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Arasoi to Kissu

[Gundam Seed]
von

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Tezawari

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Genre: Shounen Ai / Yaoi

Fandom: Gundam Seed

Pairing: Miguel x Dearka, Dearka x Yzak
 

Disclaimer: Die Charaktere gehören leider nicht mir (will aba Dearka haben!!! *heul*)...
 

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Kommentar:
 

1. Höchstwahrscheinlich ist besonders Miguel OOC... Da er so gut wie gar nicht im Anime vorkommt und ich sonst fast nichts mir ihm kenne, habe ich leider keine wirkliche Ahnung, wie er sich so verhält... Bei mir ist er wahrscheinlich zu umgänglich geworden... na ja, verzeiht es mir^^ .... Auch weiß ich nicht, wie alt er ist... für mich war er vom Gefühl immer so 2 Jahre älter als Yzak & Dearka... so nun auch hier...
 

2. Was die Academy und überhaupt Schulbildung etc. auf PLANT angeht, damit kenn ich mich leider nicht so aus... hab daher meine eigenen Ideen entwickelt und das so eingerichtet, wie es mir gefällt ^^**
 

3. Ich hoffe ich habe Yzak und Dearka einigermaßen gut hinbekommen ^^*
 

4. Im Moment spielt die Geschichte in der Vergangenheit (noch vor Gundam Seed)... und ist aus Dearkas Sicht geschrieben... Irgendwann wird es jedoch wieder in die Gegenwart übergehen... daher auch ab und zu ,gegenwärtige' Zwischenbemerkungen ^^*
 

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ARASOI TO KISSU
 

Part 1 - Tezawari
 

Wir kennen uns, seit ich denken kann. Schon als kleine Kinder haben wir jeden Tag die Zeit miteinander verbracht. Während ich immer allen möglichen Scheiß ausheckte, versuchte er fast jedes Mal mich daran zu hindern. Dies ging sogar so weit, dass er sich irgendwann nicht mehr nur bei mir über mein Benehmen beschwerte, oder bei unseren Eltern, sondern gleich dem höchsten Amt die Sache vortragen wollte.

Damals waren wir beide 7 Jahre alt... Es war eigentlich mal wieder nur irgendeine Kleinigkeit, ich weiß nicht mal mehr genau, was es diesmal war... Doch er lachte nicht darüber, was ich diesmal fabriziert hatte, sondern stampfte mit geballten Fäusten und hocherhobenem Kopf davon.

"Yzak! Warte!"

Ich lief hinter ihm her und um ihn herum, doch er beachtete mich nicht, ging schnurstracks weiter.

"Wo gehst du hin??"

Ich weiß noch, dass es mich schon etwas panisch machte, als wir dem Ratzimmer immer näher kamen.

"Warte!" Ich hielt ihn fest, kurz vor der Tür.

"Lass mich los!" Er fauchte mich an.

"Jungs, ihr solltet..."

"LASS mich los!!!" Er riss an seinem Arm und ich konnte ihn nicht mehr halten. Er beachtete die Einwände der Offiziere nicht und noch bevor ihn jemand aufhalten konnte, lief er die letzten Schritte bis zur Tür, riss sie auf und... zu spät war es.

Noch immer panisch darüber, dass es hier seine Beschwerden loswerden würde, rannte ich ihm hinterher.

"Yzak!" / "Dearka!"

Die Stimmen unserer Eltern, als wir unter den Tisch krabbelten... Ich versuchte ihn zu fangen, bekam ihn zu greifen, verlor ihn wieder.

"Gicho! Dearka-" Er fiel hin, als ich ihn wieder an der Hose zu fassen bekam, rappelte sich sofort wieder auf.

"Dearka!" Zwei kräftige Arme zogen mich unter dem Tisch hervor und das verärgerte Gesicht meines Vaters tauchte vor mir auf. "Was ist los?!"

"Gicho!" Yzaks Stimme.

Ich wand mich in Vaters Armen.

Wie Yzak da stand ist mir jetzt, im Nachhinein, eine süße Erinnerung, doch damals prägte es sich mehr aus Angst in mir ein. Ganz gerade stand er genau vor dem Präsidenten, mit erhobenem Haupt und der Hand an der Stirn. Wie ein kleiner Soldat. Selbst der Präsident konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

"Was ist denn passiert?" er beugte sich vor und dann hörte er sich seine Beschwerde an... Es war nur etwas kindlich kleines, für uns aber damals ganz großes.

"Dearka hat..."

Heute kann ich mir vorstellen, wie sauer die anderen Ratsmitglieder auf uns waren (immerhin waren wir mitten in eine Versammlung gestürzt), doch damals bekam ich nichts davon mit. Ich sah nur Yzak und den Präsidenten... und bekam Angst vor der Strafe.

Wir wurden raus befördert, kurz nachdem Yzak fertig war. Der Präsident lächelte, sagte, wir sollten uns wieder vertragen und überließ uns unseren Eltern. Mein Vater war zwar wütend, aber er sagte nichts in dem Moment und trug mich vor die Tür.

Dort standen wir dann eine ganze Weile lang. Yzak mit verschränken Armen und Schmollmund, ich zerknirscht.

"Und du bist trotzdem blöd!"

Yzak streck mir die Zunge raus und lief weg, ich ihm sofort hinterher. Draußen bekam ich ihn zu packen. Wir fielen hin und kugelten uns über den Boden. Ich musste lachen, er auch. Und dann war wieder Frieden... zumindest bis zum nächsten Streit.
 

Es kam ziemlich oft vor, dass wir uns stritten, Yzak zog es dann meistens vor, mich zu ignorieren und ich versuchte ihn wieder zum Lachen zu bekommen, auch wenn dies bei ihm schon immer schwer war...

An dem Tag, als wir in die Versammlung geplatzt sind, gab es am Abend noch ziemlich Ärger und so passierte es auch kein zweites Mal.

Trotzdem schafften wir es auch so oft genug, unsere Eltern in den Wahnsinn zu treiben.

Doch egal wie oft wir stritten, oder was wir sonst taten... wir waren schon immer die besten Freunde. Ich war überzeugt davon, dass es immer genau so bleiben würde.
 

Als wir alt genug waren, trugen wir uns bei der Academy von ZAFT ein. Doch auch wenn ich mich am Anfang darauf freut, wurde mir aber ziemlich schnell bewusst, dass sich ab da wohl vieles ändern würde... Dass es ab nun einen großen Unterschied zu unserem vorherigem Leben geben würde.

Ein Eintritt in die Academy bedeutet, später einmal Soldat zu werden. Und dafür muss man natürlich vorbereitet sein. Dazu steht spezielles Training und viel Lernen auf dem Programm... und außerdem stand uns ein Umzug bevor, in die Wohngebäude Academy.
 

Eigentlich bedeutete das, dass ich ihn bald so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht bekommen würde. Denn es war ja nicht nur so, dass wir bald ständig etwas zu tun haben würden, sondern auch, dass wir uns in unterschiedlichen Klassen und Wohngebäuden befinden würden... denn diese wurden nach Städten geordnet... Er also Martius, ich Februarius.

In den letzten freien Wochen vor der Academy beherrschten mich diese Gedanken. Wann immer wir zusammen waren, stellte ich mir vor, dass es bald nicht mehr so sein würde. Ich wusste, dass Yzak merkte, wie mich etwas bedrückte. Er versuchte herauszubekommen, was es war oder mich aufzumuntern... indem er mich reizte, sachte beleidigte oder einen kühlen, sarkastischen Spruch abließ... doch er fragte mich nie direkt, was los war...

"Freust du dich schon?", fragte ich ihn einmal.

"Klar!" Er sah mich an. "Endlich lernen wir mal was vernünftiges!"

Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihm zu sagen, wie ich mich fühlte, doch ich ließ es sein. Er würde wohl eh nicht verstehen, wieso es mich so bedrückte... Irgendwie bekam ich Angst, dass er mich gar nicht vermissen würde. Traurig beendete ich das Gespräch sofort und ging zu etwas neuem über... warum fühlte er so anders als ich? Tat es ihm gar nicht weh?

Nachts im Bett dachte ich oft darüber nach, was eigentlich los war...Ich wusste zwar, dass ich auf keinen Fall von ihm getrennt sein wollte, doch verstehen tat ich es dennoch nicht so ganz... Wenn es ihm nichts ausmachte, stimmte dann etwas nicht mit mir? Aber war es nicht normal, dass ich es traurig fand, dass ich bald gar nichts mehr mit ihm unternehmen könnte?

Über diese ganzen Punkte hatte ich zuvor nie nachgedacht... mir war immer klar gewesen, dass wir für immer zusammen bleiben würde... Nun aber holte mich die Realität ein...
 

Unsere Freundschaft war durch den guten Kontakt unserer Eltern entstanden. Sie hatten uns in den Kindergarten auf Aprilius 1 gesteckt, damit wir immer ganz in ihrer Nähe waren... Danach besuchten wir dort gemeinsam Unter- und Mittelstufe... Und da wir eigentlich fast immer auf unsere Eltern warteten, bis diese nach Hause gingen, verbrachten wir die Nachmittage zusammen, oft auch bis Abends.

Doch das alles würde bald vorbei sein... Warum fiel es mir bloß so schwer, das zu akzeptieren? Warum wollte ich nicht... loslassen?
 

Doch dann kam der Tag, an dem die Briefe mit den Zimmernummern verteilt wurden. Ich schrieb Yzak eine eMail, kurz nachdem ich meinen Brief geöffnet hatte, und teilte ihm meine Zimmernummer mit, innerlich auf alles gefasst... Doch dann kam als Antwort nur zwei Worte. »Ich auch«

Es ist schwer zu beschreiben, wie ich mich in dem Moment fühlte. Damals war es für mich wohl die schönste Nachricht, die ich mir vorstellen konnte. Wir würden ein Zimmer teile, würden somit auch in die Selbe Klasse gehen und die gleichen Trainingszeiten haben... Ich hatte das Gefühl, fliegen zu können.

Die nächsten Tage lief ich wahrscheinlich immer mit einem dämlichen Grinsen durch die Gegend. Plötzlich konnte ich den Umzug in die Academy kaum noch erwarten... Ab jetzt würde ich mit ihm zusammen wohnen...

Ich glaube ich freute mich über das Ganze mehr, als ich es sollte...
 

Yzak hingegen stand dem Ganzen mal wieder recht kühl gegenüber. Was hatte ich auch anderes erwartet?

Ständig machte er blöde Bemerkungen - dass er mich nun doch nicht endlich los sein würde, und ähnliches - doch trotzdem wusste ich irgendwie, dass es ihn eigentlich genauso freute wie mich...
 

Über meine extremen Gefühle, was die Zimmerwahl betrifft, dachte ich lange nicht mehr nach. Was war schon falsch an meiner Freude?

Folglich dauerte es ziemlich lange, bis mir auch andere Dinge bewusst wurden. Dass es mir zum Beispiel nichts ausmachte, ihn abends einfach nur anzuschauen, wie er am Schreibtisch seine Aufgaben erledigte.. oder dass ich jedes Mal unglaublich happy wurde, wenn er mir eines seiner seltenen Lächeln schenkte...

Immer mehr Fragen kamen in mir auf..

Wieso bloß genügte es mir schon, einfach nur in seiner Nähe sein zu können?

Wieso ließ ich mir fast alles, was er sagte, gefallen?

Wieso störte es mich, wenn er mit anderen mehr als nur ein paar Sätze wechselte?

Wieso... zog es mich immer mehr zu ihm hin?

Dies alles sind Sachen, die ich lange Zeit nicht verstand... Und dass, obwohl es immer schlimmer wurde, nicht nur Monat für Monat, oder Woche für Woche, sondern Tag für Tag...
 

Auch wenn mir diese Fragen ständig durch den Kopf gingen, fand ich keine Antwort darauf, auch wenn sie mir heute so leicht fällt...

Ich redete nie mit jemandem darüber, auch wenn ich ständig das Bedürfnis danach hatte... doch wem hätte ich es schon sagen sollen? Ihm selbst ganz bestimmt nicht, würde er mich doch zum größten Idioten von PLANT erklären lassen... Irgendwann schob ich es einfach auf die Pubertät... das alles waren bestimmt nur Hirngespinste...
 

Es war am Anfang unseres letzten Jahres an der Academy, als ich das Ganze endlich begriff. Ich war damals gerade 15 geworden.

Es begann an einem ganz normalen Tag, an dem wir mal wieder Nahkampftraining hatten. Die Trainingspartner waren am Anfang des Jahres festgelegt worden, und so kämpfte ich auch diesmal wieder mit dem 2 Jahre älteren Miguel, der als so eine Art Trainer fungierte. Eigentlich war er mir körperlich überlegen, dennoch hatte ich es schon ein paar Mal geschafft, ihn mit Tricks zu erledigen. Das Training mit ihm machte Spaß, auch wenn ich Yzak vorgezogen hätte...

An dem besagten Tag, bot er mir an, dass wir um Einsätze kämpfen könnten...

"Um was denn?" Ich nahm den Holzstock entgegen, den er mir zuwarf.

"Wenn ich gegen dich gewinne, beantwortest du mir eine Frage..."

Ich zog die Augenbraue hoch.

"Und wenn ich gewinne?"

"Keine Ahnung... denk dir was aus..." Herausfordernd sah er mich an.

Ich zögerte lange, bevor ich etwas vorschlug. "Dann... setzt du dich für einen Änderung der Trainingspartner ein, so dass ich gegen Yzak kämpfen kann..."

Er wirkte einen Moment überrascht, doch dann grinste er und streckte mir die Hand hin.

"Okay!"

Ich weiß nicht, ob ich an dem Tag wirklich eine Chance gegen ihn hatte. Ich hatte schlecht geschlafen in der vergangenen Nacht. Trotzdem nahm ich seine Herausforderung an... Vielleicht einfach aus dem Reiz heraus... und was konnte er mich schon schlimmes fragen?
 

"Kannst du dir vorstellen, Sex mit einem anderen Mann zu haben?"

Seine Frage, ließ mich aus allen Wolken fallen.

Ich hatte den Kampf verloren... zwar knapp, aber ich hatte verloren. Miguel hatte gesagt, ich solle am Abend in sein Zimmer kommen...

Im Laufe des Nachmittags waren mir alle möglichen Fragen durch den Kopf gegangen... doch mit so etwas hätte ich niemals gerechnet.

Vollkommen aus meiner Welt gerissen, starrte ich ihn an. Was sollte so eine verrückte Frage? Wie kam er darauf, mich so etwas zu fragen?

"Wie bitte?" Meine Stimme war ganz flach. Er grinste, ich wurde rot.

Doch am meisten ärgerte mich, dass ich seine Frage nicht ganz einfach angewidert mit ,Nein' beantworten konnte...

"Komm schon... ist doch eine ganz einfache Frage... Würdest du?"

Er kam mir näher. Erschrocken rutschte ich ein Stück auf dem Bett zur Seite. Es war ziemlich dunkel um uns herum. Nur das Licht auf seinem Nachttisch brannte. Es warf Schatten auf sein Gesicht. Am liebsten wollte ich aufspringen und wegrennen.

Wieso erschreckte seine Frage mich so? Wieso verwirrte sie mich?

Mit einem Mann... Sex mit einem Mann... Wahrscheinlich wurde ich immer röter, desto länger ich darüber nachdachte...

Sag einfach ,Nein' und renn weg... Das was er da fragt, ist widerlich... es ist...

"Ich habe nie darüber nachgedacht..."

Ich konnte ihn nicht mehr ansehen. Wo war bloß meine ganze Coolness geblieben?

"Dann frag ich anders..." Er kam näher, streckte die Hand aus, doch ich wich vor ihr zurück.

"Kannst du dir vorstellen... mit mir zu schlafen?"

Als er das ausgesprochen hatte, schien sich mit einem Mal alles zu drehen. Ich traute meinen Ohren nicht. Hatte er wirklich... Wie kam er auf so was...

Ich war vollends verwirrt in dem Moment.

"Ich... das..."

Ich sprang auf und wollte weg. Eine Hand hielt mich fest. Sie war heiß und brannte auf meiner Haut.

Er zog mich zurück zu sich aufs Bett und plötzlich war er ganz dicht vor mir.

"Es ist ganz einfach... sag einfach ja oder nein..."

Und dann küsste er mich, noch ohne eine Antwort abzuwarten.

Seine Lippen drückten sich auf meine und eine Hand in meinem Nacken hielt mich fest. Erst wollte ich mich wehren und ihn von mir stoßen... doch dann verließ mich die Kraft dazu. Seine Lippen auf meinen fühlten sich toll an...

Ich schloss meine Augen.

Ich wollte... verdammt, ja... plötzlich wollte ich das hier...

Ich umschlang ihn und erwiderte den Kuss. Sein Mund war warm, ebenso wie seine Hände... Sein ganzer Körper war unglaublich heiß... und meiner glich sich dem an.

Heftig atmend umschlangen wir einander, pressten unsere Körper gegeneinander und spürten uns...

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich nun einem anderen Menschen so nahe...
 

Als es vorbei war, klebte mein hitziger Körper an seinem. Ich fühlte mich unglaublich fertig und dennoch irgendwie gut... Und ich verstand nicht, wie es dazu kommen konnte.

Als ich mich bereit fühlte, aufzustehen, zog ich mich schnell an und verschwand aus seinem Zimmer. Er versuchte mich aufzuhalten, doch ich riss mich los.

Wie um alles in der Welt...
 

Yzak sah mich verwirrt an, als ich vollkommen aufgewühlt in unser Zimmer kam.

Ich verschwand ohne ein Wort im Bad.

Unter dem Wasser, starrte ich vor mich hin. Ich fuhr mit meinen Händen an meiner Brust entlang, meinen Bauch hinunter... den Weg, den Miguel gegangen war.

Ich hatte mit ihm geschlafen, wenn man es schon so nennen konnte... wir hatten einander berührt und zur Extase gebracht...

Nur den letzten Schritt zum richtigen Sex, den hatte er nicht versucht... Ich glaube, ich war ziemlich froh darüber... Aber wahrscheinlich hätte ich alles andere in dem Moment auch noch zugelassen...

Verdammt, mich verwirrte das Ganze doch so schon viel zu sehr.

Er war ein Mann, verdammt... Seine Brust war so flach wie meine... und doch hatte es sich so toll angefühlt, als sie sich gegen mich presste... Er hatte mich so erregt, seine Erektion zu spüren... Es war ein unglaubliches Gefühl... Ich hatte es gewollt... verdammt, und wie sehr ich es gewollt hatte...
 

Wirklich geklärt hatte sich mein Kopf nicht, als ich die Dusche wieder verließ. Noch immer fühlte mein Körper sich merkwürdig an... oder vielleicht bildete ich mir das auch nur ein...

Ich legte mich ins Bett. Eigentlich gab es noch ein paar Aufgaben zu erledigen, doch ich fühlte mich nicht bereit dazu. Und so lag ich da und sah Yzak dabei zu, wie er seine erledigte.

Das mit Miguel.... Es war etwas wirklich merkwürdiges irgendwie... wieso hatte ich es zugelassen? Mehr noch... wieso hatte es mir gefallen....

War ich etwa... schwul?
 

Es war kein erholsamer Schlaf in der Nacht. Ein paar Mal wachte ich auf... und einmal träumte ich einen komischen Traum, in dem Miguel und auch Yzak vorkamen... Schon am Morgen konnte ich mich nicht mehr genau daran erinnern.
 

Als ich Miguel am Nachmittag sah, schaffte ich es nicht, ihm in die Augen zu sehen... Ich war froh darüber, dass kein Training an diesem Tag war.

Auch bei Yzak fiel es mir schwer, Blickkontakt zu halten... Was war bloß los mit mir? Und warum schlug mein Herz in seiner Nähe so schnell? War das immer so gewesen?
 

Am Abend saß ich in unserem Zimmer über ein paar Aufgaben. Ich konnte mich nicht wirklich auf irgendwas konzentrieren. Noch immer war mein Kopf von allen möglichen Gedanken. Ich verstand nicht, wieso es mich selbst jetzt noch nicht anwiderte. Das was ich mit Miguel gemacht hatte, war nicht normal... Er war ein Junge, wie ich... Wieso bloß hatte es mir so gefallen?

Es klopfte an der Tür irgendwann, und ich stellte erschrocken fest, dass ich nur bis Aufgabe 3 gekommen war. Miguel kam herein und mein Herz blieb einen Moment lang stehen. Was wollte er hier?

"Yzak, ich glaub der Professor sucht dich...", sagte er.

"Was will er?"

"Keine Ahnung..."

Yzak nickte und verließ den Raum. Ich wollte es ihm gleichtun, doch Miguel hielt mich fest.

"Ich muss mit dir reden..." Er sah mich direkt an und mein Herz raste. Eigentlich hätte ich ihm gerne gesagt, dass ich nicht wollte... hätte ihn gerne rausgeschickt... doch ich tat es nicht. Stattdessen nickte ich nun.

Miguel zog mich zurück zu meinem Bett und drückte mich darauf, setzte sich neben mich.

"Mochtest du es nicht?"

Wahrscheinlich wurde ich sofort knallrot, als er diese Frage ausgesprochen hatte.

"Musst du so direkt sein?", grummelte ich und fühlte mich dämlich. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und weggerannt.

Stattdessen blieb ich sitzen und fühlte mich komisch.

"Manchmal schon, ja..." Er sah mich eindringlich an. "Also?"

Ich legte die richtigen Worte in meinem Kopf hin und her. Was sollte ich denn bitte antworten? Mochte ich es nicht...?

"Doch... irgendwie schon... es ist nur..."

"Es verwirrt dich..."

"Ja..."

"Das verstehe ich..."

Miguel kam mir näher. Sein Gesichtsausdruck war ganz weich, aber er lächelte nicht. Ich sah seine Lippen an.

"Bist du schwul?", fragte ich zögernd.

Ein Nicken. "Obwohl es auch Frauen gibt, die ich mag..."

Er streckte die Hand aus und seine Finger berührten mich zärtlich an der Wange. Die warme Berührung ließ mich die Augen schließen. Es war einfach ein schönes Gefühl. Ich wollte es nicht vergehen lassen. Sein Atem kam nahe und dann seine Lippen. Er küsste mich... und wie schon gestern, ließ ich es geschehen. Warum störte es mich nicht?

Stattdessen erwiderte ich den Kuss sogar und zog Miguel näher an mich.

Fast im selben Moment hörte ich, wie die Tür aufging. Erschrocken fuhr ich herum.

Yzak!

Mein Herz begann wie wild zu hämmern. Verdammt, das durfte nicht wahr sein! Er stand vor uns mit aufgerissenen Augen und offenem Mund.... So erschrocken, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.

Und bevor ich noch irgendetwas tun konnte, drehte er sich auch schon wieder um und rannte aus dem Zimmer.

"Yzak!" Ich sprang auf.

Mein Herz raste wahrscheinlich so schnell wie noch nie zuvor. Eine Hand hielt mich fest. Miguel zog mich zu sich.

"Lass mich los!! Er... Er..." Ich wand mich in seinem Griff. "Er versteht das alles falsch..."

Seine Augen... sie waren so hasserfüllt...

"Dearka!"

"Verdammt!! Lass mich los!!"

"Dearka!!"

Miguel packte mich an den Schultern und sah mich fest an. Ich hörte auf, mich zu wehren.

"Beruhig dich, okay?"

"Aber er... das..."

Ich fühlte mich schwach mit einem Mal. Er hatte uns gesehen... er hat so geschockt geguckt... er... was hält er jetzt bloß von mir?

Miguel drückte mich aufs Bett hinunter.

"Was mach ich denn jetzt?

Er antwortete nicht, sondern fuhr mir nur sanft mit der Hand den Arm entlang. Ich starrte darauf.

Yzak hatte mich gesehen... wie ich Miguel geküsst habe... einen anderen Mann....

"Darf ich dich was fragen?"

"Ja."

Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Ich kam mir so schlecht vor, mit einem Mal.

"Du liebst ihn, oder?"

Ich weiß nicht mehr, was mir bei diesen Worten durch den Kopf ging. Wahrscheinlich ein riesengroßes ,WAS'. Vollkommen erstarrt sah ich ihn an. Wie kam er darauf?

"Wie... wieso... ich meine..."

Ich schüttelte den Kopf, fühlte mich überladen. Dies alles hier... das war doch sicher nur ein Traum, oder?

"Ich habe schon oft darüber nachgedacht... und das gerade.... du liebst Yzak, nicht wahr?"

"Quatsch!" Ich schlug seinen Arm weg und sprang vom Bett auf. "Wie kommst du denn auf so was?" Ich schrie und ballte meine Fäuste. Mit einem Mal fühlte ich mich wirklich wütend. Wieso so eine Frage? Am liebsten hätte ich ihn geschlagen.

"Beruhig dich Dearka... Das war doch nur eine Frage." Er stand auf und hielt mich wieder fest. Seine Augen waren ganz ruhig. Ich schlug seinen Arm nicht weg. "Das, was wir gemacht haben... würdest du es gerne mit Yzak tun?"

Meine Beine gaben mir nach und ich sank auf meinem Bett zusammen. Plötzlich, bei dieser Frage fiel es mir wie Schuppen von den Augen...

"Ja...", flüsterte ich mit matter Stimme.

Miguels Hand berührte meine Schulter, dann zog er mich wieder vom Bett hoch.

"Dann solltest du ihm nachgehen...", sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.
 

ENDE Kapitel 1

Sokonau

Suchend lief ich durch das Gebäude... so weit konnte er doch noch nicht sein... Yzak... wo würde er hingehen, wenn er wütend war?

War er wütend oder ekelte ihn das Ganze einfach nur an?

Esssäle... Gemeinschafträume... Billard... Bar... Bibliothek... noch mehr Gemeinschaftsräume... Mu-

"HALT DIE KLAPPE!"

Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich seine Stimme hörte... Drei Schritte rückwärts, dahin, wo ich gerade schon war.

"Weißt du eigentlich, wie..."

Er stand im hinteren Teil des Raums, ihm gegenüber zwei unserer jüngsten Klassenkameraden. Nicol und Athrun... zwei naive, aber leider talentierte Trottel, mit denen sich Yzak nur all zu gerne anlegte. Auch jetzt stritten sie wieder.

Mein Herz schlug wie wild, als ich den dreien näher kam. Was sollte ich eigentlich sagen? Yzak hatte Miguel und mich gesehen... Verdammt, was dachte er jetzt?

Noch bevor ich ihn erreichen konnte, begrüßte Nicol mich. Yzak fuhr herum.

"Du!", fauchte er mit finsterem Blick und ging an mir vorbei Richtung Ausgang.

Ich weiß, dass es nicht das Richtige war, aber ich hielt ihn fest.

"Warte Yzak!"

Er hasste es schon immer von seinem Vorhaben abgebracht zu werden und so auch jetzt. Ehe ich reagieren konnte, hatte er meinen Arm gepackt und drehte ihn herum. Es knackte ein wenig... und tat höllisch weh.

"FASS mich nicht an!", zischte er und sah mir direkt in die Augen... ein abfälliger Blick.

Dann ließ er mich los und verließ den Raum.

"Dearka, was ist de-"

Ich rannte Yzak hinterher, holte ihn auf dem Flur ein.

Zögernd lief ich ein paar Schritte hinter ihm. Er stampfte vor sich hin und ignorierte mich. Dies hasste ich schon immer, doch nun tat es umso mehr weh.

"Yzak..."

Er reagierte nicht. Ich sah nur die Anspannung in seinen Händen.

"Bitte... lass uns reden... Es-"

"Sei still!", unterbrach er mir harsch.

Ich sagte tatsächlich nichts mehr, spürte nur, wie mein Herz schmerzhaft hämmerte.

Als wir bei unserem Zimmer ankamen, wurde sein Schritt langsamer. Er wirkte fast zögernd, als er es betrat und sah sich kurz suchend um... Daraufhin verschwand er im Bad.

Ich ließ mich resignierend aufs Bett fallen. All das, was in den letzten Minuten passiert war... vor nur drei Tagen hätte ich mir so was nie träumen lassen.

Miguel... Yzak... dieses erdrückende Gefühl... und die Worte, die Miguel zu mir sagte... Wieso bloß, wurde mir das Ganze erst jetzt klar?
 

Als Yzak wieder aus dem Bad kam, würdigte er mich nur eines winzigen Blickes, löschte dann das Licht und ging ins Bett.

Stille und Dunkelheit. Es drückte mich nieder.

Und jetzt?

Ich schlüpfte aus meiner Hose und unter die Decke. Dabei wollte ich doch gar nicht schlafen... Verdammt...

Ich sah in seine Richtung, auch wenn ich ihn unmöglich hätte erkönnen können.

Ich wollte mit ihm reden! Warum nahm er mir jede Möglichkeit, mich zu erklären?

Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen.

"Yzak..."

Die Stille blieb still. Vielleicht schlief er ja schon... wahrscheinlicher aber war, dass er mich einfach ignorierte.

Auch wenn es mit schwer fiel, beließ ich es in dieser Nacht dabei.

Ich starrte in die Dunkelheit und mir wurde kalt. Ich vergrub mich tiefer in meinem Bett und konnte kein Auge zutun.

>Du liebst Yzak.<

Liebe...

Er war mein bester Freund seit Jahren... War daraus wirklich mehr geworden?

Es konnte doch nicht sein, dass ich tatsächlich solche Gefühle für ihn hatte... dass ich ihn tatsächlich am liebsten küssen würde... nein, noch viel mehr als das...

War ich denn verrückt geworden?

Doch egal wie sehr ich mich wehrte, mein Inneres wusste schon bescheid...
 

Als ich aufwachte, war er weg... und den ganzen Tag über ignorierte er mich.

Ich kam mir so hilflos vor. Egal was ich versuchte, er machte einen riesigen Bogen um mich.

Verabscheute er mich nun so sehr?

Aber wieso? Wieso konnte er nicht mal mit mir darüber reden? Mir wenigstens sagen, was er darüber dachte... auch wenn es negativ war...

Verdammt ja, seine Meinung war mir wichtig... sehr sogar...

Ich wollte einfach wissen, ob er mich nun hasste...

Doch dann am Abend, als wir allein in unserem Zimmer waren und er am Schreibtisch irgendwas machte, schaffte ich es nicht, die Stille zu brechen. Wahrscheinlich hatte ich doch Angst vor seiner Antwort, wenn ich ihn fragen würde, was er nun dachte... Ich wollte seine Abwertung nicht hören.

Lange beobachtete ich ihn.

War mir eigentlich je aufgefallen, was für einen tollen Nacken Yzak hatte?
 

Drei Tage später war alles wieder beim Alten. Zumindest er verhielt sich wieder so. Er ignorierte mich nicht mehr als üblich und redete wieder ,normal' mit mir.

Hatte ich etwa darauf gewartet, dass er etwas sagen würde? Ich wusste doch, dass das umsonst hoffen sein würde...

Mich machte das ziemlich fertig. Nun war das Thema für ihn durch, nun könnte ich doch auch nichts mehr sagen... nun konnte ich nicht mehr plötzlich fragen, was er davon hielt, dass ich einen Mann geküsst hatte... Würde ich damit den neugewonnenen Frieden nicht wieder zerstören?
 

Auf Miguel traf ich erst wieder, als wir das nächste Mal Nahkampftraining hatten. Die Tage zuvor war ich ihm wahrscheinlich unbewusst aus dem Weg gegangen. Er lächelte mich an, als wir uns zum Kampf bereit machten, doch ich konnte es nicht erwidern.

Ich glaubte Yzaks Blicke auf mir zu spüren und fühlte mich beobachtet...

Als ich jedoch zu ihm rüber sah, war er mit Athrun am kämpfen und würdige mich keinen Blickes.

"Wie geht es dir?", fragte Miguel, als wir fertig waren.

"Beschissen!" Ich gab ihm die Hand, weil er gewonnen hatte...

"Willst du darüber reden?"

"Nein..."

"Kommst du trotzdem nachher zu mir?" Er hielt meine Hand noch immer in seiner... und langsam wurde es mir unangenehm. Wenn Yzak jetzt schauen würde... was würde er sehen? Zwei verdammte Schwuchteln, die Händchen hielten...

"...Ja", sagte ich noch und drehte mich dann weg.

Ich war nicht sauer auf Miguel, sondern auf mich... Mit wem wollte ich die Sache eigentlich klären? Mit Yzak... oder zuerst mit mir selbst?
 

Beim Abendessen saß Yzak mir schweigend gegenüber. Mir fiel es schwer, die Bissen herunter zu bekommen.

Ich hatte die ganzen letzten Tage so viel darüber nachgedacht... dass ich offensichtlich schwul war und was das bedeutete... doch wirklich verstehen konnte ich es noch immer nicht... andere Männer attraktiv finden... wenn ich das tat, warum war es mir dann nie aufgefallen?

Ich versuchte mich von diesen Gedanken abzubringen und wieder auf mein Essen zu konzentrieren, als mit plötzlich bewusst wurde, dass ich die ganze Zeit auf Yzaks Lippen starrte. Und nicht nur ich hatte es bemerkt.

Ich stand ruckartig auf und warf dabei mein - zum Glück leeres - Glas um. Mein Herz raste wie wild, als ich schnellen Schrittes zur Geschirrabgabe ging und den Esssaal verließ.

Zögernd machte ich mich auf den Weg zu Miguel. Ob ich wirklich zu ihm wollte, wusste ich nicht, aber ich hatte es ihm gesagt... und vielleicht würde ich ihm ein paar Fragen stellen können... vielleicht könnte er mir weiterhelfen.
 

Miguel schien sich wirklich über meinen Besuch zu freuen. Zögernd ließ ich mich auf seinem Bett nieder. Er setzte sich neben mich.

"Mit Yzak scheint ja alles wieder in Butter zu sein..."

"Wie mans nimmt... wir haben nicht darüber geredet."

"Was?"

Ich erzählte Miguel von meinen letzten Tagen und schließlich auch von meinen Zweifeln... von meinen Gefühlen.

"Auch wenn ich ihn vielleicht liebe... ich komm mir so abartig... pervers vor..."

"Das ist normal... als mir das das erste Mal passierte, dachte ich auch so wie du..."

"Wusste er es?"

"Nein... und als ich es ihm sagen wollte, hatte er eine Freundin... dabei blieb es dann auch..."

Wir schwiegen einen Moment und ich starrte auf den grauen Boden.

"Du brauchst dir keine Sorgen machen... Verliebt sein ist die normalste Sache der Welt, egal in wen..."

"Er würde es aber nie akzeptieren..."

"Glaubst du..."

"Weiß ich!"

"Woher?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Schon wie er letzt reagiert hat..." und immerhin redeten wir doch von Yzak!

"Das heißt nichts... es ist einfach ein komisches Gefühl, plötzlich so etwas über den besten Freund zu erfahren... er dachte wahrscheinlich immer, er kennt dich... und dann so was..."

"Ich habe es ja gerade selbst erst bemerkt!"

"Das weiß er aber nicht..."

Resignierend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen und schloss die Augen. Vor mir sah ich Yzaks abwertenden Blick... Nein, er musste mich wirklich hassen für diese Enthüllung.

Mein Herz tat weh.

Plötzlich rissen mich zwei Lippen aus meinen Gedanken, die sich sanft auf meine legten. Erschrocken öffnete ich die Augen.

"Tschuldigung"

Ich wusste nichts zu sagen. Einerseits wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte ihm gesagt, er solle das lassen... andererseits sehnte ich mich in diesem Moment nach etwas, das ich von Yzak wohl nie bekommen würde... nach Nähe...

Meine Arme umschlangen ihn automatisch noch ehe ich weiterdenken konnte und dann küsste ich ihn. Auch wenn nicht er es war, den ich wollte... in diesem Moment reichte es mir.

Schnell wurden unsere Küsse fester, leidenschaftlicher... und es blieb nicht bei dem bloßen Zungenspiel. Miguels Hände fuhren meinen Körper entlang und er zog mir das Hemd über den Kopf, küsste meine Brust, meinen Bauch... fuhr tiefer...

Ich hatte in den letzten Tagen oft darüber nachgedacht, wie wohl Sex bei Männern sein würde... wie es sich anfühlte... ob es weh tat... Ehrlich gesagt... ich war neugierig geworden, weshalb ich mich noch am meisten schämte...

Miguel zog mir die Hose aus und auch seine Haut lag mir bald nackt entgegen... Ich fuhr darüber, fühlte die Muskeln, schloss die Augen... Ich küsste ihn, immer und immer wieder, überall wo meine Lippen mich hinführten, und dann versuchte ich ihm ein Zeichen zu geben...

Ich wollte es... irgendwie...

Zuerst war es komisch, als er mich dort berührte, dann ein fast unangenehmes, bedrückendes Gefühl... dann wahnsinniger Schmerz... und schließlich... schließlich war es einfach nur unglaublich...
 

Erschöpft sank ich in Miguels Armen zusammen. Ich atmete schwer und mein Körper klebte an seinem. Nur ganz langsam begriff ich, was gerade geschehen war... dass ich tatsächlich mit ihm geschlafen hatte...

"Ich... das... wir..."

Ich wollte aus dem Bett, griff schon nach meiner Hose, als er mich zu sich zurück zog. Seine Arme umschlangen mich von hinten.

"Lass mich!", fauchte ich und versuchte seinem Griff zu entkommen, bis ich schließlich resignierend aufgab.

"Was ist los?", fragte er zärtlich.

"Ich bin so ein Schwein!", flüsterte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Ich heuchle was von Liebe... und dann schlaf ich mit einem anderen... Ich bin so ein Lügner!"

Miguels Griff wurde etwas fester und ich spürte, dass ich weinen wollte.

"Du brauchst dir nichts vorwerfen...", sagte er mit ruhiger Stimme.

"Doch! Natürlich! Wenn ich einfach so mit jemandem... Sex habe... wie kann ich Yzak dann lieben... wie kann ich..."

"Es ist nicht an dir, dir Vorwürfe zu machen... Liebe und Sex... auch wenn es zusammen gehört, muss es dennoch nicht immer beides da sein..."

Ich schluckte schwer und wischte mir die Tränen weg, die in meinen Augen fest hingen. Nicht weinen jetzt...

"Ich habe mich nach Nähe gesehnt...", flüsterte ich nach einer Weile.

"Das wirft dir auch keiner vor..."

"Yzak darf das nicht-"

"Er wird es nicht erfahren... nicht von mir... so etwas musst du ihm sagen... das und deine Gefühle..."

"Das geht nicht..."
 

Es verging noch eine gute Stunde, bevor ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer machte. Yzak lag auf dem Bett und hörte Musik. Er hatte mich noch nicht bemerkt...

Eigentlich wollte ich duschen, doch ich blieb neben seinem Bett stehen.

Seine Augen waren geschlossen, und er atmete ganz ruhig und gleichmäßig. Wahrscheinlich schlief er sogar.

Zögernd ging ich vor seinem Bett in die Knie. Er war so hübsch... für einen Mann fast schon eine Schönheit.

Ich streckte meine Finger nach seinen Haaren aus, fuhr zärtlich durch ein paar, die auf dem Kissen lagen. Ein schönes Gefühl... und langsam verstand ich, dass dies etwas war, was ich schon immer hatte tun wollen...

Ich starrte auf seine Lippen. Wie es wohl wäre, sie zu küssen... wie es wohl wäre, von ihnen geküsst zu werden...

Den Mut, meine Lippen auf seine zu legen, hatte ich nicht. Stattdessen taten dies meine Finger. Vorsichtig strich ich über die Haut. Sie war weich und fühlte sich toll an... Gott, ich wollte so sehr...

Keine Ahnung wie ich es schaffte, mich loszureißen...

Mit fest hämmerndem Herz ging ich ins Bad und versuchte mich unter der Dusche zu entspannen. Mein ganzer Körper kribbelte... was wäre bloß passiert, wenn ich ihn wirklich geküsst hätte?
 

Ich schlief mal wieder nicht besonders gut in der Nacht. Die Gedanken an Yzak und natürlich auch an das, was ich mit Miguel getan hatte, hielten mich wach... Auch wenn ich es ungern auch nur mir selbst zugab... es hatte mir gefallen... auch wenn es selbst jetzt noch ein unangenehmes Gefühl war...

Übermüdet ging ich am Morgen zur Kampfsimulation. Die Gegner wurden wie immer ausgelost und mein Gegner war... Yzak. Er funkelte mich breitgrinsend an. Und irgendwas störte mich an seinem Blick.

Wir machten uns bereit und bestiegen unsere Kampfsimulatoren. Nur wenige Sekunden später schaltete sich Yzak zu mir durch...

"Na du Schwuchtel... Dann lass uns mal sehen, ob du schon verlernt hast, wie man kämpft..."

Ich war baff. Erschüttert starrte ich auf den kleinen Bildschirm wo ich sein Gesicht sehen konnte. Nur eine Sekunde lang, bevor er sich wegschaltete.

"Y... Yzak... das..."

"Klappe und kämpf!", damit stürzte er auf mich zu.

Nicht nur, weil ich geschockt seiner Worte wegen war, sondern auch wegen der fast schlaflosen Nacht und meinem müden Körper, schaffte er es schnell, ein paar sehr gute Treffer zu landen.

Mit aller Macht versuchte ich mich auf den Kampf zu konzentrieren, als er mich erneut anschrie.

"Du stinkst nach Sex und dann fummelst du auch noch an mir rum... du bist so abartig!"

Bei diesen Worten hatte ich das Gefühl, mir bliebe das Herz stehen.

Er landete die letzten Treffen und im wirklichen Kampf wäre ich nun tot gewesen... vielleicht wäre das sogar besser so.
 

Erschöpft bekam ich erst mal Ärger von meinem Lehrer... wie es sein konnte, dass er mich so schnell fertig machen konnte. Ich schaltete auf Durchzug. Es tat weh... wusste ich doch nun endlich, was er wirklich von mir dachte.

Die besten vier unserer Gruppe würden wie immer auch diesmal noch mal gegeneinander antreten... und zwar nicht in den Simulationsgeräten, sondern in richtigen, etwas umgebauten Zakus. Wie eigentlich fast immer waren auch diesmal Athrun und Yzak unter ihnen... und diesmal bildeten sie Gegner.

Die ,Verlieren' begaben sich in die dazugehörige Zuschauerhalle.

Mein Magen drehte sich und mir war zum kotzen. Ich nahm die entgegenliegende Tür und verdrückte mich in mein Zimmer.

Ich wusste ohnehin wie es ausgehen würde... Wie immer würde wohl auch diesmal wieder Athrun gewinnen...

Normalerweise würde Yzak dann wütend in unserem Zimmer herumfluchen und mich nebenbei dumm anmachen... diesmal allerdings würde er wahrscheinlich eher nur mich fertig und dafür verantwortlich machen... wenn er überhaupt noch mit mir redete... geschweige denn sich vor mir aufregte.

Ich hatte mich in meinem Bett vergraben und harte den Dingen, die da kommen würde... als die Tür nur nach ein paar Minuten schon aufging. Ein keuchender Nicol stand vor mir.

"Komm schnell Dearka... Yzak ist ausgetickt und die beiden haben sich fertig gemacht... sie... sie wurden auf die Krankenstation gebracht..."
 

ENDE Kapitel 2

Betsuri

Mein Herz schlug so fest wie wohl noch nie zuvor. Auch wenn Nicol, der mir keuchend folgte, immer wieder rief, dass nichts ernsthaftes passiert war, konnte ich mich doch nicht beruhigen. Ich fühlte mich schuldig... ob ich es wirklich war... ich wusste es nicht.

Als ich endlich bei der Krankstation ankam, sah ich zuerst Athrun. Mit resignierendem Blick saß er auf einer Liege und ließ sich einen Verband um den Kopf legen. Daneben lagen blutdurchtränkte Tücher. Mich erschreckte schon dieser Anblick, auch wenn es nur Athrun war...

„Wo ist Yzak?“, keuchte ich und Athrun deutete auf eine Tür.

Ohne lange zu überlegen stürmte ich in das Zimmer. Das erste, was ich sah, war auch hier ein rotweißes Tuch, allerdings bei weitem mit nicht so viel Blut. Das nächste war ein wütender Yzak, der auf der Liege lag, mich nicht beachtend, sondern Löcher in die Decke starrend. Und dann die Krankenschwester, die ihm einen Gips an den linken Arm legte.

Ich blieb im Türrahmen stehen. Mein Herz raste noch immer, doch ganz langsam beruhigte es sich, nun da ich sah, dass es ihm wenigstens so gut ging, dass seine Wut noch immer Vorrang behielt.

„Schließen Sie bitte die Tür.“, sagte die Schwester, ohne mich anzusehen.

Ich tat wie mir geheißen und blieb zögernd auf meinem Fleck stehen.

„Von außen, du Trottel!“, fuhr Yzak mich sofort an und drehte den bohrenden Blick zu mir. Erst jetzt sah ich das Pflaster, das nah seiner Schläfe klebte. „Und starr mich nicht so an!“

Nur einen Moment lang verharrte sein Blick auf mir, dann schloss er die Augen.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte den Raum nicht verlassen... doch hier haben wollte er mich wohl auch nicht... Ich kam mir doof vor...

Die Schwester stand auf und sah mich an. Dann seufzte sie.

„Wenn du schon hier sein musst, setz dich wenigstens irgendwo hin und steh nicht im Weg.“

Sie ging zu einem Schrank und kramte darin herum, während ich mich auf den Hocker setzte, der nur unweit von der Liege entfernt stand. Ich wollte irgendwas sagen... wollte mit Yzak reden und ihn fragen, ob es ihm gut ging... aber dann wäre er wohl vollends ausgetickt.

Die Krankenschwester ging ans Fußende und blieb einen Moment dort stehen. Ich beobachtete sie und fragte mich, wieso sie so unschlüssig wirkte. Dann trafen sich unsere Blicke.

„Helf mir mal... Wir müssen ihn irgendwie aus dieser Hose bekommen...“

Sofort fuhr Yzak in die Höhe. Sein Gesicht verzerrte sich deutlich vor Schmerzen, doch fauchen konnte er wie immer. „Wie bitte?! Das mach ich selbst!“

„Nichts da!“ Sie drückte ihn wieder auf die Liege hinunter. „Stell dich nicht so an... Du musst noch etwas ruhig liegen bleiben... und es ist doch nichts dabei, wenn dein Freund hilft...“

Ein giftiger Blick traf mich und sagte mehr als tausend Worte. Er schien ihn ziemlich anzuwidern, der Gedanke, das ausgerechnet ich ihm aus der Hose helfen sollte. Aber wieso sollte ich das überhaupt?

Zögernd stand ich auf und stellte mich neben die Schwester. Ich sah Yzak noch immer an, der nun wieder die Augen schloss und einfach nur wütend wirkte.

„So... ich werd das Hosenbein hier aufschneiden und dann müssen wir ganz vorsichtig die Hose wegnehmen...“

Vielleicht sah sie meinen fragenden Blick, als sie hinzufügte. „Er hat sich den Unterschenkel gebrochen...“

Für einen Moment blieb mir die Sprache weg. Bitte? Eine Verletzung am Kopf... ein gebrochener Unterarm... und dann auch noch das Bein? Um Himmels Willen... was war das für ein Kampf? Und warum hatte Athrun nur die Verletzung am Kopf?
 

Ich half der Schwester bei Yzaks Gips, holte danach einen Rollstuhl und fuhr ihn in unser Zimmer. Dort angekommen blieb er in dem Stuhl sitzen, den gesunden Arm über den anderen verschränkt, mit kaltem Blick und ohne ein Wort zu sagen. Ohnehin hatte er die ganze Zeit schon nichts mehr gesagt.

„Yzak?“

Unschlüssig stand ich neben ihm. Irgendwie konnte ich mir ja denken, was in ihm vorging... Nicht nur, dass er ja schon den ganzen Tag schlecht auf mich zu sprechen war, nein, nun war er auch noch ziemlich hilflos und würde so die nächsten Tage meine Hilfe brauchen... Eigentlich kein Wunder, dass er nun nicht mit mir sprach, dass er sauer war...

„Komm... ich helf dir aufs Bett...“

Er drehte den Kopf weg, als ich mich ihm näherte.

„Vergiss es!“ Damit stemmte er sich hoch, auf einem Arm und einem Bein.

Irgendwie sah es gefährlich aus und ich sah ihn schon fallen. Aber er schaffte es. Wahrscheinlich reichte dazu schon der Gedanke, sich nun ständig von mir helfen zu lassen...

Ich seufzte und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. Eine Weile beobachtete ich Yzak, wie er einfach nur auf dem Bett lag und Löcher in die Luft starrte. Er war mies gelaunt... mehr als das... Er hatte mal wieder einen Kampf gegen Athrun verloren und dann auch noch mit solchen Folgen. Kein Wunder, dass er mies drauf war... ob er mich dafür verantwortlich machte?

Lange dachte ich darüber nach, bis ich beschloss, es gut sein zu lassen... was würde es schon bringen? Also begann ich damit, ein paar Aufgaben zu erledigen und versuchte, mich darauf zu konzentrieren.

Es wurde später... es wurde Abend... und dann hörte ich Geräusche hinter mir. Als ich mich umdrehte, versuchte Yzak gerade sich irgendwie auf einem Bein zu halten und so ins Bad zu gelangen. Sofort sprang ich auf.

„Spinnst du!“ Ich packte ihn und hielt ihn fest. „Was, wenn du umfällst?“

„Quatsch!“ Er versuchte sich von mir zu drücken.

„Kein Quatsch! Die haben dir nicht umsonst den Rollstuhl gegeben!“

Ich verfrachtete Yzak in das Teil, was er sichtlich nur ungern zuließ. Dann schob ich ihn ins Bad, blieb dort einen Moment zögernd stehen.

„Aber allein auf Klo gehen darf ich noch, oder?“, fuhr er mich an mit wütendem Ton.

Jetzt schon irgendwie peinlich berührt, verließ ich das Bad.
 

Als er ein paar Minuten später wieder in seinem Bett lag und ich mich wieder zum Schreibtisch begeben wollte, zischte er plötzlich mit abfälligem Ton: „Das muss dir doch alles wahnsinnig gefallen, oder?“

Irritiert sah ich ihn an. Was meinte er damit?

„Wie bitte?“

„Na... mich so wehrlos vor dir zu haben... hm?“

Sein Blick war drohend und aufs äußerste herablassend. Es machte mich wütend, meine Hände ballten sich zu Fäusten. Wenn du noch immer wütend warst, den Kampf verloren zu haben... musstest du das nun plötzlich an mir auslassen? Aber wahrscheinlich hätte ich damit rechnen sollen.

„Yzak... Ich bin zwar schwul, aber das heißt nicht, dass ich gleich jedem Kerl hinterher hechel... du bekommst doch auch nicht gleich bei jeder Frau nen Abgang, oder?“ Ich war sauer... und irgendwie ziemlich gekränkt.

„Pfft!“ Yzak zog es vor, nicht auf meine Worte zu reagieren und schnappte sich das Buch auf seinem Nachttisch.

Seufzend begab ich mich wieder an meinen Schreibtisch. Mit aller Kraft versuchte ich mich damit abzulenken, als Yzak etwas murmelte.

„Jeder Kerl also... tz...“

Es brachte mich dazu, zu schmunzeln. Ob er es wollte oder nicht, meine Worte hatten scheinbar ein bisschen an seinem Stolz gekratzt.
 

Knapp eine Woche würde er den Gips am Arm tragen müssen, den am Bein ein oder zwei Tage länger. Ihn regte dies ziemlich auf, während die Schwester noch grinsend zu mir meinte, man solle ihm sagen, bei ihm würde es so lang dauern, wie bei den Naturals... also 6-8 Wochen. Schade eigentlich, dass Yzak mir das nie abkaufen würde.

Jedenfalls bedeutete das nun, dass er mindestens eine Woche meine Hilfe brauchen würde. Man merkte ihm deutlich an, wie sehr ihn die Sache nervte, mit jeder kleinen Bewegung sagte er es unmissverständlich aus. Er hasste es schon immer, abhängig von jemandem zu sein, hätte es schon im Normalfall gehasst, meiner Hilfe zu bedürfen, doch nach den neusten Enthüllungen was mich betraf nun wohl noch viel mehr.

Um ehrlich zu sein, es tat ziemlich weh, dass er dies Ganze tatsächlich so weit über unsere Freundschaft stellte, dass er das Bild von mir so extrem zu ändern schien... Vom Freund zur Schwuchtel? Dabei wusste er doch nicht einmal, dass wirklich er es war, den ich wollte... wieso wies er mich dann so deutlich von sich? Ekelte ihn der Gedanke an?

Ich dachte sogar einmal darüber nach, ihm nun auch noch die letzte Wahrheit zu sagen, doch ich ließ es sein... So konnte ich die Hoffnung haben, dass es irgendwann einmal besser werden würde, doch dann...?

Ohnehin war es ja nicht so, als hätte ich nun plötzlich verstanden, schwul zu sein, als hätte ich schon akzeptiert, dass ich solche Gefühle für Yzak hatte... Zwar wusste ich, dass es durchaus so war, doch es verstehen war ein ganz anderes Kapitel... Es würde doch eh nie zu einem glücklichen Ende führen, wieso konnte ich die Gedanken, die Gefühle dann nicht einfach aufgeben... oder so tun, als habe ich sie niemals bemerkt...

Die Woche zumindest stichelte Yzak ständig, sagte immer wieder wie toll es doch für mich sein musste, er so „schwach“ und hilflos...

Schließlich hielt ich es dann einfach nicht mehr aus. Der Kampf lag schon fünf Tage zurück, es war Abend und ich sollte ihm aus seinen Klamotten helfen.... Klar gefiel es mir, dann und wann seinen nackten Körper zu sehen – zum ersten Mal realisierte ich dies überhaupt – doch ich würde nicht sagen, dass ich es irgendwie ausnutzte, mich zu sehr daran ergötzte. Herrje, was dachte er auch? Dass ich mir jedes Mal danach einen runterholte?

Wie auch in den vergangenen Tagen konnte er auch diesmal sein Mundwerk nicht still halten. Sein Blick war herablassend. Es tat weh, ihm überhaupt ins Gesicht zu sehen.

„Sei still...“, bat ich wiedereinmal und spürte in mir die Wut köcheln.

Warum tat er so etwas? Warum machte er sich über mich lustig? Hatte er unsere gemeinsamen Jahre vergessen, unsere Freundschaft?

Er war nicht still, meinte grinsend, er habe doch recht...

Ich konnte nicht mehr.

Doch sofort, als ich es tat, wusste ich, dass es ein Fehler war... ein riesengroßer Fehler...

Und dennoch, die paar winzigen Sekunden, die unsere Lippen sich berührten... Es war trotz allem ein unglaublich schönes Gefühl.

Ein schockierter Blick traf mich, als ich mich wieder zurück zog. Doch nicht nur ihn hatte meine Tat erschreckt, sondern auch mich selbst. Mein Gott, wie konnte ich so etwas bloß tun?

Ich wandte den Blick ab und legte das Hemd beiseite, dass ich ihm soeben ausgezogen hatte. Meine Wangen mussten glühen. Ohnehin musste man mir eigentlich genau ansehen, wie unangenehm mir das eben Geschehene war.

„Du...“ Seine Stimme war dünn und zitterte.

Ich wagte kaum, ihn wieder anzusehen. Im Augenwinkel sah ich seinen Arm zucken und dann, ehe ich mich versah, hielt ich sein Handgelenk, verhinderte so den bevorstehenden Schlag. Mein Herz raste als ich in sein hasserfülltes Gesicht blickte.

Ich hätte mich schon längst entschuldigen sollen, doch noch immer verließ kein Wort meine Lippen. Ich konnte nichts sagen.

„Du Bastard!“, schrie er dann mit einem Mal. Er riss sich los und schlug mich dann doch.

Meine Wange brannte... aber viel schlimmer war wohl die folgende Geste. Er fuhr sich abwertend mit dem Handrücken über die Lippen und präsentierte mir einen angeekelten Blick.

Ich rannte aus dem Zimmer. Alle Stärke, allen Mut, den ich vielleicht noch irgendwie besaß, waren mit einem Mal verschwunden. Mein Herz tat weh und ich wollte einfach nur noch weg. Ich konnte nicht eine Sekunde länger in seiner Nähe sein.

Wieso hatte ich das getan? Wieso hatte ich ihn plötzlich geküsst? Genau wusste ich es schon da nicht mehr... Weil es so über mich kam... weil ich es schon so lange wollte... oder vielleicht weil er mich einfach zu sehr provoziert hatte... Es stimmte alles irgendwie und dennoch... ich hätte es nie tun dürfen...

Keuchend kam ich in dem kleinen Park des Geländes an. Es war dunkel und niemand war zu sehen... Zum Glück.

Gegen irgendeinen Baum ließ ich mich sinken und vergrub mein Gesicht in den Armen. Ich fühlte mich zum heulen, doch das tat ich trotzdem nicht. Ich unterdrückte das Gefühl, unterdrückte den Willen danach. Egal wie sehr es schmerzte, so schwach durfte ich nun nicht sein! Es würde nichts ändern...

Yzaks Gesicht tauchte vor meinem inneren Augen auf. Diese Wut in seinem Blick, Abwertung und Unverständnis. Nun hatte ich ihm endlich einen richtigen Grund für seine Ablehnung gegeben. Nun konnte er mich endlich hassen...

Ich fuhr mir mit dem Finger über die Lippen. Schon war das Gefühl verrauscht, seine spüren zu können... Eigentlich war es, als wär es nie geschehen. Doch egal wie klein der Kuss war... seine Folgen waren riesig... Und das nicht nur auf Yzak bezogen... Auch in mir hatte er etwas ausgelöst. Egal wie kurz dieser Moment war, und wie wenig ich ihn in den Sekunden eigentlich wahr nehmen konnte, wusste ich, dass ich es nun am liebsten immer wieder tun würde... Das schwindende Gefühl seiner warmen Lippen auf meinen... ich wollte es richtig kennen lernen...

Mit diesen Gedanken... so würde ich ihm doch nun nie wieder in die Augen sehen können...

„Dearka?“

Ich zuckte zusammen als die Stille unterbrochen wurde, hob meinen Kopf zu der ein paar Meter entfernten Person. Warum musste mich hier jemand sehen?

Ich stand vom Boden auf und klopfte mir die Hose ab.

„Hi...“, versuchte ich ein Lächeln, als ich auf ihn zu ging.

Sein Blick war forschend. „Was ist los?“

Es war wohl offensichtlich, dass es sich bei meinen Absichten nicht um einen abendlichen, entspannenden Parkbesuch handelte...

„Nicht viel...“ Ich ging ihm ein paar Schritte voran, damit er mir nicht ins Gesicht sehen konnte.

Seine Schritte folgten mir, auch das folgende Stück den Gang entlang. Normalerweise war er doch auch nicht so... konnte er nicht bitte jemand anderen nerven?

„Ihr streitet im Moment ziemlich viel, oder?“

Seine Frage erschreckte mich. Woher wusste er, dass es mit Yzak zu tun hatte?

Dennoch nickte ich.

„Ist irgendwas passiert? Er war schon vor dem Kampf mit Athrun so komisch...“

Ich zuckte mit den Schultern. Verdammt, ich werde dir keine Auskunft geben!

„Du willst nicht darüber reden?!“

„Nein...“

Wir gingen weiter. Er folgte mir noch immer. Vielleicht wollte er ja auch einfach in sein Zimmer, dass nur drei Türen von unserem entfernt lag.

Es war wirklich peinlich, das ausgerechnet er mich so fertig gesehen hatte, der kleine, viel zu gefühlvolle Schwächling... Vielleicht hätte er mir helfen können, wenn ich ihm wenigstens ein bisschen was gesagt hätte, vielleicht hätte er...

„Ich habe einen großen Fehler gemacht“, kam es plötzlich aus mir heraus, bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte. „Und nun will er nichts mehr mit mir zu tun haben...“

Wahrscheinlich wurde ich ein wenig rot bei diesen Worten. Ich musste verrückt sein, so etwas ausgerechnet vor ihm zuzugeben.

„Das kann ich mir nicht vorstellen...“ Plötzlich war er mit mir auf gleicher Höhe und sah mich von der Seite an. „Ich glaub eure Freundschaft ist ihm sehr wichtig...“

„Das kann ich mir nich- Meinst du?“ Verwundert sah ich ihn an. Wie kam ausgerechnet er zu einer solchen Annahme?

Er nickte. „Ja... du bist sein bester Freund... ich weiß zwar nicht was passiert ist, aber ich glaube er will dich trotzdem nicht verlieren...“

Ich wurde wohl noch röter bei diesen Worten.

„Du klingst wie ein Mädchen!“, fuhr ich ihn an, einfach, weil mir seine Worte irgendwie peinlich waren... obwohl sie auch auf gewisse Weise gut taten.

Wenn er recht hatte, wenn ich Yzak auch nur ein klein wenig wichtig war...

Wir schwiegen, bis wir an meinem Zimmer ankamen. Ich blieb zögernd stehen, während er weiter ging.

„Lucca...“, hielt ich ihn schließlich auf.

„Hm?“

„Danke!“

Ich versuchte ein Lächeln und er erwiderte es bevor er weiter ging.

„Keine Ursache.“
 

Mit Angst vor dem, was mich erwarten würde, betrat ich unser Zimmer. Ein dunkler Raum empfing mich und irgendwie wunderte es mich nicht einmal. Doch hinten in der Ecke stand der Rollstuhl, was zeigte, dass er noch hier war... das hingegen wunderte mich ein bisschen.

Die Tür schloss sich und es war vollkommen duster. Einen Moment blieb ich zögernd stehen, unschlüssig, was ich nun am besten tun sollte, bis ich schließlich das Licht an meinem Nachttisch anmachte.

Yzak lag auf seinem Bett und schlief... Zumindest sah er so aus... Doch noch einmal darauf reinfallen würde ich nicht.

Ich begann damit, mich auszuziehen und während ich ihn beobachtete, ging ich durch, was ich nun am besten sagen könnte. Lucca hatte schon recht... wahrscheinlich war ich Yzak auch auf gewisse Weise wichtig... doch ich kannte Yzak... Selbst wenn das wirklich der Fall war, er würde es niemals zugeben oder mir einfach klein bei geben... Er würde mich immer weiter zappeln lassen... Dabei hatte er die ganzen letzten Tage wahrscheinlich einfach nur eines gewollt: Eine Entschuldigung... und vielleicht noch die Absicherung, dass er nur ein Freund für mich war...

Ich ließ mich auf meinem Bett nieder und sah Yzak noch immer an. Nun lauschte ich auch. Sein Atem war ruhig und nahezu gleichmäßig... und dennoch war ich mir irgendwie sicher, dass er nicht schlief.

Ich löschte das Licht und blieb weiterhin auf meiner Bettkante sitzen. Gerne würde ich dich noch weiterhin sehen können, doch wahrscheinlich war es für das folgende besser so...

„Es tut mir leid...“, sprach ich leise in die Dunkelheit und lauschte.

Dass sich der ruhige Rhythmus des Atem tatsächlich ein wenig veränderte, beruhigte mich ungemein. Auch wenn mir die folgenden Worte nur schwer über die Lippen gehen würden, so wusste ich nun wenigstens, dass sie auch wirklich bei ihm ankamen.

„Dass ich dich vorhin geküsst habe, tut mir am meisten Leid von allem... Es war nur... du wolltest einfach nicht still sein... ich wusste nicht, wie ich dich sonst bremsen sollte... es tut mir leid, mir hätte etwas besseres einfallen sollen...“

Nach diesen Worten schwieg ich eine ganze Weile. Ich hoffte, er würde mir glauben, nicht mehr sauer sein, die Sache vielleicht irgendwie verstehen und vergessen... Selbst wenn ich meine Gefühle dafür verleumden müsste, es wäre nur ein kleiner Preis...

„Die Sache mit Miguel... Oder überhaupt... Dass ich... schwul bin, ist auch neu für mich... ich weiß, dass es für dich ein ziemlicher Schock war, aber ich will nicht...“ Ich zögerte vor den nächsten Worten. „...Ich will nicht, dass du mich nun daran misst... Dass ich auf Jungen stehe, ändert nichts an unserer Freundschaft... Ich bin noch der selbe Mensch wie zuvor... Und ich will auch weiterhin mit dir befreundet sein... Ich will nicht, dass es alles zwischen uns verändert, dass es dich anekelt, sobald ich dich nur zufällig berühre... Du brauchst keine Angst vor mir zu haben... Ich will meinen besten Freund zurück, mehr nicht...“

Ich schwieg und lauschte in die Stille. Mittlerweile war sein Atem sehr unregelmäßig. War er wütend? Oder berührten ihn meine Worte vielleicht ein klein wenig?

Langsam begann ich zu frieren und kroch daher unter meine Decke. Yzak würde nun nichts zu meinen Worten sagen, das wusste ich, aber vielleicht würde er noch etwas darüber nachdenken... und hoffentlich halfen sie ein wenig...
 

Komischerweise schlief ich in der Nacht relativ ruhig. Als ich aufwachte, schlief Yzak noch. Ich machte mich im Bad fertig und nahm dann meinen Mut zusammen, um ihn zu wecken. Der schlaftrunkene Blick der mich traf, war eigentlich ganz normal, und dass er mir nicht gleich etwas entgegen schmetterte, erleichterte mich ziemlich.

Wortlos stieg er in den Rollstuhl und ich fuhr ihn ins Bad. Gerade als ich dieses wieder verlassen wollte, hielt er mich am Arm fest.

„Ja?“, fragte ich und mein Herz begann vor Nervosität wie wild zu schlagen. Was würde nun kommen?

„Meine Haare sind dreckig... wasch sie...“ Sein Stimme und die Worte waren harsch, und sein Blick blieb abgewandt, doch dass er dies überhaupt von mir wollte, war genug...

Als er ein paar Augenblicke später den Kopf nach hinten übers Waschbecken hielt und dabei die Augen schloss, wusste ich, dass meine Worte tatsächlich ihre Wirkung erzielt hatten.
 

Der Gips am Arm kam genau eine Woche nach dem Kampf wieder ab, doch eher als darüber erleichtert zu sein, fluchte Yzak viel mehr darüber, dass der am Bein noch für vier Tage bleiben würde. Ich versuchte ihn zu beruhigen. Nun bräuchte er wenigstens den Rollstuhl nicht mehr, nun könne er auf Krücken laufen und sich wieder freier bewegen...

Als er – noch lernend, wie man auf den Gehhilfen zu gehen hat – neben mir herstolperte, meinte er dann zu mir, dass es eigentlich ganz angenehm war, sich von mir bedienen zu lassen. Um ehrlich zu sein, diese Worte waren Balsam für meine Seele, auch wenn sie wohl doch etwas anders gemeint waren.
 

Über die Sachen, die ich zu ihm, oder die er zuvor zu mir gesagt hatte, sprachen wir nicht mehr. Alles wurde einfach unter den Teppich gekehrt und dort vergessen. Gut so, denke ich... Auch dass ich schwul bin, kam nicht mehr zur Sprache. Nur dann und wann konnte Yzak sich kleine Kommentare nicht ganz verkneifen oder Sticheleien. In den Fällen allerdings konnte ich darüber lachen oder etwas sarkastisches entgegnen. Ganz langsam begann es eine ganz normale Sache zwischen uns zu werden und ich schämte mich nicht mehr so sehr dafür... Auch Yzak schien auf Dauer viel weniger Probleme damit zu haben, als es erst den Anschein gehabt hatte... Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich darüber war... Unsere Freundschaft schien wieder die alte zu sein...

Naja, ganz die alte kann man vielleicht auch nicht sagen, denn vergessen konnte ich dennoch nie, dass es von meiner Seite aus schon etwas mehr war... Des öfteren musste ich an diesen winzigen Kuss denken und wünschte mir, ich hätte dies Gefühl niemals gekannt... Ich wollte es nochmals tun, doch anmerken ließ ich mir dies nie... Egal was passieren würde, Yzak durfte nie wissen, dass ich doch mehr für ihn empfand... auch wenn es mir noch so weh tat...
 

Ich begann eine Art Beziehung mit Miguel. Nun gut, Beziehung ist wohl wirklich übertrieben, denn nicht nur sagte ich ihm von Anfang an, dass es für mich nur Yzak gab, sondern auch von ihm aus war keine Liebe mit im Spiel. Es war eher so, dass wir ab und zu miteinander schliefen und uns auch so manchmal trafen und etwas miteinander unternahmen. Mit ihm zusammen sein gefiel mir und machte Spaß, und auch der Sex war toll...

Yzak wusste davon, denn ich zog es vor, meine Gefühle zu ihm als einzige Lüge zwischen uns stehen zu lassen. Auf kurz oder lang hätte ich es ohnehin nicht vor ihm verheimlichen können, also konnte ich auch gleich mit offenen Karten spielen.

Am Anfang war es sinnlos, Yzak zu fragen, ob er etwas mit uns unternehmen wollte, doch eines Tages stimmte er zu. Es wurde ein witziger Nachmittag und danach war so etwas nicht mehr ganz so selten. Da Yzak zwar ohnehin noch nie der Umgänglichste war, konnte man zwischen ihm und Miguel zwar keineswegs von Freundschaft sprechen, aber sie verstanden sich doch relativ gut... Und das beruhigte mich ziemlich... Auch weil es so meine Hoffnung verfestigte, dass Yzak tatsächlich kein Problem mehr mit meinem Schwulsein hatte.
 

Das Ganze lief knapp ein dreiviertel Jahr und dann wurde die ganze Ruhe unserer Academy zerrissen... Nein, eigentlich die Ruhe auf ganz PLANT.

Selbst wenn wir immer die jüngsten Ereignisse verfolgten, so hätte wohl keiner damit gerechnet, dass es so bald zum Krieg kommen würde. Doch im Februar, einen Monat vor meinem 16. Geburtstag, war es soweit. Die Erde erklärte uns den Krieg... und Junius 7 fiel...

Von nun an änderte sich mit einem Schlag alles, für PLANT und unsere Eltern, für die gesamte Academy und für mich persönlich.

Während das Training verschärft wurde, um aus uns schnellstmöglich vernünftige Soldaten zu machen, wurden die, die schon welche waren, von ZAFT eingezogen. Darunter auch Miguel.

Ehrlich gesagt war dies ein ziemlicher Schlag für mich, als er eines Abends zu mir kam, um sich zu verabschieden. Bereits am nächsten Morgen würde ein Schiff kommen, um ihn und die anderen abzuholen.

Ich war geschockt, wollte es nicht glauben und las das Schreiben wieder und wieder... Mittlerweile hing ich sehr an ihm, er war mir ein wichtiger Freund geworden und ich wollte mir einfach nicht vorstellen, ihn vielleicht nie wieder zu sehen... Vielleicht liebte ich ihn sogar ein wenig... zwar nicht auf die Weise, wie ich noch immer für Yzak empfand, doch stark genug, dass mir Tränen über die Wangen flossen...

Miguel nahm mich in den Arm und küsste mich. Bis dahin hatte ich es immer vermieden, so etwas vor Yzak zu tun, doch hier war es mir nun egal. Ich klammerte mich an Miguel und erwiderte seine sanften Küsse. Doch so verweilten wir nicht lange. Er schob mich bald von sich und lächelte. Auch seine Augen glänzten traurig, selbst wenn er nicht weinte. Er strich mir durch die Haare und flüsterte, ich solle nicht mehr weinen.

Dann meinte er, ich solle trainieren, solle noch stärker werden, damit ich auf mich aufpassen könne, sobald ich ebenfalls eingezogen werde.

Ich nickte und versuchte aufzuhören zu weinen. Nur weil es für ihn nun hieß ‚ab in den Krieg’, bedeutete das nicht, dass er darin auch sein Leben lassen würde... Trotzdem machte der Gedanke mir Angst.

Ich versprach ihm, auf mich aufzupassen, versprach ihm, vorsichtig zu sein... und ihn wiederzusehen, wenn alles vorbei sein würde. Dann küsste er mich erneut und stand auf. Ich hörte, wie er etwas zu Yzak sagte, verstand allerdings nicht was... Schließlich ein „Auf Wiedersehen“ und er verließ unser Zimmer.

Noch heute schmerzt es, wenn ich an den Abschied damals zurück denke, wenn ich überhaupt an Miguel denke...

An dem Abend unterhielten Yzak und ich uns noch lange. Meinerseits flossen noch ein paar Tränen, doch er ließ sie unkommentiert, lachte mich nicht aus, sondern griff sogar irgendwann einfach nach meiner Hand und hielt sie fest. Eine Geste so voller Wärme, dass ich nur noch mehr heulen musste.
 

Auch wenn es schwer zuzugeben ist, so gewöhnte ich mich schnell daran, dass Miguel nicht mehr da war. Zwar machte mich der Gedanke dann und wann noch traurig, doch mit der Zeit wurde es einfach normal. Außerdem blieb einem ohnehin kaum noch Zeit zum Nachdenken. Ständig war Training und wenn man Abends todmüde im Bett lag, verfolgte man die neusten Nachrichten... man hatte kaum Zeit, auszuspannen.

Yzak und ich sprachen fast gar nicht über den Krieg. Wenn wir uns unterhielten, dann meist über andere Dinge. Es war einfach zu deprimierend, sich über die ganzen Opfer, über die Kämpfe und unsere Zukunft nach der Academy zu unterhalten.

Ich wusste, dass Yzak ähnlich dachte, auch wenn man schon merkte, wie sehr es ihn reizte... der Kampf mit MS... raus aufs Schlachtfeld und sein Können erproben. Zugegeben, auch mich faszinierte das Ganze auf eine abstruse Art und Weise, aber wohl bei weitem nicht zu sehr... Meine Angst lag eher darin, dass wir bald eingezogen und dann getrennt werden würden... Ich könnte es nicht ertragen einer so wichtigen Person „Auf Wiedersehen“ sagen zu müssen.
 

ENDE Kapitel 3

Saikai

Das erste Mal jemanden zu töten ist... erschreckend. Zwar sieht man nur die Mobile Suit in die Luft fliegen, aber man weiß nur zu genau, dass darin ein Mensch gesessen hat... und es ist vollkommen egal wie oft man eingebläut bekommen hat, dass es sich ja nur um minderwertige Naturals handelte.

Ja, es war egal. Das erste Mal, als ich eine MS im Kampf abschoss und sie explodierte, blieb mir das Herz für ein paar Sekunden stehen und ich schaffte erst, mich wieder zu bewegen, als ich kurz darauf selbst angegriffen wurde.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, als ich in diesen, meinen ersten wirklichen Kampf zog. Hatte ich gedacht, dass ich schon so abgestumpft war, dass ich abgehärtet darauf reagieren könnte, nur weil ich zuvor billige Probekämpfe in der Academy gehabt hatte, wo eigentlich nie etwas ernsthaftes passierte? Schwachsinn! Ich beendete ein Leben... und egal ob es nun vom Feind war oder nicht, ließ meine Tat doch irgendwo Verwandte und Freunde alleine zurück. Genau dieser Punkt war es, den ich vor meinem geistigen Auge sah, als damals diese dunkelblaue MS in die Luft flog... Und irgendwie weiß ich bis heute noch genau, wie sie zuvor ausgesehen hatte...
 

Ob Yzak ebenso empfand wie ich? Ehrlich gesagt... ich hatte keine Ahnung. Er sprach nicht mit mir darüber und ich nicht mit ihm... selbst wenn ich mir sicher war, dass er die Würgegeräusche aus dem Bad gehört haben musste, als wir an jenem Abend zurück in unser Zimmer kamen und mein Körper zur Ruhe und mein Magen gleichzeitig zu noch viel größerer Unruhe kam.

Ich für meinen Teil wagte nicht, ihn auf dieses Thema anzusprechen. Yzak war ein Kämpfer, er hatte sich auf darauf gefreut, endlich aufs Schlachtfeld zu kommen... ich wollte nicht fragen, was er jetzt dachte, ob er sich noch immer freute, endlich kämpfen zu können. Vielleicht wollte ich auch einfach die Antwort nicht hören.

Dennoch hatte ich das Gefühl, darüber sprechen zu müssen, einfach um meiner Seele Ruhe zu gönnen, um mir anhören zu können, dass es jedem erst so ergeht, dass ich ganz normal reagiere und dass es aufhört mit der Zeit... Aber wer hätte mir das sagen können? Athrun? Oder Nicol? Nein, vor ihnen hatte ich immer versucht, den Großen, Starken zu markieren... sie sollten meine Zweifel nicht kennen, meine Sorge, ob es tatsächlich richtig war, was ich hier tat, ob ich es wirklich wollte.

So also fraß ich das grässliche Gefühl in mich hinein, drei Tage lang, drei ruhige Tage ohne weitere Kämpfe... drei Tage, bis ich plötzlich jemanden wieder traf, bei dem ich wusste, dass ich darüber reden konnte – auch wenn zunächst ganz andere Dinge im Vordergrund standen.
 

Zu dem Zeitpunkt waren neun Monate vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, seit er eingezogen worden war und ich mich weinend bei ihm verabschiedet hatte.

Neun Monate... es war mir länger vorgekommen.

Natürlich war es das. Wir hatten in dieser Zeit unsere Ausbildung abgeschlossen, hatten alle Hände voll zu tun, und mich quälte die Sorge, ob ich in Zukunft noch in Yzaks Nähe sein könnte... Anschließend, als letzteres klar war und wir in dieselbe Formation eingezogen wurden, kamen neue Sorgen auf... Härteres Kampftraining, neue Leute, eine komplett neue Umgebung, verstecken vor den Feinden... zwei Monate lang... dann der erste wirkliche Kampf.

Ja, natürlich war mir die Zeit länger vorgekommen... und dennoch hatte ich das Gefühl, dass er sich überhaupt nicht verändert hatte, als er plötzlich vor mir stand.

„Miguel?“, fragte ich ungläubig und fuhr im Bett hoch, auf dem ich bis eben gelegen hatte.

Ich erhielt ein Augenzwinkern zur Antwort. „Ja.“ Ein breites Grinsen. „So sieht man sich wieder!“

Er kam auf mich zu, setzte sich neben mich und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Wie war es ihm ergangen?

Was hatte er erlebt?

Warum war er hier?

Und seit wann?

Sprachlos blieb ich sitzen und sagte kein Wort.

Nach ein paar Sekunden des Schweigens legte Miguel den Kopf schief, sah mich neugierig an.

„Wie geht es dir?“

„Gut“, schaffte ich es nun endlich zu antworten und dabei spürte ich einen Kloß in der Kehle.

„Na, das freut mich.“ Er sah sich um, als ich nicht weiter antwortete, ließ seinen Blick über Yzak und mein Zimmer schweifen. „Schön habt ihr es hier. Etwas klein vielleicht, aber schön...“

„Wieso bist du hier?“, platzte es da aus mir heraus

„Weil ich gehört habe, dass ihr auch auf dem Schiff seid. Da dachte ich, schau ich doch mal in deiner Kabine vorbei.“

„Das mein ich nicht!“ – zumindest nicht nur – „Wieso bist du überhaupt hier?“ Ich machte eine ausholende Geste.

„Wieso wohl? ZAFT zieht jetzt richtig in den Krieg, Strategien wurden entwickeln, Pläne geschmiedet und darum die Truppen neu aufgeteilt. Naja, und ich bin eben hier gelandet. Freust du dich nicht, mich zu sehen?“

„Doch, natürlich tu ich das!“

„Das wollt ich hören!“ Ein freches Grinsen. „Aber jetzt erzähl mal, wie ist es dir ergangen? Wie war die Ausbildung? Und was ist mit Yza-?“

„Frag mich doch selbst.“

Erschrocken fuhren wir herum Richtung Bad. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er ja da gewesen war.

„Hey Yzak!“, grinste Miguel nun das viel zu ernste Gesicht meines Mitbewohners an. „Schön dich mal wieder zu sehen!“

„Nimm es mir nicht übel, wenn ich dich nicht vermisst habe“, kam es nur augenrollend zurück, bevor er sich an seinen Schreibtisch fallen ließ.

„Immer noch der Alte, was?“

„Natürlich. Und selbst? Du trägst immer noch grün... Das steht dir nicht.“

„Also ich finde sie passt zu meinen Haaren, aber danke für das Kompliment“, schafften es Yzaks Aussagen nicht, Miguel aus der Ruhe zu bringen, der sich lachend durch die Haare strich.

„Und ne Schwuchtel bist du auch immer noch wie man merkt“, erschreckten Yzaks nächste Worte zumindest mich, doch nicht so sehr wie die, die der neben mir Sitzende dem entgegnete.

„Oh, tut mir leid dich enttäuschen zu müssen!“ Er hob seine Hand und mit einem Mal sah ich das kleine, goldene Ding an seinem Finger. „Ich bin verlobt. Da staunst du, was?“

Entgeistert starre ich ihn an. Meinte er das ernst?

„Na, das kann man wohl sagen“, war Yzaks einzige Aussage darauf, bevor er schließlich wieder aufstand, sich aufs Bett legte und ein Buch aufschlug. „Aber jetzt entschuldige mich, ich habe wichtigeres zu tun.“

„Kein Problem, ich bin sowieso wegen Dearka hier“, sah er nun wieder mich an mit einem ausgesprochen amüsierten Blick. „Ich denke aber wir setzen unser Gespräch besser ein anderes Mal fort, was hältst du davon? Dann stören wir ihn nicht und ich muss sowieso gleich wieder zurück zur Brücke.“

„Ich... okay...“, stammelte ich nur und zwang mich, nicht auf Miguels Hand zu starren.

„Wie wäre es, wenn du heut Abend zu mir kommst? Sagen wir so gegen Acht, da müsste ich frei haben. Mein Zimmer ist D13.“

Ich nickte nur und sah zu, wie Miguel aufstand.

„Okay, bis nachher also!

Die Tür schloss sich und ich war wieder allein... naja, allein mit Yzak, der in seinem Buch lag und dem Abschied von Miguel keinen Gedanken zu schenken schien.

„Er ist... verlobt...“, stotterte ich leise vor mich hin.

„Was sagst du?“ Kurz wurde wohl doch im Lesen inne gehalten.

„Nichts.“ Ich stand auf. „Ich... ich geh ein bisschen raus.“

„Tu was du nicht lassen kannst.“

Als ich Sekunden später im Gang stand, der zum Glück menschenleer war, ließ ich mich gegen die nächstbeste Wand sinken.

Ja, ich war wirklich mehr als sprachlos. Ich wusste noch nicht einmal was ich denken sollte.

Miguel verlobt... einfach so... und so schnell... aber er war doch schwul...

Was mich so sehr daran schockierte? Ich weiß es nicht wirklich. Vielleicht, dass ich mich unterbewusst gefreut hatte, wieder einen gleichgesinnten bei mir zu haben und den nun auch sofort wieder verloren hatte... Vielleicht weil mir Miguel wirklich nie wie der Typ für etwas Festes erschienen war... Vielleicht...

Ich hatte keine Ahnung und verdrängte jegliche Gedanken, die auch nur ansatzweise an Eifersucht grenzten. Dabei wäre es doch verständlich, nicht wahr? Selbst wenn ich ihn nicht liebte, so hatte er mir doch eine Zeit lang sehr viel bedeutet...
 

Bis zum Abend schaffte ich es nicht wirklich, irgendetwas Sinnvolles zu tun. Meine Gedanken warfen sich quer durcheinander und ich konnte sie weder ordnen noch verstehen. So kam es, dass ich schließlich vor Miguels Tür stand und keine Ahnung hatte, was ich mit ihm reden wollte.

„Da bist du ja!“, begrüßte er mich fröhlich und bat mich in sein Zimmer, ebenfalls eine Zweierkabine, herein.

Zögernd setzte ich auf dem mir angebotenen Platz auf seinem Bett, sah nicht ihn, sondern das Nachbarbett an.

„Keine Sorge, diesmal sind wir wirklich allein. Lien kommt erst in zwei Tagen.“

„Aha...“ Ich drehe meinen Kopf ein wenig, sehe ihn nun doch an. Nun trägt er ganz normale Klamotten... Jeans und Hemd... eines, das ich in Erinnerung habe...

„Hast du deine Zunge verschluckt?“

„Nein... es ist nur...“ Ich zuckte mit den Schultern und kam mir komisch vor. Sollte ich tatsächlich fragen?

„Jaaaa?“

„Wieso...“ Ich hob meinen Kopf und sah in seine Augen, nahm all meinen dämlichen Mut zusammen. „Wieso bist du verlobt?“ Sie war raus und ich fühlte mich mies, billig, bescheuert. Ich sollte mich wahrscheinlich für ihn freuen, oder nicht?

Ein Grinsen schlich über seine Lippen, doch es war deutlich, dass er versuchte, ernst zu bleiben.

„Sorry, dass du es so erfahren hast. Ich wollte es dir eigentlich anders sagen.“

„Das ist doch egal, darum geht es nicht.“ Nein, darum ging es wirklich nicht. So oder so wäre ich immer genauso schockiert gewesen.

„Da hast du wohl Recht.“ Er rutschte auf dem Bett zurück, lehnte sich an mir vorbei und zog ein Bild mit einer jungen Frau hervor. „Das ist sie“, deutet er darauf.

„Sie... ist hübsch...“ Ich merkte wie meine Stimme brach. Es wurde immer wahrer und wahrer... Miguel war tatsächlich im Begriff zu heiraten.

„Ja...“

„Wie hast du sie kennengelernt?“

„Eigentlich...“ Er legte das Foto beiseite, klang plötzlich kleinlaut. „Eigentlich kenne ich sie schon sehr lange... Schon seit sechs Jahren um genau zu sein. Seit damals steht auch fest, dass ich sie heiraten werde, jetzt wurde es nur offiziell gemacht...“

Nun fiel ich erst recht aus allen Wolken.

„Das ist... nicht dein Ernst.“

„Doch, das ist es.“

„Aber das... ich meine... wie kann so einfach...“

„Meine Eltern sind sehr streng musst du wissen... Wenn sie etwas sagen, wird es geschehen, da kann auch ich nichts dran ändern...“

„Aber... du bist doch...“

„Das wissen sie nicht. Es wäre der Weltuntergang, wenn sie davon erfahren würden, ich kann ihnen das nicht antun... und deshalb kann ich auch diese Heirat nicht absagen...“

„Aber...“ Ich sprach nicht weiter. Aber, aber, aber... was brachte das schon? Und was versuchte ich zu erreichen? Was wollte ich hören?

„Yver ist sehr nett. Wir haben uns gleich gut verstanden, wie Geschwister, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie das nicht genauso sieht... In letzter Zeit war ich oft mit ihr zusammen, da sie in der Nähe arbeitete. Ich hab schon Gefühle für sie... und solange wenigstens ein paar da sind, werde ich sie auch heiraten können.“

„Aber du liebst sie doch nicht.“

„Nein, zumindest nicht so, wie sie es verdient. Dennoch will ich, dass es ihr gut geht. Ich will sie beschützen, aufpassen, dass ihr nichts passiert...“

„Und sie dein Leben lang belügen?“

„Wenn es sein muss.“ Er senkte den Blick und schien jetzt überhaupt nicht mehr fröhlich.

Das ist nicht richtig!... Doch sprach ich das nicht aus, sah ihn einfach nur weiterhin an und wusste nicht, was ich stattdessen sagen sollte, als mir plötzlich etwas anderes einfiel.

„Hast du mit ihr geschlafen?“, platzte es aus mir hervor und sofort tat es mir leid, das gefragt zu haben.

Nun wieder zog ein Lächeln seine Züge entlang.

„Ja, habe ich. Ich muss zugeben, ich hatte ein wenig Angst, dass es nicht klappt, da ich zuvor eigentlich nur noch Männerbekanntschaften hatte, aber es hat funktioniert... und es war schön.“

„Also bist du nicht schwul?“

„Doch. Es gibt da einen Unterschied... Mit ihr war es schön, weißt du... aber es war nicht aufregend, nicht wirklich so, dass ich es jetzt unbedingt sofort wieder tun will... verstehst du was ich meine?“

„Ich glaube schon...“

„Gut.“ Ein durchdringender Blick traf mich, ein Moment der Stille, dann: „Dearka?“

„Hm?“

„Darf ich dich küssen?“

„... Ja.“ Und ich schaffe es nicht, mein Lächeln zu unterdrücken.

Er erwiderte es, beugte sich vor, sah mich immer noch an. „Ich hab deine Augen vermisst“, flüsterte er, „Sie alleine machen mich heiß...“

Bevor ich etwas hätte erwidern können – hätte ich doch auch nicht gewusst was – drückten sich seine Lippen auf meine und es war ein Gefühl, als hätte ich dergleichen ewig nicht mehr gespürt. Ich hatte es vermisst, ja, das hatte ich tatsächlich... und weil ich ständig bei Yzak war, hatte ich das natürlich nur umso mehr.

Zu schnell dennoch war der feste Kuss vorbei, keuchend sah ich Miguel an, schob ihn dann von mir.

„Du solltest das nicht tun.“

„Da hast du Recht.“ Ein irgendwie wehmütiger Blick, dann stand er auf. „Möchtest du was trinken? Ich jedenfalls könnte ne Abkühlung gebrauchen...“

Nun war ich es, der grinste. „Gerne.“

Er nickte, drehte sich zu dem winzigen Kühlschrank im Raum. „Wie läuft es eigentlich mit Yzak? Bist du irgendwie weiter gekommen?“

„Nein, gar nicht, hab aber auch nichts versucht.“

„Keine Hoffnungen?“

„Überhaupt nicht.“

„Schade...“

Er setzte sich wieder zu mir, reichte mir eine Dose.

„Danke.“

„So...“, lehnte er sich zurück an die Wand, „...jetzt erzähl mal. Wie waren die letzten Wochen so?“

„Anstrengend und...“ Ich zuckte mit den Schultern, als mir plötzlich bewusst wurde, dass er es war, mit dem ich über all meine Sorgen der letzten Tage reden konnte, dass ich unterbewusst vielleicht eigentlich nur darauf gewartet hatte... dennoch fiel mir nun nicht ein, wie ich beginnen sollte.

„Dir muss man heut aber echt alles aus der Nase ziehen. Was ist los?“

„Ich hab... wir haben vor drei Tagen das erste Mal gekämpft... und ich musste... es war...“ Wie bloß sollte ich ihm erklären, was ich dachte? Hilflos sah ich ihn an, doch er schien nicht zu verstehen. „Ich habe getötet.“

„Das haben wir alle...“

„Ja... aber... ich... weiß nicht, ob ich das überhaupt... will...“

„Ah, daher weht der Wind!“

Sein Lächeln verschwand und mit einem Mal wurde sein Blick ausgesprochen ernst. Er hob die Hand, berührte meine Schulter. Im selben Moment hatte ich das Gefühl, in mir zusammen zu sacken. Ich rutschte zurück, ließ mich gegen ihn fallen und war unglaublich froh, dass er mir den Platz in seinem Arm gewährte.

Er lachte nicht, wenn er gewusst hätte, wie erleichtert ich war!

„Das ist normal...“, sprach er dann irgendwann, nachdem er mir ein paar Mal über den Rücken gestrichen hatte. „Mir ging es ähnlich... und ich glaube alle haben diese Zweifel... Aber manchmal ist es so, dass man sich einen Weg ausgesucht hat und den muss man gehen.“

„Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, meine Eltern waren das!“

„Und dennoch hat es dich nie gestört, oder? Du wolltest Soldat werden...“

„Ja... aber...“

„Du solltest es bleiben. Beschütze diejenigen, die nicht fähig zum Kämpfen sind und die, auf die du aufpassen willst. Du kannst es, also solltest du es auch tun.“

„Töten?“

„Wenn es sein muss, ja... Der Krieg beginnt gerade erst richtig und es geht weiter, ob du nun da bist oder nicht. Es wird getötet werden, ob du da bist oder nicht... aber mit dir werden vielleicht ein paar weniger aus unseren Reihen ihr Leben geben müssen...“

Ich wusste nicht, was ich auf diese Worte sagen sollte. Ich presste meinen Kopf gegen seine Schulter und wusste auch nicht, wie ich mich fühlen sollte. Ich verstand was er sagte und es klang gut, aber...

„So schlimm es klingt und so wenig du es dir vielleicht vorstellen kannst, so ist es doch so, dass du dich daran gewöhnst zu töten. Natürlich, irgendwie wird ein bitterer Nachgeschmack immer bleiben, aber er wird schwächer werden und wenn wir den Krieg gewonnen haben, wirst du ihn vergessen und glücklich sein, dass du die beschützen konntest, die du liebst... zumindest hoffe ich das...“

Nun sah ich ihn an und er lächelte ein kleines, wehmütiges Lächeln. Sanft strich er mir durch die Haare, kam mir näher, schien mich küssen zu wollen, doch während sich meine Augen schlossen, spürte ich seine Lippen nur an meiner Stirn. Ich hatte ein unglaubliches Verlangen danach, ihn zu küssen, doch ich traute mich nicht, es zu tun, und so legte ich meinen Kopf einfach wieder zurück an seine Schulter.

„Erzählst du mir, was du in den letzten Monaten erlebt hast?“, fragte ich zögernd und tatsächlich begann er nach einer kurzen Schweigeminute zu erzählen.

Ich wollte es nicht, doch irgendwie, während ich seiner ruhigen, tiefen Stimme zuhörte, wurde ich langsam müde, immer müder, richtig schläfrig. Ein paar Mal gähnte ich, entschuldigte mich und irgendwann hörte er auf zu erzählen.

„Hast du einen schweren Tag hinter dir?“, fragte er leise und ich schüttelte den Kopf. „Macht nichts, du kannst trotzdem schlafen, wenn du willst...“

„Ich sollte... rüber gehen...“

„Brauchst du nicht.“

Ich glaube, ich wollte noch widersprechen, doch ob ich überhaupt noch etwas rausbekommen hatte, weiß ich nicht mehr... denn im selben Augenblick wurde es schwarz um mich herum und ich fiel in einen Schlaf, so ruhig, wie er nun seit drei Tagen nicht mehr gewesen war.
 

Als ich wieder wach wurde, spürte ich zarte Finger über mein Gesicht streifen. Sie streichelten meine Wangen, meine Augenlider, meine Lippen, Nase, Stirn... einfach alles. Fast dachte ich, ich würde noch immer träumen, so angenehm und schöne fühlte es sich an. Ich sah Yzak vor mir, stellte mir sein Lächeln vor und nette Worte, die er mir ins Ohr flüstern könnte. Ja, ich musste noch träumen, so etwas würde er niemals tun...

Als ich die Augen dann aber öffnete, war die warme Hand noch immer da... und ich sah Miguel, der über mir beugte, mich anlächelte.

„Habe ich dich geweckt?“, fragte er.

„Nein... zumindest glaube ich das...“

Er lächelte noch immer und ebenso streichelte seine Hand auch noch immer mein Gesicht. Miguel war schon immer nett zu mir gewesen, schon immer sanft und fürsorglich, aber so zärtlich hatte ich ihn noch nie erlebt. Mit was verdiente ich das jetzt plötzlich?

Doch ich fragte nicht, denn ich wollte nicht, dass er aufhörte und ein wenig wünschte ich mir, meine Augen nicht geöffnet zu haben, um noch immer Yzak sehen zu können.

„Ich habe mehr als nur deine Augen vermisst“, kam es plötzlich und fast hätte ich die Worte nicht verstanden, so leise waren sie gesprochen.

Verlegen schaffte ich es nur schwer, ihn weiterhin anzusehen. Was war los mit ihm, wieso sagte er plötzlich nur solche Sachen?

Ich öffnete meine Lippen um zu antworten, doch ich kam nicht dazu, denn sein Finger kam gerade wieder bei ihnen an und er stoppte mich, bevor ich nur einen Ton herausbrachte. Wahrscheinlich war es gut so, denn meine Frage nach dem Warum hätte diese schöne Situation mit Sicherheit beendet.

„Sei still“, bat er und kam mir näher, nahm den Finger von meinen Lippen.

Ob er mich diesmal küssen würde? Dabei hatten wir doch zuvor gesagt, dass-

Doch er tat es, er küsste mich tatsächlich und es war ein unglaublich sachter Kuss. Was war heute bloß los? Träumte ich doch noch?

Ich schloss meine Augen und ging auf den Kuss ein. Ja, mein Körper war förmlich ausgehungert, ich sehnte mich schon lange wieder nach Nähe... Ich hatte solch schöne Gefühle so vermisst... und es war mir plötzlich egal, was wir zuvor gesagt hatten. Vielleicht war es ja wirklich nur ein Traum, und wenn nicht, war das auch nicht so schlimm...

Die Hand, die zuvor noch mein Gesicht liebkost hatte, strich nun in anderen Gegenden herum. Sanft hob er mein Bein an, strich meine Oberschenkel nach, fuhr meinen Bauch hinauf und wieder hinunter.

Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als er den Kuss beendete und sogleich intimere Gegenden berührte, wenn auch es erst nur durch die Hose war.

Seine Lippen berührten nun meinen Hals, wanderten tiefer, und seine Hand suchte den Weg hinein, unter die Hose...

Nein, dies war kein Traum, es fühlte sich zu toll an, um irreal zu sein... warum sonst hatte ich plötzlich das Gefühl, vor innerem Verlangen zu verbrennen?

„Miguel...“, keuchte ich nun doch eine kleinen Einwand hervor... „Du solltest nicht...“

„Ich weiß...“ Er hob den Kopf, sah mich an. „Aber es ist mir egal. Ich will es tun und du doch auch, oder?“

„Ich... ja...“

„Dann werde ich nicht aufhören...“
 

Ich muss zugeben, dass ich nie gedacht hatte, dass ich je wieder mit Miguel schlafen würde. Als er eingezogen wurde, beendete das unsere Beziehung und als er wieder auftauchte, dachte ich nicht daran, wieder Sex mit ihm zu haben – vielleicht weil ich in dem Moment auch nur viel zu überrumpelt war. Doch wahrscheinlich ist es so, dass man solche Triebe einfach nicht steuern kann, wahrscheinlich hätte mir von Anfang an klar sein müssen, dass so etwas wieder passieren würde, wenn nicht zu viel Zeit verging. Daher war ich zugegeben auch nicht ganz so überrascht, wie ich es vielleicht sein sollte.

Nur ein wenig fraß ein komisches Gefühl an mir, als ich anschließend in seinen Armen lag und den Ring an seinem Finger anstarrte. Ich betrog niemanden, aber er tat es... das war nicht gut, irgendwie ging es gegen meine moralischen Vorstellungen. Dennoch sagte ich nichts dergleichen, behielt meine ungeordneten Gedanken für mich und schlief irgendwann ein.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte ich mich sofort auf den Weg in mein Zimmer. Irgendwie hoffte ich darauf, dass Yzak noch nicht wach sein würde, doch leider wurde ich enttäuscht.

„Ach ne, sieht man dich auch mal wieder!“, kam es schnippisch von der Person, die gerade ihre Schuhe zuband. „Habt euer Wiedersehen wohl ausgiebig gefeiert, was?“ Er stand auf und sah mich nur kurz verächtlich an, ließ mir aber keine Zeit, irgendwas zur Antworten, sondern kam direkt mit einer neuen Information heraus: „Wir sollen uns alle auf der Brücke einfinden in zwanzig Minuten. Vielleicht solltest du dich beeilen und noch schnell duschen, damit nicht sofort jeder weiß, was du heute Nacht getan hast. Wir sehen uns jedenfalls oben!“

Damit drehte er sich um und verließ den Raum... und ich war mir nicht sicher, ob seine Aussage jetzt nett gemeint war, oder doch so bitterböse, wie es sein Blick erahnen ließ.

Mit hochrotem Kopf aufgrund all seiner richtigen Annahmen ging ich schnell ins Bad und sprang unter die Dusche.

Wie es wohl jetzt weitergehen würde, nun, da Miguel wieder da war...
 

ENDE Kapitel 4

Gekitsu

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
 

Dieses Kapitel ist bereits vor einem guten entstanden und dennoch habe ich es bis heute nicht veröffentlicht, wohl, weil es danach nur ein weiteres gibt und ich die Geschichte immer noch nicht beendet habe... Ich finde das sehr schade und es tut mir so leid für jeden, der diese Geschichte verfolgt. Ich werde mich anstrengen, irgendwann weiterzuschreiben... ich gebe die Hoffnung nicht auf!
 

Wie dem auch sei, ich habe mich entschieden, das Kapitel Gekitsu nun endlich zu veröffentlichen. Gegen meiner Gewohnheiten haben ich es mir nicht noch einmal durchgelesen, da ich aktuell einfach nicht die Zeit dazu habe, euch aber auch nicht noch länger warten lassen will... ich bitte, etwaige Fehler zu ignorieren, ich werde vielleicht irgendwann mal eine überarbeitete Version des Kapitels online bringen.
 

Nun aber viel Spaß und ich versuche, Kapitel 6 ebenfalls bald online zu bringen!
 

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Es ist schlimm, zuzugeben, dass Miguel Recht behielt, mit dem, was er zu mir gesagt hatte. Man gewöhnt sich daran, in den Kampf zu ziehen, man gewöhnt sich daran, zu töten. Schneller als einem Lieb ist, wird es zum Alltag, die explodierenden MS zu sehen... viel zu schnell beginnt man abzustumpfen... und selbst wenn man sich auch nach etlichen Kämpfen noch immer fragt, ob man das wirklich will, so ist diese Frage nicht mehr so laut wie zuvor – so zumindest ist es bei mir.

Aber woran liegt das? Warum gewöhnt man sich selbst an solche grässlichen Sachen? Wieso wird es immer normaler, je häufiger die Kämpfe werden? Wieso denkt man irgendwann kaum noch daran, was man den Familien der Opfer antut?

Ist das nicht grausam, unnatürlich?

Wieso aber geht es dann fast jedem so?

Und wenn es nicht so wäre... würden die Kämpfe dann aufhören?

Ich weiß es nicht, denn das taten sie nicht. Statt aufzuhören, wurden sie immer schlimmer. Bald schon lagen nicht mehr mehrere Tage zwischen den Kämpfen, sondern manchmal musste man jeden einzelnen Tag hinaus, jeden einzelnen Tag töten und jeden einzelnen Tag darauf achten, nicht getötet zu werden.

Letzteres war die größte und schwierigste Aufgabe auf dem Schlachtfeld und dennoch schafften wir es mit Bravour, sie zu bestehen.
 

Wenn man gerade nicht draußen auf dem Schlachtfeld war, versuchte man sich abzulenken vom Kämpfen, versuchte jeder auf seine eigene Art und Weise Ruhe zu finden, die Gedanken zu ordnen oder abzuschalten.

Ich für meinen Teil las, wenn ich die Zeit dazu hatte. Ich mochte es, in Geschichte einzutauchen, weit weg zu reisen von den aktuellen Ereignissen. Ansonsten verbrachte ich meine Zeit mit Yzak oder Miguel. Yzak sprach noch weniger als sonst und schon gar nicht sprach er übers Kämpfen, dafür unterhielten wir uns über die politischen Situationen, selbst wenn das weniger Ablenkung bedeutete. Mit Miguel schaffte ich es eher, mich abzulenken. Wir spielten Spiele, redeten über alles Mögliche und ab und zu verloren wir uns in der Lust.
 

Genau so sah mein Leben aus bis Mitte December, als es das erste Mal geschah, dass sich mein Dasein und meine Prioritäten grundlegend verändern würden.

Doch davon wusste ich noch nichts an jenem verhängnisvollen Tag, auch noch nicht an jenem Nachmittag, als Yzak alleine auf die Brücke gerufen wurde – und sich keiner von uns etwas dabei dachte.
 

Als er ungefähr eine halbe Stunde später wieder in unser Zimmer kam, wo ich gerade auf dem Bett lag und etwas las, merkte ich allerdings sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Er war kreidebleich. Klar, er war schon immer eher blass gewesen, aber jetzt war er weiß wie ein Blatt Papier.

Sofort fuhr ich in die Höhe, wurde allerdings keines Blickes gewürdigt.

„Yzak?“, sprach ich, während er aus seinen Schuhen schlüpfte. „Was ist passiert?“

„Nichts!“ Er warf seine Jacke aufs Bett, stampfte an mir vorbei.

„Aber-“

Die Badezimmertür fiel lautstark ins Schloss und ich starrte sie an. Irgendetwas war passiert. Ich kannte ihn zu gut, um dies nicht zu wissen. Es war irgendwas schlimmes, es war-

Ein lautes Knallen aus dem Bad ließ mich zusammenfahren. Ich sprang augenblicklich auf. Noch ein Knall, Klirren...

„Yzak?“

Während meiner drei Schritte zur Tür betete ich, dass sie nicht verschlossen war... und das war sie wirklich nicht. Nackt stand er vor mir und als er mich ansah, sackte er zu Boden. Blut lief seinen Arm entlang und überall um ihn herum lagen Scherben.

„Was-“, kam ich nicht sehr weit.

„Siehst du das?“, schrie Yzak mich an und starrte auf die Scherben hinab. „Siehst du wie er mich anstarrt? Wie er mich auslacht?“ Er stob die Scherben von sich, zuckte zusammen, zog ein Stück aus seiner Handfläche heraus und warf es weg. „Siehst du wie er mich hasst? Ich bin nichts wert! Ich habe ihn enttäuscht! Ich-“

„Sei still!“

Endlich schaffte ich es, meine Starre zu lösen. Ich ließ mich zu ihm auf den Boden fallen, spürte einen stechenden Schmerz. Ich zog den bebenden Körper an mich heran und sogleich klammerte sich seine Hände an mich, krallten sich schmerzhaft in meinen Rücken... und im nächste Moment brach er in Tränen aus.

Mehr als hilflos war ich in jenem Moment, hatte ich Yzak doch seit einer Ewigkeit nicht mehr weinen gesehen. Was war bloß passiert, dass er es nun tat? Wen um Himmelswillen dachte er, enttäuscht zu haben?

Ich presste ihn an mich, suchte nach Worten... und noch während ich dachte, mit meiner Umarmung hätte ich seinen Wutausbruch gedämpft, so hatte ich mich doch geirrt. Plötzlich fing er an, sich zu winden und auch wenn er laut schluchzte, schrie er zwischendrin wirre Sätze herum.

„Er hasst mich! Sieh ihn doch an, wie er lacht! Hörst du es nicht?“

Er versuchte sich von mir wegzudrücken und ich musste alle Kraft aufwenden, um ihn weiterhin festzuhalten. Ich wollte nicht wissen, was geschehen würde, wenn er wieder frei käme. Ich starrte auf die blutverschmierten Scherben und wusste, dass wir hier wegmussten, damit er sich nicht noch mehr verletzte. Was dachte er bloß, gesehen zu haben?

Ich versuchte Yzak mit mir vom Boden hochzuziehen, doch gelang es nicht. Wie ein nasser Sack kauerte er am Boden und wandt sich nur in jene Richtungen nicht aber nach oben, während er dieselben Worte wieder und wieder hervor schrie. Mein Herz schien zu bluten, mit jedem Wort von ihm mehr. Was war bloß passiert, dass so etwas mit ihm geschehen konnte?

„Verdammt Yzak, hör auf!“, rief ich dazwischen, doch es half nichts. „Sei endlich still! Er hasst dich nicht!“

Nein, es half wirklich nicht, er kämpfte weiter, fuhr mit den nackten, blutenden Knien am Boden herum... Und vollkommen hilflos wie ich war, beging ich einen Fehler, den ich schon einmal gemacht hatte.

Sogleich als er meinen Kuss spürte, hielt er regungslos inne und ich musste ihn noch fester halten, damit er nicht zusammen klappte. Und als er Sekunden später still in meinen Armen lag, nahm ich meine Lippen wieder von seinen.

„Beruhige dich“, sprach ich leise, während er mich nur anstarrte. „Na komm...“

Damit zog ich uns beide in die Höhe und tatsächlich fanden seine Füße auf dem Boden Halt. Ich drehte uns ein Stück herum, griff zur Duschkabine und schob die Tür auf, anschließend ihn hinein. Er ließ es zu, doch sackte er innen auch sofort wieder am Boden zusammen.

Ich griff nach seinen Schultern, zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. Er tat so weh, dieser schrecklich verzweifelte Blick, den er nun auf dem Gesicht trug.

„Bleib hier sitzen, ja?“, bat ich mit ruhiger Stimme und als er etwas entgegnen wollte, bremste ich ihn mit meinem Finger auf seinen Lippen. „Ich bin da, ich räume nur die Scherben weg.“

Als kein Widerstand kam, ließ ich von ihm ab, drehte das Wasser an und schloss die Kabine von außen. Nun starrte ich auf den zerbrochenen Spiegel herab... und auf das ganze Blut.

So schnell wie möglich riss ich mich los und während ich die Bruchstücke einsammelte, hörte ich ein immer lauter werdendes Schluchzen hinter mir. Ich hatte das Gefühl, das Herz würde mir brechen.

Schnell wischte ich bestmöglich über den Boden hinweg, schlüpfte aus meiner blutverschmierten Hose und schnappte mir zwei Handtücher und eine Mullbinde aus dem Schrank. Einen Moment lang stand ich vor der Kabine, sah durch das matte Glas hindurch den Körper am Boden sitzen und hörte immer noch das Schluchzen. Was sollte ich bloß tun, um ihm zu helfen?

Nicht zu lange bei diesem Gedanken verharrend, schob ich die Türe wieder auf und starrte nun auf das Häufchen Elend, das den Kopf in den Armen vergraben hatte.

Ich stellte das Wasser ab und gleichzeitig hob sich langsam sein Kopf und das Schluchzen wurde leiser. Ich war mir sicher, dass er sich – wenn vielleicht auch nur unterbewusst – sofort wieder etwas zusammenriss. Wie er mir so mit tränennassem Gesicht entgegenstarrte, hätte ich ihn am liebsten sofort wieder in die Arme geschlossen, doch riss ich mich zusammen, griff stattdessen nur nach seiner zitternden Hand. Vorsichtig trocknete ich diese ab und er sah zu, wie sich das Handtuch langsam rot färbte. Dann wickelte ich bestmöglich den Verband um die Hand.

„Steh auf“, bat ich und zog vorsichtig an der verbundenen Hand.

Tatsächlich tat er es, während wieder ein nun leiseres Schluchzen seine Lippen verließ.

Ich schlang das noch saubere Handtuch um ihn, half ihm aus der Dusche heraus. Schnell und fahrlässig trocknete ich ihn ab, während sich auch dies Handtuch mit Blut füllte und sich das hellrote Wasser zu seinen Füßen sammelte.

Anschließend wickelte ich Yzak in einen Bademantel und führte ihn endlich hinaus aus dem Bad. Seine Hand krallte sich an meinem Arm fest und ich spürte seinen ganzen Körper unterdrückt beben.

Ich legte ihn auf sein Bett und noch während ich mir nicht sicher war, was zu tun, zog er mich hinunter, neben sich.

Lange lagen wir danach da, schweigend, während ich seine Tränen beobachtete, die unaufhörlich flossen, wenn auch nun still und leise. Immer und immer wieder fragte ich mich, was bloß geschehen sein mag, doch auf die Lösung kam ich erst, als er irgendwann wieder zu sprechen begann.

„Ich habe ihn enttäuscht...“, flüstert er und ich starrte einer Träne nach, die seine Schläfe hinunter ran. Dann sah ich ihm in die Augen. Mal hatten sie auf mir gelegen in den letzten Minuten, mal wild herumgeirrt... Nun sah er mich an und sein Gesicht war schmerzverzehrt.

Warum mir gerade jetzt, in diesem Moment klar wurde, von wem er schon die ganze Zeit sprach, weiß ich nicht, aber mit einem Mal war ich mir sicher.

„Womit?“, fragte ich vorsichtig, nicht sicher, ob ich es durfte.

„Ich... ich war nicht... der beste... bin es nie gewesen... kämpfen fällt mir schwer, lernen tue ich kaum noch... ich...“ Seine Stimme versagte ihm den Dienst.

„Aber das kannst du doch ändern...“

„Nicht mehr.“

„Wieso nicht?“

„Weil sie ihn getötet haben.“

Es war, als würde man mir die Luft zum Atem nehmen. Mit einem Mal hörte ich das Blut in meinen Ohren rauschen und verstand den bisher namenlosen Schmerz in seinem Gesicht.

Tod. So viele waren mittlerweile gestorben... aber nie jemand wichtiges... nie hatten wir gelernt, mit so etwas umzugehen...

Im selben Moment brach es aus Yzak hervor.

„Sie haben ihn ermordet! Einfach so! ihn in die Luft gejagt und wir haben nichts mehr von ihm! Er ist einfach weg, sie haben ihn uns einfach genommen, diese Mörder!“

Plötzlich schrie er wieder, schlug mit der verbundenen Hand auf sie Matratze. Plötzlich kam der Schwall Gefühle wieder zu ihm zurück, mit dem er nicht umzugehen wusste.

Diesmal küsste ich ihn nicht, aber ich zog ihn an mich, selbst wenn er sich wehrte. Ich ließ ihn schreien und toben, mir dabei wehtun und jeden verwünschen, den er wollte. Ich verstand ihn nun, verstand zumindest ansatzweise diesen höllischen Schmerz, den er soeben spüren musste... und deshalb versuchte ich auch nicht, ihn zu beruhigen. Das würde überhaupt nichts bringen, nicht, bevor er nicht bereit war, von alleine aufzuhören... oder weil ihm irgendwann die Kraft versagte.

Wie lange es bis dahin dauerte, weiß ich nicht, es war mir auch vollkommen egal. Ich war nur unglaublich froh, dass ich heute nicht mein Zimmer verlassen hatte, dass ich nun hier war und bei ihm sein konnte. Was hätte er bloß getan ohne mich? Wie hätte ich ihn vorgefunden, wenn ich nach Stunden wiedergekommen wäre? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen.

Irgendwann war es dann soweit und Yzaks Körper sackte erschöpft in meinen Armen zusammen. Selbst weinen konnte er jetzt nicht mehr und ich hörte nur das trockene, ausgezehrte Atmen. Dann klang auch das ab und während sein Herzschlag langsam immer ruhiger wurde, schlief er schließlich ein.
 

Irgendwann musste auch ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich alleine unter der Decke. Erschrocken fuhr ich herum, doch entdeckte ich ihn sofort. Er saß am Schreibtisch, seinen Schlafanzug tragend, mit trockenen Haaren und in irgendetwas vertieft. Nur der noch immer unschöne Verband erinnerte in diesem Moment an das, was geschehen war.

Leise setzte ich mich auf, um ihn nicht zu stören, sah auf seinen nun vollkommen ruhigen Rücken. Wie viel Zeit wohl vergangen war... Ich wagte nicht zur Seite auf die Uhr zu schauen, konnte ihn gerade einfach nur ansehen.

Was ging wohl gerade in dir vor? Ob du dich noch immer selbst beschimpftest? Oder verfluchtest du nun jene, die dir und deiner Mutter das angetan hatten?

Als Yzak sich schließlich umdrehte, schien er nicht überrascht darüber, dass ich wach im Bett saß und ihn ansah. Sein Gesicht zeigte eigentlich gar keinen Ausdruck. Er räumte die Zettel vom Schreibtisch in seinen Nachttisch und ich schaffte nicht, zu erkennen, was darauf stand, stattdessen bemerkte ich, wie er den Verband an seiner Hand wieder zu Recht rückte.

„Lass mich das machen“, sprach ich, stand auf und holte schnell eine neue Mullbinde aus dem Bad. Als ich zurückkam hatte er die alte schon entfernt.

„Nicht nötig, es verheilt bereits.“

„Es wäre dumm, wenn du es dir heute Nacht wieder aufreist“, erklärte ich kopfschüttelnd und setzte mich neben ihn, griff nach der Hand.

Er wehrte sich nicht dagegen und da seine Hand nun vollkommen ruhig war, gelang mir der Verband viel besser als zuvor. Ein Nicken als Dank erhielt ich darauf und bevor ich mich in seinen kühlen Augen verlor, stand ich auf.

„Bin gleich zurück.“

Im Bad warf ich einen Blick auf die Uhr, die mir zeigte, dass es jetzt mitten in der Nacht war. Ich zog mich um, machte mich fertig und konnte keinen Blick in den Spiegel werfen, um zu sehen, ob ich genauso hilflos aussah, wie ich mich fühlte. Ob ich jetzt überhaupt schlafen könnte?

Zurück im Zimmer lag Yzak bereits in seinem Bett und kurz hatte ich das Bedürfnis, zu ihm zu gehen. Ich tat es nicht, er würde es jetzt nicht mehr zulassen. Der Ausbruch war vorbei, sein unerkanntes Bedürfnis nach Nähe gestillt. So also legte ich mich in mein eigenes Bett, sah ihn zögernd an und wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte. Bevor ich das allerdings konnte, hatte er bereits das Licht gelöscht, was mir vollkommen den Mut nahm.

Ich verkroch mich unter meiner eigenen Decke und lauschte in die Dunkelheit, hörte seinen ein wenig zu ungleichmäßigen Atem und fragte mich, ob ich mich geirrt hatte, ob ich vielleicht doch zu ihm hätte gehen sollen. Doch jetzt war es zu spät und erleichtert stellte ich fest, dass sein Atem doch relativ schnell zur Ruhe kam und er zum Schlafen überging.

Ich hingegen lag wach, stundenlang, ob es nun daran lag, dass ich zuvor schon geschlafen hatte oder an meinem aufgewühlten Inneren. Wieder und wieder fragte ich mich, wie es nun weitergehen sollte, was ich tun konnte, ob ich es etwas tun konnte. Ich wollte ihm helfen, doch würde er mich lassen? Er war nicht der Typ dafür, seine Gedanken, Trauer und Sorgen zu teilen, dass er es heute getan hatte, war mehr als ich je vermutet hätte.
 

Es war in jener Nacht, dass ich mir schwor, ihn mein Leben lang zu beschützen, vor allen Schmerzen, die ihn jemals treffen könnten. Ich würde sie tragen, wenn es mir möglich sei, ich würde alles tun, nur um ihn nie wieder dermaßen weinen zu sehen. Wenn er nicht glücklich sein könnte, wollte ich es auch nicht mehr sein... ich würde es nicht ertragen. Und der erste Schritt dazu würde sein, dass ich mich nun nur noch vollkommen auf ihn konzentrierte, nicht mehr auf mich... Ich würde etwas beenden müssen und ich nahm mir vor, es so bald wie möglich zu tun.
 

Die Gedenkfeier für Yzaks Vater und die anderen gefallenen Männer war zwei Tage später. Bis dahin sprach Yzak kaum ein Wort, nicht über das Geschehene und auch nicht über andere Dinge. Oft saß er einfach nur schweigend da und studierte die Blätter, bei denen ich bis heute nicht weiß, was auf ihnen gestanden hatte. Ich verließ seine Gegenwart so selten wie möglich in jenen Tagen. Ich hatte Angst davor, ihn alleine zu lassen, wusste ich doch nicht, ob es vielleicht noch einmal aus ihm herausbrechen würde – und dann wollte ich unbedingt für ihn da sein! Doch es passierte nicht und eigentlich war ich sehr froh darüber, auch wenn es mir Sorgen bereitete, dass er alles in sich hineinfraß.

Über den Kuss wurde nie gesprochen und irgendwann fragte ich mich, ob er sich überhaupt daran erinnerte, dass so etwas geschehen war. Wahrscheinlich nicht... und wahrscheinlich sollte ich mehr als froh darüber sein, dass er es nicht tat. Ich hingegen vergaß den winzigen Moment nie und selbst wenn ich in jenem Moment nur den Willen gespürt hatte, ihn zu beruhigen, so ließ es mein Herz nun raßen, wenn ich daran dachte, dass ich seine Lippen erneut berührt hatte.
 

Die letzten zwei Wochen dieses Jahres durfte Yzak nicht mehr aufs Kampffeld zurück. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass zurückgebliebene von Toten eine Pause einlegen musste – außer die Umstände verlangten es anders, und das taten sie nicht.

Ich kann mir nur vorstellen, wie schwer ihm diese Auszeit gefallen sein musste. Mehr denn je wollte er aufs Schlachtfeld, das wusste ich genau. Er wollte Rache üben und ich war mir vollkommen sicher, dass die Aussage, die er unter Tränen getroffen hatte, nun nicht mehr stimmte: nun würde es ihm nicht mehr schwer fallen, zu kämpfen, denn nun wollte er jemanden rächen.

Und tatsächlich, seit diesem Tag war Yzak viel aggressiver im Kampf. In den winzigen Sekunden Freiraum, die ich während der Kämpfe hatte, beobachtete ich ihn mit seinen Gegnern... er war viel waghalsiger, gefährlicher als zuvor. Zwar schien es, als habe er total den Überblick, als könne ihn nichts überraschen... aber was, wenn er doch einmal unaufmerksam war? Yzak war eher eine Person des Angriffes als der Verteidigung... was, wenn er doch mal überrascht werden würde und eben keine Zeit mehr hatte, sich zu verteidigen?

Ich hatte Angst davor und ich schwor mir, ihn zu beschützen, wenn es geschehen würde... doch was, wenn ich gerade nicht in der Nähe war?
 

ENDE Kapitel 5



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Yurippe
2011-10-20T17:10:35+00:00 20.10.2011 19:10
Ich geb's zu, ich habe diese Fanfic nicht gelesen. Ich wollte es, aber die "Erklärung" der japanischen Worte am Anfang hat mich davon abgehalten.

Erstens: Wozu sind die gut? Gibt es keine deutschen Begriffe mehr dafür? Wohl kaum.
Zweitens: Sie sind teilweise falsch.

Tezawari heißt nicht Gefühle, sondern fühlen in Sinne von berühren.
Sokonau heißt nicht unbedingt "verletzten" (das zweite t ist überflüssig), sondern verderben, beschädigen - das, was im Englischen so schön mit spoil ausgedrückt werden kann, wenn dir das hilft.
Das Wort Betsuri gibt es zwar, aber die meisten Leute, die ich kenne, würden wohl einfach Wakare sagen.
Gekitsu findet mein Wörterbuch gar nicht, für Schmerz im bildlichen Sinne könnte ich dir Kurushimi anbieten.

(Falls der Titel übrigens "Kampf und Kuss" sein soll, schreibt man Kisu auch mit einem S.)
Es ist schade, dass du dir durch solche Dinge potenzielle Leser verschreckst - auch wenn die meisten die Fehler sicher nicht bemerken, finde ich sie vermeidbar und wollte dich gern darauf hinweisen. :)
Von:  Smilie
2009-07-03T11:34:37+00:00 03.07.2009 13:34
Hey. Ich hab mich wirklich gefreut, als ich deine ENS gelesen habe.
Auch wenn ich sowas von gar nicht mehr in dem Thema drin bin.. deine ff gefällt mir nach wie vor. Besonders Yzak und Dearka. Das Kapitel finde ich ziemlich gelungen, auch wenn du nicht noch einmal drüber geguckt hast. Mir hats gefallen, dass Yzak jetzt auch mal 'Schwäche' gezeigt hat, wie Dearka sich anschließend um ihn gekümmert hat und dass er den Schwur abgelegt hat Yzak zu beschützen. Wirklich toll. Bin nur mal gespannt, ob er seinen Schwur halten kann. Jetzt wo Yzak so auf Rache aus ist wird das bestimmt nicht leicht. Außerdem bin gespannt wie es zwischen den beiden weitergeht und ob sich vielleicht durch Yzaks Ausbruch zwischen den beiden was verändert hat. Ich hoffe, dass nächste Kapitel kommt vielleicht ein bisschen schneller als dieses hier. ;)
Liebe Grüße, Smilie
Von:  Aburamegirl
2009-07-03T11:26:18+00:00 03.07.2009 13:26

wieder ein sehr schönes und trauriges kapitel,
es beeindruckt mich immer wie gut du die charakter in szene setzen kannst, das sie glaubwürdig und real beim leser ankommen,
man fühlt mit und möchte am liebsten helfen,
du hast ein tollen schreibstil, mach weiter so^^
vg Aburamegirl
Von:  Ryucama
2009-07-01T15:40:33+00:00 01.07.2009 17:40
*schnief* das war gemein. Yzak gehört normalerweise nicht unbedingt zu meinen Lieblingen, aber DAS hat er nicht verdient. Na ja. War auf jeden Fall schön zu lesen, vor allem Dearkas Unentschlossenheit hat mich beeindruckt. Sie wirken beide, als wollten sie mehr, aber keiner traut sich, es zuzugeben. Ich freu mich auf jeden Fall, wenn es weitergeht.
Ach ja, der Schluss! Das war ja auch wieder ein Hammer! Triffts auch ziemlich gut, Yzaks halsbrecherischer Stil ist wirklich etwas gewöhnungsbedürftig. ^^ Weiter so!
Von:  Aburamegirl
2009-06-27T15:52:32+00:00 27.06.2009 17:52
hallo erstmal,
nach langen, langen suchen bin ich auf deiner ff gestoßen und ich muss mich ehrlich bei dir bedanken,
ich bin ein fan von gundam seed und von Yzak und Dearka,
doch irgendwie schien ich die einzige zu sein, weil ich nichts zu den beiden gefunden habe.
Deine ff ist großartig. Das ganze Gefühlswirrwarr kommt durch deinen tollen schreibstil gut rüber, man kann sich perfekt in die chaotische Lage von Dearka hininversetzen. Auch die Charakter haben ihre eigenart aus der Serie behalten, vor allen Yzak hast du gut getroffen.
Du machst es spannend und wirklich interessant.
Hut ab, vor so einer super Leistung,
mach weiter so
gruß Aburamegirl
Von:  _Soma_
2008-08-31T05:00:20+00:00 31.08.2008 07:00
yeah ein neues kapi
war total toll wie immer **-**
mach schnell weiter |D
hab mir nen keks abgefreut als ich gesehen hab das da ein neues kapi is XD!

lg Shizu
Von:  Tora-Pig
2008-05-30T13:22:48+00:00 30.05.2008 15:22
hey du hast yzak wirklich orginalgetreu dargestell XD *kompliment mach* hoffe du stellst bald die nächsten kapis rein, will nämlich wirklich wissen wie das mit dearka/miguel und dearka/yzak weitergeht ^-^
weiter so !!!!!
Von:  Ryucama
2008-05-29T13:28:58+00:00 29.05.2008 15:28
^^ haha, irgendwie amüsiert mich Yzaks Eingeschnapptheit schon ein bisschen! Er ist wirklich gut getroffen. Dearka wirkte mir in dem Kapitel allerdings fast ein bisschen zu unsicher.
und wenn ich diese letzten Sätze von Yzak richtig deute, glaube ich, dass bald ein weiteres einschneidendes Erlebnis für Dearka folgen dürfte... Ich bin gespannt, richtig gespannt darauf! Weiter so!
Von:  Smilie
2008-05-25T10:48:46+00:00 25.05.2008 12:48
Huhu.
Hach, hab ich mich gefreut, als ich gesehen hab,
dass ein neues Kapitel da ist. :)
Ist wieder klasse geworden!
Jetzt sind sie im Krieg und Miguel ist auch wieder aufgetaucht.
Ich denk mal, es kommt noch zu der ein oder anderen komplizierten Situation, oder?!
Bin auch schon tierisch darauf gespannt, wann sich auch mal was bei Yzak anbahnt. :P

Hoffe das nächste Kapitel kommt bald.
Fänds super nett, wenn du mir wieder Bescheid geben könntest. :)

LG, Smilie
Von:  Ryucama
2008-05-25T09:00:28+00:00 25.05.2008 11:00
T.T wenn man bedenkt, was später passiert ist... ist das doch schon relativ hart... *sniff*
ich würd mich echt freuen, wenn du die FF fortsetzt, jetzt würd ich doch auch gern wissen, wie es weitergeht! ^^


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