Du hast mich vergessen von Leia_de_Flourite ================================================================================ Samhain Nightmare ----------------- Dat Martini is wiedä da! Und im Gepäck hat es ein neues Kapitel und wahrscheinlich bald eine neue FF. Aber dazu später mehr. Nur soviel: ich werde auch hier die Bemerkungen etwas unterteilen. Erläuterungen zum besseren Verständnis laufen unter den gewohnten gebogenen Klammern -> "(Bla, bla)" Persönliche Kommentare kommen in eckigen Klammer vor -> "[Bla, bla]" .:Ausklang - Awakening:. Langsam öffnete Ishizu die Augen, doch kniff sie gleich wieder zu und hielt ihre Hand schützend davor, denn die Helligkeit des Raumes blendete sie. Kein Wunder, die Wände, der Fußboden, die Decke - alles war von einem strahlenden Weiß und neben dem weichen Daunenbett, auf dem sie lag, standen einige piepsende Geräte. Fast hätte man denken können, dies sei ein Krankenhaus, zumindest war es ganz so eingerichtet, doch die Geräte trugen ein nur all zu bekanntes Emblem: KC - Kaiba Corporation. Die Ägypterin setzte sich auf und blickte zu dem riesigen Panoramafenster rechts von ihr hinaus, das einen vorzüglichen Blick über einen großen Teil von Domino bot. Sie musste sich also noch im Firmengebäude befinden, wahrscheinlich gab es eine Art Krankenflügel hier. "Sieh mal einer an, unser Dornröschen ist aufgewacht." Beim Klang der altbekannten Stimme zuckte sie zusammen, wandte ihren Kopf nach links zu der Person, die im Halbschatten des Türrahmens stand und deren Eintreten sie nicht bemerkt hatte. Nichts an Seto Kaiba wies darauf hin, in welch labiler psychischer Lage er sich erst kürzlich befunden hatte. Er schien erst kürzlich geduscht zu haben, denn seine Haare glänzten noch leicht feucht im Schein der untergehenden Sonne. Statt dem weißen Hemd hatte er nun ein dunkelrotes an, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Selbst rosa hätte sie jetzt mehr begrüßt als alles, was an Blut erinnerte. [Rosa ist das neue Schwarz *g*] "Wie lange habe ich geschlafen?" Er winkte ab und trat an den Rand des Krankenbettes heran. "Oh, nicht lange. Drei Stunden ungefähr. Es war wohl etwas zu viel für dich. Die Ärzte meinten, du hättest einen niedrigen Blutdruck, deshalb könntest du wohl in Ohnmacht gefallen sein - purer Schwachsinn." Die Worte des Brünetten ließen darauf schließen, dass er sich noch genau an das Geschehene erinnern konnte und höchstwahrscheinlich nahm er es einfach als gegeben hin, ohne weiter drüber nach zu denken. Denn das würde nur zu noch mehr Fragen führen. Die Gedanken der Archäologin kreisten jedoch um einen ganz anderen Punkt. Honey. Wer war sie, dieses kleine, hübsche Mädchen, dass ihr im Traum erschienen war? Sie kam ihr so bekannt vor, so... vertraut. Es würde nichts nützen, Seto nach der Kleinen zu fragen, während ihrer Anwesenheit war er viel zu rezeptionsunfähig. Um nicht zu sagen, weggetreten. Aber seine kühle Stimme, die wieder ganz ihren alten Klang wiederhatte und in der nun Besorgnis mitschwang, riss sie wieder aus ihrer Grübelei. "Wie geht es dir?" "Geht so..." Karge Fragen, karge Antworten. Beiden brannte es auf der Seele, diese Art 'Vision', so konnte man es schon fast nennen, zu bereden, doch keiner wollte den Anfang machen und so regierte das bedrückende Schweigen den Raum. "Du musst sicherlich Hunger haben. Wenn du willst, kannst du mit uns zu Abend essen." "Hm..." Die Augen reglos auf die Wand geheftet, dachte Ishizu angestrengt nach. Und so registrierte sie nur an der Druckveränderung der Matratze, dass Kaiba sich neben sie setzte und sie fragend anblickte. Trotzdem vermied sie es, ihn anzusehen. Es war wohl klar, dass keiner der Beiden so weiter machen konnte wie bisher. Es hatte sich etwas entscheidendes verändert. Nun galt es nur noch herauszufinden, was. "Es tut mir Leid." "Was denn?", entgegnete die Ältere und gab nun ihren Vorsatz auf, nicht in seine saphirblauen Augen zu blicken, die voller Ernst und ohne jeglichen Hauch von Spott oder Arroganz erfüllt waren. "Was ich zu dir sagte. Die Vorwürfe. Ich hatte es nicht so gemeint." "Natürlich nicht." Kein Spott war in ihren Worten zu hören. Nur eine seltsame, unerklärliche Gleichgültigkeit, die nicht unbedingt negativ zu werten war. "Es ist nur so... ich hatte schon immer Probleme mit Menschen umzugehen..." "Seto, du musst dich nicht rechtfertigen. Nicht vor mir. Ich weiß, wie das ist. Physische und psychische Isolation sind sich ähnlich, glaub mir. Aber das Erste lässt sich leichter durchbrechen, denn es geht nicht von einem selbst aus." "Aber du ist wohl die Erste, vor der ich das zugebe." "Wie schön für dich," meinte Ishizu bitter, "aber was nützt dir das, wenn du dir über die Bedeutung dessen nicht im Klaren bist? Was das für dich verändert." "Tu mir einen Gefallen." "Und der wäre?" "Halt einfach mal für fünf Minuten die Klappe." Fragend runzelte sie die Stirn, doch schon im nächsten Moment fühlte sie seine seidigen Lippen auf den ihren. Das war es also. Das war die Antwort auf all ihre Fragen, auf all ihre Bemühungen. "Das wurde aber verflucht noch mal Zeit!" Sofort ließen zwei tiefblaue Augenpaare voneinander ab und richteten sich auf einen kleinen, schwarzen Wuschelkopf, der grinsend in der Tür stand, die Arme verschränkt. Neben ihm stand ein etwas jüngeres, blondes Mädchen, deren intelligente grüne Augen unter einer modischen Brille hervorblitzen und das nicht gerade einen glücklichen Eindruck machte. "Was hab ich dir gesagt, Rebecca?", fragte Mokuba triumphierend, "Sieht aus als hätte ich die Wette gewonnen." Missmutig kramte Rebecca Hawkins, [fragt nicht, aus welcher Höhle die gekrochen kommt], Enkelin des Archäologen Arthur Hawkins, in ihren Rocktaschen und fischte einen Fünf-Dollar-Schein heraus. "Mit dir wette ich nie wieder!", grummelte sie herum. Der Mini-Kaiba konnte seinen Erfolg noch gar nicht richtig auskosten, da wies eine gewisse Kunstlehrerin ihn auch schon sich räuspernd zurecht. "Mokuba, hältst du es für soziologisch korrekt, andere Leute auszunutzen, indem du Wetten abschließt?" "Aber sie hat doch zugestimmt!" "Kein aber, hör auf das, was Ishizu dir sagt!", mischte sich nun auch noch Seto ein. Mokuba, der erkannte, dass sich das Schicksal offenbar gegen ihn gewandt hatte, gab den Schein seiner ursprünglichen Besitzerin zurück. "Weißt du Moki, damit hättest du rechnen müssen, wenn du die Beiden schon versuchst zusammen zu bringen." Grummelnd starrte der Angesprochene zurück. Seto klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Mach dir mal keine Sorgen. Solange du mir versprichst, sie nie zu heiraten, ist die Welt noch in Ordnung." .:The one and only Part - The Night of Destiny:. 31. Oktober. Jene Nacht, die bei den meisten Menschen als Halloween bekannt war. Nur wenigen war noch ihr ursprünglicher Name bekannt. Samhain. Benannt nach dem Todesfürsten, der an diesem Abend seine halbjährige Herrschaft auf Erden antreten sollte, wenn die Pforten zu Unterwelt sich öffnen. Bis zur Walpurgisnacht. Soviel zur Theorie. Fakt war, dass die Wände der Sporthalle einer gewissen Schule in Domino nahezu erbebten, von der enormen Lautstärke, mit der zur Zeit Michael Bublés "Feeling Good" die Luft erfüllte. "~It's a new dawn, it's a new day, it's a new life For me And I'm feeling good...~" Zugegeben, es war nicht gerade der passendste Song für eine Nacht wie diese, aber das störte die Schüler herzlich wenig, solange das Trommelfell gerade so noch unbeschädigt blieb. Wer dachte denn wirklich daran, irgendwelche Geister fern zu halten, anstatt einfach zu Feiern und das Leben zu genießen? Ishizu stand am Rand und beaufsichtigte wie einige der jüngeren Lehrer das bunte Treiben der einfallsreich kostümierten Teenager. Während Téa und Serenity ihre "Drohung" wahr gemacht hatten und im Feenkostüm durch die Kante huschten - Serenity in Minzgrün und Téa in Quietschpink - gab es außer den Standard-Verkleidungen wie Prinzessin, Pirat, Spiderman etc., noch jene, die wohl besonderen Eindruck schinden wollten. So war Duke aus einer abstrusen Laune heraus als Würfel erschienen und störte sich keinesfalls an den leicht entarteten Gesichtszügen seiner Mitmenschen, was wahrscheinlich daran lag, dass sein "Fanclub" nichts desto Trotz hinter ihm herumtanzte und Lobeshymnen schrie. Yugi hatte sich einigen Respekt verdient, als er als "schwarzer Magier" erschien und sah nun mit hochroten Kopf zu, wie Téa ihn auf die Tanzfläche schleifte. "Nette Party habt ihr hier!" Die Ägypterin wandte ihren Kopf etwas zur Seite und erblickte Mai Valentine, welche in einem äußerst Figurbetonendem Harpyien-Kostüm neben ihr stand. "Hallo Mai, was machst du denn hier?" "Ich bin mit Joey hier, als Gast sozusagen," entgegnete sie zwinkernd und deutete auf einen überdimensionalen hellbraunen Hund, der gerade widerstrebend den Saal betrat und sich als Joseph Wheeler entpuppte. Mit deprimiert-gesenktem Kopf und anscheinend den Tränen nahe, schlurfte der Blonde zu seiner Begleitung und maulte: "Mai, das ist so unfair von dir. Hast du eine Ahnung, was für eine Schande das ist?" "Jetzt stell dich mal nicht so an, du Heulsuse, Tristan sieht immer noch lächerlicher aus als du. Zumindest wenn dieser wandelnde Papyrusfetzen da in der Ecke Tristan ist." Und tatsächlich, Tristan hatte aus Geldmangel sich die wohl einfachste Verkleidung besorgt und war als Mumie erschienen. Vorteil: Es lenkte von seiner peinlichen Frisur ab. Nachteil: er hatte jetzt kein Klopapier mehr im Haus. Er stand bedröppelt in der Ecke und hoffte vergebens, dass Joeys kleine Schwester ihn noch mal irgendwann zum Tanzen auffordern würde. Joey hingegen schien nicht unbedingt besänftigt. "Trotzdem war das eine bescheuerte Idee von dir." "Was kann ich denn dafür, dass du in diesem Ding so niedlich aussiehst?", entgegnete Mai und knuddelte den "Paten der Spiele", wie er sich selbst einmal bezeichnet hatte (Ihr erinnert euch: Yu-Gi-Oh der Film?), erst mal so richtig durch, was doch eigentlich sehr untypisch für sie war. "Lass das!" "Warum? Auf uns achtet doch ohnehin keiner, die starren alle Ishizu an." "Bitte?", schaltete sich die erwähnte Person nun auch mal wieder in das Gespräch ein und blickte die beiden Blonden fragend an, "wie kommt ihr denn darauf?" Mai seufzte theatralisch und entgegnete: "Kindchen, hast du heute schon mal in den Spiegel geguckt? Du siehst absolut umwerfend aus! Du stellst einen gefallenen Engel dar nicht wahr?" "Ist das denn so auffällig?", erwiderte die Angesprochene ironisch lächelnd. Das grelle Licht der Scheinwerfer, das sich in der Discokugel, die in der Mitte der Turnhalle von der Decke hing, brach, bildete verworrene Nuancen auf dem Blutroten Seidenkleid Ishizus, welches perfekt geschneidert hauteng anlag. Der Rockteil endete auf der Hälfte des linken Oberschenkels und zog sich von dort dann schräg nach unten, bis er das rechte Knie gerade so bedeckte, der Saum war absichtlich so geschnitten, dass er wie zerrissen aussah. Das großzügige Dekolletee zierte eine Ankh-Kette, deren Silber bewusst geschwärzt war, damit ein antiker Eindruck verliehen wurde. Das für Ägypten typische düstere Make-up ließ die strahlenden ozeanblauen Augen hervor schimmern, rundete den Anblick noch ab und gab ihm eine orientalische Note. Ihre glatten schwarzen Haare fielen der Grabwächterin sanft und frei über die Schultern und erzeugten einmal mehr die Illusion eines Vorhangs fließender Seide. Aber die absolute Krönung bildeten die beiden schwarzen Flügel auf ihren Rücken, die zwar nicht zu groß waren, aber doch die Blicke auf sich zogen. Ihr einziger Halt war eine feine Ansammlung schwarzer Bänder unterschiedlicher Dicke, die wie ein Netz über den Oberkörper gespannt waren. Trotz allem verschränkte Joey beleidigt die Arme vor der Brust und maulte: "Toll, aber Kaiba wird sich einen Dreck darum scheren. Wenn der mich so sieht, wird er sich noch bis ans Ende meines Lebens darüber lustig machen." /Wenn du wüsstest, mein Lieber.../, dachte sich die Schwarzhaarige, sprach es jedoch nicht aus. Die Top-Duellantin mit den strahlend violetten Augen ignorierte den Protest ihres Freundes strikt und fragte ganz spontan: "Wo wir schon mal beim Thema sind: wo ist denn 'Mr. Workaholic'?" "Nicht da. Ich glaube nicht, dass er auf solchen 'Kinderkram' wie Verkleiden steht, zumindest so weit ich das beurteilen kann." /Zumindest ist er NOCH nicht da. Aber das ist mal wieder typisch. Wenn es nicht lebensnotwendig genug für ihn ist, kommt er immer genau dann, wenn sein Auftreten den größten Wirbel verursacht./ 'Hundi' grinste. "Das wundert mich aber. So wie der rum rennt, könnte man denken, es wäre jeden Tag Karneval." Eine eisige Stimme durchbrach das Gespräch, prägnant genug, als dass sich alle Köpfe zu der Quelle dieser Unterbrechung umdrehten. [*knacks* Ups, da waren wohl einige Genicke hin. Tja, eine 180°-Drehung des Kopfes ist etwas ungünstig, liebe Leute!] "Zumindest gibt es Leute, die noch Stil haben, ganz im Gegensatz zu diversen Straßenkötern." Gleichzeitig hielten alle Anwesenden die Luft an, als Seto Kaiba aus dem dunklen Schulgang heraus trat. Die eiskalten Saphire wurden durch präzise gesetzten Eyeliner hervorgehoben, ohne dass es weiblich wirken würde, ein langer schwarzer Mantel wehte sanft in Harmonie mit seinen Schritten. Die darunter liegende Kleidung war von nahezu derselben Schattierung, sodass die Übergänge verwischten, doch war sie 'verziert' mit einer seltsam glänzenden Flüssigkeit, die ganz nach Blut aussah und die in einigen präzise platzierten Flecken auch am Hals des Jungunternehmers zu sehen war. Sein spöttisches Lächeln stellte zwei kleine, spitze Reißzähne zur Schau. Die, um genau zu sein man sich in einem Katalog namens EMP bestellen konnte. [man kriegt sie dann in einem voll süßen Sarg geliefert und kann sie sogar auf den selben Farbton wie die eigenen Zähne verfärben. Wie cool ist das denn? ^^] Seto Kaiba war ein Vampir. Ishizu lächelte nur in sich hinein. Sie hatte zwei wesentliche Erfolge erzielt: a) sie hatte ihren mittlerweile festen Freund tatsächlich überreden können, zu dieser Halloween-Party zu kommen und b) war ihr der Erfolg des Kostüms, das ganz offensichtlich einschlug wie eine Bombe, größtenteils zu verdanken. Obwohl es nicht gerade einfach gewesen war... ~~~Flashback~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Seto, verflucht, jetzt halt doch mal ein paar Minuten still!", beschwerte sie sich halb kichernd, mit dem Eyeliner in der Hand. Der besseren Präzision wegen hatte die Ägypterin sich auf Setos Schoß gesetzt, doch wenn dieser nicht ständig ihre Balance durcheinander bringen würde, so bestand die Gefahr, dass es noch bis Weihnachten dauern könnte, bis sie fertig war. "Aber es ist lästig." "Wer schön sein will muss leiden." "Seh' ich aus wie Mana? (der J-Rocker) Das muss doch nicht unbedingt sein, oder? Außerdem könnte ich mir eine weit interessante Beschäftigung vorstellen, wenn wir schon mal so günstig sitzen." Mit einem lasziven Lächeln zog der Brünette sie noch ein Stückchen näher an sich heran. Belustigt boxte Ishizu ihn leicht auf die Brust. "Lass das, ich warne dich. Du hast sonst irgendwann den Stift im Auge!" "Das ist ein geringer Verlust. Solange es nur eines ist." "Wie süß von dir..." ~~~Flashback Ende~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Ishizu? Du siehst so abwesend aus." Die Schwarzhaarige schreckte aus ihren Erinnerungen auf und blickte Mai verwirrt an. "Bitte?" "Ach nichts, bei Kaibas Aufzug wäre ich auch baff." Noch bevor eine Antwort gegeben werden konnte, wurde auf einmal alles stockfinster. Einige der Mädchen schrieen auf. "Stromausfall...", bemerkte Seto sachlich und dem Tonfall nach auch sichtlich gelangweilt. Drei winzige Lichtkegel leuchteten an unterschiedlichen Stellen auf und wirkten irgendwie verloren in dem Saal. Die Lehrer hatten als Einzige an Taschenlampen gedacht. "Fräulein Ishtar," rief Herr Hideaki, der Mathelehrer der Schule vom anderen Ende der Turnhalle, "würden sie bitte mal nach den Sicherungen sehen? Sie sind am nächsten dran." "Geht klar." Innerlich seufzend machte sie sich auf den Weg durch die Gänge der Schule. Sie wusste, der Hauptsicherungskasten lag im Keller, also folgte sie dem Weg stets geradeaus, bis sie den Turnhallenbereich verlassen hatte und sich zu ihrer Linken die Gänge der Zimmer 4 bis 9 befanden, zu ihrer Rechten führte eine schmale Treppe nach oben sowie nach unten, doch diese führte nur zu dem Bereich des Kellers, wo unter anderem auch die Kunstbilder trockneten. Also bog sie nach links ab. Durch die Fensterreihe, die den Klassenräumen genau entgegen gesetzt war, fiel kein Licht. Es war gerade Neumond und das bisschen Helligkeit, das von den Sternen ausging, wurde von den Schatten der Räumlichkeiten sofort geschluckt. [Bon Appetit!] Am Ende des Ganges befand sich die riesige Haupt-Wendeltreppe, die von den Schülern am häufigsten benutzt wurde, da sie so ziemlich neben dem Haupteingang lag. Selbst jene, die sich von hinten "hereinschmuggelten", mussten zunächst an der Turnhalle vorbei über den Innenhof laufen, da der zweite Eingang sich auch nur direkt an der Treppe befand. Ishizu lief die Stufen hinunter, an den Schließfächern und dem zweiten Computerkabinett vorbei (das erste ist im zweiten Stock direkt in der Mitte, gegenüber von Raum 25 und 26, welche für den Informatikunterricht gebraucht werden. Gleichzeitig liegt die erste Medienecke direkt über dem Lehrerzimmer im ersten Stock) und blieb dann gegenüber vom Hausarbeitstraum stehen, wo sie Rechts an der Wand nach dem kleinen, in die Wand eingebetteten Kasten suchte. Mit einem leicht metallischen Knarzen ließ sich die Tür öffnen und nach einem kurzen prüfenden Blick legte die Lehrerin zwei Schalter um. [sterbt!] Die langen Neonröhren an der Decke flackerten kurz auf, bevor sie ihre vollständige Helligkeit erreichten. "Das wäre geschafft..." "Warum? Hast du etwa Angst vor der Einsamkeit?" Kreischend zuckte Ishizu zusammen und drehte sich so schnell wie möglich um, zu der Person, die ihr gefolgt sein musste. Und was sie sah, gefiel ihr gar nicht. Schulterlange, rote Locken, gehässige blau-grüne Augen und ein spöttischer Mund. "Miriam! Was willst du schon wieder von mir? Ich habe deine Belästigungen langsam satt!" Doch die Angesprochene grinste nur weiter vor sich hin, die Arme verschränkt und versperrte provokativ den Rückweg, denn hinter den Hausarbeitsräumen befand sich nur noch eine dicke Stahltür, zu der nur der Hausmeister den Schlüssel besaß, und auch die wurde lediglich als Lager benutzt - also ein 'Dead End'. "Hast du denn wirklich geglaubt, ich lasse dich in Ruhe, Isis? Geh nur, ich habe nicht vor, dich aufzuhalten - sei es nun mit Dolch oder ohne. Es gibt weitaus sauberere Möglichkeiten, dich zu vernichten." Die kühle Berechnung in der Stimme der 'Schülerin' ließ Ishizu frösteln. "Was soll das heißen?" "Oh nichts...nur dass morgen ein Brief in das Postfach der Schulleitung flattern wird, in dem ein anonymer Absender den Hinweis verlauten lässt, dass eine gewisse Lehrerin eine Affäre mit einem gewissen Schüler hat. Und dann wirst du die Wahl haben. Entweder du streitest alles ab, dann werden du und Seth in eine hässliche Ermittlung hineingezogen oder du gibst es zu. Und dann fliegt mindestens einer von euch." "Das wagst du nicht." "Ach wirklich? Nun, wenn ich nicht glücklich werden soll, dann du erst Recht nicht." Kopfschüttelnd hastete die Ägypterin an der Geisteskranken vorbei, stieß sie dabei zur Seite und erklomm die Stufen nach oben. Wieder im Erdgeschoss angekommen, taumelte sie zu den Klassenzimmern. /Das war nur eine leere Drohung...oder?/ Immer wieder versuchte sie sich das einzureden, doch die dumpfe Angst breitete sich immer mehr aus, wie ein Tumor, der sich durch das Gewebe fraß. Miriam grinste selbstzufrieden. Ihr Plan war einfach perfekt. Endlich würde sie den süßen Triumph der Rache auskosten können. "Das seh' ich aber ganz anders..." Verwirrt blickte die Rothaarige sich um. Außer ihr war niemand da. Aber das Licht im Keller schwand wieder. Die Lampen flackerten nicht, doch eine nach der anderen wurde von einer sich ständig ausbreitenden Dunkelheit erfasst, die sich schleichend der ehemaligen Priesterin näherte. "Was zum..." "Überrascht? Hast du gedacht, man würde dich nicht finden? Dich nicht bestrafen?" Eine Kindesgestalt löste sich aus dem Schatten heraus, nahm Gestalt an. Die rotbraunen, sanft gewellten Haare hatten einen feinen Stich ins violette, was sich am einfachsten noch mit der Farbe 'Mahagoni' umschreiben ließ. Das Gesicht zeugte von Ausdruckslosigkeit, doch leuchtete in ihren braunen Augen ein gefährliches Funkeln, das nur auf Hass schließen ließ. Tiefster Hass, über Jahrhunderte unterdrückt, schien nun an die Oberfläche zu treten. Zwei enorme Flügel spannten sich von ihrem Rücken auf, von einem tiefen, irdenen Braun, das fast schon schwarz wirkte und das genauso gut von Adlerfedern hätte stammen können. Miriam taumelte einige Schritte zurück und fiel dabei über ein herumliegendes Kabel. [typisch MCG...] "Oh Gott!" "Du blasphemisches Miststück wagst es, SEINEN Namen in den Mund zu nehmen? Ausgerechnet du, die du glaubtest, ihn und sein System überlisten zu können?" Nie hätte Miriam geglaubt, dass es sie wirklich gab. RACHEENGEL. Seelen Verstorbener oder nie geborener Menschen, die zu Engeln erhoben wurden, um einen gewissen Auftrag zu erfüllen. Einige von ihnen hatten dann die Chance, ein neues Leben zu erhalten. "Miriam, ehemalige Nephtyspriesterin," fuhr Lelis kalt und unbeirrbar mit einer Standartklausel fort, "Sie sind angeklagt wegen illegaler Flucht aus dem Reich der Schatten, die nur jenen gestattet ist, die Absolution erhalten hatten, und wegen Missachtung des Reinkarnationsgesetztes... Ich habe keine Ahnung, wie du das angestellt hast, aber du hättest nie wieder geboren werden dürfen." "Was...habe ich dir denn getan?", wimmerte die Verdammte ungehalten. Ein kaltes, überhebliches Lachen, das so surreal schien, da es einfach nicht zu diesem unschuldigen, kleinen Körper passen wollte, erfüllte die Luft und brach sich an den Betonwänden. Das Lachen... Das arrogante Lächeln... Es erinnerte Miriam an jemanden. Nur an wen? "Du hast mir mein Leben zunichte gemacht. Du hast einen meiner Elternteile getötet, noch bevor meiner Geburt und damit das Schicksal der Welt durcheinander gebracht. Dafür wirst du nun büßen." Lelis ließ einen kleinen Wirbel auf ihrer Handfläche entstehen, dessen Partikel sich zu einem Schwert formierten, dass schwach leuchtend vor ihr schwebte. Entschlossen packte sie den Griff und bewegte sich gemäßigten Schrittes auf ihr Opfer zu. Dieses versuchte verzweifelt nach hinten zu krabbeln, doch wurde es von einer seltsamen, hypnotischen Kraft gelähmt. Das Kaninchen vor der Schlange. Ein sanftes Aufblitzen war das letzte, was Miriam vernahm, bevor sich die silberne Klinge in ihr Herz bohrte. Scheinbar emotionslos sah das Kind zu, wie sie erst die Augen schloss und dann langsam immer mehr verblasste, bis sie gänzlich verschwunden war. Es war vorbei, der Auftrag erfüllt. Und doch hatte Lelis keine Freude daran. Die Genugtuung, die sie sich erhofft hatte, kam nicht. Sie ließ Schwert und Flügel wieder verschwinden und wandte sich gerade um, um zu gehen, als sie Schritte vernahm. Den Kopf zur wieder nach hinten geneigt, erblickte sie Ishizu, die wohl von dem Lärm angelockt worden war, auch wenn sie kaum etwas verstanden haben konnte. "Du..." Ihr Blick ließ erahnen, dass sie Lelis sofort wieder erkannt hatte, auch wenn es sie schockierte. "Dieses Individuum wird euch nun nie wieder belästigen. Wir sehen uns." Der kleine Racheengel verschwand wieder in den Schatten und ließ eine verwirrte Ägypterin zurück. /Auf bald... Mutter./ To be Continued... So. Spätestens an der Stelle mit dem Computerkabinett dürfte man merken, dass ich mir meine Schule als Grundlage genommen habe: das Marie-Curie-Gymnasium. Nur dürften Schulen in Domino weit sauberer sein... Tja, das war es, das vorletzte Kapitel. Und ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt um zu fragen, wer von euch denn Interesse an meinem nächsten Projekt hätte. Direkt nach Ende dieser FF hier werde ich eine Star Wars-FF schreiben (besonders für Fans von Obi-Wan), nachdem ich zur Zeit unter einer Ewan-McGregor-Durststrecke leide. Ich habe sogar schon Entzugserscheinungen, da ich Episode III immer noch net gesehen habe und "Velvet Goldmine" nicht aufnehmen konnte, weil die Showview-Nummer in der Fernsehzeitung falsch war. Es hat zwar zur richtigen Zeit aufgenommen, aber auf dem falschen Sender. *grummels* Vorschau: [...]"Was hat das zu bedeuten, Ishizu?", fragte er atemlos, in seiner Hand ein fliederfarbener Brief, der bereits aufgebrochen war. "Das, was es zu bedeuten hat. Ich glaube, ich habe meine Ansichten recht anschaulich dargestellt."[...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)