Egypt of darkness von Mahado ================================================================================ Kapitel 9: ----------- ****Das erste Opfer Seto schloss die schwere Eichentür hinter sich, die in sein Arbeitszimmer führte. Der Raum war sehr ordentlich und doch verbargen sich eine Menge Gegenstände darin. Neben dem großen Schreibtisch, auf welchem einige Papyrusrollen gestapelt und ein goldener Binsenhalter mit einer schneeweißen Feder, dessen Spitze schon abgestumpft war, waren, stand eine bunt verzierte Vase, welche den Kampf von Seth und Osiris zeigte. Drei Bücherregale waren angefüllt mit Schriftstücken und Karten aus der ganzen Welt. Die seidenen blauen Vorhänge wehten sanft im Wind der durch das Fenster strömte. Auf dem Fensterbrett hockte eine schmale Person, dessen mahagonfarbener Mantel durch den Luftstrom aufflatterte. Den aufgehenden Mond umhüllte ein blutroter Schleier und seine schwachen Strahlen erhellten das Grinsen des Besuchers. Seto schien dieser Besuch nicht zu überraschen, im Gegenteil; er schien ihn erwartet zu haben. Der Blick des Priesters verschärfte sich schlagartig "Du hast versagt!" zischte er und schlug seine Fäuste auf den dunklen Schreibtisch aus Akazienholz. "Nicht, dass er noch lebt! Scheinbar scheint er so gesund, als hätte dieser lächerliche Anschlag niemals stattgefunden! Deine Männer sollten ihn doch töten, Bakura!" Der trotz seiner weißen Haare, jung aussehende Dieb glitt lautlos, wie eine Katze auf der Pirsch, vom Fensterbrett auf den mit Marmor bedeckten Fußboden. Trotz Setos rauen Worten verging ihm sein Grinsen nicht "Von töten hat niemand gesprochen!" spottete er mit einem selbstsicheren Ton. "Ich habe dir lediglich versprochen ihn zu beseitigen und dir den Weg zum Thron zu verschaffen. Hätte ich nicht andere Pläne, dann wäre es eine Leichtigkeit gewesen ihn an Ort und Stelle zu töten, dieses einfältige, verzogene Balg von Pharao!" Die Annahme, dass er zum Töten zu feige oder zu unfähig wäre, ließ einen leichten Zorn in ihm aufsteigen. Er hatte schon unzählige Menschen auf dem Gewissen und hatte niemals mit der Wimper gezuckt, als er in die angsterfüllten Augen seiner Opfer sah. Nachdem sein ganzes Dorf bei der Erschaffung der Millenniumsgegenstände vor 15 Jahren ausgelöscht wurde, fühlte der einzige Überlebende aus nur eines: Rache am Pharao und seiner gesamten Familie. Da der Pharao leider an einer Krankheit verstorben war und Bakura nicht die Gelegenheit dazu bekommen hatte, seinen Rachedurst zu stillen, sollte nun sein Sohn, der seinem Vater, zumindest vom Charakter, in jeder Hinsicht ähnlich war, an dessen Stelle grausame Qualen leiden. "Und welche Pläne verfolgst du, Dieb?" Seto verlor langsam seine Geduld. Das schelmische und stetig grinsende Gesicht dieses Mannes ertrug er nicht länger. Es war als würde er insgeheim über ihn lachen und allein der Gedanke daran, dass dieser dreckige Unterklassenbürger ihn, einen der Höchsten verspottete, erzeugte in ihm eine wachsende Rage. "Das wirst du noch für genug erfahren...du musst mir einfach vertrauen, Seto" Wie ein Schatten der verschwindet, sobald ein Lichtstrahl auf ihn fällt, verschwand Bakura in den aufflackernden Lichtern, die zur Abendstunde von den Wachen entzündet wurden. Der Geruch von gegrilltem Fisch, Salzkartoffeln, frischen Feigen und Rotwein erfüllten den Speisesaal. Ein dutzend Diener füllten die lange, hölzerne Tafel mit immer neuen Speisen. Joey konnte sich kaum zurückhalten und fesselte seinen Blick gierig auf eine große silberne Schale, die mit Fleischspießchen gefüllt war. Wäre er zuhause, dann könnte nichts seinen Appetit stören, doch die durchdringenden Blicke der Priester, die ebenfalls zu Tisch saßen, beeinträchtigten seinen Magen. Yami saß am Tafelkopf und ließ seinen Blick stumm durch den Raum wandern. Einige leicht bekleidete Tänzerinnen, tanzten zu den Harfenklängen einiger Musikantinnen, welche grüne und goldene Perlen in ihren Perücken, aus schwarzem geflochtenem Haar trugen. Trotz des großen Balkons, der Yami die Sicht auf den Sternen erfüllten Nachthimmel ermöglichte, wo der nun goldene Mond, fast wie die Sonnenscheibe funkelte, erhellten zusätzlich lange, schneeweiße Kerzen in goldenen Haltern, welche in jeder Ecke des Raumes standen, das Zimmer. Die verlockend dreinschauende Abendspeise, erweckte in ihm nicht die geringste Lust, etwas davon zu kosten. Zu viele Fragen drängten sich ihm erneut auf. Obwohl er all diese Menschen noch niemals gesehen hatte, ließ ihn das Gefühl nicht los, ihnen doch schon einmal begegnet zu sein. Die fremde Umgebung wirkte ihm plötzlich so vertraut. Ein leichtes Zupfen riss ihn aus seinen Überlegungen. "Ist das deine Heimat, Boku? Erinnerst du dich an etwas?" Yugis große Kulleraugen, lächelten Yami freundlich und doch etwas zurückhaltend an. Sein anderes Ich, antwortete ihm mit einem schwachen Lächeln und einem leichten Kopfschütteln "Nein...ich erinnere mich nicht, aber irgendetwas....irgendetwas hier kommt mir so vertraut vor" Yugis Reaktion überraschte seinen Partner. Freudig hob er seine Arme in die Luft, sodass ein Weinkrug beinahe umstürzte. "Dann sind wir doch schon mal auf dem richtigen Weg!" rief er schmunzelnd. Als die Blicke der überraschten Gäste, sich auf ihn richteten, grinste er leicht verlegen und fügte Yami flüsternd hinzu "Ich bin so froh, dass ich dir endlich mal helfen kann und darüber hinaus, dass alles miterleben darf!" Nach diesen Worten griff der kleine rothaarige Junge nach einem großen Leib Brot und begann genüsslich zu kauen. Durch die Worte seines kindlichen Ichs ermuntert, verspürte Yami endlich auch Appetit und genoss das Abendmahl. Die junge Priesterin Isis entflammt das heilige Feuer, mit dessen Hilfe sie schon oft in die Zukunft gesehen hatte, als sie spürte das Ägypten Gefahr drohte. Die golden schimmernde Millenniumskette, die ihren schlanken Hals zierte, unterstützte ihre Fähigkeiten. Das Gefühl das sie vorhin überkommen hatte, ließ sie nicht mehr los und sie musste die Ursache für ihre Unsicherheit herausfinden. Die Kammer in der sie das Ritual vollzog, hatte nur ein kleines Fenster, welches jedoch durch einen dunklen Vorhang zugezogen war und somit den Raum in vollkommene Dunkelheit hüllte. Und das war sehr wichtig, denn die Geister der Finsternis, die sie aufzuspüren versuchte, zeigten sich nur in ihrer gewohnten Umgebung: Der Stille und der Nacht! Die junge Frau schloss langsam ihre Augen und konzentrierte sich auf die knisternden Funken, die aus den Flammen schlugen. Angespannt versuchte sie etwas zu erkennen, doch sie sah nichts. Nur Dunkelheit und Stille. Joey streckte sich genüsslich auf der riesigen Wiese im Palastgarten und blickte in den Nachthimmel. Dieser Garten war himmlisch. So stellte er sich den Garten Eden vor! Feigenpalmen, duftende Lilien, ein kleiner See indem sich der goldene Mond spiegelte; alles wirkte wie in einer Traumwelt. Tea saß auf einer kleinen Mauer in der Nähe des Sees und seufzte. Alles war hier so wundervoll, so perfekt! Was wenn Yami in seiner Welt bleiben wollte? Wenn er sie alle verlassen würde? Könnte sie es ihm verwehren? Schließlich war das seine richtige Heimat, sein Zuhause mit seiner Familie. Wäre sie seine Freundin, dürfte sie es nicht und genau das war der Haken, der ihr die Laune verstimmte. Als würde sie eine Antwort von ihm erwarten, schweifte ihr Blick automatisch zu Yami, der unter der Feigenpalme saß und mit leerem und verträumtem Blick in die Ferne schweifte. Diese Gefühle....diese vertraute Gefühle, dass das seine Heimat sein sollte, ließ ihn nicht mehr los. Doch wollte er überhaupt hierhin zurück? Hatte er nicht ein neues Leben begonnen? Aber gehörte er tatsächlich in die Welt seines Partners? Hatte er überhaupt ein Recht dort zu bleiben? Er war ein Fremder und das in beiden Welten. Gehörte er überhaupt irgendwo hin? Yugi durchforstete unterdessen, jeden Winkel des Gartens. Irgendwo würde er sicherlich einen Hinweis auf Yamis Vergangenheit finden. Er konnte Yamis trauriges Gesicht nicht mehr ertragen! Er war sicherlich so deprimierte, weil er sich so unsicher war und sich nicht mehr erinnern konnte. "Das muss ihn sehr belasten..." murmelte er still vor sich hin. Sich auf die Zehenspitzen stellend, versuchte er auf ein kleines vorstehendes Dach zu klettern, um sich einen besseren Ausblick zu verschaffen. Einer der Priester funkelte ihn von der Seite an. Karim war ein wenig misstrauisch geworden. Waren das tatsächlich die Freunde des Pharaos oder einfache Schwindler, die die Naivität des jungen Herrschers ausnutzten? Seit dem Abendmahl ließ er den kleinen, kaktushaarigen Jungen nicht aus den Augen. Irgendwann würde er einen Fehler machen und "zack" wäre er entlarvt. Mit einem fast hinterhältigen Grinsen auf den Lippen, rieb sich der Priester die Hände. Nachdem sie bereits eine halbe Stunde lang, ergebnislos in die Flammen gestarrt hatte, wollte Isis das Ritual beenden. Vielleicht hatte sie sich geirrt gehabt. Vielleicht hatte sie sich glücklicherweise geirrt und dem Pharao und Ägypten drohte doch keine Gefahr. Doch wie ein unerwarteter Schlag, sah sie plötzlich einen hellen Biltz vor ihren Augen. Es ging zu schnell um zu erkennen was es wirklich war, doch ihm folgte ein quälender Schrei. Isis zuckte erschreckt zusammen. Dieser Schrei kam nicht aus den Flammen! Er kam aus dem Vorhof. Das Entsetzen der Wachen war an ihren bleichen Gesichtern abzulesen. Mahaado und Shada drangen sich durch sie durch. "Das...das ist nicht wahr!" stotterte Shada "Er ist tot..." befand Mahaado klanglos, als er sich zu dem leblosen und blutüberströmten Körper hinunter bückte und den Puls prüfte. Auch Yami hatte den Schrei wahrgenommen und kam herangelaufen. Die Wachen traten ehrwürdig zur Seite, sodass der Pharao sich ungestört seinen Weg bahnen konnte. Yugi, Joey und Tea begleiteten ihren Freund. Yami stockte der Atem als er den toten Mann erblickte. Obwohl er ihn nur einmal gesehen hatte, erkannte er ihn sofort. Dieser Mann gehörte zu seinen 6 Priestern, die über die Millenniumsgegenstände wachten "Ist das nicht...?" "Ja Majästät...leider..." erwiderte Shada leise "Es ist Akunadin!" Auch Seto sah stumm zu dem makaberen Schauspiel hinüber, doch zeigte er keine Gefühlsregung. "Wie ist das passiert?" "Ich weiß zwar nicht wie...aber ich weiß warum es geschehen ist, Majestät." Antwortete Mahaado mit einer ernsten Tonlage. "Seht euch das an...sein Millenniumsauge wurde entwendet! Das war das Ziel des Täters..." Der junge Herrscher betrachte zwar entsetzt, aber auch forschend den Leichnam genauer und tatsächlich...das Auge fehlte, als wäre es ihm aus dem Kopf gerissen worden. "Wie furchtbar..." flüsterte Tea sich selbst zu. Mahaados Blick verfinsterte sich. Das war nicht nur furchtbar...das war eine Katastrophe! War das Auge in böse Hände geraten, und das war hier wohl um umgänglich in anbetracht zu ziehen, konnte dieser jemand die dunklen, finsteren und vor allem zerstörerischen Kräfte des Gegenstandes nutzen und das hätte verheerende Folgen. Das war der Anfang von einer Zeit, die niemand so schnell vergessen könnte, da war er sich sicher... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)