Felidae von Samarium (Tagebuch des Professor Julius Preterius) ================================================================================ Kapitel 3: 1. Februar 1980 -------------------------- Wir sind endlich komplett. Ziebold und Gray, der amerikanische Molekularbiologe, sind heute zu uns gestoßen, und ich hab ein bißchen mit einer Magnumflasche Sekt herumgealbert. Man muß seine Mitarbeiter motivieren, sonst kann man den Kram gleich hinschmeißen. Das kenne ich aus eigener leidvollen Erfahrung. Apropos leidvoll: Es ist natürlich ein frommer Wunsch von mir geblieben, daß PHARMAROX mich hier ganz ohne Beaufsichtigung werkeln lassen würde. Sie haben mir einen gewissen Dr. Gabriel ins Nest gesetzt, der offiziell als Mediziner fungiert, in Wirklichkeit aber ein schmutziger, kleiner Spion ist. Das weiß er, das weiß ich, das wissen wir alle. Ich muß mich mit der permanenten Kontrolle abfinden. Ziebold habe ich aus dem Institut »entführt«. Auf den ersten Blick scheint er seinen Beruf verfehlt zu haben. Denn seine täglich wechselnde modische Kleidung und sein geckenhaftes Gehabe passt eher zu einem Dressman als zu einem Wissenschaftler. Während der Arbeit jedoch geht in ihm eine gespenstische Veränderung vor sich, und er verwandelt sich in einen Besessenen. Dann sprudeln die genialen Einfälle förmlich aus ihm heraus. Ein junger, rotzfrecher Karrierist mit Phantasie, der sein 200 Mark teures After-shave nicht einmal mitten in der Wüste Gobi missen möchte. So sieht wohl die nächste Forschergeneration aus. Gray dagegen ist mir ganz und gar unsympathisch. Leider kann ich auf ihn nicht verzichten, da er auf seinem Gebiet so eine Art Magier sein soll. Er weiß jetzt schon alles besser und bekrittelt meine Ideen rhetorisch so geschickt, daß ich von ihrer Absurdität bald selbst überzeugt bin. Wann werden Wissenschaftler einsehen, daß Phantasie das Wichtigste in diesem Gewerbe ist? Aber ich beschwere mich nicht, sondern danke Gott für diese einzigartige Chance. In zwölf Tagen werden wir mit dem Mischen der Substanzen beginnen. Wenn der erste Tierversuch gelingt, möchte ich mit Rosalie nach Rom fahren und mich eine Woche lang von nichts anderem als Chianti Classico ernähren. Es wird ein rauschendes Fest! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)