Where is our yesterday? von dine_ ================================================================================ Kapitel 1: My yesterday is our beginning ---------------------------------------- My yesterday is our beginning Nun sitze ich hier und überlege wie ich anfangen soll, all das was in meinem Hirn umherspukt aufzuschreiben. Es sind so viele Gedanken, die nur darauf warten aufgeschrieben zu werden. Fangen wir an, wie alles begann. Damals war ich 17 und lebte mit meinen Eltern, meinem großen Bruder Tom und meinem Zwillingsbruder Chris zusammen in Fort Worth, Texas. Ich war zufrieden mit meinem Leben. Hatte Freunde, die mich mochten und umgekehrt. Was ja unter Freunden normal ist. Mein Zwillingsbruder Chris war aber mein bester und längster Freund. Was natürlich ganz normal für Zwillinge ist. Schließlich entschied ich mich dafür, ein Jahr nach Deutschland zu gehen um unabhängiger von meinen Eltern und überhaupt meiner Familie zu werden. Wohnen würde ich also bei den Freunden meiner Eltern in Deutschland. Ich kannte sie von früher. Als ich klein war, lebten wir einige Zeit in Deutschland, von daher würde ich wenigstens jemanden dort drüben kennen. Der Tag rückte näher und dann war es soweit und es hieß Abschied nehmen. Als ich damals am Flughafen in Fort Worth stand und Chris zum Abschied so fest ich nur konnt drückte, bekam ich doch Zweifel, ob es das Richtige sein würde. Ich war ja schließlich noch nie von ihm getrennt. Nach einem etwa 10 stündigen Flug kam ich also endlich in Frankfurt, Deutschland an. Jedoch war ich noch nicht an meinem Ziel. Nein. Ich musste mich beeilen und fast durch den ganzen Flughafen, um meinen Anschlussflug nach Hannover zubekommen. Als ich aber endlich in Hannover ankam, war ich doch schon ganz froh. Ich kam die Treppe runter und wartete auf mein Gepäck. 2 große Koffer hatte ich. In den beiden großen Koffern waren meine gesamten Sachen, die ich mitgenommen hatte um mich an zuhause zu erinnern. Ich schnappte mir also die Koffer und ging auf die Glastür zu und sah so viele Menschen, die auf Verwandte oder Freunde warteten. Ich hatte ganz schönes Bauchkirbbeln, als ich eine kleine Gruppe von 3 Personen entdeckte, die ein Schild mit "Willkommen Liz" in den Händen hielten. Das erste halbe Jahr verging ziemlich schnell, so wie ich es in Erinnerung habe. Es war schon eine schöne Zeit. Mit Nils, dem Sohn der Freunde meiner Eltern, verstand ich mich von Anfang an echt gut. Er zeigte mir meine Schule und die ganze Umgebung. Er selbst ging zu dieser Zeit in die 13. Klasse. Nach eben diesen ersten 6 Monaten verbrachten Nils und ich immer mehr Zeit miteinander und wir verliebten uns. Ich wollte nur noch mit ihm zusammen sein. Die Zeit verging und bald würde es für mich heißen "Bye Nils, Bye Deutschland". Alleine der Gedanke daran tat mit weh. Ich sollte weg von Nils, den ich über alles liebte. Nach langen Gesprächen mit ihm und meinen Eltern, entschied ich mich dafür, hier in Deutschland zu bleiben und mein Abitur zu machen. Meine Eltern waren nicht gerade sehr begeistert von der Idee, aber sie erlaubten es mir. Nachdem alles geklärt war, zogen Nils und ich in unsere eigene Wohnung. Wir beide waren wirklich total verliebt und glücklich und Zweifel, ob das wirklich nach 5 Monaten Beziehung das Richtige ist, zusammen zu ziehen, kamen gar nicht auf bei uns. Nils fing in der Wirtschaftskanzlei seines Vaters nach seinem Abitur an und ich ging weiter in die Schule. ... Kapitel 2: You and I could use our yesterday right now ------------------------------------------------------ You and I could use our yesterday right now Heute, fast 3 Jahre später, sieht die Verliebtheit nicht mehr so aus. Ich sitze oft alleine zuhause und weine. Ich glaube, ich weine schon Wochenlang. Nils arbeitet immer noch in der Wirtschaftskanzlei seines Vaters und ich, ja ich stehe kurz vor meinem Abitur. Nur ist mich überhaupt nicht danach. Am liebsten würde ich gleich morgen zurück nach hause, nach Fort Worth fliegen. Alles schmeißen und Deutschland verlassen. Vor ein paar Wochen fing es an, dass Nils mir immer öfter aus den Weg ging und abends immer später nach Hause kam. Anfangs merkte ich es nicht so. Ich dachte, vielleicht hat er so eine Phase, braucht vielleicht ein bisschen Zeit für sich. Dann fing es an, dass wir uns fast gar nicht mehr sahen. Und das, obwohl wir immerhin zusammen leben. Als ich eines Nachts wach blieb und ihn fragte, als er nach hause gekommen war, was denn mit ihm los sei, schrie er mich an. Ich solle ihn in Ruhe lassen und es wäre sowieso alles Scheiße. Als ich nachfragen wollte, was er meinte, nahm er seine Jacke und ging wieder. Ich habe diese besagte Nacht noch lange wach gelegen und darüber nachgedacht. Jedoch konnte ich einfach nicht nachvollziehen, was mit ihm war. Die Tage danach wurden nur noch schlimmer. Er sagte mir nicht einmal mehr ein kleines, einfaches "Hallo" oder nahm mich in den Arm. Es ist schlimm, in einem Land zu wohnen und niemanden zu haben, zu den man gehen kann. Letztes Wochenende kam er dann gar nicht mehr nach Hause. Nachdem ich Samstag nichts von ihm gehört hatte, bin ich Sonntag zu seinen Eltern gefahren. Ich habe sie gefragt, ob sie etwas wüssten, als das Telefon klingelte. Mein Freund rief bei seinen Eltern an und erzählte ihnen, dass er kurzfristig am Freitag in den Skiurlaub gefahren sei und wahrscheinlich Dienstag wieder kommen würde. Seine Mutter sah mich überrascht an, fragte mich bohrend, was mit uns sei. Ich erzählte ihr, wie die vergangen Wochen gewesen waren und wie ich mich fühlte. Natürlich konnte ich meine Tränen nicht unterdrücken. Sie nahm mich in den Arm. Ihr könnt euch vielleicht nicht vorstellen, wie dieses Gefühl war, nach so langer Zeit einfach mal wieder in den Arm genommen zu werden. Der Sonntag verging genauso kriechend wie der Montag. Am Dienstag ging ich nicht in die Schule, ich wollte auf meinem Freund warten und er kam auch. Überrascht, mich zu sehen, schloss er die Tür hinter sich. Nun hatte er einfach keine Chance mir aus dem Weg zu gehen. Ich fragte ihn, wo er gewesen sei und ob er es nicht für nötig hielt, es mir zusagen. Ich habe ihn nie gefragt, wo er war oder was er gemacht hat, doch dieses Mal wollt ich es wissen. So etwas hatte er noch nie gemacht. Er wich meinem Blick aus und meinte nur, es würde mich nichts angehen. "Gut", dachte ich mir, dann eben nicht. Ich sagte ihn, dass ich, wenn ich mein Abi habe, zurück nach Amerika gehen werde. Nun sah er mich an. Seine Augen waren fast schwarz und dann sagte er eiskalt, dass er sich darauf freut, wenn ich endlich weg wäre und er wieder seine Ruhe hätte. Das tat weh. Das tat mehr als nur weh. In meinem Innersten zog sich alles zusammen. Ich stand dort und wusste wirklich nicht was ich machen sollte. Ich glaube, es vergingen Ewigkeiten bis ich einfach die Wohnung verlies und mich ins Auto setze und davon fuhr. Als ich später in der Nacht zurückkam, war er, wie immer nicht da. Ich wusste nicht, was ich eigentlich machen sollte. Ich legte mich auf das Sofa und schaltete den Fernseh an, aber ich bekam nichts mit. Mich überkam die Übelkeit und ich hang Augenblicke später über der Toilettenschüssel. Ich weiß nicht wie spät es war, als ich im Badezimmer auf dem Boden lag und plötzlich Nils sah. Er beugte sich über mich und trug mich tatsächlich ins Bett. Ich schlug kraftlos nach ihm und weinte. Wenn weinen befreiend wirken soll, dann habe ich bislang nichts davon mitbekommen. Der Rest der Woche verging wie die Wochen zuvor. Bis letzte Nacht. Ich lag natürlich noch wach in meinem Bett, als ich merkte wie er sich neben mich legte. Ich merkte, dass er mich ansah und ich glaube, er war kurz davor mich in den Arm zu nehmen. Doch er drehte sich dann auf die Seite. Ich öffnete meine Augen, sah ihn traurig von hinten an und drehte mich dann auf den Rücken. Ich schlief die Nacht nicht wirklich, vielmehr dachte ich darüber nach, was gerade eben geschehen war. Hat er mich vielleicht irgendwo doch noch ein kleines bisschen lieb? Ich kam zu keinem klaren Gedanken. Als ich heute Morgen wach wurde, lag ich alleine im Bett. Er war, wieder einmal nicht zu hause und würde wohl auch nicht so schnell zurückkehren. ... Kapitel 3: If this is goodbye.... --------------------------------- If this is goodbye... Die ganze Woche über quälte ich mich durch die nicht enden wollenden Tage. Es war eine wüste Woche. Mir schien es, als wenn mein Körper routiniert arbeiten würde: Aufstehen, für die Schule fertig machen, den Unterricht irgendwie hinter mir bekommen, den Rest des Tages mit Lernen oder sonst etwas verbringen. Die Nächte waren jedoch noch schlimmer, als die Tage. Stundenlang lag ich wach im Bett und hoffte heimlich, dass Nils endlich nach hause kommen würde und sich neben mir legen würde. Die Zeiten, zu denen er nach Hause kam, wechselten ständig. Mal kam er früher heim, mal später. Aber er kam jede Nacht nach hause. In meinem Kopf spielten sich Bilder ab, von denen ich hoffte, sie würden nicht der Realität entsprechen. Ich sah ihn mit einer Anderen. Jedoch wechselte das Gesicht dieser Anderen ständig seine Form. Als gestern Abend das Telefon klingelte und ich ran ging, hörte ich eine vertraute Stimme. Eine vertraute Stimme? Ja, diese Stimme kannte ich, es war eine gemeinsame Freundin. Sie wollte sich mit mir verabreden. Für diesem Abend noch. Ich sagte ihr also zu, schließlich hatte ich nichts vor. Ich zog mich also um und verließ die Wohnung und ging zu meinem Auto. Als ich mein Auto sah, blieb ich regungslos stehen. Auf dem ganzen Auto waren Blumenblätter verteilt und auch ringsherum lagen welche. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte. Waren sie von Nils? Wenn ja, was sollte das? Ich schritt näher ans Auto und entdeckte einen Umschlag, der unter dem Scheibenwischern steckte. Ich nahm ihn und öffnete ihn... Liz, ich habe in der letzten Woche sehr viel über uns beide nachgedacht und ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, was ich dir sagen will. Ich war in den letzten Wochen nicht gerade gut zu dir, genau genommen habe ich dich wie das aller Letzte behandelt. Ich blicke zurück und frage mich "Warum? Warum war ich so zu dir?". Eine gerechtfertigte Antwort darauf gibt es nicht. Ich fühle mich wie so ein Widerling und würde mich am liebsten für das Vergangene selbst bestrafen, doch könnte ich damit den Schmerz, den ich dir zugefügt habe, nicht wieder gut machen. Mir ist klar geworden, dass du alles für mich bist. Ich kann ohne dich, deine Nähe und dein Lächeln einfach nicht "sein"! Sicherlich fragst du dich, wenn du das hier liest, warum ich dir diese Worte schreibe. Nun ich schreibe sie dir, weil ich ein kleiner, gemeiner Angsthase bin, der auf den Gefühlen der einzigen Person rumtrampelt, die für ihn da ist - oder sagen wir, da war. Und ich traue mich nicht, nach all dem, was ich dir antat, in die Augen zu schauen. Was ich letztens zu dir sagte, dass ich mich freuen würde, wenn du wieder nach Amerika gehen würdest, das meinte ich nicht so. Im Gegenteil. Wenn du gehen würdest, dann würde es mich zerreißen. Aber, nach all dem, könnte ich es dir nicht Übel nehmen, wenn du gehen würdest. Ich an deiner Stelle, wäre wahrscheinlich schon längst gegangen. Und da ich weiß, dass es zwischen uns nie wieder so werden könnte, wie es einmal war, denke ich, wäre es das Beste, wenn ich einfach gehen würde. Ich sehe dich, wenn ich abends nach Hause komme und du mit Tränen im Gesicht so tust, als würdest du schlafen. Und ich hasse mich, ich hasse mich so sehr, für alles! Es ist so armselig von mir, dich nicht in den Arm zu nehmen, wenn ich sehe, dass es dir nicht gut geht. Wenn du weinst. Wenn du mich brauchst. Und es ist armselig, dass ich dir all das nicht persönlich sage. Ich möchte dir nur noch sagen, dass ich dich liebe, dass ich dich immer geliebt habe und dich immer lieben werde. Und das einzige was ich mir Wünsche ist, dass du glücklich wirst - denn mit mir kannst du es (wahrscheinlich) nicht mehr werden. Nils ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)