Felidae von Samarium (Tagebuch des Professor Julius Preterius) ================================================================================ Kapitel 2: 24. Januar 1980 -------------------------- Das Labor ist ein Traum! Es ist in einem dreistöckigen Altbau untergebracht und ist ausgestattet mit den modernsten Errungenschaften der Labor- und Medizintechnik. Ich kann mein Glück immer noch nicht fassen. Zusätzlich zu dem Monatsgehalt von zehntausend Schweizer Franken und dem Experimentierparadies steht mir bei Erfolg eine Prämie von 1,5 Millionen Franken und eine dreiprozentige Beteiligung am Gewinn zu, von dem Lizenzgeschäft ganz zu schweigen. Da soll doch noch jemand behaupten, daß die Schweizer Geizhälse seien! Manchmal frage ich mich, wie es jetzt um mich aussehen würde, wenn ich im letzten Winter nicht persönlich bei PHARMAROX angeklopft und um eine Unterredung mit Geibel gebeten hätte. Der greise Pförtner im kathedralartigen Entree hielt mich sicherlich für verrückt, bequemte sich jedoch trotzdem zu einem Anruf. Geibel hatte zum Glück meinen Artikel im Scientific American gelesen und verlangte mich zu sehen. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt. Aber was, wenn alles anders gekommen wäre? Ich bin jetzt einundfünfzig Jahre alt, und auf meinem halbkahlen Schädel findet sich kein einziges schwarzes Haar mehr. Von klein auf wollte ich meinem Leben einen Sinn geben. Wenn ich sterbe, möchte ich in der Welt eine Spur hinterlassen haben und nicht einfach erlöschen wie ein Lichtlein in einem Meer von Lichtlein. Die Spur braucht nicht spektakulär zu sein, sie soll lediglich Sinn machen. Doch das widerliche Klinkenputzen, der ewige Schriftwechsel mit Pharmafirmen in aller Welt, die Sisyphusarbeit, Vorstandsetagen zu überzeugen, hatten in den letzten Jahren ganz schön an meinen Nerven und Kräften gezehrt. Wenn ich ehrlich bin, war PHARMAROX die letzte Station auf meiner Suche nach einem Finanzier. Warum sich aber Gedanken machen über schwarze Stunden, die nie eingetreten sind? Mein Leben ist nicht mehr schwarz und auch nicht grau. Im Gegenteil, da ich diese Zeilen zu Papier bringe, blicke ich aus dem Fenster meines im ersten Stock gelegenen Büros geradewegs in die Sonne. Sie scheint klar und hell, als wolle sie mir meinen Einzug gratulieren. Zu meinem Ärger muß ich den Kontakt zum Institut weiterhin aufrecht erhalten. Knorr und seine Spießgesellen üben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Veterinärbehörde aus, die für die Tierversuchsgenehmigung zuständig ist. Nach meinen Informationen sitzen einige von der Bande sogar in den Kommissionen. Soll der Albtraum niemals enden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)