Vita Mors von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Und wieder ein neues Kapitel. Jetzt tritt auch endlich eine neue Hauptperson auf.... Würde mich über Kommis freuen.... Merisusa ~~~~~~~~~~~ Wie erwartet, war der Aufschlag sehr hart. Alyssa blieb noch einige Minuten mit geschlossenen Augen liegen. Sie hatte Angst, dass wenn sie die Augen öffnete alles nur ein Traum war und sie noch immer in dem kalten Keller lag. Als sie neben sich ein Rascheln hörte, öffnete sie ganz langsam die Augen. Über ihr erstreckte sich ein tiefes Blau. Die Sterne wahren klar zu sehen. Ein wunderschöner Vollmond erleuchtete die Nacht. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sich Alyssa über Sterne so sehr gefreut wie heute. "Wunderschön, nicht wahr?", fragte Katie, die neben ihr lag und genauso fasziniert in die Nacht hinein sah. "Ja." Obwohl es Sommer war, war es recht kühl. Schnell begann Alyssa zu frieren. "Lass uns einen Unterschlupf finden. Es ist kalt." Alyssa und Katie standen auf. Sie waren in einem Wald gelandet. Überall standen hohe Bäume und Sträucher. Katie lief los. Alyssa folgte ihr. Sie stolperte einige Male, da sie sich nicht auf den Weg konzentrierte, sondern ständig in den Himmel schaute. Nach dem sie ungefähr eine halbe Stunde gelaufen waren, entdeckte Katie ein Licht. "Da vorne ist ein Licht. Vielleicht eine Hütte oder so. Lass uns hingehen." Nach einer guten viertel Stunde erreichten sie die Hütte. Es war eine einfache und kleine Hütte. Aus dem Schornstein kam Rauch. Katie klopfte zwei mal. Alyssa und Katie warteten. Fußgetrappel war zu hören. Die Tür wurde geöffnet. Ein kleiner älterer Mann kam zum Vorschein. Seine braunen Augen waren voller Misstrauen. "Was wollt ihr?" "Entschuldigung, dass wir sie so spät noch stören", begann Alyssa, kam aber nicht zum Weitersprechen. "Wer ist denn da?", fragte eine Frauenstimme aus dem Inneren der Hütte. "Nur zwei Mädchen." Eine Frau erschien neben dem Mann. Auch sie war klein und rundlich. Ihre Augen strahlten Freude und Fürsorge aus. "Noch mal Entschuldigung, dass wir sie so spät noch stören aber wissen sie, wo die nächste Stadt ist?" "Ach her je, die ist noch ein ganz schönes Stück entfernt. Ihr seht müde und hungrig aus. Bleibt doch für diese Nacht hier." "Wenn wir ihre Gastfreundschaft annehmen dürfen währen wir ihnen sehr dankbar." "Kommt nur herein." Die Frau trat zur Seite und ließ Alyssa und Katie eintreten. Die Hütte war gemütlich eingeräumt. Es duftete nach Fleisch und Kartoffeln. Sofort begannen Katies und Alyssas Magen zu knurren. "Setzt euch." Diesmal hatte der Mann gesprochen. Seine Augen zeigten jetzt die selbe Freundlichkeit wie die seiner Frau. Die kleine Frau stellte vier Teller auf den Tisch und legte jedem Messer und Gabel dazu. Katie half der Frau und stellte jedem ein Glas hin. Alyssa schaute sich der Weile in der Küche um. Seltsame Geräte standen in der Küche rum. Geräte mit den Alyssa nicht anfangen konnte. Als die Frau einen großen Topf Kartoffeln und Fleisch auf den Tisch stellte, war das Interesse für die seltsamen Geräte verflogen. Alyssa nahm sich mit dem Löffel eine Kartoffel und ein Stück Fleisch. Dankbar nickte sie als die Frau ihr ein grünes Getränk ins Glas goss. Fragend schaute sie Katie an doch diese konnte nur die Schultern heben. "Was...ist das?", fragte Alyssa vorsichtig. "Ihr seid wohl nicht von hier?", sagte die Frau schmunzelnd. "Das ist Giro." Vorsichtig setzte Alyssa das Gals an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck. Es schmeckte gut. Es schmeckte nach alle Obstsorten. Alyssa war begeistert. Nach dem alle gut gespeist hatten, hatte der Mann dem Ofen Feuer nachgelegt und Katie und Alyssa hatten sich neben dem Ofen auf die Schaukelstühle gesetzt. Der Mann und seine Frau setzten sich auf das Sofa. "Nun, erzählt. Wo kommt ihr her?" "Von Station 17.", sagte Katie vorsichtig. "Meine Güte. Wie konntet ihr denn nur fliehen?" "Das ist eine lange Geschichte. Wie möchten jetzt erst mal in die nächste Stadt. Wie heißt sie?", fragte Alyssa. "Die nächste Stadt heißt Blimi und ist die Hauptstadt von Blimius. Sie liegt ungefähr eine halbe Tagesreise von hier entfernt." "Und weshalb leben sie hier draußen?", fragte Katie. "Weil ich für die Sicherheit und Ordnung hier im Wald zuständig bin", antwortete der Mann. Alyssa gähnte. "Meine Güte. Du siehst sehr geschafft aus. Leider können wir euch keine richtigen Betten zum Schlafen geben. Wir bekommen nur selten Besuch. Aber wir haben noch zwei alte Matratzen. Darauf könnt ihr schlafen." "Danke, dass ist sehr großzügig." Na, dann werde ich die Matratzen gleich mal holen." Der Mann stand auf und ging aus dem Zimmer. Katie unterhielt sich noch ein bisschen mit der Frau. Danach verschwand das Ehepaar in dem Schlafzimmer und Alyssa und Katie legten sich schlafen. Es war für Alyssa eine Wohltat mal wieder auf einer Matratze zu schlafen. Kurz nachdem sie sich hingelegt hatten hörte Alyssa auch schon die gleichmäßigen Atemzüge von Katie. Aus dem Schlafzimmer ertönte ein leises Schnarchen. Alyssa selbst konnte noch nicht sofort einschlafen. Sie dachte daran, wie es jetzt wohl weiter gehen würde. Ob es ihr hier gefallen würde? Auf jeden Fall, da war sich Alyssa sicher, musste es besser sein, als das was sie hinter sich hatte. Am nächsten Morgen wurden Katie und Alyssa schon recht zeitig geweckt. "Tut mir leid. Ich wollte euch nicht wecken." Die kleine Frau stand in der Küche und versuchte so leise wie möglich den Frühstückstisch zu decken. "Das ist nicht so schlimm", sagte Alyssa lächelnd und stand auf. "Wisst ihr, mein Mann muss immer sehr zeitig schon in den Wald." "Je eher wir aufbrechen desto eher sind wir in der Stadt." "Guten Morgen." Der Mann war in die Küche gekommen. Er setzte sich an den gedeckten Tisch und nahm sich ein Brötchen. Alyssa und Katie setzten sich ebenfalls an den Tisch. "Bekomme ich den Becher mal bitte?" "Alyssa reichte dem Mann den Becher in der eine seltsam blaue Masse drin war. Fragend sah sie den Mann an. "Das ist von einem Tier der Magen. Eine Köstlichkeit. Schmeckt wirklich gut." Das Frühstück war lecker. Auch die seltsame blaue Masse schmeckte sehr gut. Nach dem Frühstück erkundigten sich Alyssa und Katie noch mal nach dem Weg. "Wisst ihr was? Ich habe hier draußen noch ein paar Pferde, die ich einem Mann in Blimi noch zurück geben muss. Ich werde euch zwei geben. Ihr werdet sie dann in der Stadt Mr. Isau die Pferde zurück geben und noch einen kleinen Lohn bekommen. Was haltet ihr davon?" "Das wäre wirklich sehr nett." "Auf Wiedersehen, ihr zwei." "Auf Wiedersehen und nochmals vielen Dank." Alyssa und Katie verließen die Hütte. Der Mann führte sie hinter das Haus, wo ein Stall stand. In dem Stall standen zehn kräftige Pferde. Katie bekam eine wunderschöne braune Stute und Alyssa einen schwarzen Hengst. Ohne Sattel saßen die beiden auf. "Eine gute Reise. Gibt den Brief Mr. Isau, dann werdet ihr ein bisschen Geld bekommen." "Danke." Katie nahm den Brief entgegen und ritt aus dem Stall. Alyssa wartete schon draußen. Als sie Katie aus dem Stall kommen sah, ritt sie los. Die Sonne war aufgegangen und versprach einen heißen Tag. Lachend und voller Freude ritten Alyssa und Katie durch den Wald. Alyssa war aufgeregt. Heute würde sie endlich Blimi die Hauptstadt sehen. Als der Wald endete, begann ein riesiges Feld. "Lass uns ein Wettrennen veranstalten", schlug Alyssa vor. Katie nickte zustimmend und beide schossen im Galopp übers Feld. Erst als die Pferde nicht mehr konnten, machten sie eine Pause. Alyssa war mit ihrem schwarzen Hengst an Katie vorbei geflogen. Als sie anhielten, gaben Alyssa und Katie den Pferden Wasser und legten sich ins Gras. Es war heiß. An dem strahlenden blauen Himmel flogen einzelne schneeweiße Wolken vorbei. Ein sanfter Wind wehte durch die Haare und milderte die Hitze. Angenehm kitzelten die Sonnenstrahlen die Haut. Ein paar Vögel flogen am Himmel entlang. Zu gern wäre Alyssa auch geflogen. Geflogen durch den Himmel, immer der Sonne entgegen. Und irgendwann hätte sie die Sonne eingeholt. "Lass uns weiter Reiten, damit wir bei der Mittagshitze in der Stadt sind." Alyssa und Katie saßen wieder auf und ritten weiter. Schon nach kurzer Zeit stießen sie auf einen Feldweg. Sie folgten dem Feldweg. Gegen Mittag wurde es immer heißer. Alyssa hatte ihre Weste schon längst ausgezogen, doch sie schwitze noch immer unter ihrem Pullover. Leider hatte sie kein anderes Kleidungsstück. Katie ging es da schon besser. Das enge blaue T-Shirt war nicht ganz so warm. Als die Sonne am höchsten stand, tauchte hinter dem Hügel die Dächer der Stadt Blimi auf. Wie bei einem Kind, dass zum ersten Mal den Weihnachtsmann sah, fing Alyssas Herz an wild zu klopfen. Die Dächer waren zum Teil aus Lehm und zum Teil aus Metall. Ein besonders großes Gebäude ragte aus der Mitte der Stadt. "Ist das das Schloss?", fragte Alyssa Katie. "Ich denk schon." Je näher Alyssa und Katie der Stadt kamen um so mehr Details waren zu erkennen. Das Schloss bestand aus einem sehr interessanten Stoff. Es sah aus wie Metall und doch ganz anders. Je nach Lichteinstrahlung änderte sich die Farbe des Schlosses. Viele große Fenster ließen die Sonnenstrahlen in das Schloss. Es war gewaltig. Rings um das Schloss war ein riesiger Garten. Rechts, neben dem Garten, standen viele Häuser, welche aus dem selben Stoff bestanden wie das Schloss. Den Besitzern dieser Häuser ging es wesentlich besser als den Menschen, welche in den Lehmhäusern wohnten. Die Häuser nahmen zwei-drittel der Stadt ein. In den Gassen und auf den Straßen rannten Kinder lang. Frauen und Männer arbeiteten. Aber auch viele Tiere liefen umher. Viele der Tiere kannte Alyssa nicht. Alyssa und Katie ritten auf eine größere Straße auf den einige Pferde schwere Karren zogen, welche voller Heu waren. An dem Straßenrand tauchten die ersten Häuser aus Lehm auf. Die Straße war mit einem Alyssa sowie auch Katie unbekannten Stoff überzogen. Er war bräunlich und fest. Die Lehmhäuser standen Wand an Wand. Die Menschen auf den Straßen wurden mehr. Alyssa und Katie mussten aufpassen, dass sie mit den Pferde niemanden trafen. Kinder in einfacher Kleidung spielten Fangen und bekamen ärgerliche Rufe hinterher gerufen. Ein kleines Mädchen, nicht weit von Alyssa entfernt, trug ein kurzes blaues Kleid. Ihre blonden Haare waren voller Staub. Ein kleiner Teddy hing in ihrer kleinen Hand. Eine hübsche Frau tauchte aus der Masse auf und griff nach der kleinen Hand. Die Frau hatte einen Korb auf dem Rücken. Mit der freien Hand hob sie ihr Kleid, dass trotzdem schon recht schmutzig war. Viele Männer mit nackten, verschwitzten Oberkörper arbeiteten in der Mittagshitze. Aber auch Mädchen und Jungen in Alyssas und Katies Alter liefen durch die Straßen. Neben Katie hatte ein Mann einen schweren Karren abgestellt um sich kurz auszuruhen. "Entschuldigen Sie", sprach Katie den Mann an. "Ja?" "Wissen Sie, wo wir Mr. Isau finden können?" Der Mann nickte und sagte: "Dort vorne biegt ihr nach links ab. Ihm gehört der Gasthof "Die goldene Sonne". Sie ist auf der rechten Seite. Nicht zu verfehlen." "Danke." Alyssa und Katie ritten den beschriebenen Weg und gelangten zu dem Gasthof von Mr. Isau. Sie stiegen ab. "Ich geh rein und rede mit Mr. Isau und du bleibst hier draußen und passt auf die Pferde auf." Alyssa nickte. Katie drehte sich um und verschwand in dem Gasthof. Alyssa schaute sich um. Dem Gasthof gegenüber war eine Korbflechterei. Frauen von jung bis alt saßen im Schatten des Hauses und flechteten die verschiedensten Körbe. Sie hatten Freude daran. Lachend und schwatzend saßen sie da und machten ihr Arbeit. Alyssa beobachtete gerade eine Frau, die einen besonders interessanten Korb flechtete, als sie grob angerempelt wurde. "Hey, können Sie nicht aufpassen?!" Wütend starrte Alyssa die Person an, die sie so angerempelt hatte. Diese blieb stehen und drehte sich um. "Wie bitte?" "Ich sagte: können Sie nicht aufpassen?!" Vor Alyssa stand ein Junge in ihrem Alter. Sein schwarzes Haar hing kess im Gesicht. Ein geringschätzendes Lächeln lag auf seinem Gesicht. "Wieso soll ich aufpassen? Was kann ich dafür, wenn du im Weg stehst?", fragte er bissig. Alyssa blieb die Sprache weg. Was erlaubte sich der Kerl? "Entschuldige mal, ich kann mich ja schlecht in Luft auflösen." "Nein, dass kannst du wirklich nicht. Das sind schöne Pferde." "Ich weiß." "Du bist neu hier. Ich kenne dich nicht." "Du musst ja auch nicht jeden kennen." "So jemanden Hübsches sollte ich schon kennen." Seine Augen blitzten Alyssa herausfordernd an. "Für wen hältst du dich?" "Tja." Der Junge drehte sich um und verschwand in der Masse. Kopfschüttelnd schaute Alyssa dem Kerl hinterher. So was hatte sie wirklich noch nie erlebt. Katie kam mit einem älteren, dürren Mann aus dem Gasthof. "Ah, meine Pferde", sagte der Mann. "Bringt sie mit." Mr. Isau führte Katie und Alyssa durch eine schmale Gasse zum Hinterhof des Gasthofes. In dem Hof stand ein Stall in dem die Pferde fest gemacht wurden. Sie bekamen Wasser und Hafer. "Mein Freund hat geschrieben, dass ihr neu seit. Ich werde euch zu einem Essen einladen. Das versprochene Geld bekommt ihr natürlich auch." Der Mann lächelte und ging dann durch die Hintertür in den Gasthof. Es roch stark nach Essen. Gläser und Besteck klirrten. Die Gäste schwatzten und lachten. Alyssa und Katie nahmen in der hinteren Ecke platz. Mr. Isau brachte eine Speisekarte. "Sucht euch aus was ihr wollt. Ich komm gleich wieder." Mr. Isau verschwand. "Er ist sehr nett." Katie nickte zustimmend während sie die Speisekarte studierte. Sie entschied sich für Hühnchen. Alyssa kannte einige der Speisen nicht. Glücklicherweise gab es auch solche Sachen wie Reh und Schwein doch es gab keine Nudeln oder ähnliches. Alyssa entschied sich für Reh. Eine Kellnerin nahm die Bestellung auf. Nach ungefähr zehn Minuten brachte sie das Essen. Mr. Isau setzte sich zu Alyssa und Katie. "Lasst es euch schmecken." Das Essen schmeckte sehr gut. Als sie fertig waren, wurden die Teller weg gebracht und Mr. Isau begann zu reden. "Wollt ihr hier in Blimi bleiben?" "Eigentlich schon", antwortete Alyssa. "Dann müsst ihr euch als erstes morgen beim König melden und euch registrieren lassen." "Muss das jeder machen?", fragte Katie. "Ja. Das ist Pflicht." "Und warum nicht heute?" "Weil der König nur vormittags Registrierungen annimmt. Aber ihr solltet euch um einen Job bemühen. Das wird sicherlich kein Problem werden." "Meinen Sie?" "Es ist nicht mehr wie auf der Erde. Hier bekommt man immer einen Job, wenn man sich darum bemüht." "Wissen Sie, wo man hier einen Job bekommen könnte?", wollte Alyssa wissen. "Eine von euch könnte bei mir als Kellnerin arbeiten. Sie müsste von Mittags um elf bis abends um zehn arbeiten. Und sie bekäme einen ordentlichen Lohn." "Wenn du nichts dagegen hast, Alyssa, würde ich den Job gern nehmen." "Nimm du den Job ruhig." "OK. Dann fängst du morgen an. Einverstanden?" "Einverstanden." "Ihr braucht auch eine Wohnung. Im South-Viertel wird sich bestimmt was finden lassen. Das Geld, welches ihr bekommen habt dürfte für eine Wohnung und eine paar Möbel reichen. Wenn ihr wollt helfe ich euch." "Das wäre wirklich sehr nett", antwortete Katie. "Trinkt in Ruhe aus. Ich werde nur noch schnell Bescheid geben dann können wir gleich los." Mr. Isau verschwand in der Küche. Fünf Minuten später tauchte er mit einem noch fröhlicheren Lächeln wieder auf. Katie, Alyssa und Mr. Isau verließen den Gasthof "Die goldene Sonne" und gingen durch die verstaubten Gassen in Richtung South-Viertel. Überall lag Dreck auf den Straßen. Die Mittagshitze wurde immer unerträglicher. Trotzdem fand es Alyssa sehr angenehm die Sonne zu spüren, wie sie die haut kitzelt. Die Wärme gab Alyssa ein sehr befriedigendes Gefühl. Der Himmel zeigte sich blauer denn je. Ein kräftiges Blau streckte sich über den ganzen Horizont. "Wir sind jetzt im South-Viertel", sagte Mr. Isau, nachdem sie fünfzehn Minuten gelaufen waren. "Hier in der Nähe wohnt ein guter Freund von mir. Er wird sicher eine freie Wohnung kennen. Wartet hier." Mr. Isau verschwand in einem Haus. Alyssa setzte sich auf einen Stein und beobachtete die Umgebung. Auf der Hauptstraße war trotz der Mittagshitze voll von Menschen, die ihren Beruf nach gingen. "So hätte ich mir das Leben nach dem Tod nicht vorgestellt", sagte Alyssa nachdenklich. "Ich auch nicht. Aber schlecht ist es nicht." "Vor allem, da ich so eine tolle Mitbewohnerin wie dich habe." Katie lächelte und drückte Alyssa zärtlich. Mr. Isau kam wieder aus dem Haus, gefolgt von einer Frau. "Darf ich vorstellen? Dass ist die Frau meines Freundes, Elisabeth. Elisabeth, dass sind Katie und Alyssa." "Freut mich euch kennen zu lernen. Ihr wollt also eine Wohnung haben? Na, dann kommt mal mit." Alyssa und Katie folgten Elisabeth. Diese führte sie zu einem sehr ordentlich aussehenden Haus. Sie stiegen die Treppe hoch. Mit einem silbernen Schlüssel öffnete Elisabeth eine Tür. Dahinter kam ein einfacher viereckiger Raum zum Vorschein. Die Wand war mit einem schönen sommergrün angestrichen. Es standen keine Möbel drin. Es gab noch einen kleinen Raum, welcher das Bad war. "Es ist eine schöne Wohnung. Zwar einfach aber schön", sagte Elisabeth. Mr. Isau nickte ihr zustimmend. "Wieviel würde die Miete kosten, Elisabeth?", fragte Mr. Isau. "Die Miete kostet dreißig Bou." "Bou? Was ist das?", wollte Alyssa wissen. "Bou ist die Geldeinheit. Ein Bou sind siebzehn Bis." "Und wieviel Lohn würde ich bekommen?", fragte Katie. "Du würdest einen Wochenlohn von zehn Bou bekommen. Und wenn Alyssa auch noch eine ordentliche Arbeit bekommt würde es euch richtig gut gehen." "Ich denke, wenn wir dürfen, würden wir gern hier einziehen", sagte Alyssa. "Am Ende des Monats werde ich die erste Miete verlangen. Bis dahin habt ihr Zeit euch Geld zu verdienen. Das sind die beiden Schlüssel." Nachdem Elisabeth Alyssa und Katie jedem einen Schlüssel in die Hand gedrückt hatte verschwand sie. "Ihr solltet euch ein paar Möbel kaufen oder wollt ihr auf dem Boden schlafen." Katie schloss die Wohnung zu und sie gingen wieder auf die Straße. "Ich kenne hier in der Nähe eine gute Möbelwerkstatt. Da werdet ihr bestimmt was finden." Auf dem Weg dorthin, erklärte Mr. Isau wo Alyssa und Katie Wasser kaufen konnten, da dies nicht um sonst war. Die Möbelwerkstatt war sehr groß, staubig und sehr laut. Überall standen beschwitzte Männer die sich gegenseitig was zuriefen. Geräusche des Sägens und Hämmerns stürmten auf Alyssa und Katie ein. Katie wollte Alyssa was sagen doch diese verstand durch den Krach kein Wort. Was Alyssa und Katie an der Werkstatt am meisten begeisterte war, dass die Männer ihre Kräfte einsetzten. Für diejenigen, deren Kräfte dafür nützlich waren, kamen wesentlich schneller voran. Mr. Isau klopfte Alyssa auf die Schulter und deutete ihr durch Handzeichen an, dass sie ihm folgend sollte. Mr. Isau ging durch die Werkstatt zu einer Tür. Er klopfte an und wartete kurz. Die Tür wurde geöffnet und ein kräftiger Mann im besten Alter trat hervor. Mit einem Wink gab zu verstehen, dass sie herein kommen sollten. In dem Zimmer war es wesentlich leiser. "Was kann ich für dich tun?", fragte der Mann. "Die zwei Ladies brauchen Möbel." Der Mann schaute Alyssa und Katie an. Er nickte. Sie verließen das Zimmer und betraten wieder die Werkstatt. Sie gingen in einen Nebenraum wo sich die Möbel nur so stabelten. Es waren schöne Möbel. "Wieviel Geld habt ihr?", wollte der Mann wissen. Alyssa holte den Geldbeutel heraus. "Ähm, nun ja." "Das sind dreißig Bou. Das ist ein Bou", sagte Mr. Isau und zeigte ein schwarzes Dreieck. "Und das ist ein Bis." Er zeigte ein gelbes Achteck. "OK. Ihr werdet einen Tisch brauchen. Der da drüben ist aus ordentlichem Holz gemacht. Und zwei Stühle dazu. Dann werdet ihr Regale brauchen." Eine gute halbe Stunde lang liefen sie durch die Möbel bis sie sich schließlich für einen einfachen Holztisch, zwei dazu passende Stühle, ein breites Regal, eine Kommode die mit Schnitzereien verziert war, einen Tresen der als Küche dienen sollte, ein Bücherregal und einen Kleiderschrank entschieden. Sie bezahlten insgesamt fünfzehn Bou und drei Bis dafür. Alyssa und Katie hatten vieles ermäßigt bekommen, da Mr. Isau ein gutes Wort für sie eingelegt hatte. Die Möbel schafften sie mit Hilfe einiger Männer aus der Werkstatt in die Wohnung. Alyssa fand, dass die Wohnung nun auch schon viel gemütlicher aussah. "Ich werte jetzt zu meinem Gasthof zurück gehen. Auf dem Markt werdet ihr Stoff und andere wichtige Sachen finden. Denkt daran morgen euch registrieren zu lassen. Ab um zwölf fängst du an zu arbeiten, Katie. Bis morgen." Gemeinsam verließen sie noch das Haus. Danach ging Mr. Isau in die entgegengesetzte Richtung. Alyssa und Katie gingen zu dem Markt. Einzelne Stände aber auch größere Kräfte boten ihre Waren an. Da die zwei Mädchen noch nichts zum Schlafen hatten, kauften sie zwei Matratzen. Diese brachten sie gleich noch in die Wohnung, da sie sehr schwer waren. In einem Stoffladen besorgten sie sich Decken zum Schlafen. Alyssa und Katie blieben vor einem besonders großem Geschäft stehen. Hier drin fand man alles was man brauchte. Als sie den Laden betraten, staunten sie nicht schlecht. Da alles was sie bisher gesehen hatten, ziemlich einfach war, waren sie nun von der Menge überwältigt. Das zweistöckige Geschäft war voll. Überall standen Regale, die vollgestopft waren. Man fand wirklich alles; von Messer und Gabel über Körbe bis hin zu Zimmerdeckuration. Doch von was Alyssa und Katie am meisten fasziniert waren, waren die Telefone. Die Telefone gab es in den verschiedensten Farben. Katie und Alyssa ließen sich erklären wie so ein Telefon funktionierte. In die einfache Muschel musste man eine Perle legen, dann tauchte vor einem aus dem Nichts das Bild des angerufenen auf. Es war ein hochentwickeltes Bildtelefon. Alyssa uns Katie waren begeistert. Doch der Preis verriet, dass nur die Reichen sich so ein Telefon leisten konnten. Nachdem sie den ganzen Laden angeschaut und bestaunt hatten (es gab noch mehr seltsame Geräte) kauften Alyssa und Katie, die nicht so viel Geld hatten, die wichtigsten Sachen. In der Küchenabteilung kauften sie ein einfaches Set Besteck. Die grünen Tonteller und dazu passenden Tassen gefielen vor allem Katie sehr. Die ausgesuchten Schüsseln waren aus einfachem Holz, da sie sich was teueres nicht leisten konnten. Auch Lampen konnten sie noch nicht kaufen. Mit einfachen Kerzenständern und einem großen Pack Kerzen mussten sich Alyssa und Katie zufrieden geben. Damit sie etwas zu tragen hatten kauften sie noch einen Korb, bezahlten alles und gingen dann nach draußen. "Wir brauchen noch etwas zu Essen", sagte Katie. "Ja. Dort drüben gibt es Brot." Alyssa gingen zu einem Bäckerladen. Als sie die Tür öffneten meldete ein kleines Glöckchen den Besuch an. "Guten Tag", sagte eine junge Frau hinter dem Tresen. "Was kann ich für euch tun?" "Wir hätten gern ein Brot", sagte Alyssa. "Sagen Sie, wissen Sie, wo wir Obst kaufen können?", fragte Katie, während die Frau das Brot einpackte. "Ja. Am Ende der Straße gibt es einen Obststand. Das macht dann fünf Bis." Alyssa gab das Geld hin und verabschiedete sich. Sie gingen zu dem beschriebenen Obststand. Wie schon erwartet gab es auch hier Obstsorten die Katie und Alyssa wohl bekannt waren aber auch Obstsorten mit denen sie nichts anfangen konnten. Nach einigen Fragen kauften sie sechs rote Äpfel, vier Orangen und vier Moringis. Die Obstverkäuferin hatte gesagt, dass die Moringi einen tropischen Geschmack hätte. Doch schon das Aussehen der Frucht versprach einen eigenen Geschmack. Die Moringi war ungefähr dreißig Zentimeter lang und knalllila. Als Katie und Alyssa zu ihrer Wohnung gingen war der Geldbeutel wesentlich leichter. Von den dreißig Bou hatten sie nur noch sieben Bou und ein Bis übrig. Kleidung hatten sie noch keine kaufen können. An dem Wasserstand, wo sie Wasser kaufen konnten, machten sie halt und kauften noch eine Kanne Wasser. So waren sie noch mal um ein Bis leichter geworden. Die Sonne färbte den Himmel feuerrot. Die Geschäfte schlössen und die Stände wurden abgebaut. Die Straßen wurden stiller. Als Alyssa die Tür hinter sich schloss, rutsche sie seufzend auf den Boden. Was für ein Tag. Alyssa schaute sich das Zimmer an. Die Möbel standen in der Mitte in einem Kreis und die Matratzen lagen quer auf dem Boden. "Na, los. Lass uns Ordnung machen", sagte Alyssa und stand auf. Den Tresen stellten sie direkt neben die Tür. Den Kleiderschrank schoben sie gemeinsam an die Trennwand zum Bad. Neben das Fenster platzierten sie die Kommode. Auf die andere Seite des Fensters, in die Ecke, legten sie die Matratzen. Der Tisch und die Stühle stellten sie in die Mitte des Raumes. Das breite Regal und das Bücherregal kamen an die einzige leergebliebene Wand, die direkt gegenüber der Tür war. Auf den Tisch stellten sie einen besonders schönen Kerzenständer. Die anderen verteilten sie in dem Zimmer. Das Geschirr und Besteck verstauten sie in den Schubfächern dem Tresen. Nach dem sie fertig waren aßen sie noch Abendbrot und machten sich dann fertig zum Schlafen, da es schon spät geworden war. Alyssa ging ins Bad. Erstaunt musste sie feststellen, dass sie sich das Bad noch gar nicht richtig angeschaut hatte. Eine kleine Toilette, ein Waschbecken und eine kleine Wanne standen in dem Bad. Katie wusch derweil das schmutzige Geschirr und räumte es wieder weg. Das Abendbrot war üppig gewesen. Für jeden eine Scheibe Brot und etwas Wasser. Katie wusste, dass sie sparsam sein mussten. Alyssa kam aus dem Bad und legte sich auf die Matratze. Sie war müde. Katie pustete die Kerze auf dem Tisch aus. Im Dunkeln tastete sie sich zu ihrer Matratze und legte sich nieder. "Weißt du, als du heute bei Mr. Isau in "Der goldenen Sonne" warst, hat mich ein Kerl auf der Straße angerempelt." "Und? Was ist daran so besonders?", wollte Katie wissen. "Der Kerl dachte nicht mal daran sich zu entschuldigen. Der hielt sich anscheinend für den König höst persönlich." "Frechheit. Und was hast du gemacht?" "Ich hab ihn gefragt was dass soll." "Aber du hast doch nicht etwa Mist gemacht?!" "Nein. Er ist davon gestampft, bevor ich richtig in Fahrt war." "Zum Glück. Ich will gar nicht wissen was du sonst noch für einen Aufstand gemacht hättest." Alyssa gähnte laut. "Ich bin müde. Gute Nacht." "Gute Nacht, Alyssa." Schon nach wenigen Minuten hörte Katie den gleichmäßigen Atem von Alyssa. In der schwärze der Nacht erkannte sie die Umrisse von Alyssas zartem Gesicht. Nun waren sie auf Blimius in Blimi und trotzdem fühlte sich Katie hier unwohl. Sie hatte sich das Leben nach dem Tod anders vorgestellt. Katie hob ihre Hand ließ darauf eine weiße Rose erscheinen. Diese legte sie neben Alyssa. Sie strich Alyssa eine braune Strähne aus dem Gesicht, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schloss die Augen. Alyssa blinzelte. Die ersten Sonnenstrahlen vielen durch das Fenster in das Zimmer. Als sie sich aufrichtete entdeckte sie die weiße Rose. Lächelnd schaute Alyssa auf die noch schlafende Katie. Alyssa stand vorsichtig auf, damit sie Katie nicht weckte, und ging zum Fenster. Die Sonne musste eben erst aufgegangen sein, da der Himmel noch leicht rosa war. Das große Schloss leuchtete in der Morgensonne. An der Turmspitze entdeckte Alyssa eine riesige Uhr. Ihre Zeiger zeigten sechs Uhr. Die ersten Menschen waren schon aufgestanden und öffneten ihre Geschäfte. "Guten Morgen." Alyssa drehte sich um. Katie war aufgewacht und hatte sich auf der Matratze aufgerichtet. "Guten Morgen. Gut geschlafen?" "Naja. Ich hab Hunger. Lass uns Frühstücken." Alyssa ging zum Tresen, nahm einen Apfel und schmiss ihn Katie zu. "Lass es dir schmecken." Ein schmerzhaftes Lächeln huschte über Katies Gesicht. "Ich..werde...Wasser..holen", sagte Alyssa mit vollem Mund. "Mach das." Alyssa verschwand durch die Tür. Sie ging zur Wasserkaufstelle, die rund um die Uhr geöffnet hatte. Für zwei Bis kaufte sie zwei Eimer Wasser. Auf halben Weg machte sie eine Pause. Alyssa scheute zum Himmel hoch. Es versprach wieder heiß zu werden. Schwitzend stampfte sie die Treppe hoch. Katie, die schon an der Tür wartete, nahm Alyssa einen Eimer ab. Vorsichtig, damit von dem kostbaren Wasser nichts daneben ging, schütteten sie das Wasser in die Wanne. Katie stieg zuerst rein. Es war eiskalt. Und trotzdem war es angenehm mal wieder Baden zu können. Mit einem Handtuch trocknete sich Katie ab während Alyssa in die Wanne stieg und sich säuberte. Katie wickelte sich in eine Decke und holte ihre und Alyssas Anziehsachen. Nachdem sich Alyssa abgetrocknet hatte und in eine Decke gehüllt hatte, wuschen sie gemeinsam ihre Sachen. Zum Trocknen hängten sie die Sachen aus dem Fenster. Alyssa blickte auf die große Uhr am Schlossturm. Mittlerweile war es schon halb Acht. Auf den Straßen war wieder voller Betrieb. Die Geschäfte und Stände waren alle geöffnet und die Arbeiter gingen ihrer Arbeit nach. Während die Sachen am Fenster trockneten, hatten sich Katie und Alyssa es in der Ecke gemütlich gemacht. Ein Buch, dass sie von Station 17 mitgebracht hatten, lag aufgeschlagen vor ihnen. Als die Sachen trocken waren, zog Alyssa ihre schwarze Hose und ihren schwarzen Rollkragenpullover an. Katie dagegen war ganz in olivgrün. Die olivgrüne Hose und das T-Shirt gaben einen schönen Kontrast zu den blonden Haaren. Nur eine Strickjacke, die sie sich um den Bauch band, war schwarz. Katie lächelte. "Das haben DIE ausgesucht. Nicht ich." Nachdem sie noch mal alles an ihrem Aussehen überprüft hatten, schlossen die Tür ab und gingen. Draußen war es schon sehr warm geworden. Die Sonne stand am blauen weitem Himmel. Das Schloss stand im Zentrum der Stadt. Alyssa und Katie machten sich auf den Weg. Die Straßen waren in ständiger Bewegung. Überall liefen Frauen, Männer und Kinder umher. Alle verfolgten zielstrebig ihr Ziel. Von allen Seiten wurde man angerempelt. Die meisten Leute waren auf dem Weg zur Arbeit. Alyssa und Katie durchquerten leere Gassen und belebte Straßen. Schließlich standen sie vor dem großen und prachtvollen Gartentor des Schlosses. Es war offen. Offen für jedermann. Hinter dem Tor erstreckte sich ein riesiger Garten. Aus einem Häuschen trat ein Mann hervor, der eine Uniform anhatte. "Was kann ich für euch tun?", fragte der Mann, wobei sein Schnurrbart lustig auf und ab wippte. "Wir wollen uns registrieren lassen", antwortete Alyssa. "Der König ist erst ab neun Uhr zu sprechen." Alyssa schaute auf die große Turmuhr. Es war halb Neun. "Ihr könnt derweil durch den Park spazieren gehen", sagte der Mann mit einem Lächeln auf dem Mund. Alyssa und Katie bedankten sich und traten durch das Tor. Der Park war riesig. Braune Sandwege führten durch ihn hindurch. Auf den großen Wiesen standen grüne Bäume. Die Blumen blühten in den prächtigsten Farben. Ab und zu tauchte ein Springbrunnen auf. Das Wasser plätscherte. An den Wegränder standen Bänke zum setzen. Die Sonnenstrahlen vielen durch das Laubdach hindurch. Vögel zwitscherten. Schmetterlinge in den seltsamsten Mustern flogen an Alyssa und Katie vorbei. An einem Springbrunnen setzten sich Alyssa und Katie auf eine Bank. Ein besonders schönen Vogel, den Alyssa nicht kannte, hatte sich am Rand des Springbrunnens nieder gelassen und begann mit trinken. An seinem Kopf war sein Gefieder ganz Rot. Eine große gelbe Feder stand von seinem Kopf wie ein Kamm weg. Sein Körper war grasgrün. Nur vereinzelt stach eine gelbe Feder hervor. Als er merkte, dass er beobachtet wurde, flog er weg. Alyssa beobachtete den Garten. Viele Damen gingen hier Spazieren. Sie kamen, so wie sie aussahen, aus dem reicheren Viertel. Sie trugen Kleidung, die Alyssa und Katie stark an das Mittelalter erinnerten. Aber auch ausgefallene Sachen, die die beiden nie anziehen würden, trugen die feinen Damen. Als es um Neun war, machten sich Alyssa und Katie auf den Weg zum Schloss. Gern wären sie noch in dem Park geblieben, doch sie wussten nicht, wie lange die Registrierung dauerte und Katie musste um Zwölf zur Arbeit. Und Alyssa wollte sich heute einen Job suchen. Je näher sie dem Schloss kamen um so mehr staunten sie. Das Schloss war nicht nur riesig; es war gewaltig. Es schoss in die Höhe. Die Spitzen des Schlosses mussten schon den Himmel kitzeln. Aber auch in der Breite fasste das Schloss einen gewaltigen Umfang. Das Schloss hatte in allen vier Himmelsrichtungen ein Tor. Genau wie das Gartentor waren auch diese offenen. Ein Mann in Uniform stellte sich den Mädchen in den Weg. "Was kann ich für euch tun?" "Wir wollen uns registrieren lasse." Der Mann nickte. "Geht den Gang entlang. Bei der zweiten Treppe geht ihr eine Etage hoch. Dort werdet ihr einen Saal finden, in dem Stühle stehen. Setzt euch dorthin und wartet bis euch jemand holt. Wenn ihr unterwegs euch verlauft, könnt ihr jederzeit einen Soldaten nach dem Weg fragen." Alyssa und Katie bedankten sich höflich und gingen in das Schloss. Von Innen sah ganz anders aus als von Außen. Der Boden war aus Paket. Die Wände waren weiß und mit wunderschönen schwarzen Mustern bemalt. Alyssa kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Beinah hätte sie die zweite Treppe verpasst. Aber auch Katie bewunderte die wunderschönen Muster, die zum träumen einluden. Die Treppe war aus echtem Marmor. Alyssa und Katie stiegen die Wendeltreppe empor und gelangten in den Saal. Der Fußboden war mit weinrotem Teppich belegt. In dem Saal standen Holzstühlen, die mit Schnitzereien verziert waren. Eine verängstigte Frau mittleren Alters saß auf einem dieser Stühle. Alyssa ging davon aus, dass die Frau eben erst auf Blimius gelandet war. Sie wusste noch zu gut, wie sie sich gefühlt hatte als sie auf Station 17 gelandet war. Alyssa und Katie setzten sich auf zwei Stühle und warteten. Als wenige Minuten später ein Soldat herein kam, zuckte die Frau erschrocken zusammen. Der Soldat bat die Frau ihm zu folgen und verschwand wieder. Alyssa und Katie hatte er nur eines kleines Blickes gewürdigt. Die Minuten strichen dahin. Nichts geschah. Das Schloss wirkte wie ausgestorben. Erst als Alyssa schon dachte, sie hätten sie vergessen, kam der Soldat von vorhin. "Ihr seid dran. Kommt bitte mit." Alyssa und Katie erhoben sich und folgten dem Soldaten. Dieser führte sie durch mehrere Gänge. Unterwegs schaute sich Katie die Uniform genauer an. Sie war dunkelgrün. An den Ärmel- und Hosenenden waren goldene Streifen. An der linken Schulter war ein Zeichen abgebildet, dass Katie nicht kannte. An der rechten Schulter hingen drei goldene Bändel. Katie gefiel die Uniform. Sie zeigte so viel stolz. Aber sie zeigte auch Stärke und Macht. Sie sollte Feinde und Bösewichte abschrecken. Als der Gang endete blieb der Soldat stehen. Er klopfte an eine sollte feine große Tür, die aus zwei Flügel bestand. Die Türen schwangen auf. Zum Vorschein kam ein riesiger Saal. Der Fußboden war aus Glas. Durch das Glas hindurch sah man einen Dschungel unter sich wuchern. Die Wände waren aus dem Stoff der auch das Schloss umgab. In der Mitte des Raumes stand ein langer Glastisch, der an einiger Stellen Silber war. Am anderen Ende des Tisches saß ER. Der König Karlos Rubeos. König Karlos Rubeos war ein Mann Anfang der Fünfziger. Sein kantiges Gesicht spiegelte Reife und Erfahrung wider. Unter der weißen Uniform sah man die Muskeln des Königs. "Willkommen in meinem Schloss", sagte König Karlos Rubeos. Seine Stimme war tief. Doch trotzdem gab sie einem das Gefühl von Geborgenheit. "Ihr wollt euch also in der Stadt Blimi niederlassen?" "Ja. Eigentlich schon", antwortete Alyssa. "Das finde ich schön. Ihr müsst nur ein paar Regeln befolgen. Das wären: Es wird nicht gestehlt. Alles muss man sich hart erarbeiten. Und Ordnung in deiner Wohnung oder Haus." "Das lässt sich machen", sagte Katie lächelnd. "OK. Sagt mir bitte eure vollen Vornamen." "Ich heiße Katie Michelle." Ein Mann, der neben dem König stand, schrieb den Namen in ein großes braunes Buch. "Und du?", fragte König Karlos Rubeos und schaute Alyssa erwartungsvoll an. "Ich heiße Alyssa Josephine." "Sagt, Alyssa und Katie, warum seit ihr erst heute zur Registrierung gekommen und nicht schon gestern?" "Weil wir gestern Mittag in Blimi erst angekommen waren", antwortete Alyssa. "Aber wie ist das möglich? Wieso seit ihr gestern Mittag erst durch den Tunnel gereist?" "Das sind wir nicht", sagte Katie. "Wir sind vor zwei Tagen auf Blimius gelandet. Wir sind von Station 17 geflohen." "Geflohen? Von Station 17?" König Karlos Rubeos war von seinem Stuhl aufgesprungen. "Seid ihr verletzt oder können wir irgendetwas für euch tun. Es sind schon häufiger Personen von Planeten Aaras' geflohen. Doch diese sind meistens gleich zu uns gekommen." König Karlos Rubeos setzte sich wieder und lächelte. "Euch geht es also gut?" Beide nickten. "Guten Morgen, Papa." Ein Mädchen kam in den Saal gestürmt. Alyssa und Katie fielen sofort auf, dass das Mädchen erstaunlich hübsch war. Ihre schwarzen langen Haare hingen glatt an ihrem Körper herunter. Sie drückte König Karlos Rubeos und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Das war also Tamara, die Tochter des Königs. Es stimmte wirklich. Sie war wunderschön. Ihre Haut war zart und weich. Ihre Nussbraunen Augen strahlten Freude und Schönheit aus. An ihrem makellosen trug sie einen ärmellosen gelben Body. Auf ihrem beigen Rock leuchteten Schmetterlinge in den unterschiedlichsten Farben. Um ihren Hals hatte sie ein dazu passendes Tuch gebunden. "Guten Morgen, mein Sonnenschein." "Guten Morgen, Vater", sagte eine andere Stimme. Erst jetzt bemerkte Alyssa, dass noch jemand in den Saal gekommen war. Als sie sah, wer dass war, blieb ihr die Luft weg. "Guten Morgen, Sohnemann." "Katie?", flüsterte Alyssa Katie zu während König Karlos Rubeos seine Kinder begrüßte. "Ja." "Ich hab dir doch gestern von dem Jungen erzählt." "Jetzt sag bloß, dass..." "Doch. Genau der war es." Katie stöhnte entsetzt. "Kinder, darf ich vorstellen: Alyssa und Katie, zwei neue Bürger unserer Stadt." "Ah, daher kannte ich dich nicht", sagte der Sohn des Königs, der gleichzeitig der unverschämte Kerl von der Straße war und der Timolo hieß. "Dann habt ihr also schon Bekanntschaft gemacht?", fragte König Karlos Rubeos. "So könnte man dass ausdrücken", sagt Timolo vergnügt und kam auf Alyssa zu. "Sucht ihr eigentlich noch Arbeit? Ich könnte ein paar Dienerinnen im Schloss gebrauchen", sagte König Karlos Rubeos. "Danke, aber ich arbeite schon als Kellnerin." "Und du Alyssa?" Alyssa sah zu Katie rüber. Sie brauchten das Geld. Es war gewiss nicht Alyssas Lieblingsjob doch was sollte sie machen. "Nein, ich habe noch keine Arbeit. Ich würde mich freuen, wenn ich hier arbeiten dürfte." "So, wirklich?", flüsterte ihr Timolo ins Ohr, der mittlerweile hinter Alyssa stand. "Du müsstest mich dann den ganzen Tag lang ertragen." Alyssa funkelte Timolo böse an. "Gut, Alyssa. Dann wird Peter dann mit dir wegen dem Lohn sprechen und dir deine Arbeitskleidung geben. Ich muss euch jetzt leider alle bitten zu gehen. Ich erwarte wichtigen Besuch. Peter, bist du bitte so nett?" Der angesprochene Mann nickte und führte Alyssa und Katie aus dem Saal. Timolo folgte ihnen. Tamara verließ kopfschüttelnd den Saal durch die gleiche Tür die sie auch rein gekommen war. Als die Türen geschlossen waren, drahte sich Peter zu Alyssa. "Du würdest von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends arbeiten. Du bekommst einen Wochenlohn von zehn Bou." "OK. Wann soll ich anfangen?" "Gleich morgen Früh. Kommt mit. Ich will Alyssa noch ihre Arbeitskleidung geben." Peter führte Alyssa und Katie durch die Gänge. Timolo folgte ihnen auch weiter hin. Alyssa spürte den musternden Blick von hinten. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und ihm kräftig ihre Meinung gesagt doch dass konnte sie nicht, da sie dann wahrscheinlich ihre Arbeit nicht bekommen hätte. Und sie brauchten doch das Geld. Vor einer kleineren Tür blieben sie stehen. "Ich denke Das ist genau deine Größe. Wenn nicht, passt es sich von alleine an." "Danke." "Sei morgen pünktlich um Acht in der Küche. Von dort wird dir Mrs. Cookfort sagen was deine Aufgaben sein werden. Auf Wiedersehen." "Auf Wiedersehen." Peter verschwand. "Lass uns gehen." Katie drehte sich um und ging. Alyssa setzte ihr nach. Mit einem sanften Ruck blieb sie stehen. Timolo hatte nach ihrem Handgelenk gegriffen. Alyssa hatte ihn schon fast vergessen gehabt. Wütend drehte sie sich um. "Ich freue mich darüber, dass du jetzt hier arbeitest." Er ließ ihr Handgelenk los und ging. "Alyssa, wo bleibst du?" Alyssa folgte Katie. Als sie das Schloss wieder verliesen, war eine Stunde seit dem betreten des Schlosses vergangen. Die Zeit war so schnell vergangen. "Was machen wir jetzt? Ich habe noch zwei Stunden zeit bis ich mit der Arbeit anfangen muss", sagte Katie. "Lass uns noch ein bisschen hier im Garten bleiben." Katie nickte und die beiden setzten sich in Bewegung. Nach einiger Zeit setzten sie sich auf eine Bank. "Weißt du was ich nicht verstehe?", fragte Alyssa an Katie gewandt. "Nein, was denn?" "Als ich noch bei Riok war, also auf der Zwischenstation, sagt er, dass jeder eine bestimmte Aufgabe hat. Aber welche soll das sein? Saubermachen hat er dabei bestimmt nicht gemeint." "Keine Ahnung. Vielleicht meinte er damit, dass jeder eine Arbeit zu meistern hat. Ich mein, der Fleischer, zum Beispiel, sorgt dafür, dass wir was zu Essen haben." "Na Klasse! Und ich sorge dafür, dass der Prinz sich wohl fühlt." "Nimm es nicht so ernst, Alyssa." Katie berührte eine Knospe eines Busches. Die blau Knospe öffnete ihre Blätter. Die Blüte, die einer Glockenblume ähnelte, lachte nun jeden Vorbeigehenden an. "Du hast eine schöne Gabe", sagte Alyssa bewundern. "Dafür ist deine wesentlich Stärker." "Naja. Aber das Fliegen macht wirklich Spaß." "Lass uns gehen. Ich komm sonst noch zu spät zur Arbeit", sagte Katie und stand auf. Die Gaststätte "Die goldene Gans" erreichten sie gerade rechtzeitig. Katie band sich eine Schürze um, ließ sich schnell noch alles erklären und begann dann die Kunden zu bedienen. Alyssa verließ die Gaststätte und ging zur Hauptstraße. Beim Bäcker holte sie sich ein kleines Brötchen. In der Wohnung trank sie erst mal eine ganz menge Wasser. Es war wieder sehr warm. Und Alyssa war sehr durstig. Schnell trank sie das kühle Wasser leer. Alyssa packte das Bündel, dass Peter ihr gegeben hatte aus. Die Arbeitskleidung bestand aus einem langärmligen, engen, schwarzen Oberteil. Dazu gehörte eine schwarzer kurzer Rock und schwarze Schuhe. Nur die Kniestrümpfe, die bis zum Oberschenkel hoch gingen, waren weiß. Die schwarze Kleidung drückte sehr gut aus, dass die Dienerschaft niedriger war als die anderen Schlossangestellten. Peter, zum Beispiel, so erinnerte sich Alyssa, hatte einen guten blauen Anzug angehabt. Alyssa packte die Sachen wieder ein. Morgen sollte sie also in den schwarzen Sachen sich um den Prinzen und um die Prinzessin kümmern. Arbeiten von Früh bis Abend. Nein, so hatte sie sich das Leben nach dem Tod nun wirklich nicht vorgestellt. Und obwohl es Alyssa nicht glauben konnte, musste sie sich eingestehen, dass es ihr auf Station 17 besser gefallen hatte. In den Tiefen ihres Herzen wünschte sie wieder auf Station 17 zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)