Die Spionin! von xXSeleneXx ================================================================================ Kapitel 12: Harry Mission! -------------------------- Der gesamte Unterricht wurde eingestellt. Einige Schüler wurden während der nächsten Tage von ihren Eltern eilends von Hogwarts abgeholt- die Patil-Zwillinge waren noch vor dem Frühstück am Morgen nach Dumbledores Tod verschwunden. Harry, Ron und Hermine verbrachten all ihre Zeit gemeinsam. Das schöne Wetter war ein Hohn; Harry konnte sich ausmalen, wie diese Zeit ganz am Ende des Schuljahres für sie gewesen wäre, wenn Dumbledore nicht gestorben wäre. Es gab keinen Druck mehr, Hausaufgaben zu machen...und von Stunde zu Stunde schob er hinaus, was er sagen musste und was er, weil es das Richtige war, tun musste, denn es war zu bitter, auf jene Quelle, die ihm am meisten Trost spendete, zu verzichten. Am nächsten Tag stand Harry früh auf, um zu packen; der Hogwarts-Express würde eine Stunde nach dem Begräbnis abfahren. Die Stimmung unten in der großen Halle war gedämpft. Alle trugen ihre besten Umhänge und niemand schien sonderlich Hunger zu haben. Professor McGonagall hatten den thronartigen Stuhl in der Mitte des Lehrertisches frei gelassen. Auch Hagrids Stuhl war nicht besetzt. Harry überlegte, dass er es vielleicht nicht über sich gebracht hatte, zum Frühstück zu kommen; aber Snapes Platz war ohne viel Federlesen von Rufus Scrimgeour eingenommen worden. Drüben am Slytherin-Tisch hatten Crabbe und Goyle die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten. Obwohl sie riesige Kerle waren, wirkten sie doch merkwürdig einsam ohne die große, bleibe Gestalt von Malfoy in ihrer Mitte, der sie herrumkommandierte. Harry hatte nicht viele Gedanken an Malfoy verschwendet. Seine Feindschaft galt allein Snape, aber er hatte die Angst in Malfoys Stimme dort oben im Turm nicht vergessen. Hermine stieß Harry in die Rippen und riss ihn aus seinen Gedanken. Professor McGonagall war aufgestanden und das düstere Geflüster in der Halle erstarb sofort. "Es ist nun an der Zeit" sagte sie. "Bitte folgt euren Hauslehrern hinaus auf das Gelände. Die Gryffindors mir nach." Sie erhoben sich benahe stumm von ihren Bänken und marschierten hintereinander hinaus. Als Harry aus dem Portal hinaus auf die steinernen Stufen trat, sah er, dass es in Richtung See ging. Die Sonne stich ihm warm über sein Gesicht, während sie Professor McGonagall schweigend zu dem Platz folgten, wo Hunderte von Stühlen in Reihen aufgestellt worden waren. In der Mitte verlief ein Gang. Vorne stand ein Marmortisch, auf den alle Stühle ausgerichtete waren. Es war der schönste Sommertag. Eine ungewöhnliche Mischung von Leuten hatte sich bereits auf der Hälfte der Stühle niedergelassen: schäbig und schick, alt und jung. Die meisten kannte Harry nicht, einige allerdings schon, darunter Mitglieder des Phönixordens. Harry, Ron und Hermine setzten sich nebeneinander ans Ende einer Stuhlreihe am Seeufer. Leute flüsterten miteinander. Als Letzte nahmen die Lehrer Platz. Dann hörte er Musik, seltsame Musik wie aus einer anderen Welt, und er vergaß seine Abneigung gegen das Ministerium, als er sich nach ihrer Quelle umsah. Er sah in der klaren grünen, sonnenbeschienen Wasser, Zentimeter unter der Oberfläche, ein Chor von Wassermenschen, die in einer eigentümlichen Sprache, die er nicht verstand sangen. Die Musik ließ Harry die Nackenhaare zu Berge stehen, und doch war sie nicht unangenehm. Hagrid schritt langsam den Gang zwischen den Stühlen entlang. Er weinte ganz leise, sein Gesicht glänzte vor Tränen, und in seinen Armen trug er, wie Harry wusste, eingehüllt in violetten, mit goldenen Sternen besetzten Samt, den toten Dumbledore. Bei diesem Anblick stieg Harry ein scharfer Schmerz die Kehle hoch. Ron wirkte bleich und entsetzt. Dicke Tränen fielen in Hermines Schoß. Sie konnten nicht genau sehen, was vorne geschah. Offenbar hatte Hagrid den Leichnam vorsichtig auf den Tisch gelegt. Dann zog er sich den Gang entlang zurück. Ein kleiner Mann mit büscheligen Haaren, hatte sich erhoben und stand jetzt vor Dumbledores Leichnam. Harry konnte nicht hören was er sagte. Plötzlich ohne Vorwarnung, überwältigte sie ihn, die grauenvolle Wahrheit, umfassender und unleugbarer als bisher. Dumbledore war tot, war nicht mehr...er umklammerte das kalte Medaillon in seiner Hand so fest, dass es schmerzte, doch er konnte nicht verhindern, dass ihm heiße Tränen aus den Augen quollen. Er wandte sich ab von Hermine und Ron und starrte über den See, hinüber zum Wald, während der kleine Mann in Schwarz weiterleierte... Harry erinnerte sich an seinen ersten alptraumhaften Ausflug in den Wald, an das allererste Mal, dass er jenem Etwas begegnet war, das damals Voldemort war, wie er ihm gegenübergestanden hatte und wie er und Dumbledore wenig später darüber gesprochen hatten, wie man eine Schlacht schlagen sollte, die wahrscheinlich verloren war. Es war wichtig zu kämpften, hatte Dumbledore gesagt, und immer wieder zu kämpfen, denn nur dann konnte das Böse in Schach gehalten werden, wenn auch nie ganz ausgelöscht... Und Harry saß da in der heißen Sonne und er sah ganz deutlich, wie die Menschen, denen er etwas bedeutete, sich einer nach dem anderen vor ihn gestellt hatten, seine Mutter, sein Vater, sein Pate, Rachel und schließlich Dumbledore, alle entschlossen ihn zu schützen; aber nun war das vorbei. Er konnte es nicht zulassen, dass noch jemand sich zwischen ihn und Voldemort stellte; er musste sich für immer von der Illusion verabschieden, die er schon im Alter vor einem Jahr hätte verlieren müssen: dass die beschützenden Arme der Eltern ihn vor allem Unheil bewahren würden. Es gab kein Erwachen aus diesem Alptraum, niemand flüsterte ihm im Dunkeln tröstlich zu, dass ihm doch nichts passieren könne, dass sich alles nur ein seiner Phantasie abspiele; der letzte und größte seiner Beschützer war gestorben und nun war er so allein, wie er es noch nie gewesen war. Er sah, dass Ron jetzt Hermine im Arm hielt und ihr übers Haar stricht, während sie an seiner Schulter schluchzte, und Ron tropften Tränen von der Spitze seiner Nase. Mit einer traurigen Geste stand Harry auf, wandte sich Ron, Hermine und Dumbledores Grabmal den Rücken zu und ging um den See herum davon. Sich zu bewegen kam ihm viel erträglicher vor, als ruhig dazusitzen: Wie er sich auch viel besser fühlen würde, wenn er baldmöglichst aufbrach, um die Horkruxe aufzuspüren und Voldemort zu töten, statt nur darauf zu warten, es zu tun... "Harry!" hörte er Hermine von weitem rufen. Er lief weiter, während er darauf wartete, dass sie ihn einholten, was sie schließlich im Schatten einer Buche taten, unter der in glücklicheren Zeiten immer gesessen hatten. "Wo willst du hin?" fragte Hermine. Harry antwortete nicht. "Ich wollte verschwinden und nie wieder zurückkommen!" sagte Harry dann. Ron starrte ihn nur an, doch Hermine sagte traurig: "Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber was willst du denn tun?" "Ich geh noch einmal zu den Dursleys zurück, weil Dumbledore es so wollte!" sagte Harry. "Aber das wird nur ein kurzer Besuch sein, und dann bin ich endgültig weg von dort!" "Aber wo willst du hin, wenn du nicht in die Schule zurückkommst?" "Ich dachte, ich könnte vielleicht nach Godric's Hollow zurückkehren!" murmelte Harry. Diesen Gedanken hatte er schon seit der Nacht von Dumbledores Tod. "Für mich hat es dort angefangen, diese ganze Geschichte. Ich habe einfach das Gefühl, dass dich dort hingehen muss. Und ich kann die Gräber meiner Eltern besuchten, das würde ich gerne." "Und was dann?" sagte Ron. "Dann muss ich die restlichen Horkruxe aufspüren, oder?" erwiderte Harry, die Augen auf Dumbledores weißes Grabmal gerichtet, das sich im Wasser auf der anderen Seite des Sees spiegelte. "ER wollte, dass ich das tue, deshalb hat er mir alles über sie erzählt. Wenn Dumbledore Recht hatte- und ich bin mir sicher, er hatte Recht- sind immer noch vier davon dort draußen. Ich muss sie finden und sie zerstören, und dann muss ich mich auf die Jagd nach dem siebten Stück von Voldemorts Seele machen, dem Stück, dass immer noch in seinem Körper ist, und ich bin derjenige der ihn töten wird. Und wenn ich unterwegs auf Severus Snape stoße" fügte er hinzu. "umso besser für mich, umso schlechter für ihn!" Ein langes Schweigen trat ein. Die Menge hatte sich jetzt fast zerstreut. "Wer werden dort sein!" sagte Ron. "Wie bitte?" "Im Haus von deiner Tante und deinem Onkel!" sagte Ron. "Und dann werden wir mit dir gehen, wo auch immer du hingehst." "Nein" sagte Harry rasch; damit hatte er nicht gerechnet, er hatte ihnen klar machen wollen, dass er diese äußerst gefährliche Reise allein unternehmen würde. "Du hast einmal zu uns gesagt" erklärte Hermine leise, "Das noch Zeit sei umzukehren, wenn wir wollten. Wir hatten Zeit, stimmt's?" "Wir sind bei dir, was auch immer geschieht." Sagte Ron. Harry lächelte warmherzig. Seine Hand schloss sich wie von selbst um den falschen Horkurx, doch trotz allem, trotz des dunklen und gezwungen Wegs, den er vor sich hatte, trotz der letzten Begegnung mit Voldemort, die wie er wusste, unweigerlich kommen musste, ob in einem Moment, einem Jahr oder in zehn Jahren, trotz allem fasste er Mut bei dem Gedanken, dass er doch nicht so alleine war, wie er gedacht hatte, denn er hatte seine Freunde, die ihm in allen noch bevorstehenden Jahren bei Seite stehen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)