Ein tödlicher Fall von MichiruKaiou (Heiji x Kazuha und die Männer in Schwarz) ================================================================================ Kapitel 1: Erstes Missverständnis --------------------------------- Dieses Mal versuche ich mich an einem neuen Thema und präsentiere euch hiermit meine erste Detektiv Conan Fanfic. Ich hoffe, mir ist es einigermaßen gelungen und bin für jede helfende Kritik offen!!! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 1: Erstes Missverständnis Heiji wollte sich mit Kazuha zum Abendessen treffen, denn er musste unbedingt etwas mit ihr besprechen. Aus irgendeinem Grund redete Kazuha nicht mehr mit ihm. Heute morgen in der Schule war sie ihm immer wieder aus dem Weg gegangen, aber er wusste nicht, was er getan hatte, dass sie so wütend auf ihn war. Nach langer Diskussion hatte sie sich schließlich dazu bereit erklärt, sich mit ihm zu treffen. Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte Heiji auch ihr Lieblingslokal ausgewählt. Dieses Mal kam er sogar pünktlich zum Treffpunkt, aber Kazuha war noch nicht zu sehen. Das war sonst nicht ihre Art und schließlich traf sie um fünf nach 7, also kam sie mal zu spät, auch vor dem Lokal ein. "Wie kommt's, dassde so spät bist?", fragte er ganz unbefangen. "Was geht dich das denn an? Ich wüsste nicht, dass ich dir ne Erklärung schuldig bin.", zickte sie zurück und ging ins Lokal ohne Heiji auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Anschließend wurden die beiden von einem Kellner zu ihrem Tisch geleitet, den Heiji vorher reserviert hatte. Kazuha bestellte sich das teuerste, alkoholfreie Getränk, das es gab, und Heiji wurde langsam unruhig, weil er wirklich keine Idee hatte, was er jetzt wieder verbrochen haben sollte. So wütend war Kazuha noch nie auf ihn gewesen. "Also, was willste mir wichtiges sagen?", stieß sie sofort hervor, als der Kellner gegangen war. "Ähm, also...", stotterte er, weil ihm das alles irgendwie viel zu schnell ging. "Verschwende bitte nicht auch noch meine Zeit!", fauchte sie ihn an. "Was ist denn los mit dir? Kannste mir vielleicht mal sagen, was ich dir getan hab?", kam es plötzlich aus Heiji geschossen, der eigentlich gar nicht so barsch sein wollte. "Ach, das solltest du mir lieber sagen. Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt noch mit dir rede.". "Jetzt halt mal die Luft an! Wovon sprichste bitte? Was hab ich getan? Du bist doch wohl nicht so sauer auf mich, weil ich dich gestern versetzt hab!". Die beiden wurden langsam laut und mussten sich schon zurückhalten, um nicht jeden Moment los zu brüllen. Kazuha nahm all ihre Beherrschung zusammen, um in einem normalen Tonfall zu sprechen. "Ich würd viel lieber wissen, was du in der Zwischenzeit so getrieben hast!", entgegnete sie ihm. "Das hab ich dir gestern Abend doch lang und breit erklärt. Ich hab 'nen wichtigen Anruf bekommen und musste weg und da hab ich eben vergessen, dich anzurufen.". "Und wer hat bitte angerufen?", sagte sie ungläubig. "Ein alter Freund von mir, dem ich noch einen Gefallen schuldig war. Aber das hab ich dir auch schon gesagt!", antwortete er ernsthaft. "Ist das vielleicht der Gleiche, der auch gestern Abend noch bei euch angerufen hat, als du wieder zu Hause warst?", bohrte sie weiter. "Ja, und? Ist vielleicht was Schlimmes dabei, wenn ich mit 'nem Freund telefoniere?", nörgelte Heiji, dem das Verhör langsam zu dumm wurde. "Belauschst du mich jetzt schon?". Das war der Punkt! Sie wünschte, sie täte es. Das Gespräch von gestern klang sehr verdächtig und sie wüsste gern, was sein Gegenüber gesagt hatte. "Du willst mir doch nicht wirklich weiß machen, dass du mit 'nem alten Freund gesprochen hast!", Kazuha wurde langsam wieder lauter. "Mit wem denn sonst, wenn ich fragen darf?", warf er zurück. "Was soll das denn für ein Freund sein? 'Warte kurz, ich guck, ob die Luft rein is' oder 'dann könnte man endlich zusammen durchbrennen, was?', das waren deine Worte!". Heiji war erstaunt. Er wusste nicht, dass sie so viel von dem Telefonat mitbekommen hatte, er hätte besser aufpassen müssen. Sie konnte es einfach nicht lassen, anderen nachzuspionieren. Wie sollte er das nun erklären? "Jetzt bleib mal locker, dass war eben ein Gespräch unter Männern.", antwortete er schließlich und setzte sein Unschuldsgrinsen auf. "Das soll ich dir vielleicht abkaufen.", Kazuha ballte nun ihre Hand zu einer Faust und lief schon fast rot an vor Wut. "Du willst mir doch nicht erzählen, dassde mit einem Mann durchbrennen willst!". "Was du da wieder rein interpretierst. Wer will denn hier durchbrennen? Glaubst du jetzt vielleicht noch ich bin schwul?!", fragte er sie etwas beleidigt. Ihm schien der Ernst der Situation wirklich fern zu bleiben. Jetzt fing er schon an, sich aufzuregen und Kazuha als die Schuldige zu sehen. "Du gibst also zu, dass es eine 'Freundin' war?", ihre Mundwinkel zuckten bereits vor Anspannung. Heiji wusste nicht, was er tun sollte. Wenn er ihr sagte, mit wem er wirklich gesprochen hatte, würde sie weiterfragen, worüber. Aber das konnte er ihr nicht erzählen. Also entschloss er sich, ihre Geschichte weiterzuspinnen. "Ok, es war eine alte Bekannte aus Tokio.", grinste er unschuldig. Doch das brachte das Fass zum Überlaufen. "Du Idiot!! Wie kannst du mir das nur antun?", rutschte es ihr plötzlich raus und sie lief rot an. Alle Gäste starrten die beiden an, bis Kazuha mit glühendem Gesicht aus dem Lokal stürmte. Nun schienen alle Gäste Heiji mit bösen Blicken zu durchbohren, so als hätte er gerade ein unendschuldbares Verbrechen begangen. Heiji verstand das Problem immer noch nicht und hielt es nun für die beste Idee, ebenfalls aus dem Lokal zu verschwinden. Für dieses Gespräch hätte er wohl besser doch einen anderen Ort auswählen sollen. Er machte sich gleich auf den Weg nach Hause und überlegte fieberhaft, was er Kazuha denn nun getan hatte. Sie war ja noch nicht einmal so ausgerastet, als sie dachte, dass er sich in Tokio heimlich mit Ran träfe. Hatte er am Telefon vielleicht noch irgendwas gesagt? Für ihn war das alles harmloses Zeug gewesen und er konnte sich keinen Reim daraus machen. Heiji hatte eigentlich mit Shinichi telefoniert. Am Nachmittag war er nach Tokio gefahren, weil Conan anrief, denn er hatte eine Spur zu den Männern in Schwarz, aber er hatte von Ran endlich einmal Hausarrest bekommen. Jetzt hatte er Heiji gebeten, vorbei zu kommen und den Babysitter zu spielen, denn in seiner Begleitung dürfte er das Haus verlassen und seiner Spur folgen. Leider hatte sie das kein Stück weitergebracht und Heiji war am Abend schon wieder zu Hause gewesen. Kazuha war natürlich auch dort, weil er sie versetzt hatte und sie musste es natürlich sofort seiner Mutter erzählen. Die Standpauke war wie immer schnell erledigt gewesen, denn das war ja nichts Neues, und dann rief Conan erneut an. Kazuha hatte das natürlich noch mitbekommen, aber dann hatte sich Heiji in seinem Zimmer eingeschlossen, damit ihm auch nichts Falsches in aller Öffentlichkeit rausrutschte, aber anscheinend hatte Kazuha an der Tür gestanden und schön weiter gelauscht. Aber die Männer in Schwarz wurden von seiner Seite überhaupt nicht erwähnt! Was hatte sie denn gedacht? Dass mit dem Durchbrennen war ein Scherz an Conan gewesen, dass falls er die schwarzen Männer endlich überführen könnte, er als Erstes mit Ran durchbrennen würde. Ein anderer Kontext ergab doch auch keinen Sinn. Als ob Heiji durchbrennen wollte. Jedenfalls war Kazuha dann irgendwann ohne ein Wort aus dem Haus gestürzt. Jetzt hatte er den Salat und wer wusste, was Kazuha wieder dachte! Sie neigte ja öfter zur Übertreibung. Wieder zu Hause angekommen, wurde Heiji sofort von seiner Mutter empfangen, die natürlich als Erste wissen wollte, wie das Versöhnungstreffen gelaufen war. Heiji erzählte nur, wie sie das Lokal verlassen hatte und ging direkt in sein Zimmer. Diese Sache ließ ihm schon keine Ruhe und er hatte keine Lust, den Abend auch noch mit seiner Mutter auszudiskutieren. Er legte sich ins Bett und blieb noch die halbe Nacht lang wach. Vielleicht würde die Welt Morgen schon wieder ganz anders aussehen. Das hoffte er wenigstens! Kazuha rannte in der Zeit ziellos durch die Straßen. Sie wollte nicht nach Hause. Sie war zutiefst von Heiji enttäuscht, aber sie hatte nie so losbrüllen wollen. 'Wie konntest du mir das nur antun?', wieso hatte sie das nur gesagt? Sie war doch nicht mit Heiji zusammen! Das ging sie doch überhaupt nichts an, wenn er eine Freundin hatte. Außerdem gab es keinen eindeutigen Beweis für ihren Verdacht. Vielleicht würde Heiji jetzt nicht mehr mit ihr reden. Wer wusste, was er nun von ihr dachte? Sie wollte es gar nicht wissen. Wieder einmal war sie mit der Tür ins Haus gefallen. Nach einiger Zeit fing es dann auch noch an zu regnen und Kazuha hatte natürlich keinen Schirm dabei. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Den Regen bemerkte sie gar nicht mehr, denn sie war zu tief in ihren Gedanken versunken. Sie hoffte inständig, dass Heiji noch mit ihr reden würde und dass sie einen eventuellen zweiten Versöhnungsversuch nicht vermasseln würde. Aber den Gedanken an Heijis mögliche Freundin konnte sie nicht ertragen und dann erzählte er ihr nicht einmal davon. Es machte sie einfach so wütend. Aber das Schlimste war die Angst. Sie wollte ihn nicht verlieren. Doch sie sollte noch nicht so negativ denken, schließlich stand das noch gar nicht fest. Sie redete es sich immer wieder ein, aber diese nagenden Zweifel und der stechende Schmerz wollten sie nicht loslassen. So ging sie noch eine ganze Weile durch die nassen Straßen und dachte nach. Vielleicht sah die Welt morgen schon wieder anders aus... (Song: 'Flexin'' by Blue) Kapitel 2: Ein riskanter Plan ----------------------------- Kazuha kam diesmal etwas eher zur Schule, weil sie Heiji abfangen wollte. Nach langer Überlegung entschloss sie sich mit Heiji über gestern Abend zu sprechen. Die Sache ließ ihr einfach keine Ruhe und sie hatte auch kaum geschlafen. Aber sie konnte auch froh sein, dass sie keine Erkältung bekommen hatte, schließlich war sie gestern vollkommen durchnässt nach Hause gekommen. Zum Glück hatten ihre Eltern sie so nicht gesehen. Aber das alles nur wegen ihm! Doch sie sollte sich jetzt nicht wieder aufregen. Überhaupt erschien es ihr langsam merkwürdig, es schellte bereits und Heiji war immer noch nicht zu sehen. Er kam sonst nie zu spät. Kazuha machte sich ernsthaft Sorgen. Kam er nicht, weil er sie nicht sehen wollte? War sie zu weit gegangen? Oder ist er sogar nach Tokio geflogen? Würde er überhaupt wiederkommen? Kazuha musste sich stoppen und sich von all diesen Fragen abwenden. Sie wollte und durfte jetzt nicht darüber nachdenken. Nach dem Unterricht würde sie einfach bei ihm zu Hause anrufen. Vielleicht war er auch einfach nur krank? Mit diesem Gedanken betrat Kazuha schließlich die Schule und für sie begann der Unterricht. Heiji saß derweil im Flieger Richtung Tokio. Heute früh kam wieder ein Anruf von Conan, aber diesmal klang es wirklich ernst. Also hatte sich Heiji sofort auf den Weg gemacht. Die Spur von gestern war wohl doch kein Fehlschlag. Er würde sich in ein paar Stunden mit Conan bei Professor Agasa treffen und die Einzelheiten erfahren. Was er Ran erzählt hatte, um nach der Schule raus zu dürfen, wusste Heiji nicht, aber irgendwie würde er sie schon rumkriegen. Allerdings war es schon ein beunruhigender Gedanke, dass die Männer in Schwarz in Tokio rumliefen. Conan begab sich auf ein extrem gefährliches Pflaster. Aber wie sollte er sonst wieder an seine normale Größe kommen? Heiji wollte wirklich nicht mit ihm tauschen. Keiner der ihm zuhört und von seiner Freundin bemuttert werden, das fehlte noch! Mal abgesehen davon, dass Kazuha ihn bestimmt nicht gut behandeln würde, sie würde ihn eher ausnutzen, falls sie ihn überhaupt bei sich aufnähme, so wie Ran es getan hatte. So einen Professor gab's hier auch nicht, am Ende wäre Heiji dann noch waise. Daran wollte er nun wirklich nicht denken. Nach fast zwei Stunden Flug kam Heiji schließlich in Tokio an und fuhr mit dem Taxi zum Professor. Dort wurde er bereits von ihm, Conan und Ai erwartet. Die Stimmung wirkte sehr angespannt. "Was ist denn bei euch los? Geht die Welt bald unter oder wie?", fragte Heiji, der die Lage noch nicht so ernst sah. "So was in der Art könnte durchaus passieren.", gab Ai in ihrem trockenen Tonfall zurück. "So sehr übertreiben musst du nun auch wieder nicht.", ermahnte Conan sie, "Aber es sieht in der Tat nicht gut für uns aus!". "Wieso, was is denn seit gestern passiert?". "Setzt dich erst einmal. Ich bringe uns in der Zwischenzeit Tee!", meldete sich der Professor. Heiji setzte sich auf das Sofa neben Ai und man wartete, bis der Professor zurückkam. "Die Sache ist die, die Männer in Schwarz scheinen irgendetwas in der Stadt zu planen und zwar in der Schule der beiden.", begann der Professor. "Das heißt, dass sie uns auf jeden Fall entdecken werden...", erzählte Conan weiter. "..., denn selbst wenn wir nicht hingehen, werden die Identitäten der fehlenden Schüler überprüft und man weiß auf jeden Fall, wie ich als Kind ausgesehen habe.", beendete Ai den Satz. "Das sind natürlich keine guten Aussichten!", kam es von Heiji. "Nicht gut ist noch leicht untertrieben. Wenn uns nichts einfällt, könnte es morgen der letzte Tag für uns beide werden.", meinte Conan. "Und vergiss den Professor, den stümperhaften Detektiv und deine Freundin nicht. Denn dann wüssten sie auch, wo wir wohnen und die drei wären auch auf jeden Fall dran!", fügte Ai hinzu. "Und was habt ihr jetzt vor?", wollte Heiji wissen. "Das ist es ja gerade, wir haben keine Ahnung, deshalb rief ich dich ja an. Hasst du nicht zufällig eine Idee?", gab Conan zurück. "Für mich heißt das, dass ihr morgen ihre Identität aufdecken und sie hinter Gitter bringen müsst. Aber sag mal, was wollen die in 'ner Grundschule?". "Wir haben mitbekommen, dass sie sich als die Ärzte ausgeben wollen, die die jährliche Schuluntersuchung vornehmen.", erklärte Conan. "Sie gehen also davon aus, dass uns das Gift gestrumpft haben muss, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles ein großer Zufall ist und sie irgendetwas in unserer Schule vorhaben." "Sie werden sich vorgeben, dass wir irgendwas Ernstes haben, was sie Gott sei Dank früh genug erkannt haben und lassen uns ins Krankenhaus bringen, doch stattdessen legen sie uns um, sobald wir das Gebäude verlassen haben. Und dann legen sie uns ordnungsgemäß neben die anderen Leichen und verschwinden von der Bildfläche.", fügte Ai hinzu. "Ai, könntest du bitte einmal ernst bleiben. So schnell werden wir auch nicht zu Leichen, klar?", Conan verlor langsam die Nerven. Aber er machte sich weniger Sorgen um sich selbst, sondern viel mehr um Ran. Wenn die schwarzen Männer sie bekämen, würde er sich das niemals verzeihen. Er könnte es nicht ertragen, für ihren Tod verantwortlich zu sein! "Aber Heiji, wie stellst du dir vor, dass wir die Männer in Schwarz aufhalten sollen? Das wär doch Selbstmord!", warf der Professor ein. "Ich hab da schon 'ne Idee! Wenn das wirklich ihr Plan is, dann komme ich einfach kurz nach ihnen in die Schule und behaupte dasselbe, nur das ihr dann mit mir mitkommt. Oder ich mach dann einen auf Verwandten und muss euch dringend abholen, so mit hab ich das Vorrecht und die Untersuchung muss ausfallen. Dann machen wir uns schnell aus dem Staub und locken sie in 'ne schöne Falle. Und wenn alles glatt läuft, habense auch das Gift dabei, so dass wir euch sogar vielleicht wieder groß kriegen.", grinste Heiji. "Glaubst du wirklich, dass das so einfach funktioniert?", kam es von einem demotivierten Conan. "Der Plan klingt doch gar nicht so schlecht.", meinte Ai. "Das meinst du doch jetzt nicht ernst Ai?!". "Du hast doch gerade gesagt, ich solle ernst sein.", warf sie zurück. Conan musste stöhnen. Wie konnte man das nur so leicht nehmen? Er hatte nicht einmal mehr Lust, sich darüber aufzuregen. Waren jetzt alle verrückt geworden? Er konnte nur noch auf den Professor hoffen, der ihnen diese dumme Idee ausredete. "Schön und gut, aber in was für eine Falle locken wir sie?", kam es dann vom Professor und alle Hoffnungen schieden dahin. "Wir brauchen auf jeden Fall 'nen Beweis dafür, dass das Killer sind!", überlegte Heiji. "Dann könnten wir doch Inspektor Megure Bescheid sagen, dass sie sich an einem günstigen Ort verstecken sollen, an den wir die Männer in Schwarz locken. Sie werden auf jeden Fall versuchen, uns umzulegen und wenn sie ihre Waffe ziehen, haben wir sie auf frischer Tat ertappt.", meldete sich Ai. "Hey, das ist die Idee! So machen wir's!", meinte Heiji enthusiastisch. Conan vergrub sich in ein Kissen. Wie konnte man nur so naiv sein? Dieses Mal konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass das funktionieren sollte, auch nicht, wenn Ai mal dafür war. Der Professor schien von der Idee auch nicht begeistert zu sein, empfand den Plan wohl aber als logisch und durchführbar. "Also, sind alle damit einverstanden?", fragte Heiji. Er bekam zwar keine Antwort, wusste aber genau, dass eigentlich alle damit einverstanden waren, da sie sonst eh keinen besseren Plan hätten. "Nun komm schon Shinichi. Was soll denn schief gehen?". "Ich bin da nun einmal nicht so optimistisch wie du Heiji. Es könnte eine Menge schief gehen, aber ich will gar nicht darüber nachdenken. Es gibt viel zu viele Möglichkeiten! Aber sag mal, ist dir eigentlich klar, in welche Gefahr du dich begibst? Du musst nicht hier bleiben. Jetzt haben wir einen Plan und deine Rolle kann auch der Professor übernehmen! Du solltest wieder nach Osaka zurück fliegen.". "Das hättest du wohl gerne! Aber ich werde bestimmt keinen Freund im Stich lassen. Du wirst mich also nicht los!". "Aber was machen wir, wenn sie wirklich nur die Schule durchsuchen und noch keine Ahnung haben, dass es die Richtige ist?", gab der Professor zu bedenken. "Dann funktioniert der Plan doch trotzdem. Ich kann sie dann immer noch weglocken, wenn sie zumindest Ai erkannt haben. Der Plan funktioniert also in jedem Fall! Aber die beiden scheinen sich ja ziemlich sicher zu sein, dass sie es längst wissen.", entgegnete Heiji. "Dann ist es also beschlossene Sache. Conan, du kommst dann morgen vor der Schule hierher und ihr beide geht zusammen zur Schule. Heiji, du kannst den beiden dann unauffällig folgen und ich werde heute Abend Inspektor Megure Bescheid geben.", sagte der Professor schließlich. "Aber sagense ihm bloß nich, dass die Kinder da mitmachen. Nur, dass ich irgendwelche Verbrecher jage und seine Hilfe brauche oder so was!". "In Ordnung. Dann wäre ja jetzt alles geklärt. Du wirst dann heute Nacht auch hier bleiben. Ich habe das Gästezimmer schon eingerichtet. Du kannst dann deine Sachen schon einmal auspacken.". Damit begab sich Heiji ins Gästezimmer und packte seine Tasche aus. Er hätte nicht gedacht, dass die Lage so ernst wäre. Der Streit mit Kazuha wurde von den Gedanken an Morgen überdeckt und Heiji konzentrierte sich nur darauf, dass dann auch alles nach Plan liefe. Denn Conan hatte Recht, es könnte wirklich eine Menge schief gehen, aber wenn es klappte, hätte er es endlich geschafft. Es musste einfach funktionieren. Die Sache mit Kazuha konnte da noch warten. So hatte sie auch mehr Zeit, sich wieder zu beruhigen. Kazuha konnte es nicht mehr aushalten, sie musste wissen, wo Heiji steckte. Sie betete, dass er zu Hause war und nur krank im Bett lag. In der Pause rief sie von ihrem Handy aus bei ihm zu Hause an und Heijis Mutter nahm ab. "Hallo Frau Ikenami! Is Heiji vielleicht da?". "Nein, tut mir Leid. Er ist heute morgen ganz früh nach Tokio geflogen, sein Freund hat wieder angerufen. Da hat er sofort seine Sachen gepackt und ist aus dem Haus gestürzt. Ich kann dir auch nicht sagen, wann er wieder kommt.". Da war er wieder, sein 'Freund'. Heiji war in Tokio, ihre schlimmsten Befürchtungen schienen wahr zu werden. Jetzt schwänzte er sogar schon die Schule. Er wollte wirklich mit einer Tussi aus Tokio durchbrennen. Wie lange er wohl schon mit 'ihr' telefonierte? Das musste schon länger so gehen und sie hatte nie etwas mitbekommen. Aus irgendeinem Grund machte sie sich Vorwürfe versagt zu haben. Sie durfte Heiji nicht an so eine verlieren. Dabei konnte Kazuha es auf keinen Fall belassen. "Vielen Dank, ich wollte nur wissen, warum er nicht zur Schule kommt.", dann legte sie sofort auf. Jetzt war sie am Zug. Sie würde Heiji nicht so leicht hergeben, da musste diese Tokioschnepfe schon die ganz harten Geschütze auffahren. Kurz um beschloss Kazuha ebenfalls nach Tokio zu fliegen. Sie sagte dem Lehrer, dass sie sich nicht gut fühlte und war auch sofort auf dem Weg zum Flughafen. Zum Glück hatte sie noch die Kreditkarte ihres Vaters dabei. Der nächste Flug ging sogar schon in einer Stunde. Sie versprach sich, dass sie Heiji in den nächsten drei Stunden finden und zur Rede stellen würde. Er konnte sich doch nicht mit jeder einlassen, aber für Kazuha war sowieso niemand gut genug, also hatte Heiji eigentlich keine Wahl, als solo zu bleiben. Kazuha könnte es nicht ertragen, ihn nicht mehr jeden Tag zu sehen. Sie wusste selbst nicht so genau, warum sie ihm jetzt schon hinterher flog, sie war schließlich nicht sein Babysitter und seine Freundin war sie auch nicht. Sie zögerte einen Moment. Was tat sie hier überhaupt? Warum wollte sie ihn eigentlich zurückholen? Es konnte ihr doch egal sein, ob er eine Freundin in Tokio hatte oder nicht. Aber das war es nicht! Sie konnte einfach nicht anders. Sie musste ihn zurück holen. Für sich selbst, nur für sich selbst! (Song: 'Got to have you' by Christina Milian) Kapitel 3: Quälende Gedanken ---------------------------- "Also ich muss jetzt los, sonst bekomm ich wieder Riesenärger mit Ran.", meldete sich Conan, der sich immer noch so seine Gedanken machte. "Alles klar, wir sehen uns dann Morgen!", grinste Heiji, der gerade die Treppe runterkam. "Hoffentlich nicht zum letzten Mal.", sagte Conan leise zu sich selbst und schloss die Tür hinter sich. "So Professor, was gibt's denn heut Abend zu essen!". Conan konnte dem Plan nichts abgewinnen. Er klang zwar machbar, aber ihre Chancen waren doch sehr gering, aber selbst Ai war dafür oder sie war einfach selbst zu verzweifelt, um den einzigen Plan, den sie hatten, abzulehnen. Er wollte gar nicht daran denken, was passierte, wenn sie rausbekommen hatten, wer er war und wo er jetzt wohnte. Auch wenn er Ran nichts erzählt hatte, würden diese Typen sie wahrscheinlich trotzdem umlegen. Der Gedanke war einfach zu schrecklich, also verwarf er ihn schnell wieder und versuchte auch nicht mehr an Morgen zu denken, wenigstens für einige Zeit nicht mehr. Es war jetzt schon viertel nach vier und Conan war immer noch nicht zurück. Dabei hatte Ran ihm ausdrücklich gesagt, dass er nach der Schule direkt nach Hause kommen sollte und daher um vier wieder da zu sein hatte. Wo der sich wieder rumtrieb? Das gäbe was zu hören! Da klingelte es plötzlich an der Tür. "Jetzt hat er auch noch seinen Schlüssel vergessen oder was?!", meckerte Ran und stampfte zur Tür. "Sag mal Conan, warum kommst du so spät?", stürmte sie sofort auf den Eintretenden los, doch wer unten in der Tür stand, war nicht Conan. Kazuha stand dort in Schuluniform mit einem hoffnungsvollen, doch auch irgendwie traurigen Blick. "Kazuha, was machst du denn hier?", fragte Ran ganz perplex. "Is Heiji bei euch?", antwortete diese sofort. "Ähm was... Nein, Heiji ist nicht hier. Wieso, sollte er?". "Ach, nur so. Trotzdem danke.", mit diesen Worten wollte Kazuha schon wieder gehen. "Jetzt warte doch mal!", hielt Ran sie auf, "Was ist denn passiert? Sollte er vielleicht hier sein? Komm doch erst einmal rein.". Kazuha zögerte einen Moment, doch entschloss sich schließlich, das Angebot anzunehmen. Sie setzte sich auf ein Sofa und Ran bereitete den Tee vor. Als sie dann mit den frischen Getränken wieder aus der Küche kam, setzte sie sich auf das Sofa Kazuha gegenüber. "So, jetzt erzähl doch mal, was eigentlich los ist. Du siehst irgendwie mitgenommen aus.", begann Ran das Gespräch. Kazuha starrte einen Moment lang ihre Teetasse an, bis sie antwortete, "Ich suche Heiji.". "Ist Heiji denn verschwunden?". "Nicht direkt. Ich weiß von seiner Mutter, dass er hier in Tokio is, deshalb dacht ich, dass er vielleicht bei euch vorbeigekommen wär.". "Was will er denn hier? Also Conan hat auch nichts erzählt.". "Hätte mich auch gewundert. Jemand anderes muss ihn ständig von hier aus anrufen. Ehrlich gesagt glaub ich, dass er sich hier mit 'nem Mädchen trifft.", schluchzte Kazuha auf einmal. "Was? Das kann doch gar nicht sein. Bist du dir da auch ganz sicher?", fragte Ran schockiert. "So ziemlich. Er hatte was von 'ner 'alten Bekannten' hier erzählt, aber das Telefongespräch klang da anders.". "Das kann ich mir nicht vorstellen. Er würde doch auch nie weggehen, ohne dir etwas davon zu sagen.". "Das is'es ja grade. Er hat es mir nicht erzählt. Er kam heut einfach nich zur Schule und da hab ich bei ihm zu Hause angerufen, weil ich dachte, dass er vielleicht krank sei, aber seine Mutter erzählte mir, dass er heut ganz früh nach Tokio geflogen is. Und jetzt will ich ihn finden und ihm ordentlich die Meinung sagen. Wer weiß, mit was für 'ner Tussi er sich trifft.", Kazuha wurde wieder laut und wütend, sie hätte am liebsten durch das ganze Haus geschrieen. "Es wird schon nicht so schlimm sein. Wir werden gleich zusammen suchen gehen, in Ordnung? Aber ich muss noch auf Conan warten. Meine Güte, wo treibt sich dieser Frechdachs wieder rum?". Doch da ging auch schon die Tür auf und Conan trat in die Wohnung. "Wo warst du wieder?", fragte Ran ihn in einem bösen Tonfall. "Tut mir wirklich Leid Ran, die Detective Boys wollten mir unbedingt noch was zeigen. Bitte sei mir nicht böse.", sagte dieser in seiner unschuldigen Kinderstimme. "Na gut, dieses Mal drücke ich noch beide Augen zu. Du kannst jetzt zu Mittag essen, dein Essen steht in der Küche. Ich muss mit Kazuha noch dringend wo hin.". Jetzt erst bemerkte Conan auch, dass Kazuha auf dem Sofa saß und sie schien ziemlich wütend zu sein. "Also Conan, wir sind bald wieder zurück und wehe, du bist dann nicht hier! Mach keinen Unfug!!". "Nein, bestimmt nicht.", gab er noch zurück, als die beiden dann auch schon durch die Tür verschwanden. Beim Essen musste Conan weiter grübeln. Was machte Kazuha hier? Und dann auch noch in Schuluniform und ohne Tasche. Ihre Ankunft schien spontaner Natur zu sein. Heiji hatte sie bestimmt nicht mitgebracht. Aber wieso war sie dann hier? Hatte Heiji ihr etwa nicht gesagt, wo er war? Es machte ihm Sorgen, dass jetzt auch noch Kazuha hier war. Sie könnte auch in die Schusslinie geraten und das hatte Heiji bestimmt nicht beabsichtigt. Aber so stur wie sie nun einmal war, würde sie ohne Erklärung auch nicht wieder abreisen. Da hatten sie also schon das erste Problem. Nun musste Conan auch wieder unweigerlich an Morgen denken. Die Situation gefiel ihm von Minute zu Minute immer weniger. Aber er hatte keine andere Wahl mehr. Er hoffte nur, dass Kazuha bis dahin wieder verschwunden war, schon allein um ihret Willen. Nach zwei Stunden Suche hatten Ran und Kazuha Heiji immer noch nicht gefunden. Wo konnte er nur stecken? Sie haben alle bekannten Plätze abgesucht. "Ich habe eine Idee! Wir könnten doch noch bei Professor Agasa vorbeischauen. Vielleicht hat er eine Idee und ihn sogar gesehen.". "Ok!", gab Kazuha nur verzweifelt zurück. "Kopf hoch, wir finden ihn schon.", damit machten sich beide auf zur nächsten Bushaltestelle und auf den Weg zum Professor. Kazuha sah die Sache nicht so positiv wie Ran. Wenn sie ihn in der Stadt nicht fanden, konnte das nur eins bedeuten: er war bei seiner Freundin! Dort würden sie ihn nie finden. Kazuha wollte gar nicht weiterdenken, doch sie sah ihn schon in ihren Armen liegend vor sich. Sie versuchte den Gedanken abzuschütteln, doch das Bild kehrte immer wieder. Sie musste ihn unbedingt finden, eher würde sie keine Ruhe haben. Kurze Zeit später waren die beiden Mädchen beim Professor angekommen und Ran klingelte zuversichtlich an der Tür. Es dauerte nicht lange und ihnen wurde geöffnet. "Hallo Professor Agasa, wie geht es Ihnen?", fragte Ran freundlich. "Hallo Ran, schön dich zu sehen. Ich kann nicht klagen.", sagte er mit einem künstlichen Lächeln. "Und wer ist deine Freundin?". "Das ist Kazuha, sie ist eine Freundin aus Osaka.". "Sehr erfreut.", Kazuha nichte ebenfalls höflich auf seine Bemerkung. "Wir wollen auch nicht lange stören. Wir hätten da nur eine Frage an Sie.". "Na dann schieß mal los. Ich helfe gern, wenn ich kann.", damit schloss der Professor die Tür hinter ihnen, aber alle blieben im Flur stehen. "Es geht um Kazuhas Freund Heiji. Sie haben ihn nicht zufällig gesehen oder Conan hat auch nichts erzählt, oder?". Da lief es dem Professor eiskalt den Rücken runter. Dann war dieses Mädchen tatsächlich seine Freundin. Aber warum war sie hier? Hatte er etwa zu Hause nicht Bescheid gesagt? Aber eines wusste der Professor, nämlich das sie lieber wieder nach Hause fahren sollte! Also hielt der Professor es für die beste Idee, zu lügen. "Tut mir Leid, da kann ich euch nicht weiterhelfen. Aber warum sollte er auch hier sein?". "Na ja, war nur so ein Gedanke. Wir wissen nämlich, dass er hier in Tokio ist, aber wir haben ihn irgendwie verloren und wir dachten, dass er sich hier vielleicht mit Conan getroffen hätte.". "Haha, also hier ist er jedenfalls nicht. Er wird wohl noch in der Innenstadt sein. Sagt mal, seid ihr mal wieder hier zu Besuch?", wandte sich der Professor an Kazuha. "Ja, aber Heiji muss immer in fremder Wäsche wühlen, man muss ständig ein Auge auf ihn haben.", gab sie wütend zurück. Der Professor war wirklich am Ende. Er hatte schon ein schlechtes Gewissen dabei, die beiden Mädchen anzulügen, aber Heijis Freundin schien auch noch was zu ahnen, das war wirklich der ungünstigste Zeitpunkt. "Also dann Professor, wir machen uns lieber wieder auf die Suche. Vielen Dank nochmal!", verabschiedete sich Ran und zusammen mit Kazuha verließ sie wieder das Haus. "Macht's gut und viel Erfolg!", seufzend schloss der Professor die Tür. Das hatte gerade noch gefehlt. Die beiden Mädchen taten ihm richtig Leid, aber der morgige Tag hatte nun einmal absoluten Vorrang. Schließlich begab sich der Professor in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Mitten bei den Vorbereitungen kamen dann auch Heiji und Ai aus dem Keller, die dort die ganze Zeit den morgigen Tag planten, damit auch ja nichts schief ging. "Mmh, das riecht schon richtig gut, wie lange dauert's noch?", fragte Heiji hungrig. "Also eine halbe Stunde wirst du noch mindestens warten müssen! Und wie sieht es bei euch da unten aus?". "Ganz gut! Morgen wird bestimmt alles glatt gehen!", antwortete Heiji und ging grinsend ins Wohnzimmer, gefolgt von Ai und schaltete den Fernseher ein. Der Professor zog es vor, Heiji nichts von seinem Besuch zu erzählen, denn wenn Heiji auch noch seinen Optimismus verlieren würde, dann könnten sie einpacken. Seine Freundin würde sich irgendwann geschlagen geben und Morgen könnte er Heiji alles erzählen und alles wäre wieder in Ordnung. Bis dahin musste er dann eben vermisst bleiben. Der Professor hoffte nur, dass sie nicht Inspektor Megure anrufen würden. Aber für diese Gedanken war jetzt kein Platz und so konzentrierte sich der Professor wieder auf das Abendessen. "Und was machen wir jetzt? Er ist bestimmt bei seiner Freundin!", sprach Kazuha diesen grausamen Gedanken endlich aus. "Das steht doch überhaupt nicht fest.", versuchte Ran sie zu beruhigen. "Wieso rufst du ihn nicht einfach mit dem Handy an?". "Niemals!! Stell dir mal vor, wenn er wirklich bei ihr wäre und ich ruf da an. Außerdem will ich ihn sehen und es ihm ins Gesicht sagen, was ich davon halte!". "Was willst du ihm denn sagen? Ich dachte, er sollte hier ein Geständnis ablegen?", lächelte Ran. "Was? Sicher, er soll alles zugeben und es mir persönlich sagen und ich sag ihm dann mal so richtig die Meinung, bis es ihm aus den Ohren kommt!", kam es dann von Kazuha, die rötliche Wangen bekam. Ran musste einfach nur lächeln, weil sie genau wusste, was Kazuha ihm sagen wollte. Sie würde sich endlich trauen. Aber Ran war sich nicht sicher, was Heiji darauf antworten würde. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er eine Freundin hatte. Aber nachdem was Kazuha so erzählte, klang diese Möglichkeit doch sehr wahrscheinlich. Auf jeden Fall mussten sie ihn erst einmal finden und wenn Kazuha es ihm endlich sagen würde, würde er vielleicht automatisch wieder zurückkommen. Harte Situationen erforderten auch harte Maßnahmen! Man musste ihn endlich damit konfrontieren. Ran würde schon dafür sorgen, dass alles klappte! Schließlich machten sie sich auf den Weg zurück zur Detektei. "Du kannst natürlich hier übernachten. Wir sollten uns jetzt erst einmal um das Abendessen kümmern, sonst meckert Paps wieder!", grinste Ran, als die beiden angekommen waren. "Ok, ich hab ja keine Wahl!", seufzte Kazuha und ging schon mal in die Küche. Ran wollte noch kurz nach Conan sehen und klopfte an seine Zimmertür und trat ein. "Conan, wir sind wieder da.". "Ist gut!", antwortete dieser. Er saß an seinem Schreibtisch und schien noch Hausaufgaben für Morgen zu erledigen. Zufrieden verließ Ran sein Zimmer wieder und begab sich ebenfalls in die Küche. Conan war allerdings dabei gewesen, sich den morgigen Tag noch einmal vor Augen zu führen. Er hatte bereits einen Brief für Ran geschrieben, den er morgen beim Professor abgeben wollte. Falls doch etwas schief gehen sollte, hoffte er, dass Ran diese Zeilen lesen würde. Schweren Herzens schloss er den Briefumschlag und steckte ihn in seine Schultasche. Morgen würde ein entscheidender Tag für ihn sein! Kazuha konnte derweil nur an Heiji denken. Was er wohl gerade machte? Aber sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort ertragen könnte, wenn sie ihr einer geben würde. Sie war froh, dass sie Zwiebeln schälen durfte, denn dann konnte sie weinen, ohne dass es jemandem auffiel. Sie war Ran dankbar, wollte sie aber nicht zu sehr mit ihren eigenen Problemen belasten. Sie hatte Heiji nicht gefunden. Ob er überhaupt noch in der Stadt war? Vielleicht war er ja sogar schon mit ihr durchgebrannt? Kazuha ließ die Tränen einfach laufen, sie wollte auch nicht das Taschentuch annehmen, das Ran ihr anbot. Dieses Mal hatte sie Angst vor dem nächsten Tag, Angst davor, was sie hören oder sehen würde. Sie wollte Heiji finden, aber irgendwie wollte sie ihn auch nicht sehen, weil sie Angst davor hatte, was er ihr sagen würde. Doch was wollte sie ihm eigentlich sagen? Sie war so verwirrt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Also half sie Ran weiter beim Abendessen und dachte an nichts mehr. Ran sprach das Thema auch nicht mehr an. So ging der Tag zu Ende und alle legten sich schlafen. Kazuha blieb aber wach. Sie konnte kein Auge zu bekommen, denn zu viele Gedanken kreisten ihr im Kopf herum. Doch irgendwann schlief auch sie endlich, aber unter Tränen ein. (Song: 'I dreamed you' by Anastacia) Kapitel 4: Heijis Alptraum -------------------------- Heiji und Ai blieben noch bis spät in die Nacht auf. Sie versuchten es zu verbergen, doch sie waren sichtlich nervös. Selbst Heiji hatte seine Zweifel und auf einmal musste er wieder an Kazuha denken. Was sie jetzt wohl gerade machte? Bestimmt schlief sie schon lange. Er hatte überhaupt keine Zeit gehabt, um ihr von seiner Abreise zu erzählen, aber sie hätte ihm wahrscheinlich sowieso nicht zugehört. Sie würde es dann von seiner Mutter erfahren und sie könnten ihre Diskussion weiterführen, wenn er wieder zurück wäre. Doch er machte sich schon Vorwürfe. Sie war schließlich schon sauer genug auf ihn und jetzt hatte er ihr wieder nichts erzählt! Da wird er sich wieder was anhören müssen. Doch er freute sich schon auf zu Hause, denn das hieß, dass Morgen alles glatt gegangen wäre. Um ein Uhr entschloss man sich dann endlich auch ins Bett zu gehen. Heiji war totmüde und schlief sofort ein. Endlich etwas Ruhe für seinen Geist, Morgen musste er schließlich fit und ausgeruht sein. Conan und Ai waren wie immer zur Schule gegangen. So weit war alles in Ordnung. Doch kurze Zeit später hielt auf einmal ein schwarzer Porsche auf dem Schulparkplatz. Heiji merkte sich auf jeden Fall schon mal das Kennzeichen. Es stiegen zwei Männer völlig in Schwarz gekleidet aus dem Auto, das mussten sie sein: Gin und Wodka! Wie Ärzte hatten sie sich ja nicht gerade gekleidet, dennoch betraten sie das Schulgebäude und Heiji folgte ihnen, als die Tür hinter ihnen wieder zu gefallen war. Sie baten Conan und Ai mitzukommen aufgrund eines tragischen Vorfalls in der Familie. Heiji lauschte weiter an Tür. Die Lehrerin stimmte zu und Conan und Ai packten ihre Sachen. Das war die Zeit für Heijis Auftritt. Er öffnete entschlossen die Tür und trat ein. Gin würdigte ihn keines Blickes, nur Wodka schien sichtlich überrascht. "Entschuldigen Sie die Störung. Ist Conan hier? Ich bin sein älterer Bruder und ich muss ihn und Ai Haibara sofort mit nach Hause nehmen, denn es ist etwas vorgefallen.", begann Heiji. "Das ist nicht mehr nötig!", gab Gin zurück, "Wir nehmen die beiden mit. Du kannst schon einmal vorgehen!". "Wer sind Sie denn, wenn man fragen darf? Ich bin sein Bruder, da kommt er natürlich mit mir mit!", protestierte Heiji. "Wir können das noch draußen klären. Seid ihr beiden fertig?". Die Angesprochenen nickten und alle fünf verließen das Klassenzimmer. Draußen wurde die Situation dann brisanter. "Jetzt hör mal zu Kleiner, wenn du keinen Ärger haben willst, lässt du die Kinder mit uns mitkommen!", drohte Gin. Außerdem funkelte seine Waffe unter seinem Mantel, die auf Heiji gerichtet war. Heiji stand mit dem Rücken zur Wand. Was sollte er jetzt tun? Ihm blieb nichts anderes übrig, als extrem gut zu improvisieren. "Aber Sie wohnen doch gleich da vorne, da können wir auch gemeinsam zu Fuß hinlaufen.", schlug Heiji dann vor. Gin kannte die Gegend natürlich und wusste, dass es dort viele dunkle Seitengassen gab. "Guter Vorschlag, lass uns zusammen hingehen.", stimmte Gin zu. Wodka verstand überhaupt nichts mehr, hielt es aber für besser, seinen Mund zu halten. Sie gingen ein paar Blocks, bis sie auf ein altes Fabrikgelände abbogen. "Hey Kleiner, warte mal kurz!", kam es plötzlich von Gin. "Was gibt's denn?". Nun standen die drei den Männern in Schwarz Auge in Auge gegenüber. Jetzt musste einer nur noch seine Pistole ziehen und sie wären überführt. Inspektor Megure wartete mit genug Polizisten im Fabrikgebäude und auf der anderen Straßenseite auf ihren Einsatz. "Hey, Heiji!!", hörte man auf einmal jemanden rufen. Alle blickten auf die andere Straßenseite. Dort stand Kazuha, die gerade versuchte, die Straße zu überqueren. "Kazuha, bleib wo du bist!", rief Heiji nervös. Doch da ertönte auch schon ein Schuss... Heiji wachte schweißgebadet auf und saß vor Schreck senkrecht im Bett. Es war nur ein Traum! Ein schrecklicher Alptraum!! Heiji versuchte, sich mit seinem T-Shirt den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen, aber das war auch total durchnässt. Schließlich stand Heiji auf und ging ins Badezimmer. Er wusch sich das Gesicht und blickte in den Spiegel. Er konnte den Schock in seinem eigenen Gesicht sehen. Er schmiss sich eine weitere Ladung kaltes Wasser ein und zog sich ein neues T-Shirt an. Erst jetzt bemerkte er, dass er am ganzen Körper zitterte. Der Traum war so real gewesen. Heijis Gedanken begannen wieder zu kreisen. Morgen könnte so viel schief gehen. Die Typen schießen bestimmt so schnell, dass sie alle bereits tot am Boden lägen, bevor die Polizei eingreifen könnte. An was dachte er denn jetzt? Er fing schon an zu phantasieren! Heiji begab sich noch in die Küche und schenkte sich ein Glas Wasser ein, das er mit einem Mal austrank. Er holte tief Luft und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Kazuha war in Osaka, weit von hier entfernt. Und er war auf eine Schießerei vorbereitet, er könnte also ausweichen. Außerdem hatte er auch schon eine Kugel im Bauch gehabt. Es gab nichts, worüber man sich ernsthaft Sorgen machen müsste! Doch leise Zweifel blieben zurück. Er hatte irgendwie das Gefühl zu weit zu gehen und sich in zu große Gefahr zu begeben. Wenn Kazuha das wüsste, würde sie rumschreien und toben, bis er die Aktion kenzelte. Deshalb wünschte er sich mit einem Teil seines Herzens, dass sie hier wäre, um ihn aufzuhalten. Doch jetzt mussten sie es durchziehen. Er musste Shinichi helfen und den Männern in Schwarz Einhalt gebieten. Mit diesem Gedanken legte er sich wieder in sein Bett und versuchte, noch ein paar Stunden zu schlafen. (Song: 'Survivor' by Destiny's Child) Kapitel 5: Angst ---------------- Es klingelte an der Tür. Conan war bereits da und gesellte sich an den Frühstückstisch zu den anderen. Ai trank lässig eine Tasse Kaffee und las ihre Zeitung, doch Heiji wirkte irgendwie anders als sonst. Er schien keinen Hunger zu haben und starrte Löcher in die Luft. "Hey, Heiji, alles klar bei dir?", fragte Conan und Heiji brauchte einen Moment um zu reagieren. "Jaja, alles im Lot.", grinste er zurück. Conan baute das ganz und gar nicht auf. Wenn Heiji jetzt auch noch den Mut verlor, wäre alles aus. "Du kannst mir nichts vormachen, du bekommst langsam weiche Knie, was?". "Was? Nein, ich denk über was anderes nach.". "Und was bitte? Deine Konzentration hat gefälligst hier zu sein. Gleich wird die Lage ernst, wenn du dabei durch die Gegend träumst hilft uns das nicht weiter!". "Hast ja Recht. Und wie steht's mit dir?". Conan antwortete nicht. Natürlich hatte er den Brief für Ran in der Tasche, doch er wollte ihn dem Professor nicht in Heijis Anwesenheit übergeben, denn er sollte nichts von seinen Sorgen wissen. Heiji hatte es gut, er musste sich um niemanden als um sich selbst hierbei sorgen. Er fragte sich zwar immer noch, warum Kazuha hier war, aber das war eigentlich auch egal. Conan beneidete Heiji darum, doch er fragte sich, über was Heiji wohl nachdachte. Er war sonst nicht so verträumt. Und was Ai wohl dachte? Sie machte wie immer eine auf cool, doch Conan glaubte nicht, dass sie wirklich so gelassen war. In Wahrheit hatte sie bestimmt riesige Angst und glaubte gar nicht an einen möglichen Erfolg des Plans. Doch wer könnte ihr das verübeln? Conan verspürte auch Angst; Angst davor, den nächsten Tag nicht mehr zu erleben. Doch jetzt hatte er keine Wahl mehr, er musste es hinter sich bringen. Entweder alles oder nichts! Er war Heiji wirklich dankbar für die Unterstützung, doch er verspürte das Gefühl, dass Heiji besser nicht hergekommen wäre. Er hatte irgendwie eine böse Vorahnung! Heiji war wirklich nicht zu beneiden. Ihm kreisten so viele Gedanken durch den Kopf, da konnte nicht einmal Conan mithalten. Er dachte an die nächsten Stunden und wie sie verlaufen könnten, er dachte an Conan und Ran, was würde aus den beiden werden, wenn etwas schief ginge? Aber am meisten dachte er an Kazuha. Er hatte das Gefühl, ihr etwas sagen zu müssen, sie vernachlässigt zu haben. Aber wieso? Sie war schließlich nicht seine Freundin und musste nicht alles wissen. Trotzdem hatte er das Gefühl sie zu betrügen. Langsam konnte er verstehen, wie Conan sich fühlen musste. Heiji wollte sich gar nicht vorstellen, was wäre, wenn er spurlos verschwinden würde. Er könnte es nicht ertragen, wenn er Kazuha ständig weinen sehen müsste. Aber vielleicht hätte er auch nicht die Kraft, es ihr zu verheimlichen und vielleicht würde sie ihn einfach vergessen oder ihr Leben lang einfach nur sauer auf ihn sein. Aber Conan hatte Recht, es war jetzt nicht die Zeit, um über diese Dinge nachzudenken. Wenn der Tag vorbei wäre, wäre er wieder in Osaka und könnte noch einmal mit Kazuha sprechen. Aber jetzt musste er sich auf seine bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Er würde die Männer in Schwarz hinter Gitter bringen und Conan wieder zu Shinichi machen. Danach könnte er sich immer noch um seine eigenen Probleme kümmern. Die Gegenwart war wichtiger! Denn er glaubte, dass Kazuha in Osaka auf ihn warten würde. "Es wird Zeit!", verkündete er schließlich. "Also gut Kazuha, ich muss jetzt zur Schule. Warte bis ich wieder da bin, dann suchen wir Heiji gemeinsam.", damit verließ Ran die Wohnung und Kazuha blieb wieder allein zurück. Heute würde sie ihn finden. Ihr Leben in Osaka war ihr egal. Ihre Eltern hatte sie gestern angerufen und sie würden sie in der Schule entschuldigen. Sie könnte sich also voll und ganz auf die Suche konzentrieren. Aber wo sollte sie anfangen? Vielleicht im Einkaufszentrum?! Sie würden wahrscheinlich auf einem öffentlichen Platz zu finden sein oder zu Hause bleiben. Bei dem Gedanken lief es ihr wieder eiskalt den Rücken runter und sie verdrängte ihn schnell wieder. Aber eins wusste sie, sie würde bestimmt nicht auf Ran warten! Warum so viel Zeit verstreichen lassen? Kazuha konnte sich auch alleine auf den Weg machen, sie würde sich schon nicht verlaufen. Da kam ihr ein anderer Gedanke. Vielleicht trieb Heiji sich doch mit Conan rum?! Wenn er schon mal in Tokio war, würde er es nicht verpassen, den Knirps zu sehen. Also beschloss Kazuha sich auf den Weg zu Conans Schule zu machen, zum Glück hatte sie den Namen noch im Hinterkopf und mit einem Stadtplan sollte die doch zu finden sein. Sie würde ihn abpassen und alles aus ihm rausquetschen. Der würde schon reden. Feuer und Flamme für ihren genialen Plan verließ auch sie das Haus. Heiji, Conan und Ai standen nun auf der Straße, der Schule gegenüber. "OK, ich warte hier. Von hier aus hab ich alles im Auge.", kam es von Heiji. "Na dann auf gut Glück!", sagte Conan sarkastisch, "Und träum bloß nicht wieder!". "Nein, nein, ich bin voll da. Ich versprech's dir, ich pass auf euch auf!". Damit gingen Conan und Ai schweigend über die Straße und trafen die anderen der Detektive Boys auf dem Schulhof. Sie würden ihnen natürlich nichts erzählen. So gingen alle lachend in das Schulgebäude. Die Schulglocke läutete und der Unterricht begann. Doch für Conan war das der Startschuss der Ereignisse. Die Uhr an der Wand eine tickende Zeitbombe, die jeder Zeit explodieren konnte. Ai schien genauso zu denken. Sie wirkte sehr nervös und innerlich war sie wahrscheinlich starr vor Angst. Jeden Moment könnte die Tür aufgehen und die schwarzen Männer würden eintreten und sie mitnehmen wollen. Er wünschte, dass er jetzt irgendwo anders wäre, egal wo. Das hätte er niemals erwartet. So kurz vor dem Ziel diese Kerle hinter Schloss und Riegel zu bringen und endlich wieder groß zu werden, hatte er furchtbare Angst, alles zu verlieren. Seine Freunde, sein Leben und... ... Ran!!! Dabei hatte er ihr es noch nicht sagen können. Er würde diese Worte nicht mehr aussprechen können, sie würde sie nicht aus seinem Munde hören, sondern bestenfalls lesen. Er wollte ihr auf einmal noch so viele Dinge sagen und würde vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu bekommen. Doch jetzt war es zu spät. Heute würde sich sein Schicksal entscheiden und er hoffte, dass es sich für ihn entscheiden würde! Draußen vor der Schule sah Heiji, wie ein schwarzer Porsche auf den Schulparkplatz fuhr. Zwei schwarzgekleidete Männer stiegen aus und betraten den Schulhof und gingen in Richtung Eingang. Das waren sie! Wirklich eine ziemlich miese Tarnung als Ärzte. Aber jetzt war es so weit! Heiji wartete, bis die Tür hinter ihnen wieder zufiel und folgte ihnen schließlich. Doch als er im Gebäude war, hielt er kurz inne. Das Ganze kam ihm so vertraut vor. Er hatte es schon einmal erlebt und zwar in seinem Traum! Es war alles genau gleich. Heiji hörte, wie die Tür zu Conans Klassenzimmer aufgeschoben wurde. Konnte das sein? Es passierte genauso, wie er es gesehen hatte. Angst machte sich in seinem ganzen Körper breit. Aber Kazuha konnte unmöglich hier sein. Außerdem war es nun der falsche Zeitpunkt für Zweifel. Er durfte jetzt nicht zögern, er durfte seinen Einsatz nicht verpassen. Also ging er ebenfalls zur Tür, die ins Klassenzimmer führte und lauschte. Gleich wäre es soweit. Es lief alles genau so, wie sie es erwarteten und wie... in seinem Traum. Heiji atmete noch einmal tief durch und betrat nach einem kurzen Klopfen ebenfalls den Klassenraum. Conan atmete kurz tief durch. Heiji hatte sie nicht im Stich gelassen, aber eigentlich hatte er das auch nicht erwartet. Es war beruhigend, ihn zu sehen. Es lief alles genau wie geplant. Die Männer in Schwarz wollten ihn und Ai mitnehmen wegen eines Vorfalls in der Familie. Conan verstand zwar nicht, wie man die beiden für Verwandte, Freunde oder Ähnliches halten konnte, wie Schulärzte sahen sie schon gar nicht aus, aber vielleicht hatte ihre Lehrerin auch einfach nur Angst vor ihnen und widersprach deshalb nicht. Diese Reaktion war ja auch durchaus nachvollziehbar. Aber Heiji spielte seine Rolle auch sehr überzeugend und schließlich gingen alle gemeinsam nach draußen. Jetzt hoffte Conan auf Heijis Instinkt. Er musste Gin und Wodka zu Inspektor Megure lotsen. Conan hasste diese Hilflosigkeit, aber er musste sie ertragen. Für den Fall der Fälle wollte er sich nicht zu erkennen geben. Aber er war sich ziemlich sicher, dass sie wussten, wer sie in Wirklichkeit waren. Es kam schließlich zu einer Diskussion zwischen ihnen und Heiji und er konnte sie tatsächlich dazu überreden, dass sie gemeinsam gingen. Alles schien glatt zu laufen. Aber Conan ahnte nicht, dass Heiji die Situation überhaupt nicht gefiel. 'Jetz nur nich die Nerven verlieren!', sagte Heiji zu sich selbst. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Kazuha war nicht hier und sie würde auch nicht kommen. Damit versuchte Heiji seine Gedanken zu beruhigen, aber irgendwie funktionierte das nicht richtig. Doch er konnte nicht mehr zurück. Am liebsten wäre er losgelaufen, um zu überprüfen, ob Kazuha auf dem Weg zur Fabrik war. Er musste sich mit aller Kraft von diesem Gedanken losreißen. Da kam auch schon das Fabrikgelände in Sicht und Heiji führte die Gruppe dorthin. "Hier lang, das is 'ne Abkürzung.", sagte er zu den schwarzen Männern. Diese folgten ihm schweigend über das Gelände und alle blieben in der Mitte des Vorplatzes stehen. Jetzt kam es drauf an! Sobald sie eine Waffe zogen, würden hier dutzende von Polizisten auflaufen. Doch plötzlich hörte Heiji, wie jemand seinen Namen rief. Er wollte es nicht gehört haben. Er kannte die Stimme, drehte sich aber nicht nach ihr um. Er wusste genau, wer gerufen hatte und wo dieser jemand stand, doch er konnte sich nicht rühren. Er war starr vor Angst. Das konnte doch gar nicht sein. Heiji starrte nur entgeistert durch die Luft, als auf einmal ein Schuss ertönte! (Song: 'Someday One Day' by Christina Milian) Kapitel 6: Gewinn und Verlust ----------------------------- Ein Schuss ertönte! Er kam so plötzlich, dass keiner wusste, wer eigentlich geschossen hatte. Es ging alles so schnell. Man hörte nur das Hupen und Bremsenquietschen von Autos, Leute schrieen durch die Gegend und dort, mitten auf einem alten Fabrikgelände stand Heiji. Schweigend, regungslos. War das gerade wirklich passiert? Er dachte, er würde träumen, doch dieses Mal war es echt, vollkommen real! Endlich drehte er seinen Kopf in Richtung Straße. Er wollte es nicht glauben, aber es war weder eine Illusion, noch ein Traum. Dort lag sie, von Autos umringt, mitten auf der Straße in einer Lache aus Blut, ihrem Blut. Sie bewegte sich nicht und die Leute versammelten sich um sie. Ein paar holten bereits ihre Handys aus den Taschen, um einen Krankenwagen zu rufen. Man konnte das Entsetzen in ihren Gesichtern erkennen, sie waren starr vor Angst, schließlich hatte gerade jemand geschossen. Keiner verließ die Kreuzung, sondern starrte nur auf das blutende Mädchen oder wendete sich voller Schrecken ab. Heiji sah sich diese Szene mit leeren Augen an. Er hatte es bereits in seinem Traum gesehen, aber er konnte es nicht glauben. Er hätte es verhindern können! Warum hatte er es nicht getan? Er wusste es nicht. Er wusste überhaupt nichts mehr. Er wusste nicht wo er war und was er eigentlich hier machte, er konnte nur auf den leblosen Körper seiner Freundin starren. Wieso hatte er das zugelassen? Da kam ihm plötzlich noch ein anderer Gedanke in den Kopf geschossen und traf ihn ebenfalls mit Schrecken. Warum war sie überhaupt hier? Sie war nicht in Osaka, sondern sie war hier in Tokio. Aber wieso? Sie hatte ihm nichts gesagt und sonst erzählte sie immer von ihren Plänen. Sie war ihm doch nicht etwa hinterher geflogen. Sie hatte überhaupt keinen Grund dazu! Plötzlich kreisten ihm tausende Gedanken durch den Kopf. Er erinnerte sich wieder an das Gespräch in dem Lokal. Sie wollte unbedingt wissen, wer ihn ständig anrief und sie hatte ihn an seiner Zimmertür belauscht. Warum sollte sie ihm also nicht auch gefolgt sein? Er konnte sich selbst nicht glauben. Warum tat sie das? Heiji verstand gar nichts mehr. Da wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen! "Hey du Möchtegern-Detektiv! Jetzt weißt du, was passiert, wenn man sich in unsere Angelegenheiten einmischt.", kam es von Gin, der Heiji mit einem Auge gefährlich anfunkelte. Heiji konnte ihn nur anstarren. Gin hatte also geschossen. Er hatte nichts gesehen, so als ob nichts passiert wäre. Er war unglaublich schnell und präzise vorgegangen. Gin könnte sie alle auf der Stelle umlegen ohne das jemand es wirklich sehen würde. Das Einzige, was die Polizei sehen könnte, wären sie drei, wie sie leblos zu Boden fielen. Heiji spürte, wie ihm ein Schweißtropfen das Gesicht runterlief. Er hatte noch nie so eine Anspannung gefühlt, aber vor allem, noch nie so eine Angst. Er konnte an nichts denken, nichts sagen, nicht einmal atmen! Er sah nur eine schwarze Gestalt vor sich, die ihn jeden Moment töten könnte. Doch nichts dergleichen geschah. "Keine Sorge, deine Freundin lebt noch. Ich habe gut gezielt und nichts Wichtiges getroffen. Aber wir werden sie als Pfand mitnehmen.". Vor Heiji drehte sich alles. Pfand? Pfand wofür? Der Gedanke, dass sie noch lebte, ging bei diesem Gedanken unter. Die Männer in Schwarz wollten sie mitnehmen, in ihrem Zustand! Und dafür wollten sie was von ihm, aber was? Doch die Antwort sollte nicht lange auf sich warten lassen. "Ihr habt euch hier eine nette Falle ausgedacht mit den vielen Polizisten, die hier überall verteilt auf euch blicken und darauf warten uns zu verhaften. Aber so einfach ist das nicht und für diesen Fehler darfst du jetzt bezahlen und zwar mit deiner kleinen Freundin. Es war schon dumm genug von dir, sie mitzubringen, aber ihr hättet beide in Osaka bleiben sollen. Wie dem auch sei, hier ist die Bedingung: bring die beiden hier Morgen früh zum Beika Bahnhof.", dann überreichte er Heiji einen Zettel, "Sie sollen in diesen Zug einsteigen. Du fährst natürlich auch mit. Wenn du es genauso machst, wie ich es hier beschrieben habe, bekommst du deine Freundin lebendig wieder, wenn nicht, naja. Die Einzelheiten für den Austausch können wir Morgen noch im Zug besprechen. Und die Polizei bleibt natürlich auch brav in ihrem Revier. Alles klar?!", erklärte Gin und steckte sich dann eine Zigarette an. Heiji starrte fassungslos auf den Zettel. Wie konnte das nur passieren? Woher wussten sie überhaupt, wer er war? Langsam kehrte sein Verstand zurück und er dachte kurz nach. Was sollte er jetzt tun? Conan und Ai ans Messer liefern und Kazuha sterben lassen oder Kazuha retten und die beiden den schwarzen Männern übergeben. Schließlich nickte er und stimmte zu, Morgen am Treffpunkt zu erscheinen. Dann gingen Gin und Wodka in Richtung Straße, doch vorher wurde Heiji noch von Wodka angerempelt und fiel zu Boden. Die beiden bahnten sich dann einen Weg zu Kazuha. Das war nicht sehr schwierig, denn alle Menschen wichen zurück und ließen die beiden furchteinflößenden Gestalten passieren. Ihnen war egal, was für Leute das waren, Hauptsache, sie verschwinden schnell wieder. Man beruhigte sein Gewissen wohl damit, dass man sich einredete, die beiden würden ihr helfen. Schließlich nahm Wodka sie auf den Arm und die beiden gingen zurück zum Auto. Und so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Heiji saß immer noch auf dem Boden und Inspektor Megure trat nun hervor. "Alles in Ordnung bei euch?", fragte er. "Sagen Sie mal, warum haben sie nicht eingegriffen, als er auf Kazuha geschossen hat?", schrie Conan ihn an, der das Gespräch zwischen Heiji und Gin natürlich auch mitbekommen hatte. "Bist du dir sicher, dass dieser Mann geschossen hat?". Conan glaubte, sich verhört zu haben. Wer sollte es denn sonst gewesen sein?! "Wer hat denn sonst geschossen?", brüllte er weiter. "Also ich habe nichts gesehen, es gibt also keine Zeugen für die Tat. Es tut mir Leid, aber wir konnten nichts unternehmen. Aber wir versprechen euch, dass wir sie finden werden. Ihr geht jetzt besser wieder nach Hause.", damit wollte der Inspektor sich zurückziehen. Conan wollte gerade wieder etwas sagen, doch Ai hielt ihn zurück. Es gab nichts mehr zu sagen. Conan wusste das, doch er wollte es nicht wahr haben. So war das nicht geplant gewesen? Wie konnte man nur so präzise arbeiten? Conan verstand es einfach nicht. Sie standen vor seiner Nase und er konnte nicht tun. Und was machte Kazuha überhaut hier? Conan ging davon aus, dass sie bei ihnen zu Hause sein würde! Aber der Inspektor hatte leider Recht, es gab keine Zeugen für die Tat, denn niemand hatte gesehen, wie Gin geschossen hatte. Dieser Gedanke machte ihn wahnsinnig. Da stand Heiji plötzlich wieder auf. "Nein, die Polizei soll sich da raushalten!", sagte er plötzlich. Inspektor Megure drehte sich irritiert um. "Aber Heiji, du willst sie doch wohl nicht etwa auf eigene Faust suchen gehen?", entgegnete er. "Das kann Ihnen jetz egal sein, aber versprechense mir, dassse sich raushalten werden!". "Aber Junge...". "Kein 'aber'.", würgte Heiji ihn ab. "Für Sie is der Fall hier zu Ende. Das is nichts für die Polizei. Sie wissen doch auch gar nich, wo Sie suchen sollen.". "Weißt du etwa etwas? Dann musst du es uns sagen. Alleine kannst du hier doch nichts ausrichten.". "Sie sollen sich raushalten!!", brüllte er Inspektor Megure an, der darauf geschockt drein blickte. Conan konnte ihn verstehen. Es war schon zu viel passiert. Es sollten nicht noch mehr Menschen in die Schusslinie geraten. Außerdem war da noch Gins Bedingung! "Na gut.", zögerte der Inspektor, "Aber versprich du mir, dass du nichts Unüberlegtes tun wirst.". Heiji antwortete ihm nicht. Er schnappte sich nur Conan und Ai und machte sich mit ihnen auf den Weg zurück zum Professor. Inspektor glaubte nicht daran, dass Heiji nichts tun würde, aber er wollte nicht weiter darauf eingehen. Es hätte sowieso keinen Sinn. Heiji war schließlich genauso starrköpfig wie Shinichi, dachte er sich. Und ihn unter Arrest stellen, dafür hatte er keinen Grund. Die drei waren schon ein paar Blocks gelaufen, aber keiner hatte auch nur ein Wort gesagt, weil keiner wusste, was er sagen sollte. Aber dieses Schweigen war unerträglich, doch schließlich kamen sie bei Professor Agasa an. Der Professor war erleichtert, als er sie alle unversehrt eintreten sah. "Wie geht es euch? Habt ihr es geschafft?", fragte er zuversichtlich, denn alle schienen wohl auf zu sein. Doch Heiji ging einfach an ihm vorbei und rauf in sein Zimmer. Der Professor sah Conan fragend an, doch dieser sah sofort wieder weg und ging Heiji nach. Schließlich war es an Ai, ihm alles zu erzählen. Wie konnte das nur passieren? Erst hatte er diesen Alptraum, dann glaubte er, dass Kazuha tot wäre und jetzt musste er mit dem Gedanken leben, dass sie in der Gewalt der schwarzen Männer war und dazu noch schwer verletzt. Vielleicht würden sie sie einfach verbluten lassen. Aber wenn das nur schon alles wäre! Heiji war ratlos. Er stand vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Er musste wählen zwischen seiner Jugendfreundin und seinem besten Freund. Einen von beiden müsste er verraten, aber egal für wen er sich auch entscheiden würde, er würde sich selbst verraten. Er musste wieder an den Streit mit Kazuha denken. Er erschien ihm so sinnlos, er wusste schon gar nicht mehr richtig, worum es eigentlich ging. Der Gedanke daran, dass er sie nie wiedersehen würde und sich nicht bei ihr entschuldigen könnte, schnürte ihm die Brust zusammen. Er konnte kaum atmen und das Herz tat ihm weh, es tat ihm so sehr weh... Conan stand vor der Tür und traute sich nicht, anzuklopfen. Er wusste überhaupt nicht, was er Heiji sagen sollte. Es war seine Angelegenheit und Heiji wurde nun dafür bestraft, dass er ihm geholfen hatte. Aber woher kannten sie ihn nur? Gin schien alles über ihn wissen und er kannte auch Kazuha. Er hatte nicht zufällig auf sie geschossen, denn er wusste genau wer sie war. Das war alles sehr merkwürdig, aber Conan konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Er wollte Heiji beistehen, wusste aber nicht wie. Also stand er weiter stumm vor der Tür und lauschte seinen Gedanken. Er wollte nicht an Heijis Stelle sein. Er stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, wenn Ran angeschossen worden wäre und die Kerle sie mitgenommen hätten. Er konnte es sich nicht vorstellen, denn es war einfach zu grausam, und er konnte Heiji auch nicht helfen und es war alles seine Schuld. Doch wie er Heiji kannte, würde er nichts dergleichen sagen. Schließlich wäre es ja sein Plan gewesen und er hätte nun die Konsequenzen zu tragen. Aber das stimmte nicht! Noch nie in seinem Leben hatte Conan sich so schlecht und hilflos gefühlt. Dann endlich entschloss sich Conan, an die Tür zu klopfen. Es kam keine Antwort, also ging er einfach rein. "Hey!", sagte er zu Heiji, der mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag. "Hey!", erklang seine Antwort. "Ich weiß nicht, was ihr dir sagen könnte, um dich aufzubauen, aber du sollst wissen, dass es nicht deine Schuld ist.". "Doch, es is meine Schuld.", dann erzählte Heiji ihm von seinem Traum und das er es eigentlich hätte verhindern müssen. "Das ist doch Unsinn. Es war nur ein Traum! Da hätte doch wohl keiner dran geglaubt!!", warf Conan wütend ein. "Aber ich hätt es tun sollen. Und jetz is es zu spät.", Heiji setzte sich auf. "Aber es war nich völlig umsonst.". Conan verstand kein Wort. Jetzt spinnt er total! Seine Freundin wurde entführt, also viel mehr hätte für Heiji doch gar nicht schief gehen können. Was hatten sie denn erreicht? "Du kannst dich freuen. Endlich kannst du wieder zu Shinichi werden.", grinste Heiji unter seiner Baseballkappe und holte eine kleine silberne Schatulle hervor. "Das ist doch nicht etwa...?". "Doch, is es. Das Schrumpfgift.", damit warf Heiji ihm die Schatulle zu. Conan betrachtete das Objekt, als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen. "Aber wie bist du da ran gekommen.", doch Heiji brauchte nicht mehr zu antworten. Conan dachte zurück, wie die beiden Männer verschwunden waren. Die Rempelei! Da musste es passiert sein. Heiji war nah genug an Wodka dran gewesen, um ihm das Gift abknöpfen zu können. "Du solltest es schnell dieser Ai geben, damit sie ein Gegengift erfindet.". Conan war sprachlos. Das war es, wonach er schon so lange suchte. Und nun hielt er das Schrumpfgift in den Händen. Aber zu welchem Preis? War es das wirklich wert gewesen? Er hielt den Schlüssel zu seiner wahren Gestalt in Händen. Er dachte immer, dass das ein tolles und siegreiches Gefühl sein würde. Doch es war enttäuschend. Er fühlte nur Verzweiflung und Wut, Wut auf sich selbst. Er hatte diese Schatulle nicht verdient, aber sie enthielt nichts, was Heiji hätte helfen können. Das war einfach nicht fair. "Mach dir keinen Kopf. Du würdest doch dasselbe für mich tun.", unterbrach Heiji seine Gedanken. "Los, mach dich schon vom Acker. Ich weiß ja, dassde kein großer Redner bist.". Conan erkannte, dass Heiji wusste, wie dankbar er ihm war. Also verließ er mit der Schatulle in Händen das Zimmer und ging traurigen Blickes wieder nach unten. Heiji stand von seinem Bett auf und ging ans Fenster. Wenigstens ein kleiner Erfolg. Doch er stand seinem Dilemma immer noch ratlos gegenüber. Er hatte Conan absichtlich so schnell wieder weggeschickt, damit er ihr neues Problem nicht ansprechen konnte. Heiji wollte noch nicht über ihren nächsten Schritt nachdenken. Er konnte nur an Kazuha denken. Er hatte sich versprochen, dass er niemals zulassen würde, dass ihr etwas passierte. Und er hatte auf der ganzen Linie versagt. Wieder drehte sich alles in seinem Kopf. Er sah sie wieder blutend auf der Straße liegen, er bekam dieses Bild einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er durfte sie nicht sterben lassen. Aber irgendwas war anders. Er hatte das Gefühl, dass er sich anders verhalten würde, wenn sie zum Beispiel Conan angeschossen und entführt hätten. Er hätte dann natürlich auch dieses Gefühl des Versagens, aber da gab es noch etwas! Heiji konnte dieses Gefühl nicht einordnen, doch es schmerzte ihn sehr. Er vermisste jetzt schon ihr Lächeln, schon allein ihre Abwesenheit schmerzte. Er vermisste sogar ihr Meckern und Nörgeln. So hatte er bis jetzt nie empfunden. Er wollte sie wieder haben. Diese Gedanken trieben ihm sogar Tränen in die Augen. Er verstand sich selbst nicht mehr. Was war nur los mit ihm? Er wusste nur eins: er musste Kazuha retten, sonst würde er sich das niemals verzeihen. Niemals!!! (Song: 'Everybody cries' by Liberty X) Kapitel 7: Warum ---------------- Heiji saß immer noch in seinem Zimmer, der Professor und Ai arbeiteten im Keller an einem Gegengift und Conan saß in der Küche am Tisch und nippte an seinem Glas Saft. Er würde endlich wieder groß werden, er könnte wieder Shinichi sein. Doch darüber freuen konnte er sich nicht. War es das wirklich wert gewesen? Nein, das war es nicht. Er hatte einen großen Sieg über die Männer in Schwarz errungen und in seiner normalen Gestalt würde er sie bestimmt endlich festnehmen können. Die Frage war nur wann! Aber Kazuha würde diesen Tag vielleicht nicht mehr erleben. Heiji musste sich zwischen ihm und Kazuha entscheiden und Conan war klar, welche Entscheidung er am liebsten treffen würde. Aber Heiji könnte es nicht fertig bringen, einen Freund zu verraten. Conan wollte um keinen Preis mit ihm tauschen. Aber was war jetzt zu tun? Sie brauchten für Morgen einen Plan und zwar einen guten Plan. Aber ob sie Kazuha wirklich retten könnten? Conan hatte irgendwie den Verdacht, als wäre sie vielleicht schon tot. Diese Kerle kannten keine Gnade und ein Mord mehr auf ihrer Liste fiel da auch nicht ins Gewicht. Ein Austausch im Zug war perfekt für sie, denn sie hatten ihre Opfer immer im Auge und es wären genug Menschen an Bord, um unbemerkt in der Menge zu verschwinden, aber wer wusste, wann sie Kazuha zu sehen bekommen würden? Falls sie noch lebte! Conan wurde von Schuldgefühlen zerfressen. Hätte er Heiji doch nie angerufen, dann wäre das alles nicht passiert. Wieso musste er ihn auch da mit reinziehen?! Das war einfach nicht fair! Heiji stand immer noch vor dem Fenster in seinem Zimmer und schaute mit leerem Blick nach draußen. Was sollte er jetzt tun? Diese Frage hatte er sich nun schon so oft gestellt, hatte aber noch keine Antwort gefunden. Er verstand nicht, warum Kazuha in Tokio war und warum stand sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt dort an der Ecke? Diese Fragen quälten ihn zutiefst, aber keine schmerzte so sehr wie die Frage, ob Kazuha überhaupt noch am Leben war! Diese Männer könnten sie schon längst umgelegt oder gar verblutet lassen haben. Er konnte diesen Gedanken nicht ertragen. Heiji verspürte so viele Worte, die er ihr noch sagen wollte und nie gedacht hätte, dass er keine Gelegenheit dafür bekommen würde. Es gab so viele Dinge, aber eine war ihm besonders wichtig. Er konnte es nicht genau einordnen, aber er wusste, dass wenn er sie wieder sehen würde, auch nur für einen Moment, ihm die richtigen Worte einfallen würden. Jetzt musste er sich aber überlegen, wie sie weiter vorgehen sollten. Morgen sollte schließlich der 'Austausch' stattfinden. Darauf mussten sie vorbereitet sein. Ihm war klar, dass er Kazuha nicht zu sehen bekommen würde, solange Conan und Ai noch am Leben waren. Und mit Puppen konnte man bei diesen Typen auch nicht arbeiten. Auf die Hilfe der Polizei konnten sie dieses Mal auch nicht bauen. Das hieß, dass die schwarzen Männer auf jeden Fall unentdeckt bleiben würden. Sie hätten keine Chance, sie zu verhaften. Aber es musste einen Weg geben, er musste einfach da sein! Heiji schloss die Augen und überlegte. Nach einer Weile öffnete er sie wieder. Er drehte sich um und ging zur Tür und verließ dann schließlich das Zimmer. Conan schaute auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Er musste also in spätestens zwei Stunden wieder zu Hause sein. Aber irgendwie glaubte er, Ran nicht mehr in die Augen sehen zu können. Sie hätte entführt werden müssen, das wäre wenigstens fair gewesen. Doch dann würde er sich auch nicht besser fühlen. Conan konnte sich immer noch nicht erklären, warum Kazuha überhaupt hier war, aber er hatte auch nicht den Mut, Ran danach zu fragen. Sie wusste bestimmt noch nichts von ihrem Verschwinden und er wollte nicht derjenige sein, der es ihr erzählte. Aber Heiji wollte er auch nicht darum bitten, aber es ihr nicht zu sagen wäre auch nicht richtig. Conan fühlte sich überfordert. Die Ereignisse überschlugen sich und es schien auch kein Ende zu nehmen, vor allem kein gutes! Er würde am liebsten die Zeit zurückdrehen und alles noch einmal erleben, um es besser zu machen. Er hatte sich so etwas noch nie zuvor gewünscht. Er konnte bis jetzt mit all seinen Fehlern leben, aber dieser war nicht zu ertragen. Das Schlimmste war, dass Heiji ihm nicht einmal Vorwürfe machte. Er war überhaupt nicht wütend, nur traurig. Und Conan konnte ihm nicht helfen. Wenn er keine Lösung finden würde, würde er Heiji den Vorschlag machen, ihn gegen Kazuha auszutauschen. Da hörte Conan plötzlich, wie jemand die Treppe runter kam. Dann stand auf einmal Heiji in der Küche und Conan sah ihn überrascht und traurig an. Er wollte gerade etwas sagen, doch Heiji war schneller. "Ich hab da 'ne Idee!". Kazuha hatte keine Ahnung, wo sie war. Sie hatte auch kaum Gefühl im Körper und wenn sie etwas fühlte, dann war es Schmerz. Ein stechender Schmerz, der ihren ganzen Körper durchströmte und nicht aufhörte. Sie konnte sich nicht bewegen und es war stockfinster um sie herum. Sie versuchte sich an die letzten Ereignisse zu erinnern. Sie sah Heiji auf der anderen Straßenseite stehen zusammen mit Conan, einem anderen kleinen Mädchen und zwei schwarzgekleideten Männern. Dann spürte sie auf einmal einen starken Schmerz im Bauch und ihr wurde schwarz vor Augen. Und nun war sie hier. Wo auch immer das war. Sie verstand nicht, warum sie hier war. Endlich wo sie Heiji gefunden hatte. Hatte er sie bemerkt? Würde er sie hier rausholen? Oder hatte er sie sogar hergebracht? Sie hatte so viele Fragen und kannte keine einzige Antwort. Auf einmal spürte sie erneut einen extrem starken Schmerz und wieder verlor sie ihr Bewusstsein. "Bist du jetzt total verrückt geworden?", schrie Conan Heiji an. Conan tobte wie wild und Heiji verstand die ganze Aufregung nicht. "Was regste dich denn so auf? Fällt dir vielleicht was Besseres ein?". "Das ist nicht der Punkt, aber was du vor hast, ist purer Wahnsinn!", brüllte Conan weiter. "Dein erster Plan hat auch nicht funktioniert!". Doch sofort bereute Conan diese Worte. Er verlor langsam die Kontrolle. Er wusste nicht einmal, warum er hier so rumschrie. Er wollte keine gefährlichen Pläne mehr, doch bei solchen Kerlen brauchte man solche waghalsigen Pläne. Heiji ignorierte Conans letzte Bemerkung und ließ sich nicht ablenken. "Was passt dir denn diesmal nich?". Conan wollte nicht antworten, denn seine Antwort wollte Heiji bestimmt nicht hören. Er konnte verstehen, dass Heiji jetzt jedes Risiko in Kauf nahm, aber wenn ihm auch noch was passieren würde... Conan wollte gar nicht daran denken. Er konnte nur versuchen, Heiji von seinem Plan abzubringen. Da kam auf einmal der Professor mit Ai die Treppe hoch. "Was macht ihr denn hier für einen Lärm? Wer soll denn dabei arbeiten?", kam es vom Professor. "Tut uns wirklich Leid. Aber sagense, wie weit sindse denn mit dem Gegengift?", wollte Heiji sofort wissen. "Also es sieht ziemlich gut aus. Wir könnten es heute noch fertig bekommen, aber es wäre natürlich nur ein Prototyp.". "Egal, wird schon passen.". "Schlag dir das aus dem Kopf Heiji, ich mach da nicht mit!", meldete sich Conan. "Was habt ihr jetzt wieder ausgetüftelt?", kam es nun von Ai. "Ach gar nichts. Heiji spinnt mal wieder.", gab Conan zurück. "Als Shinichi könntest du diese Typen endlich einbuchten. Wo liegt das Problem?". "Und was wird aus dir? Ich lass dich mit denen doch nicht alleine. Sie kennen dich, sie werden dich jagen, wenn das schief geht. Warum soll ich dir dabei helfen, dich selbst zu vernichten?". "Weil sie nich wissen, dassde wieder Shinichi bist, ganz einfach. Niemand wird hier vernichtet!". "Das ist doch nicht alles. Erst bestehst du darauf, mir zu helfen und jetzt willst du dir nicht helfen lassen, was soll das denn?", Conan wurde wieder laut. Er konnte Heiji einfach nicht verstehen. "Das is jetz nich mehr deine Sache, verstehste? Das is meine Angelegenheit. Du hast, wasde wolltest. Du hast nichts mehr damit zu tun. Und Einbuchten kann ich sie auch.". "Rede ich mit einer Wand oder was? Natürlich ist das meine Angelegenheit. Nur durch mich sind sie auch an dich rangekommen. Wenn hier einer die beiden der Polizei übergibt, bin das ja wohl ich. Du solltest dich lieber raushalten oder hast du noch nicht genug!?". "Jetz nich mehr. Ich muss das allein machen. Versteh mich doch. Was is, wenn sie dich jetz kriegen? Dann war die Aktion von heut morgen völlig umsonst. Lass mich das lieber machen. Ich hab wenigstens einen Grund, mein Leben auf's Spiel zu setzen.". Conan sah, wie Heijis Blick tieftraurig wurde. Aber glaubte er wirklich, dass ginge nur ihn etwas an?! "Du hast dich für mich eingesetzt und jetzt bin ich dran. Es ist schließlich meine Schuld.", sagte Conan mit einem Blick auf den Boden. Heiji verstand, was er meinte, aber Shinichi sollte sich nicht noch mehr in Gefahr begeben. "Dann hilf mir. Hilf mir bei meinem Plan.". Conan schaute Heiji an. Dieser blickte entschlossen zurück. Conan wollte gerne mehr tun, aber er könnte Heiji nicht umstimmen. Und irgendwann würde er seine Schuld begleichen. Jetzt musste er dafür sorgen, dass Heiji das zurück bekam, was er verloren hatte. "In Ordnung. So machen wir's!". Damit nahm Conan seine Schultasche und ging aus dem Haus. Heiji schaute ihm traurig nach, aber er wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. "Aber jetzt sag doch mal Heiji, was für einen Plan habt ihr für Morgen?", fragte nun der Professor, der schon besorgt drein guckte. "Ich werd Morgen in den genannten Zug einsteigen, aber ohne euch und werd am Ort der Übergabe auf die beiden warten und ihnen sagen, dass ich Conan und Ai nich bei mir hätte. Ich forder sie auf, mir erst Kazuha zu zeigen. Und für den Fall, dasse mich erschießen, nehme ich Shinichi als Zeugen mit. So kommen sie auf jeden Fall hinter Gitter und Shinichi und Ai sind aus'm Schneider.", erklärte Heiji. Der Professor wusste im ersten Moment gar nicht, was er dazu sagen sollte. Das musste er erst einmal verdauen. "Willst du das wirklich machen?", kam es plötzlich von Ai. Heiji nickte nur entschlossen, aber Ai verstand, an was er dachte. Er tat es nicht nur für die beiden. Es ging ihm viel mehr um etwas anderes, etwas viel Wichtigeres als sie und Conan, sogar noch wichtiger als sein eigenes Leben. Ai konnte allerdings nicht verstehen, wie jemand für einen anderen so wichtig sein konnte. Diesen Menschen hatte sie vor langer Zeit verloren und das Gefühl wurde mit der Zeit vergessen. "Schafft ihr's denn auch wirklich, dass Mittel bis Morgen fertig zu haben?", fragte Heiji dann. "Warum soll er denn unbedingt als Shinichi gehen?", entgegnete ein immer noch verwirrter Professor. "Na, schließlich erwarten sie Conan, da fällt Shinichi nicht so auf. Außerdem kann er als er selbst viel mehr ausrichten und die Polizei informieren.". "Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?", fragte der Professor schließlich. "Keine Ahnung. Wir werden sehen.", grinste Heiji und ging wieder nach oben. Ob der Plan funktionierte, war nicht die Frage, sondern ob tot oder lebendig! Heiji war es egal. Er setzte nun alles auf eine Karte. Entweder bekam er Kazuha oder die Typen würden sie beide töten, aber damit wären Shinichi und Ai in Sicherheit. Egal, wie es ausginge, Heiji würde immer gewinnen, auf die eine oder andere Weise. Ihm war natürlich die lebendige Version lieber, denn er wollte nicht für Kazuhas Tod verantwortlich sein und selber sterben eigentlich auch noch nicht, aber immerhin könnte er sich dann im Jenseits bei ihr entschuldigen, obwohl sie ihn dann am liebsten nochmal töten würde. Bei diesem Gedanken musste Heiji kurz lächeln. Doch dieser Zustand verflog schnell wieder. Er vermisste sie wirklich, so sehr, dass es weh tat. Er fragte sich, warum es so weh tat, aber die Antwort darauf würde ihm wohl nur Kazuha geben können! Conan machte sich derweil langsam auf den Weg nach Hause. Morgen würde er wieder Shinichi werden. Aber dieser Gedanke machte ihn nicht glücklich. Nein, er machte ihn tieftraurig. Er hatte das nicht verdient, er hatte es nicht verdient, wieder er selbst zu sein. Jetzt hatte er noch größere Angst vor Morgen, aber dieses Mal nicht um sich selbst oder um Ran, sondern um Heiji. Was hatte er da nur angerichtet? Hätte er ihm doch nie etwas von den Männern in Schwarz erzählt! Er würde sofort mit Kazuha tauschen, wenn er könnte. Aber sie mussten einen anderen Weg finden, um sie zu befreien. Er konnte Heiji wirklich verstehen, aber er wollte nicht, dass er auf diese Weise sein Leben riskierte. Conan würde für Ran bestimmt das Gleiche tun und Heiji würde ihn dann aufhalten wollen. Es war schon merkwürdig. Sie waren sich doch ähnlich, aber Heiji konnte seine Angst besser verbergen. Man sah ihm nie an, wenn eine Lage ernst war oder er Angst hatte. Heiji konnte alles unter seinem Grinsen verstecken und wirkte dadurch immer selbstsicher. Dabei hatte er mit dem Leben vielleicht sogar schon abgeschlossen. Vielleicht glaubte er auch, dass Kazuha bereits tot war. Mit diesen Überlegungen kam Conan schließlich in der Detektei an. Aber irgendwie wollte er die Tür nicht aufmachen. Denn dahinter würde Ran auf ihn warten. Sie würde ihn anlachen oder ausschimpfen, wo er denn geblieben war, denn er kam schon wieder zu spät. Aber er wollte ihr nichts von heute Morgen erzählen. Aber irgendwann würde sie erfahren, was mit Kazuha passiert war. Conan wollte sie nicht schon wieder weinen sehen, jetzt wo er doch endlich wieder zu Shinichi werden konnte, Conan fand keinen einzigen Gedanken, egal wo er auch danach suchte, der ihn auch nur ansatzweise aufbauen könnte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit öffnete er die Tür und was er sah, ließ ihn erschaudern. Er konnte es nicht fassen. Er sah Ran auf dem Sofa sitzen. Der Teekessel pfiff, doch sie rührte sich nicht. Sie hielt das Gesicht in Händen und man konnte hören, wie sie weinte. Es war ein unerträglicher Anblick für Conan. Es gab nur eine Erklärung dafür: Ran wusste bereits Bescheid! Conan schloss die Tür hinter sich und Ran schaute zu ihm auf. "Ach Conan, du bist es.", seufzte sie erleichtert und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Was ist denn los?", fragte er traurig, weil er die Antwort bereits kannte. "Kazuha, sie...", Ran musste wieder anfangen zu weinen, es dauerte einen Moment, bis sie weiterreden konnte. "Irgendjemand hat Kazuha entführt und... und...". Ran konnte nicht aufhören zu weinen. Sie hatte schreckliche Schuldgefühle. Warum hatte sie Kazuha nicht davon überzeugen können, dass sie Heiji gemeinsam nach der Schule suchen? Aber Kazuha konnte natürlich nicht bis dahin warten. Ran hätte es besser wissen müssen und jetzt wurde Kazuha entführt. Ran wurde von Schmerz und Trauer zerfressen und bot einen erschütternden Anblick für Conan. Jetzt schien alles schief zu gehen. "Kazuha wurde sogar angeschossen, niemand weiß, wie es ihr geht.", sobbte Ran und nahm Conan fest in den Arm, der mittlerweile vor ihr stand. Conan wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm fiel schon wieder nichts ein. Er konnte niemandem helfen. Diese Machtlosigkeit erdrückte ihn fast. "Ihr geht es bestimmt gut, du solltest dir nicht so viele Sorgen machen. Sie wird bestimmt bald gefunden.", versuchte er sie aufzubauen, so wie er es immer tat, wenn sie Shinichi gerade vermisste, doch Ran weinte immer weiter. Nach einer Weile hatte sie keine Tränen mehr und ließ Conan endlich los. Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie atmete tief durch und lächelte Conan dann an. "Haa, das tat gut.", sagte sie schließlich. Dann stand sie auf und ging in die Küche, um endlich den Tee vom Herd zu nehmen, der jetzt natürlich nicht mehr zu gebrauchen war. Conan hätte am liebsten auch sofort losgeheult. Er fühlte sich so hilflos. Ran tat jetzt wieder so, als wäre alles wieder in Ordnung, dabei würde sie wahrscheinlich auch gerne weiter weinen. Aber sie wusste, dass das nichts brachte und versuchte sich zusammen zu reißen. Conan konnte das nicht ertragen. Er wollte Ran so gerne fragen, warum Kazuha überhaupt hier war. Vielleicht würde ihnen das weiterhelfen oder es könnte Heiji aufbauen. Aber Conan hatte nicht den Mut dazu. Er wollte sie jetzt nicht noch trauriger machen. Vielleicht würde er sich später trauen. Damit verschwand Conan dann in seinem Zimmer und versuchte das alles für einen Moment hinter sich zu lassen. Heiji hatte sich in der Zwischenzeit mit dem Professor und Ai in den Keller begeben, um bei der Entwicklung des Gegengiftes zu zuschauen und eventuell zu helfen, damit es Morgen auf jeden Fall fertig war. Er war mit voller Konzentration bei der Arbeit gewesen und schließlich wurde er dazu aufgefordert, doch eine kleine Pause einzulegen. Nur widerwillig verließ Heiji die beiden, aber sie ließen ihm keine andere Wahl. Nun saß er alleine in der Küche und trank ein Glas Wasser. Seine Gedanken wollten wieder abschweifen, er versuchte es zu verhindern, doch es gelang ihm nicht. Wieder fuhren ihm schreckliche Bilder durch den Kopf. Er sah Kazuha blutend auf der Straße liegen, er hörte, wie sie seinen Namen rief. Er konnte sie sehen, aber er konnte sie nicht erreichen. Jemand anderes griff nach ihr und riss sie ihm weg. Heiji wollte schreien, doch erbrachte keinen Ton hervor. Er wollte ihr nachlaufen, doch seine Beine bewegten sich nicht. Er spürte seine Hilflosigkeit in jeder Faser seines Körpers und er konnte nichts dagegen tun. Er wusste nicht, wo sie war und ob er sie jemals wiedersehen würde. Aber er wollte sie erreichen, denn da gab es etwas, dass er ihr unbedingt sagen musste, etwas, was sich unaufhaltsam seinen Weg an die Oberfläche bahnte. Er musste diese Worte aussprechen, auch wenn er noch nicht wusste, welche das waren. Aber sie waren es wert, dass er sein Leben dafür riskierte. Doch immer, wenn er Kazuha vor Augen hatte, kam er ihnen ein Stückchen näher. Er würde Kazuha finden und ihr die Botschaft seiner Seele überbringen, egal wie weit er dafür gehen musste! (Song: 'The distance' by Bon Jovi) Kapitel 8: Conans Frage ----------------------- Die Sonne ging unter und Conan saß immer noch in seinem Zimmer und dachte über die letzten Ereignisse nach. Er hatte das Abendessen ausfallen lassen, weil er Ran jetzt nicht sehen wollte. Er konnte ihre verheulten Augen nicht mehr sehen und er wollte nicht Gefahr laufen, ihr eine Frage über Kazuha zu stellen. Die Frage, die ihn langsam quälte. Aber irgendwie wollte er es auch nicht wissen. Was wäre wohl, wenn Heiji wüsste, warum Kazuha hier in Tokio war? Vielleicht würde es sie nur belasten, besonders ihn. Wer wusste, an was Heiji jetzt dachte? Aber eines war Conan klar: Heiji war fest entschlossen Kazuha zu retten und wenn er selbst dafür sterben würde! Conan konnte ihn verstehen. Er würde wahrscheinlich das Gleiche tun, wenn Ran in Gefahr wäre. Aber das Schlimmste an der Situation war diese nagende Ungewissheit, dieses bedrohliche Gefühl, dass Kazuha nicht mehr am Leben war. Conan wollte Heiji so gerne helfen und zwar mehr, als nur den Zeugen zu spielen. Aber er würde auf Heiji hören und sich nicht einmischen, er hatte es versprochen. Er vertraute Heiji und glaubte dieses Mal fest daran, dass sein Plan funktionierte. Conan legte sich auf sein Bett und schloss die Augen. Er könnte sich nicht ewig in seinem Zimmer verstecken. Noch heute Abend würde er Ran nach Kazuha fragen, ganz sicher! Doch er würde diesen Moment solange wie möglich hinauszögern. Denn jetzt war er noch nicht bereit dazu. Heiji stellte sein leeres Wasserglas in die Spüle und ging zurück in den Keller. "Hey Heiji, wir sind endlich fertig!", verkündete der Professor freudig, als er Heiji eintreten sah. "Wirklich, das is ja großartig!", Heiji betrachtete das Fläschchen mit der hellblauen Flüssigkeit. Also er musste zugeben, dass er Conan nicht darum beneidete, das Zeug trinken zu müssen. "Jetzt können wir nur hoffen, dass es auch wirkt.", meldete sich Ai. "Ach klar, das wirkt bestimmt.", sagte Heiji zuversichtlich, "Du bist doch ein Experte!". "Ich lass euch beide jetzt mal hier allein und bereite das Abendessen vor, es ist schließlich schon spät und ihr habt sicher Hunger.", kam es vom Professor, der sich auch direkt in Richtung Küche begab. "Sag mal Heiji, warum tust du das alles eigentlich?", kam es plötzlich von Ai. "Das is doch wohl klar, ich kann doch Kazuha nich bei diesen Typen lassen.", antwortete er verdutzt. "Das meinte ich nicht. Warum nimmst du das alles für IHN auf dich?", Ai blickte ihm dirket ins Gesicht. Sie wollte endlich verstehen, warum dieser Junge so viel auf's Spiel setzte. "Er is mein bester Freund und Freunde lässt man nich einfach im Stich.", entgegnete er mit einem Lächeln. "Ist er ein so guter Freund für dich? Du könntest bereits tot sein und wegen ihm ist deine Freundin vielleicht sogar schon nicht mehr in dieser Welt! Es wäre ein leichtes für dich auf ihre Forderung einzugehen und uns auszuliefern.", meinte Ai trocken. Heiji wurde ernst. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Wie konnte man nur so denken? "Biste vielleicht scharf drauf zu sterben oder was? Außerdem is Conan doch auch dein Freund! Und überhaupt, es is doch nich seine Schuld, dass Kazuha...", Heiji hielt inne. Er wollte es nicht mehr aussprechen. Es tat einfach zu weh! "Jedenfalls kann ich euch doch nich so einfach ans Messer liefern. Sowas tut man halt für seine Freunde. Was haste denn gedacht? Würdeste es nich auch so machen?". "Ich weiß nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, mein Leben für jemand anderen zu opfern. Mir würde es auch nichts ausmachen, wenn du mich ihnen ausliefern würdest. Sie finden mich schließlich sowieso irgendwann. Dein Plan wird daran nichts ändern. Glaubst du wirklich, du könntest die ganze Organisation stürzen?". "Sag mal, wie biste denn drauf? Haste dir auch gleich ein Deprimittel gespritzt oder wie? Was verstehst du denn unter Freundschaft?", wollte Heiji jetzt wissen. Er verstand überhaupt nichts mehr. Sowas hatte er noch nie erlebt. Conan erzählte zwar, dass sie manchmal komisch drauf ist, aber das ist doch nicht mehr normal. "Keine Ahnung, ich habe keine Freunde.", antwortete sie. "Was für'n Unsinn redeste da eigentlich? Natürlich haste Freunde. Conan und die anderen aus eurer Klasse! Ihr seid doch ein Team, auch wenn die Knirpse euch nich das Wasser reichen können. Außerdem stirbt hier niemand von euch, dafür werde ich schon sorgen. Du solltest den Menschen in deiner Umgebung wirklich mal etwas näher kommen. Ich glaub, du hast einfach nur Angst nochmal verletzt zu werden und schottest dich vollkommen ab. Na, hab ich Recht?", bohrte Heiji weiter. Ai antwortete nicht. Was ging ihn das denn an, was sie erlebt hatte! Also schaltete sie den PC ab und ging ohne ein weiteres Wort nach oben. "Hey, du solltest mal drüber nachdenken!", rief Heiji ihr noch hinterher und so blieb er allein zurück. Was dachte er sich nur dabei? Als ob er eine Ahnung von alles hätte! Ai konnte ihn nicht verstehen und zog es vor, sich in ihrem Zimmer hinter ihren Büchern zu verstecken. Das Ganze ging ihr langsam auf die Nerven. Sie hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen, na und? Sie war nur realistisch, Freunde könnten sie jetzt auch nicht mehr vor den schwarzen Männern retten. Sie musste nun aber doch wieder an ihre Schwester denken. Schließlich würde sie irgendwann genauso enden, es war nur eine Frage der Zeit. Für ihre Schwester hatte sie etwas empfunden, eine ganze Menge sogar. Der Gedanke an sie schmerzte. Sie wollte diesen Schmerz nie wieder spüren, nie wieder! Heiji hatte sich auf die Kellertreppe gesetzt und dachte wieder nach. Er wollte es nicht, aber er konnte es nicht verhindern. Etwas in ihm rief ununterbrochen nach Kazuha. Er konnte diese Stimme nicht abstellen, aber irgendwie war sie auch tröstend. Sie sagte ihm, dass sie noch am Leben war. Er hoffte es inständig. Morgen würde es sich zeigen. Ob er dieses Mal Recht behalten würde? Aber das war eigentlich egal. Hauptsache er würde Kazuha ein letztes Mal sehen. Sein Leben war ihm auf einmal so egal, er wollte Kazuha einfach nur noch einmal sehen und ihr etwas sagen. Etwas, dass er vorher nie hätte sagen wollen oder können. Irgendwie glaubte er selbst schon nicht mehr daran, dass er den morgigen Tag überleben würde. Diese Typen waren nicht zu unterschätzen und wenn sie mitkriegen würden, dass Conan und Ai nicht im Zug wären, würden sie ihn bestimmt sofort bei der nächsten Gelegenheit umlegen. Doch Heiji hoffte, dass es nicht zu früh sein würde. Kazuha musste es wissen, diese Worte, die in seinem Innersten keimten. Er war nicht anspruchsvoll, er wollte sie einfach nur ein letztes Mal sehen. Warum sie in Tokio war, spielte jetzt keine Rolle mehr, er brauchte es nicht zu wissen, auch wenn ein Teil von ihm immer noch nach einer Antwort suchte. Der Streit mit ihr war auch schon vergessen, denn das alles bedeutete jetzt nichts mehr. Heiji stand auf und ging wieder nach oben. Er musste sich irgendwie ablenken, auch wenn er dafür beim Kochen helfen würde! Kogoro war mal wieder voll betrunken am Scheibtisch eingeschlafen und Ran deckte ihn gerade zu, als Conan ins Büro trat. "Du, Ran?!", begann er zögerlich. "Was gibt's denn Conan?", fragte sie lächelnd. "Ich dachte, du wärst schon längst im Bett. Jetzt wird es aber Zeit!", ermahnte sie ihn dann sofort. Conan brauchte seine ganze Überwindung, um diese Frage über seine Lippen zu bringen. Er zögerte noch einen Moment, doch dann ergriff er all seinen Mut. "Sag mal, warum war Kazuha eigentlich hier?", er hatte es getan, doch sofort sah er das Bild seiner Angst vor sich. Ran wurde wieder tieftraurig und ihre Augen wurden feucht. Sie setzte sich auf das Sofa neben ihr und sagte eine Weile lang gar nichts. "Weißt du, sie hat Heiji gesucht.", brachte sie schließlich hervor. "Sie glaubt, dass er hier eine Freundin hätte, weil er öfter verdächtige Anrufe bekommt.". Conan wollte nicht glauben, was Ran da sagte. Verdächtige Anrufe? Das waren zweifellos seine!! Kazuha glaubte, dass er Heijis Freundin wäre. Darauf wäre er im Leben nicht gekommen. Sie war ihm nur deshalb gefolgt und Heiji wusste natürlich von nichts. Das konnte doch nicht wahr sein! "Sie wollte heute Morgen unbedingt alleine nach ihm suchen. Ich wollte nach der Schule mit ihr zusammen losgehen, aber sie wollte nicht solange warten.", dabei musste Ran unweigerlich anfangen zu weinen. Conan erkannte, dass sie sich die Schuld für Kazuhas Unfall gab, so wie sie es immer tat. Es war noch schlimmer, als Conan es erwartet hatte. Seinetwegen weinte Ran nun wieder und viel schlimmer war es, was Kazuha betraf. Wie konnte es nur zu so einem Missverständnis kommen? Conan sah ja ein, dass Heiji ihr nichts von den Männern in Schwarz erzählte, aber das hätte doch auch anders rüberkommen können! Was hatte er ihr bloß erzählt? Er würde ihr doch niemals vorgaukeln, dass er hier eine Freundin hätte! Dafür war ihm Kazuha viel zu wichtig. Ihm war bestimmt klar, wie eifersüchtig sie sein würde!! Das ergab alles keinen Sinn. Conan hätte gerne noch weitere Fragen gestellt, aber er hatte Ran schon genug gequält. Er wollte gerade wieder hoch in sein Zimmer, als sie versuchte, etwas zu sagen. "Auch der Professor konnte uns nicht weiterhelfen. Wir haben gestern schon den ganzen Tag gesucht, aber wir konnten ihn einfach nicht finden. Ich wünschte, ich wüsste wo er wär. Er weiß bestimmt noch nichts davon.", seufzte sie. Conan blieb abrupt stehen. Sie waren sogar beim Professor? Davon wusste Conan gar nichts. Hatten sie Heiji dort nicht gefunden? Hatte der Professor es verheimlicht? Aber warum? In seinem Kopf drehte sich alles. Er verstand bald gar nichts mehr. Wie konnten sich die Ereignisse nur so überschlagen? Er verspürte auf einmal den Drang, Ran alles zu erzählen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, nicht so kurz bevor er wieder Shinichi sein würde. Richtig, Morgen würde er wieder er selbst sein. Er vergaß es ständig, weil er sich unter diesen Umständen nicht wirklich darüber freuen konnte. Und wenn Ran nur wüsste! Er wusste, wer Kazuha entführt hatte, er wusste, wo Heiji steckte, er wusste alles, aber er konnte ihr nichts sagen. Er fühlte sich wie gefesselt, jemand hatte ihm seine Stimme gestohlen. Er konnte nur noch Leid und Verzweiflung sehen. Conan konnte Ran weinen hören, doch er rührte sich nicht. Er konnte sich nicht mehr bewegen, er lauschte nur ihren Geräuschen. Er konnte ihr nicht sagen, wo Heiji steckte, nicht mit dem Gedanken an Morgen. Wenn Heiji nun auch verschwinden würde und Ran wüsste, dass er doch beim Professor war, würde sie sich wahrscheinlich noch mehr Schuldgefühle einreden. Das konnte er auf keinen Fall zulassen. Conan würde wie immer schweigen. Langsam drohte es ihn zu ersticken, aber er würde durchhalten, wenigstens bis Morgen. Morgen wäre alles vorbei, egal wie, aber es wäre endlich vorbei! (Song: 'Beside You' by BoA) Kapitel 9: Vertrauen -------------------- Es war schon fast Mitternacht. Der Professor und Ai schliefen schon lange, aber Heiji saß noch unten im Wohnzimmer und guckte Fernsehen. Er konnte nicht schlafen, aber wirklich auf den Bildschirm gucken, konnte er auch nicht. Der Fernseher lief eigentlich nur, damit es im Haus nicht so leise war. Heiji fühlte sich unwohl in dieser Stille, aber besser fühlte er sich durch die Geräusche der Dokumentation, die im TV lief, auch nicht. Normalerweise hätte ihn das Programm interessiert, aber momentan erschien es ihm so nutzlos. Er fragte sich, ob er Kazuha Morgen wirklich zu Gesicht bekommen würde. Seine Sorgen wuchsen von Minute zu Minute und er fühlte sich immer unwohler. Was sollte er nur tun? Doch jetzt war es für einen Rückzieher zu spät. Außerdem würde er seinen Plan sowieso nicht mehr ändern, er würde niemals auf die Forderung der Männer in Schwarz eingehen und ihnen Conan und Ai ausliefern. Er würde einen anderen Weg finden und gehen. Nun musste er wieder an das Gespräch mit Ai denken. Warum hatte sie so wenig für das Leben übrig? War es ihr egal, was mit ihr passierte und war es ihr vielleicht sogar egal, was mit anderen passierte? Heiji wollte nicht glauben, dass es so einen Menschen gab. Irgendwas musste in ihrem Leben passiert sein, dass sie niemandem mehr vertrauen konnte. Heiji dachte darüber nach, wie sehr er jemandem vertrauen konnte. Shinichi brachte er vollstes Vertrauen entgegen, er wusste, dass er ihn niemals hängen lassen würde. Die momentane Situation war der beste Beweis dafür. Und was war mit Kazuha? Er vertraute ihr sogar noch mehr. Mehr als irgendjemand sonst! Sie würde ihn niemals hintergehen oder ihn belügen. Aber wie sah es anders herum aus? Heiji bekam auf einmal ein sehr schlechtes Gewissen. Er belog sie ständig und versetzte oft. Wie dachte sie wohl darüber? Vielleicht war das letzte Mal einfach einmal zu viel gewesen und sie war deshalb so sauer auf ihn? Er erzählte ihr nie von seinen Telefonaten mit Conan und musste sich immer neue Ausreden einfallen lassen. Ob sie ihm wirklich vertraute? Wollte sie überhaupt von ihm gerettet werden? Vielleicht hasste sie ihn schon. Man könnte es ihr schließlich nicht verübeln, so wie er sie behandelte. Bei diesem Gedanken wurde Heiji schlecht. Er streifte mit der Hand durch seine Haare und versuchte sich wieder zu beruhigen. Im Moment konnte es ihm doch egal sein, was sie von ihm hielt. Es ging nur darum, dass er sie wieder bekam! Eigentlich könnte es ihm doch überhaupt egal sein, was sie von ihm dachte! Aber das war es nicht. Heiji könnte es nicht ertragen, wenn Kazuha ihn hassen und nicht mehr mit ihm reden würde. Aber warum? Nie wieder Gemecker und Gezeter, keiner, der einem ständig nachlief und auf ihn 'aufpassen' wollte. Doch jetzt, so ohne sie, vermisste er sogar ihr Rumgenerve. Er wollte sie wieder haben und sie in den Arm nehmen, nur um zu wissen, dass es dann kein Traum war. Dann wurden seine Gedanken unterbrochen, weil jemand die Treppe herunterkam. Plötzlich stand Ai im Wohnzimmer und schaute ihn traurig an. "An was denkst du gerade?", fragte sie ihn. Heiji war überrascht. Warum war sie auf einmal hier? Aber sicher konnte sie bei dem Gedanken an Morgen auch nicht schlafen. "An Morgen.", antwortete Heiji knapp. "Um wen machst du dir mehr Sorgen, um Conan oder deine Freundin?". Heiji verstand nicht, worauf sie hinaus wollte. Warum interessierte sie das auf einmal? "Um beide.", entgegnete er. Ai kam auf ihn zu und setzte sich neben ihn auf's Sofa. "Hast du Angst vor Morgen?", fragte sie weiter mit dem Blick auf den Boden gerichtet. "Natürlich. Aber wird schon schief gehn. Es muss einfach klappen.", sagte Heiji mit den Augen auf den Fernseher gerichtet. "Warum hast du Angst vor Morgen? Wenn du stirbst, kann es dir doch egal sein. Und was wäre, wenn deine Freundin stirbt? Ist sie dir wirklich so wichtig?". Heiji musste schlucken. Er wollte gar nicht darüber nachdenken. Er schloss die Augen und lehnte sich zurück. Er dachte einen Moment lang nach und öffnete dann wieder seine Augen. "Sie is mir das Wichtigste auf der Welt! Wenn ihr was passiert, würd ich mir das nie verzeihen. Und ich kann erst sterben, wenn ich etwas Wichtiges erledigt hab.", Heiji lächelte leicht die Decke an. Er wusste noch nicht genau, was er ihr sagen musste, aber Morgen würde er es herausfinden! "Haste so jemanden etwa nich?", fragte Heiji sie auf einmal. Ai hob leicht den Kopf, starrte aber immer noch ins Leere. "Nein, nicht mehr.", entgegnete sie. Heiji war wieder überrascht. Er hatte keine oder auf jeden Fall eine andere Antwort erwartet. Er war nun voll aufmerksam und glaubte in Ai doch freundschaftliche Gefühle zu entdecken. "Meine Schwester bedeutete mir alles.", fuhr sie langsam fort. "Und die Organisation hat sie getötet, weil sie aussteigen wollte.", lächelte sie traurig. Nun wurde Heiji Einiges klar. Deshalb hatte sie solche Angst vor ihnen bzw. glaubte, dass sie wie ihre Schwester bestimmt von ihnen getötet würde. "Conan konnte sie nicht beschützen.", und genau wie damals fing sie an zu weinen. "Kann ich ihm wirklich vertrauen? Ist er mein Freund? Kann er mich beschützen?". Heiji wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er wusste nicht, dass Conan ihre Geschichte kannte. Er hatte ihm auch nie davon erzählt. "Natürlich kannste ihm vertrauen. Glaubste, er würd dich einfach sterben lassen? Deine Schwester konnte er vielleicht nich retten, aber das muss doch nich heißen, dass er dich nich beschützen kann!", sagte er schließlich. "Dann ist er also mein Freund?". "Sicher. Genau wie der Rest eurer Grundschulbande.", grinste Heiji sie an. "Ich habe schon meine Schwester verloren. Ich will nicht auch noch einen Freund verlieren!", nun blickte sie Heiji mit ihren verweinten Augen an, "Kann ich dir auch vertrauen? Wirst du ihn beschützen?". Heiji war im ersten Moment perplex. Dann lächelte er sie an. "Natürlich kannste das! Ich werd das Kind schon schaukeln. Schließlich is Shinichi auch mein Freund und ich würd nie zulassen, dass einem Freund was passiert. Das gilt übrigens auch für dich!". Ai starrte ihn verwundert an. Warum lächelte er? Und warum wollte er, dass sie seine Freundin würde? Aber eigentlich war es ihr egal, denn irgendwie machte sie dieser Gedanke glücklich. Sie blickte wieder zu Boden, doch dieses Mal lächelte sie und das nicht aus Trauer. Sie rieb sich die Tränen aus den Augen und stand vom Sofa auf. "Dann bin ich ja beruhigt. Gute Nacht.", sagte sie wieder in ihrem normalen Tonfall und ging auf ihr Zimmer zurück. Heiji blieb wieder allein zurück, doch das Gespräch hatte ihm gut getan. Es hatte ihn abgelenkt und ihm neuen Mut gegeben. Schließlich schaltete er den Fernseher aus und ging ebenfalls in sein Zimmer. Morgen würde es schon klappen! Sonnenstrahlen drangen durch ein offenes Fenster und frische Luft durchströmte den Raum. Doch das Atmen fiel dadurch auch nicht leichter. Sie hatte immer noch Schmerzen überall im Körper und fühlte sich schwach. Kazuha öffnete schließlich vollständig ihre Augen und blickte aus dem Fenster. Wo war sie nur? Und wie lange war sie schon hier? Sie konnte sich kaum bewegen und es war niemand zu sehen. Sie war ganz alleine in dem diesem erhellten Raum. Hatte sie vielleicht nur geträumt, dass sie Heiji gefunden hatte? Nein, sie wusste, dass sie ihn auf der anderen Straßenseite gesehen hatte. Doch warum hatte sie ihn nicht erreicht? Wo war er jetzt? Ihr Kopf tat furchtbar weh, doch ihr Bauch tat ihr noch mehr weh. Sie bemerkte auf einmal einen Verband um ihre Hüfte. War sie etwa verletzt? Langsam kam die Erinnerung zurück. Sie sah Heiji mit zwei in schwarz gekleideten Männern und Conan mit einem anderen Mädchen auf einem alten Fabrikgelände stehen. Sie war schon auf die Straße gelaufen, als plötzlich ein Schuss ertönte. Sie spürte einen stechenden Schmerz und dann wurde ihr schwarz vor Augen. Sie war diejenige, die angeschossen wurde und nicht Heiji. Aber warum? Und wer hatte auf sie geschossen? Warum war Heiji nicht hier, er musste es doch gesehen haben? Oder waren es diese schwarzen Männer und sie hatten jetzt sie und Heiji? Nein, sonst wäre Heiji jetzt bestimmt auch hier. Aber war er jetzt auf der Suche nach ihr? Hatte er überhaupt einen Grund dazu? Kazuha dachte wieder daran, warum sie ihn überhaupt gesucht hatte. Bestimmt saß er jetzt bei seiner Freundin und könnte sie gar nicht suchen. Sie würde ihn anflehen sich nicht in so große Gefahr zu begeben. Aber warum auch nicht, Kazuha würde es genauso machen. Aber auf sie würde Heiji nicht hören. Doch wie war das bei dieser Tussi? Würde sie ihn halten können? Kazuha verzweifelte. Wie konnte sie nur in so eine Lage geraten? Sie war allein, ganz allein. Heiji würde nicht kommen, um sie zu retten. Sie starrte weiter nach draußen und verfluchte die Sonnenstrahlen, die gehässig auf sie herab zu sehen schienen. Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie hatte Heiji verloren und er war wahrscheinlich in den Armen einer anderen. Und wahrscheinlich würde Kazuha keine Chance mehr bekommen, Heiji noch etwas sehr wichtiges zu sagen. Sie wusste nun, was es war, aber sie quälte die Vorstellung daran, dass er es jemand anderem gesagt hatte. Vielleicht war es ja auch besser so. Vielleicht sollte sie es ihm einfach nicht sagen. Nie wollte sie es tun. Sie wollte es so gerne von ihm hören, doch jetzt war es wohl zu spät. Das war die Strafe für ihr Zögern. Warum hatte sie es ihm denn nicht schon längst gesagt? Sie wusste es doch schon so lange, aber irgendwie war es nie präsent. Sie konnte sich ihre Gefühle nicht eingestehen. Doch nun bereute sie ihr Handeln. Aber womöglich ging es Heiji viel besser ohne sie, so musste er seiner Freundin nichts vormachen und konnte Kazuha einfach vergessen. Sie wollte doch nur, dass er glücklich wurde. Auch wenn es nicht mit ihr war. Doch das würde er jetzt nie mehr erfahren und Kazuha wurde fast von dem Gedanken zerfressen, dass Heiji sie vergessen könnte. Sie bereute ihre Sturheit und das sie ihn in dem Lokal so angeschrieen hatte. Sollte das das Letzte sein, was sie zu ihm sagte? Sie musste einfach noch eine Chance erhalten, ihm die Worte ihres Herzens zu sagen, nur eine Einzige. Ein kurzer Moment würde schon reichen. Kazuha wollte ihn nicht unglücklich machen, doch er musste es wissen, sonst könnte sie nie wieder glücklich werden! Aber vielleicht war das alles längst egal. (Song: 'Forever' by Liberty X) Kapitel 10: Der Grund --------------------- Es war früh morgens und die Sonne war gerade dabei aufzugehen. Da klingelte es an der Tür und Professor Agasa öffnete. Es war Conan, der wie verabredet ankam. Heiji und Ai saßen in der Küche und frühstückten noch. Conan setzte sich ebenfalls, aber man konnte deutlich erkennen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. "Was is dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Heiji etwas scherzhaft, obwohl er sich die Antwort denken konnte. Conan sagte nichts dazu, sondern überlegte, ob er es Heiji wirklich sagen sollte. Ob er ihm sagen sollte, warum Kazuha hier in Tokio gewesen war. Eigentlich hielt er es für keine gute Idee, aber es wäre auch nicht richtig, es ihm nicht zu sagen. Dieses Missverständnis müsste aufgeklärt werden, aber falls Kazuha bereits tot sein sollte, wäre es vielleicht besser, Heiji wüsste von nichts. Aber vielleicht quälte ihn diese Frage ja selbst? Conan wusste nicht weiter und zog den Professor mit sich ins Wohnzimmer, während Heiji und Ai weiter aßen. "Was ist denn los Shinichi?", fragte der Professor überrascht. "Sie müssen mir helfen Professor. Waren Ran und Kazuha gestern hier?", wollte Conan wissen. Der Professor hielt einen kurzen Moment inne, "Ja, die beiden kamen kurz vorbei.", sagte er nur. "Sie wollten wissen, wo Heiji ist, richtig?". "Hat Ran dir das erzählt?". "Ja. Weiß Heiji davon?", sagte Conan knapp. "Nein, ich habe es niemandem erzählt. Ich dachte, dass es ihn nur ablenken würde, wenn er wüsste, dass seine Freundin hier wäre. Ich konnte ja nicht ahnen, dass...", der Professor beendete seinen Satz nicht mehr. Conan konnte erkennen, dass er an seiner Entscheidung zweifelte und sie an seinem Gewissen nagte. "Glauben Sie mir, es hätte nichts geändert. Sie wäre nicht nach Hause gefahren. Es hätte nur einen unnötigen Konflikt gegeben. Sie haben richtig gehandelt.", baute Conan den Professor auf. "Weißst du denn auch, warum sie denn nun hier war?". "Ja, das weiß ich auch und das macht mir Sorgen. Soll ich Heiji den Grund sagen oder nicht?", fragte er mit ernster Miene. "Warum solltest du es ihm denn nicht sagen? Ich denke, er hat ein Recht darauf es zu wissen.", entgegnete der Professor. Conan überlegte kurz. "Auch wenn sie wegen eines Missverständnisses hier war?". "Was denn für ein Missverständnis? Könntest du mal bitte konkreter werden?", drängte der Professor. "Kazuha glaubt, dass Heiji nicht mit mir telefoniert, sondern mit seiner Freundin hier in Tokio.". Der Professor war sprachlos. Darauf wäre er nie gekommen. Das erklärte natürlich ihr Auftauchen, aber ob es wirklich klug wäre, es Heiji zu erzählen? "Also Professor, was soll ich tun?", fragte Conan schließlich. "Ich denke, du solltest es ihm trotzdem sagen. Vielleicht sieht er sie nie wieder oder wer weiß, in welchem Zustand er sie findet. Er sollte noch eine Chance bekommen, dieses Missverständnis aufzuklären.", antwortete Professor Agasa nachdenklich. Daran hatte Conan noch gar nicht gedacht. Der Professor hatte Recht, es war besser, wenn Heiji vorher Bescheid wusste. Es könnte ihm sowieso nur mehr Ehrgeiz bringen. Conan beschloss also, Heiji alles zu erzählen. Derweil hatten sich Heiji und Ai ebenfalls unterhalten. "Immer zu scherzen aufgelegt, was?". begann Ai das Gespräch, nachdem Conan mit dem Professor im Wohnzimmer verschwunden war. "Hmm.", grinste Heiji und biss von seinem Toast ab. "Du wirst das schon hinkriegen.", sagte Ai trocken und nahm einen Schluck Kaffee. "Seit wann so optimistisch?". "Du hast es mir schließlich versprochen. Ich verlass mich auf dein Wort, oder sollte ich nicht?". "Hast Recht.". "Was hast du denn eigentlich noch so Wichtiges zu erledigen?", wollte Ai noch wissen. "Ich muss ihr unbedingt noch was sagen. Vorher werd ich mich von diesen Typen bestimmt nich kalt machen lassen!", entgegnete er entschlossen. Ai musste ginsen. Sie konnte sich denken, was er ihr sagen wollte. Es war das Gleiche wie mit Shinichi und Ran. Warum hatte nur jeder ein Problem damit? Jungen sind schon merkwürdige Wesen. Die beiden frühstückten dann schweigend zu Ende und räumten den Tisch ab. Conan und Professor Agasa kamen zurück in die Küche. "So Conan, bereit wieder Shinichi zu werden?", fragte ihn Ai. Conan nickte nur. Er konnte sich immer noch nicht richtig darüber freuen. Aber so konnte er Heiji wenigstens von Angesicht zu Angesicht gegenüber treten. Schließlich machten sich die beiden zusammen mit dem Professor auf in den Keller und ließen Heiji allein in der Küche zurück. Heiji setzte sich wieder und spielte ein bisschen mit seiner Baseball-Kappe. Es war jetzt acht Uhr. Der betreffende Zug kam um zehn hier am Bahnhof an. Merkwürdigerweise fühlte er sich recht ruhig. In zwei Stunden würde sich sein ganzes Leben entscheiden. Leben oder Sterben, endlosen Hass auf sich selbst oder ein normales Leben mit Kazuha. Ein Leben mit Kazuha? Heiji wurde leicht rot bei dieser Formulierung. Doch der Gedanke war auch angenehm und baute ihn auf. Er würde es ihr sagen, egal ob sie ihn abweisen würde oder nicht. Davon konnten ihn nicht einmal die Männer in Schwarz abhalten. Dieses Ziel beflügelte Heiji und er setzte sich voller Entschlossenheit seine Kappe wieder richtig rum auf. Wenn diese Sache hier vorbei wäre, würde es keine Geheimnisse mehr geben. Shinichi könnte Ran auch endlich erzählen, was er fühlte, vorausgesetzt, er hatte wirklich den Mut dazu. Heiji musste grinsen, er stellte sich das Szenario wirklich bildlich vor, wie Shinichi vor ihr stand und anfing, rumzustottern. Es würde einfach nur megapeinlich werden! Doch Heiji war sich nicht sicher, ob sich das Geheimnis um Kazuhas Aufenthalt hier in Tokio aufdecken würde. Es interessierte ihn schon, denn er hatte überhaupt keine Idee, was sie dazu getrieben haben könnte. Sie rannte ihm sonst zwar auch immer hinterher, aber dieses Mal war es wirklich übertrieben. Er durfte doch wohl noch alleine nach Tokio fahren! Sie war sowieso nicht immer bei jedem Fall dabei, das wäre ja noch schöner. Dann hatte er halt mal was in Tokio zu tun, deshalb machte man doch nicht gleich einen Aufstand, nicht mal Kazuha! Ihm wollte einfach kein plausibler Grund dafür einfallen. Conan lag zu der Zeit mit schmerzverzehrtem Gesicht am Boden oder viel mehr Shinichi! Er hatte sich wirklich zurück verwandelt. Er war wie sonst zwar auch schweißgebadet und brauchte neue Klamotten, aber ansonsten fühlte er sich gut. Er setzte sich auf und betrachtete sich. Schien wirklich alles wieder groß zu sein! Der Professor half ihm auf und Shinichi zog sich schnell um, denn Ai hatte sich natürlich nicht umgedreht und lächelte ihn nur schief an. "Hey, es hat wirklich funktioniert. Du bist die Größte Ai!", sagte er schließlich fertig gekleidet. "Hoffentlich hat es keine Nebenwirkung!", antwortete sie dann wieder tocken und erhob sich von ihrem Schreibtischstuhl. "Was denn bitte für Nebenwirkungen? Davon war aber nicht die Rede!", entgegnete er empört. "Hey, das Gegengift konnte vorher schließlich nicht an Ratten getestet werden oder so. Ein Risiko besteht immer.". "Na toll, auf was habe ich mich da nur wieder eingelassen?!", seufzte er. "Dir wird schon nichts passieren. Wir sollten wieder nach oben gehen, Heiji wartet bestimmt schon.", kam es vom Professor und er und Shinichi gingen wieder nach oben. Ai blieb allerdings im Keller und setzte sich wieder an ihren PC. "Man lässt seine Freunde nicht im Stich!', erinnerte sie sich wieder an Heijis Worte, 'Das gilt übrigens auch für dich.'. "Na, wenn du meinst...". Nun war der Moment der Wahrheit gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes!! Shinichi würde Heiji den Grund für Kazuhas Dasein erklären. Er hatte sich so entschieden und er würde es tun. "Hey, Heiji!", kam er in die Küche getreten. "Lange nich gesehen. Siehst gut aus Shinichi. Und, alles fit bei dir?", scherzte er. "Ging mir nie besser.", antwortete er etwas sarkastisch. Der Professor fand den Zeitpunkt angebracht, um zu gehen. Er verließ die Küche wieder in Richtung Wohnzimmer. Nun waren die beiden Jungs also unter sich! "Heiji, ich muss dir etwas Wichtiges erzählen, bevor wir in diesen Zug steigen.", begann Shinichi und setzte sich Heiji gegenüber. "Ich habe mit Ran über Kazuha gesprochen.". "Haste ihr erzählt, was passiert is?". "Das war nicht nötig. Kurz vorher war Inspektor Megure bei uns und hat ihr alles berichtet. Ran war ganz schön fertig.". "Verständlich. Deshalb biste also so schlecht drauf. Sie hat bestimmt den ganzen Tag geweint. Aber was habt ihr denn dann besprochen?", wollte Heiji dann wissen. "Ich habe Ran gefragt, warum Kazuha hier war. Denn sie hatte bei uns übernachtet. Sie ist nämlich schon seit vorgestern hier.". "WAS?? Und du hast das gewusst?! Warum haste mir das nich schon früher erzählt?", schrie Heiji wütend. "Jetzt beruhig dich wieder. Keiner konnte ahnen, dass sie genau zu der Zeit am falschen Ort sein würde. Ich hatte Ran vorher nie gefragt, weil ich andere Sachen im Kopf hatte, wie du vielleicht noch weißt. Da wusste ich noch nicht, warum sie hier war. Aber die beiden hatten dich gesucht und waren sogar hier beim Professor und haben nach dir gefragt.". "Tatsächlich?! Und warum weiß ich davon nichts?", schrie er weiter. "Der Professor wollte dich nicht beunruhigen und hat sie wieder weggeschickt und dir nichts erzählt. Was hättest du denn gemacht? Du wärst bestimmt nicht hier geblieben und dieses Risiko wollte der Professor nicht eingehen. Du warst als Einziger von uns zuversichtlich und hast uns alle aufgebaut. Ohne dich wäre die Aktion von gestern bestimmt mehr als schief gegangen, wenn du weißt, was ich meine. Er wollte dir ja nichts Böses.", erklärte Shinichi völlig ruhig. Aber es war deutlich die Trauer in seinen Augen zu erkennen. Heiji wollte es nicht zugeben, aber Shinichi hatte Recht. Hätte er davon gewusst, hätte er den Plan vielleicht abgebrochen und Shinichi und Ai wären längst tot. Keiner konnte etwas dafür, dass Kazuha ausgerechnet zu dieser Zeit dort auftauchen würde. "Und warum war sie nun hier? Sie hat mich gesucht, aber warum sollte sie das tun?", sagte Heiji nun ruhiger. Shinichi wartete einen Moment. Er wusste nicht recht, wie er es ihm sagen sollte. "Also es ist so. Kazuha schien unsere Telefongespräche irgendwie mitbekommen zu haben. Weißt du was davon?". "Ja, deshalb hatten wir uns am Abend, bevor ich hierher kam, noch gestritten. Wer weiß, was die sich wieder für Szenarien eingebildet hat. Auf jeden Fall wollte sie eigentlich kein Wort mehr mit mir reden, weil sie nich glaubte, dass ich nur mit 'nem Freund telefoniert hab. Sie war der festen Überzeugung, dass ich mit ner Frau telefonieren würd, also hab ich ihr einfach erzählt, dass ich hier in Tokio 'ne alte Bekannte hätt, mit der ich öfter sprech. Dann is sie aber wie wild aus dem Lokal gestürmt und...". Heiji fiel es wie Schuppen von den Augen. Er starrte Shinichi entgeistert ins Gesicht. Das konnte unmöglich sein. Sowas würde Kazuha niemals denken! Nein, Shinichi sollte ihm sagen, dass es nicht so war. Doch er tat es nicht, er starrte ihn nur traurig an. "Ich glaube, du bist gerade selbst draufgekommen, oder?", sagte Shinichi schließlich. "Du willst mir doch nich sagen, dasse glaubte, dass ich...", Heiji stockte der Atem, "...ich eine Geliebte oder sowas hier hab?!". Doch Shinichi nickte bloß und Heiji starrte weiter fassungslos in sein Gesicht. Jetzt erst verstand er ihre Wut, ihre Enttäuschung und ihr ganzes Verhalten. Jetzt passte alles zusammen. Daran hatte Heiji nie geglaubt. Wie konnte sie nur so etwas denken? Erschien sie für ihn vielleicht so wertlos oder unnütz? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Dass sie sowas von ihm glaubte, erschütterte ihn zutiefst! Behandelte er sie so, dass sie das glauben musste? Warum, warum musste das alles jetzt passieren? Jetzt musste er sie erst recht finden und alles aufklären. Und er wusste auch schon wie: nun wusste er genau, was er ihr sagen wollte! "Entschuldige mich kurz.", sagte er zu Shinichi und ging aus der Küche. Heiji ging die Treppe hinauf und betrat sein Zimmer. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken daran. Langsam sank er auf den Boden und nahm seine Kappe ab. Stille Tränen der Verzweiflung rannten seine Wangen hinunter. Er würde Kazuha um jeden Preis befreien und er würde sie nie wieder gehen lassen. So würde er es nicht enden lassen. Heiji spürte, wie sein Herz raste. Er brauchte diesen Moment der Schwäche, aber er war entschlossener denn je, er würde sie finden und sie fest in den Arm nehmen, so dass nicht weglaufen könnte und dann würde er ihr sagen, dass ... <'Cos baby you're the one I want> (Song: 'If you come back' by Blue) Kapitel 11: Zugfahrt der Gedanken --------------------------------- Nun war es so weit: halb 10! Shinichi schaute jede Minute auf die Uhr. Er wollte nicht zu Heiji auf's Zimmer gehen, aber sie mussten wirklich los, sonst würden sie den Zug am Ende noch verpassen. Doch nach einer weiteren Minute, in der Shinichi auf die Uhr guckte, hörte man jemanden die Treppe herunterkommen. Heiji betrat aufbruchbereit die Küche, in der Shinichi und Professor Agasa auf ihn warteten. "Es ist so weit. Kann es losgehen?", fragte Shinichi, obwohl er wusste, dass diese Frage völlig überflüssig gewesen war. "Kann losgehen!", entgegnete Heiji mit ernstem Blick auf die Tür gerichtet. "Seid mir ja vorsichtig, ihr zwei. Vermeidet bitte ein unnötiges Risiko.", kam es von einem sehr besorgten Professor. Keiner der beiden antwortete darauf. Schließlich brachte der Professor beide noch zur Tür, aber Heiji und Shinichi gingen, ohne Auf Wiedersehen zu sagen. War das ein Zeichen dafür, dass sie wiederkommen würden? Der Professor hoffte es sehr. Die beiden konnten zwar auf sich selbst aufpassen, aber dieses Mal war der Einsatz vielleicht zu hoch! Derweil stand Ai an der Kellertür und blickte den beiden nach. "Meine Freunde...", murmelte sie vor sich hin. Dann ging sie wieder in den Keller zurück, noch bevor der Professor die Haustür wieder zu machte und sich voller Sorgen ins Wohnzimmer begab. "Wie fühlst du dich?", begann Shinichi ein Gespräch auf dem Weg zum Bahnhof. "Was willste denn jetz von mir hören?", erwiderte Heiji trocken. Shinichi machte sich Sorgen. Er hatte Heiji noch nie so ernst erlebt. Jeder Funke Frohsinn schien ihm entwichen zu sein und das gefiel ihm gar nicht. Noch vor einer Stunde konnte er seine kleinen Scherze treiben, aber nun war Heiji vollkommen verstummt und nur auf sein Ziel fixiert. Es war wirklich ein ungewohnter und vorallem trauriger Anblick. Aber Shinichi konnte ihn verstehen und sagte weiter nichts mehr. "Haste jemals 'ne Entscheidung von dir bereut?", fragte Heiji auf einmal. Shinichi war zu überrascht, um sofort zu antworten. Was wollte er damit andeuten? Shinichi wollte ihm nicht antworten, denn dann müsste er ihm sagen, dass er es bereute, Heiji angerufen und hergebeten zu haben. Das wollte er ihm nicht auch noch gestehen. "Ich bereue keine.", fuhr Heiji fort. Jetzt war Shinichi wirklich total perplex. Heiji war weder wütend oder enttäuscht, noch verachtete er Shinichi für die Ereignisse der letzten Tage. Shinichi traute seinen Ohren nicht. Wie konnte man nur so gütig sein? Heiji hätte ihn anschreien, schlagen oder sogar hassen können, doch er tat es nicht. Shinichi kam es so vor, als wäre alles so, wie es ein sollte. Dieses Verhalten von Heiji konnte er nicht verstehen. Er hätte gerne jegliche Art von Strafe entgegen genommen, doch das Einzige, was er bekam, war Vergebung! "Ich schon.", sagte er leise vor sich hin. Heiji hatte es dennoch gehört. Er wusste, was Shinichi meinte. "Wie würdeste denn an meiner Stelle reagieren? Würdeste mich hassen?". "Nein!", antwortete er sofort. Er könnte Heiji nicht hassen, egal, was er tun würde. Rache war etwas, was man nicht empfinden sollte. Warum wünschte er sich dann, dass Heiji so empfand? Jetzt erst verstand Shinichi Heijis Gedanken. Rache führte zu nichts, sie war nur ein Hindernis, ein Hindernis, welches Heiji nicht vor sich aufbaute. Außerdem wusste er, was wahre Freundschaft bedeutete. Etwas, das Shinichi scheinbar aufgrund ihrer gegenwärtigen Situation vergessen hatte. "Tut mir Leid.". "Du brauchst dich für nix zu entschudigen. Es war meine Entscheidung und dazu steh ich. Ich bereu es nich, dass ich dir geholfen hab. Es gab schlimme Missverständnisse, aber da kannste überhaupt nix für. Ich allein hab Schuld an diesem Dilemma, denn ich hab mich so entschieden.", sagte Heiji mit fester Stimme. "Aber jetzt bist du nicht allein!", entgegnete Shinichi. Heiji lächelte leicht. Er war Shinichi dankbar für seine Anwesenheit. Wenn er alleine zum Bahnhof gehen müsste, würde er wahrscheinlich nie dort ankommen. Am liebsten wäre er sofort weggerannt und hätte sich vor all dem hier weggeschlossen. Doch er war nicht allein und das gab ihm die Kraft, weiterzumachen. Und der Gedanke an Kazuha zog ihn zu den schwarzen Männern wie ein starker Magnet. Er hatte Angst, große Angst. Aber alle seine schlechten Gefühle und Ahnungen wurden noch von seiner Entschlossenheit übertrumpft! Schließlich kamen die beiden um viertel vor zehn am Bahnhof an und begaben sich sofort zu besagtem Gleis. Shinichi folgte Heiji in einem bestimmten Abstand und bevor sie das Gebäude betraten, hatte er sich eine Strickmütze und eine Sonnenbrille aufgesetzt. Schließlich kannten ihn die Männer in Schwarz in seiner wahren Gestalt. So standen beide dann am Gleis und warteten auf die Ankunft des Zuges. Heiji wirkte sehr ruhig, aber Shinichi wollte nicht wissen, wie er sich wirklich fühlte. Nur noch fünf Minuten bis zur Ankunft! Ob Gin und Wodka wirklich an Bord waren? Vielleicht würden sie beim entstehenden Gedränge einfach auf Heiji schießen? Oder auf ihn? Vielleicht würden sie ihn sofort erkennen? Shinichi machte sich wieder zu viele Gedanken und versuchte diese abzuschütteln. Da wurde er auch schon vom Lärm des einfahrenden Zuges unterbrochen. Shinichi war beunruhigt. Die Hälfte des Zuges fuhr an ihm vorbei, bis er endlich hielt und er war gut besetzt! In der anderen Hälfte würde es wahrscheinlich nicht anders aussehen. Ein fast vollbesetzter Zug mit zwei skupelosen Mördern an Bord! Shinichi hatte ein mieses Gefühl in der Magengegend. Außerdem glaubte er auch nicht daran, dass Kazuha in diesem Zug saß. Aber das könnten sie nur herausfinden, wenn sie einstiegen. Shinichi bemerkte, wie Heiji mit den anderen Menschen in den Zug strömte, nachdem die anderen Fahrgäste ausgestiegen waren. Er stieg eine Tür vorher ein und setzte sich auf den nächsten freien Platz. In der Fensterscheibe konnte er beobachten, dass Heiji gerade den Wagon betrat und sich ebenfalls auf den Sitz setzte, den Gin ihm vorgegeben hatte. Nun saßen sie jeweils auf der anderen Seite des Ganges, vier Sitzblöcke auseinander. "Heiji, kannst du mich hören?", flüsterte Shinichi scheinbar zu sich selbst. "Laut und deutlich!", antwortete dieser. Professor Agasa hatte beide mit einem Microsender ausgestattet, den sie sich ins Ohr steckten und so immer in Kontakt bleiben konnten. Sichtkontakt war hier nun nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll, denn man konnte davon ausgehen, dass wenn die Männer in Schwarz einen von ihnen sahen, würden sie dann auch sofort den anderen ausfindig machen. Shinichi behagte das zwar gar nicht, aber so war es noch am sichersten für beide! Dann ertönte ein schrilles Piepen und die Türen schlossen sich wieder. Jetzt gab es kein zurück mehr. Nun saßen sie in dem verhängnisvollen Zug, wo der Tod in jeder Ecke auf sie lauerte. Shinichi konzentrierte sich auf seine Umgebung und betrachtete alle Fahrgäste, die in seinem Blickfeld waren. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken, nicht einmal schwarzgekleidete Leute. In diesem Teil des Zuges schienen sie also nicht zu sitzen. Das bedeutete aber auch, dass sie nicht die schwarzen Männer finden würden, sondern die würden sie finden. Ein klarer Vorteil für Gin und Wodka! Shinichis Magen fühlte sich immer schlechter. Er konnte sich nicht helfen, aber er hatte das Gefühl, in eine Falle getappt zu sein. Aber wieso wunderte ihn das? Es war doch klar, dass sie nach ihren Regeln spielen müssten. Das war es, was Shinichi Magenschmerzen bescherte. Entweder drehten sie den Spieß um oder sie würden dieses Spiel verlieren! Langsam bewegte sich der Zug und Shinichi sah den Bahnsteig entlang, der immer schneller vor seinen Augen ablief. Er hatte das Gefühl, in die Hölle zu fahren. Ob sie diesen Zug je wieder verlassen würden? Er konnte im Moment nichts ausrichten, also blickte er aus dem Fenster, der Sonne entgegen. Heiji saß am Gang und blickte nicht sehr hoffnungsvoll aus dem Fenster. Ihm gegenüber saß ein Junge, etwas jünger als er, und hatte sich gerade seinen MP3-Player in die Ohren gestöpselt. Er wippte mit dem Fuß zum Beat seiner Musik, die sogar für Heiji hörbar war, und hatte dabei die Augen schlossen, so als ob er in eine andere Welt eingetaucht wäre. Heiji beneidete diesen Jungen. Er war sorglos und frei, konnte die Fahrt genießen und hatte keine Ahnung, wer sonst noch alles hier an Bord war. Neben Heiji saß eine ältere Frau, die lächelnd eine Frauenzeitschrift laß. Sie sah ebenfalls so unbekümmert aus, zumindest hier im Zug. Sie machte sich keine Sorgen um das, was kommen würde, denn für sie war es eine normale Zugfahrt. Und neben dem Jungen mit seinem MP3-Player saß ein junges Mädchen in etwa so alt wie Heiji. Sie hatte braune Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Sie blickte verträumt aus dem Fenster und grinste dabei. An was sie wohl dachte? Vielleicht wollte sie einen guten Freund besuchen oder Verwandte? Aber warum interessierte ihn das überhaupt? Er wusste nicht wieso, aber irgendwie erinnerte dieses Mädchen ihn an Kazuha. Der Junge neben ihr müsste sie nur noch ärgern und sie müsste wütend werden und rummeckern, dann wären die beiden ein perfektes Ebenbild von ihm und Kazuha. Aber warum musste er jetzt daran denken? Er wünschte sich, dass Kazuha wirklich dort sitzen würde. Dann könnte er sie sehen und mit ihr reden. Er wollte ihr doch unbedingt etwas sagen. Plötzlich drehte sich das Mädchen zu ihm um und lächelte ihn an. "Was guckst du denn so traurig? Einen harten Tag vor dir?", fragte sie ihn. "So in etwa.", antwortete Heiji. "Wie kommt es, dass so ein süßer Junge wie du ganz allein unterwegs ist?", fragte sie hämmunglos weiter. Zurückhaltung war wohl ein Fremdwort für sie, wie für Kazuha! "Ich bin auf dem Weg zu meiner Freundin.", entgegnete er. "Das hab ich mir gedacht. So jemand wie du ist bestimmt kein Single.", sagte sie lächelnd und drehte sich dann wieder zum Fenster um. 'Meine Freundin'?? Wieso hatte er das nun gesagt? Eine Freundin vielleicht, aber 'die' eine? Heiji war verwirrt, aber er hatte instinktiv vielleicht schon das Richtige gesagt. Ja, er wollte, dass Kazuha seine Freundin war. Nicht irgendeine, sondern 'die' Eine! Er vermisste sie so sehr, dass ihm erst einmal klar wurde, wie wichtig sie doch für ihn war. Er hatte sich geschworen, dass ihr niemals etwas zustoßen würde. Immer hatte er sie beschützt, aber es kam ihm so vor, als ob sie seine kleine, manchmal auch seine große, Schwester war. Sie kannten sich von klein auf und nie hatte er an mehr als Freundschaft gedacht. Doch da war noch etwas, etwas Neues. Und er wusste auch, was es war! Deshalb würde er sie finden und sich zurückholen. Egal, ob sie wild um sich schlüge, rumschrie oder ihn abwiese. Diesen Worten könnte sie sich nicht verweigern! (Song: 'Miss you like crazy' by Christina Milian) Kapitel 12: Ein Spiel --------------------- Sie waren nun schon eine halbe Stunde unterwegs gewesen, doch keiner der beiden Männer in Schwarz hatte sich blicken lassen. Der Zug würde bald Tokio verlassen, aber was hatte das für einen Sinn? Heiji verstand ihren Plan nicht und das machte ihn nervös. Was hatten diese Typen nur vor? Das Schlimmste war, dass immer mehr Leute einstiegen und kaum einer den Zug verließ. Es konnte alles Mögliche passieren und es kämen immer mehr Leute an Bord. Heiji gefiel das ganz und gar nicht! Sie hatten gerade am letzten Bahnhof in Tokio gehalten und neue Fahrgäste betraten den Wagon. Nun waren auch die letzten Sitzplätze besetzt. Zuletzt betrat eine elegante Frau den Zug und setzte sich in den letzten freien Vierersitz direkt neben Heiji, sie wurden nur noch durch den Gang getrennt. Sie hatte lange, blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Dazu trug sie einen schwarzen Rock, der ihr bis zu den Knien reichte, eine schwarze Bluse und darüber einen schwarzen Blazer. Dazu sehr elegante schwarze Stöckelschuhe und schwarze Lederhandschuhe. Sie musste wirklich wohlhabend sein, denn die Sachen waren aus den feinsten Stoffen und bestimmt sündhaft teuer. Außerdem trug sie einen schwarzen Hut und eine schwarze Sonnenbrille, weshalb ihr knallroter Lippenstift besonders hervorstach. Als Heiji sie so ansah bemerkte er auf einmal, dass sie nur schwarze Kleidung trug. Aber das war völlig unsinnig, diese Frau würde nie zu der Organisation gehören, dazu fehlte ihr einfach die Ausstrahlung. Außerdem warteten sie schließlich auf zwei Männer. Aber er fragte sich, was so eine Frau hier in der zweiten Klasse machte. So wie sie aussah, würde sie bestimmt nie auf den Luxus der ersten Klasse verzichten wollen. Diese Frau war wirklich merkwürdig. Heiji wollte sich gerade wieder wegdrehen, als die Frau ihn auf einmal ansah. "You look a bit nervous.", sagte sie zu ihm. "I'm only tired.", gab Heiji spontan zurück. Auch noch eine Amerikanerin! Warum mussten ihn denn eigentlich alle ansprechen? Wirkte er so verkrampft und nervös? Heiji wurde langsam genervt. "A young guy like you should get enough sleep.", redete sie weiter. Heiji dachte eigentlich, dass sie sich mit seiner Antwort zufrieden geben würde. Aber er wollte auch nicht unhöflich sein, doch diese Frau wurde allmählig aufdringlich. "I had a hard weak.", antwortete er knapp. "What does someone like you have to do all day? I was thinking that you are still going to school.". Sie konnte es wohl nicht lassen! Heiji hatte wirklich keine Zeit und vor allem keine Lust, jetzt mit ihr zu plaudern. Aber wegsetzen konnte er sich schlecht, außerdem war er ja in diesem Wagon mit den Männern in Schwarz verabredet. Also versuchte er das Beste daraus zu machen. Sie könnte ihn vielleicht wenigstens etwas ablenken. "Can't school be hard, either?", fragte er sie dann. "Oh, I'm sorry. Of course, it can!", sagte sie ein wenig verlegen. "But you doesn't look like you have problems at school.", fügte sie noch hinzu. Wusste sie etwa alles über ihn? Sowas konnte man doch nicht sehen. Er war wirklich gut in der Schule und empfand es nie als anstrengend. Heiji war das Gespräch wirklich zu blöd, doch er ging weiter darauf ein. "How do you want to know?", entgegnete er. "I can see it in your eyes. You seem to miss somethin' or...", sie machte eine kurze Pause, bevor sie fortfuhr, "...someone.". Langsam wurde Heiji diese Frau unheimlich. Als ob sie Gedanken lesen könnte! Er hielt es für keine gute Idee, dieses Thema zu vertiefen. "But this is nothing you must be interested in. And what about you? You don't look like someone who usually travel by train, especially in the economy class.", konterte er. Die Frau schien irgendwie beeindruckt. Sie war es wohl nicht gewohnt, dass ihr jemand Fragen stellte. "But it's interesting to watch people like you!". Was sollte das jetzt heißen? Beobachtete sie etwa gerne Leute, die nicht in ihrer Liga spielten? Diese Frau war wirklich mehr als merkwürdig. Heiji würde zu gerne in ihre Augen blicken, doch sie trug immer noch ihre schwarze Sonnenbrille. "You don't like watching TV, do you?", fragte Heiji weiter. "Those people aren't interesting, 'cos they only play the role somebody want them to play. Do ya like to play?". Heiji war perplex. Er wusste nicht, was sie damit meinte. War für sie alles nur ein Spiel? Aber was für ein Spiel? Als ob Menschen nur Marionetten von etwas Größerem wären. Waren sie das vielleicht sogar für sie? Heiji lief es eiskalt den Rücken runter. Über was redeten sie hier eigentlich? Das Ganze war wirklich gruselig. "I think the question is how to play!", erwiderte er schließlich. Auf einmal lächelte die Frau. Es war irgendwie ein schauderhafter Anblick. Sie wirkte wie ein Raubtier, was gerade seine Beute vorgekostet hatte. "You're a clever guy, but do ya really know how to play?", fragte sie daraufhin. Langsam verstand Heiji gar nichts mehr. Was wollte diese Frau eigentlich von ihm? Das war doch schon lange keine normale Unterhaltung mehr. Eine Ablenkung war es auch nicht gerade. Er musste dauernd an die Männer in Schwarz denken. Sie spielten ihr Spiel mit ihm und er wusste nicht, welchen Zug er als nächstes machen sollte. Da konnte man durchaus seine Parallelen zu diesem Gesprächsthema ziehen! "And what about you? How good do you play?", wollte er dann von ihr wissen. "I never lose the game I play.", antwortete sie mit einem angsteinflößenden Lächeln. Heiji wollte gar nicht wissen, was diese Frau beruflich so trieb. Als Konkurrentin wollte die bestimmt keiner haben. "And I said you looked nervous, 'cos I'm thinkin' that you're going to lose the game you play.". Heiji war sprachlos. Man könnte fast meinen, sie wusste, was gerade in ihm vorging und was er in den letzten Tagen erlebt hatte! Er wollte nicht weiter mit ihr reden, doch irgendetwas zog ihn in ihren Bann. Man konnte sich nicht von ihr abwenden. "I've never lost a game either.", gab er zurück. "Are you sure?", fragte sie ihn, so als ob sie wüsste, dass er gelogen hatte. Sein letztes 'Spiel' hatte er verloren und einen hohen Preis dafür bezahlt. Sie schien ihn vollkommen zu durchschauen. Dennoch musste er ihr antworten. "I have always won something.", sagte er schließlich. "But somethin' isn't everythin'! You must go for all or nothin'!", erwiderte sie. Alles oder nichts? Da war sogar was dran. Der Sieg brachte Heiji nicht viel, er fühlte sich nicht einmal gut oder als Sieger. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn er das Schrumpfgift nicht in die Hände bekommen hätte. Sein 'Sieg' war so gut wie nichts wert für ihn! "Play hard or die!", mit diesen Worten stand sie plötzlich auf ging durch den Wagon bis sie durch die Tür verschwand. Heiji schaute ihr noch einen Moment lang nach, danach drehte er sich wieder zum Fenster. Was war das denn gewesen? Diese Unterhaltung machte ihn nachdenklich. Er wusste, dass er das Spiel der schwarzen Männer nicht unter Kontrolle hatte und das machte ihn so nervös. Aber was sollte ihr letzter Satz wieder bedeuten: 'Häng dich rein oder stirb!'? Ziemlich dramatisch für so eine Frau. Heiji kan es so vor, als könnte sie seine Vergangenheit wie in einem offenen Buch lesen. Und sie schien zu wissen, was ihn in der Zukunft erwartete. Aber das Schlimmste war, dass sie damit vielleicht sogar Recht hatte! Wenn Heiji nicht alles geben würde, könnte er sterben. Das war alles doch mehr beunruhigend. Heiji wünschte sich jetzt wirklich eine Ablenkung! "Wann kommt der Zug nochmal hier in Yokohama an?". "In einer Stunde, du Idiot!", fauchte Gin und zündete sich eine neue Zigarette an. "Wir haben also noch etwas Zeit. Sieh mal nach dem Mädchen, sie soll schließlich nicht schon vorher den Löffel abgeben.", nuschelte er mit der Zigarette in Mund. Wodka ging daraufhin durch den Flur in das letzte Zimmer des Ganges. Dort lag Kazuha, mit dem Rücken zur Tür gewandt. "Hey du, lebst du noch?", fragte Wodka ganz unbefangen. Aber es kam keine Antwort. Er kam näher und stieß sie leicht mit dem Fuß an. Es war ein leises Stöhnen zu hören, was bedeutete, dass Kazuha noch lebte. "Hnn, so wird das nichts. In einer Stunde ist die uns schon ins Jenseits abgehauen.", meckerte er. Er ging in die rechte Hälfte des Zimmers, wo eine kleine Holzkomode stand. Darauf war eine Karaffe mit Wasser und ein Glas plaziert. Wodka schenkte ein wenig Wasser ein und ging wieder zu Kazuha. Er setzte sie auf und hielt ihr das Glas an den Mund. "Los, trink schon.", befahl er. In kleinen Hieben schluckte sie schließlich etwas Wasser runter, musste aber oft husten. Sie war wirklich schwach. Wodka legte sie langsam wieder auf den Boden und ging zurück zur Komode. Er stellte das Glas wieder ab und kramte in einer der beiden Schubladen rum. Er holte eine kleine Spritze hervor mit einer hellgelben Flüssigkeit darin. "Hier, das wird deine Schmerzen stoppen.", sagte er zu ihr und schritt auf sie zu. Er spritzte das Morphium in ihren Oberarm, wo bereits mehrere Stiche zu sehen waren. "So, eine Stunde musst du noch durchhalten.", damit verließ er das Zimmer, nachdem er sie Spritze zu den anderen in den Mülleimer geworfen hatte. Das Morphium war das einzige Mittel, mit dem sie sie am Leben hielten. Sie wurde zwar verbunden, aber die Wunde wurde weder desinfiziert noch sonst wie gereinigt. Außerdem stoppte das die Blutung nur dürftig. Mehr als eine Stunde blieb ihr vielleicht wirklich nicht! Kazuha öffnete langsam die Augen. Von dem vielen Morphium war sie schon ganz benommen. Sie fühlte keinen Schmerz, sie fühlte fast überhaupt nichts mehr, außer den stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Bald würde sie sterben und das ganz allein! "Heiji, warum kommste denn nich, ich...", murmelte sie leise, bis sie schließlich verstummte. Und erneut rannten ihr Tränen des Schmerzes aus den Augen und kühlten ihre erröteten Wangen. <'Cos there's just an empty space> <'Cos there's just an empty space> (Song: 'Against all odds' by Westlife) Kapitel 13: Ein Hauch von Schwarz --------------------------------- Hatte sich Heiji gerade mit einer Amerikanerin unterhalten? Shinichi hatte kaum was mitbekommen, weil der Zug einfach zu laut war, aber er war der festen Überzeugung, Heijis Stimme gehört zu haben und sein Dialekt ist auch nicht zu verwechseln und er schien Englisch gesprochen zu haben. Ob es wohl die Frau war, die den Wagon vorhin verlassen hatte? Shinichi wollte sich gerne umdrehen, um zu sehen, wie es Heiji ging, aber es könnte vielleicht zu auffällig sein und so starrte er weiter aus dem Fenster. Sie waren schon über eine halbe Stunde unterwegs und noch keiner von den Männern in Schwarz hatte sich gezeigt. Was war nur los? Was für ein Spiel spielten sie nur mit ihnen? Shinichi gefiel das gar nicht. Er hasste es, nicht zu wissen, was vor sich ging! Das Problem war, dass er bei diesem Lärm auch keinen Kontakt zu Heiji aufbauen konnte, denn sie konnten schließlich nur flüstern, doch das würde bei dem Lärm nirgendwo ankommen. So musste er weiter auf seinem Platz verharren und abwarten. Heiji konnte sich nicht helfen, aber irgendwas erschien ihm merkwürdig. Etwas hatte er übersehen. Gin und Wodka hätten schon längst hier sein müssen, schließlich hatten sie doch diesen Wagon als Treffpunkt angegeben. Hatten sie vielleicht Shinichi bemerkt? Zeigten sie sich deshalb nicht? War der Deal deshalb vielleicht sogar schon geplatzt? Heiji wollte nicht weiterdenken, denn das Ergebnis wäre nichts Gutes! Er dachte an sein Gespräch mit dieser Amerikanerin zurück. Sie war schon eine kuriose Person. Aber irgendwas an ihr störte ihn auf einmal, etwas an ihr war falsch. Auf einmal blieb der Zug wieder stehen, denn sie hatten den nächsten Bahnhof erreicht. Zur Abwechslung schienen nur Leute auszusteigen und der Zug wurde leerer. Etwas erleichtert atmete Heiji aus. Aber was sollte er jetzt tun? Diese Warterei war mehr als merkwürdig. Er beschloss, diese Frau von eben zu suchen. Aus irgendeinem Grund interessierte er sich für sie. Außerdem hatte er momentan auch nichts Besseres zu tun. Hoffentlich war sie nur in den Speisewagen gegangen oder doch in die erste Klasse. Schließlich lag beides in ihrer Richtung. Somit machte sich Heiji auf den Weg und verließ ebenfalls den Wagon. Vorher gab er Shinichi ein Zeichen, dass er ihm nicht folgen sollte, als er an ihm vorbei ging. Was sollte das denn? Also auf Toilette ging er bestimmt nicht, aber wohin dann? Shinichi gefiel die Situation immer weniger. Wenn Heiji jetzt noch Alleingänge versuchte, wäre guter Rat teuer. Aber er hatte nichts Verdächtiges bemerkt, also warum verließ Heiji den Wagon? Shinichi verstand mal wieder gar nichts mehr, wie schon so oft in den letzten Tagen. Er wusste schon gar nicht mehr, wann er das letzte Mal den vollen Durchblick hatte. Noch kein Fall war so kompliziert und undurchsichtig wie dieser hier. Jedenfalls gab Heiji ihm ein Zeichen, dass er hier bleiben sollte. Es gefiel ihm zwar nicht, aber er würde Heiji vertrauen. Er hoffte nur, dass er Heiji nicht zum letzten Mal gesehen hatte! Derweil saß die schwarzgekleidete Amerikanerin im Speisewagen und rauchte eine Zigarette zu ihrem Glas Martini. Sie schaute mit einem Lächeln aus dem Fenster und nahm dann genüsslich einen neuen Zug von ihrer Zigarette. Sonst saßen nur vier weitere Personen in diesem Teil des Zuges. Am anderen Ende in der linken Ecke saß ein junger Geschäftsmann, der eifrig auf seinem Laptop rumtippte und dabei eine Tasse Kaffee schlürfte. Am Tisch hinter ihm hockte ein junger Mann im Sweatshirt und aß hastig ein Sandwich. Er verschluckte sich oft und trank deshalb ziemlich viel Wasser, weshalb er oft den Kellner rief. Weiter am Anfang des Wagens auf der rechten Seite saß eine ältere Frau, die mit Leidenschaft ihr Kreuzworträtsel löste und zwischendurch etwas verträumt in ihre Teetasse starrte. In der Mitte, ein paar Bänke vor der älteren Dame saß ein junge Frau. Sie trug ebenfalls einen Hut und saß mit dem Rücken zu der Amerikanerin. Der Hut war ebenfalls tiefschwarz und sie hatte ihre Haare darunter versteckt. Dazu trug sie ein weißes, ärmelloses Top. Nicht gerade passend, aber vielleicht fand sie ihre Haare auch einfach nur hässlich, sollte es ja auch geben. Und sie trank auch einen Longdrink um diese Uhrzeit. Allerdings zog sie anscheinend ein Glas Gin vor. Eine wirklich bizarre Gestalt. Die Amerikanerin nahm noch einen Zug von ihrer Zigarette, doch wandte dabei den Blick nicht von der jungen Frau ab. Sie hatte etwas zu verbergen, dass wusste sie genau. Denn sie lief genauso merkwürdig durch die Öffentlichkeit wie sie selbst und sie tat es, weil sie etwas zu verbergen hatte! Ihr Aufzug war pure Absicht und hatte nichts mit Hässlichkeit zu tun. Aber was hatte diese Person wohl zu verbergen? Da ging plötzlich die Tür zum Speisewagen auf und Heiji trat ein. "Hey my guy, wanna take a drink with me?", fragte sie ihn sofort. "Oh, here you are! Yes, thank you.", daraufhin setzte er sich ihr gegenüber auf die Bank. Sofort kam der Kellner von der Bar zu ihnen und wollte gerade Heijis Bestellung aufnehmen, als er auf einmal von ihr unterbrochen wurde. "Another Martini please!", sagte sie. Der Kellner guckte etwas verdutzt, genauso wie Heiji und als dieser nichts weiter dazu sagte, ging er wieder zur Bar zurück und bereitete einen Martini zu. Heiji starrte die junge Frau immer noch perplex an. Er war noch nicht einmal volljährig und sollte morgens schon einen Drink zu sich nehmen! In Amerika lief alles wohl völlig anders, aber bei der Frau sollte ihn das eigentlich auch nicht mehr überraschen. Allerdings hatte er sich unter einem 'Drink' etwas anderes vorgestellt. Sie lächelte ihn siegreich an und machte dann ihre Zigarette aus und stützte ihren Ellenbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf auf ihre Faust. Dann kam auch schon der Kellner mit dem Martini auf dem Tablett zurück und stellte das Glas vor Heiji auf den Tisch. Ohne das einer etwas sagte, ging er wieder, denn er fand die Szene doch etwas unheimlich. "Cheers!", sagte sie mit erhobenem Glas zu Heiji, der schließlich mit ihr anstieß und einen Schluck Martini trank. Allerdings schmeckte ihm das Getränk nicht besonders und er stellte sein Glas sofort wieder ab. Wie konnte man sowas nur trinken und dann auch noch zu dieser Zeit des Tages? "Nice to meet you again.", setzte sie wieder an. "Have ya missed me?". "Maybe.", entgegnete Heiji, was die Amerikanerin sehr zu amüsieren schien. "Good answer!", lachte sie und nahm noch einen Schluck von ihrem Martini. "But why are you really here?". Schon wieder dieses Lächeln! Diese Frau war auf eine merkwürdige Weise anziehend, aber auch unheimlich. Sie schien ihn voll und ganz zu durchschauen. Hoffentlich tat er das Richtige! "I could ask you the same question.", antwortete er schließlich. "But I was first. So, tell me or is it a secret?". "I'm searching for someone.", gab er schließlich nach. "Only 'someone'? I guess it must be someone special.". Heiji musste wirklich vorsichtig sein. Diese Frau wusste genau, was sie sagte! Sie würde ihn langsam in eine Ecke treiben, so dass er ihren Fragen nicht mehr ausweichen könnte. Er musste kontern, bevor er in der Falle saß. Er betrachtete dieses Gespräch schon als eine Art Herausforderung an seinen Intellekt. "You've interesting thoughts! But what about you? Have you got any secrets?", versuchte er sie aus der Reserve zu locken. "Of course, I have.", antwortete sie. Heiji war überrascht. Er hätte nicht gedacht, dass sie das so schnell zugeben würde. Aber würde sie ihm auch ihr Geheimnis verraten? Er wüsste es zu gern, denn hinter dieser Frau steckte mehr, als man auf den ersten Blick vermutete. "And what do you have to hide?". "Who says that I've got somethin' to hide?". 'Mist', dachte sich Heiji. Die Frage war schlecht gewählt. Er wollte nicht zu direkt sein, aber trotzdem musste er ihr auf den Zahn fühlen. Leider schien es so, dass sie schlagfertiger war als er. "That's my thought!", entgegnete er ihr. "That's also interesting. But you haven't told me your secret yet.". Schon wieder hatte sie die Kontrolle über das Gespräch übernommen, wenn man es so nennen wollte. Sie konnte ihn immer dahin steuern, wo sie hin wollte. Jetzt war er wieder an der Reihe, aber wie sollte er diesmal vom Thema ablenken? Er wollte nicht über Kazuha sprechen, schon gar mit ihr! Dieses Gespräch stellte wirklich eine erste Nervenprobe für ihn da! "I thought I told you. Now it's your turn.". Jetzt lachte sie laut los. Hatte er vielleicht etwas falsches gesagt? Heiji wurde einfach nicht schlau aus ihr! "You didn't tell me who's your someone special, did you?", lächelte sie ihn wieder so siegessicher an. "I don't think you must know.", antwortete er nur. "But I wanna know. Tell me!". "Only if you tell me your secret! Who are you?", fragte er sie nun direkt. Sie sollte sich nicht mehr rausreden! "It's a big secret. I'm sorry, I can't tell you. A secret makes a woman woman!", lächelte sie ihn nun mehr geheimnisvoll an, so dass es Heiji eiskalt den Rücken runterlief. Es war offensichtlich, dass diese Frau etwas zu verbergen hatte. "And who are you? You can't tell me that you're a normal school boy!". "Yes, yes, I'm a normal boy!", grinste er daraufhin und kratzte sich am Hinterkopf. Er versuchte nun so unbelastet zu wirken wie gewöhnlich. Für wen hielt sie ihn denn? Aber er benahm sich auch wirklich nicht wie ein Oberschüler, der einen Ausflug machte. Eigentlich müsste er jetzt sogar in der Schule sitzen, fiel ihm dabei so ein. Dann trank sie mit einem Hieb ihr Glas aus und stand auf. "OK, my sweet guy, I must go now. But I'm looking forward to see you again and then you tell me your secret! You'll find me there.", dann kritzelte sie eine Wagennummer und ihren Sitzplatz auf die Serviette, die unter ihrem Glas lag und schob sie zu Heiji. Dann legte sie noch ein paar Geldscheine auf den Tisch und verabschiedete sich, "See you soon.". Wie ein Hauch von Schwarz zog sie elegant an ihm vorbei und damit verschwand sie hinter ihm aus dem Speisewagen, aber immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen. Heiji betrachtete die Serviette. Die Wagennummer gehörte zur ersten Klasse. Also doch. Aber warum wollte sie, dass er noch mal bei ihr vorbei kam? Die Fahrt würde auch nicht mehr all zu lange dauern. Und was hatte sie noch vor? Er erinnerte sich an ihr Gespräch zurück und versuchte, irgendwelche wichtigen Informationen herauszufiltern. Er ließ das Ganze noch einmal Revue passieren und da traf es ihn wie ein Schlag! Dieses Gespräch kam ihm auf einmal so bekannt vor. Er hatte schon mal eine Frau gefragt, wer sie wäre und sie entgegnete nur mit der Frage, wer er denn wohl war. Denn sie glaubte nicht, dass er ein normaler Oberschüler wäre. Und diese Person war Miss Jodie gewesen! Aber das hier war niemals Rans Englischlehrerin. Dann erinnerte er sich an die Vorfälle im Haido-Cityhotel, von denen Conan ihm erzählt hatte und an die Schauspielerin, die dort gewesen war: Chris Vineyard!! Könnte sie das gewesen sein? Der Vorbau stimmte jedenfalls. Aber, konnte das sein? Heiji wollte seinen eigenen Gedanken nicht glauben. Die Vorstellung war so gut wie unmöglich. Doch nur so gut wie. Und da der Rest unmöglich war, blieb das die einzig logische Erklärung! Sofort sprang Heiji auf und verließ den Speisewagen, um Shinichi eine Botschaft mitzuteilen. Er bekam allerdings nicht mit, dass er die ganze Zeit von der jungen Frau mit dem tiefschwarzen Hut aus dem Augenwinkel beobachtet worden war! <'Cause deep down in your heart you do> (Song: 'Truth' by Janet Jackson) Kapitel 14: Enttarnt -------------------- Der Gedanke war wirklich erschreckend, aber es blieb die einzig mögliche Erklärung! Egal wie oft Heiji darüber nachdachte, er kam immer auf das gleiche Ergebnis: Chris Vineyard gehörte zu den Männern in Schwarz!! Vielleicht waren Chris Vineyard und diese Miss Jodie sogar ein und dieselbe Person. In diesem Punkt war er sich noch nicht so sicher. Aber das war jetzt nicht wichtig. Er hatte seine Kontaktperson gefunden und würde nun Shinichi darüber informieren. Ob er ihm das abkaufen würde? Aber er hielt diese amerikanische Schauspielerin sowieso für verdächtig. Da nun der Zug leerer war, kam Heiji relativ schnell voran und öffnete die Tür zu dem Wagon, aus dem er gekommen war. Er wollte wieder an seinen alten Platz zurückkehren und dabei Shinichi eine Nachricht zukommen lassen. Doch aus diesem Plan sollte nichts werden. Denn Shinichi saß nicht mehr auf seinem Platz. Er war einfach verschwunden! Aber wohin und wieso? Chris Vineyard konnte nichts damit zu tun haben, denn sie war die ganze Zeit mit Heiji zusammen gewesen. Aber wenn Shinichi ihm hinterher gelaufen war, hätte er ihm doch auf dem Rückweg begegnen müssen, oder nicht? Heiji war verwirrt und stand ziellos im Gang herum. Was sollte er jetzt tun? Er bekam das Gefühl, dass ihm die Situation wieder aus den Händen glitt und schon bald das nächste Unglück eintreffen würde. Seine Angst, noch einen wichtigen Menschen zu verlieren, wurde immer größer, immer erdrückender. Er musste Shinichi finden, koste es, was es wolle! Heiji dachte kurz nach und versuchte ruhig zu bleiben, was ihm allerdings immer schwerer fiel. Der Zug würde bestimmt bald wieder halten, dann könnte er über das Ohrmikrofon Kontakt zu ihm aufnehmen. Zu diesem Zweck wollte er die nächste Toilette aufsuchen, damit er ungestört sein würde. Außerdem könnte ihm etwas Abstand jetzt auch nicht schaden! Damit verließ er den Wagen wieder in die Richtung, aus der er gekommen war. "Was tust du denn hier, wenn ich fragen darf?", sagte Shinichi wütend und musste sich beherrschen, nicht gleich los zu brüllen. Er saß im Speisewagen am Tisch der jungen Frau mit dem tiefschwarzen Hut. Sie schaute ihn nur trocken an und schien ihm gar nicht richtig zu zuhören. Sie leerte ihr Glas Gin und lehnte ihren Kopf auf ihren aufgesetzten Arm, so wie es die Amerikanerin vorhin getan hatte. "Reg dich wieder ab. Man kann euch Jungs doch nicht alleine losziehen lassen.", antwortete sie lässig und ließ ihren Blick nicht von Shinichi ab. "Was soll das denn wieder heißen? Du steigst sofort am nächsten Bahnhof wieder aus!", tobte er. "Das werde ich nicht. Ich bleibe in der Nähe. Macht ihr beiden nur. Ich mische mich auch nicht unnötig ein. Ich habe dir von dem Gespräch der beiden erzählt, also, was wirst du jetzt tun?", entgegnete sie ihm völlig gelassen. "Versteh einer die Frauen. Ich werde erst einmal Heiji aufsuchen. So sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Gin und Wodka sind vielleicht gar nicht an Bord oder sie wollen uns in eine Falle locken. Aber auf jeden Fall glaube ich nicht, dass Kazuha hier im Zug ist! Die Lage wird ernst. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Bist du dir wirklich sicher, dass diese Person so gefährlich ist?", sagte er jetzt sehr ernst. "Es läuft mir immer eiskalt den Rücken runter, wenn ich in ihrer Nähe bin. Ihre Gegenwart spüre ich sofort. Sie ist es hundertprozentig!", kam es nun von ihr mit leicht zitternder Stimme. "Ich hätte nicht erwartet, dass sie hier an Bord ist.". "Na gut. Wie gesagt, ich werde jetzt Heiji suchen und dann sehen wir weiter. Dir ist eben nicht mehr zu helfen.", damit erhob er sich von seinem Platz und verließ den Speisewagen, um wieder in seinen ursprünglichen Wagon zu gehen. Was dachte sie sich nur dabei? Die Lage war doch viel zu gefährlich, als dass sie hier einfach mitfahren könnte. Die Kerle waren unberechenbar, es könnten unvorhergesehene Dinge passieren. Shinichi wollte sich nicht noch mehr Sorgen machen müssen. Jedoch musste er zugeben, dass ihn ihre Informationen schon weiterbrachten. Aber er würde sich besser fühlen, wenn sie zu Hause in Tokio geblieben wäre! Er fragte sich allerdings auch, warum er Heiji unterwegs nicht getroffen hatte. Er ist ihm eigentlich hinterher geschlichen, weil ihm die Sache nicht geheuer war. An so eine Situation war jedoch nicht zu denken. Er wollte Heiji nur im Auge behalten und jetzt sowas! Aber wo steckte er nur? Er würde doch wohl nicht zurück gekommen sein, als Shinichi gerade auf der Toilette war? Heiji schloss gerade die Toilettentür hinter sich und setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel. Als aller Erstes atmete er tief durch, zum Glück stank es hier drin mal ausnahmsweise nicht. Er lehnte sich mit dem Kopf an die Wand hinter ihm und schloss die Augen. Wo sollte das nur hinführen? Jetzt hatten sie es mit mindestens drei Leuten von der Organisation zu tun! Und diese Frau war extrem gefährlich. Sie konnte bestimmt so scharf schießen, wie sie reden konnte. Und nun war Heiji klar, dass sie es nur für ein Spiel hielt! Sie spielte mit ihm, wie eine Katze mit einer Maus spielte, bevor sie sie in Stücke riss. Konnte er überhaupt noch gewinnen? Kazuha war bestimmt nicht an Bord des Zuges, aber ihr war mit Sicherheit auch aufgefallen, dass Conan und Ai nicht hier waren. Vielleicht wollte sie ihn deshalb in ihrem Abteil treffen... "Kazuha...", flüsterte Heiji leise, doch seine Worte hallten durch die kleine Kabine, so dass er sie noch mehrmals hören könnte. Sie waren wie ein beruhigendes Lied, das um ihn herum ertönte und ihn für einen kurzen Moment seine Angst vergessen ließ. Er wünschte, sie wäre jetzt hier. Er fühlte sich auf einmal wieder so einsam. Wenn doch nur schon alles vorbei wäre! Er konnte diese Tortur nicht mehr ertragen. Das ständige Hoffen, die Verzweiflung und die Angst, diese Ungewissheit, was mit Kazuha war. Es wurde allmählig zu viel. Er wusste nicht mehr, was er tun und was er denken sollte. Er fühlte sich leer und machtlos. Wie sollte er dieses Spiel gewinnen? Konnte er das denn überhaupt? Vielleicht hatten sie dieses Spiel so ausgerichtet, dass sie gar nicht verlieren konnten? Wäre von der Organisation eigentlich zu erwarten, doch die Hoffnung, dass Kazuha noch am Leben war und dass er sie retten könnte, glühte wie ein kleines, warmes Licht, tief in seinem Inneren. Heiji stand auf und warf sich eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht und betrachtete sich im Spiegel. Doch was er sah, hatte er noch nie zuvor gesehen. Er schaute in das Gesicht eines verzweifelten Oberschülers, der nicht wusste, was er hier eigentlich tat. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er war nicht mehr er selbst. Hatte er vielleicht sogar vergessen, wer er eigentlich war? Kazuha würde ihn sofort wieder daran erinnern, so wie sie es immer tat, wenn ihr irgendwas quer vorkam. Er versuchte sich vorzustellen, was sie sagen würde, wenn sie jetzt hier wäre. Sie würde ihn ausschimpfen und anmeckern, dass er sich nicht so gehen lassen sollte und sich diese Typen unbedingt schnappen müsste, sonst er würde er nie wieder glücklich werden. Und wie Recht sie doch haben würde! Er sah noch einmal in den Spiegel und sah plötzlich Entschlossenheit in seinen Augen funkeln. Er würde Kazuha nicht enttäuschen. Doch etwas schimmerte auf seiner Haut und zog sich bis zu seinem Kinn hinunter. Eine Träne tropfte in das Waschbecken. Heiji wusch sich noch einmal durch sein Gesicht, dann verließ er frisch und entschlossen wieder die Toilette und ging an seinen Platz zurück. Shinichi würde schon wieder auftauchen. Daran glaubte er ganz fest! Heiji betrat wieder seinen eigentlichen Wagon und da saß er, Shinichi war wieder an seinem Platz. Ihm kam es so vor, als wäre er nie weggewesen und er hätte nur halluziniert. Im Vorbeigehen wollte er Shinichi mitteilen, dass sie sich gleich draußen treffen würden, doch dieser gab Heiji zu verstehen, dass er bereits Bescheid wusste. Perplex setzte er sich wieder hin. Woher wusste er, was im Speisewagen passiert war? Die Situation wurde immer verwirrender! Aber Shinichi wirkte nicht verängstigt oder etwas in der Art, sondern nur ernst. Es konnte also nichts Schlimmes passiert sein. Aber von wem wusste er das? Das bedeutete aber auch, dass Heiji sich gleich auf den Weg zu Chris Vineyard machen würde und Shinichi würde ihm folgen! Er schaute auf die Uhr. Nur noch gut eine halbe Stunde, dann würden sie die Endstation in Yokohama erreichen. Wer wusste, was ihn dort erwarten würde. Wenn er jemals dort ankäme. Heiji blickte noch einmal aus dem Fenster. Der Himmel war klar und die Sonne schien. Es war schon Ironie. Das Wetter war so schön, es war hell und befreiend. Doch dieser Zug war dunkel. Heiji konnte nur Schwarz sehen und er würde nun ins Herz der Dunkelheit eindringen müssen! Er stand wieder auf und verließ den Wagon. Als die Tür hinter ihm zu gefallen war, erhob sich auch Shinichi und folgte ihm. Sie gingen durch mehrere Wagen und passierten ebenfalls den Speisewagen, wo immer noch diese junge Frau saß. Shinichi warf ihr einen kurzen Blick zu, doch sie schien nur aus dem Fenster zu starren. Dann waren die beiden auch aus dem Speisewagen verschwunden und die Frau drehte sich nun zur Tür, die hinter Shinichi zu fiel. "Erlaube dir bloß keinen Fehler.", sagte sie leise, schob ihr Glas Gin beiseite und starrte weiter aus dem Fenster. Heiji hielt kurz vor der nächsten Tür, während Shinichi noch im letzten Wagon wartete und sich auf die Kante eines freien Sitzes setzte. Auf der Tür stand eine große eins und über ihr stand eine vierstellige Zahl: die Wagennummer. Und es war genau die Nummer, die auch auf der Serviette stand. Heijis Hand zitterte, als er sie in Richtung des Türgriffs ausstreckte. Doch er riss sich zusammen und dachte wieder an Kazuhas imaginäre Worte. Das gab ihm die nötige Kraft, um die Tür zu öffnen. Er betrat den Wagon, doch was er sah, machte ihm Angst. Langsam fiel die Tür wieder hinter ihm zu und es klickte komisch. Shinichi stand von seinem Platz auf und wollte ebenfalls die Tür öffnen, doch es ging nicht. Die Tür war abgeschlossen! Heiji saß in der Falle und er konnte nichts mehr tun. Sie wurden nur von einer Tür getrennt, doch Shinichi kam es auf einmal so vor, als wären sie unendlich weit von einander entfernt. Panik brach in seinem Kopf aus. Das durfte einfach nicht sein. Nicht auch noch Heiji! Derweil stand Heiji stumm im Gang der ersten Klasse. Was er sah, verschlug ihm die Sprache, denn er sah... ...nichts! Kein einziger Passagier saß in diesem Teil des Zuges. Es gab keine separaten Abteile nur einige Sitze mit Tischen dazwischen und es war auch keiner von der Organisation zu sehen. Was hatte das zu bedeuten? Heiji ging einen Schritt nach vorn, doch da ertönte plötzlich eine Stimme. "Welcome, my sweet guy! Ich wusste, dass du kommen würdest.". Da öffnete sich die Toilettentür hinter Heiji und bevor er auch nur ein Glied bewegen konnte, spürte er eine Waffe an seinem Hinterkopf! "Du hast allerdings länger auf dich warten lassen, als ich gedacht hatte.", erklang die Stimme erneut. Heiji blieb stumm stehen und rührte sich nicht. Er war geradewegs in ihre Falle getappt und das wusste er auch. Er spürte die Waffe in seinen Haaren und die weibliche Stimme hinter seinem Rücken. Aber er wusste nicht, was er jetzt tun sollte. Er hatte keine Optionen mehr, sondern konnte nur abwarten und sich erschießen lassen. Doch es sollte noch schlimmer kommen! "Hat dich dein Freund vielleicht aufgehalten? Ziemlich dumm von dir, wieder jemanden mitzubringen, den wir kalt machen können.", er konnte es nicht sehen, aber wusste, dass sie wieder ihr eiskaltes Lächeln auf den Lippen hatte. Sie hatte ihn also bemerkt. Nun stand Shinichi unwissend vor der Tür und war wahrscheinlich genauso hilflos wie er jetzt. Allerdings schien sie ihn nicht als Shinichi erkannt zu haben, aber das machte ihm im Moment auch die wenigsten Sorgen. Eine andere Bemerkung traf ihn viel härter: 'jemanden kalt machen'! Bedeutete das, dass Kazuha bereits tot war? Hatten sie sie wirklich sterben lassen? Heiji fiel es schwer zu atmen, die Anspannung wurde immer größer. Hatte er dieses Spiel verloren, bevor es überhaupt angefangen hatte? Das durfte nicht sein, es durfte einfach noch nicht zu Ende sein! Er musste doch noch etwas erledigen!! "Glaubst du immer noch, dass du das Spiel beherrschst? Dir hätte klar sein müssen, dass du verlierst, bevor das Spiel überhaupt angefangen hat. Ich hatte dir ehrlich gesagt mehr zugetraut. Du enttäuscht mich, Heiji Hattori!". Da war es schon wieder. Es war, als würde sie seine Gedanken lesen. Aber eins wusste er nun sicher: sie kannten ihn! Sie kannte seinen Namen und sie wusste sicher auch, wer Kazuha für ihn war. Dieses Mal hieß es wirklich alles oder nichts. Entweder ging er hier und heute drauf oder er brachte diese Typen hinter Gitter. "Glaubst du denn wirklich, dass das Spiel denn schon vorbei ist?", fragte Heiji sie dann auf einmal, obwohl er keinen Plan hatte, wie er weiter vorgehen sollte. Er wollte Zeit schinden, so dass Shinichi Hilfe holen konnte. In einem Zug konnte man schließlich nicht so einfach eine Leiche verschwinden lassen. Auf einmal lief sein Gehirn auf Hochtouren und er versuchte, wieder die Kontrolle über die Lage zu gewinnen. Dieses Spiel war noch nicht vorbei! "Das Spiel war schon entschieden, bevor es überhaupt begonnen hat. Du bist doch nur eine unbedeutende Figur auf meinem Spielbrett, die gleich vom Feld fliegt. Es sei denn, dass du unsere Zielpersonen noch irgendwo aus dem Hut zaubern kannst.", doch damit drückte sie ihre Pistole noch fester auf Heijis Hinterkopf, so dass er sich schon nach vorne beugte. "Denkst du, ich würde sie mitnehmen?", grinste er, "Du hast meine Freundin doch bestimmt auch nicht dabei, oder?", mittlerweile tat es gut, Kazuha seine 'Freundin' zu nennen. Dieser Gedanke beruhigte ihn irgendwie. Aber auf einmal fing die Frau an, laut los zu lachen und dann nahm sie sogar die Pistole von Heijis Kopf. "Du bist eben doch ein cleveres Bürschchen. Was hast du denn jetzt vor?", fragte sie ihn hämisch. Heiji drehte sich endlich um und sah seinem Todfeind direkt ins Gesicht. Sie hatte in der Zwischenzeit ihren Hut und ihre Sonnenbrille abgenommen, so dass er in ihre Augen blicken konnte. Doch dort sah er nur Kälte und Grausamkeit. Diese Frau könnte jeden erschießen, der ihr im Weg stand, sie kannte bestimmt keine Gnade. Sie würde auf der Stelle den Abzug ihrer Waffe bedienen und Heiji eiskalt ins Jenseits schicken. "Ihr zeigt mir Kazuha und zwar lebendig und ich verrate euch, wo eure 'Zielpersonen' sich aufhalten.", antwortete Heiji schließlich und hoffte dabei ganz fest, dass sie ihm gleich sagen würde, dass Kazuha noch am Leben war! "Keine Sorge!", lächelte sie ihn an, so als ob sie genau wüsste, an was er gerade gedacht hatte, "Deine kleine Freundin lebt noch und ist bei den beiden netten Männern, denen du schon begegnet bist, gut aufgehoben. Ich werde dich zu ihr bringen, du wirst sie also sehen. Aber wenn du uns dann nicht sofort sagst, wo sich die beiden Zwerge befinden, blüht dir das gleiche Schicksal! Haben wir uns verstanden?!". Es war wirklich unheimlich, egal was sie auch sagte, sie hatte dieses eiskalte Lächeln im Gesicht. Doch Heiji war Kazuha nun einen Schritt näher gekommen, hoffte er jedenfalls. "Dann sehen wir uns also an der Endstation?", fragte Heiji dann. "Sollte ich dich vielleicht gehen lassen? Willst du deinem Freund vielleicht noch was sagen, der immer noch vor der Tür steht? Na von mir aus, aber sei in spätestens fünf Minuten wieder hier. Ich denke, mehr muss ich nicht sagen.", mit diesen Worten ging sie an Heiji vorbei und setzte sich an einen Tisch, an dem ein Sherryglas stand, dass Heiji gar nicht aufgefallen war. Wer wusste, was hier noch auf ihn lauern würde. Er musste wachsam sein, sehr wachsam!! Schließlich schloss er die Tür auf, wobei er erst jetzt bemerkte, dass sie sich mit einem Mechanismus vorhin selbst abgeschlossen hatte, als sie zufiel. Dann stand er Shinichi gegenüber. Langsam schloss er die Tür wieder hinter sich, wobei der Mechanismus einfach zu Boden viel wie ein nutzloser, gebrauchter Gegenstand, der ausgedient hatte. Heiji kam sofort zur Sache. "Sie weiß, dassde hier bist. Wir werden bis zur Endstation fahren und dann wirdse mich zu Kazuha führen. Sie sagte, dass sie noch lebte.", sagte Heiji hoffnungsvoll, "Du solltest dich also besser raushalten. Sie weiß zwar noch nich, wer du bist, aber sie würden jeden eiskalt umlegen. Also warte nachher am Bahnhof auf mich, ok?", doch Heiji wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging wieder zu dieser Frau zurück. Es kam ihm so vor, als ob er zu seiner Hinrichtung geführt wurde und sie war der Henker. Und zurück blieb ein verdutzter Shinichi, der keine Zeit für Widerworte gehabt hatte. Er musste das Ganze erst einmal verdauen. Was war denn gerade eigentlich passiert? Was wollte Heiji? Er sollte ihn allein lassen? Das kam nun wirklich nicht in Frage! Aber er wusste überhaupt nicht, was er anstellen sollte. Wie könnte er nur Heiji helfen? Er wurde also schon bemerkt, die Leute von der Organisation bekamen auch alles mit. Aber er hatte ja noch gut eine Viertelstunde Zeit, bevor der Zug im Yokohama Hauptbahnhof einfuhr. Er beschloss, die junge Frau aus dem Speisewagen aufzusuchen, vielleicht würde ihm dann noch etwas einfallen. Er hatte keine Wahl, hier konnte ihm nichts und niemand helfen. Er hoffte inständig, dass alles gut gehen würde, auch wenn die Chancen dazu mehr als schlecht standen! Heiji setzte sich der blonden Frau gegenüber, schon wieder. Es kam ihm vor wie ein unheimliches Déjà-vu, doch es passierte wirklich und es schien immer schlimmer zu werden. Doch was hatte er jetzt noch zu verlieren? Also beschloss Heiji, noch ein wenig mit ihr zu plaudern, dass schien sie ja sehr zu genießen. "Wie kommt's eigentlich, dass 'ne so talentierte und attraktive Schauspielerin wie Sie für so 'ne Organisation arbeitet?". Sie nahm noch schnell einen Schluck Sherry und setzte dann wieder ihr Lächeln auf. "Warum ist ein so cleverer Detektiv wie du so lebensmüde und naiv?", konterte sie. Heiji ignorierte ihre Frage und bohrte weiter. "Aber diese Fähigkeit is ja sehr nützlich, Sie können ihre Zielperson einfach unterwandern.", meinte er schließlich. "Danke für das Kompliment. Freut mich, dass du endlich dahinter gekommen bist.", gab sie zurück. "Was is denn daran so toll? Is doch eher ein Makel ihrer Schauspielkunst.", grinste jetzt auch Heiji. Wieder musste sie lachen. Sie schien das Gespräch wirklich zu amüsieren. "Schlagfertig, du kommst wohl langsam in Fahrt. Übrigens darfst du mich gerne Wermut nennen, so wie alle anderen auch.". Wermut war also ihr Codename, deshalb der Martini. Denn ihr Martini war eine Mischung aus Wermut und Gin. In Yokohama würden ihn bestimmt auch noch Gin und Wodka erwarten! Das war dann die endgültige Hölle. Aber er würde durchhalten, solange bis er Kazuha gerettet hätte! Doch er fragte sich, warum sie jetzt Sherry trank? Ihr ganzes Handeln enthielt Anspielungen auf etwas, doch wofür stand das Glas Sherry? Irgendwas schwebte ihm da im Hinterkopf, aber er kam einfach nicht drauf. Heiji hatte bei der Sache kein gutes Gefühl. "Willst du vielleicht auch noch etwas trinken?", fragte sie ihn, als sie bemerkte, wie er auf ihr Glas starrte. "Nein, danke. Aber könnt ich eben kurz auf die Toilette gehen?". "Natürlich. Wir können uns danach noch schön weiter unterhalten.", lächelte sie ihn immer noch an und schwenkte dabei stilvoll ihr Glas. Heiji erhob sich von seinem Platz und ging in die Toilette am Anfang des Wagons. Er brauchte Abstand, Abstand von allem. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Er würde das schon packen, koste es, was es wolle!! "What a sweet guy! It's a pity to kick him off the field!", sagte sie zu sich selbst und leerte ihr Glas Sherry. (Song: 'Scandalous' by Mis-Teeq) Kapitel 15: Endstation ---------------------- "Was willst du jetzt tun?", hörte Shinichi eine Frauenstimme zu ihm sagen. Er war besorgt und sah verträumt aus dem Fenster. Nun war er froh, dass sie hier im Zug war, denn dann fühlte er sich nicht so einsam und nicht ganz so hilflos. "Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.", antwortete er ihr leise, denn er wollte diese Worte einfach nicht wahr haben. Er hatte bis jetzt noch jeden Fall gelöst und jede Herausforderung gemeistert, warum sollte er jetzt scheitern? Es stand so viel auf dem Spiel, so viele Menschenleben waren in Gefahr! Und er konnte nur da sitzen und aus dem Fenster schauen. Diese Hilflosigkeit war einfach unerträglich. "Mach dich nicht nervös, bevor wir in Yokohama angekommen sind, passiert ihm bestimmt nichts.". "Wie kannst du nur so ruhig bleiben?", schrie Shinichi sie wieder an. Zum Glück war bis auf der Barkeeper niemand in dem Wagon. Aber er konnte nicht glauben, dass das alles einfach so an ihr vorbei ging. Erkannte sie den Ernst der Lage vielleicht nicht? Dabei müsste sie es doch am besten wissen. "Du brauchst hier nicht so rumzuschreien!", gab sie nun ernst zurück. "Du scheinst mir aber nicht zu erkennen, worum es hier geht. Menschen könnten sterben und wir sitzen hier und trinken Kaffee.". "Das ist eben nicht zu ändern. Darüber sollte man sich nicht aufregen. Du solltest die Dinge so akzeptieren, wie sie sind. Und mir ist sehr wohl bewusst, dass er sterben könnte.". "Tut mir Leid, aber ich kann das nicht akzeptieren. Diese Machtlosigkeit macht mich noch wahnsinnig!", sagte Shinichi verzweifelt und fuhr sich mit beiden Händen durch's Haar. "Wie schaffst du es nur, so ruhig zu bleiben? Verrat es mir!", flehte er sie schon regelrecht an, immer noch den Kopf gesengt über seiner Tasse Kaffee. "Ich vertraue ihm!", kam sofort ihre Antwort. Shinichi traf es wie ein Schlag. Es waren für sie ungewöhnliche Worte, doch wie konnte er das nur vergessen?! Es war doch so einfach! Natürlich vertraute er auch Heiji, er hatte es nur vergessen. Immer musste er auf alles aufpassen und die anderen beschützen, aber bei Heiji war das nicht nötig. Er war manchmal etwas zu optimistisch oder rannte in die falsche Richtung, aber irgendwie konnte er sich aus allem rausreden. Warum sollte es dieses Mal anders sein? Er war doch nicht sein Babysitter, Heiji konnte gut auf sich selbst aufpassen! Außerdem wusste er am allerbesten, worum es ging und würde bestimmt kein Risiko eingehen, jedenfalls keines, das er nicht bereit war in Kauf zu nehmen. Er würde ihn bestimmt lebendig wiedersehen, wenn sie aus dem Zug ausstiegen, er musste einfach daran glauben. "Wie dumm von mir.", nuschelte er in sich hinein, doch sie konnte es dennoch verstehen und musste grinsen. Beinahe hätte er sich von seiner momentanen Machtlosigkeit vollends entmutigen lassen, doch es war noch nicht vorbei. "Hat der große Shinichi Kudo etwa einen Fehler gemacht?", fragte sie schon fast schadenfreudig. Dieser erhob wieder seinen Kopf und blickte sie an. "Ja, du darfst dich freuen, ich habe einen Fehler gemacht, einen wirklich dummen Fehler.", nun musste er selbst lächeln. Er hätte nie gedacht, dass sie ihn mal aufbauen würde. "Aber sag mal, wie kommt es eigentlich, dass du dich so sehr auf ihn verlässt?". "Wir haben ein paar interessante Gespräche miteinander geführt. Ich kann verstehen, warum er dein Freund ist. Man kann sich auf ihn verlassen.", gab sie fest überzeugt zurück. "Das sind ja mal ganz neue Töne. Oder geht dir dein eigener Zynismus doch langsam auf die Nerven?". "Wo denkst du hin. Ich rede nur von Tatsachen.", sagte sie so lässig wie immer. "Ach Ai, du wirst dich wohl nie ändern.". "Du kannst mich jetzt ruhig bei meinem richtigen Namen nennen.". "Entschuldigung, Miss Shiho Miyano!". 'Was mach ich jetz nur?', fragte sich Heiji, der immer noch auf der Toilette in der ersten Klasse saß. Er war in diesem Wagon eingesperrt mit einer von der Organisation und die hatte es in sich! Sie war schlagfertig und vor allem eiskalt. Es gab für ihn kein Entkommen. Ob sein Plan wirklich funktionierte? Ob sie ihm glauben würden, wenn er einen falschen Aufenthaltsort von Conan und Ai angeben würde? Vielleicht würden sie ihn und Kazuha sofort erschießen, wenn er mit ihr in einem Raum war! Nein, so durfte es nicht ausgehen! Er würde sich sein Versprechen erfüllen und es ihr sagen. Vorher durfte er einfach nicht sterben. Er fühlte sich so einsam ohne sie. Er saß hier ganz alleine in der Dunkelheit. Sie war erdrückend und beängstigend. Er konnte kaum denken und ihm wurde fast schlecht, wenn er 'Wermut', wie sie sich nannte, auch nur ansah. Auf einmal widerte sie ihn an. Chris Vineyard, eine berühmte und gefeierte Schauspielerin, hatte alle hinter's Licht geführt und verraten. Solche Personen ekelten ihn einfach an. Er wollte sich nicht weiter mit ihr unterhalten. Heiji sah auf die Uhr: noch knapp 10 Minuten bis sie in Yokohama Hauptbahnhof einfahren würden. Solange konnte er schlecht auf dem Klo sitzen bleiben. Er würde wieder in die Finsternis hinaus müssen, ganz allein. Schließlich öffnete er die Toilettentür und spürte sofort wieder die Dunkelheit, die ihn umgab. Er wusste genau, dass sie wieder lächelte, weil sie wusste, dass er auf dem Weg zu ihr war und sie wusste, dass er Angst hatte. Er versuchte seine Furcht zu unterdrücken, aber selbst wenn er glaubte, sich ruhiger zu fühlen, würde sie es besser wissen. Er ging die Sitzreihen entlang, die alle vollkommen leer waren, niemand war hier und niemand würde kommen. Auf einmal spürte er eine eisige Kälte, die ihn umhüllte. Er hatte das Gefühl, dass er zitterte und seine Beine wollten sich kaum bewegen. Es war, als wollten sie ihn davon abhalten, auf seinen Sitzplatz bei ihr zurückzukehren. Aber weglaufen konnte er nicht. Also setzte er seinen Weg fort, bis er wieder vor ihr stand. "Setz dich und entspann dich noch ein wenig. Du sagtest doch, du hättest noch einen harten Tag vor dir.", lächelte sie ihn eiskalt an. Heiji lief die Angst den Nacken runter. Sie spielte noch mit ihm, das wusste er. Aber er wusste nicht, wie er die Rolle der nutzlosen Spielfigur wieder loswerden könnte. Er setzte sich wieder und versuchte, sie nicht anzusehen, doch seine Blicke trafen immer wieder ihr bedrohliches Lächeln. "Du hast mir auch noch nicht auf meine Frage von vorhin geantwortet.", fuhr sie fort. "Was für 'ne Frage?", Heiji stand völlig neben sich. Er konnte nicht verhindern, dass sie ihn weiter ausfragte. "Someone special!", sagte sie nur und steckte sich eine Zigarette an. Da fiel es ihm wieder ein. Sie hatte ihn gefragt, wen er denn suchte. Aber warum fragte sie ihn das jetzt noch? Sie wusste es doch. Wahrscheinlich wollte sie ihn nur quälen. Er suchte eine ganz besondere Person, das stimmte. Doch er würde es ihr gegenüber niemals zugeben, er würde ihr diese Worte nie sagen. Diese drei Worte waren nur für Kazuha bestimmt! Außerdem sollte sie nicht noch mehr gegen ihn in der Hand haben. Diese Schlacht würde sie verlieren. "Wie wichtig ist dieses Mädchen für dich?", meldete sie sich wieder. "Wie wichtig sie für euch is, brauch ich ja nich zu fragen!", gab er mit einem ernsten Blick zurück. Wermut zog an ihrer Zigarette und hauchte den Rauch vor Heiji aus. Doch seine blauen Augen durchdrangen selbst dieses Grau in der Luft und trafen immer noch ihr Gesicht. Sie erkannte, dass sie hier nicht weiter kam, aber das störte sie nicht im geringsten. "Na schön, wir werden es ja noch sehen.", sagte sie schließlich. Von da an saßen sich die beiden nur noch schweigend gegenüber. Das Einzige was sich bewegte, war der Rauch ihrer Zigarette, der langsam in der Luft davon schwebte. "Wir erreichen bald den Hauptbahnhof von Yokohama. Diese Linie endet dort und wir bitten Sie, sich zum Verlassen des Zuges bereit zu machen. Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Fahrt und beehren uns bald wieder!", hörten Shinichi und Shiho den Zugführer durch die Lautsprecher verkünden. Nun war es gleich so weit. Sie würden am Ziel ihrer gefährlichen Reise ankommen. "Also gut, wir werden Heiji nicht aus den Augen lassen! Wir brauchen nur einen kleinen Beweis für die Existenz der Organisation, dann verschwinden wir.", kam es von Shinichi. "Aber stell dir das nicht zu einfach vor. Wir müssen höllisch aufpassen. Am besten müssten wir uns unsichtbar machen können. Vergiss nicht, dass sie Heiji wahrscheinlich sofort um die Ecke bringen, wenn sie uns bemerken.", gab Shiho zu bedenken. "Was anderes können wir nicht machen. Wir dürfen ihn nicht alleine gehen lassen. Er hat mich als Zeugen mitgeschleppt, also werde ich meine Aufgabe auch erfüllen. Nur was wir bezeugen werden, hängt von ihm ab. Er ist auf sich allein gestellt, aber er wird Kazuha finden, da bin ich mir sicher.". "Das glaube ich auch.". Die beiden zogen ihre Jacken an und konnten bereits das Zentrum von Yokohama sehen. In wenigen Minuten würde der Zug halten und ein Wettlauf mit der Zeit würde beginnen. Es kam nur auf das richtige Timing an! Doch kleine Zweifel blieben zurück. Würden sie es wirklich schaffen können oder machten sie sich nur falsche Hoffnungen? Shinichi schaute ein letztes Mal aus dem Fenster und betrachtete die Sonne, die ihren ganzen Glanz auf diese Stadt warf und sie bis in die letzten Ecken erhellte. Dieser Anblick war wirklich wunderschön und er konnte sich nicht vorstellen, dass mitten in diesem Szenario Kazuha wahrscheinlich schwer verletzt irgendwo gefangen war, in völliger Dunkelheit. "Nun komm schon oder willst du lieber weiter träumen?", ermahnte ihn Shiho, die bereits in der Tür stand. "Ich bin ja schon da.", sagte er genervt, jetzt hörte sie sich schon fast so an wie Ran. Doch er hoffte, dass Heiji diesen Anblick auch für einen Moment genießen konnte und dass es nicht das letzte Mal sein würde, dass sie die Sonne zu Gesicht bekamen. "Hörst du es? Wir sind gleich da!", brach sie dann das Schweigen. Heiji antwortete ihr nicht. Gleich würde es sich entscheiden, wer würde dieses Spiel gewinnen? Der Stärkere, der bereits glaubt gewonnen zu haben, oder der Schwächere, der fest entschlossen war, die Ziellinie zu überqueren? Doch eines wusste Heiji, er würde diese Worte nicht mit ins Grab nehmen! Er würde Kazuha finden und es ihr sagen, selbst wenn es das Letzte sein sollte, was er sagen würde! Aber er hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt nicht damit anfangen. Sein Ziel würde es zweifelsohne sein, sie beide lebend aus dieser Situation zu bringen und auch Shinichi endlich seine ersehnte Freiheit zurück zu geben. Die beiden erhoben sich von ihren Plätzen und Wermut setzte wieder ihre Sonnenbrille und ihren Hut auf, doch ihr eiskaltes Lächeln wich nicht von ihrem Gesicht. Heiji hatte seine Jeansjacke nicht ausgezogen, weil ihm in ihrer Gegenwart einfach zu kalt war. So gingen beide durch die hintere Tür des Wagons und standen im Flur mit den Ausgangstüren. Heiji sah einige Leute auf sie zukommen, die ebenfalls an dieser Tür aussteigen wollten. Doch keiner von ihnen war so nervös wie er, aber sie wussten auch nicht, was für eine Person eigentlich neben ihnen stand. Er wurde näher an Wermut heran gedrückt, denn es kamen immer mehr Menschen aus dem anderen Wagon auf sie zu. Heiji fühlte sich plötzlich so schwach, als er da so an ihr lehnte. Er kam nicht von ihr weg und es fühlte sich an wie tausend Stiche, die ihn zu durchbohren drohten. Er schnappte nach Luft und wollte irgendwie loskommen, doch es war alles vergeblich. Er wurde schließlich bis an die Tür zur ersten Klasse zurück gedrückt und konnte dann aber endlich zumindest seinen Kopf von ihr abwenden. Er blickte nach draußen und sah die hellen Strahlen der Sonne auf die Stadt strahlen. Die Stadt sah wundervoll aus in ihrem Glanz, doch ein kleines Fleckchen Dunkelheit blieb zurück. Irgendwo in dieser Stadt war Kazuha und sie war verletzt, daran konnte auch die leuchtende Sonne nichts ändern! Doch die Sonne erinnerte ihn an ihr Lächeln und erwärmte sein Herz. Er hoffte, dass er dieses Lächeln noch einmal sehen könnte, auch wenn er das Licht der Sonne vielleicht nie wieder erblicken sollte. Auf einmal kam der Hauptbahnhof in Sicht und der Zug wurde immer langsamer. Der Bahnsteig zog mit rasender Geschwindigkeit an ihnen vorbei, bis man ihn immer deutlicher erkennen konnte. Schließlich blieb der Zug ganz stehen und die Türen öffneten sich. Die Leute strömten nach draußen und Wermut und er mit ihnen. Der Moment der Wahrheit war gekommen! <(Every time you call my name)> <(Every time I see your face)> (Song: 'Back to you' by Blue) Kapitel 16: Hoffnung und Verzweiflung ------------------------------------- Heiji und Wermut stiegen zusammen mit der strömenden Masse aus den Zug. Sie stellten sich an die Seite, bis alle Menschen an ihnen vorbei gezogen waren, darunter auch Shinichi und Shiho. Die beiden gingen in den nächsten Gang, so dass sie von Wermut nicht entdeckt werden konnten. "Ich denke, wir sollten ein Taxi nehmen.", meinte Wermut und so gingen beide in Richtung der Taxihaltestellen. Shinichi und Shiho rührten sich nicht, bis die beiden außer Sichtweite waren. Nun versuchten sie, die beiden zu verfolgen. Es war nur logisch, dass sie in Richtung Ausgang gehen würden und schließlich erblickten sie sie auch an den Taxiständen. Sie blieben dann unauffällig hinter einem Informationsschalter stehen und blätterten in verschiedenen Prospekten. Aus dem Augenwinkel beobachteten sie, wie Heiji mit dieser Frau in ein Taxi stieg. "So ein verdammter Mist! Wie sollen wir denn jetzt herausfinden, wo sie hinfahren?", fluchte Shinichi. "Überleg doch mal. Es muss ein Ort sein, an dem sie ungestört sind und an dem man sogar eine Leiche lassen könnte. Zu viele davon wird es wohl nicht geben.". "Du hast Recht. Los, wir müssen uns einen Stadtplan besorgen!" "Nehmen wir den hier.", Shiho hielt besagtes Schriftstück bereits in der Hand, welches für gewöhnlich an einer Information zu finden war und damit machten sich die beiden ebenfalls auf den Weg. Hoffentlich würden sie nicht zu spät kommen. Die Adresse, die Wermut dem Taxifahrer angegeben hatte, sagte Heiji natürlich nichts. Er konnte nur abwarten, wo sie wohl landen würden. Aber eigentlich war es ihm egal. An diesem Ort würde er Kazuha finden, das war das Einzige was zählte! Er hoffte es wenigstens. Vielleicht würde sie ihn auch einfach an ein einsames Fleckchen außerhalb der Stadt bringen und ihn dann in aller Ruhe umlegen. Diese Frau war einfach nicht zu durchschauen. Man konnte nicht erkennen, woran sie wohl dachte oder was sie als nächstes planen würde. Das machte Heiji sorgen. Er müsste improvisieren, weil er sich auf nichts einstellen könnte. Das gefiel ihm gar nicht und in so einer ernsten Situation hatte er das auch noch nie nötig gehabt. Ein Fehler und alles wäre vorbei. Doch die Fahrt sollte erst mal ruhig verlaufen. Heiji war erleichtert, dass Wermut sich nicht weiter mit ihm unterhalten wollte. Er schaute die ganze Zeit aus dem Fenster und dachte an Kazuha. Er hatte ständig ihr Gesicht vor Augen. Er konnte immer noch nicht richtig fassen, welchem Irrtum sie beide erlegen waren. Wie konnte es nur zu so einem Missverständnis kommen? Heiji konnte es einfach nicht verstehen. Kazuha wusste überhaupt nicht, wie wichtig sie ihm war. Das wollte er ändern und hoffte immer noch auf eine Chance dazu! Dieses Mal würde er nicht kneifen, er würde es ihr sagen, so dass sie es niemals vergessen würde! Das Taxi bog in paar kleine Seitenstraßen ab. Nun konnte es nicht mehr weit sein. Sie waren aber auch schon einige Zeit unterwegs gewesen. Schließlich blieb das Taxi vor einem alten Haus stehen. Es schien aus mehreren Eigentumswohnungen zu bestehen, aber auf den Klingeln waren keine Namensschilder mehr. Aber das wunderte ihn nicht: alle Fenster waren mit Holzbrettern verriegelt und die ganze Gegend schien fast unbewohnt. Ein perfekter Ort um Morde zu begehen! Heiji und Wermut stiegen aus dem Taxi und der Fahrer machte sich schnell wieder auf den Weg. Er fand es mit Sicherheit auch merkwürdig, an so einem Ort Fahrgäste abzusetzen. "Da sind wir. Gefällt es dir?", lächelte sie ihn eiskalt an. "Nette Hütte.", antwortete er nur und beide stiegen die paar Stufen zur Haustür hoch. Wermut klingelte bei einer Wohnung im Erdgeschoss und schien auf eine Reaktion zu warten. "Wer da?", es war eindeutig Wodkas Stimme zu vernehmen. "It's me.", sagte sie knapp und ihnen wurde geöffnet. Sie betraten sofort die erste Wohnung im Erdgeschoss. Aber niemand empfing sie, sondern die Tür wurde nur einen Spalt geöffnet. Beide traten ein. Es gab keinerlei Einrichtung in der langen Diele. Der Holzboden knarrte unter ihren Füßen, so dass man den Eindruck bekommen konnte, er würde jeden Moment zusammenbrechen. Wermut führte ihn in einen Raum, der von der Mitte des Flurs aus zu erreichen war. Es schien mal eine Art Wohnzimmer gewesen zu sein. Dort stand ein verstaubtes und zerfetztes Sofa in der Mitte und es hing noch ein altes Bild an der Wand. Doch die Tapete war so gut wie abgeblättert und der kleine runde Tisch in der Ecke hatte nur noch zwei Beine und lehnte an der Wand, um noch halbwegs stehen zu können. "Du darfst dich gerne setzen.", kam es von Wermut. "Nein danke, ich steh lieber.". Wermut lächelte daraufhin noch etwas mehr und verließ dann das Zimmer. Heiji sah sich noch etwas um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Da nahm Heiji auf einmal den Gestank von Zigarettenqualm war und er drehte sich um. Da stand Gin im Türrahmen und blickte ihn mit seinem einen Auge gefährlich an. "Lange nicht gesehen, du Schnüffler. Hattest du eine angenehme Fahrt?", fragte er ironisch. Heiji antwortete nicht, sondern betrachtete ihn nur weiter. "Starr mich gefälligst nicht so an, du wirst deine kleine Freundin schon noch sehen.". 'Und dann werden wir euch beiden das Licht auspusten.', dachte Heiji sich noch dazu. "Lass mich mit dem Mädchen alleine.", befahl Wermut Wodka, der auch sofort den Raum verließ. "Na Kleine, wie fühlst du dich?", fragte sie Kazuha schadenfreudig. "Ich weiß genau, dass du wach bist, man kann es erkennen, wenn man genau hinsieht. Aber der Kerl von eben ist einfach zu blöd dazu. Lass uns doch noch ein wenig plaudern. Ich habe nämlich gute Neuigkeiten für dich.". "Was denn? Dass ihr mich endlich umlegt oder was?", keuchte Kazuha. "Schön, du redest. Keine Sorge, an dir mach ich mir die Hände nicht schmutzig. Aber du kannst dich freuen, denn dein Freund ist hier. Dein süßer Detektiv!", meinte Wermut mit einem eiskalten Grinsen zu Kazuha, die ihr daraufhin direkt in die Augen sah. War das wirklich wahr? Heiji war hier? War er wirklich gekommen, um sie zu retten? Kazuha überkam eine Welle der Erleichterung, doch schnell wurde dieses wohltuende Gefühl wieder zu Angst. Jetzt war Heiji auch hier, er war in großer Gefahr! Diese Leute würden ihn umbringen und das nur ihretwegen!! "Was wollt ihr von ihm?", stöhnte sie. "Wir wollen mit ihm spielen!", antwortete Wermut, "Dir ist klar, dass du nur der Einsatz bist, aber du darfst gerne zu schauen, wie dein Freund das Spiel verliert.", damit verließ Wermut den Raum wieder und ließ Kazuha allein zurück. "Nein, du darfst ihm nichts antun. Heiji, lauf weg, bitte, lauf weg!", flüsterte sie. Und wieder rannten ihr Tränen aus den Augen. Sie durfte nicht zulassen, dass Heiji etwas passierte. Außerdem wollte sie ihm doch noch etwas sagen! Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und versuchte verzweifelt aufzustehen. Sie musste Heiji irgendwie warnen. Ihre Wunde tat höllisch weh und fast ihr ganzer Körper war schon taub vom Morphium, doch sie musste es versuchen. "Heiji, ich werde dich beschützen...!". Nun waren alle in dem Wohnzimmer versammelt. Wodka stand neben der Tür und Gin hatte sich mittlerweile zum Fenster begeben und rauchte nun dort genüsslich seine Zigarette. Wermut trat in den Raum und lächelte wieder Heiji an. "Also, deiner kleinen Freundin geht es gut, jetzt sag uns, wo unsere Zielpersonen sind.", sagte sie lässig. "Erst will ich sie sehen!", gab Heiji zurück. "Kleiner, du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen. Also überleg dir gut, was du sagst.", kam es von Gin. Doch Wermut schien das Ganze gut zu gefallen. "Warum lassen wir die beiden Turteltäubchen nicht eine Weile alleine?", schlug sie vor. In Heiji keimte Hoffnung auf. Es gehörte zwar nur zu ihrem Spiel und diente dazu, sie noch etwas zu quälen, aber das war ihm jetzt egal, wenn er nur mit ihr sprechen könnte. Doch es sollte anders kommen. "Nichts da.", sagte plötzlich Gin und zuckte seine Pistole. Es ertönte ein Schuss und Heiji schrie vor Schmerz auf und fiel auf das Sofa. "Was soll das?", fragte ihn Wermut, die aber immer noch amüsiert schien. "Hast du nicht schon genug gespielt?". "Lass mich doch. Ich finde ihn eben interessant. Oder sollte ich lieber mit dir spielen?", entgegnete sie ihm, sah ihn aber genauso eiskalt an wie Heiji. Kazuha war starr vor Angst. War das gerade eben ein Schuss gewesen? Haben sie ihn etwa schon getötet? Kazuha musste schluchzen, als sie zwanghaft versuchte, ihre Tränen zu unterdrücken. Doch es half nichts, sie musste einfach weinen. Das konnte einfach nicht sein. Heiji starb doch nicht so einfach! In Kazuhas Kopf drehte sich alles. War es nun endgültig vorbei? Würde sie ihn nie wieder sehen? Kazuha wollte es einfach nicht wahrhaben. Nun hatte sie ihre letzte Hoffnung verloren und sank wieder auf den Boden. Ihre Tränen waren das Einzige, was sie jetzt noch tröstete. Doch nun schien alles vorbei! "Ich dreh noch durch. Es gibt zwei Viertel, in dem sie sich verstecken könnten und die liegen nicht gerade nebeneinander!", verzweifelte Shinichi langsam aber sicher. "Das hier sieht größer aus, wahrscheinlich sind sie dann dort.", meinte Shiho und zeigte dabei auf die Karte. "Ich weiß nicht, wir brauchen noch mehr Informationen. Wir dürfen keinen Fehler machen, eine zweite Chance gibt es nicht. Lass uns mal jemanden fragen, was für Häuser in diesen Gegenden stehen.", schlug Shinichi vor und Shiho hatte sich schon den ersten Passanten geschnappt. Nachdem sie ihn ausgefragt hatten, war die Sache für Shinichi klar. "Gut, ich bin mir ganz sicher, sie verstecken sich in dem Viertel mit den vielen Eigentumswohnungen. Das andere kommt nicht in Frage, das ist selbst für die zu heruntergekommen. Los, wir müssen uns beeilen.", damit rief Shinichi ein Taxi heran und beide stiegen ein. Er wusste zwar nicht die genaue Adresse, aber er würde Heiji schon finden. Der Taxifahrer guckte zwar etwas perplex, als er hörte, was ihr Ziel war, aber ihm konnte es ja egal sein, wo seine Kunden hinwollten. Doch dieses Viertel war natürlich eine ungewöhnliche Wahl, besonders, da er vorhin schon zwei Leute dort hin gefahren hatte. "Sie müssen nicht zufällig zu dieser Adresse?", der Fahrer schrieb sie besser auf, um auch ganz sicher zu gehen. "Wieso?", fragte Shiho. "Ich habe vorhin schon zwei Personen darunter gefahren.". "Einen Jugendlichen und eine blonde Frau?", fragte Shinichi sofort nach. "Genau.". "Da müssen wir auch hin.", platzte es aus ihm hinaus und der Fahrer machte sich sofort auf den Weg. 'Hoffentlich kommen wir nicht zu spät! Halt durch Heiji, wir sind gleich da.' Shinichi konnte die Anspannung kaum ertragen. Bald würden sie auf die Männer in Schwarz treffen. Er wusste zwar nicht, was sie tun sollten, wenn sie dort angekommen waren, doch Hauptsache, sie würden ihn erst einmal finden. Doch hoffentlich würden er und Kazuha dann noch am Leben sein! Jetzt war er an der Reihe, Heiji beizustehen. Er durfte jetzt einfach nicht zu spät kommen! Shiho blickte derweil verträumt aus dem Fenster. Sie musste an ihre Schwester denken. 'Glaubst du, dass ich das Richtige tue?', fragte sie sie. Zum ersten Mal vertraute sie ihrem Gefühl und den Menschen, die sie umgaben. Shinichi hatte mal wieder recht gehabt und die richtige Adresse gefunden. Heiji würde bestimmt solange durchhalten, bis sie dort angekommen wären. Irgendwie fühlte sie sich gut dabei. Sie hatte das Gefühl endlich mal frei zu sein. Sie tat das, wofür sie sich entschieden hatte und sie war der Überzeugung, dass sie das Richtige tat, zum ersten Mal in ihrem Leben! Bei diesem Gedanken musste sie sogar lächeln und Shinichi schaute sie verwundert an. "Ich glaube, ich habe dich noch nie so zufrieden lächeln sehen?", meinte er. "Das kann schon sein.", sagte sie ohne ihn anzusehen. "Ich habe wohl echt was verpasst.". "Nicht nur du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen!", gab sie zurück. "Was soll das denn wieder heißen?". "Dein Freund aus Osaka weiß auch eine ganze Menge, solche Menschen wie ihn gibt es nicht viele auf der Welt.", sagte sie glücklich. "Da hast du Recht!", antwortete er noch und starrte dann wieder auf seinen Schoß. 'Deshalb müssen wir ihn auch unbedingt finden. Das hat er einfach nicht verdient, schon gar nicht, weil es alles meine Schuld ist!'. (Song: 'Impossible' by Liberty X) Kapitel 17: Wieder vereint -------------------------- Kazuha lag weinend auf dem Boden. Ihre Augen waren schon fast durchsichtig. Sie hatte all ihre Hoffnungen auf einen Schlag verloren. Sie hatten Heiji erschossen, nur weil er SIE retten wollte. Er war nicht bei seiner Freundin gewesen, sondern kam her um sie zu befreien. Sie hatte wohl wieder überreagiert und es war wirklich nur eine Bekannte! Sie war ihm also doch wichtig. Doch darüber konnte sich Kazuha nicht mehr freuen. Nun war Heiji tot und sie würde ihn nie wiedersehen. Sie könnte ihm nicht mehr erzählen, was sie für ihn empfand! „Na, Kleiner. Willst uns jetzt sagen, was wir wissen wollen?“, wandte sich Wermut an Heiji. Heiji lag immer noch mit schmerzverzehrtem Gesicht auf dem Sofa und hielt sich das Bein. Gin hatte ihm aus heiterem Himmel eine Kugel in den linken Oberschenkel verpasst. Sein Bein schmerzte wie verrückt und er musste sich zusammenreißen, um noch einen vernünftigen Ton rauszubekommen. „Und was ist, wenn ich es tue. Erschießt ihr mich dann?“, keuchte er leise. „Wenn du es nicht sagst, schieß ich dir ein Loch in den Magen und seh dir langsam beim Sterben zu!“, entgegnete Gin eiskalt und hielt seine Waffe immer noch auf Heiji gerichtet. „Rede lieber, wir kriegen sowieso raus, wo sich deine Freunde verstecken.“, schaltete sich nun Wodka in das Gespräch ein. Heiji blickte zu Wermut, die ihn immer noch eiskalt anschaute. Ihr gefiel der Verlauf ihres krankes Spiels und genoss es richtig, Menschen leiden zu sehen. „Also gut. Die beiden sind bei mir in Osaka. Versucht ruhig, an der Polizei vorbeizukommen, mein Vater wird euch schon aufhalten.“, sagte er schließlich. „Glaubst du wirklich, dass der Polizeichef von Osaka uns aufhalten könnte?!“, lachte Wodka. „Du bist wirklich dümmer, als ich angenommen hatte. Jetzt muss wohl deine ganze Familie dran glauben.“, kam es von Gin. Heiji biss die Zähne zusammen. Der Schmerz in seinem Bein wurde immer schlimmer, aber wenigstens schien er Shinichi und Ai erst mal in Sicherheit zu wiegen. Allerdings schienen sie auch alles über ihn zu wissen, was seine Geschichte aber wenigstens glaubhaft erscheinen ließ. „Kann ich jetz meine Freundin sehen?“. „Das hast du dir so gedacht. Du kommst hier nicht mehr lebend raus.“, Gin zielte jetzt direkt auf sein Herz, „Aber wegen deiner freundlichen Information werde ich dich sofort kalt machen.“. Heiji schluckte. Das war’s dann wohl. Es sollte einfach nicht sein. Jetzt würde er sein Geständnis mit ins Grab nehmen. Irgendwie war es doch nicht so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er hoffte nur, dass Shinichi diese Typen aufhielt, bevor sie in Osaka in Unwesen treiben würden. Er wollte seine Eltern nicht ans Messer liefern, aber eine glaubwürdigere Geschichte war ihm nicht eingefallen. Außerdem hoffte er, dass er Kazuha nicht in diesem Missverständnis weiterleben ließ, falls sie sie nicht auch schon getötet hatten. Er hätte nicht gedacht, dass es so enden würde. „Warte!“, befahl ihm Wermut. „Was ist denn noch!“, fragte Gin sie genervt. „Überlass ihn mir.“, lächelte sie Gin an und dieser nahm seine Waffe runter. „Na meinetwegen.“, nuschelte er mit seiner Zigarette, „Aber mach’s nicht zu lange.“. „Los, komm auf die Beine.“, sagte sie nun zu Heiji. Die hatte gut reden, sie hatte schließlich keine Kugel im Bein. Heiji stützte sich mit beiden Armen auf dem Sofa ab, das war leider extrem weich und gab zu viel nach. Er kam einfach nicht hoch. Da reichte ihm Wermut auf einmal ihre Hand. Heiji wunderte sich und wollte die Hand nicht annehmen, denn sie lächelte ihn immer noch so unheimlich an. Aber er hatte keine Wahl. Also ergriff er sie und wurde von ihr nach oben gezogen. Vermutlich trug sie genau für solche Fälle immer Handschuhe. „Meine Schulter leih ich dir aber nicht. Nach drüben kommst du auch alleine.“. Was hatte sie nur vor? Wollte sie allein mit ihm sein und ihn dann erschießen? Hatte sie vielleicht eine so ekelhafte Methode drauf, dass keiner zusehen wollte? Aber sie hatte ihn wohl so gern, dass sie ihr Spielzeug lieber selbst entsorgte. Heiji versuchte ihr hinterher zu humpeln, aber selbst das Springen tat weh. Heiji musste eine Pause einlegen, als er endlich den Türrahmen erreicht hatte. Er keuchte ziemlich viel, aber Wermut schien das Ganze vorzüglich zu amüsieren. Gin hatte sich in der Zwischenzeit wieder dem Fenster zugewandt und rauchte weiter an seiner Zigarette. Was würde wohl in dem hintersten Zimmer auf ihn warten, vor dem sich Wermut gerade positioniert hatte? Wenn er es bis darunter schaffte, würde er es wissen. „So, da wären wir.“, verkündete der Taxifahrer und Shinichi und Shiho stiegen vor dem heruntergekommenen Gebäude aus. Shinichi bezahlte den Fahrer, der auch sofort wieder auf’s Gas ging und um die nächste Ecke brauste. Er kam wirklich nicht gerne hierher. Aber als die beiden sich umsahen, konnten sie seine Reaktion durchaus verstehen. Hier sah es wirklich schrecklich aus. „So, in diesem Haus hält sich also die Organisation auf. Und was machen wir jetzt?“, fragte Shiho. „Wir rufen erst einmal die Polizei an.“, erwiderte Shinichi und holte sein Handy hervor. Er erklärte der Polizei, was für Leute sich hier aufhielten und dass sie Geiseln bei sich hätten. Der Polizeibeamte, mit dem er sprach, klang nicht sehr überzeugt von der Geschichte und sagte nur, dass er einen Einsatzwagen vorbei schicken würde. Wütend beendete Shinichi das Gespräch. „Und, was sagen Sie?“, wollte Shiho sofort wissen. „Sie schicken nur eine Streife her. Die werden doch sofort umgelegt, wenn sie hier ankommen.“, meinte Shinichi, der immer noch sauer war. „Sieht schlecht aus, was nun?“. „Wir müssen selbst reingehen. Du hattest doch gesagt, dass du Waffen in den Zug geschmuggelt hast. Jetzt ist die Zeit dafür.“. „Du willst doch wohl nicht alleine da rein gehen?“, fragte sie ihn perplex, vermischt mit Angst. „Wir können unter diesen Umständen nicht auf diesen einen Polizeiwagen warten. Du kannst gerne hier draußen warten, aber gib mir bitte eine Waffe.“, sagte er zu ihr, auch wenn es schon fast wie ein Befehl klang. Zögerlich und mit zitternder Hand holte sie eine Pistole aus ihrer Tasche und übergab sie ihm. „Kannst du denn überhaupt mit sowas umgehen?“. „Keine Sorge, ich bin ein sehr guter Schütze. Willst du nun mitkommen oder nicht?“, fragte er sie noch. Doch Shiho blickte nur auf den Boden und konnte nichts sagen. Shinichi fasste das als ein ‘nein’ auf und entsicherte die Waffe. Er stieg die paar Stufen zum Eingang hoch und öffnete die Haustür. Er blickte noch ein letztes Mal zu Shiho hinunter, die ihren Kopf immer noch gesenkt hielt. Wer könnte ihr dieses Verhalten verübeln. Schließlich betrat er entschlossen das Gebäude. Warum konnte sie sich auf einmal nicht bewegen? Shiho war starr vor Angst und konnte nur weiter auf den verdreckten Asphalt starren. Jetzt wo es ernst wurde, ließ sie ihre Freunde im Stich. Sie konnte es nicht ändern, sie konnte sich einfach nicht bewegen. Sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite und betrachtete nun ihr Spiegelbild in einer Pfütze. Sie sah jämmerlich aus, so wie sie da so stand. Es war wirklich ein Armutszeugnis. Sie musste handeln, jetzt oder nie. Plötzlich sah sie nicht mehr ihr Gesicht im Wasser, sondern das ihrer Schwester. Sie lächelte sie mit entschlossenen Augen an. Akemi war immer so stark gewesen und hatte sich sogar der Organisation widersetzt. Sie hätte keinen Moment gezögert in dieses Gebäude zu gehen. Shiho musste lächeln. Wenn sie schon sterben sollte, dann wenigstens für eine gute Sache, für diese Sache. „Schwester, vielleicht sehen wir uns bald wieder.“, flüsterte sie. Dann griff sie in ihre Tasche und holte eine zweite Pistole hervor. Sie betrachtete das schwarze Metall einen Moment lang und entsicherte die Waffe dann. Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, so etwas jemals wieder zu benutzen, doch eine andere Möglichkeit gab es nicht gegen diese Leute vorzugehen. Sie stieg ebenfalls die Stufen zur Eingangstür hoch und hatte ihre Hand fest um die Klinke gelegt. Sie würde ihren Freunden beistehen, sie würde nicht mehr feige weglaufen und sich verstecken. Das versprach sie sich selbst! Shinichi stand immer noch vor der ersten Wohnungstür des Gebäudes. Sie wies eindeutig Spuren auf, dass diese Wohnung vor kurzer Zeit betreten wurde. Doch aus irgendeinem Grund traute er sich auf einmal nicht, sie zu öffnen. Nun spürte auch er die Angst, die wahrscheinlich auch Shiho erschütterte. Doch er musste Heiji einfach helfen, das war er ihm mehr als schuldig! Er legte seine Hand auf den Türknauf. Er brauchte ihn nur noch umzudrehen und die Tür würde sich öffnen. Er atmete noch einmal tief durch. Dann trat er ein. Heiji war gerade mit letzter Kraft im hinteren Zimmer verschwunden. Wermut schloss die Tür hinter ihm und er sank vor der geschlossenen Tür auf den Boden und traute seinen Augen nicht. „Ein schöner Anblick, nicht wahr.“, er nahm Wermuts Worte kaum wahr. Dort auf dem Boden vor ihm lag Kazuha. Er wusste nicht, ob sie noch lebte, denn er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Doch eine riesige Erleichterung überkam ihn, weil einfach nur ihre Anwesenheit beruhigend wirkte. Er konnte es kaum glauben, warum hatte sie ihn hergebracht? Wohl kaum, um ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen! Doch das war ihm egal, Hauptsache, er war nun endlich bei ihr. „Kazuha!“, hustete er leise. Kazuha spürte ihren Namen im Ohr, konnte aber nicht ausmachen, woher die Stimme kam. Aber sie kam ihr irgendwie bekannt vor. Es war so dunkel um sie herum, aber der Klang der Stimme schien den Raum zu erhellen. „Kazuha!!“, ertönte es erneut. Woher kannte sie diese Stimme nur. Kazuha stöhnte, als sie versuchte, wieder etwas zu erkennen. Sie spürte wieder den schmutzigen Boden unter ihrem Gesicht und konnte einen Teil der heruntergekommenen Wand sehen. Das Stöhnen zeigte Heiji, dass Kazuha noch am Leben war. Noch nie war er so erleichtert gewesen wie in diesem Moment. Sie hatten ihr Wort gehalten, aus welchem Grund auch immer. „Kazuha, ich bin’s.“, sagte er dann leise zu ihr. Kazuha öffnete nun wieder vollständig ihre Augen und versuchte endlich die Quelle dieser wunderbaren Stimme ausfindig zu machen. Sie drehte ihren Kopf ein wenig, so dass ihr Zopf wieder ihren Rücken hinunter fiel. Dann fiel ihr Blick auf die Tür des Raumes und Tränen stiegen ihr in die Augen. Diesen Anblick würde sie wohl nie mehr vergessen. Dort saß Heiji und er lebte. Er warf ihr an sanftes Grinsen zu, so wie er es immer tat, als ob nie etwas passiert wäre. Auf einmal spürte Kazuha keinen Schmerz mehr und fühlte neue Hoffnung. Sie hatte Wermut, die mittlerweile hinter ihr stand, nicht bemerkt. Diese belächelte das Szenario nur immer noch kalt an. Worauf sie wohl wartete? Was hatte sie nur vor? Aber Heiji musste weitergrinsen, weil er froh war, dass Kazuha noch lebendig war und ihn sanft mit ihrem schönen Augen ansah. Sie wirkte sehr schwach und sie weinte, aber auf einmal erschien sie Heiji so wunderschön. Er vergas fast völlig, dass Wermut noch im Raum stand und all seine Fragen schienen zu verschwinden. Jetzt war alles egal. Es gab nur noch sie und ihn. Er würde es ihr endlich sagen können! (Song: ‘Flying without Wings’ by Westlife) Kapitel 18: Komm zurück ----------------------- Wermuts eiskalter Blick überschattete den Raum und sie schien in der Dunkelheit zu verschwinden. Heiji und Kazuha bemerkten nicht ihre bedrohliche Anwesenheit... Shinichi ging den morschen Flur langsam und vorsichtig an der Wand entlang, denn er wollte schließlich nicht auf sich aufmerksam machen und so quietschte der Boden nicht. Irgendwo hier waren sie und warteten nur auf ihn. Normalerweise konnte er mit einer Waffe umgehen, doch auf einmal zitterte seine Hand und er hatte das Gefühl, als hätte er zum ersten Mal eine Pistole bei sich. Er stand nun neben dem Wohnzimmer und konnte den ekelhaften Gestank von Zigarettenqualm wahrnehmen. Es wurde nicht geredet, dennoch wusste er, dass jemand in dem Raum war und er konnte sich auch denken, wer es war: Gin! Denn er war starker Raucher und redete nur das nötigste. Außerdem könnte Shinichi davon ausgehen, dass sich dann auch Wodka in dem Raum aufhalten würde. Aber würde Heiji auch dort sein oder Kazuha? Shinichi wusste nicht, was er tun sollte, er wusste es einfach nicht... „Wie lange willst du da noch vor der Tür stehen?“, hörte Shinichi jemanden nuscheln. Es war eindeutig Gins rauchige Stimme, die aus seinem Mund kam, in der er gerade eine Zigarette rauchte. Sie hatten ihn also schon bemerkt, auf den Überraschungsmoment könnte er also nicht mehr setzen. Hätte er dann überhaupt noch eine Chance? Wahrscheinlich hatte einer der beiden bereits seine Waffe auf den Eingang gerichtet und würde sofort schießen, wenn Shinichi sich in die Türöffnung drehte. „Wann hörst du endlich auf zu rauchen?!“, gab Shinichi dann so ruhig wie möglich zurück. Er musste Zeit gewinnen und würde versuchen, die beiden in den Flur zu locken. Shinichi ging wieder ein paar Schritte zurück und bewegte sich in Richtung Ausgang. „Du hast es so gewollt.“, gab Gin leise von sich und drückte seine Zigarette auf der Fensterbank aus. Er ließ Wodka links liegen, der sich brav aus der Sache raushielt, und ging in Richtung Flur mit seiner Waffe in der Hand. „Ich habe dich endlich gefunden.“, kam es von einem erschöpften Heiji. „Das wurde aber auch Zeit.“, schluckte Kazuha. Sie hatte auch immer was zu meckern, doch dieses Mal war Heiji überglücklich, solche Worte von ihr zu hören. Er kroch zu ihr rüber und berührte ihre Tränen, die ihre Wangen hinunterrannen. „Es tut mir alles so Leid...“, begann Heiji, als ihm ebenfalls langsam Tränen das Gesicht herunterliefen und auf den dreckigen Holzboden tropften. Kazuha schloss ihre Augen und wollte nur noch seine Berührung auf sich wirken lassen. „Es war alles ein großes Missverständnis, Ran hat Conan alles erzählt...“, Heiji musste Luft holen, denn seine Stimme drohte zu versagen, „Ich habe keine Freundin in Tokio, ich war wegen Conan dort, denn er...“. Heiji wusste nicht, ob er nun ehrlich zu ihr sein sollte. Sie kannte nun die Organisation und Heiji wusste nicht, wie sie hier wieder lebend rauskommen sollten, dennoch konnte er es ihr irgendwie nicht sagen. Nicht einmal jetzt konnte er ehrlich zu ihr sein... Außerdem wurde der Raum immer noch von einer bedrohlichen Kälte durchflutet. Gin blieb im Türrahmen stehen und Shinichi konnte seinen Schatten im Flur sehen. Wie sollte er da nur wieder rauskommen? Gin war eindeutig in der günstigeren Position! Sollte es das etwa schon gewesen sein... „Sprich dein letztes Wort!“, hallte Gins Stimme durch den Flur und ein Schuss folgte ihr. Shinichis Waffe fiel zu Boden und er sank auf die Knie, neben ihm eine Pfütze seines eigenen Blutes, welches langsam auf den Boden tropfte. Gin hatte ihm in die Schulter geschossen und nun war sein rechter Arm nutzlos. Jetzt war alles aus, er könnte Heiji nicht mehr helfen und er würde jeden Moment durch die Hand der schwarzen Organisation sterben. Da ging plötzlich hinter ihm die Tür auf. Shiho tauchte wie aus dem Nichts auf und hielt eine Waffe auf Gin gerichtet. „Sherry?!“, sagte dieser mit funkelnden Augen. „Lass die Waffe fallen!“, gab sie kalt zurück. Bei diesem Ton lief es Shinichi eiskalt den Rücken runter. Das war er gar nicht von ihr gewohnt, ob sie wohl früher mal so gewesen war? Er wagte es kaum, sich zu ihr umzudrehen, also starrte er weiter auf Gin und war gespannt, wie dieser nun reagieren würde. „Du schießt nicht auf mich, dass traust du dich doch gar nicht, meine kleine Sherry.“, erwiderte Gin und lud seine Waffe nach. „Sei dir da nicht so sicher.“. Sie hatte ihn voll im Visier, bei diesem Duell würde es nur auf Geschwindigkeit ankommen! „Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet...“, sagte Gin und schoss... Doch Shiho kannte alle seine Tricks. Sie bewegte den Kopf nur ein paar Zentimeter zur Seite und die Kugel flog in an ihr vorbei. In dieser Zeit hatte sie selbst einen Schuss abgegeben. „Du elendes Miststück...“, hörte man Gin noch sagen, bevor seine Waffe auf den Boden fiel und sein Körper ihr kurz darauf folgte. Wodka sah seinen Partner tot zu Boden gehen und zog nun ebenfalls seine Waffe. Doch noch bevor er ganz im Flur stand, hatte Shiho noch einen Schuss abgegeben und Wodka landete leblos auf seinem Kollegen. Es war genauso gelaufen, wie die Organisation es immer wollte: schnell und präzise! Shinichi kniete immer noch am Boden und war einfach nur sprachlos. „Shiho...“, stotterte er. „Ich habe dir doch immer gesagt, dass in mir schwarzes Blut fließt...“, gab sie in einem traurigen Ton zurück und senkte ihre Waffe. Heiji und Kazuha hörten die Schüsse und sahen auf. Heiji richtete sich auf die Knie und wollte gerade nach der Türklinke greifen, als er erneut eine Waffe an seinem Kopf spürte. Wermut war schnell zur Tür geschritten und hatte bereits ihre eine Hand an der Klinke und mit der anderen hielt sie Heiji die Pistole an den Kopf. Er nahm seine Hand wieder zurück und blickte nur die Tür an. War Shinichi etwa hergekommen? Hatten sie ihn erschossen? Aber warum waren es zwei Schüsse? Heiji bekam Panik, nicht auch noch Shinichi! Dann öffnete Wermut die Tür und sah Shinichi vor dem Eingang knien und hinter ihm stand die lang gesuchte Verräterin. Ihr Lächeln wurde immer kälter und vergnügter, sie hätte sich das Ganze nicht so einfach vorgestellt! „Wir haben wohl ein Ungezieferproblem.“, rief sie dann durch den Flur und die Blicke der beiden bewegten sich zum Ende des Ganges. Shiho wurde nun von der Angst gefasst, denn sie konnte dieses kalte Lächeln einfach nicht vergessen. Shinichi konnte spüren, wie sie begann zu zittern. War das die Frau, vor der sie so große Angst hatte? „Ihr nehmt mir wirklich die Arbeit ab, indem ihr hierher gekommen seid.“, sagte sie auf ihre Weise freudig. „Zuerst eliminieren wir unser misslungenes Experiment!“. Sie zielte auf Shinichi und drückte ab... Die Kugel schien in Zeitlupe zu fliegen. Tausend Gedanken jagten durch Shihos Kopf und durchdrangen die Angst und die Dunkelheit. Wieder fielen ihr die Worte ihrer Schwester ein, ‘Kämpfe dafür, woran du glaubst!’!! Schließlich traf die Kugel das Ziel und Shinichi konnte das viele Blut auf seiner Kleidung sehen. Dann blickte er kurz zu Wermut und sah ihr arrogantes, widerwärtiges Lächeln. Diese Frau war einfach nur kalt und grausam... Dann fiel ein Körper in seine Arme und er wurde von Shiho angeblickt. „Shiho, warum hast du das getan?“, schluchzte er. Shinichi war den Tränen nahe. Shiho lag in seinem heilen Arm und schaute ihm ins Gesicht. Die Kugel hatte ihre Brust getroffen und sie war blutüberströmt. Shinichi konnte es einfach nicht fassen. Shiho hatte sich tatsächlich vor ihn geworfen und die Kugel, die eigentlich für ihn bestimmt war, abgefangen. Sie hatte doch sonst immer so viel Angst und er hatte ihr versprochen, dass er sie beschützen würde... Warum nur war er so hilflos, warum konnte er niemanden retten?! „Ich glaube an dich... Shinichi Kudo!“, damit hauchte sie ihren letzten Atemzug aus... Tränen des Leidens fielen auf ihr lebloses Gesicht. „Nein, du darfst nicht sterben, bitte sag etwas...“, brachte Shinichi noch hervor. Er hatte auf ganzer Linie versagt. Da lag sie nun, tot in seinen Armen, und es war alles seine Schuld! „Keine Angst, sie wird nicht lange allein sein!“, hörte man nun wieder Wermuts Stimme, die ihre Waffe direkt auf Shinichis Kopf richtete. „Nein...“, hörte sie es auf einmal neben sich. Heiji hatte genug gesehen, diese Frau musste aufgehalten werden! Mit aller Kraft, die er noch hatte, stieß er ihr mit der Faust in die Seite. Wermut musste sich krümmen und konnte nicht mehr auf Shinichi zielen. „Shinichi!!“, rief Heiji mit voller Stimme seinem Freund zu. Heiji, er war noch am Leben, es war noch nicht vorbei! Er musste jetzt handeln! Shiho glaubte schließlich an ihn, Heiji glaubte an ihn, er durfte jetzt nicht einfach aufgeben! Shinichi legte Shiho auf den Boden und griff entschlossen mit der linken Hand nach ihrer Waffe. Er war zwar Rechtshänder, aber es musste einfach so gehen! Wermut sah ihn nach der Pistole greifen und noch bevor er sie aufheben konnte, war sie wieder auf den Beinen und zum Schuss bereit. „Keine Bewegung oder dein Freund hier ist der nächste!“, sagte sie zu ihm und hielt Heiji den Auslauf direkt zwischen die Augen. Shinichi hielt inne, er war einfach zu langsam gewesen. Nun konnte auch Heiji nichts mehr tun. Er ballte seine Hände zu Fäusten aus lauter Hilflosigkeit. Ihm musste doch noch ein Ausweg einfallen... „Du willst doch nur mich, lass ihn in Ruhe!“, entgegnete Shinichi dann. „Da irrst du dich. Dein Freund lebt nur noch, weil ich sein nettes Gespräch mit seiner Freundin noch hören wollte, bevor die beiden auch dran glauben müssen.“, gab sie kalt zurück. Sie hatte also von Anfang vor, sie wirklich alle umzubringen. Jetzt war wirklich alles aus, was könnten sie jetzt noch tun? Da bemerkte Heiji, dass Wermut einzig und allein auf Shinichi fixiert zu sein schien. Er musste es einfach versuchen... Heiji griff nach ihrem Arm und versuchte die Waffe von sich abzuwenden. Wermut sah ihn überrascht an, mit so viel Widerstand hatte sie nicht gerechnet. Mit ihrer linken Faust schlug sie Heiji dann direkt ins Gesicht und dieser fiel mitsamt ihrer Waffe vor Kazuha auf den Boden. Shinichi nutzte die Gunst der Stunde und brachte nun endlich die Waffe an sich und zielte auf Wermut. Doch als er gerade schoss, knallte sie die Tür zu und die Kugel wurde dadurch so minimal abgelenkt, dass sie Wermut doch noch um Millimeter verfehlte. Das Ergebnis war nur ein Riss in ihrer Bluse. Dann schien alles ganz schnell zu gehen. Heiji lag benommen am Boden... Shinichi ging den Flur entlang und kam dem Zimmer immer näher... Kazuha nahm sich zusammen und wollte nach Wermuts Waffe greifen... „Nichts da Schätzchen!“, hielt sie Kazuha jedoch auf, sie war einfach zu schnell. Dann packte sie sie an der Kehle und zwang Kazuha dazu, direkt in ihre Augen zu blicken. Dort konnte man wirklich nur Kälte und Grausamkeit entdecken. Heiji versuchte sich zu orientieren. Er würde Kazuha beschützen, diese Frau würde ihr nichts antun! Er war nun so weit gekommen, Shiho hatte sich geopfert, zwei der schwarzen Männer waren tot...aber Kazuha würde sie nicht bekommen! Wermut nahm ihre Waffe wieder an sich und hielt sie der knienden Kazuha unters Kinn. Heiji sah die beiden Frauen vor einander am Boden sitzen, doch dann erhob sich Wermut und grinste bedrohlicher als jemals zuvor! Heiji ahnte, was als nächstes geschehen würde... „Ich freu mich schon auf sein leidendes Gesicht!“, sagte sie dann zu Kazuha. Wermut richtete erneut ihre Waffe aus... Heiji reagierte instinktiv... Ein weiterer Schuss ertönte durch das Haus... Die Tür flog plötzlich auf... Shinichi sah alles vor sich, die ganze grausame Szene. Er zögerte nicht mehr, sondern feuerte eine Kugel auf Wermut ab. Diese hatte keine Chance, darauf zu reagieren und man hörte nur noch, wie sie ihre Waffe fallen ließ und danach zu Boden glitt. „Du wirst niemandem mehr schaden.“, sagte Shinichi abfällig zu ihr. „Glaubst du, dass es damit beendet ist?“, stöhnte sie und hielt sich die Hüfte. „Vielleicht nicht. Aber so sind wir der Wahrheit wenigstens ein kleines Stück näher gekommen.“, gab er nun traurig zurück. Wermut würde ihre gerechte Strafe bekommen, doch das würde all ihre Taten nicht ungeschehen machen können. Es war nur ein geringer Trost, sie besiegt an der Wand lehnend zu sehen... Währenddessen betrat Professor Agasa Heijis Gästezimmer und wollte gerade aufräumen, als er einen verschlossenen Brief auf dem Schreibtisch liegen sah. Auf dem Umschlag stand keine Adresse, sonder nur ein Name: Kazuha Der Professor bekam mit einem Mal ein sehr beunruhigendes Gefühl... „Heiji... bitte Heiji, sag doch was!“, flehte Kazuha unter Tränen. Heiji lag blutüberströmt in ihren Armen. Er hatte sich zwischen sie und Wermut geworfen, als diese auf sie geschossen hatte. Die Kugel hatte ihn voll erwischt. „Was denn, du weinst ja schon wieder!“, sagte er, als er seine Augen öffnete. „Na und, lass mich doch...“, schluchzte sie. „Ich würd dich aber lieber lächeln sehen...“, hustete Heiji. Kazuha zwang sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, jedoch rannten ihre Tränen weiter unaufhaltsam über ihre Wangen. „Es tut mir Leid, dass ich dir nich vertraut hab.“, heulte sie, „Ich muss dir unbedingt etwas sagen, etwas, dass ich dir schon viel früher hätte sagen sollen... Es ist alles meine Schuld!“. „Das ist doch Unsinn, ich hätte von Anfang an ehrlich zu dir sein sollen...ich... muss dir nämlich auch etwas sagen...“, keuchte Heiji. Kazuha versuchte sich zu sammeln, damit er es auch auf jeden Fall verstehen würde. Sie wollte dabei nicht heulen. Mit ihrer freien Hand versuchte Kazuha, sich die Tränen so gut es ging, aus dem Gesicht zu wischen und für Heiji glücklich zu lächeln. „Heiji... ich liebe dich!“, die Worte erklangen laut und deutlich durch den ganzen Raum. „Ich liebe dich auch... Kazuha!“, erwiderte Heiji unter Freudentränen. Dies war der glücklichste Moment in seinem Leben! Auch Kazuha konnte seinen Worten kaum glauben. Wie hatte sie ihm nur eine Affäre unterstellen können?! Sie hatte die ganze Zeit Angst davor gehabt, es ihm zu sagen, dabei war es ganz einfach gewesen. Dann legte er seinen Arm in ihren Nacken, zog sie sanft zu sich und küsste sie. Kazuha streichelte dabei über sein Gesicht und erwiderte den Kuss. Dieses Gefühl würde sie für immer in ihrem Herzen tragen, denn es war kein Traum, sondern die Wirklichkeit! Aber auch eine bittere Wirklichkeit. Nach einem weiteren Moment glitt sein Arm an ihrer Schulter hinab und sie konnte seinen Atem nicht mehr spüren, der noch einen Augenblick zuvor durch ihren Körper gedrungen war. „Heiji?“, kam es kaum hörbar von Kazuha. Sie betrachtete ihn einen Augenblick lang: er lag einfach nur da und hatte seine Augen geschlossen. Endlich hatte sie es ihm gesagt und er hatte ihr sogar ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt. Doch nun... „KOMM ZURÜCK!!!“, schrie sie voller Verzweiflung und unter heißen Tränen, bis sie keine Luft mehr hatte. Sie legte ihren Kopf auf Heijis Gesicht und wiederholte diese beiden Worte immer und immer wieder... Heiji war tot und Shinichi konnte nur da stehen und alles unter Schmerzen mit ansehen... (Song: ‘Soledad’ by Westlife) Kapitel 19: der Abschiedbrief ----------------------------- Irgendwann traf die Polizei am Ort des Verbrechens ein. Shinichi wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch ihm kam es nur wie Sekunden vor. Kazuha kniete immer noch am Boden und hielt Heiji in ihren Armen. Männer versuchten sie von seiner Leiche wegzuzerren, doch sie wollte nicht gehen, sie wollte ihn nicht verlassen. Aber sie hatte kaum noch Kraft sich zu wehren, so wurden die beiden schließlich von einander getrennt. Shinichi blickte durch den Flur. Zwei Männer kümmerten sich ebenfalls um Shihos leblosen Körper. Am liebsten hätte Shinichi auch losgeheult und vor Wut lauthals geschrieen, dass sie sie alle doch in Ruhe lassen sollten, aber irgendwie konnte er es nicht. Es erschien ihm alles so unwirklich zu sein, er sah diese ganzen Bilder vor sich, doch sie schienen ihn nicht wirklich zu erreichen. Dann wurden auch die Leichen von Gin und Wodka abtransportiert und Wermut wurde verhaftet, sie ging mit einem eiskalten Lächeln auf den Lippen. Für einen kurzen Moment fragte er sich, woher auf einmal so viele Polizisten und der Krankenwagen herkamen, doch eigentlich war es ihm egal. Irgendwann wurde Shinichi von einem der Polizisten angesprochen, er konnte nicht hören, was dieser sagte, aber der Mann brachte ihn und Kazuha nach draußen und in einen Krankenwagen. Es gab ein Verhör, Heijis und Kazuhas Eltern wurden benachrichtigt und Shinichi rief irgendwann Professor Agasa an. Dieser war hörbar betrübt, bat ihn und Kazuha aber, noch einmal bei ihm vorbei zu schauen. Kazuha erklärte sich dazu bereit, Shinichi zu begleiten, sobald sie wieder auf den Beinen war. Während der Fahrt sprachen sie kein einziges Wort miteinander, denn Kazuha stand immer noch unter Schock und wirkte einfach nur abwesend, während Shinichi von Erinnerungen überflutet wurde. Er dachte an die Hinfahrt nach Yokohama, seine Fahrt mit Heiji. Er machte sich immer noch Vorwürfe. Hätte er Heiji doch nur nie angerufen und ihn um Hilfe gebeten! Kazuha wusste immer noch nicht, was das für Leute waren, die ihr das angetan hatten, sie wusste nicht, warum Heiji in Tokio war, aber sie war auch überhaupt nicht ansprechbar, also würde er es ihr auch nicht erklären können, jedenfalls noch nicht. Und was würde Ran wohl sagen? Endlich war er wieder Shinichi, aber er musste Ran von Heijis Tod erzählen und was sollte er über Conan sagen? So viele Gedanken quälten ihn und er fand für keinen eine Lösung. Was der Professor ihnen wohl so wichtiges sagen wollte? Hoffentlich hätte er nicht noch mehr schlechte Nachrichten, denn es war schon merkwürdig, dass er auch Kazuha sehen wollte. So verging die Fahrt und irgendwann kamen sie in Tokio an, wo der Professor sie bereits erwartete. Auch der Weg zu ihm nach Hause verlief schweigend und die Trauer war einfach nur erdrückend. So viele Menschen gingen an ihnen vorbei, die einfach nur glücklich waren und mit ihren ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen hatten. Wie beneidenswert... Schließlich kamen sie an ihrem Ziel an und Shinichi setzte sich in die Küche, in der er sich noch vor gar nicht so langer Zeit mit Heiji unterhalten hatte. Der Professor brachte Kazuha nach oben in Heijis Zimmer und kam dann allein wieder runter. „Was haben Sie dort gefunden?“, fragte Shinichi. „Heiji hatte vor eurer Abreise noch einen Brief geschrieben, er lag auf dem Schreibtisch und Kazuhas Name steht drauf.“, antwortete er. „Ich kann es immer noch nicht glauben...“. Shinichi antwortete nichts, er wusste schließlich genau, was der Professor meinte. „Ich habe nicht einmal bemerkt, wie Ai das Haus verlassen hat. Erst später habe ich ihre Nachricht gefunden. Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich sie nie wiedersehen würde. Ich hätte sie gerne als Shiho kennen gelernt.“, bedauerte der Professor. „Sie hätten sie gemocht.“, gab Shinichi zurück. Er konnte dem Professor nicht erzählen, dass sie für ihn gestorben war, denn dieser Gedanke tat zu sehr weh, um ihn aussprechen zu können. „Was sagen wir nur den Kindern? Jetzt werden sie Ai und auch Conan nicht mehr wieder treffen.“, warf Professor Agasa dann ein. „Wir werden ihnen wohl einfach sagen, dass sie von ihren Eltern abgeholt wurden, dann freuen sie sich vielleicht ein wenig für sie und sind nicht ganz so traurig. Ich mache mir da mehr Sorgen um Ran...“, erwiderte Shinichi. Der Professor wollte nicht weiter darüber nachdenken und stand schließlich auf. „Ich werde uns einen Tee kochen.“, sagte er. Kazuha betrat das Zimmer, in dem Heiji die letzten Tage verbracht hatte. Sie war sogar hier gewesen und hatte ihn gesucht, doch der Professor sagte, dass er nicht hier wäre. Er hatte gelogen! Doch das hätte auch nichts geändert, Heiji hatte bestimmt einen guten Grund gehabt, hier zu sein und er wäre nicht mit ihr nach Hause gefahren, aber was hatte er hier gemacht? Dann sah sie den Brief auf dem Schreibtisch, auf dem ihr Name stand. Sie setzte sich hin und hielt ihn in der Hand. Eine ganze Weile betrachtete sie das Papier und konnte spüren, dass er von Heiji war. Schließlich öffnete sie ihn und begann zu lesen... Liebe Kazuha, wenn du diese Zeilen hier liest, dann habe ich es geschafft, ich habe dich gefunden und gerettet! Das macht mich sehr glücklich. Leider befinde ich mich dann auch nicht mehr in der Lage, dir dies selbst zu sagen. Es tut mir unendlich Leid, denn ich habe dich die ganze Zeit belogen. Die ganzen Telefonate, die ich heimlich nach Tokio führte und dann mein plötzlicher Aufbruch. Ich habe mich im Streit von dir getrennt, ich bin wirklich ein Depp. Ich habe nie verstanden, warum du so wütend auf mich warst, nachdem ich so ein Telefonat beendet hatte, doch jetzt weiß ich es, Conan hat mir alles von Ran erzählt. Aber ich hoffe, dass ich es auch geschafft habe, dir meine wahren Gefühle zu offenbaren, denn dann weißt du, dass alles nur ein großes Missverständnis war. Ich habe keine Freundin in Tokio, ich hatte auch niemals eine egal wo. Ich habe Shinichi geholfen, eine geheime, schwarze Organisation zu zerschlagen, die sein ganzes Leben kontrollierte, denn sie wollten ihn umbringen und ich kann einen Freund nicht im Stich lassen. Es tut mir wirklich Leid, aber ich konnte es dir nicht erzählen, weil ich weiß, wie viele Sorgen du dir gemacht hättest und ich hatte Angst, dass du mir dann folgen würdest. Leider hast du es dennoch getan und ich gebe mir die Schuld daran, dass du da mit hinein gezogen wurdest. Ich hätte alles dafür getan, dass das nicht passiert wäre. Ich bin wirklich ein Depp, ein totaler Volldepp, du hattest vollkommen Recht. Ich will, dass du eines weißt, du warst immer der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst. Ich werde immer bei dir sein, dein Heiji Kazuha rannten die Tränen über ihre roten Wangen und tropften auf das Papier. Jetzt war ihr alles klar, es gab keine Missverständnisse mehr, doch warum konnte er ihr das nicht persönlich sagen? „Du bist ein großer Volldepp...“, schluchzte sie. Natürlich würde sie ihm verzeihen, das hatte sie schon lange getan. Und es war auch nicht seine Schuld, dass sie da mit hinein gezogen wurde, es war ihre Sturheit und ihre Einbildung, die sie hierher getrieben hatten. Auch der Professor hatte versucht sie schützen, als er sagte, dass sie Heiji nicht suchen sollte, doch sie hatte auf niemanden gehört. Es war alles ihre Schuld... Sie liebte ihn, sie liebte ihn so sehr, dass sie nun alles verloren hatte. Sie wollte ihn wieder haben, aber egal was sie sagte, er würde nicht zurück kommen. Sie wollte sich bei Heiji entschuldigen und ihm sagen, dass ihn keine Schuld traf, doch sie konnte es in ihren Gedanken wiederholen, so oft sie wollte, jetzt würde sie es Heiji nie mehr sagen können... (Song: 'My immortal' by Evanescence) Kapitel 20: Nachricht aus dem Jenseits -------------------------------------- Endlich ist es da, das letzte Kapitel meines Dramas. Ich hoffe, mir ist der Abschluss noch einigermaßen gelungen und ihr seid nicht mehr so traurig. Ich kann aber definitiv sagen, dass ich kein zweites Ende schreiben werde, bei dem niemand stirbt, sonders alles so lasse, wie es ist, weil es mir so am besten gefällt. Ich wünsch euch trotzdem viel Spaß beim lesen^^ Kapitel 20: Nachricht aus dem Jenseits Kazuha saß immer noch weinend in Heijis Zimmer bei Professor Agasa und starrte auf seinen Abschiedsbrief. Sie konnte es immer noch nicht glauben, er war für sie gestorben und gab sich sogar die Schuld an ihrer Entführung. Dabei war das alles gar nicht wahr... Es war doch so ungerecht, das hatte er nicht verdient. Die Kugel hätte sie treffen sollen! Sie konnte sich auch über nichts mehr freuen, obwohl Heiji nicht umsonst gestorben war. Er hatte gemeinsam mit Shinichi eine Verbrecherorganisation aufgehalten und das Leben seines besten Freundes gerettet und so wahrscheinlich auch das von vielen unschuldigen Menschen. Außerdem traf sie auch zum ersten Mal auf Shinichi, doch über dieses Kennenlernen konnte sie sich momentan auch nicht freuen. Aber wenigstens könnte Ran vielleicht glücklich mit ihrem Freund werden, sie hatte doch so lange auf ihn gewartet. Für Kazuha jedoch gab es nichts, worauf man warten könnte. Heiji war fort und egal wie lange sie auch warten würde, er würde nicht mehr zurück kommen. Warum musste es ausgerechnet ihn treffen? Er war so ein guter Mensch und er hatte immer zuerst an andere gedacht. Schon immer hatte er sich in Gefahr gebracht, um anderen Menschen zu helfen, aber dieses Mal war er zu weit gegangen. Doch er hatte nicht irgendwem geholfen, sondern er kam ihr zu Hilfe. Nur für sie hatte er sich in solche Gefahr begeben. Es war alles ihre Schuld... Nur weil sie immer so stur sein musste, war das alles passiert. Wie sollte sie nur damit leben? Irgendwann stand sie dann endlich von dem Schreibtisch auf. Mit dem Brief in der Hand verließ sie das Zimmer, doch die Tränen rannten immer noch an ihrem Gesicht hinunter. Sie konnte nicht aufhören zu weinen und sie wollte es auch nicht. Im Hinterkopf hörte sie jedoch Heijis neckische Stimme, die ihr ständig sagte, dass sie doch aufhören sollte zu heulen. Sie würde ihn anschreien und antworten, dass es ihm doch egal sein könnte. Doch Heiji war nicht da, er sagte es nicht zu ihr. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie ihre Streitereien vermisste, denn eigentlich waren es nie Streitereien gewesen. Bis auf das letzte Mal. Sie war wirklich wütend auf Heiji gewesen und hatte ihn in der Öffentlichkeit blamiert. Es tat ihr so unendlich Leid, aber nun würde sie sich nicht mehr bei ihm dafür entschuldigen können. Kazuha ging die Treppe runter ins Wohnzimmer und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Alles war ruhig und schließlich betrat sie die Küche, in der Shinichi und der Professor stumm ihren Tee tranken. Als sie in die Küche kam, schaute der Professor ein wenig freudig auf, Shinichi jedoch starrte weiter in seine Tasse. „Wie geht es dir?“, fragte Professor Agasa mitfühlend. Doch Kazuha antwortete nicht, sondern setzte sich nur ebenfalls an den Küchentisch. „Wussten Sie, dass er so einen Brief geschrieben hat?“, fragte sie dann zurück. „Nein, ich hatte keine Ahnung. Ich habe ihn nur heute beim Aufräumen gefunden. War es ein Abschiedsbrief?“. Kazuha nickte stumm und hielt den Brief immer noch fest in ihrer Hand. „Ich schenke dir auch einen Tee ein.“, sagte der Professor schließlich und erhob sich. Keiner wusste so recht etwas mit der Situation anzufangen, denn eigentlich gab es nichts zu bereden. „Es tut mir Leid...“, kam es dann plötzlich von Shinichi. Kazuha sah ihn fragend an. „Es war nur meine Schuld. Wenn ich Heiji nicht hergebeten hätte, wäre das alles nicht passiert.“. Shinichi schaffte es einfach nicht, Kazuha dabei in die Augen zu sehen. Er fühlte sich so schrecklich, so schuldig. Es kam ihm so vor, als hätte er selbst den Abzug betätigt und auf ihn geschossen. „Das stimmt nicht, es war nur meine Schuld. Ich musste ihm ja unbedingt nachspionieren.“, schluchzte sie. „Das reicht jetzt. Keiner von euch hat Schuld. Heiji hat seine Entscheidung getroffen und das müssen wir respektieren.“, warf der Professor scharf ein. Shinichi wusste, dass er Recht hatte, aber das zu akzeptieren würde ihm schwer fallen. Auch Kazuha ging es dadurch nicht besser, denn sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass er für sie sein Leben gelassen hatte. „Wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt.“, sagte Kazuha plötzlich zu Shinichi, „Ich bin Kazuha Toyama.“. Shinichi war überrascht. Kazuha versuchte nun das Beste aus der Situation zu machen. „Stimmt.“, lächelte er leicht, „Ich bin Shinichi Kudo.“. Beide lächelten sich an. Endlich lernte Kazuha Rans großen Schwarm kennen und Shinichi kam es so vor, als wäre er nie Conan gewesen. Conan... Heiji... Ai... Wie sollte er das nur Ran erklären? Dieser Gedanke traf ihn noch härter. Er wusste, wie Kazuha sich fühlen musste, denn es gab auch jemanden, der für ihn gestorben war. Shiho... Niemand kannte ihr wahres Gesicht und jetzt würde es niemand mehr kennen lernen. Aber das Schlimmste war, dass er wieder Rans Tränen vor Augen hatte. „Du hast deine Sachen noch bei Ran, oder?“, fragte Shinichi Kazuha. „Stimmt ja.“, erwiderte sie nachdenklich. Shinichi wusste, dass sie an dasselbe dachte wie er. Ran würde sofort wissen wollen, was passiert war. Doch wenn einer von ihnen beiden zu ihr gehen würde, würde sie sich wahrscheinlich erst einmal freuen und dann müssten sie ihr diese schlechten Neuigkeiten überbringen. Und Kazuha wusste ja nicht einmal alles... „Darf ich fragen, was Heiji in seinem Brief geschrieben hat?“, wollte Shinichi dann wissen ohne taktlos zu klingen. „Er hat mir alles erklärt, dass mit der Organisation und so. Und...“, sie schluckte. Das andere konnte sie ihm nicht sagen. „Ist schon gut, mehr wollte ich gar nicht wissen. Weißt du auch über mich Bescheid?“. „Heiji schrieb nur, dass die Leute der Organisation dich töten wollten.“, gab Kazuha zurück. „Das ist aber nicht alles.“, nun würde er ihr die Wahrheit sagen, „Denn weißt du, fast hätten sie es auch geschafft. Sie hatten mir vor längerer Zeit ein Gift verabreicht, das mich umbringen sollte, doch... es schrumpfte mich nur.“. „Was? Wie meinst du das?“, Kazuha konnte ihm nicht ganz folgen. „An dem Tag wurde ich zu Conan.“, endlich sprach er aus. „Conan? Du und Conan ihr seid...“. „Eine Person!“, beendete er ihren Satz. Kazuha machte große Augen. Aber irgendwie überraschte sie das auch nicht wirklich. Deshalb benahm sich Conan manchmal so merkwürdig und er verstand sich so gut mit Heiji! „Das macht Sinn...“, murmelte sie, „Aber Ran weiß davon nichts, oder?“. „Nein...“. „Du wolltest sie vor der Organisation schützen, oder?“, so wie Heiji es für sie getan hatte. Shinichi nickte stumm. „Und ich weiß nicht, wie ich ihr das beibringen soll. Dann noch die Sache mit Heiji...“. Nun starrten beide auf den Tisch. Der Professor stand auch nur die ganze Zeit bei seinem Tee und das Wasser lief schon über den Rand der Tasse, als er einschenkte. Es war einfach zu traurig... „Wir sollten aber zu ihr gehen. Sie wird sich freuen, wenigstens uns zu sehen. Ich erzähle ihr von Heiji und später kannst du ihr dann von Conan erzählen. Ich will nicht lange bleiben.“, schlug Kazuha vor. „Einverstanden.“, entgegnete Shinichi. Dann erhoben sich beide und wollten gehen. „Vielen Dank Professor Agasa.“, sagte Kazuha mit einer Verbeugung. „Ich komme nachher noch mal vorbei.“, kam es von Shinichi. „War doch kein Problem.“, erwiderte der Professor und brachte die beiden zur Tür. Gemeinsam gingen die beiden dann schweigend zur Detektei Mori. Nun standen Shinichi und Kazuha unten an der Straße und sahen zum Fenster der Detektei hinauf. Beide blickten traurig drein und keiner wollte so recht das Gebäude betreten. Doch es musste sein! Ran sollte es erfahren und sie sollte es von ihnen beiden erfahren und nicht von der Polizei. Schließlich klingelte Shinichi an der Tür, doch Kazuha meldete sich. Durch die Lautsprechanlage war Rans Freude deutlich wahr zu nehmen und sie konnte es kaum erwarten, Kazuha endlich zu sehen. Von Shinichis Anwesenheit wusste sie erst einmal nichts. Kazuha wollte nicht die Treppe hoch gehen, denn dann würde sie eine überglückliche Ran sehen, die voller Wiedersehensfreude wäre und dann würde sie auch Shinichi endlich wieder haben. Und danach würde sie nach Heiji fragen... Sie wollte das nicht, doch als Shinichi sanft seine Hand auf ihre Schulter legte, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und stieg die Treppe hoch, an deren Ende Ran auf sie warten würde. „Kazuha, dir geht es gut, wie hab ich mir Sorgen gemacht!“, rief Ran, als sie Kazuha erblickte. Doch dann verstummte sie, weil sie nicht Heiji hinter ihr entdeckte sondern Shinichi. „Shi...Shinichi?!“, stotterte sie. „Hallo Ran. Na, wie geht’s?“, fragte er ganz normal wie immer, weil ihm nichts Besseres einfiel. Dann waren die beiden oben an der Treppe angekommen und Ran starrte die beiden einfach nur an, weil sie es kaum glauben konnte, dass sie beide wieder da waren. „Würdest du uns bitte reinlassen?“, kam es dann von Kazuha. Sie versuchte ruhig und normal zu klingen, doch irgendwie gelang ihr das nicht und sie wirkte eher wütend und traurig. Shinichi konnte sie verstehen, doch Ran schien im ersten Moment etwas verwirrt zu sein, aber bat sie beide danach sofort in die Wohnung. Kazuha konnte ihre Freude einfach nicht ertragen, denn gleich würde sie Ran zum Weinen bringen müssen. „Setz euch doch, ich werde für uns alle Tee machen.“, sagte Ran und wollte gerade in die Küche gehen. „Das ist nicht nötig.“, kam es plötzlich von Shinichi. Er wollte nicht, dass sie jetzt ging. Sie sollte es sofort erfahren und Tee würde an den Tatsachen auch nichts mehr ändern. Ran wirkte überrascht, doch schließlich setzte sie sich zu den beiden und sah sie erwartungsvoll an. Shinichi blickte zu Kazuha, um fest zu stellen, wer von ihnen den Anfang machen sollte. Doch diese Frage sollte sich von selbst erledigen. „Wo ist eigentlich Heiji? Ihm ist doch hoffentlich nichts passiert?“, fragte Ran plötzlich besorgt. Es war schließlich kein gutes Zeichen, dass Heiji fehlte. Aber vielleicht lag er ja im Krankenhaus? Kazuha sah wirklich nicht gut aus... Kazuha senkte den Kopf, denn sie wusste nicht, wie sie auf diese Frage antworten sollte. „Shinichi?“, kam es erneut von Ran. Sie verstand die Situation nicht und es sah so aus, als würde Kazuha jeden Moment anfangen zu weinen. Doch auch Shinichi konnte ihrem Blick nicht Stand halten und wandte seinen Kopf zur Seite. „Was ist los?“, fragte sie nun verständnislos und auch ein wenig angsterfüllt. „Heiji...“, schluchzte Kazuha, „Heiji ist...“. Sie konnte es einfach nicht aussprechen, es war zu schwer, zu traurig. Sie wollte diesen Gedanken immer noch nicht wahr haben. Schließlich rannen ihr erneut Tränen die Wangen hinunter. „Heiji ist tot.“, sagte dann auf einmal Shinichi in einem nüchternen Tonfall. Auch ihm fiel es schwer, es auszusprechen, aber einer musste es ja tun. Er gab sich immer noch die Schuld daran, aber es war nun einmal passiert und man konnte es nicht mehr ändern. Er würde damit leben müssen, genau wie Kazuha. Ran sah Shinichi direkt an, dieses Mal erwiderte er ihn. Es war nun einmal die Wahrheit, die sich nicht mehr verändern ließ. Nun stiegen auch Ran unbewusst Tränen in die Augen. Sie wusste nicht, ob er das gerade wirklich gesagt hatte, aber irgendwie war ihr nach Weinen zumute. Dann stand sie auf und setzte sich neben Kazuha und nahm sie in den Arm. „Stimmt das?“, schluchzte sie. Kazuha nickte nur stumm und brach nun endgültig in Heulen aus. Shinichi betrachtete die beiden Mädchen, die dort weinend neben ihm saßen. Auch er hätte am liebsten los geheult, aber einer musste stark bleiben. Doch später würde auch er Tränen um seinen besten Freund vergießen. So saßen sie noch eine ganze Weile, bis sie keine Tränen mehr hatten. „Was wirst du jetzt machen?“, fragte Ran Kazuha, „Du kannst gerne noch hier bei uns bleiben, wenn du willst.“. „Danke, aber ich kann nicht hier bleiben. Ich will nach Hause...“. Doch irgendwie erklang ihr dieser Ausdruck nicht mehr richtig. Was wäre das für ein zu Hause, wenn sie Heiji nicht mehr dort sehen könnte?! Dann erhob sie sich, wollte ihre Sachen holen und sofort gehen. „Ich mache mich sofort auf den Weg.“, sagte sie. „Aber warum denn so schnell?“, sie tat Ran so Leid und sie wollte ihr helfen. „Ich möchte allein sein, ich... möchte zurück nach Osaka. Ich melde mich wieder.“, damit verabschiedete sie sich und verließ weinend die Wohnung, ohne dass sie irgendjemand zurückhielt. So machte sie sich schließlich einfach wieder auf den Weg Richtung Flughafen. Sie ging so schnell, wie sie gekommen war. Nun war Shinichi an der Reihe. Er nahm Ran in den Arm und erzählte ihr die ganze Geschichte, wie er und Heiji nach Yokohama gefahren waren. Von dem Missverständnis zwischen Heiji und Kazuha und welche Vorwürfe sie sich machten. Von der Organisation erzählte er nichts konkretes, nur, dass er diese Leute schon länger verfolgte und nun wieder bei ihr bleiben könnte. In diesem Moment konnte er ein leichtes, aber fröhliches Lächeln in ihrem Tränen überlaufenden Gesicht erkennen. Doch dann musste er ihr auch von Conan erzählen und dass sie ihn wohl nie wiedersehen würde. Shinichi erzählte ihr, dass seine Eltern ihn beim Professor abgeholt hätten, aber keine Telefonnummer oder sonstiges hinterlassen hatten. Das stimmte Ran wieder tieftraurig, denn sie konnte sich nicht einmal von dem Kleinen verabschieden, der ihr so ans Herz gewachsen war. Und auch alle seine Sachen waren doch noch hier. Shinichi wusste nicht, warum er ihr nichts von dem Schrumpfgift erzählen konnte, denn das hätte es ihr vielleicht etwas leichter gemacht, aber so war es vielleicht einfach besser. Conan sollte für sie weiter existieren. Außerdem erzählte er ihr, dass Ai ebenfalls wieder bei ihren Eltern und mit ihnen nach Amerika gezogen war. Sie hätte sich nicht verabschieden wollen und war einfach so plötzlich aufgebrochen. So lag Ran weinend in Shinichis Armen. Sie war froh, dass wenigstens er wieder da wäre und nicht wieder weglief. Er konnte sie trösten und würde sie nicht mehr allein lassen, nie wieder. Doch für ihn war es auch wieder traurig, denn als Conan konnte er ihre Tränen nicht ertragen, aber nun war er als Shinichi da und sie weinte immer noch. Egal was er tat, irgendwie machte er sie immer traurig. Doch jetzt konnte er wenigstens wieder er selbst sein und Ran alle tröstenden Worte sagen, die er als Conan nicht hervorbrachte. Das Geständnis seiner Liebe musste allerdings noch warten. Aber irgendwann würde er es ihr sagen können, ganz bestimmt! Schließlich kam Kazuha nach einem scheinbar unendlichen Flug wieder in Osaka an. Sie hatte auf dem Flug kein Wort gesprochen, nichts gegessen oder getrunken, sondern einfach nur da gesessen und aus dem Fenster geschaut. Nun war sie so nah am Himmel gewesen, doch den Ort, wo Heiji jetzt war, konnte sie trotzdem nicht erreichen. Dann kam sie irgendwann bei sich zu Hause an, ganz allein und tieftraurig. Sie gab sich immer noch die Schuld an dem, was passiert war. Aber auch Ran tat ihr Leid. Sie hatte so ein Strahlen in den Augen gehabt, als sie Shinichi und sie gesehen hatte. Doch dann musste sie von Heiji erzählen und sie hatte kaum einen Ton hervorgebracht. Ran nahm sie in den Arm und hatte zusammen mit ihr geweint. Irgendwie spürte sie immer noch die Feuchtigkeit von Rans Tränen auf ihrer Schulter. Aber mit Shinichi an ihrer Seite würde sie es überstehen... ...doch Kazuha war ganz allein... Im Haus angekommen wollte sie ihren Eltern aus dem Weg gehen, doch noch im Hausflur sagte ihre Mutter kurz zu ihr, dass etwas für sie abgegeben wurde. Kazuha konnte sehen, dass sie Bescheid wusste, die Polizei hatte sie wohl benachrichtigt. Als sie in ihrem Zimmer ankam, sah sie dann, was ihre Mutter meinte: auf ihrem Schreibtisch stand eine rote Rose mit einer Karte dabei. Auf der Karte war das Osaka-Schloss zu sehen. Kazuha drehte sie um, sie erkannte sofort Heijis Handschrift. Er hatte die Karte am Tag seiner Abfahrt nach Tokio geschrieben, dass verriet ihr das Datum, aber nach der Frische der Rose zu urteilen, war sie erst heute abgegeben worden. Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, es war, als wenn Heiji ihr diese Nachricht aus dem Jenseits geschickt hätte. Schließlich nahm sie sich die Karte und begann zu lesen: (Antoine de Saint Exupéry) Es tut mir Leid, dass ich dir den Abend verdorben habe. Wenn ich wieder zurück bin, werde ich dir alles erklären. Heiji Dann stand darunter noch in einer anderen Handschrift etwas geschrieben. Heiji musste es nachträglich von der Blumenhändlerin reinschreiben lassen haben, weil er glaubte, dass er es ihr vielleicht nicht mehr selbst sagen könnte. Aber woher konnte er das wissen? Dann las sie weiter: P.S.: Eine Rose ist ein Symbol für Freude, Glück und Liebe. Werde glücklich, auch wenn ich einmal nicht mehr da sein sollte! Kazuha konnte es kaum glauben. Heiji war wirklich ein Volldepp, wie sollte sie denn jemals ohne ihn glücklich werden?!! Dann erst bemerkte Kazuha die kleine, schwarze Schatulle, die neben der Rose auf dem Tisch lag und öffnete sie langsam. Wieder fand sie einen Zettel mit Heijis Handschrift. Mein Versöhnungsgeschenk an dich! Du fandest ihn doch so toll und hast mich dauernd genervt, dass du ihn haben möchtest. Ich hoffe, dass du mich jetzt in Zukunft damit verschonst!! Dazu hatte er noch einen Smily mit seinem schelmischen Grinsen gemalt, der sie die ganze Zeit über freudig anstrahlte. Einfach unfassbar! Letzte Woche hatte sie ihn schon dazu genötigt, sie in die Stadt zum Shoppen zu begleiten. Und dann hatte sie ihn im Schaufenster des berühmtesten Juweliers Osakas gesehen: einen silbernen Ring mit einem Schmetterling, dessen Flügel mit weißen Edelsteinen bestickt waren. Der Ring war unglaublich teuer, weil er wohl aus besonderem Material hergestellt worden war. Sie wollte eigentlich nicht wirklich, dass Heiji ihr den Ring schenkte, aber sie war so fasziniert von ihm gewesen, dass sie die nächsten Tage über nichts anderes mehr geredet hatte. Und nun lag er auf ihrem Schreibtisch und funkelte sie an. Dann nahm sie ihn in die Hand und betrachtete den Ring eine ganze Weile. Irgendwann glaubte Kazuha, dass sich Heijis grinsendes Gesicht in den Kristallen wiederspiegelte. Auf einmal musste sie lächeln. Ihr Kopf war noch rot und feucht von den Tränen, doch ein schwaches Lächeln zierte nun ihr Gesicht. Kazuha steckte sich den Ring an den Finger, sie würde ihn immer in Ehren halten! Dann stand Kazuha auf und verließ ihr Zimmer. Sie würde zuerst ihren Eltern den Ring präsentieren, danach würde sie Ran anrufen und Morgen würde sie ihn in der ganzen Schule herumzeigen. Und voller Stolz würde sie sagen, dass der Ring von Heiji war! (Song: ‘One sweet Day’ by Boyz2Men) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)