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A Cats' Fishing Ground

von
Koautor:  Caracola

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32. Kapitel

Zin hatte einen Fuß unter den Esstisch gestreckt und den anderen lässig unter seinem Stuhl platziert. Einmal wieder trug er bunte Shorts, von denen er gar nicht wissen wollte, wem sie ursprünglich gehört hatten. Irgendeinem Ex von Viola, den sie hoffentlich schon vergessen hatte.

Zin stand über dieser Tatsache. Immerhin dachte er selbst kaum an die Frauen, die einmal eine Rolle in seinem Privatleben gespielt hatten. Mal von seiner Familie abgesehen. Und Aya ...

„Wir sollten uns einmal ins Internetcafé setzen und dort Nachforschungen über diese Bohrinsel anstellen ...“

Viola riss ihn – natürlich – sehr nachhaltig wieder aus seinen Gedanken.

„Internetcafé? Bekommt man dort tatsächlich Kaffee und Internet oder ist das wieder so ein Verwirrungsding?“

So etwas gab es öfter einmal bei den Menschen. Deshalb fragte Zin lieber nach.

„Vom Internet habe ich nur gehört und gelesen. Das ist so etwas wie ein elektronisches Netzwerk, richtig?“

Was ihn weiterhin interessierte: Wie sollten sie im Internet herausfinden, wie sie etwas gegen die Bohrinsel unternehmen konnten?
 

„Wenn du währenddessen einen Kaffee willst, kann ich dir sicher einen besorgen.“ Viola lächelte Zin über den Tisch hinweg an und nahm selbst einen Schluck von ihrem eigenen Kaffee.

„Ja, es ist ein Netzwerk, aber du kannst es auch wie eine riesige Bibliothek sehen, die vollgestopft mit Daten ist. Es gibt so gut wie nichts, was man im Netz nicht finden kann und selbst wenn es nur Informationen sind, wie zum Beispiel so eine Bohrinsel aufgebaut ist. Ich würde mich aber mehr an die Umweltsparte halten. Es gibt Organisationen wie der WWF oder Greenpeace, die sich für die Erhaltung der Natur und der Arten einsetzen. Vielleicht gibt es irgendeine Gesetzesregelung, gegen die diese Leute auf der Bohrinsel verstoßen. Zumindest sollten wir es einmal mit dem legalen Weg versuchen.“

Zudem wollte sie nicht noch mehr Opfer riskieren, weshalb ihr dieser Weg vorerst sicherer erschien. Ob er in einer Sackgasse endete, war eine andere Sache.
 

Mit einem leisen Klackern legte Zin das Messer aus der Hand und richtete es auf der Tischplatte genau zur Mitte hin aus. Dabei blickte er so konzentriert auf das Besteck, wie es das Metall nicht verdient hatte. Eigentlich sah er es auch gar nicht. Sein Blick war wieder auf Bilder aus jener Nacht gerichtet. Die Nacht, die ihn zu einem Anderen gemacht hatte. Zumindest ... hatte er das für eine Zeit lang gedacht. Und Zin war immer noch nicht vollständig sicher, dass es nicht so war.

„Das hört sich vielversprechend an.“

Es klang ein bisschen matt und er setzte sich mit geraderem Rücken auf seinen Stuhl, um sich nicht so gehen zu lassen. Es war vorbei, er hatte es getan. Daran konnte er jetzt nichts mehr ändern.

„Ist es schwierig, dort hinzukommen? In das Internetcafé?“

Und wie teuer war es, das Internet zu benutzen? Bei Menschen gab es nie etwas kostenlos. Und Zin hatte kein Geld. Was er Viola auch mitteilte.
 

„Nein, gar nicht.“

Viola nahm ein Wurstblättchen und warf es Flocke hin, die gerade um ihre Beine schlich.

„Es liegt sogar ein bisschen außerhalb der Stadt entlang der Strandpromenade, weshalb wir uns auch nicht mehr mit dem Asphalthorror abgeben müssen.“

Womit sie ihren letzten Supermarktbesuch meinte, der auch für sie nicht sehr angenehm gewesen war.

„Die Schwierigkeit des Internets ist für mich meist nur die, dass ich unter all diesen Daten und Fakten, lange brauche, um wirklich etwas Brauchbares herauszufiltern. Aber vielleicht hast du ja mehr Glück. Das ist der Nachteil an diesem ganzen Wissensschatz. Vieles führt in eine Sackgasse, aber ich denke, wenn wir uns dahinter klemmen, werden wir trotzdem etwas Brauchbares finden und man hat dort auch seine Ruhe, da die einzelnen Monitore weit von den anderen entfernt stehen, um eine gewisse Privatsphäre zu wahren.“
 

„Okay.“

Das war für eine Weile alles, was er sagte, während er weiter Löcher in die Tischplatte zu starren versuchte. Eigentlich war es gut, dass sie etwas tun würden. Das hätte ihn motivieren und von diesem Stuhl katapultieren sollen. Zin hätte voller Tatendrang sein sollen, aber irgendwie ... war er das ganz und gar nicht. Eher im Gegenteil fühlte er sich leer und verbraucht. So, als wäre seine Energie auf einmal vollkommen aus ihm gesogen. Und er konnte sich auch ansatzweise vorstellen, woran das lag.

Es änderte aber nichts.

„Dann sollten wir das bald in Angriff nehmen.“

Sein Rücken meldete sich mit einem dumpfen, unangenehmen Gefühl, als er aufstand und ohne Viola anzublicken den Tisch abräumte. Er wollte nur seine Hände beschäftigen, während sein Hirn auf Hochtouren lief. Etwas, das er wohl nicht verhindern konnte. Egal, wie sehr er es auch wollte.
 

Viola erwiderte nichts, nachdem Zin aufgestanden war, sondern hielt weiterhin ihren Kaffeebecher in der Hand und beobachtete ihn stillschweigend sehr genau dabei, wie er den Tisch abräumte.

Sie war es inzwischen gewöhnt, dass Zin ihr im Haushalt half, obwohl sie es immer noch nicht als Selbstverständlichkeit ansah und hoffentlich auch nie so sehen würde. Sie schätzte es schließlich sehr. Doch im Moment beschäftigte sie eher die Stimmung, die so plötzlich im Raum hing und für ihre zweite Natur genauso deutlich, wahrzunehmen war, als könnte man sie anfassen.

Als Zin den Tisch schließlich fertig abgeräumt hatte und offenbar auch noch dazu ansetzte, das schmutzige Geschirr in Angriff zu nehmen, ließ Viola ihren Kaffeebecher stehen und stand auf, um Zin an der Hand zu nehmen und ihn zu sich herumzudrehen.

„Wir können gleich nachher los, wenn du das willst. Aber wirklich nur dann, wenn du es möchtest. Es ist ja schließlich nur ein Vorschlag. Wenn du etwas anderes tun möchtest, ist das auch okay.“
 

Zin wandte sich um, als Viola seine Hand ergriff. Am liebsten hätte er über ihre Feinfühligkeit geseufzt, aber er brachte nur ein ergebenes Kopfschütteln zustande.

„Viola es ist ...“

Sein Blick war auf den Boden gesunken, ohne dass Zin es wirklich bemerkt hätte. Erst jetzt, als er ihr wirklich antworten wollte, fiel ihm auf, dass er Viola nicht mehr ins Gesicht sah. Das korrigierte er mit schmerzhaft klopfendem Herzen und fasste ihre Hand ein bisschen fester.

„Es ist nicht so, dass ich dir nicht dankbar für den Vorschlag bin. Und ich weiß auch, dass ich etwas tun muss. Wo ich anfange, ist eigentlich egal. Es ist sogar ein sehr guter Anfang, das mit dem Internet.“

Sein Daumen streichelte ihren Handrücken.

„Es gibt nur das Problem, dass ...“

Diesmal gelangte das Seufzen nach draußen.

„Ich will nicht. Doch, ich will schon, aber nicht ...“

Er wischte sich in einer fahrigen Geste mit der freien Hand übers Gesicht und kniff sich in die Nasenwurzel.

„Ich will, dass es vorbei ist. So bald wie möglich. Ich will nicht, dass es noch mehr Tote gibt. Und dass ...“

Seine Schultern fielen herunter und ein Gewicht legte sich so deutlich darauf, dass Zin es fast nicht aushielt.

Er wollte ungeschehen machen, was er getan hatte. Und keinesfalls ... wollte er riskieren, so etwas noch einmal tun zu müssen.
 

Sie konnte ihn verstehen. Ja, das konnte sie wirklich.

Aber gerade deshalb war es nicht leicht, ihm dabei zuzusehen, wie ihn das alles quälte.

Viola nahm auch Zins andere Hand in die ihre, streichelte mit den Daumen über seine Handrücken und sah mit sanftem, zärtlichen Blick zu ihm auf, während selbst ihre Stimme, diese Gefühle übertrugen.

„Zin, ist deine Familie im Augenblick in Sicherheit? Werden sie nicht noch einmal etwas riskieren, sondern vorerst auch in Sicherheit bleiben? Wenn ja, dann haben wir Zeit. Vielleicht nicht allzu lange, aber wir haben Zeit, eine andere Lösung zu finden. Eine bessere. Eine die keinem mehr den Tod bringt. Und obwohl selbst ich manchmal das Vertrauen in die Menschheit verliere, so gibt es doch auch gute Menschen.“

Sanft strich sie ihm über die Wange und lehnte sich dabei gegen ihn.

Berührungen halfen ihr selbst immer enorm. Ob es ihm ebenso ging, musste sie erst noch herausfinden, aber momentan fiel ihr einfach kein besserer Trost ein.

„Nicht alle werden mit dieser Bohrung einverstanden sein und ... ich denke, uns fehlen momentan einfach nur die nötigen Informationen. Es wird eine Lösung geben und die werden wir finden. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch nicht morgen, aber ich bin sicher nicht bereit, einfach aufzugeben und ich weiß, dass du das auch nicht wirst.“ Da war sie sich einfach vollkommen sicher.

„Ich bleibe bei dir, okay? Wir stehen das durch. Noch einmal lass ich dich nicht einfach ins Ungewisse davonschwimmen.“

Garantiert nie wieder!
 

Es tat gut, seine Arme um sie schließen zu können. Vorhin – unter der Dusche – hatte er sich zurückhalten müssen. Aber jetzt durfte er sie wieder an sich ziehen, über ihren Rücken streicheln und seine Nase in ihrem duftenden Haar vergraben.

Zin ließ seine Augen offen, starrte weiter Löcher in die Luft, während er sich bei jedem Atemzug mehr entspannte. Ihm war bis jetzt gar nicht klar gewesen, dass er sich verspannt hatte.

„Danke, Viola.“

Seine Lippen drückten sich kurz in ihr Haar. Ein kleiner Kuss. Vorsichtig, aber nicht so zurückhaltend, wie noch vorhin.

„Ich bin wirklich froh darüber, dass du mir helfen willst. Wirklich.“

Noch ein Kuss. Er hob vorsichtig ihr Kinn an, legte seine Lippen auf ihre ...

„Und ja, sie sind in Sicherheit. Inzwischen weit fort von hier. Und so, wie uns die letzte Aktion alle mitgenommen hat, hoffe ich doch, dass sie nichts weiter unternehmen werden.“
 

„Das hoffe ich auch.“

Viola schlang ihre Arme um Zin, strich mit ihren Händen über die Haut an seinem Rücken, berührte seinen Mund mit ihren Lippen und gab ihm einfach den Halt, den auch er ihr spendete.

Wann genau es passiert war, dass er ihr so viel bedeutete, wusste sie nicht.

Sie wusste nur, dass es sich absolut richtig anfühlte.
 

***
 

„So, hier bitte schön. Ist zwar kein Kaffee, da ich dir lieber etwas Besseres bringen wollte, aber ich denke, heiße Schokolade mit Marshmallows tut es auch.“

Viola stellte den großen Pappbecher mit dem Plastikdeckel neben dem Bildschirm auf den Tisch und setzte sich auf den zweiten Sessel, den Zin bereits für sie reserviert hatte.

Als Platzhalter war er schon einmal sehr gut geeignet und natürlich auch noch in vielen anderen Dingen sehr talentiert.

Sie selbst nippte erst einmal an ihrem Getränk, ehe sie sich dem Bildschirm und der Tastatur zuwandte.

Viola war vielleicht kein Computergenie, aber da Zin sicher noch weniger Kenntnisse als sie mit diesen Dingern hatte, würde sie die Führung übernehmen.

„Also, ich würde vorschlagen, wir versuchen es erst einmal mit Hilfsorganisationen, die sich mit Naturschutz beschäftigen. Greenpeace sind für mich die Bekanntesten.“ Weshalb sie deren Adresse auch auf gut Glück in der Adressleiste eingab und auch sofort auf die richtige Seite verwiesen wurde.

Gespannt darauf, was sie erwarten würde, konzentrierte sie sich auf die Bilder und Texte der Website und scrollte die Themenliste hinunter.

Dass diese Organisation sich mit so vielen Dingen beschäftigte, hatte sie bei weitem nicht gewusst. Umso zuversichtlicher war sie, irgendetwas Nützliches finden zu können und ging einfach unter das Themengebiet 'Meere + Wale'.
 

Zin dankte Viola für das Heißgetränk, hielt es aber erst einmal nur mit einer Hand fest, während er beobachtete, wie seine Begleiterin das Internet bediente. Er selbst hätte das nicht gekonnt. Was nicht etwa daran lag, dass er noch nie einen Computer bedient hatte. Das kam zwar erschwerend hinzu, aber war nicht das eigentliche Problem. Zin konnte nicht schreiben. Lesen ging inzwischen ganz gut, aber im Meer kam er nicht sonderlich oft an Papier, geschweige denn an Stifte heran, mit denen er hätte üben können. Wenn er es einmal gebraucht hatte, war er dazu übergegangen, sich die Worte aus einem Buch zusammenzusuchen und die Zeichen einfach abzumalen. Es hatte ewig gedauert und nicht besonders hilfreich ausgesehen. Aber die ein oder zweimal hatte es funktioniert.

Jetzt allerdings traute er sich nicht zu, sich vor die Tastatur zu setzen und einfach irgendetwas einzugeben. Auch wenn es leichter aussah, als wirklich händisch Buchstaben auf ein Stück Papier zu zeichnen.

Sein Blick war auf den Bildschirm gerichtet, auf die vielen Bilder, die Seiten voller Text und den kleinen Pfeil, den Viola da hin und her schob und mit dem sie neue Seiten und Fakten aufrief.

Diese Menschen von Greenpeace schienen Einiges zum Schutz von Tieren zu tun. Aber Zins Herz wagte noch lange nicht höher zu schlagen, selbst als sie in die Rubrik Meer eintauchten und er lesen konnte, dass etwas für die Sicherung des Walbestands getan wurde.

„Warum zeigen sie Bilder von abgeschlachteten Walen?“, wollte Zin etwas trocken, aber auch mit echtem Interesse wissen.

„Würde es nicht mehr Leute dazu verleiten, etwas für die Tiere zu tun, wenn sie ihre Schönheit, Anmut und ihr Verhalten sehen könnten?“

Gut, vermutlich sollte es Mitleid erregen und Ekel vor denen, die den Tieren so etwas antaten. Aber auf die erste Seite einer solchen Kampagne hätte Zin trotzdem etwas gesetzt, das Menschen mehr anzog, anstatt sie abzuschrecken.
 

„Zin, es liegt in der menschlichen Natur, dass nur Dinge, die sie schockiehren, wirklich neugierig machen. Alles, was schön und heil ist, ist so lange einfach selbstverständlich, bis es das eben nicht mehr ist. Darauf zielen auch Nachrichten und Schlagzeilen. Wer würde sich das noch ansehen, wenn überall von Frieden und Liebe berichtet werden würde? – Nicht, dass ich mir den Quatsch überhaupt einmal ansehen würde.“

Sie seufzte.

„Tatsache ist leider auch, dass für viele Wale und dergleichen einfach zu unerreichbar sind. Es kümmert sie meistens nicht oder sie wissen es auch gar nicht. Der Schutz von seltenen Raubkatzen wie Tiger oder der gleichen, geht den Leuten sicher sehr viel schneller nahe, da sie die Tiere auch in Zoos sehen können. Das ...“

Viola zuckte mit den Schultern.

„... ist einfach so. Leider.“

Sie nippte erneut an ihrem heißen Getränk und klickte sich weiter durch.

„Außerdem ... siehst du, es gibt auch schöne Bilder.“ Damit deutete sie auf eine Aufnahme, eines Walhais, der gerade in die Kamera lächelte. Zumindest sah es so für sie aus.

Aber Wal- und Fischfang, wo auch andere Meerestiere dran glauben mussten, war jetzt nicht ihre Hauptsorge. Natürlich gab es keine Kategorie mit dem Titel 'gefährdete Meermänner'.

Allerdings hörte sich die Überschrift für Meeresschutzgebiete schon einmal ziemlich gut an.

Viola klickte darauf und begann sich die Sache durchzulesen.

Es klang wirklich gut, was diese Organisation da erreichen wollte, wenn auch unwahrscheinlich, dass alles davon umgesetzt werden würde. Weshalb sich Viola mehr für die bereits bestehenden Schutzgebiete interessierte.

„Ich weiß, das ist keine Lösung, aber es wäre zumindest vorübergehend eine Überlegung wert. Könntest du deine Familie nicht in eines dieser bereits bestehenden Schutzgebiete führen? Dort wärt ihr nicht nur vor Bohrungen sicher, sondern auch vor Fischerei und Schiffsverkehr, und wenn das alles stimmt, was diese Leute hier prophezeien, müsste auch das Nahrungsangebot ziemlich hoch sein.“

Natürlich war es keine Lösung für das Bohrproblem direkt vor ihrer Nase, aber zumindest wäre Zins Familie in Sicherheit. Auch wenn das nächstgelegene Schutzgebiet ganz schön weit von hier weg war.

Dennoch sah Viola Zin fragend an.
 

„Stimmt.“

Zin nahm einen großen Schluck des klebrig süßen Getränks und starrte ernst auf den Bildschirm.

„Das ist keine Lösung.“

Nicht für jetzt, nicht für kurz- oder längerfristig.

Seine Familie war naiv und dumm gewesen, zu glauben, dass sie auf diese Art und Weise etwas gegen die Bohrinsel ausrichten konnten. Aber das änderte am Grundsätzlichen nichts. Es war falsch, dass dort gebohrt wurde. Und vor allem waren es die falschen Mittel. Es wurde so viel zerstört und die Familie der Meermenschen war auf so wenige zusammengeschrumpft. Da konnte ... nein, Zin wollte nicht einfach den Schwanz einziehen und sich einfach ein anderes, nettes, lauschiges Plätzchen suchen.

„Ich glaube nicht, dass wir einen Ort finden, wo wir sicher sind. Vielleicht dauert es Jahre. Möglicherweise auch Jahrzehnte. Aber es wird trotzdem wieder irgendetwas auf uns zu kommen. Und es werden mit ziemlicher Sicherheit wieder Menschen sein, die uns an den Rand der Existenz bringen.“

Er raunte es leise, damit niemand außer Viola ihn hören konnte. Trotzdem fehlten keinem seiner Worte die Anspannung und die Schwere, die im Inhalt seiner Aussage lag.
 

Viola starrte eine ganze Weile den Bildschirm an, ohne die Bilder oder den Text darauf zu sehen, während sie über Zins Worte nachdachte.

Natürlich hatte er recht. Menschen waren wie eine Plage. Sie waren überall und einfach nicht aufzuhalten. Daher war es sehr wahrscheinlich, dass selbst an so einem geschützten Ort, wieder irgendetwas schief laufen würde. Vielleicht eine weitere Öltankerkatastrophe oder illegale Aktivitäten. Davon gab es leider genug.

Trotzdem war sie eher mutlos, was das Verhindern dieser Bohrung anging. Sie waren nur zu zweit. Was konnten sie dagegen ausrichten?

Nachdenklich tippte Viola gegen den sich langsam abkühlenden Becher ihres Getränks, das sie schon eine ganze Weile nicht mehr angerührt hatte. Schließlich sah sie vom Bildschirm auf zu Zin.

„Irgendwelche Ideen oder Vorschläge?“
 

Die Plastiklehne des billigen Stuhls knarzte bedenklich, als Zin sich zurücklehnte. Er brauchte eine Sekunde, bis er sich so drapiert hatte, dass es für seinen Rücken nicht unangenehm war. Erst dann stellte er sich Violas Blick.

„Wir können sie nicht zerstören. Wir können sie nicht lange fernhalten. Vor allem, wenn sie bei der Probebohrung schon etwas gefunden haben sollten. Das Einzige, was mir einfällt, ist, aus dem Riff auch einen geschützten Ort zu machen. Aber ... ich habe keine Ahnung, wie das gehen soll.“

Seine Augen richteten sich wieder auf den Bildschirm.

„Was sind denn die Voraussetzungen?“

„Ich habe keine Ahnung“, gab Viola seufzend zu. „Aber wir werden es sicher rausfinden.“



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