Nun entzog sie sich doch seinen Händen und schob ihren Stuhl zurück. Weg von Zin, damit sie aufstehen und das Geschirr vom Tisch räumen konnte. Damit sie ihm ausweichen konnte, weil das einfacher war, als sich dem Ganzen zu stellen, was immer noch unausgesprochen zwischen ihnen stand. Er ließ kurz den Kopf hängen, als Viola einfach aufstand und sich von ihm losmachte. Sie wollte nicht darüber reden. Mit zerfurchter Stirn wunderte sich Zin darüber und dachte gleichzeitig, dass er sich dann gestern vielleicht eingebildet hatte, sie habe nach seiner Familie gefragt. Hatte sie über Nacht ihre Meinung geändert? Wollte sie ... doch nichts mehr von ihm wissen? Zin meinte das ganz im wörtlichen Sinne. Er fragte sich, ob es Viola lieber war, wenn er den Mund hielt und nicht von dem sprach, was ihm widerfahren war oder was er als Nächstes vorhatte. Andererseits ... irgendwann würden sie das besprechen müssen. Spätestens ... wenn es an der Zeit war, von hier wegzugehen. Die Linien auf Zins Stirn gruben sich noch tiefer ein und er machte ein so düsteres Gesicht, dass es ihn vermutlich im Spiegel selbst erschreckt hätte. Hatte Viola gar nicht vor, von hier wegzugehen? Oder wollte sie, dass er einfach hier bei ihr blieb? Gut und schön, wenn sie so dachte, aber selbst darüber sollten sie sprechen, bevor jemand den anderen zu etwas zwang. Er wusste einmal mehr nicht, was er tun sollte. Also stand er auf, ohne ein Wort zu sagen, half dabei, den Tisch abzuräumen und mied Violas Blick, obwohl er immer wieder fragend zu ihr hinüber blickte. Himmel, er hatte wirklich keine Ahnung, was er jetzt machen oder sagen sollte. Und dabei hatten sie sich nicht einmal gestritten oder etwas in der Art. Irgendwie ging ihr der Abwasch gerade ziemlich am Arsch vorbei. Dafür war die Stimmung plötzlich viel zu gedrückt und die Luft zu dick im Raum, als dass sie sich jetzt mit schmutzigen Tellern hätte abgeben können. Viola verstaute lediglich die verderblichen Sachen im Kühlschrank und schlichtete noch etwas das schmutzige Geschirr, ehe sie Zin und den Abwasch einfach stehen ließ, um nach draußen und auf die Terrasse zu gehen, wo sie sich auf die hölzerne Treppe setzte und aufs Meer hinaus starrte. Sie wusste ohnehin, dass Zin ihr folgen und die Teller artig warten würden. Darum machte sie sich also keine Sorgen, als sie einfach so nach draußen verschwunden war. Aber sie brauchte wirklich frische Luft. Dort drin hielt es ja kein Mensch aus. Oder kein Wandler. Was auch immer. Viola atmete mehrmals tief ein und aus, während sie ihre nackten Knie mit den Armen umschlungen hielt und die Wärme der Sonnenstrahlen auf ihrer gebräunten Haut genoss. Als sie Zin hinter sich spürte, brach sie endlich ihr Schweigen, auch wenn es ihr nicht leicht fiel. „Du warst so lange weg, Zin. Es hat sich so viel verändert seither. Können wir ... können wir nicht wenigstens einen Tag lang alles andere vergessen? Was war und was sein könnte und einfach im Hier und Jetzt leben? Nur für ein paar Stunden?“ Das Holz unter seinen Fußsohlen war warm. Er konnte sich ihr fast lautlos nähern und hatte doch das Gefühl, in ihre Welt einzudringen, ohne im Moment dort willkommen zu sein. Was hatte er nur so schnell falsch machen können? Als er hinter ihr stand und es nicht wagte, sich einfach neben sie zu setzen, hörte er ruhig zu. Aus Violas Worten wurde er nicht direkt schlau. Ja, es hatte sich vieles verändert. Aber das hatten sie beide gewusst, als er fortgegangen war. Als klar geworden war, dass er gehen musste und es nur zum kleinsten Teil freiwillig tat, um seiner Familie zu helfen. Nicht zum ersten Mal war Zin kurz davor, sich zu wünschen, er hätte es nicht getan. Aber das war jetzt nicht mehr zu ändern. In einer hilflosen Geste strich Zin sich über die kurzen Haare, massierte sich mit den Fingern kurz den Nacken und betrachtete Violas verspannten Rücken, während er versuchte, sich eine Antwort zurechtzulegen. „Sicher könnten wir das.“ Er sagte es so ernst, wie er es meinte. Trotzdem konnte er es dabei nicht endgültig belassen. „Aber das ändert nichts. – Wenn du einen Tag so tun möchtest, als wäre die Zeit nicht vergangen, als wäre ich nicht weg gewesen und als hättest du dein Leben nicht ... aufgeräumt ... Dann ist das in Ordnung. Aber ich denke nicht, dass es danach leichter wird.“ Er tat den Schritt, den es brauchte, um neben ihr in die Hocke gehen und einen Arm um ihre Schultern legen zu können. „Ich will dir nicht schon wieder wehtun. Weder jetzt noch später. Aber ich weiß nicht ...“ Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Ihr entfuhr ein tiefer Seufzer, während sie sich etwas nach hinten und gegen Zins Arm lehnte. Viola hatte die Augen geschlossen und ließ einen Moment lang dieses Gefühl in sich einsickern, ehe sie zu Zin hoch und ihn ernst ansah, auch wenn sich hinter ihren Augen noch sehr viel mehr Gefühle tummelten. „Zin ... Ich könnte nie so tun, als wärst du nicht die letzten Monate weg gewesen.“ Das wäre unmöglich. Sie war einfach nicht mehr dieselbe und das ließ sich durch nichts rückgängig machen. „Aber ich will im Augenblick auch nicht zu viel nachdenken müssen. Das habe ich, seit du weg warst, so oft getan. Ich will einfach nur ...“ Ja, was wollte sie eigentlich? Ihr Blick glitt wieder zum Meer hinaus, das in den schillernden Farben von Türkisen glitzerte und in regelmäßigen Abständen den Strand ein Stückchen eroberte, nur um sich anschließend wieder zurückzuziehen, um einen neuen Versuch zu starten. So unermüdlich und doch im Einklang mit der Natur ... Im Grunde genommen war es so einfach. Sie wusste, was sie wollte, aber sie musste zugeben, dass es eine ziemlich primitive Forderung war. Genauso primitiv, wie das Tier in ihr, das nun einmal zu ihr gehörte. Zin war zwar wieder bei ihr, aber es war noch nicht zu ihrem ganzen Wesen durchgedrungen, und jedes Gespräch, das sie noch führen mussten, hatte keinen Sinn, solange sie es nicht mit jeder Faser ihres Körpers spüren konnte, dass er wieder der ihre war. Er musste wieder der ihre werden. Das Tier in ihr forderte es und die Frau ebenfalls. Vorher war sie zu keinem ernsten Gespräch bereit, da einfach dieses Gefühl der Verbundenheit fehlte. „Ich will dich, Zin“, meinte Viola schließlich ruhig. Aber da sprach mehr aus ihr, als nur die menschliche Seite ihres Wesens und die Art, wie sie ihn dieses Mal ansah, unterstrich ihre Worte nur noch. „Ich will dich fühlen, dich schmecken und berühren.“ Sie löste ihre Arme von ihren Knien und richtete sich langsam auf, während sie Zin keine Sekunde lang aus den Augen ließ, sondern ihn vielmehr wie ein Raubtier fixierte. Sie kam ihm nahe. Sehr nahe, so dass der Duft seiner Haut ihr deutlich in die Nase stieg und sie fast das Salz des Meeres darauf schmecken konnte, ohne von ihm gekostet zu haben. „Und ich will, dass du mich wieder daran erinnerst, wie es sich anfühlt, nur dir zu gehören!“ Er konnte ihren gesamten Körper bei diesem tiefen Seufzer beben spüren. Automatisch legten sich seine Finger fester, beschützender um Violas Schulter. Sie war zart und doch keineswegs schwach. Das wusste er. Aber es tat Zin trotzdem weh, sie so zu sehen. Und sich so ohnmächtig zu fühlen. Dabei hätte er gerade das in letzter Zeit eigentlich zur Genüge lernen müssen! Er schluckte Frust und Ärger hinunter, wie er es seit Wochen tat, und konzentrierte sich wieder auf das, was hier und jetzt wichtig war. Bloß wäre er vom Hier und Jetzt beinahe überfahren worden, hätte es sich nicht um Viola gehandelt und wäre sich Zin nicht absolut sicher gewesen, wie seine Gefühle für sie aussahen. Für die Verhältnisse seiner Art sprang sie ihm fast ins Gesicht und Zins Muskeln spannten sich, von seinem Verstand geleitet, nur dafür an, nicht nach hinten aus der Hocke umzukippen. Bei jemand anderem wäre er vielleicht wirklich umgefallen, hätte sich hoch gerappelt und wäre dann in Abwehrhaltung gegangen. Aber jetzt ... stellten sich lediglich die kleinen Härchen in seinem Nacken auf und seine Augen weiteten sich für einen Moment. Vielleicht sah er fragend, vielleicht auch nur überrascht aus. Jedenfalls hoffte er, dass er Viola mit diesem überraschten, leicht verunsicherten Moment nicht vor den Kopf stieß. Langsam verarbeitete sein Verstand die Information und auch sein Magen, in dem sofort irgendetwas wie ein Gummiball hin und her sprang, schien die Nachricht genauso aufgenommen zu haben. Sie wollte ... ihn? Das konnte man als Mann eigentlich nicht falsch verstehen. Und selbst wenn, hätte Violas Blick sämtliche Zweifel zur Seite gewischt. Zin schluckte und hatte das Gefühl, sein Mund würde auf einmal ganz trocken. Doch seine Reaktion war, dass er sich besseren Halt suchte, indem er aufstand und Viola mit sich zog. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. Hatte sie wirklich gedacht, er sei nicht mehr der ihre? Zin konnte das am Rande nachvollziehen. So viele Zweifel, so viel vergangene Zeit ... Er holte tief Luft, atmete Violas Duft ein und küsste sie leidenschaftlicher mit jeder Sekunde, die verging. Die Gefühle in seinem Inneren überschlugen sich und trotz der Müdigkeit, die ihm immer noch in den Knochen steckte, fühlte er sich seit Langem endlich einmal wieder zu etwas bereit. Zin grinste gegen Violas Lippen, wartete nicht auf eine Reaktion, sondern hob sie ohne Vorwarnung hoch und trug sie ins Haus. Die Tür auf die Terrasse stand immer noch offen und sie konnten das Rauschen des Meeres hören, als er Viola auf die Couch setzte, sich halb neben, halb über ihr nieder ließ und sie weiter küsste. Und er würde auch nicht damit aufhören, bis einem von ihnen der Sauerstoff ausging. Und selbst dann würde sich Zin noch überlegen, ob das dringender war, als Violas Wunsch nachzukommen. Als Zin sie küsste, wollte Viola sich beinahe dagegen sträuben, denn sie wusste, er tat es nur, weil sie ihn darum gebeten hatte. Sie schaffte es sogar, zuerst nicht darauf zu reagieren. Doch sobald sie einmal seinen Duft in sich aufgenommen und den Geschmack seiner Lippen gekostet hatte, war es um sie geschehen. Obwohl da immer noch der Hintergedanke war, Zin würde es nur für sie tun und nicht etwa, weil er es selbst so wollte, konnte sich Viola nicht lange gegen seine Nähe und seine Küsse sträuben. Stattdessen schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn enger an sich, um noch mehr von dem Gefühl zu erhaschen. Lediglich als er sie so unvermittelt hochhob, wollte sie wegen seines verletzten Rückens protestieren, bis ihr wieder einfiel, dass Zins Verletzungen inzwischen schon verheilt waren. Vielleicht noch nicht vollkommen, aber zumindest würde ihr Gewicht ihm nicht mehr schaden. Dennoch fühlte sie sich nicht wohl dabei, von ihm getragen zu werden; würde sie doch nie vergessen, wie sie sich kennengelernt hatten und wie schwach er damals gewesen war. Doch davon merkte sie schon kurze Zeit später nichts mehr, als er sie auf der Couch absetzte und sich über sie beugte, um sie noch leidenschaftlicher zu küssen. Gott, der Kerl war ein so verdammt guter Küsser. Viola konnte nur noch hin und wieder nach Luft schnappen, während sie alles nahm, was Zin ihr geben wollte und obwohl sie gerade noch danach verlangt hatte, wunderte es sie selbst, wie schnell ihr Körper auf Zins reagierte. Aber er war auch so unverschämt nackt. Zumindest für ihre Verhältnisse und das wirkte ebenso stark, wie der monatelange Sexentzug. Ihr Schoß prickelte bereits allein bei dem Gefühl, wie sie sich an Zin schmiegte und ihre Hände forsch und besitzergreifend über seinen herrlichen Körper wandern ließ. Genüsslich packte sie dabei seinen knackigen Po und drückte sein Becken gegen ihre Mitte. War ihr Seufzen vorhin noch schwer und voller bleierner Gefühle gewesen, so verließ nun ein gänzlich anderes Seufzen ihre Lippen. Violas Atmen erschauderte unter dem immer stärker werdenden Verlangen nach Zin, das sie all die Wochen und Monate irgendwie zu überwinden versucht hatte. Dass es ihr nicht gelungen war, wurde jetzt deutlicher denn je. Es schien regelrecht in ihr zu explodieren und mit einem Mal war die Katze in ihrem Kopf so präsent wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Violas Krallen fuhren aus, so dass sie gerade noch ihren Griff lockern konnte, um Zin nicht zu verletzen, dafür musste jedoch die Couch daran glauben, als sie eine Hand in das abgewetzte Polster schlug und sich Zin entgegen schob, so dass sie ihn mit ihrem Körper regelrecht in die Senkrechte und ihn mit seinem Rücken gegen die Lehne drängte. Als hätte der Platz immer schon ihr gehört, rutschte sie auf seinen Schoß, umschlang Zins Nacken und küsste ihn hungrig und sehnsüchtig zugleich, während sie sich verlangend an seinen Oberschenkeln rieb, bis ihr die Luft ausging und sie ihre Stirn gegen seine Halsbeuge drückte, um einmal durchatmen zu können. Ihre Hände dabei nicht untätig, streichelten seinen Körper entlang. Erforschten in einer Schnellexpedition das altbekannte Territorium neu und wanderten dabei zielstrebig gen Süden, während Viola ihre Krallen vorsichtig dazu einsetzte, ein bisschen seine weiche Haut zu necken, ohne ihm dabei wehzutun. Wieso hatte sie heute Morgen Hotpants anziehen müssen, verdammt noch mal? Diesmal machte sich seine Überraschung in einem kurzen Lachen Luft, als Viola sich auf ihn schwang und er über seine eigene Schulter hinweg kurz den Schaden an der Couch begutachten konnte. Als Fischmensch lag sein Respekt vor ihren Krallen in seinen Genen und Zin konnte gegen die anfängliche Nervosität nichts tun, die sich in ihm ausbreitete, als diese einerseits wahnsinnig glatten und andererseits ebenso scharfen Krallen über seine Haut strichen. „Wie gut, dass du mir nicht auf ernsthafte Art gefährlich werden willst.“ Seine Stimme wackelte in der Mitte des Satzes, doch Zin räusperte sich nur und lächelte Viola an, bevor er ihr einen Kuss auf das unverschämt süße Ohrläppchen gab, das sie ihm so offen vorlegte. Ihre Hände schienen gleichzeitig überall an ihm zu sein, und auch Zin ließ es sich nun endlich nicht mehr nehmen, Violas Körper zu streicheln, ihr Shirt mit immer größeren Kreisen seiner Hände auf ihrem Rücken immer weiter nach oben zu schieben und schließlich zu stocken, als er an die Grenze geriet, die nur „ausziehen“ oder „anlassen“ als Option vorsah. Da Viola sehr klar gemacht hatte, was sie wollte, zögerte Zin nicht wirklich lange, sondern zog ihr das Shirt über den Kopf, warf es mit Freuden in eine Ecke des Wohnzimmers, wo es hoffentlich lange liegen bleiben würde und ließ seinen Blick über Violas Gesicht und schließlich auch über ihre weiblichen Vorzüge wandern. Ohne dass es ihm bewusst gewesen wäre, wanderte allerdings nicht nur sein Blick, sondern auch seine Hände. Seine Finger streichelten über weiche Rundungen, stupsten kleine Knospen an, die sich ihm entgegen reckten und die genauso nach mehr zu verlangen schienen, wie der Rest von Violas Körper. Und wie Zins Körper. Denn obwohl ihn das Ganze ein bisschen überrascht hatte, blieb die Wirkung natürlich nicht aus. Violas Hände auf seiner Haut, ihre Küsse und der Anblick ihres nun halbnackten Körpers ... hätten wohl kaum einen Mann bei Verstand bleiben lassen. Ihn jedenfalls nicht. Noch einmal hob er Viola hoch, um selbst von der Couch aufzustehen, stellte seine Geliebte vor sich auf die Füße, um sie von dem kleinen Stück Stoff um ihre Hüften und ihren hübschen Po zu befreien und sie dann wieder mit sich auf das Sofa zu ziehen. Als sie sich erneut küssten, wurde Zin ihr Temperaturunterschied erst wieder in vollem Maße bewusst. Viola schien auf ihm zu brennen. Es war ungewohnt und anziehend. In mehr als einer Hinsicht. Oh Gott, sie hatte das so vermisst! Nicht nur das Berührtwerden, sondern von Zin gestreichelt und beachtet zu werden. Er verwöhnte sie, schien ihre Gedanken zu lesen und gab ihr tatsächlich das, worum sie ihn so offen gebeten hatte. Dafür liebte Viola ihn nur noch mehr. Als er sie auch noch von dem letzten störenden Stück Stoff befreite und sie wieder zu sich auf die Couch zog, gab es nichts mehr in ihr, was sie noch zurückhalten konnte. Das Tier in ihr wollte ihn, ebenso wie die Frau. Viola fackelte nicht lange, sondern ließ ihre Hand direkt zwischen sie beide gleiten, um Zins hervor gelockte Härte zu umfassen und zu streicheln, während sie sich regelrecht schnurrend um seine Lippen kümmerte. Ab und zu biss sie ihn neckisch, aber nicht schmerzhaft und rieb sich mit ihrem ganzen, nun ebenso nackten Körper an ihm, als würde sie um mehr von seinen wohltuenden Berührungen betteln. Dabei bettelten Katzen nicht. Sie forderten und das war es auch, was Viola am Ende tat, als sie Zins Eichel drängend gegen ihre pochende Perle drückte, sich daran rieb und noch weiter reizte, bis es in ihrem Schoß nur so knisterte und sie es nicht mehr länger aushielt. Ihre Hüfte drängte sich ihm entgegen, ihre lenkende Hand tat den Rest, um ihn in das heißfeuchte Tal zwischen ihren Schenkeln zu lenken und ihn mit einem lustvollen und zugleich erleichterten Stöhnen in sich aufzunehmen. Erst als er sich tief in ihr versenkte, ihre Muskeln ihn umfingen und sie sich an ihn drückte, fühlte Viola sich seit Monaten wieder komplett. Als hätte ihr beständig ein großer Teil ihrer Selbst gefehlt, der nun zu ihr zurückgekehrt war. Es war nicht so, wie die vielen andere Male mit anderen Männern. Es ging über das rein Körperliche hinaus. Sie fühlte sich gebunden. Verbunden mit Zin, diesem wunderbaren Meermann, der ihr Herz gestohlen hatte und vielleicht sogar mehr als das. Viola hatte nicht das Gefühl, als würden nur ihre Körper verschmelzen. Nein. Als sie sich vollkommen in Zins Umarmung schmiegte, ihn tief in sich spürte und seinen Herzschlag an ihrem eigenen fühlte, da war es, als hätte er auch einen Teil ihrer Seele geraubt. Der Teil, der von ihm geraubt werden wollte. Immer und immer wieder. Viola schlang ihre Arme um Zins Nacken, vergrub ihr Gesicht zugleich an seinem Hals, leckte mit ihrer Zunge über seine so köstlich salzige Haut und begann sich in einem uralten Rhythmus zu bewegen. Wie die Bewegungen des Meeres das immer wieder von neuem das Land zu erobern versuchte, musste sie nicht darüber nachdenken. Sie tat es einfach und es fühlte sich gut an. Zunächst war ihr Rhythmus gemächlich, innig und auskostend, doch je intensiver sie die Reibung reizte, umso schneller wurden Violas Bewegungen, bis ihre Schenkel unter der Anstrengung zu zittern begannen und sie dennoch nicht aufhören konnte. Nein, nicht wollte, denn es fühlte sich so gut an, wie sich Zin in ihr bewegte, jeden ihrer Nerven zu reizen schien, wie er sich an sie klammerte, sich von ihr umklammern ließ, wie ihr sein Geruch intensiver in die Nase stieg, sein Geschmack immer mehr zuzunehmen schien und sich nicht nur ihr eigener Atem langsam zu überschlagen begann. Violas Arme zogen ihn fest an sich, endlich einmal ohne dabei Angst haben zu müssen, Zins Rücken zu schaden und ihm somit wehzutun. Stattdessen ließ sie sich vollkommen in den Wirbel ihrer Gefühle fallen. Das Brennen ihrer Oberschenkel war köstlich schmerzvoll, ebenso wie die immer intensiveren Bewegungen, die Zin in sie trieben, bis Violas Atem lauter, höher, lustvoller und immer schneller wurde. Während ihr ganzer Körper erzitterte und erbebte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie sich nun an Zin oder er sich an ihr festhielt, um nicht den Halt zu verlieren. Vermutlich beides, denn als das Gefühl in ihrem Schoß so phänomenal explodierte, wie schon lange nicht mehr, riss sie auch Zin spürbar mit sich. Viola erstickte ihren Schrei der Lust an Zins Hals, während sie ihre Lippen fest dagegen presste und auch sachte zubiss. Beben um Beben erschütterte ihren gespannten Körper, als würde die gesamte Couch wackeln, bis die tosenden Wellen langsam abebbten und auch Viola die Kraft verließ. Schwer atmend sank sie in sich zusammen und lehnte sich Halt suchend an Zin, dessen Herz in einem nur zu vertrauten Rhythmus gegen ihr Ohr und seinen Brustkorb trommelte. Auf seinem Hals prangte ein leuchtend roter Fleck, dort wo eben noch ihre Lippen gewesen waren. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm Viola es hin und kuschelte sich noch ein bisschen enger an ihren Mann. Ja, jetzt waren ihre Katze und sie sich wieder vollkommen einig. Zin war ihr Mann und sie war sein. Ihre Witterung hatte sich wieder miteinander vermischt und machte für jeden ihrer Art deutlich klar, dass dieser heiße Kerl hier, bereits vergeben war. Wehe dem, der in Violas Revier wilderte. Der- oder besser gesagt diejenige konnte sich auf ein qualvolles Ende gefasst machen. „Ich liebe dich, Zin“, hauchte sie schließlich leise gegen seine nackte Brust. Vielleicht realisierte er ihr Geständnis dieses Mal besser, als beim letzten Mal. Vielleicht würde er endlich vollkommen die ganze Tragweite dieser Worte und deren Bedeutung in sich aufnehmen können. Denn Viola liebte nur schwer etwas, aber wenn sie es tat, dann für immer. Sie war fordernd und doch sanft, absolut weiblich und vollkommen hinreißend. Zin lehnte den Kopf auf die Lehne des Sofas zurück, schloss die Augen und genoss, wie Viola mit ihm umging. Zielstrebig und genau so, wie er sich das von einer Raubkatze dachte, die ihn nicht als Beute, sondern als Partner ansah. Als er die Augen wieder öffnete und Viola ansah, der die Leidenschaft nur so ins Gesicht geschrieben war, lief ein Schaudern durch seinen Körper. Bei allen Meeren, wie hatte er nur so lange zögern können? War er wirklich so neben sich, dass er nicht selbst auf diese Idee – Zin biss sich auf die Unterlippe, als eine Woge von Gefühlen ihn überrollte. Mehr als nur Sex und Lust. So viel, was er unter Verschluss gehalten hatte und was ihn nun dazu brachte, sich Viola vollkommen hinzugeben. Sie zu umarmen, sie an sich zu ziehen und in ihr aufzugehen. Mit Leib und Seele und so lange, bis ein Keuchen seinen Höhepunkt andeutete und er schließlich in einem Wirbel von solchen Ausmaßen aufging, dass er sich nur an Viola festhalten und es mit sich geschehen lassen konnte. Mit geschlossenen Augen und pochendem Herzen streichelte er über Violas Haar, ließ jedes der drei gesagten Worte auf sich einwirken und atmete tief durch. „Ich liebe dich auch.“ Es war die absolute Wahrheit und fühlte sich unheimlich richtig an, das zu sagen. Und selbst wenn Zins Geist von der Reaktion seines Körpers und dem leidenschaftlichen Sex eingelullt wurde, fühlte er sich nicht nur deswegen ausgesprochen gut. Am liebsten wäre er eingeschlafen und wäre in diesem Zustand für immer und ewig verweilt. Hätte sie nicht ohnehin schon diesen entzückten Ausdruck im Gesicht, so wäre es spätestens nach Zins Worten so weit gewesen. Es wärmte sie, seine Erwiderung auf ihre Gefühle zu hören und brachte von neuem die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Flattern. Dennoch glitte Viola nach einer Weile der Gemütlichkeit wegen von Zins Schoß und zog ihn mit sich auf die Couch, so dass sie beide immer noch eng umschlungen aber nebeneinander darauf lagen. Viola hatte sich mit ihrem Rücken an seine Brust gekuschelt und strich zärtlich mit ihren Fingerspitzen über Zins Schwimmhäute an der Hand, die sie in ihren Händen hielt, während ihr Blick nach draußen und zum Meer hinaus ging. Das Rauschen drang nun wieder deutlicher zu ihnen durch und verstärkte die angenehm entspannte Atmosphäre nur noch. Ja, entspannt. Das war das richtige Wort. Viola fühlte sich tatsächlich absolut losgelöst. Sie hatte das wirklich gebraucht. Wie sehr, das konnte sie erst jetzt, nachdem es vorbei war, wirklich verstehen. Eine ganze Weile sagte sie nichts, kuschelte einfach nur mit Zin und ließ die Gefühle durch sich hindurchfließen, bis Viola einfach sprach, ohne zu wissen, ob Zin ihr überhaupt zuhörte, oder ob er nicht doch eingedöst war. „Ich habe das Haus verkauft oder zumindest so gut wie. Eine Unterschrift von mir und ich bekomme das Geld dafür und kann hingehen, wo auch immer ich hin möchte. Darum mein neuer Lebensstil“, gestand sie ihm leise, aber gut verständlich, nun, da es ihr um so vieles leichter fiel, darüber zu reden. Genau das hatte Zin doch gewollt, oder? Darüber reden ... Sofort war er wach. Zwar öffnete Zin seine Augen nicht, aber sein Verstand war sofort angesprungen, als Viola ihm von ihrer großen Entscheidung erzählte. Eine Entscheidung für ihn und dafür, diese Insel zu verlassen. Ihre Heimat und das Haus, an dem so viele Erinnerungen hingen. Seinen Arm um sie geschlungen, drückte er sie etwas fester an sich. „Das muss dir schwergefallen sein.“ Er konnte sich nicht ausmalen, wie schwer. Für Zin selbst wäre es eine echte Herausforderung und fast schon unmöglich, sich komplett von seiner Familie zu lösen. Andererseits ... hatte Viola gar keine wirkliche Familie mehr hier, die sie zurückhalten könnte. „Am Anfang, ja. Ich musste mich lange dazu zwingen, auf den Dachboden zu gehen und auch nur eine Kiste von Omis Sachen aufzumachen, um nachzusehen, was drin ist. Aber irgendwann ...“ Nachdem sie Zin so sehr vermisst und so große Angst um ihn gehabt hatte, dass es da nichts anderes mehr daneben gegeben hatte, als den Traum mit ihm zusammenleben zu können, da ... „... wurde es leichter, und als ich die erste Kiste aussortiert und dann die Sachen der zweiten ebenfalls verschenkt hatte, konnte ich irgendwie einfach nicht mehr aufhören.“ Viola schloss die Augen, spürte Zins Atem in ihrem Nacken und dachte daran, wie befreiend es am Ende gewesen war, das Leben hier ziehen zu lassen. Ihre Omi war schließlich schon lange nicht mehr in diesen Wänden gewesen, dafür hatte Viola zu viel verändert. Aber seltsamerweise hatte sie auch nicht das Gefühl, sie verloren zu haben, nachdem sie ihre Sachen weggegeben hatte. Ihre Omi war bei ihr und das würde sie auch immer sein, denn alles was Viola war, war am Ende erst durch ihre Omi geprägt worden und darüber war sie inzwischen verdammt froh. Seine Nase an ihren Nacken gedrückt, dachte Zin nach, bevor er weiter sprach. „Ich habe ein schönes Fleckchen für euch beide gefunden. Eine Insel, etwas größer als diese hier, mit Palmen und weißen Sandstrand. Ich habe auch schon eine Idee, wo das neue Haus stehen könnte ...“ Er wagte es auch jetzt noch nicht, von ihrem gemeinsamen Haus zu sprechen. Auch wenn Zin es niemals verwinden könnte, Viola allein auf die wunderschöne Insel ziehen zu lassen. „Es ist ein ganzes Stück von einer menschlichen Siedlung entfernt.“ Zins Worte rissen Viola wieder aus ihren Gedanken und sie lächelte bei den Bildern, die er durch sie in ihr hervorrief. Sie stellte es sich schön dort vor. Friedlich und vielleicht ein bisschen urtümlich. Nicht so modern wie dieses Haus hier. Sondern mehr ihrer zweiten Natur betreffend und dann plötzlich musste sie lachen. „Solange es auf der Insel Heißwachs und einen CD-Player gibt, bin ich zufrieden.“ Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen drehte Viola sich in Zins Armen herum und sah ihn an. „Und solange es da immer einen gewissen Mann gibt, der mir ab und zu einen Fisch zum Abendessen nach Hause mitbringt.“ Sein Lächeln war warm und voller Liebe. „Wir werden eine Palette Heißwachs mit auf die Insel nehmen, dann solltest du hoffentlich eine Weile klarkommen.“ Zin stahl sich einen kleinen Kuss von Violas Lippen, streichelte ihren Rücken und lächelte sie weiter an. „Und das mit dem Fisch sollte überhaupt kein Problem sein.“ Ein paar andere Dinge könnten allerdings zum Problem werden. Und sie mussten auch noch über Einzelheiten sprechen. Schon allein der Weg zu dieser Insel würde lang werden. Und noch stand kein Haus an dem Fleck, den Zin ausgesucht hatte. Am liebsten wäre es ihm ja gewesen, er hätte dieses Haus hier einfach an den neuen, sicheren Standort verpflanzen können. Aber Unmögliches ließ sich leider nicht immer wahr machen. „Was sagt dein Flöckchen denn dazu, dass sie umziehen soll?“ „So wie sie sich gestern aufgeführt hat, glaube ich, dass sie überall lieber ist, solange du da bist und da kann ich ihr in allen Punkten nur zustimmen.“ Mit einem zufriedenen Schnurren schmiegte Viola sich an Zins Brust und atmete tief seinen unvergesslichen Duft ein, der sich so schön mit ihrem vermischt hatte. „Mach dir wegen uns keine Sorgen. Flocke ist eine Kämpferin, die packt das und ich benehme mich vielleicht die meiste Zeit wie ein verwöhnter Mensch der modernen Zivilisation, aber vergiss nicht. DAS hier –“ Viola wies auf sie beide in nacktem Zustand und eng umschlungen hin. „– kam von einer ganz anderen Seite und die könnte dir sogar ein Rehsteak zum Abendessen besorgen. Auch wenn ich vielleicht ein bisschen aus der Übung bin.“ Zin hob eine Augenbraue und versuchte ein ernsthaftes Gesicht zu machen. Allerdings glitt er dann doch in ein interessiertes Grinsen ab. „Ich traue dir und deiner Natur auch schon so einiges zu. Dafür musst du mir keinen Rehbraten vorsetzen. Es ist nur ...“ Sofort wurde seine Miene ernster und nachdenklicher. „Es ist noch nichts fertig. Ich habe mir das alles schön in Gedanken zurechtgelegt. Aber in erster Linie ... wollte ich zu dir. Ich wollte dich sehen und deshalb, habe ich noch nichts, was die Insel angeht, in die Wege geleitet. Ich werde mich bald darum kümmern, aber ein wenig wird es noch dauern. Und ...“ Er schob ihr eine verirrte Strähne hinters Ohr. „... es wird nicht der Luxus sein, den du hier hast.“ Auch wenn er versuchen würde, irgendwie Strom auf das kleine Eiland zu bringen. Er konnte Viola ja schlecht wie in der Steinzeit hausen lassen, auch wenn sie selbst das nicht hätte erschüttern können. „Ich weiß ...“ Ja, sie wusste es. Sie hätte auch nicht angenommen, dass es wie hier sein würde. Dafür hatte sie sich zu sehr über die Gegend erkundigt, in die Zin seine Familie gebracht hatte. Dort wo sie jetzt waren, herrschte wilde Natur, die von den Menschen in Ruhe gelassen wurde, erst viele Meilen weiter gab es die erste spärliche Siedlung, und dass sie dort alles bekommen würde, was sie hier gewohnt war, war fraglich. Aber das war ihr egal gewesen. Ebenso wie es jetzt egal war. Für Zin hatte sie dieses Haus – ihr Zuhause – aufgegeben. Sie würde es verlassen und all die Erinnerungen an ihre Omi, aber auch an all die Erinnerungen, die sie lieber vergessen wollte. Sie könnte ihr altes Ich, ihren alten Egoismus vergessen und endlich ein neues, ein unbeflecktes Leben beginnen, in dem es nur noch einen Mann für sie gab und nicht die Gefahr bestand, dass Zin ständig mit anderen ihrer Eroberungen konfrontiert wurden. Das waren nur kleine Fische in einem noch kleineren Teich gewesen. Zin war der einzig wahre Fang und für den würde sie alles tun, alles geben und alles hinnehmen. Auch Violas Katze in ihrem Kopf schnurrte bei dem Gedanken, ihn nun für sehr lange Zeit bei sich zu haben und ihn nicht mehr hergeben zu müssen. Selbstverständlich war für diese Seite ihres Wesens ein Leben ala 'Die blaue Lagune' nicht beängstigend, aber das war auch gut so. Das machte es Viola leichter. Das verwöhnte Menschlein würde endlich lernen müssen, was es wirklich hieß, ein Gestaltwandler zu sein. Vielleicht würde dann auch endlich ihr Vater stolz auf sie sein. „Es macht mir zwar Angst, Zin. Aber solange du da bist, werde ich das schaffen. Ich würde für den Rest meines Lebens auf Beinenthaarung verzichten, wenn ich dich dafür behalten dürfte.“ Viola schenkte ihm ein breites Grinsen und nahm sich fest vor, einen ganzen Haufen von Einwegrasierern mitzunehmen und auch einen Jahresvorrat an Kondomen. Zusammen mit Zin und Flocke waren das die Dinge, die sie auf jeden Fall auf eine einsame Insel mitnehmen würde ... *** Sie sperrte die Haustür doppelt ab und warf dann den Schlüssel wie abgesprochen in den Postkasten. Noch einmal kontrollierte sie, ob auch das Tor der Garage sicher verschlossen war, obwohl es nicht mehr viel gab, was man daraus stehlen könnte. Ihr Motorrad hatte sie ebenso wie dieses Haus und das Land herum verkauft, stattdessen wartete ein Taxi auf sie, das sie zur Anlegestelle bringen würde. Dort, wo auch Zin bereits auf sie wartete. Eigentlich wäre es kein Problem gewesen, zusammen dorthin zu fahren, doch das hier, dieser Moment, den musste sie alleine erleben. Viola hatte sich von allem verabschiedet. Dem Haus, dem Strand, ihrer Hängematte, dem Wald, ihrem Lieblingsbaum und all den guten Erinnerungen. Von ihren Freunden hatte sie sich inzwischen auch verabschiedet. Von Dan, der sie so fest umarmt hatte, dass er sie fast dabei erdrückt hätte und der sich dann verstohlen den Augenwinkel gerieben und von ihr abgewandt hatte, um irgendeines seiner ohnehin sauberen Gläser zu polieren. Tess hatte wenigstens frei heraus ihre Emotionen gezeigt, und obwohl Viola noch immer nicht zu der schnell heulenden Sorte gehörte, hatte sie dank Zin doch inzwischen so viel Übung darin, dass sie anschließend gemeinsam Taschentücher hatten austauschen müssen. Sie würde ihre beste Freundin wirklich sehr vermissen, aber sie hatten versprochen, sich wenigstens bei Gelegenheit zu schreiben. Violas Vater wusste nichts von ihrem Vorhaben. Sie hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass sie nun für eine ganze Weile nicht mehr erreichbar sein würde und dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Danach hatte sie einfach aufgelegt. Nicht etwa, weil er es ihr nicht wert war, dass sie sich anständig von ihm verabschiedete, sondern da sie immer noch die Hoffnung hegte, dass es wenigstens für sie beide kein Abschied war. Vielleicht ... In einem parallelen Universum könnte ja möglicherweise die winzige Chance bestehen, dass er sich selbst wieder einmal den Pelz überstreifte und sie in ihrem neuen Zuhause besuchte. Sie hätte ihm wahnsinnig gerne Zin vorgestellt ... „Bereit meine Süße?“ Viola schulterte den riesigen Seesack, der für eine Frau ihres Kalibers kein Problem darstellte und tatsächlich einen Vorrat an Rasierern und Kondomen enthielt und griff nach dem Katzenkorb, aus dem Flocke ihre Zustimmung maunzte. Noch einmal betrachteten sie gemeinsam ihr altes Zuhause, das friedlich wie eh und je im Lichtspiel von Schatten und Sonne dalag, ehe sie sich entschlossen abwandten und ins Taxi stiegen. Ein neues Leben und hoffentlich auch ein neues Glück wartete auf sie bei der Anlegestelle und dem kleinen Boot, das sie sich gekauft hatte. Es war keine Yacht. Nicht einmal annähernd, aber es reichte, um die Fahrt machen zu können und gut versteckt in dessen Bauch war auch eine gut ausgestattete Taucherausrüstung. Dass Viola in den letzten verbliebenen Wochen hier gelernt hatte, wie man ein Boot fährt, hatte Zin schon sichtlich gewundert. Immerhin 'hasste' sie Wasser. Auch wenn es natürlich wegen ihrer weiteren Pläne nur logisch gewesen war. Aber die Taucherausrüstung würde ihn definitiv umhauen, sobald er davon erfuhr und was sie während seiner langen Abwesenheit noch alles angestellt hatte. Doch das würde sie sich für eine besondere Gelegenheit aufheben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)