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Nur Schatten im Wind

Den Lebenden schulden wir Respekt, den Toten schulden wir nur die Wahrheit...
von

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V O R W O R T

Die Geschichte, eine der unzähligen, die sich auf meinem Laptop in der Entwicklung befinden, widme ich meine guten Freundin Rand! (Meine LS, mein Mitguardian, meine Piratenfreundin, meine Elbenschwester und noch vieles mehr ^^)

Ich weiß noch nicht, wohin mich meine Phantasie führen wird und wie schnell meine Kreativität erschöpft ist (@ Rand: *eg*), aber ich versuche auf jeden Fall mein Bestes zu geben, um der Geschichte, die ich von der Rand bekommen habe, wenigstens im Ansatz gerecht zu werden! (ich kann nur wärmstens empfehlen, der Rand ihre Geschichte zu lesen: "Die Nacht des Jägers")

Und außerdem ist diese Geschichte hier ein richtiges Pilotprojekt für mich, den Stil und die Schreibweise betrachtet, denn ich versuch wirklich ernsthaft zu bleiben (...und hoffe auch, dass es mir gelingt...*hüst*)
 

Aber, lange Rede kurzer Sinn, ich sollte besser anfangen, denn Vorwort schreiben ist nicht so mein Ding!
 

Also, Schluss...

...aus...

...Karuh!
 

Ach ja, die "Personenrechte":

Ich freue mich außerordentlich erklären zu können, dass zu diesem Zeitpunkt alle Personen, die in der Geschichte erscheinen, mir gehören!! Ich hab sie mir ausgedacht und ich bin stolz drauf! (das ist das erste mal so *freu* sonst sind immer Personen von Filmen oder anderen Geschichten mit dabei)

Na ja, vielleicht liegt das aber auch daran, dass diese Geschichte hier bis jetzt noch keine Fan Fiction zu einer anderen ist...vielleicht komm ich aber noch auf den Zweig.

Um dafür vorgesorgt zu haben, liste ich einfach alle Charaktere die nicht aus meiner Feder stammen hier auf!

Anólin Thilbereth

Sehnsucht nach Befreiung...

Dunkel war der Wald. Dunkel und Kalt. Und Tief in seiner Mitte, wo die Bäume so dicht standen, dass fast kein Lichtstrahl hindurch schien, dort wo die Schatten so groß waren, dass jegliche Lebewesen es vermieden, sich hier herum zu treiben, war die Stille groß und unheimlich.
 

Sie wird euch finden, wenn ihr nach ihr sucht...

Der Wald ist ihr zu Hause, seit langer Zeit...
 

Diese Zeilen, entnommen aus einem uralten Buch, tief in den dunkelsten Archiven verborgen.

Nur die wenigsten kennen sie. Fast niemand weiß, was sie zu bedeuten haben.

Seit jeher umgibt eine mysteriöse Kraft diese Gegend, in der die Geschichte schon bald ihren Lauf nehmen wird.
 

Sucht sie...

Tötet sie...

Vergesst sie nicht!
 

Ein kalter Wind zog übers Land und verwandelte die anfängliche Herbstkühle in eine eisige Kälte, die jedem lebenden Wesen durch Mark und Bein fuhr. Glücklich waren die, die in ihren warmen Häusern saßen. Glücklich war auch ich, der ich das prasselnde Feuer meine Kamins im Rücken hatte.

Die Zeilen, die ich gerade in einem alten Buch gelesen hatte erschütterten mich nicht im geringsten doch stellte ich mir vor, dass vor einigen Jahrzehnten, wo es auf den Straßen noch düsterer zuging, viele Menschen dieses Buch sofort wieder aus der Hand gelegt hätten, ob nur aus Angst oder aber aus Aberglauben sei hier mal dahingestellt.
 

Ich jedoch fand es faszinierend! In alten Sachen herumzuschnüffeln war schon immer eine meiner Leidenschaften gewesen und auch jetzt war es nicht anders. Ich verschlang das Buch geradezu. Die eigenwürdige Geschichte dieses Wesens, das sich angeblich in einem der ältesten und dichtesten Wälder dieser Gegend befinden soll und zwar schon seit über einem Jahrhundert, zog mich magisch in seinen Bann. Ob ich es zur damaligen Zeit als positiv oder negativ deuten sollte? Ich weiß es nicht.

Das einzige, was ich damals genau wusste war, dass ich keine ruhige Minute mehr haben würde, bis ich nicht wenigstens einen Fuß in diesen mysteriösen Wald gesetzt hatte!
 

Mein Plan stand also fest und ich war guter Dinge, ihn auch ohne sonderliche Schwierigkeiten ausführen zu können. Wie bereits erwähnt, der Wald lag ganz in der Nähe, vielleicht ein zwei Tagesreisen entfernt. Er war, so wurde mir oft berichtet, sehr groß und vor allem dunkel. Lange schien jedoch niemand in seiner Mitte gewesen zu sein, denn keiner konnte mir genaueres darüber sagen.
 

Schon damals vermutete ich, dass die Angst vor dem Wald, welche ich unweigerlich in den Worten der Menschen spürte, nicht von dem alten Buch her rührte, denn so, wie ich die Menschen kannte, würden sie dieses nicht einmal anrühren.

Viel wahrscheinlicher schien es, dass der Wald selbst diese Furcht hervorrief, durch Geräusche, seltsame Begebenheiten und dergleichen, doch vor allem durch dieses unendlich zu scheinende Dunkel, das selbst am längsten Tag des Jahres nicht den Sonnenstrahlen wich.
 

Allein, das stand fest, konnte ich diese "Waldreise", wie ich sie noch heute scherzhaft nenne, nicht antreten. Zu schwer wären Gepäck und Verpflegung für mich gewesen. Außerdem war ich mir noch nicht ganz im Klaren darüber, was ich nun eigentlich bei diesem Wald wollte. Vielleicht, so sagte ich mir, würde diese Reise doch länger dauern als vorerst angenommen.

Ich bin sehr spontan, entscheide mich schnell um, was damals für mich bedeutete, dass es sehr wahrscheinlich war, doch bis in die Mitte des Waldes vordringen zu wollen, wenn ich einmal davor stand.
 

Sehr viel hatte ich nicht mit den Leuten meines Dorfes zu tun.

Ich nenne es Dorf, obwohl es eigentlich als Stadtteil betitelt wird, doch einen Teil einer Stadt konnte man es nun wirklich nicht nennen! Vor allem nicht vor seinen Bewohnern, denn die wehrten sich noch immer tapfer gegen die schon seit mehreren Jahren vollzogene Eingemeindung.
 

Einer meiner engsten Vertrauten und dadurch auch einer meiner besten Freunde, falls ich so etwas überhaupt mein Eigen nennen kann, war ein schneidiger Mann namens Henry McDoyl. Wie sein Name vielleicht schon vermuten lässt war er Schotte und zwar mit Leib und Seele! (So sehr Schotte, wie man hier eben sein konnte...)

Er war nun auch die erste Person, die ich in meinen Plan einweihte, was ihn unweigerlich zu meinem ersten Begleiter machte, denn wie ich selbst, so ist auch er ein Freund des Geheimnisvollen und des Abenteuerlichen. Und obwohl er nicht viel zu meinem Plan sagte wusste ich doch, dass er mir folgen würde, wohin ich auch ging.
 

Eine weitere Person, der ich von meiner baldigen Abreise in Kenntnis setzte, war Lionel Bond, ein Bürokrat von hoher Achtung. Wie zu erwarten war er nicht begeistert von meinem Vorhaben. Denn noch überraschte er mich mit der Ankündigung seiner Teilnahme an meiner Reise, mit der Begründung, man könne einen sturen Kopf wie mich doch nicht ohne Aufsicht auf die umliegenden Ländereine los lassen. (Insgeheim bin ich mir sicher, dass auch Henry ihm da zustimmt.)
 

Geht euren Weg, doch habt keine Hoffnung sie zu finden.

Sie wird euch finden, wenn sie es wünscht.

Doch seit auf der Hut, denn sie ist nicht das einzige Kind des Waldes...
 

Mit außerordentlicher Sorgfalt diesen Rat des Buches berücksichtigend gewann ich schließlich auch noch Oliver Morgen für meine kleine Truppe, welcher sich selbst rühmt, einer der besten Kopfgeldjäger der Gegend zu sein. (Wie genau ich ihn für die Teilnahme überzeugte wird vorerst mein Geheimnis bleiben. Ich bitte dies zu entschuldigen.)
 

Zu Viert, was ich persönlich schon damals und auch heute noch als ein Unglück ansehe, frei nach dem japanischen Wort 'shi' für 'Vier', was gleichbedeutend mit dem japanischen Wort für 'Tod' ist; zu viert also nun brachen wir auf um unseren zweitägigen Marsch zum Saum des Waldes anzutreten. Immer an meinem Körper trug ich das alte Buch, was nicht nur als Wegweiser, sondern auch als Bestärkung meines Willens fungierte.
 

Weiterhin zu unserer kargen Ausrüstung zählten wir genug Verpflegung für uns selbst und Leo, einen prächtigen schwarzbraunen Labrador, den Henry schon seit einiger Zeit seinen Treuen Begleiter nennen durfte. Ferner hatten wir zwei robuste Zelte in unserem Gepäck, die als notdürftige Unterkunft dienen sollten. Jeder von uns hatte zusätzlich noch einige persönlich Sachen mitgenommen, die, neben anderen praktischen und nützlichen Dingen in unseren Rucksäcken verstaut waren.
 

So bepackt und ohne große Furcht in unseren Herzen brachen wir auf. Die Nähe zu unserem Heimatort und die vertraute Gegend gaben uns Sicherheit und versetzten uns in das Gefühl eines etwas länger andauernden Spazierganges, was ich nun im Nachhinein als große Nachlässigkeit ansehen muss.

Doch damals waren wir jung und mutig, in Lionels Fall vielleicht auch etwas skeptisch, doch nicht in solchem Ausmaß, dass wir auf Vorsicht bedacht gewesen wären.

Die Unbekümmertheit sprach aus unseren Gesichtern, unseren Bewegungen, ja aus unserem ganzen Wesen und nur eine Zeile des Buches schwirrte noch durch meinen Kopf:
 

Sie lebt ihr Leben im Schatten und sehnt sich nach Befreiung...

EIN WEIT ENTFERNTES ZIEL

Die Wegstrecken, welche wir in kurzen Abständen zurück legten, waren nicht besonders lang oder beschwerlich. Unsere Pausen waren erholsam und in der sich verändernden Landschaft merkten wir deutlich das Näherkommen unseres Zieles.

Waren die Ländereien in der Umgebung unseres Dorfes noch meist mit Äckern bebaut, so wurden diese im Verlaufe des Tages immer spärlicher und verschwanden schließlich ganz. Immer mehr Buschwerk tat sich um uns herum auf und die Stimmen der Natur erklangen in fast nie gehörter Lautstärke.
 

Die Vorräte waren von Lionel gut bedacht und eingeteilt worden, so dass jeder von uns, selbst Leo, zu jeder noch so kleinen Pause einen Happen essen oder etwas trinken konnte, ohne befürchten zu müssen, auf der Rückreise nichts mehr zu haben, denn immerhin rechnete keiner von uns mit dem plötzlichen Auftauchen eines Gasthauses.
 

Gegen Abend hatten wir, begleitet von Leo's fröhlichem Gebell und herum Gespringe, welches mit der Zeit jedoch etwas abnahm, schon einen schönen Teil des Weges zurück gelegt. Alles in allem war es aber nicht so viel, wie ich mir zuvor im Rahmen meiner Überlegungen ausgerechnet hatte, was mich doch etwas traurig stimmte. Doch, so sagte ich mir, hatten wir alle Zeit der Welt, auf keinen von uns warteten Verpflichtungen, denen wir unbedingt in nächster Zeit nachgehen müssten. Wenn nun unsere kleine Reise ein paar Tage länger dauern würde als vorher angenommen, so wäre damit keinem von uns geschadet. Hätte ich zu diesem Punkt unserer Reise gewusst, wie viel wir noch in kauf nehmen mussten, dann wäre ich sicherlich einer der ersten gewesen, der die Gemeinschaft mit all der mir zur Verfügung stehenden Kraft zum Umkehren bewegt hätte...
 

Die Gefahr ist dein Glück, du spürst sie und sie wird dich bewahren, doch reize sie nicht... sonst wird sie dein Untergang sein...
 

Im Endeffekt war ich doch sehr froh, dass nicht nur Henry dabei war, sondern ich auch Oliver für die Reise gewinnen konnte, was unsere abendlichen Probleme des Zeltaufbauens erheblich verminderte.

Dass Lionel nicht sonderlich begabt in praktischen und handwerklichen Dingen ist, sondern eher den Theoretiker verkörpert, das sollte doch vielen bis jetzt bewusst geworden sein. Doch ich gebe offen zu, dass auch meine Wenigkeit mit solchen Dingen nicht so bewandert ist und mehr zum Scheitern als zum Glücken des ganzen Unterfangens beigetragen hätte.
 

Das Aufstellen unserer Unterkünfte also den anderen beiden überlassend zog ich es vor, mich mit Lionel einmal mehr über unsere Reise zu streiten.
 

"Du wirst dir doch sicherlich im Klaren sein, mein lieber Freund, dass wir das ganze hier nur auf uns nehmen, damit du einen Blick auf diesen dunklen, bewaldeten Landstrich werfen kannst, der dir in einem Buch so geheimnisvoll und nichtssagend beschrieben wurde?"
 

"Dessen bin ich mir durchaus bewusst Lionel, und ich meine mich erinnern zu können, dir das bereits mehrmals gesagt zu haben."
 

"In der Tat, in der Tat, das sagtest du bereits, doch wollte ich es mir nur noch einmal sagen lassen, da ich es bis jetzt immer noch nicht glauben kann, so seltsam ist es!"
 

Unglücklicherweise wurde Lionel bei unserer kleinen Diskussion immer lauter, so dass die anderen beiden nicht umhin kamen, uns alsbald Gesellschaft zu leisten.
 

"Ihr brüllt ja so laut, da fliegen die Karnickel aus ihren Löchern!" meinte Henry nur, mit einem Lächeln auf den Lippen.
 

Er kannte mich und wusste natürlich, dass ich auf Lionels Gerede nicht viel gebe, wohl aber dass ich äußerst gereizt auf seinen lauten Ton reagieren würde.

Immer schon war ich eher von der ruhigen Sorte gewesen, selbst nicht sehr auffällig, ein Träumer wie er im Buche steht, doch wenn ich eines nicht vertragen konnte, dann waren es Menschen die mich anschrieen weil sie denken, ich würde sie nicht verstehen.
 

In diesem Moment nun war es nicht viel anders. Gerade war ich schon wieder dabei innerlich aufzuschreien über so viel Ungerechtigkeit, wie mir meiner Meinung nach wiederfuhr.

Natürlich wusste ich, dass mein Vorhaben, den Wald zu erreichen genauso leicht wie sinnlos war. Mir war bewusst, dass die anderen darin noch viel weniger Sinn sahen und nur mir zuliebe mit kamen, beziehungsweise um endlich einmal etwas anderes zu sehen als die ewige Eintönigkeit des dörflichen Lebens.

Aber gab das irgendjemandem das Recht, mich dafür zu richten? Immerhin waren alle meine Begleiter freiwillig mit mir gegangen und es stand ihnen frei, jeder Zeit wieder umzukehren. Musste ich mir nun wirklich immer wieder die Vorwürfe anhören, ich würde nur an mich denken und den anderen sinnlos ihre Zeit rauben? (Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich mich von Anfang an in meine seltsamen Gemütszustände hinein gesteigert habe.)
 

Mit dieser seltsamen Stimmung verbrachten wir vier nun den Abend, fünf wenn Leo mitgezählt wird, wohl der einzige von uns, der sich nicht mit derlei Probleme befasste.

Ich erinnere mich noch an unsere erste Nacht am Lagerfeuer, als wäre es gestern gewesen. Es war, als hätten wir selbst das Wetter mit unseren kleinen Streitigkeiten erzürnt, denn es war kälter, als in den ganzen Nächten zuvor, die wir ja alle in unseren gemütlichen Zimmern daheim verbringen durften.
 

Ab und zu begannen wir einige kleine Gespräche über belanglose Dinge und obwohl ich nicht nachtragend bin, vermieden wir es, weiter hin über das Ziel unseres Marsches zu sprechen.

Es war Henry, der uns mit seinen kurzen, aber doch belustigenden Einwürfen bei Laune hielt und Lionel, der diese mit ebensoviel Skepsis wie auch Ironie kommentierte.

Oliver hingegen, den wir alle damals noch nicht so gut kannte, hielt sich im Hintergrund, ohne dabei abweisend zu wirken, was ich persönlich als eine große Kunst ansehe, die nicht viele beherrschen. Schweigen, doch gleichzeitig seine Mitmenschen der uneingeschränkten Aufmerksamkeit und Anteilnahme versichern.
 

Hütet euch vor der Stille, denn wenn sie euch einmal umschließt, lässt sie euch nie wieder los.

Sie wird in euer Herz dringen und wenn ihr sie gewähren lasst, wird sie es einnehmen.

Dann gehört es ihr... für immer.
 

Die Nacht war unruhig, der Wind peitschte Regen über das Land bis hin zu der kleinen Steingruppe, in deren Gegenwart wir Deckung suchten. Die Wände unserer Zelte zitterten und es war nicht nur Leo, der keinen Schlaf fand. Aufgeregt bellend bewegte er sich in dem Zelt, das ich mir mit Henry teilte, hin und her. Doch nicht nur das Wetter schien ihn zu beunruhigen, wie wir noch viel später erfahren sollten.

Laute Geräusche in der Nähe unseres Lagers ließen uns wissen, dass einige der jungen Bäume, die sich neben der Steingruppe gen Himmel reckten, diese eine Nacht wohl nicht überstanden hatten. Zu heftig und zu wütend war der Sturm, als dass einer von uns den beschwerlichen Weg hinaus in die Nacht auf sich genommen hätte um uns Gewissheit zu verschaffen. Und neben uns, im Zelt von Oliver und Lionel, hörten wir deutlich, dass auch die beiden in dieser Nacht keinen Schlaf mehr finden würden.
 

Der nächste Morgen brach über uns herein, so voller Ruhe und Schönheit, das ganze Gegenteil der Nacht. Uns war, als wolle die Natur mit uns ihre Spielchen spielen, uns damit sagen, dass doch nichts ist wie es scheint.

Meine Gefährten waren müde, höchst wahrscheinlich noch müder als ich, war ich doch nächtelanges Aufbleiben gewöhn, denn nur zu diesen Stunde fand ich die Zeit, meine Studien verschiedenster Bücher, vor allem des einen Buches, was sich wie immer in der Innentasche meines Reisemantels befand, da ich doch diesen umfangreichen Studien nur zu diesem Zeitpunkt meine volle Aufmerksamkeit zuwidmen im Stande war.
 

Durch die nun wieder aufkommende harmonische Schönheit der Natur beruhigt, nahmen wir unser Frühstück an unserem Lagerplatz etwas länger als beabsichtigt ein, doch fühlten wir uns dadurch nur umso mehr gestärkt.

Wie zu erwarten war ging uns auch das Zusammenpacken viel schneller von der Hand als noch das gestrige Aufstellen der Zelte, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich und auch Lionel uns zum Helfen überreden ließen.
 

Am späten Vormittag brachen wir schließlich wieder auf.

Über weite Grasflächen, vorbei an vereinzelten kleinen Wäldchen und über noch recht gut zu erkennende Wege führte ich meine Gefolgschaft, nur ab und zu von Leo überholt, der noch mehr als wir anderen die erfrischende Luft zu genießen schien.
 

Henry sagte mir einmal, dass er den Hund von einer alten Frau abgekauft hatte, deren ebenfalls alte Hündin doch noch im Stande gewesen war, einen Wurf Welpen zu gebären. Die Frau selbst war jedoch schon seit geraumer Zeit nicht mehr aus dem Haus gegangen und auch ihre Kinder und Enkel fühlten sich nicht dazu verpflichtet, sich um die Tiere zu kümmern. Natürlich ist es für ein solch prächtiges und lauffreudiges Tier wie es unser guter Leo augenscheinlich war alles andere als schön, die erste Zeit seines Lebens in derartigen Verhältnissen in einem Haus eingesperrt zu sein. Aus diesem Grund auch, so erklärte mir Henry, habe er dem Hund schon immer seinen eigenen Willen gelassen.

Diese Gedanken kamen mir ein, als ich Leo da so zwischen einzelnen Erdhügeln herum springen und auch den guten Henry freudig mit seinem treuen Begleiter die Landschaft erkunden sah.
 

Dazu muss gesagt werden, das Henry der Jüngste unserer Gemeinschaft war, dicht gefolgt von Oliver Morgen, der, auch wenn genauere Angaben zu seiner Person und seinem Alter nicht aus ihm herauszubekommen waren, doch schon optisch jünger wirkte als Lionel und ich.
 

Lionel hatte, auch wenn ich mich nicht erinnern konnte, ihn darum gebeten zu haben, in der stürmischen Nacht, die keinen von uns auch nur etwas Schlaf gönnen wollte, bereits eine Art genaue Reiseroute für uns ausgearbeitet, wie er es meist für seine Unternehmungen zu tun pflegte.
 

Die dunklen Wege werdet ihr gehen, kaum zu erkennen für die Augen der Suchenden.

Doch die Glaubenden werden sie finden.
 

Zu meinem Glück hatte ich es bis jetzt vermieden, den anderen diese Zeilen aus dem Buch zum Besten zu geben. War ich doch überzeugt davon, sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht dazu bewegen zu können, mir auch auf diesen "dunklen Wegen" zu folgen. Doch immer noch hoffte ich, sie dann letztendlich, wenn sie mit mir im Angesicht des hoch aufragenden Waldes stehen würden, für mich zu gewinnen.
 

Natürlich bemerkten meine Gefährten nichts von meinen zwiespältigen Überlegungen sondern genossen lieber die sich nun immer stärker präsentierende Sonne des lauen Herbsttages, die sie sogar zu dem ein oder anderen freundschaftlichen Gespräch hinzureizen schien.

Und auch ich wurde in ihre unbekümmerten Konversationen mit einbezogen. So fragte mich Henry in einem ruhigen Moment, als die anderen beiden etwas abseits gingen:
 

"Nun sag endlich mal, was genau willst du eigentlich in diesem Wald? Ich kenn dich nun schon lange genug um zu wissen, dass so ein einfaches Gestrüpp dich normalerweise nicht sonderlich interessiert..."
 

Ich war mir schon lange im Klaren gewesen, dass meine Gefährten früher oder später sicherlich meine genauen Beweggründe für diese doch sehr seltsame Reise erfahren wollten, aber dennoch traf mich Henrys Fragen danach überraschend.
 

"Ich habe dir doch schon erzählt, dass mich die Schilderungen in diesem Buch so faszinieren, deshalb möchte ich diesen Wald unbedingt sehen..." versuchte ich nun, ihn und auch mich zu überzeugen.
 

Doch insgeheim wusste ich, dass dies nicht der einzige Grund war, oder vielmehr, dass dies nur eine Abschwächung meines eigentlichen Begehrens darstellte.

Denn auch wenn ich es mir selbst zum Teil noch nicht eingestand, so wusste ich doch zu diesem Zeitpunkt bereits, dass die Waldgrenze keinesfalls das Ziel war. Ich wollte hinein, so sehr, dass ich schon an nichts anderes mehr denken konnte und immer wieder dieselben Buchzeilen vor mich hin murmelte:
 

Der Wald ist ihr zu Hause, seit langer Zeit...

Unbeschreiblich, unvergesslich hält sie jeden in ihrem Bann, der sie je erblicken durfte.

Unvergesslich, unbeschreiblich wird sie auch für all jene sein, den den Weg zu ihr finden, in die Mitte des Waldes.
 

Ich wollte dazu gehören, zu jenem erlesenen Kreis, der sie erblicken durfte! Mein Herz verlangte so sehr danach, dass es bis zum Zerspringen gespannt war.

Selbst jetzt kann ich noch nicht richtig erfassen, noch nicht richtig wiedergeben, was ich fühlte als ich die Beschreibungen von ihr zum ersten Mal las. Es war eines dieser seltsam beklemmenden Gefühle, die jedoch gleichzeitig so wohltuend sind, dass man nie wieder ohne sie leben möchte!
 

Der Tag plätscherte nur so dahin und ich muss gestehen, dass selbst ich diesem langen Fußmarsch bald überdrüssig wurde. Wie musste es dann erst meinen Gefährten gehen, die doch nicht im Geringsten so einen Ansporn hatten wie ich.

Selbst der treu Leo, als einziger von uns die letzten Meilen noch jugendlich voran rennend, lief nun nur noch hechelnd neben seinem Herrchen her.
 

So geschah es denn, dass der Abend endlich über uns herein brach und unserem langen, eintönigen Marschieren ein Ende setzte. Den Wald hatten wir jedoch, sehr zu meinem Bedauern, noch nicht erreicht, ja noch nicht einmal in Sichtweite gebracht. Doch Henry, der meine betrübte Miene als mein engster Vertrauter sofort richtig zu deuten wusste, beruhigte mich durch die Feststellung, dass der Wald von der Spitze des nun noch vor uns liegenden Berges sicherlich vollends zu sehen sei.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Jadis
2005-05-19T09:24:18+00:00 19.05.2005 11:24
WHAAAAAAAAAA!! Ich liebe sie Anó!!! Ich hoffe das weist du?!?!? Wenn nicht weist dus jetzt!!! ^^


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