My Passion von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Replay ------------------ Ich schreckte jäh hoch. Ich, Marron Nagoya, 34 Jahre, saß schweißgebadet in meinem Bett. Chiaki lag neben mir und schlief tief und fest. Ich blickte mich panisch um und suchte den Grund meines Traumes. Das Zimmer war allerdings so wie immer und so stand ich auf und öffnete das Fenster. Es war Herbst und so kam mir eine kühle Brise entgegen. Ich atmete tief durch und mein Herzschlag beruhigte sich. Was war das für ein Traum?, dachte ich und versuchte mich an alle Einzelheiten zu erinnern die vorkamen. Es war dunkel gewesen und ich konnte kaum was sehen. Dann hörte ich eine undeutliche Stimme in meinen Ohren und ich wusste nicht von wem diese Stimme kam. Ich hatte mich vorgetastet und fand mich dann mitten auf der Straße wieder. Die Autos hatten gehupt und ich sprang voller Angst auf den Bürgersteig. Ich bemerkte ein Sirenengeheul und von da an war der Traum wieder dunkel. Als ich wieder etwas sah erschrak ich. Ich stand in einer dunklen Gasse und vor mir lag die Leiche einer Frau dessen Kopf in der Dunkelheit lag und deswegen nicht zu erkennen war. Um sie rum war Blut und es floss mir um die Schuhe. Dann riss ich die Augen auf und starrte an meine Zimmerdecke. Was war das? Was hat das zu bedeuten? Wer war die tote Frau? Warum war ich in dieser Gasse? Ich saß in der Küche und dachte nach. Im Hintergrund war dass Geräusch einer Kaffeemaschine zu hören die mir gerade einen sehr starken Kaffee zubereitete. Ich trank nie etwas Alkoholisches, da die Angst der Sucht viel zu groß war. Chiaki trank auch niemals Alkohol und unsere gemeinsame Tochter schon gar nicht. Natsuki Nagoya lag hoffentlich friedlich im Bett und schlief. Ich wollte nicht, dass sie mich beobachtete wie ich in der Küche stand und schwitzend auf einen Kaffee wartete. Sie war fünfzehn Jahre alt und besuchte die die Schule die auch ich damals besucht hatte. Sie schrieb am nächsten Tag die erste Arbeit in diesem Halbjahr und musste deswegen topfit sein. Sie war ein Kleines heitere Mädchen und steckte voller Energie. Sie kam eher nach mir als nach Chiaki was mich in mancher Hinsicht beruhigte. Sie war nicht so aufreißerisch wie Chiaki es damals gewesen war, sondern eher ruhig und verschlossen. Durch die Pubertät verschlimmerte sich diese Verschlossenheit und sie redete zurzeit kaum mit mir oder ihrem Vater. Ihre Augen waren eines ihrer großen Geheimnisse. Chiaki und ich hatten nachgeforscht und fanden niemand dessen Augen, wie Natsukis, giftgrün waren. In meiner Familie waren alle braunäugig und bei Chiaki vorwiegend blau- und braunäugig. Das Geräusch der durchlaufenden Kaffees verstummte und ich goss mir den Kaffee ein. Ich verzichtete auf Zucker sowie auf Milch und trank ihn schwarz und stark wie er war. In meinem Körper breitete sich nach dem ersten Schluck schon eine beruhigende Wärme aus und ich setzte mich wieder an den Tisch. Ich dachte schon gar nicht mehr an den Traum, sondern nur an meine Familie und war glücklich darüber wie gut es uns ging. Natsuki Nagoya stand neben der Küchentüre und runzelte die Stirn. Warum war Mama in der Küche und trank Kaffee? War sie denn noch ganz dicht? Sie hörte ein Stuhlkratzen und lief leichtfüßig in ihr Zimmer zurück. Sie sprang ins Bett und deckte sich bis zum Kinn zu und schloss die Augen. Hatte sie wieder einen Albtraum gehabt? Papa hat mir doch erzählt, dass Mama manchmal Albträume hatte als sie noch jung war. Naja noch jünger als jetzt. Natsuki zuckte die Schultern und drehte sich auf die Seite. Ihre Gedanken schweiften zum Jungen in ihrer Klasse ab den sie so süß fand. Er saß vor ihr und sie konnte immer seinen Hinterkopf ansehen. Er hatte kurze schwarze Haare die allerdings seiner Ohren bedeckte. Er sah so süß aus und wenn er lächelte dann schmolz sie dahin. Mit ihren Gedanken bei dem Jungen schlief sie ein und träumte die ganze Nacht von ihm. Mein innerer Wecker schellte und ich sah auf die Uhr. Zufrieden stellte ich fest, dass es halb sechs am Morgen war. Chiaki schlief immer noch und so steig ich behutsam aus dem Bett. Was für ein Unsinn. In fünfzehn Minuten schellt seine äußere Uhr und er würde wieder erschreckt hochfahren und sich wieder einmal über den neuen Wecker seines Vaters beschweren. Du bist Arzt und Direktor eines Krankenhauses und musst pünktlich auf der Arbeit sein, sagt Kaiki immer und lacht dann aus vollem Halse. Seit er Chiaki die Leitung für das Krankenhaus übergeben hatte ging es ihm viel besser. Chiaki hingegen fand es nach fünf Jahren als Direktor immer noch nicht amüsant Nachtschichten zu schieben und früh aufzustehen. Ich ging den Flur entlang und klopfte an Natsukis Türe. Ich hörte ein resigniertes Grummeln und ging die Treppe runter. Ich ging ins Bad und zog mich aus. Im Spiegel betrachtete ich mich erst einmal ausgiebig und grinste dann. Ich stieg unter die Dusche und ließ eiskaltes Wasser laufen. Es war eine Wohltat auf meiner von Schweiß klebenden Haut. Ich shampoonierte mir die Haare und holte meine Zahnbürste hervor. Ich schrubbte ausgiebig und tänzelte etwas herum. Nachdem ich mir auch die Haare ausgewaschen hatte holte ich den Rasierer hervor und entfernte alle unerwünschten Haare. Die Beine, die Achseln und den Intimbereich. Dann drehte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Duschen war schon immer eines meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich trocknete mich ab als es klopfte und Chiaki herein kam. „Guten Morgen, mein Schatz.“, sagte er und küsste mich auf die Stirn. „Guten Morgen.“, erwiderte ich und hüllte meine Haare in das Handtuch. Dann zog ich mir Slip und BH an und verließ das Bad. Ich Marschierte ins Schlafzimmer zurück und klopfte im Vorbeigehen nochmal bei Natsuki an und rief: „Mathe!“ „WAAAAS?“, rief Natsuki und ich hörte ein Poltern. Ganz offensichtlich war sie aus dem Bett gefallen. Ich öffnete den Kleiderschrank als Natsuki mit neuer Unterwäsche aus dem Zimmer stürmte. „Geht nicht. Papa ist drin.“, sagte ich ohne sie anzusehen. „Ich würde beim nächsten Mal früher aufstehen sagte ich und lächelte sie an. Sie grummelte und ging nach unten. Ich wählte eine Jeanshose die meinen Po betonte und ein ärmelloses Top. Ich legte beides auf das Bett und trocknete mir die Haare ab. Danach schaltete ich das Radio an und zog mich an. „Das Wetter ist beständig, vereinzelt Regen und dicke Wolken. Die Sonne schafft es heute selten und auch nicht lange. Die Temperaturen liegen bei acht bis zehn Grad.“, sagte der Nachrichtensprecher und ich nickte stumm den Kopf. Ich setzte mich vor meinen Spiegel und nahm die Feuchtigkeitscreme. Dann cremte ich mir Gesicht und Arme sowie die Hände ausgiebig ein. Dann nahm ich mir ein Haargummi und band mir die Haare zu einem Pferdeschwanz. Das war mein äußeres Auftreten an meinem freien Tag. Als Kinderpsychologin hatte ich ihn mir verdient und wollte ihn auskosten. Als ich nach unten kam saß Natsuki vor der Badezimmertüre und wartete immer noch. Ich seufzte und nickte dann. Natsuki sprang auf und öffnete leise die Türe. Ich ging in die Küche und hörte kurz darauf nur ein Schreien und eine grölende Natsuki. Sie kam lachend in die Küche. „Es hat geklappt. Hoffentlich ist er nicht sauer, dass ich dieses Mal das heiße Wasser genommen habe.“ Sie setzte sich und schmierte sich ein Brot für die Schule. Chiaki kam mit einem Handtuch um die Hüften aus dem Bad und nickte Natsuki zu. „Kannst.“ Sie sprang auf und stürmte ins Bad. „Sie liebt das Wasser genauso wie du, Schatz.“, sagte er und setzte sich. „Und sie liebt Streiche. Vor allem wenn es mit Wasser und dir zu tun hat.“, sagte ich und deutete auf die Kaffeekanne. Er nickte und ich holte eine Tasse aus dem Schrank. „Wann bist du zuhause?“, fragte ich und er zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an.“, sagte er. „Es gibt viel zu tun und du weißt, dass der Tag nur sechzehn Stunden hat.“ Ich nickte und trank ein Schluck Kaffee. Als ich auf die Uhr sah war es sieben Uhr und Natsuki war immer noch unter der Dusche. Chiaki war schon angezogen und machte sich fertig um loszugehen. Er ging zum Bad und legte den Zeigefinger über die Lippen. Ich nickte und er verschwand im Bad. Es wurde still und dann schrie Chiaki wieder auf. Natsuki kam wunderlicherweise in Unterwäsche und fast trocken aus dem Bad, gefolgt von Chiaki der ein vor Wasser triefendes Hemd an hatte und ihr hinterher jagte. Ich aß mein Brot zu ende und als ich das Geschirr in die Spülmaschine stellte kam Chiaki mit einem neuen Hemd nach unten. „Das Monster stand hinter der Türe.“, grummelte der und setzte sich. „Tja, sie ist nun mal raffiniert.“, sagte ich. „Und du unterschätzt sie immer wieder.“ „Ach, und du nicht?“, sagte er und lachte. Ich lachte mit ihm und als Natsuki nach unten kam runzelte sie die Stirn und ich winkte nur ab. Sie sah auf die Uhr und grinste. „Komm Papa wir müssen los. Fährst du mich?“, sagte sie und blickte ihn mit Hundeaugen an. „Gut. Schatz wir gehen.“ „Bis nachher.“, sagte Natsuki und die Türe fiel hinter den beiden ins Schloss. Ich ging zum Telefon und rief Miyako an. „Miyako Minazuki.“, meldete sie sich und klang genauso wach wie ich. „Morgen, Miyako.“, sagte ich und lächelte ins Telefon. „Morgen Marron. Schon alleine?“ „Jup. Und du?“ „Ja sie sind gerade alle beide aus dem Haus gegangen. Yamato ins Büro und Shinji weiß der Teufel wo hin.“ „Du musst deinen Sohn unter Kontrolle halten. Auch wenn er schon zwanzig ist.“, sagte ich heiter. „Was ist? Treffen wir uns?“ „Klar. Wann und wo?“ „In drei Stunden. Ich hol dich ab.“, sagte ich und legte auf. Ich stand vor Miyakos Türe und schellte. Es dauerte nicht lange und sie öffnete. „Marron.“ Sie lächelte und nahm mich in den Arm. „Komm rein. Wie geht es dir?“ „Ganz gut.“, sagte ich und lächelte sie an. „Und dir? Miyako sah sehr wach und fröhlich aus. Sie hatte immer noch dieselbe Frisur wie damals, aber auch nur aus dem Grund weil Yamato sie darum gebeten hatte. Sie trug sogar noch die Schleife. Nur ihre Kleidung hatte sich verändert. Auch sie trug Jeans und dazu ein T- Shirt wo draufsteht: „Nobody is perfect, but me!“ „Ach ganz gut. Gestern habe ich mit Shinji gesprochen.“ Sie klang unheilvoll. „So schlimm gewesen?“, fragte ich und sie nickte. Shinji Minazuki war zwanzig Jahre alt und nicht wirklich der Mustersohn den man sich vorstellen konnte. Er stellte immer irgendetwas an und Miyako musste es bei ihrem Vater erklären. Er hatte zu viel mit der Polizei zu tun und auch Miyako war fuchsteufelswild. Sie sagte ihm immer wieder, dass er sie bei ihrem Chef schlecht machte und doch machte er immer wieder etwas Schlimmes. Erst vor zwei Tagen hatte die Polizei Shinji mit der Erklärung der Randale nach Hause gebracht. Danach war er wie vom Erdboden verwunden und anscheinend erst gestern aufgetaucht. „Er sagte nichts, sondern saß nur da und hat sich meine Predigt angehört. Er nickte gelegentlich, aber sonst kam von seiner Seite nichts. Dann ist er aufgestanden und gegangen. Ich war froh als ich ihn heute Morgen aus seinem Zimmer hab kommen sehen. Ich hatte schon Angst er wäre wieder ausgerissen.“ „Soll ich oder Chiaki mal mit ihm reden?“, fragte ich. „Nein, nein. Wenn nochmal was passiert dann werde ich wohl handeln müssen.“, sagte Miyako und holte zwei Tassen aus dem Küchenschrank. „Was willst du denn machen?“, fragte ich interessiert um dann ein Schulterzucken zu ernten. Der restliche Tag ging wesentlich fröhlicher zu. Wir unterhielten uns prächtig und gingen dann etwas shoppen. Wir kauften uns ein paar Hosen und Oberteile und als ich auf die Uhr sah zeigte diese, dass wir halb drei hatten. „Du Miyako ich muss nach Hause. Willst du mitkommen? Natsuki kommt bald aus der Schule und muss dann was essen.“ „Klar, ich hab Natsuki lange nicht mehr gesehen.“ Nach einigem Schweigen sprach ich einen Punkt an der mich schon etwas länger plagte. „Ich glaube, dass Natsuki verliebt ist.“ „Das ist doch schön für sie.“, sagte Miyako und strahlte über das ganze Gesicht. „Du weißt doch wie viel Angst ich um sie habe. Ich will nicht das sie sich in irgendeinen Streuner verliebt.“ „Das hat sie bestimmt nicht.“, sagte Miyako. „Du kennst sie doch. Sie ist ein sehr gut erzogenes Kind.“ „Das war ich damals auch und habe mich trotzdem in Chiaki verliebt.“, sagte ich und lachte auf. Zuhause brachte ich die Einkäufe ins Schlafzimmer und schloss die Türe. Wenn Natsuki die Kleidung sehen würde, würde sie sicherlich meckern, dass ich nicht auf sie gewartet hatte. Diese schloss keine zehn Minuten später die Türe auf und kam in die Küche. „Hallo Natsuki.“ „Hallo Miyako.“, sagte Natsuki und knallte die Tasche auf den Tisch. „Was ist los?“, fragte ich. „Ach, diese scheiß Mathearbeit. Voll schwer. Da lernt man um ’ne gute Note zu bekommen und dann nimmt die blöde Kuh Aufgaben dran die keine checkt.“ „Was hast du für ein Gefühl?“, fragte ich und blieb ganz ruhig bei der Aussicht, dass das eine schlechtere Note als vier sein könnte. „Fünf.“, grummelte sie und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. „Ach komm so schlimm wird es nicht sein und falls doch dann lernst du halt noch mehr und schreibst die nächste Arbeit besser.“, sagte Miyako und lächelte Natsuki an. Diese wurde sofort fröhlicher und berichtete vom restlichen Schultag. „Was gibt es zu essen, Mama?“, fragte Natsuki und sah mich fragend an. „Ich habe keine Ahnung. Was willst du denn?? Ich habe noch nicht einmal eingekauft.“ „Stimmt. Deine Mutter und ich waren nämlich den ganzen Tag shoppen.“, sagte Miyako und ich kniff die Augen zusammen. „Ihr wart was?“, fragte Natsuki und sah mich verärgert an. Ich zuckte mit den Schultern. „Natsuki ich kann nicht nur shoppen gehen wenn du zuhause bist. Ich habe meinen freien Tag und möchte ihn genießen. Ich kann nicht immer auf dich Rücksicht nehmen.“ Natsuki stand auf und verließ das Zimmer ohne zu antworten. „Habe ich etwas Falsches gesagt?“, fragte Miyako verblüfft. Ich schüttelte mit dem Kopf und dachte nach. Warum ist sie so? Ich habe doch gar nichts Schlimmes getan. Warum weist sie mich ab und reagiert immer so negativ auf alles was ich mache? Alles geht irgendwie den Bach runter. Und dann auch noch der Traum von letzter Nacht. Zum ersten Mal dachte ich wieder an den Traum. All meine Erinnerungen an ihn schossen mir wieder ins Gehirn und ich versank darin. „Ich geh dann mal.“, sagte Miyako und stand auf. „Nein, nein. Du musst nicht gehen. Ich war nur in Gedanken.“ „Ist schon okay, Marron. Wir telefonieren, okay?“ Ich nickte und brachte Miyako zur Türe. Als sie weg war ging ich nach oben um mit Natsuki zu reden. Ich klopfte. Keine Antwort. Ich klopfte erneut. Wieder keine Antwort. „Natsuki?“, fragte ich und legte das Ohr an die Türe. Kein Ton. Ich drückte die Klinke herunter und wie erwartet war die Türe verschlossen. Denk beim nächsten Mal daran ihr den Schlüssel wegzunehmen., dachte ich und ging ins Schlafzimmer. Ich holte mir eine Nadel und ging zur Türe zurück. Als ehemalige Diebin war so ein Schloss kein Problem und war in Nu geöffnet. Ich drückte die Klinke herunter und stand in einem leeren Zimmer mit einem geöffneten Fenster. Aus dem Fenster war ein Seil geworfen worden und am der Heizung befestigt. Ich schaltete sofort und griff nach dem Telefon in Natsukis Zimmer. Ich wählte. „Nagoya Hospital, Büro von Direktor Nagoya, Sazanka Guten Tag.“ „Yashiro? Ist mein Mann gerade beschäftigt?“, fragte ich. „Marron, du weißt doch das Chiaki immer beschäftigt ist.“ „Ist egal, stell mich durch es ist ein Notfall.“ „Was ist denn?“ „Natsuki ist abgehauen.“ „Oh. Ja, dann. Ich stelle durch.“ Piep. „Chiaki Nagoya am Apparat.“ „Chiaki? Ich bin es.“ „Schatz? Liebes das ist aber eine Überraschung. Aber du weißt doch das ich viel zu tun habe.“ „Du musst sofort nach Hause kommen. Natsuki ist abgehauen.“ „Was? Ich komme sofort.“ „Yashiro? Sag alle meine Termine ab. Natsuki ist...“, sagte Chiaki als er die Hemdsärmel hochgekrempelt aus dem Büro kam. „Ich weiß, Chiaki. Ich bin schon dabei.“ Chiaki nickte ihr zum Dank zu und stürmte auf dem Flur. Dann rannte er zum Aufzug und fuhr in die Notaufnahme. Von dort aus steuerte er direkt auf den Hinterausgang zu, weil er sein Auto dort hingestellt hatte. Als er herausstürmte und seinen Wagen sah ließ er augenblicklich den Schlüssel fallen und rannte wieder in das Krankenhaus zurück. In der Notaufnahme griff er zum Telefon und rief zuhause an. „Ja? Nagoya am Apparat.“, sagte Marron und versucht ruhiger Stimme. „Schatz. Mein Wagen wurde demoliert. Schrottreif. Ich komme hier nicht weg. Ruf nicht die Polizei. Ich komme so schnell ich kann.“ Er legte auf und rannte wieder nach draußen. Der Wagen sah aus als hätte sich ein Felsbrocken darauf niedergelassen. Das schafft doch kein Mensch. Wer oder was war das? „Tja, kein Mensch aber vielleicht ein Dämon.“, sagte eine Stimme hinter Chiaki und im nächsten Augenblick wurde Chiaki ohnmächtig. „Es läuft alles nach Plan mein König.“, sprach die Stimme im Schatten. „Das ist gut. Sperrt sie in den Turm. Schläfert sie gut ein. Sie sollen nichts mitbekommen. Und schickt wen auf die Erde. Zur Tarnung. Du weißt was ich im Sinn habe?“ „Ja, mein König.“ „Gut. Dann geh und lass Taten sprechen.“ Ich lief auf und ab. Wo blieb er nur? Wer hatte sein Auto so demoliert? Ich rief wieder im Krankenhaus an. „Nagoya Hospital, Büro von Direktor Nagoya, Sazanka Guten Tag.“ „Yashiro hast du Chiaki nochmal gesehen?“ „Nein, aber hier rief jemand aus der Notaufnahme an und sagte mir sein Auto sei Schrottreif.“ „Das sagte er mir auch. Aber er wollte einen anderen Weg finden um herzukommen.“ „Er wird gleich bei dir sein. Mach dir keine Sorgen.“ Der Tag verging und ich sah und hörte nichts von Chiaki oder Natsuki. Warum war Natsuki abgehauen? Wo blieb Chiaki? Es schellte und ich schreckte hoch. Das musste er sein. Ich rannte zur Türe und öffnete. Vor mir standen Miyako und Yamato. „Marron. Ich muss dir was sagen...“, fing Miyako an doch es schellte erneut, doch diesmal war es das Telefon. „Ja? Nagoya am Apparat.“ „Marron? Hier ist gerade ein Schwerverletzter angekommen. Er liegt im Koma.“ „Wer?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Chiaki.“, sagte Yashiro. Ich fuhr so schnell ich konnte. Miyako und Yamato saßen auf dem Rücksitz und hielten sich bei der Hand. Meine Hände zitterten und ich schwitzte. Vor dem Krankenhaus hielt ich mit quietschenden Reifen. Ich stieg aus und rannte, ohne abzuschließen, ins Krankenhaus. „Welches Zimmer liegt mein Mann?“, fragte ich die Schwester. Mich kannte jeder im Krankenhaus und sie zeigte mit betroffener Mine den Gang entlang. „Letztes Zimmer. Es tut mir Leid.“ Ich rannte los Miyako und Yamato mir dicht auf den Fersen. Ich klopfte nicht an, sondern rannte einfach in das Zimmer und blieb bei Chiakis Anblick wie angewurzelt stehen. Er sah aus als hätte man ihn mit einem Knüppel verprügelt. Es waren einige Narben auf dem Kopf zu erkennen und einige Knochenbrüche. Er atmete mithilfe eines intubierten Schlauches. Mir kamen die Tränen und ich brach weinend neben dem Bett zusammen. Ich saß auf einem Stuhl neben seinem Bett und hielt schon den ganzen Tag seine Hand. Er konnte nicht mehr alleine atmen und sah immer noch sehr schlimm aus. Der Arzt sagte, dass die Zeit des Komazustandes unvorhersehbar ist. Er lag einfach da und seine Brust hob und senkte sich mit jedem Luftzug der durch seine Luftröhre ging. Ich wusste nicht was ich für ihn tun konnte. Ich saß nur hilflos neben ihm und sah zu wie er um sein Leben kämpfte. Die Tränen rannen mir über die Wangen und plötzlich konnte ich ihm nicht mehr zusehen und verließ das Zimmer. Draußen auf dem Gang herrschte reges Leben. Alle liefen hektisch herum und beachteten sich gegenseitig gar nicht. Chiaki war nun schon drei Tage im Koma und niemand interessierte sich für sein Wohlbefinden. Ich wusste nicht was ich tun sollte, also rief ich zuhause an. Ich hatte die Hoffnung, dass Natsuki wieder zuhause war doch diese Hoffnung ging schon bald in die Brüche. Ich verließ das Krankenhaus und ging zum Auto. Ich holte tief Luft bevor ich den Motor startete. Meine Hände zitterten noch etwas und ich musste mich erst beruhigen. Als es einigermaßen wieder in Ordnung war startete ich den Motor und fuhr nach Hause. Er zitterte. Er wusste nicht was los war. Was war mit ihm passiert? Warum spürte er Schmerzen. War er denn nicht tot? Er fand sich in einem Raum mit schwarzen Wänden und ohne Licht wieder. Nur durch die Fenster drangen ein paar Lichtstrahlen die seinen Körper bestrahlten. Er war nicht mehr dieses durchsichtige Wesen das durch das endlose Nichts wanderte in der Hoffnung etwas zu finden. Er war aus fester Materie und als er die Hand auf seine Brust legt, spürte er wie das Herz darin rhythmisch schlug. Er lebte. Er lebte und wusste nicht wieso und warum. Er stand auf und seine Beine zitterten bei der plötzlichen Last des Körpers. Als er einigermaßen sicher stand suchte er nach einer Türe doch er fand keine. Ein Raum ohne Türen? Wo bin ich? Er setzte sich wieder und lehnte sich an die Wand. Marron Kusakabe. Chiaki Nagoya. Wie ich euch hasse und verfluche. Ich schwöre beim Bösen König, dass ich Noyn Claude, euch verfolgen und töten werde sobald ich einen Weg hier raus gefunden habe. Chiaki war immer noch nicht wach. Ich wusste langsam nicht mehr was ich tun sollte. Er war nun schon weitere drei Wochen untersucht worden und immer noch war keine Besserung in Sicht. Ganz im Gegenteil. Herr Takazuchiya sagte sogar, dass zu seinem großen Bedauern sich seine Lage verschlechterte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Wieder einmal war ich hilflos. Es klopfte. „Ah, guten Tag Frau Nagoya.“ Ich drehte mich auf dem Stuhl um und blickte dunkelbraunen Augen entgegen. Vor mir stand ein großer Mann in weißem Kittel. Er war offensichtlich Arzt. „Wo ist Dr. Takazuchiya?“, fragte ich und sah ihn fragend an. „Ich bin seit gestern aus dem Urlaub zurück und...“, begann er doch ich unterbrach ihn. „Wo ist Dr. Takazuchiya?“, fragte ich noch einmal. „Lassen Sie mich doch mal erklären, Frau Nagoya.“, sagte er. „Wie gesagt ich kam gestern erst aus Frankreich zurück und hatte einen Anruf von Dr. Takazuchiya. Er sagte mir, dass Chiaki einen Unfall hatte. Er bat mich diesen Fall zu übernehmen, da er ihm selber einige innere Konflikte bereitet. Er wollte mir nicht sagen welche nur so viel, dass er Chiaki Nagoya kennt und aufgrund seiner Bekanntschaft Chiaki nicht weiter behandeln könne.“ Mir schoss es wie ein Blitz in den Kopf. Dr. Takazuchiya war der Arzt der mich damals behandelt hatte. Bei dem Unfall bei dem Chiaki ums Leben kam. Er konnte anscheinend nicht glauben, dass derselbe Mensch der jetzt in dem Krankenhausbett schon einmal in einem Fach in der hauseigenen Pathologie lag. „Chiaki ist mein Freund. Zumindest hier im Krankenhaus. Ich mag ihn und ich will, dass er durchkommt. Deswegen bin ich heute auch schon wieder im Dienst und werde ihn nun behandeln.“, sagte der Arzt und kam zum Bett. Auf dem Schild an seinem Arztkittel stand Dr. Makoto Tanaka.. Er war gut gebaut und seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten. Wie im Affekt wanderte mein Blick zu seiner Hand. Er war makellos und ungeschmückt. „Mir hat er nie etwas von Ihnen erzählt.“, sagte ich und blickte ihn unverwandt an. Er stockte in seinen routinierten Handgriffen. „Das wundert mich nicht.“, fing er sich. „Wir haben uns wenn überhaupt selten gesehen. Und dann auch nur für kurze Dauer. Außerdem ist der der Direktor dieses Krankenhauses. Er hat noch andere Dinge im Kopf um die er sich kümmern muss.“ Er lächelte. Ich war wie gefesselt von diesem Lächeln. Dann wandte er seinen Blick wieder Chiaki zu und machte seine Visite weiter. Als er fertig war sagte er: „Er wird nicht besser. Sein Zustand verschlechtert sich stetig.“ „Überlebt er?“, fragte ich und er bemerkte den Schmerz und die Angst in meiner Stimme. „Mit Sicherheit.“, sagte er mit warmer Stimme. „Er ist stark und macht einen unsterblichen Eindruck.“ Das Wort unsterblich betonte er besonders. Ich blickte in seine Augen und sah abgesehen von Wärme nur Ausdruckslosigkeit. Seine Augen fesselten mich solange bis er sich abwandte und zur Türe ging. „Ich komme heute Abend noch einmal her.“, sagte er, nickte mir zu und ging. Ich blickte noch lange auf die Türe als wäre eine große Liebe dort durch gegangen. Dann wandte ich meinen Blick wieder auf Chiaki und hoffte auf eine Besserung. Izumi und Meroko kamen gerade wieder in der Unterwelt an und hatten gerade die Tore des Schlosses passiert als ein Bote auf sie zugeflogen kam. „Bote 35689. Silk. Zuständig für die Erde. Ich habe eine Nachricht für euch beide.“ „Schieß los.“, sagte Izumi desinteressiert und Meroko haute ihm gegen den Hinterkopf. „Chiaki Nagoya hatte einen schweren Unfall mit seinem Wagen. Liegt im Krankenhaus. Seine Frau sitzt neben ihm und verzweifelt. Irgendwann ist es mit ihr so weit.“ Damit drehte sich Silk um und flog ins Schloss. „Chiaki hatte einen Unfall? Er ist doch immer vorsichtig. Warum baut er einen Unfall?“, fragte Meroko Izumi und dieser zuckte mit den Schultern. „Wir werden zum Death Master gehen. Auch wenn wir ihn nicht leiden können. Wir werden ihn fragen ob Chiaki nun stirbt oder nicht.“ Meroko nickte und die beiden flogen ebenfalls zum Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)