Thiefs' Stories von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Teil 16-20 ---------------------- (Teil 16) KID blieb wie angewurzelt stehen. Nachdem er den Schuss gehört hatte, war er noch schneller als sowieso schon in die Richtung des fürchterlichen Geräusches gelaufen, doch jetzt stockte ihm der Atem. ,O-Organisation?!', dachte er verwirrt. ,Das müssen die Kerle sein, die Shinichi geschrumpft haben...und jetzt wollen sie ihn zusammen mit Heiji umlegen...sie sind zwar nich grade meine dicksten Freunde, aber ich muss ihnen helfen!' Er näherte sich vorsichtig und mucksmäuschenstill dem Ort, von dem der Wind die eiskalten oder verzweifelten Stimmen zu ihm herüberwehte. Doch als er in unmittelbarer Nähe des Geschehens war, überkam ihn plötzlich ein merkwürdiges Unbehagen, das er sich selbst nicht erklären konnte, und er fragte sich im Stillen: ,Sie sagten doch, dass sie einen Magier vor neun Jahren ermordet haben...was meinten sie damit? Moment mal...vor neun Jahren - da war doch...' Die kalte Stimme unterbrach seine Gedanken. "Wodka, du Idiot! Unsere kleinen Freunde hier müssen doch nicht alles wissen!" "Aber Gin! Sie werden doch eh gleich den Löffel abgeben, und so eine kurze ,Vorschau', die denen blüht, die sich mit der Organisation anlegen, könnten wir ihnen doch zum Abschied mitgeben, oder etwa nicht?" Gin sagte einen Moment gar nichts. Sein schwarzer Hut verdeckte fast vollständig sein Gesicht, wodurch man den Ausdruck auf diesem nicht lesen konnte. Dann hob er den Kopf. Ein schreckliches Grinsen von klirrender Kälte umspielte seine Lippen. "Na schön...schaden kann es ja nicht...", erwiderte er. Wodka war entzückt und scheinbar ganz in seinem Element, als er zu erzählen begann. "Also...vor - wie schon gesagt - nun mehr neun Jahren war unsere Organisation bereits auf der Blühte ihrer Zeit, die heute noch besteht. Einer unserer Mitglieder - sein Name war ,Cinzano' - sollte einen idiotensicheren Plan ausführen, nämlich lediglich den führenden Mantendo-Produzenten mit Hilfe eines ,Unfalls' außer Gefecht zu setzen. Dieser hatte nämlich Schulden bei der Organisation, die er nicht pünktlich zurückgezahlt hatte - was er bitter bereuen sollte! Alles war perfekt geplant; die hohen Schulden des Präsidenten persönlich waren hinreichend bekannt und es gab einigen Aufruhr in den Medien." "Ich erinnere mich", entfuhr es Heiji, "da gab es etliche Vermutungen und Spekulationen über Affären, Schwarzgeldskandale und der gleichen..." PENG! "Hat dir jemand erlaubt, zu sprechen?", fragte Gin eisig, nachdem er auf eine Stelle etwa 2cm von Heijis rechtem Knie entfernt auf den Boden geschossen hatte. "Danke, Gin", sagte Wodka, und mit einem Räuspern fuhr er fort. "Also, wie ich bereits sagte, waren die Skandale bereits etliche Male durch die Medien gegeistert; unser Kumpan hatte also den Auftrag, den Präsidenten unauffällig zu vergiften...keiner würde nach der ganzen Mundpropaganda und dem psychischen Druck mehr an Selbstmord zweifeln." "Und was hat das ganze mit einem Magier zu tun?!", fragte Conan erhitzt, doch das hätte er besser gelassen... PENG! "Auch dir habe ich keine Quasselerlaubnis erteilt", versetzte Gin, und Conan sank in die Knie; Gin hatte ihm ins Bein geschossen, Flucht war nun also tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit. Wodka war über die Unterbrechungen sichtlich ungehalten. "Nun, wie ich bereits betont habe", fuhr er ärgerlich fort, "war einfach alles perfekt - nur eines hatten wir nicht mit einkalkuliert: Ein damals recht berühmter Magier gab zu der Zeit, in der der Anschlag stattfinden sollte, auf der Feier des Präsidenten eine Vorstellung; er schaffte es, Cinzano zu entlarven, als er gerade dabei war, seinen Auftrag auszuführen. Er wurde verhaftet und da er nichts über die Organisation hatte preisgeben wollen, blieb ihm nur noch Suizid... Wir begannen sogleich damit, alle seine Spuren zu verwischen, doch der Boss trug uns noch etwas anderes auf...wir sollten jenen Magier, der für Cinzanos scheitern verantwortlich war, kurzerhand zur Hölle schicken! Und das taten wir auch... Als er wieder mal eine Vorstellung gab, ein Openair-Auftritt auf Hokkaido, brachten wir starke Sprengsätze versteckt um die Bühne an - und pünktlich zum Showbeginn hieß es dann - BOOM!" Er lachte grässlich. "Ist ja gut, komm wieder runter", entgegnete Gin, die Pistole immer noch auf die beiden Jungen gerichtet, die vor Schmerzen am Boden kauerten. "Schon gut, Gin", erwiderte Wodka immer noch grinsend. "Ach ja", fügte er hinzu, "der Name dieses Magiers war - Toichi Kuroba." (Teil 17) Ein eisiger Wind fegte pfeifend durch die engen Containergassen und trug die Worte Wodkas immer wieder schmerzhaft in KIDs Ohren. Immer wieder hörte er in Gedanken die grausamen Schilderungen vom Tod dieses Magiers - doch das Schlimmste war, dass es sein Vater gewesen war, den sie ermordet hatten. Zuerst stand Kaito nur fassungslos da, mit dem Rücken an den kalten Stahl gelehnt, und vermochte nichts mehr zu wahrzunehmen außer besagten Worten - da überkam ihn plötzlich eine gewaltige Wut. Abgrundtiefer Hass stieg in ihm auf, so stark, dass ihm fast die Sinne schwanden. ,Die waren das also - sie haben meinen Vater ermordet, diese hinterhältigen Dreckskerle!' , dachte er und zitterte vor Zorn. "Wie dem auch sei", erhob sich wieder die Stimme von Gin, "wir haben die Zeit, uns noch länger mit euch erbärmlichen Zwergen zu befassen. Euer Ende ist gekommen...bald könnt ihr eure detektivischen Kindergartenspielchen im Himmel weiterspielen! Aber keine Angst", fügte er gehässig grinsend hinzu, "wir sind ja keine Unmenschen; ihr dürft Seite an Seite ins Nirwana gehen!" Gin und Wodka lachen und dieses Lachen schwoll zu einem grauenhaften Gelächter an, das, vermischt mit den wehenden Klängen des Windes, für eine Art Todeskonzert gehalten werden konnte. "Warte mal, Gin", entfuhr es Wodka plötzlich, "vielleicht können die kleinen Schnüffler uns noch was über diesen Dieb verraten - ich habe gehört, dass sie ihm auf der Schliche waren!" "Richtig", gab Gin zu, "also, ihr habt es ja gehört, ihr dürft uns vor eurem Ableben noch einen oder mehrere kleine Dienste leisten. Was wisst ihr über diesen Kaito KID?" "U-und wozu wollt ihr das wissen?", schnaufte Conan, dessen Kräfte langsam zu Ende gingen. "Was sollte euch das bringen?" "Ganz einfach", antwortete Wodka, "dieser dreiste Möchtegerndieb ist uns schon lange ein Dorn im Auge. Als ob der alles könnte...pah! Und noch dazu haben wir anfangs geglaubt, dieser Toichi Kuroba sei der Kaito KID gewesen, darum haben wir - auch, weil man dann sehr lange nichts mehr von diesem Dieb gehört hatte - angenommen, er sei es tatsächlich gewesen und wir haben uns nicht weiter drum geschert; doch nun ist er wieder da...und wie es scheint, treibt er anders als früher nur in Japan sein Unwesen - das alles ist äußerst merkwürdig und wir wollen der Sache auf den Grund gehen und sicher stellen, dass dieser KID nicht zu einer Gefahr für unsere Organisation werden kann." "Was denn, ihr habt Angst vor einem gewöhnlichen Dieb?", sagte Conan verächtlich. "Hey, anstatt hier große Reden zu schwingen - wie wäre es, wenn du dir mal deinen Freund ansiehst?", entgegnete Wodka mit einem grausamen Lächeln auf den Lippen. Conan wendete seinen Blick langsam zur Seite. "HEIJI!", schrie er, denn dieser war nun umgekippt und gab kein Lebenszeichen mehr von sich. "Heiji, Mann, mach keinen Blödsinn, wach auf!" Er rüttelte und schüttelte ihn, doch sein Freund rührte sich einfach nicht.# "Ihr - ihr - ihr verdammten Schweine!" "Na, na, na, keine Kraftausdrücke hier!", grinste Gin verächtlich. "Oder willst du vor deinem Schöpfer stehen und dir sagen lassen, du denkst im letzten Moment deines Lebens nur an Schimpfwörter?" Er lachte unbarmherzig und warf seine blonden Haare zurück, die wie ein Tuch im Wind wehten - wie ein Leichentuch. "Nun ist endgültig Schluss mit lustig - adieu!" PENG! (Teil 18) * * * Das Mündungsfeuer hallte störend laut durch den völlig verlassenen Hafen, so dass ein paar kleine Vögel in ihrem Schlaf gestört erschreckt aufflatterten und unter panischem Fiepen und Piepsen in den weiten Nachthimmel hinausflogen. Eine kleine, aber dichte Rauchwolke zog von dort, wo die Kugel explodiert war, herauf. "Hahaha, schlaft schön den Schlaf der Gerechten, ihr Trottel!", lachte Wodka hämisch, doch Gin fuhr ihn an: "Idiot! Hast du denn keine Augen im Kopf?! Die Kugel ist explodiert, bevor sie die beiden treffen konnte! Irgendjemand muss sie irgendwie gestoppt haben!" Tatsächlich - gleich nachdem Gin das gesagt hatte, lichtete sich der Rauch und die beiden Detektive kamen dahinter wieder zum Vorschein, zwar nach wie vor angeschlagen, aber dennoch am Leben. "Wie - wie ist das möglich?", stotterte Wodka ungläubig. In diesem Moment öffnete Conan seine Augen, die er zuvor vor Angst zusammengekniffen hatte, einen Spalt breit - doch dann riss er sie erstaunt und verdattert mit einem Ruck wieder auf. "Wa-was machst du denn hier?", rief er verwirrt und starrte auf die ihm gegenüberliegenden oberen Container. Gin und Wodka wirbelten herum. Dort oben, auf dem kühl glänzenden Metall, stand eine Person vor dem hellen und runden Vollmond...ihr Umhang wehte leise durch den sanften Wind und im Monokel auf dem rechten Auge spiegelten sich die ungläubig erstarrten Gesichter ihrer Gegenüber wider... "Du - du bist doch", stammelte Wodka, "Kaito KID?!" "Sehr richtig", erwiderte dieser. Doch etwas war anders als sonst...Conan nahm eine Kälte in seiner Stimme wahr, die er sonst von diesem cleveren Meisterdieb so gar nicht gewohnt war. Das Erstaunen und die Überraschung waren mittlererweile wieder völlig von Gins Gesicht verschwunden; er grinste abermals und richtete seine Pistole nun gegen KID. "Was bildest du dir eigentlich ein?", fragte dieser selbstsicher und trat die Zigarette aus, die ihm eben durch das Entsetzen aus dem Mundwinkel gefallen war. "Glaubst du wirklich allen Ernstes, du könntest uns besiegen? Uns vielleicht sogar bei den Bullen abliefern?" Er lachte laut und Wodka, der erst etwas dümmlich in der Gegend gestanden hatte, stimmte mit ein. Doch KID verzog keine Mine. Conan spürte, wie sein Herz immer schneller klopfte, doch er wusste, dass es nicht an dem Blutverlust lag; Kaitos Gesicht, das zuvor nicht zu erkennen war, da er den Kopf sehr tief gehalten hatte, wurde nun durch sein Erheben vom schimmernden Mondlicht bestrahlt und Conan sah etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lies: Der sonst so muntere Meisterdieb, der selbst in Zeiten, wo er beinahe verhaftet wurde, hatte stets ein Lächeln (wenn es auch manchmal leicht arrogant gewirkt hatte) auf den Lippen - doch das sah jetzt völlig anders aus. Es war eigentlich schwer zu sagen, was genau diese Angst auslöste, ob es nun die eiskalt dreinblicken Augen mit diesem seltsamen Feuer darin oder überhaupt der gesamte steife Gesichtsausdruck waren, aber eines stand fest, nämlich das, was dieses alles ausdrückte: Blanken Hass und heftigste Wut. "Hey, hey, was guckst du denn so griesgrämig aus der Wäsche? Haben wir dir irgendeinen großen Coup versaut?", fragte Wodka ihn spöttisch, doch KID sagte immer noch kein Wort, im Gegenteil, er schien noch beharrlicher zu schweigen - vielleicht, weil die unbändige Wut ihm fast die Brust zuschnürte; er ballte die Fäuste und dachte bei sich: ,Ihr miesen Dreckskerle...ihr werdet bitter bereuen, was ihr getan habt, dafür werde ich sorgen - ich werde meinen Vater Toichi Kuroba rächen!' (Teil 19) Eine drückende Stille herrschte zwischen den Containerburgen und Türmen, die einzigen Geräusche waren das erschöpfte Husten und Keuchen von Conan, dem es so langsam wieder etwas besser ging und der fast schon ehrfürchtig zu Meisterdieb hinauf sah. ,Will er uns etwa helfen?', fragte er sich. ,Aber wenn ja, was hat er denn für einen Nutzen davon? Wir sind doch seine Feinde, wäre es da nicht praktischer für ihn, uns einfach hier verenden zu lassen? Andererseits - er hat mich auch nicht an die Männer in schwarz verraten, obwohl er weiß, wer ich wirklich bin...vielleicht ist er doch kein so hinterhältiger Gauner, wie ich zuvor geglaubt habe...' Plötzlich unterbrach eine kleine Explosion seine Gedanken für einen Moment - dort, wo KID noch vor einem Moment gestanden hatte, war alles in eine dichte, dunkle Rauchwolke gehüllt. "Verdammter Mist, wo ist er hin?!", rief Wodka und sah sich hektisch nach allen Seiten um. Auch Gin schien einen Moment lang etwas überrascht, aber er gewann seine Fassung wesentlich schneller wieder als sein etwas beleibterer Mitstreiter. "Wodka, du Flasche", entgegnete er, "dreh dich um!" Er tat, wie ihm geheißen, und sah, dass KID vor Conan und Heiji kniete und mit dem Kleinen sprach. "Hey, was ist? Geht's?", flüsterte er scheinbar besorgt und Conan antwortete: "Den Umständen entsprechend; sag mir lieber, was du hier willst." Kaito zögerte einen Moment, bevor er antwortete, dann sagte er nur ein einziges Wort, doch dieses Wort war mit soviel Hass und Verachtung gefüllt, dass Conan zusammenzuckte: "Rache." Er stand auf und drehte sich zu den beiden Schwarzkitteln um, die nun wieder ihr altbewährtes Grinsen aufgesetzt hatten und Gin richtete abermals seine glänzende Pistole auf den Meisterdieb. "Glaubst du allen Ernstes, du kommst hier noch lebend raus?", fragte Gin siegessicher blickte KID aus seinen kalten Augen heraus an - und Kaito blickte nicht minder Eisig zurück. "Es war ein gewaltiger Fehler von dir, dich hier einzumischen, du minderwertiger kleiner Taschendieb; aber freu dich, du darfst zusammen mit deinen Freunden sterben - und noch dazu in einer so schönen Vollmondnacht, der ja gewissermaßen dein Symbol ist, nicht war? Ist das nicht großzügig von uns?" "Ihr werdet heute Abend niemanden fertig machen", erwiderte KID, und seine Stimme zitterte ein wenig, "wenn überhaupt werdet ihr es sein, die bestraft werden!" "Ganz schön große Töne spuckst du da...aber deine Selbstsicherheit wird dir gleich vergehen! Adieu!" Mit einem lauten "PENG!" sauste die Kugel aus Gins Pistole genau auf KID zu, doch dieser wich einfach springend aus und der Schuss schlug etwa 50 cm oberhalb von Conans Kopf in den Stahl ein. Noch im Flug zog seinerseits KID seine Waffe und schoss eine seiner Spielkarten ab; sie traf zielgenau Gins Pistole und schleuderte sie ihm aus der Hand. "So, wer ist jetzt hier von uns beiden der Stärkere?", fragte KID laut und voller Selbstsicherheit, während seine eigene Pistole mit trotz seines gewaltigen Zornes ruhiger Hand auf Gin gerichtet war. "Glaubst du etwa allen Ernstes, so kriegst du mich klein?", meinte Gin, der sich das durch die Wucht des Schusses und aus-der-Hand-schlagens seiner Waffe wunde Handgelenk rieb, auf das er nun deutete. "Siehst du? Vielmehr vermögen deine dummen Kindereien mit den Karten gar nicht auszurichten...sag mal", fügte er hämisch grinsend hinzu, "ich habe gehört, dass dieser eine Polizist dich verletzt hat - stimmt das?" "Was geht dich das an?!", fuhr KID ihn an, dessen Wut nun deutlich sichtbar wurde. "Das wirst du bald wissen", erwiderte Gin gelassen und mit einem unglaublich grausamen Lächeln. Im nächsten Moment spürte Kaito plötzlich einen stechenden Schmerz an seiner Seite - da, wo Nakamori ihn angeschossen hatte. Er keuchte und sank auf die Knie. "Ver-verdammt, den hatte ich völlig vergessen", japste er und der briet grinsende Wodka trat hinter ihm hervor; er hatte KID gnadenlos in die verwundete Seite getreten und drückte nun dessen Kopf mit seinem Fuß zu Boden. Kaitos Anzug färbte sich nun abermals mit jener todverheißenden, dunkelroten Farbe ... Die Schmerzen waren nun noch schlimmer als zuvor und er hatte einfach keine Kraft mehr, sich gegen die beiden Männer zu wehren. Mit Halbgeöffneten Augen blickte er schwach geradeaus und lauschte. Er hörte Schritte - todbringende Schritte, die immer näher kamen; denn Gin hatte bereits seine Waffe aufgehoben und ging langsam auf den ausgestreckt am Boden liegenden KID und Wodka, der seinen Fuß immer noch auf Kaitos Kopf gestellt hatte, zu. Gin sprach zu Wodka. "Gut, du hast wenigstens einmal etwas völlig richtig gemacht, Wodka; jetzt sieht unser kleiner Meisterdieb nicht mehr so selbstsicher aus, nicht war?" Sie stimmten wieder ihr schreckliches, schadenfrohes Gelächter an, und als sie verstummten, sah KID, dem langsam, aber sicher das Augenlicht schwand, in die Mündung einer Pistole. "Wodka, nimm dem Fuß runter", befahl in, der sich hingekniet hatte. "Und nun zu dir", sagte er zu KID gewandt, "dies war dein letzter Raubzug!" Er zog den Hahn seiner Waffe zurück und sagte: "Machs gut, Kaito KID! Bald kannst du die Engel im Himmel beklauen!" (Teil 20) * * * "Uuuuuuuuuuuuuuuuund - Schachmatt!", rief Jing triumphierend und stellte seinen Springer in Position; er und Kir hatten, nachdem KID verschwunden war, noch ein wenig die Wohnung durchstöbert und dabei in der untersten Schublade einer halb verrotteten Kommode (schien wohl aus dem 18. Jahrhundert oder so zu sein) ein nicht minder altes Schachspiel gefunden. Zwar blätterte die Farbe an den Figuren und auf dem Brett schon ab, sodass man das angegriffene Holz darunter sehen konnte, aber zumindest waren die Farben noch erkennbar und ebenso die welche Figur nun eine Dame und welche ein König war; so hatten die zwei Diebe sich an den Tisch mit der Öllampe gesetzt und in deren flackernden Schein eine Partie des Spiels der Könige gespielt, die Jing so eben für sich entschieden hatte. Kir war natürlich nicht sonderlich begeistert. "Betrüger! Du hast irgendwie geschummelt!" "Nun mal langsam", erwiderte Jing mit Unschuldsblick, "beim Kartenspiel hätte ich ja deinen Einwand noch verstanden, aber beim Schach...ich bitte dich! Oder soll ich etwa irgendwelche Figuren heimlich aus meinem Ärmel gezaubert haben?" Er grinste und lehnte sich gähnend im Stuhl zurück, über den er seinen Mantel gehängt hatte, während Kir beleidigt auf das Bett, auf dem zuvor noch KID gelegen hatte, flog und sich dort niederließ. "Hey, nun sei doch nicht gleich beleidigt; es ist doch bloß ein Spiel und wir haben ja noch nicht einmal um Einsatz gespielt!", sagte Jing, der den Kopf Richtung Kir zur Seite gedreht hatte. Sein gefiederter Wegbegleiter sah das etwas anders; er segelte zurück auf die Lehne des Stuhls, der Jing gegenüberstand, und begann, den Rest der Nigiris aufzufuttern. "Wir sollten uns bald neuen Proviant holen, oder?", meinte Jing mit halb geschlossenen Augen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Von mir aus...", erwiderte Kir schroff, deutlich machend, dass ihn irgendwelche Essensrationen sonderlich viel interessiert hätten. Doch das hörte der König der Diebe schon nicht mehr, der in seinem Stuhl vor Erschöpfung durch die Erlebnisse der letzten Stunden eingeschlafen war. Es war ein merkwürdiger Traum. Jing lief völlig allein durch einen schier endlosen Wald, wobei die wenigen durchdringenden Lichtstrahlen helle Flecken auf seine Haut und seine Kleider malten und ihn so in dieses ,natürliche' Kunstwerk mit einflochten. Doch das seltsame war, dass Jing sich beobachtet fühlte. Nun ja, das an sich war nicht so wild, aber er hatte so ein merkwürdiges, fremdes Gefühl...es war so ähnlich, wie als er mit Kir in der Welt von Kaito und co. gelandet waren, nur anders... Plötzlich wurde der Wald lichter und neugierig schlich der King of Bandit auf die lebensspendende Helligkeit zu, und er hatte das Gefühl, auf dieser Lichtung würde er die Antworten auf die vielen Fragen erhalten, die ihn seit seiner Ankunft in der fremden Welt quälten und die ihm niemand beantworten konnte. Er bog ein paar Äste zur Seite und sah hinaus auf eine kleine Lichtung, in deren Mitte ein großer, alter Baumstumpf stand, er wirkte beinahe wie ein natürlicher Schrein des riesigen Waldes. Doch der Stumpf war nicht das einzige an diesem Ort, und Jing staunte ein wenig, denn obwohl er schon viele seltsame Wesen auf seinen Raubzügen in der Heimat gesehen hatte, so etwas war selbst ihm noch nie untergekommen... Dort, etwa in der Mitte der Lichtung, stand ein großes, blassorangenes - ja, was war es eigentlich? Es war fast doppelt so groß wie ein normaler Mensch, hatte etwas auf dem Kopf, das gelben Würmern ähnelte, große Augen und zwei kleine Flügel, die nicht den Anschein hatten, als wenn sie bei dem großen Etwas sonderlich viel zu bewegen vermochten. Insgesamt erschien Jing diese Erscheinung so etwas wie - wie ein Drache zu sein; dieser Drache - wenn es denn nun einer war - machte einen äußerst friedlichen Eindruck, aber da war noch etwas anderes.... Trotz der Wärme, die das Tier in seiner vermeintlichen Güte ausstrahlte, spürte Jing, dass es sehr stark war; diese ura, die von ihm ausging, war fast greifbar, es war einfach unfassbar und verblüffend. Von der imposanten wie relativ einfachen Erscheinung jedoch völlig in Bann gezogen, bemerkte der Dieb erst jetzt, dass der Drache nicht allein auf der Lichtung war. Ein junger Mann - vielleicht auch noch Jungendlicher - mit nicht minder aufgerichteten Haaren wie er selbst, nur in einer anderen Farbe, die er von seinem Versteck aus nicht richtig sehen konnte, und einem langen, wehenden und schwarzen Umhang, dessen Innenseiten rot zu seien schienen, in rot-schwarze Kleidung gekleidet, stand neben dem Wesen, und schien mit ihm zu reden. Aus irgendeinem Grund, den Jing sich nicht erklären konnte, glaubte er, der Kerl könne ihm alle seine Fragen beantworten, vielleicht lag, dass er meinte, an der so starken Ausstrahlung des Jungen , die dem Drachen ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen war; so streckte er die Hand aus, streckte sie aus nach dem Licht und der offensichtlichen Universalantwort, trat aus dem Dickicht hervor... "JIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIING!!! Jing, wach doch endlich auf!" Schon bekam er einen schmerzhaften Schnabelhieb auf den Kopf. "Autsch! Verdammt, Kir, was ist denn?", rief er verärgert, doch die Krähe, obwohl sie schwarz war fast blass vor Schreck, deutete nur mit zitterndem Flügel auf Jings Manteltasche. Jings Augen weiteten sich; aus dieser Tasche leuchtete ein greller Schein, und Jing musste blinzeln, so hell war das Licht. Er griff in die Tasche und zog einen kleinen Gegenstand heraus, der nun gar nicht mehr so friedlich kühl war wie einst - es war der Splitter des Tower-Diamanten. Starr vor Schreck blickte er auf den Stein, der schier verzweifelt in seiner Hand leuchtete und langsam sehr heiß wurde. Die beiden Diebe sahen sich erschrocken an - sie wussten, was das bedeuten musste. "Ich ahne Schreckliches", flüsterte Jing zu seinem Begleiter. "Ja, ich auch", murmelte dieser, und fügte noch hinzu, was eigentlich unnötig war: "KID ist in Gefahr!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)