Melodie der Vergangenheit von Chibi_Panda (Bevor das wahre Glück zu einem kommt, erleidet man tiefen Schmerz) ================================================================================ Kapitel 5: Déjà-vu ------------------ Zehn Jahre waren nun vergangen und mein Leben verlief ohne Probleme oder Ärgernisse. Ok bis halt auf die kleinen Meinungsverschiedenheiten zwischen Sascha und mir oder wenn sie mir mal wieder eine Predig hält, wenn ich mal wieder versuchte meinen Kopf durchzusetzen oder meine Neugierde auf meinem Wege zu stillen. Nach diesem Vorfall im Aquarienhaus fehlten Bruchstücke meiner Erinnerungen. Ich hatten erkannt dass es nur um die Erinnerungen gingen, die mit diesem Vorfall zu tun hatten und was diesen Jungen betrifft, so als hätte sie jemand gezielt aus meinem Gedächtnis gelöscht. Und bei Sascha war es so, dass sie so sauer war, dass sich Tala zum Beispiel nicht mehr ge-meldet hat, dass sie diese Erinnerungen verdrängte und nicht mehr wahr haben will und somit vergaß. In den letzten Jahren wurde das Verhältnis zwischen uns enger, da unsere Eltern mehr arbeite-ten als früher in unserer Kindheit und wir sahen sie daher nicht mehr so häufig außer an den Wochenenden. Unsere Freunde verstanden oft nicht, wieso wir uns so gut verstanden und alles miteinander teilten, wie Geheimnisse oder Probleme, da wir optisch gesehen nicht viel gemeinsam hatten. Es stimmte auch. Wir hatten unterschiedliche Interessen, so war Sascha mehr für das Sportli-che und Jungs, so wie andere Mädchen in ihrem Alter auch. Feierte oft ausgelassen bis spät in die Nacht und flirtete viel mit anderen. Oft beneidete ich sie wegen ihrer Art, dass sie so frei und hemmungslos sein konnte. Ich schaffte es nie bei Menschen, die ich nicht kannte aus mich herauszukommen, besonders bei Jungs. Meine Stärken und Interessen lagen mehr an der künstlerischen Seite des Lebens, wie Zeichnen, Klavier spielen oder mit meiner Schwester ab und zu, zu singen. Aber auch wenn wir verschieden waren, waren wir in unseren Herzen doch eins, was Schwester sein betrifft. Es war ein wunderschöner Herbsttag und ich stand schon früh in der Küche um für meine Schwester und mich, wie jeden Tag, das Frühstück vorzubereiten. Nachdem ich zwei Schei-ben Weißbrot in den Toaster gab, verließ ich die Küche um Sascha zu wecken. Leise öffnete ich die Tür und trat ein. //Mann…unglaublich..sie hat schon wieder nicht den Wecker ge-hört…// seufzte ich und ging um das Bett um die Vorhänge wegzuziehen, damit der warme Sonnenschein in ihr Zimmer fiel. Ich schlenderte zurück zum Bett und stupste sie leicht, doch ohne Reaktion ihrerseits. //Du willst es also auf die harte Tour…// dachte ich mir und zog die Decke weg, und sprang sie an. „Schwesterliiiiiii aufstehen“, rief ich in einem süßen Ton in meiner Stimme als ich ihr um den Hals flog. Sascha schreckte hoch und blickte abwärts auf das grinsende Gesicht das auf ihrer Brust lag. Sie begann mit der Augenbraue zu zucken und versuchte sich zu beherrschen um nicht gleich am frühen Morgen loszubrüllen, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. „SAG, MAL SPINNST DU MICH SO ZU WECKEN!!!“, brüllte sie mich an und versuchte sich aus meinem Klammergriff zu befreien. „Ich denke nicht, dass ich spinne aber du schläfst nun mal wie ein Stein, da hilft nichts ande-res“, neckte ich sie und blieb dabei ruhig, da eigentlich fast jeden Morgen die selber Show abging und ich deshalb an ihre Reaktion schon gewöhnt war. Nachdem sich Sascha beruhigt hatte, lies ich sie los, damit sie sich anziehen konnte und legte mich auf den Bauch aufm Bett und sah ihr beim anziehen zu. „Sag mal Sascha, hast du auch Träume, wo du dir nicht erklären kannst was sie zu bedeuten haben“, fragte ich sie. „Wie meinst du das?“, entgegnete sie mir und zog sich weiter an. Ein Seufzen entwich mir und ich drehte mich auf den Rücken, damit ich auf die perlweiße Decke starren konnte. „Na, ich hab dir doch von dem Traum erzählt, den ich früher gehabt habe und wo du meintest ich solle nicht weiter darüber nachdenken. In letzter Zeit hab ich wieder diesen Traum, von damals als wir im Aquarienhaus waren. Verstehst du welchen ich meine? Wo ich zwei Sil-houetten sehen, aber es zu hell ist um ihre Gesichter zu erkennen und dann war da noch ein Vogel und ein Wolf. Es stört mich irgendwie obwohl es schon solange her ist, nicht zu wissen was er zu bedeuten hat. Ne, Sascha…diese Jungs. Kannten wir sie? Waren wir Freunde? Erinnerst du dich vielleicht“, erzählte ich ihr ohne sie anzusehen. Sascha seufzte genervt, da sie es schon zum 100sten Mal hörte und ich immer noch nicht mit meinen Fragen aufhörte. „Irina, wie oft soll ich dir, dass noch sagen? Wir waren alleine dort und das mit den Jungs träumst du nur“, versuchte sie mir weiß zu machen und suchte nachdem sie sich fertig ange-zogen hatte, ihre Sachen für die Universität zusammen. „Alleine…aber“, begann ich weiter zu reden und stand vom Bett auf, „was ist mit dem Wolf und den Vogel und wie erklärst du dir die rote Feder, die ich noch immer habe?“ „Jetzt hör mal zu. Ich hab dir schon damals gesagt, dass ich nichts von einem Vogel und ei-nem Wolf weiß und das mit deiner Feder kann ich mir auch nicht erklären, woher du die hast. Bitte lass es doch gut sein, ok?“, waren ihre letzten Worte zu diesem Thema bevor sie aus dem Zimmer ging. //Wieso hört sie nicht auf…es bringt ja doch nichts darüber nachzudenken…// redete sie sich ein und ging in die Küche. Schweigend folgte ich ihr und gesellte mich zur ihr an den Frühstückstisch. „Tut mir leid, dass ich das wieder gefragt habe, Sascha. Bist du mir böse?“, wollte ich von ihr wissen und schmierte mir gerade Butter auf meinen Toast. „Ich bin dir nicht böse, sondern nur genervt, dass du nicht aufhörst diesen Traum ständig zu hinterfragen, wo du genau weißt ich gebe dir jedesmal die gleiche Antwort drauf, dass ich nichts weiß“, antwortete sie und aß ihr Frühstück auf. „Sorry ich muss los, Irina. Wenn etwas sein sollte, ruf mich an.“ „Ja mach ich, Sascha. Pass auf dich auf und du solltest heute Abend nicht ausgehen, da du morgen einen Wettkampf im Schwimmen hast“, erinnerte ich sie und trank meinen Tee aus. Ich wusste, dass ich ein empfindliches Thema ansprach, da Sascha gerne abends unterwegs war, aber trotzdem musste ich sie erinnern, da sie mit den Gedanken oft woanders war und manches vergaß. Sascha bedankte sich noch bei mir für die Erinnerung und verließ darauf, dann das Haus und machte sich auf in Richtung Universität. Den Rest des Vormittags verbrachte ich alleine zu Hause, da ich heute frei hatte und nur später zum Klavierunterricht musste. Ich brachte ers-tmal das Haus ein wenig auf Vordermann, bevor ich in mein Zimmer ging um wie so oft in mein Tagebuch zu schreiben. Ich öffnete meine Schreibtischlade und holte mein Tagebuch heraus und öffnete es. Ich griff nach einem Kugelschreiber und begann mit meinem Eintrag: Ich hatte schon wieder diesen Traum. Diesen Traum, der mir zeigt woran ich mich nicht erinnere, aber trotzdem verhalf er mir nicht mich daran zu erinnern. Noch immer suche ich nach der Antwort, was dieser Traum mir zeigen will. Aber es ist so schwer, weil ich nicht weiß wo ich mit der Suche anfangen soll. Wenn ich doch nur wüsste, was damals passiert war. Wenn ich mich an deren Gesichter erinnern würde. Dann…ja dann vielleicht bahnt sich mir ein Weg auf, der mich zu meinen lang gesuchten Antworten führt. Nachdem ich zu Ende geschrieben hatte, klappte ich mein Tagebuch zu und verstaute es er-neut in meiner Lade. Ich verschränkte meine Arme auf den Tisch und legte meinen Kopf dar-auf. //Sascha…versteht das nicht. Sie versteht nicht, dass dieser Traum sicher eine Bedeutung hat und dass ich wissen will was. Und vor allem warum ich so ein Gefühl habe etwas Wichtiges vergessen zu haben…// Je mehr ich darüber nachdachte, desto größer wurde der Ärger, dass ich selber keine Antwort finden konnte. Langsam stand ich auf und machte mich auf den Weg vor meinem Unterricht noch ein paar Besorgungen für das Abendessen zu machen. Ich schnappte mir meine Tasche, sperrte nach meinem verlassen die Haustür zu und ging die Straße entlang zum Supermarkt. Die Sonne schien warm auf mich herab, und ab und zu ging eine angenehme Brise, die durch mein blondes Haar wehte. //Blöd, dass Sascha in der Uni ist und dann auch noch arbeiten muss…an so einem herrlichen Tag// meinte ich und machte vor meinem eigentlichen Vorhaben einen kleinen Abstecher zu den Geschäften, ein paar Straßen weiter. Schaufensterbummeln war angesagt! Die Straßen waren recht belebt und viele Menschen, von meinem Alter angefangen bis ca. 30 Jahren bummelten durch die Straßen und ließen keine Auslage unbeo-bachtet. Ich tat es diesen Leuten gleich und starrte in fast jede Auslage, egal ob Schuhe, Kla-motten oder Schmuck. In ein paar Geschäften verschlug mich mein Weg hinein und probierte einiges an auch wenn ich wusste, dass ich für einiges nicht das nötige Geld mit hatte. „Wenn ich mir erlaube dürfte, Fräulein, dass Kleid steht Ihnen sehr gut“, schmeichelte mir der Verkäufer, als er sah wie ich mich im Spiegel drehte und etwas posierte. Erschrocken drehte ich wendete ich zu ihm um und wurde ein wenig rot. „Vielen Dank, dass ist nett von Ihnen“, bedankte ich mich bei ihm für sein Kompliment und blickte erneut in den Spiegel. Auf einmal war ich wie versteinert, als ich ihn den Spiegel sah und vor dem Geschäft einen Jungen vorbeigehen sah, und mich ein seltsames Gefühl überkam. Dieses Gefühl konnte man schwer beschreiben. Es war so als würde mein Herz schneller schlagen, aber gleichzeitig meinen Körper zu Stein werden lies. //Was ist das für ein Ge-fühl…ich hab doch diesen Jungen zuvor noch nie gesehen…// fragte ich mich innerlich und hielt mir mit beiden Händen den Kopf. Auf einmal hörte ich in meinem Kopf eine Stimme, die Sachen sagte wie, „Irina. Bald ist alles vorbei“ und „Ich beschütze dich“. Ich schreckte danach hoch und lief aus dem Geschäft um diesen Jungen zu sehen. Der Verkäufer lief mir nach, da ich noch das Kleid an hatte was ich vorher anprobiert hatte. Vor dem Geschäft blieb ich stehen und lies meinen Blick schnell von links nach rechts hu-schen, aber zu spät. Er war nicht mehr da. //Komisch…was hat das zu bedeuten// wollte ich wissen, aber konnte in diesem Moment der Sache nicht weiter auf den Grund gehen, da der Verkäufer, der mir nachgelaufen war, mich am Arm packte und mir erst mal eine Standpauke hielt, dass ich nicht mit einem unbezahlten Kleid aus dem Geschäft stürmen konnte. Ich entschuldigte mich gleich 100-mal und folgte ihm zurück zum Geschäft, wo ich mich um-zog und mit meinen Klamotten bekleidet das Geschäft verlies. Gedankenversunken machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt um fürs Abendessen ein-zukaufen. Den ganzen Weg über dachte ich eben nach was passiert war. Der Junge oder was selber in mir in diesem Moment vorging. Ich blickte schweigend auf meine Uhr und merkte, dass es schon nach zwölf war und ich um eins zum Unterricht musste. Schnell erledigte ich meine Einkäufe und lief schnurstracks ohne weitere Zwischenstopps nach Hause, den ganzen Weg über mit einem Gefühl von Beobachtung im Nacken. Währenddessen in der Universität schrieb Sascha noch schnell, die letzten Notizen von der Tafel, bevor sie sich aufmachte zu ihrem Teilzeitjob in einem kleinen Café, nicht all zu weit weg vom Park. Es war ein nettes, kleines aber gutgeführtes Café. Die Auswahl war recht groß, was man oft gar nicht glaubte vom optischen Eindruck her. Sie hatten viele verschiedene Tees und Kaffees, sowie allerlei Kuchen, Torten und ähnliches. Sascha kam an diesem Tag zu spät und ihrem Chef entging das leider nicht, als sie abgehetzt in die Garderobe geflitzt kam, da sie den ganzen weg vom Campus bis hierher gelaufen war. „Verehrtes Fräulein Romanov, Sie kommen wieder zu spät! Das ist bereits das 3. Mal in die-sem Monat. Wie mir scheint nehmen Sie ihre Pflichten hier gegenüber nicht mehr so ernst wie früher“, predigte er ihr, als sie aus der Garderobe kam und anfangen wollte Bestellungen ent-gegen zu nehmen. Sascha entging es nicht, dass es sich bereits um die dritte Verspätung in diesem Monat handelte. Dennoch fand Sascha er solle sich wegen 10 Minuten Verspätung nicht so aufregen, immerhin hat sich auch noch andere Probleme, wie ihr Studium bei dem vieles verlangt wird, sowie ihre Pflicht ihrer Schwester gegenüber, ihre Trainingseinheiten und dann noch der Job. Es war nicht leicht das alles unter einen Hut halbwegs zu bringen. „Ja mir ist bewusst, dass ich bereits zum 3. Mal zu spät komme und es ist nicht so, dass ich meine Pflichten hier nicht ernst nehme, aber dieses Monat ist echt stressig. Es tut mir wirklich leid und es kommt nicht wieder vor, Herr Juitiev“, entschuldigte sich Sascha bei ihm und machte sich gleich an die Arbeit. Der Chef nahm ihre Entschuldigung an und hackte nicht weiter darauf herum. Sascha fing dann mit ihrer Arbeit an und wenn sie mal keine Bestellungen entgegen nahm unterhielt sie sich mit ein paar Kollegen. Sie war beliebt und es gab eigentlich so gut wie kei-nen der sie nicht mochte, auch wenn es anfängliche Schwierigkeiten gab, da Sascha zu Beginn immer recht kühl ist. „Also der Chef, geht mir manchmal echt am Keks, Lennja“, seufzte Sascha, als sie mit einer Arbeitskollegin sprach. „Ach lass ihn doch rummeckern. Interessiert eigentlich eh keinen, was er in dieser Hinsicht zu sagen hat. Bessere als was er jetzt hat findet er eh nicht mehr“, versicherte Lennja ihr. Lennja war eine Arbeitskollegin von Sascha mit der sie sich gut verstand. Sie war ein klein wenig größer als Sascha und hatte schwarzes, leicht gewelltes Haar, ein hübsches Gesicht und hatte einen schlanken und zierlichen Körperbau und war 21 Jahre alt Sascha wusste, dass sie recht hatte, weil heutzutage eigentlich sich jeder fürs kellnern zu gut vorkommt und daher Herr Juitiev sowieso kein Personal finden würde. Nach diesem kleinen Pläuschchen gingen sie ihrer gewohnten Arbeit nach. Sascha wurde von einigen männlichen Gästen mit interessierten Blicken angestarrt und kassierte oft ein Lächeln und Komplimente von ihnen. Unbeeindruckt und lässig nahm Sascha jegliche Komplimente entgegen. Sie ging dann mit ihren Bestellungen hinüber zur Theke und begann Kaffe zu ma-chen. „Ne, Aleksandra. Du kassierst ja heut wieder viele Komplimente. Du bist sehr begehrt bei den männlichen Besuchern. Langsam glaube ich sie komme nur deinetwegen“, kicherte Lennja leise und sah ihr beim Kaffee machen zu, der es persönlich weniger stört, dass sie nicht soviele Komplimente kassierte, da sie schon seit einem Jahr in festen Händen ist. „Das hab ich mir auch schon gedacht. Nur ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal. Ich mache hier meine Arbeit und alles andere hier, was sich die Gäste in ihren Köpfen ausmalen ist mir herzlichst egal“, antwortete Sascha ihr und machte gerade zwei Café Latte fertig. „Ja ich weiß, aber mich wundert es nur. Ich mein ich möchte nicht in deinen persönlichen Sachen kramen oder dir etwas einreden. Immerhin weiß ich ja du kannst das nicht leiden, aber ehrlich. Du bist so hübsch und klug, warum bist du wirklich noch Single. Die Welt besteht nicht nur aus Idioten, Aleksandra“, fragte die schwarzhaarige junge Dame Sascha. Die An-gesprochene hielt inne mit ihrer Arbeit und senkte traurig den Blick. „Du hast recht, dass ich das nicht mag. Ich bin nun mal nicht so gutgläubig wie du. Damals hat es wehgetan und es bemüht sich ja doch keiner um mich, also meint es doch am Ende kei-ner ernst“, gestand sie Lennja. Plötzlich riefen ein paar Gäste von hinten die Bedienung und da Sascha sich schon um Gäste kümmerte, übernahm Lennja, jedoch bevor sie ging, sagte sie noch: „Hör mal Aleksandra. Du kannst nicht wissen ob es keiner ernst mit dir meint oder sich nicht um dich bemüht. Die Kerle haben mit dir nicht leichtes Spiel, da du jedem kalt gegenüber bist. Der Traumprinz auf dem weißen Pferd fällt nicht vom Himmel. Du solltest jemanden mal eine Chance geben, nicht?“, und ging dann mit einem Lächeln auf den Lippen davon. Sascha blickte ihr nach und wusste, dass sie recht hatte, aber Lennja wusste nicht was sie in ihrer letzten Beziehung durch machen musste. Schweigend brachte sie den Gästen ihren Café Latte, als plötzlich die Glocke von der Tür anfing zu klingeln, die jedesmal wenn ein Gast die Tür öffnete läutete, auf. Sascha wollte den kommenden Gast gerade willkommen heißen, als sie verstummte und sah wer durch die Tür kam. Es war ihr Ex-Freund Nicolai, der angetanzt kam mit seiner neuen Freundin, die vom Kleidungsstil mehr nackt als angezogen wirkte. Der Rock war ausgesprochen Mini und ihr Oberteil eng und bauchfrei. „Setz dich schon mal hin, Schnecke. Ich muss jemandem „Hallo“ sagen“, befahl Nicolai ihr und gehorsam wie ein Hündchen gehorchte sie und setzte sich an einen Tisch für zwei. Nicolai ging zu Sascha, die sich auf den Weg zur Theke machen wollte, doch zu spät. Er griff nach ihrem Handgelenk und grinste sie an. „Hallo Süße, na hast mich vermisst? Wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen“, begann er sie an zu labbern und musterte sie von oben bis unten, „Gut siehst du aus, Aleksandra. Wollen wir nicht mal die gute alte Zeit wieder aufleben lassen?“ Sascha versuchte sich von ihm loszureißen oder ihm zumindest eine Ohrfeige zu verpassen, aber innerlich war noch die Angst zu groß, wenn sie sich wehrte ihr dasselbe nochmal wieder-fahren würde wie damals, als sie noch zusammen waren. „Dich und vermisst? Davon träumst du nur! Ich bin froh jede Sekunde meines Lebens in der ich dich nicht sehen muss! Und alte Zeiten aufleben lassen kannst du vergessen“, fauchte sie ihn mit einem finsteren Blick in ihren Augen an. Nicolai fand ihre Art sich zu wehren sehr amüsant und ihre versuchten Beleidigungen ließen ihn kalt, da er wusste wenn sie hier auf einen Gast zugehen würde, dass sie wohlmöglich ihr Ansehen hier und ihre Arbeit verlieren würde. Die anderen Gäste die zum Zeitpunkt im Café waren sahen nur stumm zu und taten nichts. Lennja versuchte den Chef zu finden um ihm das zu melden und stand ihr hier nicht zur Seite. „Noch immer so kratzbürstig wie damals, nicht? Wie ich sehe bist du noch immer Single seit unserer Zweisamkeit. Kein Wunder so schlecht im Bett wie du warst, gibt sich keiner die Mü-he dich flachzulegen“, beleidigte er sie ohne Anstand oder Menschlichkeit. Er drückte sie leicht mit den Rücken auf die Theke und legte einen Finger unter ihr Kinn, um zu versuchen sie zu küssen. //Was soll ich tun…wieso sehen hier alle nur zu?// betete Sascha innerlich, dass jemand ihr hilft. Doch nichts geschah. Starr und verletzt, von dem was er gesagt hat, lag sie da halb auf der Theke, wehrlos und bald kam der Moment wo sie wieder seine Lippen auf den ihren spü-ren würde. Sie ekelte sich vor diesem Augenblick und konnte schon leicht seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Auf einmal kam ein junger Mann von einem hinteren Eck des Cafés vor zur Theke. Die Gäste richteten alle ihren Blick auf ihn und tuschelten leise Sachen wie, „Ist der lebensmüde“ oder „Wer ist das?“, vor sich hin, da man durch die schwarze Sonnenbrille sein Gesicht nicht genau erkennen konnte und er zudem noch ein Cappy trug. Es war ein gutgebauter junger Mann, der eine feuerrote Lederjacke trug und darunter ein weißes Shirt kombiniert mit einer schwarzen Jeans. Sein Erscheinungsbild war geheimnisvoll, als er so hervor trat. „Entschuldigung, Fräulein“, begann er zu sprechen, „Ich hätte gerne noch eine Tasse Kaffee wenn es mögliche wäre.“ Die Leute hinter ihm verstummten und blickten sich verwirrt an und er hörte wie manche sich fragten, ob das sein ernst wäre oder nicht. Nicolai wandte sich von Sascha ab und blickte zu dem jungen Mann hinüber, der ein unver-schämtes Grinsen auf den Lippen hat. „Verschwinde. Du siehst doch, dass wir hier gerade beschäftigt sind, du Pimp. Also zieh Lei-ne“, keifte Nicolai ihn an. „Ihr seid beschäftigt? Oh das tut mir leid. Meiner Meinung nach solltest du die Finger von dem Mädchen lassen. Erstens ist sie zu schade für dich und zweitens hast du nicht die Reife dazu um dir so ein Mädchen zu nehmen, also ein Tipp von mir. Geh lieber heim und schau dir die Sesamstraße an, ok Ernie?“, kam es gelassen von ihm und grinste Nicolai weiter an. Die Gäste fingen an zu lachen. Nicolai hasste es wenn man ihn vor den Leuten lächerlich stellte und ließ von Sascha ab. „Ich glaub du willst ein paar in die Fresse, Scheißer. Die kannst du haben!“, drohte Saschas Ex dem jungen Mann und holte zum Schlag aus. Doch sein Gegenüber war schneller und so wich er seiner Attacke aus, packte seine Hand und drehte sie auf seinem Rücken. Er nahm Nicolai dann und drückte ihn gegen die Wand und flüsterte zu ihm in einem völlig anderen Ton in seiner Stimme: „Ich gebe dir einen Rat. Komm nicht mehr hier her und führ dich hier nicht mehr so auf, verstanden? Und vor allem berührst du sie nicht mehr mit deinen Schmier-finger, ist das klar?“, und drückte ihn etwas fenster gegen die Wand. Nicolai gab nicht sofort nach. Erst als er kein Gefühl mehr im Arm spürte, den der geheim-nisvolle Fremde auf seinem Rücken gedreht hatte, gab er nach und gab sein Wort, Sascha in Ruhe zu lassen. „Ich hab dein Wort darauf. Solltest du es brechen bin ich nicht mehr so nachsichtig mit dir“, versprach er Nicolai noch und ließ ihn los. Nachdem er ihn losgelassen hatte versuchte er einen erneuten Schlag, doch wieder wich er Nicolais Schlag aus. Der Fremde packte Nicolai am Kragen und mit einem gezielten Tritt in den Hintern beförderte er ihn bei der Tür heraus, dabei fiel im sein Cappy runter und sein rotes Haar kam zum Vorschein. Seine neue Freundin stürmte sofort zu ihm hin und half ihm hoch. Nicolai noch wütend und aufgewühlt, drohte ihm noch bevor er seine Freundin am Arm packte und davon ging. Der Fremde bückte sich und hob sein Cappy auf. Er setzte es sich wieder auf und wandte sich Sascha zu. Diese sah ihn perplex an, als sie sein rotes Haar gesehen hatte, und fragte sich //Irgendwo hab ich ihn schon mal gesehen…aber wo? Ich weiß nicht//. „Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest. Ich hoffe dir geht es gut“, fragte er sie be-sorgt. Sascha nickte nur und war unfähig in diesem Moment auch nur einen Ton rauszubringen. Vergeblich versuchte sie ein „Danke“ zu sagen, aber auch das klappte nicht. Dennoch verstand der Fremde und winkte ab: „Schon ok. Musst dich nicht bedanken. Hier dein Geld, also das ist für den Kaffee, dass hier für das Regal was kaputt gegangen ist als ich den Typen an die Wand gedrückt habe und das ist dein Trinkgeld“, sagte er und überreichte ihr mit einem Lächeln das Geld. „Also dann, ich muss dann mal wieder. Viel Glück für morgen beim Wettkampf und ich bin mir sicher du schwimmst so schnell wie ein Delfin“, verabschiedete er sich von ihr und ging aus dem Café. Verdattert blickte sie ihm nach und nuschelte leise: „Danke“. Sie sank ihren Blick und starrte auf das Geld das er ihr gab, besonders auf den Teil der ihr Trinkgeld sein sollte. //Aber wie kommt er auf Delfin?// fragte sie sich. Gerade kam Lennja mit dem Chef angelau-fen, der sofort wissen wollte was los war. Sascha erzählte ihm, dass sich ein Gast unsittlich benommen hatte, lies dabei aber weg, dass es ihr Ex war und das ein Fremder sie gerettet hat. Weiteres übergab sie ihm das Geld, bis halt auf ihr Trinkgeld und fragte ihn ob sie heute frü-her gehen konnte, da das alles zu viel für sie war. Ihr Chef verstand die Sache und war nach-sichtig und lies sie somit früher gehen. Sascha zog sich in der Garderobe um und verließ das Café. Gedankenversunken schlenderte sie die Straße entlang, die zu ihrem Haus führte. Als sie bei ihrem Haus ankam, sperrte sie auf und trat ein. Es war niemand zu Hause, da ihre Schwester beim Klavierunterricht war und erst in einer Stunde kommen würde. Sascha hing ihre Jacke auf, zog sich die Schuhe aus und ging in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen, dabei sah sie auf die Uhr auf der Mikrowelle. Es war kapp nach 16h. Sie nahm sich eine Tüte Chips aus dem Küchenschrank und beförderte sich in ihrem Zimmer aufs Bett und schmökerte ein klein wenig in ihrem Buch „Historische Bauwerke und ihre Ent-stehungen“. Leider konnte sie sich nicht so richtig konzentrieren, egal wie sehr sie sich auch bemühte konnte sie nicht vergessen was vorhin im Café passiert war und starrte eine lange Zeit auf die gleiche Seite des Buches. Stille herrschte im ganzen Haus, da niemand außer Sascha daheim war und kein Fernseher oder Radio lief. Sascha warf dann das Buch von Bett und vergrub ihr Gesicht im Polster. //Mensch jetzt kann ich mich nicht mal mehr konzentrieren, alles nur die Schuld dieses…dieses Typen// seufzte sie ins Kissen. Die Zeit verstrich und ich kam von meinem Klavierunterricht nach Hause. Ich zog meine Schuhe aus und bemerkte das, die Schuhe meiner Schwester dastanden. //Na nu? Ist sie heut früher heimgekommen?// fragte ich mich und ging in Richtung ihres Zimmer. Sanft klopfte ich an ihre Tür und trat ein. „Sascha? Du bist schon da. Ist was passiert, dass du heute früher daheim bist“, fragte ich sie und kniete mich neben dem Bett runter und sah ihn ihr Gesicht. „Nein, alles in Ordnung. Mir ging es nur nicht so gut“, antwortete meine Schwester mir und war sich nicht sicher ob sie von dem Vorfall im Café erzählten sollte. „Achso, dachte es sei etwas passiert. Hab schon angefangen mir Sorgen zu machen. Willst du was Seltsames hören? Heute habe ich einen kleinen Abstecher gemacht bevor ich einkaufen ging. Ich bin zu den Geschäften ein paar Straßen weiter gegangen und hab dort einen Schau-fensterbummel gemacht. Zuerst war alles in Ordnung und dann als ich in einem Geschäft stand und in den Spiegel sah, sah ich einen Jungen am Geschäft vorbeigehen und ich bekam sofort ein seltsames Gefühl. Du weißt schon, dieses Gefühl wenn ich diesen Traum habe, dass ich ihn schon mal wo gesehen habe aber nicht genau weiß, wo und wann. Auch wenn ich sein Gesicht nicht mehr 100pro weiß bin ich mir ziemlich sicher, dass er es war“, begann ich ihr aufgeregt zu erzählen, „Ich hab versucht ihn zu erwischen, aber war leider zu langsam. Ach das ärgert mich richtig. Ich bin mir sicher wenn ich ihn erwischt hätte, dann hätte ich sicher meine Antworten gefunden.“ Sascha hörte mir aufmerksam zu und seufzte: „Du hast dir das sicher nur eingebildet und gar nichts gesehen. Hör auf dein ganzes Leben irgendwelchen Träume nachzujagen zumindest nicht solchen.“ Ich hatte es satt, dass sie mir immer sagte ich solle damit aufhören obwohl sie wusste ich kann das nicht. „Es war keine Einbildung!“, regte ich mich auf und stand auf, „Wieso sagst du ständig sowas? Ich hab ihn gesehen und es war real. Ich kann halt nicht so vergessen wie du. Ich möchte Antworten finden und ich hör nicht auf bis ich sie gefunden habe. Du weißt nicht wie das ist, dass Gefühl zu haben, jemanden vergessen zu haben, der dir wichtig war.“ Mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck setzte sie sich auf und sah mich an. „Mag sein, dass ich es nicht weiß, aber ich bin nur um deine Sicherheit besorgt. Du suchst Antworten wo es vielleicht keine zu finden gibt und du glaubst verbissen, dass es welche gibt und begibst dich dadurch in Gefahr“, meinte sie dazu und massierte ihre Schläfen, da sie schon leichte Kopfschmerzen bekam wegen der heutigen Anstrengung. „Heißt es nicht man müsste etwas riskieren um etwas zu erreichen und das nicht alles auf ei-nem zugeflogen kommt?“, erinnerte ich sie und ging dann zur Tür, „Ich fange an das Abend-essen zu machen. Mama und Papa kommen bald heim und du solltest dich mental für den morgigen Wettkampf sammeln“, und verließ dann ihr Zimmer. Nachdem ich ihr Zimmer ver-lassen hatte lehnte ich mich mit dem Rücken an ihre Tür und seufzte. //Ich kann nicht zurück. Ich werde weiter diesen Weg gehen bis zum Schluss// erkannte ich. Sascha merkte, dass sie mir die Sache nicht mehr ausreden konnte. Erneut legte sie sich rück-wärts aufs Bett und starrte auf die Decke mit den Gedanken bei diesem Fremden von heute Nachmittag. Den Rest des Tages sprach ich mit Sascha kein Wort mehr, selbst beim Abendessen wo wir uns sonst immer das neuste von Tag erzählten, blieb heute still. Verwirrt sahen sich unsere Eltern gegenseitig an und zuckten mit den Achseln, da das wie gesagt nicht üblich war. Nach dem Abendessen ging ich zuerst duschen. Ich entkleidete mich und stellte mich unter die Du-sche. Das warme Wasser rannte meinem Körper hinunter und benetzte jeden Teil meines Körpers. Ich sank den Kopf und stütze mich leicht mit einer Hand an der Wand ab. Sascha war inzwischen wieder in ihr Zimmer gegangen und machte ein paar Dehnübungen um sich für morgen vorzubereiten, bevor sie ins Bett ging. Nach dem ich mit duschen fertig war, zog ich mich an und half meiner Mutter noch ein wenig beim Abwasch. „Danke Irina, dass ist lieb von dir“, bedankte sich Mutter bei mir. „Kein Problem. Mach ich doch gern und Sascha ist ja im Gegensatz zu mir mit mehr Pflichten belastet, als ich, also ist es nicht schlimm wenn ich hier ab und zu aushelfen“, meinte ich dazu und trocknete ein paar Gläser ab. „Habt ihr euch gestritten? Ihr seid doch sonst nicht so schweigsam zueinander“, fragte sie mich mit besorgter Stimme. „Nein es ist alles ok. Sascha war früher zu Hause und da haben wir uns schon das meiste er-zählte. Ich geh jetzt ins Bett. Morgen wird ein hektischer Tag, da Sascha ihren Wettkampf hat. Also Gute Nacht Mama, Papa“, beruhigte ich sie und verabschiedete mich für heute von mei-nen Eltern Ein letztes Mal für heute ging ich in das Zimmer meiner Schwester um auch ihr eine „Gute Nacht“ zu wünschen und ging dann in mein Zimmer. Nach und nach verdunkelte sich das Haus bis alle im Bett lagen und schliefen. Seltsamerweise war es ein ruhiger und tiefer Schlaf für alle von uns, obwohl in Saschas und meinem Kopf soviel durchging. Wir zwei bemerkten auch gar nicht, dass vor unserem Haus im Glanze des Vollmondes zwei Fremde standen, die hoch zu unserem Zimmer schauten. Auf den ersten Blick glaubte man nicht, dass jemand da stand. Sie waren zwar da wie der Wind, dennoch so unauffällig und unsichtbar wie der Wind, als wären sie ein Teil der Nacht. Ein Teil der Dunkelheit, so unscheinbar und geheimnisvoll wie die Nacht selber. Die Zwei lächelten leicht und streckten ihre Hände lässig in die Hosentasche. „Na, mein Freund. Gehen wir morgen hin? Sie wird sicher auch dort sein, immerhin nimmt ja ihre Schwester daran teil“, fragte der etwas größere der Beiden, den anderen. „Wenn du willst. Ich überlasse ganz dir die Entscheidung. Mit diesem Teil meines Lebens hab ich schon abgeschlossen“, antwortete er dem Größeren kühl. Der Andere seufzte nur und schüttelte den Kopf. „Sicher? Naja ich überlass, dass dir was du am Ende machst. Ich werde hingehen und du kommst mit. Vielleicht änderst du noch deine Meinung“, schlug er vor und ging dann schon mal voraus. Der andere ging ihm schweigend nach und warf einen letzten Blick hoch zum Fenster welches in mein Zimmer führte, bis sie in der endlosen Dunkelheit der Nacht ver-schwanden. Am nächsten Tag ging es gleich hektisch zu. Sascha suchte ihre Schwimmsachen zusammen, Vater wuselte von einem Zimmer zum nächsten um die Digicam zu finden und Mutter telefo-niert mal wieder mit Oma um ihr zu erzählen, dass Sascha wieder für einen Wettkampf aus-gewählt wurde. Ich stand in einer Ecke und sah dem regen treiben zu und schüttelte den Kopf. //Mama und Papa führen sich auf als wär das Saschas erster Wettkampf// seufzte ich. „Mama, hast du meinen Glücksbringer gesehen?“, fragte Sascha und suchte überall danach. „Den Anhänger den wir dir beim ersten Wettkampf geschenkt haben? Hast du den nicht auf den Zippverschluss deiner Sporttasche gehängt?“, antwortete sie Sascha. Diese sah sofort nach und sie hatte recht. Wie konnte sie das vergessen? Wahrscheinlich war die Hektik und Aufregung daran schuld. Endlich hatten wir alles zusammen und stiegen ins Auto ein. Vater führ direkt zur Schwimm-halle. Wir trennten uns von Sascha und wünschten ihr zum Abschied nochmals „Viel Glück“. Danach ging ich mit meinen Eltern zur Zuschauertribüne, während Sascha in die Garderobe für die Teilnehmer ging. Auch wenn es nicht Saschas erster Wettkampf war, war sie dennoch ein wenig nervös. Sie zog sich um und besprach noch einiges mit ihrer Trainerin, bevor es losging. In der Zwischenzeit suchte ich mit meinen Eltern einen Platz in der 1. Reihe von der Tribüne von wo wir einen guten Blick auf den Wettkampf hatten. „Sascha gewinnt bestimmt, da bin ich mir sicher“, wusste ich und lächelte fröhlich. „Ja, dass glaub ich auch. Sie hat in den letzten Wochen sehr hart dafür trainiert“, erkannte Vater und drehte die Videokamera auf, da es jeden Moment losging. Die Schwimmhalle füllte sich mit Zuschauern und kurz vor Beginn, war kein freier Platz mehr vorhanden. „Der Wettkampf beginnt in 5 Minuten. Bitte alle Teilnehmer mögen sich zum großen Becken begeben“, hörten wir die Durchsage von den Sprechern. Ich war schon ganz aufgeregt und wartete schon gespannt darauf, dass Sascha endlich kam und da kamen die Teilnehmer. Es waren sechs Mädchen, wohlmöglich aus anderen Schulen, die es bis zur Endausscheidung geschafft haben um Russischer Champion im Schwimmen zu werden. „Meine Damen, Herren und stolzen Eltern, der heutigen Teilnehmer. Ich heiße sie hiermit willkommen zum 12. Wettkampf um den Titel „Russischer Champion für Mädchen“ im Schwimmen. Ich sag ihnen, die Teilnehmer werden von Jahr zu Jahr besser und die Entschei-dungen schwerer. Nun darf ich ihnen erstmal unsere sechs Kandidaten vorstellen, die um die-sen Titel heute kämpfen werden. Die Nummer 1 heißt Marika Petrov, und ist 18 Jahre alt. Unsere Nummer 2 ist Aleksandra Romanov und 19 Jahre alt. Die Nummer 3 ist Ivanka Vukovic und unsere Titelverteidigerin, die bereits 3 Jahre in Folge gewonnen hat. Sie ist 22 und die älteste in unserem heutigen Wettstreit“, moderierte der Sprecher und stellte nach und nach, die heutigen Teilnehmer vor. Dann endlich begann das Turnier. Es gab verschiedene Disziplinen, wie 200m Brust oder Rücken und am Ende werden die Punkte zusammengezählt und der, der die meisten hat wird der neue Champion. Mir alleine wurde schon vom zusehen müde, da es eine körperliche Ans-trengung darstellte, die nicht ohne war. Der Wettkampf war im vollen Gange und die Titelverteidigerin macht ihrem Titel alle ehren und verteidigt diesen sehr hart. Sascha hatte zu Beginn schwer zu kämpfen um Ivanka einzu-holen bis sie schließlich vor der letzten Disziplin so gut wie gleich auf standen, was die Punkte betraf. Unsere Eltern und ich fieberten richtig mit und feuerten Sascha tatkräftig an. „Komm Sascha! Du schaffst es! Gib dein Beste“, rief ich zu ihr und lächelte. Sascha winkte mir zu und machte sich vor der letzten Runde mit ein paar Dehnungen noch warm, während sie sich ein paar Tipps von ihrer Trainerin anhörte. „Wow was für ein spannender Kampf. Was für ein spannendes Finale! Unsere Titelverteidige-rin und Miss Romanov sind fast gleichauf. Es wird ziemlich eng für die Zwei um den Titel. Wer wird ihn heute mitnehmen? Unserer Titelverteidigerin Ivanka Vukovic oder unserem neuen Stern Aleksandra Romanov? Wir werden gespannt zusehen“, kommandierte der Spre-cher weiter, während sich die Teilnehmer erneut in Startposition begaben. Das Finale begann. Als die Teilnehmer ins Wasser sprangen, sprang ich selber auch auf und schrie mir fast die Seele aus dem Leib. „LOS SASCHA!!“, rief ich immer und immer wieder. Sascha gab ihr bestes und schwamm ihrer Meinung jetzt besser als vorher beim Training. Mit dem Ziel vor Augen legte sie einen Zahn zu und erreichte um 1,12 Sekunden das Ziel vor Ivanka Vukovic und gewann somit dieses Turnier. Lautes Applaudieren und Gekreische waren zu hören. „Sascha hat gewonnen! Sie hat gewon-nen“, freute ich mich riesig und fiel Mutter um den Hals. Unsere Eltern waren am Anfang baff und realisierten es erst richtig, als der Sprecher den Ge-winner durchgab und Saschas Namen nannte. Sascha freute sich selber natürlich auch über ihre Leistung und winkte dem ganzen Publikum entgegen, bevor sie ihren Pokal entgegen-nahm und nach ihrer Rede mit ihrer Trainerin zurück zur Garderobe marschierte. Ich konnte es kaum erwarten und auch wenn ich nicht durfte ging ich zu Saschas Garderobe während unsere Eltern schon mal zum Auto gingen. Ich klopfte an und trat ein. Sascha war allein da und zog sich gerade um. „Schwesterli du warst umwerfend. Es war unglaublich dir zuzusehen! Wirklich toll und ich freue mich für dich“, lobte ich Sascha und nahm sie in den Arm. „Danke, Irina, lieb von dir. Der Wettkampf war sehr anstrengend. Zuerst hätt ich nie gedacht ich würd wirklich gewinnen, weil Ivanka so schnell war, aber am Ende muss sie wohl müde geworden sein und das hab ich ausgenutzt“, erzählte sie mir und tätschelt mir über den Kopf. „Vielleicht, aber du hast ehrlich gewonnen und daheim erwartet dich dein Lieblingsessen“, versprach ich ihr und lächelte lieb. „Darauf freu ich mich jetzt schon“, meinte sie und packte ihre Sporttasche ein und da viel ihr auf das etwas fehlte, „Mein Handtuch. Ich muss es wohl in der Halle vergessen haben. Ich geh nochmal zurück und hol es. Warte hier Irina.“ „Ich komme mit. Ich möchte ja sehen wie das Flair ist, dass du heute genossen hast“, schwärmte ich vor mich hin und schlenderte mit Sascha zurück zur Halle. Als wir zurück zur Halle gingen, ging bereits die Sonne unter und tauchte die Schwimmhalle in warme rot und orange Töne. Das sonst so blaue Wasser färbte sich in einen schönen orangen Ton und reflektierte die letzten Strahlen der Sonne. Es war ein schöner Anblick. Malerisch und harmonisch. Ich liebte sowas und begann mich leicht tanzend zu drehen und genoss diese angenehme träumerische Umgebung. „Am liebsten würd ich diese Halle zur jetzigen Zeit gern malen. Vielleicht mach ich das. Aber heute nicht mehr, da wir deinen Sieg feiern“, begann ich zu sprechen und sah sie an nachdem ich aufgehört hatte mich zu drehen, „Weißt du Papa hat alles aufgenommen. Ich denk mir er wird es sicher 100-mal ansehen und der sämtlichen Verwandtschaft schicken.“ „Wäre gut möglich. Ich würde es ihm zutrauen“, kicherte Sascha und nahm ihr Handtuch was auf einem Stuhl lag. „Komm lass uns gehen“. Ich ging zu ihr hin und blieb vor ihr stehen. Gerade als wir gehen wollte hörten wir ein Klat-schen, welches von der Tribüne kam. Nach dem Turnier hatten alle die Halle verlassen, zu-mindest dachten wir das, doch Irrtum. Hinten standen zwei Personen und einer von beiden war derjenige, der applaudierte. Die Son-ne lies sie geheimnisvoll aussehen, aber dennoch nicht furchterregend. Sie trugen eine Son-nenbrille, die sie lässig und cool abnahmen. Jetzt standen sie nebeneinander da im Schein der untergehenden Sonne, der eine hatte lässig die Hände in seiner Jackentasche und der andere stemmte seinen einen Arm auf der Hüfte ab. „Guten Abend, die Damen“, sprach der eine etwas größere sanft zu uns, als würde er uns ken-nen. Unsere Blicke trafen sich und konnten nicht mehr voneinander abweichen. Doch wer waren sie? Kannten wir sie? Diese zwei jungen Männer, die cool und wunderschön im Sonnenlicht wirkten, wie die endlose blaue See. Unsere Herzen schlugen schneller und unsere Körper erstarrten. Waren diese zwei unser Wind, der uns in eine andere Welt trug? Oder nur ein Zwischenstopp in erneuten tiefen Schmerz? Aber eines fühlten wir, und zwar das wir ihnen schon mal begegnet sind. ~.~Kapitel 5 Ende~.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)