Du hast mich vergessen von Leia_de_Flourite ================================================================================ Kunst, Leidenschaft und andere Katastrophen ------------------------------------------- Es war Dienstag. Und das bedeutete für Seto Kaiba die Hölle. Nach zwei Stunden Geschichtsunterricht, einer Stunde Musik, zwei Stunden Englisch und einer Stunde Hauswirtschaft, war er der Meinung, dass ein Ende des Unterrichts doch nur fair wäre. Überhaupt waren zwei Stunden jener ominösen Fächer bar jeder Logik, die nur dazu dienten, damit jene, die etwas sinnloses Talent aber keine Denkfähigkeit besaßen, ihren Notendurchschnitt aufbessern konnten, mehr als man(n) an einem Tag verkraften konnte. Immerhin war er Multimillionär, seine Kunden interessierte es einen Scheißdreck, ob er singen oder Plätzchen backen konnte. Nicht, dass er so schlecht in diesen Fächern gewesen wäre. Sie langweilten ihn nur. Aber als wäre das alles noch nicht genug, wurde in der siebten Stunde echt dem Fass den Boden ausgeschlagen. KUNST!!! Warum zur Hölle musste man sich in der letzten Stunde des Tages noch an einen Tisch setzen und Papier und Pinsel quälen? Es gab kein Fach, das der Brünette derart hasste, wie Kunst. Schon allein weil Yugi weitaus besser in dem Fach war und die Lehrerin nur genau dann gute Noten verteilte, wenn man alles so machte, wie es ihrer Meinung nach aussehen sollte. Nur weil die Tussi einen Doktortitel in Kunst hatte, zählte noch lange nicht bloß ihre Meinung. Das Stundenklingeln ertönte, als plötzlich überraschenderweise der Direktor der Schule eintrat. Sofort saßen alle Schüler außer einem, der an einem Tag ungefähr so viel verdiente wie der Direx im Monat, total stramm und aufrecht. Der Schulleiter räusperte sich und berichtete: "Es tut mir aufrichtig Leid ihnen das mitteilen zu müssen, aber ihre hoch geschätzte Kunstlehrerin Frau Dr. Terrada hat die Schule gewechselt." Gekünstelte ,Schade's drangen aus jeder Ecke des Raumes. Seto studierte gelangweilt die Kritzeleien, die irgendwelche vorwitzige Schüler auf seinem Platz hinterlassen hatten. /Gott sei Dank,/ dachte er sich, /wurde auch Zeit, dass die alte Schachtel das Feld räumt./ Noch einmal räuspernd fuhr die Oberinstanz fort. "Trotzdem können wir uns glücklich schätzen, so schnell einen äußerst fähigen Ersatz gefunden zu haben. Fräulein Ishtar wird von jetzt an das Vergnügen haben, sie in Kunst zu unterrichten. Ich hoffe sehr, dass ihr ihr mit Respekt entgegenkommen werdet." Kaibas Kopf war sofort wieder nach oben geschnellt. Ishtar? Hatte er sich jetzt verhört, oder was? Doch die erwähnte Person öffnete in genau diesem Augenblick die Tür und trat in den Raum. Seto bekam den Mund nicht mehr zu. Was zur Hölle tat SIE hier? Und warum sah sie so gut aus? /Nein Seto, den Gedanken schlägst du dir schön wieder aus dem Kopf, das ist immerhin Ishizu!/ Und doch ließ es sich nicht leugnen. Sie trug einen glatten schwarzen Rock, der ihr bis kurz über die Knie ging und an der linken Seite geschlitzt war, dazu eine rote Bluse, wobei beides ihren samtigen Teint um einige Nuancen heller erscheinen ließ. Die langen seidigen Haare waren zu einem Zopf geflochten und nur wenige Strähnen hingen ihr noch im Gesicht. Höflich verneigte die Ägypterin auf sich japanische Weise vor dem Direktor, der das Zimmer verließ. Kaiba fiel auf, dass er Ishizu immer noch mit halb geöffnetem Mund anstarrte und entwickelte ein so unglaubliches Interesse für seine Federmappe, dass er diese auch sogleich einem näheren Studium unterziehen musste, mit einer leichten Rosafärbung um die Nase. "Bevor wir mit dem Unterricht beginnen, möchte ich wissen, ob ihr irgendwelche Fragen an mich habt," meinte die Schwarzhaarige mit ruhiger und freundlicher Stimme. Sechs Finger schossen in die Höhe. Chizuru, ein rotblondes Mädchen, das ganz in der Nähe von Téa saß, stellte ihre Frage zuerst. "Sie sind doch eigentlich Archäologin, ich habe von ihrer Ausstellung im Domino Museum gehört. Wieso dürfen sie dann Kunst unterrichten, wenn sie doch gar nicht die nötige Ausbildung dafür haben?" Geschockte Blicke der Mitschüler. Das war eine verdammt gewagte Frage, Frau Dr. Terrada hätte sie für so etwas aus dem Unterricht geworfen. Nur Seto hatte einmal gewagt sie nach dem Unterricht als ,Schande für die gesamte Lehrerschaft' zu bezeichnen. Doch Ishizu ließ sich dadurch überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. "Ich habe mich speziell auf ägyptische Artefakte spezialisiert, aber unabhängig davon muss man, wenn man Archäologie als Berufszweig wählt, Geschichte und Kunst studieren, da man in der Lage sein muss die Architektur, Schriftzeichen, etc. in die verschiedenen Zeitepochen einzuordnen." Vier der anderen gehobenen Finger senkten sich, es bleib nur noch einer übrig, ein schwarzhaariger Schüler, der fast neben Kaiba saß. "Gehen sie mit mir aus?" Seto hätte sich fast verschluckt. Er hatte ein brennendes und bedrückendes Gefühl im Magen. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein? Gelächter erschallte. Die neue Lehrerin lächelte und erwiderte lediglich: "Es tut mir wirklich Leid, aber das ist rechtsmäßig verboten. Nun gut, da es keine weiteren Fragen gibt, können wir ja beginnen. Meine Vorgängerin hat mir berichtet, dass ihr letzte Stunde angefangen habt, Naturzeichnungen anzufertigen. Da wir nur noch eine halbe Stunde haben und ihr bestimmt noch nicht fertig seid, könnt ihr noch bis zum Ende daran weiterarbeiten. Wer schon fertig ist, verhält sich bitte ruhig. Wer will, kann Discman hören, aber stört eure Mitschüler nicht!" Sofort begannen alle, ihre Zeichnungen herauszukramen und mit ihren Buntstiften das Papier zu vergewaltigen. Nur Seto holte aus dem untersten Bereich seiner Mappe ein weißes Papier mit Karikaturen heraus. Er nannte sie ,Die tausend Tode des Yugi Muto'. Yugi, wie er von einem Laster überfahren wird, Yugi, der in die Luft gesprengt wird, Yugi mit Kopfschuss und einer dezenten Blutspur und rosa Hirnmasse an der Wand, Yugi, wie er an einem Elektrozaun gebrutzelt wird und gerade wollte er einen Yugi, dem der Schädel gespalten wird, zeichnen, als ihm das Papier aus der Hand gerissen wurde. "Sie sollten ihre zeichnerischen Fähigkeiten lieber auf die Hauptaufgabe konzentrieren, Mister Kaiba!", bemerkte Ishizu, die durch die Gänge lief um die Arbeit der Schüler zu beobachten. Sie legte die Zeichnung auf ihren Schreibtisch und ignorierte tapfer den giftigen Blick von Seto, der gleichzeitig die anderen Schüler ermahnte, sollte ein Kommentar fallen, würde jemand sein Leben verlieren. Eine halbe Stunde später... "So, beendet bitte eure Arbeit, damit ich sie einsammeln kann. Hausaufgabe für nächste Woche: Bringt euer Lieblingsbild mit und analysiert es nach zeichnerischen Mitteln, beschreibt seine Wirkung und koppelt damit, warum das euer Lieblingsbild ist, und was es für euch bedeutet." Schwatzend packten alle ihr Zeichenzeug weg und ließen die Papiere auf dem Tisch liegen. Bei Setos Zeichnung hob Ishizu nur fragend die Augenbraue, sagte aber nichts. Er wollte gerade gehen, als er zurückgehalten wurde. "Mister Kaiba, sie bleiben noch da, ich muss mich mit ihnen unterhalten!" /Ja toll, das hat mir gerade noch gefehlt, jetzt hält sie mir gleich eine Standpauke, wetten?/ Kaum waren alle draußen, trat sie auf ihn zu und hielt ihm seine Naturzeichnung vor die Nase. "Könnte ich vielleicht erfahren, was DAS HIER soll?" "Das ist ja wohl offensichtlich ein Baum," war die gelangweilte Antwort. "Das ist alles andere als ein Baum," gab Ishizu gereizt zurück, "das ist ein breiter brauner Strich mit einem grünen Kreis obenauf! Nennst du das vielleicht eine anständige Zeichnung?" "Es kann ja nicht jeder mit Talent gesegnet sein." "Sieh mal einer an, Mr. Perfect gibt zu, dass er doch nicht so perfekt ist." Seufzend klatschte sie das Blatt auf Setos Platz. "Ich erwarte ja von keinem, dass er der nächste Picasso wird. Alles, was ich will ist, dass die Schüler sich wenigstens anstrengen. Was hier nicht der Fall ist." Kaiba setzte sich wieder, da er das Gefühl hatte, dass das Gespräch noch laaange dauern würde. "Die Sache ist die, dass du ja Talent besitzt, was deine ,reizende' Karikatur zeigt, aber um das umzusetzen, braucht man Leidenschaft für die Kunst." Er grinste Ishizu schelmisch von unten her an. "Was, wenn ich nun mal keine Leidenschaft besitze?" Gemächlich beugte sie sich über den Tisch und hauchte: "Dann such dir eine." Seto wurde rot, da er einen ziemlich guten ,Ausblick' auf das Dekolleté seines Gegenübers hatte, was von dieser sicherlich nicht beabsichtigt war. Die junge Frau erhob sich wieder und meinte: "Es ist mir vollkommen egal, wie du es anstellst, aber beginn endlich, Begeisterung für die Kunst zu entwickeln. Sie ist keine Pflicht, sondern eine Passion. Und um sicher zu gehen, dass du dein Talent auch nicht verschwendest, werde ich persönlich dir Nachhilfe geben. "WAS???" Unkontrolliert war der Brünette aufgesprungen. "Das ist doch wohl ein Scherz! Ein Kaiba braucht keine Nachhilfe und schon gar nicht in so einem Witzfach!" Ishizu tat, als hätte sie das gar nicht gehört. "Die Nachhilfe findet in diesem Raum statt, Dienstag die achte Stunde. Die Naturzeichnung wird vorerst nicht bewertet, stattdessen wirst du auf die Hausaufgabe eine Note bekommen, also solltest du dich besser gut darauf vorbereiten. Das war alles, glaube ich. Du darfst jetzt gehen." Und damit war das Thema beendet, sie nahm ihre Tasche und ließ einen vollkommen perplexen Seto Kaiba zurück. To be Continued... Ich hab die Sache mit dem Bild von Paul Klee jetzt doch raus genommen. Wäre zuviel geworden... Im nächsten Kapitel gibt's voraussichtlich wieder einen Songtext, ich verrate aber noch nicht, welchen. Höhö, bin ja sooo fies. ^.^ Vorschau: [...]"Warum? Warum tust du das, warum sagst du mir das jetzt? Du bist feige, was soll ich damit anfangen? Es ist zu spät, wir können nichts mehr ändern..." Die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sanft wischte er sie weg und zog die Kleinere an sich. "Was hätte es denn ändern sollen?", fragte er flüsternd.[...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)