Liebe auf Französisch von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel Eins: Von verrückten Zwillingsschwesern und Bishonen ----------------------------------------------------------------------- 1.Kapitel: Von verrückten Zwillingsschwestern und Bishonen Eine seltsam anzusehende Gestalt ging über die Straße vor dem Adolf-Pichler-Platz-Gymnasium. Diese Gestalt schien ein Junge zu sein, doch von der Kleidung, die er anhatte, konnte man nicht sagen, dass sie zu einem Jungen passte. Er trug eine baby-blaue Schlaghose, ein hautenges, schwarz-rotes T-Shirt, rot-schwarze Plateauschuhe und eine babyblaue Baskenmütze. Sein Gesicht hatte er halb unter der Baskenmütze versteckt, doch man sah deutlich, dass es (sein Gesicht) völlig rot angelaufen war, was wahrscheinlich nicht zuletzt an den vielen Blicken lag, welche von allen Passanten, die den Jungen sahen, auf ihn geworfen wurde. Er hatte blondes, strubbeliges aber trotzdem seidiges Haar und unter der Mütze schauten hellgrüne Augen hervor. Er war zierlich gebaut und hatte eine sympathische Ausstrahlung, trotz dieser Klamotten. Sein Name war Dominique Chismee, ein 15 jähriger Junge, der mit seiner um fünf Minuten älteren Zwillingsschwester Veronique und seiner Mutter Ann-Katrin mit 8 Jahren aus Frankreich nach Innsbruck gezogen war. Oh Gott, wie Dominique sich schämte! Hätte er doch nie mit seiner Zwillingsschwester gewettet, dann hätte er diese peinliche Kleidung nicht anziehen müssen! "Memo an mich selbst: Nie wieder mit Veronique wetten..." murmelte er leise vor sich hin. Furchtbar! Nach diesem Tag würde er wohl in der ganzen Schule als Tunte verschrien sein! Dann hätte Veronique, was sie immer wollte: Einen schwulen Bruder, und wenn's nur ein Gerücht war. Dominique seufzte. Seine Schwester hatte einen absoluten Tick: Sie liebte Yaoi und Shonen-ai, das waren die japanischen Ausdrücke für Schwule Verhältnisse. Veronique verbrachte den lieben langen Tag damit, entweder im Internet zu surfen und Fanfics, also Geschichten, über Schwule zu schreiben, in Online-Rollenspielen Schwule zu spielen und so weiter, oder zu versuchen, Jungs aus der Schulklasse, in die sie gemeinsam gingen, aneinander zu verkuppeln, oder mit ihren Freundinnen zusammen kichernd durch die Straßen von Innsbruck zu laufen und hübsche Kerle zu verfolgen, die sie ,Bishonen', ,Bishi' und solche Sachen nannte und bei denen sie überzeugt war, sie wären schwul. Dafür war sie bei den Jungs in ihrer Klasse schon richtig gefürchtet. Und Dominique war noch ungefähr hundert mal schlimmer dran als die Jungs in der Klasse, besonders weil Veronique sagte, er wäre auch ein richtiger Bishonen. Und das nur, weil er blonde Haare, hellgrüne Augen, zarte Haut und ein hübsches Aussehen hatte! Warum war er bloß mit so einer geisteskranken Zwillingsschwester gestraft? Und jetzt war überhaupt das schlimmste von allem bisherigen passiert: Dominique hatte sich aus irgendeinem Grund heraus darauf eingelassen, mit seiner Schwester zu wetten, wer besser im Mikado war. Der Anlass war gewesen, dass Dominique entgültig genug von dem Getue seiner Schwester gehabt hatte, und der Wetteinsatz der Wette sah so aus, dass, wenn er gewinnen würde, seine Schwester ihn in Ruhe lassen müsste, und wenn er verlieren würde, müsste er das tun, was Veronique wollte. Und er hatte kläglich verloren, und seine Zwillingsschwester hatte ihn in diese Schwuchtel-Kleidung gesteckt!!! Als er ins Schulgebäude trat, wurde er von den Blicken seiner Mitschüler regelrecht durchbohrt. Einige Jungs sahen verwirrt aus, einige musterten ihn angewidert und einige Mädchen kicherten bei vorgehaltener Hand. Wie peinlich! Dominique wollte am liebsten im Boden versinken oder nach Hause verschwinden. Doch nein, er würde nicht weglaufen, immerhin hatte er ein starkes Ehrgefühl und würde niemals eine Wette nicht einhalten, egal wie schrecklich es war. Und das, was er hier durchmachen musste, WAR weiß Gott schrecklich! Endlich kam er bei seiner Klasse an. Er und seine Schwester waren die beiden Jüngsten dort, normalerweise wären sie eigentlich eine Klasse tiefer, aber sie hatten eine Klasse überspringen dürfen, weil sie in Frankreich ein Jahr früher mit der Schule begonnen hatten. Jetzt waren sie in einer Klasse voller 16- und 17-Jähriger, in der 6C des Adolf-Pichler-Platz-Gymnasiums. Und in den Raum eben dieser Klasse trat Dominique jetzt ein. Als er die Blicke seiner Mitschüler auf sich spürte und es in der ganzen Klasse bei seinem Eintreten still wurde, wäre er am liebsten im Boden versunken. Mit eingezogenem Kopf und nach unten gesenkten Blick ging er zu seinem Platz, welcher sich, Gott sie dank, wie Dominique sich dachte, in der hintersten Reihe befand. Er saß neben Michael Tschagnall, einem 16 ½-jährigen, rotbraunhaarigen, blauäugigen Tiroler-Jungen, der eines von Veroniques Lieblingsopfern, einer von Dominiques Kumpels und der Klassenschwarm war. Doch bis jetzt hatte er keine Freundin gehabt, was ihn für Veronique noch interessanter machte. Michael war gerade dabei gewesen, seine Mathematik-Hausaufgaben von dem Klassenstreber Bernd Schneider abzuschreiben, als Dominique seine Tasche neben dem Tisch abstellte und sich setzte. Als Michael kurz zu Dominique sah, lies er vor Schreck seine Füllfeder fallen. Mit offenem Mund starrte er Dominique an, sein Blick wanderte von dem baby-blauen Baskenmütze zu seinem roten Gesicht, dann zu seinem hautengen T-Shirt und der baby-blauen Schlaghose. Zuletzt sah er kurz zu den Plateauschuhen, bevor er, immer noch entsetzt, in Dominiques Gesicht sah. "Domi, was ist mit dir passiert? Wer hat dir das angetan? Haben sie dich einer Gehirnwäsche unterzogen???", fragte Michael nach einer kurzen, peinlichen Stille schließlich, fasste Dominique an den Schultern und schüttelte ihn, als wollte er ihn aufwecken. "Wah, Michael, lass das!" stieß der Geschüttelte aus. Michael hörte auf mit dem Schütteln und sagte zu seiner Entschuldigung: "Sorry, aber was ist denn passiert, Kumpel?" Dominique lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich sich genervt über die Augen, eine Angewohnheit von ihm, die er sich einfach nicht abgewöhnen konnte. "Ich hab gegen Veronique eine Wette verloren, und jetzt muss ich eine Woche lang tun, was sie will. Und sie wollte, dass ich diese Klamotten hier trage...." seufzte er, ohne Michael anzusehen. Dieser legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter und sagte mitfühlend: "Du kannst einem echt leid tun, Domi. Nichts für ungut, aber die Clique deiner Schwester ist echt nicht richtig im Kopf." Dominique seufzte. "Da hast du absolut recht, Michi. Aber leider muss ich die Wette einhalten." Er vergrub seinen Kopf erschöpft in seinen Armen. Es klingelte zur ersten Stunde, Mathe. Etwa fünf Sekunden nach dem Läuten trat der Mathematik- und Klassenlehrer Vincent Amadee ein, der einzige Lehrer der 6C, der sich Mühe machte, stets pünktlich beim Glockenschlag in der Klasse zu sein. Er war aber auch der attraktivste Lehrer der Klasse, was an schwarzen, seidigen, langen Haaren, die mit zu einem Zopf geflochten waren (für was ihn so mancher männliche Schüler in der Schule mit schiefen Blicken begutachtet), fast schwarzen, dunkelblauen Augen, einem Lächeln, bei dem jedes Mädchen vor Glück beinahe umfiel, einem gut gebauter und durchtrainierter, aber dennoch schlanker und anmutiger Körper, grazilen Bewegungen und einer melodischen Stimme lag. Außerdem hatte er stets einen flotten Spruch auf den Lippen und konnte sensationell mit Jugendlichen umgehen und sprach auch mit ihnen wie mit Erwachsenen. All das machte ihn zu einem der ,Lieblings-Bishonen' von Veronique. Am Anfang des Jahres war Veronique einmal mit ihren Freunden im Freibad gewesen, und Dominique hatte die Gelegenheit genutzt, um ihre Textdateien zu checken. Was er da gelesen hatte war fast zuviel für ihn gewesen: Veronique hatte eine Geschichte über einen jungen Franzosen, der aus Frankreich nach Japan gekommen war, und einen japanischen Oberschullehrer geschrieben. Dominique wusste genau, dass dieser Franzose ihn selbst darstellen sollte, und der Oberschullehrer war allen Anscheins nach Amadee. Aus Neugier, was seine Zwillingsschwester da noch alles angestellt hatte, hatte der arme Bruder dieser ,Geisteskranken' weitergelesen, und er konnte Veronique danach tagelang nicht mehr ansehen. Seine Schwester hatte ganz ausführlich beschrieben, wie der Lehrer den Jungen verführte, ihn zu sich nachhause einlud und dort- als er an dieser Stelle angelangt war, hätte sich Dominique am liebsten übergeben- wurde von Veronique ausführlich beschrieben, wie der Lehrer den Jungen, zwar sanft, aber doch bestimmt und für den Jungen leicht überfordernd, nahm. Nach dieser Entdeckung hatte Dominique Vincent Amadee lange Zeit nicht mehr ins Gesicht sehen können, ohne knallrot zu werden, was für Veronique so etwas wie ein Beweis dafür war, dass ihr lieber Bruder doch schwul war und in den Klassenlehrer verknallt war. Momentan war der Junge wieder fähig, mit dem Lehrer zu reden, ohne gleich einen Kopf wie eine Infrarotlampe zu bekommen, für was seine Zwillingsschwester sicher auch eine Shonen-ai- Erklärung hatte. Aber die wollte Dominique gar nicht wissen. Er wollte auch nicht wissen, wie diese perverse Geschichte weiterging. Er wollte einfach nur ein normales, nicht perverses Leben führen! So wie Veronique ihn in ihren Geschichten- wohl gemerkt, sie verwendete ihn in vielen ihrer Geschichten- darstellte, musste er ja eine richtige Schlampe sein! Das war wirklich nur widerlich. Mit einem Räuspern erhielt Amadee die Aufmerksamkeit der Klasse. "Guten Morgen, meine Lieben, ich hoffe, ihr habt euch übers Wochenende gut erholt. Bevor wir mit der Mathematikstunde beginnen, habe ich eine Mitteilung zu machen. Frau Professor Winkler und Herr Professor Jachen organisiert eine Theatergruppe, wie jedes Jahr, und nun wollte ich fragen, wer sich denn dafür interessieren würde." Sechs Hände schnellten in die Höhe. Einmal war da die von Daniel Tilenius, einem klein gewachsenen Jungen, der in Veroniques Geschichten immer den Uke mimte, Uke war, soviel Dominique wusste, der Ausdruck für den passiven Part einer Schwulenbeziehung und auch Michael Tschagnall und Dominique selbst zeigten auf. Und dann waren auch die Hände von Veronique und zwei von ihren Freundinnen, Maria Hofbauer und Selina Oberlechner, die beide fast so verrückt waren wie Veronique. Dominque wusste, dass Veronique und ihre beiden ,Anhängsel', wie er die beiden anderen Mädchen nannte, nur deshalb mitmachen wollten, um ein paar schön anrüchige Szenen mit zu bekommen. Er beobachtete das fröhliche Getuschel der drei Mädchen mit Argwohn. Eigentlich hätte Dominique ja auch gar nicht bei der Theatergruppe mitgemacht, wenn seine Mutter nicht darauf bestehen würde, dass ihre Kinder jede Möglichkeit der Bildung von Kreativität auszunutzen haben. Und so hatte der Junge keine andere Wahl, denn hätte er sich nicht gemeldet hätte Veronique das seiner Mutter gesagt und diese hätte dann einen peinlichen Anruf in der Schule gemacht und Dominique doch noch angemeldet. Letztes Jahr hatte er auch schon bei der Schultheatergruppe mitgemacht und dabei hatten die drei Mädchen aus seiner Klasse, auch damals waren es Veronique, Maria und Selina gewesen, etwas nach ihrem Geschmack zu bieten bekommen. Es war ein Stück über das Fegefeuergericht in der Hölle, in das ein neuer Richter kommt. Doch dieser Richter war erst 14 Jahre alt, in Menschenjahren zumindest, und er war ausgesprochen aufmüpfig und frech. Dominique hatte die Rolle dieses Richters bekommen, die Rolle von Cupura von Safran-Keemae, weil der Drehbuchautor, Herr Professor Ludwig Jachen, meinte, er wäre perfekt für diese Rolle. Der Tod, Sinaos, der ,Staatsanwalt' bei diesem Gericht, war von einem damaligen Achtklassler gespielt worden, der Verteidiger der Toten, der junge Höllenengel Harka, war von Michael verkörpert worden, der wollüstige Erzengel Gabriel wurde von einem Maturanten gespielt und den Dämonen-Gerichtsdiener Angelo Santa Fey spielte ein damaliger Siebtklässler, während die weiblichen Rollen mit den vier weiblichen Darstellerinnen, den drei Mädchen aus Dominiques Klasse und einer damaligen Sechstklässlerin, belegt wurden. Da war zum Beispiel die Rolle der verrückten Malerin Antiochia, die in das Herz der Toten sehen konnte, welche von Maria dargestellte wurde, dann war da die Furie Memphis, die Cupura dauernd böse Ratschläge gab, die von Seline gespielt wurde, des weiteren gab es die Schwester von Cupura, Pype, die ihn andauernd nervte und welche Veronique (wie passend) spielte. Und da war natürlich noch die strenge Sekretärin des Oberteufels, des Höchsten in der Hölle, wurde von dieser Sechstklässlerin gespielt. Und in diesem Stück gab es einiges an anrüchigen Szenen, zum Beispiel da, wo es fast so aussieht, als würde Sinaos Cupura küssen, was er wohl auch vorhatte, was aber von Harka unterbrochen wurde, und die Szene, in denen Gabriel dem jungen Cupura ganz eindeutige Avancen machte. Dominique hatte danach etwa ein halbes Jahr das Gerede von Veronique und ihrer Clique mitanhören müssen, die sich ausmalten, was Cupura und Sinaos wohl gemacht hatten, nachdem Harka wieder gegangen war. Allerdings machte Dominique solches Gerede schon lang nicht mehr verwirrt. Am schlimmsten war es gewesen, als er 12 und 13 war, weil da hatte Veronique ihm immer ihre Geschichten vorgelesen, in denen er, manchmal von Verbrechern, manchmal von Freunden und manchmal von Lehrern aufs übelste gequält und vergewaltigt wurde. Momentan war diese Sado-Maso-Phase bei Veronique noch nicht abgeflaut, aber sie hatte inzwischen damit angefangen, ihn in ihren Geschichten nicht mehr immer ganz so hart rannehmen zu lassen. Amadee hatte sich die Namen notiert und fing nun mit der Mathematikstunde an. Doch aus dem Grund, dass heute nichts neues auf dem Lehrplan stand und der Lehrer heute auch nicht wirklich zum Improvisieren aufgelegt war, wurde es der Klasse schnell langweilig. Da Michael und Dominique in der letzten Reihe saßen, konnten sie sich ziemlich ungestört leise unterhalten. "Was, meinst du, ist es dieses Jahr für ein Stück, Domi?" "Keine Ahnung. Was mir Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich in diesen Klamotten hingehen muss. Am Ende krieg ich noch ne Weiberrolle, weil es gibt bestimmt wieder zu wenig Mädchen." "Na, hoffen wir mal, dass es nicht so ist. Letztes Jahr mussten ja auch weibliche Tote von Männern gespielt werden, weil es zu wenige Mädels dort gab." "Ganz meiner Rede. Und Jachen hats anscheinend wirklich darauf abgesehen, mir so viele peinliche Momente wie möglich einzubrocken." "Er is halt doch schon älter und hat sonst anscheinend keine anderen Hobbys als seine Schüler zu blamieren.", bei diesen Worten musste Michael grinsen. "Da gibt's nicht zu Grinsen. Immerhin bin ich sein Lieblingsopfer!" "Jaja, das weiß ich doch, Domi. Kann man nix machen." "Würden die beiden Herren da hinten wohl ihr Gespräch unterbrechen und dem Unterricht folgen?" mischte sich plötzlich die Stimme des Lehrers ein. Beide Jungs wurden sofort rot und sahen nach vorne zur Tafel, von wo aus Amadee sie mit einem charmanten Lächeln, aber mit strengen Augen ansah. "Verzeihung.", sagten die beiden im Chor, wie kleine Jungs, die man beim Kirschenklauen erwischt hat. Nach den ersten drei Stunden, in denen nichts weiter erwähnenswertes geschehen war, läutete es zur großen Pause. Die Klasse strömte auf die Gänge, einige gingen in die Pausenhalle zur kalten Mensa, wo sie sich etwas zu essen kaufen konnten, andere hatten ihre Jause bereits dabei, diese Schüler drückten sich mit ihren Freunden am Gang oder im Innenhof der Schule rum. Zu letzteren gehörten auch Veronique und Dominique. Die Mutter der beiden achtete peinlich genau darauf, dass die beiden auch immer eine gesunde und nahrhafte Jause bekamen. Und das bestand nach Ansicht von Ann-Katrin Chismee aus einer selbst gemachten, französischen Variante der allseits beliebten Schnitzelsemmel, welche von oben nach unten wie folgt ,aufgebaut' war: Erst eine halbe Semmel, dann zwei Blätter Salat, anschließend eine dünne Schicht Preiselbeergelee, als Haupteinlage ein kaltes Putenschnitzel, darauf kam eine große Tomatenscheibe, worauf dünn Majonäse für den Geschmack geschüttet wurde, einige Schrimps, darauf wurde die andere Semmelhälfte gesetzt und zu guter Letzt wurden einige Schokostreusel auf das Ganze gestreut. Das mochte für Leute, die es noch nie selbst probiert hatten, komisch und auch eklig klingen, doch wenn man es einmal probiert hatte, dann lernte man es meistens wirklich lieben. Ann-Katrin Chismee war ja nicht umsonst Chefköchin in einem Spitzenrestaurant. Bei ihr schmeckte einfach alles wie ein Vier-Sterne-Gericht, wenn sie sich besonders anstrengte schaffte sie auch Fünf-Sterne-Gerichte. Und in eben so eine Schnitzelsemmel biss Dominique in diesem Moment. Er stand mit Daniel, Michael und Sebastian, einem frechen Blondschopf mit dunkelgrauen Augen und einem Kupferstich in den Haaren, welcher ebenfalls eines von Veroniques bevorzugten Opfern war, in einer Ecke des Innenhofes unter einer großen Eiche, wo sie immer ihre Pause verbrachten. Ihr Thema heute war, nachdem Dominique ihnen allen erklärt hatte, warum er diese Schwuchtel-Kleidung trug, die Frage, was für ein Stück Jachen diesmal entwickelt hatte. "Wetten, der hat wieder irgendeine Figur oder vielleicht sogar mehr als nur eine Figur in dem Stück, die seiner Vorstellung von ner Tunte entspricht? Letztes Jahr war es doch dieser... wie hieß er gleich noch? Ach ja, Cupura.", lachte Sebastian. "Aber Cupura war doch gar keine Tunte, er hat sich immerhin wirklich wie ein Junge benommen, oder?" erwiderte Daniel. "Hast du nicht gesehen, was Domi als Cupura tragen musste? Das waren ja wohl Kleider, nee?", erklärte Sebastian. "Das war ein Pien-Fu, eine Art chinesische Jungenkleidung.", tadelte Michael den Frechdachs, als er sah, dass Dominique, der lieber zuhörte als selber zu diskutieren, langsam die Geduld verlor. "Jaja, schon okay, Michi" grinste Sebastian. "Ich finde trotzdem, es war ein Kleid! Und das, was du getragen hast, hat viel zu ordentlich ausgesehen. Das passt nicht zu dir." Mit dieser Bemerkung spielte er auf die ultraordentliche Bürokleidung an, den grauen Anzug, die Michael als Harka tragen musste. "Is doch nicht meine Schuld! Was kann ich dafür, dass der Anwalt nach Jachens Vorstellung so einen diskreten Kleidergeschmack hat?", fragte Michael eine Spur zynisch. "Die Kleidung von Daniel war wahrscheinlich die normalsten.", war die nächste Äußerung von Sebastian. "Jupp, weil ich nen normalen Menschen gespielt hab, auch wenn er tot war.", meinte Daniel dazu. Sebastian lachte. "Ich bin echt froh, dass ich da nicht mitmachen muss. Immerhin hab ich ja schon mein Baseballtraining." "Sport ist Mord, jawohl.", äußerte sich jetzt zum ersten Mal in diesem Gespräch Dominique. "Hey, Leute, habt ihr schon den neuen Raumschiff-Suprise-Film gesehen?" Michael wechselte das Thema, weil sie alle drei wussten, dass Dominiques älterer Bruder, Morris, bei einem Sportunfall gestorben war, als Dominique und Veronique sieben waren und sie fanden es wirklich nicht freundlich, da jetzt weiter zu diskutieren. Um 14 Uhr endete der Unterricht für die Schüler der 6C. Während die Meisten sich von ihren Freunden verabschiedeten und nach Hause gingen, machten sich Dominique, Michael, Daniel, Veronique, Maria und Selina zusammen auf den Weg in den kleinen Theatersaal des Adolf-Pichler-Platz-Gymnasiums. Veronique hatte Dominique übrigens extra darauf aufmerksam gemacht, dass er die Rolle, die ihm Jachen zuteilte, ohne Meckern annehmen sollte. Durch die Wette konnte Dominique seiner Zwillingsschwester nicht wiedersprechen.. Im Theatersaal angekommen sahen sie, dass drei Schüler aus den Parallelklassen, fünf aus der siebten und drei aus den Maturaklassen bereits hier waren, genau wie Frau Professor Waldtraud Winkler und Herr Professor Ludwig Jachen. Als die sechs Sechstklässler eintraten richteten sich sofort alle Blicke auf Dominique, was sich Dominique schon gedacht hatte, immerhin sah man nicht jeden Tag einen französischen Jungen, der wie ein Mädchen gekleidet war. Auf Jachens Gesicht breitete sich ein, für Dominique Unheil vorhersagendes, Lächeln aus. "Oh, guten Tag, ihr seid die sechs aus der 6C, nicht wahr? Professor Amadee sagte mir schon, dass ihr kommt. Um ehrlich zu sein hatte ich gar nichts anderes erwartet.", plapperte Winkler fröhlich drauf los. Sie wurden angewiesen, sich in die Zuschauerreihen zu setzen, so wie die anderen Schüler auch, denn die beiden Lehrer wollten das Stück vorstellen. Es ging um fünf Jugendliche, die in einem Geisterhaus eingeschlossen sind und sich gegen die Gespenster verteidigen müssen. Dabei treffen sie auf einen jungen Mann und eine junge Frau, die sie zuerst für Menschen halten, die aber die beiden Schlossherren sind, Mathew und Isolde, die beiden sind Vampire, was die Fünf aber nicht wissen. Des weiteren ist da noch ein seltsamer Butler namens Karl-Heinz, der einen seltsamen Sprachfehler hat und Frechheit nicht leiden kann, einen käfersammelnden Geist namens Eleonora, der sich dauernd mit der Köchin streitet, einen überängstlichen Vampir namens Spike, der beim kleinsten Geräusch in die Luft geht, ein Mumiendienstmädchen namens Charlotte, welches einen französischen Akzent besitzt, die Köchin Edgar, die das seltsamste Zeug kocht, drei Poltergeiste, Lisa, Paul und Archibald, die sich dauernd streiten, das große Monster Krümel, das zum Fürchten aussieht aber eigentlich keiner Fliege etwas zu leide tun würde und das seltsame Rattenmädchen Kiki, das dauernd Essen stibitzt. Jachen forderte die Schüler auf, sich auf der Bühne aufzustellen, damit er sie besser ansehen konnte, wenn er die Rollen verteilte. Zuerst wurden die kleineren Rollen verteilt. Die Rolle von Kiki ging an Selina, Krümel wurde von einem Maturanten gespielt, Lisa, Paul und Archibald wurden von zwei Siebtklasslern und einem aus der Parallelklasse gespielt, die Rolle der Edgar spielte eine Siebtklasslerin, Charlotte wurde von Maria gespielt, die Rolle von Spike bekam Daniel, Eleonora wurde von einer Siebtklasslerin gespielt, Karl-Heinz sollte von einem Achtklassler verkörpert werden, die Rolle von Isolde ging an eine Siebtklasslerin, während die Rolle von Mathew an einen Achtklassler ging. Die fünf Jugendlichen wurden wie folgt verkörpert: Ein Junge aus der Parallelklasse bekam die Rolle von Yaro, einem pessimistischen, sarkastischen, menschenverachtenden, aber mutigen Hawaiianer, Amanda, eine blonde, hübsche, aber naive Engländerin wurde an Veronique vergeben, der übrig gebliebenen Schülerin der Parallelklasse wurde die Rolle der kleingewachsenen, frechen, wilden, aber klugen Ruth zugeteilt und Michael sollte den charismatischen, angeberischen Brasilianer Stanley spielen. Jetzt hatte nur noch Dominique keine Rolle, und er ahnte, was nun kommen würde, als Jachen zu ihm kam. Er sah den Jungen kurz von oben bis unten an, bevor er mit seiner nervigen, lauten Stimme sagte: "Nun gut, ich denke, die Rolle von Justin Jay geht an Dominique." Bei diesen Worten bewahrheitlichten sich Dominiques schlimmste Befürchtungen. Jetzt hatte er wirklich die Rolle einer Tunte, denn Justin Jay war ein Junge, der aussah wie ein Mädchen, sprach wie ein Mädchen und sich benahm wie ein Mädchen! Außerdem stand er auch noch auf Männer, zumindest nach dem Drehbuch, dass Jachen ihnen jetzt austeilte. Jeder Darsteller bekam ein Drehbuch, in dem die Passagen seiner Rolle angestrichen waren, und bei Dominique war, wie bei den anderen Hauptdarstellern, einiges angestrichen, jedenfalls mehr, als bei den anderen. Der Junge überflog das kurz um dann festzustellen, dass dieser Jay WIRKLICH tuntig sprach. Na, das war ja ganz toll! Jetzt hatte Veronique wieder Munition für ihre hirnverbrannten Geschichten. Selbige sah ihren Zwillingsbruder schon die ganze Zeit grinsend an, ihre beiden Anhängsel machten es ihr gleich. Na, das konnte ja was werden! Nachdem Jachen und Winkler sie entlassen hatten, mit der ausdrücklichen Ermahnung, dass sie ja ihren Text lernen sollten, ging Dominique niedergeschlagen neben Daniel und Michael in Richtung der Bushaltestelle. "Hey, nimm's nicht so schwer, Kumpel. Das ist doch nur halb so schlimm wie du tust.", versuchte Michael Dominique zu trösten. "Halb so schlimm? Versuch dich doch mal in seine Lage zu versetzen, Michi! Erst taucht er heute in diesen komischen Klamotten auf und dann bekommt er auch noch die Rolle einer Tunte in dem Stück! Jetzt ist sein Ruf wahrscheinlich wirklich versaut.", tadelte Daniel den Braunhaarigen, der seiner Meinung nach ZU optimistisch war. Zu Dominique gewannt sagte er: "Hey, egal was passiert, wir bleiben deine Kumpels, auch wenn wir damit auch in den Verdacht kommen, schwul zu sein." Dominique sah Daniel aus erleichterten Augen an. "Das gilt auch für mich.", sagte Michael, wonach sie auch schon an der Bushaltestelle ankamen. Daniel fuhr mit einer anderen Linie, doch Michael und Dominique fuhren heute ausnahmsweise zusammen, weil Michael in der Nähe von Dominiques Haus eine Tennisstunde hatte. Dominique lebte mit Veronique und seiner Mutter in einer friedlichen Vorstadtsiedlung, in welcher Veronique ebenfalls bei den Jungs in unserem Alter und den jungen Männern berüchtigt war. Maria und Selina wohnten eine Straße weiter entfernt, so konnten sie die meiste Zeit zusammen rumhängen und ihren Lieblingshobbys nachgehen: sich Shonen-ai/Yaoi Geschichten ausdenken, im Internet auf Yaoi-Seiten surfen, hübschen Männern nachlaufen, um zu sehen, ob sie schwul waren, Nachbarjungs aneinander verkuppeln versuchen und so weiter. Und besonders gern beobachteten sie Reiner Merkewitz und Thomas Frisch, das waren zwei echte Homosexuelle, und sie kümmerten sich kein bisschen darum, das geheim zu halten. Sie knutschten auf offener Straße herum, knutschten in ihrem Garten, welcher von außen gut einsehbar war, und so weiter. Maria, die direkt neben den beiden wohnte, hatte die beiden anderen schon oft zu sich eingeladen, um bei den beiden dort drüben mit einem Fernglas zu spannen. Dominique fand das wirklich abstoßend, immerhin wollten sie selbst doch auch nicht bei Intimitäten beobachtet werden, oder? Diese drei Weiber waren die reinsten Voyeure, dachte er sich. Als der Bus hielt, hatten Michael, Maria, Selina, Dominique und Veronique eine Weile den selben Weg. Die drei Mädchen gingen ein Stückchen weiter hinten, um die beiden sich unterhaltenden Jungs zu beobachten und ab und an miteinander zu tuscheln. Als die Einfahrt zu Veroniques und Dominiques Siedlung erreicht war, verabschiedete sich der Junge von Michael und ging hinein. Was er nicht mehr sehen konnte, war, dass Michael ihm eine Weile mit leicht verträumtem Blick nachsah. Doch Veronique bemerkte es und fasste Michael auf die Schulter, wodurch dieser zusammenzuckte und sich nach hinten drehte. "Du ,magst' Domi-chan wirklich gerne, nicht war, Mika-kun?" fragte das blonde Mädchen mit einem zweideutigen Blick. "Hör auf mit dem Quatsch, Vero. Wir sind gute Kumpels, mehr nicht, und das weißt du auch!", war die genervte Antwort von Michael. Selina und Maria kicherten und Veronique holte aus ihrem Schulrucksack einen Stapel Papier heraus. "Jaja, das kann jeder sagen." Sie reichte Michael den Stapel Papier. "Das sind Drucke von den besten Geschichten von Yaoi.de. Ich denke, die könnten dir als offensichtlicher Anfänger ganz nützlich sein." Mit einem letzten Grinsen ging Veronique ihrem Zwillingsbruder, der nichts von dem ganzen mitbekommen hatte, hinterher. Auch Maria und Selina gingen in eine Einfahrt, allerdings auf der anderen Straßenseite, und ließen einen etwas verwirrt schauenden Michael Tschagnall zurück. Dieser warf einen Blick auf die Blätter. Er würde sie wegwerfen, jawohl. Aber... vielleicht waren sie doch ganz nützlich? Ach egal, er würde sie sich einfach einmal durchlesen. Mit diesen Gedanken verfrachtete er den Stapel in seinen Schulrucksack. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und, wie findet ihr das erste Kapitel? Hoffe, es hat euch gefallen^^ Und wenn, dann schreibt mir doch ein paar Kommis^^ Ich hab Veroniques und Dominiques Namen von meiner Klassenkameradin Anna-Katarina, ebenso wie den Namen ihrer Mutter (Ann-Katrin). Das Adolf-Pichler-Gymnasium gibt es wirklich, aber ich selbst geh auf ein anderes, ich weiß aber so ungefähr, wies drin aussieht, weil ich mal dort war. Michael Tschagnall hat übrigens nichts mit Michael Tschugnall zu tun, die ähnlichkeit der Namen ist mir auch erst aufgefallen, als ich schon fertig war XD Na dann, bis zum nächsten Mal^^ eure alexia11/Ki-Kame-Chan^^ Kapitel 2: Kapitel 2: von Übelkeitsanfälle, Zuckerrüben und Straßenkämpfen -------------------------------------------------------------------------- Kapitel 2: von Übelkeitsanfälle, Zuckerrüben und Straßenkämpfen Dominique machte es sich auf seinem Bett gemütlich, während sich seine Schwester schon wieder über ihren Computer hermachte. Im Kopf des Jungen drehte sich im Moment alles um das Theaterstück. Naja, ein Gutes hatte es, dachte er sich, während er, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, auf die Decke starrte. Immerhin war es kein Musical, denn da hätte er auch noch Singen müssen! Schrecklich! Nicht, dass er nicht singen konnte, er konnte sogar wunderschön singen, zumindest sagte das sein Musiklehrer. Und das stimmte vielleicht sogar, aber..... Na ja, man konnte ihn ja von weitem her durch sein Aussehen mit einem Mädchen verwechseln, aber wenn er sang, da dachten alle: Ist das jetzt ein Mädchen oder ein Junge?, egal wie nah sie bei ihm waren, denn er war nie richtig in den Stimmbruch gekommen, wodurch er eine femininwirkende Stimme hatte. Sein Gesang klang also dementsprechend wie der eines Mädchens, und das konnte er beim besten Willen nicht ausstehen!!! Deshalb sang er jetzt bei Liedern in der Musikstunde beinahe nie mit, denn er hatte es satt, dass ihn dauernd alle deswegen anstarrten. Und auch seine Schwester wusste das, doch im Gegensatz zu ihm war sie davon begeistert. Jetzt, wo er über seine Schwester UND seine Stimme fast gleichzeitig nachdachte, kam ihm plötzlich dieses Videospiel von Veronique in den Sinn. Das Videospiel hieß ,Enzai' oder so ähnlich, Veronique hatte auch eine DVD dazu, und darin ging es, wie könnte es anders sein, um Yaoi. Und zwar um Hard-Core-Yaoi. Bei diesem Wort wurde Dominique richtig übel, er hatte das Gefühl, dass sich etwas heißes aus seinem Magen den Weg nach draußen suchte, und zwar nach oben. Doch dieses Gefühl konnte er schon längst unterdrücken. Als Veronique mit dem Spiel nach Hause gekommen war, hatte sie ihren Zwillingsbruder mit vor den Computer gezerrt und das Spiel eingelegt. Das war dann zuviel für den damals 14-Jährigen gewesen, er war ins Bad gerannt und hatte sich seines Abendessens entledigt. Diese Bilder schwirrten ihm immer noch im Kopf rum und wie eh und je kam ihm dabei die Galle hoch. Diese Bilder... Oh Gott, das hätte beinahe zu einem Trauma geführt! Auf den Bildern lagen splitternackte Jungs, blutüberströmt, gefesselt, die von irgendeinem größeren jungen Mann genommen wurden, und das, nach den Gesichtern der Jungs zu schließen, nicht gerade sanft. Diese Bilder hatten eine derartige Brutalität an sich, dass sie sich wie ein Brandmal in Dominiques Gehirn eingeprägt hatte. Furchtbar, einfach furchtbar.... Seit dem bekam er bei folgenden Worten eine Gänsehaut, denn seine Schwester hatte es ihm GANZ GENAU erklärt: Shota (Dominiques Kommentar zu Veroniques Erklärung: Oh. Mein. Gott.), Sadomaso (Domi: Wie kann einem sowas gefallen???), Bondage (Domi: *schluck*) und Rape (Domi: Willst du, dass ich monatelang Alpträume hab oder was???). Das verständlichste für ihn war ja wahrscheinlich das Shota, er würde sich wohl ähnlich benehmen, doch würde er nicht schreien, obwohl es ihm gefiel, sondern er würde schreien, gerade weil es ihm absolut nicht gefiel. Aber er hoffte mal stark, dass ihm so was niemals passieren würde. Das wäre einfach schrecklich.... Gerade fiel ihm auf, dass er in letzter Zeit die Worte ,schrecklich' und ,furchtbar' unglaublich oft gebrauchte. Lag bestimmt an seiner Schwester. Aber andererseits waren ,schrecklich' und ,furchtbar' zwei Worte, die meistens nur von Mädchen, speziell von hochnäsigen High Society -Gören, verwendet wurden. Na toll, jetzt dachte er auch schon wie ein Mädchen. Reichte sein Aussehen denn nicht aus? Waren denn alle im Himmel gegen ihn? Obwohl, von Engeln sagte man ja, sie wären von einer unglaublichen androgynen Schönheit, also hatten sie vom Aussehen her wohl nichts gegen ihn. Schön, blieb noch eine Frage: WIESO straften sie ihn dann mit so einer Schwester??? Seufzend erhob Dominique sich und strich sich die Kleidung glatt, oder besser gesagt die Schlaghose, denn das Hemd lag derartig eng an der Haut an, dass es gar keine Falten darin gab, als seine Mutter zum Essen rief. Sie war erst gerade eben gekommen und hatte wohl dem Geruch zufolge Chinesisch mitgebracht, oder Sushi, und sie hatte sein Outfit bisher noch nicht zu Gesicht bekommen, denn am Morgen war sie aus dem Haus gegangen, ehe Dominique und Veronique angezogen waren. Das tat sie meistens, weil sie schon früh in der Theateragentur, in der sie am Vormittag arbeitete, sein musste. Das hieße allerdings, dass sie jetzt wohl einen Schock bekommen würde. Er musste nicht erst in den Spiegel schauen oder die Reaktion seiner Mutter abwarten, um das festzustellen. Und das Erwartete trat ein: Als Dominique in die Küche kam, lies Ann-Katrin das Päckchen mit dem süßsauren Schweinefleisch fallen und starrte Dominique an, während Veronique mit einem Satz ihr Abendessen rettete. Die junge Frau kam auf ihren Sohn zu und streichelte ihm besorgt über die Wange, was Dominique die Röte ins Gesicht trieb. "Dominique-Schatz, gibt es da vielleicht irgendwas, das du mir sagen willst?" fragte sie mit ihrer honigsüßesten Mutterstimme. Veronique hatte inzwischen das Päckchen auf dem Tisch abgestellt und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen, was Dominique irgendwie verstehen konnte. Wenn er jetzt nicht geschickt reagieren würde, würde seine geliebte Mutter gleich mit der ,Aufklärung' beginnen, von Bienchen und Blümchen und anderen Arten von Liebe und so. Also sagte er: "Nein Mama, ich bin NICHT schwul, wenn du das denkst." "Und warum siehst du dann aus wie ne Tucke?" Nun wurde Ann-Katrins Ausdrucksweise etwas weniger mütterlich. Mit einem Blick zu seiner Zwillingsschwester wusste Dominique, dass er jetzt in einer Zwickmühle steckte, denn würde er seiner Mutter die Wahrheit sagen, würde sich Veronique noch gemeinere Dinge ausdenken, und die Woche hatte gerade erst angefangen. Also suchte er so schnell es ging in seinem Kopf nach einer möglichst guten Antwort. "Ähm.... das gehört zu meiner Rolle in dem Theaterstück vom Jachen und von der Winkler. Ich spiel da so ne irische Tunte." Okay, das war zwar nicht der wirkliche Grund, warum er das Zeug trug, aber er hatte zumindest nicht gelogen. Und diese Worte zeigten auch sofort Wirkung: Das Gesicht der jungen Franzosin erhellte sich sofort und sie fing fröhlich an, darüber zu plappern, wie wichtig es ist, dass man sich in seine Rollen einlebt, und dass sie früher selbst Theater gespielt hatte, bevor sie ihr Talent als Köchin entdeckt hatte. Beim Essen redete sie darüber, was alles im Restaurant und in der Agentur passiert war, und dass es ihr leid täte, dass sie heute Abend nichts kochen könnte, weil sie vergessen hatte, einzukaufen, weshalb sie vorher beim Chinesen vorbei gefahren war und was mitgenommen hatte. Dominique saß schweigend da und aß, während sich seine Mutter bei Veronique über Neuigkeiten erkundete. Am nächsten Morgen musste Ann-Katrin ihren Sohn mindestens fünf mal wecken, weil der ganz partout nicht aufstehen wollte. Der Grund dafür war, dass Dominique auf gar keinen Fall wieder in die Schule wollte, weil er das miese Gefühl hatte, dass heute so ein Tag war, an dem man lieber im Bett bleiben sollte. Aber nicht mit Ann-Katrin Chismee! Als sie mit einem Plastikkübel ins Zimmer kam, in dem, wie Dominique wusste, Wasser war, sprang er aus den Federn und ging grummelnd an seiner Mutter vorbei ins Esszimmer, wo das Frühstück bereits auf dem Tisch stand. Warum kannte ihn seine Mutter bloß so gut, wenn es darum ging, wie man ihn aus den Federn holte?? Immerhin hatte sie ja über sein Gefühlsleben und sein Leid durch Veronique keine Ahnung, aber solche Nebensachen wusste sie! Tja, es war jedenfalls besser, freiwillig aufzustehen, als durch eine Ladung Eiswasser im Gesicht. Müde betrat er, nachdem er ein Marmeladebrot gegessen hatte, das schön eingerichtete Badezimmer und zog sein gesamtes Morgenprogramm, bestehend aus Duschen, Zähneputzen, Anziehen, Frisieren und Anti-Pickel-Programm (obwohl er sowieso nie Pickel bekam), durch. Als er wieder raus kam, stand seine Schwester schon im Vorzimmer und wartete auf ihn. "Komm endlich, Dominique! Du brauchst ja fast mehr Zeit im Bad als ich!" Bei diesen Worten fing Veronique plötzlich an, breit zu grinsen. Ihr Zwillingsbruder wusste sofort, dass sie sich wieder irgendwas perverses in ihrem Shonen-ai-fixiertem Gehirn ausmalte. Schnell zog er die dämlichen Plateau-Schuhe an und warf seinen Schulrucksack über, den er bereits gestern Abend gepackt hatte. Seine Mutter war bereits nach dem Frühstück gegangen. Zusammen mit Veronique machte sich der Junge auf zur Schule, in Erwartung neuer Katastrophen. In der ersten Stunde hatten sie GW (Geographie und Wirtschaftskunde) bei Herrn Professor Mauler. Diese Stunde ging für Domnique vergleichsweise glimpflich aus, denn er wurde Gott seid dank nicht bei der Wiederholung drangenommen, weil es Probleme mit der Österreich-Karte gegeben hatte und Mauler deshalb keine Zeit mehr zum Wiederholen hatte. Allerdings wollte dieses komische Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, nicht aus Dominiques Magen verschwinden. Für die nächste Stunde war Religion vorgesehen, und wie immer in Religion kam ihr Lehrer, Mareder, ein lockerer, 49-jähriger Lehrer, der aussah wie 39 und der allgemein dafür bekannt war, dass er immer bemüht war, den Schülern seinen Unterricht so schmackhaft wie möglich zu machen, zu spät. Auch er begann seinen Unterricht mit Wiederholungen, aber die waren nicht so streng wie bei Mauler. "Michael, erzähl mir mal was über ein Wunder des Alten Testaments." Aus den Augenwinkeln sah Dominique, dass Michael aus einer Art Tagtraum aufgewacht war, und nun ziemlich perplex von der Frage war: "Ähm,... ja... also.. da waren ein paar Leute...." Gekicher war aus den Bankreihen zu vernehmen, während Michael weiterredete: "die in der Wüste waren... und die haben Hunger gehabt..." Mareder unterbrach das unverständliche Gestammel: "Und dann sind sie verhungert, oder wie?" "Nein! Die haben dann Essen gefunden... na ich weiß nicht." (Michael) "Jetzt verbind dein Gestammel noch zu zwei Sätzen und es passt." (Mareder) "Ja, gut, also! Gott hat ihnen Fleisch gegeben!" (Michael) "Sind da Wienerschnitzel vom Himmel gefallen oder was?"(Mareder) "Nein, ähm...." (Michael) Eine Hand erhob sich in der Klasse, genauer gesagt die Hand von Bernd Schneider. "Bernd, gib Michael mal nen Tipp!" (Mareder) "Vögel hat Gott geschickt!" (Bernd) "Also ja! Da waren Vögel...!" (Michael) "Was für Vögel?" (Mareder) "Rotkelchen?" (Michael) Alle außer Michael, Mareder und Dominique, der sich halbwegs beherrschen konnte, fingen an zu kichern. "Nein, es waren Wachteln!" (Mareder) "Also.... ja...." (Michael) "Und was haben sie noch gefunden?" (Mareder) "Ähm... weiß nicht..." (Michael) Wieder zeigte Bernd auf* "Bernd?" (Mareder) "Zucker!" (Bernd) "Genau! Und woher haben sie den bekommen, Michael?" (Mareder) "Aus Zuckerrüben!" (Michael) Nun konnten sich auch Mareder und sogar Dominique nicht mehr zurückhalten, die ganze Klasse war von Lachen gefüllt, während Michael mit einer Infrarotbirne als Kopf unter der Bank versank. Der allgemeine Lachanfall hatte sich gelegt und die Stunde war relativ ruhig weitergegangen. Jetzt war es jedenfalls an Dominique, im Boden zu versinken, bzw. käsebleich zu werden, denn nun hatten sie Sport. Sport! Dominique schauderte bei dem Gedanken und lieferte einen Anblick wie einer, der kurz vor der Hinrichtung stand. Langsam ging er neben Michael her, der grinste wie ein Honigkuchenpferd. Das bemerkte auch der 15-Jährige und keifte seinen älteren Freund an. "Sag mal, Michi, was gibt's denn da so zu grinsen?!" Der Angesprochene ähnelte von seinem Gesichtsausdruck her immer mehr einem Breitmaulfrosch. "Dein Gesicht! Du hast über mich gelacht, jetzt bin ich dran mit lachen." "Na, herzlichen Dank...." kam es grummelnd von dem herumschlurfenden Etwas, das gerade versuchte, den Kopf einzuziehen. Michael grinste sich jetzt wirklich einen ab. Er hatte ganze drei Gründe, sich zu freuen. Erstens war das nun die Rache dafür, dass Dominique im Religionsunterricht gelacht hatte, auch wenn das nicht wirklich ein Grund war. Zweitens war er im Sport wohl neben Sebastian der Beste, und drittens konnte er Dominique dann endlich wieder ohne Kappe sehen. Das Ding hatte er ja die ganze Zeit drauf gehabt, wegen dieser Wette, die er anscheinend mit seiner Schwester abgeschlossen und verloren hatte. Tja, selber schuld. Das Ding war zwar ganz nett, aber es verschleierte seine schönen grünen Augen so, dass es aussah, als wären sie olivfarben. Da war Michael die hellgrüne Farbe schon lieber. Ruhigen Schrittes ging er weiter in Richtung Turnsaal, und musste Dominique dabei mitziehen, weil der sich sträubte und laut darüber nachdachte, wie er sich am besten vom Unterricht fernhalten konnte. Lächelnd schüttelte Michael den Kopf. Der Kleine konnte wirklich kindisch sein! In der Jungenumkleide angekommen, verzog sich Dominique in die hinterste Ecke und begann damit, sich umzuziehen. Er mochte es nicht, wenn man ihn halb nackt sah, da er einen blassen, sehr schlanken und zierlichen Körper hatte, und man ihn auch so durchaus für ein SEHR flaches Mädchen halten konnte. Michael zog sich, wie immer, neben ihm um. Der Körper des gebürtigen Tirolers war zwar auch schlank, aber um einiges kräftiger und sportlicher als der von Dominique. Er hatte ein leichtes Sixpack und einige Muskeln an den Oberarmen, die aber gerade mal so sichtbar waren, dass man sie unter der mitteldunklen Haut beim zweiten Hinsehen nicht übersah. Dementsprechend hatte er keinerlei Hemmungen beim Umziehen, da er sich ja für nichts schämen musste. Michaels Meinung nach hatte Dominique auch keinen Grund, sich zu schämen, aber darüber lies sich schließlich streiten, und sein kleiner Freund sollte machen was er wollte. Immer wieder schielte er zu Dominique, bewunderte unbewusst die zarte Haut und die schlanken Gliedmaßen. Als er sich dabei erwischte, schüttelte er ungläubig den Kopf und konzentrierte sich wieder darauf, sich selbst umzuziehen. Im Turnsaal angekommen, las Reutner, ihr Sportlehrer, erst einmal die Anwesenheitsliste vor: "Abbeldorfer?" "Hier!" "Buricic?" "Hier!" "die Chismee-Zwillinge?" "Hier!" "Hier..." "Finner?" "Hier!" usw. usw........ Dominique saß mit angezogenen Beinen zwischen Michael und Sebastian, Daniel saß hinter ihm, weil er ähnlichen Schiss vor Reutner hatte wie Dominique. Nachdem die letzten im Alphabet aufgerufen worden waren ("Watschinger?" "Hier!" "Zander?" "Hier."), verkündete Reutner, dass sie heute getrennt Ballspiele machen würden. Die Mädchen sollten das Volleyballnetz aufbauen und dort spielen und die Jungs sollten in der anderen Hälfte des Saals Streetball spielen. Als Dominique aufstand und mit den anderen Jungs in die andere Hälfte des Saals gehen wollte, wurde er von Reutners Stimme zurückgehalten. "Chismee, ich glaube, ich hab mich nicht klar genug ausgedrückt. Die Mädchen spielen Volleyball." Dominique drehte sich, Gefahr witternd, um. "Ja, und?", fragte er. "Wenn du mich verstanden hast, warum gehst du dann in die andere Hälfte? Schön hier geblieben. Das selbe gilt übrigens auch für dich, Tilenius." Daniel erstarrte, während Dominique knallrot anlief. Doch der Blick des Sportlehrers lies keinen Widerstand zu. Also gingen beide mit hängendem Kopf hinüber zu den Mädchen. Die waren überhaupt nicht überrascht, da das schon öfter vorgekommen war, und freuten sich sogar richtig, denn jeder wusste, das die beiden Asse in Volleyball waren, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollten. Michael und Sebastian warfen ihnen bedauernde und mitleidige Blicke zu, konnten aber ebenfalls nichts machen. Irgendwie überlebte Dominique die Sportstunde, auch wenn Reutner ihn die ganze weitere Stunde piesackte, und kam schließlich völlig betreten als einer der letzten wieder aus der Jungenumkleide. "Hey Hey, du hasts doch überlebt, nee?" fragte Sebastian den Blonden mit der Baskenmütze. "Ja, überlebt schon, aber ICH. HALT. DIESES. BLÖDE. ARSCHLOCH. NICHT. NOCH. ZWEI. JAHRE. LANG. AUS!!!!!!!!!" Schnell sah Dominique sich um, ob Reutner auch ja nichts von seinem Anfall mitbekommen hatte. Erleichtert atmete er auf, als er sah, dass außer ihm, Daniel, Michael und Sebastian niemand im Gang vor den Umkleiden war. Er hatte wohl um einiges zu lang gebraucht mit Umziehen. Aber wie sollte man in weniger als 5 Minuten in dieses dämliche Hemd reinkommen?. "Jaja, Domi, wissen wir. Aber du wirsts schon überleben. Meinermeinung nach ist ja deine Schwester viel schlimmer als jeder Sportlehrer der Welt.", grinste Michael. Daniel war dem Anschein nach der selben Meinung wie Michael. "Ja, und was für komische Spitznamen die allen gibt! Domi-chan, Mika-kun, Dani-chan, Wasti-kun...." Sebastian unterbrach Daniels Erläuterungen: "Wenn ihr ,das Schlägerweib' nicht von diesem blöden Spitznamen erzählt hätte, wäre ich das ,Wasti' in der Schule wahrscheinlich losgeworden." Er schnaubte. Sebastians 18-Jährige Schwester Alexandra (kein Mensch nannte sie so, für die meisten hieß sie einfach nur ,Alex') und ihre Freundinnen aus der Ursulinen-Klosterschule kannte jeder, der mit dem frechen Blondschopf befreundet waren. Steffi, Jessy, Vicki, Nati oder wie die alle hießen waren zwar lang nicht so schlimm wie Veronique und Co., aber ähnlich. Nur dass Sebastian mit seiner Schwester nicht wegen Shonen-ai-Besessenheit zu kämpfen hatte, sondern weil sie partout einfach alles besser machte und ihren kleinen Bruder auch gern mal verprügelte, deshalb hatte ihr Sebastian den Spitznamen ,Schlägerweib' gegeben. Außerdem nervte sie Sebastian mit Spitznamen wie ,Wastel' oder ,Wasti'. Er hasste diese Namen, denn immer, wenn er so gerufen wurde, fühlte er sich wie ein Dackel. Deshalb schwiegen seine Freunde jetzt lieber über dieses Thema. "Und, was macht ihr heute Nachmittag?" erkundigte sich Dominique nun. "Ich werd' meiner Alten wahrscheinlich beim Autoreparieren helfen.", meinte Michael. Für die meisten wäre das sicherlich eine komische Aussage gewesen, doch Dominique, Daniel und Sebastian waren an Michaels schräge Familienverhältnisse gewöhnt: Sein Vater war Hausmann (und backte die besten Kuchen ganz Innsbrucks, laut Daniel), seine Mutter war Chefin einer Immobilienfirma und nebenbei eine leidenschaftliche Kfz-Mechanikerin, und sein älterer Bruder war Krankenpfleger. Nicht gerade eine durchschnittliche Familie also. Nun waren die anderen drei dran mit erzählen, was sie am Nachmittag unternehmen würden. Sebastians antwort lautete: "Hab Baseballtraining.", Daniel sagte: "Ich muss Englisch lernen, wir kriegen Besuch aus Irland nächste Woche." Und Dominique meinte: "Ich muss für Mum noch ,n paar Sachen in der Altstadt besorgen. Scheint so, als hätten wir alle volles Programm, wie?" Alle lachten. Das war wirklich selten, dass alle von ihnen etwas zu tun hatten, zumal die vier am liebsten überhaupt nichts taten. Einfach irgendwo entspannt abhängen war halt doch die beste Freizeitbeschäftigung. Ruhigen Schrittes marschierte Dominique durch die Innsbrucker Altstadt, er fing gerade an, sich an die ständigen Blicke der Passanten zu gewöhnen, dennoch schämte er sich immer noch. Aber er konnte die Leute verstehen: Wenn ER in der Altstadt einen Jungen gesehen hätte, der babyblaue Schlaghosen, eine babyblaue Baskenmütze und Plateauschuhe angehabt hätte, mit denen er nicht mal richtig laufen konnte, hätte er sich auch verwundert und vielleicht etwas abgestoßen nach ihm umgedreht. So was sah man ja auch nicht alle Tage. Als er an einer Gruppe Japaner vorbeiging, hörte er aufgeregtes Getuschel, als sie ihn sahen. Seine Japanisch-Kenntnisse, die er dank seiner Schwester hatte, reichten aus, um zu verstehen, dass sie sich fragten, ob das vielleicht eine neue Moderichtung sei und ob die Mädchen hier zu lande alle so flach waren. Dominique wurde wieder rot. Peinlich, Peinlich..... Er hatte inzwischen die Hälfte der von seiner Mutter gewünschten Sachen besorgt und trat nun in eine Konditorei, in der er und seine Schwester Stammkunden waren und in der sie der Konditor behandelte, als wären sie seine eigenen Kinder. Als der seltsam gekleidete Junge eintrat, stand der rundliche aber sehr sympathischaussehende Konditor Haas hinter dem Tresen (oder wie nennt man so was?) und schrieb etwas auf. Als er die Klingel hörte, die beim öffnen der Tür geläutet wurde, sah er auf und musste grinsen. "Tag Domi! Na, hast irgendwas gegen deine Schwester verloren, oder warum läufst in dem Zeug herum?" Dominique war etwas überrascht, dass der Konditor so genau geraten hatte, sagte aber dann: "Ja, sie hat bei Mikado gegen micch gewonnen und damit hab ich eine Wette verloren. Jetzt muss ich die ganze verdammte Woche lang machen, was sie will!" Herr Haas zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch. "Na, wenn's was Unanständiges will, dann solltest ihr aber schon Paroli bieten." Dominique lachte. "Jaja, keine Sorge. Ich lass mich von ihr schon nicht in eine Gaybar jagen." Auch Haas lachte: "Guter Bub.", meinte er. "Also, was darfs sein?" Nun wurde er wieder mehr oder weniger geschäftlich. Dominique kaufte schnell das ein, was ihm seine Mutter aufgetragen hatte, und ging dann nach einem "Bis zum nächsten Mal!" wieder aus der Konditorei. Das Einkaufssäckchen in seiner rechten Hand war schon wieder schwerer geworden. Naja, wenn es zu schwer werden würde, würde er einfach ein zweites irgendwo in einem Geschäft in dem er einkaufte mitnehmen. Die waren ja Gott sie dank meist gratis. Als er auf die Einkaufsliste schaute, die in der schönen, geschwungenen Handschrift seiner Mutter geschrieben war, spürte er plötzlich eine kräftige Hand auf seiner Schulter. "Hey Süße, wir wärs mit uns beiden?" sagte eine Stimme hinter ihm. Da hielt ihn wohl einer für ein Mädchen! Empört drehte er sich um und antwortete: "Erstens ist das eine der lahmsten Anmachen, die es gibt, und zweitens BIN ICH KEIN MÄDCHEN, klar soweit?" Vor ihm stand ein etwas verdutzter, großer, schwarzhaariger, gut gebauter junger Mann, wahrscheinlich so um die 19. Obwohl der Größere eine Sonnenbrille trug, war sich Dominique sicher, dass er ihn musterte. Dann schlich sich ein Grinsen auf das gebräunte Gesicht. "Macht nichts, ich find dich trotzdem süß, also, was ist?" Dominique schnaubte. "Bist du so blöd oder tust du nur so?" fragte er wütend. Plötzlich tauchten noch zwei junge Männer von dem selben Schlag wie der, der vor dem Jungen stand, auf, und der Dominique fühlte Hände an seinen Oberarmen, die ihn festhielten und mitzerrten. "Hey, geht's euch noch gut? Lasst mich los, aber dalli!" fauchte er, während er in eine der unzähligen Seitengässchen der labyrinthartigen Altstadt gezogen wurde. Mit dem Rücken wurde er gegen eine Hauswand gedrückt. "Wer wird denn hier so bockig sein?" fragte der Schwarzhaarige grinsend, nahm seine Sonnenbrille ab und hob Dominiques Kinn, so dass der Junge in zwei eisblaue Augen schauen musste, die ihn amüsiert musterten. Dem Blonden drehte es fast den Magen um, als sich der andere langsam seinem Gesicht näherte. Das musste ein böser Traum sein, genau! So was gab es doch nur in Veroniques kranken Geschichten! Das konnte doch gar nicht wirklich sein! Doch das Gesicht des Größeren kam näher und näher, Dominique konnte schon seinen Atem auf der Haut spüren. Alles wehren hatte nichts genutzt, die Hände des Älteren hielten ihn an der Wand fest, während die zwei anderen grinsen danebenstanden. Verzweifelt kniff Dominique die Augen zusammen. Doch plötzlich war eine Frauenstimme zu hören: "Lass sofort den Jungen los, Lucheni! Das ist ja widerlich!" Verwundert öffnete Dominique die Augen wieder und sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Auch der, der ihn festhielt, sah dort hin. Dieser stieß ein genervtes Schnauben aus. "Halt dich gefälligst aus Sachen raus, die dich nichts angehen, Mitterer!" Mitterer? Augenblickchen mal! Ja, jetzt erkannte Dominique die junge, große, honigblonde Frau mit den weißblonden Strähnen, den funkelnd graublauen Augen und den schwarzen Gothikklamotten. Es war Sebastians Schwester, Alexandra! Und zwar mit ihrer ganzen Mädchen-Gothik-Clique. Dass die hier unterwegs waren, wusste Dominique gar nicht. Aber er war auf jeden Fall froh darüber, dass sie ihm anscheinend helfen wollten. Da sah er plötzlich noch drei bekannte Gesichter, und zwar die von seiner Schwester und ihren Anhängseln. Veroniques hellgrüne Augen strahlten vor Begeisterung, und er konnte sich denken, dass sie ziemlich wütend auf Alexandra war, dass sie den Kerl nicht weitermachen hatte lassen. Aber Dominique war darüber umso erleichterter. Nun lies der Schwarzhaarige ihn nämlich los und wandte sich den Mädchen zu. Alexandra antwortete nun auf seine Frage: "Is' mir ganz herzlich egal, ob mich das was angeht oder nicht. Außerdem geht's mich was an! Erstens hast du da gerade vor, einen Minderjährigen zu vernaschen, und zweitens kann ich's nicht leiden, wenn perverse Schwuchteln wie du mein Revier verunstalten!" Der Schwarzhaarige, Lucheni, lachte kalt auf. "DEIN Revier? Hab ich irgendwas nicht mitbekommen?! Das wollen wir doch mal sehen!" Er winkte seine zwei Gorillas zu sich und gemeinsam gingen sie auf die Mädchen los. Dominique glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er sah, wie verdammt stark die Mädchen-Gothik-Clique von Alexandra war. Beziehungsweise wie verdammt brutal! Der kleinerer der zwei Gorillas wurde von einem rothaarigen Mädchen, Viktoria, kurz Vicki, wie Dominique wusste, mit einem ordentlichen Schlag in die Magengegend auf die Matten geschickt, der Größere bekam es mit einem Sprungkick eines Mädchens mit blau gefärbten Haaren, Natascha oder auch Nati, mitten ins Gesicht, zu tun, und Lucheni schlug sich kurz mit Alexandra, bevor die ihn kurzerhand über die Schulter warf. Plötzlich spürte er schon wieder eine Hand auf seiner Schulter und zuckte zusammen. "Ey, keine Panik, Kleiner, der perverse Sack wird's so schnell nicht mehr wagen, Jungs anzufummeln, nur weil sie ungewöhnliche Kleidung tragen." Er drehte sich um und sah in das Gesicht eines Mädchens, das nur etwa einen halben Kopf größer war als er, aber anscheinend auch schön älter als 18, und das sich die Haare in einem knalligen Pink gefärbt hatte. Stefanie, oder besser, Steffi, war das. Lucheni und die zwei anderen Typen waren inzwischen getürmt. Das konnte Dominique wirklich verstehen, denn selbst wenn er so kräftig wäre wie diese drei, würde er sich nie und nimmer mit solchen Schlägerweibern rumschlagen. Das wäre viiiiiieeeel zu riskant, jawohl. Stefanie führte den immer noch etwas verwirrten Jungen zu den anderen, wo Veronique sofort über ihn herfiel. "Du musst mir sofort erzählen, was genau passiert ist, Domi-chan!" Ihre Augen funkelten wahnsinnig, so dass Dominique einen Schritt zurückwich. "Mädel, der Kleine muss sich erst mal von dem Schock erholen!" tadelte Stefanie und schob Veronique etwas von ihrem Bruder weg. An Alexandra gewandt fragte er: "Wer war das?" Alexandra zuckte mit den Schultern. "Giorgo Lucheni. Dieser schwule Latino macht die Gegend hier unsicher. Sogar an meinen Lover hat er sich schon rangemacht!" Ihr Gesichtsausdruck zeigte ganz klar, dass diese Amazone ihren Freund für sich ganz allein beanspruchte. War auch nichts gegen einzuwenden, solang sie ihn nicht umbrachte. Nachdem Dominique seiner Zwillingsschwester den kurzen Tathergang herläutert hatte, verabschiedeten sich Veronique, Selina, Maria und Dominique von der Mädchen-Gothik-Clique und fuhren, nachdem der Blonde noch das restliche Zeug eingekauft hatte, mit dem Bus nach Hause. Sofort lies sich Dominique aufs Bett fallen. Warum hatte er bloß so ein Pech? Aus Veroniques Zimmer ertönte die Stimme von Reinhard Fendrich, der ,Ich wünsch mir einen ander'n Engel' sang. Ja, den wünschte sich Dominique auch. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und, wie wars? Hoffe, es hat euch gefallen^^ Das dritte Kapitel ist schon in Arbeit, und da versuch ich, Dominique noch ein bisschen mehr zu blamieren *eg* Hm, irgendwie weiß man jetzt über die Familienverhältnisse aller Kumpels von Domi, nur über Daniel weiß man noch nix.... Hm, das wird auch noch kommen^^ Also dann, schreibt mir viele Kommis, und bis zum nächsten Mal^^ Kapitel 3: 3.Kapitel. von verdammt vielen Yaoi-Fangirls und Kaufhausneueröffnungen ---------------------------------------------------------------------------------- 3.Kapitel. von verdammt vielen Yaoi-Fangirls und Kaufhausneueröffnungen Als die Glocke am nächsten Tag um 40 nach 11 klingelte, kam die Nachricht, dass Herr Blanka, bei dem sie jetzt normalerweise Physik gehabt hätten, heute ein Seminar hatte. Somit hatten die Schüler der 6C heute ausnahmsweise nur 4 Stunden Schule und durften jetzt nach Hause gehen. Dominique ging gemächlich neben Daniel und Michael her in Richtung Bushaltestelle und erzählte ihnen, immer wieder schaudernd, von dem gestrigen Vorfall. Mitfühlend schüttelte Daniel den Kopf und Michael seufzte gespielt. "Du bist wirklich ein Pechvogel sondergleichen.", grinste er. "Da gibt's nichts zu grinsen!" fauchte Dominique. "Jaja, schon gut, schon gut.", meinte Michael, grinste aber dennoch weiter. Plötzlich schien ihm irgendwas wichtiges eingefallen zu sein. Er griff in seine Hosentasche und zog einen kleinen, hellgrün-dunkelgrün gesprenkelten Stein heraus. "Da, für dich. Hat mir mein Vater für dich gegeben, als ich ihm erzählt habe, was gestern in Sport passiert ist. Zebrajaspis, für Ausdauer, Durchhaltevermögen und innere Ruhe. Er glaubt, das kannst du ganz gut gebrauchen." Dominique nahm den Stein und musterte ihn kurz. Dann nickte er. "Danke. Hoffen wir mal, dass das auch wirkt." "Übrigens", warf Daniel ein "kommen wir heute Nachmittag zu dir. Um 2 Uhr, Michael, Sebastian und ich." Der Blonde schaute den kleinen, dunkelbraunhaarigen Jungen verwundert an. "Und wieso?" Nun war es an Michael, zu antworten: "Wir haben sonst nichts zu tun, und wir waren schon viel zu lang nicht mehr bei dir. Außerdem hast du uns doch erzählt, dass du von deinem Computer aus jetzt auch zu den Worddateien deiner Schwester kommst, oder? Das würden wir uns gern einmal ansehen. Nachdem, was Vero in der Schule anstellt, muss das ja ziemlich schlimm sein, hm? Und wie heißt es so schön? Man muss seinen Feind kennen, um ihm standzuhalten." Dominique grübelte kurz. Diese Redensart hatte er zwar noch nie gehört, aber es stimmte schon. "Na gut, aber nur auf eigene Gefahr!" meinte er. Was weder er noch seine Freunde wissen konnten, war, dass heute der wohl schlechteste Tag des Jahres war, um in die Wohnung der Chismees zu kommen. Aber das würden sie noch früh genug herausfinden. Das Erste, was Dominique auffiel, als er nach Hause kam, war, dass Selina und Maria mit Veronique mitgekommen waren. Er zuckte mit den Schultern und ging in die Küche, denn heute war er mit Mittagessenmachen dran. Musste er halt für zwei weitere Münder mitkochen. Nach dem Mittagessen, welches aus Dominiques Spezial Pesto-Nudeln bestanden hatte, verkrochen sich die drei Mädchen sofort wieder in Veroniques Zimmer. Irgendwie benahm seine Zwillingsschwester sich merkwürdig.... sie wirkte komischerweise nervös. Dominique klopfte an die Tür ihres Zimmers und fragte laut: "Veronique? Was ist denn passiert, dass du so hektisch bist?" Veroniques Stimme kam aus dem Zimmer, aber keiner öffnete: "Ach, nichts nichts, mach dir keine Sorgen, Domi-Chan." Wieder zuckte er mit den Schultern und ging in sein Zimmer, um sein Hausaufgaben bis um zwei Uhr fertig zu bekommen. Um etwa halb zwei stand er auf, ging auf dem Flur hinaus und rief durch die verschlossene Zimmertür von Veronique: "Veronique, ich geh schnell zu Frau Ginster rauf." "Ja, mach das.", lautete die uninteressierte Antwort aus dem Zimmer. Dominique zog kurz die Augenbraue nach oben, beschloss dann aber, dass es nichts besorgniserregendes war, wenn sich seine Schwester nicht für die alte Frau Ginster interessierte. Normalerweise hätte sie ihm zwar gesagt, er solle ihr einen Gruß von ihr ausrichten und sie entschuldigen, dass sie nicht kommen konnte, aber wahrscheinlich war sie zu sehr mit ihren Freundinnen beschäftigt. So machte sich Dominique unverzüglich auf den Weg zu Frau Ginster hinauf. Die freundliche alte Dame mochte die beiden ,Kinderchen', wie sie sie nannte, aus dem unteren Stockwerk wirklich gerne. Deshalb besuchte Dominique sie immer wieder, und weil sie ihm immer wieder Mut machte, wenn es ihm echt beschissen ging. Sie war so was wie eine Ersatzgroßmutter (schon allein deshalb, weil sie selbst leider keine Enkelkinder hatte und ihr einziger Sohn sie nie besuchte) und eine echt tolle Frau. Wenn man ihr etwas erzählen wollte, war sie ganz still und hörte aufmerksam zu, und sie unterbrach einen nie, sondern sagte einem immer erst am Ende ihre Meinung. Und sie war auch sehr klug. Dominique hatte heute leider nur wenig Zeit, denn um 2 Uhr würden ja seine Freunde kommen. Er öffnete mit dem Zweitschlüssel, den Frau Ginster ihm anvertraut hatte, die Wohnungstür und trat in die schöne, altmodisch eingerichtete Wohnung ein, in der es nach einer seltsamen Mischung aus Mottenkugeln und Lavendel roch. Frau Ginster saß in ihrem Lehnstuhl und las in einem Buch. Als sie ihn hörte drehte sie sich in seine Richtung. Ihre kleinen, klugen, grauen Augen wanderten über seine seltsame Kleidung, dann lächelte sie ihr warmes Oma-Lächeln. "Veronique hat sich wohl wieder einen Spaß mit dir erlaubt, was?" "Schöner Spaß...." sagte Dominique. Die nächste Viertelstunde unterhielten sie sich und Dominique erzählte Frau Ginster alles, was in den letzten Tagen passiert war. Dann, 15 Minuten vor 2, verabschiedete er sich wieder. Als Dominique wieder in die Wohnung gekommen und ins Wohnzimmer gegangen war, dachte er, sein Herz würde für Sekunden aussetzen. Auf der Couch, die in der Ecke stand und die Hälfte beider Wände einnahm, und auf Stühlen um den Couchtisch herum, saßen ungefähr 10 Mädchen, keine davon kannte Dominique. Als sie ihn sahen, schauten sie kurz verwundert und fingen dann an zu kichern. In diesem Moment kamen Veronique, Maria und Selina mit Getränken aus der Küche. Dominique packte seine Zwillingsschwester bei der Schulter und flüsterte: "Was zum Teufel ist hier los? Was wolln die ganzen Tussis hier?" Veronique schnaubte genervt. "Das sind keine Tussis, das ist der Yaoi-Fanclub, den ich bei Animexx gegründet hab und der heute zum aller ersten Mal tagt. Ein paar Mädels fehlen allerdings noch.", sagte sie mit einem Blick zu den Mädchen. Wie auf Kommando klingelte es an der Tür. "Oh, das müssen sie sein!" rief Veronique erfreut aus und düste zur Tür. Als sie öffnete, standen vier Personen vor der Tür: Michael, Sebastian und zwei unbekannte Mädchen, die die beiden grinsend musterten, was ihnen wohl auch aufgefallen waren. Dominique folgte seiner Zwillingsschwester zur Tür, woraufhin Michael erleichtert seufzte. "Puh, ich dachte schon, wir hätten die falsche Tür genommen. Dani kommt etwas später. Wer sindn die zwei Weiber da, Domi?" Mit diesen Worten zeigte er auf die beiden Mädchen, die nun leicht beleidigt dreinschauten. Dominique schüttelte vielsagend den Kopf und bat sie herein. Veronique machte das selbe mit den beiden Mädchen. Als Dominique Sebastian und Michael durchs Wohnzimmer lotste, machten beide erstaunte Gesichter und zogen die Luft ein. "Was machen denn die ganzen Miezen bei euch im Wohnzimmer, Kumpel?" fragte Sebastian verwundert. Veroniques Gesicht verfinsterte sich bei dem Ausdruck ,Miezen' ziemlich, und so zog Dominique es vor, Sebastian und Michael jeweils an einem Ärmel zu nehmen und mit in sein Zimmer zu ziehen. "Das ist der Yaoi-Fanclub von meiner Schwester.", sagte Dominique genervt. Michael schaute kurz verwundert, dann lachte er. "Achtung, Perversionsgefahr, hm?" Dominique knirschte mit den Zähnen. "Ja, so ähnlich. Kommt jetzt, ihr wolltet doch Veroniques Worddateien checken, nicht wahr?" Auf Daniel wollten sie lieber nicht so lange warten, da er häufiger zu spät kam, also fingen sie schon einmal an, die Skandalgeschichten von Veronique auszustöbern. Währenddessen im Wohnzimmer wurde Veronique über ihren Bruder und seine Freunde ausgefragt. Die wildesten Fantasien wurden ausgetauscht, die Mädchen stellten sich einen heißen Dreier (*Ludovica sich wegverkriechen tut* >.<) zwischen den drei Bishonen vor und besprachen das auch. Ihr heutiges Programm war Yaoi-Bilder zu zeichnen und die härteren Geschichten, die die meist minderjährigen Mädchen ja nicht lesen konnten, da sie bei Animexx im Adultbereich ausgestellt wurden, vorzulesen. Die guten Zeichnerinnen, Yvonne, Karina, Josy, Tamara, Eveline und Maria zeichneten die drei Jungen, Dominique, Michael und Sebastian, in den verschiedensten Positionen, es war wirklich erstaunlich, wie man sich Gesichter und Staturen so genau merken konnte. Die anderen ließen sich von Veronique ihre Geschichten vorlesen. Das ein kleiner, dunkelbraunhaariger Junge derweil vor der Tür wartete, nachdem er ungefähr fünf Mal geklingelt hatte, bemerkten sie bei ihrem Geschrei und Gelächter nicht. Daniel runzelte kurz die Stirn, drückte dann aber die Klinke runter und stellte fest, dass die Tür offen war. Er ging in die Wohnung und zog sich die Schuhe aus. Als er den Lärm aus dem Wohnzimmer hörte, steckte er den Kopf hinein, um zu sehen, was los war. Ihm drehte es fast den Magen um, als er die Stelle der Yaoi-Fanfic, die Veronique gerade vorlas, mitbekam. In diesem Moment entdeckte ihn die Zwillingsschwester seines Kumpels. "Oh, hi Dani-chan! Mika-kun und Basti-kun sind in Domi-chans Zimmer!" Wie der Blitz verschwand der kleine Junge. Yvonne starrte Veronique gespielt neidisch an. "Du hasts echt gut, von so vielen Bishis umgeben zu sein! Wer war denn der Kleine?" "Oh, das war Dani-chan, auch einer von Dominiques Freunden. Und auch wenn mans kaum glaubt, der ist älter als ich." Das stimmte sogar, denn Daniel war 16, während Veronique und Dominique ja bekanntlich 15 waren. "Das is echt fies. Bei uns gibt's keinen einzigen Bishonen, und hier in Innsbruck ist ein ganzes Nest davon!" regte Eveline sich künstlich auf. "Tja, da haben ich, Maria und Selina wohl Glück, was?" lachte Veronique. "Naja, hat wer Lust, sich ne DVD reinzuziehen? Die interessanteren, die ich hab, sind ,Interview mit einem Vampir', ,Enzai- der Film' mit deutschen Untertiteln,....." Sie zählte noch einige auf, und die Mädchen entschieden sich für einen der Hard-Core-Yaoi- Filme. Kurz darauf erklang Stöhnen und Schreien aus dem Fernseher und aus dem Wohnzimmer hinaus in den Gang und von dort aus in Dominiques Zimmer. Dort kugelten gerade Sebastian und Michael vor Lachen um die Wette. Anscheinend fanden sie genau das, was Dominique Schauer über den Rücken jagte, zum Todlachen. Naja, verständlich, immerhin waren diese Geschichten ja mehr als lächerlich. Daniel und Dominique sahen ihnen kopfschüttelnd dabei zu, als er plötzlich verdächtige Geräusche hörte. "Seit mal kurz still, ihr Kichererbsen!", ermahnte Dominique seine beiden Freunde. Als diese verwundert aufgehört hatten, zu lachen, hörten sie mit einem Mal die abartigen Geräusche aus dem Wohnzimmer, die allen die Röte ins Gesicht trieben. Wie von einer Tarantel gestochen sprangen sie auf und rannten ins Wohnzimmer. Als sie die Tür aufrissen, sahen sie, dass alle Mädels vor dem Fernseher saßen und sich so einen Hard-Core-Yaoi-Streifen reinzogen. Diesmal wurde Dominiques Gesicht wieder rot, diesmal aber vor Zorn. Sofort blaffte er seine Schwester an: "Sag mal, spinnst du, Veronique? Wenn Frau Ginster das hört, dann denkt die doch, hier würde jemand vergewaltigt werden! Du weißt genau so gut wie ich, dass die sehr schnell die Polizei ruft! Oder wenn unsere ,lieben' Vermieter Holzbauers das hören, dann bleibt der Herzschrittmacher von dem Herrn Holzbauer doch stehen! Du weißt genau, was die von deinen Schwuchtel-Schweinereien halten!!" Veronique legte den Kopf schief und sah ihren Bruder an, als ob dieser nicht mehr alles Tassen im Schrank hätte. Die anderen Mädchen taten es ihr gleich. "Sag mal, was hast du eigentlich für ein Problem, Domi-Chan? Kannst du nicht normal sagen, dass wir leiser machen sollen?" Der Angesprochene wurde sofort wieder hochrot und Daniel schüttelte ihn kurz an der Schulter, damit er nicht schon wieder zu schreien anfing. Dominique presste entrüstet die Lippen zusammen, ging dann aber mit seinen Freunden wieder in sein Zimmer, als die Mädels den Ton leiser stellten. "Sagt mal, wann geht ihr eigentlich ins neue Kaufhaus? Das eröffnet ja immerhin heute." Daniel hatte sich auf Dominiques Bett gesetzt und lies die Beine baumeln. Bei seiner Frage sah er sich die Gesichter seiner drei Freunde mit diesem ,Sags mir, oder ich quengel so lang, bis du's rausrückst'-Blick an, den er bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit aufsetzte, auch wenn's gar nicht nötig war. Sebastian zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Wie wärs, wenn wir heute gehen?" Michael und Dominique stimmten nickend zu. "Alles ist besser, als hier zu bleiben.", meinte Dominique. Daniel überlegte kurz, sagte dann aber lächelnd: "Gerne." Nachdem die vier ohne größere Schäden am Wohnzimmer vorbei gegangen waren und ins Vorzimmer gekommen waren, zogen sie sich ihre Schuhe an und nahmen ihre Geldtaschen, denn was wollte man schon ohne Geld in einem Kaufhaus? Dann nahmen sie denn nächsten Bus in Richtung Innsbruck Ost, wo das Kaufhaus lag. Sie staunten nicht schlecht, als sie den Schuppen sahen: Es war ein ziemlich großer Gebäudekomplex, mit Außenmauern aus Glas und Balken aus irgendeinem schwarzen Material. Wirklich nicht schlecht. Und innen wurde man dann mit einer Vielzahl von verschiedenen Geschäften überrascht: Bücherläden, Bäckereien, Boutiquen, Zoofachhändel, Kosmetikgeschäften, Sportläden, Juweliere, Friseurstudios, Technikläden, Videotheken, Süßwarengeschäfte und viele andere Läden drängten sich hier drinnen. Die vier klapperten alle Läden ab. Wer sagte, nur Mädchen wären Einkaufs-Süchtig, der war noch nie in einem Kaufhaus gewesen. Als sie wieder rauskamen, hatte jeder von ihnen eine große Tüte, in der noch mal mehrere Tüten waren, in der Hand. Ein Glück, dass alle gerade ihr Taschengeld bekommen hatten. Sie setzten sich, um etwas auszuruhen, auf eine der unzähligen Bänke vor dem Kaufhaus. "Und, was habt ihr so gekauft?" fragte Sebastian. "Ich hab nen Laden entdeckt, wo es jede Menge Mangas gibt.", meinte Daniel und zog ein kleines, mitteldickes Taschenbuch aus der Tüte, auf dem das Bild eines Jungen in Sherlock-Homes-Klamotten abgebildet war. "Detektiv Conan, das läuft bei uns schon im Fernsehen, echt interessant (Schleichwerbung XD). Ich hab mir außerdem noch ein neues Videospiel, jede Menge Naschkram und neue Jeans angeschafft" Mit einem breiten Grinsen zog Michael eine Tüte mit Gummibärchen in Form von Chilischoten heraus. "Das wird morgen im Unterricht ein echter Spaß werden. Die Dinger hier sind höllenscharf. Mein Cousin hat mal eine halbe Packung von dem Zeug ohne Wimpernzucken gegessen, aber als ich eins probiert hab, hätte ich fast Feuer gespieen." Dominique zog eine Augenbraue hoch. "Pass aber bloß auf, dass du meine Schwester nicht verätzt, wenn die schlechte Laune hat bin ich noch ärmer dran...." Die Reaktion seines Freundes darauf war ein amüsiertes Lachen. "Jaja, keine Sorge, es ist noch niemand daran gestorben. Und was hast du gekauft, Domi?" Dominique griff in seine Tüte und holte ein Schild mit der Aufschrift ,vorsicht bissig' heraus. "Da. Aus der Zoohandlung. Das häng ich demnächst an unsere Haustür. Wir können uns vor lauter Zeugen Jehovas gar nicht mehr retten....." Er seufzte übertrieben. "Und ich hab mir ne neue Basketballgarnitur und n paar neue Videos gekauft. Und sonst noch einiges an Kram, wie ihr auch.", sagte nun Sebastian, der gerade seine Baseballkappe verkehrt aufsetzte. ------------------------------------------------------------------------------- Drittes Kapitel.... Und ich hasse es! >.< MIr is einfach nix eingefallen! Das is so lahm! Kein bisschen Pep drinnen! *tob* Aber keine Sorge, das nächste Kapi wird besser! *nick nick* Ich hab schon urkomische Ideen *gg* Bis zum nächsten Mal^^ Ludovica Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)