Alte Rechnungen von Weissquell (Die Vorgeschichte zu "20 Jahre später") ================================================================================ Kapitel 2: Und damit fing es an... ---------------------------------- Auch in dieser Nacht hat Kaiba nicht gut geschlafen. Nicht nur, dass ihn seine bisherigen Probleme auch weiterhin keine Ruhe lassen, seit gestern steht offenbar eine unüberwindbare Wand der Kühle zwischen seinem kleinen Bruder um ihm. Beim Frühstück, dass sie bisher immer gemeinsam eingenommen haben, bevor Kaiba sich dann auf den Weg in seine Firma macht, ist an diesem Morgen kein Wort zwischen ihnen gefallen. Mokuba hat nur fortwährend auf seinen Teller gestarrt und in seinem Essen herumgestochert. Kaiba schüttelt abwehrend den Kopf. Die kleine Nervensäge soll nur nicht glauben, dass ihm das entgangen währe. Also wirklich, dass er noch immer den Beleidigten spielt... wie kindisch! Es gibt doch wirklich keinen Grund sich so aufzuführen und sich derartig von Gefühlen kontrollieren zu lassen. Der Kleine hat noch eine Menge zu lernen. Wer es im Konkurrenzkampf zu etwas bringen will muss zäh werden. Wahrscheinlich wird es Zeit, dass er seinem Bruder mal eine kleine Lektion erteilt. Gerade ist Kaiba auf dem Weg zur Haustür um sich von seiner Limousine zu seiner Firma fahren zu lassen. Hinter ihm auf dem Flur taucht Mokuba auf. In seiner Mine liegt Verwunderung und Besorgnis. "Warte auf mich Seto! Du willst doch wohl nicht ohne mich losfahren." Ohne sich umzudrehen öffnet Kaiba die Eingangstür und verlässt das Haus. "Du hast es erraten. Dieses kindische Rumschmollen von dir geht mir auf die Nerven. Deshalb wirst du heute zuhause bleiben. Wenn du dich wieder eingekriegt hast, überleg ich es mir noch mal, ob ich dich wieder mitnehme." Fassungslos starrt Mokuba ihm hinterher: "Was, das ist doch nicht dein Ernst, oder Seto? Du hast mich doch sonst immer mitgenommen. Seit wir Kinder waren, sind wir noch nie getrennt gewesen. Warum denn gerade jetzt?" Wieder schleicht sich eine Träne in Mokubas Augen. "Diese Mitleidsmasche zieht nicht bei ihm!", kommt es unbeeindruckt von Kaiba, "Da musst du dir schon etwas besseres einfallen lassen", Er wirft einen kurzen Blick zurück, "Und hör endlich auf zu heulen! Heulen ist was für Schwächlinge!" Während Kaiba mit festen Schritten zu seinem Wagen geht, steht Mokuba in der Eingangstür und versucht krampfhaft die Tränen herunterzuschlucken die in ihm aufsteigen. Warum ist sein Bruder nur so gemein zu ihm? Was hat er denn falsch gemacht? Im Augenblick erinnert er ihn kaum noch an den freundlichen, großen Bruder der er so lange Zeit war, sondern eher an diesen grässlichen, kaltherzigen Leuteschinder, der sie damals adoptiert hat, an Gozaburo Kaiba. Ja, sein Bruder hat inzwischen viel von ihm übernommen, stellt Mokuba fest und seine nassen Augen verfinstern sich. Ärger steht ihm nun ins Gesicht geschrieben und dann brüllt er aus vollem Hals: "Du bist ja schon genau so gemein wie Gozaburo! Ich hasse dich!" Mit diesen Worten verschwindet er wieder im Haus und knallt die Tür zu. Einen kurzen Augenblick hält Kaiba inne. Der Name seines Stiefvaters weckt unangenehme Erinnerungen, doch dann schüttelt er auch die ab und geht weiter. Der Kleine muss lernen sich zu beherrschen. Mit der Vergangenheit hat er abgeschlossen als er damals den Duellturm sprengte. Das hat ihn nicht länger zu kümmern. Gozaburo Kaiba ist nur noch ein Name von vielen, die es ihm auf dem Weg an die Spitze schwer gemacht haben. Nun lebt er nur noch in der Gegenwart und die Welt dreht sich schließlich weiter. Kaiba steigt in seinen Wagen und weist den Fahrer an, ihn zu seinem Büro zu fahren. Doch so sehr es ihn auch ärgert, die jüngsten Ereignisse gehen ihm nicht aus dem Kopf. Schließlich hält er es nicht mehr länger aus. Er schnappt sich sein Autotelephon und kontaktiert seine Sekretärin. "Geben sie mir die Adresse und die Telephonnummer von Gigatech-Enterprise!" Nachdem er die gewünschten Informationen erhalten hat, wählt er sogleich die betreffende Nummer. "Hallo, hier spricht Seto Kaiba. Ich habe beschlossen ihr Angebot einer Sonderpräsentation ihrer VR-Technik anzunehmen. Ich werde in Kürze bei ihnen eintreffen. Ob wir ins Geschäft kommen werden wird von ihnen und ihrer Präsentation abhängen, doch ich will gleich klarstellen, dass ich nicht leicht zu beeindrucken bin. Trotzdem werde ich ihnen diese eine Chance geben. Machen sie das Beste draus!" Mit diesen Worten legt er auf. Dann wendet er sich an den Fahrer: "Zum Firmengebäude von Gigatech-Enterprise!" "Er ist unterwegs!", mit diesen Worten legt die junge Frau den Hörer auf. "Sie hatten recht, Atsumi-san", lässt sich ein Kollege neben ihr vernehmen, "Aber woher wussten sie, dass er darauf eingehen würde?" Die Frau wendet sich zum Gehen: "Wenn man von Seto Kaiba etwas will, dann muss man ihn vor vollendete Tatsachen stellen. Das ist die einzige Sprache die er versteht. Bitten und Betteln hat keinen Sinn!" "Schon möglich", wendet ihr Kollege ein, "Aber ich frage mich, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Das Ganze könnte nach hinten losgehen. Wenn etwas schief geht, dann haben wir Kaiba-Corp gegen uns und damit auch den Zugang zum internationalen Handel verloren." Die Frau ignoriert ihn und marschiert auf eine Garderobe zu um sich dort ihren Mantel zu nehmen. Besorgt läuft der Andere ihr hinterher: "Ich bitte sie, Atsumi-san, überlegen sie sich das noch mal. Wenn wir es uns mit Kaiba-Corp verscherzen, könnte das für die Firma das Aus bedeuten. Der kleinste Fehler kann verheerend sein!" Die junge Frau wirft sich schwungvoll ihren Mantel über die Schultern: "Dessen bin ich mir bewusst! Und deshalb darf es keine Fehler geben. Und genau aus diesem Grund werde ich auf Nummer Sicher gehen. Wichtigste Regel im Geschäftswesen: Habe immer noch ein Ass im Ärmel!" Zielstrebig durchquert sie den Flur an dessen linker Seite sich ein gläserne Fensterfront befindet. Vor dem Fahrstuhl hält sie an. Ihr Kollege hat nun wieder zu ihr aufgeschlossen. Während sie auf den Fahrstuhl warten, fällt ihr Blick hinunter auf die Straße. Gerade fährt eine schwarze Limousine vor, dessen Logo aus einem K und einem C besteht die ineinander verflochten sind. "Da ist er schon!", stellt sie fest und an ihren Kollegen gewandt, "Also, sie kümmern sich um den reibungslosen Ablauf von Plan A. Ich verlasse mich auf sie!" Die Lifttüren öffnen sich und die beiden steigen ein. "Und ich werde mich nun höchstpersönlich um Plan B kümmern!" Etwas unsicher blickt der junge Angestellte schon drein. "Wenn das nur gut geht!" Dann schließen sich die Aufzugstüren. Mit selbstbewusstem Schritt betritt Seto Kaiba das Gebäude. Sogleich kommt ihm ein junger Mann entgegen: "Willkommen, Kaiba-sama! Wir freuen uns, dass sie unserer Einladung gefolgt sind! Mein Name ist Hajime Matsuo und ich wurde beauftragt sie mit unserem Projekt vertraut zu machen. Wenn sie mir bitte folgen wollen, dann werde ich sie gleich in die technischen Einzelheiten einweisen." Mit geringschätzigem Blick mustert Kaiba den Mann vor ihm. "Sparen sie sich das Gerede! Ich bin nicht gekommen um mir lange Reden anzuhören. Mich interessiert einzig und allein die Praxis. Wenn sie also in diesem Punkt nichts zu bieten haben, werde ich auf der Stelle wieder gehen!" Einen Moment hält der Mann irritiert inne, dann fasst er sich wieder. "Selbstverständlich! Wie sie wünschen! Wir können natürlich auch gleich zum praktischen Teil übergehen. Folgen sie mir!" Mit diesen Worten setzt er sich in Bewegung. Mit noch immer äußerst kritischer Mine folgt Kaiba ihm. "Ich bin sehr überrascht!", bemerkt er beim Gehen, "Ich war der Ansicht, dass ihre Arbeitgeber bei einem Geschäft dieses Umfanges persönlich anwesend sein würden. Stattdessen speist man mich mit Lakaien ab. Wenn ich über diese grobe Beleidigung hinwegsehen soll, müssen sie mir schon etwas außergewöhnliches bieten." "Nur keine Sorge, Kaiba-sama, Die geschäftlichen Details können sie auf jeden Fall mit der Geschäftsleitung aushandeln und in Kürze werden sie die Leiterin unserer Forschungsabteilung persönlich treffen können." "Es ist besser wenn sie auch wirklich halten was sie versprechen, denn ich beginne bereits mich zu langweilen", bemerkt Kaiba kühl. Nachdem die beiden einige Flure und zwei Hochsicherheitstüren passiert haben, erreichen sie das Forschungslabor. Der Raum ist nicht sonderlich groß, aber hinter einer Glasscheibe befindet sich ein weiterer Raum mit mehreren Computern und einigen Leuten die daran arbeiten. Vor sich sieht Kaiba eine Personenkapsel für die virtuelle Realität. "Sieht nicht besonders beeindruckend aus!", stellt er missmutig fest. "Der Unterschied liegt im Programm nicht in der äußeren Hardware", bemerkt der Mann neben ihm vorsichtig. "Was sie nicht sagen", meint Kaiba abfällig und geht auf die Kapsel zu. Mit kritischem Blick mustert er den Apparat. "Können wir jetzt mit der Demonstration beginnen oder nicht?" "Selbstverständlich, Kaiba-sama!", versichert der Mann. Auf einen Wink nach nebenan öffnet sich die Kapsel. "Nehmen sie ruhig schon Platz! In Kürze wird das Programm gestartet. Keine Angst, der Übergang ist absolut harmlos, sie werden kaum etwas spüren." "Hmh!", schnaubt Kaiba verächtlich und nimmt auf den weichen Polstern der Kabine Platz, "Angst ist etwas für Schwächlinge. Fangen sie endlich an! Sie haben mich schon zu viel meiner kostbaren Zeit gekostet." Nur wenige Momente später schließt sich die durchsichtige Kunststofftür der Kabine über ihm. Zwei gepolsterte Sonden werden an seine Schläfen gefahren und stellen den Kontakt her. Das Licht im Raum verliert an Helligkeit und bekommt einen dunklen, warmen Rotschimmer. Ziemlich kitschiger Effekt!, denkt sich Kaiba noch, dann spürt er wie ihm auf einmal schwindlig wird und von einem Moment auf den anderen verliert er das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)