Vier und vierundzwanzig kleine Überraschungen von abgemeldet (Der Kleine Adventskalender) ================================================================================ 1. Advent - Kizuna ------------------ "Ranmaru?" Ein leises Säuseln drang in das empfindliche Ohr des rotblonden ehemaligen Kendokämpfers, der auf dem Rücken in seinem Bett lag, die warme Decke bis zur Brust hochgezogen und immer noch friedlich schlummerte. Ein langer schlanker Zeigefinger zog langsam die Bettdecke runter und entblößte eine weiche glatte Brust, die zwischen einem halb geöffneten Pyjama-Oberteil hervor lugte. Der Finger glitt wie über Seide auf die helle Haut und begann kleine Kreise zu malen. "Ran-chan... Aufwachen!" Der schwarzhaarige, dessen Schulter langes Haar ihm offen über auf den Rücken fielen, neigte sich vor und hauchte mit sanften Lippen einen Kuss auf die Brust, küssten sich langsam gen Brustwarze, welche auf der linken Seite unter dem Pyjama hervorlugte. "Hm..." Der rotblonde Ranmaru legte den Kopf auf die andere Seite des Kopfkissens. Immer noch lag er viel zu tief im Schlaf, um den zärtlichen Übergriff seines Freundes zu registrieren. Enjoji ging derweilen dazu über, seine Zunge über das Brustbein seines Opfers gleiten zu lassen und sich gen Hals zu arbeiten, wo Ranmarus Haut besonders empfindlich war. Mit forschen Lippen stürzte er sich geradezu auf die zarte Haut in der Halsbeuge und begann zu saugen, bis zu dem Moment, als ihn eine Hand in die Seite traf. "Sowas nennt man unter Umständen Vergewaltigung." Braune Augen linsten unter müden Lidern den schwarzhaarigen Mann an und wirkten gar nicht begeistert. Zumindest nicht so, wie Enjoji sich das gewünscht hatte, "Sei nicht so, macht doch Spaß." Abermals senkten sich Enjojis Lippen auf Ranmarus Hals hinab und liebkosten diesen, doch auch dieses Mal schien der Andere nicht wirklich gewillt, ihn gewähren zu lassen. Stattdessen presste er die Hände gegen den etwas größeren und wohl auch stärkeren Körper seines Freundes und versuchte sich diesen vom Leib zu halten. "Nicht jetzt, ich schlafe noch halb." Blaue Augen blitzen belustigt auf und hefteten sich auf Ranmarus Braune. "Gib es zu. Ich habe dich gestern geschafft." Ein triumphierendes Grinsen malte sich auf schön geschwungenen Lippen ab, die geradezu danach lechzten, wieder in Aktion zu treten. Ranmaru seufzte erschlagen, schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts. Bis er des Geruchs gewahr wurde, der aus dem Wohnzimmer herein flutete. "Du hast Frühstück gemacht? Ich rieche Kaffee." "Möglich." Der andere Mann zuckte mit den Schultern und sah seinen Freund an, als würde er einen Plan aushecken. "Wie wäre es, wenn ich dich zum Frühstück lasse? Aber vorher kriege ich ein wenig von deiner Person." Der Duft von Kaffee und auch das Bewusstsein, dass ein Frühstück auf ihn wartete, ließ gar keine Antwort mehr auf Enjojis Vorschlag zu. Stattdessen kämpfte er sich unter dem Schwarzhaarigen hervor, so dass dieser einmal mehr vom Bett fiel und schmerzlich aufjaulte. "Warum immer ich? Warum immer auf den Boden." Seine Stimme ebbte zu einem leisen Wimmern ab, dass allerdings nicht auf Ranmarus Ohren traf. Dieser wanderte stattdessen ins Bad, um sich frisch zu machen. Nicht ohne allerdings die Tür abzuschließen. Ganz zu Enjojis Ärger, der sich, nach noch ein wenig Selbstmitleid, aufgemacht hatte, um ihm zu folgen und dabei gegen die verschlossene Tür lief. Sich den Kopf reibend, murrte er und erhob quengelnd die Stimme. "Du bist so herzlos. Und das am ersten Advent. Da hat man nett zu sein. Vor allen Dingen zum eigenen Freund." Kurz darauf öffnete sich die Badezimmertür. Enjoji schlug eine Dampfwolke entgegen, aus der Ranmaru erschien wie ein Gottesbote. Dieser blickte ihn verwirrt an. "Hast du eben etwas gesagt, oder bist du nur gerade hier vorbei gekommen." Zähne knirschend zog Enjoji seine Brille hervor und setzte sich diese auf die Nase. Mit der Konsequenz, dass sie sofort beschlug. "Och nein, ich habe nichts gesagt. Nur laut gedacht. Und jetzt komm frühstücken." Missmutig tappte der große Mann zu der gemütlichen weißen Couchecke hinüber und ließ sich darauf hinab. Breitbeinig und sich ein Kissen gegen den Körper drückend, machte er es sich bequem. Ranmaru, der sich ihm gegenüber setzte, musterte ihn abschätzend. "Was hast du denn?" "Schlechte Laune. Brauche Liebe." Enjojis Hand verschwand in seiner Leinenhose und wühlte solange darin herum, bis er aus der Hosentasche einen Haargummi zog, mit dem er sich anschließend die Haare zusammenband. Sein Gegenüber legte den Kopf etwas schief und begann leicht zu lächeln. Langsam und nur in seinem Bademantel kam er zu seinem Freund hinüber und ließ sich neben ihm nieder. Allerdings kam er Enjojis innigstem Wunsch nach Liebe immer noch nicht nach. Stattdessen neigte er sich einfach zum Frühstückstisch vor, schenkte ihnen beiden eine Tasse Kaffee ein und reichte dem Anderen diese. "Trink erst mal einen Schluck, dann geht es dir besser." "Sicherlich nicht." Anstatt die Tasse zu ergreifen, verschränkte Enjoji schmollend die Arme vor der Brust und versuchte Ranmaru betont manipulativ anzusehen. Dieser ließ sich davon aber nicht beeindrucken, stellte einfach nur die Tasse zurück auf den Tisch und ergriff eine Schachtel mit Streichhölzern. "Was machst du da?" Eine schwarze fein geschwungene Braue hoch sich steil an, während das darunter liegende blaue Auge jede Bewegung der blassen, feingliedrigen Finger beobachtete. "Eine Kerze anzünden. So was macht man in der Regel zum ersten Advent." "Du solltest lieber mein Feuer entfachten. Das ist wichtiger als so eine blöde Kerze." In seinen nicht vorhandenen Bart nuschelnd, versuchte Enjoji verzweifelt, seinem Freund eine Regung zu entlocken, doch Ranmaru nippte bereits nur noch seelenruhig und mit verklärtem Blick an seinem Kaffee. Resigniert seufzend gab Enjoji schließlich auf und lehnte sich wieder richtig zurück in die Polster. Allerdings entschied er sich rückwirkend noch einmal für eine andere Bewegung und angelte nach seinem Kaffee und einem runden Lebkuchen, der in einer Keksdose auf dem Tisch zu finden war. Etwas besänftigter an dem Lebkuchen kauend und einen Schluck seines Kaffees nehmend, linste er zu Ranmaru und rang sich zu dem Vorschlag durch, der ihm schon die ganze Zeit auf der Seele gelastet hatte. "Was hältst du davon, wenn wir über Weihnachten in die Berge fahren, eine Hütte mieten und... na ja, Weihnachten in weiß feiern? Mit Baum, Eierpunsch, roten Kerzen, einem Kamin und einem Bärenfell." Die beiden letzteren Details des Urlaubs nuschelte er wohlweislich nur, damit Ranmaru gar nicht auf die Idee kommen konnte, in irgendeiner Weise negativ zu antworten. Allerdings hatte dieser das gar nicht vorgehabt. Er nickt nur begeistert und strahlte den einstigen Freund aus Highschool Tagen an. "Eine sehr gute Idee. Lass uns das machen und der Hektik des Alltags damit ein wenig entfliehen." "Das wollte ich hören." Auch Enjoji begann zu strahlen und nickte seinerseits mehr als nur begeistert. "Dann kläre ich das später und am zweiundzwanzigsten oder dreiundzwanzigsten geht es dann los." Vorsichtig schob er zugleich einen Arm um Ranmarus Schultern, der sich zu seiner Freude sogar an ihn schmiegte und mit verträumten warmen braunen Augen in das Licht der einzelnen brennenden Kerze blickte. ____________________________ © by Sandra Wronna/Merenwen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)