Felidae von Samarium (Tagebuch des Professor Julius Preterius) ================================================================================ Kapitel 1: 15. Januar 1980 -------------------------- Ich bin glücklich - falsch! Ich bin der glücklichste Mann auf Gottes Erden! Seit einem Monat habe ich das Gefühl, als stünde ich unter Drogen. Aber das Drogenglück ist nicht »faßbar«, will sagen, der mittels Stimulantia herbeigeführten euphorischen Stimmung haftet stets ein Hauch der Irrealität an. Dagegen dieser Zustand... ich könnte ganze Wälder ausreißen, könnte jeden umarmen und küssen, der mir auf der Straße begegnet. Rosalie meint, ich sähe um mindestens zehn Jahre jünger aus, was ohne falsche Bescheidenheit in der Tat keine Übertreibung ist. Ich muss meine Gedanken ordnen, muß in diesem Tagebuch die kommenden Ereignisse für die Nachwelt festhalten. Obgleich ich, was das Schreiben angeht, durch zwei Laborjournale und die Korrespondenz aus der Schweiz genug belastet bin, möchte ich das Projekt zusätzlich aus meiner privaten, ganz und gar unwissenschaftlichen Sicht schildern. Ich gestehe, ich bin eitel. Seit einem Monat habe ich allen Grund dazu! Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Die Jahre im Institut erscheinen mir rückblickend wie ein böser Traum. Das demütigende Lachen Professor Knorrs, das wie ein hässlicher Tusch jeden meiner kreativen Einfälle höhnisch begleitete, gehört ein für allemal der Vergangenheit an. Zwanzig Jahre habe ich für dieses idiotische Institut gearbeitet, dessen einziges Renommee darin besteht, das beste Kantinenessen Europas aufzutischen. Und der Dank dafür ist: »Sie werden sehen, lieber Kollege, das, was Sie sich da in den Kopf gesetzt haben, gehört ins Reich der Phantasie.« Der Teufel soll sie alle holen! Ich hasse sie nicht einmal. Denn sie sind nichts anderes als unbedeutende Bürokraten, die den lieben langen Tag ihre geistige Energie darauf verwenden, wie sie den Staat um die Spesenabrechnung bescheißen können. Ohne mich, Kollegen. Good bye! Auch bei PHARMAROX sitzen sie, die Bürokraten. Aber im Gegensatz zu ihren staatlichen Artgenossen müssen sie sich ab und zu etwas einfallen lassen, wenn sie sich nicht eines schönen Tages samt ihren teuren Büromöbeln auf der Straße wiederfinden wollen. Herr Geibel und Dr. Morf haben mir das Labor »gespendet« und ein Forschungsvorhaben von einem Jahr eingeräumt. Bis dahin wollen sie Ergebnisse sehen, sonst ist es aus mit der Großzügigkeit. Ich danke Gott, dem Allmächtigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)