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Die Seelenjagd

von

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In Gefangenschaft

KAPITEL

1

__________
 

IN GEFANGENSCHAFT
 

"Jetzt sitze ich hier schon, ach ich weiß nicht einmal wie viel Zeit vergangen ist. Ich werde hier noch verrückt, kein Essen, kein Trinken, nur ab und zu ein Stück hartes Brot und einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet und an Armen und Beinen eine Kette. Diese Eisenfesseln rauben mir den Verstand. Ich kann noch so oft versuchen meine Kräfte einzusetzen, doch immer misslingt es mir. Von jeher ist bekannt, das Eisen, eines der Materialien, die Magie verhindern oder gar töten. Aber aus dem Kerker muß ich raus."
 

S

chritte ertönen auf dem Gang vor der Zelle, ein schwerer Eisenschlüssel wird ins Schloß gesteckt und herumgedreht. Kendra zuckt zusammen, ihre Angst scheint sie wahnsinnig werden zu lassen. Die Zelle, in der sie sitzt, ist nicht sehr hoch. Sie kann sich nur gebückt aufstellen. Aber dadurch, dass sie solch schlimme Verletzungen hat, versucht sie gar nicht, sich hinzustellen, da sie dazu keine Kraft mehr hat. Sekunden später betritt ein schwer gewichtiger düsterer Mann die Zelle. Endlich fällt wieder etwas Licht auf Kendras Gesicht; doch sie erkennt nichts, nach so langer Zeit in Dunkelheit ist das auch kein Wunder. Sie drückt die Augen zusammen und versucht gegen das Licht etwas zu erkennen. Aber außer den Umrissen des breiten Mannes sieht sie nichts. Das einzige was sie wahrnehmen kann, ist der üble Geruch nach Alkohol. Die Gestalt bewegt sich auf sie zu, bei jedem Schritt erklingt ein dumpfer Schlag. Der Knecht trägt aller Wahrscheinlichkeit nach ein Holzbein. und greift mit ihren Armen nach dem Mädchen, sie wehrt sich nicht viel, da sie völlig ausgehungert und erschöpft ist. Auch hatte sie nicht genug Mut dazu, sich zu wehren.

Kendra wird von dem Mann durch enge steinerne Gänge gezerrt. Bei jedem Schritt, den der Knecht tut, hallt das Holz durch den Aufschlag auf dem Steinboden. In Kendras Schädel scheint jeder Aufschlag in doppelter Stärke zu ertönen. Ein Dumpfer Schmerz durchzieht ihren Kopf. Als das Mädchen versucht sich aufzurichten packt der Knecht noch fester zu, woraufhin Kendra leise aufschreit, da sie ein stechender Schmerz durchzuckt. Ihre nackten Knie schleifen auf dem Steinboden, kleine Steine reißen Fleischwunden in ihre Beine. Die zerrissenen Kleider hängen schlaff von ihr herunter und bringen mehrere eitrige Wunden zum Vorschein.

Nach geraumer Zeit wird das Mädchen mit Wucht gegen den Boden geschleudert. Sie versucht sich aufzurappeln, um zu erkennen was um sie herum passiert.

Langsam gewöhnen sich ihre Augen wieder an das Licht, und sie kann vier weitere Gestalten erkennen.

Drei von ihnen stehen neben einer Art Thron, einer rechts, die anderen links. Auf dem Thron sitzt der vierte. Er hat eine lange schwarze Kutte an, mit einer Kapuze, die über sein Gesicht gezogen ist, so dass man es nicht erkennen kann. Ihre Angst ließ sie keinen klaren Gedanken mehr fassen, ihre Kehle scheint sich zusammenzuziehen.

Einige Augenblicke später hört Kendra eine Stimme, die aus Richtung Thron kommt. Sie kann nicht verstehen was die Stimme sagt, sie spricht in einer Sprache, die das Mädchen nicht versteht. Allerdings hat sie einige Wörter schon einmal gehört. Was es auch immer war, was die Stimme gesagt hat, der dicke Knecht packt Kendra, hebt sie hoch, öffnet ihre Fesseln, und läßt sie los. Doch ihre Muskeln waren noch sehr schwach und deshalb bricht sie sofort wieder zusammen. Die Wucht, mit der sie auf den Boden knallt, läßt ihre Schmerzen stärker werden. Alle Knochen ihres Körpers scheinen ihr Schmerzen zu bereiten. Sie weiß nicht, ob sie gebrochene Knochen hat, oder ob sie viel Blut verloren hat; sie hat nur unheimlich viele Schmerzen, die sie aber unter einer steinernen Mine zu verstecken versucht. Auch nur mit eisernem Willen kann sie sich wach halten, sie ist einer Bewußtlosigkeit nahe.

Langsam erkennt sie mehr, ihr Blick wird klarer, sie erkennt jetzt die Männer, die vor ihr stehen. Der Mann mit der Kutte sagt etwas, jetzt sieht Kendra wem die Stimme gehört, die anscheinend befohlen hat, ihre Fesseln zu lösen. Doch er benutzt wieder die ihr unbekannte Sprache. Einen Augenschlag später tritt einer der Männer vor und spricht sie an: "Steh auf Hexe, wir haben dir einen Vorschlag zu machen." Der Stimme nach zu urteilen ist der Mann höchstens achtzehn Jahre alt, er scheint aber das, was er zu sagen hat, nicht ganz freiwillig auszusprechen. Mit Mühe versucht das Mädchen aufzustehen. Sie schafft es auch, allerdings steht sie nur wackelig auf den Beinen. Endgültig verließ sie der letzte Funken Hoffnung, die Angst ergriff die Oberhand. "Mein Vater..." der Jüngling deutet in Richtung Thron. "Mein Vater veranstaltet alljährlich eine Jagd, eine Hexenjagd!!" Sein Gesicht verdunkelt sich, Kendra erstarrt. "Du sollst dieses Jahr die Beute sein. Wir spielen nach festen Regeln. Es werden drei der besten Jäger auf dich angesetzt, sie werden dich töten. Allerdings kannst du auch gewinnen, mit viel Glück. Du mußt fünf Stationen passieren, welche jeweils gekennzeichnet sind. Wenn du das schaffst, bist du frei, wenn aber nicht, bist du tot." Kendras Mine wird finster. "Du kannst es dir überlegen, sagst du zu, und gewinnst bist du frei, von allem, lehnst du ab... stirbst du." Er gibt den anderen zwei Männern ein Zeichen, daraufhin treten sie von den Seiten des Thrones und kommen auf Kendra zu.

Das Mädchen wird unsanft in die Höhe gezogen und aus dem Zimmer gezerrt. Langsam kehren ihre magischen Kräfte zurück. Schnell genug um zu erkennen, dass sie kaum eine Wahl hat, aber zu langsam, um zu versuchen sich zu befreien. Mutlos läßt sie alle Versuche, sich zu wehren, bleiben. Man bringt sie durch lange Gänge vor eine Tür, die Wachen werfen das Mädchen in das Zimmer und lassen die Tür mit einem lauten Knall wieder in das Schloß fallen. Es ist ein schlichtes Zimmer, in dem sich das Mädchen frei bewegen kann. In dem Zimmer ist ein Schrank, ein Waschzuber mit warmen Wasser, ein Bett und ein Tisch mit Stuhl. Auf dem Tisch steht eine Schüssel mit einem Brei. Etwas ließ sie Vertrauen in das fassen, was sie sah. Und doch weiß sie nicht, ob sie sich zuerst irgendwo hinlegen sollte, oder ob sie zuerst etwas essen sollte, doch irgend etwas in ihrem Inneren sagt ihr, sie soll etwas essen.

Sie entscheidet sich für letzteres und stürzt sich geradezu auf den Brei, sie schlingt ihn hinunter. Es ist ihre erste richtige Mahlzeit seit Tagen. Nachdem der Teller leer ist, fühlt sich das Mädchen ungewöhnlich gestärkt. Ihre Wunden taten nicht mehr so weh wie vorher, die Schmerzen im ganzen Körper schienen zu verschwinden. Als sie eine ihrer Abschürfungen betrachtete, sah sie wie sie sich ein wenig schloß. Kendra ist nicht bewußt was mit ihr geschieht. Sie hatte davon gehört, dass sich die Wunden von Hexen schneller schließen als die von normalen Menschen; aber so schnell kann das nicht gehen, sie wundert sich sehr. Aber im Glauben daran, dass das ihre Hexenkraft war, macht sie sich daran, das Zimmer zu durchsuchen.

Zuerst inspiziert sie den Schrank, es ist ein solider Schrank. Als sie ihn öffnet, findet sie neue Kleider, die ihre Größe haben und einen Tuchbeutel. Sie überlegt kurz, und entschließt sich erst einmal zu waschen. Der Dreck der letzten Tage hat Spuren hinterlassen. Und ihre tiefen Hautabschürfungen sollten auch einmal ausgewaschen werden, selbst nachdem sie sich etwas geschlossen hatten. Sie zieht ihre Kleiderfetzen aus und setzt sich in den Waschzuber. Das Wasser entspannt sie, und läßt sie die Angst vergessen. Sie versucht sich die Ereignisse der letzten Tage ins Gedächtnis zu rufen.
 

Alles begann in ihrem Heimatdorf. Es war ein herrlicher und ungewöhnlich warmer Frühlingstag.. Kendra kam gerade aus ihrer Hütte im Wald, in welcher sie alleine lebte, seitdem ihre Mutter auf rätselhafte Weise verschwunden war. Ihr Vater, von dem sie nicht viel weiß, war gleich nach ihrer Geburt verschwunden. Ihre Mutter hatte ihr einiges über ihn erzählt, aber das war nicht genug, um ihn zu finden. Jetzt mußte sie für sich selbst sorgen. Und so wie jeden Tag begab sie sich in das Dorf, um etwas zu essen zu kaufen. Sie befand sich bereits auf dem Marktplatz, als plötzlich hinter ihr jemand aufschrie. Doch als sie sich umdrehte, sah sie wie eine Frau zusammenbrach. In ihrem Rücken steckte ein Messer. Natürlich rannte sie, im Entsetzen sofort hin, um der Frau zu helfen. Sie konzentrierte sich auf die Wunde, und versuchte ihre magischen Kräfte in ihre Hände zu leiten. Dann zog sie das Messer aus dem Rücken der Frau. Die Wunde begann sich zu schließen, aber es war schon zu spät. Die Frau war schon tot. Ihre Magie half ihr dazu, herauszufinden, wer das war, der die Frau niedergestochen hatte. Ja, sie weiß wer es war. Allerdings war das jetzt nicht so wichtig, denn es hatten sich viele Schaulustige um sie versammelt, und es dauerte auch nicht lange bis ein paar Büttel auf sie zukamen. "Schnell weg hier!" dachte sie sich voller Angst, doch das half nichts mehr. Die Büttel hielten sie fest und zerrten sie zum nächsten Wachturm. Dort wurde sie in eine Zelle geworfen. Doch gefallen ließ sie sich das nicht. Sie wollte ihre Kraft einsetzen um die Tür aufzubrechen, doch sie war zu schwach, die Heilung der Wunde hat zu sehr an ihrer Kraft gezerrt. Auch das Rütteln an der Gittertür und das Schreien und Beteuern ihrer Unschuld half nicht, man wollte ihr einfach nicht zuhören. Stundenlang stand sie da, und schrie, aber niemand scheint sie zu hören. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Erschöpft brach sie dann nach langer Zeit zusammen. Das Stroh, mit dem ihre Zelle gepolstert war hielt sie ein wenig warm, da es nachts noch ziemlich kalt war. Es war eine unruhige Nacht, die Kendra durchlebte. Immer wieder sah sie das Gesicht des Mörders, die hilflosen Gesichtszüge des Opfers und hörte die Schreie, die im Wind verklangen als wären sie nie dagewesen, und doch durchzuckte sie ein Schmerz, der sie tief traf.

Am nächsten Morgen wurde sie unsanft geweckt. Die Zelle wurde aufgesperrt, und zwei Wachen zogen sie nach draußen. Dort wurde sie in einen schwarzen Wagen geworfen, der kein einziges Fenster hatte. Doch vorher erkannte sie vier Pferde, die den Wagen zogen und den Kutscher, der auf dem Kutschbock saß. Kendra versuchte zu erfahren, warum sie so behandelt wurde, im Hinterkopf wußte sie aber schon, dass sie als Mörderin betrachtet wurde, und ihr deshalb der Tod bevorsteht. Alle Hoffnung verließ sie, sie war bereit sich ihrem Schicksal hinzugeben.

Keiner der Wachen sprach mit ihr. Keiner antwortete auf ihre verzweifelten Fragen und Schreie. Sie hört, immer wieder dumpfe Schläge, die an der Wand des Wagens erklangen. Sie bekam es mit der Angst zu tun, ihre Kehle trocknete aus, sie weiß, das sie die nächsten Tage nicht lebend überstehen wird. Von draußen hörte sie Gelächter und Gespött, das von Passanten am Straßenrand zu kommen scheint. Nach stundenlanger Fahrt wurde der Wagen langsamer, und kam dann zu stehen. Der Kutscher öffnete die Türen des Wagens und zwei finster gekleidete Wachen zerrten das sich weigernde Mädchen aus der Kabine. Inzwischen war es finsterste Nacht. Sie konnte erkennen was um sie herum geschah. Doch, sie war nicht wie erwartet auf einem Platz mit Galgen, Scheiterhaufen oder Henker, nein, sie befand sich im Hof einer Burg. Nur kurz blieben die dunklen Männer stehen, dann zogen sie sie in einen Keller, sie schleppten das Mädchen Treppen hinunter und zerrten sie Gänge entlang. Bis sie vor einer großen Holztür standen. Diese wurde von der anderen Seite aus geöffnet. Ein mit Fackeln erleuchteter Raum lag vor ihnen, das Licht der Fackeln brannte in Kendras Augen. Sie konnte erst nach einem kurzen Augenblick erkennen, wo sie war, und dieser Anblick ließ ihr Blut in den Adern erstarren. Eine Folterkammer. Aber einer der schlimmsten Art. Kurz währte sie nur die Schockphase, denn schon wurde sie auf eine Streckbank gefesselt. Und obwohl sie mit ihrer ganzen Kraft versucht sich zu wehren, scheint es den Wachen ein Leichtes zu sein, sie trotzdem festzubinden. Um ihren Hals wurde ein Halsband gelegt.
 

Das Halsband, es reißt Kendra aus der Erinnerung, sie haben es ihr nicht abgenommen. Sie weiß nicht was das bedeutet, aber es kann nichts Gutes bedeuten. Ihre Finger fahren wie schon oftmals zuvor an ihren Hals und tasten das Band nach einer Öffnung ab, aber so sehr sie auch suchte, nie fand sie auch nur das geringste Anzeichen daran, dass es jemals nicht an ihrem Hals gesessen ist. Es ist, wie an ihren Hals geschweißt.

Seid sie es um hat, fühlt sie sich verlassen, verloren. Sie kann dieses Gefühl nicht vergessen, und es auch nicht verdrängen.
 

Das Wasser im Zuber fängt an ihre Haut aufzuweichen. Sie beschließt aus der Wanne zu steigen, und sich anzuziehen. Die Kleider aus dem Schrank passen wie angegossen, sie fühlen sich auch richtig angenehm auf der Haut an. Das beruhigt Kendra ein wenig. Doch an Kraft fehlt es ihr immer noch. Seit sie in diesem dunklen Gefängnis gesessen ist, hat sie nicht mehr geschlafen, und der Schlaf fehlt ihr. Sie setzt sich auf das Bett. Es war weicher als der Boden in ihrer Zelle und das ist wohl auch der Grund, warum sie nach wenigen Sekunden eingeschlafen ist.

Ihr Schlaf ist tief, aber unruhig, sie träumt von der Folterkammer. Davon, wie ihr die Knechte immer wieder auf die Wunden schlugen. Ohne Grund, einfach so. Bis - ja - bis dann nach einer Zeit unendlicher Qualen ein Mann herein kam.

Der Mann, den sie in ihren Visionen gesehen hat, der Mann, der die Frau auf dem Marktplatz getötet hat. Der, der sie jagen will. Im Traum erkennt sie die Stimme des Mörders, es ist die selbe, wie die des Mannes mit der Kutte. Die Zusammenhänge werden klarer. Doch warum die arme Frau sterben mußte wird Kendra wohl nie herausfinden.

Die Bilder verschwimmen vor ihren Augen. Es wird heller, ein neuer Tag bricht an. Als Kendra erwacht, steht auf dem Tisch ein Teller mit einem Stück Kuchen. Daneben liegt eine Pergamentrolle und ein Dolch.

Kendra setzt sich auf, ganz verschlafen blickt sie zu dem kleinen Fenster, welches so weit oben liegt, dass sie nicht hinausblicken kann. Die Angst steigt in ihr hoch, sie erinnert sich wieder daran, wo sie ist. Langsam steht sie auf. Sie setzt sich an den Tisch und fängt an zu essen, ob Gift oder anderes in ihrem Essen ist, das ist ihr egal. Es ist ihr auch egal, ob in den anderen wenigen Lebensmitteln die sie zu sich genommen hatte Gift war. Ihr Leben kann nicht schlimmer werden. Es wäre besser alles würde hier enden.

Nachdem sie gegessen hat, nimmt sie die Pergamentrolle. Ganz langsam und unsicher rollt sie das Pergament auf. Auf ihr ist in sauberer Schreibschrift geschrieben:

Hexe, du mußt fünf Dinge finden, damit du frei bist. Eines davon ist ein eiserner Handschuh. Bei den anderen Dingen mußt du selbst herausfinden was sie sind. Bringe sie hierher, dann bist du frei. Versagst du aber, so wirst du sterben. Durch meine Jäger! Ich gebe dir einen Vorsprung von einer Stunde, danach schicke ich sie los. Die Jagd ist zu Ende, wenn keiner meiner Jäger mehr lebt, wenn du nicht mehr lebst, oder wenn du gewinnst. Stattfinden wird die Jagd auf dem Gelände vor meiner Burg. Sie wird zur achten Morgenstunde des morgigen Tages beginnen. Ich werde drei meiner besten Jäger auf dich hetzen. Es nützt dir nichts, wenn du versuchen solltest von hier zu fliehen. Denn, ich werde dich auch finden, wenn du nicht mehr im Forst bist. Zu Verteidigung darfst du den Dolch benutzen. So lebe wohl, solange du es noch kannst.

Simon
 

Darunter ist mit nicht so sauberer Schrift geschrieben:
 

Kendra, zwei Stunden nach Beginn der Jagd - am Fuße des Berges im Westen. Vertraue mir.

Duncan
 

Den Tag verbringt Kendra im Ungewissen. Sie weiß nicht, ob sie den Berg aufsuchen soll, oder auf die Jagd ganz zu verzichten. Es könnte eine Falle sein. Ob sie es überleben wird, ohne ihre Magie. Sie hat nicht genug, um gegen drei Gegner anzutreten. Ein Dolch wird ihr dabei auch nicht viel helfen. Sie braucht ein Wunder, sie braucht einen Verbündeten, vielleicht dieser Duncan. Wenn es sie dort keine Falle erwartet, am Fuße des Berges.

Verzweifelt sucht sie nach der richtigen Antwort.

Die Gefangene

KAPITEL

2

__________
 

DIE GEFANGENE
 

"Vater, bitte, lass diesen armen Menschen leben, auch wenn sie eine Hexe ist, den Tod hat sie nicht verdient. Sie ist auch nur ein Mensch, und sie hat niemandem etwas zu Leide getan, das weißt du doch am besten. Du hast sie hierher geholt, mit deiner Zauberei. Ich bitte dich Vater, lass sie frei!"
 

D

uncan sitzt mit seinem Vater am Essenstisch, und versucht ihn zu überreden, die Jagd ausfallen zu lassen. Aber wie jedes Jahr würde er es auch dieses Jahr nicht schaffen. Simon schaut zu seinem Sohn, schüttelt den Kopf, und wendet sich wieder seinem Essen zu. Er greift nach dem Bierkrug und sagt dann zu seinem Sohn: "Duncan, du weißt, dass ich dass nicht machen werde. Ich werde die Jagd nicht ausfallen lassen. Es ist schon schlimm genug, dass ich nicht mehr selbst jagen kann. Diese Hexen haben mich entstellt, ich werde nie wieder auf einem Pferd sitzen können." Duncan blickt auf Simons rechtes Bein, von dem nur noch der Oberschenkel übrig ist. Er hat es während einem Kampf mit einer sehr mächtigen Hexe verloren. Doch auch diese verlor letztendlich wie alle anderen Hexen vor ihr, ihr Leben. "Ich werde diese Hexe verbannen, ich werde sie töten lassen, wie jedes Jahr. Du weißt wie sehr ich Hexen hasse. Du kannst mich nicht davon abbringen. Und nun iß, wir haben heute noch viel vor!" Duncan kann sich vorstellen, was sie heute noch vor haben, sie werden einem armen Wesen das Leben zur Hölle machen. Sie werden einer Hexe erst höllische Schmerzen zufügen, und dann werden sie diesen armen Menschen vor die Wahl stellen, entweder sie stirbt bei der Jagd, oder sie stirbt noch davor. Auch wenn Duncan für jede Hexe, die er bis jetzt bei einer Jagd hatte sterben sehen, Mitleid empfunden hat, so konnte er ihnen nie helfen. Er versuchte jedesmal irgendwie ihr Leben zu retten. Aber nie hatte ihm eine von ihnen Vertrauen geschenkt.

Nach dem Essen begeben sich er und sein Vater in den Burgkeller, sie hören schon von weitem die Schreie der Gefangenen. Sie hören die zerreißenden Schreie derer, die geschlagen wurden, und derer, die die Schmerzen ihrer Verletzungen nicht ertragen können. Das Gefühl, nicht helfen zu können, das Duncan immer wieder hatte, wenn er in diesen Keller mußte, wurde immer schlimmer, je mehr Treppenstufen er hinunter stieg. Den Menschen nicht helfen zu können, die Menschen sterben zu sehen - wie kann man nur so grausam sein. Sein Vater ist es. Er genießt es, seine Gefangenen schreien zu hören. Er ist grausam, er ist finster. Es bereitet ihm immer wieder Spaß zu sehen wie ein Mensch leidet. Unfaßbar sind auch die Gründe, warum die meisten Menschen hier sind. Er hatte sie hierher gebracht, er hatte sie gekauft. Sie hierher gebracht, aus Gründen, die so läppisch waren, dass es schon fast wieder lächerlich war.
 

Sie wandern die Gänge entlang, immer wieder klingt ein Schrei durch die Wände. Duncan fährt jedesmal ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Einmal, weil er hilflos mit anhören muß, wie Menschen gequält werden und zum anderen, weil er bei jedem Schrei ein Schmunzeln auf dem Gesicht seines Vaters entdecken muß. Bei jedem Schrei zuckt Duncan zusammen. Wie wird er sich freuen, wenn er aus dem Keller wieder hinauskommt.

Oft spielt er mit dem Gedanken, seinen Vater alleine zu lassen, damit dieser merkt, dass seine Bitten die Gefangenen frei zu lassen, sehr ernst gemeint waren. Aber er kann nicht, noch nicht. Er fühlt, dass er zuerst noch etwas erledigen muß.

Der Gang wird breiter. Am Ende von ihm ist ein großes hölzernes Tor. Simon klopft an. Das Tor öffnet sich von innen. Ein großer Raum tut sich vor ihnen auf. Der Raum ist stockfinster, nur eine Fackel leuchtet. Diese wird aber nicht mehr lange brennen. Sie ist auch nicht hell genug um das ganze Zimmer zu erhellen. So ist es im ganzen Zimmer gerade so hell, dass man nur die Umrisse der Menschen darin erkennen kann. In diesem Raum sind zwei Personen. Der Folterknecht und die Hexe. Der Folterknecht schlägt mit einer Peitsche immer wieder auf die Hexe. Das Mädchen aber schreit nicht, sie liegt mit Schmerz verzerrtem Gesicht auf der Streckbank. Ihre Beine sind von Striemen übersät, sie ist fast bewußtlos. Simon spricht den Folterknecht an: "Bringe sie in ihre Zelle." Der Mann mit der Peitsche öffnet die Fesseln des Mädchens, woraufhin diese zusammenfällt. Er schmeißt sie über seine Schultern und trägt sie fort. Kendra ist einer Ohnmacht so nah, doch sie bemerkt, dass der Knecht nur einen Arm hat, sodass er Schwierigkeiten hat, Kendra zu tragen. Immer wieder gerät er ins Wanken und versucht sich mit seinem linken Armstummel an der Wand abzustützen. Plötzlich verliert sie das Bewusstsein. Der Knecht lässt sie unsanft auf einen Ballen Stroh fallen, dreht sich um und wirft die schwere Eisentür ihrer Zelle ins Schloss. Dann geht er mit langsamen Schritt zurück zu Simon.
 

Simon, blickt dem Knechten mit eiskalter Mine ins Gesicht, "Du wirst sie Morgen nach oben bringen!" Dann dreht er sich um und verlässt die Folterkammer.

Duncan aber steht neben Simon, seine Kehle ist wie ausgetrocknet. Ein solch wehrloses Mädchen so zu mißhandeln, steht selbst seinem Vater nicht zu. Tief in seinem Innersten beschließt er ihr zu helfen.

Sein Vater dreht sich um und geht wieder in Richtung Treppe. An der hölzernen Tür vorbei, einfach ohne Mitleid mit kalter Mine zur Treppe. In Gedanken versunken, folgte Duncan ihm. Er muß endlich nach den achtzehn Jahren seines Lebens etwas gegen diese Mißhandlungen tun. Doch wie oft hatte er sich das schon vorgenommen. Er wollte immer wieder etwas dagegen tun. Doch diesmal wird er es durchziehen, diesmal wird er es schaffen. Irgend etwas gab ihm die Kraft dazu, er weiß nur nicht was es ist, aber jetzt hat er die Kraft.

Duncan hat eine unruhige Nacht. Er will dem Mädchen helfen. Er will allen Gefangenen helfen, aber er kann sie nicht alle befreien, da er alleine ist. In seinen Träumen sah er immer wieder das Mädchen, dessen Gesicht so kalt und leer war. Ihre Augen waren starr, sie blickten in die Leere, so hilflos und machtlos, und keine Hilfe war in Sicht.

Am nächsten Morgen ist alles beim Alten, als wäre der gestrige Tag nie geschehen. Sein Vater verliert kein Wort darüber, was im Kerker passiert ist. So wie schon oft erwähnt er nichts von den schrecklichen Dingen, die im Keller vor sich gehen, er empfindet sie eben nicht so schrecklich und nicht so erwähnenswert. Der Tag zieht sich in die Länge. Duncan sitzt in seinem Zimmer und grübelt darüber nach, was er tun könne um dem Mädchen zu helfen. Er weiß, dass sein Vater dieses Mädchen für seine Hexenjagd ausgewählt hat. Und er weiß auch, dass sie eine Hexe ist, obwohl man es nicht glauben mag. Sein Vater wird wahrscheinlich wie jedes Jahr vorgehen, und der Hexe ein Zimmer zur Verfügung stellen, in dem sie ihre letzten Stunden verbringen kann. Dort wird sie ein paar Stunden lang bleiben, bis die Jagd beginnt. Jetzt weiß Duncan was er tun kann. Er springt auf, rennt aus seinem Zimmer, und läuft in das Labor seines Vaters. Sein Vater liebt die Zauberei, vor allem die schwarze Magie. Aber er besitzt auch einige starke Heiltränke, das weiß Duncan. So läuft er durch die Regale im Labor, auf der Suche nach dem stärksten Heiltrank, den er finden kann. Nach kurzer Suche wird er auch fündig. Eine grüne Flasche, auf der ein Aufkleber mit der Aufschrift "Heiltrank E2A4" klebt. Duncan steckt die Flasche ein und läuft zu dem Zimmer, in das die Hexe gebracht wird, wenn sie seinem Vater vorgeführt worden ist. Das Zimmer ist schon fertig gemacht worden, ein Waschzuber mit heißem Wasser und ein heißer Brei stehen schon bereit. Also hat er nicht mehr viel Zeit. Er nimmt den Brei, öffnet die Flasche, und mischt die Flüssigkeit darunter. Danach kehrt er in sein Zimmer zurück. Etwa eine Stunde später, zur vierten Nachmittagsstunde, wird er von einer Bediensteten in den Saal seines Vaters gerufen. Der Saal, in dem sein Vater seine Gäste empfing, der Saal in dem er sich wie ein König fühlt, dort steht auch sein Thron. Doch adlig, das sind sie sicher nicht. Duncan macht sich widerwillig auf den Weg in den Saal. Es ist nicht weit von seinem Zimmer bis dorthin. Aber Duncan geht langsam, so langsam, dass es ihm so vorkam, als würde die Zeit fast rückwärtslaufen. Doch das tat sie nicht, denn nach nur ein paar Minuten stand er vor der Tür zum Thronsaal. Duncan öffnet sie, sein Vater befand sich schon im Zimmer. Er saß auf seinem Thron, rechts und links neben ihm standen zwei Wachen. Duncans Vater hat eine lange dunkle Kutte an - wie so oft - und so hatte er auch die Kapuze über sein Gesicht gezogen. Duncan bewegt sich langsam auf sie zu. Sein Vater deutet ihm, er solle sich neben ihn stellen. Dann sprach er zu ihm: "Duncan, mein Sohn, du weißt was du zu sagen hast. Du kannst die Sprache sprechen, die hier im Lande üblich ist. So erfülle deine Pflicht."

Ohne ein Wort zu sagen, stellt sich Duncan an eine Seite des Throns. Kurze Zeit später öffnet sich die Türe, durch die er kurz zuvor gekommen ist. Ein schwarz gekleideter Mann betritt das Zimmer, er zerrt das Mädchen mit sich. Sie sieht noch schlimmer aus, als am Tag zuvor. Sie verträgt auch das helle Licht nicht, denn sie kneift die Augen krampfhaft zu. Sie sieht schrecklich aus, blutüberströmt und mit Dreck beschmutzt. Sie scheint das nicht mehr lange durchzuhalten, wenn sie nicht sofort Hilfe bekommt. Duncan war beruhigt. Er wusste, dass sie nicht mehr lange in diesem Zustand sein würde. Sein Vater scheint den Anblick der Hexe zu genießen. Er befiehlt dem Knecht aber, er soll ihr die Fesseln abnehmen. Daraufhin greift sich der Dicke die Hexe, und zieht sie zu sich hinauf, er öffnet ihre Fesseln, und läßt sie fallen. Das Mädchen knallt auf den Boden. Der Fall scheint ihr sehr viele Schmerzen zu bereiten, sie versucht aber diese zu verbergen.

Simon befiehlt seinem Sohn, der Hexe nun zu sagen, weshalb sie hier ist. Duncan tritt einen Schritt vor, und sagt mit unsicherer und unwilliger Stimme:

"Steh auf Hexe, wir haben dir einen Vorschlag zu machen." Er macht eine kleine Pause, immer noch in der Hoffnung, sein Vater würde es sich anders überlegen, was aber ganz sicher nicht der Fall sein wird. Dann redet er weiter: "Mein Vater..." mit einer Geste, mit der er in Richtung Thron deutet, will er der Hexe Zeit verschaffen, damit er auch sichergehen kann, dass sie ihn auch richtig versteht, denn nur mit Mühe kann sie sich aufrecht halten. Nach einer kurzen Pause redet er weiter, "Mein Vater veranstaltet jährlich eine Jagd, eine Hexenjagd" Er macht wieder eine Pause, in der Hoffnung irgend etwas würde passieren. Seine Mine verdunkelt sich als er weiter spricht, "Du sollst dieses Jahr die Beute sein. Wir spielen nach festen Regeln, es werden drei der besten Jäger auf dich angesetzt. Sie werden versuchen dich zu töten. Allerdings kannst du auch gewinnen, mit viel Glück. Du mußt fünf Stationen passieren, welche jeweils gekennzeichnet sind. Wenn du das schaffst, bist du frei, wenn aber nicht,... bist du tot." Duncan erkennt, dass das Mädchen noch mehr Angst bekommt als sie schon hatte. "Du kannst es dir überlegen, sagst du zu, und gewinnst, bist du frei von allem, lehnst du ab stirbst du." Daraufhin gibt er den beiden Wachen das Zeichen dazu, dass er fertig ist. Er möchte der Hexe weitere Qualen ersparen. Er will ihr Zeit geben, sich zu erholen. Dann würde er ihr irgendwie mitteilen, dass er ihr helfen will.

Eine Weile vergeht, die Hexe ist in ihr Zimmer gebracht worden. Duncan ist in seinem Zimmer. Doch plötzlich hört er aus dem Nebenzimmer seinen Vater sprechen. Er unterhält sich anscheinend mit seinem Berater. Duncan kann nicht jedes Wort verstehen. Aber ein paar entscheidende Worte kann er verstehen. "Sie wird sterben,...... , sie trägt das Halsband,..... ohne das Schwert bekommt sie ihre Seele nie wieder.....Kendra, die Hexe....." "Aber das könnt ihr doch nicht schon wieder machen,.......es starben schon so viele,......ihre Frau...." Duncan stutzt: "Was redet mein Vater da? Sie reden über die Hexe, Kendra heißt sie also. Und sie reden über meine Mutter, sie ist doch schon seit acht Jahren tot. Was hat sie damit zu tun? Was will er mit der Seele der Hexe?" Duncan weiß, sein Vater hat etwas vor. Er wird die Hexe so oder so töten. Sie hat keine Chancen, aber er muß ihr helfen. Er weiß nicht wieso, aber sie ist anders als die anderen Hexen vor ihr. Sie hat es mehr als alle anderen verdient zu leben. Duncan muß Kendra irgendwie mitteilen, dass er ihr helfen wird. Er weiß, dass er nicht mehr viel Zeit hat.

Der Tag neigt sich seinem Ende zu. In der Nacht wird in der Burg alles für die Jagd vorbereitet. Duncan kann kein Auge zumachen, er muß immer an das Mädchen denken.

Es ist ungefähr zur fünften Morgenstunde, als eine Bedienstete ihn aus seinen Gedanken reißt. Geschlafen hat er bis dahin keine Minute. Das Dienstmädchen reicht Duncan einen Dolch und eine Pergamentrolle, Sie ist ganz aufgelöst. Sie redet mit zitternder Stimme auf Duncan ein: "Bitte, gehe du zu der Hexe, sie ist mir zu unheimlich, gehe du, bitte."

Verschlafen setzt sich Duncan auf. Er hat nichts dagegen zu der Hexe zu gehen. Er willigt mit einem Nicken ein und nimmt die Pergamentrolle und den Dolch, und gibt dem Dienstmädchen ohne ein Wort zu sagen ein Zeichen, dass sie verschwinden solle. Diese legt noch einen Teller mit einem Stück Kuchen auf den Tisch und verschwindet dann durch die Tür. Duncan schlüpft in seine Kleidung und setzt sich an seinen Schreibtisch. Er öffnet das Pergament, und nimmt die Schreibfeder in die Hand. Nach kurzem Überlegen schreibt er etwas auf das Pergament:
 

Kendra, zwei Stunden nach Beginn der Jagd - am Fuße des Berges im Westen. Vertraue mir. Duncan
 

Danach rollt er das Schriftstück zusammen und steht von seinem Stuhl auf. Er verläßt sein Zimmer, nimmt aber Dolch, Pergament und sein Stück Torte mit, und begibt sich zum Zimmer in dem Kendra gefangengehalten wird. Jetzt stehen vor ihrem Zimmer zwei Wachen. Als sie Duncan sehen, wollen sie ihm den Weg versperren. Dieser aber schiebt ihre Waffen beiseite, so wie er es immer macht, und siehe da, im wird der Eintritt in das Zimmer gewährt.

Er öffnet die Türe, und betritt das Zimmer. Sein Blick schweift über die Einrichtungsgegenstände, vom Tisch über den Schrank bis zu dem Bett, in dem Kendra liegt und schläft. "Sie sieht wunderschön aus, wie kann mein Vater nur so brutal sein?" Duncans Gedanken scheinen wie laut ausgesprochene Worte zu sein, denn das Mädchen bewegt ihre Hand, durch ihre langen schwarzen Haare streifend. Duncan erstarrt, er hält den Atem an. Hat sie ihn gehört? Nein, sie schläft weiter. Duncan atmet erleichtert auf. Er geht näher an das Bett heran. Doch Augenblicke später besinnt er sich wieder und dreht sich zum Tisch um. Dort stellt er den Teller mit dem Kuchen ab und legt den Dolch und das Pergament ab. Er dreht sich noch einmal um und läßt seinen Blick über Kendras Gesicht streifen. Es ist, als würde sie ihn nicht gehen lassen. Er zwingt sich aber dazu, dreht sich um und verläßt das Zimmer.

Stunden vergehen. Der Tag zieht sich in die Länge. Duncan sitzt in seinem Zimmer am Fenster und blickt in den Burghof, in dem die Jäger trainieren. Er weiß, dass er sich am morgigen Tage von der Burg entfernen muß, aber er weiß nicht wie. Stundenlang sitzt er am Fenster, bis ihm plötzlich eine Idee kommt.

Er springt auf, und rennt zu seinem Vater. Dieser ist auch im Hof, wo er seinen Jägern zusieht. Duncan tritt aus dem Schatten der Burgmauern und geht auf seinen Vater zu. "Vater, ich möchte, dass du mich morgen jagen läßt. Ich möchte dir zeigen, dass ich es schaffe, eine Hexe zu töten." Er konnte nicht glauben, was er da sagt. Aber er weiß, wenn er die Zustimmung seines Vaters hat, kann er die Burg verlassen. Die Blicke seines Vaters lassen nicht schließen, was er für eine Antwort bekommt. "Du willst also jagen. Du warst immer gegen die Jagd, warum änderst du so plötzlich deine Meinung? Was hat dich umgestimmt?" Was soll Duncan jetzt antworten? Daran hat er nicht gedacht, "Ich kann dich nicht umstimmen, du wirst die Jagd nicht absagen. So werde ich mich wohl nicht mehr sträuben. Indem ich an der morgigen Jagd teilnehme, will ich dir beweisen, dass ich nicht mehr dagegen bin." "Dann gebe ich dir meinen Segen, so geh nun und trainiere für Morgen."
 

Duncan begibt sich nun in die Waffenkammer. Die schwere Holzflügeltüre der Waffenkammer ist verschlossen, zwei Wachen stehen vor der Türe. Als Duncan sich ihnen nähert, öffnen sie ihm ohne zu zögern die Türe. Vor ihm erstrecken sich nun riesengroße Regalwände, gefüllt mit den besten Waffen, die man sich nur vorstellen kann. Schwerter, Degen, Morgensterne und viele andere Waffen aus dem besten Eisen, Armbrüste und Bögen bespannt mit den stärksten Fasern. Stäbe und die beständigsten Rüstungen. All diese Waffen hat Simon sich eigens für die Hexenjagden anfertigen lassen. "Auch eine schwache Hexe kann gefährlich werden!" Erschrocken dreht sich Duncan um, hinter ihm steht sei Vater. "Such dir nur eine gute Waffe aus, denn sobald die Hexe keine Eisenfesseln mehr trägt, wächst ihre Kraft wieder. Dann ist sie nicht mehr so verletzlich wie jetzt. Im Moment reicht es aus, wie mit einem Pfeil niederzustrecken, doch bald wird man nicht mehr so einfach mit ihr fertig." Duncan dreht sich wieder den Waffen zu, er wählt eine Axt, jahrelang hat sein Vater ihm beigebracht, sich mit der Axt zu verteidigen und nun kann er mit der Axt meisterlich umgehen.

Jetzt hat er endlich einen Weg gefunden die Burg und seinen Vater zu verlassen, jetzt hat er die Chance seinem Vater seine Absichten deutlich zu machen.

Doch nun muß er sich noch gedulden. Er geht wieder in den Burghof, und begibt sich zu den anderen drei Jägern.

Die Jäger

KAPITEL

3

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DIE JÄGER
 

"Die Jäger werden sie töten. Sie werden sie auf grausamste Weise umbringen. Ich werde ihr helfen, wir werden hier beide hinauskommen. Mein Vater wird mich nie wieder sehen, und dann hoffentlich merken, was er getan hat. Ich hoffe nur, dass mein Plan aufgeht."

D
 

uncan läuft auf den Platz. Die Jäger sind alle schon dabei, sich auf die Jagd vorzubereiten.

Es sind zwei Kriegerinnen, und ein Krieger.

Das Antlitz des Kriegers ist blutrünstig, mit seiner Armbrust schießt er wie ein Wilder immer wieder auf die Zielscheibe ein. Er trifft immer wieder, immer wieder in die Mitte. Wie kann ein Mensch nur so gut schießen? Er trifft die Mitte, und zerteilt den Pfeil, der davor in der Mitte steckte. Als Duncan auf den Krieger zugeht, entdeckt er, dass dessen Auge golden aufblitzt, Duncan kannte dieses Blitzen. Er sah es schon einmal bei einem anderen Krieger. Dieser hatte in einer Schlacht ein Auge verloren, und bekam von seinem Vater ein neues besseres Auge, das mit Magie unterstützt wurde. Dadurch ist er der beste Bogenschütze im ganzen Land geworden. Allerdings starb er vor ein paar Jahren, als ihn ein Betrunkener einen Bierkrug auf dem Schädel zerschlug.

Duncan sagte der Anblick des Mannes so viel, dass er es nicht wagte noch näher an ihn heran zu gehen.

So ging er gleich weiter zu einer der Kriegerinnen. Er wählte die Ältere der Beiden, die Frau scheint schon sehr lange im Umgang mit Waffen Erfahrung zu haben. Sie trägt einen wattierten Waffenrock, der schon etwas zerschlissen aussieht. Sie hat ihre Haare unter einem eisernen Helm verborgen. Ihr Gesicht ist grimmig, und es ist von Narben zerfurcht. Die Frau kann nicht älter als vierzig Jahre zu sein. Doch sie sieht aus als hätte sie noch sehr viel Kraft. Die Frau sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sie sticht mit ihrem Schwert in eine der Strohpuppen ein. Nach gut einer Minute hat sie auf die Puppe so hart eingeschlagen, das sie von ihrer Befestigung fällt und in ihre Einzelteile zerbröselt. Als sie Duncan erblickt, huscht ein Grinsen über ihr Gesicht. "Du bist auch ein Jäger? Versuch es erst gar nicht, du wirst es doch nicht schaffen!" Duncan versucht sich nichts anmerken zu lassen, aber die Frau macht ihm doch ein wenig Angst. Sie hält ihm das Schwert entgegen, und sieht nicht gerade freundlich aus. Eine verkrustete, eitrige, tiefe Wunde an ihrem rechten Arm, erinnerte an einen Kampf, der noch nicht so lange her sein kann, und doch erscheint die Frau noch nicht sehr erschöpft. Ein breites Grinsen formt sich auf ihrem Gesicht und bringt die kaputten Zähne, die ausgeschlagen wurden, zum Vorschein.

Duncan beschließt, nicht länger bei der Frau zu bleiben, und dreht sich um, um zu der letzten Teilnehmerin zu gehen.

Er hat nur einen Schritt gemacht, als er von hinten gepackt wird, die Klinge eines rostigen Schwertes wird gegen seine Kehle gedrückt. Neben seinem Gesicht taucht der Kopf der alten Kriegerin auf, ihr Mund bewegt sich zu Duncans Ohr. Duncan erstarrt. Der Schock sitzt tief, und doch riecht er den widerlichen Mundgeruch der Kriegerin. "Versuch es erst gar nicht, du wirst es doch nicht überleben, hüte dich." Dann läßt sie ihn los, und verschwindet. Duncan bleibt erst sekundenlang unbeweglich stehen, doch dreht er sich um. Die Kriegerin ist verschwunden. Nur die Strohpuppe erinnert daran, dass noch vor Minuten jemand da war.

Entsetzt, aber erleichtert macht sich Duncan auf den Weg zur letzten Kriegerin.

Diese steht vor ihrem Pferd und sattelt es. Sie sieht im Gegensatz zu der alten Kriegerin vertrauenerweckender aus. Ihre langen weißblonden Haare verdecken den Griff ihres Zweihänders, der an ihrem Waffengürtel am Rücken hängt. Ihr Gesicht sieht nicht aus wie das einer Kriegerin. Es sieht aus, wie das einer Priesterin, so unberührt, und unschuldig. Je näher Duncan aber auf sie zukommt desto mehr bekommt er es mit der Angst zu tun. Von ihr geht eine schwarze Aura aus, eine böse Aura, "Sie ist kein Mensch, denn kein Mensch strahlt so eine Aura aus." Duncans Gedanken geraten aus den Fugen. Er kann sie nicht mehr halten. Er malt sich viele dunkle Dinge aus, die am morgigen Tag passieren werden.

Jetzt will er sich aber auch auf die Jagd vorbereiten. Ein Baumstumpf, der auf dem Burghof steht ist sein Ziel, langsam geht er darauf zu. Als er dann schließlich vor dem Stumpf steht, hebt er die Axt uns schlägt auf die Reste des Baumes ein. Immer und immer wieder. In ihm steigt Wut auf, unendlich tiefe Wut auf seinen Vater.

Doch nach einigen Minuten wird seine Kraft weniger, und er lässt sich erschöpft auf den Boden fallen.

Nach einer kleinen Pause entschließt er sich, ein Pferd auszusuchen, dass ihn auf der Jagd begleiten soll. Simon hatte extra für den morgigen Tag zehn Pferde herbringen lassen.

Langsam näher er sich der Koppel mit den Pferden. Er öffnet das Gatter und sucht sich ein Pferd aus.

Die Jagd beginnt

KAPITEL

4

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DIE JAGD BEGINNT
 

"Was soll ich tun? Kann ich diesem Duncan vertrauen? Ich muß es riskieren. Ich muß versuchen einen Ausweg zu finden, auch wenn es mich mein Leben kosten könnte. Es kann nicht mehr schlechter werden, es kann nur noch besser werden."

D
 

er Tag vergeht in rasender Geschwindigkeit. Die folgende Nacht durchlebt Kendra in großer Angst. Am nächsten morgen ist Kendra schon sehr früh wach. Sie ist sehr unruhig, ihre Gedanken schweifen immer wieder über die Ereignisse der letzten Tage, und über den Inhalt des Pergamentes. Sie ist sich immer noch nicht sicher, ob sie der Anweisung folgen soll oder nicht.

Zur siebten Morgenstunde wird sie dann von zwei düsteren Männern aus ihrem Zimmer geholt, sie legen ihr Fesseln an und zerren sie auf den Burghof, auf dem Simon und seine Gefolgsleute schon auf sie warten. Die Jäger befinden sich auf der anderen Seite des Hofes. Sie werfen böse Blicke zu Kendra hinüber, und beschimpfen sie auf das Übelste.

Simon richtet seine Worte an die Jäger, "Ihr werdet in einigen Stunden zur Jagd aufbrechen, ich möchte, dass ihr die Hexe tötet, sie auf die schlimmste, schmerzhafteste und langsamste Art tötet, die ihr kennt. Die Hexen haben es nicht anders verdient, sie müssen alle sterben. Durch eine von ihnen kann ich nicht mehr an dieser Jagd teilnehmen, sie hat mir mein Bein geraubt. Dafür müssen ihre Schwestern büßen, sie müssen alle sterben!! Ihr werdet sie jagen, derjenige von euch, der sie tötet, und mir einen Beweis bringt, bekommt dann seine Seele wieder." In den Blicken der Jäger spiegelt sich Verwunderung, keiner von ihnen weiß genau, was Simon damit gemeint hat, dennoch wandeln sich ihre Gesichter gleich darauf wieder in die blutrünstigen Fratzen wie zuvor.

Kendra wird zum Tor gebracht. Dort angekommen werden ihre Eisenfesseln gelöst. Simon wendet seine Worte an sie. "Hexe, in einer Stunde lass ich dich in den Wald. Verschwende keine Zeit, laufe so schnell du kannst, und hoffe, dass dir das etwas bringt. Ich schicke einen Späher hinaus. Dieser wird überwachen, ob du die Stationen erreicht. Er wird mir berichten, wie es um dich und um meine Jäger steht. Ihn schicke ich auch, damit ich dich überwachen kann, damit du nicht versuchst wegzulaufen, denn dann werden aus drei Jägern dreißig. Du hast fünf Stunden bis du die erste Station erreicht haben mußt. Ab dann werde ich mehr Jäger aussenden. Diese werden dich dann gleich umbringen." Eine Stunde hat sie noch Zeit. Sie geht in sich, versucht ihre Angst zu verdrängen, und dann, nach ein paar Minuten ist sie verschwunden. Sie spürt nichts mehr, keine Angst, keine Furcht. Und keine Aufregung, als hätte man ihr das genommen. Sie fühlt nichts mehr, nur eines, sie muß ihre Kraft sammeln, um zu laufen. Auch hofft sie, bald wieder ihre gesamte Magie zurückzubekommen, es wird eine Weile dauern, bis sie die zerstörerische Kraft des Eisens überwunden hat, so dass ihre Magie wieder in vollen Kräften zu ihr zurückkommt.

Eine halbe Stunde ist vergangen, alle Beteiligten werden immer unruhiger. Ihre Gedanken kreisen, sie versucht verzweifelt herauszufinden in welcher Richtung Westen liegt, denn die lange Zeit in Dunkelheit hat ihr die Orientierung geraubt. Sie findet nicht heraus, wo Westen liegt. Nach langem Nachdenken und nach wiederholtem Versuch, sich nach der Sonne zu richten, gelingt es ihr herauszufinden, in welcher Richtung Westen liegt. Sie hofft, sich nicht getäuscht zu haben. Dann, nach einer weiteren halben Stunde geht das Tor auf, "Lauf Hexe, lauf so schnell dich deine Beine tragen können. Es wird dir doch nichts nützen." Simon ist noch aufgeregter als Kendra zu sein. Diese aber nimmt ihre Beine in die Hand, und läuft so schnell sie kann. An den Bäumen vorbei, vorbei an Büschen und Sträuchern, Richtung Westen. Sie weiß nicht wieso, aber irgend etwas zieht sie dorthin.

Währenddessen ist Duncan noch auf der Burg. Er sieht Kendra hinterher, wie sie schnell hinter den Bäumen verschwindet. Seine Gedanken kreisen um ihre Entscheidung. Inzwischen schnallt sich Duncan seine Streitaxt auf den Rücken und sattelt sein Pferd. Doch schon bald ist auch die nächste Stunde vergangen. Und die Jäger stürmen in die Richtung, in die Kendra verschwunden ist.

Diese allerdings ist am Fuße des Berges noch lange nicht angekommen. Sie ist erschöpft. Langsam läuft sie durch die Baumreihen. Ihr Herz klopft. Sie weiß, dass sie nicht anhalten darf, doch sie kann nicht anders. Sie entschließt sich, auf einen Baum zu klettern, um sich dort zu verstecken. Ein Laubbaum mit dichter Krone kann ihr das richtige Versteck bieten. Kendra nimmt ihre letzte Kraft zusammen und versucht auf den Baum zu klettern. Ihre Arme wollen sie nicht halten, sie rutscht immer wieder ab, auch ihre Füße wollen ihr nicht gehorchen. Hinter ihr ertönt leises Pferdegetrappel, von ihrer Angst getrieben versucht das Mädchen schneller auf den Baum zu kommen. Endlich hat sie es geschafft, sie erreicht den untersten Ast, ihre Handflächen sind von kleinen Rissen übersät, Rindenstückchen stecken in ihrer Haut. Doch sie hat es geschafft. Erleichtert läßt sie sich auf den Ast fallen. Gespannt wartet sie darauf, dass einer der Jäger auftaucht, sie entdeckt und tötet. Aber nichts passiert, das dumpfe Schlagen der Pferdehufe auf den Boden verstummt nach einigen Minuten. Kendra fällt ein Stein vom Herzen, sie versucht sich langsam auf den Boden gleiten zu lassen. Unten angekommen, macht sie sich wieder auf den Weg gen Westen.

Inzwischen ist Duncan schon auf dem Weg zum Fuße des Berges. Er treibt sein Pferd immer schneller voran. So kann er es schaffen, innerhalb von wenigen Minuten am Ziel zu sein. Er hört von weitem die Pferde seiner Gegner, die Jäger scheinen weit weg zu sein. Doch das kann sich schnell ändern. In seine Gedanken versunken kommt er am Fuße des Berges an. Jetzt heißt es warten, warten darauf, ob Kendra erscheint, oder darauf, dass er von dem Späher geholt wird, der ihm sagt, dass die Jagd aus ist. Der Späher ist schon seit über drei Stunden im Wald. Begegnet ist er ihm aber noch nicht.

Ungefähr einhundert Meter entfernt kämpft sich Kendra durch das Gebüsch. Sie hat kaum noch Kraft. Auch der Einsatz ihrer Magie kann daran nichts ändern. Kurze Zeit später erreicht sie auch den Fuß des Berges. Von weitem schon sieht sie ein Pferd, neben dem eine große schlanke Gestalt steht. Vorsichtig nähert sie sich den Gestalten, sie hält sich im Gebüsch verborgen. Immer näher kommt sie der Gestalt, bis sie direkt gegenüber von ihr steht. Es ist anscheinend der Junge, der ihr erklärt hatte, welche Wahl sie hat. Kann sie ihm vertrauen? Sie beschließt, sich noch versteckt zu halten. "Er hat seine Waffe nicht griffbereit, er scheint auch nicht sehr gefährlich zu sein." Sie beschließt ihre Magie einzusetzen, um herauszufinden, ob sie ihm trauen kann. Konzentriert schließt sie ihre Augen, langsam steigt die Macht in ihr hoch, eine Art Blitz schießt durch ihren Kopf, und sie sieht, dass sie ihm Vertrauen schenken kann. Sie erkennt, dass sie keine Angst vor ihm haben muß, denn er ist da, um zu ihr helfen.

Langsam wagt sie es. Sich zu bewegen sie steht auf und geht auf den Jungen zu. Als dieser sie erblickt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Es war kein finsteres Lächeln, auch kein fröhliches Lächeln, es war ein Lächeln der Erleichterung. Kendra bewegt sich mit langsamen, aber zügigen Schritten auf ihn zu.

Nach wenigen Sekunden stehen sie sich gegenüber. Keiner von ihnen wagt es, etwas zu sagen. Im geheimen wartet Kendra darauf, das er ein Schwert zieht und sie ersticht. Aber es passiert nichts, sie stehen sich nur gegenüber und schauen sich an.

Plötzlich ertönen die Schläge von Hufen aus nicht allzu weiter Ferne. Erschrocken zucken beide zusammen, ihre Gesichter erstarren. Beide wissen, wenn sie hier gesehen werden, dann sind sie tot. Kendra, weil sie die Beute ist, und Duncan, weil er Jäger ist und die Beute töten muß.

Ohne langes Nachdenken schiebt Duncan Kendra hinter einen nahen Felsspalt. Minuten vergehen, doch nichts passiert, keiner der Jäger nähert sich ihnen. Und wieder verstummen die Hufschläge, ohne dass einer von ihnen in Kendras Nähe gekommen ist. Sie wagt es, wieder aus ihrem Versteck herauszukommen. "Danke, du hast mir das Leben gerettet....Duncan?" Duncans Gesicht erhellt sich etwas. Er nickt. "Ich bringe dich hier raus! Vertraust du mir?" Ohne ein Wort zu erwidern, geht Kendra auf Duncan zu. Kurz vor ihm bleibt sie stehen. "Wenn du ein wahrer Jäger bist, hättest du mich schon längst getötet. Vielleicht bist du aber auch nur geschickt worden, um mich zu überwachen. Wie kann ich dir glauben." "Du hast wohl keine andere Wahl mir zu vertrauen, denn wenn ich dir nicht helfe, bist du tot." Kendra erkannte in Duncans Stimme, dass sie ihm vertrauen kann. Duncan steigt auf sein Pferd und streckt Kendra seine Hand entgegen. Kendra sieht ihn fragend an, ergreift aber gleich darauf seine Hand und zieht sich auf das Pferd. Gemeinsam reiten die beiden tiefer in den Wald hinein. "Ich kenne hier in der Nähe eine Hütte. Dort können wir uns verstecken."

Plötzlich schnellt ein Pfeil durch das Gebüsch, ein lautes Zischen ist zu hören, dann ein Ruck. Duncans Pferd beugt sich auf, und wirft die beiden ab, dann bricht es zusammen. Ein Pfeil steckt im Herzen des Pferdes. Es kämpft noch um sein Leben, doch Sekunden später hat es den Kampf verloren. "Einer der Jäger ist hier, ich weiß auch wer. Leg dich flach auf den Boden." Mit eiserner Mine und bleichem Gesicht rappelt sich Duncan auf. Er hat sich nicht verletzt, aber hat Kendra den Sturz auch so gut überstanden? Sie liegt auf dem Boden, unter einem Baum, wie es aussieht, ist sie mit dem Kopf gegen den Stamm des Baumes geschlagen. Sie hat seine Worte nicht gehört, denn sie ist bewußtlos. Duncan überlegt nicht lange. Er rennt auf sie zu, hebt sie hoch und rennt los, quer durch den Wald. Er überhört seine eigenen Worte, er läuft einfach. Das kann ihm zu Verhängnis werden, denn immer wieder schießen Pfeile dicht an ihm vorbei, und doch hat er Glück, denn keiner trifft ihn. Langsam geht ihm die Puste aus, er kann Kendra nicht mehr lange halten, seine Muskeln verlieren an Kraft. Er läuft noch nicht lange, erst ein paar hundert Meter hat er geschafft, da verläßt ihn endgültig seine Kraft. Er läßt sich gegen einen Busch fallen, in der Hoffnung, dass dieser ihn hält. Jetzt aber sieht es so aus, als hätte ihn sein Glück verlassen. Der Busch gibt nach. Er bricht unter dem Gewicht der beiden ab, und gibt nach unten eine Schlucht frei, in die sie jetzt fallen.

Es scheinen Stunden vergangen zu sein. Kendra öffnet langsam die Augen. Wo ist sie? Sie schaut sich um, neben ihr liegt Duncan. Er hat eine große Wunde am Kopf, aber er bewegt sich. Beide liegen auf einem Steinboden, über ihnen gehen Felswände steil nach oben. Erde bröckelt immer wieder von oben herab. und fällt auf sie runter. Ein großer Stein steht wie ein Dach über ihnen, so dass niemand von oben auf die beiden blicken kann, so scheint es. Sie leben beide noch, die Jäger haben sie nicht entdeckt.

Kendra sammelt ihre Gedanken. Nach Sekunden begreift sie, was passiert ist. Sie muß Duncan helfen, sie kann ihn doch nicht so liegen lassen. Er hat ihr Leben gerettet. Augenblicke später kniet sie über ihm, ihre Hände berühren die Wunde an seinem Kopf. Sie versucht sich zu konzentrieren, ihre Magie fließt in ihre Hände, und geht dann über, in Duncans Verletzung. Diese beginnt sich zu schließen. Duncan bewegt seinen Kopf und öffnet dann seine Augen. "Was ist passiert? Wo sind wir?" "Wir sind anscheinend eine Schlucht hinuntergefallen. Wie weiß ich nicht. Die Jäger haben uns bis jetzt noch nicht gefunden." Duncan rappelt sich auf und schaut Kendra an. "Wir müssen weiter!" Er steht auf, und zieht Kendra mit sich. Er läuft gerade aus. Ohne sich umzudrehen, zerrt er das Mädchen mit sich. "Ich weiß, wo es hier rausgeht." Mit zügigen Schritten laufen die beiden die Schlucht geradeaus. Duncan macht seine Wunde nichts mehr aus. Er bemerkt sie nicht mehr, weil sie ihm keine Schmerzen mehr bereitet. Stunden vergehen. Sie laufen immer weiter in eine Richtung, doch sie scheinen nicht von der Stelle zu kommen. Die Frist von fünf Stunden ist fast abgelaufen.

Nach dem Fußmarsch kommen sie an einen Weg, der aus der Schlucht zu führen kann. Die Felswände, die noch vor kurzer Zeit kerzengerade nach oben gewachsen sind, werden immer kleiner und krummer. Der Weg führt nach oben.

Auf einmal zieht Kendra an Duncans Hand. Sie weiß nicht weshalb, aber irgend etwas zieht sie in die andere Richtung. Sie will sich rechts halten, aber dort führt kein Weg weiter. Sie wird in diese Richtung gezogen, wie ein Hund, den man an der Leine zieht, der aber woanders hin möchte. Vor einem alten hohlen Baum bleibt sie dann stehen, nichts zieht mehr, nichts drängt sie in diese Richtung. Der Baum ist sehr groß, und sieht auch sehr alt aus. Was soll sie hier? Etwas blinkt aus dem Inneren des Baumes. Kendra läuft dort hin. Eine Öffnung ist zu erkennen. Irgend jemand hat dort etwas hineingetan. Sie streckt ihren Arm aus, und fasst in die Öffnung. Ihre Finger fühlen etwas Hartes, etwas Metallenes. Sie zieht es hinaus. Duncan steht derweilen teilnahmslos daneben, und kann nicht fassen, was er da sieht. Sie müssen weiter, und das Mädchen wühlt in einem Baum. Doch er staunt nicht schlecht, als die Hexe einen Eisenhandschuh aus dem Baum zieht. Die erste Passstelle ist erreicht. Doch wo ist der Späher, wo sind die Jäger? Keine Anzeichen sind zu erkennen, dass vor kurzem hier ein Pferd, oder ein Mensch vorbeigekommen wäre. Kendra verstaut den Handschuh in ihrem Tuchbeutel und plötzlich ertönt aus nächster Nähe ein Schrei, dann ein dumpfer Schlag. Was ist passiert?

Sollen sie jetzt in die Richtung des Schreies laufen, um zu sehen was passiert ist, oder sollen sie in die andere Richtung laufen, um den Jägern zu entkommen? Kendra weiß, wohin sie laufen möchte, ohne lange nachzudenken, und ohne Duncan zu fragen läuft sie, in die Richtung, aus welcher der Schrei kam.

Es ist ihr egal, ob Duncan mitkommt oder ob er nicht mitkommt. Sie läuft einfach, ohne sich umzublicken.

Nach kurzem Lauf kommt sie auf eine Lichtung. Dort bietet sich ein schrecklicher Anblick, ein Pferd, und ein Mann liegen mit Pfeilen durchbohrt auf dem Boden Schwertstiche überziehen ihre Körper, der dazu merkwürdige Verletzungen aufweist, die möglicherweise von Feuer stammen können.

Ungläubig schaut Duncan auf die Leiche hinab. "Der Späher! Was haben diese Halunken vor?" Gedanken durchströmen seinen Kopf. Jetzt wird sein Vater dreißig Jäger losschicken. Sie werden sie kriegen, daran gibt es keinen Zweifel mehr.

Kendras Blick ist leer, sie fühlt nichts, keine Trauer für den Späher, nichts, keine Angst vor dem, der das getan hat, ihr Herz ist leer.

Flucht

KAPITEL

5

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FLUCHT
 

"Wir sind bis jetzt noch nicht weit gekommen, wir werden auch nicht weiter kommen. Die Jäger werden uns beide töten. Wir brauchen ein Wunder, ein Wunder, das uns hier raus befördert. Die Jagd hat erst begonnen, über dreißig Jäger werden uns die Flucht erschweren. Wie weit werden wir kommen?"
 

D

uncan dreht sich bleich von der Leiche weg, seine Augen wandern über Kendras Gesicht, das unberührt immer noch auf die Leiche gerichtet ist. Ihr gedankenverlorenes Gesicht wendet sich nun Duncan zu, "Wir müssen hier weg!" Sie geht langsam los, immer länger werden ihre Schritte, bis sie schließlich rennt. Duncan läuft ihr hinterher.

Minuten vergehen, aus der Ferne sehen sie, wie Rauch über dem Wald aufsteigt. "Die Hütte, sie brennt, sie steht, oder vielmehr stand dort hinten, es kann nur die Hütte sein. Wenn es der Wald wäre, wäre das Feuer größer. Sie haben das Holzhaus wohl entdeckt, und dann gleich angezündet. Jetzt können wir uns dort nicht mehr verstecken." Duncan blickt einige Zeit in diese Richtung, lässt aber dann seinen Blick durch die Bäume streifen.

Nach einer kurzen Weile hören die beiden von weitem laute Schreie und Rufe, auch Pferdeschnauben ist zu hören. Die Geräusche kommen immer näher, "Jäger kommen, wir müssen uns verstecken!" Kendra springt hinter einen Busch. Sie gräbt sich in die Zweige ein, dessen Blätter und Früchte sie verdecken. Duncan will auch gerade hinter den Strauch springen, als einer der Jäger aus dem Dickicht kommt. Er erkennt, dass es der Bogenschütze ist, der ihn schon ansprach, noch ehe er angehalten hat. "Duncan, wo hast du dein Pferd gelassen?" Sein Auge funkelt im Licht der Sonne. "Weißt du, in welcher Richtung die Hexe sein könnte?" Duncan stockt, doch dann entschließt er sich, zu antworten. "Mein Pferd ist tot, erschossen,..." Entsetzt über seine Worte, welche verraten wie sein Pferd starb, sie verraten auch, wer der Mörder sein könnte, denn es gibt bei dieser Jagd nur einen Bogenschützen, und der steht vor ihm.

Kendra sitzt in ihrem Versteck und zwingt sich, sich nicht zu bewegen. Aber auf einmal durchzieht sie ein unheimliches Gefühl, das sich zu einem Kitzeln in der Nase zusammenzieht. Sie muß sich das Niesen verkneifen, ansonsten bemerkt sie der Jäger, und sie ist tot. Aber es geht nicht, sosehr sie sich konzentriert, sie schafft es nicht. Das Kitzeln wird immer stärker, die Luft bleibt ihr weg, dann das erleichternde, aber tödliche Niesen. Das Niesen kommt ihr sehr laut vor, der Strauch wird durch das Zusammenzucken ihres Körpers geschüttelt.

Der Jäger stutzt, was hat er da gehört? Duncan zuckt zusammen, "Jetzt sind wir tot, jetzt hat er uns, er wird uns beide töten." Doch als er sich nur eine Sekunde später umdreht, um nach dem Strauch zu schauen, in dem Kendra sitzt, stutzt er. Ein kleines Eichhörnchen kommt laut fiepend aus dem Busch gesprungen. Hinter dem Tier kommt ein Fuchs quer durch den Strauch gesprungen. Die Tiere huschen ins weitere Dickicht und verschwinden aus dem Blickfeld der Männer. Duncan wundert sich. Wo ist Kendra? Er hat sie doch hinter dem Strauch verschwinden sehen. Sie ist aber nicht in ihrem Versteck, sonst hätte er sie entdeckt, und auch der Jäger hätte sie sehen sollen.

Der Jäger aber schaut verdutzt die beiden Tiere an und macht sich dann mit einer Verabschiedungsgeste auf seinen Weg. Duncan aber bemerkt diese Geste nicht. Er blickt noch immer ungläubig auf den Strauch, hinter dem sich das Mädchen versteckte. Kurz nachdem er durch eine Schneise im Gebüsch verschwunden ist, wagt sich Kendra aus ihrem Versteck. Sie ist erleichtert darüber, dass sie nicht entdeckt worden ist. Sie geht auf Duncan zu, der sie nur mit entgeistertem Blick anschaut. "Was schaust du mich so an?" blickt sie Duncan fragend an. Dieser aber öffnet seinen Mund, will etwas sagen, aber er weiß nicht was, dann nach ein paar Sekunden sagt er doch etwas: "Du warst dort hinter dem Strauch,...aber wo kamen die Tiere her? Wo warst du? Das gibt es doch gar nicht." Kendra versteht nicht was Duncan meint, "Welche Tiere? Was ist denn los?" Duncans Mund öffnet und schließt sich wieder, kein Wort kommt aus seiner Kehle, er steht nur verdutzt da, und schaut den Strauch an. Dann blickt er zu Kendra und dann wieder zum Strauch. "Da sind zwei Tiere aus dem Strauch gesprungen: ein Eichhörnchen und ein Fuchs. Sie sind ins Gebüsch verschwunden. Der Strauch war ganz auseinander gebogen. Man hat gesehen, was dahinter war, doch da war nichts, du warst nicht da!" Kendras Gesicht wandelt sich zu einer fragenden Mine. Sie versteht nicht, was Duncan ihr sagen will, er redet in ihren Augen nur Unsinniges. Langsam aber sieht sie, das er dass ganz ernst meint, und ihr wird auch klar, was passiert sein muß, was nicht normal gewesen sein kann, sonst hätte der Jäger sie entdeckt und sie getötet.

Beide stehen eine ganze Weile da und starren auf den Strauch, der Kendra als Versteck diente. Die Geräusche der Jäger verstummen. Doch der Himmel verdunkelt sich rasend schnell, ein Gewitter zieht auf.

Die Wolken wecken die beiden aus ihrer Trance. Ihnen wird klar, sie müssen sich einen Unterschlupf suchen, in dem sie den Regen überstehen. Sie reißen sich los. und gehen in irgendeine Himmelsrichtung.

Der erste Blitz zuckt über den Himmel. Duncan und Kendra erreichen eine Lichtung, im selben Augenblick fängt es an zu schütten, das Wasser prasselt auf die Blätter und Nadeln der Bäume. Doch auf der Lichtung ist es trocken, kein Tropfen fällt vom Himmel. Die beiden werden nicht naß, die Lichtung scheint abgeschirmt vor dem Wasser zu sein. So auch vor dem drei Jägern, die gerade schimpfend an der Lichtung vorbeiziehen und nicht bemerken, dass dort jemand steht.

"Verfluchtes Wetter! Was soll das? Ich war so nah dran!" Die weißblonde Jägerin stapft mit großen Schritten durch den Wald, sie hat ihr Pferd wohl verloren oder es irgendwo stehen lassen.

Kendra schaudert es, ihre Magie gibt ihr ein Zeichen. Ein Zeichen, das ihr sagt, dass diese Jägerin nicht menschlicher Natur ist. Sie ist dämonisch, schrecklich und vor allem tödlich, ohne einen Funken von Gefühl.

Anscheinend wird sie durch etwas abgelenkt, denn sie bleibt ruckartig stehen. Duncan ist wie zu einem Stein erstarrt. Er steht mitten auf der Lichtung, hinter ihm Kendra, die sich auch nicht vom Fleck rührt. Doch es waren nicht sie, die die Jägerin ablenkten, es war ein anderer Jäger. Aber das erkannte die Frau wohl erst zu spät, sie schoß in Blitzesschnelle eine Kugel aus heißer Lava gegen ihn, die Kugel kam wohl aus ihren Handgelenken. Sie trifft auf den Jäger und dieser wird von der Wucht des Balles zerrissen. Seine Leiche fällt brennend zu Boden, lichterloh brennt sie, nach einigen Sekunden hellen Feuers war der Körper vollkommen in Asche verwandelt. Die Umgebung um die sterblichen Überreste des Jägers blieb wie durch ein Wunder verschont von dem Feuer. Jetzt ist es Duncan und Kendra klar, sie ist kein normaler Mensch, sie ist aber auch keine Hexe, sie ist eindeutig ein Dämon, wie ihr gräuliches Lachen auch beweist. Sie schert sich nicht darum, wen sie getötet hat, ihr ist es egal. Allerdings sieht man ihr auch etwas Enttäuschung an, schließlich meinte sie, die Hexe zu töten.

Doch sie bemerkt nicht, wie nah sie der Hexe ist, dass sie nur wenige Schritte entfernt von ihr steht. Sie läuft einfach weiter, ohne auch nur das Geringste zu ahnen.

Langsam löst sich die Starre aus den Körpern der beiden. Sie wagen es, sich wieder zu bewegen, und wieder zu atmen.

Der Regen wird immer schlimmer, doch der Himmel über den beiden ist klar. Bis zum Rand der Lichtung geht der klare Himmel. Danach hängen tiefschwarze Wolken über dem Boden, und das schlimmste Gewitter scheint sich daraus zu entwickeln.

"Kendra, ich muß dir etwas sagen,..." Duncan flüsterte ganz leise, damit die Jäger ihn auch ja nicht hören können. Verdutzt schaut Kendra ihn an. "...,mein Vater hat es irgendwie geschafft, dir deine Seele zu rauben!" Bleich blickt ihn Kendra an. Doch dann sagt sie: "Wieso? Ich meine schon lange, dass mir etwas fehlt, aber wieso meine Seele? Was will er mit ihr?" "Ich weiß es nicht Kendra, aber wir müssen versuchen sie dir wieder zurückzuholen!"

Dann herrscht eine lange Stille. Keiner von ihnen sagt etwas. Mehrere Jäger ziehen an ihnen vorbei, sie merken alle nichts.

Nicht allzu weit entfernt ertönt ein Knall, ein heller Blitz durchzuckt den Himmel. Ein Schrei, dann ein dumpfer Ton, Geruch von verbranntem Fleisch zieht durch den Wald. Ein Jäger scheint von einem Blitz getroffen zu sein, und elendig verbrannt zu sein.

Mit steinerner Mine starrt Duncan noch in die Richtung, aus welcher der Blitz kam. Kendra aber scheint der Blitz nicht erschreckt zu haben, sie steht immer noch ganz gelassen neben Duncan. Ein paar Stunden vergehen, dann verzogen sich die Wolken, und der Himmel wurde wieder klar. Kendra und Duncan, die ängstlich hinter einem Busch auf der Lichtung Schutz gesucht hatten, kommen nun aus ihrem Versteck. Die Jäger streifen schon lange nicht mehr an der Lichtung vorbei. Die beiden Flüchtlinge wagen es die Lichtung zu verlassen. Die Bäume und Sträucher außerhalb ihrer Lichtung sind naß, die Regentropfen glänzen in der untergehenden Sonne. Das gespiegelte Licht brennt in den Augen der beiden.

Alles ist leise, kein Vogel, kein Pferdegetrappel, keine menschlichen Stimmen.

Etwas Magisches hatte sie gerettet, keine normale Begebenheit hätte so eine Ausnahme zugelassen. Doch wer oder was hat sie gerettet?

Das Versteck

KAPITEL

6

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DAS VERSTECK
 

"Wer hat uns gerettet? Jemand rettete unser Leben, und wir können ihm nicht danken. Doch gerettet sind wir noch lange nicht. Wir müssen hier noch raus, den Wald verlassen, dann sind wir frei. Wir brauchen jetzt ein Versteck, in dem wir die nächsten Tage überleben, denn dann werden die Jäger wahrscheinlich aufgeben oder zumindest werden sie die Jagd verlangsamen, wenn sie keinen Erfolg zeigt."

D
 

em Stand der Sonne nach zu beurteilen, ist es gerade ungefähr die achte Abendstunde. Die beiden Flüchtlinge haben vor, eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Erschöpft von den Strapazen des Tages schleppen sie sich durch den Wald. Beide stützen sich gegenseitig aufeinander. Beide sind kurz davor einfach auf den Boden zu fallen, und im matschigen Waldboden einzuschlafen. Gegenseitig versuchen sie sich wachzuhalten. Die Büsche und Sträucher wachsen immer dichter über dem Boden, so dass man kaum einen Schritt tun kann, ohne einen Zweig abzubrechen. Die Bäume werden immer höher und dunkler. Es besteht keine Chance eine Baumkrone zu finden, auf der man sicher wäre oder einen hohlen Baum zu finden, der Platz genug für beide bietet. Die beiden sind völlig am Ende ihrer Kräfte und streifen immer langsamer durch den Wald.

Plötzlich aber wird hinter ihnen ein Klopfen immer lauter, das nach wenigen Sekunden zu Hufschlägen angeschwollene Klopfen verfolgt die beiden. Sie kommen wieder zur Besinnung und fangen an, ihre letzte Kraft in ein paar schnelle und lange Schritte zusammenzufassen. Nach wenigen Schritten knickt Kendra mit ihrem Fuß um und fällt hin, woraufhin sie auch Duncan zu Boden zieht. Unter dem Gewicht der beiden gibt der Waldboden nach und bricht durch. Beide fallen wenige Zentimeter nach unten und fallen mit voller Wucht auf einen holzartigen Boden. Dann rutschen sie, immer schneller, immer kurviger wird die Rutschpartie. Einige Sekunden später landen die beiden auf einem weichen Untergrund. Um sie herum ist es zappenduster. Mühsam rappeln sich beide auf, doch sie sind zu schwach. Sekunden später sind beide eingeschlafen.

Stunden vergehen. Die Sonne muß schon wieder aufgegangen sein, da ein dünner Lichtstrahl durch die Decke scheint. Duncans Augen öffnen sich, er kann nicht erkennen, wo er ist, da das Sonnenlicht nicht ausreicht, um die Umgebung zu erhellen. Langsam aber gewöhnen sich seine Augen an das schwache Licht, und er sah Kendra neben sich liegen. Sie schläft noch tief und fest. Duncan beschließt, sie erst einmal schlafen zu lassen. Währenddessen nimmt er sich vor sich umzuschauen und festzustellen, wo sie sind.

Es ist ein großer Raum, er hat fünf Ecken. Die Wände sind mit Schränken und Bildern behängt. Kendra und Duncan liegen auf einer Matte. Vor der Matte kommt aus der Wand eine Rutsche, die beide Stunden zuvor hinuntergerutscht sind. Von oben scheint die Sonne hinunter und erhellt das Zimmer immer mehr. Jetzt kann Duncan genau erkennen, wo sie sich befinden. Es ist ein Raum, der wie eine Wohnung eingerichtet ist. In einer Ecke stehen zwei Betten, und in der anderen befindet sich ein Tisch mit zwei Stühlen. Der Boden ist mit Holzlatten ausgebaut. Duncan steht von der Matte auf, und sieht auf dem Boden sein Beil liegen. Er hatte es die ganze Zeit auf seinem Rücken, aber er hat es ganz vergessen.

Kendra schläft immer noch. So beschließt er sich, sie in eines der Betten zu legen, und vor die Rutsche zur Sicherheit seine Streitaxt so hinzustellen, dass, wenn jemand dort hinunterrutscht, direkt vom Beil aufgespießt wird.

Duncan beugt sich zu Kendra hinunter, und fasst mit seinem Armen unter ihre Achseln und Beine, so dass er sie leicht hochheben kann. Er trägt sie zu dem Bett und legt sie hinein. In diesem Moment bewegt sich Kendra ein wenig, und Duncan kann ein leises "Danke!" verstehen. Er weiß aber nicht, ob sie nur im Schlaf spricht oder ob sie mit ihm spricht. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, und obwohl Duncan weiß, dass sie schläft, lächelt er zurück. Auch kann es sein, dass in seinem Kopf das Lächeln aus einem anderen Grund über sein Gesicht huschte.

Einige Stunden vergehen, die Sonne scheint schon hoch über dem Horizont Kendra und Duncan hörten immer wieder, wie Jäger schreiend über ihre Köpfe hinwegliefen. Keiner von ihnen bemerkte etwas.

Beide Flüchtlinge nutzten die Zeit, um sich etwas in der Wohnhöhle umzusehen. Sie durchsuchten den Schrank, der in einer Ecke stand. Als Duncan ihn öffnet, fallen ihm einige Kleidungsstücke entgegen. Er schaut sie sich genauer an. und erkennt, dass sie wahrscheinlich von einem Kind stammen, aber auch Kleider einer Frau hängen in dem Schrank.

Während dem Durchsuchen werden die beiden immer hungriger. Doch nirgends finden sie etwas zu essen. Beim Öffnen eines Wandschrankes finden sie etwas getrocknetes Obst, das noch eßbar zu sein scheint. Gierig stopfen sich die beiden mit den Früchten voll. Ihr Hunger war vorerst gestillt.

"Wir bleiben die nächsten paar Tage hier. Sie finden uns hier nicht." Nickend stimmte Kendra dem Vorschlag zu.

Der Tag vergeht, es wird Abend. Gerade, als beide sich über die Ereignisse der letzten Tage unterhielten, krachte plötzlich etwas, dann Sekunden später ertönte ein Schrei.

Durch die angehende Dunkelheit konnten die beiden erkennen, wie ein kleiner Körper auf die Axt zugerast kam und nun aufgespießt ist.

Mit rasenden Herzen stehen beide wie in Panik auf, und rennen auf den Körper zu. Es ist ein kleiner Junge, er ist über die rechte Schulter bis zur linken unteren Rippe auf die Axt gespießt. Er ist bewußtlos - aber er lebt. Duncan ist völlig aufgelöst, Kendra dagegen ist ruhig. Sie verspürt keine Panik, auch keine Angst um das Leben des Kindes. Sie konzentriert sich auf ihre Kräfte und versucht dadurch das Leben des Kindes zu retten. Langsam, aber zügig strömen ihre Kräfte in ihre Finger, die sich fest um den Griff der Axt klammern. Dann zieht sie die Axt schnell aus dem Körper des Kindes. Der kleine Körper zuckt zusammen, seine Wunde schließt sich wie im Zeitraffer. Schon nach wenigen Minuten ist kaum noch etwas von ihr zu erkennen. Kendra aber sackt zusammen, es hat sie viel Kraft gekostet den Jungen zu heilen. Dieser kommt nach kurzer Zeit zu sich, seine Augen weiten sich, er öffnet seinen Mund, nur um ihn Sekunden darauf wieder zu schließen. Duncan steht verwundert daneben. Er hat noch nie gesehen, wie Magie für die Heilung eingesetzt wird, nur wie sie für Leid und Schmerz mißbraucht wurde.

Langsam setzt sich der kleine Junge auf, kreidebleich blickt er sich um. Zuerst erblickt er Duncan, der immer noch erstaunt dasteht, und gar nicht gemerkt hat, dass Kendra auf dem Boden liegt. Dann sieht der Junge Kendra, ihr Gesicht ist starr und bleich, sie schwebt zwischen Bewußtlosigkeit und Schlaf. Doch sie scheint zu merken, dass der Junge sie anschaut. Ein Blitz zuckt durch die Augen des Jungen, irgend etwas scheint ihn Vertrauen fassen zu lassen. "Du kannst mir helfen, du bist eine Hexe, wie meine Mama,..." Eine Träne formt sich in seinem Gesicht, doch er spricht tapfer weiter. "..., er hat sie getötet, mit seiner Jagd. Ich bin Arad, ich lebe hier allein. Meine Mama war eine Hexe, mein Papa war ein Jäger. Er wurde gezwungen meine Mama zu jagen. Doch jetzt sind beide tot. Doch es gibt einen Weg sie zum Leben zurückzuholen, und du mußt mir helfen." Kendra ist immer noch nicht bei Bewußtsein, doch sie hat jedes einzelne Wort verstanden, und sie weiß, dass sie helfen kann und muß.

Stunden vergehen bis Kendra wieder zu Kräften kommt. Sie liegt auf einem der Betten, und ruht sich aus, in dem anderen liegt der Junge und schläft.

Duncan sitzt auf einem Stuhl und starrt immer auf dem Jungen, dann auf Kendra, und wieder auf den Jungen. Während er mit seinem Blick immer wieder über die zwei streicht, merkt er gar nicht, dass sein Blick immer länger auf Kendra ruhen bleibt. Er weiß nicht, was er für sie fühlt, er hat so etwas noch nie gefühlt.

Doch jetzt galt es, erst einmal herauszufinden, wie man dem Jungen helfen kann und einen Ausgang zu finden.

Noch ein paar Stunden später sind Kendra und Arad wieder soweit bei Kräften, dass die drei sich unterhalten können.

"Arad, woher kommst du? Was genau ist mit deinen Eltern passiert?" "Ich wohne hier, meine Mama hat das hier gebaut. Sie sagte mir, dass, wenn sie weg ist, bald jemand kommen wird und mir helfen wird. Und das bist du Kendra. Kannst du mir helfen? Ich will meine Mama wieder zurück, sie ist schon so lange weg." Gerade wollte Kendra wieder zu einem Satz ansetzen, als ihr auffiel, dass der Junge nicht, wie sie angenommen hatte, ungefähr zehn Jahre alt ist, sondern dass er jünger ist, viel jünger, um genau zu sein, dürfte er fünf Jahre zählen. Doch für dieses Alter war Arad viel zu schlau. Er hat viel von seiner Mutter gelernt. Sie hat ihn gut erzogen, sonst hätte er nicht so lange überlebt.

An ihm ist Magie, man spürt sie genau. Auch schon in Anbetracht seines Alters und seiner Statur wird klar, dass er kein normaler Mensch ist. Doch unter den Zügen des Jungen ist doch eine sanfte Seele, die noch etwas naiv in die Welt blickt. Seine grünen Augen und seine kurzen schwarzen Haare verraten sein Alter. Aber seine Körpergröße läßt auf ein längeres Leben schließen.

Alle drei beschießen, noch einige Nächte in ihrem Versteck zu bleiben. Es ist sicherer hier, als draußen, wo die Gefahr lauert, ständig gefunden und getötet zu werden. Kendra und Arad sind noch nicht stark genug um die Jagd so zu Ende zu führen.

Noch immer ist Duncans Blick fragend. "Wo kommst du jetzt her? Über uns laufen Dutzende von Jägern herum. Sie hätten dich töten können, wie hast du es bis hier geschafft?" "Meine Mama hat mir geholfen, sie ist immer bei mir, sie hat mir aus dem Saal der Seelen ihre Hilfe geschickt. Meine Mama kann das, sie ist sehr mächtig." Duncan stutzt als er die Wort Arads hört, im gibt das Wort "ist" Rätsel auf. Arad sagte seine Eltern wären beide tot, und doch spricht er von seiner Mutter so, als würde sie noch am Leben sein.

Kendra aber meint, alles was der Junge erzählt zu verstehen. Sie kommt langsam wieder zu ihrer Kraft zurück, und schon nach ein paar Stunden kann sie sich wieder auf ihren Beinen halten. Die Heilung hatte fast ihre ganze Kraft gekostet, so dass sie nicht genug Kraft für sich übrig hatte, um sich selbst aufrecht zu halten.

Es wird langsam wieder Abend, den Dreien knurrt der Magen. Duncan beschließt nach oben zu gehen und etwas zum Essen zu suchen.

Durch einen Geheimgang, den Arad ihm gezeigt hat, kommt er leicht an die Oberfläche. Die rote Sonne scheint ihm ins Gesicht, als er die letzten Treppenstufen hinter sich bringt, und sie dann wieder mit dem Moosdeckel, der vorher darauf lag, wieder zudeckt.

Das Wetter ist feucht und naß. Die Vögel werden immer leiser, und langsam neigt sich die Sonne dem Horizont zu, um schließlich dahinter zu verschwinden.

Der Wald ist ruhig, in der Ferne hört man zwar die Jäger reiten, aber das nur sehr leise, so dass man annehmen kann, dass sie lange brauchen würden, bis sie hier eintreffen.

Duncan geht ein paar Schritte. Plötzlich entdeckt er vor sich ein paar Spuren, die noch nicht sehr alt sein können. Nur mit Mühe erkennt er, dass es sich bei den Spuren um Menschenspuren handelt, aber er kann nicht erkennen wie viele Menschen es sind. Duncans Atem stockt, "Einer der Jäger ist hier!" Abrupt bleibt er stehen. Nur einige hundert Meter vor ihm sind sie. Er will umkehren. Doch die Neugierde packt ihn. Langsam schleicht er sich näher. Hinter einem großen Baum bleibt er stehen, eine kleine Lichtung mitten im dichtesten Wald liegt vor ihm. Und darauf stehen zwei Männer, einer davon ist Simon, Duncans Vater. Der andere aber ist Duncan völlig unbekannt. "Lange wird diese Hexe nicht überleben. Ohne ihre Seele kann sie nicht anders als sich zu ergeben, denn ein Leben in meiner Gewalt und ohne Gefühle kann selbst eine Hexe nicht überleben, und solange sie dieses Halsband trägt, kann sie nicht einfach verschwinden. Früher oder später wird sie irgendwo auftauchen, und dann habe ich wieder eine Seele für meine Sammlung, dessen Körper längst tot ist. Die Jäger werden dann nur noch zu Trophäen, die ich nebenbei erhalte. Ihre Körper sind dann meine Sklaven, mit denen ich dann machen kann, was ich will. So wie mit den anderen in meinem Kerker. Nur zu schade, dass ich dieses Mal meinen Sohn auch opfern muß. Er wollte es so aber früher oder später hätte ich mir seine Seele sowieso genommen." Duncan schluckt, ihm ist als hätte sich in seinem Hals ein riesiger Kloß gebildet. Sein Vater ist brutal, er ist ein Mörder, aber das er so etwas tut, dass er die Schwarze Magie dafür einsetzt, hätte er nie gedacht. Der andere Mann steht nur da, er ist kreidebleich, und im nächsten Augenblick bricht er zusammen, tot. Was hat Simon vor? Weiß er, dass Duncan mit Kendra zusammenarbeitet, war das alles nur gespielt? Duncans Gedanken sind völlig wirr, er weiß nicht was er jetzt tun soll.

Plötzlich von einem Augenblick zu anderen ist sein Vater verschwunden. Nur noch eine leichte Staubwolke erinnert daran, das noch vor Sekunden jemand auf dem Waldboden gestanden hat. Die Leiche des anderen Mannes ist ebenfalls verschwunden. Duncan ist ratlos, er ist hoffnungslos. Weiß sein Vater, was er versucht zu tun, oder weiß er es nicht? Noch einige Minuten steht er wie versteinert in seinem Versteck. Seine Gedanken kreisen um seinen Vater, um Kendra, ihre Seele und das Halsband. Sie ist nicht herzlos, sie ist es nicht, ihr leerer kalter Blick läßt diesen Schluß ziehen. Aber es ist nicht wahr, sie muß das Halsband loswerden. Ihre Seele scheint sich aber zu weigern, denn sie hat noch Gefühle, sonst hätte sie Arad nicht das Leben gerettet.

Seine Gedanken verstricken sich immer mehr, immer tiefer und intensiver, abwesend, sich aber bewusst, dass er noch etwas zu essen suchen muß, geht er los. Langsam, aber zügig geht er schnurstracks auf einen Strauch zu, der voll behängt ist mit eßbaren Früchten. Mit abwesenden Blick pflückt er einige der Früchte und läuft dann zu Kendra und Arad zurück.

Ganz außer Atem erzählt er, was er im Wald erlebt hat. Das Gesicht von Kendra ist leer. Sie hat keine Seele mehr. Das erklärt, warum sie nicht weiß, weshalb sie diesen Jungen gerettet hat, und das sie nichts, gar nichts empfindet, weder Angst noch Furcht vor dem was kommt. Krampfhaft versucht sie mit ihren Fingern, das Halsband loszureißen, doch sie schafft es nicht. Auch Duncan versucht mehrmals das Band durchzureißen oder durchzuschneiden, aber es gibt immer nach, sie können es nicht entfernen. Nach unzähligen Versuchen geben sie es schließlich auf.

Einige Tage bleiben sie noch in ihrem Versteck, bis sie dann an einem Morgen aufwachen, und über ihnen Stimmen erklingen. "Gleich haben wir sie, ich kann sie riechen!" Es ist die Stimme einer der drei Kriegern - genauer gesagt - einer Kriegerin. Es ist die Kriegerin, die den Jäger auf dem Gewissen hat, der so elendig verbrannt ist.

In den kleinen Löchern, die Licht in die Höhle lassen, sehen die drei immer wieder Schatten vorbeihuschen.

Die Stimmen werden gefährlich lauter. Jemand scheint auf etwas gestoßen zu sein: "Schaut mal her! Hier ist etwas!" Sekunden später kam jemand die Rutsche heruntergerutscht. Ein Schrei! Die Streitaxt traf ihn so unglücklich, dass seine rechte Schulter von seinem Oberkörper abgetrennt wurde. Der Körper bricht zusammen, Blut spritzt aus der Wunde. Arad und Duncan stehen wie angewurzelt da und blicken kreidebleich sie auf die Leiche. Kendra bleibt gefaßt, sie ist nicht berührt von dem was gerade passiert ist, sie empfindet nichts. Momente später kommt ein weiterer Jäger die Rutsche hinunter. Erst blickt er mit großen Augen verwundert und entsetzt auf seinen toten Kameraden. Doch dann wandelt sich sein Blick, mit wütender Mine hebt er seinen Kopf, und stürmt auf die drei zu.

Die Jagd geht weiter

KAPITEL

7

__________
 

DIE JAGD GEHT WEITER
 

"Wie konnten sie uns finden? Was hat uns verraten? Das werden wir nicht überleben, gleich werden wir alle sterben. Er wird uns töten, auf die grausamste Weise. Wir können nun nicht mehr entkommen...."
 

S

ein Atem stockte, als der Jäger ihn erblickte. Bleich vor Schreck stand er da. Er konnte sich nicht bewegen. Der Jäger erhob sein Schwert und setzte zu einem tödlichen Schlag an.

Plötzlich aber wurde er von einer unsichtbaren Kraft nach hinten geschleudert. Ganz verdutzt, aber erleichtert dreht sich Duncan um. Kendra und Arad stehen mit ausgestreckten Armen da und scheinen auf das was gerade passiert ist, auch keine Antwort zu haben.

Mit Schrecken in den Gliedern beschließen sie schnell durch die geheime Tür zu verschwinden.

Schnaufend erreichen sie die Türe, die nach draußen in den Wald führt an, Arad stolpert und fällt auf das taunasse Gras.

Kendra und Duncan greifen gleichzeitig nach dem Jungen und ziehen ihn wieder auf die Beine. Sie setzen ihre Flucht fort.

Die Jäger haben anscheinend noch nicht bemerkt, dass die Drei aus der Höhle verschwunden sind, und wenn doch, dann haben sie sie noch nicht gefunden. Alle Drei wagen es nicht sich umzudrehen, sie rennen einfach geradeaus weiter.

Die Stimmen der Jäger werden immer leiser.

Vielleicht haben sie es geschafft und die Jäger abgehängt. Doch sie rennen trotzdem weiter. Plötzlich bricht Kendra zusammen., sie bleibt für Sekunden regungslos auf der Erde liegen. Duncan bleibt stehen, zeigt Arad mit einer kurzen Geste, dass er weiterlaufen soll. Dann dreht er um und hilft Kendra aufzustehen. Sie hat keine Kraft mehr, um weiter zu laufen. Sie hat das Gefühl, als würde das eiserne Band um ihren Hals immer schwerer werden, und ihr ihre Kraft rauben um weiterzulaufen. Duncan packt Kendras Arm und zerrt sie weiter. Langsam kommen sie weiter. Arad ist nicht - wie Duncan ihm gesagt hat - weiter gelaufen, sondern wartete einige Meter weiter versteckt hinter einem Baumstamm. "Hörst du nicht, die Jäger sind weit weg, wir können ein bißchen warten und ein wenig Kräfte sammeln, bevor wir weiter gehen." Duncan nickt. Ihm fällt jetzt erst - als ihn Arad daran erinnert hat - auf, dass die Jäger wirklich nicht mehr zu hören sind. Sie sind einfach schon zu weit gelaufen, allerdings hat sie diese über eilte Flucht auch die Orientierung gekostet. Schlaff lassen sich alle Drei auf den Boden fallen.

Arad, dessen Kräfte zu sehr von dem geschwächt waren, was in der Wohnhöhle passiert ist, drohte einzuschlafen, nur mit Mühe hielt er seine Augen offen.

Kendra dagegen ging es schon viel besser. Die schwere Last, die auf ihren Schultern lag, ist wieder verschwunden. Das Halsband ist wieder genau so schwer, wie es war, als sie nicht gelaufen sind. Das Einzige was ihr zu schaffen machte, war das eisige Gefühl, was sie umgab. Sie kann nicht erklären wie grausam es ist, nicht einmal Angst zu haben, nicht einmal verzweifelt zu sein oder ein bisschen erleichtert darüber, dass sie die Jäger für die nächsten paar Minuten abgehängt zu haben. Nur diese eisige Kälte, die ihr Herz umgab, nicht ein klein wenig Wärme, etwas das ihr Hoffnung gab, nichts.
 

Ein paar Minuten später ertönt plötzlich aus gefährlicher Nähe das Bellen eines Hundes. Erschrocken zucken die Drei auf. Aus dem Gebüsch springt ein zähnefletschender Hund, etwa halb so groß wie Arad. Er hetzt auf die Drei los, wird aber kurz vor ihnen wieder zurückgeschleudert. Man kann jetzt erst die Leine sehen, die an seinem Lederhalsband befestigt ist. Duncan und Arad steht vor Schrecken ganz still, sie kann sich nicht bewegen. Kendra dagegen bleibt gelassen. Es berührt sie nicht, dass der Hund sie angreifen will. Sie steht nur da und sieht den Hund an.

Einen Augenschlag später tritt die alte Kriegerin aus dem Schatten der Bäume und Sträucher. Ein breites Grinsen erstreckt sich über ihr faltiges Gesicht. "Du bist also noch am Leben Hexe, und du, Junge, dein Vater ist enttäuscht von dir, er hat dir sein Vertrauen geschenkt, und nun bist du auf der Seite der Hexe. Das ist nicht gut für dich, so könntest du schnell dein Leben verlieren." Duncan kommt aus seinem Schockzustand wieder zu sich, "Und ihr, ihr habt den Späher umgebracht, das war nicht geplant. Was willst du jetzt machen, uns umbringen?" "Nein, das werde ich nicht. Ihr habt zwar alle den Tod verdient, aber ich werde euer Leben zur Hölle machen. Ich will euch leiden sehen, ich will sehen, wie ihr langsam zu Tode gehetzt werdet!" Arad versteckt sich hinter Kendra. Diese allerdings steht da, und sieht der Kriegerin in die Augen. Keinen Mucks macht sie, auch nicht, als diese ihr Schwert erhebt. Widerwillig senkt diese ihr Schwert wieder, so, als würde sie von einer anderen Kraft dazu gezwungen. Duncan allerdings steht verdutzt da. "Warum bringt sie uns nicht um? Sie hat doch jetzt die beste Chance dazu." Die Kriegerin zieht ihren Hund an sich heran und sagt noch einen letzten Satz zu den Dreien, bevor sie im Dickicht verschwindet. "Ich werde euch bei unserem nächsten Treffen töten, das verspreche ich euch!" Lachend zieht sie dann von dannen.

Duncan dreht sich verdutzt zu Kendra um, die sich gerade wieder auf den Erdboden setzen will. Mit ruhiger Stimme erzählt sie Arad und Duncan was gerade passiert ist, warum die Kriegerin sie nicht getötet hat. "Ich habe meine letzten magischen Kräfte aufgebraucht, um sie davon abzuhalten. Doch nun kann ich keine Magie mehr einsetzen. Ich bin jetzt auch zu schwach, um weiter zu laufen. Ihr müsst mich hier lassen, ich werde mich meinem Schicksal stellen." "Nein, Kendra wir werden dich nicht hier zurück lassen, wir nehmen dich mit!" Vorwurfsvoll blickt Arad zu Kendra, "Du hast mir aber versprochen, das wir meine Mami retten. Du darfst jetzt nicht aufgeben!"

Kendra zwingt sich zu einem Lächeln, "Also gut, ihr müsst mir aber helfen. Ich habe nicht mehr viel Kraft."

Arad und Duncan helfen Kendra aufzustehen. Kendra stützt sich auf die beiden. Jetzt kommen sie wenigstens langsam voran.

Langsam wird es Abend, Sie sind bis jetzt noch keinem weiterem Jäger begegnet sie kommen an den Fuß eines Berges. Sie wandern an der Steinwand entlang, und stoßen nach einigen hundert Metern auf einen Höhleneingang. Kurz entschlossen betreten sie die Höhle, um die Nacht über dort zu bleiben.

Sie scheint unbewohnt zu sein. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass ein Bär oder ein anderes Lebewesen in absehbarer Zeit diese Höhle betreten, geschweige denn verlassen hat. So können sie ohne sich Gedanken zu machen, in die Höhle gehen. Duncan und Arad setzen Kendra ab, sie lehnen sie gegen einen Stein, ihr Körper ist immer schwächer geworden. Arad bleibt bei ihr, solange Duncan versucht ein Feuer anzumachen, damit sie die Nacht über wilde Tiere fernhalten können.

Kendras lehnt an dem Stein. Sie versucht gegen die Müdigkeit anzukämpfen, doch sie schafft es nicht. Es dauert nur ein paar Augenblicke, doch gegen die Müdigkeit hatte sie keine Chance, sie schläft ein, sie hat einen tiefen Schlaf.

Duncan beschließt, dass er die Nacht über Wache hält, und dass Arad auch schlafen sollte.

Stunden später, als Duncan neben Kendra und Arad immer noch Wache hält, hört er ein Rascheln, das aus den Büschen vor der Höhle zu kommen scheint. Duncan schreckt auf. Er weiß nicht, was er jetzt machen soll. Schließlich fasst er doch Mut und steht auf, langsam geht er nach draußen. Mit zaghaften Schritten schreitet er voran. Plötzlich schnellt eine Hand aus einem Busch hervor und greift nach seinem Hals. Schnell erkennt er, dass die Hand zu der jungen Kriegerin gehört, die, die den Jäger im Wald hat verbrennen lassen. Diese Erkenntnis ließ das Blut in Duncans Gliedern gefrieren. Doch schon einen Bruchteil später fassten seine Hände an seinen Hals. Er versucht, die Hand der Kriegerin von seinem Hals zu lösen, aber es gelingt ihm nicht. Langsam geht Duncan die Luft aus. Er merkt, dass seine Füße den Boden nicht mehr berühren. Momente später wurde er mit Wucht gegen eine Felswand geschleudert. Wie ein Reflex fassten seine Hände an seinen Hals. Er bekommt wieder Luft. Doch kaum hat er wieder Luft geholt, riss ihn etwas in die Höhe und drückt ihm ein Messer gegen den Hals.

Duncan sammelt seine letzten Kräfte und schleudert die Frau von ihm weg. Dabei wird sie in das Höhleninnere geschleudert. Sekunden später kommt ein Feuerball auf Duncan zugeflogen, er streift ihn an seinem rechten Arm. Vor lauter Schmerz schreit Duncan laut auf. Daraufhin werden Arad und Kendra aus dem Schlaf gerissen. Als sie erkennen was hier passiert, rennen sie ins Freie. Duncan rennt hinter ihnen her. Die Jägerin scheint sich zu verwandeln, ihr Gesicht wird faltiger, Hörner wachsen aus ihrem Kopf, ihre Hände wandeln sich zu grässlichen Klauen. Das Monster schleudert einen größeren und helleren Feuerball in Duncans Richtung. Der Dämon trifft Duncan aber nicht, sondern die Höhlenwand. Der Feuerball sprengt das Gestein auf, woraufhin die Höhle einzustürzen beginnt. Das Gestein wackelt, die Steine fliegen Meter weit. Nicht einmal einen Atemzug später ist der Höhleneingang zugeschüttet.

Duncan, Kendra und Arad können sich gerade noch vor den Steinen retten, und gelangen so ins Freie.

Das Monster aber kommt nicht mehr ins Freie. Es wurde von den herunterfallenden Steinen erschlagen. Die fallenden Steine machen so einen Lärm, dass keiner die wütenden und schrillen Schreie der Dämonin hören kann. Der Schall der Schreie ist genauso schnell verschwunden, wie der Staub, der von den Gesteinsbrocken aufgewirbelt wird.

Als Duncan sich seine Schulter betrachtet, merkt er erst wie verbrannt die Haut ist. Erst jetzt nimmt er den Schmerz war, der von der Wunde verursacht wird.

Als Kendra die klaffende Brandwunde an Duncans Schulter erblickt, ist sie schockiert. Dann aber versucht sie mit ihren magischen Kräften die Wunde zu heilen. Sie versucht ihre Kräfte zu bündeln, und sie in ihre Finger zu leiten. Aber sie ist noch zu schwach. Sie schafft es nicht und gibt es schließlich auf.

Duncan verzieht vor Schmerzen sein Gesicht, und versucht aber diese zu vergessen. Doch die Anstrengungen scheinen umsonst zu sein. Sein ganzer Körper wird vom Schmerz durchzogen, so dass eine Träne aus seinem Auge tropft.

Alle Drei waren so mit der Wunde beschäftigt, dass noch keiner bemerkt hat, dass dieses Wesen nicht aus der Höhle gekommen ist.

Als Kendra klar wird, dass diese Jägerin keine Gefahr mehr darstellt, beschließt sie im Wald einige Kräuter zu sammeln, um damit Duncans Wunde zu behandeln.

Einige Minuten vergehen, Kendra geht sehr langsam durch den Wald, um nicht ein wichtiges Kraut zu übersehen, doch nach kurzer Suche findet sie eine Alraune, welche sie gut gebrauchen kann. Sie pflückt es, und geht dann aber noch ein wenig weiter, da sie spürt, noch ein besseres Kraut zu finden, aber etwas anderes lässt sie auch weitergehen. Sie weiß nur nicht, was sie dazu veranlaßt. Nur Sekunden später weiß sie warum sie weiter gegangen ist, auf der Erde - nur einige Schritte vor ihr - findet sie die sterblichen Überreste eines verbrannten Menschen. Das kann nur die Kriegerin gewesen sein "Dieses Miststück! Wie kann man nur einen anderen Menschen so einfach töten? Dieser arme Kerl, er konnte doch nichts dafür!!" Sie wußte nicht, warum sie sich das dachte, denn sie fühlte kein Mitleid mit dem Toten, keine Trauer, aber auch keinen Ekel vor den Überresten. Kendra kniet nieder. Sie greift nach dem Eisenhandschuh, um die Leiche nicht mit bloßen Händen zu berühren, doch sie fasst ins Leere. Der Handschuh ist weg, sie muß ihn verloren haben. Sie hat gar nicht bemerkt, das ihre Tasche leichter geworden ist, sosehr war sie mit anderen Dingen beschäftigt. Sie beschließt trotz dem die verkohlten Stücke des Jägers näher anzuschauen. Sie schiebt mit ihren Fingern die schwarzen Knochen auseinander. Doch ihr fällt nichts ungewöhnliches auf, und doch drängte sie etwas, weiter zu suchen. Mit rußschwarzen Händen hob sie den Schädel des Menschen hoch. Kendra betrachtet ihn im Licht der Sonne. Plötzlich aber zuckte sie zusammen, ein dunkler kleiner Gegenstand fiel aus dem Schädel, der daraufhin in seine Einzelteile zerfiel. Neugierig hob sie das schwarze Ding hoch und betrachtet es. Es sieht aus wie ein Auge, ein metallenes schweres Auge. Sie bewegte es mit ihren Fingern in ihrer Handfläche. Ein rundes ovales Ding, das auf einer Seite wie einem Auge nachempfundene Zeichnungen aufweist, zwei Kreise, der eine größer und der andere, der innerhalb des großen Kreises ist, kleiner. Entschlossen steckt sie das Ding in ihre Tasche. Dann dreht sie sich einfach um und geht in eine andere Richtung weiter. Nach einem kurzen Weg kommt sie an einen kleinen Bach, sie wäscht darin ihre Hände. Das Wasser färbt sich schwarz, wie sollte es auch anders sein. Doch plötzlich fängt das Wasser an zu brodeln, Kendra, die ihre Hände immer noch im Wasser wäscht, spürt aber keine Hitze, die das Wasser erhitzen könnte. Sekunden später steigt eine gläserne Kugel aus dem Wasser, in ihr bildet sich ein Bild.

Ein Bild des Schreckens. Hunderte von Menschen stehen in gleichmäßigen Abständen nebeneinander in einer Höhle. Manche jünger und manche älter, doch keiner bewegt sich. Das Bild wird schärfer und genauer. Jetzt kann Kendra entdecken, dass einige der Menschen zerfallene Knochen oder abgefaulte Leichen sind. Viele unterschiedliche Menschen. Manche scheinen noch sehr lebendig zu sein, andere wiederum schon Jahre tot. Das Bild wird größer. Jetzt fährt es an ein Detail heran, das Kendra den Atem stocken ließ. Alle hatten ein Halsband, genau so ein Halsband, wie sie eines hat. Instinktiv greift sie an ihren Hals und zieht an dem Band. Jetzt wird das Bild wieder kleiner und das, was sie jetzt sieht, schreckt sie wieder. Das Halsband, das sie gerade gesehen hat gehört der alten Kriegerin. Es war ihr nicht aufgefallen, dass sie ein solches bei ihrer letzten Begegnung getragen hat. Jetzt wird das Bild noch größer. Nun erkennt sie die ganze Halle. Sie ist vollgestopft mit solchen Menschen, und etwas weiter daneben steht eine Reihe Menschen, ganz einsam und abgesondert. Plötzlich platzt die Blase und der Fluß ist wieder wie vorher. Verwundert steht Kendra auf und geht wieder zu Arad und Duncan zurück, um ihnen von ihrer ungewöhnlichen Erscheinung zu erzählen. Zufällig entdeckt sie auch auf dem Rückweg eine Alraune. Jetzt aber geht Kendra zu Duncan und Arad zurück. Kaum ist sie dort angekommen, fängt sie an, den Verwundeten zu verarzten. Sie zerstampft die Alraune mit einem Stein zu einem Brei und verteilt ihn auf der Wunde. Duncan zuckt zusammen, doch dann lässt der Schmerz in seinem Arm nach. Als Kendra dann auch noch die andere Pflanze auf die Wunde legt, beginnt die Wunde sichtbar zu heilen.

Länger hält es Kendra aber nicht aus. Sie muß den beiden von ihrem Fund und von ihrem Erlebnis erzählen.

Als sie dann nach ihrer Geschichte das Auge aus Metall aus ihrer Tasche zieht, erkennt Duncan das Auge. "Das war einer der drei Jäger, das heißt, die Kriegerin hat ihn umgebracht, und ist dann selbst umgekommen. Das bedeutet, dass jetzt nur noch die alte Kriegerin uns fangen kann, und einige der unerfahrenen Jäger, die mein Vater noch losgeschickt hat." Duncan kann nicht es nicht glauben, sie haben sich selbst umgebracht. Das Erlebnis mit der Glaskugel kann er auch nicht glauben, aber er vertraut Kendra auf eine ungewöhnliche Art, so dass er ihr die Geschichte abnimmt, und sie auch glaubt, so ungewöhnlich sie auch ist.

Arad aber saß die ganze Zeit nachdenklich neben den beiden, als Kendra ihnen das von der Kugel erzählte.

"Meine Mama hat mir immer eine Geschichte erzählt, bevor ich eingeschlafen bin. Darin ging es meistens um eine Halle, in dem genau das ist, was du gesehen hast. Ich dachte, das ist nur ein Märchen, aber das ist es wohl doch nicht. Sie hat mir auch immer erzählt, was es mit der Halle auf sich hat.

"Immer abends, wenn ich nicht schlafen konnte, erzählte mir meine Mama immer die Geschichte von dem bösen Zauberer, der sich die Seelen seiner Opfer holte und sie in einer großen Höhle aufbewahrte. Diese müssen dort so lange stehen, bis ihre Körper starben. Dann zerfallen sie zu Staub. Die Körper der Opfer aber leiden darunter, keine Seele zu haben, denn sie können keine Gefühle haben. Der Zauberer bringt die Körper und die Seelen durch einen Bannspruch auseinander, den er auf ein Halsband spricht." Jetzt erst wurde ihm klar, warum Kendra das Halsband trägt. Auch Kendra und Duncan wissen jetzt was das Halsband auf sich hat. "Wir müssen dich von dem Band befreien, doch wie machen wir das, wir haben doch schon fast alles ausprobiert." Duncan blickt in Kendras Augen, die leer in seine schmerzverzerrten Augen blickt. Kendra ist jetzt sehr wohl bewusst, in welcher Lage sie sich befindet, und sie ist fest entschlossen, das zu ändern.

"Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Man kann die Seelen befreien oder erlösen, indem man das Schwert benutzt. Doch wo sich das Schwert befindet, hat mir meine Mama nicht gesagt. Sie ist auch in der Höhle, das weiß ich, denn sie trug auch so ein Halsband wie du, Kendra."

Die Drei beschließen, dass sie die Höhle suchen, um die Seelen zu befreien und vor allem Kendra zu helfen.

Allerdings haben sie keine Ahnung, wo sie anfangen sollten, nach dem Eingang zu suchen.

Arad konnte sich nicht erinnern, ob ihm seine Mutter jemals davon erzählt hat, wo sich die Höhle befindet. Es ist schon zu lange her, als er seine Mutter das letzte Mal gesehen hat.

Duncan, Kendra und Arad wissen nicht, wo sie suchen sollen, und so beschließen sie, erst einmal am Fuße des Berges entlang zu gehen.

Eine lange Zeit vergeht, die Sonne geht wieder auf. Die Drei sind die ganze Nacht durchgewandert. Sie sind völlig kraftlos und übermüdet, so dass sie beschließen, eine Rast zu machen.

Ohne sich zu vergewissern, dass auch keiner der Jäger in ihrer Nähe ist setzen, sie sich auf den Waldboden, der schon sehr steinig geworden ist, da sie einige hundert Meter den Berg hinaufgestiegen sind.

Duncan und Kendra lehnen sich gegen einen Baum, während Arad in Kendras Armen eingeschlafen ist. Minuten vergehen, da fallen auch Kendra die Augen zu. Duncan aber ist als einziger wach. Einerseits, weil seine Wunde immer noch schmerzt, andererseits, weil er über das nachdenkt, was Arad ihnen erzählt hat.

Die Suche beginnt

KAPITEL

8

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DIE SUCHE BEGINNT
 

"Arads Mutter meinte meinen Vater. Sie kann niemanden anderes gemeint haben, als sie von dem bösen Zauberer gesprochen hat. Kendra hat das Halsband von ihm, also ist er auf alle Fälle dieser Zauberer. Warum? Er hat soviel Geld, was will er da mit den Seelen von Menschen? Weshalb ist mir noch nie etwas aufgefallen? Er muß es sein! Er nimmt den Menschen langsam die Seelen. Indem er einem Menschen ein Halsband anlegt entzieht er ihnen mit der Zeit die ganze Seele . Was für einen Plan hat er? Mein Vater ist noch grausamer, als ich es gedacht habe."
 

D

ie Sonne geht schon wieder unter, als Duncan aufwacht. Er ist wohl doch eingeschlafen. Kendras Kopf ist auf seine Schulter gesunken. Er wagte sich deshalb nicht, sich zu bewegen, weil er fürchtet sie, aufzuwecken. Langsam bewegt er sich, doch Kendra bemerkte die Bewegung und schlug ihre Augen auf. Kendras Gedanken sind glasklar. Sie weiß, wo sie ist und sie weiß, warum sie hier ist. Sie steht auf, weckt Arad, und sagt mit kalter gefasster Stimme, "Wir müssen uns etwas zu essen suchen. Ihr Zwei sucht jetzt Feuerholz, ich komme gleich wieder." Ohne ein Wort darüber zu verlieren, ihre Seele zu retten, schlägt sie ihren Weg in den Wald ein und verschwindet im Gebüsch. Arad und Duncan stehen verwundert da, und schauen Kendra nach. Erst als sie weg ist, fällt ihnen ein, wie sie sie hätten aufhalten können. Aber jetzt ist es zu spät. Ihnen fällt nichts anderes ein, außer das zu tun, was Kendra ihnen aufgetragen hat, und so suchen sie geeignetes Holz für ein Lagerfeuer.

Nach einer Zeit kommt Kendra wieder, das Feuer brennt schon. Sie hat ein totes Kaninchen dabei. Ohne ein Wort zu sagen, schmeißt sie es auf den Boden und fängt an, mit ihrem Dolch das Tier zu häuten. Nach kurzer Zeit fangen Duncan und Arad an, auf sie einzureden, "Kendra, was ist los? Warum sagst du kein Wort zu uns?" Arad verzweifelt fast Kendra sagt kein Wort zu den beiden. "Kendra, wir müssen doch weiter, wir müssen dir das Halsband abnehmen." Inzwischen brät das Kaninchen schon über dem lodernden Feuer.

Die Sonne geht schon wieder unter, als die Drei mit dem Essen fertig sind. Kendra hat während dem Essen kein Wort gesagt. Sie saß nur stumm da und aß ihren Teil des Tieres.

Duncan und Arad beschließen, nicht weiter auf Kendra einzureden, sondern sie in Ruhe zu lassen. Einige Stunden nach dem Sonnenuntergang beschließen sie, noch eine Nacht auf diesem Berghang zu bleiben, da sie schon längere Zeit keine Jäger mehr gehört oder gesehen haben.

Jetzt sind sich Duncan und Arad sicher, dass Kendra ihre Seele nicht mehr hat. Doch sie selbst scheint das nicht zu bemerken, da sie nicht ein Wort darüber verliert. Sie scheint nie ein anderes Leben gelebt zu haben, da sie keinerlei Erinnerungen an die Art des Lebens mit einer Seele zu haben scheint.

Am nächsten Morgen wacht Duncan zuerst auf, er setzt sich hin, und überlegt, was sie an diesem Tag machen. Kurze Zeit später wacht auch Arad auf. Er schlägt die Augen auf, und sagt ein Wort "Süden! Wir müssen nach Süden!" Gleich darauf steht er auf und blickt in den Himmel, um durch den Stand der Sonne zu versuchen, herauszufinden wo Süden ist. Er scheint auch Erfolg zu haben, denn er zeigt Duncan mit ziemlicher Sicherheit, in welche Richtung sie gehen müssen.

Kendra schläft noch tief und fest Duncan und Arad wollen sie auch nicht aufwecken, da sie befürchten, dass sie nicht auf die Suche nach ihrer Seele gehen will. Duncan knien sich zu ihr nieder, schiebt einen seiner Arme unter ihren Rücken, und den anderen Arm unter ihre Beine und hebt sie hoch. Sie schläft wirklich tief, denn sie wacht nicht auf als Duncan sie hochhebt, nur ein leises Seufzen gibt sie von sich. Es ist auch kein Wunder, dass sie nicht wach wird, wenn man die Strapazen der letzten Tage durchgestanden hat. Duncans rechte Schulter schmerzt, die Wunde hat sich noch nicht beruhigt.

Langsam gehen Arad und Duncan los und laufen nach Süden.

Es vergeht eine Weile, bis Kendra aufwacht. Sie ist aber immer noch völlig erschöpft, so dass sie nicht einmal die Kraft hat, sich dagegen zu wehren, dass sie getragen wird. Sie schlägt nur die Augen auf. Kein Wort kommt über ihre Lippen.

Arad läuft immer in eine Richtung, er scheint nicht sonderlich beeindruckt zu sein, dass Kendra nicht ein Wort sagt, und auch nicht, dass sie nicht laufen kann oder will. Irgend etwas zieht ihn in die Richtung. Er will nach Süden, sein Gefühl sagt ihm, dass er dort seine Mutter finden wird, und dass er dort auch einen Weg finden wird, Kendra wieder ihre Gefühle zurückzugeben.

Langsam gehen sie den Berg wieder hinunter, die Landschaft wird wieder flacher.

Duncans Arm schmerzt. Sie sind schon mehrere hundert Meter gelaufen, da verlässt Duncan die Kraft. Die Schmerzen werden unerträglich, er lässt Kendra fallen. Kendra fängt sich ab und steht dann auf wackligen Beinen vor Duncan, dann blickt sie in sein Gesicht, Duncan hält sich den schmerzenden Arm und schaut Kendra mit gedankenverlorenem Blick an. Sie weiß, dass er sich mit diesem Arm nicht tragen kann. Sie dreht sich um und läuft mit unsicheren Schritten und ohne ein Wort zu sagen weiter nach Süden.

Duncan kümmert sie nicht, sie spürt kein Mitleid mit ihm, es stört sie auch nicht, wenn sie ab jetzt alleine weiter ziehen muß. Sie läuft einfach geradeaus weiter. Arad blickt Duncan verdutzt an, er kann sich das was eben passiert ist nicht erklären, dann sieht er Duncans schmerzverzerrtes Gesicht. Er läuft zu ihm hin, und blickt auf die Wunde. Duncan setzt sich auf den Boden. Arad kann sich nun die Wunde genauer ansehen. Er kennt sich zwar mit Heilkunde noch nicht aus, doch selbst er erkennt, dass sich die Wunde entzündet hat. Plötzlich scheint eine fremde Macht in ihn hinein zu fließen. Es ist, als hätte er keine Gewalt mehr über seinen Körper.

Duncan sitzt immer noch auf dem Boden, er hält die Schmerzen kaum noch aus. Plötzlich aber merkt er, dass Arad seine Hand gehoben hat, und sie ganz ruhig über seine Schulter hält. Sekunden später beginnt diese zu heilen. Arad steht da und blickt nur starr auf die Wunde. Duncans Schmerzen verschwinden. Als nicht einmal mehr ein Schatten von der Wunde zu sehen ist, bricht Arad zusammen, fällt auf den Boden und bleibt sekundenlang regungslos liegen. Dann steht er wieder auf. "Was ist passiert?" "Du hast meine Wunde heilen lassen!" Arad blickt verdutzt in Duncans Gesicht. Dieser blickt genauso verdutzt wieder zurück. "Das war ich nicht, ich kann mich nicht mehr erinnern, was gerade passiert ist." Nachdenklich sitzen die beiden auf dem Boden. Plötzlich aber stehen beide wie auf Kommando auf und sagen gleichzeitig "Wo ist Kendra?" In ihrer ganzen Verwunderung haben sie Kendra ganz vergessen.

Duncan und Arad laufen in die Richtung, in der Kendra verschwunden ist. Sie laufen immer gerade aus. Und sie haben Glück, nach nur wenigen Minuten haben sie Kendra eingeholt.

Diese läuft immer noch mit leerem Blick in eine Richtung. Duncan versucht sie aufzuhalten, Er läuft zu ihr hin, und hält sie an ihren Schultern fest. Sie wehrt sich nicht, und bleibt stehen. "Zum Glück ist sie keinen Jägern begegnet, die hätten sie gleich umgebracht." Kendras Blick wandert, bis sie das Gesicht von Duncan im Blickfeld hat. "Hat sie das etwa gehört?" Duncan ist verdutzt. Arad hingegen scheint nichts gehört zu haben. Er steht neben den beiden und schaut Kendra an.

Jetzt gehen die Drei wieder zusammen weiter. Sie laufen immer weiter und schlängeln sich durch die eng wachsenden Bäume, der Weg wird immer flacher. Die Steinbrocken werden immer weniger, so aber auch das Gebüsch, es wird immer dichter. Sie kommen kaum noch durch die Büsche. Kendra holt ihren Dolch aus der Tasche und beginnt den Bäumen die Äste abzuschlagen. Durch diese Tat mißachtet sie die Gesetze, die Hexen normalerweise befolgen, denn diese respektieren den Wald, die Bäume und die Tiere. Jetzt ist ihr das alles aber ganz egal.

Nach langem Weg wird die Landschaft immer sumpfiger, und nach einer Weile kommen die Drei an einen großen See. Sie beschließen erst einmal eine Rast zu machen.

Es vergehen einige Stunden. Duncan versucht wie ein Bär einen Fisch zu fangen. Er läuft weit in den See hinein und bleibt erst stehen, als er bis zum Bauch im Wasser steht. Ruhig bleibt er stehen. Nach einer Weile taucht auch schon ein Fisch auf. Duncan hebt vorsichtig seine Hand und schlägt dann schnell ins Wasser. Mit einem schnellen Griff fasst er nach dem Fisch. Er hat ihn in der Hand, doch der Fisch zappelt so sehr, dass er wieder zurück ins Wasser fällt, als Duncan ihn aus dem Wasser zieht. Nach unzähligen Versuchen und Stunden später hat Duncan endlich einen Fisch gefangen. Es ist ein kleiner Fisch, aber er muß reichen für die Drei. Arad hat inzwischen schon ein Lagerfeuer angezündet. Kendra sitzt davor und starrt in das Feuer. Sie sitzt ruhig und unbeweglich da und sie sagt kein Wort. Der Tag neigt sich dem Ende zu, die Sonne verschwindet schon am Horizont, der Himmel hat sich schon ganz rot gefärbt.

Der Fisch ist schnell gebraten. Die Drei werden gerade so satt von dem kleinen Fisch, doch es reicht.

Später legen sich Kendra und Arad zum Schlafen nieder. Duncan aber bleibt wach. Er will nicht plötzlich von einem Jäger überrascht und aus dem Schlaf gerissen werden.

Doch die Nacht verläuft ruhig, keiner der Jäger kommt in ihre Nähe, nicht einmal hören kann Duncan einen von ihnen.

Am nächsten Morgen wird Duncan aus dem Schlaf gerissen, er war eingeschlafen. Doch es ist nichts passiert. Neben ihm liegen Arad und Kendra und schlafen noch tief und fest. Die Sonne geht gerade auf, und die Vögel fangen wieder an zu zwitschern. Das Wasser des Sees ist ruhig, durch das klare Wasser kann man bis auf den Grund sehen. Das Wetter ist wunderschön. Ein schwacher Wind bläst durch die Blätter an den Bäumen, die Sonne scheint, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Das Lagerfeuer ist schon ausgegangen, die Überreste rauchen noch ein wenig.

Arad streckt sich langsam und wird wach, besorgt blickt er auf die schlafende Kendra, dann zu Duncan, "Wenn Kendra ihre Seele nicht bald wiederbekommt, dann wird sie kalt wie Stein. Sie wird uns nicht wiedererkennen, sie wird grässlich und schrecklich werden. Ihr Leben ist dann leer." Traurig blickt Arad auf die Erde, dann steht er mit gesenktem Kopf auf.

Duncan beschließt, Kendra aufzuwecken, und mit ihr und Arad am Ufer des Sees nach einem Weg abzusuchen um den See zu überqueren.

Kendra ist sofort wach. Sie sitzt mit einem Schlag aufrecht als Duncan sich neben sie setzt. Sie hat immer noch leere Augen und starrt noch immer in eine Richtung. Arad aber schläft noch tief und fest und nörgelt als Duncan ihn aufweckt, aber er steht dann doch auf. Jetzt unterbreitet ihnen Duncan seine Pläne. Arad hat nichts dagegen, am Ufer entlang zu laufen, Kendra sagt dazu kein Wort. Sie starrt mit ihrem leeren Blick an Duncan vorbei, steht auf und geht langsam los. Arad und Duncan folgen ihr, sie laufen zuerst das Ufer nach Westen ab. Am Rand des Ufers ist ein steiniger Strand, die Bäume sind fast bis ins Wasser gewachsen oder ihre Äste sind so lang, dass sie ins Wasser ragen. Ab und zu schwimmen ein paar Enten nicht weit vom Ufer im Wasser. Der Wald ist dicht gewachsen.

Sie marschieren nicht lange, da beginnt der Weg wieder bergauf zu führen. Die Drei müssen lange nach oben laufen.

Nach einer Weile kommen sie an einen breiten Fluß, dessen Strömung so stark ist, dass man den Fluß nicht überqueren kann. Der Fluß wandelt sich kurz vor dem Verschmelzen mit dem See in einen wunderschönen idyllischen Wasserfall, dessen Wasser so klar und rein in das Wasser des Sees eindringt. Duncan und Arad sind von der Schönheit dieses Ortes überwältigt. Sie stehen da, und betrachten den Wasserfall sehr lange. Ihre Gedanken verschwimmen und fliegen über den Wasserfall. Kendra indes steht neben den Beiden und blickt in die Leere. Sie fühlt überhaupt nichts, für sie ist der Wasserfall so unwichtig wie ein Stück pechschwarze Kohle.

Langsam und zögernd kehren Duncans und Arads Gedanken wieder an diesen Ort zurück, beide erkennen gleichzeitig, dass sie hier nicht hinüber kommen können. Beide drehen sich gleichzeitig um und ziehen Kendra mit sich, sie laufen nun nach Osten. Kendra merkt kaum etwas davon wie schnell die beiden sie mit sich ziehen, das stört sie nicht. Ihr ist es egal was mit ihr passiert.

Lange streifen sie nun nach Osten. Sie haben schon lange den Platz passiert, an dem sie die Nacht verbracht hatten. Der Wald wird an manchen Stellen sogar am Ufer sehr dicht, so dass die Drei es schwer haben am Ufer zu bleiben und so manchmal im Wasser weiter laufen.

Doch meist laufen sie am sandigen Ufer entlang. Doch je weiter sie in den Osten kommen, um so mehr Felsbrocken liegen ihnen im Weg. Ein wunderschöner Anblick, ein See mit Sandstrand ist nicht oft zu finden, genaugenommen sehr selten. Die Drei laufen mehrere Stunden lang, machen aber ab und zu immer wieder ein paar Pausen, in denen sie Beeren im Wald sammeln, um sie zu essen oder um einfach nur ihre Beine auszuruhen. Die Sonne geht schon wieder unter, als plötzlich aus dem Gebüsch ein junger Mann springt, er hält ein Schwert in der Hand und stürzt auf Kendra zu. Er scheint ein Jäger zu sein. Kendra steht da und sieht unberührt zu, wie der Jäger auf sie zustürzt, sein Schwert über sich hält und zum Schlag ansetzt. Duncan rennt auf Kendra zu, zieht seine Axt und wirft sich mit der Axt in der Hand vor Kendra. Der Jäger kann nicht mehr bremsen und schlägt zu. Er trifft mit seiner Klinge genau auf die Breitseite von Duncans Axt. Dieser wartet nicht lange und attackiert den Mann mit einem gekonnten Schlag, und trifft ihn am Arm. Wütend und vor Schmerz schreiend lässt er Kendra außer acht und hebt sein Schwert erneut. Mit zitternden Händen versucht er Duncan am Hals zu treffen, doch auch diesmal kann dieser parieren. Diesmal hebt Duncan seine Axt und schlägt mit voller Wucht auf den Jäger ein. Er trifft ihn schon mit dem ersten Schlag mit Kraft in den Bauch, dass er zusammensackt. Er schreit vor Schmerz und krümmt sich. Seine Hände haben das Schwert schon längst losgelassen und drücken nun auf die Wunde. Er kämpft noch einige Sekunden, dann liegt er regungslos da, er ist tot.

Duncan ist schockiert von dem, was er getan hat. Noch nie hat er einen Menschen getötet, doch nun hat er es getan, er kann es nicht begreifen. Er konnte doch nicht einfach zulassen, dass der Jäger das Mädchen tötet. Er lässt seine blutverschmierte Axt fallen.

Auch Arad ist verdutzt, er blickt Duncan mit großen entsetzten Augen direkt ins Gesicht. Dann zieht er an dessen Hemd und sagt: "Komm, lass uns weitergehen!" Arad hat recht, denn es können noch andere Jäger in der Nähe sein. Das können sie nicht riskieren. Duncan hebt seine Axt wieder hoch, geht mit ihr zum See und wäscht das Blut ab, dann schnallt er sie wieder auf seinen Rücken.

Mit schnellen Schritten gehen sie weiter nach Osten. Bald darauf kommen sie an eine Felswand, die steil nach oben ragt und den weiteren Weg nach Osten versperrt. "Was machen wir jetzt, wir können nicht zurückgehen. Wenn einer der Jäger die Leiche findet und uns sucht, und wir dann dort in der Nähe sind, haben wir keine Chance." Arad blickt Duncan an, er stimmt ihm zu. Wenn sie nicht einen anderen Weg finden, können sie möglicherweise schnell getötet werden.

Der See ist viel zu breit, um hindurch zu schwimmen. Sie müssen sich irgend ein Gefährt bauen.

Duncan beschließt einen Baum zu fällen, mit dem sie versuchen werden, auf die andere Seite des Sees zu kommen.

Er zieht seine Streitaxt, blickt sie noch einmal an, mit den Gedanken bei dem Jäger, den er vorher damit getötet hat. Dann macht er sich auf die Suche nach einem passenden Baum. Nach ein paar Minuten findet er einen passenden Baum. Er setzt seine Axt an und schlägt mit aller Kraft zu. Nach mehreren Schlägen hat er den Baumstamm durch. Der Baum fällt um und schlägt mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Kendra und Arad sitzen derweilen auf einem alten Baumstumpf.

Als Duncan den Baum gefällt hat, kommen Kendra und Arad ihm zu Hilfe, und sie ziehen gemeinsam den Stamm zum Wasser. Sie kommen nur ganz zaghaft voran, denn der Stamm ist sehr schwer. Nicht allzu lange Zeit später sind sie am Ufer und schieben den Stamm ins Wasser. Duncan und Kendra sind an den Enden des Stammes und Arad schwimmt in der Mitte mit. Sie paddeln mit den Füßen und halten sich an dem Stamm fest. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde lang, bis sie fast zwei Drittel des Sees überquert haben. Plötzlich schlagen Wellen über den See, kein Wind weht, und trotzdem werden die Wellen immer höher. Mit einem Mal verdunkelt sich der Himmel. Der Baumstamm wird immer weiter getrieben, bald wird er das andere Ufer erreichen.

Duncan, Kendra und Arad drehen sich um, um zu sehen, warum der Himmel so dunkel ist. Doch das was sie erblicken, lässt Arad und Duncan erstarren. Ein riesiges Monster: es hat widerlich geschuppte Haut, sein Kopf ist viel größer als der Rest des Körpers. Das Monster hat winzige Augen, im Gegensatz zu seinen Zähnen, die so lang sind wie ein Finger. Die Kiemen des Monsters sind grauenhaft und schleimig. Arme oder Klauen hat das Tier nicht, nur sehr lange Tentakel.

Die Wellen werden durch das riesige Ungetüm immer höher und peitschen den Dreien in die Gesichter. Arad kann sich kaum noch halten und rutscht schließlich ab Duncan aber greift mit einem blitzschnellem Griff nach ihm und kann ihn gerade noch halten. Doch die Krake greift nach einem der Äste, die noch an dem Baum sind. Es reißt an dem Ast, so dass auch Kendra und Duncan endgültig den Halt verlieren. Sie werden alle von den Wellen, die das Wesen verursacht tief unter die Wasseroberfläche gezogen. Während Kendra sich ihrem Schicksal ergibt und sich einfach auf den Grund des Sees sinken lässt, ringen Duncan und Arad nach Luft. Das Monster zerreißt währenddessen den Baumstamm in mehrere Teile. Als es merkt, dass die Menschen nicht mehr am Baumstamm hängen, dreht es sich um und verschwindet wieder in der tieferen Ebene des Sees. Durch den Rückstoß, den das Tier verursacht, werden Duncan, Arad und Kendra wieder nach oben geschoben.

Duncan und Arad können wieder Luft holen.

Als sie an der Oberfläche sind, sehen sie die Katastrophe, die das Tier angerichtet hat. Von ihrem Baumstamm sind nur noch mehrere Holzstücke übrig geblieben, doch an ihnen können sie sich auch noch festhalten. Duncan zieht Arad zu einem ziemlich großen Stück Holz, an dem er sich festklammert, dann schaut sich Duncan noch einmal um. "Wo ist Kendra?" Duncans Blick wird dunkel, er holt Luft und taucht nach unten.

Dort, sie sinkt langsam runter auf den Grund, inzwischen hat sie das Bewußtsein verloren. Duncan taucht noch einmal auf, und - ohne Arad zu sagen, was er vor hat - holt er wieder Luft und taucht noch einmal nach unten. Diesmal kann er Kendra packen und sie mit nach oben ziehen.

Kendra hat viel Wasser geschluckt. Duncan packt sie auf das Holzstück, so dass sie nicht herunterfallen kann. Arad orientiert sich, zeigt Duncan dann wo Land ist und schwimmen los. Nach einer Rekordzeit gelangen sie an Land, sie ziehen Kendra an den Strand. Diese fängt in diesem Augenblick an zu Husten, spuckt dann Wasser aus und schlägt ihre Augen wieder auf. "Du lebst!" Arad umarmt sie vor Freude.

Kendra setzt sich hin, sie blickt Duncan und Arad in die Augen. Irgendwas hat sich an ihr verändert, "Was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern. Wo sind wir? Was...?" Duncan und Arad wundern sich, das war das erste Mal seit langem, dass Kendra wieder etwas gesagt hat. Doch plötzlich ist ihr Blick wieder starr und ernst, sie sieht wieder so aus wie zuvor. Kein Funken mehr von dem was gerade noch in ihr war, ist übriggeblieben.

Kendra steht auf, sie ist noch etwas wackelig auf den Beinen, deshalb hält sie sich bei Duncan fest. Sie geht ein paar Schritte, und steht dann aber wieder fester auf dem Boden, jetzt läuft sie einfach geradeaus weiter. Sie achtet gar nicht darauf, was Arad und Duncan machen, sie läuft einfach weiter. Die beiden laufen ihr gleich hinterher, obwohl sie noch erschöpft sind, sie können es nicht noch einmal riskieren, sie alleine zu lassen. Beim letzten Mal hatte sie zwar Glück, aber das kann sich ändern.

"Kendra, bleib stehen! Du kannst doch nicht einfach so weitergehen!" Momente später dreht sich Kendra um, Arads Worte sind zu ihr durchgedrungen, sie hat verstanden, was er gesagt hat. Ihr ist es nicht mehr egal, sie hört ihm zu. Sie geht wieder zurück zu den Zweien und wartet, bis sie auch bereit sind, weiter zu laufen. Nach einigen Minuten haben die Zwei wieder Atem und können weitergehen.

Auf dieser Seite des Sees ist auch sehr viel Wald, man kann vom Strand aus wieder einen Berg erkennen. Auf dessen Gipfel liegt Schnee, es ist ein wundervoller Anblick. Für einen Augenblick scheint es so, als sei auch Kendra von diesem Anblick verzaubert, doch dann blickt sie wieder starr in den Wald.

Plötzlich steht auch Arad starr da, er rührt sich nicht. In seinen Gedanken erscheint ein Bild seiner Mutter. "Arad, komm, komm näher zum Gipfel, dort wirst du mich finden!" Dann verschwindet sie aus seinen Vorstellungen. Arad sinkt auf die Knie, ihm ist schwindelig, er kann nicht mehr stehen, seine Beine geben nach.

Kurze Zeit später aber geht es ihm wieder besser, er erzählt was er gerade gesehen hat.

Duncan ist anfangs noch etwas skeptisch, doch nach kurzem Nachdenken, beschließt er doch das zu tun, was Arads Mutter gesagt hat. Was haben sie schon zu verlieren? Sie wissen sowieso nicht, wo sie jetzt hingehen sollen, geschweige denn, was sie machen sollen.

Sie entfernen sich von dem Strand. Gleich, als sich der Sand in Erde wandelte, erkannten sie wie dicht die Bäume gewachsen sind. Kendra aber stört das nicht, sie läuft einfach hindurch, obwohl ihr so mancher stachelige Strauch kleine blutige Kratzer in die Haut reißt, geht sie einfach an den Ästen vorbei. Auch ihre Kleidung nimmt Schaden an den Ästen, so dass einige größere und kleinere Risse in ihrer Hose entstehen.

Duncan beschließt seine Axt dazu herzunehmen, um sich und Arad einen einfacheren Weg durch das Dickicht zu schlagen.

Der Berg befindet sich in Richtung Süd - Westen, und so schlagen sie auch einen Weg dorthin ein.

Es vergehen wieder Stunden, bis die Drei am Fuße des Berges ankommen. Als sie dort sind rasten sie erst einmal. Arad sucht ein paar saftige Beeren, er kennt sich auch schon ein wenig mit den Früchten des Waldes aus, und weiß, welche er essen kann und welche nicht. Da Kendra nicht in der Lage ist, etwas zu essen zu finden und Duncan auch erschöpft ist, will Arad ihnen helfen und macht sich auf die Suche.

Nach wenigen Minuten wird er auch schon fündig, eine rote Beere, die auf einem Strauch wächst. Er erkennt sie sofort, es sind Himbeeren, hastig macht er sich daran, einige von ihnen einzusammeln. Dann läuft er zu Kendra und Duncan zurück. Kendra ist eingeschlafen, während Duncan neben ihr sitzt und sie betrachtet.

Arad geht langsam auf die beiden zu. Duncan blickt ihm ins Gesicht als er bemerkt, dass Arad näher kommt. Arad reicht ihm einige der Beeren, kniet sich dann hin und fasst Kendras Schulter. Im ersten Moment ist er verdutzt, er fühlt, dass ihr etwas fehlt, er fühlt ihre Kälte, dann rüttelt er sie wach. Verschlafen blickt sie in sein Gesicht. Arad reicht ihr die Beeren, unwissend schaut sie diese an, dann greift sie nach ihnen. Arad nimmt die übrigen Beeren und fängt nun auch an zu essen.

Es dauert nicht lange bis sie fertig sind mit ihrem spärlichem Essen. Sie beschließen gleich weiter zu gehen. Der Wald wurde am Fuße des Berges immer lichter, sie sehen, wie hoch der Berg ist.

Der Tag neigt sich dem Ende entgegen, die Sonne zeigt ihr Licht für heute zum letzten Mal. Kendra torkelt nur noch durch den Wald, so dass Duncan versucht sie abzustützen. Nach einer Weile finden sie einen geeigneten Platz zum Schlafen.

Es ist eine sehr kleine Lichtung. Ein breiter hohler Baum bietet ihnen in der Nacht Schutz. Eng aneinander liegend schlafen die Drei nach einer Zeit ein.

Am nächsten Morgen wachen sie alle gleichzeitig wieder auf. Die Sonne geht gerade wieder auf, und die Vögel fangen wieder an zu singen.

Duncan, Kendra und Arad verbringen noch ein paar Minuten auf der winzigen Lichtung, dann gehen sie weiter nach Westen.

Nach einer Weile wird ihr Weg steiniger, mehrere Gesteinsbrocken liegen um sie herum. Die Bäume werden immer spärlicher, irgendwann umgibt sie eine steinige Wüste. Der Weg steigt immer weiter an. Die Drei laufen einen kleinen Pfad entlang immer weiter nach oben. Ein kleiner Bach läuft an einer Seite ihres Weges den Berg hinab. Sie beschließen, diesem nach oben zu folgen. Dann einige schweißtreibende Stunden später, die sie immer öfter mit kleinen Pausen unterbrochen haben, um auszuruhen und etwas Wasser zu trinken, erreichen sie die Spitze von einem der kleineren Berge. Von oben haben sie eine weite Aussicht, sie können sogar das Schloß von Duncans Vater sehen, und sie erkennen den See, sowie die abgebrannte Hütte auf der großen Lichtung, es steigt noch immer etwas Rauch auf.

Arad ist der erste, der in die andere Richtung blickt. Er ist erstaunt und deutet Duncan und Kendra, sich auch umzudrehen. Eine kahle und steinige Landschaft erstreckt sich unter ihnen, und nicht weit von ihnen entfernt erkennen sie einen Höhleneingang. Vor dem Eingang befindet sich ein sehr großer Torbogen, dessen Säulen mit Totenköpfen und Skeletten verziert ist.

Sofort weiß Duncan, dass sie dort hin müssen. Kendra sieht noch immer in den Wald hinunter. Duncan greift Kendra an der Hand, und nimmt Arad auf den Arm, dann klettert er ganz langsam den steinigen Weg hinunter. Kendra klettert widerwillig, aber vorsichtig hinter ihm her.

Nach einem schwierigen und gefährlichen Abstieg erreichen sie den Torbogen und können die Höhle betreten, aber anstatt einer großen Höhle sehen sie nur einen langen Gang, der mit Fackeln ausgeleuchtet ist.

Vorsichtig betreten sie den Gang, Duncan geht voran, Arad und Kendra folgen ihm. Duncan befürchtet, dass es in diesem Gang Fallen geben könnte. Deshalb setzt er langsam einen Fuß vor den anderen. "Seid vorsichtig, ihr könnte jede falsche Bewegung die Letzte sein!"

Doch plötzlich tritt Duncan auf eine Erhöhung am Boden, woraufhin diese sofort nachläßt. Plötzlich schießt aus der Wand auf der rechten Seite ein Pfeil, der sich in Duncans Oberschenkel bohrt. Er fällt zusammen und hält sich sein Bein, er fühlt keinen Schmerz, er ist nur schockiert.

Dann greift er nach dem Pfeil und zieht ihn aus seinem Bein, gleich darauf durchzuckt ihn der Schmerz. Kendra blickt abwesend zu ihm. Arad aber läuft zu Duncan und drückt seine Hand auf die Wunde, damit Duncan nicht zu viel Blut verliert.

Ohne es zu merken, beginnen seine magischen Kräfte wieder an zu wirken. Sie fließen durch ihn hindurch und bewirken, dass die Wunde aufhört zu bluten, das Blut trocknet, und Duncans Schmerzen verringern sich.

Duncan erholt sich in Sekundenschnelle. Arad schwankt zurück, torkelt ein wenig, dann fängt er sich wieder.

Alle Drei gehen weiter, sie lösen keine weitere Falle mehr aus. Nach kurzer Zeit kommen sie wieder an einen Torbogen, und sie sehen dahinter eine große Höhle.

Die Halle der Seelen

KAPITEL

9

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DIE HALLE DER SEELEN
 

"Jetzt haben wir die Höhle gefunden, aber werden wir hier auch eine Lösung finden, Arads Mutter zu befreien und Kendras Seele wiederzufinden? Ich werde das Gefühl nicht los, dass es nicht sehr einfach werden wird. Was will mein Vater nur damit bezwecken. Er wird uns sicher nicht so einfach zwei Seelen überlassen. Vielleicht werden uns die Jäger hier alle töten, sie könnten jederzeit hier auftauchen. Wenn mein Vater erfährt, dass wir hier sind, wird er sie alle hierher lotsen. Und dann werden sie uns alle töten."
 

S

ie treten durch den Torbogen und stehen dann in der Höhle. Doch nichts sieht so aus, wie Kendra es beschrieben hat. Keine Menschen stehen in der Halle, nur die Wände sehen genau so aus wie Kendra es in Erinnerung hat. An den Wänden sind überall Fackeln angebracht, die schon eine ganze Weile brennen. Sie sind hell genug, um die ganze Halle zu erleuchten.

Zwischen den Fackeln sind viele Bilder an die Wände gezeichnet. Sie sind detailgenau gezeichnet, man kann die Gesichtszüge der Figuren darauf erkennen. Kendra, Arad und Duncan achten erst einmal nicht auf die Bilder, sie schauen sich die anderen Dinge an, die sich in der Halle befinden. Nur ein Altar steht noch in der Mitte der Höhle.

Kendra geht schnurstracks darauf zu. Während sich Duncan nun den Zeichnungen an den Wänden zuwendet. Arad läuft hinter Kendra her. "Da, schau Arad!" Sie zeigt auf den Altar. Es ist ein einfacher Steinaltar ohne Verzierungen, nur ein Abdruck ist auf dem Altar. Er ist ziemlich verstaubt. Kendra wischt den Staub ab und zeigt Arad die Vertiefung. Sie hat die Form eines Schwertes. Die beiden schauen sich dieses Gebilde noch genauer an, doch sie erkennen nichts Ungewöhnliches. Dann setzen sie sich neben den Altar auf den Boden.

Duncan indessen steht vor den Bildern und betrachtet sie. Sie zeigen eine Bildergeschichte.

Auf dem ersten Bild sind zwei Männer abgebildet. Der eine trägt edle Kleidung, und der andere schäbige, abgenutzte Kleider. Der edel Gekleidete scheint ein Adeliger zu sein. Dieser legt dem Bauern ein Lederband um den Hals. Auf dem Bild daneben sind die beiden wieder abgebildet. Diesmal steht der Bauer kerzengerade da, während dem Adeligen ein breites Grinsen auf dem Gesicht steht. Die Augen des Bauers stechen ungemein hervor, sie sind genau so leer, wie Kendras Augen.

Das dritte Bild zeigt die Männer und eine Frau. Der Adelige scheint dem Bauern zu befehlen, er soll die Frau töten, und dieser führt diesen Befehl aus.

Das vierte Bild wiederum zeigt die beiden Männer und die Frau, die neben dem Bauer steht und ihm tief und leidenschaftlich in die Augen zu blicken scheint. Das Gesicht des Mannes ist wesentlich aufgehellter und wirkten nicht mehr willenlos, aber die Augen immer noch leer. Auf diesem Bild ist auch zu sehen, wie neben - fast in dem Körper des Mannes - eine Art Geist mit einem Abbild von ihm steht. Es ist die Seele des Bauers. Er kann wieder seinem eigenen Willen folgen, doch seine Seele besitzt er immer noch nicht.

Auf dem fünften Bild hält die Frau plötzlich ein Schwert in der Hand und sticht damit auf die Seele des Adeligen ein, die jetzt auch neben diesem abgebildet ist.

Im vorletzten Bild steckt das Schwert in der Seele des Mannes und löst sich auf, während der seelenlose Körper zusammenbricht.

Mit dem Schwert in der Hand nimmt die Frau auf dem letzten Bild das Band vom Hals des Bauerns.

Die Bildergeschichte ist noch nicht zu Ende, das erkennt Duncan. Doch das letzte Bild ist schon verwittert und nicht mehr zu entziffern. Er kann die Bedeutung der Bilder nicht auf den ersten Blick erkennen. Erst als er sich die Wandgemälde ein zweites Mal anschaut. Er erkennt jetzt den Sinn der Bilder, und er weiß auch, wie er Kendras Seele zurückholen kann.

Arad steht schon eine Weile neben Duncan und zieht an seinem Hemdsärmel. Duncan blickt zu Arad, woraufhin dieser ihn fragend anschaut, dann aber greift er nach Duncans Hand und zerrt ihn zum Altar, an dem Kendra immer noch steht. Sie starrt auch noch auf die Vertiefung. Sie scheint etwas abwesend zu sein. Duncan untersucht schließlich auch den Abdruck. Doch mehr als Staub kann auch er nicht finden.

Schließlich erzählt er Arad und Kendra, welche Bedeutung er den Bildern an der Wand zuordnet. Arad sieht aber in den Bildern nur einfache Malereien an der Wand, die zugegeben ziemlich genau gezeichnet sind.

Kendra blickt Duncan an, sie wissen nicht, was sie tun sollen. Alle Drei beschließen erst einmal hierzubleiben, und sich ein wenig umzusehen.

Es vergehen Stunden, Kendra ist wieder eingeschlafen, ihre Seelenlosigkeit schwächt ihren Körper. Duncan setzt sich neben sie, und betrachtet ihren schlanken und wunderschönen Körper mit verträumten Augen.

Der kleine Arad klettert indes auf den Altar und stellt sich dort oben hin. Er blickt von einer Ecke des Saales zur nächsten. Er hat bis jetzt noch nie einen so großen Raum gesehen.

Die Halle ist ungefähr einhundert Meter lang und vom Eingang bis zum Altar ist sie fünfzig Meter breit. In Arads Gedanken schwirrt die Aussicht herum, dass er seine Mutter bald wieder sehen wird. Während seine Augen durch die Höhle schweifen, bleiben sie bei Duncan hängen, der neben Kendra sitzt und sie anblickt.
 

Duncan muss seine Blicke von Kendra losreißen, denn er hat sich entschlossen, die Höhle so lange zu durchsuchen, bis er etwas gefunden hat, was Kendra hilft, ihre Seele wiederzufinden. Er steht auf. Sein Blick ruht immer noch auf Kendras Körper, widerstrebend reißt er sich von ihr los. Er dreht sich um und steuert mit seinen Schritten den Altar an, von dem Arad noch nicht heruntergestiegen ist. Als er vor dem Altar steht, blickt er Arad ins Gesicht, und hebt in dann von dem Altar herunter. Arad schaut Duncan währenddessen grinsend an, blickt dann so zu Kendra, dass Duncan es sieht, Leise - damit Kendra ihn nicht hören kann und nicht aufwacht - flüstert er, "Du magst sie, nicht wahr! Du magst sie sogar sehr, hab ich nicht recht?" "Arad, was fällt dir ein?" erwidert Duncan forsch, aber grinsend. Arad grinst zurück. In seinen Gedanken weiß Duncan, dass Arad recht hat, denn er hat sich wirklich in das Mädchen verliebt.

Jetzt aber macht er sich auf die Suche, in der Hoffnung etwas zu finden. Zuerst tastet er die Wände ab, dort aber findet er nichts. Arad setzt sich währenddessen neben Kendra, und schaut von weitem Duncan bei seiner Suche zu.

Duncan sieht sich auch jedes Bild an, doch er findet auch dort nichts Auffallendes. Dann geht er zum Altar, und sucht ihn ebenfalls ab, doch auch dort findet er nichts.

Deprimiert geht er auf Arad und Kendra zu. Plötzlich aber zieht es seinen Fuß nach unten, er ist auf einen Schalter getreten.

Die Halle wird urplötzlich taghell. Aus dem Boden schießen Hunderte von Rauchwolken, aus denen sich menschliche Körper formen, die knapp über dem Boden schweben - es sind Seelen von Menschen. Die Körper stehen wie versteinert da und rühren sich nicht um einen Zentimeter. Verwirrt und entsetzt zuckt Duncan zurück und Arad steht verwundert auf. Kendra, die gerade aufgewacht ist, sitzt ganz unberührt da, als ob das, was gerade passiert ist, etwas ganz Normales ist.

Es ist ein trauriger Anblick. Hunderte von Menschenseelen stehen in einer Reihe, und hinter ihnen wieder eine Reihe. Sie stehen alle ganz eng aufeinander, zwischen den einzelnen Seelen ist ungefähr ein Meter Platz, und zwischen den Reihen ungefähr zwei Meter. Ungefähr neunzehn Reihen Menschen, die jeweils ungefähr vierzig Seelen fassen. Das ist ein grausamer Gedanke, dass so viele Menschen ohne eine Seele leben müssen. In den hinteren Reihen stehen viele alten Menschen, weiter vorne stehen viele junge Menschen, es sind Männer wie auch Frauen. Alle Seelen stehen stumm und gerade. Auf den ersten Blick sehen die Drei hunderte Menschen, die alle ziemlich unterschiedlich sind. Doch bei genauerem hinsehen, erkennt man sogar wie unterschiedlich, denn viele von ihnen sind tot, behindert oder sogar nur noch ein Häufchen Asche. Viele der Seelen stellen stark verweste Leichen oder gar Skelette dar. Es sieht so aus, als seien die Seelen hier gefangen, da sie nicht ewig existieren, sondern zerfallen wie ihre sterblichen Hüllen. Sie können nicht weg, sie müssen hier warten, bis sie befreit werden.

Arad und Duncan treten näher an die Seelen heran. Sie erkennen viele widerlich entstellte Leichen, einer von ihnen hat ein völlig verätztes Gesicht. Einem jungen Mädchen hängt der rechte Arm nur noch an Nervensträngen, der Arm baumelt von der Schulter herunter, doch kein Blut läuft. Duncan blickt dem Mädchen ins Gesicht und erkennt erst jetzt, dass sie wohl schon vor einiger Zeit gestorben ist. Sie erlebte eindeutig einen schrecklichen Tod, da ihr Gesicht schmerzverzerrt ist.

Langsam laufen Duncan und Arad durch die Reihen. Sie halten nur mit Mühe die widerlichen und gequälten Gestalten aus. Arad klammert sich an Duncan und dreht sein Gesicht so, dass er nicht unbedingt die Leichen direkt sehen muß. Er hat Angst und er fürchtet sich.

Plötzlich lässt er Duncans Kleider los und bleibt stehen. Er starrt eine der Seelen an. Es ist die Seele eines Mannes, der schon tot ist. Es ist nur noch seine stark verweste Leiche da, die gequält dreinblickt sein Gesicht kann man noch sehen. "Das ist mein Papa!" Arad hat vor Freude nicht bemerkt, dass er tot ist. Seine Augen leuchten einen Augenblick, er versucht ihn zu umarmen, doch er fällt durch den Körper hindurch. Wie erstarrt bleibt er auf dem Boden liegen, er richtet sich nur ein wenig auf, sein Gesicht ist mit Tränen überströmt. Duncan geht zu ihm hin, nimmt ihn in den Arm und versucht ihn zu trösten.

Kendra sitzt währenddessen immer noch dort, wo sie vorher war, sie starrt nun aber auf den Altar, auf dem Simon - genau wie die anderen Seelen als Rauchwolke heraufgestiegen. Er streckt seinen Arm auf und deutet ihr, herzukommen. Kendra erhebt sich langsam und geht ruhig auf die Gestalt auf dem Altar zu. Kaum steht sie vor Simon, befiehlt dieser "Töte sie, töte sie beide!" Kendra dreht sich um und zieht aus ihrer Tasche den Dolch, den sie bei sich trägt. Mit zügigen und großen Schritten geht sie auf Duncan und Arad zu. Sie hebt die Hand, in dem sie den Dolch hält.

Duncan kniet noch immer mit Arad im Arm auf dem Boden, doch plötzlich hört er etwas. Er steht auf und dreht sich um, während seine Hand zum Griff seiner Axt gleitet, die auf seinem Rücken festgeschnallt ist. Schnell greift er nach seiner Axt, zieht sie aus der Halterung und schleudert sie nach vorne. Kendra rennt inzwischen, sie hebt ihre Hand immer höher über ihren Kopf, holt aus und schlägt mit Wucht zu.

Duncan hält die Axt parierend hoch und kneift seine Augen zu. Sekunden später spürt er einen Ruck. Er öffnet die Augen und sieht, wie der Dolch sich durch Kendras Schlagkraft in den Griff der Axt geschlagen hat. Reflexartig zieht er die Axt nach hinten und schleudert sie mit aller Kraft über seinen Kopf hinweg.

Um sich zu retten, hofft Duncan, dass er die Bildergeschichte richtig gedeutet hat. Er zieht Kendra schnell an sich, und küßt sie leidenschaftlich auf den Mund. Minutenlang stehen die beiden eng umschlungen da. Plötzlich durchzieht Kendra ein stechender Schmerz, es ist, als ströme etwas durch ihren Rücken in sie hinein. Sie hat wieder Gefühle, sie fühlt Liebe - Liebe, die sie zu Duncan empfindet - ein Teil ihrer Seele ist wieder in ihr. Nach einiger Zeit fängt auch Kendra an Duncan zu umarmen. Arad hat sich ein wenig beruhigt, und schaut Kendra und Duncan mit großen Augen an.

Plötzlich schubst Kendra Duncan weg. "Was war das Duncan? Was ist eigentlich passiert? Wo sind wir? Wie sind wir hierher gekommen?" Es hat geklappt, Kendra hat ihre Gefühle wieder. "Ich weiß nicht, aber Hauptsache, dass du wieder Gefühle hast. Wir müssen jetzt deine Seele finden." Duncan verliert kein Wort darüber, was vor Sekunden passiert ist, das ist jetzt auch nicht so wichtig, Er hebt seine Axt vom Boden auf, entfernt den Dolch und schnallt sich die Streitaxt wieder auf seinen Rücken. Er reicht Kendra ihren Dolch, sie steckt ihn sofort in ihre Tasche.
 

Dann dreht sie sich instinktiv um und blickt zu dem Altar, Simon ist verschwunden. Er steht nicht mehr auf dem Altar, Kendra geht auf diesen zu. Ein Schwert liegt in der Form - die Arad auf dem Altar entdeckt hat - ein goldenes Schwert, es ist wunderschön. Sie nimmt es in ihre Hand und dreht sich zu Duncan und Arad um.

Sie geht auf sie zu, ohne zu wissen, warum sie dass eigentlich macht, denn sie kann sich nicht erinnern, diesen Raum schon einmal gesehen zu haben.

Als sie wieder bei Duncan und Arad ist, sieht sie zum ersten Mal die zerfetzten Leichen, die starr dastehen. Vor Schreck lässt sie das Schwert fallen.

"Was ist hier eigentlich los? Ich kann mich nur noch wage erinnern, schon einmal hier gewesen zu sein." Während sie diese Worte ausspricht, geht sie ängstlich rückwärts. Duncan läuft auf sie zu und redet beruhigend auf sie ein, "Kendra, weißt du nicht mehr, hier sind die Seelen, die mein Vater gefangen hält. Wir wollen deine Seele befreien, sie muß hier irgendwo sein. Arads Mutter ist hier auch. Wir haben Arad doch versprochen, sie zu retten, und dann den Wald mit ihnen verlassen."

Kendras Erinnerungen kehren langsam zurück. Nach und nach kann sie sich an alles erinnern, was in den letzten Tagen passiert ist. Vollkommen entsetzt von den vielen Toten, deren Seelen in dieser Halle gefangen sind, blickt sie sich um, dann hebt sie - ohne darüber nachzudenken - das Schwert wieder vom Boden auf und wandert dann durch die Reihen der verdammten Seelen, auf der Suche nach ihrer eigenen Seele und der Seele von Arads Mutter, Doch nur Krieger und Jäger stehen dort in den Reihen. Keiner, der keine Rüstung an hätte, auch keine Seele, die keine scharfe Waffe hätte.

Kendra kommt am Ende der ersten Reihe vor den Altar, stumm folgen Duncan und Arad ihr. Plötzlich fängt das Schwert an sie an die Wand zu ziehen. Dann - so ungefähr fünf Meter vor der Wand - hört es auf, Kendra zu ziehen.

Der Boden vor ihr schiebt sich zur Seite, ein quadratisches Loch wird frei. Daraus schiebt sich eine Plattform in die Höhe, auf der ungefähr fünfzig kopflose Frauen und Männer stehen. Alle tragen ein Halsband, genau so ein Halsband, welches Kendra auch trägt. Die Köpfe der Menschen sind dort abgetrennt, wo ihr Halsband anfängt. Kendra tritt angsterfüllt einen Schritt zurück, Duncan und Arad stehen hinter ihr, und sind genau so blass wie Kendra. Dann fasst Kendra Mut und läuft durch die Reihen. Sie weiß nicht wieso, aber sie tut es einfach. Auch hier sind viele der Seelen zerfallen und zerrissen, einige sind sogar verbrannt.

In der hintersten Reihe dann endlich findet sie ihre Seele. Es ist die einzige Seele, die noch einen Kopf hat. Jetzt muß sie nur noch herausfinden, wie sie die Seele von dort loslösen kann, um sie wieder zu bekommen.

Arad schließt sich Kendra an, und läuft auch durch die Reihen um seine Mutter zu finden. Er hat sie auch bald mit Hilfe seiner Magie gefunden, zumindest ihre Seele, sie steht einige Reihen vor Kendras Seele. Jedoch hat sie keinen Kopf, was Arad unheimlich schockt. Ihre Seele aber sieht außer - dass ihr der Kopf fehlt - nicht zerfallen aus.

Irgend etwas bringt Kendra dazu, die Hand mit dem Schwert zu heben. Sie weiß nicht, was sie macht und warum sie das macht, sie tut es einfach. Sie nimmt das Schwert in beide Hände, führt es zum Hals ihres Spiegelbildes, winkelt ihre Arme an, führt das Schwert an die Innenseite des Lederbandes und versucht dann, es mit einem Ruck zu zerschneiden, und tatsächlich, es reißt, und fällt auf den Boden. Kurz vor dem Aufschlag verschwindet es. Auch das Halsband, das Kendra an ihrem Körper trägt reißt und fällt auf den Boden.

Dann bleibt ihr Atem stehen, ihre Hand wird schwach, sie lässt das Schwert fallen, dann fällt auch sie auf den Boden, ihr Herz hört auf zu schlagen. Duncan läuft zu ihr hin und nimmt sie in seine Arme. Er spricht verzweifelt auf sie ein, denn er merkt, dass sie nicht mehr atmet. Auch Arad läuft zu ihr. Plötzlich löst sich ihre Seele aus ihrer starren Haltung, und fliegt in die Luft. Sekunden lang bleibt sie dort oben stehen, dann schießt sie mit einer hohen Geschwindigkeit nach unten, Duncan und Arad halten ihren Atem an. Kendras Körper bäumt sich auf, ihre Seele schießt in ihren Brustkorb, dann fällt er wieder auf den Boden - Stille! Duncan und Arad kommt es wie eine Ewigkeit vor, dann öffnet Kendra plötzlich ihre Augen, ihr Herz fängt wieder zu schlagen an, ihr Atem setzt wieder ein. Plötzlich fangen einige der kopflosen Seelen an, sich aufzulösen, ihre Halsbänder fallen auf den Boden und bleiben dort liegen. Kendra setzt sich hin, zum ersten Mal seit Tagen lächelt sie wieder, langsam steht sie auf, und blickt sich um. "Ich kann wieder lachen, ich habe meine Seele wieder, ich fühle mich wieder frei, so frei wie früher!"

Auch Duncan und Arad können wieder lachen, sie können die Trauer, den Schmerz und das Grauen um sie herum für einen Moment lang vergessen. Kendra aber fühlt sich auch stärker, so als hätten die Hexen, die sich aufgelöst haben sich für sie geopfert, ihre Kraft an Kendra weitergegeben, so als wüssten sie, dass sie noch eine große Tat vollbringen würde. Kendra erkennt jetzt wieder das Grauen und den Schmerz, der ihr widerfahren ist, sie geht entschlossen und mit ernster Mine auf die Jäger zu, hebt während dem Laufen das Schwert vom Boden auf. Ihre Entschlossenheit wandelt sich in Wut, sie wird immer schneller, hebt das Schwert, und schlägt auf die Seelen der Jäger ein.

Entsetzt blicken Arad und Duncan ihr nach. Sie begreifen erst nicht, was Kendra vor hat, doch dann laufen auch sie los, und versuchen sie davon abzuhalten, weiter auf die Seelen einzuschlagen. "Kendra, sie befolgen alle nur Befehle, sie können nicht anders, sie müssen versuchen dich zu töten. Arads Vater war auch einer der Jäger, und er hat Arads Mutter auch nur gejagt, weil er nicht anders konnte, hör auf damit!" In seinen Gedanken wird er plötzlich stutzig. Er hält Kendra fest, sie wehrt sich nicht. Sie hat inzwischen eingesehen, dass es keinen Sinn hat, die Jäger zu töten. Viele der Seelen haben sich aber indessen schon aufgelöst und sind mit einem ohrenbetäubendem Schrei in der Unendlichkeit verschwunden. Arad hält sich die Ohren zu, Kendra folgt diesem Beispiel. Duncans Hände bewegen sich auch ruckartig zu seinen Ohren und preßt sie darauf. Wenige Sekunden später verklingen die Schreie der Seelen. Duncans Gedanken verschwimmen vor seinen Augen. Ihm wird auf einmal klar, was ihn die ganze Zeit gestört hat. "Warum habe ich meine Seele noch? Ich bin doch auch ein Jäger, wo ist mein Halsband?" Das gibt auch den anderen zu denken. Sie wissen auch nicht, warum er kein Halsband trägt. "Vielleicht weiß Arads Mutter die Antwort." Kendras Vorschlag klingt plausibel.

Ihre Gedanken aber erforschen ihre währenddessen wiedergewonnenen Gefühle. Sie genießt es wieder fühlen zu können, ohne Einschränkung das tun zu können, was sie will. Nach längerem in sich Hineinhören entdeckt sie ein Gefühl, das ihr bekannt vorkommt, aber sie hat damit noch nicht viel Erfahrung gemacht. Schon auf Anhieb erkennt sie das Gefühl, es ist das Gefühl der Liebe, sie hat sich in Duncan verliebt. Dieser Gedanke lässt sie leicht erröten.

Doch sie spürt noch ein anderes Gefühl, es ist Wut und Haß auf den Mann, der ihr ihre Seele geraubt hat und sie gequält hat mit einer Leere, die kaum zu verkraften war.

Plötzlich rennt Arad zurück zu der kopflosen Seele seiner Mutter. Kendra folgt ihm mit dem Schwert in der Hand, und auch Duncan kommt mit zu Arads Mutter.

Kendra hebt das Schwert, greift es mit beiden Händen, und setzt es an der Innenseite des Halsbandes von Arads Mutter an. Dann zieht sie das Schwert durch das Leder. Auch diesmal fällt das Band zu Boden und verschwindet wie Kendras zuvor. Alle Drei folgen mit ihren Blicken dem Halsband. Doch als sie wieder nach oben zur Seele blicken, ist diese fort. Sie schwebt nicht über ihren Köpfen und sie ist auch nicht mit einem lauten und schrillen Schrei verschwunden. Arad blickt ängstlich, fast in Panik zu Kendra. Diese steht auch ratlos da und blickt dorthin, wo die Seele stand. Duncan aber ahnt, wohin die Seele verschwunden ist. Er zerrt Kendra und Arad aus der Höhle ins Freie und erzählt ihnen auf dem Weg dorthin, wo Arads Mutter sein könnte. "Ich denke, sie ist im Schloß meines Vaters, im Kerker, dort wo du auch warst, Kendra. Er wird sie in einem einzelnes Verließ gefangenhalten, wo sie wohl vor noch nicht allzu langer Zeit gestorben ist, und wenn wir noch rechtzeitig ihre Seele befreien können, wird sie wieder am Leben sein!"

Gaia

KAPITEL

10

__________
 

GAIA
 

"Hoffentlich sehe ich meine Mama wieder, ich hoffe, dass sie noch lebt. Vielleicht hat sie auch eine Antwort darauf, warum Duncan seine Seele noch hat. Kendra besitzt ja zum Glück ihre Seele wieder. Jetzt kann uns nicht mehr viel passieren! Wir müssen uns nur vor Duncans Vater in acht nehmen und vor den Jägern, die möglicherweise noch alle am Leben sind, wenn sie sich noch nicht alle gegenseitig im Jagdrausch umgebracht haben."
 

I

nzwischen ist die Sonne wieder hoch am Himmel zu sehen. Duncan schnallt seine Axt von seinem Rücken, und gibt sie Kendra, dann hebt er Arad auf seinen Rücken, und klettert mit ihm die Steinwand nach oben, die sie Stunden zuvor hinunter geklettert sind. Kendra folgt ihnen während sie sich Duncans Axt auf den Rücken schnallt. Sie ist noch etwas verwundert, denn sie erinnert sich nur schwer daran, dass sie diesen steinernen Weg schon einmal gegangen ist.

Oben auf dem Gipfel, der ihnen den Weg zurück in den Wald offenbart, erkennen sie, dass es einen schnelleren und leichteren Weg zum Schloß gibt, der nicht über den See führt.

Wenn sie gerade noch unten gehen und dann auch weiter geradeaus nach Norden, dann erreichen sie das Schoß möglicherweise noch vor Sonnenuntergang, unter der Bedingung, dass ihnen kein Jäger in die Quere kommt.

Nur mühsam können sie den Berg wieder hinunter klettern, da der Weg sehr steinig ist und viele größere Steinbrocken, die ihnen beim Aufstieg geholfen haben, ihnen nun ein Hindernis sind. Doch nach einem schweißtreibenden Abstieg erreichen sie völlig erschöpft den Fuß des Berges. Sie legen eine lange Pause ein, um wieder Kraft zu schöpfen. Arad lief den Berg ebenfalls hinunter, zumindest die nicht zu steilen Passagen. Der kleine Bach fließt an den Dreien vorbei, sie haben sich mit seinem Wasser etwas erfrischt, nun plätschert er fröhlich vor sich hin, und bringt die Drei zum Träumen, sie schlafen ein.

Obwohl ihr Schlaf nur leicht und kurz ist, fühlen sich alle Drei merkwürdig gestärkt. Duncan nimmt jetzt seine Axt wieder an sich, da Kendra auch noch das Schwert mit sich führt.

Kendra beschließt, dass Arad ihren Dolch bekommt, damit er sich auch verteidigen kann, wenn es nötig werden sollte.

Nach wenigen Minuten setzen sie ihre beschwerliche Reise fort. Der Wald wird wieder dichter. Sie können kaum noch vorwärts gehen, die Wege, die sie einschlagen, zeigen keine Gnade, dornige Büsche und stachelige Gewächse versperren ihnen den Weg. Duncan versucht mit seiner Axt einen Weg durch die Büsche zu schlagen, was ihm auch gelingt. Zwar ist es nur eine kleine Schneise, die er schlägt, da die Äste ziemlich zäh sind, aber die Drei verletzen sich nicht mehr so schnell.

Der Weg ist zwar sehr beschwerlich, dennoch kommen sie schnell voran.

Hin und wieder versetzt sie ein Rascheln im Gebüsch in Angst und Schrecken, doch es entpuppt sich immer nur als Waldbewohner, der aus den Blättern der Bäume springt.

Zwei Stunden lang irren sie durch den Wald, sie halten zwar die Richtung ein, die sie eingeschlagen haben, aber das dichte Strauchwerk raubt ihnen die Orientierung. Dann endlich kommen sie an eine Lichtung. Am Rande dieser stehen einige sehr hohe Bäume, auf die einer von ihnen hinaufklettern könnte, um zu sehen wo sie sind. Arad erklärt sich freiwillig dazu bereit, auf einen der Bäume zu klettern.

Mühsam versucht er sich am untersten Ast nach oben zu ziehen, bis Kendra ihm hilft, indem sie ihn etwas hochhebt. Nun hängt Arad am ersten Ast, er zieht sich mit aller Kraft nach oben, und stellt sich hin, dann erklimmt er den zweiten dickeren Ast, der sehr leicht zu erreichen ist.

Arad hängt gerade an einem der Äste, als plötzlich der Ast abbricht, auf dem er steht. Er kann sich gerade noch halten. Duncan und Kendra, müssen dem herabfallenden Holz mit Geschick ausweichen. Da sie aber Arads Bewegungen genau beobachten, ist es ihnen eine Leichtigkeit herauszufinden, wo der Ast aufschlägt.

Schnell und von Angst getrieben klettert Arad ein paar Äste nach oben. Kurz vor dem Gipfel wagt er es nicht mehr die letzten Meter nach oben zu klettern. Doch das, was er jetzt von der Umgebung erkennen kann, reicht völlig aus.

Die riesige Burg ist nicht weit entfernt zu erkennen. Nur noch ein paar Meilen, dann müssten sie vor dem Schloßtor stehen. Die Jäger können Arad nicht sehen und nicht hören, aber als plötzlich aus nicht weiter Ferne ein Schrei ertönt, der sich anhörte, als ob jemand das Leben verliert, ist er sich sicher, dass mindestens einer der Jäger in der Nähe ist. Vorsichtig schreit er Kendra und Duncan zu, was er eben gehört hat, woraufhin diese sich ein Versteck suchen. "Arad, bleib da oben, und rühr dich nicht vom Fleck!" Kendra verspürt zum ersten Mal wieder richtige Angst. Schnell suchen sich die Beiden ein Versteck, ein dichter Busch scheint ihnen das Richtige zu sein.

Plötzlich steht der Jäger auf der Lichtung. Er hält in seiner rechten Hand ein blutiges Schwert, er ist völlig aus der Puste. Er bleibt einen Moment stehen, dann hebt er das Schwert in die Luft und rennt wieder los. Duncan und Kendra erstarren in ihrem Versteck, sie halten die Luft an. Kendra klammert sich mit beiden Armen an Duncan.

Arad sitzt indes oben im Baum und verfolgt mit seinen Blicken den Jäger.

Auf einmal fängt der Jäger an völlig wirr zu reden, dann verschwindet er im dichten Gestrüpp des Waldes, er hat die Drei einfach nicht registriert.

Kurze Zeit später wagt es Arad, vom Baum herunter zu klettern, auch Kendra und Duncan kommen hinter dem Gestrüpp hervor. Es vergehen noch einige Minuten, in denen sie den Schock erst einmal verarbeiten. Dann wagt es Arad, Duncan und Kendra zu erzählen, dass das Schloß nicht mehr weit entfernt ist.

Nachdem sie sich wieder beruhigt haben, beschließen sie erst einmal langsam weiterzugehen.

Irgendwann - es sind wieder Stunden vergangen - kommen die Drei wieder auf eine Lichtung. Es ist eine kleine Lichtung. Auf dem Weg dorthin haben sie keinen der Jäger gehört oder gesehen. Jetzt können sie schon die Burg erkennen ohne dass sie auf einen Baum klettern müssen. Sie ist nun nur noch einige hundert Meter entfernt. Langsam schleichen sie sich näher. Duncan meint es wäre besser, durch den Hintereingang in die Burg zu kommen, da diese nicht so stark unter Bewachung steht. Sie ist schon lange in Vergessenheit geraten, denn selbst er ist noch nie durch diese Tür gegangen.

Schon nach ein paar Minuten stehen sie vor den Schloßmauern. Sie halten sich aber im Schatten der Mauer und schleichen im Schutz der Bäume in die östliche Richtung, da dort der Hintereingang ist. Immer wieder gehen Wachen über den Wehrgang, so dass die Drei sich in acht nehmen müssen, dass sie nicht entdeckt werden. Sie bleiben eine Weile am Schloßtor stehen, um zu sehen, was sie erwartet, wenn sie in der Burg sind, damit sie wissen, ob die Jäger zur Burg zurückgeritten sind und aufgegeben haben.
 

Die Jagd ist noch nicht zu Ende, das Tor steht noch offen, und immer wieder reiten Jäger und Wachen an Kendra, Duncan und Arad vorbei.

Nach langem Beobachten, beschließen die Drei nun doch endlich in die Burg zu gehen. Sie gehen nun endgültig nach Osten und laufen zum Nebeneingang.

Dann - nach nicht einmal einer Minute - kommen sie dort an, die Tür scheint schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein, denn es sind Rosenranken an der Tür hoch gewachsen und schon mit bloßem Auge ist zu erkennen, dass die Tür morsch ist.

Dennoch brechen sie die Tür vorsichtig auf, dahinter kommt der Pferdestall zum Vorschein. Sämtliche Pferde, die Simon besitzt, sind hier untergebracht, auch die Pferde der Gäste. Doch jetzt ist der Stall leer, denn alle sind auf der Jagd. Nur noch ein altes Pferd steht einsam und verlassen da und kaut an seinem Hafer.

Duncan geht zu dem Pferd hin "Hey, alter Junge, wie geht's dir denn heute?" sanft schlägt er mit seiner Hand auf den Hals des Tieres. Kendra und Arad kommen nun auch näher, doch sie schauen sich noch neugierig und vorsichtig um.

Duncan geht zur Stalltür, öffnet sie einen Spalt und blickt hindurch.

Im Hof des Schlosses marschieren fünf Wachen herum, sämtliche Tore stehen weit offen, und neben jeder Tür stehen ebenfalls zwei Wachen.

Duncan blickt sofort auf eine Tür, die hinunter zum Kerker führt, auch dort stehen zwei Wachen, und obwohl sonst durch alle Türen ständig Bedienstete laufen, geht hier keiner aus und ein.

Auch keiner der Jäger ist zu sehen, wahrscheinlich sind sie nicht auf dem Hof, sondern im Thronsaal von Duncans Vater.

Sie können es noch nicht wagen, den Hof zu betreten, denn es sind für die Drei zu viele Wachen.

Sie sind so erschöpft, dass sie nicht einmal mehr die Kraft haben, ihre Waffen hochzuheben. So beschließen sie erst einmal zu warten. Sie wollen bei Einbruch der Dunkelheit versuchen, den Hof unbemerkt zu überqueren und in den Kerker zu gelangen.

Es vergehen einige Stunden. Während dieser Zeit versuchten immer zwei von ihnen zu schlafen, und einer hielt Wache, um sicherzugehen, dass keine Wache von draußen in den Stall kommt. Duncan übernahm die erste Wache, dann Kendra und zum Schluß Arad. Als dann die Nacht hereinbricht, sind sie alle sichtlich erleichtert, denn keiner der Wachen kam zu ihnen in den Stall und entdeckte sie.

Dann am Abend, als die Sonne schon am Horizont versunken ist, machen sich die Drei daran, einen Weg zu finden, auf dem sie unentdeckt in den Kerker gelangen.

Sie öffnen erneut die Stalltür einen Spalt, und blicken wieder hinaus in den Hof. Die Wachen stehen immer noch an den Türen, doch sie sind müde geworden, und können sich nicht mehr lange wachhalten. Und doch laufen noch einige Wachen herum, die hellwach sind. Duncan weiß, dass auch bald Ablösung für die Wachen kommt.

Es ist schon ganz dunkel geworden, als die Ablösung kommt, nur noch Fackeln lassen ihre Gestalt erkennen. Jetzt müssen die Drei es endlich wagen, an die Tür zu gelangen, sonst werden sie es nie schaffen.

Kendra versucht mit ihrer Magie, ihnen eine kleine Hilfe zu geben. Sie versucht, ihnen eine Tarnung zu verschaffen, die es ihnen ermöglicht, unentdeckt über den Hof zu gehen.

Sie leitet ihre Kraft in ihre Hände, und berührt dann Arad und Duncan an der Stirn. Daraufhin werden sie unsichtbar. Dann berührt sie sich ebenfalls mit ihrer Hand an der Stirn und wird ebenfalls unsichtbar. Jetzt können sie unbemerkt über den Hof wandeln. Aber wie öffnen sie die Tür, ohne dass einer der Wachen etwas bemerkt?

Arad hat eine Idee. Nicht weit von der Kellertür entfernt, stehen zwei Regenfässer. Wenn sie die Fässer umschmeißen würden, dann wären die Wachen sicherlich für einen Augenblick abgelenkt, und sie könnten die Türe öffnen. Kendras Zauber wird nicht lange anhalten, denn sie muß viel Kraft aufbringen, um sich selbst und noch zwei weitere unsichtbar zu halten.

Die Drei schlüpfen schnell durch die Stalltüre, schließen sie auch gleich wieder hinter sich. Dann laufen sie leise zu den Regenfässern, und versuchen sie umzuwerfen. Duncan schafft es mit einiger Mühe, eines der Fässer umzuschmeißen, während Kendra und Arad das andere umwerfen.

Irritiert schauen sich die Wachen um, dann gehen sie zu den Fässern, die umgekippt auf dem Boden liegen, und die Erde mit ihrem Inhalt aufweichen. Ungläubig blicken sie sich um. Keiner ist zu sehen, der die Fässer umschmeißen hätte können, das macht sie stutzig. Schnell rufen sie die anderen Wachen zu sich, die ebenfalls verdutzt auf die Fässer starren. Sie stellen die Fässer wieder auf und fangen dann an, den ganzen Hof zu durchsuchen, ohne zu wissen, was oder wen sie überhaupt finden sollen.

Währenddessen rennen Arad, Duncan und Kendra auf die Kerkertüre zu, Kendra greift sich die Türklinke, und drückt sie hinunter. Sie ist offen! Schnell schlüpfen sie hinein und schließen die Türe schnell wieder.

Kendras Zauber hört in diesem Augenblick auf zu wirken, sie werden wieder sichtbar. Kendra scheint an diesem Zauber nicht so viel gelitten zu haben, sie hat noch viel ihrer magischen Kräfte, sie ist nicht so erschöpft, wie sie es sonst immer war.

Jetzt stehen sie vor einer langen Treppe, die nach unten führt, ihre kalten Steinwände sind mit Fackeln ausgeleuchtet. Es ist feucht und riecht verschimmelt und nach verfaultem Fleisch. Überall an den Wänden wächst Moos. Langsam und Schritt für Schritt gehen die Drei die Stufen hinab. Es schaudert sie. Auch Duncan, der hier unten schon sehr oft gewesen ist, bekommt es mit der Angst zu tun. Gleich werden sie die elendig zu Grunde gerichteten Menschen sehen, die keine Kraft mehr haben zu schreien, aber doch noch zu viel Kraft, um zu sterben. Nur der Tod könnte sie von diesem Leiden erlösen.

Nach kurzer Zeit erreichen sie die letzte Stufe der Treppe, und ein gitternes Tor versperrt ihnen den Weg in den Kerker. Duncan weiß, dass der Schlüssel immer außerhalb des Kellers hängt, also versperrt ihnen dieses Tor nicht lange den Weg. Schon nach wenigen Sekunden hat er den Schlüsselbund mit den Schlüsseln zu allen Türen im Kerker gefunden und sperrt das Eisentor auf.

Quietschend öffnet sich das Tor, im ersten Moment zucken die Drei zusammen, dann aber treten sie hindurch. Der Geruch von Blut und verfaultem Fleisch wird immer stärker. Jetzt hören sie auch die herzzerreißenden Schreie derer, die gequält werden. Kendra erinnert sich dunkel an ihre Zeit, die sie hier verbracht hat. Ein leichtes Schaudern streift ihr über den Rücken, und die Angst steigt in ihr hoch.

Ihre Schritte klingen sehr laut auf dem Boden, dumpfe Schläge, die von Schreien begleitet werden. Duncan steuert auf die Zelle zu, in der er noch nie war, denn er vermutet, dass dort Arads Mutter gefangen gehalten wurde oder wird, wenn sie noch lebt.

Dann stehen sie vor dieser Türe, und wollen sie öffnen, doch sie ist verschlossen, und keiner der Schlüssel am Schlüsselbund scheint zu passen.

Kendra versucht das Schloß mit Magie aufzubekommen, doch diese macht den Eindruck, als würde sie einfach von dem Schloß abprallen. Arad probiert es ebenfalls mit seiner Magie, doch auch er schafft es nicht, denn er weiß nicht wie er die Magie einsetzen soll.

Duncan versucht mit seiner Axt die Türe einfach einzuschlagen, aber auch dies gelingt nicht.

Plötzlich aber springt wie aus heiterem Himmel die Türe auf, verwundert blicken die Drei sich an, dann treten sie in das Zimmer ein. An der Wand hängt eine junge Frau, die mit Ketten an den Händen gefesselt ist, ihre Arme sind lang und dünn nach oben gebunden. Schlapp und kraftlos, fast bewußtlos, nur von den Ketten gehalten, sitzt sie vor ihnen im verfaulendem Stroh.

Als sie bemerkt, dass jemand durch die Türe kommt, hebt sie ihren Kopf und blickt dorthin. Das Licht der Fackeln, welches von draußen herein kommt blendet sie.

Arad erkennt die Frau gleich als seine Mutter, er rennt zu ihr hin und umarmt sie. Auch Duncan und Kendra laufen ebenfalls zu ihr. Sie versuchen die Fesseln zu lösen. Zwar ist es nicht einfach, aber mit vereinter Kraft können die Zwei die Fesseln so weit auseinanderbiegen, so dass die Frau ihre Arme hinausziehen kann. Doch kaum sind ihre Arme frei, schnappen die eisernen Handschellen wieder nach ihren Armen, jetzt hängt sie wieder an den Ketten fest. Kendra hat eine Idee, sie nimmt das Schwert und schlägt auf die Ketten ein. Kaum hat sie das getan, gehen die Fesseln von alleine auf und lassen die Frau frei. Die Frau setzt sich trotz ihrer Kraftlosigkeit hin. "Mein Junge du lebst,...!" Voller Freude umarmt auch sie Arad, doch plötzlich macht sie ein entsetztes Gesicht. "Wie bist du hierher gekommen? Ihr müsst sofort wieder verschwinden, wenn euch Simon sieht, dann werdet ihr grausam umgebracht!" Duncan versucht sie zu beruhigen: "Wir holen Sie hier raus, wir wissen nur noch nicht wie."

"Mama, vertrau ihnen, die beiden haben mir das Leben gerettet, und sie haben mir versprochen, dass sie dich hier rausholen."

Die Frau blickt in Duncans, und dann in Kendras Gesicht, ihr Gesicht erhellt sich ein wenig, "Du bist eine von uns nicht wahr, Mädchen. Sag, hat dich dieses Monster auch gequält? ... Ich bin Gaia, ich bin eine Hexe so wie du Kendra. Ich bin damals auch gejagt worden und habe die Jagd überlebt. Danach wurde ich hier eingesperrt." "Woher weißt du...?" Duncan und Kendra schauen sie fragend und verwundert an. "Woher ich weiß, wie du heißt? Ich habe meinem Sohn versprochen, dass bald jemand kommt, der uns retten wird, ich habe euch erwählt, auch dich Duncan. Ich habe über euch gewacht und habe aufgepaßt, dass ihr euer Ziel erreicht, und jetzt seid ihr hier."

"Du warst das mit dem Strauch und dem Gewitter...? Wir müssen uns jetzt aber beeilen, sie werden bald hier runter kommen, sie werden uns bald finden. Kannst du laufen, Gaia?" Duncan blickt besorgt und immer noch verdutzt zu ihr. Gaia nickt und versucht aufzustehen. Arad steht neben ihr, er hat Tränen in den Augen, aber er hilft seiner Mutter aufzustehen, denn sie steht etwas wackelig auf den Beinen. Dann gehen sie langsam aus dem Raum und auf die Treppe nach oben zu.

Die Stille wird immer wieder von schrillen Schreien zerrissen. Gaia preßt ihre Augen zu. Sie hat immer noch Schwierigkeiten etwas zu sehen, denn das Licht blendet sie. Arad und Duncan stützen sie ab, während Kendra hinter ihnen die Türen wieder verschließt.

Sie kommen an die Treppe. Es ist viel zu anstrengend für Gaia, die Treppen alleine oder aufgestützt hinauf zu laufen, deshalb trägt Duncan sie nach oben. Ihm wird jetzt erst richtig klar, dass es um sie nicht gut steht, denn sie ist viel zu leicht. Jetzt bemerkt er auch wie erschöpft sie ist, denn sie verliert sofort - als er sie hochhebt und ein paar Schritte gegangen ist - das Bewußtsein.

Oben angekommen hören sie, wie draußen noch immer alles drunter und drüber geht, denn die Wachen sind noch immer dabei, den - oder diejenigen zu finden, welche die Fässer umgeworfen haben.

Vorsichtig öffnet Kendra die Tür, Dutzende von Wachen laufen wild durcheinander. Arad drängt sich zur Tür und blickt auch durch den Spalt. Staunend dreht er sich um, "Wie kommen wir jetzt hier raus, ohne dass uns dein Vater findet und einsperrt?" "Wir können nicht hierblieben, Gaia braucht etwas zu Essen, und sie muß sich ausruhen. Wir müssen es riskieren, wir müssen jetzt versuchen rauszukommen." Kendra nickt kurz. Sie weiß auch, dass Gaia nicht mehr lange durchhält. "Ich kann versuchen, sie ein bißchen zu heilen, aber meine Kraft wird nicht dazu ausreichen sie ganz zu heilen. Sie wird dann immer noch Ruhe brauchen." Gleich drauf schließt sie ihre Augen, konzentriert sich auf ihre Magie, und hält dann ihre Hände über Gaia.

Ihr Körper fängt an sich zu regenerieren, sie nimmt an Gewicht wieder ein wenig zu. Dann - nachdem Kendra ihre Hände wieder weggenommen hat - öffnet Gaia ihre Augen. Sie gibt Duncan ein Zeichen, woraufhin dieser sie wieder auf die Beine stellt, sie steht jetzt schon wesentlich sicherer auf ihren Füßen. Als sie auch aus der Tür blickt, weiß sie auch nicht wie sie hier raus - kommen könnten.

Dann müssen sie wohl das Risiko eingehen und einfach versuchen, durch den Hof in das Freie zu laufen, mit der Gefahr gefangengenommen zu werden.

Wenn sie es jetzt wagen es jetzt durch den Hof ins Freie zu gelangen oder sie warten, bist sich alles wieder beruhigt hat und die Wachen wieder an ihren Plätzen stehen. Nur dann werden auch wieder Wachen neben dem Kerkereingang stehen und sie werden auf jeden Fall

Simons

KAPITEL

11

__________
 

SIMON
 

"Jetzt haben wir Arads Mutter gefunden, sie lebt, fragt sich nur wie lange sie noch durchhält, sie ist zu schwach um zu kämpfen. Wie werden wir hier nur rauskommen, ohne dass uns mein Vater tötet? Wir sind hier in der Höhle des Löwen, wir brauchen ein Wunder um hier heil raus zu kommen."
 

E

s bleibt ihnen wohl nichts anderes übrig, sie öffnen die Türe und laufen so schnell sie können auf den Stall zu. Die Wachen bemerken sie zuerst auch gar nicht, aber plötzlich stolpert Gaia und fällt hin. Da kommen auf einmal mindestens fünf Wachen auf sie zugerannt und richten ihre Schwerter auf sie. Duncan und Kendra sehen keinen Sinn mehr sich zu verteidigen, denn wenn sie auch diese Fünf schaffen würden, so würden wieder fünf andere Wachen nachkommen und sie so lange in Schach halten bis ihnen die Kraft ausgeht und sie freiwillig aufgeben. Arad kniet bei seiner Mutter und hilft ihr wieder aufzustehen, er ist völlig verzweifelt. Kendra und Duncan sind auch verzweifelt, sie haben einen so lange und so gefährlichen und anstrengenden Weg hinter sich gebracht, und jetzt soll alles vorbei sein, das können sie nicht glauben.

Sie heben alle ihr Arme hoch, um den Wachmännern zu zeigen, dass sie aufgeben. Die Fünf, drücken ihre Schwerter in die Rücken ihrer Gefangenen und führen sie weg.

"Los ihr Vier! Wir bringen euch jetzt zu Simon, der wird euch dann schon eure Strafe sagen!"

Duncan versucht das alles vor den Wachen als Mißverständnis hinzustellen. "Ich bin Duncan, ich bin Simons Sohn, laßt uns laufen, dann werde ich meinem Vater nichts hiervon erzählen und euch wird nichts passieren!" "Ja, klar, das kann jeder sagen, wir glauben dir kein Wort. Und jetzt halt den Mund und komm mit, sonst wird dir gleich was passieren!"

Gefügig geht Duncan vor ihnen her, er weiß wie brutal und dumm die Wache seines Vaters ist. Auch Kendra, Arad und Gaia sind ruhig und tun dass, was ihnen die Wache sagt.

Sie werden ins Schloß geführt, durch die langen Gänge bis zum Thronsaal.

Als sie vor den Türen des Saales stehen, wird sie ihnen automatisch geöffnet. Sie werden hineingestoßen. Simon sitzt wie immer auf seinem Thron, er hat auch diesmal seine Kapuze auf.

Er blickt auf den Boden, eine der Wachen tritt vor Arad, Gaia, Kendra und Duncan. "Die Vier haben wir auf dem Hof aufgegriffen, sie haben die Regentonnen umgestoßen" Jetzt blickt Simon auf, "Raus hier, laßt sie hier! Nehmt ihnen ihre Waffen ab!" Die Wachen reißen Duncan seine Axt vom Rücken, nehmen Kendra das Schwert ab und wollen dann gehen. "Halt! Lasst das Schwert hier!" Einer von ihnen geht zu Simon hin, und legt ihm das Schwert vor die Füße, dann verlassen die Wachen das Zimmer. Simon blickt in Duncans Gesicht. "Sohn, ich hätte nie gedacht, dass du mich verraten würdest. Du hast das Schwert gefunden, du hast meine Sammlung zerstört! Die Seelen, die ich so mühsam gestohlen habe - du hast sie freigelassen. Du hast meine Jagd lächerlich gemacht, meine Jäger bringen sich deinetwegen gegenseitig um! Was hast du dir dabei gedacht?" Wutentbrannt schreit Simon seinen Sohn an, dieser steht felsenfest vor ihm und lässt das alles über sich ergehen. "Vater, es ist einfach grausam, wenn man einen Menschen so zu Tode jagt, irgend - jemand musste dagegen etwas tun! Wer gibt dir das Recht, einen Menschen so brutal zu ermorden und ihre Seelen einzusperren?" Duncans Stimme zitterte, so wütend war er. Beide sahen sich wütend an. "Du hast mich enttäuscht Sohn. Ich wusste, dass du einmal so werden würdest wie deine Mutter, deshalb habe ich sie auch umgebracht. Ich habe sie geliebt. Ich habe ihretwegen deine Seele verschont, in der Hoffnung, du würdest eines Tages mein Erbe antreten, aber nicht als willenloser Zombie, sondern als mein Sohn. Deine Mutter hat diese Jagden immer mißbilligt, bis sie einmal eine meiner Trophäen befreit hat, genau so wie du. Dafür musst du jetzt auch bezahlen!" Duncans Augen werden groß, "Du hast meine Mutter umgebracht?! Dann bring mich auch um, ich will nicht der Sohn eines Mannes sein, der die Mutter seines Sohnes umgebracht hat. Geschweige denn, der Sohn eines Mannes der auch noch die Mütter, Väter, Schwestern und Brüder anderer Familien auf dem Gewissen hat." Arad drückt sich an seine Mutter, er hat Angst vor Simon, und er hat Angst vor Duncan, so wütend hat er ihn noch nie erlebt, Gaia hat sich indes auf den Boden gesetzt, und hört den beiden abwesend zu, sie bekommt nicht mehr mit, was sie ausdiskutieren. Kendra steht währenddessen neben Duncan, und blickt Simon genau so finster an wie Duncan selbst. Sie würde es diesem Mörder gerne heimzahlen. Sie fühlt wieder Wut gegen den, der ihr das genommen hatte, sie kann sich kaum noch beherrschen, nur zu gerne würde sie diesen gefühllosen Menschen das erleben lassen, was sie selbst hat durchmachen müssen. "Du hast also zwei der Seelen wieder befreien können. Und du hast die Hexe nicht umgebracht, wie du es mir versprochen hast, du hast sie gerettet. Das kann ich einfach nicht verstehen. Du hattest die Chance ein gefürchteter Schwarzmagier zu werden, du hättest mächtiger werden können als jeder zuvor, aber du hast nie versucht die Magie zu lernen. Jetzt ist es zu spät!"

"Vater, bring es hinter dich, töte mich!"

"Duncan, du willst, dass ich dich umbringe! Nein, du wirst leiden, genau wie deine Mutter, und du wirst einsehen müssen, dass man mir nicht widerspricht! Ich gebe dir eine Chance, du kannst dein Leben auch gleich beenden!..."

Er hebt das Schwert vom Boden auf, und richtet es auf Duncan. Dieser steht nur da, er hat seine Axt nicht mehr. Aber plötzlich fällt ihm der Dolch wieder ein, er hat zwar mit einem Dolch nicht die geringste Chance gegen ein Schwert, aber es ist besser als gar nichts. "Arad, schnell, gib mir deinen Dolch." energisch flüsternd blickt er zu dem kleinen Jungen, der daraufhin entgeistert in seinen Taschen wühlt, und schließlich den Dolch hervorzieht. Mit einem gekonntem Wurf wirft er Duncan das Messer zu.

Meisterhaft fängt dieser die Waffe und nimmt sie in beide Hände. Jetzt stehen sich Vater und Sohn im Kampf gegenüber.

Simon hebt seine Hand und versucht Duncan das Schwert in den Bauch zu rammen. Dieser aber weicht geschickt aus, daraufhin nimmt Simon die Waffe in beide Hände, hebt sie in die Höhe und will Duncan das Schwert in den Brustkorb rammen. Schnell duckt sich dieser, stolpert aber und liegt auf dem Boden. Er will wieder aufstehen, doch Simon drückt ihm seinen Schuh in die Brust, und hält das Schwert an seine Kehle. "Du hast mich enttäuscht, ich werde dich jetzt töten, hast du noch irgendwelche letzten Worte? Bereust du endlich, dass du dich mir widersetzt hast?" "Nein, Vater, ich bereue nicht,...!" Kendra kann das nicht mehr ertragen, sie muß Duncan helfen. Plötzlich schießt aus einer Ecke ein feuernder Ball. Kendras Stimme ist zu hören "Stirb du elender Mörder!" Der Feuerball trifft Simon in den Bauch und schleudert ihn gegen seinen Thron, welcher unter der Wucht Simons umkippt. Noch während er durch die Luft geschleudert wird, lässt er das Schwert aus der Hand fallen. Doch dann blickt Duncan zu seinem Vater, der regungslos neben dem Thron liegt, er läuft zu ihm hin. "Ist er..., ist er tot?" Kendra steht plötzlich neben ihm, völlig verwirrt blickt sie auf den regungslosen Körper.

Plötzlich aber beginnt Simon wieder zu atmen, er schlägt seine Augen auf, und streckt seine Arme in die Luft, seine Finger umschließen Duncans Hals und würgen ihn. Duncan wehrt sich heftig gegen seinen Vater, doch dieser drückt nur noch fester zu. Kendra fasst Simons Arme und versucht sie von Duncans Hals wegzuziehen. Nichts gelingt. Arad kommt auch noch zu ihnen geeilt, und versucht zusammen mit Kendra Simons Finger zu lösen.

Gaia sitzt währenddessen noch immer da und schaut erschöpft zu. Sie kann nicht einmal mehr aufstehen. Es ist, als hätte man ihr die ganze Kraft ausgesaugt, und ihrer Beine mit Fesseln zusammengebunden, so dass sie sie nicht mehr bewegen kann.

Langsam geht Duncan die Luft aus, er weiß nicht mehr weiter. Sein Kopf ist vernebelt, er ist kurz davor sein Bewußtsein zu verlieren, da fällt ihm der Dolch ein, den er noch immer in der Hand hält, er war so verwirrt, dass er ihn vergessen hat. Doch nun nimmt er seine letzte Kraft zusammen und rammt den Dolch in Simons Bauch. Simons Körper krümmt sich. Simon lässt Duncans Hals los und hält sich den Bauch. Dann röchelt und hustet er, Blut läuft ihm aus dem Mund und aus der Wunde. Die Wunde am Bauch ist sehr tief, der Boden färbt sich rot. Dann verlässt ihn die Kraft, seine Hände fallen auf den Boden, das Blut spritzt beim Aufschlag in alle Richtungen. Währenddessen liegt auch Duncan auf dem Boden, er schnappt nach Luft und atmet schnell und tief ein und aus. Langsam beruhigt sich sein Atem wieder, er reibt sich mit seinen Händen den Hals, auf dem zwei blaue Fingerabdrücke zu erkennen sind. Kendra eilt zu ihm und nimmt ihn in den Arm. Sie versucht ihm das Atmen so weit wie möglich zu erleichtern.

Arad steht nur fassungslos neben den Beiden und blickt auf die Leiche von Simon. Dann läuft er zu seiner Mutter und hilft ihr aufzustehen.

Als Duncan wieder normal atmen kann, erkennt er erst, was er getan hat. Sein Herz setzt aus, ganz entsetzt wiederholt er immer wieder "Ich habe meinen Vater getötet!" Plötzlich überkommt ihn tiefe Trauer, ihm wird klar, was er getan hat. Er weiß plötzlich, dass er ganz alleine ist. Tränen rollen über sein Gesicht, er kann sie nicht zurückhalten. Kendra legt ihre Arme um ihn und drückt ihn fest an sich, versucht ihn zu trösten. "Duncan, er musste sterben, er hat so viele Menschen auf dem Gewissen, er wollte auch dich töten, du hast dich nur gewehrt. Wenn du ihn am Leben gelassen hättest, wärst du jetzt tot." In seiner Verzweiflung ist er nicht mehr in der Lage klar zu denken, langsam kehrt Duncans Verstand wieder zurück. Er beruhigt sich wieder und erkennt, dass er wirklich nicht anders handeln konnte. Er sieht ein, dass sein Vater sterben mußte, damit viele andere Menschen leben können. Zögerlich wird er mit dem Gedanken fertig, dass er das Richtige getan hat und nun seinen Weg alleine fortsetzen sollte.

Kendra und Duncan stehen auf, und gehen zu Gaia, die jetzt auf Arad gestützt dasteht, "Duncan gib mir das Schwert." Ohne zu fragen, hebt Duncan das Schwert vom Boden auf, und gibt es Gaia in die Hand.

Plötzlich fängt es an zu leuchten. Gaias zerfetztes Gewand verwandelt sich in ein wunderschönes grünes, langes Kleid. Duncan und Kendra schauen verwundert bei der Verwandlung zu. Arad aber ist überhaupt nicht verwundert, lächelnd steht er neben seiner Mutter, die immer kräftiger wird, und dann plötzlich wieder ihre gesamte Kraft hat. "Ihr habt meinem Sohn und mir das Leben gerettet. Dafür bin ich euch auf ewig dankbar. Die Jagden werden nun ein Ende haben. Ich verdanke dem Schwert meine gesamte Kraft, ich bin die Hüterin der Seelen auf dieser Welt. Aber Simon hat mir das Schwert vor langer Zeit einmal gestohlen, er hat es mißbraucht, um seine Jagden noch blutrünstiger zu machen als sie schon waren. Er hat damit den Jägern ihre Gefühle genommen und die Seelen dann gesammelt. Er hatte nicht das Recht so etwas zu tun. Seine Seele muß noch bestraft werden. Ich werde mich darum kümmern." Staunend und fassungslos stehen Kendra und Duncan da, sie wissen nicht was sie sagen sollten. Sie blicken noch einmal auf die Leiche, doch sie ist verschwunden, nur noch das Blut erinnerte daran, dass dort jemand gestorben ist. Dann blicken sie zu Gaia. "Die Wachen deines Vaters sind nicht mehr in seinem Bann, sie werden, das Schloß verlassen haben, so dass wir ohne Angst zu haben das Schloß verlassen können.
 

Kendra öffnet vorsichtig die Tür, keine Wache war zu sehen. Kein Mensch ist auf dem Gang. Dann treten sie alle aus dem Raum. Sie gehen schnell auf die Schloßtore zu. Keiner von ihnen will das Schloß jemals wieder betreten. Selbst Duncan nicht, er will seine Vergangenheit vergessen und ein neues Leben anfangen, weit weg von solcher Grausamkeit.

"Wohin werdet ihr jetzt gehen?" Kendra blickt fragend in alle Gesichter. "Arad und ich werden uns eine neue Bleibe suchen müssen, da unsere Hütte abgebrannt ist. Wir müssen jetzt gehen. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!" Mit diesen Worten verschwinden Arad und Gaia im Wald.

"Und du, Duncan, was wirst du machen?" "Ich weiß es noch nicht, ich werde durch die Städte streifen und mein Leben als Abenteurer verbringen." Kendra legt ihre Arme um Duncan und blickt noch einmal zurück auf das Schloß. "Ich komme mit dir, in meiner Heimatstadt kann ich mich nicht mehr sehen lassen."

Duncan und Kendra blicken sich tief in die Augen, dann drehen sie sich gleichzeitig von der Burg weg und verschwinden im Wald.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2004-04-13T21:39:02+00:00 13.04.2004 23:39
Tja, wo soll ich bloß anfangen?
Ich lese nun mein Leben lang, doch wieder war ich überrascht, wieviel Neues es zu lesen gibt.
Diese schöne und gut, bis ins Detail beschribene, Geschichte ist etwas besonderes. Sie basiert auf Fantasy, Lebensfreude, Überlebenswillen, und auch ein Hauch von Liebe fehlt nicht.
Wer, wie ich, wieder mal keine Bücher zum Lesen hat, soll sich ruhig mal vor den Pc klemmen, es lohnt sich!!!


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