Regen und Meer von Cowardly_Lion ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hi, kennt ihr das auch, dass ihr ein Lied wirklich gern habt und unbedingt was dazu schreiben wollt - und dann wird es so oft rauf und runter gedudelt, dass es euch nur noch tierisch auf den Keks geht? So ging's mir bei dieser Story. Nachdem ich sie irgendwann im Juni angefangen und dann aus oben genannten Gründen abgebrochen hatte, hab ich sie dann vor kurzem wiederentdeckt und mir gedacht "Mmh, so scheiße war dein Geschreibsel ja gar nicht...". Na ja, letzteres bleibt wohl Geschmackssache und eigentlich hab ich im Nachhinein wohl jedes Klischee eingebaut, dass bei dem Pairing Ryou/ Bakura überhaupt existiert, aber... ich mag das Ergebnis irgendwie. Falls euch irgendwelche Verbesserungsvorschläge bzw. sonstiges einfällt, wäre ich dankbar, wenn ihr es mir mitteilt ^.~ Ansonsten wünsche ich einfach mal viel Spaß beim Lesen... Zum Disclaimer: Weder die Figuren von Yu-Gi-Oh! noch das Lied "Regen und Meer" von Juli gehören mir, Geld verdiene ich hieran auch keines. Aber das wussten wir ja eigentlich schon alle, ne? ~~~ ; ~~~ Du bist nicht wie ich - Doch das ändert nicht Dass du bei mir bist - Und ich zuseh' wie du schläfst Du bist noch längst nicht wach - Ich wars die ganze Nacht Und hab mich still gefragt was du tust - Wenn ich jetzt geh' Und dann verlass ich deine Stadt - Ich seh zurück und fühl mich schwer Weil gerade angefangen hat - Was du nicht willst und ich zu sehr Ich bin der Regen und du bist das Meer ~~~ ; ~~~ Vorsichtig fuhr Ryou mit den Fingerspitzen die Konturen von Bakuras Gesicht nach, ganz sachte nur, damit dieser auch ja nicht aufwachte. Er liebte es, seinen Yami beim Schlafen zu beobachten, wirkte dieser dann doch so entspannt, friedlich, eben ganz anders als im wachen Zustand. Strähnen des feinen weißen Haares hingen ihm ins Gesicht, ließen es weicher scheinen, die sonst so kalt dreinblickenden braunen Augen lagen hinter den Lidern verborgen und der im Kontrast zu Bakuras Alabasterhaut stehende kirschrote Mund glänzte leicht, lud zum Küssen ein. Und doch würde Ryou nie die letzte Distanz wettmachen, nie die Lippen seines dunklen Zwillings kosten, der so nah und doch zugleich unendlich weit entfernt war; er wollte diese Grenze nicht überschreiten, konnte es einfach nicht. Dafür stand viel zu viel zwischen ihnen. Es hatte lange gedauert, sich das einzugestehen, aber langsam musste Ryou der Wahrheit wohl ins Auge schauen: Bakura würde ihn nie näher an sich heranlassen. Dafür war der Grabräuber viel zu sehr daran gewöhnt, sich vor anderen zu verschließen, indem er seine Umwelt durch zynische Kommentare von sich fern hielt. Er war so sehr damit beschäftigt den einsamen Wolf zu spielen, dass er wahrscheinlich nicht mal merken würde, dass sein Hikari nicht mehr da war... Zumindest versuchte Ryou sich das einzureden, machte es die Dinge doch bedeutend einfacher. Wenn er sich lange genug einredete, dass er Bakura egal war, tat der Gedanke ihn nicht mehr in seiner Nähe zu wissen vielleicht nicht mehr ganz so weh... Seine ganzen aufgestauten Gefühle in diese eine kleine Geste legend, hauchte Ryou einen letzten, flüchtigen Kuss auf die Stirn des Schlafenden, ehe er langsam aufstand. Noch schnell den Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten, die ihm wirklich etwas bedeuteten, geschultert und dann nicht wie weg von hier... Für den Rest der Nacht würde er sich ein billiges Hotelzimmer suchen, um dann am nächsten Morgen Yugi zu fragen, ob er vorläufig bei ihm wohnen konnte, bis er die Formalitäten des Umzugs geklärt hatte. Er wollte nicht länger als nötig in Tokio bleiben, nicht, wenn ihn hier alles nur an Bakura erinnerte... Das wäre bloß mit dem Gefühl des Verlustes von etwas verbunden, das er in Wahrheit nie wirklich besessen hatte. ~~~ ; ~~~ Ich hab gedacht ich kann es schaffen Es zu lassen Doch es geht nicht Hab es ein bisschen übertrieben Dich zu lieben Doch es geht nicht Hab nichts unversucht gelassen Dich zu hassen Doch es geht nicht - Es geht nicht ~~~ ; ~~~ Und das alles nur, weil er immer wieder den eigenen Selbsttäuschungen erlegen war; die Lage hätte nie derartig verzweifelt werden können, wenn Ryou schon viel früher Konsequenzen gezogen hätte statt sich einzureden, er würde seine Gefühle für Bakura in den Griff bekommen, früher oder später darüber hinweg sein. Letztendlich hatte er doch ganz genau gewusst, dass er sein dunkles Ich dafür viel zu sehr liebte. Viel zu sehr an ihm hing, als dass er einfach so wieder auf tägliche Routine umschalten konnte. Sicher, Bakura hatte ihn mehr als einmal verletzt, sowohl physisch als auch psychisch, aber irgendetwas in Ryou sträubte sich dagegen, den anderen zu hassen. Sei es, dass es daran lag, dass er selbst so ein verdammter Gutmensch war, oder einfach nur weil er nach all der gemeinsam verbrachten Zeit langsam die Illusion entwickelte, Bakura zu verstehen... Ein Teil von ihm weigerte sich einfach zu glauben, dass Bakura tatsächlich der sadistische Mistkerl war, der er zu sein vorgab. Und auch wenn 90% seines Bewusstsein ihm zuschrien, dass das Schwachsinn war und er endlich abhauen sollte, so hatte Ryou sich in der Vergangenheit doch immer standhaft geweigert, etwas derartiges zu tun. Bis jetzt... Es war vielleicht nicht besonders logisch, dass er nach so langer Zeit ausgerechnet jetzt beschlossen hatte, den Millenniumsring von sich zu schmeißen und zu verschwinden, aber er konnte einfach nicht mehr. Hatte nicht die Kraft dazu, noch länger ignoriert zu werden, für nichts anderes als zum Abbau von Aggressionen benötigt zu werden. Dieses Nebeneinanderleben ohne wirklich ein Teil von Bakuras Leben zu sein machte ihn kaputt. ~~~ ; ~~~ Ich bin nicht wie du - Ich mach die Augen zu Lauf blindlings durch die Straßen - Hier bin ich doch wo bist du Soll das alles sein - Ich war so lang allein Es war alles ganz in Ordnung - Ganz ok - Und dann kamst du Und jetzt verlass ich deine Stadt - Ich seh zurück und fühl mich schwer Weil gerade angefangen hat - Was du nicht willst und ich zu sehr Ich bin der Regen und du bist das Meer ~~~ ; ~~~ Im Gegensatz zu seinem Yami war Ryou einfach nicht dazu in der Lage so zu tun als sei alles bestens, wenn es das nicht war; er konnte den Schmerz nun mal nicht ignorieren, der ihn dann von innen heraus aufzufressen schien. Selbst jetzt, wo er nicht in Bakuras Nähe war, konnte er die Traurigkeit spüren, die er in der Gegenwart des Anderen empfand; heiß brannte sie in ihm, ließ ihn blind und orientierungslos zurück. Schon lange hatte er sein eigentliches Ziel, die Suche nach einem Platz zum Übernachten, aus den Augen verloren, irrte stattdessen einfach umher, weit und breit das einzige lebende Wesen, das um diese Uhrzeit noch auf der Straße unterwegs war. Eigentlich war er ja schon sein halbes Leben lang allein; ständig waren sie umgezogen, Freundschaften blieben da logischerweise auf der Strecke. Sein Vater war nicht viel mehr für ihn als eine unleserliche Unterschrift auf Postkarten, so selten wie sie sich sahen. Das sollte nicht vorwurfsvoll klingen; immerhin nahm sein Vater ja nur an all diesen Ausgrabungen teil, um ihnen ein angenehmes und sorgenfreies Leben zu ermöglichen, und eigentlich ging es Ryou ja auch ganz okay und so - Zumindest hatte er das immer geglaubt, bevor sein Vater ihm den Millenniumsring als Souvenir von einer Ägyptenreise geschenkt hatte. Nur allzu bald hatte er mit dem dem Schmuckstück innewohnenden Geist und damit auch mit den eigenen Abgründen Bekanntschaft geschlossen... Und so unbequem das auch für ihn sein mochte, es hatte Ryou gezeigt, wie einsam er eigentlich wirklich war. Sicher, die Zeit die er mit Bakura verbrachte war nie sonderlich romantisch gewesen, aber dennoch hatte er irgendwie gehofft, dass aus ihnen mehr werden könnte als eine bloße Zweckgemeinschaft. Dass da noch etwas anderes war als bloß die parasitäre Beziehung, die Bakura zu ihm unterhielt... ~~~ ; ~~~ Ich hab gedacht ich kann es schaffen Es zu lassen Doch es geht nicht Hab es ein bisschen übertrieben Dich zu lieben Doch es geht nicht Hab nichts unversucht gelassen Dich zu hassen Doch es geht nicht - Es geht nicht ~~~ ; ~~~ Aber warum machte er sich überhaupt noch Gedanken darüber? Im Grunde war es doch unwichtig, was er sich gewünscht hatte würde doch sowieso nie Wirklichkeit werden. Bakura liebte ihn nicht, hatte das immer wieder mehr als deutlich gezeigt. Wenn Ryou mal wieder wie ein aufgescheuchtes Huhn um ihn herumgewuselt war, um für das Wohlbefinden seines Yamis zu sorgen, hatte der nichts weiter als Spott und Hohn für seine Bemühungen übrig gehabt. Als "Selbstlosigkeit bis zur Selbstaufgabe" hatte Bakura sein Verhalten einmal bezeichnet. Vielleicht hatte er damit ja sogar Recht gehabt... Doch musste seine Sanftheit für einen jahrtausendealten Grabräuber, der sein ganzes Leben lang nur Gewalt und Verrat kennengelernt hatte, denn nicht unwillkürlich wie Schwäche aussehen? Musste der Geist, der nur durch das eigene Misstrauen anderen gegenüber überlebt hatte, nicht automatisch Vorbehalte haben, wenn man scheinbar grundlos freundlich zu ihm war? Ironie des Schicksals, dass Ryous gute Absichten ihn letztendlich noch weiter von Bakura entfernt hatten, ihn nun dazu zwangen, seinen Yami im Stich zu lassen, so wie das all die anderen Menschen vor ihm getan hatten... Heiße Tränen liefen Ryous Wangen hinab, nahmen ihm endgültig die Sicht auf eine Umgebung, die er seit längerem bereits nicht mehr wahrnahm. Seine ohnehin recht deprimierte Stimmung wurde noch vom einsetzenden Regen unterstrichen, der als leichtes Nieseln begann und sich dann in Sekundenschnelle zu einem regelrechten Wolkenbruch steigerte. Nass bis auf die Haut, mit Haaren, die ihm im Gesicht klebten, rannte Ryou blindlings los, stieß mit jemandem zusammen und wurde unsanft zu Boden geschleudert. ~~~ ; ~~~ Ich bin der Regen - Du das Meer Sanfter Regen regnet leise Ich bin der Regen - Du das Meer Sanfter Regen zieht im Wasser Große Kreise ~~~ ; ~~~ "Tut mir Leid, ich...", zu einer Entschuldigung ansetzend, sah Ryou auf - und erstarrte. Der, der da zitternd und mit weidwundem Blick vor ihm stand, war Bakura. Sein Bakura, den er immer mit einer uneinnehmbaren Festung verglichen hatte... Langsam stand Ryou auf, unschlüssig, wie er sich verhalten sollte. Alles in ihm schrie danach, seinen Yami in den Arm zu nehmen, ihn zu beruhigen, zu trösten; andererseits sagte seine Vernunft ihm, dass er lieber so schnell wie möglich verschwinden sollte, wenn er nicht wieder in den Bann seines dunklen Ichs geraten wollte. Letztendlich nahm Bakura ihm die Entscheidung ab, indem er zögerlich einen Schritt auf ihn zu machte: "Ryou, ich..." Nicht wissend, was er sagen sollte, hielt er einen Moment inne. Auffordernd streckte Ryou die Arme aus, ließ es zu, dass der Andere sich wie ein Ertrinkender an ihn klammerte. In all der Zeit, in der er ihn hin und her wiegte, über sein Haar streichelte, einfach nur da war, verlor er kein Wort. Zu surreal war die gegenwärtige Situation, zu ungewohnt die Tatsache, dass Bakura ihn näher an sich heran ließ. Er bezweifelte ohnehin, dass er die richtigen Worte gefunden hätte... ~~~ ; ~~~ Ich hab gedacht ich kann es schaffen Es zu lassen Doch es geht nicht Hab ein bisschen übertrieben Dich zu lieben Doch es geht nicht Hab nichts unversucht gelassen Dich zu hassen Doch es geht nicht - Es geht nicht ~~~ ; ~~~ "Ich hab nie gewollt, dass du gehst...", immer wieder stammelte Bakura diesen einen Satz, schlang seine Arme dabei wenn überhaupt möglich noch fester um Ryou, "Dafür liebe ich doch viel zu sehr..." Wie in Zeitlupe schienen die Regentropfen auf einmal mit einem leisen Platschen in den bereits vorhandenen Pfützen aufzuschlagen und Wasser hochschwappen zu lassen, während Ryos Herz in dreifacher Geschwindigkeit hämmerte, ein Gefühl zwischen Übelkeit und Triumph ihn schwindelnd machte. Mühsam brachte er ein gekrächztes "Was?" hervor. "Ich... Ich liebe dich, Ryou. Ich weiß, dass sich das in Anbetracht all meiner Taten lächerlich anhören muss, aber... Ich hatte eine entsetzliche Angst davor, es dir zu zeigen. Was, wenn du mich deswegen für einen Schwächling gehalten und dafür gehasst hättest? Und wie sollte ich damit umgehen, dass ich nach all der Zeit, in der ich allein von meinem Hass angetrieben worden war, plötzlich so etwas empfand? Also verbarrikadierte ich mich hinter Grausamkeiten, versuchte damit, dich so weit wie möglich auf Distanz zu halten. Mit welchem Erfolg hat man ja gesehen...", betreten sah Bakura zu Boden, fürchtete sich offenbar vor Ryous Reaktion auf sein Geständnis. ~~~ ; ~~~ Ich hab gedacht ich kann es schaffen Es zu lassen ~~~ ; ~~~ Vorsichtig legte Ryou seine Hand unter Bakuras Kinn, brachte ihn dazu, in seine Augen zu sehen: "Und ich dachte, es liegt an mir...Weißt du, weshalb ich tatsächlich verschwunden bin? Ich hab es nicht mehr ertragen, wie du mich behandelst, weil... weil ich dich auch liebe." Ungläubig starrte Bakura ihn an, ehe sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht breit machte: "Komm her!" Verlangend pressten sich hungrige Lippen auf die seinigen, entlockten Ryou ein gedämpftes Stöhnen. Sofort nutzte Bakura seine Chance; seine Zunge zuerst erkundend über perlweiße Zähne streicheln lassend, wandte er sich schon sehr bald seinem eigentlichen Ziel zu, forderte die Zunge seines Hikaris zu einem Duell heraus, auf das der nur zu gerne einging. Keuchend löste sich Ryou von ihm: "Und jetzt?" "Nun, ich würde vorschlagen, dass wir nachhause gehen und dann dafür sorgen, dass wir uns keine Erkältung einfangen.", mit einem zweideutigen Lächeln hob Bakura seinen beim Zusammenprall zu Boden gegangenen Rucksack auf, "Eine warme Dusche soll da ja helfen..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)