Liebe auf Französisch von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel Eins: Von verrückten Zwillingsschwesern und Bishonen ----------------------------------------------------------------------- 1.Kapitel: Von verrückten Zwillingsschwestern und Bishonen Eine seltsam anzusehende Gestalt ging über die Straße vor dem Adolf-Pichler-Platz-Gymnasium. Diese Gestalt schien ein Junge zu sein, doch von der Kleidung, die er anhatte, konnte man nicht sagen, dass sie zu einem Jungen passte. Er trug eine baby-blaue Schlaghose, ein hautenges, schwarz-rotes T-Shirt, rot-schwarze Plateauschuhe und eine babyblaue Baskenmütze. Sein Gesicht hatte er halb unter der Baskenmütze versteckt, doch man sah deutlich, dass es (sein Gesicht) völlig rot angelaufen war, was wahrscheinlich nicht zuletzt an den vielen Blicken lag, welche von allen Passanten, die den Jungen sahen, auf ihn geworfen wurde. Er hatte blondes, strubbeliges aber trotzdem seidiges Haar und unter der Mütze schauten hellgrüne Augen hervor. Er war zierlich gebaut und hatte eine sympathische Ausstrahlung, trotz dieser Klamotten. Sein Name war Dominique Chismee, ein 15 jähriger Junge, der mit seiner um fünf Minuten älteren Zwillingsschwester Veronique und seiner Mutter Ann-Katrin mit 8 Jahren aus Frankreich nach Innsbruck gezogen war. Oh Gott, wie Dominique sich schämte! Hätte er doch nie mit seiner Zwillingsschwester gewettet, dann hätte er diese peinliche Kleidung nicht anziehen müssen! "Memo an mich selbst: Nie wieder mit Veronique wetten..." murmelte er leise vor sich hin. Furchtbar! Nach diesem Tag würde er wohl in der ganzen Schule als Tunte verschrien sein! Dann hätte Veronique, was sie immer wollte: Einen schwulen Bruder, und wenn's nur ein Gerücht war. Dominique seufzte. Seine Schwester hatte einen absoluten Tick: Sie liebte Yaoi und Shonen-ai, das waren die japanischen Ausdrücke für Schwule Verhältnisse. Veronique verbrachte den lieben langen Tag damit, entweder im Internet zu surfen und Fanfics, also Geschichten, über Schwule zu schreiben, in Online-Rollenspielen Schwule zu spielen und so weiter, oder zu versuchen, Jungs aus der Schulklasse, in die sie gemeinsam gingen, aneinander zu verkuppeln, oder mit ihren Freundinnen zusammen kichernd durch die Straßen von Innsbruck zu laufen und hübsche Kerle zu verfolgen, die sie ,Bishonen', ,Bishi' und solche Sachen nannte und bei denen sie überzeugt war, sie wären schwul. Dafür war sie bei den Jungs in ihrer Klasse schon richtig gefürchtet. Und Dominique war noch ungefähr hundert mal schlimmer dran als die Jungs in der Klasse, besonders weil Veronique sagte, er wäre auch ein richtiger Bishonen. Und das nur, weil er blonde Haare, hellgrüne Augen, zarte Haut und ein hübsches Aussehen hatte! Warum war er bloß mit so einer geisteskranken Zwillingsschwester gestraft? Und jetzt war überhaupt das schlimmste von allem bisherigen passiert: Dominique hatte sich aus irgendeinem Grund heraus darauf eingelassen, mit seiner Schwester zu wetten, wer besser im Mikado war. Der Anlass war gewesen, dass Dominique entgültig genug von dem Getue seiner Schwester gehabt hatte, und der Wetteinsatz der Wette sah so aus, dass, wenn er gewinnen würde, seine Schwester ihn in Ruhe lassen müsste, und wenn er verlieren würde, müsste er das tun, was Veronique wollte. Und er hatte kläglich verloren, und seine Zwillingsschwester hatte ihn in diese Schwuchtel-Kleidung gesteckt!!! Als er ins Schulgebäude trat, wurde er von den Blicken seiner Mitschüler regelrecht durchbohrt. Einige Jungs sahen verwirrt aus, einige musterten ihn angewidert und einige Mädchen kicherten bei vorgehaltener Hand. Wie peinlich! Dominique wollte am liebsten im Boden versinken oder nach Hause verschwinden. Doch nein, er würde nicht weglaufen, immerhin hatte er ein starkes Ehrgefühl und würde niemals eine Wette nicht einhalten, egal wie schrecklich es war. Und das, was er hier durchmachen musste, WAR weiß Gott schrecklich! Endlich kam er bei seiner Klasse an. Er und seine Schwester waren die beiden Jüngsten dort, normalerweise wären sie eigentlich eine Klasse tiefer, aber sie hatten eine Klasse überspringen dürfen, weil sie in Frankreich ein Jahr früher mit der Schule begonnen hatten. Jetzt waren sie in einer Klasse voller 16- und 17-Jähriger, in der 6C des Adolf-Pichler-Platz-Gymnasiums. Und in den Raum eben dieser Klasse trat Dominique jetzt ein. Als er die Blicke seiner Mitschüler auf sich spürte und es in der ganzen Klasse bei seinem Eintreten still wurde, wäre er am liebsten im Boden versunken. Mit eingezogenem Kopf und nach unten gesenkten Blick ging er zu seinem Platz, welcher sich, Gott sie dank, wie Dominique sich dachte, in der hintersten Reihe befand. Er saß neben Michael Tschagnall, einem 16 ½-jährigen, rotbraunhaarigen, blauäugigen Tiroler-Jungen, der eines von Veroniques Lieblingsopfern, einer von Dominiques Kumpels und der Klassenschwarm war. Doch bis jetzt hatte er keine Freundin gehabt, was ihn für Veronique noch interessanter machte. Michael war gerade dabei gewesen, seine Mathematik-Hausaufgaben von dem Klassenstreber Bernd Schneider abzuschreiben, als Dominique seine Tasche neben dem Tisch abstellte und sich setzte. Als Michael kurz zu Dominique sah, lies er vor Schreck seine Füllfeder fallen. Mit offenem Mund starrte er Dominique an, sein Blick wanderte von dem baby-blauen Baskenmütze zu seinem roten Gesicht, dann zu seinem hautengen T-Shirt und der baby-blauen Schlaghose. Zuletzt sah er kurz zu den Plateauschuhen, bevor er, immer noch entsetzt, in Dominiques Gesicht sah. "Domi, was ist mit dir passiert? Wer hat dir das angetan? Haben sie dich einer Gehirnwäsche unterzogen???", fragte Michael nach einer kurzen, peinlichen Stille schließlich, fasste Dominique an den Schultern und schüttelte ihn, als wollte er ihn aufwecken. "Wah, Michael, lass das!" stieß der Geschüttelte aus. Michael hörte auf mit dem Schütteln und sagte zu seiner Entschuldigung: "Sorry, aber was ist denn passiert, Kumpel?" Dominique lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich sich genervt über die Augen, eine Angewohnheit von ihm, die er sich einfach nicht abgewöhnen konnte. "Ich hab gegen Veronique eine Wette verloren, und jetzt muss ich eine Woche lang tun, was sie will. Und sie wollte, dass ich diese Klamotten hier trage...." seufzte er, ohne Michael anzusehen. Dieser legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter und sagte mitfühlend: "Du kannst einem echt leid tun, Domi. Nichts für ungut, aber die Clique deiner Schwester ist echt nicht richtig im Kopf." Dominique seufzte. "Da hast du absolut recht, Michi. Aber leider muss ich die Wette einhalten." Er vergrub seinen Kopf erschöpft in seinen Armen. Es klingelte zur ersten Stunde, Mathe. Etwa fünf Sekunden nach dem Läuten trat der Mathematik- und Klassenlehrer Vincent Amadee ein, der einzige Lehrer der 6C, der sich Mühe machte, stets pünktlich beim Glockenschlag in der Klasse zu sein. Er war aber auch der attraktivste Lehrer der Klasse, was an schwarzen, seidigen, langen Haaren, die mit zu einem Zopf geflochten waren (für was ihn so mancher männliche Schüler in der Schule mit schiefen Blicken begutachtet), fast schwarzen, dunkelblauen Augen, einem Lächeln, bei dem jedes Mädchen vor Glück beinahe umfiel, einem gut gebauter und durchtrainierter, aber dennoch schlanker und anmutiger Körper, grazilen Bewegungen und einer melodischen Stimme lag. Außerdem hatte er stets einen flotten Spruch auf den Lippen und konnte sensationell mit Jugendlichen umgehen und sprach auch mit ihnen wie mit Erwachsenen. All das machte ihn zu einem der ,Lieblings-Bishonen' von Veronique. Am Anfang des Jahres war Veronique einmal mit ihren Freunden im Freibad gewesen, und Dominique hatte die Gelegenheit genutzt, um ihre Textdateien zu checken. Was er da gelesen hatte war fast zuviel für ihn gewesen: Veronique hatte eine Geschichte über einen jungen Franzosen, der aus Frankreich nach Japan gekommen war, und einen japanischen Oberschullehrer geschrieben. Dominique wusste genau, dass dieser Franzose ihn selbst darstellen sollte, und der Oberschullehrer war allen Anscheins nach Amadee. Aus Neugier, was seine Zwillingsschwester da noch alles angestellt hatte, hatte der arme Bruder dieser ,Geisteskranken' weitergelesen, und er konnte Veronique danach tagelang nicht mehr ansehen. Seine Schwester hatte ganz ausführlich beschrieben, wie der Lehrer den Jungen verführte, ihn zu sich nachhause einlud und dort- als er an dieser Stelle angelangt war, hätte sich Dominique am liebsten übergeben- wurde von Veronique ausführlich beschrieben, wie der Lehrer den Jungen, zwar sanft, aber doch bestimmt und für den Jungen leicht überfordernd, nahm. Nach dieser Entdeckung hatte Dominique Vincent Amadee lange Zeit nicht mehr ins Gesicht sehen können, ohne knallrot zu werden, was für Veronique so etwas wie ein Beweis dafür war, dass ihr lieber Bruder doch schwul war und in den Klassenlehrer verknallt war. Momentan war der Junge wieder fähig, mit dem Lehrer zu reden, ohne gleich einen Kopf wie eine Infrarotlampe zu bekommen, für was seine Zwillingsschwester sicher auch eine Shonen-ai- Erklärung hatte. Aber die wollte Dominique gar nicht wissen. Er wollte auch nicht wissen, wie diese perverse Geschichte weiterging. Er wollte einfach nur ein normales, nicht perverses Leben führen! So wie Veronique ihn in ihren Geschichten- wohl gemerkt, sie verwendete ihn in vielen ihrer Geschichten- darstellte, musste er ja eine richtige Schlampe sein! Das war wirklich nur widerlich. Mit einem Räuspern erhielt Amadee die Aufmerksamkeit der Klasse. "Guten Morgen, meine Lieben, ich hoffe, ihr habt euch übers Wochenende gut erholt. Bevor wir mit der Mathematikstunde beginnen, habe ich eine Mitteilung zu machen. Frau Professor Winkler und Herr Professor Jachen organisiert eine Theatergruppe, wie jedes Jahr, und nun wollte ich fragen, wer sich denn dafür interessieren würde." Sechs Hände schnellten in die Höhe. Einmal war da die von Daniel Tilenius, einem klein gewachsenen Jungen, der in Veroniques Geschichten immer den Uke mimte, Uke war, soviel Dominique wusste, der Ausdruck für den passiven Part einer Schwulenbeziehung und auch Michael Tschagnall und Dominique selbst zeigten auf. Und dann waren auch die Hände von Veronique und zwei von ihren Freundinnen, Maria Hofbauer und Selina Oberlechner, die beide fast so verrückt waren wie Veronique. Dominque wusste, dass Veronique und ihre beiden ,Anhängsel', wie er die beiden anderen Mädchen nannte, nur deshalb mitmachen wollten, um ein paar schön anrüchige Szenen mit zu bekommen. Er beobachtete das fröhliche Getuschel der drei Mädchen mit Argwohn. Eigentlich hätte Dominique ja auch gar nicht bei der Theatergruppe mitgemacht, wenn seine Mutter nicht darauf bestehen würde, dass ihre Kinder jede Möglichkeit der Bildung von Kreativität auszunutzen haben. Und so hatte der Junge keine andere Wahl, denn hätte er sich nicht gemeldet hätte Veronique das seiner Mutter gesagt und diese hätte dann einen peinlichen Anruf in der Schule gemacht und Dominique doch noch angemeldet. Letztes Jahr hatte er auch schon bei der Schultheatergruppe mitgemacht und dabei hatten die drei Mädchen aus seiner Klasse, auch damals waren es Veronique, Maria und Selina gewesen, etwas nach ihrem Geschmack zu bieten bekommen. Es war ein Stück über das Fegefeuergericht in der Hölle, in das ein neuer Richter kommt. Doch dieser Richter war erst 14 Jahre alt, in Menschenjahren zumindest, und er war ausgesprochen aufmüpfig und frech. Dominique hatte die Rolle dieses Richters bekommen, die Rolle von Cupura von Safran-Keemae, weil der Drehbuchautor, Herr Professor Ludwig Jachen, meinte, er wäre perfekt für diese Rolle. Der Tod, Sinaos, der ,Staatsanwalt' bei diesem Gericht, war von einem damaligen Achtklassler gespielt worden, der Verteidiger der Toten, der junge Höllenengel Harka, war von Michael verkörpert worden, der wollüstige Erzengel Gabriel wurde von einem Maturanten gespielt und den Dämonen-Gerichtsdiener Angelo Santa Fey spielte ein damaliger Siebtklässler, während die weiblichen Rollen mit den vier weiblichen Darstellerinnen, den drei Mädchen aus Dominiques Klasse und einer damaligen Sechstklässlerin, belegt wurden. Da war zum Beispiel die Rolle der verrückten Malerin Antiochia, die in das Herz der Toten sehen konnte, welche von Maria dargestellte wurde, dann war da die Furie Memphis, die Cupura dauernd böse Ratschläge gab, die von Seline gespielt wurde, des weiteren gab es die Schwester von Cupura, Pype, die ihn andauernd nervte und welche Veronique (wie passend) spielte. Und da war natürlich noch die strenge Sekretärin des Oberteufels, des Höchsten in der Hölle, wurde von dieser Sechstklässlerin gespielt. Und in diesem Stück gab es einiges an anrüchigen Szenen, zum Beispiel da, wo es fast so aussieht, als würde Sinaos Cupura küssen, was er wohl auch vorhatte, was aber von Harka unterbrochen wurde, und die Szene, in denen Gabriel dem jungen Cupura ganz eindeutige Avancen machte. Dominique hatte danach etwa ein halbes Jahr das Gerede von Veronique und ihrer Clique mitanhören müssen, die sich ausmalten, was Cupura und Sinaos wohl gemacht hatten, nachdem Harka wieder gegangen war. Allerdings machte Dominique solches Gerede schon lang nicht mehr verwirrt. Am schlimmsten war es gewesen, als er 12 und 13 war, weil da hatte Veronique ihm immer ihre Geschichten vorgelesen, in denen er, manchmal von Verbrechern, manchmal von Freunden und manchmal von Lehrern aufs übelste gequält und vergewaltigt wurde. Momentan war diese Sado-Maso-Phase bei Veronique noch nicht abgeflaut, aber sie hatte inzwischen damit angefangen, ihn in ihren Geschichten nicht mehr immer ganz so hart rannehmen zu lassen. Amadee hatte sich die Namen notiert und fing nun mit der Mathematikstunde an. Doch aus dem Grund, dass heute nichts neues auf dem Lehrplan stand und der Lehrer heute auch nicht wirklich zum Improvisieren aufgelegt war, wurde es der Klasse schnell langweilig. Da Michael und Dominique in der letzten Reihe saßen, konnten sie sich ziemlich ungestört leise unterhalten. "Was, meinst du, ist es dieses Jahr für ein Stück, Domi?" "Keine Ahnung. Was mir Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich in diesen Klamotten hingehen muss. Am Ende krieg ich noch ne Weiberrolle, weil es gibt bestimmt wieder zu wenig Mädchen." "Na, hoffen wir mal, dass es nicht so ist. Letztes Jahr mussten ja auch weibliche Tote von Männern gespielt werden, weil es zu wenige Mädels dort gab." "Ganz meiner Rede. Und Jachen hats anscheinend wirklich darauf abgesehen, mir so viele peinliche Momente wie möglich einzubrocken." "Er is halt doch schon älter und hat sonst anscheinend keine anderen Hobbys als seine Schüler zu blamieren.", bei diesen Worten musste Michael grinsen. "Da gibt's nicht zu Grinsen. Immerhin bin ich sein Lieblingsopfer!" "Jaja, das weiß ich doch, Domi. Kann man nix machen." "Würden die beiden Herren da hinten wohl ihr Gespräch unterbrechen und dem Unterricht folgen?" mischte sich plötzlich die Stimme des Lehrers ein. Beide Jungs wurden sofort rot und sahen nach vorne zur Tafel, von wo aus Amadee sie mit einem charmanten Lächeln, aber mit strengen Augen ansah. "Verzeihung.", sagten die beiden im Chor, wie kleine Jungs, die man beim Kirschenklauen erwischt hat. Nach den ersten drei Stunden, in denen nichts weiter erwähnenswertes geschehen war, läutete es zur großen Pause. Die Klasse strömte auf die Gänge, einige gingen in die Pausenhalle zur kalten Mensa, wo sie sich etwas zu essen kaufen konnten, andere hatten ihre Jause bereits dabei, diese Schüler drückten sich mit ihren Freunden am Gang oder im Innenhof der Schule rum. Zu letzteren gehörten auch Veronique und Dominique. Die Mutter der beiden achtete peinlich genau darauf, dass die beiden auch immer eine gesunde und nahrhafte Jause bekamen. Und das bestand nach Ansicht von Ann-Katrin Chismee aus einer selbst gemachten, französischen Variante der allseits beliebten Schnitzelsemmel, welche von oben nach unten wie folgt ,aufgebaut' war: Erst eine halbe Semmel, dann zwei Blätter Salat, anschließend eine dünne Schicht Preiselbeergelee, als Haupteinlage ein kaltes Putenschnitzel, darauf kam eine große Tomatenscheibe, worauf dünn Majonäse für den Geschmack geschüttet wurde, einige Schrimps, darauf wurde die andere Semmelhälfte gesetzt und zu guter Letzt wurden einige Schokostreusel auf das Ganze gestreut. Das mochte für Leute, die es noch nie selbst probiert hatten, komisch und auch eklig klingen, doch wenn man es einmal probiert hatte, dann lernte man es meistens wirklich lieben. Ann-Katrin Chismee war ja nicht umsonst Chefköchin in einem Spitzenrestaurant. Bei ihr schmeckte einfach alles wie ein Vier-Sterne-Gericht, wenn sie sich besonders anstrengte schaffte sie auch Fünf-Sterne-Gerichte. Und in eben so eine Schnitzelsemmel biss Dominique in diesem Moment. Er stand mit Daniel, Michael und Sebastian, einem frechen Blondschopf mit dunkelgrauen Augen und einem Kupferstich in den Haaren, welcher ebenfalls eines von Veroniques bevorzugten Opfern war, in einer Ecke des Innenhofes unter einer großen Eiche, wo sie immer ihre Pause verbrachten. Ihr Thema heute war, nachdem Dominique ihnen allen erklärt hatte, warum er diese Schwuchtel-Kleidung trug, die Frage, was für ein Stück Jachen diesmal entwickelt hatte. "Wetten, der hat wieder irgendeine Figur oder vielleicht sogar mehr als nur eine Figur in dem Stück, die seiner Vorstellung von ner Tunte entspricht? Letztes Jahr war es doch dieser... wie hieß er gleich noch? Ach ja, Cupura.", lachte Sebastian. "Aber Cupura war doch gar keine Tunte, er hat sich immerhin wirklich wie ein Junge benommen, oder?" erwiderte Daniel. "Hast du nicht gesehen, was Domi als Cupura tragen musste? Das waren ja wohl Kleider, nee?", erklärte Sebastian. "Das war ein Pien-Fu, eine Art chinesische Jungenkleidung.", tadelte Michael den Frechdachs, als er sah, dass Dominique, der lieber zuhörte als selber zu diskutieren, langsam die Geduld verlor. "Jaja, schon okay, Michi" grinste Sebastian. "Ich finde trotzdem, es war ein Kleid! Und das, was du getragen hast, hat viel zu ordentlich ausgesehen. Das passt nicht zu dir." Mit dieser Bemerkung spielte er auf die ultraordentliche Bürokleidung an, den grauen Anzug, die Michael als Harka tragen musste. "Is doch nicht meine Schuld! Was kann ich dafür, dass der Anwalt nach Jachens Vorstellung so einen diskreten Kleidergeschmack hat?", fragte Michael eine Spur zynisch. "Die Kleidung von Daniel war wahrscheinlich die normalsten.", war die nächste Äußerung von Sebastian. "Jupp, weil ich nen normalen Menschen gespielt hab, auch wenn er tot war.", meinte Daniel dazu. Sebastian lachte. "Ich bin echt froh, dass ich da nicht mitmachen muss. Immerhin hab ich ja schon mein Baseballtraining." "Sport ist Mord, jawohl.", äußerte sich jetzt zum ersten Mal in diesem Gespräch Dominique. "Hey, Leute, habt ihr schon den neuen Raumschiff-Suprise-Film gesehen?" Michael wechselte das Thema, weil sie alle drei wussten, dass Dominiques älterer Bruder, Morris, bei einem Sportunfall gestorben war, als Dominique und Veronique sieben waren und sie fanden es wirklich nicht freundlich, da jetzt weiter zu diskutieren. Um 14 Uhr endete der Unterricht für die Schüler der 6C. Während die Meisten sich von ihren Freunden verabschiedeten und nach Hause gingen, machten sich Dominique, Michael, Daniel, Veronique, Maria und Selina zusammen auf den Weg in den kleinen Theatersaal des Adolf-Pichler-Platz-Gymnasiums. Veronique hatte Dominique übrigens extra darauf aufmerksam gemacht, dass er die Rolle, die ihm Jachen zuteilte, ohne Meckern annehmen sollte. Durch die Wette konnte Dominique seiner Zwillingsschwester nicht wiedersprechen.. Im Theatersaal angekommen sahen sie, dass drei Schüler aus den Parallelklassen, fünf aus der siebten und drei aus den Maturaklassen bereits hier waren, genau wie Frau Professor Waldtraud Winkler und Herr Professor Ludwig Jachen. Als die sechs Sechstklässler eintraten richteten sich sofort alle Blicke auf Dominique, was sich Dominique schon gedacht hatte, immerhin sah man nicht jeden Tag einen französischen Jungen, der wie ein Mädchen gekleidet war. Auf Jachens Gesicht breitete sich ein, für Dominique Unheil vorhersagendes, Lächeln aus. "Oh, guten Tag, ihr seid die sechs aus der 6C, nicht wahr? Professor Amadee sagte mir schon, dass ihr kommt. Um ehrlich zu sein hatte ich gar nichts anderes erwartet.", plapperte Winkler fröhlich drauf los. Sie wurden angewiesen, sich in die Zuschauerreihen zu setzen, so wie die anderen Schüler auch, denn die beiden Lehrer wollten das Stück vorstellen. Es ging um fünf Jugendliche, die in einem Geisterhaus eingeschlossen sind und sich gegen die Gespenster verteidigen müssen. Dabei treffen sie auf einen jungen Mann und eine junge Frau, die sie zuerst für Menschen halten, die aber die beiden Schlossherren sind, Mathew und Isolde, die beiden sind Vampire, was die Fünf aber nicht wissen. Des weiteren ist da noch ein seltsamer Butler namens Karl-Heinz, der einen seltsamen Sprachfehler hat und Frechheit nicht leiden kann, einen käfersammelnden Geist namens Eleonora, der sich dauernd mit der Köchin streitet, einen überängstlichen Vampir namens Spike, der beim kleinsten Geräusch in die Luft geht, ein Mumiendienstmädchen namens Charlotte, welches einen französischen Akzent besitzt, die Köchin Edgar, die das seltsamste Zeug kocht, drei Poltergeiste, Lisa, Paul und Archibald, die sich dauernd streiten, das große Monster Krümel, das zum Fürchten aussieht aber eigentlich keiner Fliege etwas zu leide tun würde und das seltsame Rattenmädchen Kiki, das dauernd Essen stibitzt. Jachen forderte die Schüler auf, sich auf der Bühne aufzustellen, damit er sie besser ansehen konnte, wenn er die Rollen verteilte. Zuerst wurden die kleineren Rollen verteilt. Die Rolle von Kiki ging an Selina, Krümel wurde von einem Maturanten gespielt, Lisa, Paul und Archibald wurden von zwei Siebtklasslern und einem aus der Parallelklasse gespielt, die Rolle der Edgar spielte eine Siebtklasslerin, Charlotte wurde von Maria gespielt, die Rolle von Spike bekam Daniel, Eleonora wurde von einer Siebtklasslerin gespielt, Karl-Heinz sollte von einem Achtklassler verkörpert werden, die Rolle von Isolde ging an eine Siebtklasslerin, während die Rolle von Mathew an einen Achtklassler ging. Die fünf Jugendlichen wurden wie folgt verkörpert: Ein Junge aus der Parallelklasse bekam die Rolle von Yaro, einem pessimistischen, sarkastischen, menschenverachtenden, aber mutigen Hawaiianer, Amanda, eine blonde, hübsche, aber naive Engländerin wurde an Veronique vergeben, der übrig gebliebenen Schülerin der Parallelklasse wurde die Rolle der kleingewachsenen, frechen, wilden, aber klugen Ruth zugeteilt und Michael sollte den charismatischen, angeberischen Brasilianer Stanley spielen. Jetzt hatte nur noch Dominique keine Rolle, und er ahnte, was nun kommen würde, als Jachen zu ihm kam. Er sah den Jungen kurz von oben bis unten an, bevor er mit seiner nervigen, lauten Stimme sagte: "Nun gut, ich denke, die Rolle von Justin Jay geht an Dominique." Bei diesen Worten bewahrheitlichten sich Dominiques schlimmste Befürchtungen. Jetzt hatte er wirklich die Rolle einer Tunte, denn Justin Jay war ein Junge, der aussah wie ein Mädchen, sprach wie ein Mädchen und sich benahm wie ein Mädchen! Außerdem stand er auch noch auf Männer, zumindest nach dem Drehbuch, dass Jachen ihnen jetzt austeilte. Jeder Darsteller bekam ein Drehbuch, in dem die Passagen seiner Rolle angestrichen waren, und bei Dominique war, wie bei den anderen Hauptdarstellern, einiges angestrichen, jedenfalls mehr, als bei den anderen. Der Junge überflog das kurz um dann festzustellen, dass dieser Jay WIRKLICH tuntig sprach. Na, das war ja ganz toll! Jetzt hatte Veronique wieder Munition für ihre hirnverbrannten Geschichten. Selbige sah ihren Zwillingsbruder schon die ganze Zeit grinsend an, ihre beiden Anhängsel machten es ihr gleich. Na, das konnte ja was werden! Nachdem Jachen und Winkler sie entlassen hatten, mit der ausdrücklichen Ermahnung, dass sie ja ihren Text lernen sollten, ging Dominique niedergeschlagen neben Daniel und Michael in Richtung der Bushaltestelle. "Hey, nimm's nicht so schwer, Kumpel. Das ist doch nur halb so schlimm wie du tust.", versuchte Michael Dominique zu trösten. "Halb so schlimm? Versuch dich doch mal in seine Lage zu versetzen, Michi! Erst taucht er heute in diesen komischen Klamotten auf und dann bekommt er auch noch die Rolle einer Tunte in dem Stück! Jetzt ist sein Ruf wahrscheinlich wirklich versaut.", tadelte Daniel den Braunhaarigen, der seiner Meinung nach ZU optimistisch war. Zu Dominique gewannt sagte er: "Hey, egal was passiert, wir bleiben deine Kumpels, auch wenn wir damit auch in den Verdacht kommen, schwul zu sein." Dominique sah Daniel aus erleichterten Augen an. "Das gilt auch für mich.", sagte Michael, wonach sie auch schon an der Bushaltestelle ankamen. Daniel fuhr mit einer anderen Linie, doch Michael und Dominique fuhren heute ausnahmsweise zusammen, weil Michael in der Nähe von Dominiques Haus eine Tennisstunde hatte. Dominique lebte mit Veronique und seiner Mutter in einer friedlichen Vorstadtsiedlung, in welcher Veronique ebenfalls bei den Jungs in unserem Alter und den jungen Männern berüchtigt war. Maria und Selina wohnten eine Straße weiter entfernt, so konnten sie die meiste Zeit zusammen rumhängen und ihren Lieblingshobbys nachgehen: sich Shonen-ai/Yaoi Geschichten ausdenken, im Internet auf Yaoi-Seiten surfen, hübschen Männern nachlaufen, um zu sehen, ob sie schwul waren, Nachbarjungs aneinander verkuppeln versuchen und so weiter. Und besonders gern beobachteten sie Reiner Merkewitz und Thomas Frisch, das waren zwei echte Homosexuelle, und sie kümmerten sich kein bisschen darum, das geheim zu halten. Sie knutschten auf offener Straße herum, knutschten in ihrem Garten, welcher von außen gut einsehbar war, und so weiter. Maria, die direkt neben den beiden wohnte, hatte die beiden anderen schon oft zu sich eingeladen, um bei den beiden dort drüben mit einem Fernglas zu spannen. Dominique fand das wirklich abstoßend, immerhin wollten sie selbst doch auch nicht bei Intimitäten beobachtet werden, oder? Diese drei Weiber waren die reinsten Voyeure, dachte er sich. Als der Bus hielt, hatten Michael, Maria, Selina, Dominique und Veronique eine Weile den selben Weg. Die drei Mädchen gingen ein Stückchen weiter hinten, um die beiden sich unterhaltenden Jungs zu beobachten und ab und an miteinander zu tuscheln. Als die Einfahrt zu Veroniques und Dominiques Siedlung erreicht war, verabschiedete sich der Junge von Michael und ging hinein. Was er nicht mehr sehen konnte, war, dass Michael ihm eine Weile mit leicht verträumtem Blick nachsah. Doch Veronique bemerkte es und fasste Michael auf die Schulter, wodurch dieser zusammenzuckte und sich nach hinten drehte. "Du ,magst' Domi-chan wirklich gerne, nicht war, Mika-kun?" fragte das blonde Mädchen mit einem zweideutigen Blick. "Hör auf mit dem Quatsch, Vero. Wir sind gute Kumpels, mehr nicht, und das weißt du auch!", war die genervte Antwort von Michael. Selina und Maria kicherten und Veronique holte aus ihrem Schulrucksack einen Stapel Papier heraus. "Jaja, das kann jeder sagen." Sie reichte Michael den Stapel Papier. "Das sind Drucke von den besten Geschichten von Yaoi.de. Ich denke, die könnten dir als offensichtlicher Anfänger ganz nützlich sein." Mit einem letzten Grinsen ging Veronique ihrem Zwillingsbruder, der nichts von dem ganzen mitbekommen hatte, hinterher. Auch Maria und Selina gingen in eine Einfahrt, allerdings auf der anderen Straßenseite, und ließen einen etwas verwirrt schauenden Michael Tschagnall zurück. Dieser warf einen Blick auf die Blätter. Er würde sie wegwerfen, jawohl. Aber... vielleicht waren sie doch ganz nützlich? Ach egal, er würde sie sich einfach einmal durchlesen. Mit diesen Gedanken verfrachtete er den Stapel in seinen Schulrucksack. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und, wie findet ihr das erste Kapitel? Hoffe, es hat euch gefallen^^ Und wenn, dann schreibt mir doch ein paar Kommis^^ Ich hab Veroniques und Dominiques Namen von meiner Klassenkameradin Anna-Katarina, ebenso wie den Namen ihrer Mutter (Ann-Katrin). Das Adolf-Pichler-Gymnasium gibt es wirklich, aber ich selbst geh auf ein anderes, ich weiß aber so ungefähr, wies drin aussieht, weil ich mal dort war. Michael Tschagnall hat übrigens nichts mit Michael Tschugnall zu tun, die ähnlichkeit der Namen ist mir auch erst aufgefallen, als ich schon fertig war XD Na dann, bis zum nächsten Mal^^ eure alexia11/Ki-Kame-Chan^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)