Düstere Chroniken-Anno Domini 2001 von Gezeitenmond ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Düstere Chronik-The new Age Sie langweilte sich schrecklich, der ganze Ball wurde für sie zur Qual. Laute Menschen, die Champagner in rauen mengen tranken, eine betonte Kapelle, worunter man doch eher ein Orchester zu verstehen hatte. Neben ihr starrte Brandon, ihr Sekretär finster in sein Glas Champagner, und sie wusste ganz genau woran es lag. Brandon war eifersüchtig. Schon lange war er in die verliebt, sie wusste es, und doch, ihr Herz konnte sich nicht für ihn erwärmen. Brandon war ihr lieb und teuer, eine treue Seele, das in jedem Fall, und ein ausgezeichneter Sekretär, der im Laufe der Zeit mehr zu ihrem persönlichen Assistenten geworden war. Wann immer sie auf Geschäftsreise ging, ihm konnte sie den Konzern ruhigen Gewissens überlassen. "Brandon, schauen Sie bitte wenigstens so aus, als ob es ihnen hier gefallen würde." Rhionne hatte sich gerade wieder eines glühenden Verehrer erwehrt, und in der Highsociety San Franciscos gab es genug davon. Brandon Randall lächelte verkniffen. Er sah zu seiner zweiten Chefin, die im pechschwarzen Abendkleid neben ihm stand und auf eine zierliche Uhr an ihrem Handgelenk schaute. "Erst eine Stunde.." Keila Amorella, eine kühle blonde mit den nordischen Augen eines Huskies seufzte tief. Sie verfluchte die Einladung des Bürgermeisters und ihn gleich mit und wünschte sie ins nächste Jahrtausend. Und doch lächelte sie der Form halber, die meisten der hier Anwesenden zählten zu ihren Stammkunden. Gerade kam die aufgetakelte Frau des Bürgermeisters zu ihnen herüber. "Ah, Mademoiselle de Marchalis, Miss Amorella, schön Sie hier begrüßen zu dürfen. Bitte verzeihen sie, dass ich sie bisher nicht begrüßen konnte...die Gäste, Sie wissen ja wie das ist...jede hat meinen neuen Schmuck bestaunt..." Rhionne de Marchalis strich sich eine feuerrote Locke zurück. Innerlich verzog sie das Gesicht bei dieser mit Diamanten überladenen Erscheinung. Den Schmuck kannte sie, in mühsamer Arbeit hatte sie dieses Collier und die Ohrringe ausfindig gemacht, denn als man die Romanows erschoss, waren die Mädchen zu langem Leiden verurteilt...sie hatten den gesamten Familienschmuck in den Korsetts, sie wirkten wie kugelsichere Western. Dieses Ensemble war bei der Zarin selbst gefunden worden... Und jetzt trug es diese Frau. Rhionne de Marchalis war Kunsthändlerin und hatte einen Nachrichtenkonzern geerbt. Sie hatte den preis für das Ensemble in die Höhe gejubelt, sie hatte gehofft das es Jaqueline Madison zu teuer wurde. Doch sie konnte zahlen, wie, das war Rhionne selbst ein Rätsel. Aber sowohl Keila als auch sie, beide dachten dasselbe: Perlen vor die Säue. Brandons Blick flackerte zu Rhionne, als sich diese unmögliche Person bei ihm einhängte und ihn fortschleifen wollte. Rhionne konnte ihm leider nicht helfen, sie musste den guten Ton wahren, auch wenn der nichts wert war. Brandon war beliebt, hauptsächlich wegen seines guten Aussehens. Man hatte ihn oft für Rhionnes Bruder gehalten, denn auch er hatte rote Haare, wenn auch nicht so brandrot. Seine blau-grauen Augen taten ihr übriges, und man sah lächelnd von dem Makel der langen Haare bei ihm ab. Quälend vergingen die Stunden und Rhionnes blaue Augen wanderten immer wieder zur Tür. Ihr würden kostbare Stunden verloren gehen... Und dann kam das wovor es sie am meisten grauste. Man hatte sie festgenagelt, Rhionne sollte singen. Mrs Madison hatte Rhionne nicht einmal die Chance gegeben nein zu sagen, und nun erwarteten alle von ihr, dass sie sang. Leider hatte es sich herumgesprochen, dass sie eine begnadete Stimme hatte, Brandon war an allem Schuld. Irgendwie verspürte sie Genugtuung, als ihn die "feinen Damen" der Gesellschaft belagerten. Wenigstens hatte sie sich das Stück aussuchen dürfen, und bei dem Gedanken an die darauf folgenden Gesichter musste sie lächeln, die Worte klangen in ihrem Kopf nach "Irgendetwas das ihnen gefällt..." Man erwartete etwas Klassisches...und Rhionne musste wieder lächeln. Alles war mit dem Leiter des Orchesters bereits abgesprochen, und da wurde sie schon angekündigt. Danach konnte sie endlich gehen... Rhionne trat vor, wie eine Königin. Viele der besten Partien verrenkten sich den hals um sie zu sehen, das silberne Kleid stand der Rothaarigen mit den saphirblauen Augen und der blassen Haut exzellent. Sie war sich dieser Wirkung bewusst. Sie stand nun vor dieser Meute, einige Vertreter der Klatschpresse machten Bilder. Nun, sie würde ihnen etwas zu klatschen geben... Leise Musik ertönte, Pauken die einen langsamen Takt vorgaben... ihre Stimme erscholl sanft. Zart flossen die italienischen Worte. "Herr Mannelig Herr Mannelig, si vo responsale..." Sie hatte sich ein Lied, das sie auf ihrer letzten Geschäftsreise zum ersten Mal gehört hatte ausgesucht. Es war ihr wie auf den Leib geschrieben. Ein Zwischenspiel. Doch plötzlich E-Gitarren und Schlagzeug...Ja, Haggard verstand es Klassik und Metal aufs Vorteilhafteste zu mischen. Und immer noch dieser traumhafte Gesang, eines Engels würdig Und da...eine zarte Variation mischte sich unter ihn...umschmeichelte die engelsgleiche Stimme, umrankte sie, wie die Rosenhecke das verwunschene Schloss und setzte dem Vortrag die fehlende Krone auf, vereinte sich mit Rhionnes Stimme in lieblichem Spiel. Es war eine Violine...und alles raunte. Der erste Violinist des Orchesters war aufgestanden, war vorgetreten und spielte, ohne, dass ihn der Dirigent dazu aufgefordert hatte. Er hatte die Augen geschlossen und schien ganz in seine und Ihre Musik versunken... Rhionne ließ sich treiben, die Worte flossen wie süßer Wein über ihre roten Lippen, die Violinstimme war das, was ihr immer gefehlt hatte wenn sie sang...Vollkommenheit des Augenblicks...das Publikum stand wie unter einem bann. Sie selbst kam erst zu sich als tosender Applaus aufbrandete und ihre Hand plötzlich in der des Violinisten lag. Zwei Blicke trafen sich Ein großer, schlanker Mann stand neben ihr, der in der Rechten Hand die Violine hielt. Grüne Smaragde glitzerten ihr unter kohlschwarzen Wimpern aus diesem feingeschnittenen Gesicht entgegen. Langes schwarzes Haar ergoss sich in Kaskaden über seinen Rücken bis hin zu seiner Hüfte. Der schwarze Samtanzug stand ihm vortrefflich und betonte seine schlanke Figur. Aber auch ihn ließ die Schönheit nicht kalt, die dort neben ihm stand Ihre zarten Finger lagen locker in seiner Hand, er spürte den feinen Stoff der Handschuhe. Ein Schleier schien zu reißen als sie sich trennten. Sie sah sich nach Brandon und Keila um, sie musste vom Podest runter... "Ich...ich muss gehen!" Ihre Stimme versagte und so wurde es nur ein Hauchen. Als ihre Hand entschwand, hing die Seine noch einen Moment ausgestreckt, dann sank sie aber nicht etwa kraftlos herab, sondern wurde in einer formvollendeten Verbeugung vor Rhionne vorgeführt. Der Violinist verneigte sich vor ihr, dann machte er Anstalten, sich wieder auf seinen Platz zu begeben. Schon traf ihn der missbilligende Blick des Dirigenten: "Mr. Lupin! Was denken sie sich bloß immer dabei? Auch, wenn ihnen der halbe weibliche Adel zu Füßen liegt, mir tanzen sie damit nicht auf der Nase herum, haben sie mich verstanden junger Mann?" Doch Rhionne legte ihm nur eine Hand auf die Schulter und schüttelte sanft den Kopf. "Bitte, verübeln Sie es ihm nicht, ich hatte ihn darum gebeten...ich hatte nur keine Zeit Sie davon in Kenntnis zu setzen, bitte verzeihen Sie mir." Ein zartes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Der junge Mann hob den Kopf und blickte der Jungen Frau fragend ins Gesicht. Dann schüttelte er den Kopf. "Sie müssen für mich nicht schwindeln, Madame!", eine dunkle Samtstimme bahnte sich den Weg aus seiner Kehle. "Und es ist nicht nötig, dass Sie vor den Anwesenden für eine wundervolle Darbietung gerügt werden." Sie blickte dem Dirigenten kalt in die Augen. Es zeigte sich was sie wirklich dachte Dieser sah beschämt zu Boden und schwieg. Seine Finger spielten nervös mit seinem Taktstock. Der Violinist ließ ein kleines, aber strahlendes Lächeln sehen, es zeigte Grübchen in den sonst so porzellanenen Wangen Sie neigte noch einmal elegant den Kopf, dann verließ sie das Podest und gesellte sich zu Keila und Brandon, nach einem letzten Glas Champagner verschwanden die drei endgültig. Brandon und Keila waren heilfroh, sie konnten sich endlich von den Belagerern losreißen. Am Ausgang drehte sich die Rothaarige noch einmal um, blickte dem Violinisten ins Gesicht, lächelte leicht und ging. Er sah ihr lange und schweigend nach. Schade eigentlich. Sie schien so anders als die verwöhnten Koketten des frisco'schen Adels, die nun, schwatzend und kichernd übers Parkett flanierten: Manch eine warf ihm aus überschminkten Augen einen kessen Blick zu. Remus Lupin schnaubte verächtlich, als er seine Violine einpackte und sich verabschiedete.... Kaum waren sie in der Wohnung Rhionnes angelangt, wechselten die beiden Frauen ihre Kleidung. Sie hatten noch eine Verabredung in dieser Nacht. Düsternis hing über den stillen Straßen. Und auch eine seltsame Stille Remus kehrte zurück in seine einsame Villa. Er tauschte den Samtanzug gegen hautenge Lederkleidung. Er hatte Hunger... Schritte hämmerten auf den Asphalt. Sie waren schnell und leichtfüßig. Viele hier in Frisco waren durch ihre Hand gestorben...durch die Hand eines blutigen Engels. Und nun war es wieder soweit. es schien als ob die Glocken der heiligen Mutter Kirche in seinen Ohren dröhnten, als sie näher kam. Sie hatte ihn in die Enge getrieben, eine Sackgasse! Der Vampir blickte sich panisch um, doch da stand sie schon, warf ihren tödlichen Schatten. Ein wilder Kampf auf Leben und Tod entbrannte... Remus setzte über die Dächer der Stadt, die ihm Schutz und Heimat geworden war. Sprang leichtfüßig über sie hinweg, sein langer Ledermantel wehte hinter ihm her. Als er in einer Gasse Kampfeslärm hörte, hielt er inne und verharrte. Rhionne war wendig wie eine Katze, immer wieder setzte sie dem Vampir zu, wich aus, schlug zu, sprang zurück, doch aus ihren Bewegungen sprach pure Eleganz. Plötzlich eine wilde Drehung, dann verharrte Rhionne. Remus hatte gesehen wie sie in ihren Knoten Griff und eine lange Nadel heraus riss, die sie dem Vampir der sie von hinten Anfallen wollte ohne sich nach hinten umzublicken ins Herz rammte. Der Wind trug die Asche davon...verwehte sie in alle Richtungen. Ihr gelocktes rotes haar fiel auf die Schultern, es reichte ihr bis zur Hüfte.. Im Licht der trüben Laterne richtete sie sich auf. Sie trug eine Schlaghose und flache Pumps, nicht weiter ungewöhnlich, doch ihr Oberteil war eine Samtkorsage, die perfekt saß, darunter noch etwas Schleierstoff. Um den hals trug sie ein schweres gotisches Kreuz. Sie schien den Blick zu spüren und blickte über ihre Schulter hinauf aufs Dach Remus war erstarrt, als er sie erkannte...Die Schönheit von vorhin...Er stand auf dem Dach...unfähig sich zu rühren...sein blick war auf sie gebannt Ebenso war auch Rhionne nicht fähig sich zu bewegen. der Wind frischte auf, spielte mit ihren langen Haaren, und noch immer waren beide erstarrt...blickten sich in die Augen, denn auch Rhionne erkannte ihn... Remus war der Erste, der sich fasste, auf dem Absatz kehrt machte und verschwand..er sprang auf das nächstgelegene Dach und lehnte sich an den Kamin. Himmel...was war denn das? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.. das erste Mal seit zwei hundert Jahren Ein Schrei zerriss die Stille und Rhionnes Kopf ruckte herum. Keila! Ein Schuss peitschte und schon rannte sie los. Es war direkt in der Nähe. Als Rhionne um die nächste Ecke bog, fand sie Keila am Boden liegend vor, der Vampir rang mit ihr, versuchte sie zu beißen. ihre Beretta lag 5 Meter weiter im Schatten. Rhionne Zögerte nicht, sie riss ihr Kreuz vom Halsband, es hing an einem durchsichtigen elastischen Band. "Dominos Deus! Salva nos!" Damit drückte sie ihm das Kreuz zwischen die Schulterblätter. "Enomine Patris et filie, et spiritus sankti, Amen!" Der Vampir zerfiel zu Staub. "Asche zu Asche..." Wie zur Bestätigung schlugen die Glocken...Mitternacht. Keila stand zitternd auf. "Geh zum Auto...und nimm deine Waffe mit!" Keila nickte und verschwand. Rhionne jedoch horchte in die Dunkelheit und lauschte Remus keuchte. Er hatte nur ihren Schrei gehört...das heilige Gebet...die Absolution, die sie einem seiner Brüder erteilt hatte.... Sie war also ein Headhunter...eine Jägerin...mehr noch....sie war eine on ihnen...Ein Angelus noctem! Rhionnes geschärften Sinnen entging dieses Keuchen nicht. Als sie sich sicher war, das ihre Schülerin sicher am Auto war, begab sie sich leise und wie ein Schatten aufs Dach. Sie blieb im Schatten und horchte Remus versuchte sich zu beruhigen, ihm dröhnte der Herzschlag in den Ohren...seine empfindliche Nase nahm ihren Duft wahr....Jasmin..... Er machte einen Satz zurück und stand im vollen Mondlicht. Plötzlich und abrupt Rhionne trat langsam aus dem Schatten. Das Mondlicht beleuchtete sie nur halb, doch er spürte ihren Blick. Saphir traf auf Smaragd.... "Sie sollten nicht allein hier rumstreifen Mr. Lupin. Die Nacht ist gefährlich..." Ihre Stimme war noch so melodiös wie vor einigen Stunden, ihr Blick war ruhig, kein Anzeichen von Anstrengung oder Hektik, oder gar Feindseeligkeit Er wich einen Schritt zurück und seine Augen blickten sie Misstrauisch an. "Miss de Marchalis!" Sie lächelte, doch es erreichte nicht ihre Augen. Vor ihm stand sie, der Schrecken der Vampire...der Blutengel...Rhionne de Marchalis...endlich wusste er, wer diese Schönheit war, die Nachts den Vampiren ihr Unleben zur Hölle machte...und sie hatte eine Schülerin! "Noch jemand dem dieser "nette" Ball etwas zuviel wurde und einen legereren Stil bevorzugt...." Wieder dieses Lächeln... Remus Augen funkelten misstrauisch. Schade um sie, es hätte so interessant werden können. "Ja. Ich schätze diese affektierten, blasierten snobistischen Spießbürger nicht besonders!", knurrte er verhalten "Da haben wir was gemeinsam.... Für diese Dummköpfe zählt nur der Schein, was dahinter steckt ist für sie uninteressant..man trägt Masken.." Sie lächelte resignierend, dann drehte sie ihm den Rücken zu und ging zum Rand des Daches, sie sah ins Mondlicht, schloss kurz die Augen und horchte. Wieder spielte der Wind in ihren Haaren. Sie war wieder zuhause...dies war ihre Stadt...viel zu lang war sie weggewesen... Remus nutzte den Moment und brachte sich mit einem Satz auf das nächste Hausdach außerhalb ihrer Reichweite. "Was willst du von mir...Angelus Noctem?", fragte er kühl Sie drehte sich halb zu ihm um, hatte ihren Kopf leicht geneigt, und blickte ihn durch einige wehende Haarsträhnen hindurch an. "Nichts." Sie blickte wieder nach vorn, auf den Halbmond...und sprang ohne ein weiteres Wort vom Dach. Für heute Nacht war die Jagd vorbei. Ruhigen Schrittes lief sie zu ihrem schwarzen Merzdedes Cabriolet, das einige Straßen weiter parkte. Remus sah ihr lange nach... und es dauerte noch länger sein wildes Herz zu beruhigen....warum sie? Warum er? Warum überhaupt Rhionne nahm eine Flasche Wasser und trank sie in einem Zug aus, bevor sie startete und losfuhr. Der Nächste Tag brachte viel Grübeleien mit sich. Warum hatte sie abgebrochen? Plötzlich hatte sie nicht mehr das Bedürfnis zu jagen...lag es an ihm? Weil er mit ihr gespielt hatte? Sie wusste es nicht Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)