This is us von Suga-chan ================================================================================ Prolog: -------- Prolog Hyoma atmete tief durch, als er mit seinen beiden Koffern in der Hand in die große Flughafenhalle betrat. Vor gut einer halben Stunde war sein Flug in Tokyo gelandet und mit dem heutigen Tag würde ein neuer Abschnitt in seinem Leben beginnen. Vor gut einem Jahr hatte Hyoma in seiner Heimatstadt Kagoshima ein Studium in Humanmedizin mit dem Ziel begonnen, eines Tages Sportmediziner zu werden. An sich war dies immer noch sein Plan, aber seine alte Universität hatte ihm einfach nicht zugesagt. Außerdem hatte er gemerkt, dass es von zuhause rausmusste; mal etwas Neues sehen. Und so hatte er sich am Ende für Tokyo als seine neue Heimat entschieden. Die Entscheidung war recht schnell für ihn gefallen, als er seinem besten Freund Kunigami von seinen Plänen erzählt hatte. Dieser hatte ihm wiederum erzählt, dass in seiner Wohngemeinschaft ein Zimmer freigeworden war, in welches er gerne einziehen konnte, wenn er wollte. Hyoma musste zugeben, dass dieser Vorschlag seine Entscheidung beschleunigte hatte. Manchmal stellte er sich die Fragen, ob es vielleicht falsch war, wenn man sich in seinen besten Freund verliebte, aber Hyoma konnte nichts gegen seine Gefühle machen. Sie waren ihm bewusst geworden, als er ungefähr fünfzehn oder sechszehn gewesen war. Und Hyoma musste zugeben, dass er sich einige Chance bei Kunigami ausmalte, wo sie nicht mehr über tausend Kilometer voneinander entfernt lebten. Seitdem sie sich zwölf und dreizehn Jahren in einem Fußballcamp in Osaka kennengelernt hatten, waren sie beste Freunde. Es hatte von Anfang an zwischen ihnen geklickt und sie hatten einander immer wieder besucht, wodurch ihre Freundschaft immer stärker geworden war. Zwar auch Hyomas Gefühle, aber wie stark diese wirklich waren, konnte er jetzt auf dem Grund gehen. Immerhin würden sie jetzt zusammenleben. Hyoma ließ seinen Blick durch die Flughafenhalle schweifen und erblickte Kunigami sehr schnell, da er allein mit seiner Größe von fast einem Meter neunzig auffiel und seine orangefarbenen Haare taten ihr Restliches. „Hallo Chigiri!“, rief er ihm zu, als er ihn sah, und winkte. Hyomas Lächeln wurde breiter. Wie sehr er sich jetzt schon auf sein neues Leben in Tokyo freute. Mit zügigen Schritten ging er auf ihn zu. „Hallo Kunigami. Da bin ich“, begrüßte Hyoma ihn, als er vor ihm stand, und ließ sich von Kunigami in die Arme ziehen, was sein Herz sofort ein Stück höherschlagen ließ. Ihm wurde gerade noch einmal klar, dass er ab sofort jeden Tagen mit ihm verbringen konnte. „Ich bin froh, dass du endlich hier bist. War dein Flug gut?“ Kunigami sorgte wieder für eine Armlänge Abstand zwischen ihnen, was Hyoma irgendwie schade fand. Aber er ließ es zu, dass sein bester Freund ihm den größeren seiner Koffer abnahm, während sie sich auf dem Weg zum Ausgang machten. „Gut, auch wenn der Abschied von meiner Mutter nicht so einfach war. Sie ist nach wie vor nicht davon begeistert, dass ich jetzt in Tokyo wohne“, antwortete Hyoma ehrlich und erinnerte sich kurz daran, dass seine Mutter ihn gar nicht hatte gehen lassen wollen. Sein Vater hatte sie dann schließlich davon überzeugt, dass es Hyomas Entwicklung nur helfen würde, wenn er mal eine Weile von zuhause wegging. Kunigami lachte kurz. „Ja, meine Mutter ist bis heute nicht begeistert davon, dass ich unbedingt nach Tokyo gehen musste, um zu studieren“, erzählte Kunigami und sie ging durch die Eingangstür des Flughafens. Jetzt musste Hyoma lachen. „So sind Mütter wohl einfach. Aber jetzt bin ich erst einmal auf die WG gespannt. Wie sind den beiden Mitbewohner eigentlich? So viel hast du bisher ja noch nicht von ihnen erzählt.“ Fragend sah er Kunigami an, während sie die Treppen hinab zur U-Bahn stiegen. Kunigami hatte ihn in vorherigen Nachrichten schon einmal geschrieben, dass sie noch ein Stück fahren mussten, bis sie bei der Wohnung waren, die sich in der Nähe der Universität befand. Die U-Bahn kam auch sehr schnell, weshalb Kunigami mit dem Antworten wartete, bis sie eingestiegen waren. Es war gerade auch nicht viel los, weshalb sie auch einen Sitzplatz bekamen. Die Koffer hatten sie vor sich gestellt und hielten sie fest. „Also, was kann ich groß zu Isagi und Bachira sagen“, überlegte Kunigami kurz. Hyoma ließ ihm die Zeit und ließ seinen Blick kurz aus der Bahn schweifen. Von dem Stadtteil mit dem Flughafen fuhren sie in die Stadt und die Häuserschluchten wurden größer. „Isagi habe ich im Studium kennengelernt. Er studiert wie ich Sportwissenschaften und ich würde sagen, dass er sehr nett ist. Isagi zu mögen, ist wirklich nicht schwer. Ich denke, dass ihr beiden euch gut verstehen werdet. Er ist auch ein sehr großer Fußballfan.“ Kunigami zwinkerte ihm zu, dass Hyoma wieder lachen musste. Das hörte sich schon einmal spannend an, zumal Hyoma bis heute Fußball über alles liebte. Immerhin wollte er einmal Sportmediziner werden. „Okay, noch ein Fußballfan gefällt mir schon einmal. Und was ist mit dem anderen? Bachira, oder?“ Er war gespannt, was Kunigami zu ihm zu sagen hatte. „Ja, Bachira…Er ist Kunststudent und ihn habe über Isagi kennengelernt. Die beiden sind beste Freunde und kennen sich aus der Schule. Bachira zu beschreiben, ist nicht ganz so einfach. Er ist ziemlich quirlig und hat eigentlich immer gute Laune. Er kann manchmal etwas fordernd sein, aber an sich ist er eine sehr gute Seele. Er hat früher übrigens auch Fußball gespielt, sich aber dann doch dafür entschieden, sich der Kunst zu widmen. Und ich glaube, bei ihm ist auch besser, wenn du ihn selbst kennenlernst“, erzählte Kunigami weiter und Hyoma sah ihn erstaunt an. Er war wirklich gespannt, wie dieser Bachira war, wenn sein bester Freund meinte, dass er ihn selbst kennenlernen sollte. Das könnte ja ein interessantes Zusammenleben werden. „Okay, dann bin ich mal gespannt, wie die beiden dann wirklich drauf sind. Aber ich freue mich schon darauf, sie kennenzulernen“, meinte Hyoma schließlich. Kunigami nickte. „Habe ich dir eigentlich erzählt, dass Barou vorher unser vierter Mitbewohner war?“, fragte er ihn. Hyoma sah ihn erstaunt an und schüttelte den Kopf. „Nein, hast du nicht. Ich wusste ja, dass ihr zusammen nach Tokyo gezogen seid, aber ich hatte gedacht, dass er sich eine eigene Wohnung gesucht hat, als du in die WG gezogen bist“, antwortete Hyoma. Kunigami nickte wieder. „Okay, dann habe ich es dir tatsächlich nicht erzählt. Nein, er hat sich tatsächlich dazu überreden lassen, dass er mit uns in die WG zieht, aber er hat ziemlich schnell kapituliert. Das mit Bachira und ihm hat einfach nicht funktioniert. Ich hoffe sehr, dass es zwischen ihm und dir besser funktioniert.“ Ein Schmunzeln ging über das Gesicht seines besten Freundes. Hyoma kicherte. Sie wussten beide, dass Barou keinen einfachen Charakteren besaß, weshalb es wahrscheinlich nicht erstaunlich war, dass es zwischen Bachira und ihm nicht funktioniert hatte. „Da mache ich mir weniger Sorgen. Es wird sicher schon funktioniert“, sagte er und zwinkerte Kunigami zu, der ihn anlachte. Ja, Hyoma freute sich sehr auf das Zusammenleben. ♡ ♡ ♡ Nach einer Weile kamen Hyoma und Kunigami in dem Wohngebiet an, wo sich in einem der Häuser die WG befand. Von der U-Bahnstation gingen sie noch gut fünf Minuten, bis sie beim Wohnkomplex ankamen. Mit dem Fahrstuhl fuhren sie in den fünften Stock, wo sich die Wohnung befand. „Hier wären wir. Dann sage ich mal herzlich Willkommen in deinem neuen Zuhause, Chigiri“, sagte Kunigami zu ihm, als er die Wohnungstür aufschloss. Hyoma lachte leise. „Herzlich Willkommen, Chigirin!“, rief ihnen da eine Stimme entgegen, kaum war die Tür geöffnet wurden. Hyoma blinzelte ein paarmal schnell, als vor ihm ein Junge mit großen, gelben Augen stand und ihn regelrecht anstrahlte. Er war ungefähr so groß wie Hyoma selbst und neben seinen auffälligen Augen fielen auch seine schwarzgelben Haare sofort auf. Noch erstaunter war Hyoma über den Spitznamen, den er sofort verpasst bekommen hatte. „Danke…?“, sagte er etwas unsicher, während Kunigami neben ihm den Kopf schüttelte. „Bachira, jetzt lass Chigiri erst einmal richtig ankommen, bevor du ihn so überfällst“, sagte er und schob den Angesprochenen in die Wohnung. Hyoma überraschte es gar nicht, dass das Bachira war. Die Beschreibung von Kunigami passte perfekt zu ihm. Während Kunigami und Bachira in die Wohnung verschwanden, tauchte hinter ihnen wohl Isagi auf. Ein Paar blaue Augen sahen Hyoma freundlich lächelnd an. „Hallo, Chigiri, und herzlich Willkommen. Ich bin Isagi“, stellte er sich freundlich vor. Hyoma schmunzelte. Auch er entsprach dem erstem Bild, welches sich Hyoma von ihm geschaffen hatte, nachdem er Kunigamis Erzählung zugehört hatte. „Freut mich, Isagi“, sagte er zu ihm und zog sich die Schuhe aus. Isagi war inzwischen so lieb und schob seine Koffer ganz in die Wohnung. „Isagi, kannst du Chigiri die Wohnung zeigen? Bachira und ich bereiten währenddessen in der Küche alles vor“, rief Kunigami aus einem der Räume, wo sich wohl die Küche befand. Etwas vorbereiten? Hyoma überlegte, was dies wohl bedeutete. Vielleicht planten sie ja eine Überraschung für ihn. „Klar, mache ich“, war Isagis Antwort, bevor er sich Hyoma zuwandte, „Also, bereit für die Wohnungstour? Es gibt zwar nicht so viel zusehen, aber du solltest dich natürlich hier wohlfühlen.“ Hyoma musste lachen. Er war sich sicher, dass es sicher nicht schwer werden würde, dass er sich mit Isagi gut verstand „Sehr gerne. Ich bin schon sehr auf mein neues Zuhause gespannt“, stimmte er zu und sah Isagi erwartungsvoll an. Dieser machte einen Diener vor ihm und öffnete daraufhin schon die erste Tür, die sich rechts im Gang befand. „Die Toilette. Nicht sonderlich spannend, aber nützlich“, begann er und sah Hyoma amüsiert an, der ihn angrinste, „Und direkt daneben ist das Badezimmer. Klein, aber fein. Morgens entsteht gerne mal Stau, aber das regeln wir irgendwie immer.“ Hyoma lachte leise. „Ich bin sowieso ein Frühaufsteher. Mal schauen, wie oft ich als Erster ins Badezimmer komme“, gab er an und zwinkerte Isagi zu, der in sein Lachen einstimmte. „Dann hast du gute Chancen vor Bachira ins Badezimmer zu kommen. Aber mal schauen, ob du auch schneller als Kunigami oder ich bist.“ „Das nehme ich als Challenge.“ Sie lachten wieder und Isagi führte ihn zur gegenüberliegenden Tür. „Dort ist die Küche, aber da kommen wir gleich sowieso hin und wir sollten Kunigami und Bachira nicht bei ihren Vorbereitungen stören“, meinte er und ging zur nächsten Tür daneben. „Das ist Bachiras Zimmer. Er hat sogar gesagt, dass er extra aufgeräumt hat, damit wir kurz schauen können“, fuhr Isagi fort und öffnete die Tür neben der Küche, aus der ein helles Lachen zu hören war, welchem ein dunkles folgte, welches Hyoma direkt Kunigami zuordnete. Die beiden schien Spaß bei ihren Vorbereitungen zu haben, was für Hyoma sprach, dass es in der WG sicher lustig werden könnte. Er konzentrierte sich vorerst aber auf Bachiras Zimmer. „Wow, er hat wirklich aufgeräumt“, kommentierte Isagi das Zimmer vor ihnen. Hyoma ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Es war nicht sonderlich groß und auf der einen Seite standen ein schmales Bett wie ein Kleiderschrank. Auf der gegenüberliegende Seite war ein Schreibtisch, welcher mit Kunstutensilien überseht war, und direkt neben dem Fenster stand eine Staffelei. „Kunigami hat schon erzählt, dass er Kunst studiert“, meinte Hyoma zu Isagi, der verstehend nickte. „Ja, also darfst du dich nicht wundern, wenn er sich mal in der Wohnung bereitmacht mit seinen Utensilien. Fürs letztes Semester hat er ein ganz Banner gemalt und fast eine Woche den Flur eingenommen“, erzählte Isagi. Hyomas Augen weiteten sich kurz vor Erstaunen. „Nun, wenn ich für meine Prüfungen lerne, klebe ich die Wohnung mit Lernzetteln voll. Es könnte also spannend werden“, zog er Isagi auf, der ihn kurz überrascht ansah, aber dann lachte er. „Ich sehe schon, dass Kunigami und ich uns dann ausquartieren müssen. Machen wir gleich mit seinem Zimmer weiter, das ist direkt daneben.“ Isagi schloss Bachiras Zimmertür, um die danebenliegende zu öffnen. Hyomas Interesse wuchs. Jetzt würde er sehen, wie sein bester Freund wohnte. Ein Kribbeln ging über seine Haut. „Da bin ich mal gespannt“, meinte er schlicht, um sich nicht zu verraten. Er war zwar der Meinung, dass er seine Gefühle für seinen besten Freund immer ganz gut unterdrücken konnte, aber dies lag auch daran, dass sie sich oft nicht sahen. Wer wusste schon, wie es jetzt sein würde. „Hier wären wir.“ Isagi machte eine einladende Geste. Interessiert ließ Hyoma seinen Blick über Kunigamis Zimmer schweifen. Sonderlich spannend war es nicht. Auf der einen Seite stand ordentlich aufgerollt ein Futon wie eine Trainingsmatte und dazu passend ein paar Hanteln. Es gab noch einen Kleiderschrank wie den Schreibtisch, der direkt am Fenster stand. Er war ordentlich aufgeräumt und es befand eine darüber auf eine Pinwand, auf der diverse Sachen angepinnt war. Besonders fiel Hyoma ein Foto auf, auf welchem er Kunigami und Bachira erkannte. Er maß dem Ganzen aber keine große Bedeutung zu, da es für ihn ein ganz normales Foto war, welches zwei Freunde zeigte. „Gut, ein Zimmer haben wir noch, bevor ich dir deins zeige“, begann Isagi und führte Hyoma zu der gegenüberliegenden Tür, „Das ist mein bescheidenes Reich.“ Die Tür zu Isaigs Zimmer wurde geöffnet, welches besonders eins zeigte: seine Leidenschaft zum Fußball. „Wow, Kunigami hat nicht übertrieben, als er erzählt hat, dass du ein großer Fußballfan bist“, meinte er und sein Blick wanderte zu der Wand über Isagis Schreibtisch, welche mit Fotos übersät war. Dieser kratzte sich am Hinterkopf und lächelte ihn schief an. „Na ja, ich spiele halt auch schon, seitdem ich klein bin. Es zieht sich durch mein ganzes Leben“, sagte er achselzuckend und schloss die Tür wieder, „Und jetzt kommen wir zu deinem Zimmer.“ Hyoma nickte und folgte Isagi zu der Tür, die direkt gegenüber von der Wohnungstür lag. Er war schon gespannt darauf, wie sein neues Reich sein würde. „Damit noch einmal herzlich Willkommen, Chigiri. Deine Kisten haben wir noch nicht auspackt, aber Kunigami und ich haben schonmal das Bett, den Schreibtisch und den Schrank aufgebaut“, verkündete Isagi feierlich, als er die Tür öffnete. Hyoma trat ein paar Schritte ein. In den vergangenen Monaten hatte er sich darum gekümmert, dass ein paar seiner Sachen in Tokyo ankamen, da er ja schlecht alles im Flugzeug mitnehmen konnte. Wie es schien, hatte das sehr gut geklappt. „Danke dafür. Das Zimmer gefällt mir auch sehr gut. Ich glaube, dass ich mich recht wohl hier fühlen werden“, meinte er zu Isagi und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Das Zimmer war zwar nicht viel größer als die anderen, aber er konnte sich gut vorstellen, dass er hier eine schöne Zeit verbringen konnte. „Ach, kein Problem. Es freut mich, dass es dir gefällt und ich hoffe auch sehr, dass du dich bei uns wohlfühlen wirst.“ Isagi schob ihm seine beiden Koffer hin, damit Hyoma sie in sein Zimmer schieben konnte. Das Einräumen konnte er später machen. „Ja, ich denke, das werde ich.“ „Sehr schön. Wir können dann ja mal schauen, wie weit Kunigami und Bachira mit den Vorbereitungen sind“, schlug Isagi schließlich vor und Hyoma nickte. Er war gespannt darauf, was die beiden vorbereitet hatten. Als sie zurück zur Küche kamen, war die Tür wieder offen und es roch nach etwas frisch Gebackenem. Über dem Küchenfenster war ein Banner angebracht, auf dem „Herzlich Willkommen, Chigiri“ stand. Auf dem Küchentisch standen Teller mit Muffins, Waffeln und kleinen Küchlein. Hyoma blieb in der Tür stehen, während Isagi sich zu Kunigami und Bachira stellte. Alle drei sahen ihn mit strahlenden Gesichtern an. „Chigiri, wir sind alle sehr froh darüber, dass du jetzt bei uns bist. Und wir hoffen, dass du dich schnell einlebst“, sagte Kunigami zu ihm. Bachira löste sich auf der Gruppe und griff nach Hyomas Hand, um ihn in die kleine Küche zu ziehen. „Wir werden schon dafür sorgen, dass du dich bald hier wohlfühlen wirst. Und jetzt iss erst einmal mit uns. Kunigami und ich haben uns auch ganz viel Mühe gegeben“, lachte er Hyoma an. Das Lachen war ansteckend, wie er fand. „Kunigami hat mich schon vorgewarnt, dass du sehr fordernd sein kann“, amüsierte er sich über Bachiras Verhalten und folgte ihm zum gedeckten Tisch. Er hörte, wie Isagi kichert, während er Gläser aus einem der Schränke holte. „Du kannst ihn auch gerne mal in die Schranken weisen, wenn du willst“, sprach Kunigami und legte Bachira die Hände auf die Schultern. Dieser ließ Hyomas Hand los und blickte hoch zu Kunigami. „Als wäre ich immer so schlimm“, meinte er und grinste Kunigami an. Hyoma entging nicht der Blick, den sie miteinander austauschten. Für seinen Geschmack war es einen Augenblick zu lang. Ob die beiden sich nicht doch näherstanden, als er es wusste? Er musste an das Foto in Kunigamis Zimmer denken. Aber vielleicht interpretierte er auch zu viel darein. „Wollen wir dann essen?“, fragte Isagi und riss Hyoma damit aus seinen Gedanken. „Ja, gerne“, antwortete er und lächelte Isagi an, während er sich mit Bachira und Kunigami an den Tisch setzte. Nun, wo er hier lebte, konnte er ja sehen, ob das wirklich mehr zwischen Bachira und Kunigami war oder ob er sich das nur einbildete. Jetzt wollte er sich erst einmal über seine neue Wohnsituation freuen. Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Kapitel 1 Es war Hyomas erster Tag an seiner neuen Universität. Er musste zugeben, dass er doch ziemlich aufgeregt war. Immerhin war das für ihn eine vollkommen neue Situation, auch wenn er das Universitätsleben an sich schon kannte. Aber sein Uni in Kagoshima war um einiges kleiner gewesen als die in Tokyo. So war er ganz froh darüber, dass er nicht allein hier war, sondern seine Mitbewohner bei sich hatte. Seit einer Woche wohnte er jetzt in Tokyo und konnte sagen, dass er sich gut eingelebt hatte. Das Zusammenleben mit Kunigami, Bachira und Isagi gestaltet sich als sehr angenehm. Sie hatten Pläne, wer wann mit Putzen an der Reihe war und auch die Badezimmersituation war recht einfach; Hyoma stand tatsächlich als Erstes auf und hatte so immer die Chance, zuerst hineinzugehen. Bachira hingegen war immer der Letzte und es passierte sehr oft, dass Kunigami oder Isagi ihn wecken mussten, damit er auch aus dem Bett kam. Am Anfang hatte Hyoma dies als befremdlich empfunden, inzwischen hatte er sich aber daran gewöhnt. Dafür konnte Bachira von ihnen allen am besten kochen. Er hatte Hyoma verraten, dass dies damit zusammenhing, dass seine Mutter ihn alleingroßgezogen hatte, weshalb er oft für sich selbst kochen musste. Und so war Hyomas erste Woche in Tokyo recht schnell herum gewesen. „Das wäre die medizinische Fakultät“, sagte Kunigami zu Hyoma, als sie vor einem Gebäude stehen blieben. Kurzvorher hatte sich Bachira schon von ihnen verabschiedet, da sie an der Kunst-Fakultät vorbeigekommen waren. Er hatte ihnen einen schönen Tag gewünscht und Hyoma extra noch einen tollen ersten Tag an der Universität. „Die Fakultät für Sportwissenschaft ist gleich nebendran, also können wir dich nachher zur Mittagspause abholen“, schlug Isagi vor und lächelte Hyoma aufmunternd an, da er wohl bemerkt, dass er ziemlich aufgeregt war. Dankbar erwiderte er das Lächeln. „Ja, das wäre gut, dann verlaufe ich mich auch nicht“, stimmte er zu und betrachtete die beiden noch kurz, ehe er tief durchatmete, „Ich werde dann mal gehen. Bis später.“ Zum Abschied hob Hyoma die Hand. „Bis später“, verabschiedeten sich Kunigami und Isagi unisono von ihm und warteten noch kurz, bis Hyoma das Gebäude betreten hatten. Dort ließ er seinen Blick durch die langen Gänge schweifen, auf denen sich so einige Studenten tummelten. Die Universität hatte Hyoma zuvor einen Gebäudeplan zugeschickt wie einen vorläufigen Stundenplan, der sich aber noch ändern könnte. „Raum 305…“, murmelte Hyoma leise zu sich und sah sich suchend um. An den Nummer an dem Raum neben sich erkannte er, dass die erste Zahl wohl für das Stockwerk stehen musste, weil hier überall die eins davorstand. „Brauchst du vielleicht Hilfe?“, wurde Hyoma von der Seite angesprochen. Er sah von seinem Gebäudeplan auf. Vor ihm stand ein Junge in seinem Alter, der etwas größer als er war. Er hatte schwarze Haare, die er sich mit einem Stirnband aus dem Gesicht hielt, und ein Paar aufmerksame blauschwarze Augen. Hyoma sah ihn erstaunt an, lächelte aber dann. „Das wäre nett. Ich bin neu hier und habe noch keine Ahnung, wo all die Räume sind“, gab er ehrlich zu und achte dafür ein leise Lachen. „Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich bin Nanase Nijiro. Zeig mir mal, wo du hin musst.“ Sein netter Helfe stellte sich vor und Hyoma gab ihm gerne seinen Plan. „Ich bin Chigiri Hyoma“, stellte er sich im Gegenzug ebenfalls vor. Nanase lächelte ihn noch einmal an, bevor er auf den Plan sah. „Oh, Raum 305 bei Professor Saito“, kam es fröhlich von Nanase, was Hyoma im ersten Augenblick verwunderte, „Bei dem habe ich heute Morgen auch meine erste Vorlesung. Also fängst du schon im dritten Semester an?“ Neugierig wurde Hyoma beäugt. Etwas verhalten strich er sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ja, ich habe aus verschiedenen Gründen die Uni gewechselt. Aber schön, dass wir die erste Vorlesung zusammenhaben, dann kenne ich jetzt schon wenigstens jemanden“, gab er preis und er hätte nicht gedacht, dass Nanase noch mehr lächeln könnte. Der Junge strahlte regelrecht. „Es freut mich, dass es dich freut. Und ich kann dir auch so ein bisschen erzählen, was wir in den letzten beiden Semestern gemacht haben und wir gleich den Stand ab“, schlug Nanase vor. Hyoma war wirklich dankbar, dass er auf Nanase getroffen war. „Super, das wäre sehr nett.“ Gemeinsam mit Nanase machte sich Hyoma auf den Weg zu seiner ersten Vorlesung an diesem Tag. ♡ ♡ ♡ Wie versprochen holte Isagi Hyoma vor der medizinischen Fakultät ab, um ihn mit in die Mensa zunehmen. Nanase war auch noch kurz bei ihnen und so erfuhr Hyoma, dass die beiden sich kannten. Nanase verabschiedete sich aber von ihnen und sagte, dass er sich mit einem Freund zum Mittagessen treffen würde. Hyoma wunderte sich zwar kurz, dass Kunigami nicht bei Isagi war, aber eventuell musste er noch etwas mit einem Dozenten besprechen und würde später nachkommen. „Und wie war dein erster Vormittag?“, fragte Isagi interessiert, als sie auf dem Weg zur Mensa waren. „Gut, Professor Saito scheint ziemlich viel zu wissen und Nanase hat mir gesagt, dass er mir seine Mitschriften gibt, damit ich sie mit meinen aus der alten Uni vergleichen kann“, fasste Hyoma kurz zusammen, wie es bei ihm gewesen war. Er war immer noch dankbar, dass er auf Nanase getroffen war. Er hatte Hyoma zwei seiner Mitstudenten vorgestellt, Sendou und Niko, wobei ihm Letzterer etwas sympathischer gewesen war. Von Sendou wusste er noch nicht so ganz, was er halten sollte. „Nanase ist wirklich nett und ich bin froh, dass er dich angesprochen hat. Dann bekommst du vielleicht gleich keinen so schlechten Eindruck.“ Die Mensa war nicht weit von der medizinischen Fakultät entfernt und so erreichten sie sie recht schnell. Isagi drückte die Tür auf und um sie begann das Gerede mehrerer Personen. „Einen schlechten Eindruck?“, hinterfragte Hyoma den letzten Satz seines Mitbewohners. Isagi sah ihn mit einer Mischung aus ein wenig Verzweiflung und Belustigung an. „Na ja, unsere Freunde, also die von Kunigami, Bachira und mir, wollen dich heute unbedingt kennenlernen und sie sind ein ziemlich bunter Haufen. Supernett und alles, aber manchmal auch unberechenbar. Deshalb bin ich ganz froh, dass du Nanase vorher kennengelernt hast und er einen guten Eindruck bei dir hinterlassen hat.“ Isagi kratzte sich am Hinterkopf; eine Geste, die Hyoma jetzt schon öfters bei ihm beobachtet hatte, und schien abzuwarten, was er dazuzusagen hatte. Ein wenig musste Hyoma schmunzeln. „So schlimm können sie ja nicht sein, wenn sie mit euch befreundet sind. Ich freue mich darauf, sie kennenzulernen.“ Hyoma schenkte Isagi ein Lächeln, welches dieser mit einem erleichterten Seufzer zur Kenntnis nahm. „Gut, das höre ich gerne. Da vorne sind sie auch schon.“ Er deutete auf einen Tisch, wo gerade zwei Typen miteinander diskutieren. Der eine von ihnen hatte schwarze, leicht wellige Haare wie eine Brille und die Frisur des anderen erinnerte Hyoma an eine Hyäne. „Nein, Karasu, so war das ganz bestimmt nicht. Du erzählst wieder Mist.“ Der Brillenträger klang mehr amüsiert als genervt von dieser Diskussion. Sein Sitznachbar mit cyanblauen Haaren und ebenso hellen Augen betrachtete die Diskussion belustigt, während seine Hand auf den Unterarm des Brillenträgers ruhte. „Ich erzähle gar keinen Mist! Frag Otoya, der hat es genauso gesehen!“ Der Typ mit der Hyänenfrisur, Karasu wohl, deutete auf seinen Sitznachbar, dessen weiße Haare eine grüne Strähne zierte. Gelangweilt sah dieser von seinem Handy auf. „Hm? Was ist denn los?“, fragte Otoya, da er wohl nicht zugehört hatte. „Es geht um die Sache, die wir letzte Woche gesehen haben. Dass Sendou von diesem Typen mit verschiedenfarbigen Augen abgeholt wurde“, erinnerte ihn Karasu an wohl etwas für ihn sehr Wichtiges. Hyoma wurde hellhörig, als er den Namen seines Kommilitonen hörte. „Ah, das. Jap, Sendou wurde letzte Woche von einem Typen mit verschiedenfarbigen Augen und einem Motorrad abgeholt“, antwortete Otoya und Karasu grinste zufrieden. „Siehst du, Yukimiya?“ Auffordernd sah er den Brillenträger, dessen Name Hyoma nun auch erfahren hatte. „Otoya stimmt dir doch nur zu, weil ihr zusammenwohnt, Karasu. Das ist kein Beweis“, mischte sich der mit den cyanblauen Haaren nun in das Gespräch ein. Hyoma fand es irgendwie interessant, dass sich dort wohl zwei Parteien gegenübersaßen. „Ach ja? Dann kann ich das Gleiche behaupten und sagen, dass du nur für Yukki Partei ergreifst, weil du mit ihm zusammen bist, Hiori.“ Karasu streckte ihm die Zunge raus, woraufhin Yukimiya und Hiori schon fast synchron die Augen verdrehten. „Hat die Diskussion jetzt auch mal ein Ende? Ihr bekommt nur eine Antwort, wenn ihr Sendou selbst fragt“, mischte sich ein weiterer Typ mit lilafarbenen Haaren, die er zu einem kleinen Zopf gebunden hatte, „Außerdem ist Isagi hier und will uns längst seinen neuen Mitbewohner vorstellen.“ Alle Köpfen drehten sich zu Isagi und Hyoma. „Hey Leute“, begrüßte Isagi sie mit einem schiefen Lächeln. „Hallo. Ich bin Chigiri“, stellte sich Hyoma vor und hob seine Hand. Zögerlich lächelte er Isaigs Freunde an. „Hey Chigiri, freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Mikage Reo, aber du kannst mich ruhig Reo nennen. Das machen alle“, kam im Gegenzug die Vorstellung von dem Lilahaarigen und er machte sich dann schon daran, die anderen vorzustellen, „Und das sind Otoya, Karasu, Yukimiya und Hiori.“ Er zeigte auf jeden Einzelnen, die Hyoma anlächelten. „Ich habe den Gammler mitgebracht“, sagte da eine Stimme hinter Hyoma, bevor er irgendetwas sagen konnte. Gleichzeitig drehten sich Isagi und Hyoma um. „Barou?“, entfuhr es Hyoma erstaunt, als er Kunigamis Schulfreund wiedererkannte, der mit ihnen zusammen im Fußballcamp gewesen war. „Ah, Chigiri. Kunigami hat schon erzählt, dass du jetzt aus unsere Uni gehst“, begrüßte Barou ihn unbeeindruckt, aber etwas anderes hatte Hyoma auch nicht von ihm erwartet. Barou war schon immer so gewesen. „Ihr kennt euch etwa?“, fragte sein Begleiter mit den weißen Wuschelhaaren und sah dann Hyoma an, „Ich bin Nagi.“ „Ja, aus dem Fußballcamp“, antwortete Hyoma, während Barou schon zum Tisch ging. Nagi nickte verstehend und folgte ihm mit Isagi und Hyoma. Nagi setzte sich neben Reo und bettete seinen Kopf auf dem Tisch. „Müde?“, fragte Reo belustig und fuhr Nagi durch die Haare, der nur nickte und näher an Reo rückte. „Ich hoffe, dass du dich gut in Tokyo eingelebt hast, Chigiri“, richtete Hiori das Wort an ihn und lächelte. Hyoma erwiderte es. „Ja, das habe ich. Ich bin froh, dass ich hier bin“, antwortete er zunächst und sah sich dann fragend um, „Wo sind eigentlich Bachira und Kunigami? Müssten sie nicht längst hier sein?“ Es wunderte ihn sehr, dass die beiden noch nicht hier waren. „Weißt du das etwa nicht? Die beiden sind montags am Nachmittag immer bei ihrem Nebenjob. Hast du ihm das etwas nicht gesagt, Isagi?“ Yukimiya sah verwirrt zu Isagi und auch Hyoma richtete seinen Blick auf ihn. Isagi wirkte so, als wäre es ihm gerade erst wieder eingefallen. „Haben sie das heute Morgen etwa nicht mehr zu dir gesagt? Ich dachte, dass du es weißt, Chigiri, tut mir wirklich leid!“, entschuldigte sich Isagi da bei ihm. Hyoma wusste nicht, was er davon halten sollte, dass Kunigami ihm nichts davon gesagt hatte. Und dann arbeitete er auch noch mit Bachira zusammen. Natürlich, er hatte den Wirbelwind schon in sein Herz geschlossen, aber es gefiel ihm nicht, wie nah er Kunigami stand. „Es ist schon in Ordnung, dann haben es die beiden vergessen. Das kann ja mal passieren.“ Hyoma zuckte mit den Schultern und schenkte ihm ein schiefes Lächeln, welches einen erleichterten Ausdruck auf Isagis Gesicht zurückbrachte. „Sagt mal, was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir am Wochenende eine Willkommensparty für Chigiri schmeißen? Außerdem hat das Semester gerade erst begonnen“, kam nun der Vorschlag von Otoya. Erstaunt sah Hyoma ihn an. Dies hieß wohl, dass er schon in die Gruppe aufgenommen worden war. „Das ist eine großartiger Idee, Otoya! Können wir bei dir feiern, Reo?“ Karasu ging gleich in die Planung über, was Hyoma doch ein Schmunzeln entlockte. Was hatte Isagi vorhin noch von einem schlechten Eindruck gesagt? Er sah hier nur sehr lebhafte Charaktere um sich herum. „Klar, das geht in Ordnung“, stimmte Reo zu und schon begann die Planung der Party, in die auch Hyoma eingebunden wurde. So dachte er nicht die ganze Zeit an Kunigami und Bachira. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Meguru stand hinter der Kasse und beobachtete Kunigami dabei, wie er verschiedene Artikel in die Regale räumte. Die beiden arbeiteten zusammen in einen Sportfachgeschäft. Meguru war an diesem Nebenjob auch nur dank Kunigami gekommen. Meguru liebte zwar nach wie vor Fußball, auch wenn er nicht mehr aktiv spielte, aber er wäre niemals auf die Idee gekommen sich einen Nebenjob in einem Sportfachgeschäft zu suchen. Aber da er so schnell keinen Nebenjob gefunden hatte, der mit seinem Stundenplan vereinbar war, hatte er schließlich Kunigamis Angebot angekommen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Meguru bereute es keine Sekunde, da er so noch mehr Zeit mit Kunigami verbringen konnte als sowieso schon. Das machte ihn sehr glücklich, da das Band, welches ihn mit Kunigami verband, etwas ganz Besonderes war. Und das wussten sie beide. Jetzt wollte Meguru die ruhige Zeit dafür nutzen, um Kunigami etwas zu fragen, was ihm schon länger auf der Zunge brannte. „Sag mal, Kunigami, wie haben Chigirin und du euch jetzt eigentlich kennengelernt?“, fragte Meguru und lehnte sich auf den Tresen mit den Oberarmen, um Kunigami besser ansehen zu können. Dieser sah von seiner Arbeit auf. Er war gerade dabei Basketballschuhe in ein Regal zu räumen. „Das interessiert dich sehr, oder?“, fragte er schmunzelnd zurück, legte seine Arbeit zur Seite und kam zu Meguru an die Kasse. Dieser grinste ihn auffordernd an. „Ja, natürlich tut es das. Als du erzählt hast, dass du einen deiner besten Freunde gefragt hast, ob er bei uns einziehen möchte, war ich doch ziemlich erstaunt. Zumal du erzählt hast, dass er in Kagoshima wohnt. Aber Barou und du kommt ja aus Akita. Du hast zwar erzählt, dass ihr euch in einem Fußballcamp kennengelernt hat, aber mich würde es schon interessieren, wie genau.“ Neugierig beäugte Meguru sein Gegenüber, der sich durch die Haare fuhr und ein amüsiertes Schnauben von sich gab. „So viele Fragen. Also gut, dann versuche ich es mal kurz zusammenzufassen. Barou und ich haben mit dreizehn die Chance bekommen, zu einem Fußballcamp in Osaka zu fahren. Diese Chance haben wir natürlich genutzt und sind dort hingefahren. Dort waren natürlich noch viele andere Mittelschüler und Barou und ich waren in einem Zimmer mit Chigiri untergebracht. So haben wir uns schließlich angefreundet und uns immer wieder besucht in den folgenden Jahren. Auch waren wir in der Mittelschule immer wieder in dem Fußballcamp“, antwortete Kunigami ihm schließlich. „Und das mit dem Besuchen haben eure Eltern mitgemacht?“ Meguru war erstaunt darüber, weil er sich sicher war, dass seine Mutter nicht so begeistert davon gewesen wäre, wenn er als Jugendlicher durch Japan gefahren wäre. Aber er hatte das Glück gehabt, dass seine Freunde alle in Tokyo lebten. „Wir hatten das Glück, dass sich unsere Mütter über die Zeit angefreundet haben. Das hat die Sache um einiges leichter gemacht. Aber ich bin echt froh, dass diese Zeiten jetzt vorbei sind, und auch darüber, dass das mit dem Zusammenleben auch so gut funktioniert.“ Meguru gefiel das Lächeln, welches auf Kunigamis Lippen erschien, sehr gut. Er liebte es, wenn er so aufrichtig lächelte. Kunigami hatte für ihn sowieso das schönste Lächeln auf der ganzen Welt. „Ich bin auch sehr glücklich darüber, dass unser Zusammenleben so gut funktioniert. Es macht aber auch Spaß mit Chigirin“, stimmte Meguru zu. „Dass du ihm schon einen Spitznamen verpasst hast, spricht auch eigentlich nur dafür, dass ihr euch gut miteinander versteht. Und bei Isagi habe ich mir sowieso keine Gedanken gemacht.“ Da konnte Meguru Kunigami nur zustimmen – Isagi war einfach wunderbar unkompliziert. „Und Chigirin ist kein Barou“, witzelte er daraufhin und zwinkerte seinem Mitbewohner zu, dem er damit ein Lachen entlockte. Meguru liebte dieses Lachen ebenfalls, weshalb er es so gerne hörte. „Das mit euch beiden hat einfach nicht funktioniert. Aber habe ich damit all deine Fragen beantwortet?“ „Ja, ich denke schon. Ansonsten frage ich nochmal nach“, summte Meguru und Kunigami gab sich damit zufrieden. Das passte in diesem Augenblick auch sehr gut, denn Kunden kamen in die Laden und Meguru und Kunigami hatten somit einiges zu tun. ♡ ♡ ♡ Der Nachmittag schritt schnell voran. Gerade hatte Meguru hatte gerade einen Jungen und dessen Mutter abkassiert, die Fußballschuhe gekauft hatten. Ganz stolz hatte die Mutter daraufhin berichtet, dass ihr Sohn in wenigen Stunden zum ersten Mal zum Fußballtraining gehen würde. Meguru hatte diesen Moment herzallerliebst gefunden und hatte dem Jungen, der doch etwas schüchtern gewesen war, viel Spaß gewünscht. Jetzt war vor der Kasse Ruhe und Meguru nutzte diesen Moment, um Kunigami zu beobachten, der einen Vater und dessen jugendlichen Sohn bei den Volleyballschuhen beriet. Natürlich hatte Meguru Kunigami zu dessen Freundschaft mit Chigiri nicht ganz ohne Hintergedanken befragt. Ihm war nämlich nicht entgangen, dass Chigiri Kunigami mit dem gleichen Blick ansah, wie es Meguru selbst tat. Seitdem er Kunigami durch Isagi in seinem ersten Studienjahr kennengelernt hatte, waren aus seinen freundschaftlichen Gefühlen immer Stärkere romantischer Natur geworden. Bei ihrem Kennenlernen war Meguru noch mit seinem Ex-Freund Rin zusammen gewesen, aber da hatte es schon zwischen ihnen gekriselt. Schließlich hatten Rin und er sich getrennt und Meguru war in die Wohngemeinschaft gezogen, wodurch er noch mehr Zeit mit Kunigami verbringen konnte. Und so waren seine Gefühle immer stärker geworden. Meguru wusste, dass es Kunigami genauso ging. Zwar hatte es bisher keiner von ihnen ausgesprochen, aber es schwebte eindeutig zwischen ihnen. Sie tanzten immer wieder umeinander herum, aber Meguru wusste nie so recht, wann der richtige Zeitpunkt gekommen war, um es anzusprechen. Nun kamen noch Chigiri und seine Gefühle für Kunigami hinzu. Bei ihrem Gespräch vorhin konnte Meguru zwar ganz klar heraushören, dass Kunigami Chigiris Gefühle nicht erwiderte und er für ihn nur sein bester Freund war, dennoch behielt es Meguru im Hinterkopf. Er würde sich in seinen Gefühle nicht zurückhalten, nur damit Chigiri eine Chance bei Kunigami bekam. Nein, auch wenn er Chigiri mochte, würde er hier keine Ausnahme machen. Meguru musste wohl einfach abwarten, was sich zwischen Kunigami und ihm ergab. „Wir würden dann bitte gerne bezahlen“ sprach ihm eine Frauenstimme an und riss Meguru damit aus seinen Gedanken. Vor ihm standen zwei Jugendliche. Sofort setzte er ein Lächeln auf. „Aber natürlich“, sagte er und machte sich daran, die beiden abzukassieren. ♡ ♡ ♡ „Endlich Feierabend!“ Zufrieden streckte sich Meguru, während er darauf wartete, dass Kunigami die Hintertür des Sportfachgeschäftes abschloss. Es war halb neun und sie hatten ihren Arbeitstag für heute erfolgreich hinter sich gebracht. „Der Tag ging heute zum Glück ja schnell herum“, meinte Kunigami zu ihm, nachdem er abgeschlossen hatte. Gemeinsam gingen sie los, wobei sich ihre Oberarme immer wieder streiften. Meguru suchte bewusst die Nähe seines Mitbewohners und dass dieser es zuließ, ohne etwas zu sagen, zeigte ihm noch einmal, dass er mit seiner Intuition richtiglag. „Ja, es war dann ja doch noch einiges los. Wer wollte heute Abend eigentlich kochen?“, fragte Meguru. Auch fürs Essen hatten sie einen Plan, wobei Meguru am meisten draufstand, da er von ihnen am besten kochen konnte. „Isagi hat gemeint, dass Chigiri und er wohl etwas zusammen kochen wollen. Mal schauen, was es am Ende gibt.“ Ganz von allein legte Kunigami einen Arm um Meguru, was diesen kurz erstaunte. Natürlich, auch Berührungen waren etwas Alltägliches zwischen ihnen, aber meistens war Meguru derjenige, der sie initiierte. Und auch wenn Kunigami seinen Arm nur auf Megurus Schulter ablegt, bedeutete ihm dies schon viel. Gleichzeitig sah er es als eine Einladung und er legte aufgrund ihres Größenunterschieds seinen Arm um Kunigamis Taille. „Hoffentlich etwas Leckeres“, meinte Meguru und lehnte sich an Kunigami, der dies auch gerne geschehen ließ. Sie genossen es beide, sich in diesem Augenblick so nah sein zu können. Und so traten sie ihren Heimweg an, wobei sie diesen etwas in die Länge zogen, um genug Zeit miteinander zu haben. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 Seit zwei Wochen lebte Chigiri jetzt schon in der Wohngemeinschaft und Yoichi konnte sehen, wie gut er sich inzwischen eingelebt hatte. Er verbrachte gerne Zeit mit seinem neuen Mitbewohner und hatte ihm in der vergangenen Woche auch noch einiges von der Stadt gezeigt. Da Kunigami recht viel arbeiten musste, hatte Yoichi diesen Job übernommen. So hatte er Chigiri noch ein wenig besser kennengelernt und wusste inzwischen so einiges über ihn. So hatte Chigiri ihm erzählt, wie Kunigami und er sich im Fußballcamp kennengelernt hatten. Yoichi kannte seinen Lieblingsfußballclub und die beiden hatten sich generell viel über Fußball gesprochen. Bei diesen Stadtbesuchen waren sie auch oft von Reo und Nagi begleitet wurden. Chigiri verstand sich überraschend gut mit Reo und Yoichi war sich sicher, dass die beiden sicher irgendwann zu besten Freunden werden würden. Gönnen würde er es Chigiri sehr, da es sein Leben in Tokyo nur festigen würden. Auch wenn Yoichi ab und an mit Reo so seine Probleme hatte, schätzte er ihn dennoch sehr und wusste, dass er ein guter Freund war. Auch mit Nagi verstand sich Chigiri gut, aber da hatte sich Yoichi auch weniger Gedanken zugemacht. Nagi war nun einmal von der unkomplizierten Sorte Mensch. Und so waren sie auch heute wieder in einer Vierer-Konstellation unterwegs. Es war Freitagnachmittag und heute hatten sich Yoichi, Reo und Nagi dafür entschieden, dass sie mit Chigiri ein wenig Asakusa erkunden würden. Gerade waren sie durchs Kaminarimon Tor gegangen und schlenderten gemütlich die Nakamise-Dori mit ihren kleinen Handwerkläden hinab. Reo und Chigiri gingen vorweg, wobei der Mikage-Erbe erzählt, was Chigiri sich genau ansehen sollte. Nagi und Yoichi folgten ihnen. „Ist es für dich eigentlich in Ordnung, dass wir die Feier am Wochenende bei dir und Nagi machen? Weil sie ist ja für mich, da wäre es ja nur fair, wenn wir in der WG feiern würde“, fragte Chigiri da Reo vollkommen unvermittelt, was Yoichi sehr überraschte. Reo winkte aber bloß ab. „Das ist wirklich kein Problem. Die Wohnung ist groß genug und da Karasu sie anleiert hat, hast du eigentlich ja auch nichts damit zu tun. Also mach dir mal keine Gedanken.“ Reo grinste Chigiri an, der immer noch nicht ganz daran glauben konnte, wie Yoichi es ihm ansah. „Glaub mir, Reo hat seinen Spaß, wenn er den Gastgeber spielen kann“, unterstützte Nagi seinen Freund und legte ihm von hinten die Arme um die Schultern. Reo lachte leise und legte seine Hände auf Nagis, während dieser seinen Kopf an seiner Schulter vergrub. Yoichi musste schmunzeln. Nagi zeigte immer sehr offen, dass Reo zu ihm gehörte und dieser war mindestens genauso schlimm. Fast durchgängig berührten die beiden einander immer. „Außerdem ist unser Erbe meistens netter als er sich gibt, nicht wahr, Mikage-san?“, zog Yoichi Reo auch noch ein wenig auf, der mit den Augen rollte, aber grinste. „Ja, ja, ihr zwei“, winkte er ab und fixierte wieder Chigiri mit seinem Blick, „also, ist es für dich in Ordnung, wenn ich die Party organisiere?“ Sein Gegenüber wirkte noch einen Augenblick unentschlossen, aber schenkte Reo schließlich ein Lächeln. „Okay, einverstanden. Ich freue mich schon“, antwortete er glücklich. Auf Yoichis Lippen erschien bei Chigiris glücklichen Anblick ebenfalls ein Lächeln. Er mochte es so gerne, wenn sein neuer Mitbewohner lächelte. Generell war Yoichi einfach gerne in seiner Nähe. Er gefiel ihm gut und hatte ein nettes Wesen. Yoichi würde aber noch nicht davon sprechen, dass er in ihn verliebt war, sondern sehr vielmehr von ihm angezogen fühlte. Er konnte aber nicht ausschließen, dass es über die Zeit noch passierte. Yoichi wusste ja, wie das mit den Gefühlen so sein konnte. Er würde es auf sich zukommen lassen und dann sehen, was passiert. Jetzt war er erst einmal froh darüber, dass Chigiri bei ihnen war. „Isagi, kommst du?“, rief sein Mitbewohner da auch schon nach ihm. Yoichi hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon weitergegangen waren. „Ja!“, antwortete er schnell und machte sich daran, zu ihnen aufzuholen. ♡ ♡ ♡ Es war Samstagabend und damit fand die Willkommensparty für Chigiri bei Reo und Nagi statt. Die große Wohnung erstreckte sich über ein ganzes Stockwerk im Mikage-Tower. Yoichi wusste, dass Reo hier schon gewohnt hatte, als sie sich in der Oberschule kennengelernt hatten. Am Ende des ersten Schuljahres war dann Nagi zu Reo gezogen, nachdem sie zusammengekommen waren. Niemand von ihnen hatte sich groß darüber gewundert, da Nagi schon nach gut einer Woche fast nur noch bei Reo gewesen war. Jetzt war das geräumige Wohnzimmer gut gefühlt. Damit Chigiri sich auf seiner Willkommensfeier wohlfühlte, hatte Reo darauf bestanden, dass sie nur Leute einluden, die er auch dabei haben wollte. Bis auf Niko und Sendou waren auch alle gekommen. Niko hatte abgesagt, da er übers Wochenende zu seinen Eltern fahren wollte und Sendou hatte ein Date. Wahrscheinlich mit irgendeinem Mädchen, auch wenn Karasu weiterhin an dieser Geschichte mit dem Motorradfahrer festhielt, wobei er von Otoya unterstützt wurde. Die beiden saßen gerade auch mit Chigiri und Reo zusammen und unterhielten sich über die Universität. Yoichi hörte, wie der Name Sendou fiel und auch die diverser Mädchen, die Otoya wohl ganz toll fand. Chigiri konnte darüber nur den Kopf schütteln, wie Yoichi aus seinen Beobachtungen wahrnahm. Er wusste dabei aber nicht, ob er dies als ein Zeichen deuten sollte, dass er nicht auf Mädchen stand. Aber vielleicht bemaß er dem Ganzen auch zu viel Bedeutung bei. Um sein Starren zu verbergen, ließ Yoichi seinen Blick durch ihre Runde schweifen. Nanase war in ein Gespräch mit Bachira und Yukimiya vertieft, wobei er heraushören konnte, dass es um Fußball ging. Yoichi fand es immer wieder erstaunlich, wie sehr sie dieses Hobby alle miteinander verband. Nanase hatte er durch Zufall so an der Universität kennengelernt, da er sich für die Uni-Mannschaft beworben hatte. Und mit Bachira und Yukimiya hatte er ja in der Oberschule zusammen gespielt. Nanase und Yukimiya lachten gerade über etwas, was Bachira gesagt hatte. Neben ihnen unterhielten sich Kunigami, Barou, Aryuu und Tokimitsu über ihren Studiengänge. Bis auf Aryuu studierten die anderen drei wie Yoichi Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Fußball. Aryuu war mit Otoya und Bachira im Kunststudiengang. Er erklärte auch gerade mit großen Gesten etwas über einen seiner Professoren und Barou konnte darüber nur den Kopf schütteln. Er verschränkte die Arme vor der Brust. Kunigami sah amüsierte über diese Aussage aus und Tokimitsu lachte leise über die Worte seines Freundes. Yoichi sah weiter zu Nagi, der sich mit Hiori über Videospiele unterhielt. Natürlich, dies war das Dauerthema zwischen den beiden. Er wusste, dass sie ständig miteinander zockten, sehr wohl zum Leidwesen von Reo und Yukimiya. Yoichi fiel gerade sowieso wieder auf, wie viel diese beiden Paare miteinander verband. Während Hiori und Nagi zusammen Informatik studierten, besuchten Reo und Yukimiya den Studiengang Wirtschaftsmanagement. Er wusste auch, dass Yukimiya und Hiori ihre Wohnung dank Reo gefunden hatten. Und generell trafen sie auch oft zu viert an. Yoichi war sowieso sehr positiv gestimmt, wie sich ihr Freundeskreis in den letzten Jahren entwickelt hatte. Auch die Tatsache, dass Chigiri so gut aufgenommen wurde, freute ihn sehr. Jetzt steuerte er erst einmal Hiori und Nagi an, um ihnen Gesellschaft zu leisten. „Na, ihr zwei“, begrüßte er die beiden und ließ sich neben Hiori nieder. Hiori und Nagi, der ihm gerade etwas auf seinem Handy gezeigt hatte, sahen von diesem auf und Yoichi an. „Hey Isagi, schön, dass du uns Gesellschaft leistest“, grüßte Hiori mit einem Lächeln zurück. Nagi nickte nur und streckte sich einmal ausgiebig. „Ich mag es, dass die Party nicht so voll ist“, kommentierte er das Geschehen, was Hiori und Yoichi zum Schmunzeln brachte. Natürlich, Nagi liebte seine Ruhe und dass die Wohnung nun voller war als sonst, gefiel ihm wahrscheinlich nicht sonderlich. Aber da sie alle irgendwie miteinander befreundet waren, ließ er es wahrscheinlich zu. „Da muss ich dir aber zustimmen. Als Otoya und Karasu die Planung für die Party übernommen haben, hatte ich wirklich schon ein wenig Panik, dass es eskalieren würde“, gab Hiori seine Meinung preis. Yoichi konnte da nur zustimmend nicken. „Ja, die beiden eskalieren ja sehr gerne mal. Aber ich denke mal, dass Reo ihnen da schon etwas erzählt hätte. Oder nicht, Nagi?“ Er sah zu dem Angesprochenen, der gerade dabei von der Couch aufzustehen. „Ich hätte das auch nicht zugelassen“, meinte er lediglich, „Ich hol mir mal eben etwas zu trinken.“ Damit ließ er die beiden auch schon zurück und steuerte die Küche an, wo Reo gemeinsam mit Yoichi und Chigiri im Vorfeld der Party die Getränke dort aufgestellt hatten. Nachdem Hiori seinen Blick aus Nagis Rücken gelöst hatte, fixierte er nun Yoichi. Er merkte schnell, dass seinem Gegenüber wohl etwas auf dem Herzen lag. „Möchtest du etwas von mir?“, fragte er lächelnd. Hiori setzte sich erst einmal in einen Schneidersitz, bevor er ihm antwortete. „Ja, mich würde interessieren, ob du eventuell mehr für Chigiri empfindest als nur Freundschaft. Ich finde, dass du doch ziemlich viel Zeit mit ihm verbringst.“ Diese Aussage erstaunte Yoichi doch sehr. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er so früh darauf angesprochen werden würde. Nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf. Er schielte auch kurz zu Chigiri, ob dieser etwas von ihrem Gespräch mitbekam, aber er war vollkommen auf Otoya, Karasu und Reo konzentriert. „Hm…Ich würde noch nicht davon sprechen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Aber ja, ich mag ihn sehr gerne und verbringe genauso gerne Zeit mit ihm. Er sieht gut aus und ja…Ich bin froh, dass er uns wohnt“, antwortete er ehrlich. Er kannte ja Chigiri knapp zwei Wochen, da konnte er nicht sagen, wie es sich entwickeln würde. Sie waren ja noch dabei einander immer noch kennenzulernen. Hiori kicherte leise. „Aber ich lag mit meiner Einschätzung richtig, dass du ihn sehr magst. Ich würde dir es auf jeden Fall sehr gönnen, wenn sich etwas zwischen euch entwickelt“, fügte er hinzu. Yoichi lächelte verlegen. „Dank dir, Hiori.“ Ja, Yoichi würde sich irgendwie auch wünschen, dass sich etwas zwischen Chigiri und ihm etwas entwickelte. Nicht, dass er verzweifelt Single war, aber so eine Beziehung wäre etwas Schönes. Aber wie bei so vielem hieß es wohl: abwarten, wie es sich entwickelte. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Reo genoss es sehr, dass die Wohnung so voll war. Er spielte gerne den Gastgeber und gerade bei seinen Freunden legte er sich immer wieder gerne ins Zeug. Es war auch sehr nett gewesen, dass Chigiri, Isagi, Kunigami und Bachira im Vorfeld geholfen hatten, alles vorzubereiten. Seishirou hatte sich wieder einmal ein wenig rar gemacht. Aber dies kannte Reo gar nicht anders von seinem Freund. Er wollte Seishirou auch nicht ändern. So ließ er ihn jetzt auch in aller Ruhe mit Isagi und Hiori sprechen, während er in ein Gespräch mit Chigiri, Otoya und Karasu vertieft war. Hierbei hatte Karasu eindeutig die Oberhand. „Ich sage euch doch, dass Sendou etwas mit diesem Typen haben muss! Er hat ihn heute wieder abgeholt!“, eröffnete er wieder das Thema vom letzten Mal. Es ließ ihm wohl einfach keine Ruhe, dass ihm das niemand – in diesem Fall vor allem Yukimiya und Hiori – glauben wollte. „Ich kann mir das immer noch nicht vorstellen, Karasu. Sendou flirtet ständig mit den Mädchen in unseren Vorlesung. Vielleicht ist der Kerl nur ein guter Freund von ihm und die beiden machen nach der Universität etwas zusammen“, warf Chigiri ein, der sehr skeptisch wirkte. Reo verstand das sehr gut. „Also ich sehe das wie Chigiri. Sendou ist ein genauso schlimmer Aufreißer wie Otoya.“ Er grinste den Angesprochenen an, der ihn vollkommen unbeeindruckt ansah. „Der macht sicher mit dem Kerl rum, so wie er ihn ansieht, wenn er ihn abholt“, war seine Antwort und er streckte sich. Chigiri und Reo tauschten einen Blick miteinander aus. Das konnte die beiden wirklich nicht glauben. „Wie soll er ihn denn ansehen?“, fragte Chigiri skeptisch. „Na ja, wie man halt jemanden ansieht, mit dem man gerne rummachen will.“ Otoya zuckte mit den Schultern, aber wirkte alles in allem sehr zufrieden mit seiner Antwort. Reo rollte die Augen. „Oh man, das ist die bescheuertste Erklärung, die ich jemals gehört habe. Aber wenn du das glauben willst, bitte. Ich bin ja immer noch dafür, dass ihr beiden ihn einfach direkt fragt, wenn es euch so interessiert“, meinte er Kopf schüttelnd. Das ganze Thema war so hirnrissig. Er verstand auch nicht, dass die beiden sich so sehr für Sendous Liebesleben interessierten. „Ich bekomme das auch noch so heraus. Otoya hilft mir dabei und dann werdet ihr schon sehen“, behauptete Karasu felsenfest und legte einen Arm um seinen Mitbewohner, der zustimmend nickte. „Das bekommen wir hin, Bro.“ Otoya und Karasu schlugen ihre Fäuste gegeneinander. Reo fasste sich an die Stirn, musste aber auch lachen. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich Gehirnzellen verliere, wenn ich mich mit euch unterhalte“, war seine Meinung zu dem ganzen Thema, „wie schaut es mit dir aus, Chigiri?“ Er blickte auf und bemerkte, dass der Blick seines Sitznachbars auf Kunigami gerichtet war, der gerade etwas über lachte, was Aryuu gesagt hatte. Reo musste zugeben, dass er Otoyas Erklärung mit dem Blick nicht ganz unlogisch fand, wie er behauptet hatte. Es gab Menschen, die doch recht offensichtlich waren, was ihre Gefühle anging. Chigiri war einer von ihnen. Vielleicht war Reo in diesem Punkt auch etwas aufmerksamer als andere, aber ihm war nicht entgangen, dass Chigiri mehr als nur Freundschaft für Kunigami empfand. Dies brachte Reo in einen inneren Zwiespalt. Er wusste, dass diese Gefühle vergebens waren und gleichzeitig tat es ihm leid, dass es so war. „Wie bitte?“, fragte Chigiri jetzt, der wohl gemerkt hatte, dass er angesprochen worden war. „Ich hatte gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass ich Gehirnzellen verliere, wenn ich mit Otoya und Karasu über solche Themen unterhalte“, wiederholte er seine Worte. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Karasu und Otoya einen Blick miteinander austauschten. Wahrscheinlich war ihnen ebenfalls nicht entgangen, zu wem Chigiri gerade gesehen hatte. „Also, dass ich welche dazubekommen, glaube ich eher weniger“, war seine Antwort schließlich. „Hey!“, kam es gleichzeitig empört von Karasu und Otoya, was Reo und Chigiri zum Lachen brachte. ♡ ♡ ♡ Reo kam es sehr recht, als er kurze Zeit später Kunigami allein in der Küche antraf. Seitdem er wieder einmal gemerkt hatte, wie stark Chigiris Gefühle für seinen besten Freund wohl waren, musste er unbedingt mit ihm sprechen. Reo hatte Chigiri inzwischen sehr ins Herz geschlossen und wollte, dass es ihm gutging. Dafür musste Kunigami aber endlich Nägel mit Köpfen machen. „Ah, Reo, danke noch einmal, dass wir hier feiern dürfen“, sagte Kunigami zu ihm, als er bemerkte, dass Reo in die Küche gekommen war. Er lehnte sich gegen den Küchentresen und hielt ein Glas mit Cola in der Hand, welche wahrscheinlich mit Vodka gemischt war. „Kein Problem. Ich mache das ja gerne“, meinte Reo achselzuckend und mischte sich ebenfalls Vodka mit Cola. Dann fixierte er Kunigami mit seinem Blick. „Ist etwas?“, fragte dieser und Reo nickte. „Ja. Wann willst du Bachira endlich sagen, was du für ihn empfindest?“, fiel er mit der Tür ins Haus. Da Kunigami einer seiner besten Freunde war, hielt er mit seiner Meinung natürlich nicht hinter dem Berg. Es war schon länger Thema zwischen ihnen, dass Kunigami sich zierte, Bachira von seinen Gefühlen zu erzählen. Bevor er ihm antwortete, sah Kunigami schnell ins Wohnzimmer, wo Bachira immer noch Nanase und Yukimiya sprach und lachte. Wahrscheinlich wollte er sichergehen, dass er nicht mitbekam, über was sie hier sprachen. Lächerlich, wie Reo fand. „Musst du das Thema jetzt ansprechen?“, fragte Kunigami und drehte sein Glas in den Hände. Reo ließ ein Glas vorerst auf dem Tresen stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. So leicht würde er ihn nicht davonkommen lassen. „Ich werde es so lange tun, bis du es ihm endlich sagst. Ich beobachte das jetzt schon fast ein ganzes Jahr und ihr seid immer noch nicht vom Fleck gekommen! Seitdem du mir erzählt hast, wie toll du Bachira findest, warte ich auf den Moment, wo du mir sagst, dass ihr zusammen seid.“ Reo atmete tief durch. Er war der Meinung, dass man sich das nehmen sollte, was man haben wollte, vor allem wenn man freie Bahn hatte, so wie Kunigami bei Bachira. Sein bester Freund biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß doch immer noch nicht, ob ich eine Chance bei ihm habe. Es ist nicht so einfach wie bei dir und Nagi, wo es von der ersten Minute an gefunkt hat, wie du mal erzählt hast. Zwischen Bachira und mir steht noch eine Freundschaft auf dem Spiel. Und wenn ich so überlege, ist die mir wichtiger“, versuchte sich Kunigami herauszureden. Reo durchschaute das sofort. „Das ist doch nur eine Ausrede von dir, dass du dich dem nicht stellen musst. Das kaufe ich dir immer noch nicht ab, Kunigami.“ Abwartend sah er sein Gegenüber an. Er würde ihn hier so lange festnageln, bis er die Antwort hatte, die er haben wollte. Kunigami sah überall hin, bloß nicht Reo an. „Außerdem weiß ich doch gar nicht, was Bachira eigentlich für mich empfindet. Was ist, wenn er doch nicht solche Gefühle für mich hat? Dann ist unsere ganze Freundschaft kaputt und wir wohnen auch zusammen und-“ „Bullshit, Kunigami. Aber ehrlich“, unterbrach Reo Kunigami, da er diese Ausreden nicht hören wollte, „Ein Blinder würde sehen, dass Bachira Gefühle für dich hat. Ihr beiden müsstet lediglich darüber sprechen und es würde ein Happy End geben. Glaub mir da mal.“ Sollten jetzt noch Widerworte kommen, würde Reo sie auch wieder unterbinden. Irgendwann musste es ja in Kunigamis Kopf ankommen. Aber so weit kamen sie nicht mehr. „Hey! Kommt mal alle her! Wir wollen Wahrheit oder Pflicht spielen!“, rief da Karasu aus dem Wohnzimmer. Reo und Kunigami sahen sich an, wobei Letzterer sehr erleichtert über diese Wende aussah. „Glaube mir nicht, dass du damit vom Harken bist“, drohte Reo Kunigami halb im Scherz, halb im Ernst, ehe er sein Glas vom Tresen nahm und gemeinsam mit ihm ins Wohnzimmer zu den anderen ging. Reo war sehr gespannt, was Karasu für Wahrheit oder Pflicht geplant hatte, weil dieses Spiel bei ihnen gerne mal eskaliert. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Kapitel 3 Für Hyoma war es sehr angenehm, dass er so gut in die Freundesgruppe seiner Mitbewohner aufgenommen worden war. So wurde das Einleben in Tokyo für ihn noch ein Stück erleichtert. Er hatte das Gefühl, dass er immer jemanden zum Reden hatte, wenn er es dennoch brauchte. Und das war für ihn eine sehr große Stütze. Auch wenn er zugeben musste, dass diese Gespräche nicht immer zielführend waren. Den Großteil des Abends hatte er sich mit Karasu, Otoya und Reo unterhalten. Reo hatte schon perfekt angemerkt, dass man bei den Gesprächen mit Karasu und Otoya durchaus ein paar Gehirnzellen verlieren konnte. Gerade bei Karasu hatte Hyoma das Gefühl, dass er Gott und die Welt zu kennen schien und er hatte auch zu jedem Thema eine Meinung, was durchaus interessant war. Hyoma musste auch zugeben, dass er immer noch nicht ganz schlau war, wie die Beziehung zwischen Karasu und Otoya genau war. Natürlich, die beiden waren beste Freunde, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass dort noch mehr war. Er konnte es nicht so recht benennen, aber er machte es an der Art fest, wie die beiden miteinander umgingen. Es hatte manchmal etwas Flirtendes an sich. „Sagt mal, was haltet ihr eigentlich davon, wenn wir eine Runde Wahrheit oder Pflicht spielen?“, schlug Karasu vor. Reo war gerade in die Küche gegangen, um sich etwas neues Zutrinken zu holen, womit er Hyoma mit den beiden allein gelassen hatte. Erstaunt sah er Karasu an. „Das klingt nach einer großartigen Idee, auch wenn keine Mädels zum Knutschen da sind“, stimmte Otoya ihm zu. Über diese Aussage konnte Hyoma nur den Kopf schütteln, auch wenn er den Gedanken an das Spiel selbst ganz interessant fand. „Was sagst du dazu, Chigiri?“, fragte Karasu ihn direkt, da er wohl merkte, dass Hyoma wieder kurz mit den Gedanken abgedriftet war. „Klar, können wir gerne machen. Aber sollten nicht alle dabei mitmachen?“ Aber darauf hatte Karasu natürlich auch schon eine Antwort. „Keine Sorge, darum kümmere ich mich schon.“ Er zwinkerte Hyoma zu und legte sich die Hände an den Mund, die er zu einem Trichter formte: „Hey! Kommt mal alle her! Wir wollen Wahrheit oder Pflicht spielen!“ Sofort drehte sich alle Köpfe in Karasus Richtung und Reo kam gemeinsam mit Kunigami aus der Küche. Hyoma hatte gar nicht mitbekommen, wie Letzterer in die Küche gegangen war. Er maß dem Ganzen aber keine weiteren Gedanken zu. „Wahrheit oder Pflicht? Das habe wir ja schon lange nicht mehr gespielt. Ich bin dabei“, stimmt Bachira als Erstes grinsend zu. Er schien Feuer und Flamme für diese Idee zu sein. „Ich nehme nur Wahrheit. Alles andere ist zu anstrengend“, merkte Nagi sofort an, was zweierlei Reaktionen zur Folge hatte: amüsierte Geräusche und Kopf schütteln – vor allem von Barou. Hyoma war in den letzten Tagen nicht entgangen, dass die beiden eine Art Hassfreundschaft miteinanderverband. So sehr Barou auch immer über Nagis Faulheit schimpfte, brachte er ihn doch sehr oft von seinen Vorlesungen in die Kantine mit. Irgendwo schien er sich doch um Nagi zu sorgen. „Wie kommst du denn jetzt auf diese Idee?“, wollte Yukimiya von Karasu wissen, der sich daraufhin räusperte. „Ich habe mir gedacht, dass dies die beste Art ist, wie Chigiri uns alle ganz ungezwungen kennenlernen kann. Also sind alle Fragen erlaubt. Geniale Idee, oder?“ Karasus Blick sagte dabei sehr eindeutig, dass man ihn doch darauf loben sollte, während er Chigiri eine Hand auf die Schulter legte. Dieser schüttelte über dieses Verhalten zum wiederholten Mal den Kopf. „Das klingt spaßig!“, stimmte Nanase mit einem breiten Grinsen zu. „Und interessant könnte es auch werden“, meinte Isagi augenzwinkernd. Hyoma fragte sich, was er damit wohl meinen könnte. Bei dieser Freundesgruppe rechnete er bis jetzt mit allem. Sie waren ein sehr bunter Haufen, wie es Isagi am Anfang beschrieben hatte. „Ähm…Was ist, wenn man eine Frage nicht beantworten will?“, fragte Tokimitsu und sah dabei ziemlich unsicher aus. Hyoma wusste dabei nicht, ob es daran lag, dass er bestimmte Fragen nicht beantworten wollte, oder dachte, dass die Frage unberechtigt war. „Dann müsst ihr einen Shot trinken. Es soll ja auch lustig sein“, beantwortete Karasu die Frage und suchte Reos Blick. „Ich hole schon alles“, sagte dieser schlicht und ging zurück in die Küche. „Ich helfe dir“, bot Kunigami an und folgte ihm. Kurze Zeit später saßen alle in einem Kreis versammelt auf dem Wohnzimmerboden. In ihrer Mitte lag eine leere Colaflasche und hinter sich hatte Reo auf einen kleinen Tisch ein Tablett mit gefüllten Shotgläsern gestellt. Hyoma hatte sich neben Isagi und Nanase gesetzt. Ihm gegenüber saßen Kunigami, Reo und Nagi, wobei Letzterer Reos Schulter als Kopfkissen nutzte. Dieser hatte wiederum einen Arm um Nagis Taille gelegt. Neben Nagi ging es mit Barou, Yukimiya, Hiori und Bachira weiter. Von Nanase dann mit Otoya, Karasu, Tokimitsu und Aryuu, womit sich der Kreis schloss. „Ich drehe dann als Erstes“, meinte Karasu und hatte die Hand schon an der Flasche. „Warum fängst du an?“, fragte Hiori skeptisch, aber auch ein wenig belustigt. Karasu hatte nur ein Grinsen für ihn übrig. „Weil es meine Idee war.“ Damit drehte er die Colaflasche auch schon, die sich schnell drehte. Alle sahen gespannt zu, wo sie landen würde. Sie hielt schließlich vor Hiori. „Ha! Das hast du davon, dass du meine Autorität in Frage gestellt hast“, witzelte Karasu sofort, woraufhin Hiori die Augen verdrehte. „Ja, ja, glaub, was du willst. Ich nehme Wahrheit, also stell deine Frage, Karasu.“ Hiroi sah ihn herausfordernd an. Hyoma und der Rest lachten leise bei dem Schlagabtausch der beiden. Karasu überlegte kurz, was wohl die richtige Frage für ihn war. Dann grinste er und Hyoma musste zugeben, dass ihm dieses Grinsen überhaupt nicht gefiel. Wahrscheinlich würde jetzt eine sehr unangenehme Frage für Hiori folgen. „Als du mit Isagi zusammen warst, wer hat da wen entjungfert?“ Das Grinsen von Karasu wurde noch breiter, während Hiori ihm den Mittelfinger zeigte. „Reo, ich hätte gerne einen Shot“, war seine Antwort. Reo lachte und nahm eins der Shotgläser vom Tablett, welches er Hiori reichte. Dieser leerte das Glas und verzog das Gesicht daraufhin. „Widerlich“, kommentierte er es. Karasu gab währenddessen ein Schnauben von sich. „Wirklich mies, dass du diese Frage nicht beantworten willst“, meinte er und klang dabei schon fast beleidigt. Hiori streckte ihm nur die Zunge raus. Hyoma interessierte etwas anderes. „Ihr wart mal ein Paar?“, fragte er an Isagi und Hiori gerichtet. Isagi nickte und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, im letzten Jahr in der Oberschule. Für ein halbes Jahr oder so“, beantwortete Hiori seine Frage. „Wow, das hätte ich nicht gedacht“, gab er ehrlich zu, „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Yukimiya und du schon seit Schulzeiten zusammen seid.“ Yukimiya und Hiori tauschten daraufhin einen Blick miteinander aus und schmunzelten beide. Danach sah Yukimiya zu Hyoma. „Ne, so leicht ist es nicht. Wir kennen uns zwar schon seit der Oberschule, aber da hat es nie so richtig zwischen uns gefunkt. Erst als ich auf die Universität gegangen bin, habe wir auch außerhalb öfters Zeit miteinander verbracht, aber da war Yo auch noch mit Isagi zusammen. Der Funke ist erst übergesprungen, als Yo auch sein Studium begonnen hat“, erklärte er ihm so freundlich und Hyoma nickte. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet und war dankbar für diese Erklärung. „Und wie heißt es so schön, der Rest ist Geschichte“, meinte Hiori noch, bevor er nach der Colaflasche griff und sie drehte. Wieder wurde nicht sofort ersichtlich, wo sie landen wollte. Sie wackelte sogar ein paarmal, bis sie vor Reo stoppte. Dieser sah zu Hiori, der sich inzwischen an Yukimiya gelehnt hatte. „Ich nehme Wahrheit“, antwortete er fix. „Wann hast du eigentlich gemerkt, dass du in Nagi verliebt bist?“, wollte Hiori von ihm wissen. Reo schien nicht lange überlegen zu müssen. „Na ja, Sei und ich haben uns ja auch auf der Oberschule kennengelernt. Wir saßen hintereinander und haben uns recht schnell gut miteinander verstanden. Ich würde sagen, dass ich nach gut einer Woche gemerkt habe, dass ich in Sei verliebt bist. Danach sind wir auch ziemlich schnell zusammengekommen“, beantwortete Reo die Frage und strich Nagi durch die Haare, „Ein wenig wie Liebe auf den ersten Blick. Oder was meinst du, Sei?“ „Ja, Liebe auf den ersten Blick trifft es sehr gut“, stimmte sein Freund zu und küsste Reo kurz. Hyoma schmunzelte. Die beiden waren wirklich süß zusammen und wie er gehört hatte, war es wirklich so zwischen ihnen gelaufen. Sie waren wohl das Traumpaar ihrer Clique, auch wenn Hyoma nicht an solche Sachen glaubte. Jede Beziehung hatte ihre Aufs und Abs; dessen war er sich sicher. „Machen wir dann weiter?“, riss Barou die beiden schließlich auch ihrer Küsserei, was dazu führte, dass Nagi ihm die Zunge rausstreckte. Barou rollte die Augen. Reo lachte leise. „Ich mache ja schon.“ Reo griff nach der Flasche und drehte sie von Neuem. Hyoma war gespannt, bei wem sie dieses Mal landen würde. Gleichzeitig stellte er sich auch die Frage, was die anderen wohl von ihm wissen wollen würden. Sie kannten ihn immerhin kaum und es gab noch so vieles, über was sie noch nicht gesprochen hatten. Auch hatte er ein wenig Bedenken wegen den Fragen, die bisher gekommen waren, auch wenn es nur zwei gewesen waren. Es könnte in die gleiche Richtung wie bei Hiori gehen oder so unschuldig sein wie bei Reo. Es hing wohl davon ab, wer ihm am Ende die Frage stellte. Vielleicht würde er doch Pflicht nehmen, aber Wahrheit war in seinen Augen spannender. Die Flasche hielt an und landete bei Bachira. „Oh! Ich nehme Pflicht! Ich will lieber etwas Lustiges machen!“, sagte er sofort und sah Reo gespannt an. „Pflicht also…lass mich kurz überlegen“, begann der Gastgeber und legte sich einen Finger ans Kinn. Kurz darauf erschien ein Grinsen auf seinen Lippen. Hyoma musste zugeben, dass ihm dieses Grinsen nicht gefiel. Es verriet, dass Reo etwas geplant hatte, was ihm sehr zufrieden machen würde. Ob er Mitleid mit Bachira haben sollte? „Bachira, du musst bis zum Ende des Spieles auf Kunigamis Schoß sitzen“, verlangte Reo. Hyomas kurzes Mitleid mit Bachira verschwand augenblicklich und ein Kloß bildete sich in seinem Bauch. „Das sollte ich hinbekommen“, kam es von Bachira kichernd und er stand von seinem Platz auf, um zu Kunigami zu gehen. Hyoma beobachtete alles genau. Bachira und Kunigami lächelten sich an und dieses Lächeln verriet für Hyoma so vieles. Die beiden standen sich nah, das war ihm inzwischen bewusst. Sehr nah, um genau zu sein, und er wusste nicht, wie er mit diesem Umstand umgehen sollte. „Ich hoffe, dass du es bequem hast“, sagte Kunigami zu Bachira, als dieser auf seinem Schoß saß. Er legte sogar von hinten die Arme um ihn. Hyoma schluckte trocken, als Bachira ein weiteres Mal kicherte. „Ja, sehr sogar“, war seine Antwort und er drehte seinen Kopf, damit er Kunigami anlächelten konnte. Hyoma entging nicht, wie glücklich die beiden in diesem Augenblick wirkten. Dies ließ den Kloß in seinem Bauch nur noch wachsen. „Wer ist denn jetzt eigentlich daran, wenn die Flasche auf die beiden zeigt?“, wollte Nanase wissen und riss Hyoma damit aus seinen Gedanken. „Ich würde sagen, dass wir es immer abwechselnd machen, oder, Bachira?“, antwortete Kunigami und blickte den Jungen auf seinem Schoß an. „Ja, das hört sich gut an“, stimmte Bachira auf. Daraufhin erhob er sich kurz, um die Flasche zu drehen. Das Spiel musste ja weitergehen. Das sagte sich auch Hyoma und wollte er sich darauf konzentrieren. Dass Bachira nun die ganze Zeit über auf Kunigamis Schoß saß, versuchte so gut wie möglich auszublenden. Dieses Mal hielt die Flasche bei Yukimiya. „Ich glaube, wir sitzen auf der falschen Seite“, kommentierte Karasu es, dass die Flasche nun schon wiederholten Mal auf derselben Seite gelandet war. Immerhin hatten Yukimiya, Hiori und Bachira nebeneinandergesessen. Nur Reo tanzte da aus der Reihe. „Tja, euer Pech, wenn ihr euch dort hinsetzt“, meinte Yukimiya grinsend und sah zu Bachira, „Ich nehme auch Pflicht. Wir wollen ja nicht den ganzen Abend nur Fragen beantworten.“ „Das finde ich super, Yukki. Ich habe auch schon die perfekte Aufgabe für dich: du musst Hiori einen Heiratsantrag machen.“ Bachira lachte über seine Idee und auch der Rest stimmte mit ein. Hiori und Yukimiya tauschten einen Blick miteinander aus. „Ein Heiratsantrag vor der versammelten Mannschaft…Also gut, Pflicht ist Pflicht. Würdest du mir den Gefallen tun und aufstehen, Yo?“, forderte Yukimiya seinen Freund an, der ihn belustigt ansah. „So habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Aber natürlich“, war seine Antwort und er erhob sich auf seinem Sitzplatz. Auch Yukimiya stand auf, um kurz darauf vor Hiori auf ein Knie zu gehen. Er ergriff seine Hand und sah zu ihm nach oben. Hiori grinste jetzt schon und es war ihm anzusehen, dass er nur schwer ernst bleiben konnte. Yukimiya atmete tief durch. „Yo?“, begann er. „Ja?“, kam es von seinem Freund. Man hörte sehr deutlich, wie ihn die Situation amüsierte. Ihre Blicke trafen sich und beide begannen zu lachen. Durch den Kreis gingen auch amüsierte Geräusche. „Das bekommst du hin, Yukki!“, feuerte Aryuu ihn an. Dieser warf ihm einen kurzen, dankbaren Blick zu, bevor er sich wieder Hiori widmete. „Yo, würdest du mir die Ehre erweisen und mich heiraten?“, beendete Yukimiya schließlich seine Aufgabe und lächelte seinen Freund an. Dessen Grinsen wich nun auch einem Lächeln. Das war schon süß, das musste Hyoma ihnen zusprechen und war dankbar für diese Ablenkung durch diese Pflichtaufgabe. „Ja, ich will dich heiraten. Aber ich hoffe, dass du mir noch einen Ring besorgst“, antwortete Yo, wohl halb im Scherz, halb im Ernst. „Das lässt sich organisieren“, spielte Yukimiya mit und ließ sich von Yo nach oben ziehen. Die beiden küssten sich. Spontan brach der Rest von ihnen in Applaus aus. Das war wirklich eine tolle Leistung gewesen. Hiori löste sich von seinem Freund und vergrub peinlich berührt seinen Kopf in Yukimiyas Halsbeuge. Dieser lachte. „Vielen Dank“, bedankte er sich lediglich und verbeugte sich kurz, bevor er sich mit Hiori wieder hinsetzte. Er griff nach der Colaflasche und drehte sie. Hyoma setzte sich ein wenig anders hin, während die Flasche sich ihr Ziel suchte. Weiterhin wollte er eigentlich nicht zu Kunigami und Bachira sehen, aber gerade nahm er in den Augenwinkeln wahr, wie der Größere dem Jungen auf seinem Schoß etwas zuflüsterte, woraufhin er kicherte. Hyoma biss sich auf die Unterlippe. Er überlegte, ob er Kunigami nicht einfach zur Rede stellen sollte, was zwischen Bachira und ihm lief. Aber er hatte Angst vor der Antwort. Es würde ihm sicher das Herz brechen, egal was am Ende herauskam. Noch wollte er seine Gefühle aber nicht aufgeben. Ein Funken Hoffnung brannte weiter in ihm. Außerdem kannte er Kunigami doch schon so viel länger als Bachira. Warum hatte sich nie etwas zwischen ihnen ergeben, wenn sie einander so lange kannten? Was hatte Bachira, was Hyoma nicht hatte? „Oh, ich bin dran“, riss ihm da Otoyas Stimme aus seinen Gedanken. Hyoma war dies nur recht. Er wollte sich auf das Spiel konzentrieren und sich nicht in irgendwelchen kruden Gedanken verrennen. Hoffentlich fand er für den Rest des Abends noch mehr Ablenkung. Er wollte sich dem Thema jetzt nicht stellen. „Wie es scheint, kennt die Flasche doch noch die andere Seite“, witzelte Yukimiya und grinste Karasu an, der die Augen verdrehte. „Ja, ja. Otoya, was nimmst du?“, wollte er von seinem Mitbewohner wissen. Dieser streckte sich erst einmal und überlegte kurz. „Ich denke, dass ich Wahrheit nehme. Ja, ich nehme Wahrheit“, entschied er sich und nickte Yukimiya zu, der daraufhin die Köpfe mit Hiori zusammensteckte. Die beiden tuschelten miteinander. „Was gibt es denn da zu tuscheln?“, wollte Karasu wissen, während Otoya seelenruhig abwartete, dass Yukimiya ihm eine Frage stellte. Hyoma war diese Dynamik zwischen den Vier von Anfang an aufgefallen. Er hatte sich schon gefragt, ob da vielleicht mehr dahintersteckte. Eventuell würde er es irgendwann erfahren. Jetzt war er mehr darauf gespannt, was für eine Frage Yukimiya Otoya stellen würde. „Wir mussten nur kurz etwas besprechen“, antwortete der Brillenträger zunächst Karasu, ehe er seine Frage stellte, „Otoya, was läuft da jetzt eigentlich genau zwischen Karasu und dir? Ich glaube, da sind wir alle neugierig.“ Hyoma grinste, als er das Lächeln auf Yukimiyas Lippen sah. Es wirkte so unschuldig, aber gleichzeitig sprach es auch Bände. Auch war Hyoma sehr dankbar über diese Frage. Immerhin hatte er sich diese heute auch schon gestellt. Er nahm wahr, dass alle im Raum gespannt auf diese Antwort warteten. Otoya sah erst einmal zu Karasu, der ihn angrinste. Dann widmete er sich wieder Yukimiya. „Karasu ist mein bester Freund, meine große Liebe, mein Liebhaber und alles dazwischen“, war die Antwort. Diese löste mehrere Reaktionen aus. Tokimitsu und Nanase wirkten sehr verwirrt, während Aryuu davon redete, dass er noch nie eine so stylische Antwort gehört hatte. Kunigami, Bachira und Isagi lachten genauso wie natürlich Karasu selbst. Barou schüttelte entnervt den Kopf und Nagi gähnte unbeeindruckt. „Oh man…Ich habe ja schon gesagt, dass man bei Gesprächen mit den beiden Gehirnzellen verliert“, meinte Reo und fasste sich an die Stirn. Hyoma lachte leise, auch wenn dies nicht die Antwort war, die er sich von Otoya erhofft hatte. Hiori schüttelte auch nur den Kopf. „…Eine andere Antwort hättest du uns auch nicht geben können, oder?“, hakte Yukimiya noch einmal nach. Nun grinste Otoya selbst. „Nein.“ Eine schlichte Antwort. „Tja, Yukki, da musst du wohl noch ein bisschen warten, bist du eine Antwort auf diese bahnbrechende Frage bekommst“, meinte Karasu belustigt. Yukimiya stimmte in Hioris Kopf schütteln ein. Ja, niemand von ihnen bis auf Otoya und Karasu war in diesem Augenblick zufrieden mit der Antwort. Aber damit mussten sie wohl jetzt leben, auch wenn es Hyoma nach wie vor hinter den Fingernägeln brannte, zu erfahren, was da wirklich zwischen den beiden lief. Es war auch gerade die perfekte Ablenkung von seinem Problem mit Kunigami und Bachira. Gut, das war dann etwas für einen anderen Tag. „Ich mache dann weiter“, sagte Otoya und griff nach der Flasche, die sich vom Neuen drehte. Hyoma beobachtete gespannt, wo sie dieses Mal landen würde. Es waren immerhin viele von ihnen noch nicht an der Reihe gewesen. Schließlich hielt die Flasche vor ihm an. „Dann bin ich wohl an der Reihe“, entfloh es ihm erstaunt und er sah zu Otoya, der nickte, „Ich werde erst einmal Wahrheit nehmen.“ „Jeder ist mal dran. Also, Chigiri, bist du gerade verliebt?“, stellte er seine Frage. Hyoma schluckte. Das konnte er unmöglich beantworten, ohne sich zu verraten. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4 Rensuke genoss es sehr, dass Bachira die ganze Zeit auf seinem Schoß saß. Ihm war natürlich bewusst, dass Reo ihm diese Pflichtaufgabe vor allem aufgrund ihres Gesprächs in der Küche gegeben hatte. Irgendwie war er seinem besten Freund ja dankbar dafür, dass er ihm immer wieder einen Arschtritt gab, was seine Gefühle für Bachira anging. Rensuke hatte einfach Angst davor, was aus ihrer Freundschaft werden würde, wenn er sich verkalkulierte. Reo hätte bei diesen Gedanken sicher wieder davon gesprochen, dass es Bullshit wäre. Rensuke brauchte einfach einen kleinen Anstoß, bis er diesen Schritt gehen konnte. Wer weiß, vielleicht kam er ja an diesem Abend. Jetzt kostete Rensuke die Situation erst einmal weiter aus. Bachira hatte es sich auch sehr bequem auf Rensuke Schoß gemacht. Damit er gut sitzen konnte, hatte der Größere die Arme von hinten um seinen Bauch gelegt und Bachira hatte dies als Einladung gesehen, um sich an ihn zu lehnen. Rensuke musste zugeben, dass das Spiel ziemlich schneller zur Nebensache wurde, da er jetzt Bachira so nah sein konnte. Er hätte einfach stundenlang mit ihm hier so sitzen können. „Also, Chigiri, bist du gerade verliebt?“ Als Otoya seine Frage gestellt hatte, war Rensukes Aufmerksamkeit wieder bei seinen Freunden und nicht nur mehr bei Bachira. Auch dieser sah aufmerksam zu Chigiri, der schnell zum Mittelpunkt wurde. Otoya hatte wohl die genau richtige Frage gestellt. Es passte auch sehr gut, dass ausgerechnet er diese Frage stellte. Karasu und er interessierten sich immer sehr für das Liebesleben anderer. Rensuke war ganz froh darüber, dass Bachira und er noch nicht in ihren Fokus geraten waren. Er hätte nicht gewusst, wie er damit umgegangen wäre. „Weißt du, ob Chigirin gerade verliebt ist?“, flüsterte Bachira ihm da zu und riss ihm aus seinen Gedanken. Der Kleinere hatte den Kopf leicht in den Nacken gelegt, damit er ihn ansehen. Rensuke schüttelte den Kopf. „Nein, weiß ich nicht. Aber wir haben noch nie so wirklich über dieses Thema gesprochen“, antwortete er ebenfalls flüsternd. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Chigiri ihm jemals davon erzählt hatte, dass er verliebt war. Vielleicht gab es da ja jemanden in seiner Heimat, den er sehr mochte. Oder halt nicht. Rensuke wusste es nicht. Bachira nickte kurz und sah dann wieder zu Chigiri, der immer noch nicht die Frage beantwortet hatte. Ein wenig wirkte es für Rensuke so, als wäre er in einem inneren Zwiespalt gefangen. Wahrscheinlich wollte er mit den anderen nicht teilen, in wen er verliebt war. Verstehen konnte er das. Er war ganz froh darüber, dass lediglich Reo von seinen Gefühlen für Bachira wusste. „Reo, ich hätte gerne einen Shot“, war schließlich Chigiris Antwort und er sah zu ihrem Gastgeber, der erstaunt die Brauen in die Höhe hob, aber nach einem der Shotgläser hinter sich griff. „Buh, wie unfair“, beschwerte sich Otoya daraufhin. „Genauso schlimm wie Hiori!“, stimmte Karasu natürlich zu, während Chigiri das Shotglas von Reo gereicht bekam. Mit einem undefinierbaren Blick sah er zu dem Chaoten-Duo. „Wenn du eine Antwort haben willst, musst du mir andere Fragen stellen, Otoya“, war Chigiris Antwort, bevor er den Shot trank. Darauf hustete er und Isagi klopfte ihm sicherheitshalber auf den Rücken, falls er sich verschluckt hatte. Chigiris angewiderter Gesichtsausdruck verriet, dass er nur gehustet hatte, da ihm der Shot nicht geschmeckt hatte. „Was ist da drin, Reo?!“, wollte er wissen. „Vodka. Etwas anderes haben Kunigami und ich auf die Schnelle nicht gefunden“, war seine Antwort und er zuckte mit den Schultern. Entschuldigend sah Rensuke zu Chigiri, der sich noch einmal schüttelte. Irgendwie wurde Rensuke das Gefühl nicht los, dass sein bester Freund sich an dem Geschmack des Shots so festbiss, da er sich nicht anmerken lassen wollte, dass Otoyas Frage etwas in ihm aufgewühlt hatte. Er fragte sich, warum dies so war. Ob Chigiri gerade wohl unglücklich verliebt war? War er vielleicht deswegen auch aus Kagoshima weggezogen? Rensuke fühlte sich in diesem Augenblick schlecht, da er nicht wusste, was seinen besten Freund bedrückte. Vielleicht sollte er in einer ruhigen Minute einmal mit Chigiri darüber reden. Er fühlte sich irgendwie verantwortlich für ihn, da er ihn ja nach Tokyo geholt hatte. Bachira schien zu bemerken, dass er sich unwohl fühlte, denn seine Hand legte sich auf Rensukes und er strich zärtlich über sie. Er sah zu ihm hoch und lächelte ihn sanft an. Rensuke erwiderte es und legte kurz seine andere Hand auf Bachiras. Er war sehr dankbar dafür, dass er ihm gerade so nah sein konnte. So aufgedreht Bachira manchmal auch war, verstand er sich doch darauf, Rensuke runterzubringen, wenn es sein musste. Sie ergänzten sich in diesen Belangen sehr gut. Chigiri hatte währenddessen nach der Flasche gegriffen, die sich jetzt wieder fröhlich im Kreis drehte. Rensuke schenkte dem Spielgeschehen wieder seine Aufmerksamkeit, während Bachira kurz auf seinem Schoß herumrutschte, bevor er wieder eine bequemere Position einnahm. Seine Hand lag immer noch auf Rensukes. Die Colaflasche stoppte dieses Mal vor Nagi, der weiterhin an Reo gelehnt saß. „Dann bin ich wohl an der Reihe. Ich nehme Wahrheit, Chigiri“, antwortete er und sah zu Chigiri, dessen Gesichtsausdruck immer noch etwas Undefinierbares an sich hatte. Ja, Rensuke nahm sich ganz fest vor, dass er in Ruhe mit ihm sprechen würde. Chigiri nickte und überlegte kurz, was für eine Frage er Nagi stellen sollte. „Was willst du eigentlich mal machen, wenn du mit der Universität fertig bist?“ Fragend sah er Nagi an. „Mich von Reo aushalten lassen“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Sofort brach der Großteil von ihnen in Gelächter aus, wozu sich Rensuke auch zählte. Diese Antwort passte so perfekt zu Nagi. „Tust du das nicht jetzt schon?“, meinte Barou skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Nagi blickte ihn unbeeindruckt an. „So richtig halt. Jetzt muss ich ja noch für die Uni arbeiten.“ Nagi zuckte mit den Schultern und kuschelte sich demonstrativ an Reo, der leise lachte und ihn auf die Schläfe küsste. „Ich denke, dass lässt sich einrichten, wenn wir mit der Uni fertig sind. So lange hältst du es noch aus, oder?“, fragte er und strich Nagi sanft durch die Haare. Dieser dachte kurz nach, aber nickte schließlich. „Ja, ich denke schon. Wenn du an meiner Seite bleibst.“ „Das werde ich immer.“ Reo küsste Nagi, was dieser sehr gerne geschehen ließ. Rensuke hörte Meguru auf seinem Schoß leise kichern. Ja, die beiden waren schon sehr süß miteinander. „Ist ja gut, ihr habt uns mal wieder bewiesen, dass ihr Couplegoals seid. Können wir dann weiterspielen?“, verlangte Karasu. Reo löste sich von Nagi und streckte Karasu die Zunge raus, während Nagi nach der Flasche griff und sie halbherzig drehte. Rensuke sah ihm diesem Augenblick kurz zu Chigiri. Irgendwie kam es ihm vor, als wäre gerade richtig niedergeschlagen. Aber warum war es so? Wurde er durch Nagis und Reos Aktion daran, wie unglücklich verliebt er gerade war? „Du bist daran, Kunigami“, riss ihn Bachira da aus seinen Gedanken. Durch Nagis halbherziges Drehen der Flasche hatte diese keinen weiten Weg hinter sich gebracht und zeigte nun auf Bachira und Rensuke. Und da sie abgemacht hatten, dass sie sich abwechseln würden, war nun Rensuke an der Reihe. „Wahrheit oder Pflicht?“, fragte Nagi ihn, der sich weiterhin an Reo kuschelte. Wenn das so weiterging, würde er sich bald auf den Boden legen und Reos als Kopfkissen nutzen – etwas, was schon öfters vorgekommen war. „Ich nehme Pflicht. Immer nur Wahrheit ist langweilig“, antwortete er. Um ehrlich zu sein, hatte Rensuke ein wenig Angst davor, was für eine Frage Nagi ihm stellen würde. Dabei ging er noch nicht einmal davon aus, dass Nagi selbst auf solche Ideen kam, aber Reo, der ja die ganze Zeit über neben ihm saß. Und genau in diesem Augenblick bereute Rensuke es ebenfalls, dass er Pflicht genommen hatte, da Reo und Nagi miteinander tuschelten. Das konnte einfach kein gutes Ende für ihn nehmen. Die beiden konnten sich echt mit Yukimiya und Hiori zusammentun, die vorhin schon Karasu und Otoya aus der Reserve locken wollten. „Du musst Bachira auf den Nacken küssen“, bekam er schließlich seine Pflichtaufgabe gestellt. Rensuke schluckte. Er überlegte fieberhaft, ob es die Option gab, dass er einen Shot trank, um dieser Aufgaben zu entkommen. Reo warf ihm einen Seitenblick zu, der so viel sagte, dass er gar nicht erst daran denken sollte. Aber war dies die richtige Entscheidung? Es würde der erste mehr oder minder intime Moment zwischen Bachira und ihm sein. Auch wenn es kein Kuss auf die Lippen war, wollte er so etwas ungern vor der versammelten Mannschaft tun. Außerdem, wie würde sich Bachira dabei fühlen? Und- „Es ist in Ordnung“, riss ihn da der Junge auf seinem Schoß aus seinen Gedanken und lächelte ihn sanft an, „Ich habe kein Problem damit.“ Für einen Augenblick glaubte Rensuke, dass Bachira seine Gedanken gelesen hatte. „Komm schon, Kunigami, es gibt hier kein Zurück!“, rief ihm da Karasu zu, der natürlich auch etwas dazu sagen musste. Otoya neben ihm nickte eifrig. „Jetzt drängt die beiden doch nicht“, versuchte Yukimiya sie verteidigen, wofür Rensuke ihm sehr dankbar war. Aber für ihn war Bachiras Lächeln in diesem Augenblick Antwort genug. Wenn es für ihn in Ordnung war, so würde er es durchziehen. „Einverstanden“, sagte Rensuke schließlich mehr zu Bachira als zu alle anderen. Er lehnte sich nach vorne und küsste Bachira sanft auf den Nacken. Er löste sich nicht sofort, sondern verblieb für einen Wimpernschlag kurz. „Na geht doch!“, rief Karasu aus und Otoya neben ihm applaudierte. Rensuke hörte, wie Reo zufrieden lachte und auch der Rest von ihnen sich amüsierte. Alle, bis auf einer. Aber dies bekam Rensuke nicht mit, da er viel zu sehr darin vertieft war, wie zart sich Bachiras Haut an seinen Lippen anfühlte. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Yoichi hatte Chigiri das Spiel über immer wieder beobachtet. Ihm war vor allem wichtig, dass er sich dabei wohlfühlte, da solche Ideen von Karasu gerne mal eskalieren konnten. Aber an sich blieb das Spiel doch recht harmonisch. Die erste Auffälligkeit für Yoichi begann, als Bachira sich auf Kunigamis Schoß setzen sollte. Er ahnte, dass Reo irgendetwas mit dieser Pflichtaufgabe bezwecken wollte, aber er wusste nicht so recht, was es war. Aber für Yoichi war es viel auffälliger, wie Chigiri darauf reagierte. Es wirkte für ihn so, als würde sich alles in seinem Mitbewohner zusammenziehen. Er verstand nicht, warum dies so war. Dann kam die Frage von Otoya, ob Chigiri verliebt war, die er nicht beantworten wollte. Irgendwo konnte Yoichi das verstehen, aber gleichzeitig überkam ihm das Gefühl, dass mehr dahintersteckte. Sofort schoss es ihm durch den Kopf, dass Chigiri in jemanden verliebt war, der hier in Raum war. Für Yoichi kam da eigentlich nur eine Person in Frage, aber er war sich nicht ganz sicher. Er würde das genauer beobachten. Und schließlich folgte der Kuss, den Kunigami Bachira auf den Nacken geben sollte. Während alle lachten, starrte Chigiri die beiden an. Dies entging Yoichi natürlich nicht. Der Gedanke, den er hatte, verfestigte sich immer mehr. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, wenn es denn der Wahrheit entsprach. Es könnte ihr Zusammenleben ganz schön ins Wanken bringen. Bei diesem Gedanken würde Yoichi mulmig zu Mute. „Da hattet ihr euren Kuss“, meinte Kunigami schließlich und löste sich von Bachira. Yoichi entging nicht, dass seine Wangen leicht gerötet waren. Bachira auf seinem Schoß sah sehr glücklich aus. Schon länger hatte Yoichi das Gefühl, dass sein bester Freund sich in der Nähe von Kunigami besonders wohlfühlte. Das machte die Gesamtsituation für Yoichi nur noch komplizierter. „Jetzt sind wir alle sehr zufrieden“, witzelte Reo, während sich Kunigami mit Bachira auf dem Schoß daran machte, die Flasche zu drehen. Yoichi konnte sich nur noch halb auf das Spiel konzentrieren. Seine Hauptaufmerksamkeit lag immer noch auf Chigiri, der in seinen Augen immer noch verkrampft dasaß. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Endlich bin ich an der Reihe!“, rief da Karasu aus, als die Flasche bei ihm stehenblieb, „Ich nehme Pflicht. Ich will etwas Cooles machen.“ Amüsierte funkelte er Kunigami an. Yoichi sah nur kurz zu ihnen, da ihm nicht entging, dass Chigiri demonstrativ von Kunigami wegsah. Yoichis Gedanke verfestigte sich weiter. „Du musst zwei Minuten lang einen Handstand machen“, war seine Pflichtaufgabe, die er mit Bravour annahm. So ging es auch fröhlich weiter mit Nanase, der beantworten sollte, was dort eigentlich zwischen Kurona und ihm lief, woraufhin er einen Shot von Reo einforderte, aber sein hochrotes Gesicht verriet eigentlich schon alles. Aryuu und Tokimitsu mussten drei Minuten lang zusammen tanzen und Barou musste beantworten, mit wie vielen Mädchen er schon geschlafen hatte – diese Frage war auf Otoyas Mist gewachsen. Auch Barou beantwortete sie mit einem Shot. Und so ging das Spiel immer weiter. ♡ ♡ ♡ Es war mitten in der Nacht, als sich die Vierer-WG auf den Heimweg machte. Das Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel war irgendwann ausgelaufen und sie hatten alle miteinander gesessen, um zu quatschen. Es hatte noch einiges an Alkohol gegeben, aber Yoichi war bewusst so nüchtern wie möglich geblieben. Einmal, damit sie alle noch im Ganzen nach Hause kamen, und zum anderen, da er sich um Chigiri Sorgen gemacht hatte. Dieser war gegen Ende hin sehr still gewesen und Yoichi hatte das Gefühl gehabt, dass er nach Hause wollte. Oder vielleicht auch nicht, da er dort mit Kunigami und Bachira zusammen war. Auch Chigiri hatte kaum Alkohol getrunken. Für Yoichi war dies ein weiteres Zeichen dafür, dass er sich Gedanken darüber sollte, ob nicht in nächster Zeit ihr Haussegen schiefhängen würde. „Ich mag nicht mehr laufen…“, kam es von Bachira, als sie fünf Minuten vom Mikage-Tower entfernt waren. Da sich ihre Wohnung in der Nähe befand, wollten sie zu Fuß gehen. Es waren nur zwanzig Minuten Fußweg. Bachira hatte von ihnen am meisten getrunken und wirkte sehr müde. „Soll ich dich tragen?“, fragte Kunigami da und blieb stehen. Yoichi beobachtete, wie Bachiras Augen aufblitzten. Wieder ging es ihm durch den Kopf, dass Bachira immer so glücklich in Kunigamis Nähe war. Er würde sich ja freuen, wenn sich etwas zwischen Kunigami und Bachira entwickelte, aber gleichzeitig war da dieser Gedanke, den er wegen Chigiri hatte. „Ja! Ich bin so müde“, antwortete Bachira schnell und strahlte Kunigami an. Yoichi sah aus den Augenwinkeln zu Chigiri, der neben ihm stand. Dieser hatte die Arme vor der Brust verschränkte und blickte zur Seite. Kunigami und Bachira schien gar nicht zu bemerken, dass er sie ignorierte. Aber die beiden waren generell sehr mit sich selbst beschäftigt. „Dann mal los.“ Kunigami ging in die Hocke und ließ Bachira auf seinen Rücken klettern. Dieser legte von hinten seine Arme um den Nacken des Größeren und kuschelte sich an seinen Rücken. Kunigami umfasst Bachiras Kniekehlen und stand langsam wieder auf. Bei den ersten Schritten war Kunigami noch ein wenig unsicher, aber da Bachira ganz still auf seinen Rücken blieb, fand er schnell wieder sein Gleichgewicht. Für Yoichi wirkte es ein wenig so, als hätten die beiden vollkommen vergessen, dass Chigiri und er noch bei ihnen waren. So war es eigentlich den ganzen Abend über nach dem Kuss gewesen. Manchmal hatte es für Yoichi so gewirkt, als wären für Kunigami und Bachira nur sie beide im Raum gewesen. Auch war Bachira nach dem Spiel nicht von Kunigamis Schoß aufgestanden. Es wurde immer offensichtlicher für ihn, dass sich dort etwas zwischen den beiden entwickelte. Aber Yoichi war es gerade auch sehr recht, dass Kunigami und Bachira nicht auf sie achteten. So konnte er sich in aller Ruhe mit Chigiri unterhalten. Er ließ es auch gerne geschehen, dass ihre Mitbewohner ein ziemliches Stück vor ihnen gingen. Chigiri schien dies auch nicht groß zu stören. Vielleicht suchte er auch bewusst den Abstand. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Yoichi an Chigiri an. Dieser zuckte kurz zusammen, da er wohl in Gedanken gewesen war. „Ja, schon. Ich bin bloß ein wenig müde und freue mich gleich auf mein Bett.“ Chigiri lächelte ihn schief an. Ganz konnte Yoichi ihm dieses Lächeln nicht abkaufen, aber er erwiderte es trotzdem. Er mochte es nicht, dass Chigiri so traurig aussah, denn dies war eindeutig in seinen roten Augen zuerkennen. „Wir haben es ja fast geschafft und morgen ist Sonntag und wir können ausschlafen“, meinte Yoichi und kratzte sich am Hinterkopf, „Hat dir die Party denn Spaß gemacht? Es wurde am Ende doch ziemlich wuselig.“ Chigiri nickte zuerst. „Sie war echt gut. Ich muss mich echt noch einmal bei Reo bedanken, dass wir bei ihm feiern durften. Und zum Ende hin fand ich es auch ganz nett. Es ist schön, wenn wir öfters so zusammensitzen könnten. Es ist doch sehr lustig mit der Truppe.“ Das Lächeln auf Chigiris Lippen wurde nun wieder etwas fester, was Yoichi irgendwo beruhigte. Vielleicht hatte er sich doch zu viele Gedanken gemacht und er sah Sachen, die eigentlich gar nicht da waren. Vielleicht hatte Chigiri vorhin bei Kunigami und Bachira nur so reagiert, da er in Gedanken gewesen war. Das wäre auch gut möglich. „Ich bin sehr froh, dass du dich bei uns so wohlfühlst. Ich weiß, dass manche von ihnen manchmal ziemlich fordernd sein können, aber so lange wie alle Spaß miteinander haben, ist alles andere egal meiner Meinung nach“, stimmte er ihm zu. In Yoichi war auch kurz der Gedanke aufgekommen, dass Chigiri es sich vielleicht auch anders überlegte und zurück nach Kagoshima ging. Yoichi hätte nicht gewusst, wie er damit umgegangen wäre. Er wollte herausfinden, wohin sich seine eigenen Gefühle für Chigiri entwickeln würde, wie zart sie gerade auch noch sein mochten. „Ich fühle mich sehr wohl. Das machte mir das Einleben einfacher“, sagte Chigiri. Yoichi lächelte glücklich. Für einen Augenblick herrschte Schweigen zwischen ihnen. Kunigami und Bachira gingen immer noch ein Stück vor ihnen. Yoichi nahm wahr, wie die beiden miteinander tuschelten. Er verstand nicht, über was die beiden sprachen, aber Bachira kicherte ein paarmal. Die zwei waren wieder ganz in ihrer eigenen Welt. „Isagi?“, fragte Chigiri ihn dann. Yoichi schluckte kurz. Unwohlsein stieg in seinem Bauch auf. Er hatte das Gefühl, dass nichts Gutes folgen würde. „Ja?“ „Warst du schon einmal unglücklich verliebt?“, wollte Chigiri von ihm wissen. Dabei sah er ihn nicht an, sondern zu Kunigami und Bachira. Yoichi schluckte erneut. Ihm wurde heiß und kalt zur gleichen Zeit. „Nein, noch nie“, antwortete er ehrlich. „…Ich bin es gerade.“ Chigiri hätte dies noch nicht einmal aussprechen müssen; Yoichi hätte es auch so gewusst. Und er wusste auch, dass Kunigami derjenige war, in den Chigiri verliebt war. Dieser wollte ganz offensichtlich etwas von Bachira, der seine Gefühle auch noch zu erwidern schien. Und Yoichi fühlte sich so, als würde er zwischen den Stühlen sitzen. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Kapitel 5 Es waren einige Tage seit der Party bei Reo und Nagi vergangen. Meguru fand, dass sich seitdem etwas zwischen Kunigami und ihm verändert hatte. Es war so, als wäre die Anziehung zwischen ihnen gewachsen, was ihn sehr glücklich machte. Diesen Punkt hatte er sich schon so lange herbeigewünscht, da er sich sicher war, dass es jetzt so richtig mit ihnen ins Rollen kam. Meguru hoffte stark, dass der Augenblick, wo er Kunigami seine Gefühle gestehen konnte, nun in Griffnähe lag. Natürlich hatte Meguru irgendwo immer noch Chigiris Gefühle für Kunigami im Hinterkopf. Aber er hatte beschlossen, dass er darauf keine Rücksicht nehmen konnte. Es brachte ihm nichts und Meguru ebenfalls. Er wusste ja, dass es Kunigami seine Gefühle erwiderte, warum sollte er die Chance da nicht nutzen? Chigiri würde so oder so das Herz gebrochen werden. Meguru wusste zwar noch nicht, wie er am Ende damit umgehen würde, aber in diesem Augenblick wollte er selbstsüchtig sein. Und seine Selbstsucht verlangte nach Kunigami und dass er ihn lieben durfte, ganz offen, ohne, dass sie umeinander herumtanzten. Alles andere würde sich dann mit der Zeit zeigen. Erst einmal wollte Meguru diesen Schritt gehen. Meguru war allein in der Wohnung und saß an einem Bild für eine kleine Ausstellung, die sein Kurs in zwei Wochen hatte. Chigiri und Isagi waren an diesem Nachmittag bei ihrem Nebenjob und Kunigami hatte sich vor gut zwei Stunden von ihm verabschiedet, da er ins Fitnessstudio ging. Dies tat er dreimal in der Woche gemeinsam mit Barou. Er hatte Meguru auch schonmal gefragt, ob er mitkommen wollte, aber er empfand nicht den Reiz, mit anderen Leuten zu trainieren. Das war ein Ding für Kunigami und Barou. Er genoss es auch ein wenig, dass er gerade allein war. So konnte er sich voll und ganz auf sein Bild konzentrieren, welches auch immer mehr zu seiner Zufriedenheit Gestalt annahm. Dies lag wahrscheinlich auch an dem Gedanken, dass Kunigami und er noch eine ganze Weile allein sein würden, bis Isagi und Chigiri nach Hause kamen. Er mochte diese Stunden sehr, weshalb er auch darauf lauschte, dass die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Meguru war gerade dabei, den Himmel seines Landschaftsbildes zu vervollständigen, als genau dies geschah. „Bachira, ich bin wieder da“, rief Kunigami und Meguru hörte, wie er die Wohnungstür hinter sich schloss. Sofort erschien ein Lächeln auf Megurus Lippen. Jetzt waren sie also unter sich. „Willkommen zurück!“, rief er Kunigami entgegen. Er würde den Himmel noch fertigmalen und dann seinem Mitbewohner Gesellschaft leisten. In Meguru bildete sich vorfreudige Aufregung. Er konnte selbst nicht sagen, warum dies so war, aber er freute sich darüber, dass sie allein waren. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass heute ein richtig guter Tag war. Während er weitermalte, lauschte Meguru darauf, was Kunigami tat. Er hörte, wie zunächst seine Zimmertür geöffnet wurde und er wohl seine Sachen ablegte und sich umzog. Kurz darauf ging er in die Küche. Wahrscheinlich wollte er sich etwas zu essen machen. Meguru war das nur recht. Dann konnte er in aller Ruhe mit ihm sprechen. Er wusste hierbei noch nicht, ob er das Thema mit den Gefühlen ansprechen sollte oder nicht. Meguru würde abwarten, wie sich ihr Gespräch entwickelte. Er beendete den Himmel und verstaute seine Malsachen, ehe er ins Badezimmer ging, um seine Pinsel auszuwaschen. Als er auch diese zum Trocknen in ein Glas gestellt hatte, ging er zielstrebig in die Küche. Dort blieb Meguru kurz in der Tür stehen und betrachtete Kunigami, der mit dem Rücken zu ihm stand. Er hatte seine Sportklamotten gegen ein schwarzes Tanktop und schwarze Jogginghose ausgetauscht. Der Anblick gefiel Meguru. Kunigami war damit beschäftigt, etwas kleinzuschneiden. „Was machst du da?“, fragte Meguru, während er auf ihn zuging. Kunigami hielt in seiner Tätigkeit inne und sah über die Schulter zu Meguru, der sich neben ihn an die Küchentheke stellte. „Ich habe gedacht, dass ich mir noch einen Salat mache. Bis zum Abendessen dauert es ja noch etwas und ich habe jetzt Hunger“, antwortete Kunigami ihm und machte sich daran, die Tomaten weiter kleinzuschneiden. „So gesund. Wir hätten auch noch Kekse dagehabt“, meinte Bachira und klaute sich ganz frech eine der Tomaten. Kunigami hörte wieder auf zu schneiden und warf ihm einen Seitenblick zu. „Weil Kekse nach dem Training ja so sinnvoll sind. Ich kann dir auch etwas mitmachen“, bot er ihm an, nachdem sich Meguru eine weitere Tomate klaute. Dafür erntete er ein amüsiertes Schnauben seitens des Älteren. „Ich brauch nichts, aber danke. Wie war euer Training?“ Meguru zog sich die Küchentheke hoch und setzte sich auf diese. Wäre Isagi daheim, hätte er längst etwas dagegen gesagt, dass Meguru nicht immer auf der Küchenzeile sitzen sollte. Kunigami sagte aber nichts, sondern widmete sich wieder seinen Tomaten, von denen Meguru ihm eine weitere klaute. „Das Training war gut. Ich habe endlich die dreißig Kilometer-Marke auf dem Laufbahn geknackt. Barou war zwar etwas angepisst, da es er immer noch nicht geschafft hat, aber das war es mir wert.“ Belustigt sah Kunigami zu Meguru, dem er mit dieser Aussage ein Kichern entlockte. Er konnte sich sehr bildlich vorstellen, wie sehr sich Barou aufgeregt hatte. Kunigami und er nahmen jeden ihrer Fitness-Tage als eine Art Wettbewerb und so weit der Kunststudent wusste, war dies schon gewesen, als sie zur Schule gegangen waren. „Armer Barou. Dann strengt er das nächste Mal wahrscheinlich noch mehr an.“ Meguru nahm eine weitere Tomate, aber diese Mal hielt Kunigami seine Hand fest. Für einen Augenblick sahen sie sich nur an, beide mit einem Grinsen im Gesicht. „Mein Angebot steht noch. Ich kann dir gerne etwas mitmachen.“ Etwas herausforderndes lag in Kunigamis Blick. Meguru biss sich auf die Unterlippe, um ein Kichern zu unterdrücken. Er wusste, dass sie wieder einmal an diesem Punkt angekommen waren. Es passierte eigentlich immer nur, wenn sie miteinander allein waren. Sie flirteten und das sehr offensichtlich. Aber heute war da noch Megurus Gefühl. Heute war irgendetwas anders zwischen ihnen. „Nein, ich brauch nichts.“ Kunigami ließ es zu, dass Meguru seine Hand zu seinem Mund führte, obwohl er sie immer noch festhielt. Er beobachtete ihn genau dabei, wie er die Tomate aß. Gleichzeitig ließ Meguru ganz unauffällig sein Bein an dem von Kunigami entlanggleiten. Dieser schielte kurz nach unten, aber lächelte Meguru daraufhin schon wieder ab. „Alles klar. Wenn dir die Tomaten reichen, bitte“, war seine schlichte Antwort und er ließ Megurus Hand wieder los, aber nicht ohne über die Oberschenkel des Kleineren zu streichen. Diese kleine Berührungen waren sehr nach Megurus Geschmack. Er rutschte noch ein Stück näher an Kunigami heran. Dieser schob die kleingeschnittenen Tomaten vom Brett in den Salat, den er daraufhin durchrührte. Meguru betrachtete den Salat. „Sieht ja doch ganz lecker aus“, meinte er zu ihm, wofür ein selbstzufriedenes Grinsen von Kunigami erntete. „Du darfst ihn gerne probieren“, schlug er vor. Er holte eine Gabel hervor und nahm etwas von dem Salat. Bevor er aber auf die Idee kam, Meguru diese in die Hand zu drücken, öffnete er den Mund. Kunigami schnaubte amüsiert, kam der Aufforderung aber nach. Meguru grinste zufrieden und kaute. Der Salat war wirklich gut geworden, auch wenn es im Endeffekt nur das war; Salat. „Und schmeckt es dir?“, wollte Kunigami wissen, während er selbst etwas von dem Salat aß. Von der gleichen Gabel. „Ja, tut es. Sehr sogar. Kannst du öfters machen“, gab Meguru ehrlich zu. Kunigami nickte und kaut auf. Kurz entstand Schweigen zwischen ihnen, wobei Kunigami Meguru ein weiteres Mal mit seinem Salat fütterte. Es war unglaublich schöner Moment zwischen ihnen, wie Meguru fand. So herrlich unkompliziert und angenehm. Aber Meguru wollte mehr. Er wollte, dass diese Augenblicke zur Selbstverständlichkeit wurden. „Gerne“, sagte Kunigami und legte die Gabel zur Seite, „Du hast da was.“ Er hob die Hand und wischte mit dem Daumen über Megurus Mundwinkel. Über Megurus Haut ging ein angenehmer Schauer. Diese Berührung fühlte sich unglaublich gut an. Sie sahen einander tief in die Augen und Kunigami hielt in seiner Bewegung inne. Ihre Gesichter kamen sich immer näher. Mit seiner freien Hand stützte sich Kunigami neben Megurus Oberschenkel ab, wobei sein Daumen auf diesem lag. In Megurus Bauch war alles bereit für das Feuerwerk, welches gleich folgen würde. „…willst du das auch wirklich?“, fragte Kunigami, kurz bevor sich ihre Lippen berührten. Meguru musste ein genervtes Geräusch unterdrücken. Musste er es noch offensichtlicher machen, dass er Kunigami wollte? Musste er wohl. Seine Hand schnellte nach oben und legte sich in Kunigamis Nacken, um diesen an sich heranzuziehen. Ihre Lippen trafen hart aufeinander. Meguru merkte, dass er den Älteren mit dieser Aktion kurz überrumpelt hatte. Kurz versteifte er sich und er hatte schon die Befürchtung, dass er zu weit gegangen war. Endlich, hallte es Megurus Kopf wider, als Kunigami den Kuss erwiderte. Das Feuerwerk in seinem Bauch ging los und er konnte das Glück, welches sich in ihm ausbreitete, nicht beschreiben. Wollte er auch gar nicht. Er wollte den Moment genießen. Kunigami ging es genauso zu gehen. Seine Hände legten sich auf Megurus Hüfte, um ihn noch näher an sich zu ziehen. Automatisch öffnete Megurus seine Beine, damit er dazwischen Platz finden konnte. Megurus rechtes Bein legte sich um Kunigamis Hüfte. So schnell würde er ihn nicht mehr gehen lassen. Nur kurz lösten sie sich voneinander, um Luft zu holen, aber dann küssten sie sich wieder. Während Megurus linke Hand immer noch ins Kunigamis Nacken ruhte, wanderte seine freie Hand zu dessen Hosenbund und zog das Tanktop aus dieser. Er wanderte mit der Hand unter das Tanktop. Er strich über Kunigamis Bauchmuskeln und dann nach hinten zu seinem Rücken, wo er mit der Hand verblieb. Auch Kunigamis Hände blieben nicht untätig. Sie wanderten von Megurus Hüfte hinauf und unter sein T-Shirt. Meguru genoss die Berührung, wie Kunigamis ihm sanft über den Rücken fuhr. Wieder lösten sie sich kurz aus Luftmangel, aber da trafen ihre Lippen auch schon wieder aufeinander. Frech nahm Meguru Kunigamis Unterlippe zwischen die Zähne und biss ihn sanft. Das dunkle Grollen, welches er ihm damit entlockte, ging mit einem Schauern auf Megurus Rücken einher. Er wollte mehr davon hören. So viel mehr. Kunigami drückte sich ihm entgegen und Meguru spürte, dass ihre Küsserei nicht ohne Folge blieb. Es ging ihm genauso und das zeigte er Kunigami auch deutlich. Er seufzte wohlig in den Kuss, während Kunigami mit seiner Zunge Megurus anstupste. Er hätte stundenlang hier in der Küche sitzen können und Kunigami küssen, auch wenn seine Lippen irgendwann wund sein würden. Gleichzeitig wollte er aber über das Küssen hinausgehen. „…Isagi und Chigiri kommen irgendwann zurück…“, sagte Kunigami atemlos und lehnte seine Stirn gegen Megurus. Seine Augen hatte er geschlossen, während Meguru seine langsam öffnete. Sanft fuhr er über Kunigamis Seite. Sein Bein verharrte weiterhin um der Hüfte des Größeren, der nun auch die Augen öffnete. „…Noch haben wir Zeit…“, war seine Antwort und er küsste Kunigami sanft. Der Kuss wurde kurz erwiderte, während Kunigamis rechte Hand Megurus Oberschenkel auf- und abwanderte. „…Ich habe alles in meinem Zimmer, also wenn du willst…wir müssen auch nicht, wenn es dir zu früh ist…“ Meguru sah Kunigamis sanfte Augen, die für einen Augenblick unschlüssig wirkten. „Ich will“, war schließlich die Antwort, die Meguru überglücklich machte. Kunigami küsste ihn wieder. Mit seinen Händen umfasste er Megurus Hintern und hob ihn hoch. Automatisch schnellte Megurus anderes Bein um Kunigamis Hüfte und er legte die Arme um seine Schultern. Schon fast mühelos zog Kunigami ihn nach oben und stolperte ein paar Schritte mit ihm nach hinten. Meguru lehnte sich gegen ihn, damit er es einfacher hatte. Schließlich fand Kunigami sein Gleichgewicht und steuerte Megurus Zimmer an. Sie würden ihre Zeit allein voll und ganz auskosten. ♡ ♡ ♡ Eine ganze Zeit später lagen Meguru und Rensuke zusammen in Megurus Bett. Kaum hatten sie vorhin sein Zimmer betreten, war Meguru der Vorname des Älteren das erste Mal über die Lippen gekommen. Kurz darauf hatte er seinen Vornamen von Rensuke gehört und war noch einmal ein paar Wolken höher gestiegen. Nun ruhte sein Kopf auf Rensukes Brust und er malte ihm mit einer Hand Kreise auf diese. Meguru war erschöpft, aber glücklich und erkannte, dass es Rensuke genauso ging. Seine Hand wanderte immer wieder durch Megurus verschwitzte Haare. Sie lächelten einander immer wieder an und küssten sich. Meguru kostete diesen Moment zwischen ihnen vollkommen aus. Für ihn gab es gerade nur Rensuke und sich selbst. Er dachte gar nicht daran, dass ihre Mitbewohner irgendwann zurückkommen könnten. Das war für ihn ganz weit entfernt. Auch Rensuke schien den Augenblick zu genießen. Meguru schloss die Augen und war kurz davor weg zu driften. Es war so bequem, dass er hier in seinem Bett mit Rensuke liegen konnte. „…Was ist das eigentlich jetzt mit uns? Sind wir jetzt zusammen?“, riss Rensuke ihn aus seinem Dämmerzustand. Meguru ließ die Augen geschlossen. „Hmm…wenn du das möchtest“, summte er. Auch wenn er gerne seine Stimme hörte, wollte gerade nur auf seinen Herzschlag lauschen und dabei eingeschlafen. Das wäre perfekt für Meguru. Gleichzeitig war ihm aber auch bewusst, dass sie darüber sprechen mussten. Immerhin hatte er schon lange auf dieses Gespräch gewartet und nachdem am Wochenende alles ins Rollen gebracht worden war, sollte er die Chance wohl jetzt nutzen. „Möchtest du das denn auch?“, fragte Rensuke weiter. Meguru öffnete seine Augen nun und drehte sich so, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte. „Natürlich. Ich will seit einem Jahr nichts anderes als das hier alles. Ich will dich an meiner Seite wissen, egal, was passiert. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet“, antwortete er ihm vollkommen ehrlich. Rensuke sah ihn für einen Augenblick erstaunt an, dann wurde sein Blick wieder sanfter. „Ich bin unglaublich froh, dass es dir genauso ging. Reo hat zwar ständig gesagt, dass es so wäre, aber ich war mir einfach nicht sicher…Ich hatte Angst, dass ich unsere Freundschaft kaputtmache, wenn ich zu weit gehe…“, erklärte er ihm. Meguru kicherte. „Du machst dir manchmal viel zu viele Gedanken, da hat Reo recht. Wie gesagt, ich will nur dich und bin so glücklich, dass wir endlich an diesem Punkt angekommen sind.“ Meguru drückte sich kurz nach oben, um sich einen Kuss von Rensukes Lippen zu stehlen. Dieser schmunzelte den Kuss. „Ja, ich auch. Aber wir sollten noch darüber sprechen, ob wir es den anderen direkt sagen wollen oder nicht. Mir ist es so gesehen egal, wenn ich nur mit dir zusammen sein kann“, sprach Rensuke ein Thema an, an welches Meguru noch gar nicht denken wollte. Aber damit im Hinterkopf, dass Isagi und Chigiri irgendwann nach Hause kamen, war es nur selbstverständlich, dass sein Liebster das schnell klären wollte. Chigiri. Natürlich musste Meguru auch an ihn denken. Er wusste, dass an diesem Punkt für ihn kein Zurück mehr gab. Er würde Rensukes besten Freund das Herz brechen müssen, da er nun mit demjenigen zusammen war, den er liebte. Nun war sich Meguru auch sicher, dass Chigiris Gefühle von Anfang an keine Möglichkeit gehabt hatten, um zu erblühen, so wie es bei Meguru der Fall gewesen war. Schnell schob er diesen Gedanke beiseite. „…Ich glaube, dass ich erst einmal schauen möchte, wie es mit uns funktioniert. Auch wenn ich mir deswegen keine großen Gedanken mache, aber…“ Meguru brach ab. Er wusste nicht, wie er das, was ihm alles durch den Kopf ging, in Worte packen sollte. Zum Glück war Rensuke geduldig mit ihm. Er strich ihm abermals durch die Haare und küsste ihn auf die Stirn. „Ich habe irgendwie das Gefühl, dass mehr hinter diesem aber steckt. Wir müssen natürlich nicht darüber sprechen, wenn du nicht willst. Mir ist es ganz recht, wenn wir es erst einmal für uns behalten und uns einen ruhigen Zeitpunkt aussuchen, wo wir es den anderen sagen“, meinte Rensuke ruhig und strich Meguru sanft über die Wange. Dessen Herz quoll mit Liebe für seinen Freund über. Er kuschelte sich mehr an ihn. Am liebsten wäre er für den Rest des Tages hier liegen geblieben. „Ich glaube, es ist mir lieber, weil ich gerade an meine Beziehung mit Rin denken muss…Damals haben wir es sofort allen gesagt und irgendwie hatte ich dann ständig das Gefühl, dass ein gewisser Druck auf uns ausgeübt wurde. Ich glaube noch nicht einmal wissentlich, aber irgendwie hat es sich immer so angefühlt, als wäre an uns die Erwartung gestellt, dass wir für immer zusammenbleiben.“ Ja, das fasste es eigentlich ganz gut zusammen, was Meguru noch durch den Kopf ging. Es war irgendwo verständlich, dass er in diesem Augenblick auch kurz an seinen Ex-Freund denken musste, mit dem er über zwei Jahre zusammen gewesen war. Das war auch nichts, was er vor Rensuke verheimlichen musste. Immerhin hatten sie sich kennengelernt, als Rin und er noch ein Paar gewesen waren. Erst nach ihrer Trennung hatte Meguru seine Gefühle für Rensuke nach und nach zugelassen. Und jetzt wurde ihm wieder klar, warum er sich in ihn verliebt hatte. Rensuke schenkte ihm einen sanften Blick, der nur Verständnis für ihn übrighatte. Er küsste ihn kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Das kann ich verstehen. Die Trennung von Rin war ja damals auch nicht einfach für dich. Ich mache dir da ganz sicher keinen Druck. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für uns auch angenehmer ist. Ich meine, wir lernen uns gerade auf eine neuen Ebene kennen.“ Mit großen Augen sah Meguru Rensuke an. Das war so schön formuliert, anders konnte er das nicht beschreiben. Er küsste Rensuke aufs Kinn und dann auf die Lippen. „Ich mag das…dieses auf einer neuen Ebene kennenlernen. Sehr sogar“, stimmte er ihn zu und ließ seine Hand Rensukes Körper hinabgleiten. Dieser lachte dunkel und legte beide Arme um ihn. Meguru rutschte ein Stück auf Rensuke hinauf, sodass er nun rittlings auf ihn saß. Sein Liebster verstand was er wohl vorhatte und grinste. Er drückte sich nach oben und legte seine Hände zunächst auf Megurus Taille. „Ich glaube, dafür werden wir noch ganz viel Zeit benötigen. Ein wenig Zeit bleibt uns allein ja noch“, hauchte er ihm ins Ohr und biss ihn sanft ins Ohrläppchen. Ein Schauer ging Meguru über den Rücken. Seine Arme schlangen sich um Rensukes Schultern und er lehnte seine Stirn gegen die seines Freundes. Tief sah er ihm in die Augen. „Oh, diese Zeit möchte ich sehr gerne auskosten“, wisperte Meguru gegen Rensukes Lippen, bevor er sie miteinander versiegelte. Seine Beine schlangen sich um die Hüftes seines Freundes. Dieser umfasste wiederum Megurus Hüfte und zog ihn an sich heran. Dann ließ er sich langsam mit ihm in die Kissen sinken. Dieser Augenblick gehörte ganz und gar nur ihnen. Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Kapitel 6 Als Hyoma an diesem Mittwochmittag von seiner Vorlesung in die Mensa kam, fand er lediglich Yukimiya und Hiori an ihrem üblichen Tisch vor. Das wunderte ihn doch ein wenig. Eigentlich war Mittwoch immer der Tag, wo er einer der Letzten war, die zum Mittagessen kamen. Auch wunderte er sich darüber, dass Yukimiya und Hiori ihre Köpfe zusammengesteckt hatten. An sich nichts Ungewöhnliches, da die beiden ein Paar waren, aber irgendwie konnte Hyoma das Gefühle nicht abschütteln, dass mehr dahintersteckte. „Hey. Wo habt ihr denn die anderen gelassen?“, begrüßte der Medizinstudent seine Freunde, als er sich zu ihnen setzte. Sofort sahen Yukimiya und Hiori auf und ihn an. „Hallo Chigiri. Isagi und Barou haben gemeint, dass sie später Mittag machen. Sie müssen wohl noch an einem Projekt für ein Seminar später arbeiten“, antwortete ihm zunächst der Ältere der beiden mit einem Lächeln. Gleichzeitig schob Yukimiya dabei seine Brille zurecht. „Und Kunigami, Bachira, Reo und Nagi wollten heute außerhalb essen gehen. Das hat Nagi mir zumindest vorhin in unserer Vorlesung gesagt“, fuhr Hiori fort. Seine Antwort versetzte Hyoma einen Stich ins Herz. Dieser Stich wuchs seit dem Wochenende und Reos Party kontinuierlich. Er konnte nun nicht mehr drüber hinwegsehen, wie nah sich Kunigami und Bachira wirklich standen. Die beiden sahen auch so harmonisch miteinander aus und so, als würden sie einander perfekt ergänzen. Da konnte er einfach nicht anders, als eifersüchtig werden. Er hegte schon so lange diese Gefühle für Kunigami und jetzt, wo er sich endlich eine Chance für sie ausgemalt hatte, bekam er noch nicht einmal die Möglichkeit, dem nachzugeben. Bachira war ihm zuvorgekommen und es wurde immer deutlich, dass Hyoma chancenlos war. Gleichzeitig hasste er sich ein klein wenig für die Gedanken, die er hatte. Er mochte Bachira. Man musste ihn einfach mögen, so oft wie er andere zum Lachen brachte. Er war ein Sonnenschein. Von daher konnte Hyoma irgendwo verstehen, warum sich Kunigami in ihn verliebt hatte. Und das machte es nur noch schwerer für ihn, diesen Fakt zu akzeptieren. „Okay, das wundert mich jetzt. Weder Kunigami oder Bachira haben heute Morgen irgendetwas davon gesagt“, meinte er und zuckte mit den Achseln. Er hoffte sehr, dass die beiden ihm nicht anmerkten, wie sehr ihn diese Antwort aufwühlte. Genauso war es schon gestern Abend gewesen, als Isagi und er von ihrem Nebenjob nach Hause gekommen waren. Kunigami und Bachira hatten sich um das Abendessen gekümmert. Dabei hatten sie natürlich miteinander gelacht und gescherzt und so gewirkt, als wären sie in ihrer ganz eigenen Welt gewesen. Hyoma hatte stark schlucken müssen, um das Gefühl zu unterdrücken, dass er sich am liebsten in seinem Zimmer verkriechen wollte. „Das klingt ja merkwürdig. Aber vielleicht haben sie es bloß vergessen“, meinte Yukimiya daraufhin und runzelte leicht die Stirn. Hiori nickte zustimmend. Ja, das war wahrscheinlich die perfekte Erklärung dafür. Nichtsdestotrotz wühlte es Hyoma innerlich auf. „Ja, das kann gut sein. Ich frage sie heute Abend einfach mal und dann wird es sich ja schon aufklären“, meinte er daraufhin und wollte nun ganz schnell das Thema wechseln, „Über was habt ihr beiden eigentlich gerade geredet?“ Yukimiya und Hiori tauschten einen kurzen Blick miteinander aus, bevor sie wieder ihr Gegenüber ansahen. „Über Karasu und Otoya. Wir sind uns seit deiner Willkommensparty sicher, dass da etwas zwischen den beiden laufen muss. Anders können wir uns ihr Verhalten nicht mehr erklären“, klärte Hiori ihn auf. Jetzt wurde Hyoma hellhörig und war sehr dankbar für diese Ablenkung. „Und über was habt ihr genau gesprochen? Weil es mich auch brennend interessiert, ob da jetzt etwas zwischen ihnen läuft oder nicht. Ich muss ehrlich sagen, dass ihr Verhalten für mich über Freundschaft hinausgeht“, gab er zu, woraufhin er ein zustimmendes Nicken von seinen Gesprächspartnern bekam. „Yo und ich sehen das genauso. Allein die Antwort, die Otoya auf meine Frage gegeben hat, hat es in meinen Augen schon verraten, auch wenn sie es nicht zugeben wollen. Abgesehen davon, sind sie jetzt auch schon nach Hause gegangen. Karasu hat wieder einmal auf Otoya gewartet. Das macht er auch ständig“, meinte Yukimiya. „Ist das denn so merkwürdig? Ich meine, Isagi macht das bei mir auch öfters, auch wenn seine Vorlesung früher enden“, fragte Hyoma. Er fand es immer sehr nett, wenn Isagi auf ihn wartete, weil es schön war, dass sie dann schon über ihren Tag sprechen konnten. „Für Karasu auf jeden Fall. Ich meine, ich kenne ihn jetzt schon eine ganze Weil und um es nett auszudrücken: er ist jemand, der normalerweise nicht viel Rücksicht auf andere nimmt. Du hast ja schon gemerkt, dass er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. So hat er in der Mittelschule auch nie auf mich gewartet nach der Schule oder nach dem Training“, sagte Hiori und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. Das war noch eine neue Information für Hyoma. „Du kennst Karasu also schon seit der Mittelschule?“ „Ja, auch wenn man unsere Freundschaft damals eher als Zweckgemeinschaft bezeichnen kann. Ich bin erst in der Oberschule nach Tokyo gekommen; vorher habe ich in Kyoto gelebt und Karasu auch. Da wir in der gleichen Nachbarschaft gewohnt haben und im gleichen Fußballverein waren, haben wir recht viel Zeit miteinander verbracht. Und glaub mir, auf mich zu warten, war nie seine Stärke“, antwortete er ihm. Hyoma nickte verstehend. Tatsächlich hatte er nie so recht auf den Dialekt geachtet, der bei Hiori und Karasu beim Sprechen mitklang, aber jetzt ergab es Sinn. Beide stammten also aus Kyoto. „Die beiden haben sogar kurzzeitig zusammengewohnt“, gab Yukimiya nun weitere Informationen für Hyoma preis. „Erinnere mich bitte nicht daran, Kenyu! Mit Karasu zusammenzuziehen, war wirklich keine gute Idee von mir damals…Ich frage mich manchmal, wie Otoya das bloß aushält.“ Hiori schüttelte mit dem Kopf. Yukimiya lachte leise über seinen Freund. „Ihr habt sogar zusammengewohnt? Wie ist es denn dazu gekommen?“, hakte Hyoma neugierig nach und bekam damit wieder die Aufmerksamkeit seiner Freunde. „Na ja, Karasu und ich haben zur selben Zeit unser Studium begonnen, auch wenn er ja ein Jahr älter ist. Er wollte das eine Jahr lieber noch ein wenig jobben. Zu der Zeit hatten wir auch wieder mehr Kontakt zueinander und irgendwie hat es sich dann so ergeben. Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich es nach einer Woche schon bereut habe.“ Hioris Blick sprach Bände und Hyoma hütete sich davor, genauer nachzufragen. Er wollte sich nicht vorstellen müssen, was für ein Chaos es gewesen sein musste. „Was soll ich denn sagen? Ich habe zur gleichen Zeit mit Otoya zusammenwohnt. Weißt du eigentlich, wie viele Mädchen der in so einer Woche mit nach Hause gebracht hat?“, kam es von Yukimiya, der dabei doch ein wenig amüsiert klingt. Noch mehr Informationen, die der Medizinstudent vorher nicht gewusst hatte. So wurde das Gespräch umso spannender für ihn. „Zu viele, das hast du mir damals gesagt“, antwortete Hiori zuerst seinem Freund, ehe er sich wieder Hyoma zuwandte, „Also, wie du siehst, kennen wir beide die zwei ganz gut. Als Kenyu und ich dann zusammengekommen sind, ist uns auch schnell klar geworden, dass wir zusammenziehen wollen. Also haben wir quasi Mitbewohner getauscht.“ „Okay, das erklärt für mich auch ein wenig die Dynamik, die ihr miteinander habt. Also, ihr alle vier. Echt interessant das jetzt alles zu erfahren“, meinte er und bekam ein Lachen von Yukimiya und Hiori. „Das freut mich doch. Manchmal vergesse ich schon, dass du noch gar nicht so lange bei uns bist. Aber das spricht ja nur für dich.“ Yukimiya zwinkerte ihm zu und Hyoma musste lachen. „Das höre ich doch gerne. Also, was habt ihr beiden geplant, um herauszufinden, ob da jetzt etwas zwischen ihnen läuft oder nicht? Ich helfe euch gerne dabei, da ich genauso neugierig bin.“ Die Ablenkung hatte bei Hyoma wirklich etwas gebracht. Er hatte schon fast vergessen, dass Kunigami und Bachira zusammen essengegangen waren, auch wenn es in Begleitung von Reo und Nagi war. Das Gespräch mit Hiori und Yukimiya tat ihn unglaublich gut. „Sehr gut, dann müssen wir das nicht alles allein machen. Kenyu und ich haben uns überlegt, dass wir sie in der nächsten Zeit noch genauer im Auge behalten und schauen, ob sie sich irgendwie verraten“, erklärte ihm der Jüngere der beiden zuerst, was sie sich vorgestellt hatten. „Und dann wird es in nächster Zeit sicher auch einige Partys geben. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass Karasu und Otoya selbst noch welche veranstalten werden. Das ist natürlich auch eine gute Chance, um mehr herauszufinden. Und schön, dass du dabei bist, Chigiri“, fuhr Yukimiya fort. „Wie gesagt, ich bin genauso neugierig. Dann gehen wir es mal an“, meinte er feierlich und klatschte mit Yukimiya und Hiori ab. Er war schon sehr gespannt, was für ein Ergebnis sie am Ende bekommen würden. Die Mission, herauszufinden, was dort zwischen Karasu und Otoya lief, startete damit offiziell. Alle drei hofften, dass sie mit einem zufriedenstellenden Ergebnis endete. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Reo hatte seine Beine ausgestreckt und seinen rechten Arm um Seishirou gelegt. Sein Freund hatte sich an ihn gekuschelt und sein Kopf war inzwischen auf Reos Brust gerutscht. Mit seiner linken Hand fuhr der Mikage-Erbe gedankenverloren immer wieder durch die weichen, weißen Haare. Er genoss diese gemeinsamen Abendstunden mit seiner großen Liebe immer sehr. Natürlich, sie schliefen jede Nacht im gleichen Bett und da kuschelte sich Seishirou auch immer an ihn, aber diese Abende waren einfach etwas Besonderes für Reo. Er wusste, dass, so stressig sein Tag auch gewesen sein mochte, er immer am Abend mit Seishirou zur Ruhe kommen würde. Er war sein Ruhepol. Dass es seinem Freund auch so ging, wusste er ebenfalls. Sie hatten zwar noch nie so direkt darüber gesprochen, aber das mussten sie auch nicht. In diesem Punkt verstanden sie sich auch ohne Worte. Meistens konnte Reo in diesen ruhigen Abendstunden auch keinen richtigen Gedanken fassen, was ihm sehr recht war. Es reichte ihm, sich von der Serie, die sie gerade schauten, berieseln zu lassen und Seishirou dabei durch die Haare zu streichen oder ab und an auch zu küssen. Heute sah es aber ein wenig anders aus. Reos Gedanken schweiften immer wieder ab zu ihrem Mittagessen heute. Schon vor einigen Wochen hatten sie mit Kunigami und Bachira ausgemacht, dass sie mal wieder zusammen Mittagessen gehen wollten. So hatten sie sich heute auf den Weg zu ihrem Lieblingsthailänder gemacht und dort gemeinsam ihre Mittagspause verbracht. Eigentlich war es so wie immer gewesen, wenn sie zu viert unterwegs waren, aber irgendwie konnte Reo das Gefühl nicht abschütteln, dass sich etwas zwischen Kunigami und Bachira verändert hatte. Dabei konnte er noch nicht einmal sagen, was es genau war. Die Blicke von Kunigami kannte er ja schon gehäuft. Er fand, dass sein bester Freund ziemlich offensichtlich war, weshalb es ihn auch so nervte, dass er sich so anstellte, Bachira seine Gefühle zu gestehen. Aber heute hatte es für Reo so gewirkt, als würde Bachira ihm genau solche Blicke zu werfen. Und Kunigami hatte sie erwidert! Der Mikage-Erbe war kurz davor gewesen, die beiden darauf anzusprechen, aber irgendetwas hatte ihn daran gehindert. Wahrscheinlich war es am Ende sein Gefühl gewesen, dass er sich nicht sicher genug war. Abgesehen davon wollte er Kunigami auch nicht vor seinem Crush outen, falls er die Situation doch falsch einschätzte. „Du, Sei?“, fragte er seinen Freund schließlich, da ihm die Sache keine Ruhe ließ. „Hm?“, machte dieser und hob seinen Kopf schläfrig von Reos Brust. Mit müden Augen sah er zu ihm hinauf und bettete sein Kinn auf dem Brustbein seines Freundes. „Meinst du, dass da jetzt etwas zwischen Kunigami und Bachira läuft? Irgendwie kam mir das heute so vor.“ Er hoffte, dass Seishirou ihn auch verstand, ohne dass er es genau erklären musste. Es fiel ihm ja selbst schwer, sein Gefühl in Worte zu fassen. „Ob da etwas zwischen den beiden läuft?“, fragte sein Freund zunächst, verfiel dann aber in eigenen Überlegungen. Reo ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Ihm war bewusst, dass die meisten Leute der Auffassung waren, dass Seishirou sich nicht viel für sein Umfeld interessierte. Aber da unterschätzten sie ihn. Reo wusste, dass sein Freund mehr mitbekam, als es auf den ersten Blick wirkte. Dadurch, dass Seishirou eher ruhig war, bemerkten die meisten noch nicht einmal, dass er alles immer aufmerksam im Blick hatte. Immerhin sprachen die beiden oft darüber, was in ihrem Freundeskreis so passierte, und oft kam Seishirou da mit Sachen um die Ecke, die Reo noch gar nicht aufgefallen waren. „So recht kann ich das gar nicht sagen…So genau habe ich heute gar nicht auf sie geachtet. Das Essen war so gut“, antwortete Seishirou zunächst und rutschte ein Stück nach oben, sodass er nun halb auf seinem Freund lag, „Ist dir denn etwas aufgefallen?“ Reo schmunzelte zuerst aufgrund dessen, dass sein Liebster ihm immer näherkam, und legte die Arme um ihn. „Es kam mir heute so vor, als würden Kunigamis verliebte Blicke auf einmal von Bachira erwidert wurden. Versteh mich nicht falsch, ich bin mir sehr sicher, dass Bachira genauso verliebt in ihn ist wie er in ihn, aber er war bisher viel weniger offensichtlich. Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich das einordnen soll“, gab Reo seine Gedanken preis und machte sich nun daran, mit seinen Händen immer wieder rhythmisch über Seishirous Rücken zu streichen. „Hmh“, summte sein Freund und schloss kurz die Augen. Für Reo wirkte es so, als würde er erst einmal kurz überlegen, ob er eventuell doch etwas bemerkt hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Nein, das ist mir wirklich nicht aufgefallen. Ich glaube, ich muss da in Zukunft mal mehr darauf achten. Ich würde mich auf jeden Fall sehr für die beiden freuen, wenn sie jetzt endlich ein Paar wären“, war seine Antwort. Reo nickte zustimmend. „Ja, die beiden hätten es wirklich verdient. „Auch wenn mir Chigiri dann etwas leidtut…“, murmelte Seishirou und öffnete seine Augen wieder. Ihre Blicke trafen sich und Reo konnte nicht anders, als seinen Freund kurz zu küssen. Bereitwillig ließ er es geschehen. „Du hast also auch schon gemerkt, dass er in Kunigami verliebt ist?“, hakte der Mikage-Erbe daraufhin nach, auch wenn Seishirous Aussage mehr als deutlich gewesen war. Er genoss es einfach, dass sie beide wieder einmal so auf einer Wellenlänge waren. „Ja, die Blicke, die er ihm zuwirft, sind sehr offensichtlich. Ich frage mich schon die ganze Zeit, ob Kunigami das auch schon bemerkt hat.“ Sein Freund setzte einen grüblerischen Blick auf, während Reo aufgrund seiner Aussage amüsiert schnaubte. „Wir reden hier von Kunigami, dem ich immer wieder davon überzeugen muss, dass Bachira auch in ihn verliebt ist. Ich glaube kaum, dass er etwas davon bemerkt hat, dass Chigiri in ihn verliebt ist.“ Die Spitze gegen seinen besten Freund konnte er sich nicht verkneifen. In diesem Punkt war Kunigami ein hoffnungsloser Fall. Wenn er jetzt wirklich mit Bachira zusammen war, musste dies von dem Jüngeren ausgegangen sein. Anders könnte es sich Reo nicht erklären. „Stimmt, da hast du auch wieder recht. Ich gehe auch davon aus, dass es Chigiri nicht entgangen ist, wie nah sich Kunigami und Bachira stehen. Er scheint mir da sensibler zu sein.“ Wieder eine Erkenntnis seitens Seishirou, die Reo kurz zum Staunen brachte. Das war wieder einmal so typisch für seinen Freund. „Ach Sei“, schmunzelte er und küsste ihn wieder. Seishirou schmiegte sich an ihn und ließ sich in den Kuss fallen. In diesem Augenblick vergaßen sie die Welt um sich herum. Es gab nur sie zwei und ansonsten niemand. Reo liebte diese besonderen Momente zwischen ihnen so sehr. So nah wie sie sich waren, hätte der Mikage-Erbe nach und nach auch wegdämmern können. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Seishirou und er auf dem Sofa einschliefen. Sie hatten schon ganze Nächte hier verbracht. Das Sofa war immerhin groß genug dafür. Da löste sich Seishirou auf einmal von ihm und bekam damit natürlich wieder Reos vollkommene Aufmerksamkeit. „Was ist los?“, fragte er seinen Freund, während dieser leicht auf ihn herumrutschte, um es wieder bequemer zu haben. Inzwischen lag er fast vollkommen auf Reo drauf. „Bei wem anderes ist mir eine Veränderung aufgefallen, wenn wir schon darüber sprechen. Und zwar bei Isagi“, antwortete er ihm. Reo horchte auf. „Was ist dir denn aufgefallen?“ Das interessierte ihn jetzt sehr. Auch wenn man nicht davon sprechen konnte, dass Isagi und er sehr eng miteinander waren, so zählte er doch zu Seishirous besten Freunden. Und ja, aufgrund dieser Tatsache hatte es während ihrer Schulzeit eventuell die ein oder andere Eifersuchtsattacke seitens Reo gegeben, da er seinen Freund nur ungern teilen wollte. Inzwischen hatte sich dies aber um einiges gebesserte, auch wenn Reo ehrlich zugeben musste, dass es ihn ab und an auch nicht passte, wenn Seishirou viel Zeit mit Isagi verbrachte. „Irgendwie verhält er sich anders, seitdem Chigiri bei ihnen wohnt. Ich weiß nicht so ganz, wie ich das beschreiben soll…Für mich wirkte es so, als würde er immer besonders viel Acht auf ihn nehmen“, gab Seishirou seine Beobachtungen preis, die Reo noch einmal ein Stück hellhöriger werden ließen. „Meinst du, dass er sich in Chigiri verliebt haben könnte?“, äußerte er seinen Verdacht. Für ihn klang es ganz danach. An sich wäre dies ja auch nicht schlecht. Immerhin hätte Isagi eventuell die Fähigkeit, Chigiris gebrochenes Herz zu heilen. Aber das könnte dann auch nur die Zeit zeigen. Seishirou nickte zögerlich. „Ja, das könnte gut sein. Ich bin mir da noch nicht so ganz sicher…Es wirkt für mich ein wenig so, als wüsste Isagi selbst noch nicht, was er für ihn empfindet. Ich kann ihn ja mal darauf ansprechen.“ Er zuckte mit den Schultern, was Reo sehr deutlich spürte, da er ja immer noch auf ihm lag. Die Serie im Fernsehen hatten sie schon längst vergessen. Da müssten sie morgen wohl von vorne anfangen. Aber ihre Gesprächsthemen waren auch viel zu interessant, dass es Reo auch herzlich egal war. „Du kannst ja mal schauen, wie du ihn am besten darauf ansprichst. Vor allem, wenn er selbst noch unentschlossen ist, was seine Gefühle angeht. Vielleicht hat er ja Glück und Chigiri erwidert irgendwann seine Gefühle. Ich würde mich für beide freuen.“ Das meinte Reo noch nicht einmal mit Spott, auch wenn man es eventuell meinen könnte. Gerade, weil es hier um Isagi ging. Seishirou schmunzelte und schlang seine Arme nun um Reo. Das kannte dieser schon sehr gut von ihm. Das hieß für ihn, dass er ihn gleich ins Bett tragen sollte. Da war Reo gerne dabei. „Es wäre auf jeden Fall eine Win-Win-Situation für beide. Warten wir einfach mal ab, was so in der nächsten Zeit passiert.“ Seishirous rutschte noch ein Stück nach oben. Reo lachte leise und legte ihm einen Arm unter den Hintern, während er sich mit seinem anderen Arm langsam hochdrückte. „Was anderes bleibt uns ja auch nicht übrig. Wollen wir dann ins Bett?“ Auch wenn die Körpersprache seines Freundes schon sehr eindeutig war, fragte er noch einmal nach. Inzwischen saß er auch schon richtig und Seishirou hatte automatisch die Beine um seine Hüfte geschlungen. „Ja, bitte. Ich bin müde.“ Er vergrub sein Gesicht an Reos Halsbeuge, während dieser sich langsam mit ihm von dem Sofa erhob. „Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Er küsste seinen Freund sanft auf die Stirn und machte sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer, um ihn dort abzusetzen. Dann würde er noch schnell den Fernseher ausschalten und überall die Lichter löschen, bevor er es sich neben Seishirou ins Bett kuschelte. Der perfekte Abschluss des Abends, wie Reo fand. Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Kapitel 7 Als Chigiri ihn gefragt hatte, ob er eine Idee für ihn hatte, wo er sich am besten einen Nebenjob suchen konnte, hatte Yoichi nicht lange gewackelt und ihn einen Job in dem Coffeeshop besorgt, wo er ebenfalls arbeitete. Seine Chefin war schon länger auf der Suche nach Unterstützung und war mehr als glücklich gewesen, als Yoichi ihr diesen Vorschlag gemacht hatte. Damit konnten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden: Chigiri bekam einen Job und Yoichis Chefin einen neuen Mitarbeiten. Und vielleicht waren es sogar auch drei, da Yoichi das Ganze mit dem Hintergedanken getan hatte, dass er somit noch mehr Zeit mit seinem neuen Mitbewohner verbringen konnte. Wenn man ihn danach fragen würde, ob er in ihn verliebt war, würde er sie nicht zu hundert Prozent beantworten können. Yoichi wusste, dass er auf den guten Weg war, Gefühle für Chigiri zu entwickeln. Hierbei konnte er aber nicht ausmachen, ob sie wirklich tiefergehen würden oder ob das Ganze nur in einer Schwärmerei endete. Er war nach wie vor der Meinung, dass er es auf sich zukommen lassen würde. Immerhin wusste er, dass er nur wenig Einfluss auf seine Gefühlssituation hatte. Und gleichzeitig war da auch immer noch die Tatsache, dass Chigiri in Kunigami verliebt war. Er hatte Yoichi ja sogar gestanden, dass er unglücklich verliebt war. Dass Kunigami etwas von Bachira wollte und es umgekehrt genauso war, konnte selbst Yoichi nicht mehr abstreiten, auch wenn er sich sicher war, dass noch nichts zwischen ihnen lief. Das hätte Bachira ihm als sein bester Freund sicherlich schon erzählt. So würde Yoichi jetzt das Beste aus seiner Situation machen und auch dafür sorgen, dass Chigiri von seinen Gedanken abgelenkt wurde. Ihm war nicht entgangen, dass die Laune seines Mitbewohners doch ziemlich durchwachsen war. Er verbrachte neuerdings auch ziemlich viel Zeit mit Yukimiya und Hiori, dennoch hatte Yoichi das Gefühl, dass er dies auch hauptsächlich tat, um sich seinen Gefühlen nicht stellen zu müssen. Das konnte er auch nachvollziehen, da er versucht hatte, sich in seine Situation hineinzuversetzen. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er sich wahrscheinlich auch erst einmal zurückgezogen hätte und der Person, in die er unglücklich verliebt war, aus dem Weg gegangen wäre. Aber dies bestärkte Yoichi nur noch in seinem Entschluss, dass er Chigiri ablenken wollte. Heute hatten Yoichi und Chigiri die Nachmittagsschicht und es war wie gewohnt recht in dem Coffeeshop. Yoichi war schon aufgefallen, dass nachmittags meistens weniger los war. Ab und an kamen einige Studenten, um sich an die Tische zu setzen und an ihren Hausarbeiten oder ähnliches zu arbeiten. Er wunderte sich immer wieder darüber, dass sie in dieser Atmosphäre arbeiten konnte, da er seine Ruhe für so etwas brauchte. Aber so war nun einmal jeder anders gestrickt. Heute war das Innere des Coffeeshops leer und somit hatten sie viel Zeit, um andere Dinge zu tun. „Sag mal, Chigiri, wie kommt es eigentlich, dass du neuerdings so viel Zeit mit Yukki und Hiori verbringst? Nicht, dass es mich stören würde; ich freue mich, wenn du dich gut mit ihnen verstehst, aber es wundert mich schon.“ Neugierig beäugte Yoichi seinen Mitbewohner, der gerade damit beschäftigt war, die Theke auszuwischen. Er sah von seiner Arbeit auf und ihn kurzzeitig irritiert an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, hakte er nach. Yoichi zuckte zunächst mit den Schultern. „Es ist mir einfach aufgefallen und ich bin neugierig.“ Chigiri schüttelte kurz den Kopf, aber legte den Lappen beiseite, um seine Aufmerksamkeit ganz ihm zu schenken. „Es hat sich am Mittwoch so ergeben. Es war ja niemand außer den beiden in der Mensa und dann haben wir uns unterhalten. Die beiden haben den Plan, herauszufinden, was jetzt eigentlich zwischen Karasu und Otoya läuft. Ich meine, die beiden waren auf der Party schon ziemlich auffällig“, erklärte er ihn auf. Yoichis Augen weiteten sich vor Erstaunen. Mit so einer Antwort hatte er nun nicht gerechnet, aber sie weckte sofort sein Interesse. Karasu und Otoya, ja, das war ein Rätsel, welches wohl wirklich noch eine Lösung benötigte. Selbst Barou hatte ihn bei ihrer Gruppenarbeit darauf angesprochen, ob er mehr wüsste. „Das passt irgendwie zu ihnen, dass sie es herausfinden wollen. Also zu Yukki und Hiori. Und du hilfst ihnen jetzt dabei?“ Chigiri nickte auf seine Frage hin. „Ja, weil ich da auch neugierig bin. Ich habe mich ja auf der Party ziemlich lange mit den beiden unterhalten und ich fand, dass da immer wieder durchkam, dass da mehr zwischen ihnen laufen könnte, bin mir aber auch nicht zu hundert Prozent sicher. Mal schauen, was wir am Ende herausfinden werden.“ Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Medizinstudenten, welches Yoichi sehr gut gefiel. Das war eine der Sachen, die er besonders an Chigiri mochte: sein Lächeln. Deshalb zog es ihn auch ziemlich herunter, dass der Neue oft ein Gesicht wie Drei-Tage-Regenwetter machte oder nur neutral guckte. Er wollte mehr von diesem Lächeln. Der Sportstudent wusste auch, dass dies ein Zeichen dafür war, dass seine Gefühle doch tiefergehen könnten. Dieses Lächeln machte ihn einfach glücklich. „Ich bin auf jeden Fall gespannt. Ich glaube ja fast, dass Otoya es schon sagen würde, aber Karasu es nicht will. Beziehungsweise, dass er seinen Spaß daran hat, uns alle an der Nase herumzuführen“, warf Yoichi ein. Erstaunen legte sich in Chigiris Ausdruck, was er irgendwie niedlich fand. Dabei rutschte ihm auch eine Strähne seines langen, roten Haares ins Gesicht, welche er ihm am liebsten aus dem Gesicht gestrichen hätte. Aber Chigiris eigene Hand war schneller und die Strähne verschwand wieder hinter seinem Ohr. Schade, ging es Yoichi durch den Kopf, auch wenn er wusste, dass es besser so war, da er sich ansonsten nur verraten hätte. „Du meinst wirklich, dass er Spaß daran hat?“ „Also ich kann es mir gut vorstellen. Das ist einfach Karasus Charakter“, Yoichi zuckte mit den Schultern, „Und ich weiß auch nicht, ob ich jedem von meiner Beziehung erzählen würde. Ich meine, es ist ja schon etwas Intimes.“ So recht hatte er noch nicht darüber nachgedacht, da er sich noch nie in so einer Situation befunden hatte. Er hatte bisher keine Beziehung gehabt. „Meinst du etwa, dass man es nicht tun sollte?“ Yoichi beobachtete genau, wie sich etwas in Chigiris Gesichtsausdruck veränderte. Diese etwas gefiel ihm überhaupt nicht und ihn überkam das Gefühl, dass er gerade irgendetwas gesagt hatte, was Chigiri an seine eigene Situation erinnerte. „Keine Ahnung. Ich glaube, dass es jeder selbst wissen muss, wie er damit umgeht. Ich meine, ich hatte noch nie eine Beziehung, also kann ich es schlecht beurteilen.“ Der Sportstudent zuckte erneut mit den Schultern. Er hatte kein Problem damit, ihm dieses Geständnis zu machen. Warum sollte er es auch verheimlichen. Chigiri nickte zögerlich. „Ja, da hast du wohl recht.“ Er widmete sich wieder seiner Arbeit und Yoichi kam nicht darum herum, zu merken, dass sie die Stimmung zwischen ihnen verändert hatte. Er überlegte fieberhaft, wie er das ändern könnte, da auch das Lächeln wieder aus dem Gesicht seines Mitbewohners verschwunden war. Er musste doch irgendetwas geben, womit er ihn wieder zum Lächeln bringen konnte. „Du, Isagi?“, riss ihn Chigiri da aus seinem Gedanken. Er hielt den Putzlappen weiterhin seinen Händen, aber wischte damit nicht mehr die Theke. Dafür knetete er ihn regelrecht durch mit seinen Händen. „Ja?“, fragte er zurück und bemühte sich um Lächeln, auch wenn es ihm gerade selbst schwerfiel. Er wollte seinem Gegenüber das Gefühl vermitteln, dass er mit ihm über alles sprechen konnte. Chigiri sah ihn aber auch nicht direkt an, sondern betrachtete den Lappen in seinen Händen, der ein Knäuel geworden war. „Meinst du, dass da etwas zwischen Kunigami und Bachira läuft? Die beiden verhalten sich schon anders seit der Party, wie ich finde.“ Der Medizinstudent zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Unterlippe, während er seinen Kopf hob. Yoichi hatte keine Ahnung, wie er seinen Blick deuten sollte. Dort war Verzweiflung zu erkennen, aber auch die Bitte nach Bestätigung wie Angst und irgendwo auch die Hoffnung, dass Yoichi ihm seine Zweifeln nehmen könnte. Der Sportstudent schluckte und wusste im ersten Moment nicht, was er antworten sollte. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort nichts zwischen ihnen läuft. Also nichts, was einer Beziehung oder so gleichkäme“, begann er. Er achtete genau darauf, nicht zu sagen, dass dort niemals etwas zwischen den beiden laufen würde. Immerhin war es unumstritten, dass die beiden Gefühle füreinander hatten. Chigiri nickte zögerlich und wirkte nicht zufrieden mit der Antwort. „Außerdem bin ich mir sicher, dass die beiden es uns sonst längst gesagt hätten, wenn sich dort mehr zwischen ihnen entwickelt hätte. Allein schon, da wir ja zusammenwohnen und sie unsere Freunde sind.“ Yoichi lächelte sein Gegenüber aufmuntern an. Er war sich zwar sicher, dass er diese Antwort nicht hören wollte, aber Chigiris Gesichtszüge entspannte sich etwas. „Da hast du vermutlich recht“, meinte er und drehte den Putzlappen in seinen Händen. Langsam begann er dann damit, die Reinigung der Theke fortzusetzen. Für Yoichi wirkte es so, als brauche er etwas, womit er sich von seinen Gedanken ablenken konnte. Er musste ein Seufzen unterdrücken. Am liebsten hätte er irgendetwas getan, um ihm all seine Sorgen zu nehmen. Er wollte, dass Chigiri glücklich war. Und das nahm sich Yoichi in diesem Augenblick auch fest vor, dass er dafür sorgen würde. Vielleicht mit dem Ergebnis, dass Chigiri über seine Gefühle für Kunigami hinwegkam. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Während Chigiri und Isagi auf der Arbeit waren, hatten es sich Rensuke und Meguru im Zimmer des Älteren bequem gemacht und schauten einen Film auf dem Laptop. Rensuke musste zugeben, dass er es noch mehr genoss, wenn Meguru und er allein waren, seitdem sie das zwischen sich füreinander benannten hatten. Es waren ihre besonderen Augenblicke und Rensuke hatte das Gefühl, dass er hier Meguru seine Gefühle voll und ganz zeigen konnte. Er bemühte sich zwar, sie ihm jeden Tag zu zeigen, aber gerade wenn sie mit ihren Freunden zusammen waren, hielt er sich doch lieber zurück. Immerhin hatte Meguru ihm noch kein okay gegeben, ihre Beziehung vor ihnen bekannt zu machen. Rensuke war bereit, ihm die Zeit zu lassen, die er dafür benötigte. Der Film war irgendwann zur Nebensache geworden. Zunächst hatte sich Meguru an ihn gekuschelt, während der Film gestartet war. Rensuke hatte einen Arm um ihn gelegt, um ihn noch etwas an sich heranzuziehen. Dies hatte seinem Freund sehr gut gefallen. Dass er sowieso sehr viel körperliche Nähe suchte, hatte er ja schon zuvor gewusst. Aber seitdem sie zusammengekommen waren, hatte er das Gefühl, dass er noch mehr geworden war. Nicht, dass es ihn stören würde, war es dennoch eine neue Erkenntnis, die er über Meguru gewonnen hatte. Rensuke hatte kurz nach dem Start damit begonnen, immer wieder mit der Hand über Megurus Seite zu fahren, während sie sich immer weiter in die Kissen sinken ließen. Sein Freund selbst war mit seiner Hand immer wieder über Rensukes Oberschenkel gefahren und irgendwann hinauf unter sein T-Shirt, was er gerne geschehen lassen hatte. Zur Mitte der Films hin war Meguru schließlich auf seinen Schoß geklettert und hatte ihn geküsst. Das, was auf dem Laptop passiert, war ihnen schnell egal geworden, da der Ältere den Kuss gerne erwiderte hatte. Seine Hände hatten sich verselbstständigt und wanderten immer wieder über den Hintern seine Freundes hinauf unter sein Oberteil und wieder zurück. Meguru selbst blieb natürlich auch nicht untätig und hatte Rensuke inzwischen das T-Shirt ausgezogen. Er wusste, worin dies enden würde und so gerne er es auch wollte, wusste er, dass ihre Zeit heute begrenzt war. Da er heute etwas länger im Studio gebraucht hatte, hatten sie nicht die Zeit, die sie sonst zur Verfügung hätten. Heute hatten sie beschlossen, dass sie etwas zum Essen bestellen wollten, also mussten Rensuke und Meguru nicht kochen, weshalb sie sich dafür entschieden hatten, einen Film zu schauen. Irgendwo hatte der Sporstudent auch schon geahnt, dass es so enden würde und so sehr er sich auch darauf konzentrieren wollte, hatte er leider im Hinterkopf, dass Chigiri und Isagi bald nach Hause kommen würden. „Meguru“, sprach Rensuke seinen Freund an, als er sich von ihm löste. Dieser hörte ihm aber gar nicht so richtig zu, sondern küsste sich über sein Kinn zu seinem Hals hinab. Gleichzeitig machten sich seine Hände den Hosenbund des Älteren zu schaffen. „Meguru“, versuchte er es erneut und umfasste seine Hände, auch wenn er es gerne zugelassen hätte, dass das hier weiterging. Meguru löste sich von seinem Hals und sah auf. „Was ist los?“, fragte er mit leicht zitteriger Stimme, während seine Augen nur halb geöffnet waren. Rensuke betrachtete ihn für einen Augenblick, da er diesen Ausdruck sehr liebte, und küsste ihn sanft. „Isagi und Chigiri kommen in gut zwanzig Minuten nach Hause“, erinnerte ihn. Sein Liebster seufzte tief und legte seine Hände auf seine Schultern. „Wir können doch trotzdem…ein bisschen Zeit ist ja noch…“, schlug er tatsächlich schmollend vor. Rensuke lachte leise und küsste ihn ein weiteres Mal, während er die Arme um ihn legte. „Ich will, dass es für uns beide schön ist, Meguru.“ „Ich weiß, ich weiß“, seufzte er und legte sein Kinn auf Rensukes Brust, dass er ihn ansehen konnte. Der Ältere strich ihm sanft durchs Haar und eine Strähne hinters Ohr. Meguru lächelte ihn an. „Wir haben ja morgen den ganzen Nachmittag wieder für uns. Da bin ich nicht im Studio und wir kommen gleichzeitig nach Hause“, machte Rensuke den Vorschlag, dass hier morgen fortzusetzen. Meguru nickte zustimmend, aber nicht unbedingt glücklich. „In Ordnung…aber wir genießen diese zwanzig Minuten noch, ja?“ „Aber natürlich.“ Um seine Worte zu unterstreichen, küsste Rensuke ihn ein weiteres Mal und strich ihm sanft über den Rücken. Danach sahen sie einander tief in die Augen. Rensuke merkte wieder einmal, wie sehr er ihn liebte. Er war überglücklich, wie sich alles zwischen ihnen entwickelt hatte. Und so groß dieses Gefühl auch war, gab es da ein Thema, welches er noch einmal ansprechen wollte. „Vielleicht sollten wir es Isagi und Chigiri sagen, dass wir zusammen sind. Dann müssen wir uns nicht immer Gedanken darüber machen, wann die beiden nach Hause kommen. Sie wüssten, was los ist“, schlug er deshalb vor. Meguru wirkte nicht glücklich darüber, dass Rensuke dieses Thema ansprach. Er verzog das Gesicht und wog den Kopf hin und her. Seine Hand strich dabei sanft über den Oberarm seines Freundes, als bräuchte er etwas, worauf er sich in diesem Augenblick konzentrieren konnte. „Du bist dir immer noch nicht ganz sicher bei der Sache, richtig?“, fragte Rensuke mit einem sanften Lächeln noch einmal nach. Die goldenen Seelenspiegel seines Freundes sah ihn lang an, während er seine Antwort weiter überlegte. „Noch nicht ganz. Ja, es wäre schön, wenn sie es wüssten und wir uns darüber nicht immer Gedanken machen müssten. Gleichzeitig habe ich auch Angst davor…was ist, wenn das Zusammenleben zwischen uns dann komischer wird? Das möchte ich nicht. Und aktuell ist doch noch alles schön, wie es ist.“ Mit dieser Antwort hatte Rensuke irgendwie gerechnet. An sich verstand er seine Einwürfe ja auch, da er sich auch Gedanken darüber machte. Tatsächlich war Isagi derjenige, wo er sich weniger einen Kopf darüber machte. Isagi war immerhin schon mit Meguru befreundet gewesen, als dieser mit Rin zusammen gewesen war. Er hätte sicher kein Problem damit. Bei Chigiri zerbrach er sich eigentlich auch nicht den Kopf darüber. Sein bester Freund war ein sehr offener Mensch und auch wenn das Thema zwischen ihnen noch nie zur Sprache gekommen war, konnte er sich nicht vorstellen, dass er abweisend reagieren würde. Nichtsdestotrotz war da die Tatsache, dass Chigiri noch nicht so lange bei ihnen lebte und eine weitere Veränderung alles durcheinanderbringen könnte. „Du hast ja auch recht. Ich mag es auch sehr, dass wir noch niemand etwas erklären müssen. Trotzdem möchte ich nicht, dass wir unsere Beziehung für immer geheim halten. Ich glaube sowieso, dass es einige von unseren Freunden schon etwas ahnen. Oder zumindest, dass wir Gefühle füreinander haben.“ Rensuke strich ihm über die Wange und küsste ihn wieder, bevor er ihm wieder in die Augen sah. Meguru lächelte ihn an. „Ich will sie auch nicht für immer geheim halten und dass wir mit unseren Gefühlen mehr oder minder offensichtlich sind, ist mir auch klar. Ich mag es aber gerade sehr gerne noch, dass uns niemand darauf anspricht, wie es so zwischen uns läuft oder ob in unserer Beziehung alles in Ordnung ist. Das habe ich mir immer wieder anhören dürfen, als ich mit Rin zusammen gewesen bin“, gab Meguru zu. Rensuke musste ein Seufzer unterdrückte. In letzter Zeit fragte er sich immer wieder, was in der Beziehung zwischen Meguru und seinem Ex-Freund schiefgelaufen war, dass er sich jetzt so den Kopf wegen ihrer Beziehung zerbrach. Er wollte ihn aber auch nicht unter Druck setzen, es ihm erzählen zu müssen. Er ahnte, dass Meguru dies schon tun würde, wenn er sich bereit dafür fühlte. „Ich weiß ja, dass du dir den Kopf darüber zerbrichst, wie die anderen reagieren könnten. Also warten wir noch etwas, bis du dich bereit dafür fühlst“, akzeptierte er schließlich, dass er noch nicht bereit dafür war. Sie hatten ja noch genug Zeit, um sich den Kopf darüber zu machen. Es war nichts, was sie jetzt festmachen mussten. „Danke.“ Meguru küsste ihn dieses Mal und der Kuss war leidenschaftlich, als die vorherigen, doch eher unschuldigen. Rensuke ließ sich dazu hinreißen, seinen Freund intensiver zu küssen. Er wollte die letzten Minuten, die sie noch allein hatten, voll und ganz auskosten. „Kunigami, Bachira, wir sind wieder da!“, rief da Isagi und die Wohnungstür wurde geschlossen, während sie hörten, wie er sich mit Chigiri unterhielt. Der Kuss wurde gelöst und Rensuke sah das Bedauern in Megurus Augen. „Das heißt wohl, dass unsere gemeinsame Zeit vorbei ist“, flüsterte er und stand langsam von seinem Freund auf. Nur ungern ließ der Sportstudent ihn los, aber er wusste, dass es besser so war. „Leider. Aber denk an morgen.“ Er setzte sich auf und küsste seinen Freund noch einmal, ehe er sich sein T-Shirt wieder anzog. Für einen Augenblick wurde das Bedauern in Megurus Augen noch größer, was Rensuke zum Grinsen brachte, da er ahnte, womit es zusammenhing. Sie standen schließlich von seinem Bett auf und verließen das Zimmer. „Was habt ihr denn gemacht?“, fragte Isagi sogleich, als er sie gemeinsam aus Rensukes Zimmer kamen. Natürlich hatte diese Frage kommen müssen und er überlegte kurz, wie er sie am besten beantworten konnte, ohne sich zu verraten. „Wir haben einen Film zusammen geschaut“, war Meguru schneller als und ging ein paar Schritte auf seinen besten Freund zu, „Also, was bestellen wir heute zu essen?“ Rensuke musste ein Lachen unterdrücken und war froh darum, dass sein Freund das Thema so schnell gewechselt hatte. Während Meguru und Isagi die Küche ansteuerten, blieb Chigiri im Flur stehen und musterte ihn. Das entging dem Sportstudenten natürlich nicht. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er seinen besten Freund deshalb. Irgendetwas in seinem Blick war anders, aber Rensuke konnte es nicht ganz deuten. „Ja, alles gut. Ich bin nur ein wenig müde von der Arbeit“, war seine Antwort, ehe er ihren Mitbewohnern in die Küche folgte. Der Ältere sah ihm noch kurz nach, aber zuckte dann mit den Schultern. Er war sich sicher, dass Chigiri wusste, dass er mit ihm reden konnte, wenn ihn irgendetwas bedrückte. Rensuke hoffte trotzdem, dass alles in Ordnung war. Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8 Der April mit seinem durchwachsenen Wetter machte dem Mai Platz, der die ersten, warmen Tage mit sich brachte. Mit jedem Tag hatte man das Gefühl, dass der Sommer näher rückte und damit die Abende, wo man entspannt im Park sitzen konnte und am Ende nicht frierend dasaß. Der Mai verging ebenfalls und überließ dem Juni seine Stelle. Meguru mochte den Juni sehr. Es wurde mit jedem Tag gefühlt wärmer und bald war richtig Sommer, wo er auch Geburtstag hatte. Er konnte endlich wieder draußen malen, worauf er sich sehr freute. Er hatte jetzt schon Motive im Kopf, die er unbedingt verewigen wollte. Gleichzeitig hieß der Sommer für ihn auch, dass er ganz viel Zeit mit Rensuke draußen verbringen konnte. Es war nicht so, dass er ihre Wohnung nicht mochte, aber dort waren sie oft nicht ungestört. Auch wenn er froh darüber war, dass sein Freund das Thema, wann sie ihren Freunden von ihrer Beziehung erzählen wollten, nicht mehr angesprochen hatte. Er ahnte, dass seine ständige Antwort mit Rins und seiner Beziehung nicht mehr lange durchhalten würde. Er wollte aber auch nicht Chigiri vor Rensuke verraten. Das wäre in seinen Augen einfach nicht fair. Er hoffte darauf, dass sich bald eine Lösung für ihn offenbarte. Heute wollte Meguru sich aber nicht den Kopf darüber zerbrechen, sondern die Zeit mit Rensuke genießen. Heute war der Tag, wo sie gemeinsam früher Schluss hatten, also ganz viel Zeit füreinander. Normalerweise zogen sie sich in ihre Wohnung zurück, aber heute war Meguru nicht danach. Er wollte erst einmal einen großen Spaziergang mit ihm machen und das schöne Wetter genießen. Da sie auch niemanden gesagt hatten, wann sie nach Hause gehen würden, würde sie auch nicht so schnell vermisst werden. Rensuke hatte irgendwann seine Hand genommen. Für Meguru fühlte es sich perfekt an, dass sie hier Hand haltend durch die Gegend laufen konnten, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob einer ihrer Freunde sie sahen. Meguru musste auch zugeben, dass er heute besonders gut darauf war, da in seinem Künstlerleben in den nächsten Wochen einige schöne Sachen für ihn anstanden. „Die Professoren haben heute davon gesprochen, dass wir endlich unsere erste, größere Ausstellung bekommen sollen. Nicht so kleine, wo uns Künstler die Möglichkeit geben, dass wir auch ein, zwei Bilder ausstellen dürfen, sondern etwas, was unser Kurs auf die Beine stellt. Wir sollen jeder ein großes Bild dafür malen und noch mehrere kleinere. Wenn wir es schaffen, werde manche der Bilder sogar verkauft.“ Die Vorfreude in seinen Augen war sehr deutlich zu erkennen und an sich konnte er es auch kaum abwarten, dass es endlich losging. Ihre Professoren plante, die Ausstellung im August, was es für den Kunststudenten noch schöner machte, da dies auch sein Geburtstagsmonat war. „Das hört sich richtig klasse an, Meguru. Das ist endlich eine Chance, dass du dein Talent richtig unter Beweis stellen kannst. Hast du dir denn schon Motive überlegt, die du malen willst?“, fragte sein Freund sofort, während sie die Runde um den See einschlug, der hier im Park war. Meguru mochte diesen Ort sehr und er spürte auch, wie er mit Kreativität gefüllt wurde, da sie hier waren. Eifrig nickte er. „Ja, als großes Motiv wurde ich gerne den See malen. Ich habe schon so viele Ideen, wie ich ihn anders gestalten kann. Ich bin am überlegen, ob ich nächste Woche herkomme und erste Skizzen mache. Willst du dann mitkommen?“ Neugierig sah er Rensuke an, ehe er seinen Blick über den See schweifen ließ. Sein vorrangiger Kunststil war der Surrealismus, aber Meguru benutzte immer seine ganz eigenen Elemente. Dank seiner Mutter hatte er schon recht früh zu seinem Stil gefunden. Es war irgendwie selbsterklärend gewesen, dass er Kunst studierte, auch wenn eine Zeit lang eine Fußballkarriere für ihn im Raum gestanden hatte. Aber am Ende hatte die Kunst gewonnen und er bereute es keine Sekunde. „Gerne, wenn ich dich dabei nicht störe. Ich schaue dir gerne Zeit, wenn du etwas malst oder zeichnest.“ Auch das hatte sich inzwischen in ihrer Beziehung etablierte. Wenn sie etwas für die Universität tun mussten, taten sie es oft zusammen. Manchmal fragte sich Meguru, ob Isagi und Chigiri sich darüber wunderten, dass Rensuke viele seine Aufsätze bei Meguru im Zimmer schrieb, während dieser in ein Bild vertieft war. Sie wollten einfach so viele Zeit wie möglich miteinander verbringen können. „Du störst mich nie! Umso mehr Zeit können wir miteinander verbringen.“ Der Kunststudent blieb kurz stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seinen Freund. Dieser schmunzelte und erwiderte den kurzen Kuss. Händchen haltend setzten sie ihren Weg daraufhin fort, wobei Meguru immer wieder den See im Blick hatte. „Denkst du, dass sich lila oder gelb besser als Wasserfarbe machen würde?“, fragte er seinen Freund nachdenklich. Sein Kopf arbeitete inzwischen auch Hochtouren. Rensuke lachte leise und zog ihn ein wenig an sich. „Ich denke, dass beides gut aussehen wird. Ich mag deine Bilder“, antwortete er. Meguru kicherte verliebt. „Du schmeichelst mir. Ich muss noch so vieles lernen.“ Rensuke küsste ihn auf die Schläfe, was er sehr genoss. Für ihn hätten sie noch stundenlang hier sein können. Manchmal dachte er auch darüber nach, ob sie nicht darüber sprechen sollten, sich eine eigene Wohnung zu nehmen. Aber dies war noch Zukunftsmusik. Wahrscheinlich, wenn sie beide mit ihren Studien fertig waren. „Und das wirst du sicher richtig gut machen. Das weiß ich jetzt schon.“ Rensuke hob seine freie Hand und strich ihm sanft über die Wange. Meguru kicherte wieder und drückte ihre ineinander verschlungenen Hände. Da fiel ihm noch etwas anderes ein, was er seinem Freund bisher noch nicht erzählt hatte. „Ich habe gestern übrigens mit meiner Mutter gesprochen. Sie möchte im Herbst eine Ausstellung gemeinsam mit mir machen. Sie hatte ja jetzt erst ihre Frühlingsausstellung und da hat ihr Manager, sie auf mich angesprochen und wie mein Studium so läuft. Sie hat mich natürlich wie immer gelobt und dabei sind die beiden auf die Idee gekommen, dass ich im Herbst mitausstellen soll. Wir haben zwar noch kein Thema, aber ich freue mich schon so sehr darauf.“ Die Neuigkeit war nur langsam bei ihm eingesickert. Er hatte endlich die Chance, fast allein bei einer Kunstausstellung zu glänzen. Gerade mit seiner Mutter zusammen wusste er, dass es gut werden würde. Sie forderte zwar auch von ihm, aber das war auch gut so, da sie ihm immer den Rücken freihielt. „Das sind ja großartige Neuigkeiten, Meguru. Dann kann ich endlich allen Leuten sagen, dass dieser großartige Künstler mein Freund ist und wie stolz ich auf ihn bin.“ Sie blieb erneut stehen. „Rensuke…“ Meguru sah seinen Freund mit großen Augen an, während sein Herz einen großen Satz nach vorne machte. Der Gedanke, dass Rensuke allen sagte, wie stolz er auf ihn war, ließ sein Herz mit Liebe überquollen. „Du hast es verdient“, meinte der Ältere lediglich und küsste ihn wieder, „Hast du denn schon Ideen für ein mögliches Thema?“ Der Kunststudent fand schnell wieder zu sich selbst und nickte. „Einige! Da es ja im Herbst sein soll, habe ich gedacht, dass wir mit Herbstfarben spielen könnten. Mich würde aber auch sehr das Thema Monster interessieren und ich denke, dass Kaa-san da auch einige Idee zu hätte. Schön wäre auch irgendwie das Thema Tiere im Surrealismus. Sie also ganz anders darzustellen, wäre auch ein richtige Herausforderung.“ Meguru geriet in einen Redefluss und gestikulierte dabei mit seiner freien Hand herum. Er hatte einfach so viele Ideen, die er umsetzen wollte. Vielleicht schaffte er es neben seinen Bildern fürs Studium auch schon ein paar Werke für die Herbstausstellungen zu beginnen. Eventuell wären auch kleinere Entwürfe zunächst ein Anfang. „Ich liebe dich.“ Ruckartig blieb Meguru stehen, als sein Freund diese Worte aussprach. Er blinzelte. Zuvor hatte noch keiner von ihnen diese drei Worte gesagt. Natürlich, sie wussten, dass sie einander sehr mochte und ineinander verliebt waren, aber ein „ich liebe dich“ war noch einmal ein ganz anderer Schritt. Rensuke sah ihn ebenfalls nur an und sein Blick wirkte für einen Augenblick unschlüssig, ob er sie nicht lieber zurücknehmen sollte. Aber das wollte Meguru auf keinen Fall. Er fiel seinem Freund um den Hals und küsste ihn stürmisch. Rensuke war für einen Moment überrumpelt, aber er fang sich schnell und legte die Arme um ihn, um den Kuss zu erwidern. Es gab gerade nur sie beide. Und es hätte auch so weitergehen können, wenn sich nicht jemand hinter ihnen geräuspert hätte. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Seishirou war sehr froh darüber, dass er heute etwas früher Schluss hatte. Einer seiner Professoren war auf einer Fortbildung, weshalb die letzte Vorlesung ausfiel. So musste er zwar ohne Reo nach Hause gehen, aber das machte ihm wenig aus, da sein Freund heute sowieso noch eine Lerngruppe hatte. Er wäre sowieso eine ganze Weile allein gewesen. Daher hatte er mit Hiori, der ja auch früher Schluss hatte, da sie im gleichen Studiengang waren, ausgemacht, dass sie sich gleich online zum Zocken treffen wollten. Seishirou freute sich schon darauf. Hiori teilte seine Leidenschaft für Games und die beiden hatten sich schon die ein oder andere Nacht um die Ohren geschlagen – sehr zum Unmut von Reo und Yukimiya. Die beiden waren nicht immer ganz zufrieden damit, wenn sie in ihren Games versanken. Daher nutzten sie solche Situationen wie jetzt gerne mal aus, auch wenn sowohl Hiori wie auch Seishirou sich sicher waren, dass ihre jeweiligen Freunde ahnten, womit sie ihre freie Zeit verbringen würden. Aber erst einmal musste es Seishirou überhaupt nach Hause schaffen. Da er so schnell wie möglich seinen Weg hinter sich bringen wollte, hatte er eine Abkürzung durch den Park genommen. Er hätte auch mit der Bahn fahren können, aber darauf hatte er heute keine Lust. Er wollte seine Ruhe vor dem Zocken haben. In diesem Moment bereute er es, dass er die Abkürzung genommen hatte. Wenige Meter vor ihm standen Kunigami und Bachira und küssten sich. Und sie küssten sich nicht nur einfach so, sondern es sah schon sehr intensiv aus. Die beiden waren also ein Paar; das nahm er dadurch zur Kenntnis. In seinen Augen war das nichts Schlimmes. Er freute sich sogar, dass die beiden zueinander gefunden hatten. Gleichzeitig kam ihm auch der Gedanke, dass es einen Grund haben musste, warum die beiden ihre Beziehung bisher noch nicht öffentlich gemacht hatten. Es war gut möglich, dass sie noch ganz frisch war. Seishirou war dieser Grund auch vollkommen egal. Wenn die beiden glücklich miteinander waren, sollte es ihm nur recht sein. Ihn interessierte das alles nicht. Es war das Beste, wenn er eine andere Richtung einschlug und die beiden für sich ließ. Er hatte nichts gesehen. Da räusperte sich jemand hinter ihm. Seishirou verfluchte diese Person schon, während er sich umdrehte. Dort stand Barou mit vor der Brust verschränkten Armen. Er sah dabei nicht Seishirou an, sondern zu Kunigami und Bachira, die sich voneinander gelöst hatten. Dabei lagen die Arme der Größeren noch um die Taille seines Freundes, während dieser noch auf den Zehenspitzen stand und eine Hände ruhten auf seinen Schultern. „Hättest du nicht deine Klappe halten können?!“, zischte Seishirou Barou zu. Jetzt wurde er in diese ganze Sachen mit hereingezogen und das wollte er auf keinen Fall. „Klappe, Faulpelz. Ich will hören, was die beiden zu sagen haben“, wimmelte der Sportstudent ihn ab. Er würdigte ihn weiterhin keines Blickes. „…Das ist jetzt eine ganz blöde Situation…“, murmelte Kunigami, der zur Seite sah. Er wirkte eindeutig verlegender als Bachira, der seine Hände von seinen Schultern nahm und sich richtig hinstellte. Kurz daraufhin sah er seinen Freund an, nahm dessen Hand und drückte diese, während er ihn anlächelte. „Es wird schon alles gut werden“, sagte er zu ihm, ehe er sich Barou und Seishirou zuwandte, „Ich weiß, dass es für euch jetzt ganz merkwürdig sein muss, uns hier so zu sehen…“ Unschlüssig sah er zwischen ihnen hin und her. „Merkwürdig trifft es sehr gut.“ Barous Stimme klang streng. Seishirou zuckte mit den Schultern. „Mir ist ganz egal, was ihr beiden miteinander habt. Solange ihr glücklich seid“, war seine Antwort. Bachira lächelte ihn an. „Danke, Nagi. Wir wollen es auch noch allen sagen, aber bisher war noch nicht der richtige Augenblick dafür gewesen. Bitte sagt ihnen noch nichts!“ Verzweiflung lag in dem Blick des Kunststudent. Seishirou sollte das mit dem nichts sagen nur recht sein. Er wollte hiermit sowieso nichts zu tun haben. „Vollkommen in Ordnung für mich. Es ist ja ganz und gar eure Entscheidung, ob ihr es sagt oder nicht.“ Er hoffte so sehr, dass sich die Sache damit getan hatte. Er wollte nur nach Hause und zocken. Er hatte schon fast wieder vergessen, was er gerade gesehen hatte. „Ich bin nicht damit einverstanden“, machte Barou seine Pläne von Neuem zunichte. Hatte er es sich zur seiner Lebensaufgabe gemacht, ihm sein Leben schwerzumachen? Seishirou warf ihm einen finsteren Blick zu, der ignoriert wurde. Barou sah die ganze Zeit über Kunigami an. Dieser seufzte und spannte sich an. Bachira bemerkte dies sofort und hob seine freie Hand, um ihm sanft über den Oberarm zu streichen. „Barou, bitte“, versuchte Kunigami seinen Jugendfreund irgendwie davon zu überzeugen, seine Worte zu überdenken. Der Blick des Angesprochenen blieb unbeeindruckt. „Wie lange geht das schon mit euch beiden?“, wollte er dafür wissen. Seishirou, der gerade überlegte hatte, ob er nicht einfach gehen sollte, horchte auf. Hörte er da so etwas wie Verletztheit in Barous Stimme? Er fragte sich, woher das kam. Er war sich sicher, dass es nicht damit zusammenhing, dass er irgendwie auf Kunigami oder Bachira stand. Vielleicht hing es ja damit zusammen, dass er schon so lange mit dem Älteren des Paares befreundet war. Seishirou kam der Gedanke, wie er sich fühlen würde, wenn Isagi als sein bester Freund ein Geheimnis lange vor ihm verheimlichen würde und er es nur durch einen Zufall erfahren würde. Er wäre wahrscheinlich auch sehr verletzt. „Noch gar nicht so lange. Es hat kurz nach der Party begonnen, die wir für Chigiri gegeben haben“, antwortete Kunigami schließlich. „Auch wenn wir beide vorher schon wussten, dass wir Gefühle füreinander haben. Aber wir haben noch einen kleinen Anstupser gebraucht und dieser war auf der Party“, fügte Bachira hinzu. Sein und der Blick seines Freundes trafen sich. Beide lächelten verliebt. Seishirou musste zugeben, dass die beiden schon sehr süß miteinander waren. „Okay, ich werde nichts sagen. Es ist immerhin eure Entscheidung, wann ihr es allen sagt. Oder auch gar nicht.“ Barou klang auf einmal sehr zufrieden, was den IT-Studenten in seinen Gedanken bestätigt. „Dank dir, Barou.“ Kunigami schenkte ihm ein Lächeln. Dieser winkte ab. „Schon gut. Wir sehen uns.“ Damit verabschiedete er sich von ihnen und trat seinen Heimweg an. Das war wohl auch endlich für Seishirou das Zeichen, dass er gehen konnte. „Wir sehen uns dann morgen in der Uni“, sagte er noch zum Abschied und ließ die beiden zurück. Seishirou hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er so eine Entdeckung heute machen würde. Gut, jetzt wusste er also, dass Kunigami und Bachira ein Paar waren. Das war ja nichts, was ihn groß einschränken würde. Da schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und er blieb ruckartig stehen. Er musste sofort an Reo denken. Reo, der ihm die ganze Zeit damit in den Ohren lag, dass Kunigami endlich Bachira seine Gefühle gestehen sollte. Was dieser inzwischen getan hatte. Ohne, dass Reo davon wusste. Dafür wusste es Seishirou. Er hatte keine Ahnung, wie er dieses Geheimnis vor seinem Freund geheim halten sollte. Zumal Reo letztens erst angemerkt hatte, dass er Kunigami noch einmal darauf angesprochen wollte, wie weit er jetzt mit Bachira war. Verdammt, damit würde Seishirou sicher wieder in den Ohren liegen. Was sollte er dann zu ihm sagen? Er hoffte so sehr, dass es nicht zu schnell zu einem Thema zwischen ihnen werden würde. ~ ♡ ♡ ♡ ~ Meguru sah Barou und Nagi nach, während er weiterhin die Hand von Rensuke hielt. Er fasste es immer noch nicht, dass ihre Beziehung so herausgekommen war. Zumindest gegenüber den beiden war sie jetzt heraus. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. „…Was machen wir nun?“, durchbrach Rensuke die Stille zwischen ihnen. Meguru sah seinen Freund an und schenkte ihm sein schiefes Lächeln. „Ich weiß es nicht. Ich hatte mir eigentlich anders vorgestellt, unseren Freunden von unserer Beziehung zu erzählen. Ich hoffe wirklich sehr, dass sie den Mund halten werden…“ Auch wenn er gerade noch so ruhig gewirkt hatte, überkam ihm nun ein ungutes Gefühl. Er hatte Angst davor, dass sich Barou oder Nagi verplapperte und so die anderen alles erfuhren. Vor allem Chigiri. Ihm war bewusst, dass er es irgendwann erfahren musste. Aber Meguru wollte selbst Zeit haben, um sich darauf vorzubereiten. „Sie werden schon nichts sagen, Meguru. Ich vertraue ihnen.“ Rensuke ließ seine Hand los, um ihn an sich zu ziehen und zu umarmen. Der Kunststudent ließ sich gerne an die Brust seines Freundes sinken und schloss für einen Moment die Augen. Auch wenn er wusste, dass er wohl recht hatte, fühlte er sich trotzdem unruhig. Er wollte gerade nur noch nach Hause gehen. „Ja, du hast ja recht“, stimmte er schließlich zu und öffnete seine Augen wieder, um ihn anzulächeln. Dieses wurde sofort erwidert und Rensuke küsste ihn kurz. „Und vielleicht ist es für uns jetzt auch ein Anstoß, es endlich offiziell den anderen gegenüber zu machen. Aber natürlich nur, wenn es für dich in Ordnung ist.“ Abwartend sah der Ältere ihn an. Meguru atmete tief durch. Ja, das sollten sie jetzt wohl wirklich langsam angehen, auch wenn er sich ein wenig davor fürchtete. „Hmm…ich denke auch, dass wir es langsam tun sollten. Bei wem wollen wir dann am besten anfangen?“ Für ihn war das ein großer Schritt, aber er wusste, dass sein Freund ihm den Rücken freihalten würde. Egal, was auch passieren würde. „Am besten wären natürlich Isagi und Chigiri, da wir ja mit ihnen zusammenleben. Aber vielleicht wäre ja auch Reo ein Anfang. Zumal Nagi ja jetzt auch Bescheid weißt.“ Rensuke zuckte mit den Schultern. Meguru schätzte es sehr, dass er ihm die Wahl ließ. Er wollte auch jetzt nicht sofort eine Entscheidung treffen. „Kann ich noch ein wenig darüber nachdenken und wir gehen jetzt erst einmal nach Hause? Ich muss dieses Aufeinandertreffen gerade noch ein wenig verarbeiten“, antwortete er ihm. Rensuke nickte verstehen und strich ihm durch die Haare. „Natürlich. Nimm dir die Zeit, die du dafür brauchst. Zuhause haben wir ja noch ein wenig Zeit für uns. Isagi und Chigiri müssen ja heute arbeiten.“ Meguru musste kichern. „Dann mal los. Ich will es natürlich ausnutzen, dass ich dich jetzt ganz und gar für mich habe.“ Er nahm wieder die Hand seines Freundes und sie machten sich auf den Heimweg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)