Empty von moonlight_82 ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Empty Brauchen wir nicht alle einmal einen Augenblick, in dem wir erneut begreifen, was wir ersehnen? Shuichi schlich die fünf Treppen bis zu seiner Haustür noch oben. Hinter sich hörte er, wie K ordentlich Gas gab. Ihm kam der Heimweg schon unerträglich lang vor, da waren die 8 Schritte bis zur Haustür ein Klacks. Schwer atmete er ein und aus. Shuichi stützte sich mit seiner linken Hand am Pfosten ab, während er den Schlüssel in seiner Lederjacke suchte. Endlich gefunden, musste nur noch das Schlüsselloch davon überzeugt werden. Das Schloss gab nach einigem Stochern mit einem Klacken nach. Die Tür sprang einige Zentimeter auf. Der dahinter liegende Flur war dunkel und doch brauchte der Sänger kein Licht, als er eintrat. Schritt für Schritt arbeitete er sich durch das Schwarz. Sein Blick streifte die Tür zu Yuki's Arbeitszimmer. Wie immer war sie eingeklinkt. Nur der leichte Lichtstrahl, welcher sich heraus zwang, zeigte ihm, dass Yuki zu Hause war und anscheinend arbeitete. Shuichi schlich erschöpft weiter und kam letztendlich im Wohnzimmer an. Dort schaltete er eine kleine Lampe ein. Seine Augen reagierten sofort auf diesen Störfaktur und so zog er es vor, sie wieder auszuschalten. Halb blind schleifte er sich in die Küche und erfreute seine Kehle mit einem Schluck Wasser. Der Hahn quietsche beim Zudrehen. Dies war der einzige Laut in der Wohnung, wenn man von dem Atemgeräusch absah. Shuichi ging mit dem Glas in der Hand in das Wohnzimmer zurück. Sein Ziel: die Couch. Immer noch schwer ein- und ausatmend nahm er platz. Er ließ sich regelrecht in die Kissen zurückfallen. Seine Füße wollten ihn keinen Schritt mehr tragen. Ein Seufzer entwich seinen Lippen. Sein rechter Arm wollte das festumklammernde Glas noch einmal zum Mund führen. Lethargisch gelang es ihm auch. Seine andere Hand schnellte zur schweißgetränkten Stirn hinauf. Ein stechender Schmerz quälte ihn schon den ganzen Abend - seit Beginn des Konzertes. Die Lautstärke half nicht wirklich, ihn zu lindern. Kraftlos stellte er das Wasserglas auf der Sitzfläche neben sich ab, als auch schon sein Kopf zur Seite abknickte. Seicht rutschte das Kinn zur Schulter hin etwas tiefer ab. Yuki speicherte das zuletzt Geschriebene ab und war mit sich selbst überhaupt nicht im Reinen. Genervt fuhr er sich durch die Haare. Die letzten 5 Seiten, die er am Abend wie wild in den Laptop reingehämmert hatte, waren der komplette Müll. Löschen! Das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, sich und seinen Lesern das zu ersparen. Aber so schnell hatte Yuki noch nie einen Text verworfen. Morgen, so hoffte er, sollte man das vielleicht noch einmal überarbeiten können. Er klappte den Laptop zu und schob knarrend den Stuhl zurück. Kurz hielt er in der Rückwärtsbewegung inne. Shuichi war doch vor ein paar Minuten eingetroffen, soviel hatte er mitbekommen. Der Autor schleifte in den Flur. Dort schaltete er das Licht ein und wunderte sich über die Dunkelheit in der gesamten Wohnung. Schließlich im Wohnzimmer angekommen, fand er Shuichi. Der lag/saß halb auf der Couch. Sein Hinterteil hatte gerade noch die Sitzfläche treffen können, bevor er mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hätte. Sein linkes Bein war neben dem Couchtisch ausgestreckt zur Ruhe gekommen, während sein rechts angewinkelt die Ruhe genoss. Die Arme hatte er von sich gestreckt und in der rechten ruhte immer noch das Glas. Yuki schaute zum Schlafzimmer. Die Tür war noch zu, auch sonst schien die Wohnung wie unberührt. Vorsicht und sacht nahm er Shuichi das Gefäß aus der Hand und stellte es auf dem Couchtisch ab. Es klirrte auf der spiegelnden Glasfläche lau. Davon veranlasst, schaute er sofort auf seinen Freund zurück. Dieser war dadurch nicht aufgewacht, sondern bewegte nur den Kopf in die andere Richtung. Wieder ein kleiner schlafender Laut. Der Mond hatte sich von dunklen Gewitterwolken freigekämpft und erhellte nun das Zimmer. Yuki konnte somit Shuichi intensiver beobachten. Leicht erschrak er. Shuichi hatte es nicht geschafft, sich vor dem Einschlafen von seinem Bühnenoutfit zu befreien. Das war in letzter Zeit oft vorgekommen. Sein Blick wanderte tiefer hinab auf den Körper seines Geliebten. Shuichi hatte abgenommen. Warum fiel ihm das jetzt erst auf? Seine Hüfte stach deutlich aus der Hose heraus. Kurz hintereinander atmete er schneller ein und sein kleiner Bauch blähte das eng anliegende Shirt. Auf diesem war das Wort "Maybe" zu lesen. Yuki schob vorsichtig und bedacht seine Arme unter den leichten Körper. Er nahm ihn auf und trug ihn in Richtung Schlafzimmer. Shuichi rollte sich an seiner Brust, nachdem er instinktiv die Wärme spürte, zusammen. Dort angekommen, zog er ihm das nötigste aus und bettete die Decke über ihn. Mit wohlwollenden Geräuschen forderte er Yuki's erneute Aufmerksamkeit. Dieser zog sich um und legte sich ebenfalls in das kalte Bett. Er hatte das Fenster eindeutig zu lang aufgelassen. Shuichi drehte sich sofort auf seine Seite und hatte ihm somit den Rücken zugewandt. Robbend rutschte Yuki näher und drückte sich an ihn. Dabei umfasste er streichelnd seine Hüfte und erfühlte jetzt erneut, was er vorher in Augenschein genommen hatte. Sein anderer Arm lag über dem Kopf des Sängers, auf dem sein eigener zur Ruhe kam. Merklich glich sich sein Atem dem des harmonischen von Shuichi an und so begann auch er langsam einzuschlafen. Yuki schlug hastig die Augen auf. Er schaute auf die Uhr und stellte fest, dass er gerade eine halbe Stunde geschlafen hatte. Ihm kam es jedoch überhaupt nicht so vor. In seinem Körper war noch immer die Schwere vorhanden, noch nicht einmal seine Gliedmaßen konnte er richtig bewegen und doch, es waren erst 30 Minuten vergangen. Der Romanautor schaute noch unten und sah, dass sich Shuichi gedreht haben muss. Er lag an seinem Oberkörper und strich seicht über die feste Taille des älteren. Yuki's Gesichtzüge wurden weicher, denn er registrierte, dass Shuichi's Beine sich in die seinigen gedrängt hatten. Wie Yuki selbst lag Shuichi auf seinem anderen eingeknickten Arm. Vorsichtig hob Yuki seinen Arm von seinem Freund und streichelte ihm mit der Rückseite seines Zeigefingers im Gesicht. Leicht streifte er einige Haarsträhnen, die ihm wild in die Stirn gefallen waren. Davon veranlasst schaute Shuichi auf. Zaghaft lächelte er mit seinen müden Augen, die von leichten kreisrunden Ringen geziert waren. Sacht lehnte sich der Sänger der Bewegung entgegen. Er genoss sie und schloss wieder die Augen. Yuki beobachtete ihn. Sein Verhalten, es war ungewöhnlich. Den gesamten Abend hatte Shuichi noch nicht ein Wort gesprochen und doch, obwohl er sich hätte eigentlich darüber freuen sollen, beunruhigte ihn das zunehmend! Yuki legte nachdenkend seine Stirn in Falten, die Augen verengten sich. "Was ist los?" flüsterte er dann doch. Shuichi sah nach oben. Mit einem kläglich getäuschten Lächeln versuchte er ihn zu beruhigen. Als Yuki merkte, dass Shuichi ihm lange noch nicht antworten wollte, da er auch den Kopf senkte, griff er ein. Wieder berührte er ihn mit seinem Zeigefinger dieses Mal jedoch am Kinn. Er zwang ihn, ihn anzusehen. "Sprich!" wisperte er wieder energischer. "Lass uns einfach nur so daliegen. .... Bitte belass es dabei!" war seine Antwort darauf. Shuichi's Stimme war rau und klang erschöpft. Yuki tat ihm den Gefallen. Er schob sich näher, sein Griff festigte sich. Shuichi genoss es und drückte sein Gesicht an den nackten Oberkörper des Autors. Yuki's Hand fuhr Shuichi's Rücken beruhigend auf und ab. "Halt mich!" flehte dieser. Und Yuki hielt ihn. Er würde ihn die ganze Nacht so halten, wenn er es wolle. Kaum merklich beruhigte sich der Atem des Sängers wieder und nach kurzer Zeit war er eingeschlafen. Yuki jedoch dachte noch lange nach. Er wusste, dass es ihm in letzter Zeit nicht gerade blendend ging. Die Tournee in Japan war schlauchend. K und Sakano schleiften die Band von einem Auftritt zum anderen, von einem Interview zum nächsten und dann noch in irgendwelche Einkaufspassagen, um dort den kreischenden Fans stundenlang mit einem eingefrorenen Lächeln Autogramme zu schreiben. Manche Tage kam Shuichi gar nicht nach Hause. Er hatte sich dann immer bei ihm gemeldet und erklärte, dass der Anfahrtsweg zuviel Zeit in Anspruch nähme. Yuki reichte diese Information und somit war ihm klar, dass die Band keinerlei freie Minuten am Tag hatte. Selbst der Anruf war immer aus irgendwelchen Hallen getätigt worden. Yuki bemerkte diese Tatsache allezeit an den Hintergrundgeräuschen, am grellenden Lärm. Doch ließ es sich Shuichi nie nehmen, ihn wenigstens einmal am Tag anzurufen oder ihm sonst wie eine Nachricht zukommen zu lassen. Doch dann hörte er immer wieder Hiro rufen, dass er sich beeilen solle, da Sakano schon ungeduldig wartete. Yuki schaute gedanklich die letzten Monate zurück. Shuichi hatte sich verändert. Er war nicht mehr der Kleine, er weinte nicht mehr so oft und dann erschien er ihm auch persönlich reifer. Nachdem so vieles zwischen ihnen beiden geklärt war, konnte sich Shuichi wieder voll und ganz der Musik hingeben. Und an ihr war er gewachsen. Er schrieb sogar wieder Songtexte und noch nicht einmal so schlechte. Yuki musste unweigerlich an die erste Begegnung der zwei denken. Es hatte sich wahrlich vieles seit damals ereignet. Shuichi atmete kurz hintereinander schnell ein und aus. Yuki griff sogleich nach der Decke und legte sie um sich und ihn. Ein kleiner geräuschloser Kuss auf seinen Kopf und auch er konnte wieder ins Land der Träume abtauchen. Es war gerade 5 Uhr am Morgen, als Yuki merkte, wie sich neben ihm jemand langsam aus dem Bett stahl. Shuichi verließ das Schlafzimmer und ging in das Badezimmer. Der Blonde drehte sich noch einmal und schien wieder einzuschlafen. Shuichi jedoch machte sich langsam für den heutigen Tag fertig. Nachdem er seine Blase entleert hatte, ließ er das Wasser in die Duschkabine prasseln. Das kleine Zimmer wurde langsam warm und der Dampf tat sein Übriges. Vor allem die Stimmbänder dankten es ihm. Gähnend stieg er unter den Wasserstrahl, streckte sich und wischte sich das Wasser aus dem im Nacken liegenden Kopf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er das monotone Geräusch der Türkabinen hinter sich hörte. "Musst du schon los?" Yuki sprach nicht laut, aber wie immer selbstsicher und ohne jedwedes zärtliche Gefühl. Jeder andere hätte seiner Empfindung darüber wahrscheinlich auch in der Stimme Ausdruck verliehen, aber so nicht Yuki. Er stand unmittelbar hinter ihm, griff liebkosend Fingerkuppe um Fingerkuppe um seine Taille nach vorn herum. Der Sänger wusste, dass bei Eiri Yuki das Gesagte mit dem Handelnden überhaupt nicht in Einklang stand. Shuichi lehnte sich daraufhin nach hinten. "Es war fabelhaft!" "Nur zwei Stunden!" sprach der Autor umso schneller. Shuichi drehte sich ruckartig um, streckte seine Arme an Yuki's Kopf links und rechts aus, bis die Handflächen das feuchte Glas berührten. Seine Hüfte streifte seine nackte Haut, sein Unterleib. Ihn trennten nur noch Millimeter von Yuki's Lippen, die sogleich auch nicht mehr existierten. Yuki war zum ersten Mal an diesem frühen Tage von ihm überrascht. Begierig überflogen Shuichi's Lippen die seinigen bis Yuki trivial den Mund öffnete. Die Verlockung war zu groß, als das er darauf nicht eingehen würde. Erst jetzt war Yuki fähig, seine Hände zu gebrauchen. Sie wanderten über Shuichi's Oberkörper, an dem das Wasser unentwegt hinab rann. Yuki's Rücken wurde an die Duschkabine gedrückt, bevor er Shuichi's Kopf näher an den seinigen pressen konnte. Mit geschlossenen Augen lösten sich beide ein paar Sekunden später von einander. "Mach dich fertig! Du kommst sonst zu spät!" sprach der Autor besonnen und verließ sogleich zunächst die Kabine und dann das Badezimmer. Shuichi musste während der gesamten Zeit im Bad über lächeln. Der Sänger kam mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen aus dem Badezimmer. Er trocknete sich seine Haare, als er Yuki in der Küche stehen sah. "Tu mir wenigsten den Gefallen und iss etwas, bevor du gehst!" sprach der Romantautor ohne ihn anzusehen. "Ein Kamillentee reicht mir. Die Stimmbänder sollte ich etwas pflegen, wenn ich den heutigen Tag gesangstechnisch überstehen will." Dies sagend trat er näher in die Küche ein, blieb an den gegenüberliegenden Schränken stehen, streckte sich, um aus dem oberen Regal eine Tasse herauszuholen. Die beiden Männer standen sich Rücken an Rücken. "Versuch .... etwas auf dich aufzupassen!" Shuichi hob verdutzt den Kopf. Er konnte es nicht glauben. Was hatte er da gerade gehört? Unmöglich konnte das aus Yuki's Mund kommen. Der Sänger drehte sich und starrte die grazile Silhouette seines gegenüber an. "W ... wie bitte?" stammelte er entsetzt. "Wir können uns in der Leidenschaft, die wir für etwas oder jemanden empfinden, sehr schnell verlieren. Und wenn du auf dem Weg zur Perfektion nicht irgendwelche Anhaltspunkte setzt, wirst du kaum ..." Yuki drehte sich um und stützte sich mit den Händen rückwärts an der Spüle ab. "... die Strecke zurückfinden!" Sein Blick war klar und fest auf Shuichi manifestiert. Keiner der beiden sprach. Für einen kleinen Augenblick sahen sie sich nur an. Dann, ganz langsam und leise: "La ... Langsam frage ich mich, ob man an seiner Leidenschaft nicht irgendwann zugrunde geht!" Shuichi hielt den Kopf gesenkt und sah die auf ihn zukommenden Füße Yuki's. "Nicht, wenn du weißt, wie man alles unter Kontrolle hält." redete er ihm gut zu. "Du wolltest doch singen! Zweifelst du an deinem Willen?" Shuichi sah zur Seite. "Jeden Abend, wenn wir auf der Bühne stehen und ich einen Blick ins Publikum zulasse, Hiro das Intro spielt und Suguru nach einigen Takten sich musikalisch anschließt, dann weiß ich, dass ich ohne das nicht leben kann." Shuichi stoppte kurz, um ihn anzusehen, sprach dann weiter: "... dass ich ohne dich die Kraft, um den hohen Preis zu zahlen, nicht aufbringen würde." Eine weitere kleine Pause folgte. Yuki stand nun ganz vor ihm. Der Blonde griff an den Hinterkopf des Dunkelhaarigen. Seine Hände hatten leichtes Spiel, durch das seidenweiche Haar zu greifen. Yuki drückte ihn gegen seine eigene Stirn. "Es waren nur zwei Stunden!" hauchte er. "Genügend!" wusste der Sänger besser, bevor er sein Kinn reckte, um erneut die Lippen des Autors zu berühren. Eine Zeit später klingelte es an der Tür. "Das ist Hiro! Machst du auf?" Yuki schritt zum Wohnungseingang, ohne Shuichi zu antworten. "Yuki!" begrüßte der Gitarrist den Autor. "Shuichi ist gleich so weit." entgegnete er kühl und drehte ihm den Rücken zu. Die Tür ließ er offen stehen. "Danke, Ihnen auch einen wunderschönen guten Morgen! Gern komme ich herein." scherzte Hiro. Yuki schwenkte seinen Kopf noch einmal zurück, doch Shuichi kam schon mit dem Brot in der Hand aus der Küche gehastet. "Auf geht's!" Beide hatten das Haus schon fast verlassen, als Shuichi noch einmal in die Wohnung zurückschaute. "Ich hoffe, dass zwei Stunden nicht nur für meine Welt ausreichend sind!" Yuki lehnte an der Tür seines Arbeitszimmers. Er hatte die Arme vor seinem Brustkorb verschränkt und den Kopf gesenkt. Davon bewirkt, schaute er auf und lächelte kaum merklich in seine Richtung. Yuki wusste genau, was Shuichi damit anstrebte. Nachdem dieser mit Hiro verschwunden war, ging er in sein Arbeitszimmer zurück, um jetzt hoffentlich die letzten 5 Seiten des gestrigen Abends in den Griff zu bekommen. ~~ Ende ~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)