Das Jahr unter einem Dach von Suga-chan ================================================================================ Kapitel 1: Auf den Hund gekommen -------------------------------- Auf den Hund gekommen Koushi war über den Jahreswechsel zu seinen Eltern nach Miyagi gefahren. Tetsurou hingegen besuchte seine eigene Familie in Tokyo. Da sie noch nicht so lange zusammen waren, war noch keine Routine dabei, welche Familie sie jetzt besuchten, aber für das nächste Jahr hatten sie sich vorgenommen, dass sie den Jahreswechsel zusammen verbringen wollten. Immerhin waren sie ja inzwischen auch so etwas wie eine Familie. Der Lehramtsstudent genoss es aber auch, dass er wieder in seine Heimat war. Er traf ein paar alte Freunde und tauschte sich mit ihnen aus, wie es ihnen so ergangen war. Ein wenig fühlte er sich dadurch in seine Schulzeit zurückversetzt. Es war eine schöne Zeit für ihn. Gleichzeitig verbrachte er auch viel Zeit mit seiner Familie und so nahm seine Mutter ihn mit zu einer Freundin, deren Hündin vor Kurzem Welpen bekommen hatte. Eine der kleinen Shiba Inu-Hündinnen hatte es Koushi dabei besonders angetan. Sie war die einzige mit schwarzen Fell aus dem Wurf. „Die Kleine hat wirklich einen Narren an dir gefressen“, meinte Mei, die Freundin seiner Mutter zu ihm, als Koushi sie und die Hunde noch einmal besuchte, bevor er zurück nach Tokyo fahren würde. Besagte Hündin hatte es sich auf seinem Schoß bequem gemacht, während ihre Geschwister unter den wachsamen Augen ihrer Mutter miteinander spielten. Mit einem wehmütigen Lächeln sah er Mei an. „Ganz ehrlich, ich würde sie liebend gerne mitnehmen“, gab er zu, auch wenn die Kleine dafür noch etwas jung war. Ein paar Wochen würden die Welpen noch bei ihrer Mutter bleiben müssen, bevor sich Mei nach zukünftigen Besitzer für sie umsehen würde. „Sobald sie alt genug ist, würde ich sie dir gerne geben, Koushi. Ich wüsste ja, dass sie bei dir ein gutes Zuhause bekommt.“ Mei sah ihn abwartend an. Er unterdrückte einen Seufzer, da er zu gerne sofort ja gesagt hätte. Aber er konnte die Entscheidung nicht allein treffen. „Ich würde dir liebend gerne sofort zusagen, Mei-san, aber ich muss erst einmal mit meinem Partner darüber sprechen. Immerhin wohnen wir zusammen, da muss er natürlich auch damit einverstanden sein.“ Wenn er wirklich einen Hund wollte, dann musste er vorerst mit Tetsurou darüber sprechen. Er konnte seinen Freund nicht vor vollendete Tatsache setzen. Auch wohnten sie nur in einer Wohnung – da mussten sie es sich doppelt gut überlegen, damit die Kleine auch genug Auslauf bekam. „Dann rede mit ihm und gib mir dann Bescheid. Wie gesagt, ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sie zu dir kommt. Sie fühlte sich ja jetzt schon so wohl bei dir.“ Mei lächelte ihn aufmunternd an. Koushi nickte und sah dann hinunter zu der kleinen Hündin auf seinem Schoß, die leise vor sich hin schnarchte. Er strich ihr sanft über den Kopf. Ja, wenn er wieder in Tokyo war, würde er ernsthaft mit Tetsurou über das Thema Hund sprechen. ~ ♡ ~ „Du, Tetsu?“ Der Angesprochene sah Koushi fragend an. Tetsurou hatte seinen Freund vom Bahnhof abgeholt und danach hatten sie etwas gegessen, ehe sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatten. Der Größere hatte einen Arm um ihn gelegt, sodass er bis eben seinen Kopf gegen seine Schulter gelehnt hatte. Jetzt hatte er ihn gehoben, um dem Jüngeren ins Gesicht zu sehen. „Ja?“ Tetsurou schenkte ihm ein sanftes Lächeln. Er war sehr glücklich darüber, dass er nun wieder hier war. Er hatte ihn die Zeit über sehr vermisst. „Ich möchte einen Hund.“ Der Managementstudent blinzelte schnell. Hatte er sich da gerade verhört? Das kam so aus dem Nichts. „Ein Hund? Wie kommst du denn darauf?“ „Na ja, das ist eigentlich ganz einfach“, begann Koushi und richtete sich auf, womit Tetsurou nicht ganz einfach verstanden war, da er den Körperkontakt nicht verlieren wollte. Aber die Antwort machte ihn genauso neugierig. „Als ich in Miyagi war, war ich öfters bei einer Freundin meiner Mutter, Mei-san. Ihre Hündin hat vor Kurzem Welpen bekommen und die waren schon ziemlich süß und-“ „Und du hast dich in einen von ihnen verliebt, richtig?“ Tetsurou konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Es war schon niedlich, wie verlegen sein Freund wurde, während er weitererzählte, so als wäre es bei etwas ertappt wurden, was er nicht hätte tun sollen. „Ja, aber total. Schau sie dir bitte einmal ein.“ Koushi holte sein Handy hervor und reichte es ihm mit der geöffneten Fotogalerie. Es waren sicher zehn bis fünfzehn Fotos von der schwarzen, kleinen Hündin. Einige von ihnen waren eindeutig auf dem Schoß seines Freundes entstanden. Tetsurou verstand schon, warum er sich in sie verliebt hatte, aber er hatte gleichzeitig auch noch andere Dinge im Hinterkopf, die sie beachten mussten. Immerhin hatte sein Vater früher auch Hunde gehabt, daher wusste er ein wenig über die Erziehung. „Sie ist wirklich sehr süß. Aber dir ist schon klar, was es bedeutet, wenn wir sie zu uns holen, oder? Wir müssen regelmäßig mit ihr spaziergehen, uns um die Erziehung kümmern und einfach so wegfahren ist dann auch nicht mehr“, zählte er auf, was sie im Hinterkopf behalten mussten. Koushi nickte. „Natürlich, das ist mir bewusst. Und ich habe auch nicht erwartet, dass du sofort Luftsprünge machst, wenn ich mit dieser Idee um die Ecke komme. Aber ich würde mich freuen, wenn du darüber nachdenkst.“ Tetsurou nahm seine Hand und drückte sie sanft. „Ja, ich werde darüber nachdenken. Lass mich ein bisschen Zeit, okay? An sich finde ich die Idee auch wirklich schön, nur möchte ich nichts überstürzen“, gab er noch einmal seine Meinung dazu preis. „Danke, Tetsu.“ Koushi lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Sie würden schon eine Lösung dafür finden, dessen waren sie sich beide sicher. ~ ♡ ~ Aber Tetsurou blieb nicht die Zeit über die Sache mit dem Hund nachzudenken, die er sich gewünscht hätte. Ein anderes Problem trat auf, welches zuerst seine Aufmerksamkeit erforderte. Dabei würde er es nicht unbedingt als Problem bezeichnen, sondern mehr als Bokutos Vorstellung von Romantik, die mit der von Kenma kollidierte. „Kubro, ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll! KenKen weist jeden meiner Vorschläge ab!“ Tetsurou seufzte. Er musste sich noch an den Spitznamen gewöhnen, den sein Bro seinem besten Freund gegeben hatte. Er war sich nach wie vor nicht sicher, was er von ihrer Beziehung halten sollte, aber er sah auch, wie glücklich Kenma war. Und das freute ihn sehr. Bokuto und er saßen im Zimmer der Eule, da Koushi in ihrer Wohnung in Ruhe für eine Klausur lernen wollte. „Ich verstehe immer noch nicht so ganz, was dein Problem ist, Bro. Ich meine, Kenma und du verbringt doch sehr viel Zeit miteinander. Schläfst du nicht sogar fast jede Nacht bei ihm? Warum willst du dann um jeden Preis auf ein Date mit ihm gehen?“ Okay, irgendwo verstand er es schon, da so ein Date nun einmal mit Romantik verbunden war, aber wenn er ehrlich war, konnte er sich Kenma nicht auf einem Date vorstellen. Gleichzeitig biss sich Bokuto gerade an dieser Tatsache gerade die Zähne aus. „Er schmettert jeden meiner Vorschläge ab, die ich ihm mache. Letztens wollte ich mit ihm essen gehen, aber er hat gemeint, dass wir doch lieber in Ruhe etwas bestellen können.“ „Das passt zu Kenma. Er ist früher auch nie gerne essengegangen. Ich glaube kaum, dass er etwas daran ändern würde, da ihr jetzt zusammenseid“, nahm Tetsurou ihm dort den Wind aus den Segeln. Bokuto wirkte nicht glücklich darüber. „Okay, okay! Aber ins Kino wollte er auch nicht mit mir gehen! Er hat gesagt, dass wir uns doch lieber den Film zuhause ansehen können! Das wäre so viel bequemer!“ Er trieb sich damit richtig hoch und der Managementstudent musste ein Lachen unterdrücken. Das meinte er noch nicht einmal böse. Er sah es gerne, wie sehr sich der Sportstudent um Kenma bemühte. Vielleicht sollte er auch mal ein ernstes Wort mit seinem besten Freund wechseln, dass er auch mal aus Bokutos Bedürfnisse in diesem Punkt eingehen sollte. „Vielleicht solltest du Kenma nach seinen Ideen für ein Date fragen“, mischte sich da eine weitere Stimme in ihr Gespräch ein. Tetsurou und Bokuto, die bis eben einander angesehen hatten, wandten sich zur offenstehenden Zimmertür, in der Konoha lehnte. „Konoha! Erschrick uns doch nicht so!“, beschwerte sich Bokuto lautstark, der wohl doch sehr in seinen Gedanken gefangen gewesen war. Als Antwort streckte ihm sein Mitbewohner nur die Zunge raus. „Jetzt beruhig dich mal, Bro“, sagte Tetsurou beschwichtigend zu ihm, ehe er zu Konoha sah, „Ich finde, dass er einen Punkt hat. Hast du schonmal mit Kenma nach seinen Ideen für ein Date gefragt?“ Anhand der Reaktion des Älteren bemerkte er, dass ins Schwarze getroffen hatte. Bokutos Haare sackten ein wenig in sich zusammen und er verschränkte trotzig die Arme vor seiner Brust. „Konoha soll selbst erst einmal ein Date mit Akaashi haben! Dann darf er auch mitreden!“ „Vielleicht habe ich das ja gleich und will mich nur kurz von euch verabschieden.“ Tetsurou sah Konoha daraufhin erstaunt an. Er hatte zwar mitbekommen, dass sich seit der Weihnachtsfeier etwas zwischen ihm und Akaashi etwas verändert hatte, aber er hatte sich damit gerechnet, dass sie schon auf Dates gingen. Konoha war wohl doch ein ziemlich schlauer Fuchs, wenn er den hübschen Literaturstudenten so um den kleinen Finger gewickelt hatte. „Was?!“, entfuhr es Bokuto, der wohl nicht minder erstaunt über diese Tatsache war. „Bis später dann.“ Konoha winkte ihnen kurz noch, bevor er sie wieder allein ließ. Erstaunt und fassungslos sahen sie ihm nach. Kurze Zeit später hörten sie, wie die Wohnungstür geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. „Ich glaub es nicht…“ Der Sportstudent schüttelte den Kopf. Tetsurou zuckte nur mit den Schultern. „Konoha macht wohl Nägeln mit Köpfen“, meinte er und wandte sich wieder seinem Kumpel zu, „Aber zurück zu dir: an deiner Stelle würde ich Kenma einfach mal darauf ansprechen, was er sich für ein Date vorstellen könnte.“ „Meinst du wirklich?“ Unsicher sah er ihn. Tetsurou nickte. „Ja, meine ich wirklich. In einer Beziehung ist Kommunikation am wichtigsten. Und ich glaube, dass müssen Kenma und du noch ein bisschen lernen. Aber dass du dir schon einmal Gedanken machst, ist da der richtige Schritt.“ Er konnte Bokuto ja nicht nur die ganze Zeit kritisieren, zumal er seine Gedankengänge schon sehr lobenswert fand. Durch das Lob erhellte sich auch wieder der Blick seines Gegenübers. „Ich werde dafür sorgen, dass KenKen und ich das beste Date haben, was die Welt jemals gesehen hat!“ ~ ♡ ~ Kenma bemerkte sehr deutlich, dass seinen Freund etwas umtrieb. Das hatte er schon gemerkt, als er seine Wohnung betreten hatte. Wie immer war Bokuto zu ihm gekommen, um ihm beim Zocken zuzusehen. Vielleicht würden sie später auch noch zusammen etwas spielen, aber gerade gab sich Bokuto damit zufrieden, dass er seinen Kopf auf Kenmas Schoß legen durfte. Ihm war schnell bewusst geworden, dass sein Freund jemand war, der viel Körperkontakt einforderte. Daran musste er sich erst einmal gewöhnen. „KenKen?“, durchbrach der Ältere irgendwann die Stille zwischen ihnen. Kenma hatte gerade einen Zwischenboss besiegt, daher konnte er das Spiel jetzt ohne Probleme pausieren. Ihm war jetzt schon öfters aufgefallen, dass Bokuto immer auf solche Momente wartete, wenn er ihn ansprach. Das wusste er sehr zu schätzen. „Hm?“, machte er und sah zu seinem Freund hinunter, der sich aber jetzt aufsetzte. Ein klein wenig vermisste Kenma die Nähe jetzt schon. „Gehen wir auf ein Date?“ Mit großen Augen sah Bokuto ihn an. Dieses Gespräch hatten sie in letzter Zeit schon öfters geführt. Er verstand nicht, warum er so heiß darauf war, auf ein Date zu gehen. Er verstand den Sinn dahinter nicht, wenn sie doch sowieso viel Zeit miteinander verbrachten. „Du weißt, dass ich nicht so gerne in Restaurants gehe, und Kinos finde ich auch nicht so toll…außerdem verbringen wir doch hier viel Zeit zusammen. Das ist doch in Ordnung“, gab er seine Meinung preis. Bokutos Haar verlor etwas von seiner Standkraft – es war immer wieder erstaunlich für Kenma, wie er seine Gefühle nur anhand seiner Haare lesen konnte. „Aber das machen wir immer! Ich will mit dir ausgehen und irgendwo Zeit verbringen. Ich schaue dir gerne beim Zocken zu und liebe es, wie wir hier zusammensitzen, aber ich möchte auch mal etwas anderes machen…Kubro hat zu mir gesagt, dass Kommunikation in einer Beziehung wichtig ist. Und daher kommuniziere ich jetzt mit dir.“ Der Gamer verzog das Gesicht. Er musste dringend ein ernstes Wort mit seinem besten Freund wechseln. Er wollte nicht, dass dieser sich in seine Beziehung einmischte. Leider musste er auch zugeben, dass er recht hatte. Er wusste ja, dass man mit den Menschen kommunizieren musste. Und da Bokuto ihm besonders am Herzen lag, wollte er das nicht in den Sand setzen. „…Ist es dir denn so wichtig, dass wir auf ein Date gehen?“ „Sehr wichtig! Ich will dich einfach verwöhnen, KenKen. Ich will, dass wir einen tollen Tag verbringen, wo es nur uns beide gibt. Und ich will, dass wir beide ganz viel Spaß dabei haben.“ Die Eindringlichkeit in Bokutos Augen ließ Kenmas Herz einen kurzen Satz machen. Schnell wandte er den Blick ab, griff aber nach der großen Hand seines Freundes. „…Wenn es dir wirklich so wichtig ist, dann gehe mit mir in die Arcade-Halle in der Stadt. Das würde mir sehr viel Spaß machen. Besonders mit dir zusammen.“ Er drückte die Hand seines Freundes, um ihn zu signalisieren, dass er verstanden hatte, warum es ihm so wichtig war. „KenKen! Das macht mich so glücklich!“ Bokuto konnte sich nicht mehr zurückhalten und schlang die Arme um ihn. Kenma ließ es gerne geschehen und kuschelte sich an ihn. Ja, ein Date in der Arcade-Halle klang gar nicht schlecht. ~ ♡ ~ „Er hat es ja wirklich geschafft“, sagte Tetsurou zu sich selbst, als er durch sein Handy scrollte. Gerade hatte er Bokutos Post über sein Date mit Kenma gesehen. Die beiden waren heute in einer Arcade-Halle und er sah, dass die beiden eindeutig ihren Spaß hatten. „Wer hat was geschafft?“, fragte Koushi, der gerade mit zwei Tassen Tee zurück ins Wohnzimmer kam. Er stellte die Tassen auf dem Wohnzimmertisch ab und ließ sich neben seinem Freund nieder. Automatisch legte der Größere einen Arm um ihn. Er zeigte ihm den Post. „Bokuto. Er hat endlich sein Date mit Kenma, welches er unbedingt haben wollte. Ich freu mich für die beiden“, antwortete er ihm. Koushi betrachtete den Post und lächelte. „Süß. Du hast den beiden ein bisschen geholfen, oder?“ Tetsurou schmunzelte. „Du kennst mich zu gut, aber im Endeffekt habe ich eigentlich nur zur Bokuto gesagt, dass Kommunikation in einer Beziehung am wichtigsten ist. Er scheint meinen Rat beherzigt zu haben.“ „Hhm, das ist wohl war.“ Koushi bettete seinen Kopf an Tetsurous Schulter. Dieser strich ihm sanft über die Seite. Sie ließen den Abend entspannt ausklingen. Der Managementstudent genoss gerade auch ein wenig die Ruhe zwischen ihnen, aber es gab noch etwas, was ihn in den letzten Tagen umgetrieben hatte. „Kou?“, durchbrach er die Stille. „Ja?“ Er hob den Kopf ein wenig und sah zu ihm auf. „Fahren wir nächstes Wochenende nach Miyagi. Ich möchte mir den Hund ansehen.“ Koushi rückte von ihm ab und sah ihm mit großen Augen an. „Ist das dein Ernst, Tetsu?“ „Ansonsten würde ich es nicht sagen. Ich würde mich freuen, wenn unsere Familie wächst.“ Er lehnte sich nach vorne und küsste Koushi. Der Gedanke an Wachstum in ihrer kleiner Familie gefiel ihm sehr. Zwei Wochen später zog die kleine Emi bei ihnen ein. ------------------------------------------------------------------ Kleiner Fun-Fact: Emi existiert schon seit 2021 und hatte dort ihren ersten Auftritt in meinem damaligen Adventskalender und sollte eigentlich noch in einer Story auftauchen, die ich nie geschrieben habe. So darf sie nun hier mitmischen ;) Kapitel 2: Schokoherzen und Marzipanliebe ----------------------------------------- Schokoherzen und Marzipanliebe Akinori konnte sich wirklich selbst auf die Schulter klopfen, wie das zwischen Akaashi und ihm lief. Der Jüngere hatte ihn darum gebeten, dass er auf ihn warten würde, und daran hielt er sich auch. Er drängte ihn zu nichts und dafür war er inzwischen auch belohnt wurden: Akaashi und er gingen regelmäßig miteinander aus. Es hatte alles damit begonnen, dass der Literaturstudent ihn Mitte Januar gefragt hatte, ob sie abends etwas miteinander essen gehen wollten. Akinori hatte schneller ja gesagt, als Akaashi wohl damit gerechnet hatte. Es war ihm im Nachhinein auch etwas peinlich gewesen, dass er so schnell gewesen war, aber der Jüngere hatte darüber lachen können. Seitdem gingen sie mindestens einmal in der Woche miteinander aus. Mal war es ein Besuch im Kino, mal gingen sie essen, mal gingen sie einfach spazieren und sprachen über Gott und die Welt. Es war wirklich schön und Akinori war an sich auch sehr zufrieden mit seiner Situation, dennoch… Er wünschte sich mehr. So viel mehr. Aber Akaashi blockte jedes Mal ab, wenn Akinori Anstalten machte bei ihren Spaziergängen nach seiner Hand zu greifen oder im Kino den Arm um ihn legen wollte. Immer wenn er einen dieser Versuche startete und abgewiesen wurde, unterließ er es, danach weitere zu starten. Er wollte, dass das mit Akaashi funktioniert und ihn zu nichts zwingen. Trotzdem konnte er nicht den Gedanken niederkämpfen, dass er mehr wollte. Dabei fand er schon, dass er fürs Erste glücklich damit werden könnte, einfach Zeit mit Akaashi zu verbringen. Aber sein Egoismus stellte ihm immer wieder ein Bein. Darum wollte Akinori diese Energie für etwas Positives nutzen, um Akaashi deutlich zu machen, wie wichtig er ihm inzwischen geworden war. Und da bald Valentinstag vor der Tür stand, wollte er Pralinen für ihn machen. Da er dies aber zuvor noch nie gemacht hatte, gab es nur eine Person, die er um Hilfe bitten konnte. „Tendou?“ Als er seinen Nachbar im Flur sah, ergriff Akinori die Chance gleich am Schopf. Der Angesprochene blieb stehen und legte den Kopf zur Seite, während ein Grinsen auf seinen Lippen erschien. „Akinori~ Was kann ich für dich tun?“ Neugierig blickte er ihn an und ging die letzten Stufen der Treppe hinauf, um direkt vor ihm stehen zu bleiben. „Kannst du mir zeigen, wie man Pralinen macht?“, fragte Akinori sofort, da er nicht lange um den heißen Brei herumreden wollte. Er wusste, das Tendou davon ebenfalls kein Fan war. Die Neugierde auf dem Gesicht des Älteren wurde größer. „Oho? Du willst für Pralinen machen? Für Valentinstag, richtig? Aber für wen?“ Und schon prasselten die Fragen auf ihn nieder. Akinori musste ein Seufzen unterdrücken, aber da er sich gut überlegt hatte, Tendou um Hilfe zu bitten, hatte er mehr oder minder damit gerechnet. Vor allem konnte er sich auch vorstellen, dass sein Nachbar aus seinem Mund hören wollte, dass die Pralinen für Akaashi waren. Immerhin war es ein offenes Geheimnis im Haus, dass sie öfters miteinander ausgingen. „Ja, für Valentinstag. Und sie sind für Akaashi. Ich will an Valentinstag etwas Besonderes für ihn machen. Ich will ihm zeigen, wie wichtig er mir inzwischen ist.“ Es fühlte sich gut an, diese Worte so direkt auszusprechen. Das war sein Ziel, Akaashi zu zeigen, dass er ihm wichtig war. Natürlich hatte er dabei auch immer im Hinterkopf, dass der Jüngere nach wie vor an seiner Trennung zu knabbern hatte, weshalb es ihm umso wichtiger war. Er wollte Akaashi auch dabei helfen, zu heilen. Tendou lachte verzückt. „Du bist schon sehr süß, Akinori. Also gut, ich werde dir helfen. Wir treffen uns am dreizehnten bei mir oben in der Wohnung und dann zeige ich dir alle wichtigen Sachen. Außerdem können die Pralinen so einen Tag gut durchziehen und sind dann noch leckerer.“ Als er die Zustimmung bekam, erschien auch ein zufriedenes Lächeln auf Akinoris Lippen. „Danke, Tendou. Wirklich!“ Sein Nachbar winkte ab und grinste bloß. „Kein Problem. Junger Liebe helfe ich doch immer gerne~“ ~ ♡ ~ Satori kicherte zufrieden vor sich hin, während er die Treppe hinauf zu seiner Wohnung ging. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er von Konoha gefragt werden würde, ob er ihm beim Pralinen machen helfen würde. Da Satori seine Leidenschaft gerne teilte, hatte er gerne zugestimmt. Außerdem war er gespannt darauf, was er Konoha noch über seine Beziehung zu Akaashi entlocken konnte. Er war wirklich investiert, was die beiden anging. Schon seit er ihrer Begegnung bei Akaashis Einzug beigewohnt hatte, hatte für ihn eins festgestanden: die beiden gehörten zusammen. „Eita, ich bin wieder da!“, rief Satori, als er die Wohnung betrat. Er wusste, dass ein Mitbewohner längst zuhause sein musste. „Ich bin in der Küche!“, kam die Antwort prompt und nachdem er seine Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, ging er in die Wohnküche, wo Eita am Herd stand. In der Küche roch es sehr lecker. „Oh, was machst du denn Schönes?“, fragte Satori und lehnte sich gegen die Küchenzeile. Eita blickte kurz von der Pfanne auf und lächelte ihn an. „Eine Reispfanne mit dem restlichen Gemüse, was noch im Kühlschrank war. Willst du auch etwas?“ „Wenn du schon so fragst, sage ich natürlich nicht nein. Ich hatte übrigens gerade eine sehr interessante Begegnung auf dem Flur.“ Satori hielt natürlich nicht hinter dem Berg, was er gerade von Konoha gefragt worden war. Außerdem hatte ihm diese Begegnung auf eine Idee gebracht. „Was für eine Begegnung denn?“, fragte Eita mit einer gewissen Neugierde in der Stimme. „Konoha, der mich gefragt hat, ob ich ihm dabei helfe, Pralinen für Valentinstag zu machen“, erzählte er ihm und stützte sich mit dem Arme auf der Arbeitsplatte ab, während er seinen Ex-Freund fixierte, „Da habe ich mich gefragt, was sind eigentlich deine Pläne für den Tag der Liebenden? Oder hast du Shirabu noch gar nicht gefragt?“ Satori wackelte mit den Augenbrauen, während er auf die Antwort wartete. Eita sah ihn kurz skeptisch an, bevor er sich wieder der Pfanne zuwandte und sich räusperte. „Natürlich habe ich ihn schon gefragt. Wir gehen auf ein Konzert“, begann er und stellte die Hitze am Herd runter, „Und danach…gehen wir zu ihm. Also brauchst du nicht mit mir zu rechnen.“ Satori lachte daraufhin und drückte sich von der Arbeitsfläche hoch. „Oho~ Ihr habt also auch die Nacht zusammen geplant. Du bist mir vielleicht einer, Eita“, zog er ihn auf, wofür er einen finsteren wie peinlich berührten Blick erntete. „Wir führen immerhin eine Beziehung miteinander, also ist das wohl normal…Was hast du eigentlich für Valentinstag geplant?“ Auch wenn Satori das Thema gerne noch vertieft hätte, ließ er den Themenwechsel doch gerne zu. „Oh~ Wakatoshi und ich gehen essen, auch wenn er etwas erstaunt darüber ist, dass man diesen Tag so groß feiert. Zumindest als Paar. Von daher freue ich mich schon darauf, ihm den Zauber des Valentinstags näherzubringen.“ Und wie sehr sich Satori freute. Dies war auch ein weiterer Grund, warum er Konohas Bitte angenommen hatte, da er selbst Pralinen für seinen Liebsten machen wollte. Warum also nicht gemeinsam diesen Spaß genießen? ~ ♡ ~ Wie vereinbart, stand Akinori am dreizehnten Februar vor Tendous und Semis Wohnungstür und klopfte bei ihnen. Nicht eine Minute später wurde die Tür geöffnet und sein Nachbar strahlte ihn regelrecht an. „Akinori~ Wie schön, dass du hier bist! Komm rein, komm rein“, lud er ihn ein und trat zur Seite, damit er in die Wohnung kommen konnte. Der Angesprochen musste schmunzeln. Er freute sich schon darauf, die Pralinen mit Tendou zu machen. Es würde sicher witzig werden und er konnte dabei noch etwas lernen. „Danke nochmal, dass es geklappt hat, Tendou. Ich freue mich schon sehr auf heute.“ Er zog sich die Schuhe aus und folgte ihm in die Küche, wo er schon alles vorbereitet hatte. Interessierte beäugte Akinori die Zutaten, Schüssel und Utensilien, die Tendou hingestellt hatte. Er hatte ihm noch gefragt, was für Pralinen er machen wollte. Da es sein erstes Mal war, hatte Akinori damit geantwortet, dass er gerne etwas einfaches probieren wollte. Für ihn zählte mehr die Geste als der Aufwand. „Gerne, gerne. Ich freue mich immer darüber, wenn ich das mit jemanden zusammenmachen kann. Eita wollte ja leider keine Pralinen für Shirabu machen. Ansonsten hätten wir es zu dritt gemacht.“ Tendou ging zur Spüle, um sich die Hände zu wachsen. Akinori tat es ihm nach. „Es läuft ziemlich gut zwischen ihnen, oder?“ Er bekam zwar mit, dass die beiden immer wieder miteinander stritten, aber inzwischen da lag immer dieser flirtende Unterton darin. „Sehr gut, würde ich sogar sagen. Ich freue mich darüber, dass Eita so glücklich mit ihm ist.“ Diese Aussage erstaunte den Jüngere dann doch, aber es sprach nur dafür, dass die beiden auch nach ihrer Trennung immer noch sehr gute Freunde waren. „Und was genau machen wir jetzt?“, lenkte Akinori das Gespräch schließlich auf den Grund, warum er hier war. Als hätte er nur auf diese Frage gewartet, bereitete Tendou die Arme einladend aus. „Für dich habe ich mir überlegt, dass wir Vollmilch- und Nougatpralinen machen. Die sind für den Anfang am einfachsten. Ich werde dich anleiten, während ich selbst ein paar Marzipanpralinen für meinen Valentinstag mache.“ Akinori wurde hellhörig, während Tendou damit begann, ihm zu zeigen, wie er die Schokolade am besten kleinschnitt und dann temperierte. „Für deinen Valentinstag? Also machst du morgen etwas mit Ushijima?“ Im Gegensatz zu Tendou war er nicht so sehr in das Liebesleben anderer involviert, da er sich vollkommen auf Akaashi konzentrierte. Sein Nachbar nickte zufrieden, währen er das Marzipan mit seinen Hände bearbeitete. „Ja, und ich freue mich schon sehr darauf. Aber sag mal, Akinori, wie gut läuft das jetzt zwischen Akaashi und dir? Ich bin da schon sehr interessiert“, machte Tendou keinen Hehl daraus, was er genau von ihm wissen wollte. Der Angesprochene sah auf die Schokolade, die er kleinschnitt. „Ich würde sagen, dass es echt gut läuft. Besser, als ich am Anfang gedacht habe. Weißt du, er hat mich an Weihnachten gebeten, dass ich auf ihn warten soll. Und ich muss sagen, dass ich damals schon ein wenig Angst davor hatte, dass dies ewig dauern würde“, begann er zu erzählen. „Ewig? Warum das denn?“ „Na ja, es klang so, als würde er noch einige Zeit brauchen, um sich wieder auf jemand einzulassen. Und ich glaube, dass er das immer noch braucht. Trotzdem war ich überglücklich, als er mich gefragt hat, ob wir nicht mal etwas essen gehen wollen. Weißt du, ich will einfach für ihn da sein und ihm zeigen, dass Liebe nicht wehtut.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, war es ihm gleich schon etwas peinlich. Er hatte bisher noch mit niemanden über diese Gedanken gesprochen. Tendou neben ihm kicherte und Akinori sah ihn an. „Du bist wirklich sehr süß, Akinori. Akaashi kann sich sehr glücklich schätzen, dass er dich in seinem Leben hat. Ich wünsche euch beiden nur das Beste.“ Er klang aufrichtig, dass es dem Jüngeren das Herz erwärmte. Auch wenn er nicht so viel mit Tendou zu tun hatte, beschloss er in diesem Augenblick, dass er diese mögliche Freundschaft vertiefen wollte. „Danke, Tendou. Ich wünsche dir und Ushijima auch nur das Beste.“ Er konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie glücklich die beiden auf ihrer Weihnachtsfeier gewirkt hatten. Sie wirkten wie ein Paar, welches Zukunft hatte. Tendou kicherte wieder. „Auch dir danke, Akinori. Und jetzt lass uns die besten Pralinen machen, die unsere beiden Männern jemals probiert hatten.“ Akinori lachte. „Aber natürlich!“ ~ ♡ ~ Am Abend von Valentinstag stand Akinori vor Akaashis Wohnungstür und klopfte. In der anderen Hand hielt er die Schachtel mit den Pralinen in den Händen. Er war aufgeregt, wie der Jüngere darauf reagieren würde. Die Tür wurde geöffnet und der Bewohner sah ihn erstaunt an. „Konoha-san? Was machst du denn hier? Waren wir verabredet?“ Er wirkte unsicher, ob er etwas vergessen hatte. Aber Akinori schüttelte den Kopf. „Nein, waren wir nicht. Ich habe mir bloß gedacht, dass ich spontan vorbeikomme. Ich habe da etwas für dich. Darf ich reinkommen?“ Fragend sah er ihn an. Akaashi nickte und trat zur Seite. Nachdem er sich die Schuhe ausgezogen hatte, folgte der Ältere ihm ins Wohnzimmer. „Alles Gute zum Valentinstag“, sagte Akinori da und überreichte Akaashi die Schachtel. Er besah sie mit großen Augen und schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte. „…Ich habe gar nicht daran gedacht, dass das heute ist…Ich habe nichts für dich, Konoha-san…“ Er wog die Schachtel ein paarmal in seinen Händen hin und her, wobei er ihn nicht ansehen wollte. Akinori lächelte. Er ging ein paar Schritte auf ihn zu und umfasste Akaashis Kinn, damit er ihn ansah. „Du musst mir nichts besorgen, Akaashi. Ich wollte dir eine Freude machen, da ich dich gerne lächeln sehe.“ Verlegen wich der Jüngere seinem Blick aus, was Akinori zum Schmunzeln brachte. Er fand es süß, dass er ihn in Verlegenheit bringen konnte. „Danke, Konoha-san. Sind sie selbstgemacht?“ Akaashi hob seinen Kopf wieder und ein kleines Lächeln erschien auf einen Lippen, welches das des Älteren nur größer werden ließ. Das fand er noch schöner. „Ja, Tendou hat mir dabei geholfen. Ich fand es schöner, anstatt welche zu kaufen. Ich hoffe sehr, dass sie dir schmecken.“ Er ging wieder ein paar Schritte zurück, um ihm etwas Abstand zu gewähren. „Das werden sie sicher. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Er legte die Schachtel auf dem Küchentresen ab und ging auf Akinori zu, der kurz irritiert war. „Willst du sie nicht probieren?“ Er wollte sehen, wie gut sie Akaashi am Ende schmeckten. Er hatte beim Herstellen zwar probiert und sie hatten ihm geschmeckt, aber dies hatte ja nichts zu bedeuten. Für ihn war wichtig, dass sie seinem Date schmeckten. „Gleich, erst einmal will ich mich richtig bei dir bedanken.“ Damit überbrückte Akaashi die letzten Zentimeter zwischen ihnen und küsste Akinori. Dieser hatte das Gefühl, dass sein Herz so schnell schlug, dass es ihm gleich aus der Brust springen musste. Er konnte nicht glauben, dass Akaashi ihn von sich aus küsste! Er hätte in diesem Augenblick nicht glücklicher sein können. Er legte die Arme um den Jüngeren und erwiderte den Kuss. Er hoffte, dass dieser Kuss niemals enden würde. ~ ♡ ~ Satori hatte den Abend mit Wakatoshi sehr genossen. Das Abendessen war in einen schönen kleinen Restaurant gewesen und sie hatten wieder einmal über Gott und die Welt gesprochen. Wobei Satori gesprochen hatte und Wakatoshi hatte zugehört, wobei er auch immer seine Meinung gesagt hatte, wenn er ihn danach gefragt hatte. Satori genoss seine Direktheit sehr und wusste, dass er immer ehrlich mit ihm sein würde. Nach dem Essen hatten sie noch einen Spaziergang gemacht und waren jetzt in die Wohnung des Jüngeren gegangen. Dort hatte Satori Wakatoshi die Pralinen überreicht, die dieser sofort probiert hatte. Sie hatten ihm sehr gut geschmeckt, was den Hersteller sehr gefreut hatte. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du zuvor die Bedeutung von Valentinstag gekannt hast. Auch wenn du noch nie ein Beziehung gehabt hast, finde ich es doch sehr erstaunlich“, sagte Satori ehrlich zu ihm, als er sich auf dem Sofa an ihn gekuschelt hatte. Neugierig sah er ihn an. Wakatoshi zuckte mit den Schultern. „Ich hatte einfach kein Interesse daran. Aber mit dir diesen Tag zu verbringen, war wirklich sehr schön, Satori.“ Er küsste ihn kurz. Satori kicherte in den Kuss und kuschelte sich noch mehr an ihn. „Ich fand ihn auch sehr schön, Wakatoshi. Lass uns öfters solche Date Nights machen, ja? Auch unabhängig vom Valentinstag“, schlug er vor. Sein Partner nickte zustimmend. „Das ist eine gute Idee. Aber da gibt es noch eine andere Sache, die ich dich gerne fragen würde, Satori.“ Er strich ihm durch die Haare und sah ihn abwartend an. Satori legte den Kopf leicht schief und lehnte ihn gegen die große Hand seines Freundes. „Frag mich ruhig~ Ich beantworte dir sie gerne~“ „Willst du zu mir ziehen?“ Satori blinzelte schnell, als hätte er sich verhört. Kurz dachte er auch, dass Wakatoshi ihn aufziehen wollte. Aber es war nun einmal Wakatoshi. Der tat so etwas nicht. „…Wakatoshi…“ Kapitel 3: Umzugspläne ---------------------- Umzugspläne „Wakatoshi hat mich gefragt, ob ich zu ihm ziehen will“, berichtete Satori Eita einige Tage nach Valentinstag. Sie saßen gerade gemeinsam in der Wohnküche auf dem Sofa und wollten sich einen Film ansehen. Erstaunt sah der Musiker seinen Ex-Freund an. „Wie bitte? Wann das denn?“ So wie er Satoris neuen Freund inzwischen gelernt hatte, machte er nicht den Eindruck auf ihn, dass er so etwas sagen würde. Aber es gab ja immer wieder Überraschungen. „An Valentinstag, als wir abends bei ihm waren. Er hat mich einfach so gefragt, ohne dass wir vorher mal darüber gesprochen haben. Aber er hat dann gemeint, dass er gerne jeden Tag mit mir verbringen möchte, und das fand ich sehr süß.“ Mit einem zufriedenen Lächeln sah Satori ihn an und Eita ging durch den Kopf, wie glücklich er in diesem Moment aussah. Er setzte sich auf. Ein wenig hatte er Angst vor dem, was gleich kommen würde. Immerhin hatten sie ausgemacht, dass sie bis zu ihrem Abschluss zusammenwohnen würden. Das wirkte auf einmal so hinfällig. „Und was hast du daraufhin geantwortet?“ „Dass ich noch etwas Zeit brauche, um ihm eine Antwort zu geben. Ich meine, so lange sind wir ja noch nicht zusammen. Dennoch…Mir gefällt der Gedanke, mit ihm zusammenzuleben.“ Das Lächeln wurde größer und an seinem Blick erkannte Eita, dass er es sich schon ausmalte. Er schluckte. So sehr er sich auch für ihn freute, so fühlte er sich gleichzeitig auch vor den Kopf gestoßen. „Ich freue mich ja wirklich für euch, aber…was wird dann aus unserer Wohnung? Und alles?“, hakte er vorsichtig nach. Die kommende Antwort bereitete ihm ein jetzt schon Bauchschmerzen. Satori legte den Kopf schief und sah ihn recht lange an. „Darüber habe ich auch schon gedacht, Eita, keine Sorge. Ich würde diese Entscheidung niemals treffen, ohne vorher mit dir darüber gesprochen zu haben. Und vielleicht ist es etwas früh, aber vielleicht könntest du Shirabu fragen, ob er zu dir ziehen will.“ Eita blinzelte schnell. „Das kann nicht dein Ernst sein, Satori! Ich glaube kaum, dass er ja sagen würde! Das mit uns…Es ist noch nicht so fest, dass ich ihm diese Frage stellen könnte!“ Er schüttelte heftig den Kopf. Nein, das konnte er seinen Freund einfach nicht fragen. Shirabu würde an die Decke gehen und das wollte er sehr gerne verhindern. Zwar hatte er nicht mehr das Gefühl, dass er sich bei jedem Wort genau überlegen musste, was er zu ihm sagte, aber so eine Sache…Nein, das ging nicht. Satori lachte bloß. „Denk doch einfach mal drüber nach. Ansonsten kannst du dir einen anderen Mitbewohner suchen, wenn ich mich dafür entscheiden sollte, zu Wakatoshi zu ziehen. Es ist ja noch nichts in Stein gemeißelt.“ Eita konnte nicht sagen, ob ihm diese Idee besser gefiel. Die ganze Sache musste er wohl noch einmal richtig durchdenken. Und dann noch einmal mit Satori darüber sprechen. ~ ♡ ~ Natürlich begleitete ihn die Worte von Satori in seinem Alltag. Immer wieder dachte Eita darüber nach, wie es sein würde, wenn er mit Shirabu zusammenleben würde. Ihm gefiel der Gedanke, dass er ihn jeden Morgen und jeden Abend sehen konnte und noch mehr, dass er jede Nacht im gleichen Bett mit ihm schlafen würde. Es war schon sehr verlockend. Und so dachte er auch daran, als er mit Shirabu in dessen Wohnung auf dem Bett lag und den Abend ausklingen ließ. Sein Freund benutzte seinen Oberarm als Kopfkissen, während er in ein paar Unterlagen aus seiner Vorlesung las. Eita selbst scrollt hin und wieder durch sein Handy, aber sein Blick lag meistens auf seinem Freund. Er mochte es ihm beim Lernen zuzusehen. „Shirabu?“, fragte er dennoch. Vielleicht sollte er das Thema mit dem Zusammenziehen einfach ansprechen. Über die Idee zu sprechen, sollte hoffentlich zu keinen großen Probleme führen. „Hmh?“, machte der Jüngere und sah von seinen Unterlagen auf. Eita lächelte ihn an und legte sein Handy beiseite, um ihn eine verlorene Haarsträhne aus dem Gesicht zu schieben. „Was würdest du davon halten, wenn wir zusammenziehen?“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, setzte sich Shirabu auch schon ruckartig auf und sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Zusammenziehen?! Wie kommst du denn auf so etwas?!“ Er wirkte auf einmal richtig aufgebracht, was diese Aussage anging. Das irritierte den Älteren und er setzte sich ebenfalls auf. „Na ja, Satori hat mit Wakatoshi darüber gesprochen und will eventuell zu ihm ziehen. Und da ist bei uns das Thema aufgekommen, dass du ja dann zu mir ziehen könntest.“ Damit war die Katze aus dem Sack. Wenn Shirabu jetzt schon so an die Decke ging, konnte er ihm auch die Wahrheit sagen. „Sag mal, spinnst du, Semi-san?! Wir sind noch nicht ganz drei Monate zusammen und du redest schon vom Zusammenziehen! Das geht doch nicht!“ Der Medizinstudent stand vom Bett auf und ging ein paar Schritte von ihm weg. An seinem Gesichtsausdruck konnte Eita sehr gut erkennen, wie sehr ihn die Sache aufregte. Klar, da sie beide recht hitzköpfig waren, gerieten sie öfters aneinander, was meistens dann im Bett endete. Dieses Mal hatte er das Gefühl, dass sie vor dem ersten richtigen Streit in ihrer Beziehung standen. So stand er ebenfalls vom Bett auf und hoffte, noch irgendwie Schadensbegrenzung zu betreiben. „Shirabu, bitte. Es ist nur ein Gedankenspiel und nichts, was ich jetzt von dir verlange. Aber ich finde den Gedanken schön und möchte deshalb mit dir darüber sprechen. Ohne irgendwelche Verpflichtungen.“ Sein Freund blieb stur. „Vergiss es! Drei Monate sind einfach zu früh! Wir wissen ja noch gar nicht, ob das mit uns überhaupt hält!? Immerhin hast du dich auch von Tendou getrennt, obwohl ihr zusammengewohnt habt. Das könnte uns genauso gut passieren!“ Diese Worte trafen Eita. Mehr, als er es wohl wahrhaben wollte. Natürlich war er trauriger darüber gewesen, als Satori und er sich getrennt hatten, obwohl sie gerade erst zusammengezogen waren, aber dass Shirabu auf die Idee kam, dass ihnen das ebenso treffen konnte…Das saß. „Wow, echt super, was für Hoffnung du in unsere Beziehung setzt. Ich hätte echt gedacht, dass wir an diesem Punkt schon vorbei wären.“ Auch wenn er niemand war, der eine Konfrontation mied, wollte er gerade am liebsten gehen. „Ich bin nur realistisch! Mehr nicht. Ich will nur alle Eventualitäten abwiegen, bevor wir irgendwie überstürzen. Wir können in…“, Shirabu hielt inne und überlegte, „in einem Jahr oder so wieder darüber sprechen.“ Hört er da raus, dass die Stimme des Jüngeren leicht zitterte? Nein, das musste er sich einbilden. Sein Blick war weiterhin fest und undurchdringlich. Eita schüttelte den Kopf. Enttäuschung bereitete sich in ihm aus. „Ich glaube, es ist am besten, wenn ich jetzt gehe, bevor das hier noch eskaliert. Du weißt jetzt, wie du dazu stehst, und ich werde das Thema nicht wieder ansprechen. Melde dich einfach bei mir, wenn du dich wieder beruhigt hast.“ Er drehte sich um und steuerte die Wohnungstür an. Er hatte immer noch die leise Hoffnung, dass Shirabu nach seiner Hand griff und ihm sagte, dass er bei ihm bleiben sollte. Tat er aber nicht. ~ ♡ ~ Akira war froh, als er von der Universität nach Hause kam. Er hatte das Gefühl, dass der Tag heute einfach nicht herumgehen wollte. Jetzt wollte er sich nur noch aufs Sofa werfen, etwas essen und mit Tobio kuscheln, während sie ihre Serie weiterschauten. Mehr wollte er von diesem Abend nicht. Bevor er hoch in die Wohnung ging, sah er noch nach, ob sich Post in ihrem Briefkasten befand, aber dieser schien schon geleert worden zu sein. Das hieß, dass Tobio schon zuhause war. Bequem stieg Akira die Treppen in den ersten Stock hinauf und schloss die Wohnungstür auf. „Tobio, ich bin zuhause“, sagte er in normaler Lautstärke und zog seine Schuhe aus. Jacke und Tasche wurden achtlos in die Ecke gestellt, während er die Wohnküche ansteuerte. Dort fand er seinen Freund auf dem Sofa sitzend vor. Er hielt einen Zettel in der Hand, den er genau studierte. Tobio hob den Kopf, sein Blick war unlesbar. „Hallo Akira“, begrüßte er ihn, während der Jüngere an dem Couchtisch vorbeiging und sich neben ihn setzte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er, kaum wie er es sich auf dem Polster bequem machte. Der Ältere drehte den Zettel in seinen Händen und reichte ihm ihn dann. „Ich weiß nicht so ganz. Lies dir das erst einmal durch.“ Die Skepsis in Akira wuchs. So kannte er Tobio gar nicht. Wenn irgendetwas war, sagte er ihm eigentlich immer sofort. Also nahm er ihm den Zettel ab, der sich als Brief entpuppte. Er stammte von einem Volleyballverein aus Okinawa. Er las sich ihn durch und schluckte dann. „Du bist für ein Testspiele eingeladen wurden…mit der Chance, dass sie dich übernehmen werden“, fasste er für sich selbst zusammen, was er dort gelesen. Er sah auf und Tobio nickte. „Ja. Mein Trainer hat gemeint, dass er Anfragen an verschiedene Vereine schickt. Sie sind die ersten, die mir eine Rückmeldung geschickt haben. Ich meine, es ist schon eine große Chance, aber…“ „aber du müsstest dafür nach Okinawa ziehen, wenn du für sie spielen willst“, beendete Akira den Satz für ihn. Sein Gegenüber nickte und sie sahen sich für einen Augenblick lang nur an. Er wusste nicht so recht, was er von dieser Situation halten sollte. Natürlich war sich Akira bewusst, dass es für Tobio der größte Traum war, endlich professionell Volleyball zu spielen. Er freute sich ja auch für ihn, aber er würde lügen, wenn es ihm nicht lieber wäre, wenn ein Verein in Tokyo sich um ihn bemühen würde. „Willst du es denn versuchen?“, fragte er vorsichtig. Er hatte Angst vor der Antwort. Wenn Tobio nach Okinawa ziehen würde, fragte er sich, was das mit ihrer Beziehung machen würde. Er nahm sich fest vor, dass er nachsehen würde, wie groß die Entfernung zwischen Tokyo und Okinawa war. „Ja, würde schon gerne zu dem Testspiel fliegen, um es mir wenigstens mal anzusehen. Das wäre in drei Wochen.“ Ganz glücklich sah Tobio auch nicht aus. Wahrscheinlich war ihm genauso bewusst, was es für ihre Beziehung bedeuten würde, wenn er sich für Okinawa entschied. „…Akira, wenn du es nicht willst, dann…“ Wieder beendete Tobio den Satz nicht, aber er schüttelte den Kopf. „Lass mich noch ein bisschen darüber nachdenken, okay? Ich weiß gerade nicht, was ich überhaupt denken soll. Ich freue mich für dich, aber ja…unsere Beziehung…wir würden uns dann nicht mehr jeden Tag sehen können.“ Jetzt sprach er seine Bedenken doch aus. Tobio nickte. „Ja, lass dir die Zeit. Ich muss selbst auch noch darüber nachdenken.“ Aber irgendwie überkam Akira das Gefühl, dass er seine Entscheidung längst getroffen hatte. ~ ♡ ~ „Ich kann einfach nicht fassen, dass er mich gefragt, ob wir zusammenziehen wollen. Dabei sind wir noch keine ganzen drei Monate zusammen! Ist das denn zufassen?!“, machte Kenjirou in der Mittagspause seiner Laune Luft bei seinen Freunden. Er saß mit vor der Brust verschränkten Armen da und grummelte vor sich hin. Dass Semi überhaupt der Gedanke gekommen war, mit ihm zusammenzuziehen…Das ging einfach nicht in seinen Kopf. Futakuchi, der mit ihm am Tisch saß, war ihm einem skeptischen Blick zu. „Und das erzählst du uns, weil…?“ „Weil ihr meine Freunde seid! Darum! Und ihr müsst mir den Rücken freihalten!“, behauptete er lautstark, obwohl er das eigentlich gar nicht wollte. Er wollte nur gesagt bekommen, dass er nicht überreagierte. Es war doch vollkommen normal, dass man sich so darüber aufregte. „Du hast einen tollen Freundeskreis, Shirabu. Zwei Typen, mit denen du mal etwas hattest, Kawanishi und Yahaba.“ Futakuchi warf einen Seitenblick zu seinem Sitznachbar, der bis eben mit seinem Handy beschäftigt gewesen war. Er sah von diesem auf und ihn genervt an. „Fick dich, Futakuchi. Echt.“ „Jederzeit, wenn du nur willst.“ Futakuchi wackelte mit den Augenbrauen und streckte ihm die Zunge raus. Yahaba gab ein würgendes Geräusch von sich. „Zu meinem Freundeskreis zählt auch noch Yachi!“, mischte sich da Kenjirou wieder ein. Ihm war bewusst, dass Futakuchi irgendwo recht hatte. Und es war wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung, dass er sowohl mit Futakuchi wie auch Terushima befreundet geblieben war, nachdem da mal etwas gelaufen war. Aber irgendwie…er hätte sie wahrscheinlich vermisst, wenn er den Kontakt abgebrochen hätte. „Yachi zählt nicht, da sie Kawanishis Freundin ist“, schmetterte Futakuchi das Gesagte rigoros ab. Die Augen des Medizinstudenten wurden zu Schlitzen. Ein provozierendes Grinsen erschien auf den Lippen seines Gegenübers, was er früher einmal sehr anziehend gefunden hatte. Inzwischen gab es nur noch Semi für ihn. „Aber um auf das zurückzukommen, was du gesagt hast, Shirabu“, richtete Yahaba da das Wort an ihn. Kenjirou wandte sich von Futakuchi ab und sah zu seinem zweitältesten Freund nach Taichi an. „Ich bin der Meinung, dass du ziemlich übertreibst. Ich meine, Kentarou und ich sind nach zwei Monaten Beziehung zusammengezogen und es funktioniert super. Ich glaube ja eher, dass du Angst davor hast, Semi näher an dich ranzulassen. Deshalb hast du auch das mit Futakuchi wie mit Terushima an die Wand gefahren.“ Mit einem wissenden Blick Yahaba ihn an. Kenjirou schluckte. „Recht hat er. Das mit uns hätte funktionieren können, Babe, wenn du es nur zugelassen hättest“, ein weiterer Spruch, den sich Futakuchi nicht verkneifen konnte. „Boar, jetzt halt mal den Mund! Ich habe keine Angst vor Nähe oder so etwas! Ich finde einfach, dass Semi-san mich viel zu früh gefragt hat und damit basta! Mit mehr hat das nichts zu tun!“ Der wissende Blick wurde nun mit Futakuchi ausgetauscht, der zustimmend nickte. Kenjirous Grummeln wurde lauter und verfluchte seine Freunde innerlich. Gleichzeitig konnte er sich aber nicht gegen die Tatsache wehren, dass Yahabas Worte doch etwas in ihm auslösten. ~ ♡ ~ „Pah…Angst vor Nähe…Das ist doch lächerlich…“, murmelte Kenjirou vor sich hin, als er auf dem Heimweg war. Da es Anfang März war, war noch recht frisch und er hatte sich einen Schal umgewickelt. Einen von Semi. Er hatte ihm ihn im Januar gegeben, als es draußen besonders kalt gewesen war. Semi. Kenjirou wusste immer noch nicht, was er mit dieser gesamten Situation machen sollte. Er wollte gerne wieder normal mit ihm reden, aber er befürchtete, dass das Thema Zusammenziehen wieder aufkam und alles kaputtmachte. Vielleicht hatte er doch Angst vor Nähe. „Hast du irgendwie ein Problem?“, wurde er da aus seinen Gedanken gerissen. Ruckartig blieb er stehen und drehte sich um. Dort stand Kunimi, einer seiner Nachbarn. Er war wohl auch auf dem Weg zurück. Kenjirou runzelte die Stirn. Eigentlich war er in letzter Zeit immer in Begleitung von Kageyama. Er hatte mitbekommen, dass sie ungefähr so lange ein Paar waren wie Semi und er. „Interessiert dich das wirklich? Oder suchst du nur ein Gespräch?“, blockte er sofort ab. Kunimi war nicht unbedingt jemand, dem er nahestand. Zu den meisten seiner Nachbarn pflegte er ein normales, aber distanziertes Verhältnis. Der Jüngere zuckte mit den Schultern und ging auf ihn zu. „Ja, ich denke schon. Du wirkst irgendwie so, als müsstest du mit jemanden reden.“ Kenjirou sah zur Seite. „Meine Freunde sind nur der Meinung, dass ich Angst vor Nähe hätte, nur weil ich nicht juhu geschrien habe, als Semi-san mich gefragt hat, ob wir zusammenziehen wollen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. Es wäre wahrscheinlich besser für ihn gewesen, wenn er dieses Gespräch einfach abgebrochen hätte. Er wollte sich nicht noch mehr mit dieser Situation beschäftigen. „Und hast du Angst vor Nähe?“ Er sah wieder auf. In Kunimis Blick konnte nicht lesen, was ihm gerade durch den Kopf ging. So etwas mochte Kenjirou nicht. Es machte ihn nervös. „Und wenn es so wäre?!“, fauchte er, um Abstand zu bekommen. Ihm überkam das Gefühl, dass ihn dieses Gespräch entglitt. Normalerweise wirkte die Taktik auch immer. Aber nicht bei seinem Nachbarn. „Dann ist das sehr schade. Ich würde nämlich gern noch länger mit Tobio zusammenleben, aber wahrscheinlich geht er nach Okinawa und dann müssen wir eine Fernbeziehung führen. Das will ich eigentlich, aber gleichzeitig will ich ihm auch keine Steine in den Weg legen.“ Der Medizinstudent blinzelte schnell aufgrund dieses Ausbruches von Kunimi. Denn so konnte man das wohl bezeichnen; er hatte ihn noch nie so viel reden hören. Auch kam es so aus dem Nichts, dass er es nicht einordnen konnte. „Warum geht er nach Okinawa?“, fragte er deshalb. Ein wenig neugierig war er ja schon. „Es stehen noch nicht ganz fest, aber ich glaube, dass er es tun wird. Er hat dort ein Angebot bekommen, um endlich professionell Volleyball zu spielen. Das ist sein größter Traum und an sich möchte ich auch, dass dieser Traum erfüllt wird.“ Der Jüngere sah ihn nun nicht mehr an, sondern starrte zu Boden. Kenjirou biss sich auf die Unterlippe. Okay, das war wirklich hart. Er hätte auch nicht gewusst, wie er darauf reagieren würde, wenn Semi mit so einer Nachricht zu ihm kommen würde. „Und jetzt hast du Angst vor einer Fernbeziehung?“, fragte er vorsichtig. Das Gespräch war in eine Richtung gegangen, die er nicht mehr kontrollieren konnte. Aber gleichzeitig konnte er ihn nicht einfach so stehen lassen. Das wäre mies gewesen. „Ja, habe ich. Ich weiß nicht, was es mit uns machen wird. Okinawa ist über tausend Kilometer von Tokyo entfernt. Ein Flug dorthin dauert zweieinhalb Stunden. Also kann ich dann nicht einfach so zu ihm fahren.“ Kunimi hob den Kopf wieder und zum ersten Mal konnte Kenjirou eine Regung in seinem Blick erkennen. Es war so etwas wie Trauer und Angst. „…Das ist verdammt scheiße. Hast du denn schon mit ihm darüber gesprochen?“ „Ich weiß nicht, was ich zu ihm sagen soll.“ Das verstand er sehr gut. „…Genauso geht es mir mit Semi-san. Und ja, vielleicht habe ich Angst vor Nähe, aber ich will ihn auch nicht wegstoßen. Aber ich glaube, das tue ich gerade.“ Er schluckte mit dieser Erkenntnis. Hatte er Semi wirklich schon von sich gestoßen? „…So ähnlich geht es mir auch. Es ist komisch zwischen Tobio und mir geworden, seitdem dieser Brief angekommen ist.“ Schweigend standen sie nun da. Beide ihren eigenen Gedanken nachhängend und gleichzeitig jeweils eine Entscheidung treffend. ~ ♡ ~ Eita war gerade damit beschäftigt, Noten auf das Blatt zu übertragen. So ganz zufrieden war er noch nicht mit Verlauf der Melodie. Irgendetwas fehlte ihm noch. Da klingelte es plötzlich an der Wohnungstür. Satori war nicht da, weshalb er sich wohl oder übel von der Arbeit losreißen musste. „Hoffentlich ist es etwas Wichtiges“, murmelte er, als er die Tür ansteuerte. Er erwartete keinen Besuch und wusste auch nicht, ob Satori schon wieder irgendetwas bestellt hatte. Aber als die Tür öffnete, staunte er nicht schlecht. „Shirabu…Was machst du denn hier?“ Sein Freund und er hatte in den letzten Tagen nicht miteinander gesprochen. Das Thema Zusammenziehen stand immer noch zwischen ihnen. „Hey, kann ich reinkommen?“, fragte er und wirkte dabei etwas unsicher. Eita stutzte. So kannte er ihn gar nicht und gleichzeitig erfüllte es sein Herz auch mit Wärme, dass er sich traute, ihm das zu zeigen. „Klar, komm rein.“ Er trat zur Seite, damit Shirabu in die Wohnung kam. Eita überlegte, ob sie in sein Zimmer gehen sollten, als sich auch schon die Arme seines Freundes um ihn legten. „…Tut mir leid, dass ich so scheiße zu dir war…“, murmelte er gegen seine Brust. Der Musiker blinzelte schnell, ehe er die Arme auch um ihn legte. Er sagte vorerst nichts, da er spürte, dass Shirabu noch etwas auf der Seele lag. „…Ich habe wohl ein wenig überreagiert…aber ich habe Angst davor, was es mit uns macht, wenn wir es überstürzen…Ich will mich nämlich nicht von dir trennen.“ Er sprach nur so laut, dass Eita ihn hörte. Er drückte ihn an sich. Das hier war eine neue Art von Nähe für ihn. „Ich will mich auch nicht von dir trennen. Kenjirou“, zum ersten Mal sprach er ihn mit Vornamen an, „Und ich habe auch nachgedacht. Ich verstehe, dass du Angst hast, nachdem Satori und ich uns von kurz nach unser Zusammenzug getrennt haben. Aber das waren andere Umstände. Die auf uns hoffentlich niemals zutreffen werden.“ Shirabu hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. Eita strich ihm sanft über die Wange. „Außerdem habe ich noch einmal mit Satori darüber gesprochen und er hat sich jetzt dafür entschieden, dass er für eine Woche zu Ushijima ziehen will. Um das Zusammenleben auszuprobieren. Wir könnten das auch machen und dabei genau darauf achten, was uns so wichtig ist, wenn wir zusammenleben wollen.“ Er spürte, wie die Anspannung in Shirabus Körper ein wenig nachließ. Eita war gleichzeitig froh, dass er sich nicht von ihm löste. Er wollte ihn noch länger halten. „Meinst du, dass das funktioniert?“, fragte er mit einer gewissen Skepsis in der Stimme. „Wir wissen es nur, wenn wir es auch ausprobieren.“ Eita zuckte mit den Schultern. Sein Freund überlegte kurz und nickte schließlich. „Okay, probieren wir es aus.“ Wie, um es zu besiegeln, küsste Shirabu ihn nun und Eita erwiderte diesen Kuss sehr gerne. Er hoffte, dass das mit dem Zusammenziehen klappte, da er gerne jeden Tag so mit Kenjirou verbringen wollte. ~ ♡ ~ „Akira, ich bin zuhause.“ Der Angesprochene blickte auf, als er hörte, wie sein Freund nach ihm rief. Er atmete tief durch. Heute wollte er endlich das Gespräch mit Tobio suchen. „Ich bin auf dem Sofa“, rief er zurück und zog seine Beine aufs Polster, um sich in einen Schneidersitz zu setzen. Er lauschte darauf, was sein Freund tat. Er brachte erst einmal seine Sportsachen in Badezimmer, wohl um sie später zu wachsen. Dann hörte er, wie seine Zimmertür geöffnet wurde, damit er sich wohl umziehen konnte. Tobio schlief nur noch selten in diesem Zimmer, da Akira das größere Bett besaß, wo sie zu zweit mehr Platz hatten. Schließlich kam er in die Wohnküche. Fragend sah er ihn an. „Ist etwas?“ Akira atmete ein weiteres Mal durch. „Ich möchte gerne mit dir reden. Wegen der Okinawa-Sache.“ Vorsichtig nickte der Ältere und kam zu ihm aufs Sofa. Der Jüngere griff nach seiner Hand und drückte sie. „Willst du dich trennen?“, fragte Tobio vorsichtig, aber Akira schüttelte schnell den Kopf. Er tat sich sehr schwer damit, was ihm so durch den Kopf ging, auszusprechen. „Nein, ich will nicht trennen. Ganz sicher nicht. Und ich will dich unterstützen, egal, ob du dich für Okinawa entscheidest oder nicht. Aber ich habe auch Angst davor. Wir werden dann eine Fernbeziehung führen müssen und ich weiß noch nicht so recht, wie das ablaufen wird…Okinawa ist so weit weg…“ Zum Ende hin war er immer leiser geworfen. Nun war es Tobio, der seine Hand drückte. „Ich weiß. Ich habe auch schon nachgesehen, wie lange es dauern würde, bis du zu mir kommen kannst oder ich wieder zu dir…Gleichzeitig möchte ich es nach wie vor gerne versuchen, also mit dem Testspiel. Und ich bin froh, dass du mich dabei unterstützen willst. Das bedeutet mehr unglaublich viel, Akira.“ Tobio lächelte ihn an. Akira lehnte sich nach vorne und bettete seine Stirn auf seiner Schulter. „Meinst du, dass wir es schaffen werden?“ „Probieren wir es.“ Tobio griff nach seinem Kinn, um seinen Kopf wieder anzuheben. Sie sahen einander an. „Okay, probieren wir es.“ Er lehnte sich nach vorne und küsste ihn. Akira hoffte sehr, dass sie es schafften. Kapitel 4: Mitbewohner gesucht ------------------------------ Mitbewohner gesucht Tetsurou hasste Umzüge. Vor allem, wenn er sich dafür ausgesprochen hatte, zu helfen. Und noch mehr hasste er sie, wenn sie innerhalb seines Hauses passierten, aber als guter Vermieter half er nun einmal dort, wo er konnte. Im April wurde ihm dennoch zu viel umgezogen. „Noch ein kleines Stück, dann schafft ihr die Kurve“, leitete Koushi ihn und Bokuto von oben an. Am anderen Ende halfen Semi und Ushijima Shirabus Schreibtisch in die Dachgeschosswohnung zu bringen. Aufgrund der Tatsache, dass die Treppe nach oben hin enger wurde, mussten sie das Möbelstück irgendwie zu viert nach oben schaffen. „Ich glaube, ihr müsst die Füße noch ein bisschen anheben, um über das Geländer zu kommen“, mischte sich jetzt Shirabu von unten ein, wobei seine Worte eindeutig an Semi und Ushijima gerichtet waren. Er stand gemeinsam mit Tendou, der wie er eine Kiste trug, hinter ihnen. Der Ältere der beiden war am vergangenen Wochenende zu seinem Freund gezogen, weshalb jetzt Shirabus Umzug in die Dachgeschosswohnung und damit zu Semi anstand. Für Tetsurou bedeutete dies, dass er sich nach einem neuen Mieter für Shirabus Wohnung umsehen musste. Und dies war nicht die einzige Baustelle, mit der sich gerade herumschlagen durfte. Heute war auch der Tag, wo Kageyama auszog. Er hatte den Vertrag bei der Mannschaft in Okinawa unterschrieben und würde im Mai offiziell sein Training dort beginnen. Aber da er zuvor noch einige Dinge klären musste, zog er schon Mitte April auf die Insel. Kunimi hatte seinen Freund zum Flughafen begleitet. Koushi hatte noch gefragt, ob sie noch jemanden dabei haben wollten, aber sie hatten abgelehnt. Sie brauchten diesen Moment wohl noch für sich. Tetsurou hatte auch Kunimi versprochen, dass er ihm dabei helfen würde, einen Mitbewohner für die WG zu finden. Für den Vermieter hieß es dies also, dass er in nächsten Zeit einige Bewerbungsgespräche führen würde. „Gleich haben wir es“, kam es da von Semi und riss Tetsurou damit aus seinen Gedanken. Bokuto und er manövrierten den Tisch in die Wohnung, sodass Semi und Ushijima auch oben angekommen konnten. Mit einem zufriedenen Geräusch stellen sie den Schreibtisch ab. „Shirbau, an welche Wand wolltest du den Schreibtisch haben?“, fragte der Musiker an seinen Freund gerichtet, der gemeinsam mit Tendou die Treppe hinaufkam. „Ich wollte ihn direkt unter dem Fenster haben. Du hattest schon alles weggeräumt, oder?“ Abwartend sah der Jüngere ihn an. Tetursou sah zwischen dem Paar hin und her. Der heutige Umzugstag verlief echt gut, aber er hatte schon mitbekommen, dass er in den letzten Tagen öfters zwischen den beiden geknallt hatte. Ob sie sich das mit dem Zusammenziehen gut überlegt hatten? „Aber natürlich. Ich habe gestern noch alles weggeräumt. Und nicht so wie ein bestimmter Jemand, der bis heute Morgen noch Kisten gepackt hat.“ Kaum hatte der Ältere diese Worte ausgesprochen, verzog Shirabu auch schon das Gesicht. „Dafür habe ich nicht einen halben Tag gebraucht, um das neue Bett aufzubauen“, konterte er sofort. „Weil ich es allein aufbauen musste! Darum habe ich so viel Zeit dafür gebraucht!“ „Aber, aber, Kinder, jetzt beruhigt euch doch. Ihr habt doch den Umzug fast geschafft, da solltet ihr jetzt nicht streiten, sondern euch darüber freuen, dass ihr jetzt endlich zusammenwohnt“, mischte sich da Tendou ein, wofür Tetsurou sehr dankbar war. Er hatte keine Lust, dass die Situation eskalierte. Semi und Shirabu tauschten einen kurzen Blick miteinander auf, bevor sich Ersterer wieder an die anderen wandte. „Also, wir müssen in das linke Zimmer“, wies er sie an. Tetsurou war einfach nur froh, wenn er diesen Umzug hinter sich gebracht hatte. „Bin ich froh, dass das geschafft ist“, sagte Tetsurou einige Zeit später zu Koushi und unterdrückte ein Gähnen. Er freute sich auf seine Couch. Sein Freund neben ihm schmunzelte. „Und ich bin ganz froh über die Tatsache, dass Tendou auch geholfen hat. Ansonsten hätten Semi und Shirabu sicher noch mehr miteinander gestritten.“ Tatsächlich waren die beiden mehr als einmal einander geraten, und zwar wegen den unmöglichsten Kleinigkeiten, wie er fand. Das Lächerlichste war in seinen Augen gewesen, dass Shirabu sich darüber aufgeregt hatte, dass Semi die Kiste mit seinen Uni-Büchern in den falschen Raum geräumt hatte. Dies war auch für Koushi und ihn der Punkt gewesen, wo sie gegangen waren. „Jetzt können die beiden das unter sich ausmachen. Wie auch immer das am Ende aussehen wird.“ Als er ihm ein eindeutiges Lächeln schenkte, verdrehte Koushi die Augen, konnte aber gleichzeitig sein Lachen nicht unterdrücken. Bevor er aber noch etwas darauf erwidern konnte, wurde die Tür unten geöffnet und ein Bellen ertönte. „Na, habt ihr den Umzug gut überstanden?“, fragte Konoha und schloss die Tür hinter Akaashi, der Emi an der Leine hielt. Die Hündin bellte aufgeregt, als sie ihre Herrchen erkannte. Koushi stieg den Rest der Treppe hinab und ging vor ihr in die Hocke. „Hast du einen schönen Tag gehabt?“, fragte er an die Hündin gerichtet und streichelte ihr zur Begrüßung über den Kopf. Wie zur Antwort bellte Emi erneut. Er stand wieder auf und blickte Akaashi an. „War sie brav?“ „Der bravste Hunde im ganzen Hundepark“, antwortete der Jüngere mit einem Lächeln und übergab die Leine. Konoha und er hatte sich heute dazu bereit erklärt, dass sie auf Emi aufpassen würden, damit Koushi und Tetsurou in Ruhe beim Umzug helfen konnten. „Der Umzug ist geschafft, das kann man so sagen. Wir sind gerade aber mehr oder weniger geflüchtet. Ich hätte niemals gedacht, dass ein Paar wegen so vielen Kleinigkeiten streiten können.“ Der Vermieter war auch von der Treppe gestiegen und schüttelte den Kopf, während er Konoha antwortete. Dieser lachte nur. „Ich glaube, dass macht die Beziehung der beiden aus. Ich bin so oft an Shirabus Wohnung vorbeigekommen und habe die beiden miteinander streiten hören. Sie scheinen eins dieser Paare zu sein.“ Er zuckte mit den Schultern und griff nach Akaashis Hand, der den Druck sanft erwiderte. Tetsurou lächelte zufrieden. Er freute sich darüber, dass die beiden zueinander gefunden hatten. „Solange sie glücklich sind, ist das ja die Hauptsache“, meinte Koushi daraufhin und hob Emi von Boden auf. Sie liebte es nach wie vor mit ihm zu kuscheln. Mit einem Lächeln streichelte Tetsurou ihr über den Kopf, während er sich neben sein Freund stellte. Bevor noch einer von ihnen etwas sagen konnte, wurde die Haustür ein weiteres Mal geöffnet. Kunimi trat in das Haus und sah sie alle fragend an, als er bemerkt, dass sie sich hier versammelt hatten. „Habe ich etwas verpasst?“ „Nein, keine Sorge. Konoha und Akaashi sind nur gerade mit Emi wiedergekommen und wir sind mit dem Umzug fertig. Hat am Flughafen alles geklappt?“, fragte Koushi und schenkte dem Jüngeren ein Lächeln, der zunächst nur nickte. „Ja. Tobio meldet sich, sobald er angekommen ist.“ Etwas in seinem Blick gefiel Tetsurou dabei nicht. Aber wie sollte es ihm schon gehen, nachdem er gerade seinen Freund zum Flughafen begleitet hatte und nun wusste, dass er ihn so schnell nicht wiedersehen würde. Er wäre wahrscheinlich am Boden zerstört, nur dass Kunimi es nicht so zeigte. „Okay. Und wenn irgendetwas ist, weißt du ja, dass du jederzeit zu mir kommen kannst.“ Koushi hatte wohl das Gleiche gesehen wie sein Freund. Kunimi nickte wieder. „Ich weiß, danke. Wir sehen uns dann.“ Damit verabschiedete er sich von ihnen und stieg die Treppe hinauf. Alle vier und Emi sahen ihm dabei nach. Tetsurou wurde gerade noch einmal klar, was für Veränderung sich gerade in seinem Haus abspielten. Er war gespannt, wie sich alles entwickeln würde. ~ ♡ ~ Es war merkwürdig für Akira, dass er nun allein in der Wohnung war. Er hatte ja schon vor seiner Beziehung mit Tobio zusammengelebt und sich sehr daran gewöhnt. Jetzt kam er nach Hause und niemand war in der Wohnung. Ein Umstand, den er schon ändern wollte. Kuroo, immer der gute Vermieter, hatte seine Hilfe angeboten und gemeinsam hatten sie am schwarzen Brett der Universität einen Zettel ausgehangen. Ein paar Bewerber hatte sich auch schon bei Kuroo gemeldet und heute sollten ein paar Gespräche stattfinden. Akira war sehr gespannt, was für Leute seine potenziellen Mitbewohner waren. „Bist du aufgeregt?“, fragte Kuroo ihn, als sie sich im Wohnzimmer eingerichtet hatten. Akira zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich glaube, das kommt auf die Leute an, die gleich so vorbeikommen. Es ist für mich halt merkwürdig, dass Tobio hier nicht mehr wohnt.“ Verständnisvoll nickte der Ältere. „Kann ich mir vorstellen. Ihr seid ja gerade erst zusammengekommen, da will man so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen.“ Akira nickte wieder nur, anstatt ihm direkt zu antworten. Er war noch nicht bereit, über all das, was ihm durch den Kopf ging, zu sprechen. Er wusste es sehr zu schätzen, dass wohl Sugawara wie auch Kuroo ihm dieses Angebot machten. Vielleicht würde er später irgendwann darauf zurückgreifen. Er musste erst einmal selbst damit zurechtkommen. Zu seinem Glück klingelte es in diesem Augenblick an der Wohnungstür und erspart ihn damit ein weiteres Gespräch mit Kuroo über dieses Thema. „Dann wollen wir mal schauen, wie deine potenziellen Mitbewohner so drauf sind“, meinte er zu ihm und stand vom Sofa auf, um die Tür zu öffnen. Akira blieb noch kurz sitzen und atmete tief durch. Er würde das schon schaffen. Er brauchte einen Mitbewohner, um die Miete weiter bestreiten zu können. „Die Türen hier sind schon ziemlich niedrig“, hörte er da den ersten Bewerber mit Kuroo sprechen. Sofort machte sich Skepsis bei ihm breit. Mit seinen eins dreiundachtzig war er selbst nicht gerade klein und Kuroo war noch einmal größer als er. Sie passten ohne Probleme durch die Türen. Was für ein Riese war das bitte schön? An Kuroos Gesichtsausdruck erkannte er, dass er auch nicht glücklich über diesen Kommentar war. Dennoch bemühte er sich um ein Lächeln, als er sich zu dem großgewachsenen Bewerber mit den silbergrauen Haaren um. Er war wirklich ein ganzes Stück größer als Kuroo und er. „Kunimi, das ist Haiba Lev. Lev, das ist Kunimi Akira, dein potenzieller Mitbewohner“, stellte der Vermieter die beiden einander vor. Akira nickte und ging ein Stück auf Lev zu. „Hallo, freut mich“, begrüßte er ihn. Sein Gegenüber musterte ihn und dann die Wohnung. „Die anderen Räume sind aber noch etwas größer als das hier, oder?“ Kuroo und Akira tauschten einen Blick miteinander auf. Der Typ wusste eindeutig nicht, wann es besser war, besser den Mund zu halten. Aber gut, eventuell war er aufgeregt und dachte daher nicht darüber nach, was er gerade sagte. Trotzdem fühlte es sich für Akira nicht richtig an, ihm gleich die Räume zu zeigen, die er mit Tobio zusammen bewohnt hatte. „Du wirst sie ja gleich sehen. Wollen wir dann?“ Die Frage war an den Bewohner der Wohnung gerichtet. Akira nickte. „Ja, ich zeig dir dann mal das Zimmer“, antwortete er und ging vor den beiden in Tobios altes Zimmer, welches inzwischen vollkommen leergeräumt war. Etwas, woran sich Akira nach wie vor nicht gewöhnt hatte. Lev wurde nicht sein neuer Mitbewohner. Auch nicht der überdrehte Bobata, der nach ihm folgte und dessen erste Frage es gleich war, wie viele Partys am Wochenende in dem Haus stattfanden. Und auch die folgenden Bewerber sagten Akira alle nicht zu. Er hatte immer irgendetwas an ihnen auszusetzen. Wobei, es wahrscheinlich das nicht das Problem war. Ihm wurde bei jedem Bewerbungsgespräch immer mehr bewusst, dass er mit niemanden anderen als Tobio hier leben wollte. Die Wohnung gehörte zu Tobio und ihm und war der Beginn ihrer Beziehung gewesen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, dass er jetzt mit jemand anderes hier leben sollte. „Puh…Das war vielleicht ein Tag…Und es war wirklich niemand dabei, der für dich in Frage kommt?“, fragte Kuroo, als er sich neben Akira auf dem Sofa niederließ. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Mir ist klar geworden, dass ich mir nicht vorstellen kann, mit jemand Fremdes hier zu wohnen…Es ist Tobios und meine Wohnung…und ja…“ Er ließ den Satz ins Leere laufen und hoffte, dass der Ältere ihn verstand. Er wusste zwar noch nicht, wie er das mit der Wohnung lösen sollte, aber vielleicht wäre es eine Idee, wenn er sich dann nach etwas Kleinerem umsah. Er wollte zwar ungern aus dem Haus ausziehen, aber ihm blieb wohl jetzt keine andere Wahl. Kuroo sah ihn lange an und nickte schließlich. „Okay. Ich glaube, dass ich eine neue WG vielleicht etwas schneller finde als einen neuen Mitbewohner für dich. Und was willst du dann machen?“ „Mir etwas Kleineres suchen. Etwas anderes bleibt mir ja nicht übrig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Was ist mit Shirabus Wohnung? Die steht jetzt auch immer leer und dann müsstest du nicht aus dem Haus ausziehen. Ein einfacher Umzug wäre es auch. Die Wohnung ist ja gleich nebenan.“ Auf diesen Gedanken war Akira noch gar nicht gekommen. „Und das wäre auch in Ordnung für dich?“, hakte er dennoch nach. „Klar. Dann weiß ich wenigstens schon einmal, dass die Wohnung wieder vermietet ist, als wenn ich gleich zwei leer stehen habe. Du musst nur ja sagen und ich mache den Vertrag fertig.“ Da musste Akira nicht mehr lange überlegen. Wenn er heute Abend mit Tobio telefonierte, hatte er gleiche Neuigkeiten für ihn. Allein zu wohnen, wäre auch schöner, wenn er ihn besuchen kam. „Einverstanden.“ ~ ♡ ~ Mit dem neuen Semester gingen auch die neuen Kurse an der Universität los. Koushi hatte geschaut, dass er seinen Stundenplan dieses Semester nicht allzu sehr füllte, damit er mehr Zeit für Emi hatte. Außerdem hatte er Glück, dass er in seinem ersten beiden Semester ziemlich viele Module belegt hatte, dass er sich ein bisschen zurücklehnen konnte. In einem dieser Kurse hatte Koushi gleich zu Anfang Komori kennengelernt. Er kannte sie zwar vom Sehen, da er ein Jahr unter ihm war, aber sie hatten zuvor noch nie miteinander gesprochen. Dies hatte sich ziemlich schnell geändert, nachdem sie nebeneinander gesessen hatten. Es war sehr schnell eine Freundschaft zwischen ihnen entstanden und Koushi lernte Komori sehr schnell zu schätzen. Er war immer fröhlich und verbreitete gute Laune. Umso mehr verwunderte es ihn, als er seinen Freund mit einem niedergeschlagenen Gesichtsausdruck in der Cafeteria antraf. Das passte nicht zu ihm. „Hey. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er ihn sofort, als er sich zu ihm setzte. Komori hob den Kopf und bemühte sich um ein Lächeln, was ihm nur halbwegs gelang. „Hey und ja…wie man es nimmt. Ich hatte heute Morgen einen Brief von meinem Vermieter im Briefkasten. Er hat Eigenbedarf auf meine Wohnung angemeldet.“ Er stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ den Kopf wieder sinken. „Oh nein, und bis wann musst du jetzt raus?“ Koushi hatte sofort Mitleid mit ihm. Er fand es schrecklich, wenn Vermieter so etwas taten. „Bis zum Ende des Monats…Ich könnte erst einmal wieder bei meinen Eltern unterkommen, aber das will ich irgendwie auch nicht…Ich schau schon überall nach Wohnungen oder wenigstens einem Zimmer, aber irgendwie…“ Der Jüngere zuckte mit den Schultern, nachdem er ihn wieder ansah. Für den Älteren stand fest, dass er ihn helfen musste. „Bei uns im Haus ist eine Wohnung frei. Mein Freund Tetsurou ist ja der Vermieter. Bisher hat er noch nichts davon gesagt, dass er jemanden gefunden hat. Also, wenn du möchtest, kannst du später mitkommen und wir fragen ihn.“ „Das würdest du wirklich für mich tun?“ Komoris Augen wurden größer und ein Hoffnungsschimmer bildete sich auf seinem Gesicht. Das gefiel Koushi schon wieder mehr. „Aber natürlich. Ich kann doch nicht mitansehen, wie du auf der Straße landest. Kommst du mit?“ „Natürlich!“ Jetzt war auch Komori Feuer und Flamme von der Idee und Koushi hoffte sehr für ihn, dass er die Wohnung bekam. ~ ♡ ~ „Tetsu, ich bin wieder zuhause! Und ich habe wen mitgebracht!“, rief Koushi, als er die Wohnung betrat. Tetsurou saß in seinem kleinen Büro, dessen Tür offenstand. Emi hatte unter seinem Schreibtisch geschlafen und sprang nun auf, um ihr anderes Herrchen zu begrüßen. Er hatte gerade den Vertrag für Kunimi fertiggestellt und wollte ich nachher noch nach oben bringen. Jetzt wollte er aber erst einmal seinen Freund begrüßen, während er sich fragte, wen er wohl mitgebracht hatte. „Hallo Emi“, begrüßte Koushi gerade die Shiba-Hündin, die daraufhin sich noch ein paar Streicheleinheiten von seinem Begleiter abholten. Das Erste, was Tetsurou auffielen, waren seine Augenbrauen, die denen von Emi sehr ähnelten. „Hallo Kou“, grüßte er zunächst einen Freund und küsste ihn kurz, bevor er sich dem Neuling zuwandte, „Wen hast du da mitgebracht?“ „Ich bin Komori Motoya und Sugawara hat gesagt, dass bei euch im Haus noch eine Wohnung frei ist“, stellte er sich gleich gemeinsam mit seinem Anliegen vor. „Ja, Shirabus alte Wohnung steht doch immer noch leer, oder?“, fragte auch sein Freund, bevor Tetsurou ihnen antworten konnte. Er verzog leicht das Gesicht, als er das Hoffnungsvolle in Komoris Blick sah. „Entschuldigung, aber ich muss euch da leider enttäuschen. Ich habe vorhin erst mit Kunimi abgemacht, dass er in die Wohnung zieht.“ Die Hoffnung wich aus Komoris Augen, was Tetsurou sehr leidtat. Koushi warf ihm einen fragenden Blick zu. „Das heißt also, dass es mit den Bewerbern nicht gepasst hat und die WG jetzt leersteht?“, hakte er noch einmal nach, damit er wohl auch mitkam. Der Vermieter nickte. „Ja“, antwortete er und sah wieder zu Komori, „Also, wenn du einen Mitbewohner hast, dann wäre das eine Möglichkeit.“ Er wollte ihm ja auch helfen, aber leider kamen sie etwas zu spät. Der Jüngste in der Runde schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“ Emi sah zwischen ihnen hin und her und fragte sich wohl, was hier gerade passierte. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, klingelte es an der Wohnungstür. Ein weiterer fragender Blick von Koushi, aber Tetsurou schüttelte den Kopf. Er erwartete keinen Besuch mehr. Sein Freund öffnete die Tür und dort stand Kenma mit einer Begleitung. „Fukunaga, was machst du denn hier?“ Erstaunt sah Tetsurou den Jüngeren an, den er durch Kenma gelernt hatte, da sie in der gleiche Klasse gewesen waren. „Ich habe ihn mitgebracht, da er auf der Suche nach einer Wohnung ist. Und da habe ich gleich an die von Shirabu gedacht“, antwortete Kenma an seiner Stelle. Auf der einen Seite fand es Tetsurou wirklich großartig, dass sein Partner wie bester Freund sich solche Gedanken machten, was die Mietsituation anging, auf der anderen Seite musste er deswegen jetzt zwei Leute enttäuschten. „Das tut mir echt leid, Fukunaga, aber ich musste gerade schon Komori eine Absage erteilen. Ich habe die Wohnung heute vergeben.“ Der Angesprochene nickte verstehend und ließ die Schultern hängen. Es war ihm sehr deutlich anzusehen, wie enttäuscht er war. „Wir haben wohl beide gerade nicht so viel Glück, was?“, richtete Komori halb im Scherz, halb im Ernst das Wort an ihn und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Fukunaga nickte. Wie früher redete er auch heute nicht viel. „Schade. Ich hatte echt gehofft, dass ich dir helfen kann“, meinte Kenma zu ihm und legte seinem Schulfreund eine Hand auf die Schultern. „Mir tut es auch leid, dass es so gelaufen ist, Komori“, sagte Koushi zu seinem Kumpel, der mit den Schultern zuckte. „Du kannst ja auch nichts dafür, dass wir etwas zu spät waren.“ Tetsurou sah zwischen Komori und Fukunaga hin und her. Er hatte nun leider keine Einzelwohnung mehr frei, aber es gab immer noch die WG. „Na ja, auch wenn ihr zwei euch nicht wirklich kennt…Ich habe jetzt eine leerstehende WG. Zweieinhalb Zimmer im ersten Stock. Also, wenn ihr es euch vorstellen könnt, dann würde ich sie euch morgen zeigen“, warf er in den Raum. Vielleicht konnte er ihnen damit ein wenig helfen. Komori und Fukunaga tauschten einen Blick miteinander aus. „…Versuchen könnten wir es ja mal. Ich muss halt bis zum Ende des Monats aus meiner Wohnung raus, da hätte ich schon gerne etwas. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht.“ Abwartend sah Komori ihn an. „Ich auch. Hab gestern einen Brief bekommen“, war Fukunagas Antwort. „Gut, ich habe kein Problem damit. Wollen wir es dann versuchen?“ „Du wirkst nett, also ja.“ Um seine Worte noch einmal zu unterstreichen, nickte er. Komori lachte und sah zu Tetsurou. „Du hast es gehört. Wir sehen uns die Wohnung an.“ Damit war Tetsurou sehr zufrieden. Wenn es jetzt passte, hatte er vielleicht zum Ende des Monats wieder alle Wohnung vermietet. „Ich freue mich, dass das doch geklappt hat“, stimmte Kenma der Entscheidung zu und lächelte dabei. „Das war eine gute Idee von dir“, beglückwünschte ihn auch Koushi und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ja, Tetsurou war in diesem Augenblick sehr zufrieden mit sich. Kapitel 5: Sei mir nah ---------------------- Sei mir nah Akinori schwebte auf Wolke sieben. Er war nun schon eine ganze Weile sehr offiziell mit Akaashi zusammen, den er in seinem Kopf schon immer Keiji nannte. Sie verbrachten so gut wie jeden Tag miteinander. Sei es nun, wenn Kuroo und Sugawara sie fragten, ob sie mit Emi gehen könnten, oder nach der Universität, wenn sie sich auf dem Heimweg noch etwas zu Essen holten. Akinori genoss jede Sekunde, die er mit Keiji verbringen konnte. Auch jetzt noch kribbelte es jedes Mal in seinem Bauch, wenn er nach der Hand seines Freundes griff oder mit ihm in seinem Bett kuschelte. Auch wenn er ungern davon sprechen wollte, dass es perfekt war, da er Angst hatte, dass er es ansonsten an die Wand fuhr, so fühlte es sich dennoch perfekt für ihn an. Trotzdem gab es eine Sache, die Akinori nicht direkt störte, aber ihn an manchen Tagen doch herunterzog. Keiji und er hatte immer noch nicht miteinander geschlafen. Es war nicht so, als würde es für ihn ein Datum geben, wo das in einer Beziehung passieren musste, dennoch wünschte er sich diesen intime Nähe mit seinem Freund. Er hoffte sehr, dass es bald geschehen würde. Es war wieder einmal ein Abend, den Akinori und Keiji im Zimmer des Älteren verbrachten. Sie hatten beide einen langen Tag an der Universität hinter sich und genossen nun die Nähe des jeweils anderen. Akinori war auf den Schoß seines Freundes geklettert und sie küssten einander immer wieder. Er besaß große Hoffnung, dass sie heute Abend endlich weitergehen würden. Das Küssen war schon ein großer Fortschritt in seinen Augen. Natürlich, küssten sie einander immer wieder, aber selten so intensiv wie jetzt. Keijis Augen waren nur halbgeöffnet, wodurch sein Blick leicht verklärt wirkte. Akinori gefiel dieser Anblick sehr, wenn er jedes Mal kurz beim Luft holen die Augen öffnete. Das ließ ihn mutig werden und er fuhr mit seinen Händen über diese Seiten seines Freundes, womit er ihm ein erstauntes Keuchen entlockte. Dieses Geräusch löste eine Gänsehaut bei Akinori auf. Er wollte mehr dieser Geräusche von ihm hören. Sein Mut wurde größer und er traute sich, mit seinen Händen unter Keijis Oberteil zu tauchen. Er spürte, wie warm die Haut unter seinen Fingern war. Sein Freund zuckte leicht, aber deutlich zusammen. „…Ich sollte nach Hause gehen…“, sagte er atemlos, als er den Kuss löste. Der verklärte Ausdruck in seinem Gesicht blieb noch für einen Augenblick. Akinori, dessen Hände immer noch unter seinem Oberteil waren, blinzelte schnell. Sagte Keiji das gerade wirklich zu ihm? Es war doch gerade so schön zwischen ihnen! Er hatte sich endlich mehr getraut und jetzt wollte er es abbrechen? „Du kannst ruhig hier bleiben…also über Nacht.“ Er sah ihn lange an und hoffte, dass er ja sagen würde. Sie mussten ja nicht unbedingt miteinander schlafen. Es würde ihm schon reichen, wenn er ihn heute Nacht in seinen Armen halten durfte. „Ich muss morgen früher aufstehen als du“, widersprach Keiji. Akinori biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Seine Hände rutschten aus dem Shirt seines Freundes. „Trotzdem…Ich habe kein Problem damit. Wirklich nicht!“ Es musste doch einen Weg geben, um ihm zu überzeugen, dass er blieb. „Du weißt, dass es besser so ist, Konoha-san.“ Keiji lehnte sich nach vorne und küsste ihn auf die Nase. Akinoris Herz schmolz bei dieser sanften Berührung. Es war so unglaublich schwer für ihn, ihm irgendetwas abzuschlagen, auch wenn das hieß, dass er ihn jetzt ziehen lassen musste. „…Okay. Ich bring dich noch zur Tür.“ Er stieg von Keijis Schoß, damit dieser auch aufstehen konnte. Akinori ahnte, dass ihm der Abschied dieses Mal schwerer als sonst fallen würde. Mit einem tiefen Seufzer betrat Akinori die Küche, in der Bokuto gerade damit beschäftigt war, sich etwas zu Essen zu machen. Er blickte von seinem Sandwich auf. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sein Mitbewohner. Er schüttelte den Kopf. „Nein…Akaashi ist wieder einmal nach Hause gegangen…Dabei hatte ich so sehr gehofft, dass er heute Nacht endlich bleibt.“ Er lehnte sich gegen die Küchenzeile, während Bokuto den Kopf zur Seite legte. „Ich verstehe nicht so ganz, warum du dem Ganzen so viel Bedeutung gibst. Er wird doch schon irgendwann mal bei dir übernachten. Lass ihm doch einfach Zeit.“ Akinori wusste hinterher nicht mehr richtig warum, aber diese Worte brachten das Fass zum Überlaufen. „Ich will nicht nur, dass er bei mir übernachtet, sondern ich will endlich mit ihm schlafen!“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schlug er sich die Hände vor dem Mund und starrte Bokuto an. Das hatte er so wirklich nicht sagen wollen. Sein Mitbewohner blinzelte schnell. „Wow…Ich hätte nicht gedacht, dass dir das ganze Thema so wichtig ist.“ Akinori fühlte sich ertappt und sah auf den Boden. „…Wäre das so schlimm?“ Er wollte doch nur diese intime Nähe mit seiner Liebe genießen. Das konnte doch nicht verwerflich sein. Er bemerkte, wie Bokuto mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung. Also Kenma und ich haben noch nicht miteinander geschlafen und mich stört es nicht.“ Akinori sah wieder auf. Das passte irgendwie zu Bokuto, dass ihn solche Kleinigkeiten nicht störten. Er schwebte sowieso durchgängig auf Wolke sieben, seitdem er mit Kenma zusammen war. Und an sich galt für Akinori dasselbe mit Keiji. Vielleicht maß er dem Ganze ja doch zu viel Bedeutung bei. „Und wenn es dir wirklich so wichtig ist, solltest mit ihm reden. Kommunikation in Beziehung ist sehr wichtig.“ Der Jüngere der beiden sah wieder vom Boden auf. Skepsis mischte sich in seinen Blick. „…Das hast du von Kuroo, oder?“ Irgendwie musste er grinsen. Das Gespräch mit Bokuto hatte ihn merkwürdigerweise aufgeheitert. Sein Mitbewohner blies die Wangen auf. „Ja, und?! Ich finde, dass es ein sehr wichtiger Tipp ist, weshalb ich ihn mit dir teile!“ Er strahlte Selbstsicherheit dabei aus, was Akinoris Grinsen anwuchsen ließ. „Ich weiß. Danke, dass du ihn mit mir geteilt hast, Bokuto. Und fürs Zuhören.“ So sehr er seinen Mitbewohner manchmal auch verfluchen konnte, so schätzte er auch diese Augenblicke zwischen ihnen. Er war nach wie vor sein bester Freund und er würde ihn niemals austauschen wollen. „Gern geschehen!“ Bokuto griff nach seinem Sandwich und nahm einen großen Bissen. Akinori überlegte währenddessen, wie er das Gespräch mit Keiji angehen sollte. ~ ♡ ~ Kenma bemerkte schon, dass Bokuto etwas beschäftigte, als dieser seine Wohnung betrat. Es war inzwischen zu ihrem Abendritual geworden, dass sein Freund zu ihm hinunterkam und sie den Tag gemeinsam ausklingen ließen. Sein Freund. An manchen Tagen war es für Kenma immer noch merkwürdig, Bokuto so zu bezeichnen. Er ahnte auch, dass sie sich von anderen Paaren unterschieden, aber dies störte ihn nicht. Bokuto schien das ebenfalls nicht zu stören. Für ihn konnte es immer so weitergehen. „KenKen?“, riss ihn der Ältere aus seinem Spielfokus. Kenma pausierte das Spiel. Dies hatte er sich angewöhnt, seitdem sie zusammengekommen waren. Er hatte bemerkt, dass es Bokuto gefiel, wenn er ihm seinem gesamte Aufmerksamkeit schenkte. Gleichzeitig war ihm auch nicht entgangen, dass sein so sehr aufgedrehter Freund in seiner Nähe ruhiger war, da er die Lautstärke nicht so ertragen konnte. Kuro hatte mal davon gesprochen, dass sie einander immer besser kennenlernten und sich aufeinander abstimmten. So ließ das wohl in Beziehungen ab. „Ja?“ Er drehte sich zu ihm, da Bokuto hinter ihm in eine Art Halbkreis lag. „Wie stehst du eigentlich zu dem Thema Sex?“ Das Erwartungsvolle, was sich in seinem Blick ausbreitete, verstand Kenma nicht. Er verstand die gesamte Frage nicht. Warum wollte er jetzt über Sex sprechen? Das hatten sie zuvor noch nie getan und es wollte ihm nicht in den Kopf gehen, warum es jetzt auf einmal Thema sein sollte. Dass er ihn sehr skeptisch ansah, fiel natürlich auch Bokuto auf. „Nicht gut, dass ich gefragt habe?“, hakte er nun etwas unsicherer nach. Kenma schüttelte den Kopf. „Ich verstehe bloß nicht, warum du mich das fragst. Warum willst du über Sex sprechen?“ Bokuto richtete sich auf und rückte etwas an ihn heran. „Ich habe da letztens mit Konoha darüber gesprochen. Er macht sich so viele Gedanken darüber und na ja, da ist mir aufgefallen, dass wir noch nie darüber gesprochen haben.“ Lange sah er ihn an und Kenma erwiderte den Blick, während hinter ihnen die Musik des Spieles bimmelte. Was sollte er ihm jetzt darauf antworten? „Wegen der Kommunikation?“ „Ja, wegen unserer Kommunikation.“ Bokuto nickte eifrig. Kenma rutschte ein Stück an ihn heran. Er hatte ein Bedürfnis danach. „Gut…also ich finde, dass Sex zu viel Bedeutung beigemessen wird. Das ist meine Meinung dazu.“ Er hoffte, dass es sich damit gegessen hatte und er weiterzocken konnte. Am liebsten, wenn Bokuto die Arme um ihn gelegt hatte. Der Ältere schien aber noch nicht ganz glücklich zu sein. „Und was ist mit dir?“, fragte Kenma darum noch einmal nach. „Also, ich mag Sex. Er kann echt Spaß machen, aber das Wichtigste ist er für mich in einer Beziehung nicht. Willst du Sex mit mir haben?“ Kenma zuckte leicht zusammen bei dieser Frage, schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein, will ich nicht. Also mit niemanden, nicht nur nicht mit dir.“ Er hatte nie das Bedürfnis danach gespürt und auch Bokuto konnte diese Gefühle nicht bei ihm auslösen. Dafür löste er so viele andere in ihm aus, die Kenma nicht in Worte fassen konnte, aber sie waren sicherlich tausendmal besser. Wieder ein langer Blick, den sie miteinander austauschten. Er überkam das Gefühl, dass er etwas sagen musste. „Aber wenn du jemals-“ „Nicht!“, unterbrach Bokuto ihn und legte gleichzeitig die Arme um ihn, „Was auch immer du sagen wolltest, behalt es für dich. Ich habe dir ganz am Anfang versprochen, dass ich niemals etwas tun werde, was du nicht willst. Und daran werde ich mich auch immer halten.“ Die Erneuerung dieses Versprechen füllte Kenmas Herz mit einer wohligen Wärme. „Solche Nähe ist sowieso viel schöner.“ Er hob den Kopf und küsste seinen Freund. Er kam Wolke sieben ein Stück näher, als Bokuto den Kuss erwiderte. ~ ♡ ~ Keiji wusste, dass er mit Konoha sprechen musste. Aber er hatte Angst vor diesem Gespräch. Er hatte Angst davor, dass er ihn enttäuschen würde. Ihm war nicht entgangen, dass sich Konoha bei ihren Treffen mehr von ihm erhoffte. Besonders von den Treffen, die am Abend stattfanden. Und es war ja nicht so, als wolle er überhaupt nicht. Er wollte sogar sehr gerne. Gäbe es da nicht diese fiesen, kleinen Gedanken, die sich immer wieder in seinem Kopf ausbreiteten. Er hatte Angst davor, dass er nicht genug für Konoha sein könnte und dieser mehr von ihrer ersten gemeinsamen Nacht erwartet, als er ihm geben konnte. Keiji war aber ebenfalls bewusst, dass ihm all das Grübeln nicht weiterhelfen würde. Er musste mit Konoha darüber sprechen, weshalb er ihn gefragt hatte, ob er heute Abend zu ihm kommen würde. „Da bin ich“, begrüßte sein Freund ihn fröhlich, als er ihm die Wohnungstür geöffnet hatte. Konoha küsste ihn kurz, ehe er sich die Schuhe auszog. Keiji wartete kurz ab, bis er so weit war und griff dann nach seiner Hand, um ihn ins Schlafzimmer zu führen. Dafür erntete er einen erstaunten Blick von ihm. „Warum gehen wir denn nicht ins Wohnzimmer, wenn du mit mir sprechen willst?“ „Ich habe mir gedacht, dass es hier angebrachter ist, dieses Gespräch zu führen“, begann Keiji und setzte sich aufs Bett. Kurz sah Konoha ihn nach an, ehe er neben ihm Platz nahm. „Also, über was willst du sprechen?“ Keiji musterte seinen Freund. Das Lächeln auf seinen Lippen gefiel ihm unglaublich gut. Er wollte gerne, dass es bei diesem Lächeln blieb. Er wandte den Blick ab und spielte mit seinen Händen. Ihm fehlten ein wenig die Worte und ein bisschen kam er sich auch lächerlich vor. Macht es sich vielleicht etwas zu viele Gedanken über das ganzen Thema? „…Es tut mir leid, dass ich letztens einfach gegangen bin. Ich habe gemerkt, dass ich damit enttäuscht habe.“ Er fand, dass es ein guter Anfang war, um dieses Gespräch zu führen. Konoha neben ihm lachte leise und nahm eine seine Hände, um sie zu drücken. „Das war schon in Ordnung. Und ja, ich war ein bisschen enttäuscht, aber ich will dich auch zu nichts drängen, Akaashi. Wenn du noch nicht bereit bist, dann lassen wir uns noch Zeit.“ Der Jüngere sah auf und in das lächelnde Gesicht seines Freundes. Er lehnte sich vor und küsste ihn kurz auf die Nase. „Ich will mit dir schlafen. Aber ich habe Angst, dass ich dich enttäuschen könnte…“ Sein Herz machte einen Satz, nachdem er das ausgesprochen hatte. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie er reagieren würde. Konoha blinzelte schnell. „Warum denn enttäuschen?“ Kaum war ihm diese Frage gestellt hatte, fühlte sich Keiji noch lächerlicherer. Er hätte doch wissen müssen, dass Konoha da mit sich reden ließ. Aber er würde jetzt nicht mehr kneifen. Ausgesprochen wurden viele Sachen besser. „…Weil Hajime die einzige Person ist, mit der ich jemals geschlafen habe…Ich habe also noch nicht so viele Erfahrungen gemacht…“ Er sah wieder auf dem Boden. Was dachte Konoha jetzt von ihm? War es angebracht, dass er es ansprach, oder hätte er es doch lieber für sich behalten sollen? Da griff sein Freund aber schon nach seinem Kinn, damit er wieder ansehen musste. Der Ältere lächelte weiterhin. „Keiji, mach dir bitte nicht so sehr einen Kopf darüber. Ich habe bisher auch nur mit zwei Personen vor dir geschlafen, also sind meine Erfahrung auch nicht allzu groß.“ Er küsste ihn und legte die Arme um seinen Hals. Keiji erwiderte den Kuss und schloss die Augen. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er hatte sich eindeutig viel zu viele Gedanken gemacht. Er spürte, wie Konoha sich mit ihm nach hinten sinken ließ und sich anschließend von ihm löste. „Lass uns unsere eigenen Erfahrungen machen, Keiji? Ganz in unserem eigenem Tempo.“ Er strahlte ihn bei diesen Worten regelrecht an. Keiji ging durch den Kopf, dass Akinori der schönste Mann war, den er jemals gesehen hatte. „Ja, machen wir unsere eigenen Erfahrungen, Akinori“, stimmte er ihm zu und küsste ihn wieder, während er ihn in die Kissen drückte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)