Melodie der Vergangenheit von Chibi_Panda (Bevor das wahre Glück zu einem kommt, erleidet man tiefen Schmerz) ================================================================================ Kapitel 1: Der Neue ------------------- Melodie der Vergangenheit! Dunkelheit, welches das Licht verschlang, Schreie die jede Nacht durch die Hallen eines Gebäudes schallten, zu Boden stürzten die Gestalten und tiefrotes Blut quoll aus ihren zahlreichen Wunden. Aber niemand half ihnen.... Wieso eigentlich? Hört niemand Abend für Abend ihre Hilfeschreie? Sie suchen das Leben doch niemand gab es ihnen. Half ihnen niemand weil sie anders waren als andere in ihrem Alter? Gab es niemanden der ihre Seele heilen konnte und ihnen das Glück brachte? Wo blieb das Gefühl von Liebe und Geborgenheit? Gab es das überhaupt oder bildeten sich manche Menschen das nur ein? Was waren das für Sehnsüchte nach diesen Gefühlen? Das Gefühl, wenn sie draußen waren? Nicht eingesperrt zu sein.... Moment mal "Gefühle".... Was war das überhaupt? Kannten sie so was...? War es das, welches sie schon vor Jahren in ihrer Verzweiflung suchten aber nicht fanden, und deswegen es in ihren kalten Herzen einschlossen um nicht länger daran zu denken und verletzt zu werden das andere das alles hatten und sie nicht. Fragen über Fragen, und keiner der ihnen eine Antwort gab. Wärme und Licht waren ihnen schon lange fremd Genauso wie Liebe, Glück, Geborgenheit und Verständnis. Denn das alles gab es in ihrer Welt nicht. In diesem Gebäude lebten nämlich kalte, herzlose und schweigsame Menschen, die sich in ihrem Herzen einsam fühlten. Doch gab es für einen Hoffnung! Er verbarg zwar seine Gefühle aber im Herzen war er anfangs noch zuversichtlich, eines Tages hier rauszukommen und im warmen Licht ein neues Leben zu beginnen. Aber wird das Licht ihn erreichen und zum Glück führen oder ist es bereits zu spät und die Dunkelheit hat sein Herz schon ganz umhüllt.... Alles begann in einer dunklen und stürmischen Winternacht kurz vor Weihnachten als zwei vermummte Gestalten die Straßen entlang zu einem abgelegen Ort schlenderten, wo sie ihre Kontaktperson treffen würden. Ein kalter Wind peitschte ihnen ins Gesicht und kaum etwas war zu erkennen selbst durch die Straßenlaternen blieb das meiste verhüllt als plötzlich eine etwas kleinere Person als die beiden vermummten Gestalten aus der Dunkelheit hervortrat und sie mit eiskalten Augen ansah. Seine Stimme klang gefühllos, habgierig und machthungrig mit der er den beiden Fremden den Befehl gab einen kleinen Jungen, der nichts von seinem Schicksal ahnte zu schnappen und ihn gegen seinen Willen zu ihm zu bringen. Die beiden taten was ihnen befohlen wurde und gingen dem Hinweis wo seine Unterkunft sei nach. Mit schweren Schritten stampften sie durch den frisch gefallenen Schnee in Richtung Hafen, wo sie in ein seit Jahren verlassenes Lager traten und in einer Ecke des Raumes ein kleines Lagerfeuer sahen bei der ein Kind eingehüllt in einer dicken Wolldecke, die schon ein paar Löcher hatte davor saß. Ihm war so kalt, dass er am ganzen Körper stark zitterte, denn in dem Lager konnte es nie in irgendeiner Weise warm werden denn die kleinen Fenster oben an der Wand hatten keine Glasscheiben und so blies immer der kalte Wind unaufhörlich hinein. Langsam schritten sie auf ihn zu, der dies nicht bemerkte da ihm so schrecklich kalt war. Seine Gedanken kreisten sich nur auf die eine Frage "Warum war er allein?". Immer wieder fragte er sich das und kam nie auf eine Antwort warum es anderen besser ging als ihm. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen als sie ihm brutal am Arm packten und versuchten Richtung Lagerhallenausgang zu zerren, doch er wehrte sich. Doch das alles hatte keinen Sinn und das begriff er schnell und so lies er es sich mit ihm geschehen und so wurde er aus dem Lagerhaus gezerrt. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit und er ahnte schon bald, dass alles was jetzt mit ihm geschehen würde, sein ganzes Leben von Grund auf verändern wird. Sie verbanden ihm die Augen mit einem weißen Tuch, so das er den Weg, den sie gingen nicht sehen konnte. Warum? Weil sie anfangs vermuteten er würde ausbrechen so wie die anderen vor ihm und das er dann zurück zu "seinem" Lager laufen würde, deshalb gingen sie auf Nummer sicher. Die Straßen waren wie leergefegt, niemand war zu sehen und das war schon beunruhigend, denn meist gingen selbst spät in der Nacht noch vereinzelte Menschen durch die Gassen, doch heute nicht. Ein letztes Mal bogen sie in eine Gasse ein und standen kurz danach vor einem riesigen Gebäude das von hohen Ziegelsteinmauern umgeben war und nur einen Ausgang, ein großes Eisentor, hatte. Der Moment war gekommen und sie gingen mit dem kleinen Jungen unter dem Arm durch ein großes Eisentor und hinein ins Gebäude. Immer tiefer gingen sie die langen Korridore entlang bis in den hintersten Raum, wo sie dem Jungen die Augenbinde abnahmen und ihn unsanft auf den kalten Steinboden fallen ließen. Der Mann, der zuvor den beiden den Auftrag gegeben hatte ihn zu entführen, trat zum dem Jungen hervor und erklärte ihm warum er hier sei. Der Junge verstand was er meinte und lies somit alles hinter sich und schwor keinem Außenstehenden jemals zu erzählen, was hinter diesem Gemäuer mit ihnen passierten würde, denn es war so schrecklich und unmenschlich, dass jeder der davon hören würde es mit der Angst zu tun bekömmen würde. So erfuhr niemand der außerhalb der Mauern lebte, was wahres Leid war, doch schwieg der Neuankömmling wirklich für immer? Kapitel 2: Die Begegnung ------------------------ Kapitel 2 Die Begegnung Wochen der Unwissenheit waren vergangen, in der niemand wusste, was mit dem Jungen, der eines Nachts entführt worden war, alles über sich ergehen lassen musste. Langsam fragte man sich, ob über-haupt jemand jemals dahinter kommen würde. Menschen, die spät abends, wenn die Sterne hell am Himmel leuchteten, bei den Mauern des Gebäudes vorbeigingen, hörten sie Schreie von Kindern. Jedem lief es bei diesen Schreien kalt den Rücken runter. Viele hörten diese schmerzvollen Schreie, doch keiner unter nahm etwas um ihnen zu helfen. Zeit verging und der Winter zog vorüber und überall begann es zu blühen und mit jedem Tag wurde es ein wenig wärmer, doch in den Herzen derer, die ihrer Freiheit beraubt wurden blieb es kalt. Das Ge-bäude lag neben einer schönen Blumenwiese, wo jeden Tag, ein Mädchen mit wunderschönen blonden Haaren und Augen so blau wie das Meer war hinging. Obwohl sie erst sechs Jahre alt war, hatte sie eine wundervolle Stimme. Jeden Tag kam sie hierher nur um ungestört singen zu können, doch wusste sie nicht, dass im Gebäude nebenan ein kleiner Junge, im selben Alter wie sie, ihr jeden Tag um die gleiche Uhrzeit, wenn sie kam, zuhörte. Wie immer sang sie nur ein Lied, wie auch heute. Öffne dein Herz Willst du in die Zukunft sehn? Willst du wissen was in deinen Sternen steht? Das Geheimnis liegt in einer längst vergangnen Welt. Du suchst die Antwort auf die Frage, die sich immer wieder stellt. Öffne dein Herz und merkst es ist Zeit. Finde den Weg durch die Nacht. Greif nach den Sternen. Durch Raum und Zeit führt dein Weg. Gib was du hast - deinen Mut, deine Kraft. Öffne dein Herz und merkst es ist Zeit. Finde den Weg durch die Nacht. Greif nach den Sternen. Durch Raum und Zeit führt dein Weg. Gib was du hast - deinen Mut, deine Kraft. Die Worte drangen immer wieder in seinen Kopf ein und klammerten sich fest. Sein Herz öffnen? Nur...wie? Er wusste keine Antwort darauf, aber er war fest entschlossen, dem auf den Grund zu gehen. Schreckliches Geheule war plötzlich zu hören und um das Gebäude herum rannten eine Horde wilder Wölfe mit fletschenden Zähnen auf mich zu. Willenlos und blutrünstig waren sie dressiert worden um Eindringlinge unwillkürlich zu vertreiben. Ich wurde aus meinem Gesang gerissen und richtete meine Augen gen das schreckliche Geräusch. Angst durchströmte meinen Körper und Angstschweiß rann meine Stirn hinunter, während ich um mein Leben lief. waren meine einzigen Gedanken zu der Zeit. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich um das Gebäude und nebenan an einer Seitengasse vorbei, als plötzlich jemand nach meinem Arm griff und mich in die dunkle Seitengasse und mich regelrecht an sich drückte damit man mich nicht sah und die Wölfe vorbei liefen. Eine unbekannte Röte zierte auf einmal meine Wangen und mein Herz pochte schneller als sonst. Nur, warum? Nur weil mein gegenüber ein Junge war, der etwas Mysteriöses an sich hatte aber dennoch irgendwie vertraut wirkte. Die Aufregung legte sich draußen und langsam kehrte wieder Ruhe ein aber dennoch ließ er mich nicht los. Ich löste mich ein wenig von ihm und blickte in seine wunderschönen braunen Augen, die mich seltsam anblickten als hätte er noch nie ein Mädchen gesehen. Langsam fasste ich all meinen Mut zusammen und bedankte mich: "Dankeschön, dass du mich gerettet hast, war sehr lieb von dir", doch er schenkte mir keine Antwort, nur einen Blick, mehr nicht. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch es ging nicht, da er mich zu festhielt. Auf einmal fragte er: "Was bist du?" Wie ein Blitz durchfuhr es meinen Körper und meine Vermutung bestätigte sich langsam. Verwundert blickte ich ihn an und erklärte ihm: "Na, ein Mädchen. Hast du noch nie eines gesehen? Ich meine, es laufen viele Mädchen hier herum, da musst du doch schon eines gesehen haben. Oder nicht?" Der Junge schüttelte den Kopf und erzählte mir, dass es dort wo er herkam nur Jungs gäbe, von jung bis ca. 18 Jahren und keine Mädchen. Verwirrt blickte ich ihn an. fragt ich mich innerlich, doch ich wusste keine Antwort darauf. Seine Hände, mit denen er mich immer noch festhielt waren kalt, rau und mit leichten Schnittwunden übersäht. Fragen traute ich mich ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht, weil es für ihn nicht leicht war darüber zu reden und ich ihn selber wenn ich es wüsste, nicht helfen konnte, denn wer würde schon einem kleinen Mädchen glauben? Doch im Stich lassen, konnte ich ihn auch nicht so einfach mit dieser Unwissenheit, das er nichts kannte wovon ich ihm erzählt habe, beschloss ich mit ihm den ganzen Tag bis Einbruch der Dunkelheit zu verbringen. Ich zeigte ihm alles Schöne, wie Vergnügungsparks oder Parks zum spazieren gehen. Immer mehr strahlten seine Augen und die Kälte verflog ein wenig und er benahm sich wie andere in seinem Alter, doch seinen Namen verriet er mir noch immer nicht. Der Tag verging schnell, zu schnell und es wurde Zeit Abschied zu nehmen. Ich begleitete ihn noch zu dem Ort, wo er mich gerettet hatte und verabschiedete mich von ihm: "Danke für den schönen Tag. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder und verbringen mehr Zeit miteinander", und überreichte ihm mein Medaillon mit einem Engelsanhänger darauf, "es soll dich immer an mich erinnern damit du mich nicht vergisst und dir das Gefühl geben nie alleine zu sein, weil ich immer bei dir bin und an dich denken werde." Er nahm es dankend an und versprach es immer zu tragen und ging dann davon. Ich stand da und blickte ihm nach bis er nicht mehr zu sehen war. Traurigkeit und das Gefühl ihn eine sehr lange Zeit nicht mehr zu sehen überkam mich, aber ich gab die Hoffnung nicht auf und kam wie immer zur Blumenwiese um zu singen, doch er kam nicht. Ich hatte schon Angst, dass ihm was Schlimmes passiert sei, dass er nicht kommen konnte und dem war auch so. Er wurde gesehen wie er mit mir unterwegs war, Spaß hatte und noch dazu mir erzählt hatte was in dieser Abtei teilweise vor sich ging und deshalb wurde er auf recht harte Weise bestraft. Wie kaltherzig kann man sein, einen kleinen Jungen so zu schlagen, dass er anfing zu weinen. Er durfte nicht weinen, dass war strengstens untersagt. Nur die Starken überleben, die über ihren Gefühlen standen und ihnen keinen freien Lauf ließen. Je mehr sie ihn schlugen desto klarer wurden ihm, dass er so sein musste, wie die anderen und keine Gefühle haben und zeigen durfte. Warum? Wieso tat man so was? Menschen Leid zufügen nur weil sie leben wollten wie andere... Ich kam jeden weiteren Tag dorthin, sang und sang aber ich wusste nicht ob er es hört. Immer mehr Angst bekam ich, weil ich nichts von ihm zu hören oder sehen bekam. Mit zittrigen Beinen schritt ich auf das Tor zu und mich überkam so ein komisches Gefühl, dass ich das nie vergessen werde, was ich dort sehen werde. Ich sah niemanden draußen im Vorhof trainieren oder ähnliches, auf einmal ging das Tor wegen meinem Druck, den ich leistet auf, weil ich mich dagegen gelehnt hatte. reimte ich mir gedanklich zusammen und ging hinein, plötzlich hörte ich schreie vom Ende des Korridors. Kalt fuhr es mir den Rücken runter, aber dennoch lief ich dorthin um nachzusehen, was dort los war. Immer schneller rannte ich und stürmte in den großen Raum, indem merkwürdige Männer mit weißen Kitteln und einer mit einer Maske und lila Haaren sich befand. "Was macht ihr da", fragte ich mit meiner kindlichen Stimme und rannte zu dem Jungen hin, der mich einst gerettet hatte und der nun schwer verletzt am Boden lag und nahm ihn weinend in meine Arme. Sie sahen mich nur stumm an, mit Blicken wie der Tod. "Wieso tut ihr so was? Was hat er Schlimmes getan, dass ihr ihm so weh tut?", schluchzte ich und sah sie mit verheulten Augen an. Einer von ihnen und zwar, der mit den lila Haaren und der Maske stolziert auf mich zu und entriss mich von ihm, in dem er mich brutal am Arm packte und mit mich Richtung Ausgang zerrte. Ich zappelte wie wild um von ihm los zu kommen, doch er war zu stark für mich und so ließ ich nach und sah immer noch auf den Jungen, der von den Männern in den weißen Kitteln davon getragen wurde. Während ich von ihm hinaus getragen wurde, sprach er zu mir mit einem eiskalten Ton in der Stimme: "Endlich hältst du still. Ich warne dich nur einmal, wenn du irgendjemanden erzählst was du gesehen hast, dann töten wir dich kurzerhand. Hast du verstanden?" Das Blut gefror mir in meinen Adern und brachte nur ein Nicken heraus. hoffte ich und wurde aus der Abtei geworfen und landete hart auf dem Gehsteig. "AUA", fluchte ich leise und stand mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht auf und warf einen letzten Blick mit verheulten Augen auf die Abtei und ging dann nach Hause. Da sah ich einen Jungen mit feuerroten Haaren und türkisen Augen, der anschein-end auf mich wartete, doch ich habe ihn vorher noch nie gesehen. Näher trat ich zu ihm hin und er stellte sich vor: "Ich bin Tala Ivanov und komme aus der Abtei. Man hat mich beauftragt dich nach Hause zu bringen um sicher zu gehen, das du niemanden etwas davon erzählst. Hab keine Angst vor mir. Ich tu dir nichts." Er brachte mich dann sicher nach Hause und ging wieder so schnell wie er aufgetaucht war. betete ich und blickte ihm nach bis er verschwand. Ich vermisste ihn jetzt schon so sehr, doch dieses Erlebnis werde ich nie vergessen und besonders ihn nicht. sagte ich zu mir selbst und beschloss auf ihn sehr lange Zeit zu warten. Kapitel 2 ENDE Kapitel 3: Schläge eines einsamen Lebens ---------------------------------------- Der Frühling zog vorüber und die Blüten fielen von den Bäumen und die Tage wurden länger. Viele freuten sich schon auf den Sommer, weil es da länger hell blieb und das Wetter mehr zum unternehmen einlud, doch nicht für die was in der Abtei lebten. Für sie war es eine Qual, denn wenn es länger hell blieb mussten sie mehr arbeiten und trainieren und die Pausen waren kürzer als sonst. Immer wieder flog einer schwer atmend und erschöpft zu Boden ohne jeglichen Sinn, das ganze durchzuhalten und meistens war es der neue der zu Boden flog, weil er die Anstrengung nicht gewohnt war. fragte er sich innerlich und gab weitgehend sein Bestens. Den einzigen Freund den er hier hatte war Tala, der Junge, der mich nach Hause gebracht hatte und zu seinem Glück teilte er sich mit ihm ein Zimmer. Die Zimmere selber waren nicht gerade einladend eingerichtet. Sie waren kahl und kaum mit irgendwelchen Möbelstücken bestückt sondern nur mit jeweils einem Bett, einen Kasten, Tisch und Stühle, meistens einen oder zwei. „Hey Kai! Ist das alles was du kannst? So wirst du nie würdig sein Dranzer zu besitzen“, keifte ein Mann mit violetten Haaren und einer Maske die seine Augen feuerrot funkeln ließen. Der kleine Junge, der über die Monate hinaus ein Stück gewachsen war, blickte auf und murrte: „Sie tun grad so als wäre das so einfach, Sie sehen doch, das ich mein Bestes gebe!“ Der Angesprochene schüttelte aber nur gelassen den Kopf, schritt auf ihn zu und packte ihn grob an seinem blühend weißen Schal und zog ihn zu sich hoch während der Mann Kai tief in die Augen sah. Bei diesem Blick lief Kai ein eiskalter Schauer über den Rücken, doch wich er dem Blick nicht aus als der Mann anfing zu sprechen: „Jetzt hör mal genau zu! Du hast erstens mir nicht zu widersprechen und schon gar nicht so frech und zweitens dein Bestens ist eben nicht gut genug. Du musst deine menschlichen Grenzen überschreiten sonst wirst du nie ein Eliteblader und bleibst immer ein Versager, der im Schatten der anderen stehen wird. Merk dir, dass ein wirklicher Blader nie ein Team und die Hilfe andere benötigt. Man braucht weder Freunde noch ein Team und Gefühle machen dich schwach also zeige sie nie anderen. Noch etwas, am Besten ist du vergisst deine Vergangenheit und alles was damit zu tun hat. Dein einziges Ziel ist es Dranzer würdig zu werden.“ Eine komische Leere machte sich in Kai breit und wenn er wirklich alles vergessen würde was mit seiner Vergangenheit zu tun hatte, dann wäre er doch nur eine Marionette! Jemand der das tut was von ihm verlangt wird und nicht was er selber will. Vorsichtig lies er ihn runter und erlaubte ihm das erste Mal gegen jemanden anzutreten um sein Können zu testen. Mit starrem Blick auf Kai gerichtet lies sich Boris durch nichts mehr ablenken. dachte er sich und wählte für ihn einen Gegner aus. Ein Junge mit rotem Haar und etwas größer als Kai betrat den Raum und stellte sich ihm in der Bey-Arena gegenüber. Der Junge hatte eisblaue Augen und war der beste Blader hier in der Abtei und so kam es, dass ein „Anfänger“ gegen einen Profi antrat. Niemand glaubte, dass Kai genügend innere Stärke besaß um mit Dranzer, seinem neu erhaltenen Bit-Beast umzugehen. Beide standen sich nun gegenüber, nur getrennt von einer runden Arena. „Bist du bereit zu sehen wie zukünftige Blader Kämpfe bestreiten?“, fragte Tala ihn, der sich als den Größten sieht obwohl er gar nicht viel mehr körperliche Größe besaß wie Kai. Er war vielleicht nur einen halben Kopf größer aber war nicht so freundlich wie er immer tat. Um genau zu sein war das nur etwas das sehr selten vorkam, denn innerlich war er kälter als das Eis. Jeder von den beiden steckten seinen Blade in den Starter und waren sehr angespannt, schließlich wollte jeder von beiden gewinnen und da war ihnen jedes Mittel recht um das zu erreichen. Boris gab das Signal für den Start und die Blades prallten hart aufeinander so, dass sogar Funken entstanden sind, die wie ein kleiner Regen zu Boden fielen. „Los Dranzer, Attacke!“, rief Kai, aber leider war das ein frühzeitiger Angriff, der nach hinten losging und Tala mit Leichtigkeit auswich. Kai ärgerte sich natürlich, weil er bis jetzt immer dachte, dass er der Beste sei, denn außerhalb der Abtei gab es keinen der ihm das Wasser reichen konnte, aber hier in der Abtei wird Erstens nach anderen Regeln gebladet und Zweitens, hat er vorher noch nie so einen Gegner wie Tala getroffen, der im Einklang mit seinem Blade und seinem Bit-Beast war und wie die Ruhe selbst wirkte. „Ich kann dich nicht gewinnen lassen, so Leid es mir auch tun mag für dich. Doch du bist gut und du hast viel Talent und ich glaube an dich, dass du es noch weit bringen wirst. Lass dich, also nicht unterkriegen egal wie steinig dein Weg noch sein mag oder wie sehr man dich von deinem Vorhaben oder Traum abbringen will. Du darfst niemals aufgegeben“, sprach Tala zu ihm und setzten zum letzten und entscheiden Schlag aus. Sein Blade blieb fix auf einem Ort stehen und drehte sich dort weiter, plötzlich fing sein Blade an zu leuchten und eine kraftvolle Attacke fegte Dranzer aus der Arena und landete neben Kai, der niedergeschlagen zu Boden sank und sich mit den Armen am Boden abstützte. Der Gewinner in diesem Match, Tala, drehte sich um und Verlies den Raum um nicht mit anzusehen, was mit Kai nun geschah, weil mit ihm war es damals nicht anders und deswegen konnte er es nicht mehr mit an-sehen. Kurz nach dem er den Raum verlassen hat, packten zwei Männer Kai unter den Armen und zogen ihn hoch. „Gar nicht mal so übel für einen Anfänger. Ich bin sehr davon überzeugt, dass du mir noch gute Dienste leisten wirst. Bringt ihn ins nette Behandlungszimmer, denn wir haben noch viel Arbeit an ihm bis er von Nutzen ist“, befahl Boris und ging dann schon mal aus dem Raum. waren seine letzte Gedanken, bevor er das Bewusstsein verlor. In der zwischen Zeit wurde alles in einem Labor für Kai vorbereitet. Es war ein dunkler, kahler und unheimlicher Ort, wo das einzige Licht von den zahlreichen Geräten kam, die im Raum standen. Vorsichtig hoben sie Kai hoch und schlossen ihn an ver-schiedenen Geräten an bevor sie ihn danach in ein größeres Gerät legten und darauf eine Glaskuppel befestigten, die sich mit einer komischen grünlichen Flüssigkeit füllte. Für diesen Vorgang wird alles streng bewacht. Seine Atmung, Blutdruck, die Schläge seines Herzens, einfach alles musste stimmen. Kai wurde in diesem „Reaktor“ in eine Art Tiefschlaf versetzt, bei dem nur sein Geist arbeitete, aber sein Körper nicht. Dies geschah mit allen Neuankömmlingen damit sie ihre Vergangenheit vergaßen und zu Kampfmaschine wurden. Vorsichtig öffnete er ein letztes Mal seine Augen und blickte sich um, wobei sein Blick eher verschwommen war. //Wo bin ich? Ich kann kaum was sehen…// waren seine Gedanken und fiel dann kurz danach wieder in den Tiefschlaf. Nachdem die Nacht den Tag besiegt hatte und man draußen schon die Grillen zirpen hören konnte, schlich sich jemand durch die feuchten, kahlen Gänge zum Labor. Vorsichtig und ohne Laute von sich zu geben, öffnete jemand, der kein Geringerer war als Tala, die Tür einen Spalt und lugte hinein. //Komisch…scheint keiner da zu sein. Sehr ungewöhnlich// stellte er fest und ging mit leisen Schritten hinein bis vor zum Reaktor in dem Kai sich befand. Er wusste wieso er dort drinnen war und richtete seinen Blick auf den Computer. „Du sollst nicht alles vergessen, mein Freund“, flüsterte Tala kaum hörbar und programmierte einiges um. //Vergiss die Melodie nicht….und ihr Gesicht von dem Mädchen von der du mir erzählt hast// waren seine Gedanken und lief aus dem Labor ohne daran gedacht zu haben, dass sein Handeln folgen haben wird, da alles auf Videokamera aufgenommen wurde, aber zum Glück konnte man den Prozess nicht mehr ändern oder rückgängig machen, außerdem kam vor dem Morgengrauen keiner ins Labor. Wie würde er bestraft werden? Seelisch? Körperlich? Was könnte man ihm noch wegnehmen, dass ihm wichtig war? Kapitel 4: Das letzte Wiedersehen vor der Ewigkeit -------------------------------------------------- Am nächsten Tag herrschte schon zu früher Morgenstunde reges Treiben in der Abtei, denn die Laboranten hatten beim Nachsehen festgestellt, das etwas nicht stimmte. „Herr Juitiev, holen Sie den Boss und sagen sie, dass es wichtig ist!“, befahl der zuständige Chef fürs Labor. Sofort eilte dieser zum Büro und stürmte hinein. „Sir! Es ist etwas Schlimmes passiert. Jemand hat sich nachts ins Labor geschlichen und die Geräte so manipuliert, dass der Vorgang Kais Erinnerungen nicht löscht sondern nur einschloss. Das heißt, wenn er mit damaligen Erinnerungen oder Personen von damals konfrontiert werden sollte, dann….dann…würde er sich uns weigern und sein altes Leben zurückfordern!“, platzte es aus Herrn Juitiev heraus und sah Boris völlig aufgewühlt an. Boris gefiel das Ganze überhaupt nicht und schlug mit beiden Händen, die er zu Fäusten geballt hatte, auf den Tisch. „Verdammt, das kann nicht sein! Nie-mand kann von außerhalb ins Labor. Es muss jemand vom der Abtei sein und wen es einer der Jungs war, dem polier ich die Fresse“, schwor sich Boris und stampfte mit gezielten Schritten aus seinem Büro zum Labor. Er schlug die Labortür auf und ging zum Chef. Diesen packte er am Kragen und brüllte: „Wer hat das getan!“ Die Laboranten bekamen es mit der Angst zu tun, denn so hatten sie Boris noch nie zuvor erlebt. So völlig aggressiv, beängstigend und gewalttätig. „Boss…Sir, wir haben alles auf Videoband aufgenommen. Wir haben es uns auch schon in der Zwischenzeit angesehen. Es war….war ihr Liebling, Tala“, gestand er Boris und blickte ihn an. //Tala….das kann nicht sein. Er würde sich nie gegen mich stellen// dachte sich Boris und lies den Laborchef los. Tala war seit er ihn gefunden und hergebracht hatte, sein Liebling gewesen und er bestrafte ihn nie so hart wie die Anderen. „Kann man diesen Vorgang nicht ein weiteres Mal wiederholen?“, fragte Boris so gut es ging mit ruhiger Stimme. Doch alle schüttelten den Kopf. „Das ist leider nicht möglich, Sir. Man kann pro Person, den Vorgang nur einmal machen da sonst das Gehirn Schaden nehmen könnte. Wir können nur dafür sorgen, dass es für ihn sehr schwer sein wird an seinen vergangenen Erinnerungen zurückgreifen zu können“, erklärte ein junger Mann mit Brille Boris. Boris nickte nur und befahl ihnen, Kai bis zum Nachmittag drinnen zu lassen damit das Experiment nicht unterbrochen wird. Boris verließ das Labor und machte sich auf den Weg zu Kais und Talas Zimmer. Leise betrat er sein Zimmer um keine ungewollte Aufmerksamkeit von den anderen Jungs zu ergattern, die schon durch die Gänge schlenderten Er schloss die Tür hinter sich und ging auf Talas Bett zu. Mit einem raschen Griff schnappte er sich die Bettdecke, riss sie von ihm runter, wodurch Tala wach wurde. Schnell sprang er vom Bett auf und stellte sich kerzengerade neben dem Bett hin, als wären wir beim Militär. „Guten Morgen, Boris!“, platzte es aus Tala heraus, der versuchte sich nichts anmerken zu lassen wegen letzter Nacht. //War ich unvorsichtig? Er kommt doch sonst nicht extra in mein Zimmer// fragte sich Tala, der zu Beginn nicht wusste wieso Boris hier war. „Mein Junge, wieso hast du das getan! Was hast du dir dabei gedacht? Du bist nachts ins Labor eingebro-chen und hast die Maschinen manipuliert. Ich bin enttäuscht von dir, denn das hätte ich im Leben nie von dir gedacht“, keifte Boris ihn an. Tala blickte ihn an und antwortete ihm mit kühler Stimme: „Es ist mir egal, ob sie enttäuscht sind oder nicht. Ich bin nicht ihre Marionette oder Sklave. Meiner Meinung ist es schon schlimm wenn ich Befehle ausführen soll, aber ich lasse meinen besten und einzigen Freund nicht im Stich nur damit sie im sein Leben zuvor wegnehmen.“ Boris hasste Talas Arroganz ihm gegenüber und auch wenn er sein Liebling war, was sowieso nur im Bezug auf sein Talent lag, lies er sich so was von ihm nicht gefallen oder bieten. Er packte Tala am Kragen und drückte ihn fest und brutal gegen die harte Steinwand neben sei-nem Bett. „Hör zu, du kleiner Wurm. Ich glaube du spielst dich hier etwas zu sehr auf! Hier dreht sich absolut nichts um dich. Meine nette Art ist dir gegenüber wohl zu Kopf gestiegen, dass du glaubst du kannst dir solche Aktionen erlauben ohne das ich was dagegen tun werde. Merk dir eins Junge. Du bist ein Niemand und als ein solcher solltest du dich auch so verhal-ten. Ich hab Rücksicht genommen weil ich dein Talent bewundere und nicht weil ich ne Ka-kerlake wie dich mag. Haben wir uns verstanden!“, keifte Boris Tala an und warf ihn so un-sanft zu Boden, dass er mit seinem Kopf gegen das Bettgestell flog, welches aus Eisenstangen bestand. Tala erlitt eine heftige Platzwunde an der Schläfe und das Blut rann über seine linke Seite des Gesichts. Es tat weh. Höllisch weh. Dem lilahaarigen Mann kümmerte es allerdings wenig ob Tala sich verletzt hat oder nicht und ging aus dem Zimmer. Als Tala allein im Zim-mer zurückblieb stand er unter schlimmen Kopfschmerzen auf und verband sich erstmal seinen Kopf mit einer Bandage vom Ersten Hilfe Koffer, der sich in jedem Zimmer befand. Die Zeit verfloss für Einige wie im Flug und für Andere zog sich alles dahin. Tala wartete bis zum Nachmittag bis Kai endlich aus dem Reaktor genommen wurde und zurück auf sein Zimmer durfte. Währenddessen außerhalb der Abtei ging ein kleines Mädchen mit ihrer Schwester, die zwei Jahre älter war als sie, Richtung Spielplatz. Es war nämlich ein sehr warmer und sonniger Sommertag und viele Kinder tollten draußen herum vor allem in den Parks, Spielplätzen, Zoos oder Schwimmbädern. „Na komm schon, Sascha! Sei nicht so lahm, sonst sind die Schaukeln besetzt bevor wir ankommen“, rief ich meiner Schwester zu, weil ich schon etwas vorgelaufen war. „Ich komm ja schon, Irina“, kam es von Sascha und sputete sich etwas. Als wir beiden den Spielplatz erreicht hatten lief ich sofort zu den Schaukeln und besetzte zwei für uns. Wir beide setzten sich auf eine und schaukelten etwas hin und her. „Weißt du, Sascha, ich möchte mal das dieser Junge mit uns was unternimmt. Wir können doch mal alle in den Zoo gehen, die ganzen Äffchen und Miezekatzen ansehen. Die größer sind als die, die was man daheim halten darf. Das macht ihm sicher auch Spaß“, meinte ich, ein inzwischen sieben Jahre altes Mädchen, lächelnd dazu. Meine Schwester Sascha, die eigentlich Aleksandra heißt aber von mir immer „Sascha“ gerufen wird, ist weniger darüber erfreut gewesen. Ich hatte ihr nämlich von diesem Jungen erzählt und das er mich damals gerettet hat. Aber für Sascha selber war er einfach zu seltsam. Aufmerksam hörte sie mir zu doch gab keine Antwort sofort drauf und schaukelte einfach weiter wobei ihr Blick in der Ferne schweifte. „Mag schon sein, dass du das gerne hättest, aber du kennst ihn doch nicht mal. Mir kommt das Ganze etwas eigenartig vor. Versteh mich bitte nicht falsch Irina“, antwortete Sascha mir. „Boah, Sascha! Wieso sagst du so was? Ich mein, nur weil du ihn noch nicht gesehen hast muss doch nichts seltsam daran sein. Ich dachte du bist froh, dass er mich damals gerettet hat. Sonst hättest du mich nicht mehr“, erklärte ich meiner so skeptischen Schwester Sascha. Sascha jedoch seufzte nur und meinte dazu: „Ja klar, bin ich froh, dass er dich gerettet hat. Trotzdem finde ich das ganze Eigenartig, aber meinetwegen. Wenn er darf können wir was mit ihm unternehmen, aber…“, sie machte eine kurze Pause und sah mich mit einem durch-dringenden Blick an, „vorerst bleibt es bei diesem einen Mal!“ Mit einem letzten Schwung sprang ich, nachdem sie fertig gesprochen hatte, von der Schaukel und landete gekonnt auf meinen Beinen. Ich ging ein paar Schritte von der Schaukel weg und drehte mich lächelnd zu ihr um. „Danke Schwesterchen! Doch dann müssen wir seinen Freund mitnehmen. Der Junge mit dem roten Haar, der mich damals nach Hause gebracht hat. Ich schätze er ist in deinem Alter. Ihr werdet sich total viel Spaß zusammen haben“, sagte ich mit süßer, kindlicher Stim-me zu ihr gewandt. Genervt schaute sie mich an, als sie von der Schaukel aufstand und murmelte leise: „Das auch noch...“ Langsam schritt sie auf mich zu und sagte knapp: „Na wenn du meinst.“ Mit der Zeit verstrich der Mittag und der Nachmittag brach heran. //Ich hab Hunger! Ich mag was fut-tern…// waren meine Gedanken und suchte alleine in der Nähe vom Spielplatz nach einem kleinem Imbissstand oder etwas ähnlichem. Ich entfernte mich etwas von meiner Schwester und dem Spielplatz, als ich zwei Jungs sah, die mir bekannt vorkamen. //Das kann doch nicht sein….ist das er? Nicht möglich…// fragte ich mich selber und lief über den Zebrastreife auf die andere Straßenseite. „Hey ihr zwei, wartet doch mal!“, rief ich ihnen zu und rannte näher zu den Beiden. Doch sie blieben nicht stehen und taten so als hätte sie es nicht gehört. //Sie soll verschwinden….sie merkt nicht mal das sie ihr Leben gefährdet…// dachte sich Tala und schüttelte nur den Kopf, wobei er mit Kai weiterging. Doch Kai aber blieb stehen und drehte sich zu mir um. Mit letzten Schritten ging ich auf Kai und Tala zu und lächelte beide an. „Ich wusste doch, dass ich euch kenne! Du bist doch der Junge, der mich damals gerettet hat“, sagte ich zu Kai gewandt und sprach dann weiter in einem fröhlichem Ton zu Tala, „und du bist der Junge, der mich zu Mama und Papa heim gebracht hat!“ Doch keiner von Beiden gab mir eine Antwort. Plötzlich als ich wieder losplappern wollte, spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Es war meine Schwester, die mir nachgelaufen war und nicht gerade begeistert dreinblickte, dass ich gegangen war ohne ihr etwas zu sagen. Unsicher drehte ich mich zu Sascha um und schaute sie an. //Mist….sie ist mir nachgelaufen, wie immer. Sie übertreibt mit ihrer Mama Rolle// dachte ich mir und sagte zu Sascha wieder total glücklich, da ich den Jungen von da-mals wieder getroffen habe: „Sieh mal Sascha, dass ist der liebe Bub, der mich letztes Jahr vor den bösen Wolfis gerettet hat“, und zeigte auf Kai. Zu Beginn sagte Sascha nichts drauf und musterte die Zwei zuerst, die vor ihr standen. „Und wie ist dein Name?“, fragte sie den Jungen, den ihre Schwester mit freundlichem Ton ihr vorgestellt hatte. Ein paar Minuten des Schweigens traten ein wo keiner etwas sagte. //Sie sehen ganz unheimlich aus…// waren Sa-schas Gedanken und behielt Tala und Kai im Auge. Sascha war immer so vorsichtig, wenn es darum geht ihre Schwester vor seltsamen Leuten zu schützen. „Kai…“, antwortet Kai, Sascha knapp und bündig auf ihre Frage. Tala war verblüfft, dass er ihr geantwortet hatte, da er seit-dem sie die Abtei verlassen hatten, kein Wort gesprochen hat. „Das ist aber ein schöner Name! Ich bin Irina und das“, meldete ich mich gleich zu Wort und zeigte auf meine Schwester, „ist meine große Schwester Aleksandra. Ich nenne sie allerdings immer Sascha und sie benimmt sich eher, wie meine Mama als meine Schwester.“ Sascha hob leicht die Augenbraue, als sie das von mir hörte, aber versuchte inständig ruhig zu bleiben, und das obwohl sie leicht reizbar war. „Ich bin vielleicht deshalb so, weil du ein kleiner Rebell bist, der gern in Schwierigkeiten gerät“, konterte sie gekonnt mit ihrer Antwort. „Na und! Ist doch egal. Erwachsen sein ist doof, wo bleibt da der Spaß. Sieh die Mama und Papa an….die machen kaum mehr was Lustiges“, meckerte ich sie an. Tala beobachtete uns bei unserer Auseinandersetzung ziemlich genau und wurde ein wenig traurig. Er wünschte sich er hätte auch eine Familie, die ihn liebte und kleine Geschwister, die ihn ärgerten und die er beschützen könnte. Aber dem war nicht so. Das Schicksal hat es in dieser Hinsicht nicht gut mit ihm gemeint. Tala erinnerte sich gar nicht an seine Familie, denn seit er denken kann lebte er Heim und jetzt in der Abtei. Tala wollte wissen wer er war und wieso, dass Schicksal so grausam und schmerzvoll zu ihm war. Trostlos ohne jegliche Perspektive auf ein Leben in Glück. „Hey! Hallooooo, ich rede mit dir!“, sprach Sascha, den in Gedankenversunken Tala an. Der Angesprochene wurde aus seinen Gedanken gerissen und blickte verwirrt in Saschas leicht genervtes Gesicht. Ihm war ihr Blick ein wenig unangenehm und wurde das erste Mal in seinem Leben rot. „Ich…ehm, hast..du etwas gesagt?“, fragte Tala sie verlegen und kratze sich leicht am Hinterkopf. Sascha entwich ein tiefes Seufzen und schüttelte nur den Kopf. „Vergiss es einfach, wenn es dir so schwer fällt zu sagen wie du heißt“, seufzte sie. Ich kannte meine liebe Schwester sehr gut und erkannte, dass sie nicht viel von den Zweien hält. Was soll ich tun um das zu ändern? Mein Schwesterchen war nun mal, die Sorte von Mensch, die kalt und skeptisch gegenüber Fremden war und so wie sie sich verhält, bleibt sie lange alleine. „Sein Name ist Tala! Tala…Iva…Iva…ach ich weiß den Rest nicht mehr! Jedenfalls ist er voll lieb. Er hat mich heimgebracht und ist Kais Freund. Also glaub mir, dass er nett ist und sei nicht so kalt zu ihm“, verteidigte ich ihn mit meiner kindlichen Stimme. Schnell und mit einem breiten Grinsen schnappte ich mit meinen beiden Händen nach Talas und Saschas Hand und tat diese zusammen, so als sehe es aus sie würden Händchen halten. Beide sahen sich im ersten Moment stumm und verlegen an. Keiner von beiden brachte auch nur irgendein Wort heraus, was meiner lieben Schwester eigentlich überhaupt nicht ähnlich sah. Aus dieser Reak-tion schloss ich daraus, dass sie ihn vielleicht doch mag und es nur nicht zugeben will. „Da wir jetzt wissen wer, wer ist, können wir doch zusammen ins Aquarienhaus gehen und uns die vielen bunten Fischis ansehen“, schlug ich den Anderen vor und strahlte richtig, wie ein kleiner Sonnenschein vor Freude. Niemand machte irgendwelche Einwände gegen meinen Vorschlag und somit wurde meine Idee in die Tat umgesetzt. Ohne Scheu oder Schüchternheit nahm ich Kais Hand in meine und lächelte ihn warmherzig an. Ich schaute in seine Augen und bemerkte, dass sie weder strahlten noch glänzten. Ich fragte mich ob etwas Schlimmes passiert sei, dass ihn so leer wirken lies. Doch was mag das gewesen sein? Ich hatte keine Ahnung, was die mysteriösen und gefühlskalten Menschen in der Abtei mit den Jungs anstellten und das nicht nur weil ich ein Kind war sondern weil es keiner wusste. In diesen Moment konnte ich meinen Blick nicht von ihm wenden, egal wie sehr ich es ver-suchte. Die Erinnerung an damals, als ich in der Abtei war stieg in diesem Moment in meine Gedanken und ich konnte das zurückhaltende Verhalten von Kai und Tala nachvollziehen. Mir war klar, dass ich diese Szenen niemals vergessen werden und um nicht alles Schlimmer für sie zu machen nur schweigen konnte. Doch das Wichtigste war den beiden zu zeigen, was Spaß und Freundschaft ist. Nach einer gewissen Zeit setzten wir uns endlich in Bewegung in Richtung „Aquarienhaus“. „Aber ich…ich meine Kai und ich haben kein Geld um reinzudürfen“, beichtete uns Tala, wobei er den ganzen Weg über Saschas Hand in seiner hielt. Als ich zu Tala hinübersah und sah wie er ihre Hand hielt, musste ich schmunzeln. „Das ist nicht schlimm! Hab‘ letztens Bur-zeltag gehabt und etwas Geld bekommen außerdem haben Mama und Papa gesagt, dass es für Kinder vieeeeeel günstiger ist. Geht sich sicher aus und wenn nicht, dann schleichen wir uns rein“, antwortete ich ihm und grinste bei meinem Vorschlag, ins Aquarienhaus zu schmuggeln. “Das geht nicht! Man schleicht sich nicht in fremde Häuser, wenn Mama und Papa davon erfahren gibt’s Ärger“, warnte Sascha mich und versuchte mal wieder mich von etwas abzuhalten. „Mensch du bist so langweilig, Sascha“, schmollte ich sie an und sah dann leicht schmollend weg. //So ne fade Nudel// dachte ich mir, wobei ich mir diesen Gedanken für mich behielt um Streit mit ihr zu vermeiden. Nachdem wir angekommen waren, reihten wie uns in die Schlange ein und warteten bis wir endlich hinein konnten. Freud und voller Energie sprang ich abwechselnd von einem Bein aufs andere und sagte glücklich: „Fischis gucken! Fischis gucken! Mit Freunden und Schwes-terchen ist das Fischi anschauen gleich doppelt so schön!“ Die Leute um uns herum starrten mich mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, aber Sascha war glaub ich diese Aktion etwas zu peinlich und schüttelte den Kopf. Sascha war dadurch, dass unsere Eltern viel arbeiteten und sie die Rolle der Ersatzmutter übernahm, da ich ein kleiner Wildfang war, war sie viel vernünftiger und ruhiger als gleichaltrige Kinder. „Benimm dich doch, Irina! Wir sind hier nicht im Kindergarten“, versuchte Sascha mir vergeblich klar zu machen. „Spielverderberin! Oma!“, war meine Antwort drauf und zeigte ihr die Zunge. Verärgerte wendete Sascha ihren Blick von mir und drehte sich um. „Mach doch was du willst“, antwor-tete sie und lies Talas Hand los. „Du verstehst echt keinen Spaß, Schwesterherz“, meinte ich dazu und wendete ihr den Rück-en zu. Sascha entfernte sich etwas von uns, als Tala schnell nach ihrer Hand griff und auf sie einredete, doch hier zu bleiben. Mein verärgertes Schwesterchen gab nach und blieb bei uns. //Einer muss ja auf sie aufpassen// fiel ihr ein und reihte sich wieder zu uns ein. Endlich kamen wir an die Reihe und kauften unsere vier Eintrittskarten, und traten danach ein. Das Aquarienhaus war sehr groß von der Räumlichkeit her und beherbergte viele verschiedene Meeresbewohner in unterschiedlich großen Becken. Es war sehr beeindruckend und man fühl-te sich selber, wie eine Meerjungfrau im großen Ozean. Die Durchgänge von einem Areal zum Nächsten führten immer durch einen Tunnel, wo alles herum, selbst die Decke oben mit Wasser und Fischen gefüllt waren. Eine Weile gingen wir herum, wobei ich aber mindestens alle fünf Minuten stehen blieb und Kai zu einem Becken zerrte um ihm die Fische zeigen zu können. „Oh guck mal! Das ist ein Clownfisch. Lustiger wäre es wenn er eine rote Nase hätte, so wie ein richtiger Clown“ reimte ich mir in meiner Fantasie zusammen und lachte herzlich. „Soll ich dir etwas verraten, Kai. Wenn ich mal groß bin möchte ich viele Bilder malen, von all den Dingen, die ich mag und die wirst sie dir dann ansehen, ja?“ erzählte ich ihm und sah ihn verträumt an bei dieser Vorstellung. Kai nickte und antwortete: „Ich würde gerne sehen was du so malst.“ Bei dem was er sagte wurde ich verlegen und bedankte mich bei ihm. Ich hatte das Gefühl, als würde mich Kai sehr genau beobachten, genauer gesagt konnte er seinen Blick nicht von mir abwenden, denn meine blauen Augen, das unschuldige Lächeln und die Freude am Leben faszinierten ihn wohl sehr. Plötzlich riss Sascha mich aus meiner Verlegenheit, in dem sie sagte, ich solle nicht so viel träumen am Tag sonst würden wir die Delfinshow verpassen. Mein geschocktes Gesicht fand Tala wohl etwas witzig, da er anfing zu schmunzeln. Ohne Sascha zu antworten schnappte ich nach Kais Hand und lief in Richtung, der Delfinbecken. Das Becken befand sich im Freien, da zu dieser Jahreszeit, also im Sommer eine Show stattfand und man dazu mehr Platz benötigte. Doch irgendwie spielte das Wetter heute gar nicht so richtig mit und kurz vor Beginn der Show fing es an zu regnen. „Lasst uns zurückgehen. Ich glaub‘ sie sagen die Show heute ab“, schlug Tala vor und ging mit uns zurück ins Gebäude, was nicht so einfach war, da dichtes Gedrängel an der Tür herrschte, weil alle Schutz vor dem Regen suchten. „Hilfe, ich werde ganz. Mein schönes Kleid“, jammerte ich herum, während wir vier uns durch das Gedränge quetschten. Dieses Unterfangen war alles andere als leicht, da die Erwachsenen so sehr drängelten, dass sie uns von einer Ecke zur nächsten schubsten, so das wir getrennt wurde. „Sascha! Schwesterli lass mich nicht alleine…wo bist du“, schluchzte ich und suchte vergeb-lich nach ihr, aber ohne Erfolg. Nach ein paar Minuten bemerkte Sascha, dass ich nicht mehr bei ihr war und sie wurde panisch. „Ich muss sie suchen. Ich bin doch ihre große Schwester und muss auf sie aufpassen“, erklärte sie Tala und wollte gerade gehen, da packte er sie plötz-lich am Arm und hielt sie fest, damit sie nicht gehen konnte. „Wenn du jetzt gehst und du auch verloren gehst, dann hilft das ihr auch nicht“, machte der rothaarige Junge ihr klar zu machen. Sascha gab nur ein stummes Nicken von sich. Einerseits wusste sie, dass er recht hat-te, aber ihre Sorge um ihre Schwester war größer als ihre Vernunft. „Stellen wir uns einfach wohin, wo nicht so viele Leute sind“, schlug Tala vor uns blickte zuerst zur deprimierten Sascha und danach zu seinem Freund, doch dieser war nicht mehr da. //Ich werde verrückt….jetzt ist Kai auch noch weg. Wenn Boris das erfährt…ohje// seufzte Tala und ging mit ihr alleine aus dem Getümmel hinaus. Im selben Moment jedoch als die Besucher Schutz vor dem Regen suchten, stürmte eine Truppe aus ca. 10 bis 15 Jungs im Alter zwischen 15 und 18 Jahren das Aquarienhaus. Die Jungs waren schwarz gekleidet und trugen eine Maske um ihr Gesicht zu verbergen. Dennoch wusste einer von ihnen wer sie waren oder zumindest woher sie kamen. Tala, denn immerhin war er Tag für Tag mit solchen Gestalten und Aktionen vertraut. Kai bekamen währenddessen, er auf der Suche nach mir war von all dem nichts mit. „Tala…wer..wer sind diese Leute“, murmelte Sascha und ihr stand die Angst ins Gesicht geschrieben. Er erkannte ihre Angst und auch wenn er sie das erste Mal sah, wusste er, dass sie ihm nicht mehr egal war und deshalb beschützen wollte. Das erste Mal in seinem Leben war sein Herz und Verstand getrennt. Ihm war es wichtig sie zu beschützen, aber wenn er sein Bitbeast zückte und sie sah das er somit dazugehörte, hatte er die Be-fürchtnis sie würde von ihm denken, er wäre genauso wie diese Typen dort. Was solle er tun? Soll er ihr Leben retten und den Verlust ihrer Freundschaft riskieren oder soll er mit ihr weg-laufen, was aufgrund der Anzahl der ungebetenen Gäste nicht leicht sein würde? Der sonst so kühne und tapfere Tala wusste, dass erste Mal in seinem Leben nicht was er tun soll. In der Zwischenzeit hatte Kai mich in einer abgelegenen Ecke beim Becken für die tropi-schen Fische gefunden, wo ich mich heulend niedergelassen hatte. „Nicht weinen. Ich bin ja hier“, sprach mit ruhiger Stimme auf mich ein und tätschelte mir leicht über den Kopf um mich zu beruhigen. „Kai…ich hab‘ Angst…bunter Lichter und unheimliches Zischen, hör und sehe ich ständig. Monster..so wie in Papas Geschichten kommen mich holen“, wimmerte ich und zog meine Beine noch enger an mich. Kai konnte meine Angst und mein Geheule nicht länger mit ansehen und nahm mich tröstend in den Arm, als auf einmal einer der Typen bei uns auftauchte. Kai hob seinen Kopf und blickte ihn mit kalten Augen an. Mit seiner einen Hand griff er nach seinem Blade und mit der anderen hielt er mich weiterhin fest. Er war in diesem Moment wie ausgewechselt. Es wirkte sogar so als wäre ein anderer Mensch, wenn man ihn nicht kennen würde. Das stille und zurückgezogene Wesen, welches er in unserer Gegenwart den ganzen Tag gezeigt hatte verwandelte sich in kalte Arroganz und Wut. „Na sie mal einer an, wen wir hier haben. Machst wohl gerade einen Ausflug mit deiner klei-nen Freundin, nicht?“, sprach er arrogant zu Kai, „Tala hat es echt nicht drauf. So eine Pfeife hatten wir schon lange nicht mehr, dass er nicht mal auf so ‘nen Dreikäsehoch wie dich auf-passen kann.“ Kai konnte es nicht leiden, wenn schlecht über seinen besten Freund gesprochen wurde und erwiderte drauf: „Tala hat mehr drauf als du. Apropos Dreikäsehoch..du hast in letzter Zeit nicht in den Spiegel gesehen und dich angesehen, da du noch nicht mal aus den Windeln draußen bist!“ Der Angesprochene ließ sich das nicht bieten und so entbrannte zwi-schen den beiden eine verbale Auseinandersetzung. Plötzlich zückte Kais Gegenüber sein Blade und tat diesen in den Starter. „Egal ob du sein Liebling bist oder nicht. Von dir lass ich mich nicht fertig machen“, murrte er und ging in Position für ein Duell. Kai grinste hämisch und blieb locker, da er wusste, dass er ihm nicht gewachsen war, denn er selber besaß ein Bitbeast und sein Gegner nicht, weil nicht jeder die Fähigkeit hatte ein Bitbeast zu kontrollieren und seine Macht zu nutzen. „Lege dich nicht mit mir an oder du bereust es“, drohte Kai ihm und sah ihn weiter mit kalten Augen an. Langsam drohte die Situation zwischen den beiden zu eskalieren. „Kai…ich hab Angst. Es soll aufhören, bitte…“schluchzte ich unter Tränen hervor. Kai wollte mich gerade trösten als, dass Blade des anderen knapp neben mir mit einer wahnsinnig Geschwindigkeit vorbeirausch-te und auf den Boden einschlug. Ich sprang vor Angst Kai um den Hals und klammerte mich an ihn fest und zitterte stark. „Oh da hat wohl jemand Angst. Wie schwach, diese Menschen doch sind und zu denen willst du gehörten, Kai? Komm mit uns mit und du bekommst Macht und Kraft, die du dir wirklich erträumst“, versprach er ihm und reichte Kai die Hand. Kai wiederholte in seinem Kopf diese Worte wieder und immer wieder, wobei er sich eine Zu-kunft dabei vorstellte in der er jemand war und kein niemand mehr. Zögerlich wanderte seine Hand zu der ihm angebotene, als plötzlich Tala mit Sascha auftauchte und Kai anschrie, damit dieser wieder zur Vernunft kommen würde. Sacha lief automatisch zu mir hin und nahm mich in den Arm um mich zu beruhigen. „Ruhig ich bin da und pass auf dich auf“, sprach sie sanft zu mir, als ich mich an sie drückte und leise ihren Namen murmelte. „Lass dich nicht von denen um den Finger wickeln, die wollen dich doch nur benut-zen….genauso wie sie es mit mir tun“, versuchte Tala Kai vergeblich weiß zu machen. Kai versuchte zu verstehen, was sein Freund ihm damit sagen wollte und zwar das nur er sel-ber in der Lage ist seine Zukunft zu bestimmen und sonst niemand. Nur wer sein Schicksal selber in die Hand nehmen würde, kann es auch ändern. Er wollte keine Marionette sein und sich sagen lassen was er zu tun hatte und was nicht. „Danke, mein Freund“, bedankte sich Kai bei ihm und kämpfte mit Tala zusammen gegen die anderen um Sascha und mir einen Weg in die Freiheit zu ermöglichen. Die Kämpfe waren teilweise hart und schwierig, da mehrere gleichzeitig gegen die zwei antraten. Beide erkannten mit der Zeit, dass sie ohne das Rufen ihrer Bitbeats nicht hier rauskommen würden, aber sie trauten sich nicht, vor Angst vor der Reaktion von Sascha und mir. „Sascha…es war ein schöner Tag mit dir und dieses Chaos tut mir leid. Sollten wir uns ir-gendwann mal wiedersehen….dann…dann…“, sprach Tala zu ihr, obwohl er mitten in einem Kampf war und mit dem Rücken zu ihr stand. „Warte...was willst du damit sagen…wir sehen uns doch wieder, oder?“, meinte Sascha und sah ihn an. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, mochte sie Tala und konnte nicht verste-hen, was er mit dieser Aussage vorhin, sagen wollte und bekam glasige Augen. Der Kampf in dem sich Kai und Tala gerade befanden nahm auf einmal eine unerwartete Wendung und es sah so aus, als würden sie verlieren. Beide strengten sich sehr an um das Ruder rumzureißen und probierten jede Taktik aus, die sie kannten. Ich wendete meinen Blick von Saschas Brust auf der ich mich ausgeheulte hatte zum Kampf und erkannte, wie sehr sie für unsere Sicherheit kämpften und auch das sie schon erschöpft waren und trotzdem nicht aufgaben. „Kai…“, murmelte ich kaum hörbar und sah zu ihm rü-ber. Er sah zu mir nachhinten als hätte er gehört, dass ich seinen Namen sagte und lächelte mich leicht an. „Bald ist es vorbei, Irina. Und danke…“sprach er sanft zu mir. Ich sprang auf und lief zu ihm hin. Von hinten nahm ich die Stimme meiner Schwester wahr, die meinen Namen rief und mir nach lief. Sollen das seine letzten Worte an mich gewesen sein? Plötzlich erschien ein helles Licht und erhellte den Raum. Weder Sascha noch ich konnte mehr etwas sehen, selbst Talas und Kais verschwanden im hellen Schein des Lichtes und das Letzte was wir sahen, war die Gestalt eines Wolfes und eines Vogels, die im Glanz des Lichtes leuchteten und Funken regnen ließen, bevor sich alles in Dunkelheit hüllte. War das, dass Ende? Einige Momente später erwachte Sascha und ich auf einer Bank vor dem Aquarienhaus. Überall liefen die Menschen hektisch umher. Rettungskräfte und Polizei waren vor Ort und kümmerten sich um die anderen. Ich blickte mich um und erspähte weder Kai, noch Tala, noch die Jungs, die den Ärger verur-sacht haben. „War…war das nur ein Traum…Schwesterli“, fragte ich sie und guckte zu ihr rüber. „Ich hab geträumt…das Kai und Tala gekämpft haben…und dann…dann war da ein Vogel…und ein Wolf…glaub ich halt…“, erzählte ich ihr und wurde mit jedem Wort leiserer. Sascha sah mich an und hielt sich den Kopf. Sie antwortete nicht darauf und dachte selber nach ob sie das wirklich erlebt hatten oder ob sie nur rein zufällig dasselbe geträumt hätten. //Ein Wolf…ein Vogel…dasselbe hab ich auch geträumt…verrückt…das ist nie und nimmer passiert…// redete sie sich ein und schüttelte den Kopf. „Das war sicher nur ein Tra….“, auf einmal hielt Sascha inne und blickte auf meinem Schoß, „Was ist das für eine Feder?“ Ich senkte meinen Blick auf meinem Schoß und dort lag eine feuerrote Feder, die glänzte. Vorsicht nahm ich sie in die Hand und sah sie genau an. „Ich weiß nicht. Ob sie mir jemand gegeben hat?“, fragte ich sie, weil ich mich an die letzten Momente nicht mehr wirklich erin-nerte. „Keine Ahnung…ich weiß es nicht mehr. Das Letzte was ich weiß ist das wir uns die Delfine ansehen wollten…und dann..ja dann sind wir hier aufgewacht“, log sie mich an, da sie nicht wollte, dass ich mich an Kai, Tala oder an das was geschehen war erinnerte. „Achso…und..waren wir alleine?“ fragte ich weiter nach. „Ja, waren wir“, gab Sascha knapp zur Antworte. Sascha stand auf und streckte sich erstmal, wobei sie tief die angenehme frische Luft einatme-te. //Es ist das Beste wenn sie diese Jungs vergisst….und ich auch// dachte sie sich. „Komm gehen wir heim. Mama und Papa warten sicher schon auf uns“, schlug Sascha vor und nahm meine Hand. Schweigend nickte ich und stand von der Bank auf. Brav und behutsam wie immer nahm ich die Hand meiner großen Schwester und schlenderte mit ihr nach Hause. Ein letztes Mal drehte ich mich um, um einen letzten Blick zum Getümmel vor dem Aquarienhaus zu erhaschen, bevor wir um die nächste Ecke bogen und es danach nicht mehr zu sehen war. Innerlich fragte ich mich, warum wohl so ein Tumult los war, woher die Feder kam und war-um ich das Gefühl hatte irgendetwas vergessen zu haben. Je mehr ich darüber nachdachte des-to weniger fand ich Antworten auf meine Fragen oder erinnerte mich was nach dem wir uns die Delfine ansehen wollten, geschehen war. Und noch weniger an die Sache ob Sascha und ich wirklich alleine unterwegs waren oder nicht. Die Zeit verstrich und mit der Zeit hörte ich auf darüber nachzudenken, was damals passiert war. Zumindest glaubte ich das, aber das stimmte nicht. Ich hörte nur auf darüber nachzudenken um meine Familie und vor allem Sascha nicht damit auf die Nerven zu gehen. Denn Sascha meinte immer, dass die Vergangenheit nicht wichtig sei und dass ich auf meine Zukunft schauen sollte. Und das tat ich und merkte gar nicht, dass schon 10 Jahre verstrichen waren, und ich noch immer keine Antworten gefunden habe. Kapitel 4 Ende Kapitel 5: Déjà-vu ------------------ Zehn Jahre waren nun vergangen und mein Leben verlief ohne Probleme oder Ärgernisse. Ok bis halt auf die kleinen Meinungsverschiedenheiten zwischen Sascha und mir oder wenn sie mir mal wieder eine Predig hält, wenn ich mal wieder versuchte meinen Kopf durchzusetzen oder meine Neugierde auf meinem Wege zu stillen. Nach diesem Vorfall im Aquarienhaus fehlten Bruchstücke meiner Erinnerungen. Ich hatten erkannt dass es nur um die Erinnerungen gingen, die mit diesem Vorfall zu tun hatten und was diesen Jungen betrifft, so als hätte sie jemand gezielt aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und bei Sascha war es so, dass sie so sauer war, dass sich Tala zum Beispiel nicht mehr ge-meldet hat, dass sie diese Erinnerungen verdrängte und nicht mehr wahr haben will und somit vergaß. In den letzten Jahren wurde das Verhältnis zwischen uns enger, da unsere Eltern mehr arbeite-ten als früher in unserer Kindheit und wir sahen sie daher nicht mehr so häufig außer an den Wochenenden. Unsere Freunde verstanden oft nicht, wieso wir uns so gut verstanden und alles miteinander teilten, wie Geheimnisse oder Probleme, da wir optisch gesehen nicht viel gemeinsam hatten. Es stimmte auch. Wir hatten unterschiedliche Interessen, so war Sascha mehr für das Sportli-che und Jungs, so wie andere Mädchen in ihrem Alter auch. Feierte oft ausgelassen bis spät in die Nacht und flirtete viel mit anderen. Oft beneidete ich sie wegen ihrer Art, dass sie so frei und hemmungslos sein konnte. Ich schaffte es nie bei Menschen, die ich nicht kannte aus mich herauszukommen, besonders bei Jungs. Meine Stärken und Interessen lagen mehr an der künstlerischen Seite des Lebens, wie Zeichnen, Klavier spielen oder mit meiner Schwester ab und zu, zu singen. Aber auch wenn wir verschieden waren, waren wir in unseren Herzen doch eins, was Schwester sein betrifft. Es war ein wunderschöner Herbsttag und ich stand schon früh in der Küche um für meine Schwester und mich, wie jeden Tag, das Frühstück vorzubereiten. Nachdem ich zwei Schei-ben Weißbrot in den Toaster gab, verließ ich die Küche um Sascha zu wecken. Leise öffnete ich die Tür und trat ein. //Mann…unglaublich..sie hat schon wieder nicht den Wecker ge-hört…// seufzte ich und ging um das Bett um die Vorhänge wegzuziehen, damit der warme Sonnenschein in ihr Zimmer fiel. Ich schlenderte zurück zum Bett und stupste sie leicht, doch ohne Reaktion ihrerseits. //Du willst es also auf die harte Tour…// dachte ich mir und zog die Decke weg, und sprang sie an. „Schwesterliiiiiii aufstehen“, rief ich in einem süßen Ton in meiner Stimme als ich ihr um den Hals flog. Sascha schreckte hoch und blickte abwärts auf das grinsende Gesicht das auf ihrer Brust lag. Sie begann mit der Augenbraue zu zucken und versuchte sich zu beherrschen um nicht gleich am frühen Morgen loszubrüllen, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. „SAG, MAL SPINNST DU MICH SO ZU WECKEN!!!“, brüllte sie mich an und versuchte sich aus meinem Klammergriff zu befreien. „Ich denke nicht, dass ich spinne aber du schläfst nun mal wie ein Stein, da hilft nichts ande-res“, neckte ich sie und blieb dabei ruhig, da eigentlich fast jeden Morgen die selber Show abging und ich deshalb an ihre Reaktion schon gewöhnt war. Nachdem sich Sascha beruhigt hatte, lies ich sie los, damit sie sich anziehen konnte und legte mich auf den Bauch aufm Bett und sah ihr beim anziehen zu. „Sag mal Sascha, hast du auch Träume, wo du dir nicht erklären kannst was sie zu bedeuten haben“, fragte ich sie. „Wie meinst du das?“, entgegnete sie mir und zog sich weiter an. Ein Seufzen entwich mir und ich drehte mich auf den Rücken, damit ich auf die perlweiße Decke starren konnte. „Na, ich hab dir doch von dem Traum erzählt, den ich früher gehabt habe und wo du meintest ich solle nicht weiter darüber nachdenken. In letzter Zeit hab ich wieder diesen Traum, von damals als wir im Aquarienhaus waren. Verstehst du welchen ich meine? Wo ich zwei Sil-houetten sehen, aber es zu hell ist um ihre Gesichter zu erkennen und dann war da noch ein Vogel und ein Wolf. Es stört mich irgendwie obwohl es schon solange her ist, nicht zu wissen was er zu bedeuten hat. Ne, Sascha…diese Jungs. Kannten wir sie? Waren wir Freunde? Erinnerst du dich vielleicht“, erzählte ich ihr ohne sie anzusehen. Sascha seufzte genervt, da sie es schon zum 100sten Mal hörte und ich immer noch nicht mit meinen Fragen aufhörte. „Irina, wie oft soll ich dir, dass noch sagen? Wir waren alleine dort und das mit den Jungs träumst du nur“, versuchte sie mir weiß zu machen und suchte nachdem sie sich fertig ange-zogen hatte, ihre Sachen für die Universität zusammen. „Alleine…aber“, begann ich weiter zu reden und stand vom Bett auf, „was ist mit dem Wolf und den Vogel und wie erklärst du dir die rote Feder, die ich noch immer habe?“ „Jetzt hör mal zu. Ich hab dir schon damals gesagt, dass ich nichts von einem Vogel und ei-nem Wolf weiß und das mit deiner Feder kann ich mir auch nicht erklären, woher du die hast. Bitte lass es doch gut sein, ok?“, waren ihre letzten Worte zu diesem Thema bevor sie aus dem Zimmer ging. //Wieso hört sie nicht auf…es bringt ja doch nichts darüber nachzudenken…// redete sie sich ein und ging in die Küche. Schweigend folgte ich ihr und gesellte mich zur ihr an den Frühstückstisch. „Tut mir leid, dass ich das wieder gefragt habe, Sascha. Bist du mir böse?“, wollte ich von ihr wissen und schmierte mir gerade Butter auf meinen Toast. „Ich bin dir nicht böse, sondern nur genervt, dass du nicht aufhörst diesen Traum ständig zu hinterfragen, wo du genau weißt ich gebe dir jedesmal die gleiche Antwort drauf, dass ich nichts weiß“, antwortete sie und aß ihr Frühstück auf. „Sorry ich muss los, Irina. Wenn etwas sein sollte, ruf mich an.“ „Ja mach ich, Sascha. Pass auf dich auf und du solltest heute Abend nicht ausgehen, da du morgen einen Wettkampf im Schwimmen hast“, erinnerte ich sie und trank meinen Tee aus. Ich wusste, dass ich ein empfindliches Thema ansprach, da Sascha gerne abends unterwegs war, aber trotzdem musste ich sie erinnern, da sie mit den Gedanken oft woanders war und manches vergaß. Sascha bedankte sich noch bei mir für die Erinnerung und verließ darauf, dann das Haus und machte sich auf in Richtung Universität. Den Rest des Vormittags verbrachte ich alleine zu Hause, da ich heute frei hatte und nur später zum Klavierunterricht musste. Ich brachte ers-tmal das Haus ein wenig auf Vordermann, bevor ich in mein Zimmer ging um wie so oft in mein Tagebuch zu schreiben. Ich öffnete meine Schreibtischlade und holte mein Tagebuch heraus und öffnete es. Ich griff nach einem Kugelschreiber und begann mit meinem Eintrag: Ich hatte schon wieder diesen Traum. Diesen Traum, der mir zeigt woran ich mich nicht erinnere, aber trotzdem verhalf er mir nicht mich daran zu erinnern. Noch immer suche ich nach der Antwort, was dieser Traum mir zeigen will. Aber es ist so schwer, weil ich nicht weiß wo ich mit der Suche anfangen soll. Wenn ich doch nur wüsste, was damals passiert war. Wenn ich mich an deren Gesichter erinnern würde. Dann…ja dann vielleicht bahnt sich mir ein Weg auf, der mich zu meinen lang gesuchten Antworten führt. Nachdem ich zu Ende geschrieben hatte, klappte ich mein Tagebuch zu und verstaute es er-neut in meiner Lade. Ich verschränkte meine Arme auf den Tisch und legte meinen Kopf dar-auf. //Sascha…versteht das nicht. Sie versteht nicht, dass dieser Traum sicher eine Bedeutung hat und dass ich wissen will was. Und vor allem warum ich so ein Gefühl habe etwas Wichtiges vergessen zu haben…// Je mehr ich darüber nachdachte, desto größer wurde der Ärger, dass ich selber keine Antwort finden konnte. Langsam stand ich auf und machte mich auf den Weg vor meinem Unterricht noch ein paar Besorgungen für das Abendessen zu machen. Ich schnappte mir meine Tasche, sperrte nach meinem verlassen die Haustür zu und ging die Straße entlang zum Supermarkt. Die Sonne schien warm auf mich herab, und ab und zu ging eine angenehme Brise, die durch mein blondes Haar wehte. //Blöd, dass Sascha in der Uni ist und dann auch noch arbeiten muss…an so einem herrlichen Tag// meinte ich und machte vor meinem eigentlichen Vorhaben einen kleinen Abstecher zu den Geschäften, ein paar Straßen weiter. Schaufensterbummeln war angesagt! Die Straßen waren recht belebt und viele Menschen, von meinem Alter angefangen bis ca. 30 Jahren bummelten durch die Straßen und ließen keine Auslage unbeo-bachtet. Ich tat es diesen Leuten gleich und starrte in fast jede Auslage, egal ob Schuhe, Kla-motten oder Schmuck. In ein paar Geschäften verschlug mich mein Weg hinein und probierte einiges an auch wenn ich wusste, dass ich für einiges nicht das nötige Geld mit hatte. „Wenn ich mir erlaube dürfte, Fräulein, dass Kleid steht Ihnen sehr gut“, schmeichelte mir der Verkäufer, als er sah wie ich mich im Spiegel drehte und etwas posierte. Erschrocken drehte ich wendete ich zu ihm um und wurde ein wenig rot. „Vielen Dank, dass ist nett von Ihnen“, bedankte ich mich bei ihm für sein Kompliment und blickte erneut in den Spiegel. Auf einmal war ich wie versteinert, als ich ihn den Spiegel sah und vor dem Geschäft einen Jungen vorbeigehen sah, und mich ein seltsames Gefühl überkam. Dieses Gefühl konnte man schwer beschreiben. Es war so als würde mein Herz schneller schlagen, aber gleichzeitig meinen Körper zu Stein werden lies. //Was ist das für ein Ge-fühl…ich hab doch diesen Jungen zuvor noch nie gesehen…// fragte ich mich innerlich und hielt mir mit beiden Händen den Kopf. Auf einmal hörte ich in meinem Kopf eine Stimme, die Sachen sagte wie, „Irina. Bald ist alles vorbei“ und „Ich beschütze dich“. Ich schreckte danach hoch und lief aus dem Geschäft um diesen Jungen zu sehen. Der Verkäufer lief mir nach, da ich noch das Kleid an hatte was ich vorher anprobiert hatte. Vor dem Geschäft blieb ich stehen und lies meinen Blick schnell von links nach rechts hu-schen, aber zu spät. Er war nicht mehr da. //Komisch…was hat das zu bedeuten// wollte ich wissen, aber konnte in diesem Moment der Sache nicht weiter auf den Grund gehen, da der Verkäufer, der mir nachgelaufen war, mich am Arm packte und mir erst mal eine Standpauke hielt, dass ich nicht mit einem unbezahlten Kleid aus dem Geschäft stürmen konnte. Ich entschuldigte mich gleich 100-mal und folgte ihm zurück zum Geschäft, wo ich mich um-zog und mit meinen Klamotten bekleidet das Geschäft verlies. Gedankenversunken machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt um fürs Abendessen ein-zukaufen. Den ganzen Weg über dachte ich eben nach was passiert war. Der Junge oder was selber in mir in diesem Moment vorging. Ich blickte schweigend auf meine Uhr und merkte, dass es schon nach zwölf war und ich um eins zum Unterricht musste. Schnell erledigte ich meine Einkäufe und lief schnurstracks ohne weitere Zwischenstopps nach Hause, den ganzen Weg über mit einem Gefühl von Beobachtung im Nacken. Währenddessen in der Universität schrieb Sascha noch schnell, die letzten Notizen von der Tafel, bevor sie sich aufmachte zu ihrem Teilzeitjob in einem kleinen Café, nicht all zu weit weg vom Park. Es war ein nettes, kleines aber gutgeführtes Café. Die Auswahl war recht groß, was man oft gar nicht glaubte vom optischen Eindruck her. Sie hatten viele verschiedene Tees und Kaffees, sowie allerlei Kuchen, Torten und ähnliches. Sascha kam an diesem Tag zu spät und ihrem Chef entging das leider nicht, als sie abgehetzt in die Garderobe geflitzt kam, da sie den ganzen weg vom Campus bis hierher gelaufen war. „Verehrtes Fräulein Romanov, Sie kommen wieder zu spät! Das ist bereits das 3. Mal in die-sem Monat. Wie mir scheint nehmen Sie ihre Pflichten hier gegenüber nicht mehr so ernst wie früher“, predigte er ihr, als sie aus der Garderobe kam und anfangen wollte Bestellungen ent-gegen zu nehmen. Sascha entging es nicht, dass es sich bereits um die dritte Verspätung in diesem Monat handelte. Dennoch fand Sascha er solle sich wegen 10 Minuten Verspätung nicht so aufregen, immerhin hat sich auch noch andere Probleme, wie ihr Studium bei dem vieles verlangt wird, sowie ihre Pflicht ihrer Schwester gegenüber, ihre Trainingseinheiten und dann noch der Job. Es war nicht leicht das alles unter einen Hut halbwegs zu bringen. „Ja mir ist bewusst, dass ich bereits zum 3. Mal zu spät komme und es ist nicht so, dass ich meine Pflichten hier nicht ernst nehme, aber dieses Monat ist echt stressig. Es tut mir wirklich leid und es kommt nicht wieder vor, Herr Juitiev“, entschuldigte sich Sascha bei ihm und machte sich gleich an die Arbeit. Der Chef nahm ihre Entschuldigung an und hackte nicht weiter darauf herum. Sascha fing dann mit ihrer Arbeit an und wenn sie mal keine Bestellungen entgegen nahm unterhielt sie sich mit ein paar Kollegen. Sie war beliebt und es gab eigentlich so gut wie kei-nen der sie nicht mochte, auch wenn es anfängliche Schwierigkeiten gab, da Sascha zu Beginn immer recht kühl ist. „Also der Chef, geht mir manchmal echt am Keks, Lennja“, seufzte Sascha, als sie mit einer Arbeitskollegin sprach. „Ach lass ihn doch rummeckern. Interessiert eigentlich eh keinen, was er in dieser Hinsicht zu sagen hat. Bessere als was er jetzt hat findet er eh nicht mehr“, versicherte Lennja ihr. Lennja war eine Arbeitskollegin von Sascha mit der sie sich gut verstand. Sie war ein klein wenig größer als Sascha und hatte schwarzes, leicht gewelltes Haar, ein hübsches Gesicht und hatte einen schlanken und zierlichen Körperbau und war 21 Jahre alt Sascha wusste, dass sie recht hatte, weil heutzutage eigentlich sich jeder fürs kellnern zu gut vorkommt und daher Herr Juitiev sowieso kein Personal finden würde. Nach diesem kleinen Pläuschchen gingen sie ihrer gewohnten Arbeit nach. Sascha wurde von einigen männlichen Gästen mit interessierten Blicken angestarrt und kassierte oft ein Lächeln und Komplimente von ihnen. Unbeeindruckt und lässig nahm Sascha jegliche Komplimente entgegen. Sie ging dann mit ihren Bestellungen hinüber zur Theke und begann Kaffe zu ma-chen. „Ne, Aleksandra. Du kassierst ja heut wieder viele Komplimente. Du bist sehr begehrt bei den männlichen Besuchern. Langsam glaube ich sie komme nur deinetwegen“, kicherte Lennja leise und sah ihr beim Kaffee machen zu, der es persönlich weniger stört, dass sie nicht soviele Komplimente kassierte, da sie schon seit einem Jahr in festen Händen ist. „Das hab ich mir auch schon gedacht. Nur ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal. Ich mache hier meine Arbeit und alles andere hier, was sich die Gäste in ihren Köpfen ausmalen ist mir herzlichst egal“, antwortete Sascha ihr und machte gerade zwei Café Latte fertig. „Ja ich weiß, aber mich wundert es nur. Ich mein ich möchte nicht in deinen persönlichen Sachen kramen oder dir etwas einreden. Immerhin weiß ich ja du kannst das nicht leiden, aber ehrlich. Du bist so hübsch und klug, warum bist du wirklich noch Single. Die Welt besteht nicht nur aus Idioten, Aleksandra“, fragte die schwarzhaarige junge Dame Sascha. Die An-gesprochene hielt inne mit ihrer Arbeit und senkte traurig den Blick. „Du hast recht, dass ich das nicht mag. Ich bin nun mal nicht so gutgläubig wie du. Damals hat es wehgetan und es bemüht sich ja doch keiner um mich, also meint es doch am Ende kei-ner ernst“, gestand sie Lennja. Plötzlich riefen ein paar Gäste von hinten die Bedienung und da Sascha sich schon um Gäste kümmerte, übernahm Lennja, jedoch bevor sie ging, sagte sie noch: „Hör mal Aleksandra. Du kannst nicht wissen ob es keiner ernst mit dir meint oder sich nicht um dich bemüht. Die Kerle haben mit dir nicht leichtes Spiel, da du jedem kalt gegenüber bist. Der Traumprinz auf dem weißen Pferd fällt nicht vom Himmel. Du solltest jemanden mal eine Chance geben, nicht?“, und ging dann mit einem Lächeln auf den Lippen davon. Sascha blickte ihr nach und wusste, dass sie recht hatte, aber Lennja wusste nicht was sie in ihrer letzten Beziehung durch machen musste. Schweigend brachte sie den Gästen ihren Café Latte, als plötzlich die Glocke von der Tür anfing zu klingeln, die jedesmal wenn ein Gast die Tür öffnete läutete, auf. Sascha wollte den kommenden Gast gerade willkommen heißen, als sie verstummte und sah wer durch die Tür kam. Es war ihr Ex-Freund Nicolai, der angetanzt kam mit seiner neuen Freundin, die vom Kleidungsstil mehr nackt als angezogen wirkte. Der Rock war ausgesprochen Mini und ihr Oberteil eng und bauchfrei. „Setz dich schon mal hin, Schnecke. Ich muss jemandem „Hallo“ sagen“, befahl Nicolai ihr und gehorsam wie ein Hündchen gehorchte sie und setzte sich an einen Tisch für zwei. Nicolai ging zu Sascha, die sich auf den Weg zur Theke machen wollte, doch zu spät. Er griff nach ihrem Handgelenk und grinste sie an. „Hallo Süße, na hast mich vermisst? Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen“, begann er sie an zu labbern und musterte sie von oben bis unten, „Gut siehst du aus, Aleksandra. Wollen wir nicht mal die gute alte Zeit wieder aufleben lassen?“ Sascha versuchte sich von ihm loszureißen oder ihm zumindest eine Ohrfeige zu verpassen, aber innerlich war noch die Angst zu groß, wenn sie sich wehrte ihr dasselbe nochmal wieder-fahren würde wie damals, als sie noch zusammen waren. „Dich und vermisst? Davon träumst du nur! Ich bin froh jede Sekunde meines Lebens in der ich dich nicht sehen muss! Und alte Zeiten aufleben lassen kannst du vergessen“, fauchte sie ihn mit einem finsteren Blick in ihren Augen an. Nicolai fand ihre Art sich zu wehren sehr amüsant und ihre versuchten Beleidigungen ließen ihn kalt, da er wusste wenn sie hier auf einen Gast zugehen würde, dass sie wohlmöglich ihr Ansehen hier und ihre Arbeit verlieren würde. Die anderen Gäste die zum Zeitpunkt im Café waren sahen nur stumm zu und taten nichts. Lennja versuchte den Chef zu finden um ihm das zu melden und stand ihr hier nicht zur Seite. „Noch immer so kratzbürstig wie damals, nicht? Wie ich sehe bist du noch immer Single seit unserer Zweisamkeit. Kein Wunder so schlecht im Bett wie du warst, gibt sich keiner die Mü-he dich flachzulegen“, beleidigte er sie ohne Anstand oder Menschlichkeit. Er drückte sie leicht mit den Rücken auf die Theke und legte einen Finger unter ihr Kinn, um zu versuchen sie zu küssen. //Was soll ich tun…wieso sehen hier alle nur zu?// betete Sascha innerlich, dass jemand ihr hilft. Doch nichts geschah. Starr und verletzt, von dem was er gesagt hat, lag sie da halb auf der Theke, wehrlos und bald kam der Moment wo sie wieder seine Lippen auf den ihren spü-ren würde. Sie ekelte sich vor diesem Augenblick und konnte schon leicht seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Auf einmal kam ein junger Mann von einem hinteren Eck des Cafés vor zur Theke. Die Gäste richteten alle ihren Blick auf ihn und tuschelten leise Sachen wie, „Ist der lebensmüde“ oder „Wer ist das?“, vor sich hin, da man durch die schwarze Sonnenbrille sein Gesicht nicht genau erkennen konnte und er zudem noch ein Cappy trug. Es war ein gutgebauter junger Mann, der eine feuerrote Lederjacke trug und darunter ein weißes Shirt kombiniert mit einer schwarzen Jeans. Sein Erscheinungsbild war geheimnisvoll, als er so hervor trat. „Entschuldigung, Fräulein“, begann er zu sprechen, „Ich hätte gerne noch eine Tasse Kaffee wenn es mögliche wäre.“ Die Leute hinter ihm verstummten und blickten sich verwirrt an und er hörte wie manche sich fragten, ob das sein ernst wäre oder nicht. Nicolai wandte sich von Sascha ab und blickte zu dem jungen Mann hinüber, der ein unver-schämtes Grinsen auf den Lippen hat. „Verschwinde. Du siehst doch, dass wir hier gerade beschäftigt sind, du Pimp. Also zieh Lei-ne“, keifte Nicolai ihn an. „Ihr seid beschäftigt? Oh das tut mir leid. Meiner Meinung nach solltest du die Finger von dem Mädchen lassen. Erstens ist sie zu schade für dich und zweitens hast du nicht die Reife dazu um dir so ein Mädchen zu nehmen, also ein Tipp von mir. Geh lieber heim und schau dir die Sesamstraße an, ok Ernie?“, kam es gelassen von ihm und grinste Nicolai weiter an. Die Gäste fingen an zu lachen. Nicolai hasste es wenn man ihn vor den Leuten lächerlich stellte und ließ von Sascha ab. „Ich glaub du willst ein paar in die Fresse, Scheißer. Die kannst du haben!“, drohte Saschas Ex dem jungen Mann und holte zum Schlag aus. Doch sein Gegenüber war schneller und so wich er seiner Attacke aus, packte seine Hand und drehte sie auf seinem Rücken. Er nahm Nicolai dann und drückte ihn gegen die Wand und flüsterte zu ihm in einem völlig anderen Ton in seiner Stimme: „Ich gebe dir einen Rat. Komm nicht mehr hier her und führ dich hier nicht mehr so auf, verstanden? Und vor allem berührst du sie nicht mehr mit deinen Schmier-finger, ist das klar?“, und drückte ihn etwas fenster gegen die Wand. Nicolai gab nicht sofort nach. Erst als er kein Gefühl mehr im Arm spürte, den der geheim-nisvolle Fremde auf seinem Rücken gedreht hatte, gab er nach und gab sein Wort, Sascha in Ruhe zu lassen. „Ich hab dein Wort darauf. Solltest du es brechen bin ich nicht mehr so nachsichtig mit dir“, versprach er Nicolai noch und ließ ihn los. Nachdem er ihn losgelassen hatte versuchte er einen erneuten Schlag, doch wieder wich er Nicolais Schlag aus. Der Fremde packte Nicolai am Kragen und mit einem gezielten Tritt in den Hintern beförderte er ihn bei der Tür heraus, dabei fiel im sein Cappy runter und sein rotes Haar kam zum Vorschein. Seine neue Freundin stürmte sofort zu ihm hin und half ihm hoch. Nicolai noch wütend und aufgewühlt, drohte ihm noch bevor er seine Freundin am Arm packte und davon ging. Der Fremde bückte sich und hob sein Cappy auf. Er setzte es sich wieder auf und wandte sich Sascha zu. Diese sah ihn perplex an, als sie sein rotes Haar gesehen hatte, und fragte sich //Irgendwo hab ich ihn schon mal gesehen…aber wo? Ich weiß nicht//. „Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest. Ich hoffe dir geht es gut“, fragte er sie be-sorgt. Sascha nickte nur und war unfähig in diesem Moment auch nur einen Ton rauszubringen. Vergeblich versuchte sie ein „Danke“ zu sagen, aber auch das klappte nicht. Dennoch verstand der Fremde und winkte ab: „Schon ok. Musst dich nicht bedanken. Hier dein Geld, also das ist für den Kaffee, dass hier für das Regal was kaputt gegangen ist als ich den Typen an die Wand gedrückt habe und das ist dein Trinkgeld“, sagte er und überreichte ihr mit einem Lächeln das Geld. „Also dann, ich muss dann mal wieder. Viel Glück für morgen beim Wettkampf und ich bin mir sicher du schwimmst so schnell wie ein Delfin“, verabschiedete er sich von ihr und ging aus dem Café. Verdattert blickte sie ihm nach und nuschelte leise: „Danke“. Sie sank ihren Blick und starrte auf das Geld das er ihr gab, besonders auf den Teil der ihr Trinkgeld sein sollte. //Aber wie kommt er auf Delfin?// fragte sie sich. Gerade kam Lennja mit dem Chef angelau-fen, der sofort wissen wollte was los war. Sascha erzählte ihm, dass sich ein Gast unsittlich benommen hatte, lies dabei aber weg, dass es ihr Ex war und das ein Fremder sie gerettet hat. Weiteres übergab sie ihm das Geld, bis halt auf ihr Trinkgeld und fragte ihn ob sie heute frü-her gehen konnte, da das alles zu viel für sie war. Ihr Chef verstand die Sache und war nach-sichtig und lies sie somit früher gehen. Sascha zog sich in der Garderobe um und verließ das Café. Gedankenversunken schlenderte sie die Straße entlang, die zu ihrem Haus führte. Als sie bei ihrem Haus ankam, sperrte sie auf und trat ein. Es war niemand zu Hause, da ihre Schwester beim Klavierunterricht war und erst in einer Stunde kommen würde. Sascha hing ihre Jacke auf, zog sich die Schuhe aus und ging in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen, dabei sah sie auf die Uhr auf der Mikrowelle. Es war kapp nach 16h. Sie nahm sich eine Tüte Chips aus dem Küchenschrank und beförderte sich in ihrem Zimmer aufs Bett und schmökerte ein klein wenig in ihrem Buch „Historische Bauwerke und ihre Ent-stehungen“. Leider konnte sie sich nicht so richtig konzentrieren, egal wie sehr sie sich auch bemühte konnte sie nicht vergessen was vorhin im Café passiert war und starrte eine lange Zeit auf die gleiche Seite des Buches. Stille herrschte im ganzen Haus, da niemand außer Sascha daheim war und kein Fernseher oder Radio lief. Sascha warf dann das Buch von Bett und vergrub ihr Gesicht im Polster. //Mensch jetzt kann ich mich nicht mal mehr konzentrieren, alles nur die Schuld dieses…dieses Typen// seufzte sie ins Kissen. Die Zeit verstrich und ich kam von meinem Klavierunterricht nach Hause. Ich zog meine Schuhe aus und bemerkte das, die Schuhe meiner Schwester dastanden. //Na nu? Ist sie heut früher heimgekommen?// fragte ich mich und ging in Richtung ihres Zimmer. Sanft klopfte ich an ihre Tür und trat ein. „Sascha? Du bist schon da. Ist was passiert, dass du heute früher daheim bist“, fragte ich sie und kniete mich neben dem Bett runter und sah ihn ihr Gesicht. „Nein, alles in Ordnung. Mir ging es nur nicht so gut“, antwortete meine Schwester mir und war sich nicht sicher ob sie von dem Vorfall im Café erzählten sollte. „Achso, dachte es sei etwas passiert. Hab schon angefangen mir Sorgen zu machen. Willst du was Seltsames hören? Heute habe ich einen kleinen Abstecher gemacht bevor ich einkaufen ging. Ich bin zu den Geschäften ein paar Straßen weiter gegangen und hab dort einen Schau-fensterbummel gemacht. Zuerst war alles in Ordnung und dann als ich in einem Geschäft stand und in den Spiegel sah, sah ich einen Jungen am Geschäft vorbeigehen und ich bekam sofort ein seltsames Gefühl. Du weißt schon, dieses Gefühl wenn ich diesen Traum habe, dass ich ihn schon mal wo gesehen habe aber nicht genau weiß, wo und wann. Auch wenn ich sein Gesicht nicht mehr 100pro weiß bin ich mir ziemlich sicher, dass er es war“, begann ich ihr aufgeregt zu erzählen, „Ich hab versucht ihn zu erwischen, aber war leider zu langsam. Ach das ärgert mich richtig. Ich bin mir sicher wenn ich ihn erwischt hätte, dann hätte ich sicher meine Antworten gefunden.“ Sascha hörte mir aufmerksam zu und seufzte: „Du hast dir das sicher nur eingebildet und gar nichts gesehen. Hör auf dein ganzes Leben irgendwelchen Träume nachzujagen zumindest nicht solchen.“ Ich hatte es satt, dass sie mir immer sagte ich solle damit aufhören obwohl sie wusste ich kann das nicht. „Es war keine Einbildung!“, regte ich mich auf und stand auf, „Wieso sagst du ständig sowas? Ich hab ihn gesehen und es war real. Ich kann halt nicht so vergessen wie du. Ich möchte Antworten finden und ich hör nicht auf bis ich sie gefunden habe. Du weißt nicht wie das ist, dass Gefühl zu haben, jemanden vergessen zu haben, der dir wichtig war.“ Mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck setzte sie sich auf und sah mich an. „Mag sein, dass ich es nicht weiß, aber ich bin nur um deine Sicherheit besorgt. Du suchst Antworten wo es vielleicht keine zu finden gibt und du glaubst verbissen, dass es welche gibt und begibst dich dadurch in Gefahr“, meinte sie dazu und massierte ihre Schläfen, da sie schon leichte Kopfschmerzen bekam wegen der heutigen Anstrengung. „Heißt es nicht man müsste etwas riskieren um etwas zu erreichen und das nicht alles auf ei-nem zugeflogen kommt?“, erinnerte ich sie und ging dann zur Tür, „Ich fange an das Abend-essen zu machen. Mama und Papa kommen bald heim und du solltest dich mental für den morgigen Wettkampf sammeln“, und verließ dann ihr Zimmer. Nachdem ich ihr Zimmer ver-lassen hatte lehnte ich mich mit dem Rücken an ihre Tür und seufzte. //Ich kann nicht zurück. Ich werde weiter diesen Weg gehen bis zum Schluss// erkannte ich. Sascha merkte, dass sie mir die Sache nicht mehr ausreden konnte. Erneut legte sie sich rück-wärts aufs Bett und starrte auf die Decke mit den Gedanken bei diesem Fremden von heute Nachmittag. Den Rest des Tages sprach ich mit Sascha kein Wort mehr, selbst beim Abendessen wo wir uns sonst immer das neuste von Tag erzählten, blieb heute still. Verwirrt sahen sich unsere Eltern gegenseitig an und zuckten mit den Achseln, da das wie gesagt nicht üblich war. Nach dem Abendessen ging ich zuerst duschen. Ich entkleidete mich und stellte mich unter die Du-sche. Das warme Wasser rannte meinem Körper hinunter und benetzte jeden Teil meines Körpers. Ich sank den Kopf und stütze mich leicht mit einer Hand an der Wand ab. Sascha war inzwischen wieder in ihr Zimmer gegangen und machte ein paar Dehnübungen um sich für morgen vorzubereiten, bevor sie ins Bett ging. Nach dem ich mit duschen fertig war, zog ich mich an und half meiner Mutter noch ein wenig beim Abwasch. „Danke Irina, dass ist lieb von dir“, bedankte sich Mutter bei mir. „Kein Problem. Mach ich doch gern und Sascha ist ja im Gegensatz zu mir mit mehr Pflichten belastet, als ich, also ist es nicht schlimm wenn ich hier ab und zu aushelfen“, meinte ich dazu und trocknete ein paar Gläser ab. „Habt ihr euch gestritten? Ihr seid doch sonst nicht so schweigsam zueinander“, fragte sie mich mit besorgter Stimme. „Nein es ist alles ok. Sascha war früher zu Hause und da haben wir uns schon das meiste er-zählte. Ich geh jetzt ins Bett. Morgen wird ein hektischer Tag, da Sascha ihren Wettkampf hat. Also Gute Nacht Mama, Papa“, beruhigte ich sie und verabschiedete mich für heute von mei-nen Eltern Ein letztes Mal für heute ging ich in das Zimmer meiner Schwester um auch ihr eine „Gute Nacht“ zu wünschen und ging dann in mein Zimmer. Nach und nach verdunkelte sich das Haus bis alle im Bett lagen und schliefen. Seltsamerweise war es ein ruhiger und tiefer Schlaf für alle von uns, obwohl in Saschas und meinem Kopf soviel durchging. Wir zwei bemerkten auch gar nicht, dass vor unserem Haus im Glanze des Vollmondes zwei Fremde standen, die hoch zu unserem Zimmer schauten. Auf den ersten Blick glaubte man nicht, dass jemand da stand. Sie waren zwar da wie der Wind, dennoch so unauffällig und unsichtbar wie der Wind, als wären sie ein Teil der Nacht. Ein Teil der Dunkelheit, so unscheinbar und geheimnisvoll wie die Nacht selber. Die Zwei lächelten leicht und streckten ihre Hände lässig in die Hosentasche. „Na, mein Freund. Gehen wir morgen hin? Sie wird sicher auch dort sein, immerhin nimmt ja ihre Schwester daran teil“, fragte der etwas größere der Beiden, den anderen. „Wenn du willst. Ich überlasse ganz dir die Entscheidung. Mit diesem Teil meines Lebens hab ich schon abgeschlossen“, antwortete er dem Größeren kühl. Der Andere seufzte nur und schüttelte den Kopf. „Sicher? Naja ich überlass, dass dir was du am Ende machst. Ich werde hingehen und du kommst mit. Vielleicht änderst du noch deine Meinung“, schlug er vor und ging dann schon mal voraus. Der andere ging ihm schweigend nach und warf einen letzten Blick hoch zum Fenster welches in mein Zimmer führte, bis sie in der endlosen Dunkelheit der Nacht ver-schwanden. Am nächsten Tag ging es gleich hektisch zu. Sascha suchte ihre Schwimmsachen zusammen, Vater wuselte von einem Zimmer zum nächsten um die Digicam zu finden und Mutter telefo-niert mal wieder mit Oma um ihr zu erzählen, dass Sascha wieder für einen Wettkampf aus-gewählt wurde. Ich stand in einer Ecke und sah dem regen treiben zu und schüttelte den Kopf. //Mama und Papa führen sich auf als wär das Saschas erster Wettkampf// seufzte ich. „Mama, hast du meinen Glücksbringer gesehen?“, fragte Sascha und suchte überall danach. „Den Anhänger den wir dir beim ersten Wettkampf geschenkt haben? Hast du den nicht auf den Zippverschluss deiner Sporttasche gehängt?“, antwortete sie Sascha. Diese sah sofort nach und sie hatte recht. Wie konnte sie das vergessen? Wahrscheinlich war die Hektik und Aufregung daran schuld. Endlich hatten wir alles zusammen und stiegen ins Auto ein. Vater führ direkt zur Schwimm-halle. Wir trennten uns von Sascha und wünschten ihr zum Abschied nochmals „Viel Glück“. Danach ging ich mit meinen Eltern zur Zuschauertribüne, während Sascha in die Garderobe für die Teilnehmer ging. Auch wenn es nicht Saschas erster Wettkampf war, war sie dennoch ein wenig nervös. Sie zog sich um und besprach noch einiges mit ihrer Trainerin, bevor es losging. In der Zwischenzeit suchte ich mit meinen Eltern einen Platz in der 1. Reihe von der Tribüne von wo wir einen guten Blick auf den Wettkampf hatten. „Sascha gewinnt bestimmt, da bin ich mir sicher“, wusste ich und lächelte fröhlich. „Ja, dass glaub ich auch. Sie hat in den letzten Wochen sehr hart dafür trainiert“, erkannte Vater und drehte die Videokamera auf, da es jeden Moment losging. Die Schwimmhalle füllte sich mit Zuschauern und kurz vor Beginn, war kein freier Platz mehr vorhanden. „Der Wettkampf beginnt in 5 Minuten. Bitte alle Teilnehmer mögen sich zum großen Becken begeben“, hörten wir die Durchsage von den Sprechern. Ich war schon ganz aufgeregt und wartete schon gespannt darauf, dass Sascha endlich kam und da kamen die Teilnehmer. Es waren sechs Mädchen, wohlmöglich aus anderen Schulen, die es bis zur Endausscheidung geschafft haben um Russischer Champion im Schwimmen zu werden. „Meine Damen, Herren und stolzen Eltern, der heutigen Teilnehmer. Ich heiße sie hiermit willkommen zum 12. Wettkampf um den Titel „Russischer Champion für Mädchen“ im Schwimmen. Ich sag ihnen, die Teilnehmer werden von Jahr zu Jahr besser und die Entschei-dungen schwerer. Nun darf ich ihnen erstmal unsere sechs Kandidaten vorstellen, die um die-sen Titel heute kämpfen werden. Die Nummer 1 heißt Marika Petrov, und ist 18 Jahre alt. Unsere Nummer 2 ist Aleksandra Romanov und 19 Jahre alt. Die Nummer 3 ist Ivanka Vukovic und unsere Titelverteidigerin, die bereits 3 Jahre in Folge gewonnen hat. Sie ist 22 und die älteste in unserem heutigen Wettstreit“, moderierte der Sprecher und stellte nach und nach, die heutigen Teilnehmer vor. Dann endlich begann das Turnier. Es gab verschiedene Disziplinen, wie 200m Brust oder Rücken und am Ende werden die Punkte zusammengezählt und der, der die meisten hat wird der neue Champion. Mir alleine wurde schon vom zusehen müde, da es eine körperliche Ans-trengung darstellte, die nicht ohne war. Der Wettkampf war im vollen Gange und die Titelverteidigerin macht ihrem Titel alle ehren und verteidigt diesen sehr hart. Sascha hatte zu Beginn schwer zu kämpfen um Ivanka einzu-holen bis sie schließlich vor der letzten Disziplin so gut wie gleich auf standen, was die Punkte betraf. Unsere Eltern und ich fieberten richtig mit und feuerten Sascha tatkräftig an. „Komm Sascha! Du schaffst es! Gib dein Beste“, rief ich zu ihr und lächelte. Sascha winkte mir zu und machte sich vor der letzten Runde mit ein paar Dehnungen noch warm, während sie sich ein paar Tipps von ihrer Trainerin anhörte. „Wow was für ein spannender Kampf. Was für ein spannendes Finale! Unsere Titelverteidige-rin und Miss Romanov sind fast gleichauf. Es wird ziemlich eng für die Zwei um den Titel. Wer wird ihn heute mitnehmen? Unserer Titelverteidigerin Ivanka Vukovic oder unserem neuen Stern Aleksandra Romanov? Wir werden gespannt zusehen“, kommandierte der Spre-cher weiter, während sich die Teilnehmer erneut in Startposition begaben. Das Finale begann. Als die Teilnehmer ins Wasser sprangen, sprang ich selber auch auf und schrie mir fast die Seele aus dem Leib. „LOS SASCHA!!“, rief ich immer und immer wieder. Sascha gab ihr bestes und schwamm ihrer Meinung jetzt besser als vorher beim Training. Mit dem Ziel vor Augen legte sie einen Zahn zu und erreichte um 1,12 Sekunden das Ziel vor Ivanka Vukovic und gewann somit dieses Turnier. Lautes Applaudieren und Gekreische waren zu hören. „Sascha hat gewonnen! Sie hat gewon-nen“, freute ich mich riesig und fiel Mutter um den Hals. Unsere Eltern waren am Anfang baff und realisierten es erst richtig, als der Sprecher den Ge-winner durchgab und Saschas Namen nannte. Sascha freute sich selber natürlich auch über ihre Leistung und winkte dem ganzen Publikum entgegen, bevor sie ihren Pokal entgegen-nahm und nach ihrer Rede mit ihrer Trainerin zurück zur Garderobe marschierte. Ich konnte es kaum erwarten und auch wenn ich nicht durfte ging ich zu Saschas Garderobe während unsere Eltern schon mal zum Auto gingen. Ich klopfte an und trat ein. Sascha war allein da und zog sich gerade um. „Schwesterli du warst umwerfend. Es war unglaublich dir zuzusehen! Wirklich toll und ich freue mich für dich“, lobte ich Sascha und nahm sie in den Arm. „Danke, Irina, lieb von dir. Der Wettkampf war sehr anstrengend. Zuerst hätt ich nie gedacht ich würd wirklich gewinnen, weil Ivanka so schnell war, aber am Ende muss sie wohl müde geworden sein und das hab ich ausgenutzt“, erzählte sie mir und tätschelt mir über den Kopf. „Vielleicht, aber du hast ehrlich gewonnen und daheim erwartet dich dein Lieblingsessen“, versprach ich ihr und lächelte lieb. „Darauf freu ich mich jetzt schon“, meinte sie und packte ihre Sporttasche ein und da viel ihr auf das etwas fehlte, „Mein Handtuch. Ich muss es wohl in der Halle vergessen haben. Ich geh nochmal zurück und hol es. Warte hier Irina.“ „Ich komme mit. Ich möchte ja sehen wie das Flair ist, dass du heute genossen hast“, schwärmte ich vor mich hin und schlenderte mit Sascha zurück zur Halle. Als wir zurück zur Halle gingen, ging bereits die Sonne unter und tauchte die Schwimmhalle in warme rot und orange Töne. Das sonst so blaue Wasser färbte sich in einen schönen orangen Ton und reflektierte die letzten Strahlen der Sonne. Es war ein schöner Anblick. Malerisch und harmonisch. Ich liebte sowas und begann mich leicht tanzend zu drehen und genoss diese angenehme träumerische Umgebung. „Am liebsten würd ich diese Halle zur jetzigen Zeit gern malen. Vielleicht mach ich das. Aber heute nicht mehr, da wir deinen Sieg feiern“, begann ich zu sprechen und sah sie an nachdem ich aufgehört hatte mich zu drehen, „Weißt du Papa hat alles aufgenommen. Ich denk mir er wird es sicher 100-mal ansehen und der sämtlichen Verwandtschaft schicken.“ „Wäre gut möglich. Ich würde es ihm zutrauen“, kicherte Sascha und nahm ihr Handtuch was auf einem Stuhl lag. „Komm lass uns gehen“. Ich ging zu ihr hin und blieb vor ihr stehen. Gerade als wir gehen wollte hörten wir ein Klat-schen, welches von der Tribüne kam. Nach dem Turnier hatten alle die Halle verlassen, zu-mindest dachten wir das, doch Irrtum. Hinten standen zwei Personen und einer von beiden war derjenige, der applaudierte. Die Son-ne lies sie geheimnisvoll aussehen, aber dennoch nicht furchterregend. Sie trugen eine Son-nenbrille, die sie lässig und cool abnahmen. Jetzt standen sie nebeneinander da im Schein der untergehenden Sonne, der eine hatte lässig die Hände in seiner Jackentasche und der andere stemmte seinen einen Arm auf der Hüfte ab. „Guten Abend, die Damen“, sprach der eine etwas größere sanft zu uns, als würde er uns ken-nen. Unsere Blicke trafen sich und konnten nicht mehr voneinander abweichen. Doch wer waren sie? Kannten wir sie? Diese zwei jungen Männer, die cool und wunderschön im Sonnenlicht wirkten, wie die endlose blaue See. Unsere Herzen schlugen schneller und unsere Körper erstarrten. Waren diese zwei unser Wind, der uns in eine andere Welt trug? Oder nur ein Zwischenstopp in erneuten tiefen Schmerz? Aber eines fühlten wir, und zwar das wir ihnen schon mal begegnet sind. ~.~Kapitel 5 Ende~.~ Kapitel 6: Freude und Schmerz ----------------------------- Eine befremdete Stille trat ein, als wir uns ansahen. Die zwei Fremden warteten auf eine Re-aktion von mir und Sascha, doch wir wussten nicht wie wir ihnen entgegenkommen oder sa-gen sollten. Mit leisen Schritten gingen sie die Stufen von der Tribüne zu uns hinunter. „Ihr seid ja ganz schön still“, begann der rothaarige junge Mann zu sprechen, „Na gut, ich hab nicht damit gerechnet, dass ihr uns um den Hals fallen würdet, da es doch schon sehr lange her ist, dass wir uns gesehen haben. Dennoch ein freudiges Wort oder etwas damit wir wissen ob ihr euch freut uns zu sehen, wäre nett gewesen.“ Verwirrt blickte Sascha, die Zwei an, die zu uns rüberkamen und sprach zum Größeren: „Du schon wieder? Was machst du hier und vor allem wovon redest du bitte?“ Die Unbekannten gesellten sich zu uns und stellten sich uns gegenüber, wobei der Rothaarige zu Sascha sah und sein Freund mich anschaute. Langsam konnte ich trotz der Dämmerung ihre Gesichter erkennen und sagte freudig: „Sascha…Sascha, dass ist der Junge, den ich heute beim Einkaufen gesehen habe. Er war doch keine Einbildung, wie du gesagt hast.“ „Kai eine Einbildung? Was ich hier mache? Was ist das für eine seltsame Begrüßung unter Freunden? Sagt bloß ihr wisst nicht mehr wer wir sind?“, staunte der Größere und blickte Sa-scha und mich verwirrt mit seinen türkisblauen Augen an. Als ich den Namen „Kai“ hörte, wiederspiegelte sich vieles in meinem Erinnerungen wieder. Erinnerungen, wo ich glaubte sie wären nicht mehr da gewesen oder gar gelöscht worden, aber sie waren da und das war das Wichtigste. Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich glücklich oder traurig sein sollte. Ob ich ihm um den Hals fallen sollte oder eher anmeckern wo er so lange gesteckt hatte und wieso er mich nicht mehr sehen wollte. „Kai…“, murmelte ich leise und beugte mich zu ihm vor um sein Gesicht genauer sehen zu können. Kai wurde ein klein wenig rot, als ich ihn so genau ansah und wendete seinen Blick auf die Seite. //Warum sieht sie mich so an? Und warum werde ich bitte rot…Sie ist längst Vergangenheit// fragte sich Kai. Tala schmunzelte nachdem er sah wie Kai seinen Kopf weg-drehte und ein wenig verlegen wurde. //Anscheinend hat er doch nicht abgeschlossen so wie er dachte// erkannte Tala und sah erneut zu Sascha. „Sascha…Sascha! Es ist wirklich Kai. Es ist Kai. Weißt du noch? Der Junge von dem ich dir erzählt habe. Es ist zwar lange her und ewig war es nicht mehr in meinem Gedächtnis, aber als ich seinen Namen hörte und ich jetzt sein Gesicht sehe. Ich bin mir sicher, dass das was ich verloren habe jetzt wieder da ist“, fing ich an aufreget zu sprechen und sah dann zu Tala, „Dann ist das hier Tala!“, und lächelte Sascha an, „Verstehst du? Tala und Kai.“ Diese stand im ersten Moment noch neben sich und realisierte gar nicht wer da vor ihr stand. Unglaubwürdig sah sie zwischen Tala und Kai hin und her und wusste jetzt gerade nicht was sie denken sollte. Nach und nach erinnerte sie sich daran wie Tala und Kai uns nach dem Be-such im Aquarienhaus allein gelassen hatten und nicht mehr wiederkamen. „Was wollt ihr hier?“, fragte sie mit einem finsteren Blick und einem nicht so freudigen Ton in der Stimme, Kai und Tala. Baff starrte ich meine Schwester an und fragte sie: „Sascha? Was soll diese Fragen? Freust du dich nicht, dass sie wieder hier sind? Wir haben solange ge-wartet.“ Tala konnte ebenfalls seinem Gehör nicht glauben und fragte fassungslos: „Wieso fragst du echt sowas, Sascha? Wir sind hier um nach euch zu sehen. Wie es euch geht und so.“ Sascha sah in mein Gesicht und antwortete: „Du hast gewartet, Irina. Ich nicht…ich habe es aufgegeben, denn es waren verdammte 10 Jahre, wo sie nicht aufgetaucht sind“, und sah dann zu Tala um ihm eine Antwort zu geben, „Nett, dass euch nach 10 Jahren einfällt, dass es uns gibt und das ihr nachschaut wie es uns geht.“ „Aber…Sascha“, murmelte ich leise und konnte einerseits ihre Wut verstehen, andererseits dachte ich, dass sie sich wenigstens ein bisschen freuen würde. Tala hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet und wusste nicht was er ihr entgegensetzen sollte um sie zu beruhigen. Kai währenddessen hielt sich daraus, weil er für sich meinte, dass es nicht schlau war hier herzukommen. //Ich hatte es Tala gesagt, dass es ein Fehler ist, aber nein…dennoch…vielleicht war es doch nicht ganz so schlimm immerhin konnte ich ihr Ge-sicht wiedersehen// stellte Kai fest und lies den Blick nicht von mir. „Hör mal, Sascha…ich…“, stotterte Tala und kratze sich am Hinterkopf, „ich meine wir konnten nicht kommen. Egal wie sehr wir es wollten. Es gab nie die Möglichkeiten dazu. Bitte verstehe das. Es hat nichts mit der Sache zu tun, dass wir euch nicht sehen wollten.“ Ihr Blick änderte sich nicht und blieb weiter finster. Sie verschlug die Arme vor der Brust und meinte: „Und es gab keine Möglichkeit, den Kontakt zu uns aufrecht zu erhalten? Ich ward danach verschwunden und wir konnten uns nicht mal verabschieden! Zehn Jahre habt ihr nichts von euch hören lassen und nun glaubst du dass wir euch bzw. ich dir um den Hals falle und Gott danke, dass du wieder da bist. Tut mir leid aber nicht mit mir. Und Irina ging dieser Traum an euch nicht mehr aus dem Kopf und hielt bis heute daran fest. Doch genug damit“, stoppte sie kurz und drehte sich um bevor sie weiter sprach, „Lass uns gehen, Irina. Mama und Papa warten sicher schon längst im Auto auf uns“, und ging vor. „Sascha warte doch! Sascha!“ flehte ich und blickte zwischen meiner Schwester, Tala und Kai hin und her. //Was mach ich jetzt?// „Es ist in Ordnung, Irina. Innerlich waren wir darauf gefasst, dass sowas kommen würde. Selbst wenn Tala es nicht glauben wollte. Geh ruhig zu deiner Schwester“, sagte Kai zu mir gewandt und lächelte leicht. „Sehen wir uns wieder?“, fragte ich ihn bevor ich ging. Kai nickte. Über seine Antwort er-leichtert umarmte ich ihn schnell und leicht, bevor ich meiner Schwester nachlief und Tala und Kai in der Schwimmhalle allein zurück lies. „Sie ist echt sauer. Wie ich das wieder gerade biegen soll? Du hast es ja gut. Irina freut sich ja dich zu sehen“, seufzte Tala und drehte sich um. „Mag sein, aber das liegt wohl daran, dass sie ihren Schmerz nicht öffentlich zeigt sondern es in ihrem Herzen drinnen eingeschlossen hat. Also ist es nicht anders als bei Sascha und dir. Irina überspielt es einfach. Aber es ist berechtigt wie Sascha sich verhalten hat. Was sollten wir erwarten? Nach 10 Jahren auftauchen und glauben alles sei ok? Wir hätten das nicht tun sollen, wenn Boris davon Wind kriegt, dann sind nicht nur wir dran sondern auch die Zwei. Wir hatten damals Glück, dass er sie am Leben gelassen hat“, erinnerte ihn Kai und verlies gemeinsam mit ihm die Halle und das Schwimmbad. Tala wusste, dass sein Freund recht hat-te, aber er wollte Sascha sehen und auch wenn Kai es sich nicht eingestehen will, wollte er mich auch wiedersehen. Von diesem Gespräch jedoch bekamen Sascha und ich nichts mehr mit, da wir uns schon auf halbem Wege zum Auto in dem unsere Eltern saßen befanden, nachdem wir zuvor Saschas Sporttasche geholt hatten. „Wieso hast du sowas gesagt, Sascha“, hackte ich nach und ging neben ihr her. „Was genau meinst du?“, antwortete Sascha mit einer Gegenfrage ohne mich dabei anzusehen. „Na was? Erstens deine Reaktion Tala und Kai gegenüber und dann was du ihnen alles vor-geworfen hast. Vielleicht gab es Gründe, dass sie uns was weiß ich, nicht schreiben oder anru-fen konnten. Und vielleicht stimmt es, dass es auch keine Möglichkeiten für sie gab uns zu sehen. Wie sollten sie außerdem wissen wo wir wohnen? Treffpunkte ausmachen ist ja auch nicht möglich, wenn sie uns nicht anrufen konnten. Also sollten wir doch froh sein, dass sie wieder da sind, nicht Sascha? Und ich bin mir sicher, dass sie uns auch vermisst haben“, machte ich ihr klar und sah sie weiterhin an. Sascha entwich ein Seufzer und antwortete: „Versteh doch. Ich bin nicht so wie du. Ich habe schnell aufgehört zu hoffen, dass ich ihn wiedersehen werde. Ich hab ihn einfach nur noch verdrängt, da ich nicht vor hatte nur auf einen Jungen zu warten. Ich hatte darüber hinaus noch andere Dinge zu tun, die es nicht zu ließen immer nur an ihm festzuhalten. Zwar habe ich meine Erfahrungen gemacht, die nicht immer die besten waren, aber trotzdem. Außerdem mag sein, dass sie einen Grund hatten, aber warum hat er mich dann nicht aufgehalten und mir diesen Grund genannt? Tut mir leid Irina, ich bin nicht so gut gläubig und wenn du kannst dich mit Kai treffen, wenn du unbedingt willst, aber versprich mir vorsichtig zu sein und ja mir ja nichts anstellst, klar? Aber Tala halte mir bitte vom Leib“, und stieg danach bedrückt ins Auto ein. Erneut hatte sie versucht dieses Thema zu beenden. Ich gab mich geschlagen und stieg auf der anderen Seite des Wagens ein. //Sie ist so stur, echt// dachte ich mir ärgerlich und starte schweigend aus dem Fenster, als wir losfuhren. Nachdem wir zu Hause ankamen bemerkte ich, dass Sascha bei der Feier versuchte, die heuti-ge Begegnung zu vergessen. Ich konnte sie einerseits verstehen, wieso sie es nicht wahr haben möchte, da sie nicht nur von ihm allein gelassen wurde, sondern mied sie seit ihrer letzten Beziehung, sowieso das männliche Geschlecht so gut wie gänzlich bis auf die Tatsache, dass sie nur mit ihnen flirtet, aber lies sie nicht mehr zu. In den nächsten Tagen konnte man an Sascha sehen, dass sie, egal was sie grad tat nicht kon-zentriert war. In der Arbeit träumte sie oft vor sich hin und während den Vorlesungen vergas sie manchmal sich Notizen zu machen. Viele waren schon besorgt und unsere Eltern wussten nicht woran es liegen konnte, dass Sa-scha so unkonzentriert war. Endlich kam das Wochenende, wo auch Sascha von der Arbeit frei bekam, weil ihr Chef meinte sie solle sich „wieder einfinden“. Kai holte mich von meinem Klavierunterricht ab und wir gingen zusammen ein wenig spazie-ren. Er hielt sich zwar zurück, aber dennoch bemühte er sich den Kontakt ein wenig zu halten, auch wenn es sich distanziert anfühlte. Immer wenn ich länger Unterricht in der Schule oder Klavierunterricht hatte kam er mich abholen. Einerseits war ich glücklich darüber, dass er die Nähe zu mir suchte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, er war sich unsicher dabei. „Danke, dass du mich abgeholt hast, Kai“, bedankte ich mich und lächelte ihn an. Der Angesprochene ging mit den Händen in der Hosentasche neben mir her und antwortete nur mit einem kurzem „Kein Problem“. Es beunruhigte mich, dass er so verschlossen war. Ich meinte, es ist in Ordnung, wenn er mir nicht sofort alles erzählte, immerhin haben wir uns fast vor 10 Jahren das letzte Mal gesehen, aber wenigstens ein bisschen hätte er von seiner Vergangenheit mir anvertrauen können. Er wich geschickt jeder Frage aus, die ich stellte, die seine Vergangenheit betraf bis ich es vorerst aufgab. „Sag mal. Wie geht es denn Tala? Ich habe ihn seit dem Turnier nicht mehr gesehen“, fragte ich ihn. „Tala geht’s ganz gut. Er hat sich nur zurückgezogen, weil es ihm schwer gefallen ist, dass Sascha ihn zurückgewiesen hat.“ „Verstehe. Sascha ist die ganze Zeit über unkonzentriert. Ich glaub sie denkt steht’s an das Turnier wo Tala aufgetaucht ist. Wir müssen etwas tun, Kai! Wenigstens, dass sie miteinander reden“, schlug ich vor und sah Kai mit einem ersten Gesichtsausdruck an. „Ich weißt nicht. Sollten wir das nicht ihnen überlassen? Und vor allem wie willst du das an-stellen“, wollte er wissen und ging weiter neben mir her. „Ganz einfach. Sascha wird heute wie jeden Samstag mit ihren Freunden weggehen. Tala wird in denselben Club gehen und wenn sie tanzt sich einfach dazugesellen. Sie wird sich ihm gegenüber nicht abweisend oder arrogant während sie mit ihm auf der Tanzfläche tanzt ver-halten. Weil sie damit dummen Fragen die ihre Freunde wohlmöglich stellen könnte versucht zu vermeiden“, erklärte ich Kai. „Mag sein. Na gut, dann werde ich, dass Tala heute sagen. Kommen wird er sicher, da er schon lange überlegt, wie er ihr erneut gegenüber treten soll ohne das sie gleich flüchtet. Wann geht sie weg und wie heißt der Club, wo sie hingeht?“, antwortete der Junge neben mir. „Ehm…warte kurz. Lass mich nachdenken. Ich glaube der Name war „Moonlight Lounge“. Der soll sehr angesagt sein unter den jungen Leuten. Sascha wird um kurz vor acht Uhr weg-gehen, also ich schätze das sie um halb neun dort sein wird. Schau einfach das Tala so um neun drinnen ist, dann geht nichts schief und sie sehen sich nicht vor dem Eintritt“, schlug ich vor. „Alles klar. Ich hole dich vorher ab, damit deine Schwester vielleicht keine voreilige Schlüsse ziehen kann.“ Nachdem er mir sagte, er würde mich an einem Samstagabend abholen kommen, wurde ich ein wenig rot und nickte nur. Kai begleitete mich nach Hause und verabschiedete sich vorerst von mir. „Ich bin zu Hause!“ rief ich laut und zog mir die Schuhe aus. Ich schlenderte aus dem Vor-zimmer und schaute dann auf die Standuhr, die im Wohnzimmer stand. Es war fünf Uhr. Also noch fast zwei Stunden bevor Sascha ging. Leicht klopfte ich an ihre Tür und trat danach ein. Sascha stand frisch geduscht und nur mit Bademantel an vor ihren Kästen und wühlte ihre sämtlichen Laden und Schränke durch. Überall, egal ob Bett oder Boden lagen die Klamotten herum „Du weißt nicht was du anziehen willst oder, Schwesterchen?“, stellte ich fest und machte mir eine Stelle auf dem Bett frei um mich darauf zu setzen. Sascha erschrak sich, als sie mich hörte, da sie mich anscheinend beim reinkommen nicht bemerkt hatte. „Man, hast du mich erschreckt, Irina und nein ich find nichts passendes, obwohl ich eine Vor-stellung habe. Irgendwie scheint alles zu verschwinden“, seufzte Sascha und kramt weiter herum. „Verschwinden? Wie meinst du das? Wie können deine Klamotten bitte verschwinden“, woll-te ich wissen und hob die Sachen auf, die sie achtlos zu Boden warf. „Keine Ahnung, aber irgendwie finde ich es nicht. Egal, dann muss halt Outfit Nr. 2 her“, sagte sie mehr zu sich selber gewandt als zu mir und suchte die passenden Teile aus dem Wä-schehaufen zusammen. „Und gehst du heute in die „Moonlight Lounge“ oder woanders hin?“, fragte ich interessiert ohne Anzeichen von Hintergedanken. Sascha zog sich in der Zwischenzeit an und antwortete mir: „Ja, wir gehen heute in die „Moonlight Lounge“. Wieso fragst du?“, und sah mich im Augenwinkel her an. Jetzt musste schnell eine gescheite Antwort her ohne dass sie etwas merken würde. Ange-strengt dachte ich nach während ich für sie ein paar Accessoires aus ihrer Schmuckschatulle heraussuchte. „Wieso ich frage? Ehm…naja mich interessiert es einfach. Immerhin ist es ein neuer und sehr angesagter Club, wo man erst ab 18 reindarf und deshalb interessiert es mich“, versuchte ich meine Haut zu retten und suchte weiter nach passendem Schmuck. „Aha, wenn du alt genug bist nehme ich dich dann mit“, versprach Sascha mir und betrachtete sich im Spiegel. „Wie sehe ich aus?“ „Du siehst toll aus! Aber etwas fehlt noch“, staunte ich und hing ihr noch eine passende Sil-berkette um den Hals. „Jetzt ist es perfekt.“ Ich musterte meine Schwester von oben bis unten. Ihr Outfit sah einfach toll aus, dieser Jeans-Minirock und das graue schulterfreie Top. „Danke, Süße. Und was machst du heute noch?“, bedankte Sascha sich bei mir und begann ihr Haar zu stylen. Danach setzte sie sich vor dem Spiegel und fing an sich zu schminken. Ich räumte in der Zwischenzeit, die nicht benötigen Klamotten wieder weg und antwortete ihr: „Ich…also…Kai kommt mich um halb acht abholen und wollen uns einen Film ansehen.“ „Ach lass, dass liegen. Ich mach das morgen in der früh dann. Was wollt ihr euch dann anse-hen?“, kam es von Sascha und beobachtete mich durch den Spiegel. „Schon ok, wenn du spät heimkommst und ins Bett fällst, will ich nicht das du auf deinen Klamotten pennst. Was wir uns ansehen? Ehm….“Jumper“ heißt der Film. Das ist der neue Film von Hayden Christensen. Der soll ganz gut sein haben ein paar Jungs aus meiner Klasse gesagt.“ Ich klang dabei sehr überzeugend, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach weil eigentlich hatte ich ganz was anderes vor. Der Versuch das Tala mit Sascha reden konnte oh-ne, dass sie gleich flüchtete. Sascha betrachtete sich aus allen Seiten im Spiegel und sah sich ihr Makeup sehr genau an. //Weniger ist oft mehr// dachte sie sich und stand auf. „Ja, der soll ganz gut sein. Hoffe er gefällt euch“, lächelte sie mich an und präsentierte mir ihr heutiges Ausgehoutfit. „Danke, Schwesterchen. Siehst toll aus und ich hoffe du hast auch deinen Spaß. Wirst sicher den Jungs wieder den Kopf verdrehen“, grinste ich sie an. Sascha bedankte sich und wies mich darauf hin, dass sie nur hinging um Spaß mit ihren Freundinnen zu haben und um zu tanzen. Sie blickte auf die Uhr und meinte dann: „Na gut, dann werde ich mal langsam gehen.“ Ich zuckte sofort zusammen, als sie sagte, dass sie gehen wolle. „Was?? Ist es schon so spät?“, fragte ich panisch und blickte auf die Digitaluhr neben ihrem Bett. „Oh nein! Es ist schon fast halb acht und ich hab mich selber nicht mal noch hergerichtet“, erkannte ich und wurde pa-nisch. Die Zeit ist so schnell vergangen und ich hab es nicht einmal gemerkt. „Ganz ruhig und stresse dich nicht. Du kannst dir auch ein paar Sachen von mir nehmen. Tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann“, entschuldigte sie sich und ging zur Tür. Sie drehte sich nochmal und lächelte mich an. „Wiedersehen macht Freude, nicht?“, meinte sie und ver-lies dann ihr Zimmer. „Sascha….“, murmelte ich leise und blickte ihr nach. Schnell flitzte ich in mein Zimmer und zog mir andere Sachen an. Ich schnappte meine Handtasche und stürmte aus dem Haus um noch halbwegs rechtzeitig zu unserem Treffpunkt zu kommen, als ich in jemanden reinlief und hinzufallen drohte. Der, in den ich reingelaufen war schnappte rechtzeitig nach meiner Hand und zog mich zu sich. „Ohje…Tut mir leid. Ich hab nicht…“begann ich mich zu entschuldigen, jedoch als ich auf-blickte sah ich, dass es Kai war. Ich wurde sofort hochrot, und begann etwas zu stottern: „Kai…tut mir leid, dass ich so spät bin. Ehm..wieso bist du hier und nicht bei unserem Treff-punkt?“ „Du bist nicht gekommen und da wollte ich nach dir sehen“, antwortete er mit ruhiger Stim-me. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg zu unserem Treffpunkt wo Tala allein auf uns gewartet hatte. „Da seid ihr ja! Dachte schon ihr wollt mich hier versauern lassen“, raunzte er uns an. Tala war sichtlich nervös, dass sah man ihm an. Vor allem weil er sonst eher cool und gelassen wirkte. Ich erzählte ihm dann alles was wichtig ist, wie das Sascha schon losgegangen war, was sie gerne trinkt und das es am besten wäre wenn er sich beim Tanzen zu ihr gesellen würde. „Ok! Ich schaffe das schon. Ich habe die letzten Tage jede graue Zelle beansprucht und über-legt, wie ich gegenübertreten solle. Diese Chance muss ich nützen!“, redete sich Tala Mut zu. „Genau. Es wird funktionieren. Kai und ich sind da und helfen dir. Lasst uns losgehen. Wir bringen dich hin, Tala“, vergewisserte ich ihm und zu Dritt machten wir uns auf den Weg zur „Moonlight Lounge“. Die Schlange war lang und ging bis um die nächste Straßenecke. So einen Anmarsch für einen Club habe ich noch nie gesehen. „Wahnsinn! So viele Leute und Sascha erspart sich das alles weil sie und ihre Freunde sich VIP-Karten besorgt haben. Das dauert Stunden bis wir drinnen sind“, erkannte ich und seufzte niedergeschlagen. Tala jedoch wollte nicht so schnell aufgeben und überlegte, wie er am schnellsten hinein-kommen würde. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir suchen uns wem der auch so eine VIP-Karte hat oder wir lenken die Türsteher ab und Tala schleicht sich rein“, schlug ich vor und sah ab-wechselnd zu Tala und Kai. Die Zwei waren sichtlich überrascht auf was für Ideen ich kam und überlegte welche der zwei Varianten die bessere wäre. Wir entschieden uns für Möglichkeit Nr. 2, dem „Türsteher Ablenkungsmanöver“. Tala ging ein Stückchen vor uns her und in Richtung des VIP-Eingangs. Kai, der von der Idee zwar nicht besonders begeistert war, aber weil ich ihn so lieb gebeten habe es trotzdem zu tun, täuschte vor ein angesoffener Junge zu sein, der handgreiflich gegenüber seine Freundin, also mir, wird. Kai spielte seine Rolle, als Betrunkener, sehr glaubhaft aber versuchte er mehr die anderen Gäste zu belästigen, als mir wie vorhin besprochen etwas anzutun. Die beiden Türsteher fielen darauf rein und entfernten sich von ihrer Position und somit auch von den Türen. Ich sah unauffällig hinüber zu Tala und nickte ihm zu, dass alles in Ordnung sei und das er nun rein könne. Tala schlich sich unauffällig zur Tür hin und trat hinein. Nach-dem Tala drinnen war und ihn dank unserer Aktion niemand gesehen hatte, da die ganze Aufmerksamkeit auf Kai gerichtet war, entschuldigte sich Kai für sein nicht angebrachtes Verhalten und nahm mich an die Hand. Ein wenig beschämt gingen wir auf die andere Stra-ßenseite, des Clubs. „Ich mache das nie wieder, Irina!“, sagte er beschämt und sah mich an. „Danke, Kai. Das du das getan hast.“, bedankte ich mich bei ihm und lächelte ihn warmherzig an. Darauf wusste Kai nichts zu sagen und blickte ein bisschen verlegen auf die Seite. //Wieso tu ich das alles? Wieso kann ich ihr nie böse sein oder etwas abschlagen?// fragte er sich innerlich und seufzte. Eine Weile blieben wir vor dem Club stehen und ich hoffte, das Tala seine Chance erfolgreich nützen wird, bevor wir beschlossen zu gehen. Den ganzen Weg über hielt Kai meine Hand und ich bemerkte erneut wie mein Herz anders schlug, wenn ich in seiner Nähe war. Tala bahnte sich währenddessen seinen Weg durch die Menschenmasse um endlich bei der Bar und Tanzfläche anzukommen. Er suchte vergeblich den ganzen Raum nach Sascha ab was bei der spärlichen Beleuchtung schwer viel. Denn außer einer Discokugel, paar Kerzen bei der Bar und Neoleuchten, die Licht spendeten gab es nicht mehr. „Also Aleksandra, auf welche Art von Jungs stehst du?“, fragte Lilija, eine Freundin von ihr. Ihre Freundinnen waren nämlich alle schon vergeben, bis auf sie und deshalb wollen sie, dass Sascha auch ihr Glück findet. „Fängst du wieder damit an. Du weißt auf was für Typen ich stehe, aber ich habe zurzeit keine Lust an einer Beziehung“, seufzte Sascha und bestellte sich einen Drink. „Ja, aber du bist 19! In der Blütezeit, deiner Jugend und die sollst du nicht alleine verbringen. Hier laufen doch so viele tolle Jungs herum. Ich bin sicher darunter ist auch dein Prinz“, meinte Xenia, eine weitere Freundin von ihr. „Kapiert doch. Ich will jetzt keinen Freund, nicht jetzt“, meckert sie ihre Freundinnen an und leert ihr Glas in einem Zug. Danach stand sie auf und ging auf die Tanzfläche um nicht weiter über dieses Thema zu reden. „Jetzt haben wir sie verärgert, Xenia“, seufzte Lilija und schüttelt den Kopf. „Ich weiß, aber…wir haben doch nicht unrecht oder?“ wollte Xenia wissen und sah Sascha verzweifelt nach. Xenia, Lilija und ihre zwei weitere Freundinnen unterhielten sich über dieses Thema und über Sascha. Doch davon bekam die Person, über die geredet wird nichts mit. Tala, der noch immer nach ihr suchte, erspähte sie auf ihrem Weg zur Tanzfläche. In diesem Moment verlies ihn der Mut und er hielt sich zurück zu ihr zugehen. Da kam ein anderer jun-ger Mann, knapp Mitte 20 herum auf Sascha zu und fragte sie ob sie mit ihm tanzen wolle. Sascha musterte den Typ und sagte ihm zu. Zusammen gingen sie auf die Tanzfläche. //Genau deshalb bin ich gekommen und nicht um mich belehren zu lassen// waren ihre Gedanken und fing an mit dem fremden Mann zu tanzen. Tala, der das ganze von Weitem sah, erschrak im ersten Moment doch danach wurde er ein wenig sauer, versuchte aber Ruhe zu bewahren. //Wenn ich jetzt nicht gehe, dann flirtet sie noch mehr mit ihm// redete er sich ein und ging auf die Tanzfläche. „Entschuldigung, darf ich jetzt mit der jungen Dame tanzen?“, fragte er höflich den jungen Mann. Dieser nickte und suchte sich eine andere Tanzpartnerin. Tala stellte sich dann zu Sascha hin und fing an zusammen mit ihr zu tanzen. Sascha war er-staunt, Tala hier zu sehen und nicht gerade begeistert mit ihm zu tanzen, doch sie dachte sich, dass es ja nur tanzen ist und hat sich weiter nichts dabei gedacht. Während des Tanzes wechselt sich das Lied, auf ein „heißeres Lied“, wo mein enger zusam-men tanzen muss. Zuerst war Tala nicht gerade angetan davon, enger mit ihr zu tanzen doch als er sah, dass es Sascha anscheinend nicht störte, dass er ihr Tanzpartner sei, nahm er all seinen Mut zusammen und tanzte mit ihr enger und auch berührten sich ihre Körper ab und an. „Wieso gehst du mir aus dem Weg, Sascha“, fragte er sie während sie tanzten. „Tu ich nicht“, antwortete sie ihm und blickte ihn nur kurz an. Langsam würde ihr schon heiß und erst jetzt realisierte sie, dass sie eigentlich mit Tala tanzte. Tala legte einen Arm um ihre Taille und zog sie näher zu sich. „Wenn du mir nicht aus dem Weg gehst, wieso ignorierst du mich, wie an dem Tag als ich dich von der Uni abholen oder zum deinem Training bringen wollte.“ Sascha fühlte sich überrumpelt, als er sie näher zu sich zog und wusste nicht was sie sagen sollte und tanzte weiter mit ihm. „Das verstehst du doch sowieso nicht“, erklärte sie und löste sich von ihm um zurück zur Bar zu gehen. „Sascha…ich..es hatte seine Gründe, wieso ich nicht in der Lage war, mich bei dir zu melden. Ich bitte dich, dass du versuchst mich zu verstehen, dass ich keine sichere Gelegenheit hatte mich zu melden“, flehte er und blickte sie an. „Aber 10 Jahre lang? Wie soll ich dir, dass glauben können?“, wollte sie wissen und riss sich von ihm los. Tala wusste nicht, was er tun solle damit sie nicht mehr so kühl zu ihm ist. Würde er ihr die Wahrheit sagen, würde sie ihn zwar verstehen, aber wäre sie in einer sehr großen Gefahr, wenn sie wüsste welches Leben er führte. Sagt er es ihr nicht, dann würde sich wohlmöglich nichts ändern in ihrem Verhältnis. „Lass uns woanders hingehen und unter vier Augen darüber reden. Möchtest du das?“, schlug der rothaarige junge Mann ihr vor. „Warte hier“, antwortete Sascha und ging zurück zu ihren Freundinnen um ihre Saschen zu holen. Sie verabschiedete sich von ihnen mit der Begründung, dass etwas Wichtiges dazwischen gekommen sei und verließ daraufhin mit Tala den Club. Schweigend gingen sie nebeneinander in der angenehmen Sommernacht her. Der Wind wehte ihnen sanft ins Gesicht und brachte die Blätter der Bäume zum rascheln, es war das einzige Geräusch welches man hörte auf ihrem langen schweigsamen Weg. Nach einiger Zeit hielten sie auf einem Spielplatz in der Nähe von Saschas Haus an. Tala setz-te sich auf eine Schaukel und wippte leicht hin und her. „Also was ist jetzt, Tala? Was willst du mir so wichtiges sagen, dass ich deshalb von meinen Freundinnen weg musste?“, fragte Sascha mit ungeduldiger Stimme. Tala reagierte auf diese Frage nicht und wippte weiter auf der Schaukel hin und her. Er über-legte angestrengt, wie er es ihr am besten erklären sollte ohne gleich gehasst oder als Krimi-neller abgestempelt zu werden. Erneut trat eine Stille ein, die nur vom Zirpen der Grillen und dem Rauschen des Windes gestört wird. Sascha verschränkte die Arme und klopfte mit ihrem Fuß auf den Boden um ihre Ungeduld auch äußerlich zu demonstrieren. „Langsam wird mir das zu blöd, wenn du nichts sagst. Ich geh wieder zurück zum Club“, murrte Sascha und wollte sich gerade auf den Weg machen, als seine Stimme ertönte. „Aber versprich mir wenigstens, dass du das was ich dir jetzt erzähle für dich behältst und versuchst mich zu verstehen, warum es mir nicht möglich war dich zu sehen“, bat er sie und sah zu ihrem wunderschönen Gesicht, welches im hellem Mondlicht gehüllt war, auf. Sascha nickte und setzte sich auf eine Schaukel neben ihn. Tala konnte jetzt nicht mehr flüchten vor der Wahrheit und holte tief Luft bevor er begann zu sprechen. „Der Grund, wieso ich solange nicht da war oder dich nicht sehen konnte war der, weil ich dir ersparen wollte was Irina damals gesehen hatte und auch was noch passieren kann…“, fing Tala an und blickte auf den Boden um sie nicht anzusehen, wenn sie erfuhr was er für ein Mensch sei, „Irina hatte damals Glück, dass man sie verschont hatte immerhin hat sie gesehen was Kai oder ich durchmachen mussten jeden Tag in der….“, doch auf einmal wurde Tala von jemanden unterbrochen. „Sei still, Tala! Du darfst darüber nicht sprechen und es ihr erzählen“, sagte die Stimme, die zu Kai gehörte ernst, der mit mir gerade beim Spielplatz vorbeigehen wollte als er mit anhörte, wie Tala Sascha ihre Geschichte, Vergangenheit und Geheimnisse erzählten wollte. Kai betrat mit mir zusammen den Spielplatz und gingen näher auf Sascha und Tala zu. Der rothaarige Junge stand von der Schaukel auf und stellte sich Kai gegenüber. Ich stellte mich zu meiner Schwester abseits der Zwei hin. Beide waren sehr angespannt als sie sich ansahen und du Luft zwischen den beiden wirkte als würde sie unter Strom stehen. Doch was war so schlimm daran er zu erzählen? Würde etwas Schlimmes geschehen oder ist es gar zu Grausam darüber zu sprechen? Oder was verbirgt sich wirklich dahinter, dass beide solange verschwunden waren? Doch wir wollten sie wissen, die Wahrheit die tief in der Dunkelheit verborgen lag. Kapitel 5 Ende Kapitel 7: Zerrissene Herzen ---------------------------- Sascha ließ sich die Worte, die Kai vorhin ausgesprochen hatte noch einmal durch den Kopf gehen und wurde je mehr sich die Worte geistig wiederholten wütender und enttäuschter. Sie konnte es nicht verstehen warum sie als Einzige nichts wusste und warum ihr keiner etwas erzählt hatte. „Ich glaube es nicht! Ihr…du Tala willst das ich dir verzeihe und am Ende bin ich die Dum-me, die gar nichts weiß?“, schrie sie fast schon enttäuscht ihn an, doch dann wandte sie ihren Blick zu mir, „Und du…von dir hätte ich gedacht, dass du es mir erzählst. Wir erzählen uns doch immer alles! Du weißt alles über mich, wann es mir schlecht geht und was für Geheim-nisse ich habe. Warum, Irina? Warum hast du es mir nicht gesagt! Dann hätte ich es wenigs-tens verstanden oder zumindest den Grund gewusst. So war ich all die Jahre wütend auf Tala. Es war eine schmerzhafte Wut, weil…weil ich Tala nie wirklich vergessen konnte.“ Ich hörte ihr aufmerksam zu und mit jedem Wort das sie sagte erkannte ich immer mehr ihre Enttäuschung und Schmerz. Der Schmerz war förmlich spürbar für die Menschen um sie her-um und es bewegte mein gefühlvolles Herz so sehr, dass ich die Tränen nicht mehr zurückhal-ten konnte. Mir ist erst in diesem Moment klar geworden, wie bedeutsam Tala für sie war und noch mehr wie schlimm es war, als er von der Bildfläche verschwand. „Sascha, ich…“, schluchzte ich, doch wurde ich erneut von meiner Schwester unterbrochen. „Nichts, Sascha! Ich hab die Schnauze voll“, sagte sie laut unter tränenerstickter Stimme. Tala vergaß in diesem Moment, dass Kai ihn davon abhalten wollte es ihr zu sagen und ging auf sie zu. Sanft wischte er ihr die Tränen weg. „Es hatte seine Gründe und du brauchst nicht wütend auf Irina zu sein. Sie weiß nicht alles, eigentlich weiß sie kaum etwas. Es ist für uns nicht leicht. Kai würde es ihr gern erzählen, aber er hat Angst, ihr würde etwas passieren. Genau wie ich. Ich hab auch Angst, dass du mit hineingezogen wirst. Und jetzt beruhig dich“, sprach er beruhigend auf Sascha ein. „Wenn du es ihr erzählst, sind wir alle geliefert“, machte Kai ihm klar und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber, wenn wir es wissen können wir euch helfen“, mischte ich mich ein und wischte mir mit einem Taschentuch die Tränen weg. „Genau, Kai. Wenn wir die Mädchen einweihen haben wir wohlmöglich eine Chance zu ent-kommen und…“ „Spinnst du Tala? Plakatieren wir es doch gleich überall hin, dass wir ein Leben ohne Zukunft führen und dunkle Machenschaften machen. Denkst du eigentlich mal nach?“, fragte Kai kühl nach. „Aber Kai, es ist doch besser oder? Ich mein wenn wir es wissen?“, wollte ich von ihm wissen und blickte ihn verständnisvoll an. Es entbrannte ein richtiges Gefecht wegen diesem Thema, weil Tala es sagen wollte und Kai nicht. Sascha niedergeschlagen war und ich versuchte Kai zur Vernunft zu bringen sich uns anzuvertrauen. Immer mehr eskalierte die Situation bis ein Streit deswegen entbrannte und Kai und Tala sich stritten. Ich nahm Sascha währenddessen in den Arm um ihr halt und Trost zu geben. Beruhigend versuchte ich auf sie einzureden und streichelte ihr leicht über den Rü-cken. „Kai! Halt endlich den Mund“, kam es von Tala. „Nein. Ich hab lange genug geschwiegen und mich von dir Babysitten lassen. Nun hörst du mal auf mich und ich sage dir noch mal. Schweig über dieses THEMA!“ „Jetzt seid doch endlich einmal ruhig!!“, rief ich laut und zog somit die Aufmerksamkeit der zwei Jungs auf mich. „Streiten bringt nichts. Wir müssen zusammenhalten, Kai. Hör doch auf Tala. Bitte.“ Kai sah mich an und schloss die Augen wobei er versuchte sich innerlich zu beruhigen. Er nahm all seinen Mut zusammen für diesen letzten und entscheidenden Schritt. „So ist das. Es geht nur darum was du willst und um den Wunsch das ihr Zwei die Wahrheit kennt“, sprach er zuerst ganz ruhig und wurde mit jedem Wort aufgebrachter, „Doch denkst du auch mal an uns? Oder an mich, was ich möchte? Es…es war falsch dich getroffen zu ha-ben und mich auf dich einzulassen. Mir wäre vieles erspart geblieben, wenn du nicht in mein Leben getreten wärest.“ Meine Augen begannen sich zu weiten, als ich das hörte. Ich hatte das Gefühl mein Herz würde zerbröckeln und ein unendlich schwarzes Loch würde an dieser Stelle entstehen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich stehen würde, könnte man glauben ich würde gerade ins Nichts fal-len, wo es kein Licht und niemanden gab. Mit jeder Minute wurde mein Blick leerer und mat-ter. Es war gelogen! Es musste gelogen sein, versuchte ich mir weiß zu machen, doch dem war nicht so. „Das…das ist nicht wahr, Kai“, murmelte ich vor mich hin. Kai beobachtete mich und fühlte sich sichtlich schlecht dabei, doch es war aus seiner Sicht das Beste, was er tun konnte. Er drehte sich um und stand nun mit dem Rücken zu mir gewandt. „Es ist nicht gelogen. Jedes Wort ist wahr, wenn…wenn du nicht wärst, dann hätten wir alle nicht diese Probleme. Ohne diesen Tag vor der Abtei, wenn ich nicht dein Lied gehört hätte jeden Tag bis zu dem Tage als ich dich das erste Mal sah wär ich in der Lage gewesen mein Leben, welches ich führte zu akzeptieren, doch dem war nicht so. Es wäre gut alles zu verges-sen“, waren seine letzte Worte und riss sich die Kette mit dem Anhänger vom Hals, die er jahrelang trug und schreitet in die tiefe Nacht davon. Ich sah wie die Kette zu Boden fiel und auch in diesem Moment sackte ich auf meine Knie. Mit den Armen stützte ich mich am Boden ab und konnte noch immer nicht glauben, was Kai gesagt hatte und das er gegangen war mit der Andeutung, er wolle mich nie mehr sehen. Ich fing an zu zittern und vor mich hinzu reden, wie in Trance. „Ich bin schuld, an all dem Unglück.“ Tala war mit der Situation überfordert und wusste nicht was er tun solle. Er nahm uns beide an der Hand und führte uns nach Hause. Sascha und ich waren heute nicht mehr fähig irgend-etwas zu tun oder zu sprechen. Wir schafften es gerade nachdem Tala gegangen war uns in unsere Zimmer zu verkriechen und ins Bett zu legen, wobei wir nicht mal im Stande waren uns umzuziehen. Nach einiger Zeit der tiefen Trauer und unbändigen Schmerz verfielen wir in einen traumlosen und unruhigen Schlaf. In der kommenden Woche blieben Sascha und ich aufgrund dieses Erlebnisses und Zustandes von der Schule und Aktivitäten fern. Unsere Eltern waren besorgt und wußten keinen Rat. Egal was sie taten oder sagten, wir nahmen kaum etwas wahr. Zur gleichen Zeit ging der Ta-gesablauf in der Abtei seinen gewohnten Lauf. Nur zwischen Kai und Tala war das Verhältnis seit diesem Tage nicht das Beste, so wie man es gewohnt war. Kai, der gerade von seinem Training fertig war, schlenderte nun durch den kahlen, fast men-schenleeren Gang zurück zu seinem Zimmer. Vorsichtig öffnete er die Metalltür und betrat sein Zimmer, welches er sich schon seit er hier war mit Tala teilte. Diese lag gerade auf seinem Bett und döste vor sich hin. Nach seinem betreten schloss er die Tür und hockte sich ver-kehrtherum auf einen Holzstuhl. „Langsam begreifen es die Neulinge auch, wie man kämpft“, erzählte er Tala auch wenn es ihm nie wirklich interessiert hatte, wie sich die anderen anstellten. „Glaubst du das interessiert mich? Mich kümmert es mehr was die Aktion von damals soll-te!!“, erinnerte er Kai daran. „Fängst du schon wieder damit an. Lass mich doch endlich damit in Ruhe.“ „Ich lass dich nicht in Ruhe. Du hast ihr Herz regelrecht mit Füssen getreten! Ist dir das be-wusst, Kai?“ Doch dieser antwortete nicht darauf und schwieg bei dieser Frage. Er fühlte sich schuldig seit diesem Tag und konnte kaum schlafen. Jedesmal wenn er seine Augen schloss sah er mein Gesicht weinend und verletzt, vor sich und jedesmal zerriss es sein Herz aufs Neue. „Es war das Beste Tala und das weißt du selber. Wenn sie wüsste, dass wir hier in der Abtei, der Elite angehören genauso wie die damalige Einheit, die uns im Aquariumshaus begegnet sind und sie sich erinnern was diese angestellt haben. Wenn wir von unseren Schlägen und Leid erzählen würde, glaubst du sie könnten uns gefahrlos helfen? Die Polizei kann gegen diese Macht nichts machen und…und Irina ist ohne mich besser dran“, meinte Kai dazu. Doch kurz danach packte Tala ihn am Kragen und drückte ihn fest gegen die Wand. Seine Nerven waren überstrapaziert und ihn kotzte es regelrecht an, dass er das so leichtfällig sagen konnte. „Hörst du dir eigentlich mal selber zu, wenn du redest? Es kommt mir so vor als hättest du jede Minute mit ihr draußen in der Freiheit nicht genossen! Und da willst du mir weißmachen, dir ist es egal?“, keifte sein bester Freund Kai an. „Misch dich nicht ein! Es ist meine Angelegenheit was ich mache oder nicht. Aber wenn du schon bestimmen willst, warum gehst du nicht zu deiner Sascha und klärst die Sache!“ „Ich misch mich sehr wohl ein! Wir sind Freunde, Kai. Mehr haben wir hier nicht! Begreife es doch endlich. Ich will doch nur nicht, dass du hier versauerst vor Einsamkeit!“, wollte Tala ihm klar machen. „Und wenn schon. Es würde eh keinen stören, wenn ich mein Leben einsam verbringe“, nu-schelte Kai leise, doch Tala, der nah bei ihm stand, hörte ihn trotzdem deutlich. In ihm stieg mit jedem unsinnigen Wort, wie er fand, das Kai sprach die Wut noch höher in ihm auf und zum ersten Mal, seit sie sich kennen schlug Tala Kai mit der Faust ins Gesicht. Kais Wange wurde erheblich rot und seine Unterlippe platze auf, so dass sie anfing zu bluten. „Vielleicht hast du recht. Wahrscheinlich ist es doch besser, wenn du und Irina getrennte We-ge gehen, wenn du der Ansicht bist, dass sie ohne dich besser dran wäre! Du wählst immer den einfacheren Weg, ohne Konflikte und ohne Komplikationen! Langsam glaub ich, dass sie dir gar nicht so wichtig war, wie du immer behauptest hast. Denn es hat den Anschein als wollest du gar nicht kämpfen um bei ihr zu sein und dich ihr anzuvertrauen. Aber bitte wie du willst. Es ist dein Leben. Ich lass es mir nicht verbauen. Ich werde der Gefahr ins Augen se-hen, Sascha alles sagen und sie beschützen“, macht Tala ihm klar und lies von ihm ab, bevor ihr verärgert das Zimmer verließ. Kai, der noch immer an der Wand gelehnt war, wischte sich mit einem Taschentuch das Blut von Mund und nahm sein Handy heraus. Er klappte dieses auf und blickte auf sein Handy-Display, wo er heimlich ein Foto von mir schoss und dieses als Hintergrundbild gewählt hatte. Sanft drückte er das Handy an sich und rutschte die Wand hinunter bis er auf den kalten Steinboden saß und ein paar Haarsträhnen ihm ins Gesicht fielen und es teilweise verdeckten. „Irina…was soll ich tun? Bitte sage es mir oder lass mich wenigstens dein Lied noch einmal hören“, murmelte Kai niedergeschlagen. Zur selben Zeit bei Sascha und mir, versuchte ich mit Sascha darüber zu reden und um mich zu entschuldigen, dass ich ihr nie etwas gesagt hatte. In unseren Herzen herrschte zwar noch immer eine Ruine, aber ich konnte es nicht ertragen, wenn Sascha böse auf mich wäre, selbst wenn ich es verstehen würde. Draußen herrschte das passende Wetter zu unserer Stimmung. Es war grau, bewölkt und verschneit. Kaum jemand war draußen unterwegs und die wenigen die es waren, beeilten sich zurück zu ihrer Arbeit oder nach Hause. Ich schritt den Flug ent-lang bis zum Zimmer meiner Schwester und klopfte sanft an ihrer Tür. „Sascha, darf ich reinkommen?“, fragte ich vorsichtig, weil ich nicht sicher gehen konnte ob sie mich sehen wollte oder nicht. Gedankenversunken saß meine Schwester auf der Fensterbank und starrte aus dem Fenster. Leise begannen die dicken Schneeflocken an ihrem Fenster vorbeizufliegen und der Wind zu pfeifen. Langsam begann sich ein kleiner Schneesturm aufzubauen und passte sich dement-sprechend der Kälte in unseren Herzen an. „Die Tür ist offen“, antwortete sie mir und rührte sich dabei nicht vom Fenster weg, nicht mal ihr Blick fiel auf mich als ich das Zimmer betrat. Eine Weile sah ich sie nur stumm an ohne zu wissen wie ich es ihr erklären konnte. Seit diesem Tag als Tala uns endlich die Wahrheit sagen wollte, Kai der Meinung war das ich Schuld hatte und das rauskam das ich ein wenig wusste und es Sascha nicht anvertraut hatte, war die schlimmste Zeit überhaupt, denn wir waren uns immer sehr nah. „Also…ich…ehm..bist du mir noch immer böse, Sascha?“ „Nein, ich bin es nicht. Genau gesagt war ich es auch nicht. Ich war nur ein wenig enttäuscht, dass du es für die behalten hast, weil so hätte ich es wenigstens verstanden und wär nicht da gestanden wie eine Dumme“, erklärte Sascha mit ruhiger und klangloser Stimme. „Das tut mir auch leid, nur ich war mir nicht sicher ob ich es dir sagen sollte, da…da ich nicht wollte, dass du oder unsere Eltern in Gefahr geratet. Ich konnte nicht sicher wissen ob ich nicht vielleicht beobachtet wurde oder nicht.“ „Ist schon okay. Vergessen wir das alles. Ich möchte nicht weiter darüber reden. Es ist eine schwierige Situation und du hast es auch nicht leicht mit Kai wegen….“, hält aber plötzlich inne um sie nicht daran zu erinnern. Traurig senkte ich meinen Blick gen Boden und schüttelte leicht den Kopf. „Was…was mit Kai passiert ist, ist schon ok. Er hatte recht mit dem was er gesagt hat. Wenn ich nicht wäre, dann hätte er diese Probleme nicht. Ich hätte Tala nicht kennengelernt und du hättest ihn später nicht getroffen und wärst nicht so traurig. Es ist alles meine Schuld. Alles alleine meine Schuld…“, schluchzte ich. Erst jetzt als Sascha hörte, dass ich weinte wandte sie ihren Blick zu mir und sah mich an. „Irina, sowas darfst du nicht sagen! Das stimmt doch nicht. Er hatte dich gern, dass habe ich gesehen. Er läuft einfach vor seinen Problemen und der Gefahr weg, dass ist alles. Lass dich davon nicht so fertig machen. Er kommt sicher wieder zurück zu dir“, beruhigte sie mich mit ihrer sanften Stimme. Aufmerksam hörte ich ihr zu, obwohl mein Herz mit jedem Wort mir in sich zusammenfiel, als dieses schmerzhafte Erlebnis wieder erwähnt wurde. „Aber selbst, wenn. Was ist wenn alles schlimmer dann wird? Ich würde das nicht aushalten wenn jemanden etwas meinetwegen passieren würde. Außerdem hat Kai das von sich aus gesagt. Niemand hat ihn gezwungen. Warum sollte er wieder kommen? Wenn dann nur um Tala aufzuhalten, weil er dafür war es dir zu sagen. Tala wollte es dir sagen. Immer und immer wieder seit sie aufgetaucht sind. Du solltest eher Tala ‘ne Chance geben“, machte ich ihr klar. Währenddessen sich unser Gespräch immer mehr vertiefte und ich ihr erzählte, was ich damals gesehen hatte, auch wenn es nicht viel war, klopfte jemand an die Eingangstür. Unsere Mutter öffnete demjenigen die Tür und fragte sich warum ein gutaussehender junger Mann bei so einem Wetter ohne Regenschirm an ihre Haustür klopfte. „Gute Abend. Ich möchte bitte zu Sascha und Irina“, sagte er prompt und bat um höflich um Einlass. „Eh…okay, kommen Sie herein“, antworte sie Tala und trat zur Seite um ihm Einlass zu ge-währen. Tala trat ein und zog sich die Schuhe und die nasse Jacke aus, während unsere Mutter ins Bad lief um ein Handtuch zu holen. Tala bedankte sich und rubbelte sich mit den Hand-tuch halbwegs die Haare trocken und folgte ihr ins Wohnzimmer, wo Vater saß und wie jeden Abend seine Zeitung las. Skeptisch warf Vater einen Blick über den Zeitungsrand zu Tala und sagte erst mal nichts, da ihm Tala ein wenig suspekt vorkam, doch das bekam Tala nicht mit. „Möchten Sie etwas trinken?“, fragte Mutter höflich und mit lächelndem Gesicht. „Nein, danke, dass ist nett von Ihnen. Können Sie mir sagen, welches Zimmer Sascha ge-hört?“, fragte Tala und zitterte, da seine Klamotten auch durchnässt waren. „Es wäre besser, Sie würden sich etwas anderes anziehen. Ich hole Ihnen ein paar Sachen von meinem Mann“, sagte sie in einem fürsorglichen Ton und ging dann Richtung Schlafzimmer. Soviel Fürsorge kannte Tala nicht, da er ohne Eltern aufwuchs und ihm das daher fremd vor-kam. Er wusste nicht wie er damit umgehen sollte und lies alles mit sich machen. Nach ein paar Minuten kam Mutter mit frischen Sachen zurück und führte ihn gleich ins Bad. „Hier können Sie sich frisch machen und umziehen. Wenn Sie fertig sind lassen sie die nassen Sachen einfach liegen. Ich kümmere mich schon darum. Etwas Warmes zu Essen wird’s auch gleich geben und Saschas Zimmer ist oben, die zweite Tür links. Sie hat eh ein Schild an der Tür hängen“, sagte sie zu Tala in einem warmherzigen Ton und verließ darauf hin das Bade-zimmer. „Elternliebe und Fürsorge nennt man das wohl“, murmelte er leise und zog sich aus um danach unter die Dusche zu steigen. Sanft lies er das warme Wasser auf sich herab rieseln, die über seinen gutgebauten Körper hinunter rannen. Leise atmete Tala tief ein und entspannte sich seit langem mal wieder so richtig. //Es ist zu beneiden. Diese Liebe, die Wärme die man fühlt wenn man bei der Tür herein-kommt und diese warmherzige Fürsorge der Eltern. Ich kann nicht verstehen, wie andere die Eltern haben, diese so verachten können. Ich würde alles tun um solche Liebe erfahren zu können.// waren seine Gedanken und er warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Wie ein Hauch fiel das Wasser auf sein Gesicht und er blieb weiter in Gedanken versunken. //Bin ich überhaupt in der Lage zu Liebe, wenn ich selber keine Erfahren habe? Weiß ich überhaupt was Liebe ist? Wie kann ich es zeigen ohne es zu wissen…// fragte er sich und öff-nete seine türkisblauen Augen. Er drehte, dann die Dusche ab, stieg heraus und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Unsicher und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zog er sich die Sachen von unserem Vater an. Zum Glück hatte Tala eine ähnliche Statur wie Vater nur ein wenig kleiner war er und so musste er sich die Hose ein Stückchen raufkrempeln. Nachdem er sich angezo-gen hatte verließ er das Bad und traute kaum seinen Augen, als er eine gewisse Person die Treppe hochsteigen sah. „Kai? Was tust du hier?“, fragte Tala ihn. Der Angesprochene erschrak kurz darauf, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass Tala auch hier sei. Kai dachte jetzt angestrengt nach ob er die Wahrheit sagen solle oder nicht. „Ich bin hier um…um mich bei ihr zu entschuldigen. Mir ist nicht aus dem Kopf gegangen was du gesagt hast. Dass das Glück nicht auf einen zugeflogen kommt und man etwas riskie-ren muss um frei zu sein“, gab er ehrlich zu. Tala seufzte und schüttelte ein wenig schmunzelnd den Kopf. „Du warst immer schon schwer zu verstehen und bräuchtest immer einen Schubs damit du dich etwas traust, dass in deinen Augen gefährlich war. Komm lass uns unser Zukunft ändern und unser Schicksal selber bestimmen, Kai.“ Dieser nickte und zusammen gingen sie den Korridor entlang zu Sascha Zimmer. Das Ge-spräch zwischen Sascha und mir hat an Lautstärke zu genommen, so das man sogar vor ge-schlossener Türe alles mitbekam. „Lass mich doch mit Tala in Ruhe. Ich halte das schon alles nicht mehr aus und ich will nicht mehr. Und du rede dir nicht ein, dass du an allem Schuld wärst. An meinem Leid bin ich sel-ber Schuld. Einerseits, dass ich mir nicht eingestehen wollte das Tala nie mehr wieder kommen würde und andererseits, weil ich nach dem ersten Schlag nicht meine Sachen gepackt habe und gegangen bin“, machte sie mir weiß und sah mich dabei lediglich mein Spiegelbild an, welches sie am Fensterglas spiegelte. Tala, der gerade anklopfen wollte war geschockt von der Erkenntnis, dass Sascha geschlagen wurde und kochte vor Wut. Kai sah ihn an und klopfte ihn auf die Schulter. Tala verstand seine Gestik und klopfte dann an die Tür. Das Klopfen unterbrach dann unser Gespräch und ich ging an die Tür um diese zu öffnen. Meine Augen weiteten sich als ich Tala und Kai vor mir stehen sah und noch dazu in unserem Haus. „Ka…Kai…Tala..“, sagte ich verdutzt und meine Schwester sah mit einem Schlag zu Tür und war sichtlich überrascht. //Ich hoffe er hat das von vorhin nicht gehört// betete sie inständig und stand vom Fenstersims auf. Tala und Kai traten in Saschas Zimmer ein und setzten sich erst mal hin. „Machst du bitte die Tür zu, Irina“, bat mich Kai und lächelte mir zu. Ich tat dies auch und setzte mich dann anschließend ans obere Ende des Bettes und wartete gespannt, was jetzt kommen würde. „Die letzte Woche war für uns alle nicht sehr einfach und wir sind hier um euch die Wahrheit zu sagen ohne das uns jemand dazwischen funkt“, erklärte uns Kai mit ruhigem Ton in seiner Stimme. „Die wollen wir nicht mehr hören! Wenn ihr nur deshalb hier seid könnt ihr wieder gehen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben“, motze Sascha die Zwei an. „Ich will sie hören, Schwesterli. Ich wollte sie immer schon hören, die Wahrheit und auch ob wir für beide etwas tun können. Du willst es auch nur willst du es nicht zugeben.“ Sascha war aber zu stolz dies zuzugeben und setzte sich erneut auf den Fenstersims. „Bitte, wenn ihr unbedingt wollt. Dann redet“, warf Sascha ein und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Die Zeit war nun gekommen, sich den einzigen Menschen, die sie hatten anzuvertrauen. Denn nur gemeinsam waren sie in der Lage, der Gefahr zu trotzen und am Ende zusammen eine Zukunft aufzubauen. Angst, Gefahr, Liebe und Hoffnung wird sie nun erwarten. Bald hat die Qual ein Ende. Oder nicht? Kapitel 6 Ende Kapitel 8: Bittere Wahrheit --------------------------- „Aber erst müsst ihr wissen, dass es gefährlich werden könnte, wenn wir es euch erzählen. Vor allem wichtig ist es, dass ihr es für euch behaltet, damit es keine unzähligen Opfer vielleicht geben könnte“, erwähnte Tala noch bevor er mit der Wahrheit rausrückte. „Und wem sollten wir es weitererzählen? Glaubst du jemand würde uns glauben?“, meckerte Sascha herum. Tala ging nicht weiter darauf ein und seufzte nur. //Sie ist ganz schön verärgert….// stellte er fest und lies dann Kai das Wort. Dieser zögerte zu Beginn und suchte innerlich nach den richtigen Worten. „Fang endlich an, Kai! Je länger wir hier sind desto mehr sind wir abwesend in der Abtei und desto mehr bemerkt Boris noch etwas“, hetzte Tala ihn. „Schon gut, schon gut. Also der Grund warum wir solange nicht für euch da sein konnten und wer hinter den Vorfällen der letzten Zeit steckt, die man überall in jeder Zeitung und Fernsehen sehen kann, ist das wir….das wir Kriminelle sind, wie ihr es bezeichnet“, erklärte uns Kai mit deprimierten Unterton in seiner Stimme. Sascha und mir stockte der Atem und wir waren so baff, dass uns in diesem Moment kein passendes Wort einfiel um diese erdrückende Stille zu durchbrechen. Tala fuchtelte auf einmal mit seinen Händen in der Luft herum und meldete sich zu Wort: „Halt, halt! Nicht das was ihr gleich denkt. Wir töten keinen oder ähnliches.“ „Aber ihr macht keine legalen Sachen oder irre ich mich?“, platzte es aus Sascha heraus. „Ja, dass stimmt. Wir gabeln Kinder von der Straße oder Waisenhäusern auf, die keine Zukunftsperspektiven mehr haben und bringen sie in die Abtei“, erklärte uns Kai uns sah zwar abwechselnd zu meiner Schwester und mir, aber blieb sein Blick am längsten an mir haften. „Natürlich wissen wir, dass das nicht schlimm aussehen würde, dennoch fühlen wir uns schuldig wenn Kai und ich, die armen kleinen Jungs zu Boris bringen müssen. Sie dressiert und geschlagen werden. Gehorsamkeit erlernen und nur mehr das tun, was man von ihnen verlangt“. „Das stimmt. Ab und zu müssen wir der Elitegarde, also solche wie damals bei unserem ersten gemeinsam Ausflug, helfen. Das heißt Widersacher gewaltsam durch unsere Blades und durch unsere Bitbeast, welche die eines besitzen, vertreiben und teilweise Geldeintreiben“, erzählte Kai weiter. „Das ist schrecklich wozu euch diese Männer zwingen!“, sagte ich aufgewühlt. „Ja, allerdings. So können wir uns das denken, was dort abgeht, aber was genau war der Grund, warum ihr solange von der Bildfläche verschwunden ward?“, äußerte sich Aleksandra ernst. „Als…der Grund war der, dass…“ begann Kai, doch wurde von seinem Freund unterbrochen, „Ich erzähle es schon. Ich habe es ja immerhin live damals miterlebt und ja. Die Sache warum du nichts wusstest, Irina nichts davon sagen durfte und warum wir weg waren, lässt sich einfach erklären. Boris hat…hat gedroht euch umzubringen, sollte das Geheimnis jemals ans Tageslicht kommen. Irina hat es geschafft, wie auch immer sie das hinbekommen hat, sich mit Kai anzufreunden. Du musst wissen er hat früher nie viel gesprochen, aber trotzdem haben sie zueinander gefunden. Er hat sich erst verändert als sie sich das erste Mal wirklich gegenüberstanden, also als Kai sie gerettet hatte. Mit der Zeit kam Irina teilweise hinter die Fassade der Abtei und da roch Boris natürlich die Gefahr.“ „Ich weiß von diesem Zeitpunkt nicht mehr allzu viel. Nur mehr, dass was Tala mir erzählt hat“, kam es von Kai. „Boris hat Irina eingeschüchtert und ihr gedroht, wenn sie zu irgendwem gehen sollte, dass er nicht nur sie sondern auch andere nahestehenden Menschen töten würde, deshalb hat sie dir nichts gesagt. Also sei ihr nicht böse, Aleksandra. Natürlich wollten wir, dass auch vermeiden und Boris erkannte, dass wir auch gern hatten und zu euch kommen würden, deshalb um euch nicht zu gefährden, blieben wir von euch fern“, beendete der rothaarige Junge seine Erzählung. Aleksandra wurde rot, als Tala das erste Mal ihren richtigen Namen aussprach und nicht ihren Spitznamen. „Aber eines finde ich komisch“, murmelte ich leise vor mich hin. Kai, der mit mir auf dem Bett saß, hörte dies und fragte nach:“ Was findest du komisch?“ Leise schreckte ich hoch und wurde puterrot. Aufgrund dessen, das wir die Wahrheit nun wussten und stark nachdachten, was wir tun würden, vergaß ich, dass Kai in meiner Nähe saß und alles hören konnte, selbst wenn ich dabei flüstern würde. „Naja..also..das Boris mich am Leben lies. Ich meine es war doch eine ziemlich riskante Entscheidung, selbst wenn ich nicht soviel wusste und ich nebenbei auch noch Kind war, schien er mir nicht gerade als gnadenvoll im ersten Hinblick nach“, stotterte ich in die Menge. Kai verstand worauf ich mit meiner Aussage hinauswollte und stand vom Bett auf. Langsam ging er mit nachdenklichem Gesichtsausdruck in Zimmer auf und ab. Sascha und Tala, die ein paar Worte untereinander gewechselt hatten wurde von Kais ständigem hin und her gehen abgelenkt. „Was ist los mit dir Kai?“ Der Angesprochene blieb stehen und wandte seinen Blick zu Tala. „Das was Irina gerade gesagt hat, dass hat mir zu denken gegeben. Warum hat Boris sie verschont? ES wäre leichter und ohne Risiko Irina aus dem Weg zu räumen. Ich mein, ich bin froh, dass er so entschieden hatte. Nur die Logik verstehe ich dahinter nicht ganz“, antwortet er seinem besten Freund. „Ich verstehe was du meinst. Du vermutest etwas dahinter. Leider wissen wir nicht was das sein könnte“, seufzte dieser. Währenddessen wurde das Wetter draußen immer unbeständiger. Es stürmte, Donner war zu hören und schwere Regentropfen peitschten gegen das Glasfenster. „Wir sollten langsam zurück gehen, Kai“, schlug Tala vor. „Ja, du hast recht. Wir sollten uns auf den Weg machen“, meinte Kai dazu und schritt auf den anderen Jungen zu um ihn etwas ins Ohr zu flüstern. Kai sah zu mir und fragte nett: „Ehm…wäre es dir recht, wenn mir dein Zimmer ansehen dürfte, Irina?“ Ich war überrascht darüber, dass er plötzlich mein Zimmer sehen wollte und willigte ein. Sascha war darüber nicht so begeistert und bekam bei dieser Frage ganz spitze Ohren. „Ich finde das nicht so…“, fing sie an und wurde von Tala unterbrochen, der ihren Skizzenblock auf dem Schreibtisch gefunden hatte und blätterte diesen durch. „Oh wow, dass sind aber tolle Zeichnungen von Gebäuden“, kam es bewundernd von ihm. Ihr war das richtig peinlich und unangenehm, dass jemand ihre Skizzen ohne Erlaubnis ansah. Mit hochrotem Gesicht stürmte sie auf Tala zu und versuchte ihm den Block wegzunehmen, aber ohne Erfolg, da dieser Aufstand und ihn hoch in der Luft hielt. Tala war ja sichtlich größer als Sascha und so gelang sie selbst beim besten strecken nicht hinauf. Kai nutze diese Gelegenheit und schob mich aus dem Zimmer. „Du brauchst mich nicht schieben“, maulte ich herum, doch Kai hörte nicht damit auf bis wir in der Mitte vom Flur standen. „Also wo ist dein Zimmer“, fragte er erneut. „Du willst es echt sehen? Aber es nichts Spektakuläres oder Interessantes.“ „Darum geht es mir nicht. Ich will nur unter vier Augen mit dir reden“, erklärte er. Im ersten Moment fiel mir nicht ein was er unbedingt mit mir allein besprechen wollte, aber ich sah ihm an, dass es ihm ernst war. Langsam und unsicher führte ich ihn zu meinem Zimmer, welches zwei Zimmer von Sascha entfernt war. Auf den Weg dorthin konnte man immer wieder Sascha meckern hören und Tala, der darüber nur lachen konnte. Sanft drückte ich die Türklinke hinunter und öffnete die Zimmertür. Ich bat ihn hinein und schloss die Tür hinter uns. Im ersten Moment war mir sehr komisch zumute. Kai sah sich genau um und schmunzelte bei einigen Dingen, wie ein paar Fotos oder alte Plüschtiere, die ich schon hatte seit ich klein war und mich einfach nicht trennen konnte. Ich wusste nicht ob er es niedlich fand sowas bei mir zu sehen oder ob er es peinlich fand. Jedenfalls setze er sich danach auf den Sessel, der beim Schreibtisch stand und holte tief Luft. Gespannt wartete ich auf das Kommende ohne zu ahnen was mich erwarten würde. Schweigend setzte ich mich aufs Bett und blickte mit neugierigen Augen zu Kai. //Das ist schwerer, als alles was ich bis jetzt getan habe// stellte er fest. Da ich ihn ansah, dass es schwer für ihn war anzufangen und er sich abquälte, die passenden Worte zu finden, versuchte ich ihm dies zu ersparen indem ich das Gespräch mit ihm begann: „Weißt du…ich bin froh, dass du gekommen bist. Die letzten Tage waren ziemlich schrecklich für mich, als du gesagt hast, dass ich schuld bin an allem. Im ersten Moment wusste ich nicht ob ich dich jemals wiedersehen wollte, oder nicht, da es sehr weh getan hatte, aber in dieser Zeit redete ich mir ein, dass du das nicht so gemeint hast und erneut zu mir kommen würdest.“ Das schlechte Gewisse drückte mit jedem Wort mehr auf Kais Nerven bis alles aus ihm herausplatzte. „Dem war auch so! Das alles, so hart es auch klingen mag, war nicht wirklich ernst gemeint. Es tut mir leid, dass ich es gesagt habe, aber bitte versteh mich auch. Es war zu deinem Schutz. Du hättest immer und immer mir deine Hilfe angeboten und gefragt, was mit mir los sei, und diese Hilfe konnte ich aufgrund des Risikos nicht annehmen. Deshalb war es der einzige Ausweg um dich vor dieser Gefahr zu schützen. Bitte verzeih mir. Ich wollte dich damit nicht verletzen“, gestand er und sah mich mit seinen klaren, schönen Augen an. Nach dem er zu Ende gesprochen hatte, zierte ein trauriges, aber erleichtertes Lächeln mein Gesicht. Ich war froh zu hören, dass er es nur gesagt hatte um mich zu schützen, also war er um mein Wohl besorgt, dennoch stimmte es mich auch traurig, dass er auch meine Ansicht nicht verstand, warum ich ihm helfen wollte. „Mir ist zwar nicht das Ausmaß der Gefahr bekannt, aber ich weiß, dass es nicht ungefährlich ist euch zu helfen. Vielleicht sogar lebensgefährlich, dennoch will es tun und Sascha sicher auch, selbst wenn sie es nicht öffentlich zugeben mag. Bitte lasst uns euch helfen! Wir werden unser Bestes geben für euch“ versprach ich ihm. Kai senkte den Blick und wendete mir den Rücken zu. Mit leisen Schritten ging er zum Fenster und blickte in die verschneite Nacht hinaus. Es war kaum jemand auf den Straßen und die einzigen Geräusche, die es gab, waren die von den wenigen Autos, die fuhren, und der Wind der durch die vereinzelten Äste oder Nischen pfiff. Das schwache Licht der Straßenlaternen erhellte nur spärlich die Wege vor ihnen. Kai symbolisierte diese Welt da draußen, so wie er sie jetzt sah mit seinem derzeitigen Leben. Dunkel, düster und kalt mit nur kleinen Lichtblicken in seinem kurzen Leben, nur mit dem Unterschied, dass sich das Wetter jeden Tag aufs neue ändert, nur seine Zukunft weiterhin so aussehen würde, wenn er sich nicht entschloss sie zu ändern. „Warum willst du das alles für mich bzw. uns tun? Warum setzt du dein Leben aufs Spiel nur um das unsrige zu retten?“, fragte er verständnislos. Elegant stand ich von Bett auf und schritt auf ihn zu. Zaghaft legte ich meine Arme von hinten um ihn und lehnte mich an. „Warum ich das tue? Da müsste ich dich doch genauso fragen, wieso du mir damals das Leben gerettet hast, obwohl du zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts über mich wusstest. Ich möchte einfach dein fröhliches Lächeln sehen. Einfach sehen das du glücklich bist“, murmelte ich vor mich hin. Zum Glück konnte er jetzt meine Verlegenheit und Röte nicht sehen, denn das wäre mir peinlich gewesen. „Ich danke dir, Irina“, flüsterte er kaum hörbar, dennoch konnte ich es hören, ob mit meinem Ohren oder Herzen, dass war in diesem Falle egal. Vorsichtig löste ich mich von ihm und nahm seine Hand. „Lass uns zu Tala und Sascha gehen und endlich etwas an eurem Schicksal beschließen zu ändern“, schlug ich vor und zog ihn sanft hinter mir her. Zusammen gingen wir dann zurück zu Saschas Zimmer und traten ohne Anklopfen, da ich dachte es wäre eigentlich nötig anzuklopfen, ein. Doch Irrtum! Sascha und Tala schienen sich aus unserer Sicht prächtig zu amüsieren. Mein Schwesterchen war über Tala gebeugt, der unter ihr auf dem Bett lag und den Skizzenblock weiter in der Hand hielt und keine Anstalten machte es ihr zurückzugeben. Verdutzt was die zwei da trieben, sahen Kai und ich uns an, bevor er verschmitzt lächelte und ich anfing zu kichern. „Ich hoffe wir stören nicht bei etwas“, sagte ich neckisch zu Sascha gewandt, die hochrot wurde, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr allein im Zimmer waren und sprang auf. Mit energischem Kopfschütteln und fuchteln mit den Händen versuchte sie uns klar zu machen, dass es nicht so ist wie wir denken. „Ihr denkt völlig falsch! Tala und ich…haben nichts gemacht. In keiner Weise irgendwas“, stotterte sie verlegen. Kai grinste frech zu Tala hinüber und sah auf ihn herab, da er noch immer im Bett lag. Dieser setzte sich auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf und konnte ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Während Kai und Tala sich darüber unterhielten, versuchte ich meine aufgewühlte Schwester zu beruhigen. Zu viert verbrachten wir dann noch einen gemütlichen und nicht so spannenden Abend zusammen. Wir verabredeten uns für morgen Mittag hier bei uns, da unsere Eltern nicht da waren um unsere Pläne betreffend Boris in Ruhe besprechen zu können. Kapitel 8 Ende Kapitel 9: Der Plan mit Fehler ------------------------------ Den kommenden Tagen kamen sie regelmäßig zu uns um zu erzählen, was sie vor hatten und was in der Abtei währenddessen vor sich ging. Sie berichteten uns von zukünftigen Vorge-hensweisen innerhalb der Abtei und auch das ihrer Meinung nach Boris noch nichts von der kleinen Rebellion gemerkt hat. Ich frage mich nur ob das wirklich so war. Draußen herrschte sonniges aber doch winterliches Wetter und man konnte die vielen Kinder hören, die mit Be-geisterung herumtollten und die Eltern die ihnen nachliefen und Rodeln mit sich zogen. Wie auch an den Tagen zuvor warteten Sascha und ich auf Kai und Tala, doch heute schien es so als kämen sie verspätet. Durch den regelmäßigen Kontakt und das viele Zusammensein hat sich unser Verhältnis untereinander sehr gebessert. Sascha war nicht mehr so kratzbürstig Tala gegenüber und fing an keine Einwände mehr zu äußern, betreffend Kai und mich. Wenn ich so darüber nachdachte und meine Schwester heimlich beobachtete, erkannte ich langsam, dass sie sich in Tala verliebt hat, aber dies will sie sich nicht eingestehen. Hektisch ging sie im Wohnzimmer auf und ab, da sie noch nicht da waren. Ich hingegen war der ruhige Pol von uns und sah auf der Couch. „Beruhig dich, Schwester. Sie kommen sicher gleich.“ „Ich weiß, aber du kennst mich. Ich kann nicht ruhig bleiben“, seufzte sie und blieb endlich stehen. Endlich klingelte es an der Tür. Schnell sprang ich auf und lief mit Sascha gemein-sam zur Türe hin. Da standen sie endlich. Tala und Kai, die uns mit einem verschmitzten Lä-cheln ansehen. „Tut uns leid, dass wir zu spät sind aber im letzten Moment mussten wir noch was erledigen“, entschuldigte sich Kai bei uns und trat dann mit seinem besten Freund ein. Ich geleitete sie dann ins Wohnzimmer und Sascha kam mit einem Tablett, auf dem vier Glä-ser mit Mineralwasser standen. „Also, wir konnten unter den anderen Jungs aus der Abtei ein paar Verbündete finden, die bereit sind uns zu helfen“, erklärte uns Kai. „Natürlich wissen wir, dass es riskant war einfach jeden der nicht solange dabei war zu fra-gen, weil wir nicht sicher gehen konnten entweder eine Petze oder einem Spinner, dem es dort gefiel, zu erwischen. Jedenfalls haben wir weit über unseren Erwartungen recht viele gefun-den“, berichtete uns Tala. „Das ist ja toll! Also heißt es, dass wir eine gute Chance haben diesem Spuk ein Ende zu set-zen?“, fragte ich nach. „Möglich wäre es. Unsere Chancen stehen nicht gleich Null, aber vorsichtig müssen wir trotzdem sein“, warnte uns Kai. Der rothaarige Teenager fing währenddessen an verzweifelt in seinen Hosentaschen herum-zuwühlen. „Was suchst du bitte so aufgebracht?“, fragte ihn Sascha. „Damit wir wissen können wo Fluchtwege sind und wie die Räume aufgeteilt sind, habe ich eine Grundrissskizze gefertigt.“ „Na da, bin ich gespannt. Wusste gar nicht das du so was kannst, mein Freund.“ Der Betroffene wurde rot und auch ein wenig beleidigt, dass man einen seinen malerischen Fähigkeiten zweifelte und diese in Frage stellte. Aber dies war leider gerechtfertig. Er fand endlich seinen „Grundriss“ und breitete diesen auf dem Tisch aus. Kai, Sascha und ich blick-ten voller Neugier und Erwartungen auf das A3-große Papier. Es handelt sich dabei um ein Geschmiere deluxe. An manchen Stellen war Geschriebenes hingekritzelt, die Räume waren ungleich und die jeweiligen Ausgänge davon hat er nicht ersichtlich dargestellt, dennoch war Tala voller Stolz. „Na? Na? Was haltet ihr davon? Ist doch gut geworden! Hat mich zwar einiges an Stunden gekostet, dass zu vollbringen aber es hat sich gelohnt“, lobte er seinen Grundriss. Meine Schwester nahm das Papier in die Hände und inspizierte es sehr genau. Sie lies all ihr Fach-wissen, welches sie hatte, und ihre harte Meinung darüber aus. „Ehrlich gesagt, Tala. Das ist kein Grundriss zumindest kein verwendbarer. Es handelt sich dabei um Geschmiere feinster Art“, knallte sie ihm hart, aber ehrlich auf den Tisch. Sein Ego viel in diesem Moment ca. 40 Stockwerke tief. So stolz war er darüber gewesen und nun so was. Enttäuscht lies er den Kopf hängen. Sascha wollte das nicht. Sie war doch nur ehrlich und er nahm das immer gleich so persön-lich. „Sei nicht so deprimiert, Tala. Ich bin sicher, dass man es noch gut verwenden kann. Wir zwei setzen uns in mein Zimmer wo ich meine Sachen habe und fertigen daraus einen leicht leserli-chen Entwurf“, ermutigte sie ihn und lächelte ihn aufmunternd an. Tala richtete sich wieder auf und schaute Sascha an. //Will sie mit mir allein sein?// erhoffte er sich und macht innerlich ein paar Luftsprünge, aber um sicher zu gehen fragte er lieber nach: „Warum muss ich mit dir in dein Zimmer gehen?“ „Na, weil ich das nicht selber lesen kann und du das für mit entziffern musst“, antwortete sie ihm und erhob sich von der Couch. Mit der, wie eine Seifenblase zerplatzte, Hoffnung stand er niedergeschlagen auf und folgte ihr schweigend. Kai und ich sahen ihnen nach bis sie im oberen Stockwerk verschwunden waren. Nun waren wir zwei alleine im Raum, dass erste Mal seit der Geschichte in meinem Zimmer. Mir war ein wenig mulmig in der Magengegend, mein Herz schlug schneller als gewöhnlich und mein Kopf war von einer Leere erfüllt, wie ich sie noch nicht kannte. Seitdem Kai fast jeden Tag hier war und wir neben unserem eigent-lichen Vorhaben auch noch was zu viert unternahmen, fühlte sich mein Herz immer mehr zu ihm hingezogen. Ich fragte mich ob es Sascha genauso ging oder ob das nur bei mir so war. „Wenn alles so klappt, wie wir uns das denken und Boris noch nichts ahnt müsste bald alles vorbei sein“, unterbrach mein Gegenüber die grausige Stille. Ich hatte fast die ganze Zeit meine Augen auf Kai gerichtet und ich fand es bemerkenswert, wie er in solchen Situationen, wo es um soviel ging, um Leben oder Tod, Gefahr und Risiko, so ruhig und gelassen sein konnte. Ob das daran lag, dass er schon so viele schlimme Dinge erlebt hat und daher keine Angst mehr hatte? Oder weil er der Ansicht war, es würde sowieso nichts bringen unnötig Panik zu bekommen. „Es ist leichter etwas voraus zu planen, anstatt es auch wirklich so umsetzen zu können. Glaubst du das wir das genauso so tun können?, frage ich ihn ernst. „Wer weiß das schon. Dennoch wir setzen jeden freie Minute in die Planung. Es müssten schon unvorhersehbare Dinge geschehen, die uns letztendlich im Wege stehen würden. Ach ja habt ihr jemanden gefunden, der das Ganze filmt?“ „Ja haben wir. Es war nicht leicht, weil keiner uns so was glaubte und die wenigen, die es taten bekamen Angst und wollten nicht in die Nähe von diesem Gebäude. Aber ein Bekannter von Sascha der Film- und Videotechnik studiert nimmt sich dieser Aufgabe an“, berichtete ich ihm und schenkte ihm erneut Mineralwasser ins Glas. „Habt ihr im erzählt was da drinnen alles passiert?“, fragte er vorsichtig nach. „Nur Bruchstücke. Nichts betreffend wie Bitbeast, Weltherrschaft und so was. Da würde man gleich denken wir seien verrückt. Nein wir haben nur von den Verbrechen erzählt wie, dass Kinder teilweise gegen ihren Willen dort festgehalten werden, schlecht behandelt werden etc.“ Kai nickte nur schweigend und stellte keine weiteren Fragen mehr darüber. Während wir war-teten bis Tala und Sascha mit der Skizze fertig waren unterhielten wir uns in dieser Zeit über anderen Sachen. Der Nachmittag zog sich dahin bis die zwei endlich vom oberen Stockwerk aus dem Zimmer gekrochen kamen und die Stufen zu uns runter gingen. Etwas zerzaust und erledigt ließen sie sich aufs Sofa fallen und tranken erstmal einen großen Schluck. „Und habt ihr es geschafft?“, fragte Kai und sah abwechselnd zu Sascha und Tala. Nachdem Sascha fertig getrunken hatte und ihr ein erschöpfter Seufzer entwich, antwortete sie ihm: „Geschafft? Wohl eher vollbracht. Am Anfang war es noch teilweise leicht, bis wir zu den wichtigsten Punkten gekommen sind. Der gute Herr konnte seine Schrift manchmal selber nicht entziffern.“ „Und wenn schon, dass ist ja jetzt egal! Wir haben es geschafft und das ist das Wichtigste jetzt“, antwortete Tala trotzig und wurde rot. //Vor allem wie soll man sich konzentrieren wenn man allein mit einem Mädchen im Zimmer ist und mit diesem noch eng zusammenar-beitet// dachte er sich schweigend, aber seine Verlegenheit sah man ihm trotzdem an. Wir diskutierten noch eine gute Stunde darüber um ja keine Fehler zu machen, damit man uns bei unserer Tat nicht erwischen würde. Danach verließen sie uns und gingen zurück an dem Ort, wo die Dunkelheit herrschte und der Schmerz ihr täglich Brot war. Jedes mal wenn sie gingen fühlte es sich an als würde jemand das Herz aus Saschas und meinem Brustkorb he-rausreißen, weil man nie sicher sein konnte ob sie am nächsten Tag zu uns zurückkehren wür-den. Sie winkten uns ein letztes Mal zu bevor sie hinter der nächsten Biegung in der eisigen Kälte verschwanden. Sascha schloss danach die Tür und räumte deprimiert Gläser und Teller, da sie auch bei uns einen Snack eingenommen hatten, weg und stellte sie in der Küche ab. „Schwesterlein, mach nicht so ein Gesicht. Ich weiß es tut weh beide in die Höhle des Löwen gehen zu lassen. Tag für Tag. Dennoch muss es derweil sein, aber es ist bald vorbei. Nicht?“, sprach ich zu ihr in ruhigem aber traurigen Ton mit ihr. Langsam drehte sie sich zu mir um und ich sah ihre matten Augen, die jeglichen strahlenden Glanz verloren hatten. Diese Augen, die sonst so voller Leben und Energie waren, wirkten nun wie von jemand mit einer gepeinig-ten Seele. Sanft nahm ich sie in die Arme und strich beruhigend über ihren Rücken und spendete ihr die nötige Wärme und Halt, den sie brauchte. „Halte durch. Es ist bald vorbei. Es dauert sich nur mehr Tage, die sich zu keiner Ewigkeit ziehen werden“, beruhigte ich sie. Ich fühlte wie ihr zuvor zitternder Körper ruhig wurde und ihr Herz nicht mehr aufgebracht pochte. „Du hast recht. Ich muss stark sein nicht nur für uns sondern auch für sie“, erkannte Sascha und beschloss dann um sich abzulenken, dass Abendessen zu kochen, während ich den Tisch deckte. Später kamen dann unsere Eltern von der Arbeit nachhause und gemeinsam verbrachten wir einen harmonischen Familienabend zu viert und redeten über alltägliche Dinge, lachten und bis zu Bettgehen sahen wir fern. Danach trennten sich unsere Wege und jeder ging in sein eigenes Zimmer wo er jeden Tag für sich selber in seinem Tagebuch festhielt bevor er sich niederlegte. Kapitel 10: Die Entführung -------------------------- Am nächsten Morgen in der Abtei wachten Tala und Kai in ihren harten Betten auf und reck-ten sich erstmal ordentlich, da sie überall verspannt waren von der Ungemütlichkeit des Bet-tes. „Also eines sag ich dir, Kai. Sobald wir hier draußen sind leg ich mir ein weiches Federbett zu. Diese sind ja schlimmer als ein Schlafsack am Boden“, schwor sich Tala und suchte sei-nen Sachen zusammen. Kai, der derweil keine Anstalten machten aufzustehen lachte einfach nur und beobachtete seinen Freund, als er sagte: „Wenn wir hier draußen sind wird ein Bett, dass kleinste Problem darstellen, denn wo stellst du es hin wenn wir nicht mal eine Wohnung oder irgendwas finden wo wir wohnen können? Willst dich mit deinem neuen Bett in den Park stellen oder wie?“ „Nein, dass nicht. Ich weiß, dass wir erstmal ein Dach über den Kopf brauchen, aber das wird nicht leicht. Wir haben kein Geld und wissen auch nicht wo wir eines herbekommen sollen, Kai.“ Der Angesprochene seufzte deprimiert und bekämpfte seine Faulheit und stand auf, damit er sich endlich anziehen konnte. Kurz nachdem beide fertig gekleidet waren machten sie sich auf den Weg in den großen, kahlen Speisesaal und nahmen erstmal ihr karges Frühstück, welches bestand aus ein Stück trockenem Brot oder Gebäck, etwas Butter, einen Apfel und eine Tasse bitteren Tee, zu sich. Viele der Anwesenden würgten das Essen einfach nur hinunter, da es zum teil ungenießbar mehr war um es länger im Munde zu kauen und der Geschmack sich dann im gesamten Mundraum verteilte. Die Hälfte der hier Anwesenden waren um einiges jünger als sie selbst, Kinder sozusagen, die Boris und seine Leute irgendwo aufgegabelt hatten und ihnen ein besseres Leben versprach, doch die Realität sah anders aus. Überall hatten sie Blutergüsse, Schürfwunde und tiefe Ringe unter den Augen. So hatten sie sich ihr „besseres Leben“ nicht vorgestellt. Tala und Kai hatten Mitleid mit den Kleinen auch wenn sie zum teil selbst schuld waren, weil sie sich hatten blenden lassen von Boris Worten, genauso wie vor Jahren sie selber. Plötzlich kam eine Gruppe größerer Jungs, ca. in dem Alter von Kai und Tala, auf die Knirpse zu und belästigten diese. Der vermeintliche Anführer, namens Dimitri, packte einen dünnen Jungen mit dichtem schwarzem Haar am Kragen und zog ihn ein Stück-chen hoch. Mit aggressiv funkelnden, braunen Augen, sah er den Jungen an und keifte: „Hat Boris, dir nicht aufgetragen du sollst die Toiletten putzen, denn erst dann gibt es Frühstück. Also scher dich dorthin.“ Der kleine Junge zitterte am ganzen Körper und hatte Tränen in den Augen. Innerlich hoffte er, er würde ihn nicht krankenhausreif prügeln und wimmerte leise: „Ich war dort. Vor…vor dem Frühstück zusammen mit Ivan und Sergei. Wir haben alles sauber gemacht bis auf die Ste....Stellen wo wir nicht hinkommen, da wollte wir uns dann eine Leiter holen.“ „Eben du Zwerg! Es gehört ALLES geputzt und die engsten Stellen wirst du lecken“, höhnte Dimitri so laut, dass es durch den ganzen Raum wie ein immer wiederkehrendes Echo hallte. Seine Kumpel lachten nur blöd vor sich hin und taten nichts weiter als Dimitri dabei zuzuse-hen wie er kleine Kinder schikanierte. Tala und Kai konnten sich das nicht mehr länger mit ansehen und standen von ihren Plätzen auf. Zielstrebig und ernst gingen sie auf die Gruppe zu und waren dabei die Ruhe selbst. „Lass den Jungen in Ruhe, Dimitri. Er hat dir nichts getan!“, sprach Tala in einem befehleri-schen Ton mit ihm. Der Angesprochene wendete seinen Blick von dem Jungen ab und sah mit einem abfälligen Gesichtsausdruck zu ihm. Lässig richtete er sich auf und lies den Jungen los, der wie ein Stein zu Boden fiel. „Na sieh mal einer an, wenn das nicht Tala ist. Sieht man dich auch mal wieder hier?“, sagte er belanglos und ging mit ihm und Kai in eine Ecke des Raumes, wo sie ungestört reden konnte. „Boris wird dem nicht länger zusehen, Dimitri wenn du auf die Jüngeren losgehst und sie dann ungeeignet für Boris Ziele werden“, entgegnete Kai, Dimitri mit seinem typisch kühlen Klang in der Stimme. Dieser lachte nur schelmisch und fuhr sich mit seiner Hand durch sein Haar. Er wandte dann mit einem undurchdringbaren Blick wieder auf Kai und Tala und fühlte sich ihnen sichtlich überlegen. „Ihr seid so blöd, wirklich. Ihr glaubt tatsächlich, dass Boris sich etwas aus diesen nichtsnut-zigen, verängstigten Heulbojen macht? Wozu sollen die bitte nützlich sein? Sie sind ein nette Zeitvertreib für uns und man kann ihnen die ekligsten Aufgaben zuteilen und vor Angst be-straft zu werden tun sie es am Ende.“ „Du fühlst dich nur stark gegenüber Schwächeren, weil sie gegen dich nicht aufkommen. Aber gegen jemanden der dir eben ist oder sogar über, ziehst du wie ein feiger Hund den Schwanz ein und läufst weg“, grinste Kai ihn siegessicher an und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Beiden wussten, dass Dimitris Ego und Stolz ihm das wichtigste war und des-halb leicht aus der Haut zu bringen ist wenn man ihn als Schwächling abstempelt, denn er versucht mit größter Mühe nicht auszurasten. „Was habt ihr da schon groß mitzureden? Ihr seid ja kaum da. Wohl viel auswärts unterwegs. Ihr armen Wichtel müsst soviel für Boris erledigen“, grinste er breit, dann sprach er weiter, „Das wollt ihr uns weiß machen oder? Boris ist nicht blöd und er hat halt geringes Vertrauen in euch, deshalb hat er mich losgeschickt um euch zu beobachten.“ Tala und Kai bekamen es mit der Angst zu tun. Rasch erweiteten sich ihre Augen und ihr Herz blieb regelrecht stehen. Waren sie unvorsichtig gewesen, als sie zu Sascha und mir ge-gangen sind? Sind wir nun in Gefahr? War jetzt alles gelaufen und die Mühen waren um-sonst? Dimitri gefiel ihre Reaktion und erkannte, dass er recht hatte mit seiner Vermutung bezüglich Tala, Kai, Sascha und mir, aber zum Glück wusste er noch nichts von dem Plan. „Es ist also wahr. Ihr beide habt euch verliebt“, trällerte er amüsiert und konnte sich das La-chen kaum verkneifen, „Er betrügt Boris für zwei Tussis? Wie tief seid ihr gesunken. Waren sie wenigstens gut im Bett? Hatten ihr euren Spaß?“ Das war zuviel für sie vor allem für Kai. Seine letzte Aussage hatte das Fass zum überlaufen gebracht und er kochte innerlich vor Wut und Hass. Mit einer raschen Bewegung drehte Kai Dimitris Hände so, dass sie hinterm Rücken waren und presste ihn hart gegen die Wand. „Halt dein verfluchtes Maul oder es passiert was. Und wenn du sie noch einmal als Tussi be-zeichnest würdest du dir wünschen nie geboren zu werden! Also sag wie viel weißt du und vor allem wie viel hast du Boris schon gepetzt?“, befahl Kai mit dem härtesten Tonfall in sei-ner Stimme, die man je gehört hatte. Tala kam durch Kai’s Aktion wieder zur Besinnung und beschloss sich da nicht anzumischen sondern aufzupassen, dass keiner hereinkam. Kais Opfer verzog vor Schmerz das Gesicht etwas aber blieb ansonsten eisern. „Jetzt hab ich aber Angst. Du oder Tala würdet mir nichts antun sonst passiert vielleicht euren kleinen Freundinnen etwas. Boris ist über das was ich weiß informiert. Auch wo sie wohnen. Wenn er will kann er sie jederzeit holen und sie vor euren Augen quälen lassen.“ Tala kam dann auf einmal wieder ins Zimmer gestürmt, da er draußen die ganze Zeit schmiere gestanden ist. Aufgebracht berichtete er Kai, dass jemand auf dem Weg hier her ist und, dass sie schleunigst verschwinden sollten. Er lies Dimitri aber nicht gleich los sondern schlug ihm ins Gesicht, sodass er ein blaues Auge kassierte, und bewusstlos zu Boden glitt. „Spinnst du, Kai! Wenn das jemand gesehen hätte“, erschrak sich Tala über seinen Angriff. „Du müsstest wissen das hier im Speisezimmer und in den jeweiligen Unterkunftszimmern keine Kameras gibt, dafür aber über all sonst. Wir müssen sofort zu Irina und Aleksandra. Wir waren unvorsichtig und wurden von Dimitri gesehen als wir immer zu ihnen gegangen sind. Er hat auch schon alles Boris berichtet“, beichtete er seinem Freund, der nicht wusste ob das jetzt ein Traum oder bittere Realität war. Tala hatte Angst, eine solche Angst hatte er bis jetzt noch nie gehabt. Waren sie dann Schuld am Leid Irinas und Aleksandras? Das durften sie nicht zulassen und so machten sie sich auf den Weg zu ihnen. Wie von der Tarantel gestochen liefen sie den unbeheizten Flur entlang und durch das Tor hinaus in die kalte Außenwelt. Sie erkannten mit jedem Schritt das ihr Plan aufgeflogen war und es keine Möglichkeit gab diesen wie geplant in die Tat umsetzen zu können, doch dies war jetzt nicht mehr so wichtig für sie. Die zwei stampften durch den weißen zuckerartigen Schnee während Schneeflocken tänzelnd vom Himmel herab fielen. Nach einer guten viertel Stunde laufen kamen sie bei dem Haus der Romanovs an. Der Zaun war demoliert und die Tür aufgebrochen worden und gab unge-schützt den Weg ins Haus frei. Kai und Tala schlichen sich vorsichtig rein um sicher zu ge-hen, dass keiner mehr drinnen war. Nachdem sie das Haus betreten hatten, bildete sich ihnen ein schrecklicher Anblick. Der Fußboden wurde niedergetrampelt, Vasen, Tische, etc. demo-liert und unsere Eltern lagen verletzt und bewusstlos am Boden. „Kai, sieh mal!!“, sagte Tala erschrocken und tippte ihm an die Schulter. Unsere Eltern lagen fast dicht nebeneinander am Boden, anscheinend wollte unser Vater unsere Mutter beschüt-zen. Beide gingen auf sie zu. Sanft hoben sie sie an und fühlten erstmal ob sie einen Puls fühl-ten, der zum Glück vorhanden war. „Schnell, Tala ruf einen Krankenwagen“, befahl Kai hektisch. „Und was ist mit Polizei?“ „Ich…ja ruf sie auch an. Ich bezweifle, dass sie uns in Verbindung mit dem bringen könnten. Wir können gut behaupten, wir wollten unsere Freundinnen besuchen gehen und haben alles so vorgefunden.“ Der rothaarige Junge nickte und nahm sein Handy heraus. Zuerst wählte er den Notruf und danach die Polizei. Kai hatte inzwischen so gut es ging und vor allem welche Verletzungen er sah, Erste Hilfe geleistet. Danach sagte er zu Tala, dass er sich umsehen ging um zu überprü-fen ob ich und meine Schwester da waren, während Tala auf den Krankenwagen und die Poli-zei warten würde. Leise ging Kai die Stufen hoch, wo unter anderem das Zimmer von mir und Sascha war. Er durchsuchte jeden Winkel, jeden Raum egal wie klein er schien und unsere Zimmer bis ins kleinste Detail, doch fand er absolut nichts. Als er mein Zimmer betrat wurde er melancholisch und traurig. Er erinnerte sich in diesem Moment, welche Erinnerungen in diesem Raum waren. Wie er sich bei ihr entschuldigt hatte, wie sie ihm ihr Zimmer zeigte und auch stellte er sich vor mit welchem Gesichtsausdruck sie wohl ihre Hausaufgaben vorm Schreibtisch machen würde oder wie ich morgens aussehen könnte, wenn ich frisch aufstehe. Es schmerzte ihm. Diese Ungewissheit wo wir waren. //Wo können sie nur sein. Ich verstehe das nicht// fragte er sich innerlich und schleppte sich deprimiert die Stufen runter. Inzwischen waren die Polizei und der Krankenwagen gekommen. Während die Sanitäter Herr und Frau Romanov auf die Trage hievten, befragten die Polizisten Tala schon was geschehen war. Kai gesellte sich zu Tala hinzu und erklärte es ihnen. „Wir wollten unsere Freundinnen besuchen. Irina und Aleksandra“, kam es von Kai. „Und es sah bereits schon so aus als ihr gekommen ward?“, fragte ein Polizist. Tala und Kai nickten. „Und ihr habt die Polizei und den Krankenwagen gerufen und die zwei versorgt?“ Erneut nickten sie, doch Tala ergänzte noch: „Ich hab sie gerufen während mein Freund nach oben ging um nachzusehen ob Irina und Aleksandra verletzt sind oder nicht“. „Doch sie sind nicht hier. Ihre Zimmer sind leer…“murmelte Kai deprimiert. Der Polizist sah ihnen an, dass sie ziemlich geschockt und niedergeschlagen wirkte und wollte daher sie nicht weiter mit fragen bombardieren. „Ok Jungs. Das habt ihr richtig gemacht. Wir kümmern uns um alles Weitere. Am besten ist ihr geht jetzt nach Hause.“ Doch Tala und Kai hatten nicht vor nach Hause zu gehen. Natürlich mit der Anmerkung das sie bis auf dieses Haus, diesen Ort keinen anderen hatten, den sie „Zuhause“ nennen könnten. Die zwei gingen dann raus zum Krankenwagen und fragten einen Arzt ob es möglich wäre mit ins Krankenhaus zu fahren. Der Arzt stimmte ihrem Anliegen zu und lies sie mitfahren. Schweigend saßen sie nebenein-ander und sahen zu wie Frau Romanov Infusionen bekam und an verschiedene Geräte ange-schlossen wurde. Nach ca. 10 Minuten Fahrzeit kamen sie schließlich im Krankenhaus an. Mit ruhigen Händen aber dennoch zügig hoben sie die Trage aus dem Wagen und schoben beide ins Krankenhaus hinein. Die beiden Jungs liefen ihnen nach bis sie der Notarzt auffor-derte im Warteraum zu warten, da die Opfer jetzt untersucht werden müssen. Wieder nickten sie und gingen in den Warteraum. „Ich hoffe es ist nichts ernstes mit ihnen“, kam es von Tala. „Hoffe ich auch. Ich hoffe auch das sie in einem Zustand sind wo wir die Möglichkeit haben sie zu befragen.“ „Du willst sie jetzt befragen?“ „Wir können nicht warten, Tala. Du weißt das. Sie waren als einziges im Haus. Da wir verab-redet waren müssen Irina und Aleksandra zu Hause gewesen sein. Doch nun sind sie nicht mehr da. Wir müssen wissen wer sie entführt hat um sie retten zu können“, schilderte Kai ihm. „Ich weiß. Nur wenn sie nicht wissen, dass sie weg sind wird das ein ziemlicher Schock für beide sein“, entgegnete Tala und holte sich beim Automaten eine Cola. Die Situation war nicht leicht. Für beide nicht. Es war in dieser Situation nicht möglich in jeder Hinsicht das Richtige zu tun. Sie setzten sich dann hin und grübelten angestrengt ein paar Minuten nach was nun das Beste war. Doch Tala und Kai waren unterschiedliche Persön-lichkeiten und so hatte jeder eine andere Ansicht. „Glaubst du nicht es wäre für die Eltern ein größer Schock wenn sie vielleicht sogar tot wä-ren, anstatt nur entführt. Wenn wir jetzt handeln können wir das schlimmste noch verhindern, Tala. Ich kann deine Sorge und Angst verstehen. Ich habe sie auch dennoch müssen wir es tun. Es ist das richtige, versteh das, “ versuchte Kai ihm klar zu machen. Tala sah es nach reichlichem überdenken ein und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Cola. „Ich hoffe sie wurden nicht schlimm verletzt und sind bei Bewusstsein. Anders nämlich kön-nen wir sie nicht befragen“, hoffte der Größere von beiden. „Äußerlich gesehen waren die Verletzungen nicht schlimm, solange nichts gebrochen ist. Nicht wahr? Ist ja nicht so als würden wir uns nicht mit Verletzungen auskennen. Oder?“, fragte Kai ihn und lächelte verschmitzt. Beide kannten sie nämlich gut aus mit Verletzungen, da sie diese jahrelang, täglich empfan-gen haben und sich teilweise selbst verarzten mussten. Zusammen machten sie sich dann auf den Weg zur Auskunft um die Zimmernummern zu erfahren. Danach gingen sie dorthin und klopften leise an die Tür. Vorsichtig traten sie ein und sahen, dass Fr. Romanov seelenruhig schlief und Hr. Romanov, der sein Bett nahe dem Fenster hatte, dort hinaus blickte. Er wandte dann seinen Blick zu ihnen und lächelte leicht. Für die Zwei war es ein seltsames Gefühl mit einem Lächeln empfangen zu werden, nachdem sie ein schreckliches Erlebnis erlebt hatten und sie daran schuld waren. Leise um Fr. Romanov nicht aufzuwecken gingen beiden zu ihm hin und setzten sich ans Bett. Beide wirkten niedergeschlagen von den Schuldgefühlen und trauten sich nichts zu sagen. „Hey ihr zwei. Macht nicht so ein Gesicht. Es sind keine schlimmen Verletzungen, dass über-leben wir schon“, lächelte er sie schwach aber dennoch zuversichtlich an. „Das mag sein und wir sind beruhigt deswegen nur empfinden wir dabei eine gewissen Schuld was passiert ist“, gestand Tala ihm. „Das braucht ihr nicht. Ihr könnt nichts dafür“, versicherte er ihnen. Kai, der eher zum schweigsamen Charakter zählte, meldete sich nun auch zu Wort: „ Können Sie uns schildern was passiert ist? Und vor allem was…was mit Irina und Aleksandra passiert ist?“ Eine Weile sagte keiner was. Herr Romanov versuchte sich genau an das Erlebnis von vor ein paar Stunden zu erinnern, während Tala und Kai ruhig darauf warteten bis er zu erzählen be-gann. Draußen hämmerte ein kräftiger Wind währenddessen gegen die klaren Fensterscheiben und wirbelte den weißen Schnee, welcher am Boden lag, in die Luft empor. //Bitte lass ihn sich an alles wichtige erinnern. Irina…ich bin bald bei dir// betete Kai inner-lich. Auf einmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen als Herr Romanov die Stille durch-brach. „Es war kurz vor dem Mittagessen. Aleksandra und Irina waren mit ihrer Mutter in der Küche um das Essen vorzubereiten. Es wurde heute mehr gemacht, weil Irina uns gesagt hat ihr wür-det zum Essen kommen. Ich war im Wohnzimmer und hab mir was im Fernsehen angesehen, als auf einmal ein krachendes Geräusch zu hören war. Nachdem ich nachgesehen hatte sah ich wie…ehm…Jugendliche die Tür eingetreten haben. Genau…und dann…meine Frau, Alek-sandra und Irina kamen nachsehen was das war und dann stürzten sie sich auf uns. Meine Töchter zappelten und versuchten sich zu wehren. Ich versuchte sie zu retten, doch als ich mich aufrappelte, nachdem man mich zu Boden schlug, hörte ich ein klirrendes Geräusch und dann nur mehr ein grelles Licht. Ich fiel dann erneut zu Boden und hörte nur mehr wie beide nach Mama und mir riefen, als sie wohlmöglich bei der Tür rausgeschliffen und dann war es still“, erzählte er mit besorgter Stimme ihnen. Er zitterte am ganzen Körper und war den Tränen nahe. Man sah ihm an, dass seine Familie für ihn das wichtigste war und nun waren seine beiden größten Schätze weg und keiner wuss-te wo sie waren oder ob es ihnen gut ging. „Keine Angst wir werden sie finden und gesund zurück bringen“, versprach Tala und ver-suchte ihn aufzumuntern so gut es ging. „Diese Jugendlichen, haben sie irgendwas gesagt? Oder wie waren sie gekleidet?“, fragte Kai dem Geschehen näher nach. „Gesagt? Was sie anhatten? Lass mich kurz überlegen, Jungs. Es war nämlich so hektisch, dass ich nicht darauf geachtet habe, deshalb muss ich kurz überlegen. Sie waren schwarz ge-kleidet und hatten auch so dunkle Sonnenbrillen auf. Wahrscheinlich um nicht selber vom Licht geblendet zu werden. Und irgendwas Rundes hatten sie am Gürtel, glaub ich, da bin ich mir nicht sicher. Und gesagt….puh…es waren alle so panisch, dass das nicht so leicht ist. Ich hab nicht wirkliches was verstanden oder wahr genommen. Das einzige was ich kurz gehört habe waren nur Bruchstücke wie „braucht sie lebend“ und „Boris“. Mehr hab ich nicht mitbe-kommen und kann mir selber keinen Reim daraus machen“, berichtete er und hatte dabei die ganze Zeit den Blick gesenkt. Kai und Tala blieb regelrecht das Herz stehen als sie den Namen „Boris“ aus seinem Munde hörte. Was hat Boris mit der ganzen Sache zu tun? War er vielleicht der Drahtzieher hinter dieser Tat? „Sie sind sich ganz sicher, dass sie den Namen Boris gehört haben?“, hakte Tala nach. Herr Romanov nickte nur und verstand im ersten Moment ihre Aufregung nicht. Kai und Tala wechselten sich dann verschiedene Blicke zu bevor sie aufstanden und sich bedankten. „Vielen Dank, Herr Romanov. Haben sie keine Angst. Wir kümmern uns darum aber erzählen Sie der Polizei nicht, dass sie es uns erzählt haben. Ansonsten geraten wir auch noch ins Vi-sier. Auf baldige Besserung, Ihnen“, riet ihm Kai noch bevor er zur Tür schritt. Auch Tala wünschte beiden noch eine gute Genesung und ging seinem Freund nach. Draußen am Gang wechselten sie kein einziges Wort vor der Angst jemand könnte sie belauschen oder Wörter aufschnappen und sich irgendwas zusammenreimen. Sie riefen dann den Lift und stiegen ein. Nachdem der Lift kam fuhren sie runter und waren zu ihrem Glück allein im Lift. „Was hat Boris mit der Sache zu tun?“ fragte Tala. „Ich weiß es nicht. Jedenfalls muss es für ihn was wichtiges sein wenn er die „Black Unit“ ausschickt um Irina und Aleksandra zu holen.“ „Stimmt, die wird nur eingesetzt für Aufträge mit hoher Priorität. Heißt das, dass beide in größerer Gefahr sind als wir vermutet hatten?“ „Das mag es heißen. Wir hätten es nicht tun dürfen, Tala und du weißt es jetzt auch“, gestand er ihm und seine Augen strahlten Besorgnis, Schuld und Angst wieder. Tala, der immer davon überzeugt war, dass es richtig war nach Hilfe zu suchen, kamen nun auch die ersten Zweifel hoch. „Aber wir haben das nicht voraussehen können. Es stimmt. Wir haben nur an uns gedacht. Wir wollten raus aus dieser Hölle. Wir wollten Leben wie alle anderen auch und dafür ist uns kein Preis zu hoch. Wir….“, und Tala verstummte kurz, doch dann beendete er seinen Satz, “wollten mit dem Menschen Zusammensein, den wir lieben.“ Lieben. Ja, dem gaben sie nach. In all dieser Zeit. Diese Monate, Tage, Stunden wo sie zu-sammen mit uns waren. Diese Wärme und Fürsorglichkeit die man ihnen in dieser Zeit entge-gengebracht hatte lies ihr kaltes Herz erwärmen und sie verliebten sich. Welch Ironie. Denn selbst wenn sie dieser Hölle entfliehen könnten, haben sie an die Liebe am wenigstens ge-glaubt. Sie stiegen dann aus dem Fahrstuhl aus und verließen das Krankenhaus. Zusammen gingen sie schnellen Schrittes, die matschigen Straßen entlang zurück zur Abtei um endlich dem ein Ende zu setzen. Einen Schlussstrich zu ziehen um das zu retten, was für sie im Leben das wichtigste war. Irina und Aleksandra. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ENDE*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Kapitel 11: Die Neue Macht -------------------------- Während sich Kai und Tala auf den Weg zurück in die Abtei machten, bereitete Boris mit seinen beiden engsten Vertrauten alles vor um seinen perfiden Plan ausführen zu können. In dieser Zeit saßen meine Schwester und ich gefesselt am Boden und hatten Angst. Innerlich hatten wir uns auf Gefahren und Risiken eingestellt. Ein wenig von den Erzählungen unserer Freunde stellten wir uns manche Situationen sogar bildlich vor um nicht all zu geschockt zu sein dennoch hätten wir uns so was nie träumen lassen, würden wir es nicht mit eigenen Au-gen sehen. Links und rechts an den Seiten befanden sich aufgereiht nebeneinander an Ma-schinen angeschlossene unterschiedlich große Präparatsgläser, die gefüllt waren mit einer giftgrünen Flüssigkeit, wo verschiedene Lebewesen drinnen waren. Als wir unseren Blick über sämtliche Gläser schweifen ließen, schrie Sascha auf einmal erschrocken auf, als hätte sie gerade etwas Verstümmeltes oder ähnliches gesehen. „Was ist los, Schwesterchen!“, fragte ich sie panisch. „Da…da hinten, Irina“, antwortete sie mir und deutete mit dem Kopf in die Richtung in die ich sehen soll. Ich beugte mich ein Stück vor und sah angestrengt in diese Richtung, die sie mir zuvor gedeu-tet hatte. Meine blauen Augen weiteten sich und das Herz blieb regelrecht stehen. Der An-blick, den man hier sah, würde sich für so manchen Gruselfilm bestens eigenen, aber nicht für die Realität. In diesen Gläsern befanden sich Kinder. Kleine Kinder, die unbekleidet und wie in einem Tiefschlaf, sich darin befanden. Es war kein genüsslicher Anblick und das Piepen der Geräte machte das Gefühl nur noch schlimmer, so dass einem die Nackenhärchen zu Berge standen und die Gänsehaut sich über den gesamten Körper ausbreitete. Was tat man ihnen an? Wie konnte man nur so herzlos zu kleinen Kindern sein? „Was tun Sie mit den Kindern! Warum…warum machen Sie so was“, stotterte ich und sah zu Boris, der die ganze Zeit mit seinen Vertrauten, oder auch „Rechte Hand“, genannt diskutier-te. Der Mann drehte sich zu mir um und legte die Mappe, wo wahrscheinlich Forschungser-gebnisse waren, beiseite. Seine Augen waren kälter als die stürmischste Winternacht und seine Erscheinung glich wie dem Tod. „Ihr wollt wissen was das zu bedeuten hat? Na gut, ich erkläre es auch ausnahmsweise, weil ihr selber sowieso nicht lange genug leben werdet um es irgendwem zu erzählen“, begann er zu sprechen, doch er wurde von Sascha unterbrochen. „Egal was sie vorhaben, ich bitte Sie! Lassen sie Irina gehen! Sie können alles mit mir machen. Ich werde mich nicht beklagen, weglaufen oder sonst was. Aber bitte lassen sie meine Schwester gehen“, flehte sie ihn unter Tränen und zitternder Stimme an. Boris gefiel dieser Anblick. Dieses flehende, weinerlicher Getue, daraus zog er nämlich seine Überlegenheit und Macht. Meine Schwester hatte schon immer mir gegenüber diesen Beschützerinstinkt und sie würde wirklich alles Erdenkliche tun damit ich frei kommen würde, doch da spielte Boris nicht mit. Er hatte nicht die Absicht irgendeinen von uns gehen zu lassen. Egal wie sehr man flehte und bettelte. „Gehen lassen? Warum sollte ich? Glaubt ihr ich mach mir die Mühe euch beide zu entführen um dann eine von euch beiden gehen zu lassen? Da hab ich weit aus besseres zu tun“, höhnte er und setzte ein freches Grinsen auf die Lippen, „Aber kommen wir zurück zu dem Thema wo wir waren. Das hier ist mein geheimes Labor wie ihr seht. Keiner in der Abtei außer mei-nen zwei Vertrauten hier und ich wissen, dass es dieses Labor gibt. Euch kann also keiner hören egal wie laut ihr schreit. Also kommen wir zum Punkt. Was ihr hier seht ist jahrelanges intensives Forschen. Mein Plan ist es eine Waffe um genau zu sein sind es zwei Waffen zu erschaffen, die Stärke sind als alles andere. Zwei ultimative Bitbeasts, die allen anderen über-legen sind und selbst mein bisher letztes Werk „Black Dranzer“ alt aussehen lassen. Ich habe ziemlich hart dafür gearbeitet und festgestellt, dass es nicht alleine reicht DNA und Gene zu verändern und Fähigkeiten hinzufügen um ein perfektes Bitbeast zu bekommen. Nein, das was fehlt ist etwas sehr wichtiges. Etwas was jeder hat aber keiner wahr nimmt. Wisst ihr es? Dann erkläre ich es einmal. Der Grund warum diese Kinder hier sind ist nicht allein um die Welt zu beherrschen. Ich habe meine Jungs in Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 waren die, die für das Kämpfen geschaffen wurde. Einen starken Willen und Ehrgeiz haben. Welche, die wie Maschinen handeln sollten und herzlos waren. Darunter gehörten euch Tala und Kai, die jetzt eher ein Fehlprodukt in meiner Produktion waren.“ „Hören Sie auf!“, platzte es aus mir heraus. Sascha sah überrascht zu mir und war verblüfft, dass ich mich traute etwas zu sagen bzw. ihn zu unterbrechen. „Produktion. Maschinen. Hören Sie sich reden? Das sind Kinder und Jugendliche. Jungs, die träume haben, die leben und geliebt werden wollen und sie was tun Sie? Sie nehmen ihnen das alles weg und reden über sie als wären es Dinge und keine Menschen“, protestierte ich mit meiner verbleibenden Kraft so gut es ging. „Es sind auch Dinge für mich. Mittel zum Zweck mehr nicht und unterbrich mich nicht du freches Gör“, drohte er mir, danach erzählte weiter in einem abfälligen Ton, „Gruppe 2 waren die Jungs, die schon mal bei Familien oder Verwandten waren, die verstorben oder getötet wurden und im Heim oder auf der Straße gelandet waren und so was wie Liebe schon erfah-ren hatten. Bei denen war es schwer ihr Herz zu gefrieren. Deshalb wurden die Schwächlinge mit einem Herz und Gefühlen hier runter geschafft. Eigentlich hatte ich gehofft einer von ihnen hätte eine passende Seele, einen Geist für meine perfekten Bitbeasts, doch alles war Müll. So hab ich beschlossen damit meine Geschöpfe nicht starben, die Jungs als Nährungsquelle zu nehmen und bis jetzt hat es hervorragend geklappt. Natürlich war mir bewusst, dass das nicht auf Dauer so weitergehen kann und dann kamst du“, und sah mich mit durchdringenden Blick an, „Das war wohl Schicksal. Du bist kompatibel mit einem meiner Geschöpfe. Dein strahlend goldener Glanz und Anmut. Dieses Licht welches nicht einmal die Dunkelheit scheut ist wie geschaffen für mich. Doch damals war das Licht noch zu klein. Deshalb ließ ich dich laufen, aber das Schicksal lässt sich nicht ändern. So kreuzten sich deine Weg erneut mit Kai und ich kam meinen Traum einen großen Schritt näher. Doch ich hatte zwei Geschöpfe. Also fehlte mir eine Seele.“ Stille trat ein und Boris holte tief Luft, da er die ganze Zeit ohne Unterbrechung sprach. Jedes Wort was aus seinem Munde kam drückte immer mehr auf unser Gemüt. Nach dem ausatmen blickte er dann zu Sascha hinüber. „Das mit dir war reines Glück oder sollte ich es eine Fügung nennen? Ich war erstaunt als ich von dir hörte. Nein keine Angst. Tala hat dich nicht verpetzt oder verraten. Ich schicke regel-mäßig einen von meinen beiden Mitarbeitern hier hinaus, der mich bei der Suche unterstützen sollte und so haben sie dich gefunden. Damals als du bei diesem Wettkampf mitgemacht hast und wir dich beobachtet hatten, hast du deine Aura preisgegeben. Deine Stärke und Zielstre-bigkeit zeichnet dich aus. Nachdem ich euch beide gefunden hatte wartete ich ein wenig ab und ließ Tala und Kai nichts ahnend euch weiter besuchen. Aber nun ist die Zeit gekommen! Endlich kann ich meinen Traum erfüllen“, lachte er boshaft und gestikulierte heftig mit den Armen. Er stolzierte dann zu seinen beiden einzig verdeckten Präparatsgläser und riss schwungvoll das Tuch weg, welches bisher die Sicht versperrte. In diesen Gläsern befanden sie sich. Boris Meisterwerke. Die noch seelenlose Geschöpfe, die bald den Geist von mir und meiner Schwester bekommen würden. Inzwischen waren Tala und Kai vor der Abtei angekommen und sie legten ihre gewohnten Gesichter auf bevor sie eintraten. Kalt, gefühllos und arrogant, als wären ihnen alle anderen egal und nur sie selber wären wichtig. Danach öffneten sie das Tor und traten hinein. Schau-spielerisch gekonnt, taten sie so als wüssten sie von nichts und spazierten einfach ahnungslos den Gang entlang bis zu einer Stelle, wo sie noch nie waren. Dies konnte nur der einzige Raum sein, wo man unbemerkt jemanden gefangen halten konnte. Sie überprüften die nahege-legenen Gänge ob ja keiner in ihre Richtung kam und danach schlichen sie sich die Treppen ins Ungewisse hinunter. Beim hinabgehen mussten sie vorsichtig sein um nicht zu stolpern, da die Stufen nur mit gedämmten Licht an den Wänden beleuchtet war und man nicht wirklich etwas sehen konnte. Je tiefer sie gingen desto kälter wurde die Luft, die sie umgab. „Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“, murmelte Tala Kai zu, der vor ihm ging. „Sicher bin ich mir nicht. Es ist nur eine Vermutung, da mir kein anderer Raum einfallen würde außer dieser“, entgegnete er ihm. „Kein anderer Raum einfallen? Das heißt du warst schon mal hier unten“, schlussfolgerte Tala, wie ein Detektiv. Der Junge, vor ihm, blieb auf einmal stehen als hätte Tala gerade einen wunden Punkt ange-sprochen. Ja, er war schon mal hier unten gewesen. Aber das ist Jahre, gar viele Jahre her und am liebsten möchte er sich daran gar nicht mehr erinnern. Sich wünschen es wäre nie passiert, aber die Zeit kann man nicht ungeschehen machen und Erlebtes zu vergessen war oft nicht möglich. „Ja ich war schon mal hier. Kurz nachdem ich hier gelandet war. Damals war ich zusammen mit einem anderen Jungen im Zimmer der eines Nachts plötzlich von Boris geholt wurde. Ich schlich ihnen nach bis hier runter. Anfangs viel mir nicht so wie jetzt auf das dieser Gang abgeschottet von alles anderem war, da ich noch nicht lange hier war. Jedenfalls spähte ich durchs Schloss an der Tür. Meine Sicht war natürlich begrenzt und roch einen schrecklichen Gestank, hörte so piepen und blubbern. Das letzte war bevor ich panisch weglief war wie sie dem Jungen die Kleider vom Leib rissen und irgendwas zu trinken gab. Kurz danach rührte er sich nicht mehr“, erzählte Kai Tala mit tonloser Stimme. Sein Freund war geschockt von dieser Erzählung und ihm fehlten die Worte. Natürlich wusste er, dass das nicht das Paradies sei aber so was überragte selbst sein Vorstellungsvermögen. Sie gingen weiter runter und redeten dabei kein Wort. Tala war von sich selber irgendwie enttäuscht. Er war soviel er wusste schon von ganz klein hier gewesen, sogar noch früher als Kai aber er hat all die Jahre nie das mitbekommen und erlebt was Kai ihm da alles erzählte. War er blind gewesen? Oder wollte er es nicht wissen? Jedenfalls erkannte er immer mehr, das wenn Kai nicht wäre und Irina getroffen hätte, er wohlmöglich so weitergelebt hätte ohne jemals die ganze Wahrheit gewusst zu haben. Nach ein paar Minuten kamen sie unten an. Es war mucksmäuschenstill und das einzige Geräusch kam vom Flackern der Kerzen, die den Weg beleuchtet hatten. Sie gingen dann einen schmalen Gang, der leicht modrig und nass war. Doch Angst kam für beide nicht in Frage auch wenn sich jeder andere schon beim hinab-steigen der Treppen gefürchtet hätte, hielten sie durch. Endlich sahen sie die Tür. Es war eine große eiserne Tür, die an manchen Stellen sogar schon anfing zu rosten. Kai und Tala schli-chen zu Tür als sie hinter sich weitere Schritte und Stimmen vernahmen. Es waren Dimitri, Sergej und Michail. Die drei hatten sie am wenigsten erwartet und gewünscht, da sie erstens Angeber waren und zweitens sicher auf Boris Seite standen. Waren sie schon wieder aufge-flogen? Tala und Kai stellten sich in Kampfposition. „Wah! Steckt eure Blades wieder ein. Wir wollen nicht kämpfen!“, gestand Dimitri. „Weshalb seid ihr uns dann gefolgt?“, erfragte Tala hartnäckig. „Gefolgt? Naja…wie sollen wir das am besten sagen“, stotterte Michail. „Am besten kurz und einfach? Und macht schnell wir haben noch was vor“, bot Kai ihnen an. „Was vor? Also gut. Hör mal, dass mag vielleicht absurd klingen aber wir sind euch gefolgt mit der Absicht zu helfen. Als wir im Speisesaal diese Auseinandersetzung hatten und ich euch erzählt habe ich hätte euch beobachtet und alles gepetzt. Naja das war eigentlich gelo-gen. Größtenteils. Wir hatten nie ein gutes Verhältnis deshalb dacht ich ihr würdet mir nicht glauben wenn ich es auf nette Weise rüberbringen würde. Darum der ganze Aufwand“, beich-tete Dimitri ihnen, das erste Mal aufrichtig. Kai und Tala stellten sich wieder aufrecht hin und verstanden die Welt nicht mehr. Verwirrt sahen sie sich gegenseitig an und fragten sie, warum er ihnen half obwohl sie sich nicht aus-stehen können. „Und welcher Teil war gelogen? Du hast ja gewusst, dass ihnen was passiert!“, protestierte Tala heftig. „Ja aber nur weil ich gelauscht habe. Ich hab euch weder beobachtet noch Boris etwas gepetzt. Ich habe gehört wie er eure Namen genannt hat und dann die von den beiden Mädchen. Als er dann erwähnte sie entführen zu lassen wurde ich spitzhörig und hab weiter gelauscht, danach hab ich es euch erzählt aber trotzdem war es wohl zu spät. Jedenfalls ist uns aufgefallen das die Gruppen von den Knirpsen mit jedem Tag kleiner wird, dass ist uns natürlich komisch vorgekommen und da ihr der Sache auf der Spur seid, wollen wir euch helfen“, verteidigte sich Dimitri ernst. „Ok wir glauben euch fürs Erste. Solltet ihr uns aber belügen, dann zeigen wir keine Gnade mehr“, drohte Tala und funkelte sie böse an. Die drei nickten nur und gingen dann zu Kai und Tala hin. Sergej fragte die anderen, wie sie vorgehen sollen ums uns zu retten und um Boris eins auszuwischen. „Da es nur uns betrifft werden sie nur mit uns beiden rechnen, Tala“, sagte Kai. „Damit magst du recht haben. Also bleiben die drei derweil draußen und kommen dann wenn Gefahr droht, als Verstärkung, ne?“ Kai nickte und erklärte den anderen was sie vor hatten. Dimitri, Sergej und Michail stellten sich außer Sichtweite und mit vorbereiteten Blades in der Hand in einer der dunklen Ecken. Die anderen zwei nahmen jeweils eine Türklinke in die Hand und atmeten noch mal tief ein. Die Tür war so massiv gearbeitet, dass man sie alleine nicht aufbekam und ein hineinschlei-chen daher unmöglich machte. Genauso wie die Position des Raumes. Er war eingemauert im Keller und der einzige Aus-/Eingang war diese Tür. Also hieß es wohl ins offene Feuer zu laufen. Mit einem kräftigen Zug zogen sie die Türe auf und schritten wie Helden, die in eine Manege einziehen würde, ein. Aleksandra und ich lagen inzwischen schon bewusstlos und bleich am Boden, als die beiden eintraten. „Willkommen, willkommen Tala und Kai. Ich habe euch schon erwartete“, begrüßte sie Boris mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Von dieser Begrüßung waren beide allerdings nicht sehr beeindruckt weil sie ihn ignorierten als sie sahen, dass wir am Boden lagen. Hastig liefen sie zu uns hin und hoben uns hoch. „Aleksandra ist eiskalt. Auch kann ich kaum eine Atmung wahrnehmen“, äußerte sich Tala und klang ängstlich. „Irina auch“, murmelte Kai und sah in mein blasses Gesicht. Wut stieg in ihm auf und am liebsten würde er jetzt irgendwas nehmen und zerschmettern wollen. Unsere Atmung war sehr schwach und nur bei genauem Hinsehen konnte man eine leichte Hebung des Brustkorbes erkennen. „Was hast du mit IHNEN gemacht!“, schrie Kai Boris voller Hass an. „Gemacht? Sie leben ja noch. Allerdings nicht lange wenn ihr sie nicht in ein Spital bringt. Aber ich verrate euch was. Aufwachen werden sie nie mehr. Hier endet euer Happy End“, verkündete Boris und lachte so stark, das man meinte er würde sich gleich kugeln vor Lachen. Nie mehr? Schliefen wir jetzt für die Ewigkeit? An Kai und Tala zogen Erinnerungen wie im Schnelldurchlauf vorm inneren Augen vorbei und jedes Bild machte die Qual schlimmer, gar unerträglicher, keine weiteren schöneren Erinnerungen mehr machen zu können. Im ersten Moment waren beide wie in Trance und starr. Unfähig zu denken und sich zu bewegen knie-ten sie einfach mit uns im Arm am Boden. Doch dann kamen Wut und Hass über die zwei. Sie legten uns dann wieder sanft zurück, nachdem sie uns von den Fesseln befreit hatten, und deckten uns mit ihren gewärmten Jacken zu. „Unverzeihlich….unverzeihlich! Dafür wirst du büßen, Boris!“, bedrohte ihn Kai und seine Augen flackerten das erste Mal vor höllischem Zorn. In ihm brodelte richtig das Feuer, sein Feuer und das Feuer von Dranzer, welches jeden Moment wie ein rasender Wind über sie fallen könnte und da erschien Dranzer. Ein bildschöner Phönix. Einfach von selbst und ohne Aktivierung des Blades hinter Kai und breitete seine gewaltigen Flügeln aus. Rote Lichtfun-ken und ein schriller Schrei hüllten, dass Zimmer nun ein. „Das war deine letzte Tat. Für sie und für alle anderen! DU wirst nie wieder jemanden so quä-len“, zischte Tala Boris und seine Lakaien an. In dem rothaarigen Jungen formte sich ein re-gelrechter Eisberg zusammen, der seiner ganzen Wut Ausdruck verleihen soll. Seine türkis-blauen Augen übermittelte eine gewaltige Kälte an, wie ein Schneesturm, der allein auf Boris gerichtet war. Er konnte es nicht zurückhalten. Hinter Tala begann der durchsichtige Eisberg zu bröckeln und ein stolzer Wolf erschien. Talas Bitbeast Wolborg. Ein Wolf von kräftiger Statur und Stärke. Die Eiszapfen auf seinem Rücken glitzerten wie klare Kristalle und er plat-zierte sich gehorsam neben seinem Meister Tala. Nun kann der Kampf beginnen. Die zwei beruhigen sich wieder und gingen in Kampfposition. Kai und seinem Freund fielen jetzt erst auf das die zwei Gläser hinter ihren Feinden leer waren und nahmen jetzt erst wirklich war, was sich alles in diesem Raum befand. Tiere, Kinder, ausgemergelt in diesen Behältern und zahlreiche Maschinen. Ein Anblick des Grauens. „Wie ich sehe hat sich das Reden wohl erübrigt“, stellte Boris fest und schnippte mit den Fin-gern seine beiden Lakaien zu. Diese kamen wie gehorsam mit jeweils einem goldenen und einem violetten Blade in der Hand. „Das lass uns unser entscheidendes Duell beginnen“, verkündete Boris und trat zur Seite. Bo-ris kämpfte nicht selber. Warum auch wenn man jemanden für sich kämpfen lassen kann? Die Lakaien steckten ihre Blades in den Starter und ließen danach die Kreisel fliegen. Die Blades waren neu, getunt und schnell. Jedes der zwei Blades sah anders aus und wies so auch auf unterschiedliche Fähigkeiten hin. Dennoch waren unsere Helden sich sicher zu ge-winnen, da sie nicht nur einer der besten waren sondern da sie stark anzweifelten, dass zwei Brillenschlangen, die ihre Zeit nur hinter Maschinen verbrachten, kämpfen konnten. „Erscheine Bitbeast!“, riefen beide synchron und die neuartigen Blades fingen an zu strahlen. Sie leuchten wie tausende von Glühwürmchen in der dunkelsten Nacht und wie aus dem Nichts erschienen zwei neue Bitbeast. Eines war ein goldener Falke mit meerblauen Augen und einem dunkelblauen Stein auf der Stirn, welcher eingehüllt war in blass gelbem Licht. Flugfedern besaß er in dem Sinne keine, denn dort wo die Federn waren loderte eine goldene Flamme wie ein Meer, welches Wellen schlug. Der Falke stieß einen hohen Schrei aus und sah wie fixiert auf Kai. Das andere Bitbeast war ein stattlich gebauter Luchs. Klein gegenüber Talas Wolborg, dennoch nicht zu unterschätzen. Er war blitzschnell und windig. Sein Fell erstrahlte in einem zarten Fliederton und seine Pfoten waren umhüllt von einer dunkelvioletten Flamme. Die Krallen waren spitz und geschwungen und die Zähne scharf. Der Luchs stellte sich seinem Gegner Wolborg gegenüber. „Meine Geschöpfe! Meine Meisterwerke!“, predigte Boris sie an und lachte wie ein Irrer. Tala und Kai war das Lachen längst vergangen. Sie standen zwei mächtigen Bitbeasts gegenüber, die gefährlicher waren als sie von außen wirken mögen. Doch etwas war anders. Bei genaue-rem betrachten überkam beide ein seltsames Gefühl. Sie hatten diese Kreaturen noch nie zuvor gesehen, trotzdem hatten sie etwas Vertrautes an sich. Woran lag das? Sie wussten es nicht, fühlten es aber in ihren Herzen. Doch lange konnten sie nicht nachdenken, da die Lakaien einen Angriff starteten und heftig die Blades der zwei rammten. Kai und Tala waren angespannt und sprangen einen Schritt zurück, als ihnen ihre Blades entgegenkam und vor ihnen aufschlugen. „Wir müssen sie wohl zuerst besiegen“, erkannte Tala und startete einen frontalen Gegenan-griff, doch sein Gegner war schneller. Der Luchs sprintete im Zickzack über den Raum und attackierte erneut von hinten. Wolborg heulte und kippte nach vorne, doch hatte er genug Kraft zum stehen. //Wie schnell. Ich hab den Angriff kaum gesehen. Dieses Bitbeast ist un-glaublich…// dachte sich Tala und versuchte sich eine Strategie auszudenken. Währenddessen kämpfte Kai so hart wie schon lange nicht mehr. Doch er landete ebenfalls keine schwerwie-genden Treffer. //Irina…bitte gib mir Kraft// betete er und holte erneut zum Gegenschlag aus. Beide Blades rasten mit rasender Geschwindigkeit aufeinander zu bis sie aneinander prallten und man das Knirschen und Reiben hören konnte. Kleine Funken sprühten an allen Seiten heraus als die Metallteile aneinander rieben. „Los Dranzer! Wirf ihn in die Luft und dann Fire Arrow!“, befahl Kai mit kraftvoller Stimme. Dranzer griff mit seinen Krallen den Falken und warf ihn in die Höhe, danach startete er seine Attacke. Doch zu früh gefreut. „Golden Flash!“, rief der Lakaien, der mit diesem Blade kämpfte. Dranzers Feuerpfeile und der Lichtstrahl des Falken prallten aneinander, und ein grelles weißes Licht entstand, welches Kai und beide Bitbeasts einhüllte. Kai schloss die Augen um nicht von dem Licht geblendet zu werden, als er plötzlich eine vertraute Stimme hörte. „Kai“, rief diese Stimme, „kannst du mich hören?“ Kai sah sich um, konnte aber keine Gestalt zu dieser Stimme wahr nehmen. Er antwortete im ersten Moment nicht. „Hilf mir Kai. Ich habe Angst. Es ist so dunkel. Kai….Kai…Kai“, flehte die Stimme ihn an. Doch dann ging ihm ein Licht auf. „Irina! Irina wo bist du. Ich bin hier“, fragte Kai mit zittriger Stimme. „Vor dir. Die ganze Zeit über. In dieser Gestalt eingeschlossenen“, sagte ich ihm. Ich war die ganze Zeit vor ihm? Wie war das möglich, wenn ich doch bewusstlos am Boden hinter ihm liege? Das war nicht möglich, aber doch! „Das Bitbeast! Du bist in dem Bitbeast drinnen, aber wie…,“ hinterfragte Kai, als er plötzlich meine geistige Gestalt vor ihm sah. Sanft streckte ich meine Hand nach ihm aus, die er ergriff aber nicht fassen konnte. Es fühlte sich eher an wie eine sanfte Brise die über seinen Handrü-cken strich. „Boris hat uns alles gesagt. Er benutzt euch alle als Werkzeuge und Nahrungsquellen für seine Geschöpfe und Pläne. Er hat Sascha und mich entführt weil er eine Seele für seine neue Er-findung gebraucht hat. Du musst ihn aufhalten. Bitte Kai, rette Sascha, die Kinder hier und euch.“ „Aber wie…dieses Wesen ist zu stark für Dranzer“, bat Kai um einen Rat. „Erinnerst du dich noch an das Lied? Das Lied, welches du damals immer gelauscht hast. Lass den Text in deinem Herzen Revue passieren und denke darüber nach, dann findest du deine Antwort wie du alle retten kannst. Ich glaub an dich“, sprach ich zu ihm und berührte sanft seine Wange, bevor ich verschwand und das Licht sie auflöste und er wieder in der bitteren Realität erschien. Doch wie sollte das Lied Kai die nötige Antwort geben können nach der er suchte? //Das Lied…wie..wie war der Text nochmal?// grübelte er angestrengt und versuchte trotzdem dem Kampf folgen zu können. Wird sich Kai erinnern können? Und wie wird die Antwort aussehen können? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ENDE~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 12: Die Rettung und der Neuanfang ----------------------------------------- Der Kampf verlief für Tala und Kai nicht gut. Sie kamen einfach Kräfte mäßig nicht an die Bitbeasts von Boris heran. „Was ist mit dir Kai? Konzentrier dich auf den Kampf“, schrie ihn Tala an. //Auf den Kampf konzentrieren….halt..wenn Irina in dem Falken ist dann müsste Aleksandra im anderen Bitbeast stecken…// schlussfolgerte Kai und rief zu seinem Freund: „TALA! Du darfst das Bitbeast nicht angreifen! Da drinnen steckt Aleksandras Seele!“ Tala unterbrach seine Attacke und einen erneuten Gegenangriff ein. //Aleksandras Seele in dem Bitbeast?// fragte er sich und sah Kai an. „Ist das wahr?? Aber wie ist das möglich.“ „Boris hat uns alle nur als Werkzeug benutzt und damit diese Kreaturen geschaffen. Er hat Irina und Aleksandras Seele genommen um die Bitbeast zum Leben zu erwecken“, erklärte Kai ihm. Als Tala das hörte gefror ihm das Blut in den Adern und er konnte im ersten Moment nicht glauben was ihm sein bester Freund da erzählte. Wie konnte das nur geschehen? „Aber was sollen wir tun. Wenn…wenn sie da drinnen sind. Wie können wir sie retten, Kai?“ Retten. Das war nur möglich wenn er sich an das Lied erinnern würde. //Komm streng dich an…erinnere dich…// redete er sich ein und wich den Angriffen nur aus, da er es nicht über das Herz brachte „mich“ anzugreifen. „Ihr könnt nicht gewinnen! Dafür seid ihr nicht stark genug!“, mischte sich Boris ein um sie noch mehr zu verunsichern, „Was könnt ihr schon ausrichten? Ihr zwei mit eurem schwachen Herz? Glaubt ihr das ihr eine andere Zukunft haben könnt als die, die ich euch gebe?“ „Metall Claw“, rief dann ein Lakai und griff Wolborg an. Tala, der sich mehr defensiv hielt konterte den Angriff gekonnt. //Ich kann Aleksandra nicht angreifen…ich bring es nicht fertig// erkannte Tala und sank auf die Knie. Beide waren mit ihrem Latein am Ende. Ein Gewinn aussichtslos. Tala stützte sich mit den Händen am Boden ab und war kurz vor dem Aufgeben. „Ich kann nicht mehr, Kai. Wir können nicht gewinnen ohne sie zu verlieren. Ich weiß nicht mehr weiter, mein Freund“, verzweifelte der rothaarige Junge. Kai zerbrach es das Herz seinen einzigen und besten Freund so zu sehen. Er riss sich zusammen und schrie ihn an, damit er wieder zu Vernunft kommen würde. „Du gibst schon auf? So leicht! Steh auf Tala! Ich kann es nicht glauben das du so einfach aufgibst nach allem was wir durchgemacht haben. Sie haben für uns ihr Leben riskiert und du bist nicht bereitwillig das gleiche zu tun! Vergiss nicht wer du bist! Und das es nichts gibt was wir zusammen nicht schaffen können, mein Freund.“ „Kai…“, murmelte Tala und blickte zu diesem auf. Tala sah ein das sein Freund recht hatte und dies der falsche Moment war in Selbstmitleid und Verzweiflung zu versinken, denn noch war nicht alles verloren. „Du hast Recht, Kai. Noch geben wir uns nicht geschlagen!“ „So kenn ich meinen Freund. Und nun zeigen wir ihnen, dass sie noch lange nicht gewonnen haben.“ Beide nickten. Kai und Tala kämpften härter als zuvor um das zu retten was ihnen lieb war. //Aber um zu siegen war es trotzdem wichtig das Lied zu wissen….streng dich an Kai// und er schloss die Augen und hörte in sich hinein. Tief in sein Herz, dort befand sich mit Sicherheit die Lösung. Er erinnerte sich an unsere erste Begegnung, unseren ersten Ausflug, einfach alles bis zu dem Moment, wo ich das erste Mal für ihn vorsang. Er hörte es. Er könnte es deutlich hören, den Text und die Melodie, die Klänge die in sein inneres Ohr drangen. //Ich habe mich erinnert Irina. Die Worte, die du mir damals vermittelt hast. Was mir wichtig ist. Meine Zukunft sehe ich wenn ich bei dir bin. Meine Sterne sind deine Augen, die schöner sind als jeder Stern. Mein Herz soll nur dir gehören, dir…weil ich dir gehöre. Denn…ich// und er fand die Antwort als er sich in sein inneres begab. „Es ist vorbei, Kai und Tala! Heute sterbt ihr zusammen mit euren Freundinnen“, zischte Bo-ris, „Los, Vlad und Igor, setzt die Finale Attacke ein und beendet das Ganze.“ Vlad und Igor nickten und setzten nochmal alles in ihre letzte Attacke, denn selbst wenn sie Tala und Kai vom Bitbeast her überlegen waren, fehlte ihnen jegliche Ausdauer und Konditi-on fürs kämpfen. Sie schnaubten wie nach einem Marathonlauf und hielten es nicht mehr lan-ge durch. „Ich weiß es, Tala. Ich kenn die Lösung für unser Problem. Es war so einfach aber wir sind trotzdem nicht draufgekommen. Sag das was du immer schon sagen wolltest, Tala“, rief er ihm mit einem sicheren Lächeln zu. Das sagen, was Tala Sascha schon immer sagen wollte. Was für Ironie es war so einfach, aber für sie war es so schwer es zu sagen, wegen den Konsequenzen und auch wegen den jeweili-gen Vergangenheiten. „Sun Inferno!“, rief Igor und der Falke fing an zu leuchten und sein Feuer an den Flügeln wurde stärker. „Slide Hurrican!“, brüllte Vlad und das Feuer an den Pfoten des Luchses fing an zu lodern und hüllte ihn komplett ein. Danach fielen beide Lakaien bewusstlos vor Erschöpfung zu Bo-den. Beide stürzten sich mit einen mächtigen Gebrüll auf Dranzer und Wolborg. Gespannt wartet Boris bis alles vorbei war und Tala und Kai am Boden lagen und um ihr Leben winselten. Beide Freunde sahen sich gegenseitig an und nickten. Dies war die letzte Chance und sollte Kai sich geirrt haben, dann war es vorbei für sie. Sie atmeten tief ein und schlossen die Augen für einen Moment. „ICH LIEBE DICH, IRINA!“ „ICH LIEBE DICH, ALEKSANDRA!“ Kam es beiden gleichzeitig wie aus einem Munde. Sie sagten die Worte so laut, dass jeder es hören konnte und sogar bis unter die Haut ging. Die Bitbeast stoppten kurz vor Ausführung ihrer Attacke und erstarrten. „Es..es hat geklappt“, erkannte Tala. Boris kochte vor Wut, als er das sah. „Das ist unmöglich! Mein Plan war perfekt!“, ärgerte er sich bis aufs Blut. Kai, der Kratzer und Schrammen von dem Kampf wegetragen hatte, wischte sich mit dem Ärmel das Blut vom Mundwinkel. „Nein, war es nicht. Der Plan war gut durchdacht aber wichtige Aspekte hast due übersehen. Der wichtigste war der, was wir füreinander empfinden und das, das stärker ist als deine Kraft“, erklärte ihm Kai und hob den Blade auf, „Du hast verloren, Boris. Alles was du hier siehst.“ „Es ist also nicht alles ein Märchen, wenn es heißt die Liebe siegt über das Böse“, ergänzte Tala und hob ebenfalls das Blade auf mit Aleksandras Seele drinnen. Danach zerbrachen bei-de den Chip und gaben somit die eingeschlossene Seele frei, welche zurück zu ihrem Besitzer flog. „Das kann nicht sein!“, schrie Boris verzweifelt, „Ich habe nicht verloren. Die „Black Unit“ steht immer noch hinter mir.“ „Ah..das haben wir vergessen zu sagen. Die gibt’s leider nicht mehr“, erläutert Tala ihm. „Wie die gibt’s nicht mehr?“, fragte Boris verdutzt. „Naja wir haben aus bester Hand erfahren, dass du die Black Unit auf Streife geschickt hast und da haben wir der Polizei gesagt wo sie zu finden sind“, gestand Kai in beifälligem Ton. Boris stand verdattert da und verstand die Welt nicht mehr. Er konnte nicht glauben, dass alles wofür er so hart gearbeitet hat in einem Moment und vor allem von zwei daher gelaufen Knirpsen zerstört werden konnte. Nein nicht nur zwei. Es mussten mehr gewesen sein, welche die Tala und Kai diese Informa-tion geliefert hatten und er nicht wusste, dass es mehr als nur zwei Verräter geben muss. „Wer hat euch das erzählt? WER!?“, brüllte Boris erneut. Doch diese Antwort beantwortete sich fast wie von selbst, als Dimitri, Michail und Sergej eintraten. Kai und Tala gingen währenddessen zu Sascha und mir und hoben uns hoch. Sanft trugen sie uns auf den Armen und schlenderten zur Tür. „Ihr? Das glaub ich nicht! Ich dachte ihr hasst einander! „Dem war am Anfang auch so, weil ich neidisch auf sie war. Doch als ich erkannt habe was für ein Monster du bist und du mit uns anstellst konnte ich dich nicht mehr unterstützen oder dir gehorchen. Ich hab meine Rolle weitergespielt und ihnen verraten wo du die Black Unit hingeschickt hast“, grinste Dimitri und rieb sich siegessicher die Nase „Ihr miesen, kleinen Verräter“, knurrte Boris und biss sich so fest auf die Unterlippe das diese anfing zu bluten. „Wir haben dir nichts mehr zu erklären, Boris. Es ist vorbei und die Polizei wird bald hier sein. Gehen wir, Jungs“, meinte Kai dazu und drehte sich um. Das brachte das Fass zum über-laufen. Boris konnte Kais Arrogante Art noch nie ausstehen. Kai war schon als Kind so gewe-sen und nur schwer zu bändigen. Boris zuckte aus Affekt eine Pistole, welcher er unter seinem Kittel hatte und zielte damit auf Kai und drückte ab. Er war so am Ende das er zum Psycho-path um mutiert ist und ihm jetzt wo er alles verloren hatte alles egal ist. Ein Schuss ertönte und hallte durch den Raum. Tala sah wie der Pistole auf Kai gerichtet war und wollte ihn warnen doch zu spät. Die Kugel flog auf ihn zu. Doch sie traf Kai nicht. Dimitri hat schneller als die anderen reagiert, sich vor ihm geworfen und die Kugel abgefangen. Die Kugel traf ihn in die Brust und er stürzte zu Boden. Da lag er. Dimitri, von dem man angenommen hatte er würde sich am wenigsten für Kai und Tala opfern täuschte alle vor allem die zwei. Sergej und Michail waren geschockt und stürzten sich gleich über ihn. Die drei waren genauso wie Tala und Kai zusammen auf-gewachsen hier und immer zusammen gewesen. „Dimitri! Dimitri…“, schluchzte Michail und hob ihn sanft hoch. Dimitris Wunde war gefährlich. Sie lag knapp neben dem Herzen und er verlor eine Menge Blut. Verzweifelt versuchte Sergej die Blutung zu stoppen aber vergeblich. Kai und Tala knieten sich nieder und waren fassungslos. „Dimitri, warum hast du das getan?“, fragte Kai fassungslos und konnte nicht glauben was er getan hatte. Dimitri öffnete seine schweren Lider und sah zu Kai und Tala. Er hustete und spuckte dabei Blut, doch danach lächelte er schwach. „Dummkopf, hätte ich es zulassen sollen, dass du angeschossen wirst? Es war das einzige um dich zu retten. Ich habe viele Fehler gemacht in meinem Leben und für mich hätte es keine Erlösung mehr geben können. Doch du….ihr könnt von neuem anfangen und leben wir ihr es immer wolltet. Mein Leben ist schwarz und ohne Licht doch endlich konnte ich mal was Richtiges machen“, hauchte Dimitri mit letzter Kraft, „Und wein nicht Michail, Sergej was seid ihr für Männer? Denkt nicht mehr zurück und werdet glücklich. Vergesst nicht wer ihr seid, meine besten Freunde.“ Dann war es um Dimitri geschehen. Er schloss dann seine Augen und sein Kopf fiel seitwärts nach hinten. Er war tot. Das letzte was er getan hat war sie zu retten. „Dimitri…“, murmelten Sergej und Michail, als sie auf ihren toten Freund herabblickten. Kai und Tala hätten es nie für möglich gehalten, dass Dimitri von dem sie annahmen er würde sie bis aufs Blut hassen, einen von ihnen das Leben retten würde. Wenn sie an die Zeit zurück dachten, gab es eigentlich nur Streit trotzdem hat er sie aber nie verpfiffen. Alle der hier Anwesenden wollten einen kleinen Moment für Dimitri trauern und eine Schweigeminute einlegen, doch Boris ließ ihnen dazu keine Zeit. Er lachte wie ein Verrückter und richtete erneut die Pistole auf Kai und die anderen. Doch Michail und Sergej waren schneller als Boris. Sie sprangen ihn an um ihn aufzuhalten. „Lauft! Wir halten ihn auf!“, rief Michail. „Haltet durch, Michail und Sergej. Wir holen Hilfe. Es ist bald vorbei. Denkt daran!“, ver-sprach ihnen Tala und liefen dann aus dem Labor hinaus. Beide liefen so schnell sie ihre Beine tragen konnten hinaus. Sie waren verletzt, müde und konnten eigentlich nicht mehr aber sie zogen ihre Kraft aus der Liebe und die Hoffnung die sie hatten. Sie rannten zur nächsten Polizeistation und erzählten ihnen was passiert sei und das sie schnell kommen müssen. Gespannt lauschten sie Kai und Tala und verständigten ein paar Kollegen die mit ihnen kommen soll. Der Polizist sagte ihnen, dass sie hier auf einen Kran-kenwagen warten sollten, der bald kommen würde. Danach schwärmten die Polizisten aus und stiegen in ihre Autos. Mit Blaulicht und Sirene fuhren sie dann zur Abtei. Die Menschen die auf den Straßen standen sahen verwundert den zig Polizeiautos nach und fragten sich was wohl passiert sei. Auch die Presse bekam von dem Aufmarsch wind mit und eilten der Polizei zügig nach. Kai und Tala warteten inzwischen im Warteraum der Polizeistation auf den Krankenwagen. „Ich hoffe ihnen geht es gut“, nuschelte Tala und blickte auf die schlafende Aleksandra nie-der. Kai nickte nur da er zu müde war um was zu sagen und streichelte leichte meine Wange. //Es ist geschafft, Irina. Es ist…es ist vorbei. Endlich// erkannte Kai und fiel zusammen mit Tala in einen tiefen Schlaf, den sie sich reichlich verdient hatten. Es war jetzt schon eine Woche vergangen, seitdem alles mit der Abtei aufgeflogen war. Trotzdem konnte man fast noch täglich auf sämtlichen Fernseh- und Radiosender von diesem Fall hören. Die Abtei wurde geräumt und verriegelt, so dass niemand sie mehr betreten konn-te. Die Laboranten und andere wurden festgenommen und drohen nun eine Anklage, die si-cher nicht milde ausfallen wird. Boris wurde in eine psychiatrische Klinik untergebracht, da er den Verlust der Abtei nicht verkraftet hatte. Und die vielen Kinder wurden entweder in Heime untergebracht, einige bekamen sogar ein neues zu Hause bei einer Pflegefamilie und andere wiederrum, darunter die Älteren wurden in ein betreutes Wohnheim untergebracht. Am Ende ging es für alle gut aus. Naja nicht für alle. Michail und Sergej waren noch immer nicht über Tod von Dimitri hinweggekommen und besuchten fast täglich sein Grab, welches der Staat gütiger weiße bezahlt hat, nachdem sie gehört hatten, dass er sich für sie alle geopfert hatte, hatten sie ihm diese letzte Ehre gewährt. „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er nicht mehr da ist, Sergej“, murmelte Michail und blickte auf den Grabstein. „Ich weiß was du meinst, aber er hat uns gebeten unser Leben weiter zu leben und wir gaben unser Wort drauf gegeben. Dennoch werden wir ihn niemals vergessen“, sagte Sergej und steckte die mitgebrachten Blumen in die Vase. Danach blieben sie schweigend eine Weile davor stehen, bevor sie gingen. Tala, Kai, Aleksandra und ich sind uns in dieser Zeit, seitdem alles vorbei ist, Schritt für Schritt näher gekommen. Dennoch hatten sie diese drei Wörter nicht mehr wieder gesagt. Aleksandra arbeitete härter als zuvor für ihr Studium, schaffte es aber trotzdem noch genug Zeit für Tala zu haben. Das Eis zwischen den beiden war geschmolzen und Sascha freute sich jedes Mal wenn Tala sie entweder von zu Hause, von der Uni oder von ihrer Arbeitsstelle abholen kam. Tala war nun frei und konnte tun und lassen was er wollte. Er suchte sich eine Arbeitsstelle, wo er unter Menschen sein konnte und die sozial schwächer waren denen er helfen konnte. Kai unterstütze Tala dabei und bildete mit ihm zusammen ein Team. Die beiden waren all die Jahre so unzertrennlich gewesen, dass sie sich nicht vorstellen konnten derart getrennte Wege zu gehen. Auch Kai taute auf und lächelte sogar das ein oder andere Mal selbst in meiner Abwesenheit. Und ich? Ich verbrachte die Zeit entweder mit meiner Familie, mit Lernen und Musik oder mit Kai und wartete zusammen mit meiner Schwester zusammen bis sie uns das wichtigste gestehen wür-den. Es war der letzte Sonntag vor Weihnachten. Ein sonniger, nicht zu kalter Tag. Draußen lag frisch gefallener Schnee und die Straßen und Läden waren weihnachtlich geschmückt. Viele Menschen schlenderten entweder als Paar oder Familie die Straßen entlang und erledigten ihre Weihnachtseinkäufe. Überall in der Luft lag der Geruch von Lebkuchen und Glühwein, der begleitet wird von Sängern, die an verschiedenen Stellen Weihnachtslieder sangen. Sascha machte sich inzwischen für ihr Date mit Tala fertig und war sichtlich nervös. Sie wusste selbst nicht warum. „Was ist los mit dir, Schwesterchen. Du bist so nervös, dabei ist das doch nicht dein erstes Date mit Tala“, fragte ich sie und half ihr beim anziehen. „Ja es stimmt schon nur ich hab so ein seltsames Gefühl. Jetzt wo alles vorbei ist können wir endlich eine ernste Beziehung führen ohne Angst haben zu müssen, wie zuvor. Außerdem hat Tala kein Wort darüber verloren was wir eigentlich vor haben. Normal kleide ich mich nach dem Ort wo wir hingehen, aber diesmal bin ich ratlos.“ „Naja wenn er es nicht gesagt hat, dann wird es mit Sicherheit was Besonderes“, versicherte ich ihr und sah ihr beim Schminken zu. Sascha nickte nur nervös und machte sich fertig. „Schatz! Tala ist hier“, rief unsere Mutter. Nun blieb Saschas Herz regelrecht stehen und schaffte es nicht einmal aufzustehen. „Kopf hoch, Sascha. Es wird sicher etwas ganz ganz schönes sein“, lächelte ich sie an und half ihr auf die Beine. Zusammen verließen wir ihr Zimmer und gingen die Stufen zum Vorzimmer hinunter. Tala war nicht allein gekommen. Kai hatte ihn begleitet. Als wir im Vorzimmer ankamen staunen wir alle sehr. „Kai? Was…ich mein, ich dachte du hast heute viel Arbeit?“, fragte ich ihn weil ich heute nicht mit ihm gerechnet hatte, darum waren wir auch nicht verabredet. „Naja ich bin früher fertig geworden und man hat mir gesagt den Rest könnte ich auch mor-gen machen“, grinste Kai leicht und ging auf mich zu. Tala bewunderte Sascha von oben bis unten und war sichtlich über ihre Schönheit verblüfft. Er reichte ihr die Hand, die Sascha natürlich annahm und sie verabschiedeten sich fürs erste von uns. Zusammen verließen sie das Haus und machten sich auf den Weg zu ihrem ganz besonderen Abend. Ich sah meiner Schwester nach und lächelte zufrieden. Dann wandte ich mich zu Kai und um-armte ihn. „Also was verschafft mir die Ehre, dass du zu mir kommst, wenn du schon deswegen deine Arbeit so schnell erledigst und früher kommst“, fragte ich ihn lieb. „Das ist mein kleines Geheimnis. Aber ich verrate es dir wenn du mit mir kommst“, grinste Kai und streichelte über meinem Kopf. Darauf war ich gar nicht vorbereitet! Ich hab nichts Passendes an. Ich löste mich von ihm und sagte zu ihm, er solle auf mich warten, da ich mich nur umziehen ginge, doch Kai packte ich sanft am Arm um mich zu stoppen. „Du brauchst dich nicht umziehen. Du siehst in allem was du trägst süß aus“, antwortete er mir und ließ dann meinen Arm los. Ich wurde rot als ich seine Worte hörte und zog mir stattdessen meinen Mantel an. Gemein-sam gingen wir dann raus und durch die verschneiten Gassen. Ich genoss seine Nähe und schmiegte mich an ihn. Kai legte seinen Arm um mich und so gingen wir zusammen zu einem Ort, den nur Kai wusste, da er ihn mir nicht verriet. In der Zwischenzeit waren Tala und Sascha an ihrem Ziel schon angekommen. Es war ein über den Winter geschlossenes Planetarium, welches er für den heutigen Abend gemietet hatte. Zuerst verstand Sascha nicht was sie hier sollte, da es wie gesagt geschlossen hatte im Winter, doch Tala versicherte ihr, dass es sich lohnt hineinzugehen. Sie gingen dann händchenhaltend durch den Eingang und in den Raum, wo man die Sterne sehen konnte. „Setz dich bitte, Aleksandra“, bat er sie und führte sie zu einem Platz in der Mitte der Reihe. Sascha tat wie ihr angeboten wurde und setzte sich nieder. „Tala, du weißt schon, dass das Planetarium während des Winters zu hat oder?“, fragte sie ihn. Tala, der sofort nicht darauf antwortete sondern sich einfach neben sie setzte, nahm ihre Hand und antwortete ihr leise: „Warts ab und sie hinauf.“ Sascha wandte ihren Blick rauf an die noch schwarze Decke, die nach ein paar Sekunden an-fing ein Meer von Sternen preiszugeben und diese den ganzen Raum mit ihrem Licht erhellten. Sie saßen allein in einem Planetarium unter Sternen und um sie herum erklang eine sehr ruhige, entspannende Melodie. Es war ein romantischer Moment und zugleich ein wohlfühlender. „Siehst du die Sterne da oben, Aleksandra? Jeder dieser Sterne weißt mit Sicherheit für einen Menschen, den Weg ins Licht. Aber weißt du mein Stern ist nicht hier oben. Er ist die ganze Zeit bei mir und zwar wenn ich dich ansehe“, fing er an ihr endlich sein Geständnis zu offen-baren. Er nahm sanft ihre Hand und sah ihr die ganze Zeit tief in die Augen, als er weiter-sprach: „Du bist mein Stern, der mir den Weg erhellt. Als ich verloren war und allein in der Dunkelheit hat mir allein dein Gesicht erreicht, welches ich immer vor mir sehe. Egal ob ich schlafe oder ob ich wach bin. Ich sehe immer dein Gesicht wie es mich anlächelt und dann überkommt mich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Du hast mich gerettet und ich hatte Angst dich damals zu verlieren, dass ich fast verloren war. Aber ich hab die gemeinsa-men Erinnerungen in meinem Herzen gesehen und wusste, dass ich mehr solcher Erinnerungen mit dir zusammen haben möchte. Ich würde alles für dich tun, dich mit meinen Händen auf-fangen und deine Schulter sein an der du dich ausweinen kannst. Ich will bis an mein Ende mit dir zusammen sein, weil ich dich über alles liebe, Aleksandra.“ Sascha lauschte aufmerksam seinen Worten und ihr Herz schlug mit jedem Wort schneller. Ein leichter Rotschimmer zierte ihre Wange, als sie seine Liebeserklärung hörte und Tränen rannten ihren geröteten Wangen hinunter. „Tala….ich…ich weiß gar nicht was ich darauf sagen soll. Außer das es das schönste ist was ich je gehört habe und das ich dich auch liebe“, schluchzte sie und sah ihn an. Tala drückte dann die Armlehne nach oben und zog sie sanft zu sich heran, so dass sie auf ihm lag. „Ich möchte nicht aufwachen, wenn das ein Traum ist“, flüsterte sie und lag auf ihm drauf. „Es ist kein Traum, sondern die Realität. Denn Träume enden irgendwann, aber meine Liebe zu dir wird niemals enden“, hauchte Tala ihr auf die Lippen und legte eine Hand auf ihre Wange und die andere um ihre Taille. Danach beugte sich Sascha zu ihm hinunter und berühr-te sanft seine Lippen mit den Ihrigen. Sie schlossen beide die Augen und genossen diesen Moment mit jeder Faser ihres Herzen und ließen einander auch nicht so schnell los. Währenddessen kamen Kai und ich endlich an unserem Ziel an, welches sich als das Konzert-haus herausstellte. Mein Begleiter ging voran und zog mich leicht hinter sich her. //Warum sind wir hier?// fragte ich mich und folgte Kai mit schnellen Schritten. Kai öffnete die geschnörkelte Holztür, doch hielt dann inne. „Hab keine Angst, ja? Ich verbinde jetzt deine Augen“, kündigte Kai an und tat dieses auch. Blind führte mich dann Kai hinein. //Warum muss er mir die Augen zubinden?// fragte ich mich und passte auf nicht hinzufallen. „Vorsicht Stufe“, warnte mich Kai vor. Achtsam tastete ich mich die Stufen hinauf und wurde anscheinend in die Mitte geleitet. Da-nach nahm er mir die Augenbinde ab und ich befand mich in der Mitte einer Bühne. Der Saal war erleuchtet durch gedämmtes Licht und auf der Bühne um mich lagen Kerzen und Rosen-blüten verstreut. Im ersten Moment wusste ich nicht was, dass alles zu bedeuten hatte und ich sah verwirrt zu Kai der sich in die erste Reihe direkt vor der Bühne hinsetzte. „Kai? Was hat das alles zu bedeuten. Die Kerzen, Blüten und warum ich auf einer Bühne ste-he“, fragte ich ihn verwirr. „Du hast mir erzählt, in der Zeit als wir uns näher kennengelernt hatten, dass du noch nie auf einer Bühne gestanden bist und gesungen hast. Das du gerne mit deinem Lied, die erreichen möchtest, die dir was bedeuten. Deshalb bist du hier. Leider bin nur ich hier und hoffe es stört dich nicht“, erklärte Kai mir und sah zu mir empor. //Er hat es sich gemerkt// stellte ich fest und mich überkam ein regelrechtes Glücksgefühl, dass Kai sich soviel Mühe gab. „Es ist ok, Kai. Ich danke dir, dass du das für mich tust und es stört mich nicht. Dieses Lied möchte ich nur für dich singen. Es ist noch immer deine wichtigste Erinnerung. Dieses Lied welches uns zusammengeführt hatte und dich bis jetzt stark gemacht hat“, sprach ich sanft zu ihm, bevor ich mein Lied anstimmte. Ich sang, wie ich zuvor noch nie gesungen hatte. Mit Leib und Seele. Mit Herz und Liebe und völliger Hingabe. Ich schloss die Augen und ließ jedes Wort sanft über meine Lippen kom-men. Kai lauschte meiner Stimme und lächelte die ganze Zeit über. Nachdem das letzte Wort, der letzte Ton verklungen war applaudierte er und stand auf. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meinen Brustkorb und ich schnappte nach Luft als ich fertig war. Kai sprang von unten auf die Bühne und ging auf mich zu. Er legte zwei Finger unter mein Kinn und hob es sanft an, so dass ich ihn ansehen musste. Kai nahm meine Hand und legte sie auf seine Brust. „Kannst du es fühlen? Mein Herz, welches nur dank dir und für dich schlägt. Eine lange Zeit war diese Stelle nur ein leerer Ort wo ein Eisbrocken war, doch du hast ihn zum Schmelzen gebracht. Dein Lied welches ich nicht vergessen konnte und mich die Qualen durchstehen ließ. Du hast soviel für mich getan auch wenn du es dir selbst nicht vorstellen kannst. Durch dich wurde ich wiedergeboren und habe jetzt nun eine Zukunft. Ich kann bestimmen wie mein Schicksal aussehen wird und mit wem ich es verbringen möchte. Mit dir und zwar nur mit dir, Irina. Es war noch kein anderer Mensch mir so wichtig wie du es bist. Es gibt keinen Weg den ich nicht für dich gehen würde, keine Gefahr dich ich nicht auf mich nehmen würde um dich zu beschützen. Ich liebe dich, Irina und will meine Zukunft mit dir verbringen“, gestand Kai mir und sah mir tief in die Augen. Ich erkannte dass er nicht log und es somit so meinte, wie er es sagte. Überrascht über seine Worte stand ich da und fühlte, dass sein Herz genauso schnell schlug wie meines. Es kostete viel Mut sowas zu sagen, aber Kai hatte diesen Mut und war mutig genug es auch zu sagen. Tränen begannen zu fließen. „Das ehrt mich, Kai. Und es bedeutet mir viel dass, du das sagst und dass ich dir soviel bedeute freut mich wirklich sehr. Weißt du, ich möchte gerne mit dir zusammen sein und eine gemeinsame Zukunft haben, denn ich liebe dich auch, Kai“, antwortete ich ihm unter Tränen. Kai wischte mit seinem Daumen die Tränen weg und beugte sich zu mir vor. „Weißt du worunter wir stehen?“, fragte er mich und deutete mit seinem Kopf leicht nach oben. Ich wand meinen Blick nach oben und erkannte den Mistelzweig, welcher über uns hing. „Ein Mistelzweig.“ „Dann kennst du die Bedeutung sicher.“ Danach drückte Kai sanft seine Lippen auf die meinen und legte den Arm um mich. Leicht drückte er mich zu sich so dass unsere Oberkörper einander berührten. Wir schlossen die Au-gen und verfielen dann einem zärtlichen Kuss. Überglücklich das wir einander hatten bauten wir den Abend noch aus und verbrachten mehr Zeit zusammen. Und so konnte das Licht den Jungen doch noch erreichen und nicht nur ihn sondern auch alle anderen retten. Der kleine Junge von damals erkannte, das wenn man es wirklich wollte, dass man es auch erreicht selbst wenn der Weg steinig und voller Gefahren war. Das Schicksal ist nicht vorher bestimmt und dies zeigte sich in seiner Zukunft wieder, die er mit Wärme und Glück so wie sein bester Freund verbringen konnte gemeinsam mit dem Mädchen, welches er über alles liebte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)