Yonin no johou von Jim (Die Legion der Andersartigen) ================================================================================ Kapitel 7: True strength ------------------------ Chapter 06: True strength Mit einem klirrenden Geräusch brach Sonos Körper durch die Glasfront des Büros. Iwaku schoss ein Stück nach vorne, bremste dann aber sofort ab. "Was? Du bringst ihn um?" "RYUCHI!!!", brüllte Sono. "Keine Angst...", grinste Ryuchi, "Engel können fliegen." Er trat an das Loch heran, während Sono dem Boden immer näher kam. "Du und ein Engel? Du bist ein Monster!", warf sie ihm vor. "Dämonen können es auch!" Wie ein Stein lies er seinen Körper nach hinten fallen und schloss seine Augen. Iwaku hastete zum Fenster und stellte sich in die Lücke hinein. Ryuchi wusste was passieren würde, Sono jedoch nicht. In Angst und Panik umklammerte er seine Waffe und schloss die Augen, jeden Moment mit dem Aufschlag und einem schnellen Tod rechnend, doch dann ging ein sanfter Ruck durch seinen Körper und er spürte, wie der Zugwind schwächer wurde. Er konnte es zwar nicht richtig sehen als er seine Augen öffnete, doch an seinem Rücken waren zwei riesige, weiße Schwingen zum Vorschein gekommen, welche seinen Sturz einfach abbremsten. Es waren keine normalen Federschwingen, sie schienen aus... Licht zu bestehen. Aus einem sanften, milchigen Licht. Ryuchi erging es nicht anders als Sono. Sono konnte sein Glück kaum fassen als er Begriff, was Ryuchi getan hatte, als er ihm die zwei Finger aufgedrückt hatte. Natürlich. Es hatte alles einen Sinn! Iwaku stand oben im Fenster und knirschte mit den Zähnen. So einfach wollte sie den Mörder ihres Freundes nicht davonkommen lassen - so einfach KONNTE sie es ihm einfach nicht gestatten zu gehen. Und so sprang sie ihm einfach hinterher. Ihr Körper nahm an Geschwindigkeit zu mit jeder Sekunde die sie fiel. Ryuchi riss seine Augen auf. Die Schwingen waren schön und gut, aber er konnte sich mit ihnen nicht frei bewegen. Schlagartig lösten sie sich auf und sein Fall bremste sich von allein, doch es war zu spät. Iwaku erfasste seinen Körper mit voller Wucht und riss ihn mit sich. Wie eine Pistolenkugel schossen die Beiden an Sono vorbei und schlugen in der Straße auf. Als wäre dort eine Bombe eingeschlagen löste sich eine kleine Druckwelle und Staub und Dreck wurden aufgewirbelt. "Ryuchi!" Sono versucht durch wildes Herumgehfuchtel seinen Fall zu beschleunigen um seinem Freund schneller zu Hilfe eilen zu können, doch es nützte nichts. Sein Fall wollte sich einfach nicht beschleunigen. --- Usura konnte nicht glauben was die Fernsehbildschirme ihm da zeigten. Überall in der Stadt griffen Esper die Truppen an und schlugen sie vernichtend. Und jetzt auch noch dieser Vorfall mit dem Jungen, den Iwaku und Itai hatten holen sollen. Die gesamte Lobby war übersät mit regungslosen Jugendlichen... wer... WAS war dieser Junge, dass er über eine solche Kraft verfügte? Jeder andere wäre unter dieser Belastung zusammengebrochen und gestorben. Er hob sein Telefon ab. "Das Labor.", verlangte er. "Ja?", meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung. "Machen sie eine Schusswaffe mit AE Munition fertig." "Aber die Munition ist..." "Ich weiß das sie noch nicht fertig gestellt ist, aber wir haben keine Wahl!" --- Sono landete auf dem Dach eines Hauses. Immer noch total fassungslos und mit einem sehr mulmigen Gefühl in der Magengegend starrte er die Stelle an, die aufgrund von aufgewirbeltem Dreck immer noch nicht klar zu sehen war. Dann bildete sich eine Silhouette, der Dreck legte sich wieder und Sono atmete etwas erleichtert aus. Um Ryuchi und das Mädchen herum hatte sich ein runder Schild gebildet und so hatten die beiden auch im Boden nur eine kugelförmige Ausbuchtung hinterlassen. Von Ryuchi ging ein kurzer Lichtblitz aus und Iwaku wurde weggeschleudert. Mit wütendem Blick rappelte er sich wieder auf und verließ das Loch, dass sein Körper geschlagen hatte. Iwaku brachte sich wieder auf die Beine und fuhr sich mit dem Handrücken über die Oberlippe. Blut lief aus ihren Naselöchern. Dieser Junge besaß eine schier unglaubliche Kraft, woher kam sie nur? Zwar war sie selbst nicht schwach und sie glaubte zu fühlen, dass ihre Kraft auch gewachsen war, aber nichts desto trotz war sie über die Energie ihres Gegners erstaunt. Aber egal wie groß die Kraft ihres Gegners war - sie würde ihn töten oder bei dem Versuch sterben! "Iwaku.", erklang eine tiefe Männerstimme hinter, "Tritt beiseite." Ein bestimmt zwei Meter großer Jugendlicher war aus dem Gebäude getreten. Er trug auch eine Taigai Uniform. "Yakun." Schweigend ging er an ihr vorbei und blieb einen guten Meter vor ihr stehen. Seine kalten Augen verengte er zu Schlitzen und musterte Ryuchi genauestens. Dieser reagierte darauf in keiner besonderen Art und Weise. "Das ist er? Das ist der Junge, der für all das verantwortlich ist?" "Ja.", bestätigte Iwaku, "Aber Yakun, er gehört mir! "Du kannst ihm gerne das Leben nehmen. Aber ich werde ihn mir vorher auch noch vorknöpfen. Es müssen nicht noch weitere Leute in unseren Reihen sterben." Das Mädchen schluckte bei diesem Satz. Yakun war immer ein recht introvertierter Typ Mensch gewesen. Er hatte mit anderen nie viel zu tun gehabt, aber es war allgemein bekannt das er der beste waffenlose Kämpfer war, den es bei Taigai gab. Manche nannten ihn auch einen zweiten Bruce Lee. Nicht zuletzt lag seine beeindruckende Erscheinung auch an seiner Größe. Man traf nicht oft einen neunzehnjährigen der nur knapp unter zwei Meter groß war. "Du hast gute Fähigkeiten Iwaku, aber deine Kraft wird hier nicht ausreichen." Ohne ein weiteres Wort oder eine weitere Sekunde zu verschwenden schoss der junge Hüne nach vorne. Seine Füße schienen selbst über dem Boden des Kraters auf Widerstand zu treffen und so rannte er in einer schon beinahe übermenschlichen Geschwindigkeit auf Ryuchi zu. Dieser war so überrascht von der plötzlichen Attacke, dass ihn ein eisenharter Schlag mitten ins Gesicht traf. "Ryuchi!" Vor seinen Augen verschwamm alles, die gesamte Umgebung wurde undeutlich. Dann drückte ihn etwas von seinem Standpunkt weg und wie eine Pistolenkugel schoss sein Körper in ein Gebäude hinein. Mit einem lauten Krachen zeriss der Körper des Jungen einen der Stützpfeiler des Hauses und es begann zusammen zu fallen. Sono wusste nicht was ihn fassungsloser machte. Die Kraft dieses neuen Gegners oder die Tatsache, dass Ryuchi von einer grünen Aura umgeben aus den Trümmern geschossen kam. Er klopfte sich den Staub aus der Kleidung so als wäre nichts gewesen und nahm sich dann die Zeit, seinen neuen Feind zu mustern. Seine Wange war gerötet und schmerzte, doch der Schmerz flachte bereits wieder ab. "Kein schlechter Schlag.", murrte er. Wortlos ging Yakun in die Hocke und sprang auf Ryuchi zu. Scheinbar mühelos überwand der die Schwerkraft für gute dreißig Meter. Seine Faust fuhr erneut in Ryuchis Richtung, dieses Mal wich er jedoch aus. Seine Fäuste trommelten auf die linke Seite von Yakun ein, doch diesen schien das gar nicht zu stören. Nach gut zwei Dutzend Schlägen stoppte Ryuchi. "Was zum...?" Yakun packte Ryuchi an seinem braunen Schopf, drehte sich zwei Mal im Kreis und schleuderte den Körper dann gen Boden, in welchen er auch mit einem zweiten Krachen einschlug. Iwaku war überwältigt von der Stärke des Taigai Mitglieds. Zwar hatte sie gewusst das Yakun stark war und über ein recht großes Repertoire an Kampfsporttechniken verfügte, aber sie hatte ihn noch nie in solche Aktion gesehen. Das einzige was sie bisher von ihm gesehen hatte war, was er im Training gezeigt hatte und das reichte um Klassen nicht an das heran, was er mit diesem Jungen tat. Allein seine Geschwindigkeit lag Klassen darüber. Ryuchi klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Er war praktisch in einen Hohlraum unter einigen Trümmern gelandet, was man wohl als Glücksfall bezeichnen konnte. So hatte er zum einen weniger Schaden genommen, zum anderen konnte er sich, wenn er schnell war, überlegen wie es nun weitergehen sollte. Immerhin war der Gegner von der reinen Körperkraft her um Klassen stärker als er selbst und seine Schläge schienen rein gar keine Auswirkung auf ihn zu haben, was schon seltsam genug war. Sein Blick fiel auf seine Hand. Hatte er etwas seine neu gewonnene Fähigkeit bereits wieder verloren? Nein... das konnte er sich nicht vorstellen. Er spürte das er die Kraft noch in sich hatte, er spürte wie sie noch in seinem Inneren lebte. Aber wieso wirkte sie dann bei dem Jungen nicht? Bei allen anderen, von dem Mädchen mal abgesehen, hatte ein Schlag gereicht um die Seele vom Körper zu trennen und den Gegner unschädlich zu machen - aber diese beiden schienen irgendwie anders zu sein als der Rest. Bei dem Mädchen hatte war es irgendwo logisch, dass ihre Liebe zu ihrem Freund - oder besser gesagt Ex-Freund - sie hier an diese Erde so band. Aber wie war es mit dem Jungen? War es bei ihm genau so? "Egal! Konzentrier dich auf den Kampf!" Ein Schuss drang durch die Trümmer. "Sono!" Aus Sonos Rauch stieg etwas Rauch auf und seine Hand zitterte leicht. Er war so aufgeregt wie noch nur selten zuvor in seinem Leben. Wer waren diese Menschen, falls es denn Menschen waren, dass sie über eine solche Kraft verfügten? Yakun blickte nur abfällig auf Sono herab und schenkte seiner Schulter einen flüchtigen Blick. Ein Loch zeichnete sich deutlich von der hellen Haut ab, besonders weil tiefrotes Blut aus ihm hinaus lief. Die Kugel hatte einen glatten Durchschuss geschafft, was bei dem Kaliber aber auch kein Wunder war. Es wäre viel mehr ein Wunder gewesen, wenn die Kugel den Körper nicht durchschlagen hätte. Ryuchi schoss aus dem Trümmerhaufen hervor, stoppte über den Köpfen der anderen Personen und überblickte die Personen. Die Kugel schlug leise auf dem Boden auf, nur unweit von Iwaku, sodass sie das mit Blut benetzte Geschoss sehen konnte. Yakun schoss plötzlich pfeilschnell nach unten, auf Sono zu, und holte zum Schlag aus. Vor Sono's Augen blieb alles für einen Moment stehen. Er sah den Jungen vor sich, hatte seinen Revolver immer noch auf ihn gerichtet, doch er konnte sich nicht rühren. Stattdessen bereitete er sich innerlich darauf vor, von der eisernen Faust einfach in Stücke geschlagen zu werden - falls man sich überhaupt darauf vorbereiten konnte. Die Faust schoss nach vorne und traf auf zwei übereinander gelegte Handflächen. Erstaunt zog sich Yakun's rechte Augenbraue in die Höhe. "Du bist schnell Junge.", gab er zu, "Aber dir mangelt es an Kraft um mich zu besiegen." Fünf Kugeln schossen aus Sono's Waffe heraus und mit jeder Hand zitterte leicht, aus dem Lauf seiner Pistole stieg Rauch auf und in Yakun's Brust befanden sich fünf blutende Löcher. Starr blickte er an sich herunter. So stark er auch sein mochte, er war auch nicht viel mehr als ein verletzlicher Mensch. "Wa... was gibt... dir solche... Kraft?", stammelte Yakun und löste seine Faust von den Händen Ryuchis, "Normalerweise... hätte der Schlag deine Hände... zerschmettern müssen." Der Jüngere senkte seinen Blick sodass seine braunen Haare vor den Augen hingen und sein Blick nicht zu sehen war, genauso wenig wie sein Grinsen. "Solange wie ich noch etwas zu beschützen habe...", antwortete er und sammelte seine Energie in den Handflächen, "Solange, bleibe ich die stärkste Person auf diesem Planeten... und niemand wird es je mit mir aufnehmen können, egal wie stark mein Gegner ist." Er lies der Energie freien Lauf und in Form eines gleißenden Strahls manifestierte sie sich. Yakuns Körper wurde von dem Licht verschlungen und als der Strahl wieder abriss, stand nur noch ein verkohltes Skelett an Yakuns Stelle. Dann fiel es nach einigen Sekunden zusammen. Iwakus Blick war glasig und leer. Wie hatte er Yakun einfach so...? "Solange ich noch etwas zu beschützen habe..." Sie biss die Zähne voller Wut zusammen und knirschte damit unabsichtlich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ein unbändiger Schrei löste sich aus ihrem Rachen. Der Boden begann leicht zu beben und alles was klein und lose war erhob sich vom Boden um langsam gen Himmel zu schweben. "Was ist mit ihr?!", wollte Sono starr vor Erstaunen wissen. "Die ist wie ich...", murrte Ryuchi abfällig, "Nur andersrum... und schlimmer." Ryuchi streckte seine Hand nach hinten aus und es bildete sich eine Treppe, die aus Licht zu bestehen schien. "Geh.", verlangte Ryuchi, "Lauf so schnell du kannst, flieh!" "Aber ich..." "Flieh so schnell und weit wie du kannst!", herrschte Ryuchi ihn brutal an, "Lauf einfach nur! Ich komme nach, ich werde dich finden und dann bei dir sein! Aber jetzt musst du laufen! Sonst sehen wir uns erst auf der anderen Seite wieder!" Sono schluckte. So kannte er Ryuchi gar nicht. Er schien so erwachsen, so reif... es war ein vollkommener Unterschied zu dem Ryuchi, welchen er kennen gelernt hatte. Nun schien Ryuchi ihm viel ähnlicher zu sein, als Sono es sich je hätte vorstellen können. Das war auch der Grund, weshalb er schweigend nickte und lief. Er lief so schnell ihn seine Beine nur tragen konnten und er drehte sich nicht ein einziges Mal nach hinten hin um. "Nein!", brüllte das Mädchen, "Du darfst nicht gehen!" Ein Energieball schoss in Sono's Richtung, doch ein weiterer kollidierte mit ihm und brachte ihn zur Explosion. "Lass ihn in Ruhe!", befahl Ryuchi und sprang auf die Straße, "Dein Kampf geht gegen mich, nicht gegen ihn!" "Du sollst so leiden wie ich leide!" "Sie ist total von ihrem Hass gegen mich zerfressen.", dachte Ryuchi, "Sie ist wirklich wie ich... nur in umgekehrter Form. Das wird hart werden... Sono... ich hoffe ich kann mein Versprechen halten." Iwaku verschwand zischend und taucht hinter Ryuchi auf. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und selbst Ryuchi war von dieser Geschwindigkeit überrascht. "Du WIRST so leiden wie ich..." Sie rammte ihm ihren Ellbogen in den Rücken und Ryuchi fühlte sich, als würde sein Körper von einem Schuss erfasst werden, bei dem die Kugel so groß war wie sein Schädel. Sein Körper fegte durch die Luft und das nächste was er begriff war, dass sein Körper, beschützt von einem runden Schild, durch ein Haus schlug. Er bremste seinen Körper ab und schoss nach oben, heraus aus den Trümmern eines Hauses. Iwaku hatte ihren Blick auf ihn gerichtet und ihre Augen sprachen nur von Hass. Ryuchi selbst hatte zwar noch nie einen solchen Blick gesehen, aber er konnte ihre Gefühle nach vollziehen. Er selbst würde wahrscheinlich nicht anders handeln, aber dennoch ging es hier nun mal auch um seine Haut und sein Leben hatte eine höhere Priorität, als das von diesem Mädchen - aus welchen Motiven sie auch immer handeln mochte. "Ich habe es dir doch bereits gesagt. Er ist selbst Schuld an seinem Tod!", wiederholte Ryuchi und schoss auf Iwaku zu. "Und mir ist es egal was du sagst!" Iwaku's Fuß schoss nach oben und Ryuchi schaffte es, obgleich seiner kampfkünstlerischen Fähigkeiten, nur knapp den Tritt abzuwehren. Durch den Druck des Beines gelenkt brachte er sich hinter Iwaku und packte von hinten ihren Hals. Daran warf er sie über die Schulter und ihr Körper schlug auf dem Grund auf. Nun war es Ryuchi welcher seinen Fuß hob und vor sich auf den Boden aufstampfte, doch er traf ins Leere. Iwaku war gut fünfzig Meter über ihm. Sie hob ihre Hand in die Höhe und machte eine Geste, als schleudere sie etwas in seine Richtung, doch von ihrer Hand löste sich bloß ein Energiestrahl. Ryuchi reagierte schnell und tat es ihr gleich. Als die zwei Strahlen aufeinander trafen fegte eine Druckwelle vom Treffpunkt aus weg und es bildete sich eine Kugel in der Mitte. Nun würde sich zeigen wer der Stärkere war... *** Sono hastete durch die Straßen. Auf der einen Seite schmerzte es ihn, dass er Ryuchi zurück gelassen hatte. Innerlich schrie ihn eine Stimme an, dass er seiner Aufforderung Folge geleistet hatte. "Lauf einfach nur! Ich komme nach, ich werde dich finden und dann bei dir sein! Aber jetzt musst du laufen!" Auf der anderen Seite war Ryuchi vollkommen anders, als Sono ihn kannte. Er hatte schon viele Facetten an seinem Geliebten kennen gelernt, und er dachte es wären alle gewesen, aber scheinbar war dem nicht so. Und bei der Kraft die Ryuchi jetzt besaß, würde er nur stören. Nun war er der Stärkere... und Sono kamen Zweifel daran, ob es nicht schon immer so gewesen war. Zwar war er mit seiner Schusswaffe ein Meister, aber Ryuchi konnte sich auch ohne Waffen verteidigen. Eine Salve von Kugeln schoss vor ihm in die Straße ein und er blieb ruckartig stehen. Vor ihm auf der Straße war eine brennende Barrikade, die so aussah als wäre sie von der Armee errichtet worden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass man überall Kampfgeräusche hörte. Bisher war er so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass es ihm gar nicht aufgefallen war. "Keinen Schritt weiter!", schrie eine Frauenstimme und Sono stutzte. "Yukito?!" Die junge Frau kam hinter einem ausgebrannten Panzer hervor und musterte Sono, bevor sie sichtlich froh über seinen Anblick auf ihn zurannte. "Sono!" In ihrer Hand hielt sie ein Maschinengewehr. "Was ist los? Wo warst du? Was ist mit Ryuchi?" "Ryuchi..." Er drehte sich halb nach hinten um, "Ryuchi kämpft noch. Er mit gesagt ich soll fliehen." "Was?" "Ich weiß ja nicht was genau vorgefallen ist, aber was machst DU hier?" "Nun ja... als Ryuchi mir gesagt hat was er vorhat, konnte ich ihn nicht sterben lassen. Ich habe immer davon geträumt Taigai das Handwerk zu legen... jetzt sah ich meine Chance und einen Grund gekommen." "Was soll das heißen?" "Alle Esper sind hier in der Stadt und arbeiten sich durch. Da der Ausnahmezustand verhängt wurde sind die Häuser evakuiert und Taigai's Einheiten hier in der Stadt, aber wir kommen vorwärts." "Wozu das ganze?" Yukito schmunzelte leicht und lies kurz ihre Erinnerungen schweifen. "Es mag abgedroschen klingen.", begann sie schließlich, als sie nach einigen Sekunden wieder in der Realität angekommen war, "Aber es ist etwas persönliches." Sie wandte sich von Sono ab. "Einheit C7, wir gehen weiter!" Eine kleine Einheit von Jugendlichen kamen wie ein Schwarm Insekten hinter der brennenden Barrikade hervor und musterten die Straße genauestens auf Heckenschützen oder andere feindliche Einheiten. "Von hier aus ist es nicht weit zum Taigai Gebäude.", meinte Yukito, "Bald werden wir an unserem Ziel angekommen sein." "Ihr solltet dort nicht hingehen, ihr riskiert euer Leben nur sinnlos.", warnte Sono, hielt aber weiterhin mit Yukito schritt. "Dem sind wir uns alle bewusst, aber wenn wir den Schlag jetzt nicht zu Ende führen, wird es uns nie gelingen Taigai zu Fall zu bringen." Sono lies sich die Worte durch den Kopf gehen. So wie Ryuchi etwas daran lag ihn zu beschützen, so lag Yukito etwas daran diese Sache zu beenden - und er konnte kein einziges Leben beschützen, indem er redete. "Dann scheint es so als hätte ich keine Wahl....", ging es ihm durch den Kopf und seine Hand schloss sich fester um den Griff der Schusswaffe, "... als zu versuchen diese Leute zu unterstützen." Schnellen Schrittes setzten sie ihren Weg fort, einem gemeinsamen Ziel entgegen. --- Immer noch prallten die beiden Strahlen an seiner Stellen aufeinander. Aber dieser Zustand hatte sowohl an Ryuchi's, als auch an Iwaku's Kräften gezehrt. Keiner der beiden war in der Lage, seine Energie noch lange so zu benutzen. Dann fiel ein Schuss. Ryuchi spürte etwas wie einen Biss in seiner Hand und nur eine Sekunde später wurde er einfach zur Seite gerissen. Sein Körper wirbelte durch die Luft und sein Energiestrahl riss ab. Automatisch gewann Iwaku so die Überhand und ihr Energiestrahl riss ein Loch in den Boden, dort wo Ryuchi noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Trotz des unerwarteten Verlusts seiner Körperbeherrschung, schaffte es Ryuchi mit Hilfe seiner übernatürlichen Kräfte seinen Körper in der Luft zu fixieren. Sofort wanderte sein Blick zu seiner linken Hand. Mitten darin klaffte ein kreisrundes Loch. Usura, welcher noch unbemerkt mit einem Scharfschützengewehr vor dem Eingang des Taigai Gebäudes stand, grinste. Er hatte das schießen nicht verlernt. Was der Junge nicht wusste war, dass er sich gerade ein Gift eingefangen hatte, welches in der AE-Munition steckte - in der Anti-Esper Munition. Diese Munition hatte Usura selbst mitentwickelt. Es war eine Munition die speziell dafür entwickelt worden war, Esper aus zu schalten, wenn es nötig war. Wenn eine Person angeschossen wurde, wurde sie automatisch mit einem extrem hoch entwickelten und gezüchtetem Virus infiziert. Dieser begann die Zellen der Esper in Windeseile zu zersetzen. Für einen normalen Menschen war der Virus ungefährlich, da er nur bei den Zellen der Esper wirkte, welche eine andere Struktur hatten als die normaler Menschen. Ryuchis linke Hand begann zu zittern und das Zittern ging auf den gesamten Arm über. Starr und ein wenig verängstigt sah er zu, wie sich der Bereich um die Wunde begann grau zu färben. Langsam, aber dennoch wie in einem Zeitraffer, begann sich die graue Farbe auf der Haut aus zu weiten und aus den Teilen die grau wurden, erlosch jegliches Gefühl. "Scheiße!" Ryuchi reagierte instinktiv, als er seine Hand ausstreckte und eine großes Scherbe aus einem Schaufenster in seine Hand geflogen kam. Diese rammte er sich ohne zu zögern durch die Beuge im Ellbogenbereich und er konnte selbst hören, wie das Glas durch den Knochen schlug. Leblos fiel der Unterarm zu Boden, aber er veränderte sich weiterhin, bis er komplett grau war. Der Arm sah so aus, als wäre er... tot, abgestorben. Und die Tatsache das das Blut am Ende ungewöhnlich schnell gerann und schwarz wurde, verstärkte diesen Eindruck nur noch. Usura zog den kleinen Kolben an der Seite des Gewehrs durch und die Hülse der AE-Patrone sprang heraus. Immer noch aufgrund der großen Hitze rauchend schlug sie auf den Boden auf und durch das Geräusch wurde Iwaku auf ihn aufmerksam. Ryuchi war zu sehr mit dem Schmerz beschäftigt, welcher ihm der Armstummel bereitete. Er ließ die Scherbe fallen und biss die Zähne zusammen. Normalerweise hätte ihn der Schmerz wohl sofort in die Knie gezwungen, aber er versuchte bei Bewusstsein zu bleiben und nicht die Beherrschung zu verlieren. Iwaku flog zu Usura hinunter, welcher gespannt Ryuchi beobachtete. Dieser Junge war etwas besonderes, ganz eindeutig. Man konnte sogar sagen, dass er der stärkste Esper war, den es je gab - oder zumindest den der Leiter von Taigai je gesehen hatte. "Usura... was soll das?" "Das ist AE-Munition. Durch einen Treffer davon beginnt der Körper eines Espers durch einen Virus innerhalb weniger Minuten abzusterben." "Dieser Junge ist MEIN Gegner... mischen sie sich nicht ein." "Was redest du da?" "Er hat Itai auf dem Gewissen... ich will Rache an ihm nehmen." "Es tut mir sehr leid, aber ich denke daraus wird nichts." "Was wollen sie damit sagen?" Ein Schuss löste sich und Iwaku riss ihre Augen reflexartig auf. Rauch stieg ihr in die Nase und sie senkte ihren Kopf. Usura hatte sein Gewehr auf die Magengrube seines Gegenübers gerichtet und abgedrückt, wo sich nun ein glatter Durchschuss befand. Er grinste hämisch. Dieser Esper war etwas so besonderes... er wollte ihn für sich haben! Seine Fähigkeiten war von unschätzbarem Wert und er konnte nicht zulassen, dass dieser Junge starb! Iwaku legte eine Hand an das Gewehr und die andere Usura auf die Brust. Dann löste sich ein Energieball, die letzte Energie die sie in dieser Form noch manifestieren konnte, welcher den Leiter von Taigai wie eine Figur aus Papier wegdrückte. Mit einem erstickenden Schrei wurde er durch die Glastür hinter sich gedrückt wobei sich einige Scherben in seinen Rücken bohrten, bevor der Energieball von vorn seine Brust durchschlug. Das Mädchen mit den langen, weißen Haaren nahm das Gewehr richtig und tappte auf Ryuchi zu, welcher auf die Knie gesunken war - der Schmerz hatte ihn einfach übermannt, aber immerhin war er noch bei Bewusstsein. "Ryuchi!" Iwaku sah auf. Der Freund des Jungen und ein paar fremde Personen mit ihm, waren an einer Straße aufgetaucht. "Bleibt weg!", keifte Ryuchi, "Haut ab! Es ist gefährlich!" "Dort ist er lang!" Nacht lag über der Stadt. Zwei Gestalt in weißen Mänteln jagten durch die Seitengassen der Stadt. Sie verfolgten eine Zielperson, einen Esper der am Vormittag einen kleinen Ausbruch seiner Kraft gehabt hatte. Es war niemand dabei verletzt oder getötet worden, aber ab jetzt stellte er eine noch größere Gefahrenquelle dar. Der Junge rannte in eine kleine Hütte hinein. Itai und Iwaku pressten sich links und rechtes von der klapprigen Holztür gegen die Wand, dann sahen sie einander an. Zeitgleich nickten sie und Itai verschaffte sich Zutritt, indem er die Tür eintrat. Das Stück Holz flog in den Raum dahinter, der jedoch vollkommen verdunkelt war sodass man nichts erkennen konnte. Dann wurde er kurz vom Mündungsfeuer einer Waffe erhellt. Itai hatte keine Chance zu reagieren und wurde nach hinten geworfen. Iwaku hingegen gelang es zu reagieren, und sie reagierte indem sie einen Energieball in die Hütte hineinfeuerte. Selbst wenn sie ihr Ziel nicht treffen sollte, so würde die Explosion alles innerhalb der Hütte verbrennen. Doch der Energieball traf und setzte den jungen Schützen augenblicklich komplett in Flammen. Schreiend fiel der Junge nach hinten. Iwaku ignorierte den Jungen gänzlich, sondern kniete sich sofort neben Itai, welcher auf dem Boden lag. Einige Kugeln hatten die rechte Seite seiner Brust getroffen und den Mantel rot gefärbt. "Itai!" Der Junge lächelte schmerzverzerrt. Zwar war er erst dreizehn Jahre alt, aber er versuchte sich tapfer zu halten. Er wollte Iwaku nicht unnötige Sorgen machen. "Halb so wild." Iwaku zog blitzschnell ein Funkgerät aus der Manteltasche heraus. "Iwaku hier, brauche sofort einen Notarzt! Mein Partner wurde angeschossen, mehrere Kugeln haben getroffen!" "Lage wurde angepeilt, Notarzt ist unterwegs!", kam eine Frauenstimme aus dem Funkgerät. Auch wenn Iwaku versuchte ihr Weinen zurück zu halten, so konnte sie sich ein paar Tränen einfach nicht verkneifen. Itai wischte sie mit einer Hand weg. "Ich sagte doch das es halb so wild ist..." Er lächelte warm und Iwaku konnte förmlich spüren, wie sich dieses warme Lächeln um ihr Herz legte und sie ein wenig beruhigte, sodass sie unweigerlicher selbst lächeln musste. *** Als Itai die Augen aufschlug fand er sich in einem Krankenhaus wieder. Iwaku saß neben seinem Bett - aber irgendwie hatte er schon damit gerechnet. Bei so was war sie immer da... immer. Er wollte sich aufrecht hinsetzen, doch ein stechender Schmerz in seiner rechten Seite lies ihn wieder nach hinten sinken. "Bleib liegen. Du bist zwar über das Gröbste hinweg, aber du hattest Glück. Keine Kugel hat die Lunge durchschlagen... die Ärzte meinten das wäre ein Wunder gewesen." "Ich glaube nicht an Wunder.", seufzte Itai und schloss die Augen. Iwaku legte sich sanft auf seine linke Seite und schloss ebenfalls die Augen. "Du Idiot...", flüsterte sie. Iwaku nahm vor ihren Augen nur noch alles verschwommen war, als sie bei Ryuchi angelangt war. Dieser blickte sie verbittert an. "Schieß nur...", forderte er sie auf. Mit weit geöffneten Augen sah Iwaku auf ihn herab, dann fiel sie nach hinten herüber zu Boden. Sie hatte einfach die Kontrolle über ihren Körper, oder zumindest über die Beine, verloren. Was man nicht sehen konnte war, dass ein großer Teil ihrer Haut sich bereits unter ihrer Kleidung grau gefärbt hatte. Unsanft schlug sie auf dem Boden auf, der Gewehrlauf zeigte gen Himmel. Zuerst wusste Ryuchi nicht, ob sie das nur spielte oder ob es wirklich ernst um sie stand, doch als sie begann zu husten und ein wenig Blut zu spucken, glaubte er das es wohl nicht gerade gut um sie stand. Sein Arm hatte inzwischen noch einige tiefe Falten bekommen und sah so aus, als gehöre er schon halb verwesten Leiche. Der Vergleich konnte er wagen, weil er in seiner Gossenzeit bereits die ein oder andere Leiche gesehen hatte. Der Junge mit den braunen Haaren stand wieder auf. Der Kampf war vorbei... es war aus, zumindest hoffte er das. Mit nur einem Arm und unter extremen Schmerzen, konnte man nicht sonderlich gut gegen einen gleichwertigen Gegner kämpfen. "Ich bin froh, dass es so endet...", krächzte Iwaku und Ryuchi hob fragend eine Augenbraue, "... denn nun kann ich dich den gleichen Schmerz spüren lassen, wie ich gespürt habe." Sie lies die Waffe zur Seite knicken und betätigte den Abzug. Die Kugel schoss mit einem Knall aus dem Lauf und ehe er sich versehen hatte, hatte Sono eine Kugel in die Brust nieder geworfen. "NEIN!", brüllte Ryuchi und sprang auf Sono zu, während das letzte Leben grinsend aus Iwaku entschwand. Sono ging, ohne zu Wissen was ihn eigentlich da nieder geworfen hatte, zu Boden. Noch ehe Ryuchi seinen Geliebten erreicht hatte, hatte sich sein Hemd um den Einschuss rot gefärbt. Der Jüngere fiel neben ihm auf die Knie, während alle anderen um ihn herum nur fassungslos zusehen konnten. "Sono! Verfluchte Scheiße! Nein!" Er zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. "Hey... nur die Ruhe, dass wird schon wieder.", hauchte er, "Ist... halb so..." Die Worte erstarben mitten im Satz, so wie es Sono tat. Und Ryuchi sank weinend über dem Körper zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)