A Cats' Fishing Ground von Darklover ================================================================================ Kapitel 22: 22. Kapitel ----------------------- Da Männer ihrer Erfahrung nach große Esser waren und bestimmt noch mehr, wenn sie tagelang kaum zur Ruhe gekommen sein mussten, holte Viola die große gusseiserne Pfanne ihrer Omi hervor, um darin ein ganzes Dutzend Eier zu braten. Danach den restlichen Speck, der noch im Kühlschrank war. Dazu gab es Toast, Würstchen, Erdnussbutter, Honig und Marmelade, Nutella und heiße Schokolade sowie eisgekühlte Getränke. Vielleicht übertrieb Viola es etwas mit ihrer Bewirtung, aber sie wusste nicht, was genau die Männer aßen, also nahm sie einfach alles, was sie selber gerne aß. Solange man die Reste im Kühlschrank aufbewahren konnte, war es bestimmt kein Fehlgriff. Während sie kochte, drückte sie Zin schon fast wie selbstverständlich die Platzdeckchen in die Hand, damit er den Tisch decken konnte und wenn er ihr nahe genug war, strich sie manchmal mit einer verhaltenen Geste über seine Seite, seinen Arm oder neigte sich wie zufällig weiter zu ihm hin, um seinen Duft in sich aufzunehmen. Sie hatte die Geschehnisse auf der Decke nicht vergessen, waren sie doch noch so ungemein frisch, und obwohl ihr das Herz schwer wurde, konnte sie doch nicht anders, als auch noch die Nachwirkungen davon auszukosten. Allerdings war sie während der ganzen Kocherei wenig gesprächig und überließ es den Männern Konversionen zu führen, schließlich hatten sie sich lange nicht gesehen und mussten sich bestimmt noch sehr viel mehr auf den neuesten Stand bringen, als man bei einem flüchtigen Wiedersehen es konnte. Überraschenderweise ließ sich sogar Flocke blicken, auch wenn sie die Überraschungsgäste von einem sicheren Platz von der Fensterbank aus beobachtete. Keiner, der zu Gattung von Katzen gehörte und eine feine Nase hatte, könnte es ihr verdenken. Es roch verteufelt gut in ihrer Wohnküche und damit meinte sie nicht den knusprig gebratenen Speck. Das hat ja nicht lange gedauert ... Sal nickte in Richtung der Platzdeckchen, die Zin gerade auf dem Tisch verteilte, und grinste dann so eindeutig, dass Zin seine Miene stark verschließen musste, um am Ende nicht rot zu werden. Was meinst du?, wollte er wissen. Die Brüder unterhielten sich so leise, dass Viola es über das Brutzeln am Ofen hinweg ohnehin nicht gehört hätte. Daher war es hoffentlich auch in Ordnung, wenn sie in einer Sprache miteinander sprachen, die sie nicht verstehen konnte. Ach, es wundert mich nur, dass sie in so kurzer Zeit schafft, was Mom in 30 Jahren nicht zu Wege bringen konnte. Sals Lachen war nun wieder etwas zu laut für Zins Geschmack. Aber er tat trotzdem nichts dagegen, sondern holte lieber Gläser und Teller aus dem Schrank, um den Tisch fertig zu decken, an dem Oka sich bereits niedergelassen hatte und seine gespreizten Zehen betrachtete. Von denen habe ich wenigstens noch alle, erklärte er und hielt die Hand in die Luft, an der ihn die Explosion zwei Finger gekostet hatte. „Wie viele sind gestorben?“, fragte Zin nun in menschlicher Sprache und setzte sich ganz automatisch auch auf einen der Stühle. Kels und Angs Tod steckte ihm noch in den Knochen. Sollte es noch mehr getroffen habe, würden ihm vielleicht doch die Knie ihren Dienst versagen. „Frag lieber, wie viele noch übrig sind“, meinte Sal finster und lehnte sich gegen die Rückseite des Sofas, wo noch immer das Shirt hing, das Zin in der vergangenen Nacht zumindest für eine Weile getragen hatte. „Was ist ... mit Aya?“ War seine Stimme gerade leiser geworden? Oder war es allein die Furcht vor der Antwort, die seine Stimme schon jetzt niederdrückte und Zins Herz, wie eine stachelige Nuss in seiner Brust springen ließ? Als Ban auf diese Frage hin einen nicht definierbaren Ton von sich gab, war Zin sofort wieder auf hundertachtzig. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte seinem Bruder die Faust ins Gesicht gedonnert. Aber er ließ es bleiben und verwendete seine Energie lieber darauf, sich unauffällig an der Kante des Stuhls festzuklammern. Aya ... Bitte. Bitte, bitte nicht. „Ihr ist nicht viel passiert. Keine Sorge. Ila geht’s auch gut. Die beiden waren nicht ganz vorn, daher hatte Ila eine Gehirnerschütterung und beide haben was an der Schwimmblase abbekommen. Aber du kennst sie ja. Nichts, was sie wirklich aus der Bahn werfen könnte.“ Sie lebten. Aya und seiner kleinen Schwester ging es gut. Nun ließ Zin doch seiner Erleichterung freien Lauf und lächelte, bevor er Sal dankend zunickte. Das waren endlich einmal gute Neuigkeiten. Viola war in ihren eigenen Gedanken versunken, während sie langsam Essen auf den von Zin gedeckten Tisch auftürmte, bis man fast den Tisch ächzen hören konnte. Allein die Pfanne musste sie mit zwei Händen nehmen, obwohl sie keine schwache Frau war. Eben die perfekte Waffe, um auf einen Einbrecher loszugehen. Das wäre zumindest Violas erste Wahl gewesen, wenn sie nicht selbst ein paar Waffen am Körper tragen würde. Alberne Gedanken, wie sie wusste. Denn eigentlich war die Lage im Moment viel zu ernst, um sich so etwas Banalem zu widmen. Aber alles, was sie davon ablenken konnte, nicht auf der Stelle wild zu werden, war gut. Tatsächlich kämpfte Viola um Beherrschung. Es war, als würde man auf ein schlimmes Ereignis warten. Als wüsste man, dass es kein Entkommen gab und auch, dass es trotz aller Wünsche nicht anders ausgehen würde. Ach, was machte sie sich vor. Es war tatsächlich so. Je mehr sie versuchte, die Zeit zu verlangsamen, je schneller schien sie zu zerrinnen. Als Viola die Pfanne auf den Tisch stellte, nahm sie Zins Witterung auf. Sie hatte dem Gesprächsverlauf nicht mitgekommen, nur ein paar Namen waren gefallen, doch es war auch so klar, dass zuerst Angst an ihm nagte und dann so etwas, wie Erleichterung ihn erfüllte. Trotzdem strich Viola seinen Arm hinauf, als sie sich wieder umdrehte, um den Brotkorb zu holen und ließ ihre Hand einen Moment zart in Zins Nacken verweilen, ehe sie sich regelrecht von ihm losreißen musste. Verdammt! Sie biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte somit ein Knurren. Verdammt, verdammt, verdammt! Sie sollte ihre Finger bei sich behalten. Sich schon jetzt langsam zurückziehen, anstatt noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Das wäre besser so. Ein kurzer schneller Bruch. Das tat zwar im ersten Moment weh, war aber immer noch besser, als wenn man sich das Pflaster langsam von der Haut zog. Viola stellte den Brotkorb neben Oka ab und verteilte dann die Getränke auf die gedeckten Plätze. Dieses Mal schaffte sie es, Zin dabei nicht mehr zu berühren. „Na dann, guten Hunger, Jungs", durchbrach sie ihr eigenes Schweigen, als sie noch Ketchup zu den Würstchen dazu stellte und sich setzte. Neben Zin. Alles andere wäre ihr unmöglich erschienen. „Vielen Dank.“ Oka blinzelte kurz, bevor sich ein leicht irritiertes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Das sind Spiegeleier. Heiß, aber sehr lecker.“ Zin deutete noch auf die anderen Speisen, die mengenmäßig für einen Schwarm ausgelegt zu sein schienen, und erklärte seinen Brüdern, was das alles war, bevor er sich an Viola wandte und eine Hand ausstreckte, um ihren Arm zu berühren. Am liebsten hätte er ihr einen kleinen Kuss gegeben. Oder einen Großen. Ja, eigentlich eher einen Großen. „Danke.“ Er sagte es leise und wurde sofort wieder aus der kleinen Seifenblase gerissen, die sich gerade um ihn und Viola bilden wollte, als Ban sich auf einen Stuhl fallen ließ und allein durch seine Anwesenheit ein tiefes Loch in die Stimmung riss. Dabei nahm er sich für seine Verhältnisse sogar zusammen, hielt die Klappe und warf einen weniger skeptischen Blick auf das Essen, als Zin vermutet hätte. „Darf man ... schon anfangen?“ Sal blickte Viola direkt in die Augen und holte sich damit die Erlaubnis, bevor er sich ein paar Eier auf seinen Teller schaufelt und einen großen Schluck Saft hinunter stürzte, bloß um dann begeistert Viola anzugrinsen. „Das ist ziemlich süß.“ Oka beäugte sein eigenes Glas, bevor er einen kleinen Schluck nahm und dann ebenfalls grinste. Er schien Sal zuzustimmen. Sie aßen ruhig und für eine Weile schweigend, bis Ban sich in seinem Stuhl zurücklehnte, die Gabel weglegte und Zin ansah. „Wenn wir morgen früh aufbrechen, können wir in zwei Tagen am Riff sein. Die Bohrungen gehen weiter, daher müssen wir uns etwas Besseres einfallen lassen, als in unseren Tod zu schwimmen. Hast du dir Gedanken gemacht?“ Zin musste dem Drang widerstehen, sich ebenfalls nach hinten zu lehnen. Das hätte nur Schwäche offenbart, wenn er vor Schmerzen im Rücken zusammengezuckt wäre. Bevor er allerdings überhaupt etwas sagen konnte, fiel Sal in die Unterhaltung mit ein. „Vielleicht sollten wir unsere Gastgeberin lieber erst einmal fragen, ob wir überhaupt bis Morgen bleiben dürfen.“ Bans Blick richtete sich auf Viola und Zins Nackenmuskeln spannten sich in der Erwartung dessen an, was jetzt wieder alles schief gehen konnte. „Du hast recht. Wäre es für dich in Ordnung, wenn wir uns in der Nähe deiner Insel ausruhen würden, bis wir Morgen weiter können? Wir schlafen im Wasser und werden dir nicht weiter zur Last fallen.“ Beinahe wäre Zin die Kinnlade auf die Tischplatte geknallt. Eigentlich hätte sie es gar nicht geglaubt, aber sie genoss es tatsächlich ein winzig kleines Bisschen, dabei zuzusehen, wie die Männer zwar noch etwas skeptisch aber dann doch nach und nach, ihr gekochtes Essen vertilgten. Es war immer noch gewöhnungsbedürftig gewesen, das Zin erst erklären musste, um was es sich dabei alles handelte, aber so war es ihr mit ihm anfangs auch gewesen, also ... Ach Zin ... Viola hatte sich selbst nicht viel auf ihren Teller getan, da sie eigentlich keinen Hunger hatte. Trotzdem tat sie beschäftigt, in dem sie ihren Speck kleinschnitt und dann mit der Gabel über den Teller jagte, ab und zu durch das flüssige Eigelb schob und ganz selten tatsächlich in den Mund nahm. Als Ban ein ziemlich unverdauliches Thema auf den Tisch brachte, verging Viola auch noch der letzte Rest eines möglichen Appetits. Ihr Herz plumpste ihr in den Magen und ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken. Morgen früh ... Sie wollten morgen früh aufbrechen. Sie kam allerdings nicht dazu, die Worte richtig zu verdauen, ehe sie auch schon direkt ins Gespräch gezogen wurde und den Blick von dem Kunstwerk auf ihrem Teller hob, um Ban direkt anzusehen. „Nein, kein Problem. Ihr stört überhaupt nicht.“ Na ja, eigentlich doch irgendwie, aber das würde sie dem ältesten Bruder in dieser Runde sicherlich nicht auf die Nase binden. Es war so absolut unvermeidlich. Kurz warf sie einen Seitenblick auf Zin, doch ehe er vollständig ihren Blick erwidern konnte, erhob sie sich vom Tisch und nahm ihren Teller mit, um die Reste in Flockes Futternapf zu leeren und den Teller in die Spüle zu stellen. Danach nahm sie kleine Schüsselchen aus dem Schrank und stellte sie der Reihe nach auf der Anrichte auf. „Bleibt ihr denn auch noch zum Frühstück?“, wollte sie etwas farblos wissen, was aber auch auf eine leichte Versunkenheit hinweisen könnte, da sie gerade den Kopf ins Gefrierfach steckte, um nach der riesigen Eisbox mit Stracciatella zu suchen. Andere Eissorten schien sie leider gerade nicht mehr im Haus oder besser gesagt in ihrem Kühlschrank zu haben. Unwillkürlich musste sie sich fragen, ob Zin in seiner letzten Nacht hier, bei seinen Brüdern schlafen würde. Zin war ziemlich schnell auf den Beinen, ging zur Küchenzeile hinüber und ignorierte dabei die Anwesenheit seiner Brüder so vollkommen, dass Sal seinen Blick auf seinen Teller richtete, als wäre dort etwas unglaublich Interessantes zu sehen. Die Temperatur im Raum war so stark gesunken, dass es Zin fröstelte und er Viola am liebsten an sich gezogen und ihre Wärme in sich aufgenommen hätte. Andererseits schien sie gerade nicht wirklich viel Wärme für ihre Umgebung übrig zu haben. Was Zin auch verstand, wenn er bedachte, auf was genau Viola in dieser Art und Weise reagiert hatte. Sie war ... Er sollte mit ihr reden. Allein und unter vier Augen. Ob sie das allerdings wollte, war eine andere Frage. Selbst Ban hielt für eine ganze Weile den Mund und kaute lieber auf seinem Speck und Ei herum, während Zin sich an Viola heranpirschte, ihr das Eis aus der Hand nahm und es auf die Anrichte stellte. Er warf ihr einen besorgten Blick zu, der aber irgendwie an ihr abzuprallen schien. Sie sah ihm nicht einmal direkt in die Augen. „Ich würde gern noch zum Frühstück bleiben. Wenn das ... für dich in Ordnung ist.“ Er würde sogar gern sehr viel länger bleiben. Aber das konnte er nicht jetzt sofort und nicht hier vor den Anderen mit ihr klären. Dafür würden sie Zeit und Privatsphäre brauchen. Zin hoffte bloß, dass Viola ihm beides gewähren würde. Es war faszinierend, die Reaktion der Eispackung auf die plötzliche Wärme in ihrer Umgebung zu beobachten. Eigentlich hätte man meinen können, dass sich die feine Raureifschicht sofort in schwitzende Perlen verwandeln würde, doch irgendwie schien der Frostfilm sich noch weiter auszubreiten. Ganz so, als würde er noch einmal alle Kräfte aufbieten, um der ungewohnten Hitze zu trotzen. Viola hob den Kopf und sah Zin direkt in die Augen. Beinahe wäre sie vor seinem Blick zurückgewichen, der immer noch so tief und voller Gefühl war, wie es ihre Knie nur allzu leicht weichmachen konnte. Dennoch hielt sie ihm stand und zuckte dann lediglich mit den Schultern. „Warum nicht? Essen ist noch genug da", antwortete sie fast etwas zu gleichgültig, ehe sie sich an ihm vorbei schob, den Atem anhielt, um seinen Duft nicht noch stärker in die Nase zu bekommen und dann die frische Eispackung aufbrach. Sie hatte keinen Eislöffel, mit dem man schöne Kugeln formen konnte, also nahm sie einen stinknormalen Esslöffel und machte eben etwas, das aussah, wie breite Kringel, die sie auf die Glasschüsseln verteilte, bis in keinem davon mehr Platz war. Nur bei ihrer eigenen Schüssel beließ sie es bei ein einer winzigen Portion Eis. Es würde ohnehin nur vor sich hinschmelzen, ehe sie es in den Ausguss leerte. Warum nicht? Kurz war Zin so, als hätte Viola ihm im Vorbeigehen eine runtergehauen. Er starrte auf den Fleck, an dem sie eben noch gestanden hatte, und konnte nicht ganz glauben, dass sie das gerade gesagt hatte. Es ging doch ... nicht ums Essen! Es ging darum, dass er gern noch bei ihr bleiben wollte. In dieser Nacht und so lange, wie es seine Pflicht zuließ, sich um den Rest seiner Familie zu kümmern. „Okay.“ Zin schaffte es nicht, noch ein 'Danke' hinterher zu schicken. Stattdessen nahm er zwei Schüsseln voll Eis, stellte sie vor Ban und Sal ab und holte sich dann seine eigene Portion, die er stillschweigend im Stehen verzehrte, bevor er begann, den Tisch abzuräumen. In sich versunken, bemerkte er gar nicht, wie sich hinter ihm etwas rührte. Erst, als Ban neben ihm stand, ihn überschattete und auf ihn hinunter blickte, riss Zin sich aus seinen Gedanken. Sie hatten sich alle um Viola gedreht. Darum, was er jetzt tun sollte. Was sie dachte und ob das vorhin am Strand ... Ob er nur jemand für sie war, der ihr ein bisschen Spaß brachte. Immerhin ... war sie nicht scharf darauf, dass er länger blieb. Das hatte er aus ihrer Reaktion vorhin sehr deutlich herauslesen können. Oder zumindest glaubte Zin, das herauslesen zu müssen. Viola war so ein ehrlicher Mensch. Sie würde nicht das eine sagen und das andere meinen. Also hieß das wohl, dass er zwar bleiben konnte, bis sie sich für die Reise gestärkt hatten, aber danach ... waren sie beide wieder frei. Für ... was oder wen auch immer. Als wäre das für ihn auch nur eine Option. „Denkst du, dass du so weit schwimmen kannst? Wenn deine Verletzungen noch zu schwer sind, können wir dich auch für den Angriff nicht brauchen. Allerdings gibt es außer dir niemanden, der so viel Schaden verursachen kann.“ Ban rasselte die Worte ohne große Gefühle herunter. Fakten an Fakten. Der Schwarm brauchte Zin und seine Erfahrungen, die er an Land gesammelt hatte. Sein Wissen aus Büchern. Nur er kannte sich ansatzweise mit der Funktion von Strom aus. Und der Gefahr. „Es geht schon.“ Keine Sorge. Das war nicht einfach nur ein Ruck an einem festsitzenden Pflaster. Das war, als würde man gleichzeitig das Pflaster auch noch kratzen und beißen, während es einen zurückkratzte und biss und noch mehr an der empfindlichen Haut zupfte. Mit jedem weiteren Atemzug, der ihr Zins Geruch in die Nase trieb, wuchs zugleich der Knoten in ihrer eigenen Brust immer weiter an, bis da gar kein Platz mehr war, um richtig atmen zu können. Trotzdem schaffte es Viola irgendwie auch Oka eine Schüssel voll Eis hinzustellen und den restlichen Tisch abzuräumen, wobei Zin ihr ebenfalls inzwischen wie selbstverständlich half. Ihr eigenes Eis ließ sie unberührt und sie war gerade dabei gewesen, die schmutzigen Teller zu stapeln und das Besteck zur Seite zu legen, um alles mit ein bisschen Ordnung abwaschen zu können, als Ban erneut den Mund aufmachte und ihr den Rest gab. Natürlich war sie nicht gemeint. Sie war ja nicht einmal anwesend oder auch nur annähernd irgendwie an dem Thema beteiligt, trotzdem hatte sie das Gefühl, gleich explodieren zu müssen. Sie zitterte bereits und ihre Fingerspitzen juckten, als würde sie jeden Moment unwillentlich die Krallen ausfahren. Sie wollten Zin also gleich an vorderste Front schicken. Sie wollten ihn in seinem Zustand und nach einer Zweitagesreise sofort wieder der Gefahr aussetzen, als wären beim letzten Versuch nicht schon genug Leute gestorben. Als sie daran dachte, dass Zin dieses Mal wirklich sterben könnte, konnte sie nicht mehr. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und verließ einfach die Küche. Nicht nur die Küche. Sie verließ auch das Haus, allerdings nicht in Richtung Strand, sondern Wald, und als sie mit immer schneller werdenden Schritten immer tiefer in ihre geliebte und vertraute Umgebung eintauchte, ließ sie dem Druck in ihrem Inneren freien Lauf. Mit einem wütenden und zugleich verzweifelten Laut zerriss es ihre Moleküle, ihr Bikini flog in Fetzen an ihr herab, ehe sie auf vier Pfoten aufkam und nun endgültig durchs Unterholz preschte, als wäre ein ganzer Reisebus von Wilderern hinter ihr her. Ihrem inneren Gefühlschaos konnte sie damit jedoch nicht davonlaufen. *** Es war schon längst dunkel, als ihr Weg sie wieder auf den schmalen Pfad führte, der sich ein Stück hinter ihrem Haus durch den Wald schlängelte und sich dann irgendwo im Wald verlief. Da sie allerdings in die andere Richtung ging, führte sie der Weg natürlich direkt zu ihrem Haus. Zu ihren Problemen und zu ... Zin. Inzwischen kam sich Viola verdammt kindisch und unüberlegt vor. Sie hatte sich nicht nur mies verhalten, sondern war auch einfach so davongelaufen, während Gäste in ihrem Haus waren. Normalerweise war sie keine so miese Gastgeberin, aber zu ihrer eigenen Entschuldigung, musste sie anmerken, dass sie keine Sekunde länger diesem Gespräch hätte zuhören können, da es immer noch an ihr nagte und fraß, bis wohl bald nichts mehr von ihr übrig bleiben würde. Dass Zin sie verlassen würde, war schlimm. Dass er nie wieder zurückkommen könnte, weil er vermutlich getötet wurde, war so unerwartet unerträglich für sie, dass Viola es selbst immer noch kaum glauben konnte. Am liebsten wäre sie bis zum Morgengrauen gar nicht mehr zurückgekommen. Nicht einmal bis zum nächsten Abend, um sicherzugehen, dass die Männer weg waren. Doch Zin loszulassen, einfach so ohne Abschied? Das brachte selbst sie nicht fertig. Egal was für eine Art von Abschied das auch werden würde. Die Gegend rund um das Haus, war ruhig und auch im Haus selbst war es still, also verwandelte Viola sich wieder zurück und schlich nackt durch ihre Vordertür und wich danach den knarrenden Dielen aus, die ihr schon so vertraut waren. Sie wollte nur noch in ihr Zimmer. In ihr Bett und ihr Gesicht in das Kissen vergraben, das Zins Duft bestimmt immer noch beherbergte. Alles andere konnte sie bestimmt noch auf Morgen verschieben. Er trat aus dem Gästezimmer, sobald er auch nur das leiseste Geräusch vernahm, das auf die Anwesenheit einer zweiten Person hätte hinweisen können. Jedes Mal machte sein Herz in seiner Brust einen Sprung, bloß um dann enttäuscht und nach Stunden auch besorgt weiter zu klopfen, während Zin sich wieder zurückzog, sich auf das Bett legte und an die Decke starrte. Natürlich wartete er auf sie. Das hatte er getan, seit Viola einfach davongelaufen war. Er war sogar kurz davor gewesen, ihr zu folgen. Aber das hätte nicht viel gebracht. Zin kannte sich in den Wäldern nicht aus. Am Ende hätte er sich verlaufen oder wäre in einen Menschen hineingerannt und hätte sich wirklich in Schwierigkeiten gebracht. Da war es das kleinere Übel, Löcher in die Decke zu starren und zu warten. Er wartete und wartete. Als es bereits dunkel war, fielen Zin immer wieder die Augen zu und sein Rücken protestierte immer lauter, je öfter Zin ihm das Aufspringen und wieder hinlegen zumutete, bloß um dann wieder die ganze Zeit belastet zu werden. Vermutlich wollte sie ihn nicht sehen. Selbst wenn sie wiederkam. Viola wäre nicht einfach davon gelaufen, wenn sie sich mit Zin hätte aussprechen wollen. Aber ... er wollte. Er musste ihr noch ein paar Dinge sagen. Sie etwas fragen und ... er konnte nicht einfach so verschwinden. Nicht, nach allem, was passiert war. Die Tür quietschte leise in den Angeln. Zins Augen huschten zum Flur und diesmal blieb er sogar ein paar atemlose Sekunden lang liegen, bevor er aus dem Bett sprang, Violas Morgenmantel von der Matratze mit sich riss und ihr in den Weg trat. Er erstarrte, als er sie sah. Nackt und ... wunderschön, wie immer. Es hätte Zin nicht gewundert, hätte seine Hand, die er ausstreckte, um ihr den Morgenmantel anzubieten, gezittert. Aber sie tat es nicht. Zin hielt Viola den Morgenmantel so hin, dass sie nur hineinschlüpfen musste, wenn sie es wollte. Seine Augen versuchten, ihren Blick einzufangen. Selbst wenn das bedeuten würde, dass sie ihn damit erdolchte. „Es tut mir leid.“ Sie hielt mitten im Schritt inne, als ein Schatten plötzlich vor ihr auftauchte. Zin. Sie hätte eigentlich mit ihm rechnen müssen und so wie ihr Herz – dieses verräterische Ding – zu rasen begann, schien sie sich auch noch darüber zu freuen, dass er ihr den Weg versperrte. Ihr Verstand sagte allerdings etwas ganz anderes. Eigentlich wollte sie ihn einfach beiseiteschieben und in ihr Zimmer gehen. Doch sie konnte es nicht. Ihr Körper wollte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegen. Sein „Es tut mir leid“ ließ sie innerlich zusammenkrümmen. Es tat auch Viola leid und doch brachte sie keinen Ton über die Lippen, sondern starrte auf Zins Hände, die ihr ihren Morgenmantel entgegen hielten. Ihr Herz schlug wilder und die sich ausbreitende Stille zwischen ihnen wurde ohrenbetäubend. Langsam hob sie die Hand. Für einen Moment blieb diese unentschlossen in der Luft hängen, ehe Viola nach dem Morgenmantel griff und ihn aus Zins Händen zog, um ihn einfach auf den Boden fallen zu lassen. Sie trat einen Schritt näher an ihn heran, ohne den Blick zu heben, was nun auch noch ein intensives Prickeln sowohl in ihrem Nacken, wie auch in ihrem Bauch auslöste. Viola konnte ihn wittern. Genauso wie sie immer noch den Wald an sich riechen konnte. Doch nichts hätte sie in diesem Augenblick dazu bringen können, noch einmal dorthinein zu laufen. Außer vielleicht ... Zin. Viola schloss die Augen und sog tief den Duft von Meer und Mann in ihre Nase. Immer noch wollte sie sich dagegen wehren. Gegen seine Nähe. Gegen die Dinge, die er so einfach mit ihr anstellen konnte. Gerade weil er sie in wenigen Stunden verlassen würde. Gerade deshalb wollte sie das alles nicht. Trotzdem trat sie einen weiteren Schritt nach vor und schmiegte ihr Gesicht an sein Schlüsselbein, während ihre Arme sich um ihn schlossen und sanft über seinen geschundenen Rücken strichen. „Halt ... einfach die Klappe", murmelte sie zart gegen seine Haut und rieb dabei ihre Wange an dieser kühlen Geborgenheit. Noch einmal atmete sie tief das Aroma von Zins Haut ein, ehe sie die Luft in einen endlosen Seufzer entließ und sich noch enger an ihn schmiegte, ehe ihre Lippen einen Weg von seinem Schlüsselbein ausgehend nach oben zu seinem Hals zu suchen begannen. Auch ihre Hände wanderten nach oben, um sein Gesicht zu berühren und es schließlich zu sich herunterzuziehen, während sie sich auf ihre Zehenspitzen stellte. „Sag einfach gar nichts", flüsterte sie noch einmal gegen seine Lippen, küsste sie für einen Moment lang ausgesprochen zärtlich, ehe Viola sich wieder halb von Zin löste und ihn mit sich in das Gästezimmer zog, wo er nur so kurze Zeit bei ihr gewohnt hatte. Aber offenbar nicht kurz genug. Viola schob ihn auf das Bett zu, bis er sich darauf niederlassen musste, und setzte sich dann auf seinen Schoß, während ihre Hände erneut sein Gesicht umfingen und sie ihn dieses Mal sehr viel länger küsste und sich intensiver an ihn schmiegte, als wäre es das letzte Mal. Aber ... das war es doch auch, nicht wahr? „Halt ... einfach die Klappe.“ Das tat er. Zin hatte erstaunt die Hände ausgebreitet, als Viola auf ihn zugetreten war. Und auch jetzt, eine Minute später traute er sich noch nicht, sie um Violas nackten Körper zu legen. Ihr langes Seufzen machte es ihm sogar noch schwerer. Sie kam Zin in diesem Moment so ... zerbrechlich vor. Eine Eigenschaft, die er an Viola nicht kannte. Zin hätte nicht einmal angenommen, dass sie überhaupt so wirken konnte. Aber so war es. Selbst, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn küsste. Zins Hände legten sich sanft um ihre Schultern, hielten sie so zart, dass ihr die Berührung vielleicht gar nicht auffiel. Sein Herz schlug hart und sein Körper war angespannt. Irgendwie wirkte Viola so, als würde sie sofort wieder weglaufen, wenn sie die Gelegenheit dazubekam. Und das ... wollte Zin auf keinen Fall. Deshalb folgte er ihr auch immer noch wortlos, ließ sich auf das Bett schieben, das irgendwie in diesen vergangenen Wochen zu 'seinem Bett' geworden war, und erwiderte Violas Kuss. Oh man, er war wirklich vollkommen durcheinander. War es nun ein gutes Zeichen, dass sie ihn küsste? Oder konnte er immer noch jede Sekunde einen Fehler machen, der sie verletzte und sie wieder hinaustrieb? Als sie sich an ihn schmiegte, er ihre warme Haut auf seiner spürte, war der Bann endgültig gebrochen. Zins Arme schlangen sich um Violas Körper. Einen Unterarm um ihren Po gelegt, zog Zin sie noch näher an sich heran, streichelte ihre Hüfte und vergrub seine freie Hand in ihrem Haar. Viola roch nach Erde, nach Luft und Blättern. Nach ihrer zweiten Natur, die Zin bis jetzt nur einmal zu Gesicht bekommen hatte. Es tat ihm wirklich unendlich leid. Und es zerriss ihn fast, als er daran dachte, dass sie auf seine Frage vielleicht negativ reagieren könnte. Dass sie ... Zin ließ sich langsam nach hinten fallen, zog Viola mit sich und hielt ihr Gesicht kurz zwischen seinen Händen, bevor er sie wieder um sie schlang, als könnte sie ihm wirklich jeden Moment davon laufen. Er küsste sie, knabberte über ihre Lippen, zeichnete mit der Zungenspitze den Schwung ihres Mundes nach ... und verging fast, wenn er daran dachte, dass er das für eine Weile nicht mehr würde tun können. Sie folgte ihm so unwiderruflich, als würde sie an Zin festkleben und das tat sie irgendwie ja auch, da ihre sämtlichen Gliedmaßen so vollkommen um ihn geschlungen waren, dass er sogar hätte aufstehen können und sie wäre nicht runtergefallen. Trotzdem war das meiste ihres Gewichts auf ihren Knien und Unterschenkel verlagert, die weich in die Matratze gedrückt waren und sich zugleich eng an Zins Seite schmiegten. Ihre Hände streichelten immer wieder zärtlich über seine Haut, zogen die Linien seiner Brustmuskeln mit einer solchen Sanftheit nach, dass es erschien, als hätte sie gar keine Krallen. Die hatte sie zwar sehr wohl noch, doch im Augenblick war ihr nicht mehr danach, sie gegen Zin einzusetzen. Nein, Viola wollte alles andere, als ihm wehtun, obwohl es ihr selbst wehtat. Wenn auch mehr ihrem Herzen als sonst irgendeinem anderen Teil von ihr. Dabei öffnete sie sich so vollkommen für ihn, dass es absolut ihrer momentanen Stimmungslage widersprechen müsste. Doch das tat es irgendwie nicht. Sie ließ seine Zunge in ihren Mund ein. Hieß sie sogar erfreut willkommen, während sie ihn weiter streichelte. Seinen Atem auf ihrer Haut spürte, seine Kühle, die ihren ganzen Körper stets zuverlässig prickeln ließ und doch heute, hier und jetzt noch intensiver zu sein schien. Ihre Hände begannen, größere Flächen zu liebkosen. Seine Schultern, seine Oberarme, hielten ab und zu intensiver seinen Kopf fest, während sie sich nur darauf konzentrierte, Zins Lippen zu küssen, ehe Viola sie über seine Brust zu seinem Bauch hinabschickte. Zu seinen Seiten. Zwischen ihre Körper. Sie seufzte erneut. Immer noch unklar, ob es von der aufkommenden Lust oder ganz anderen Gefühlen kam. Das blieb selbst für sie noch offen. Doch Hauptsache, sie konnte bei Zin sein, ihn berühren und so intensiv unter seine Haut kriechen, wie es einem Außenstehenden nur möglich war. Nun entkam auch Zin ein Seufzen, als Violas Lippen sich für ihn öffneten, sie ihn einließ und gleichzeitig begann, ihn zu streicheln. Jede Linie, die sie auf seiner Haut zog, schien nachzubrennen, wie kleine Feuer. Lichtpunkte, die er gern entgegen nahm und in denen er badete, solange Viola es zuließ. Auch er streichelte sie. Ihren Rücken in langen Zügen, ihren Po und ihre Oberschenkel hinunter bis zu der Stelle, wo Haut auf Haut traf. Zins Lider flatterten hoch, als Violas Finger seinen Bauch liebkosten. Und weiter hinunter. Unmissverständlich ... oder nicht? Zins Hände schoben ihr Haar zurück, legten es ihr auf den Rücken und streichelten dann Violas Wangen. Er zog sie zu sich heran, küsste sie wieder und versank in dem Gefühl, das nur sie ihm vermitteln konnte. Es war ungewöhnlich und ... groß. Zin schlang seine Arme um Viola, hielt sie fest und drehte sich mit ihr zusammen auf die Seite, während er ein Stück die Matratze hinaufkroch. „Bist du sicher, dass ich die Klappe halten soll?“, raunte er leise, bevor er sie sofort wieder küsste, mit ihren Haaren spielte und seine Beine mit ihren verschlang. „Ich bin so froh, dass du wiedergekommen bist.“ „Ja.“ Sie schob sich enger an ihn heran, umschlang ihn nun noch mehr mit ihren Armen – ihrem Körper und widmete sich hingebungsvoll seinen Lippen. „Sag einfach ... gar nichts", befahl sie ihm erneut, kaum mehr als ein Flüstern, als ein wirklicher Befehl und doch war es ihr ernst damit. Er sollte nicht solche Dinge sagen. Er sollte überhaupt nichts sagen, das so stark eine Resonanz in ihr auslösen konnte, dass es in ihrem Inneren zitterte. Und um ihren Wunsch noch weiter zu bekräftigen, ließ sie seinem Mund gar keine Zeit, noch mehr zu sagen. Jedes mögliche Wort wurde sofort von ihren Lippen im Keim erstickt. Sie wollte das hier genießen. Sie wollte mit vollem Bewusstsein diesen Augenblick erleben, in dem sie Zin so nahe war und in dem sie in seiner Nähe und Zuwendung baden konnte. Nicht sollte ihr das nehmen. Nicht einmal er. Nein, sie würde es verhindern, wenn er es versuchen sollte. Auf die eine oder andere Art würde ihr das bestimmt gelingen. Auch wenn sie nicht darum kämpfen wollte. Es nicht mehr konnte. Warum konnte er ihr nicht einfach geben, wonach sie verlangte? Ohne Worte. Denn die waren im Augenblick mehr als überflüssig. Es reichte schon, dass er einfach bei ihr war. Damit gab sie sich zufrieden. Musste sie sich einfach zufriedengeben. Was hätte sie denn mehr verlangen können? Violas Hand schlang sich um Zins Nacken, als sie den Kuss intensivierte und ihr Bein so um seine Hüfte schlang, dass er ihr nicht entkommen konnte. Als seine kühle Haut auf die ungeschützte und zugleich vermutlich wärmste Stelle ihres Körpers traf, seufzte sie erneut in den Kuss. Dieses Mal jedoch eindeutig lustvoll. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)