Drawback 3 von ManaRu ================================================================================ Kapitel 1: Hounding (Ryo) ------------------------- Der Abend bei Kazuki war wirklich schön. Er verhielt sich wie ein wahrer Freund! Sie sahen zusammen ein wenig fern, ließen sich von dem teilweise dämlichen und doch witzigen Programm des Fernsehers berieseln, hatten zusammen gegessen und saßen nun gemütlich auf der Couch. An solchen Abenden, an denen er einfach alles vergessen und verdrängen konnte, hatte er das Gefühl, ein normales Leben zu führen, ein normaler Mann zu sein, der keine Probleme hatte, keine schreckliche Vergangenheit besaß und einfach nur leben konnte. Als auf einmal Lärm auf der Straße zu hören war, schien dies Kazukis Aufmerksamkeit zu erregen. „Du glaubst gar nicht, wie oft irgendwelche Besoffenen gegen alles rennen, was dort an der Straße steht.“ Witzelte der Hacker und ließ ihn alleine im Wohnzimmer zurück. Eigentlich würde er sowas auch gerne mal beobachten, doch er wollte nicht von der Couch aufstehen. Gerade war er völlig entspannt und zugegeben auch ein wenig faul. „Du musst gehen.“ Hörte er seinen Kollegen neben sich sagen und verwirrt sah er zu ihm auf. Wollte er ihn jetzt doch nicht mehr bei sich haben? Hatte er etwa das Gefühl, dass es ihm gut genug ging, dass er wieder nach Hause gehen könnte? Doch als er in sein Gesicht sah, wich wieder einmal jegliche Farbe aus seinem Gesicht. „Was?“ Hauchte er leise, ehe Kazuki ihn am Handgelenk packte und zum Fenster zog. „Es sind drei Männer mit schwarzen Sturmhauben.“ Erklärte er ihm und öffnete das Fenster. „Da unten ist eine Hecke. Die federt den Sprung ab.“ Er drängte ihn weiter zum Fenster, doch er konnte nicht. Er sollte springen? Ist der Kerl wahnsinnig? „Mach schon. Vertrau mir. Ich rufe Rei und Kai an. Hau ab!“ Zögerlich nickte er und kletterte aus dem Fenster. Kurz sah er nach unten, entdeckte die Hecke, ehe er auch schon sprang. Er landete direkt in dem Gestrüpp, dass ihm ganz schön die Arme zerschnitt und einige fiese Kratzer hinterließ, doch das war wohl sein geringstes Problem. Mühsam kämpfte er sich hervor, krabbelte auf allen Vieren aus der Hecke und sah sich um. Er wusste gar nicht, dass das Haus einen Hinterhof besaß. Egal! Er rannte durch das Tor und befand sich relativ schnell auf der Straße. Wo sollte er jetzt hin? Kazuki wollte den Anderen Bescheid geben, doch was sollte das bringen? Zu ihnen konnte er nicht und ohne Handy könnte er ihnen auch nicht Bescheid geben, wo er war. Nach Hause oder zurück zu Kazuki war auch keine Option. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Nacht auf der Straße zu verbringen, sich zu verstecken und es am nächsten Tag bei einen der Anderen zu versuchen. Ohne Ziel rannte er weiter. Einfach weiter. Weg von Kazukis Wohnung, weg von einem guten Freund, der hoffentlich nicht umgebracht wird. Auf einmal blieb er stehen und drehte sich um, starrte geschockt in die Richtung, aus der er kam. Was, wenn sie ihn umbringen? Daran hatte er noch gar nicht gedacht! Sein Kollege schien nicht gesprungen zu sein! Ob er die Männer ablenken wollte? Wollte er sich opfern, sich ihnen in den Weg stellen, damit er selber sicher war? „Nein…“ Hauchte er und rannte zurück. Das wollte er nicht! Das durfte nicht passieren! So schnell er konnte, rannte er zu Kazukis Wohnung zurück, bremste jedoch schlagartig ab, als er die Männer sah, wie sie in ihr Auto stiegen. Ob sie ihren Hacker schon umgebracht hatten? „Da hinten!“ Riss ihn eine Stimme aus den Gedanken und er sah zu den Männern rüber. Shit! Sofort drehte er sich wieder um, rannte weiter, weg von dem Haus. Wenn sie ihn entdeckt hatten und erwischen werden, dann war es das! Dann hätte sich Kazuki umsonst für ihn geopfert, alle aus seiner Gruppe hätten umsonst alles getan, um ihn zu beschützen. Doch ihm ging die Puste aus. Er war noch nie der sportlichste gewesen. Ein Blick nach hinten verriet ihm schnell, dass sie ihn mit dem Auto verfolgten. Also musste er sie nur austricksen und dorthin rennen, wo kein Auto hinkam. Wenn sie aussteigen müssten, könnte er einen gewissen Vorsprung gewinnen. Genau das brauchte er. Und ein Versteck. Schnaufend rannte er zwischen den Häusern hin und her, versteckte sich für eine Weile und lief dann in eine andere Richtung. Die Stadt war groß, es gab viele Möglichkeiten, sich zu verstecken und er würde in dieser Nacht nicht eine Sekunde zu lange an einem Ort verharren, sondern solange weiterrennen, bis er sich sicher war, seine Verfolger los zu sein. Eine Mülltonne brachte ihn zu Fall, wodurch er sich die Hände und Knie aufschürfte. Doch genau, wie die Kratzer durch die Hecke, waren ihm diese Wunden völlig egal. Solange nichts gebrochen war und er noch rennen konnte, brauchte er sich darum nicht zu kümmern. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, sah er den Wagen direkt auf sich zukommen. „Scheiße…“ Fluchte er leise und rannte wieder zurück. Wieso konnten diese Männer nicht einfach aufgeben? So hartnäckig konnte doch kein Mensch sein! Außerdem verstand er einfach nicht, warum sie ihn verfolgten. Warum wollte Herr Kanegawa ihn haben? Der hatte doch mit Sicherheit schon den nächsten armen Jungen bei sich, mit dem er seine Spielchen trieb. Also was wollte er dann von ihm? Oder wollte er sich rächen, weil er abgehauen war vor all den Jahren? Oder wusste er wirklich, zu welchem Clan er gehört und wollte ihn ausquetschen? Ihm lief es eiskalt den Rücken runter. Die Jahre damals waren schon Folter genug, da wollte er nicht wissen, was passiert, wenn Kanegawa ihn in die Finger bekommt. Als er um die nächste Ecke rannte, musste er einem Fahrradfahrer ausweichen und landete direkt wieder auf dem Boden. Keuchend lag er auf dem Rücken und sah in den nächtlichen Himmel. Wann wird diese Hetzjagd endlich enden? Er sprang vom Boden auf und rannte wieder los. Langsam gingen ihm die Ideen aus. Auf der nächsten Straße entdeckte er ein gut bekanntest Auto. Und es kam auf ihn zu. Sofort sprang er auf die Fahrbahn und lief auf das Auto zu. Der Wagen vor ihm bremste und er sah den Maskenträger aussteigen. „Rei!“ Rief er ihm zu, rannte weiter und kam schnaufend bei ihm an. Hinter ihm hörte er, wie seine Verfolger mit quietschenden Reifen um die Ecke bogen und nun auf sie zu kamen. „Kommt schon!“ Schrie Kai ihnen entgegen. Reita zog ihn in den Wagen rein und sofort fuhr der Braunhaarige los. Er saß mit Reita zusammen auf der Rückbank, schnallte sich an und lehnte sich schnaufend zurück. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er würde im Leben nie wieder Sport machen! Dieses Gerenne reichte für ein ganzes Leben, da war er sich sicher. „Wir haben nicht genug im Tank, um uns eine Verfolgungsjagd leisten zu können“ Knurrte Kai vom Lenkrad aus und fuhr auf die Autobahn. „Lass uns irgendwo raus. Wir gehen zu Fuß weiter und du fährst tanken.“ Mit hochgezogener Augenbraue sah Kai im Rückspiegel zu ihnen nach hinten. „Dir geht’s zu gut, kann das sein?“ Fuhr ihn Kai sichtlich wütend an. Reita zuckte spürbar neben ihm zusammen. Dass das eine dämliche Idee war, musste nicht erwähnt werden. „Sind das die Männer von Herrn Kanegawa?“ Fragte ihn der Maskenträger. Ryo nickte einfach. Er konnte sich sonst nicht vorstellen, wer die Kerle sein könnten. „Schreib Kazuki erstmal, dass wir ihn gefunden haben.“ Mit großen Augen sah er zu Kai nach vorne, sah dann seinen Sitznachbarn an. „Ihm geht es gut? Lebt er? Ist er verletzt?“ Platzte es aus ihm heraus. Reita lächelte ihn beruhigend an und schüttelte den Kopf. „Ihm geht es gut. Die Typen haben ihn nicht entdeckt und er ist mit deinem Auto unterwegs.“ Erleichtert lehnte er sich wieder zurück und seufzte, musste sich sogar Freudentränen verkneifen. Es ging ihnen allen gut! Jetzt mussten sie nur noch diese Typen loswerden. „Hast du einen Plan?“ Fragte Reita neben ihm nach vorne gewandt, doch Kai schüttelte nur den Kopf. „Am einfachsten wäre es, anzuhalten, die Kerle aus dem Wagen zu locken und zu erschießen, aber…“ Er musterte Kai von hinten stumm, krallte sich in seine Hose und biss sich auf die Unterlippe. „Wenn die auch bewaffnet sind…“ Der Braunhaarige musste nicht weiterreden, man verstand auch so, was er gerade dachte. Und auch er selber dachte wohl das Gleiche. Wer wäre schneller damit, die Waffe zu ziehen und zu schießen? Dazu kam noch, dass bestimmt jeder der Typen eine Waffe hatte. Bei ihnen war Reita der einzige mit einer Pistole. Also drei gegen einen. Das konnte nur schief gehen. Also musste ihnen etwas anderes einfallen. Als Kai wieder von der Autobahn runterfuhr, wurden sie von ihren Verfolgern in die Mangel genommen und gerammt. Ein Ruck ging durch den Wagen und Ryo flog fast nach vorne gegen den Sitz. Doch der Gurt hielt ihn zurück. „Dieser miese…“ Begann Kai zu knurren, ehe schon der nächste, kräftige Ruck durch den Wagen ging. Ihnen kam ein Fahrzeug entgegen, gab ihnen Lichthupe und sofort erkannte er seinen eigenen Wagen. „Kazuki!“ Keifte Ryo von hinten her und sah, wie ihr Kollege an ihnen vorbeifuhr. „Jetzt wird es witzig.“ Sagte Reita neben ihm mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Was sollte denn bitte witzig werden? Er drehte sich um, sah nach hinten und entdeckte Kazuki, der nun ebenfalls hinter ihnen her war und immer wieder den Wagen ihrer Verfolger rammte. „Mein Auto…“ jammerte er leise und grummelte. Alleine deswegen wird er sich rächen! Da konnten sich die Männer sicher sein! Doch er sah nur noch, wie der Wagen hinter ihnen schlagartig langsamer wurde und Kazuki scheinbar ausweichen musste und nun vor deren Auto war. So ein Mist. Er konnte gar nicht so schnell gucken, da wurde Kazuki gerammt und das nicht so leicht, wie sie vor wenigen Minuten, sondern mit voller Wucht. Das Auto machte immer wieder einen gewaltigen Satz nach vorne, ehe es sich auf die Seite drehte und die Verfolger mit voller Wucht in dessen Seite krachten und den Wagen vor sich herschoben, ihnen damit immer näherkamen. „Kai, mach doch was!“ Schrie Ryo den Anderen an, doch da wurde sein Auto, mit Kazuki am Steuer, schon in parkende Autos geschoben. „KAI!“ Schrie er noch lauter, wurde dann aber von Reita wieder in seinen Sitz gedrückt. „Ihm wird es gut gehen, also beruhig dich. So haben wir einen Vorsprung.“ „Vorsprung? Zu welchem Preis? Woher willst du wissen, dass es ihm gut geht?“ Das konnte er gerade nicht fassen. Zwar war Kazuki noch nicht so lange ein Teil ihrer Gruppe, dennoch war er ein guter Freund, zumindest für ihn. Zwei Straßen weiter war auch schon der Tank leer und Kai stellte den Wagen unauffällig am Straßenrand ab. „Jetzt geht es zu Fuß weiter.“ Sie stiegen aus und rannten erst einmal weg von dem Wagen. Ryo steuerte sofort die Richtung an, aus der sie kamen. Er wollte nach Kazuki sehen, wollte wissen, dass es ihm gut geht. Voller Adrenalin rannte er wie ein Irrer über die Straßen der Hauptstadt und hängte sogar seine eigenen Kollegen ab. „Ryo warte!“ Hörte er Reita rufen, doch das war ihm gerade egal. Er wollte zu ihm, ihn lebend sehen, wissen, dass es ihm gut ging und diese Kerle ihm nichts getan hatten. Doch als er die Straße erreicht hatte, rannte er in jemanden hinein. Auch das noch! „Tut mir leid…“ Stammelte er leise, wollte sofort weiter rennen, doch es ging nicht. Er kam nicht vom Fleck. Warum? Arme hatten sich um ihn gelegt und als er aufsah, sah er nur Augen. Dunkle, ernste Augen. Der Rest des Gesichtes war durch eine Stoffmaske bedeckt. Ihm wurde übel! Er öffnete den Mund, wollte nach Kai und Reita schreien, doch der Kerl hielt ihm den Mund zu und zog ihn mit sich in den ziemlich ramponierten Wagen, der scheinbar noch fahrtauglich war. Trotz der Hand begann er zu schreien, in der Hoffnung, dass irgendwer etwas hören würde. Er wollte nicht in den Wagen, wollte nicht von ihnen mitgenommen werden. „REITA!“ Schrie er so laut er konnte, doch die Hand auf seinem Mund drückte so kräftig zu, dass kaum etwas durchkam. Er zappelte, versuchte nach dem Mann zu treten, der ihn in das Auto warf, sofort mit dazu stieg und die Türe zu zog. Noch bevor der Wagen losfahren konnte, trat und schlug Ryo wieder um sich. So schnell wird er nicht aufgeben. „Lass mich los!“ Keifte er den Kerl an, der versuchte, nach seinen Händen zu greifen. Doch mit den Füßen trat er nach ihm, traf ihn am Bauch und rutschte von ihm weg, sah nach vorne, wo noch zwei Typen saßen. Ohne zu überlegen, presste er die Zähne aufeinander, packte den Fahrer am Hinterkopf und mobilisierte seine ganze Kraft, um dessen Gesicht auf das Lenkrad zu knallen. So konnten sie wenigstens nicht mit ihm abhauen! Zumindest fürs erste! Der Kerl daneben versuchte nach ihm zu greifen, doch er wich zurück, trat noch einmal nach dem Mann, der ihn in den Wagen gezogen hatte, ehe er ausstieg. Wenigstens konnte er dieses Mal abhauen! Das waren definitiv nicht dieselben Männer, die ihn schon damals entführt hatten, denn die waren so clever gewesen, die Kindersicherung zu aktivieren. So hatte er wenigstens eine gewisse Chance, davon zu kommen. Er sprang aus dem Wagen und landete erst einmal auf allen Vieren und sah sich um. Weder Kai noch Reita konnte er entdecken. Hatte er wirklich so viel Vorsprung gehabt? Gerade, als er aufstand, entdeckte er seine Freunde. Der Maskenträger schien die Situation sofort zu verstehen und er sah, wie dieser seine Waffe zog. Als er losrennen wollte, stand der Kerl auf einmal wieder hinter ihm, hielt ihn zurück und wieder den Mund zu. „Lass ihn los!“ Rief Reita ihnen entgegen. Ryo zappelte wie ein Fisch, versuchte nach dem Mann zu treten, ihn mit dem Hinterkopf im Gesicht zu treffen und sich aus dem Griff zu winden, doch er schaffte es nicht. Erst ein Schuss befreite ihn von dem Mann, der hinter ihm zusammensackte. Er wusste ja, dass Reita verdammt gut zielen konnte, doch das war gerade eine Glanzleistung! Nun wartete er keine Sekunde mehr und rannte los. Er wollte nur noch zu Reita und Kai, wollte mit ihnen Kazuki einsammeln und einfach nach Hause, weg von alldem was passiert ist und diesen Kanegawa ein für alle mal aus seinem Leben entfernen! „Ryo.“ Hörte er Kai rufen, sah seine Freunde an und lächelte. Sie hatten ihm geholfen, alle Drei! Der Braunhaarige war weit vor Reita, der wegen dem Schuss stehen bleiben musste. Nur noch wenige Meter trennten ihn von den Beiden, ehe er einen erneuten Schuss hörte. Sofort fiel ihm der Beifahrer ein, der wahrscheinlich von Reita gerade erschossen wurde. Doch eben diesen hörte er panisch nach ihm rufen und auch Kai rief seinen Namen erschrocken. Seine Schritte wurden langsamer, sein Körper wurde auf einmal so schwer und er sackte in Kais Arme, die sich sofort um ihn legten. Kai ging auf die Knie, während er selber ausgestreckt halb auf dem Boden und halb in seinen Armen lag. Er atmete abgehackt, hörte den nächsten Schuss, der ihn zusammenzucken ließ und sah zu Kai nach oben, der ihn geschockt anstarrte. Als er sich aufrichten wollte, tat ihm irgendwie der Brustkorb weh. Ob er unglücklich gegen Kai gefallen war? „Ich hab alle erwischt.“ Hörte er Reita neben sich schnaufen, ehe er sich zu ihnen hockte. „Ich… bekomm kaum Luft…“ Keuchte er und hielt sich den schmerzenden Brustkorb. Doch das, was er fühlte, gefiel ihm gar nicht. „Was…?“ Fragte er und rollte sich mühselig in Kais Armen auf die Seite und starrte zitternd seine Hand an. „Er hat ihn getroffen.“ Hauchte Kai leise und er sah zu den Beiden auf. „Scheiße.“ Knurrte Reita nur und drehte ihn nun auf den Rücken. Sein Kopf lag auf Kais Schoß, ehe Reita seine Jacke auszog und sie auf seinen Brustkorb drückte. Sofort keuchte er auf und kniff die Augen zusammen. „Das tut weh…“ Jammerkte er leise, doch das schien dem Anderen egal zu sein. Immer wieder japste er schwer nach Luft, weil die Schmerzen schlimmer wurden und langsam realisierte er, was wirklich los war. Sein Hirn hatte lange gebraucht, um alle Puzzleteile zusammen zu setzen. Doch er verstand es. „Er kriegt mich nicht…“ Hauchte er leise lächelnd und begann zu weinen. Er spürte, wie Kai seine Hand ergriff, sie drückte und auch Reita nahm eine Hand von seinem Oberkörper weg, um seine andere Hand in seine zu nehmen. „Niemals wird er dich kriegen. Keiner kriegt dich. Du bleibst schön bei uns!“ Drang die Stimme des Maskenträgers in sein Ohr und er nickte schwach. „Danke…“ Hauchte er leise und biss sich wieder auf die Unterlippe. Immer mehr Tränen liefen ihm über das Gesicht. Vor Freude und trotz allem auch vor Schmerz, denn der wurde immer stärker und er krallte sich regelrecht in die Hände der Anderen, spürte, wie er immer weniger Luft bekam. „Beruhig dich.“ Hauchte Kai leise über ihm und strich ihm mit der freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. „Bring ihn um… bitte.“ Keuchte er leise und kniff die Augen zusammen. Drückte Reita immer fester zu, oder tat eine Schussverletzung nach und nach immer mehr weh? „Schön wach bleiben, Ryo! Du wirst den Kerl umbringen, hast du mich gehört?“ Ja, er hatte es gehört, doch er konnte einfach nicht antworten, bekam kein Wort mehr raus und schaffte es nicht einmal mehr, zu nicken. Doch trotz, dass sein Körper ihm nicht mehr gehorchen wollte, fühlte er sich glücklich. Sie hatten ihr Versprechen gehalten, hatten ihn so gut sie konnten beschützt und ihn davor bewahren können, von Kanegawa und seinen Männern verschleppt zu werden. Er schloss lächelnd die Augen, spürte eine letzte Träne über seine Wange laufen, hörte nur noch gedämpft die Rufe seiner Freunde, ehe auch der Schmerz langsam weniger wurde. Wo wäre er nur ohne seine Freunde!? Kapitel 2: Execution -------------------- Noch immer hielt er die Hand des Anderen, wollte sie nicht mehr los lassen und sah zu seinem besten Freund, der die andere Hand weiterhin festhielt, mit der anderen über dessen Wange strich und leise schluchzte. „Wir müssen los.“ Versuchte er, seinen Mitbewohner zu animieren, abzuhauen. Denn scheinbar hatte er noch nicht mitbekommen, dass Sirenen immer näherkamen. Und er wollte nicht wissen, was passiert, wenn sie noch länger hierbleiben. Er nahm die Jacke wieder an sich, ließ die Hand los und stand auf. „Komm jetzt.“ Hauchte er leise und nahm Kais Arm, versuchte ihn hoch zu ziehen, doch er schüttelte den Kopf und klammerte sich nur noch mehr an den leblosen Körper. „Kai, bitte… wenn die uns erwischen, können wir Kanegawa nicht erledigen.“ Und egal, was noch passieren wird, DAS wollte er beenden! „Okay…“ Schluchzte sein Mitbewohner leise, fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und stand auf. Es tat ihm in der Seele weh, Ryo zurück zu lassen, doch sie hatten keine andere Wahl und mussten verschwinden. „Was ist mit Kazuki?“ Krächzte Kai, als er diesen mit sich zog. „Wir können nur hoffen, dass er es selber schafft.“ Sie verließen die Hauptstraße, liefen durch kleine Gassen und Nebenstraßen, blieben in der Nähe der Hauswände und arbeiteten sich langsam zurück zum Auto vor. Zwar war er selber lieber der Beifahrer, doch er war in einer besseren Verfassung, als Kai und aus diesem Grund setzte er ihn auf die andere Seite und nahm selber hinter dem Lenkrad Platz. Bevor er losfuhr, lehnte er sich zurück, kniff die Augen zusammen und fuhr sich durch die Haare, ehe er seine Jacke nach hinten warf und den Motor startete. Noch ging der Wagen an! „Wieso… haben die das gemacht?“ Drang Kais zittrige Stimme zu ihm durch und er sah ihn an, schüttelte aber nur mit dem Kopf. Er wusste es nicht. Sie waren sich so sicher, dass der Kerl ihn wieder für sich haben wollte, doch das er umgebracht wird, hätte niemand von ihnen erwartet. Ob die Männer es einfach gemacht haben, weil sie es wollten, oder ob Kanegawa ihnen das aufgetragen hatte, sollten sie ihn nicht zu fassen kriegen, wussten sie nicht. Doch er wird alles daran setzen, dass es ihm leid tun wird. Im Auto zog er sich die Maske aus und fuhr erst einmal zur nächsten Tankstelle. Die Anzeige meckerte schon, dass kein einziger Liter mehr ihm Tank war. Doch zumindest bis zur Tankstelle kamen sie. Nachdem der Tank wieder gefüllt war, fuhr er durch die Stadt und erschreckte sich fast zu Tode, als Kais Handy klingelte. Wie gerne er jetzt hören würde, das Ryo ihn anrief. Er biss sich auf die Unterlippe und fuhr zu ihnen nach Hause, während Kai ans Telefon ging. „Was? Moment… ja. Warte doch.“ Er brummte genervt neben ihm und sah zu ihm rüber. „Kazuki geht es gut. Wir müssen ihn einsammeln. Er ist am Park.“ Informierte er ihn und ohne Umwege fuhr er durch zum Park. Wenigstens ging es ihrem Hacker gut. Sie sammelten ihn ein und fuhren mit ihm erst einmal nach Hause. Wenn sie die Beiden schon in seiner Wohnung ausfindig gemacht hatten, war es da genauso sicher, wie in Ryos Wohnung. „Wo ist er?“ War natürlich die erste Frage, die der Hacker stellte, doch keiner von ihnen sagte ein Wort. „Sagt schon!“ Knurrte es hinter ihnen und Kai drehte sich seufzend zu ihm um. „Er ist…“ Hauchte sein Mitbewohner leise und es dauerte einen Moment, bis Kazuki verstand, was Kai nicht aussprechen konnte, oder wollte. „Ihr wollt mich doch verarschen?“ Sie schüttelten synchron den Kopf. Auch, wenn man über so etwas keine Witze machte, wünschte er sich gerade, dies tun zu können. Doch es war die traurige Wahrheit. Kazuki stieß sein gesamtes Vokabular an nicht jugendfreien Flüchen aus, während sie weiter den Straßen nach Hause folgten. In den eigenen vier Wänden angekommen, bewaffnete sich jeder mit einem Bier und schweigend saßen sie in der Küche am Tisch. Es wirkte wie ein schlechter Traum und auch, wenn sie bereits Ruki verloren hatten, war dies erneut ein gezielter Schlag mitten ins Gesicht. Kai zitterte neben ihm, was er immer dann genau sehen konnte, als dieser sein Bier an die Lippen setzte. Kazuki schien gar nicht wirklich anwesend zu sein, während er immer wieder an seinem alkoholischen Getränk nippte. Seufzend leerte er seine Flasche, sah sich das Etikett an und knallte geräuschvoll das Glas auf den Tisch, was die anderen Beiden dazu brachte, heftig zu zucken und ihn erschrocken anzusehen. „Wir können hier nicht sitzen und schweigen. Es wird Zeit, dass wir diesen Kerl finden und ein für alle Mal beseitigen.“ Knurrte er und stand vom Tisch auf, nur, um in Kais Zimmer zu gehen und dessen Notebook zu schnappen, mit dem er wieder zu ihnen kam. Er schob seinem Mitbewohner das Gerät zu und sah ihn abwartend an. In ihm brodelte es und er würde gerade jeden umlegen, der ihn dumm von der Seite anmachen würde. „Der Kerl ist nicht so einfach zu finden.“ Murrte Kazuki und er glaubte ihm das auch. Dennoch mussten sie etwas unternehmen. „Wir werden ihn finden. So, wie wir alle gefunden haben.“ Knurrte er zurück und musterte seinen Mitbewohner. „Also?“ Sofort begann Kai damit, an dem Notebook zu arbeiten. Sehr gut. Mit den überschaubaren Informationen, die sie bisher hatten, wird es schwierig, den Mann zu finden, aber es war machbar. Für sie war es das allemal. Ihr Hacker stand vom Tisch auf, ging zum Fenster, das er öffnete und sich dort wie so oft eine Zigarette anmachte. Es wunderte ihn, dass Kazuki immer seine Glimmstängel parat hatte. „Und du hast echt nichts abbekommen? Sah schon übel aus, wie die dich gerammt und in die Autos geschoben haben.“ Kai konnte es nicht so genau sehen, aber er selber hatte auch nach hinten gesehen und war nicht minder schockiert, das zu sehen, wie Ryo in dem Moment. „So schnell gehe ich schon nicht kaputt.“ Antwortete der Hacker grinsend und zwinkerte ihm zu, klemmte sich den Glimmstängel zwischen die Lippen und schob seinen Ärmel nach oben. „Ich hab nur ein paar Kratzer…“ Murmelte er und man sah am Arm einige große und auch kleine Kratzer. „Sieht am Bein auch so aus… aber die Scheiben sind auch kaputt gegangen. Bin froh, nichts ins Gesicht gekriegt zu haben.“ Er zog an der Zigarette, aschte ab und sah dann zu Reita. „Was ist passiert, als sie deine Wohnung gestürmt hatten?“ Wollte er nun von ihm wissen, doch Kazuki überlegte einen Augenblick. „Naja…“ Begann dieser und zog erneut an seiner Kippe. „Als ich Ryo aus dem Fenster bekommen habe, bin ich erstmal zur Türe. Wäre schon blöd, wenn ich ihn rausbekommen hätte und er ihnen dann dort direkt in die Arme gelaufen wäre.“ Er pustete den Rauch in Richtung Fenster und nach einem letzten Zug drückte er die Zigarette im Aschenbecher aus und setzte sich wieder zu ihnen an den Tisch. „Als ich mir sicher war, dass sie in die Wohnung kommen würden, habe ich mich versteckt. In meiner Küche habe ich eine zweite, dünne Wand eingezogen. Ich muss nur durch den kleinen Schrank in der Ecke krabbeln und schon bin ich sicher.“ Erklärte er, legte ein Bein über das Andere, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Die haben meine ganze Wohnung abgesucht. Aber sie haben kein Chaos hinterlassen. Als sie gemerkt hatten, dass keiner da war, wollten sie wieder weg und…“ Er stoppte auf einmal mitten im Satz und haute Kai die Hand regelrecht auf den Arm. Sein Mitbewohner zuckte zusammen und starrte ihn irritiert an. „Was?“ Fragte dieser sichtlich ahnungslos und auch Reita verstand gerade nicht, was der Andere auf einmal hatte. „Sie wollten weg… sie wollten zu ihrem Boss. Zu diesem Kanegawa!“ Jetzt klatschte sich Kazuki selber vor die Stirn und stand auf. „Verdammt, ich Idiot. Der eine sagte ‘lasst uns zurück zum Pier‘. Zum Pier verflucht nochmal!“ Er riss Reita am Arm auf die Beine, welcher ihn geschockt ansah. „Was hast du denn?“ Noch immer kapierte er nicht, was los war. Kai schien ihm da einen Schritt voraus zu sein, denn auch er sprang auf einmal auf und klappte sein Notebook zu. „Zum Pier, Reita. Sie wollten zum Pier.“ Sagte Kai noch einmal nachdrücklich und Kazuki nickte. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dort mit Kanegawa irgendwas machen wollten ist ziemlich hoch. Vielleicht ist der Kerl dort und wartet auf seine Männer.“ Jetzt hatte er es kapiert und es dauerte nicht lange, da hatte er schon wieder seine Handschuhe und die Maske angezogen und sich die Waffe geschnappt. Die Jacke konnte er nicht anziehen. Sie war voll von Ryos Blut. Da Kai am wenigsten getrunken hatte, musste er den Wagen fahren. Sie ließen sich nicht viel Zeit, ignorierten rote Ampeln und die Geschwindigkeitsbegrenzung, denn nun zählte jede Sekunde. „Hoffentlich hast du genug Munition in deiner Knarre.“ Brummte Kazuki ihn auf einmal dumm von hinten entgegen. Reita checkte sofort seine Waffe. „Ich hab keine Ahnung, wie viel ich brauche, aber es sieht erstmal gut aus.“ Er schob das Magazin wieder in die Waffe und sah aus dem Fenster. „Fahren wir überhaupt zum richtigen Pier?“ Fragte er dann Kai, der ihm nur einen kurzen, bösen Blick zuwarf. Es gab nur einen in der Nähe, doch wer sagte ihnen, dass das der Richtige sein wird? Als sie dort ankamen, lag alles in völliger Dunkelheit. In der Ferne sah man die Laternen, die an blieben, damit man den Rand sehen konnte, um nicht ins Wasser zu fallen. „Kai, du wartest hier. Kazuki und ich, wir sehen uns hier mal um.“ Sie konnten nur hoffen, dass der Wagen für ihn am sichersten war. Zu dritt konnten sie nicht draußen rumrennen. Schon zu zweit war es gefährlich, wenn Herr Kanegawa wirklich vor Ort war. „Ist gut.“ Sie setzten sich ihre Kopfhörer ein und dann ging es los. Die Waffe war bereits entsichert und er hielt sie fest in der Hand und schlich sich nun mit Kazuki vorwärts. Hinter jedem Container, hinter jeder Ecke, versteckten sie sich, sahen erst einmal vorsichtig nach, ob die Luft rein war, bevor sie weiter zum Wasser liefen. Man konnte auf dem gesamten Gelände nichts hören und es war schwer, in der Dunkelheit viel zu erkennen. Kazuki hielt ihn sanft am Arm zurück, zog ihn mehr in die Dunkelheit und lehnte sich näher zu ihm. „Ryo hatte etwas von LKWs gesagt, richtig?“ Flüsterte er ihm ins Ohr und er nickte schwach. Auch Kazuki nickte und ließ wieder von ihm ab. Ob Herr Kanegawa in dieser Nacht einen LKW losschicken wollte? Sollten sie sich darauf konzentrieren, nach diesen Transportern Ausschau zu halten? Es war ein Anhaltspunkt und einen Versuch wert. Sie liefen weiter, doch außer den unzähligen Containern war nicht viel zu finden. Das Gelände war so groß, da konnte man sich glatt verlaufen, doch auf einmal hörte er Stimmen. Zwei Stimmen, die sich in normaler Lautstärke zu unterhalten schienen. Auf leisen Sohlen liefen sie in die Richtung und entdeckten wenig später zwei Männer an einem LKW. Bingo! „Wenn die letzten Autos da sind, können wir sofort losfahren.“ Sagte einer der Beiden. Der Mann hatte eine Kappe auf dem Kopf, eine ziemlich dreckig wirkende Jacke über einem braunen Shirt an und trug eine weite, schwarze Hose und dicke Boots. Ihm gegenüber stand ein Mann mit einer eleganten Jeans und einem weißen Hemd, dass er in seine Hose gesteckt hatte. Die Männer wirkten wie Tag und Nacht. Elegant und ordentlich zu schmutzig und gammelig. Wahrscheinlich war der eine der LKW-Fahrer und der andere Herr Kanegawa. Im besten Fall! Reita hob bereits seine Waffe, doch Kazuki legte eine Hand an seine und drückte den Arm wieder nach unten, legte einen Zeigefinger an die Lippen und deutete zu ihnen rüber. „Fünf meiner Männer sind noch unterwegs, doch wir warten nur noch auf ein Auto.“ Seine Männer? Dann war das wirklich der Kerl. „Nur eins? Nun gut.“ Der Mann nickte und gerade, als Reita seine Waffe wieder hob, tauchten andere Männer auf. Einer, zwei, drei… sechs. Mist! „Die Kinder sind im LKW.“ Informierte der eine und ein anderer lachte. „Ruhig und wohl auf.“ Der Mann bekam einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. „Deiner Meinung nach.“ Die Männer lachten. Alle, außer der Fahrer. Insgesamt standen 8 Männer nun versammelt unter einer Laterne. Wenn er das richtig verstanden hatte, warteten diese noch auf ein Auto. Wahrscheinlich war dieses Fahrzeuge das von Ryos Verfolgern. Da fehlte eigentlich "nur noch" ein Auto und schon jetzt hatte er nicht genug Munition, um alle zu erledigen. Aber er wusste auch, dass die Männer bewaffnet waren. Vielleicht nicht alle, aber ihm würden ein bis zwei Waffen mit Munition reichen. Mit der freien Hand tastete er sich ab, auf der Suche nach etwas, das er werfen könnte, ehe ihm Kazuki etwas vor die Nase hielt. Sein Feuerzeug. Sehr gut! Scheinbar hatten sie den gleichen Gedanken. Er nahm das Feuerzeug entgegen und warf es gegen den Container neben ihnen und zog Kazuki dann mit sich. „Geht nachsehen, was das war.“ Sie versteckten sich und sahen drei Männer auf sie zukommen. Diese trennten sich von einander und das war ihre Chance. Mit geschickten Handgriffen schafften sie es, den Männern einen nach dem anderen das Genick zu brechen. Behutsam legten sie die leblosen Körper auf dem Boden ab, damit diese keinen Lärm machten. Jeder von denen hatte eine Waffe bei sich. Schön, wenn ein Plan funktioniert! Nun hatten sie Beide eine Pistole und das war auch gut so, denn als sie zurückliefen, war der letzte Wagen vor Ort und weitere Männer stiegen aus. „Lass den Kerl am Leben.“ Sagte Reita und Kazuki nickte ihm zu, ehe sie die Waffen erhoben und das Feuer eröffneten. Nach und nach ging einer der Männer leblos zu Boden und auch der LKW-Fahrer blieb dabei nicht verschont. Einzig Herr Kanegawa bekam eine Kugel ins Bein, damit er nicht abhauen konnte. Er warf die Waffe des Mannes weg, hatte seine eigene fest in der Hand und lief mit Kazuki los, als keiner mehr stand. Sie stellten sich neben Hikari, der fluchend zu ihnen aufsah. „Herr Kanegawa?“ Fragte Reita, während Kazuki neben ihm die Arme vor der Brust verschränkte und dem Mann gegen die Schusswunde trat. Dieser stöhnte leise vor Schmerz und sah den Hacker wütend an. „Was wollt ihr?“ Knurrte der am Boden Liegende und Reita grinste. „Also sind sie dieser Hikari Kanegawa?“ Hakte er noch einmal nach und der Mann nickte. „Und jetzt?“ Der Maskenträger ging in die Hocke und grinste noch breiter, als zuvor. „Ein Freund schickt uns.“ Und mit diesen Worten schlug er ihm ins Gesicht, steckte seine Waffe an den Gürtel, zog den Mann am Kragen hoch und verpasste ihm noch eine. Immer wieder schlug er zu, bis der Mann Blut spuckte und kaum noch Luft zu bekommen schien. Erst dann ließ er von ihm ab und nahm seine Waffe wieder in die Hand. „Der letzte Wagen wird nicht kommen. Weder ihre Männer, noch mein Freund werden jemals wieder zu ihnen kommen.“ Der Mann am Boden lachte los, wischte sich mit dem Ärmel das Blut vom Gesicht. „Der süße Kleine hat also Freunde?“ Noch immer lachte der Kerl, doch als Kazuki seinen Fuß auf die Schusswunde stellte und zudrückte, keuchte der Mann vor Schmerz auf und presste die Lippen aufeinander. „Wir haben euch unterschätzt… doch das hat ein Ende. Merkt euch das.“ „Das sind also ihre letzten Worte? Nun gut.“ Damit schoss er ihm in den Kopf und die Sache war erledigt. „Die Kinder?“ Fragte Kazuki und Reita sah zu ihm auf, richtete sich dann wieder auf und sah sich um. Es musste irgendwo ein LKW voller Kinder stehen. Er schnappte sich ein Handy von einem der erschossenen Männer, die für Kanegawa gearbeitet hatten. Kazuki klaute dem Fahrer den Schlüssel und sie suchten den LKW. Das wird bestimmt nicht einfach, denn noch immer hatten sie wenig von dem Gelände hinter sich gelassen. Es gab noch viele Ecken, die für ein Versteck in Frage kämen. Doch zum Glück stand ein LKW mitten auf einem kleinen Platz, getaucht in seichtes Licht der Laternen. Sofort probierte Kazuki, den Transporter zu öffnen und als sie es schafften, zogen sie die schweren Metalltüren auf. Und tatsächlich fanden sie Kinder in dem Ding. „Unfassbar…“ Hauchte Kazuki neben ihm und sprang selber rein, während Reita die Nummer der Polizei wählte, damit sich jemand auf den Weg machte, um den Kindern zu helfen. Keines dieser Kinder soll jemals das durch machen, was Ryo erleiden musste. Als die Polizei versicherte, einen Wagen zu schicken, legte er auf und warf das Handy in den LKW. Kazuki lief in diesen hinein, stellte sich vor die ängstlich zitternden Kinder. „Da vorne liegt ein Handy. Versprecht mir, es nur im Notfall zu benutzen, ja?“ Die Kleinen nickten und so drehte er sich um und ging zu Reita zurück. „Ihr werdet hier abgeholt. Die Polizei wird sich um euch kümmern, also bleibt brav.“ Damit sprang er von der Ladefläche runter, packte den Maskenträger am Handgelenk und rannte mit ihm los. Reita hielt sich die Hand an den Kopfhörer und gab Kai Bescheid, dass sie sich auf den Rückweg gemacht hatten. Sie mussten sich beeilen, damit sie verschwinden konnten, bevor die Polizei vor Ort eintreffen würde. Er hatte nicht wirklich Lust, denen zu begegnen. „Ob der Kerl das ernst meinte? Hatte man uns unterschätzt?“ Fragte Kazuki, während sie neben einander her rannten, um so schnell es geht, zurück zu Kai zu kommen. „Weiß ich nicht.“ So wirklich trauen konnte man dem Mann doch eh nicht! Nach wenigen Minuten hatten sie es heil zum Auto geschafft und stiegen ein. „Fahr los, die Polizei ist schon unterwegs.“ Keifte Kazuki und der Braunhaarige fuhr sofort los. „Habt ihr ihn erwischt?“ Wollte Kai nach einer Weile wissen, als sie den Pier schon lange hinter sich gelassen hatten. „Ja… der Kerl macht nichts mehr.“ Bestätigte Reita und griff in das Handschuhfach, um ein kleines Taschenmesser heraus zu holen. Er fügte dem Lauf seiner Waffe eine weitere Kerbe hinzu, ehe auch am Griff die zweite hineingeritzt wurde. „Es ist vorbei, Ryo. Endgültig“ Kapitel 3: Kidnapping (Yuu) --------------------------- Seitdem er wach war, regnete es draußen. Zum Glück nicht sehr kräftig, aber es war windig und die kleinen Tropfen fanden ganz einfach ihren Weg in sein Gesicht. Dieser leichte Regen nervte ihn mehr, als starker, gerade herunter rieselnder Regen, den man mit einem Schirm aufhalten könnte. Doch bei dem Wind würde jeder Regenschirm schon nach wenigen Sekunden den Geist aufgeben. Er hatte sich den gestrigen Tag freigenommen gehabt, um Sato zu helfen. Sein bester Freund durfte endlich wieder nach Hause und so hatte er ihn ein wenig versorgt, war für ihn einkaufen, hatte mit ihm zusammen etwas gegessen und sich nur schweren Herzens am Abend von ihm getrennt. Doch dieser Tag tat ihm unglaublich gut. Er hatte mit ihm über Akira gesprochen, ihm erklärt, was vorgefallen war und zu seiner Erleichterung fand Sato seine Entscheidung gut. In welcher Beziehung verheimlichte man einem so viel? Was er ihm nicht erzählt hatte war, dass er Jin nähergekommen war, noch bevor er mit Akira Schluss gemacht hatte. Er wusste selber nicht einmal, was das zu bedeuten hatte und warum er das bis zu einem gewissen Punkt mit gemacht hatte. Darüber müsste er dringend mit seinem Partner reden und er hatte gehofft, das machen zu können, wenn sie im Auto saßen und auf Streife waren. Allerdings schien dieser Tag alles andere als normal zu sein. In der Zentrale herrschte unglaubliches Chaos und er sah sogar ein paar Kinder auf Stühlen sitzen, oder durch die Gänge laufen. Da war er einmal nicht da und scheinbar verpasste man direkt was. Etwas überfordert und auch ziemlich irritiert blieb er in der Eingangshalle stehen, ehe sich eine Hand an seine Schulter legte. Er sah neben sich und entdeckte seinen Partner. „Jin…“ Hauchte er leise und sah ihn fragend an. „Was ist hier los?“ Sein gegenüber schüttelte den Kopf und lief los. „Du wirst es gleich sehen.“ War nur seine Antwort und sofort lief er ihm nach. Er sah sich fragend um, sah einige seiner Kollegen von der Spätschicht, die wohl noch nicht einmal Feierabend machen konnten. Scheinbar war irgendwas Großes vorgefallen. Im großen Büro, wo zu Schichtbeginn immer ein Meeting abgehalten wurde, versammelte sich bereits die Frühschicht und er nahm mit Jin am Tisch Platz. Alle anderen ihrer Kollegen waren bereits vor Ort und nun traf auch der Boss ein. Sofort wurde es still und der Assistent des Chefs verkabelte bereits ein Notebook mit dem Beamer und bereitete alles soweit vor. „Guten Morgen.“ Wandte sich der Chef der Zentrale an alle Anwesenden, räusperte sich und sah sich um. „Bevor ich anfange, die folgenden Schritte zu erläutern, sollte ich besser erst erklären, was gestern vorgefallen ist.“ Auf der Wand hinter ihm erschien ein Bild des Desktops seines Rechners und sein Assistent klickte einige Ordner durch, ehe er einen Film zu öffnen schien. Doch den Play-button tippte er noch nicht an. „Wir werden ihnen gleich Kameravideos vom Pier 9 zeigen. Gestern wurden unsere Einsatzkräfte an diesen Ort gerufen, weil ein anonymer Anrufer behauptet hatte, entführte Kinder entdeckt zu haben.“ Er stoppte in seiner Erzählung und nahm sich ein Klemmbrett mit mehreren Zetteln zur Hand. „Es waren 50 Kinder in einem LKW.“ Fuhr er fort und blätterte in den Unterlagen herum. „Wir haben mehrere Männer tot vorgefunden. Die Aufnahmen zeigen zwar nicht, was genau passiert ist, aber man sieht, wer am Pier war und möglicherweise für den Mord verantwortlich war.“ Nun lief die Aufnahme ab, zusammen geschnitten aus mehreren Kameras. Sobald eine Kamera nichts mehr zeigte, wurde das Video der nächsten Kamera an die Wand geworfen. „Reita.“ Rief einer seiner Kollegen und der Boss nickte. „Und er war nicht alleine.“ Er deutete auf dessen Kollegen, den jedoch noch nie jemand gesehen hatte. „Die Kameras, die auf den LKW zeigten und auch die, die an der Stelle installiert waren, an der die Männer getötet wurden, waren abgestellt worden.“ Erklärte der Chef nun und legte sein Brett wieder auf den Tisch ab. „Die Kinder sind in unserer Obhut und werden nach und nach von ihren Eltern wieder abgeholt. Doch wir wissen noch nicht, wer für die Entführung verantwortlich ist und was genau passiert ist.“ Hinter ihm an der Wand konnte man sehen, wie Reita mit seinem Kollegen wieder zurück rannte, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Wir gehen davon aus, dass Reita die Polizei informiert hat, da sonst niemand mehr dort gesehen wurde. Eine gute Tat, die jedoch nicht davon ablenkt, dass er wahrscheinlich die Männer umgebracht hat.“ Die Aufnahme stoppte und auch der Beamer wurde ausgestellt. „Wenige Stunden zuvor gab es auf einer Straße nicht weit von hier eine Schießerei, bei der vier Männer starben, deren Namen wir bisher nicht wissen. Und auch dort geben die Bewohner an, Reita gesehen zu haben.“ Yuu runzelte die Stirn und sah kurz seinem Partner neben sich an, der genau so geschockt zu sein schien, wie er selber. Scheinbar hatten selbst anwesende Polizisten nicht viele Informationen bekommen gehabt. Keiner im Raum, außer ihr Chef, sagte etwas. Sie waren alle sichtlich geschockt! „Wir müssen ihn aufhalten. Er rennt schon lange genug draußen frei herum. Von Tag zu Tag müssen wegen ihm mehr Menschen ihr Leben lassen, als noch zu Beginn seines Wechsels von kleinen Diebstählen bis hin zum Mörder. Eure Hauptaufgabe liegt nun also darin, diesen Kerl zu fassen! Ich will, dass ihr jede freie Minute damit verbringt, diesen Kerl zu suchen. Wenn ihr keine direkte Anweisung von der Zentrale erhaltet, werdet ihr euch auf die Suche nach ihm begeben.“ Schon lange galt Reita nicht mehr als kleiner Dieb, das war klar, aber mittlerweile wurde er immer schlimmer und unberechenbarer. Immer mehr Menschen fielen ihm zum Opfer und sie konnten das nicht mehr zulassen. „Welches Ziel verfolgt der Kerl nur?“ Fragte er leise flüsternd seinen Partner, doch Jin zuckte nur unwissend mit den Schultern. „Zwischen all seinen Opfern konnte keine Verbindung gefunden werden. Es sei denn, wir haben irgendwas übersehen.“ Sie konnten ihm nicht jeden Mord in die Schuhe schieben, doch genau so könnte er für jeden Mord verantwortlich sein. Es war schwer, ihn zu finden, schwer, seine Schritte voraus zu sehen und noch schwieriger wird es, ihn aufzuhalten. „Jede Information, jede Idee und alle Anhaltspunkte sind von großem Wert. Es gibt keine dummen Fragen und auch keine unnötigen Details, also will ich über alles informiert werden, was euch auffällt. Lasst nichts aus, denn schon die kleinste Auffälligkeit kann großes bewirken.“ Der Chef klatschte in die Hände und deutete ihnen an, aufzustehen. „An die Arbeit! Zeigt den Verbrechern in der Stadt, dass sie keine Chance gegen das Gesetzt haben! Und passt auf euch auf!“ Damit verließen die Polizisten den Raum in ihren Teams. Die nächste Zeit wird mehr als nur stressig. Ohne jeglichen Anhaltspunkt, konnten sie ihn nicht fassen. Sie wissen nicht, wo man ihn finden konnte, wo er als nächstes zuschlagen wird und was sein allgemeines Ziel war. Ob er aus persönlichen Gründen handelt? Waren all seine Opfer Personen, die ihn hintergangen haben? Oder mussten sie sterben, weil sie zu viel wussten und sie daher zu gefährlich für ihn waren? Selbst eine Woche später wussten sie nicht ein kleines bisschen mehr über ihn. Seit der Nacht am Pier schien Reita verschwunden zu sein. Mittlerweile wussten sie, dass er einen gewissen Herrn Kanegawa und seine Männer erschossen hatte. Der Mann wurde damals schon verdächtigt, Kinder entführt zu haben. Der LKW war der Beweis, dass ihre damaligen Ermittlungen richtig lagen. Doch nun konnten sie dem Kerl nichts mehr anhängen, ihn nicht dafür bestrafen und ins Gefängnis bringen, denn Reita hatte ihn auf dem Gewissen. Ob er ihn deswegen umgebracht hatte? Weil Herr Kanegawa Kinder entführt und verkauft hatte? Diese Frage könnte ihnen nur der Maskenträger beantworten, doch der schien untergetaucht zu sein. Mit Jin fuhr er gerade durch die in Dunkelheit liegenden Stadtteile, die nur durch einzelne Laternen erleuchtet wurden. „Ob man den Kerl irgendwie rauslocken könnte? Wenn man ihn in dem Glauben lässt, enttarnt worden zu sein, wird er doch bestimmt rauskommen, oder?“ Fragte Jin ihn, doch er war sich dabei nicht so sicher. „Anders, als durch einen Bluff werden wir ihn wohl nicht rauskriegen, doch so zu tun, als würden wir seine Identität kennen, kann auch nach hinten losgehen.“ Antwortete er und sah aus dem Fenster. „Was hatte es eigentlich mit dem Toten auf dem Gehweg auf sich, der nicht zu Kanegawas Männern gehörte?“ Er sah zu Jin rüber und sah ihn sogar etwas traurig an. „Dank der Datenbank und DNA des Toten, hat sich herausgestellt, dass er vor vielen Jahren als vermisst gemeldet und für tot geglaubt wurde. Scheinbar wurde er damals von Herrn Kanegawa entführt und konnte nun entkommen, ehe er erschossen wurde.“ Er sah, wie Jin schluckte, um den Kloß im Hals loszuwerden. „Seine Eltern haben all die Jahre geglaubt, er sei tot… und jetzt hat man ihn erschossen auf der Straße gefunden.“ Hauchte er und Yuu nickte. Was muss das für ein Gefühl sein, zu glauben, dass der Sohn tot ist und dann nach Jahren zu erfahren, dass er erst kürzlich erschossen auf der Straße gefunden wurde? Zum Glück konnte Herr Kanegawa nun nichts mehr anrichten. Innerlich musste er sich da schon bei Reita bedanken, jedoch konnte es nicht davon ablenken, dass er ihn und seine Männer kaltblütig ermordet hatte. „Unsere Kollegen haben bisher genau so viel gefunden, wie wir zwei, richtig?“ Yuu nickte wieder stumm und sah seufzend nach draußen. „Vielleicht war sein Ziel, diesen Kanegawa zu stoppen und jetzt, wo er das geschafft hat, ist er untergetaucht und versucht, ein normales Leben anzufangen.“ Entwich es eher abwesend seinen Lippen und er sah dabei weiterhin nach draußen auf die Umgebung, die an ihnen vorbeizog. „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“ Sprach ihn sein Kollege nun an und er musterte ihn, schüttelte sogleich den Kopf. „Nein… wahrscheinlich ist das nur Wunschdenken.“ Zwar wäre es schön, wenn sie Reita nie wiedersehen würden, doch auch er durfte nicht ungestraft davonkommen. Als Jin durch eine tiefe Pfütze am Straßenrand fuhr, peitschte das Wasser bis an seine Scheibe rauf. Dieses Wetter deprimierte einen selbst während der Arbeit. „Was ist das?“ Sagte er leise und sah zu Jin. „Halt mal an.“ Sein Partner stoppte den Wagen und er stieg aus. „Warte.“ Er sah sich um, sah, wie sein Kollege zu ihm kam und gemeinsam liefen sie weiter. „Was ist los?“ Fragte dieser ihn und Yuu deutete mit einer Kopfbewegung in eine Seitenstraße. „Ich dachte, was gesehen zu haben.“ Er lief also mit ihm los und ging zur Straße, die er eben meinte. Es war eine kleine Seitenstraße und tatsächlich entdeckte er etwas. Ein Mann, der an einem Auto zugange war. Wahrscheinlich nicht sein eigenes. Sein Partner rannte sofort los und rief dem Kerl zu, die Hände zu heben, doch der Autoknacker rannte einfach davon. Sie nahmen die Verfolgung auf und er sah im Augenwinkel, dass der Mann die Scheibe eingebrochen hatte. Welches Auto hatte bitte keine Alarmanlage? Eindeutig dieser Wagen! Sie liefen dem Kerl hinterher und er musste feststellen, dass dieser Autodieb, oder Knacker, ziemlich schnell war. Sogar sein Kollege war schnell. Da hatte er echt zu tun, hinterher zu kommen. „Jin…“ Keuchte er ihm hinterher. Durch den Regen zu rennen war nicht gerade seine Lieblingsaufgabe, doch was sein muss, muss sein. Als er um die nächste Ecke rannte, blieb er stehen. Er hatte sie verloren. „Ernsthaft?“ Am besten lief er zurück zum Wagen, erklärte der Zentrale, was los war, damit ein paar Kollegen vorbeikommen. Alleine wollte er Jin nicht draußen rumrennen lassen. Wer weiß, wozu dieser unbekannte Kerl im Stande sein könnte. Doch als er sich umdrehen wollte, hörte er ein Klicken. Es war ganz nah an seinem Ohr und er traute sich nicht einmal, nach hinten zu sehen. „Schön die Hände hoch, Cop.“ Knurrte man ihn an und er tat sofort, was man ihm sagte. Hatte er sich eben noch um seinen Kollegen gesorgt, musste er zugeben, jetzt mehr Panik um sein eigenes Leben zu haben. „Du kommst uns sehr gelegen.“ Ihm lief es eiskalt den Rücken runter, ehe man ihm ein Tuch über die Augen legte und es an seinem Hinterkopf zuzog und verknotete. Er sah nichts mehr, spürte aber etwas an seiner Schläfe. Es war kalt und wahrscheinlich der Lauf einer Waffe. Als er zwei Hände an seinem Gürtel bemerkte, wusste er sofort, dass es sich um mindestens zwei Männer halten musste, die bei ihm waren. Doch die Hände verschwanden wieder. Kurz darauf wurden seine Arme nach unten gezogen und auf seinem Rücken aneinander gekettet. Dann hatte er ihm also die Handschellen geklaut. „Wer seid ihr?“ Knurrte er sie nur wütend an. „Keine Sorge, das wird dir nichts bringen, das zu wissen.“ Bekam er nur die wenig hilfreiche Antwort. „Wenn du brav bleibst, darfst du auch wieder gehen. Doch das hängt nur von dir ab.“ Man trat ihm in die Kniekehle und er sackte auf die Knie. Verdammt, wo war Jin bitte? Gerade könnte er ihn wirklich gut gebrauchen! „Hol den Wagen. Am besten nehmen wir ihn erstmal mit.“ Drang die Stimme wieder in sein Ohr. Der Mann hinter ihm ließ von ihm ab und schien davon zu laufen. Doch der Zweite blieb neben ihm stehen und drückte seinen Kopf mit dem Lauf der Waffe zur Seite. „Ich wollte schon immer mal einen Polizisten erschießen.“ Knurrte er mit dunkler Stimme und trat ihn auf einmal seitlich auf den Boden. Erschrocken keuchte er auf und biss die Zähne zusammen. „Erfüll mir den Wunsch.“ Hörte er wieder und versuchte irgendwie, sich aufzusetzen, doch das war einfach unmöglich. Er spürte, wie sich seine Uniform voll Wasser sog. Der Regen wurde stärker, als wolle er diese Horrorsituation noch mehr untermalen, als eh schon. „Was wollt ihr?“ Fragte er, in der Hoffnung, nicht schon jetzt einen dummen Fehler gemacht zu haben. Doch der Unbekannte lachte nur leise, ehe er hörte, dass er wohl näherkam. „Du verdirbst dir nur die Überraschung, wenn ich es dir sage. Willst du das wirklich?“ Er runzelte die Stirn, wägte Pro und Contra ab, ehe er nickte. „Ich höre.“ Gab er nur von sich, ehe man ihn am Kragen hochzog, das er auf die Beine kam, kurz bevor er auch schon dazu gedrängt wurde, loszugehen. „Du wirst es bald herausfinden.“ Mehr sagte er ihm nicht, ehe er in ein Auto geworfen wurde. Warum hatte er nicht geschrien? Er hätte die ganze Zeit um Hilfe rufen können. Gerade zweifelte er daran, schlau genug zu sein, um Polizist sein zu dürfen. „Hast du dich schon bei der Polizei gemeldet?“ Hörte er von vorne, kurz, nachdem der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte. Es kam keine Antwort, doch das leise Lachen ließ ihn vermuten, dass der Kerl genickt hatte. „Sehr gut. Je schneller alle Bescheid wissen, dass ein Schäfchen fehlt, desto besser.“ Was sollte das bringen? Er war doch nur ein normaler Polizist, der mit seinem Kollegen auf Streife war. Jin! Verdammt, was war mit Jin? Rannte er etwa immer noch unwissend diesem Typen hinterher? Oder wartete er auf ihn am Wagen? Scheiße. Er konnte auch schlecht diese Typen nach Jin fragen. So würde er ihn nur unnötig in Gefahr bringen. „Fahr da drüben lang.“ Hörte er wieder und versuchte wieder einmal, sich aufzurichten. Doch er hatte die Arme auf dem Rücken, lag auf dem Bauch und die ständige Bewegung des Fahrzeuges hielt ihn davon ab, sich irgendwie vernünftig bewegen zu können. Wieder hörte er das metallische Klicken, stoppte sofort in seinem Vorhaben und presste die Zähne aufeinander. „Na los, setz dich hin, Polizist. Erfüll mir doch endlich meinen Wunsch.“ Oh nein, das kann er vergessen! Stille entstand und er hörte nur noch das Geräusch des Autos, sonst nichts. Wie lange das so ging, konnte er nicht sagen, hatte jegliches Gefühl für die Zeit verloren. Doch irgendwann blieb der Wagen stehen und die Männer stiegen aus. Kurz darauf öffnete sich die Türe bei ihm und er wurde am Kragen gepackt und nach draußen gezerrt, ehe man ihn einfach auf den Boden warf. Erschrocken keuchte er auf, ihm blieb kurz die Luft weg und schluckte seine Hasstirade runter, die er dem Kerl gerne an den Kopf geworfen hätte. „Bring ihn schon mal weg. Ich bin gleich da.“ Er wurde an den Handschellen hochgezogen und vorwärts geschubst. Völlig orientierungslos wusste er nicht, wo er war, warum er dort war und was passieren wird. Er konnte nur hoffen, dass er lebend aus dieser Situation rauskommt, dass man ihn finden wird und diese Typen ins Gefängnis bringen wird. „Ich hoffe, euch ist klar, was euch erwartet, wenn man euch erwischt.“ Knurrte er den Kerl hinter sich an, der ihn darauf nur einen Stoß in den Rücken gab, wodurch er nach vorne auf den Boden knallte. „Du mieser…“ Begann er, als er hochgezogen wurde, ehe er einen Schlag in die Rippen bekam. Er kniff keuchend die Augen zusammen und wurde wieder weiter geschubst. „Wo sind wir?“ Versuchte er sein Glück, doch bekam er nur wieder einen etwas kräftigeren Stoß als Antwort. Doch dieses Mal stolperte er nur kurz, konnte sich aber abfangen und landete nicht, wie zuvor, auf der Nase. Mit einem Ruck wurde er gestoppt und wieder auf die Knie gezwungen. „Sehr schön, ihr seid schon so weit. Dann müssen wir nur noch warten.“ Hörte er wieder die Stimme des Anderen, der sie eben alleine gelassen hatte. „Hoffentlich macht mich heute keiner unglücklich, denn sonst werde ich unerträglich.“ Noch immer verstand er nicht, was los war, wusste nicht, wo er war und wieso sie ihn mitgenommen hatten. Die Stimme kam ihm nicht bekannt vor und er konnte sich auch keinen Reim darauf machen, warum die Beiden wollten, dass die Kollegen in der Zentrale wussten, dass er entführt wurde. Früher oder später würden sie ihn schon finden und dann könnten die Männer einpacken. Es waren doch nur zwei! Was für eine Chance hatten die schon gegen seine ganzen Kollegen? „Der Spaß ist bald vorbei.“ Sagte der Mann, der auf einmal seine Wange tätschelte, leise lachte, ehe dieser ihm einen Schlag gegen seine Schläfe verpasste und Yuu auf die Seite kippte, wo er reglos liegenblieb. Kapitel 4: Decoy ---------------- Völlig durchnässt stand er mit Kai in der Küche, grummelte genervt und fischte ihre Einkäufe aus den Tüten. Das war das letzte Mal, dass er mit seinem Mitbewohner einkaufen gehen würde, wenn es draußen so fies fisselte, während der Wind immer stärker zu werden schien. „Das ist doch nur Wasser. Das gleiche Zeug wie das, was aus der Dusche kommt.“ Erklärte Kai ihm nur grinsend. „Da wäre ich nie drauf gekommen, danke.“ Murrte er nur und verstaute noch den Rest der Sachen in ihrem Kühlschrank, ehe er ins Badezimmer ging, seine nassen Sachen auszog und sie zum Trocknen an der Dusche aufhing, sich trockene Sachen anzog und wieder in die Küche kam, wo Kai bereits einen Kaffee schlürfte und an seinem Notebook hing. Er hatte sich nicht einmal umgezogen! „Du wirst noch krank.“ Sagte er ihm, machte sich auch ein koffeinhaltiges Heißgetränk und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Das wird schon nicht passieren. Ich hab ein gutes Immunsystem.“ Gab sein Mitbewohner nur von sich und tippte auf einmal auf seinem Handy rum. „Der Boss hat sich noch nicht gemeldet.“ Überrascht sah er ihn an. Es war nichts Neues, dass ihr Boss unterwegs war, seinen Geschäften nachging und sich unregelmäßig meldet. Doch es waren mittlerweile nicht mehr nur ein paar Tage, die er weg war und er hatte sich nicht zu ihrem letzten Bericht geäußert in dem sie ihm gestehen mussten, das Ryo es nicht überlebt hatte. Da sie sich aber nicht einfach bequem zurücklehnen und abwarten wollten, setzten sie die Suche nach den letzten Männern fort, die auf der Liste ihres Clanoberhauptes standen. Wenn sie sich richtig informiert hatten, fehlten nur noch zwei Männer. Doch ihm kamen immer wieder die Worte von Herrn Kanegawa in den Kopf: „Wir haben euch unterschätzt… doch das hat ein Ende. Merkt euch das.“ Da lief es ihm immer wieder eiskalt den Rücken runter, wenn er daran dachte. „Kazuki hat seit gestern eine Spur. Er hört nicht mehr auf, dieser Sache nachzugehen. Wenn er sich sicher ist, den richtigen Treffer gelandet zu haben, wird er sofort vorbeikommen.“ Er nickte und trank einen Schluck von seinem Kaffee und sah Kai weiterhin dabei zu, wie er auf dem Notebook und dem Handy abwechselnd herum tippte. „Hast du irgendwelche Anhaltspunkte von ihm, oder schweigt er eisern?“ „Er sagt nichts. Wahrscheinlich ist er sich einfach noch nicht sicher genug, um irgendwas zu sagen.“ Nachdem ihre Gruppe wieder kleiner war, wäre es auch besser, nichts zu überstürzen und zu riskieren. Sie mussten gut aufpassen! Sie tranken zusammen noch den Kaffee auf, ehe Kai unter die Dusche hüpfte und er selber sich in sein Zimmer verzog und mal wieder die Konsole startete. Er ließ das Spiel, das er mit Kazuki gezockt hatte, einfach drin und startete es. Sie hatten es alle mittlerweile verkraftet, dass Ryo nicht mehr da war, doch in solchen Momenten, in denen er alleine war und keine 100 prozentige Ablenkung hatte, musste er immer an ihren Fahrer und auch ihren damaligen Hacker denken. Ausgerechnet die Beiden verloren zu haben, tat noch immer weh und das wird wohl für immer so bleiben. Hätten nicht irgendwelche Typen aus ihrem Clan sterben können, die sie nicht kannten? Wäre zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, aber immer noch besser, als seine Freunde. Doch das spornte ihn nur an, sich ins Zeug zu legen und keinen davonkommen zu lassen! Jeder Einzelne aus dem anderen Clan wird dafür bezahlen und er wird sich auch nicht aufhalten lassen. Von niemandem! Als sein Handy klingelte, wunderte er sich schon ein wenig. Er pausierte das Spiel, nahm das Gerät an sich und sah auf die SMS, die Kazuki ihm geschickt hatte. »Zieh dir was an, ich komme gleich vorbei ;)« Er verdrehte nur die Augen und warf das Handy neben sich auf das Bett und spielte dann weiter. Gerade, als er das Rennen gewonnen hatte, klingelte es an der Türe. Er stand auf, verließ sein Zimmer und wollte die Türe öffnen, ehe er Kai sah, der dies bereits getan hatte. Nur in Shorts gekleidet. Schmunzelnd verschränkte er die Arme vor der Brust, lehnte an der Wand neben seiner Türe und sah zum Eingang ihrer Wohnung, wo Kazuki auftauchte, Kai kurz irritiert musterte, dann aber grinste. „Hach, Jungs… ihr macht es mir echt nicht leicht.“ Trällerte ihr Hacker nur und lief auch schon in die Wohnung. „Bei Kai wirst du dir nur die Zähne ausbeißen.“ Antwortete Reita grinsend, als Kazuki ihn ansah. „Hmm… schade. Dann muss ich mich wohl von jemand Anderen trösten lassen.“ Er zwinkerte ihm zu und lief schon wie selbstverständlich in die Küche, während Kai kopfschüttelnd in sein Zimmer ging. Reita folgte ihrem Besucher, der sich erst einmal eine Zigarette ansteckte und neben dem Fenster stand. „Und? Fündig geworden?“ Fragte er den Raucher sofort, welcher ohne zu zögern nickte, den Rauch zum Fenster hinaus pustete und seufzte. „Ich bin mir nur so unsicher… Deswegen wollte ich es euch lieber zeigen und wissen, was ihr davon haltet.“ „Wovon?“ Kam Kai fragend in die Küche. „Ich hab dir eine Mail geschickt. Öffne sie und guck nach.“ Kazuki zog noch einmal an der Zigarette, drückte sie dann im Aschenbecher aus und setzte sich zu ihnen. „Entweder habe ich einen Fehler gemacht, oder es stimmt.“ Noch wussten weder Kai noch Reita, was ihr Hacker gefunden hatte, doch nachdem Kai die besagte Mail geöffnet hatte, kopierte er sich gleich die beigefügten Anhänge und speicherte sie auf seinem Notebook. „Was hast du denn Schönes?“ Brabbelte Kai leise und öffnete den Ordner, klickte zuerst die zwei Bilder an, die er bekommen hatte. „Das sind die letzten Beiden. Herr Onodera und sein letzter Handlanger, der unter dem Namen Jin tätig ist.“ „Jin?“ Fragte Reita und legte die Stirn in Falten. Kazuki nickte ihm sofort zu. „Den richtigen Namen findet man nicht. Der Kerl ist immer wo anders unterwegs und schleust sich ein. Warum er das macht, weiß ich nicht. Doch ich glaube, dass er seinen jetzigen Standort nicht mehr so schnell ändern wird, denn er befindet sich mit seinem eigenen Boss nun am gleichen Ort.“ Kai klickte sich nun weiter durch die Dateien. Darunter waren alte Identitäten von diesem Jin, was er gemacht hatte, wie lange und wo er war. Dazu kamen die wenigen Informationen über Herrn Onodera. Die letzte Datei war die für sie alle interessanteste. „Polizei?“ Kai hob fragend eine Augenbraue und sofort spickte Reita auf dessen Bildschirm, während Kazuki nickte. „Jede Spur, die ich gefunden habe, läuft darauf hinaus. Dieser Jin ist mittlerweile auch in der Zentrale und fährt mit einem anderen Polizisten hin und her, wenn ich das richtig kapiert habe. Dessen Boss ist schon seit Jahren der Chef der Zentrale. Wer denkt schon daran, dass ein Yakuza-Boss gleichzeitig der Chef der Polizei ist? Clever, das muss ich zugeben.“ Erklärte ihnen Kazuki seinen Fund und das musste er erst einmal sacken lassen. Ihre letzten Zielpersonen arbeiteten also bei der Polizei? Wie soll man denn an die drankommen? „Laut deren System… und ich muss sagen, gut gesichert ist es nicht…“ Begann Kazuki schmunzelnd und deutete auf den Bildschirm, zeigte auf eine bestimmte Zeile. „…ist Jin auf der Spätschicht. Es gibt keinen anderen Polizisten, mit diesem Namen dort. Er ist mit seinem Partner zur Streife eingeteilt. Ich glaube, den Stadtteil habe ich auch dahin geschrieben.“ Kai nickte bestätigend und schloss die Dateien wieder und klappte nun sein Notebook zu. „Hast du schon einen Plan? Oder nur diese Informationen?“ Wollte der Braunhaarige wissen. Sofort begann Kazuki zu grinsen. „Naja… nur so eine Idee.“ Er zuckte mit den Schultern und abwartend musterten beide ihren Hacker. „Wenn er unterwegs ist, sollte es doch kein Problem sein, ihn ausfindig zu machen. Dann müssen wir ihn nur von seinem Kollegen weglocken und erschießen. Ganz einfach.“ Ganz einfach? Ob es wirklich so einfach wird, diesen Kerl umzubringen? „Wir lassen es auf einen Versuch ankommen.“ Befand Reita und sah auf die Uhr. „Bis zur Spätschicht ist es noch eine Weile. Wir warten ab und machen uns dann nachher auf den Weg.“ Die Beiden nickten und somit warteten sie zusammen, bis sich der Maskenträger fertig machte, duschen ging und seine Klamotten anzog, sich die Maske über das Gesicht streifte, die Kontaktlinsen einsetzte und bereit in seinem Zimmer auf dem Bett saß. Dort checkte er noch einmal seine Waffe, kontrollierte alles, auch das Magazin. Er wollte nicht zu wenig Kugeln da drin haben. Als alles kontrolliert war, befestigte er seine Pistole am Gürtel, zog sich die Lederhandschuhe an und kam aus seinem Zimmer. „Ready?“ Fragte Kazuki ihn voller Tatendrang und er nickte. „Dann geht es los.“ Sagte Kai und schnappte sich den Autoschlüssel. Nun war der Braunhaarige ihr Fahrer. Sie setzten sich in den Wagen und fuhren im Schutze der Dunkelheit los. Noch immer regnete es. Zwar störte ihn das im Auto weniger, doch ein sternenklarer Himmel war einfach schöner, als diese graue Suppe da oben. Schnell hatten sie den Stadtteil erreicht, wo sie diesen Jin angeblich ausfindig machen konnten. „Es ist echt nicht viel los auf der Straße.“ Sagte Kai und entschied sich dafür, die Scheinwerfer aus zu machen. So würde man sie nicht sofort entdecken. Eine gute Idee! „Da ist ein Streifenwagen.“ Kaum hatte Kai diesen entdeckt, pirschte er sich förmlich heran. Doch ob in dem Wagen vor ihnen auch die Zielperson saß? So genau konnte man das nicht sagen. Das würden sie nur herausfinden können, wenn sie ihren Plan einfach ausprobierten. „Der ist es nicht.“ Sagte Kazuki und zeigte auf den Wagen. „Die haben ihre Fahrzeugnummer drauf. Jin ist bei der… boah… 12-19? Also definitiv nicht bei der 12-23.“ Verwirrt musterte er den Hacker und hob eine Augenbraue. „Als ob alles in dem System stand?“ Kazuki musterte ihn, nickte aber einfach nur und sah wieder gerade aus. „Was denn sonst? Denkst du, die können sich jeden Namen zu jedem Fahrzeug und zu jeder Schicht merken? Wohl kaum.“ Das war ein Argument! Also fuhren sie weiter, bis sie den Wagen entdeckten. Doch der stand verlassen am Straßenrand und von den Polizisten fehlte jede Spur. „Da stimmt doch was nicht.“ Murmelte Kai und runzelte die Stirn, hielt den Wagen an und sofort sprang Reita raus. „Ich seh mich mal um.“ Sagte er noch, ehe er die Beine in die Hand nahm und davoneilte. Wenn ihm ein blöder Kleinkrimineller dazwischenfunkte, konnte der Kerl was erleben. Dieser Jin und auch sein Boss gehörten ihm! Keiner wird sich ihm da in den Weg stellen! Seine Schritte ließen vereinzelte kleine Pfützen immer wieder aufspritzen, durchnässten ihm immer mehr seine Hose, doch das war ihm egal, er musste diesen Jin finden und zwar so schnell wie möglich. Doch statt Jin fand er jemand anderen, oder eher drei Andere. Er duckte sich hinter ein parkendes Auto und sah auf die andere Straßenseite. Er erkannte Yuu sofort, da brauchte er nicht genauer hinsehen. Doch was die Kerle mit ihm machten, gefiel ihm gar nicht. Aber einfach dazwischen zu gehen war gerade unmöglich. Würde er die Kerle jetzt erschießen, würde er sich nur selber verraten. Also musste er dabei zusehen, wie diese Männer ihn in ein Auto warfen. Doch dann fiel ihm etwas auf. Der eine Kerl… „Jin…“ Murmelte er und sah dem Wagen hinterher, ehe er zurück zu Kai und Kazuki rannte. Auch, wenn sich Yuu von ihm getrennt hatte, hieß das noch lange nicht, dass er ihn einfach im Stich lassen würde. Er stieg in den Wagen ein und schnallte sich an. „Fahr los. Schwarzer Mazda. Hopp!“ Knurrte er Kai an, der sofort das tat, was Reita ihm sagte, während sich Kazuki nach vorne beugte. „Was ist?“ Wollte dieser wissen und der Maskenträger sah zu ihm nach hinten. „Ich habe Jin gefunden. Und er hat Yuu bei sich.“ Er knirschte mit den Zähnen, doch Kazuki hob eine Augenbraue. „Yuu? Das ist sein Partner.“ Informierte er ihn, doch Reita schüttelte den Kopf. „Er hat ihn entführt. Seinen eigenen Partner.“ Knurrte er jetzt schon sichtlich wütend, dass der Hacker zurückwich und ihn verständnislos musterte. „Yuu ist sein Ex. Das ist der Polizist, der mit ihm Schluss gemacht hat.“ Erklärte Kai dann und fand bald darauf auch schon den gesuchten Mazda. „Dein Ex?“ Reita nickte und spürte die Hand des Hackers auf seinem Arm. „Das ist eine Falle.“ Der Maskenträger schüttelte nur den Kopf. „Was für eine Falle? Als ob die wussten, dass wir uns heute auf die Suche machen und in der Nähe sein werden.“ Nein, das war keine Falle. Das war Glück im Unglück. So könnte er zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen. Er könnte Jin umbringen und Yuu retten. Als sie an einem alten, längst nicht mehr genutzten Friedhof ankamen, lief es ihm doch ein wenig den Rücken runter. „Wie in einem Horrorfilm…“ Jammerte Kai leise und sah sie an. „Du wartest einfach hier. Halt dich schön geduckt, damit dich keiner sieht. Wenn es für dich brenzlig werden sollte, haust du ab.“ Befahl Kazuki ihm fast schon und Kai nickte. Sie setzten sich ihre Kopfhörer ein und sahen sich noch einmal an. „Also…“ Sagte Kazuki, doch Reitas Handy klingelte auf einmal und er runzelte die Stirn. „Seit wann nimmst du dein Handy mit?“ Fragte ihn Kazuki doch er tastete einfach seine Jacke ab. „Ich hab es nicht rausgeholt… Mist!“ Er wollte nie das Handy dabei haben. Die Gefahr, es zu verlieren, war zu groß. Dann würde man ihn nur zu schnell finden können. Als er es in der Hand hatte, hätte er es am liebsten schreiend weggeworfen. „Yuu…“ Hauchte er leise und ging dran. Doch er sagte kein Wort, denn auf der anderen Seite erklang sofort eine Männerstimme, die ihm den Namen des Friedhofes nannte und noch ein ‘sofort‘ dranhing, ehe er auflegte. „Ich… soll zum Friedhof… sofort.“ Er warf das Handy ins Handschuhfach und entsicherte seine Waffe. Mit Kazuki stieg er aus, zog sich das Shirt über die Waffe und lief los. „Du versteckst dich.“ Der Hacker nickte und lief los, um sich zu verstecken, während Reita in eine andere Richtung lief und sich dort versteckte. Einfach gerade auf diesen Kerl zu laufen würde er nicht. Zwischen Büschen und Bäumen geduckt arbeitete er sich vorwärts und entdeckte die Männer. Yuu lag am Boden, einer stand suchend in der Gegend rum, während Jin neben Yuu hockte und eine Waffe auf ihn gerichtet hatte. „Und du denkst wirklich, dass er kommt?“ Fragte der Kerl, der stehend Ausschau hielt. Jin nickte und grinste. „Er war mit dem Polizisten zusammen. Der wird schon kommen, mach dir keine Sorgen. Und wenn nicht, erschießen wir ihn einfach und hauen ab.“ Sie warteten also auf ihn? Sie wollten ihn wirklich mit Yuu locken und würden ihn erschießen, sollte er nicht zu ihnen gehen? Mist! Er atmete tief durch und kam aus seinem Versteck hervor. Mit langsamen Schritten lief er auf die Beiden zu, achtete dabei auf jede Bewegung. Jin sprang sofort auf und begann zu lachen, als er ihn entdeckte. „Siehst du! Und dann ist er auch noch so schnell.“ Da freute sich ja wirklich jemand, ihn zu sehen. Der andere Kerl zog Yuu vom Boden hoch, zog ihn fest an sich und legte ihm den Lauf einer Waffe an die Schläfe. „Falls du auf dumme Gedanken kommst… erfüll mir diesen Wunsch und bring mich dazu, ihn zu erschießen.“ Verwirrt musterte er den Kerl und schüttelte leicht den Kopf. Der Kerl hat sie nicht mehr alle! Das stand schonmal fest! „Was soll das, Jin?“ Fragte er und sah sofort, dass der Kerl nicht überrascht war, dass er wusste, wer er war. „Ich bin echt erstaunt, dass ihr an diese ganzen Informationen dran kommt. Einfach bemerkenswert. Doch leider wird euch das nicht mehr viel bringen.“ Jin entsicherte seine Waffe und zielte auf ihn. Sofort blieb Reita stehen und hob seine Hände. „Du und deine Jungs seid schlau. Sehr schlau sogar. Doch leider kapiert ihr nicht alles auf Anhieb.“ Sagte sein gegenüber und grinste immer breiter. „Ich dachte, mein Boss verarscht mich, als er meinte, dich mit dem Polizisten gesehen zu haben. Aber scheinbar stimmt es. Akira… auf den Namen zu kommen war echt nicht leicht… Trotzdem stehen wir jetzt hier. Schön, wenn ein Plan funktioniert, nicht wahr?“ Er konnte sich schon denken, was für ein Plan das war. Über Yuu an Informationen rankommen. Genau das, was Kai wollte und woran er selber gescheitert war. „Dann hast du auch seinen Kollegen angeschossen, oder?“ Jin lachte wieder, schüttelte aber den Kopf. „Ich war es nicht, aber ich habe den Befehl dafür gegeben. So war es ganz einfach, an Reitas Freund zu kommen.“ Er strich Yuu über die Wange, ließ Reita jedoch keine Sekunde aus den Augen. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich in dein Visier gerate, also habe ich vorgesorgt. Ich würde sagen, dass das doch ganz gut lief, oder?“ Leise knurrte er und musterte sein Gegenüber. Da war er ihm tatsächlich einen Schritt voraus, das musste er zugeben. „Dann erschieß mich doch einfach. Oder weißt du nicht, wie das geht?“ Wieder lachte der Andere, schüttelte den Kopf und lief auf ihn zu. „Ich soll dich nicht erschießen. Nur ein bisschen anschießen. Der Boss ist noch nicht fertig mit dir, schon vergessen? Da waren einige Fragen, die er beantwortet haben möchte.“ Er erinnerte sich nur zu gut an diese Fragen, presste aber die Zähne aufeinander. Sirenen ertönten nach und nach in der Ferne und fragend sah er sich kurz um. „Die brauchen lange, findest du nicht auch? Es ist schon eine halbe Ewigkeit vergangen, dass ich die Zentrale angerufen habe.“ Was sollte das? Jin grinste zufrieden und musterte ihn. „Sie sollen Yuus Leiche finden und es auf dich schieben, bis ich dich vor die Zentrale werfe und gefeiert werde. Ich steige weiter auf und werde mit meinem Boss zusammen die Stadt beherrschen. Klingt doch schön, oder?“ „Da gibt es nur einen Haken.“ Entgegnete Reita und sah nun in ein fragendes Gesicht, ehe er selber grinsen musste. „Mich und meine Freunde.“ In genau diesem Moment sprang Kazuki hervor und erschoss den Kerl, der Yuu festhielt. Beide gingen zu Boden und er sah Jin zusammenzucken, ehe dieser sich umsah und knurrte. Reita zog seine Waffe, doch Jin gab eher einen Schuss ab. Mit einem gezielten Schuss, jagte er ihm eine Kugel in den Kopf und rannte zu Kazuki, der lautstark fluchte und sich die Schulter hielt, an der Jin ihn getroffen hatte. „Das tut weh… verdammt!“ Fluchte er, doch Reita war sich sicher, solange der Kerl noch meckern konnte, ging es ihm auch gut, also lief er zu Yuu, um wenigstens sicher sein zu können, dass es auch ihm gut ging. Er nahm den Schlüssel von seinem Gürtel und testete, ob er damit die Handschellen öffnen konnte. Eine Hand befreite er, steckte dann den Schlüssel zurück in dessen Gürtel und musterte ihn. Gerade, als er ihm das Tuch von den Augen gezogen hatte, packte dessen Hand ihn und hielt ihn fest. Die Handschellen an seinem Handgelenk klapperten dabei und sofort rutschte ihm das Herz in die Hose. Sprachlos starrte er ihn an, ehe er den Polizisten keuchen hörte, während die Sirenen immer lauter wurden. Verdammt, er musste sich Kazuki schnappen und abhauen. „Reita…“ Hörte er seinen Exfreund hauchen und ihre Blicke trafen sich. Der Griff an seinem Handgelenk wurde stärker und der Blick des Anderen ernster. „Guck nicht blöd rum, komm jetzt!“ Schrie ihn Kazuki an und er sah über die Schulter zu ihm. Er sah wirklich wütend aus, doch als er seinen flehenden Blick sah, verstummte er, legte den Kopf schief und entdeckte wohl so, das Yuu wach war. Und dieser sah gerade auch die Leiche seines Partners. „Du hast ihn umgebracht.“ Hauchte er leise und krallte sich regelrecht in sein Handgelenk, ehe er aufsprang und ihn umwarf, sich auf ihn setzte und die Hände um seinen Hals legte. Sofort griff er nach dessen Handgelenken, konnte sich aus dessen Griff aber nicht befreien. So hatte er Yuu noch nie erlebt. Der war wirklich sauer, doch auch traurig, denn in dessen Augen sammelten sich immer mehr Tränen, während er ihm die Luft abdrückte. „Du Schwein.“ Fuhr er ihn an, drückte immer fester zu, wodurch Reita wirklich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen. Er musste zugeben, dass Yuu echt Kraft hatte. „Dafür wirst du…“ Er schrie leise auf, flog seitlich von ihm und blieb reglos liegen, während Kazuki neben ihm stand und die Waffe in der Hand hielt. „Gut, dass man mit den Dingern auch zuschlagen kann.“ Sagte dieser, steckte die Waffe ein und reichte ihm die Hand. Er konnte nicht einmal reagieren, war froh, dass Kazuki noch handeln konnte, sonst hätte Yuu ihn wahrscheinlich noch erwürgt. Er ließ sich von Kazuki hoch helfen, ehe er auch schon mitgezogen wurde. „Inzwischen sind die Polizisten überall. Wir müssen uns beeilen.“ Sie rannten los, informierten Kai, sich wo anders zu treffen, da diese Umgebung zu riskant war und versuchten, so unbemerkt wie möglich, diesen Ort zu verlassen. Immer wieder sah er sich um, wollte Yuu nicht dort zurücklassen, obwohl er wusste, dass ihm nichts passieren wird. Der Hass in dessen Augen war wie ein Stich ins Herz. Wenn er wüsste, was passiert ist, wer Jin wirklich war und wer er selber in Wahrheit ist… Doch er wusste nun, dass die Zentrale kein sicherer Ort für ihn war, denn der Boss lebte noch. Der letzte aus dem Clan, das Oberhaupt und gleichzeitig Chef der Polizei. Er würde ihn erledigen! Für Ruki, für Ryo und auch für Yuu! Er wird es beenden! Kapitel 5: Flashback 4 ---------------------- Blinzelnd öffnete er die Augen. Eigentlich wollte er noch gar nicht aufstehen. Wie spät es wohl war? Doch die Neugier packte ihn, zwang ihn aufzustehen und sofort aus seinem Zimmer zu flitzen, die Treppe nach unten zu nehmen und ins Esszimmer zu rennen. Noch war nichts zu hören, kein Wort, kein Geräusch, nichts, außer seinen Schritten auf dem Laminat. Und dann sah er es: der große, massive Esstisch aus Mahagoni, welcher immer von einem edlen weißen Läufer mit Spitze und Kerzenständern bedeckt war, war nun mit einer weinroten Tischdecke versehen. Eine Etagere aus Kristall stand an einem Ende des Tisches, bestückt mit den teuersten Süßigkeiten, die man hier zulande in den Läden nicht einmal bekommt. Auf der anderen Seite standen zwei Weingläser und ein kleines Kristallglas, dazu eine Flasche Rotwein und eine Flasche von seinem Lieblingssaft. Doch das Beste breitete sich genau in der Mitte des Tisches aus: viele kleine und auch große Geschenke. Liebevoll verpackt und verziert türmten sich die Pakete auf dem Tisch zu einem Stapel, der höher war als er selber. „Wow!“ Entwich es ihm begeistert und erst dann hörte er Schritte, die aus der Küche kamen. Seine Mutter kam in ihrem Designerkleid aus dem Nebenraum, hatte in den Händen eine Torte auf denen Kerzen flackerten, während sein Vater in feinem Anzug neben ihr lief und das Geburtstagslied anstimmte. Freudig quietschend sprang er von einem Bein auf das andere, sah seine Eltern, die immer näherkamen, mit strahlenden Augen an, ehe seine Mutter die Torte abstellte und das Lied auch schon endete. Sofort lief er zur Torte, pustete die fünf Kerzen aus und drehte sich dann glücklich lächelnd zu seinen Eltern um. Seine Mutter hob ihr Kleid etwas an, kniete sich vor ihn und zog ihn in die Arme und hauchte ihm einen Kuss auf den Haarschopf. „Alles Gute zum fünften Geburtstag mein Schatz.“ Drangen ihre Worte in sein Ohr und sofort drückte er sich an sie und schloss die Augen. „Danke, Mama.“ Als sie von ihm abließ, sah er zu seinem Vater, der ihn gefühlt noch enger an sich zog, als es seine Mutter zuvor getan hatte. „Alles Gute mein Großer.“ Hauchte er und hob ihn dann direkt vom Boden hoch und hielt ihn in seinen Armen. Erschrocken klammerte er sich an ihn, ehe er lachen musste und auf den Tisch sah. „Such dir eins aus. Der Rest…“ Begann sein Vater, doch er unterbrach ihn grinsend. „Ja, Papa. Der Rest ist heute Abend dran.“ Seine Mutter lachte hinter hervorgehobener Hand und auch sein Vater musste sich ein Lachen verkneifen, lächelte ihn an und fuhr ihm durch die Haare. „Richtig.“ Somit wurde er wieder auf den Boden abgestellt und konnte nun zum Tisch gehen und suchte sich ein Paket aus der Mitte des Stapels aus. Sofort begannen seine Eltern, das Geschenk hervor zu buddeln und überreichten es ihm. Wie wohl jedes Kind in diesem Alter, warf er sich sofort mit dem Geschenk auf den Boden und begann, das Geschenkpapier zu zerreißen. Zum Vorschein kam ein ferngesteuertes Auto. Mit großen Augen und einem breiten Lächeln auf den Lippen sah er zu seinem Vater auf. „Das ist dein Auto!“ Quietschte er und sprang auf, knuddelte seine Eltern noch einmal durch und verlangte sofort nach Akkus, um das Auto zu testen. Natürlich wurde auch dieser Wunsch sofort erfüllt! Und keine fünf Minuten später fuhr der kleine silberne C63 AMG durch das Esszimmer. Lachend lief er dem Wagen hinterher, fuhr einmal durch die gesamte Etage, durch jeden Raum, den er gerade erreichen konnte, bis sein Vater das Auto einfach packte und vom Boden hochhob. „Manno!“ Jammerte er und plusterte seine Wangen auf. „Das kannst du heute Abend noch so lange machen, wie du möchtest. Doch jetzt müssen wir los.“ „Los?“ Fragend sah er seine Eltern an, legte die Fernbedienung des Wagens weg und wurde dann auch schon ins Badezimmer geschickt. Zwar wusste er nicht, was noch passieren wird, aber er beeilte sich, machte sich so schnell er konnte fertig und stand dann auch schon nach 15 Minuten einsatzbereit an der Türe ihres zweistöckigen Hauses und zog sich die Schuhe und eine Jacke an. „Ach Schatz…“ Hauchte seine Mutter und hockte sich vor ihn, um die Knöpfe seines Hemdes richtig zu zu machen. Da hatte er sich in der Eile wohl etwas vertan und sein Hemd schief zugeknöpft. Kann ja mal vorkommen! „Jetzt siehst du schick aus. Wie ein großer Junge.“ Freute sie sich und zog sich dann ihre hochhackigen Schuhe an. „Wie ein Junge, der bald Papas Firma übernimmt.“ Antwortete er lächelnd und sein Vater fuhr ihm direkt lachend durch die Haare. „Das dauert noch ein wenig.“ Er hatte sich schon oft vorgestellt, dessen Firma zu übernehmen, obwohl er nicht einmal verstand, was sein Vater machen musste. Doch das war ihm egal, denn er wusste, dass das viel Geld einbringt und sie sich alles leisten konnten, was sie wollten. Und das möchte er später auch! Er möchte eine hübsche Frau haben, mit der er alle Länder der Welt bereisen würde. Doch an diesem Tag bereiste er erst einmal mit seinen Eltern einen Freizeitpark. Mit VIP-Tickets bewaffnet, rannte er ihnen fast davon, wollte auf jede Attraktion, wollte alles sehen, was es dort zu sehen gab, bekam ein riesiges Eis in einer Waffel mit extra Streuseln und einem Keks, durfte Pizza essen und sich im Souvenirshop sogar noch etwas aussuchen. Sie verbrachten den ganzen Tag dort, sahen sich eine Zaubershow an, gingen danach zu einer Stuntshow und waren zu guter Letzt noch auf einer Wasserbahn, bei der sie sogar nass wurden. Manch einer glaubte nicht daran, dass seine Eltern so etwas toll fanden, wenn man die Beiden in ihren teuren Sachen sah, doch sie scherten sich nicht um den Preis der Kleidung und lachten mit ihm mit, als sie nass wurden. „Gut, dass wir das zum Schluss gemacht haben.“ Lachte seine Mutter, als sie sich durch die nassen Haare fuhr, um sie aus dem Gesicht zu kriegen. Sein Vater hatte das Jackett ausgezogen und es ihm um die Schulter gelegt, damit ihm nicht noch kalt wird. Sie wollten nicht, dass er durch die nassen Klamotten und dem leichten Wind krank wird. Sofort zog er das Jackett enger um sich und seufzte. „Dann fahren wir jetzt nach Hause, essen ein Stück von der Torte und dann gehst du duschen, mein Schatz.“ Sagte seine Mutter zu ihm und er nickte sofort. Eine Dusche klang doch gar nicht mal so schlecht, denn die nassen Anziehsachen ließen ihn nun tatsächlich etwas frieren. „Und danach mache ich die anderen Geschenke auf!“ Forderte er natürlich und bekam nickend Zustimmung. Zu Hause angekommen, zog er sich die Schuhe aus, reichte seinem Vater das Jackett und auch seine eigene Jacke, ehe er in die Küche rannte, wo seine Mutter bereits die Torte in gleichgroße Stücke teilte. „Die sieht so lecker aus.“ Freute er sich direkt wieder und obwohl er im Freizeitpark schon so viel gegessen hatte, würde er sich nicht davon abhalten lassen, ein Stück davon zu essen. Sein Magen konnte manchmal ein Fass ohne Boden sein und bei dem Anblick einer so leckeren Torte hatte er gleich das Gefühl, noch nichts gegessen zu haben. „Setz dich an den Tisch, mein Schatz. Ich bringe gleich alles raus.“ Ohne zu warten rannte er zum Esstisch, wo sein Vater bereits etwas Platz geschaffen hatte und Teller und Besteck verteilt hatte. Er schenkte sich und seiner Frau den Wein ein, während er selber seinen Saft bekam, ehe seine Mutter auch schon mit der Torte kam. Eine leckere Schoko-Sahne-Torte mit Erdbeeren! So schnell, wie er das Stück vernichtet hatte, konnten seine Eltern nicht einmal gucken. Aber es war so lecker! „Trink noch aus und geh schon mal duschen. Wir warten hier.“ Nickend nahm er sein Glas, leerte es und flitzte nach oben in das große Badezimmer, in dem eine riesige Badewanne in der Ecke stand. In der anderen Ecke stand eine große Dusche, in der man bestimmt zu dritt reinpasste, rechts an der Wand etwas von der Dusche entfernt stand die Toilette und direkt links neben der Türe ein großes Waschbecken mit Spiegelschrank. Für ihn gab es unter dem Waschbecken einen Hocker, damit er auch in den Spiegel gucken konnte. Doch das war für ihn noch lange nicht wichtig, sich ständig im Spiegel zu betrachten. Wichtiger war es nun, zu duschen, um bald darauf die restlichen Geschenke auszupacken! Also warf er seine Sachen in den Wäschekorb, sprang unter die Dusche, um sich schnell sauber zu machen und auch aufzuwärmen, ehe er auch schon mit noch leicht nassen Haaren in sein Zimmer stiefelte. Als er sich saubere Sachen angezogen hatte, hörte er auf einmal etwas Lautes, das ihn zusammenzucken ließ. So genau konnte er nicht einmal definieren, wie es klang. Laut und komisch! Vorsichtig ging er aus dem Zimmer, sah nach unten, doch nun hörte er nichts mehr, sah nichts und fragte sich schon, ob das vielleicht einfach nur Einbildung war. Mit zuckenden Schultern lief er wieder lächelnd nach unten. Noch in der Türe zum Esszimmer blieb er stehen. „Ma… Mama?“ Fragte er leise und schlich zum Tisch. Seine Mutter saß noch auf dem Stuhl, doch das Weinglas, aus dem sie zuvor getrunken hatte, lag zerbrochen auf dem Tisch, ihr Kopf direkt daneben und er sah etwas Rotes, flüssiges an diesem entlang laufen und auf den Boden tropfen. War das der Wein? „Du hast mich zum letzten Mal hintergangen!“ Erklang eine Männerstimme aus der Küche, doch es war nicht die seines Vaters. Wieder hörte er dieses laute Geräusch, einen dumpfen Aufprall, ehe es still wurde und er sein eigenes Herz schlagen hörte. „Papa?“ Fragte er leise, doch es kamen zwei ihm unbekannte Männer aus der Küche. Er wich zurück, stieß gegen irgendwas und als er den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah, sah er nur ein weiteres unbekanntes Gesicht. Der Mann hielt ihn fest, sah ihn ernst an. Die anderen Beiden kamen nun auf ihn zu und er sah, dass einer dieser Männer gerade eine Waffe in seinen Gürtel steckte. „Was habt ihr mit Mama und Papa gemacht?“ Schrie er sie an und kämpfte sich aus dem Griff des Anderen und rannte auf den Kerl zu, der die Waffe besaß. Laut schreiend und weinend schlug er dem Mann mit nach oben ausgestreckten Armen immer wieder gegen den Oberkörper. Natürlich richteten seine Schläge nichts an und je mehr er weinte und schluchzte, desto schwächer wurden seine Arme. „Gib sie mir wieder!“ Schrie er schluchzend und kniff die Augen zusammen. „Boss?“ Fragte der Mann, auf den er einschlug, der sich bisher keinen Millimeter bewegt hatte. Der Angesprochene grinste nur und musterte den Jungen. „Wir nehmen ihn mit. Kinder von Verrätern können nichts dafür. Er wird uns gute Dienste leisten, da bin ich mir sicher.“ Sofort stoppte er und sah den Mann an, der noch immer grinste, ehe der Kerl, den er bis eben geschlagen hatte, seine Handgelenke packte und ihn so festhielt, dass es sogar weh tat. „Was wollt ihr von mir?“ Fragte er leise und schluchzte noch immer, sah den Mann böse an und versuchte nun, den anderen Kerl zu treten. Natürlich amüsierten es die Männer, ihn so zu sehen. „Möchtest du lieber alleine hier bleiben? Oder willst du die Schuld deines Vaters begleichen und mit mir mitgehen, damit deine Eltern in Frieden ruhen können?“ Er verstand kein Wort von dem, was der Mann da sagte. Bis auf die letzten: Sie sollten in Frieden ruhen! Das wollte er! Unwissend, was es bedeutete, nickte der kleine Junge und wurde daraufhin losgelassen. „Das freut mich, mein Kleiner. Du wirst es gut bei uns haben. Du darfst dir sogar einen neuen Namen aussuchen.“ „Einen Namen? Warum?“ „Weil ich niemanden mit seinem richtigen Namen bei mir haben will.“ Er blinzelte verwirrt. Also durfte er seinen Namen nicht behalten? So wirklich verstehen konnte er das nicht. Was war denn falsch an ihren bürgerlichen Namen, dass man sie nicht behalten durfte? „Also?“ Drängte ihn der Mann auf einmal und er sah ihn an, fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und schluckte die neuen Tränen runter, da sein Vater ihm oft genug gesagt hatte, dass ein großer Junge nicht weinen müsse. „Ich heiße…“ Begann er leise und krallte sich etwas mit den Fingern in seinen Pullover fest und sah seine Eltern an. In Frieden ruhen… „Kazuki…“ Kapitel 6: Love --------------- „Pass doch auf! Das tut weh!“ Murrte ihn sein Gegenüber an, der oben ohne gerade auf seinem Bett saß. Er versuchte wirklich vorsichtig zu sein, doch dieses Gemecker veranlasste ihn dazu, es einfach aufzugeben. Es war scheinbar egal, ob er vorsichtig war, oder nicht, denn er meckerte ihn ja trotzdem an. „Stell dich nicht an, wie ein kleines Mädchen. Die Kugel hat dich doch kaum getroffen.“ „Kaum getroffen? Mein Arm ist voller Blut!“ Seufzend wickelte er den Verband weiter um seinen Arm und zog ihn etwas straffer, damit er nicht in den nächsten fünf Minuten wieder runterrutscht. „Fertig!“ Sagte Reita und stand vom Bett auf, um alle Sachen zu verpacken, die er aus dem Badezimmer geholt hatte. Lediglich die Wunde und den Arm drum herum hatte er sauber gemacht, doch den Rest würde Kazuki alleine schaffen. „Da frage ich mich echt, wie du es überlebt hast, als sie dich gefoltert haben.“ Murmelte der Verletzte leise und nahm sich sein Shirt, stand ebenfalls vom Bett auf und lief an ihm vorbei, raus aus dem Zimmer und rein ins Badezimmer. Diese Frage stellte er sich auch oft genug, aber ihm war es eigentlich egal, denn wichtig war, dass er es überstanden hatte. Und bis auf die Narbe an der Schulter und am Bein sah man zum Glück nichts mehr davon. Selbst die Schnittwunde am Auge war vollkommen verheilt. „Ist das Gejammer endlich zu Ende?“ Fragte ihn sein Mitbewohner, als er in der Türe auftauchte, sich gegen den Türrahmen lehnte und ihn angrinste. „Ja… es ist vorbei.“ Antwortete er grinsend und ging nun auch ins Badezimmer, um die restlichen Verbandsachen wegzupacken. Kazuki hatte sich bereits den Arm sauber gemacht und sein Shirt wieder angezogen, als er reinkam. „Das nächste Mal darfst du den Kerl ruhig erschießen, bevor er mich trifft.“ Meckerte ihr Hacker ihn gleich wieder an, doch dazu sagte er einfach mal gar nichts. Auf eine sinnlose Diskussion konnte er nun ganz gut verzichten. „Ich hab dem Boss auch schon geschrieben. Auch, wenn er seit Wochen nicht antwortet.“ Informierte sie nun der Braunhaarige und lief dann auch schon wieder in sein Zimmer. Gähnend streckte sich der Maskenträger und musterte den Anderen. „Es ist echt spät. Wenn du willst, kannst du erstmal hier bleiben.“ Kazuki musterte ihn, nickte stumm und so nahm er ihn einfach mit in sein Zimmer. Sie sollten sich am besten schlafen legen und schon am nächsten Tag anfangen, den Rest zu planen. Sie waren nah dran, den Job zu erledigen, es fehlte nur noch der Boss des anderen Clans. Nur noch eine Person! Danach wäre der ganze Spuck vorbei. Ohne irgendwelche Hintergedanken, legte er sich ins Bett und wartete darauf, dass auch Kazuki dazu kam. Natürlich zögerte der Andere nicht, sich bis auf die Shorts auszuziehen und sich neben ihn zu legen. „Du willst doch nicht wirklich schon schlafen, oder?“ Fragte dieser ihn, kaum, dass er das Licht ausgemacht hatte. Seufzend schob er die Hand weg, die der Andere auf seinen Oberkörper gelegt hatte. „Doch, hatte ich vor.“ Dafür, dass der Hacker eben noch gemeckert und gejammert hatte, schien es ihm nun umso besser zu gehen. Scheinbar hatte er die Schmerzen schon wieder vergessen, denn schon nach wenigen Sekunden spürte er das Gewicht des Anderen auf sich, wie er sich breitbeinig auf ihn setzte, die Arme neben ihm auf dem Bett abstützte und ihm näher kam. „Sicher, dass du schlafen willst?“ Hauchte er ihm leise zu, nippte an seinen Lippen und obwohl er nichts sehen konnte, wusste er genau, dass Kazuki grinste. Er verdrehte nur die Augen, legte seine Hände an dessen Hüfte und wollte ihn von sich drücken, doch da legte Kazuki seine Hände auf seine eigenen, fuhr ihm über die Arme und leckte ihm über den Hals. „Du hast zu viel Blut verloren.“ Murrte er nur leise, hatte jedoch die Augen seufzend geschlossen, ehe er den Anderen an seinem Ohr leise lachen hörte. „Warum glaubst du das? Das Gefühl habe ich nämlich nicht.“ Hauchte er ihm leise ins Ohr. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf, ehe er ihn von sich drückte. „Schlafen, Kazuki. Jetzt!“ Er hörte den Anderen leise murren, doch das war ihm gerade egal, wollte er doch einfach nur schlafen. Kazuki schien es zum Glück auch verstanden zu haben, denn der drehte ihm dann einfach nur den Rücken zu und gab keinen Laut mehr von sich. So war es für ihn ganz einfach, endlich zu schlafen. Selbst am nächsten Morgen bekam er nichts mit. Nichts und niemand kam auf die Idee, ihn zu wecken. Er wurde von ganz alleine wach! Doch er wollte einfach noch nicht aufstehen, sondern liegen bleiben, weiter schlafen und sich erst aus dem Bett erheben, wenn es wirklich sein müsste. Leider wurde nichts daraus, sich einfach umzudrehen. Als er blinzelnd die Augen öffnete, lag Kazuki halb auf ihm, hatte einen Arm und ein Bein über ihn gelegt und klammerte sich tatsächlich an ihn. „Kazuki…“ Sagte er leise und klopfte ihm etwas auf den Rücken, doch mehr als ein Brummen bekam er nicht als Antwort. „Hey!“ Kam es nun schon etwas lauter von ihm und er begann, etwas an dem Anderen zu rütteln. Irgendwie musste er ihn doch wach kriegen. „Kazu!“ Meckerte er jetzt und scheinbar hatte es damit geklappt, denn der Andere zuckte zusammen, brummte wieder und drehte sich etwas, legte sein Kinn auf seiner Brust ab und öffnete die Augen. Ihre Blicke trafen sich und Reita hob nur eine Augenbraue, als der Andere anfing zu grinsen. „Guten Morgen.“ Hauchte er ihm sofort entgegen und nun musste auch der Maskenträger etwas lächeln. „Morgen.“ Antwortete er und wurde wirklich aus dem Klammergriff befreit. Bevor Kazuki auf dumme Gedanken kommen könnte, setzte er sich auf und fuhr sich durch die Haare. Jetzt könnte er eh nicht mehr schlafen, also konnte er auch sogleich aufstehen und schonmal duschen gehen. „Kaffee?“ Fragte er den Anderen, der sich schon wieder in die Decke eingewickelt und die Augen geschlossen hatte. „Gerne.“ Drangen die Worte des Anderen durch die Decke gedämpft in sein Ohr und er stand auf. In der Küche stellte er die Kaffeemaschine an, ehe er duschen ging. Ohne Dusche würde er wohl nicht wach werden! Zurück in der Küche, saß Kai schon am Tisch, hatte eine Tasse Kaffee in der Hand und sah zu ihm auf. „Morgen.“ Grüßte er seinen Mitbewohner, der nur ein leises ‘Morgen‘ in die Tasse nuschelte und dann daran nippte. Bewaffnet mit einem Kaffee setzte er sich zu ihm an den Tisch und musterte sein Gegenüber. „Schon die Nachrichten gesehen?“ Fragte dieser ihn, worauf er nur den Kopf schüttelte. „Ich bin gerade erst wach geworden.“ Kai nickte und verschwand in seinem Zimmer, um sein Notebook zu holen um ihm die Nachrichten zu zeigen, von denen er wohl gesprochen hatte. Er überflog den Artikel, den Kai ihm zeigte und runzelte die Stirn. „Echt jetzt?“ Fragte er murrend und las es sich noch einmal durch. „Die wollen mir anhängen, Yuu entführt zu haben?“ Brummte er und klappte das Notebook zu. „Wenn die wüssten…“ Fügte er seufzend hinzu und trank seinen Kaffee, ehe ihm etwas einfiel. Kurz sah er zu seinem Mitbewohner, der ihn fragend ansah. „Was ist?“ „Yuu…“ Sagte er nur, trank den Kaffee leer, wobei er sich glatt die Zunge verbrühte, ehe er aufsprang und sich seine Jacke und Schuhe an der Wohnungstüre anzog. „Bin kurz weg!“ Rief er noch und lief los. Wenn dessen ehemaliger Partner schon wusste, dass er mit Yuu zusammen war, wird es dessen Boss auch wissen. Mag sein, dass es anfangs nur ein blöder Plan war, aber er mochte ihn wirklich und wollte nicht, dass ihm etwas passiert. Hoffentlich war es nicht bereits zu spät! Nach Luft schnappend kam er an dessen Haus an. Warum hatte er auch nicht einfach den Wagen genommen? Egal, zu spät. Sofort drückte er auf die Klingel und wartete ungeduldig, dass ihm geöffnet wurde. Doch es passierte nichts. „Shit…“ Murrte er leise und versuchte es nochmal. Erst nach dem dritten Mal, erklang das bekannte Surren und er drückte die Türe auf. Jede zweite Stufe nehmend, sprang er die Treppen nach oben und erblickte den Polizisten in seiner Wohnungstüre. Ihm schien bisher nichts passiert zu sein! Sehr gut. „Yuu.“ Hauchte er, als er vor ihm stand, war wirklich froh, ihn lebend zu sehen, ehe er ihn einfach in die Arme zog. Er spürte die Hände des Anderen, wie sie sich in seine Jacke krallten und er zu zittern begann. Vorsichtig schob er ihn in die Wohnung, stieß die Türe mit dem Fuß zu und zog ihn danach noch enger an sich. „Ich hab gelesen, was passiert ist.“ Der Andere drückte sich nur noch enger an ihn, während er ihm beruhigend über den Rücken fuhr. Er konnte sich gut vorstellen, wie er sich fühlte. Einige Minuten standen sie einfach nur da und er hielt ihn in den Armen, bis er sich etwas beruhigt hatte und zu ihm aufsah. „Ich werde ihn kriegen… und er wird dafür bezahlen!“ Knurrte er leise und wischte sich mit der Hand die Tränen von den Augen. „Das ist zu gefährlich. Lass das doch lieber jemand anderen machen. Was ist, wenn er dich als nächstes umbringt?“ Das würde niemals passieren, jedoch konnte er ihm nicht einfach so ins Gesicht sagen, dass dessen eigener Chef ein Clanoberhaupt ist und ihn umbringen könnte. „Nein… ich werde das machen!“ Diese Entschlossenheit in seinem Blick ließen einfach keine Widerworte zu und so seufzte er nur resigniert und nickte. „Pass nur auf dich auf. Bitte.“ Der Andere blinzelte nur, sah ihn stumm an. Reita beugte sich zu ihm vor und legte seine Lippen auf die des Anderen. Ja, er musste zugeben, es vermisst zu haben. IHN vermisst zu haben. „Ich liebe dich, Yuu… und ich will nicht, dass ich im nächsten Artikel lesen muss, dass du erschossen wurdest.“ Versuchte er es nochmal. Zwar liebte er ihn nicht, log ihm mal wieder mitten ins Gesicht, aber er war ihm wirklich wichtig und wollte nicht, dass er dazwischen gerät, falls es mal eskalieren sollte. Zur Zeit war es einfach zu gefährlich für ihn. „Akira…“ Hauchte sein Gegenüber nur und lehnte sich erneut an ihn. „Ich liebe dich auch und ich will nicht, dass du dir Sorgen machst, aber… es ist mein Job, Reita zu fassen. Der Kerl soll für das bezahlen, was er getan hat.“ Als ihm sein Gegenüber wieder in die Augen sah, musste er schlucken. Er wollte ihm wirklich nicht als Reita gegenüberstehen. Wahrscheinlich würde Yuu vor nichts zurückschrecken, um ihn in Handschellen abzuführen. Und was könnte er selber machen? Wohl nur wegrennen. Niemals würde er auf ihn schießen, das würde er nicht schaffen! „Magst du etwas trinken?“ Fragte ihn der Polizist und löste sich nun von ihm. „Ich könnte dir eine Cola anbieten. Oder lieber Tee?“ Yuu lief voraus in die Küche. Er lief ihm nach, entschied sich für Cola und setzte sich an den Tisch. „Wie geht es dir sonst so?“ Wollte er nun wissen und bekam auch schon das Glas vor die Nase gestellt, ehe sich der Andere zu ihm setzte. „Scheiße… wie sonst?“ Seufzend fuhr sich der Andere durch die Haare und griff nach seinem Glas, doch er hielt es nur fest, statt einen Schluck daraus zu nehmen. „Wie geht es deinem besten Freund?“ Er wollte ihn irgendwie ablenken und hoffte, jetzt eine bessere Antwort zu kriegen, als davor. „Sato? Ihm geht es gut. Er hat alles gut überstanden und darf bald wieder zur Arbeit gehen.“ Nun sah er doch tatsächlich ein Lächeln in dessen Gesicht. Endlich! „Das freut mich zu hören.“ Sein Gegenüber nickte, nahm einen Schluck von seiner Cola und sah ihm dann in die Augen. „Wie läuft es bei dir? Endlich mal einen Job gefunden?“ Als Antwort schüttelte er nur den Kopf und lächelte etwas. „Mich will keiner…“ Witzelte er und nun musste der Andere tatsächlich lachen. „Was hast du denn bisher unternommen, um einen Job zu kriegen?“ Was sollte das denn nun? Das kam ihm vor wie ein Verhör! „Nicht viel.“ Murmelte er leise und zuckte mit den Schultern. Der Andere schüttelte nur den Kopf und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Willst du deinem Mitbewohner immer auf der Tasche liegen?“ Okay, das war gemein! „Nein. Aber solange er mich nicht rauswirft, werde ich es überleben. Und ich werde schon was finden!“ Yuu nickte, leerte sein Glas und stellte es vor sich auf dem Tisch ab. „Schade, dass man nicht mal eben so zum Polizisten werden kann. Verstärkung könnten wir immer gebrauchen.“ Tja, warum eigentlich nicht? Wenn Jin sich reinschleichen konnte, konnte er das doch bestimmt auch, oder nicht? Wobei es zu auffällig wäre, wenn er auf einmal dort anfangen würde. Es wäre aber ein guter Plan B, sobald ihr Job erledigt wäre. „Du siehst so aus, als würdest du gerade wirklich darüber nachdenken, Akira.“ Schmunzelte Yuu und sah ihm in die Augen. „Warum nicht? Nach der Ausbildung hätte ich definitiv gute Chancen, etwas zu finden, denkst du nicht?“ Gab er grinsend von sich, doch sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. „Dann müsste ich mir um dich auch noch Sorgen machen. Lass das also bitte.“ Bat der Schwarzhaarige ihn nun und verblüfft sah er ihn an. „Ich für meinen Teil würde mir dann aber weniger Sorgen um dich machen müssen.“ Antwortete Reita und trank nun auch mal seine Cola. Eigentlich hätte er dann doch immer einen guten Blick auf Yuu, würde Informationen aus erster Hand erhalten und könnte so tatsächlich mit seinen Jungs besser agieren, sollte sich ihr Job nicht ändern. Ihm gefiel diese Idee wirklich immer mehr. „Denk nicht mal daran!“ Fuhr der Andere ihn nun an und stand auf. „So toll ist der Job als Polizist nun auch nicht. Er ist gefährlich. Es kann so viel passieren.“ Zum Ende hin wurde er immer leiser. Reita stand auf, ergriff dessen Hände und sah ihm in die Augen. „Du machst es doch auch. Du bist selber Polizist und gehst jeden Tag zur Arbeit in dem Wissen, nicht zurück kommen zu können, wenn etwas schief geht.“ Wenn er wüsste, dass es bei ihm doch genau so aussah, wie bei ihm! „Lass es einfach, okay?“ Bittend sah ihn der Andere an und nachdem er ihm nickend zustimmte, legte er die Lippen auf die seine. „Solange du nach der Arbeit für mich da bist, reicht mir das.“ Hauchte Yuu an seinen Lippen. „Willst du das denn noch?“ Er konnte sich zu gut daran erinnern, dass er es war, der Schluss gemacht hatte. „Ja, will ich. Mehr als zuvor.“ Ein wenig verwirrend fand er das schon, wusste er nicht, ob er ihn als normalen Freund wollte, oder mehr im Kopf hatte. „Wenn du mich auch noch willst…“ „Nur zur Sicherheit… heißt das, du…“ „Ja, heißt es. Ich weiß, dass es ein Fehler war. Das du hier bist, zeigt mir, dass du mich wirklich liebst und dich um mich sorgst. Also…“ Mehr wollte er nicht hören, weswegen er ihre Lippen wieder miteinander verschloss und seine Augen zufallen ließ. Er wird keinen Fehler mehr machen, ihn nicht mehr von sich lassen und darauf achten, dass ihm nicht wieder so etwas passiert, wie vergangene Nacht! Er löste sich von seinen Lippen und zog ihn wieder in seine Arme. „Ich bin immer für dich da. Immer.“ Dieses Versprechen wird er so gut er konnte halten, wird alles daran setzten, es nicht zu brechen! Und um das zu schaffen, musste er schnell den Chef der Polizeizentrale loswerden. Es konnte nicht länger warten, denn je länger dieser Kerl noch atmen konnte, desto gefährlicher wurde es. Für ihn selber, für seine Freunde und auch für Yuu. Seufzend ließ er von ihm ab, legte die Hände an dessen Wangen, fuhr mit dem Daumen über diese und sah ihm in die Augen. „Ich muss los. Ich hab versprochen, meinem Mitbewohner bei seinem neuen Schrank zu helfen.“ Begann er, ihm mitten ins Gesicht zu lügen. Und so weh ihm das auch tat, musste er ihm das sagen. „Ich melde mich morgen bei dir, okay? Warte auf meine Nachricht, ja?“ Yuu nickte schwach und sah ihn traurig an. Er konnte ihn verstehen, dass er nicht alleine zurückbleiben wollte, doch diesen einen Tag wird er auch noch überstehen. Er musste nun einfach mit Kazuki und Kai reden, einen Plan zusammenbasteln und es durchziehen. „Bis morgen.“ Er hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, ehe er auch schon wieder die Schuhe anziehen ging, sich seine Jacke überwarf und aus der Wohnung verschwand. Noch einmal sah er sich um, als er das Haus verlassen hatte. Ihm dämmerte langsam, dass er nicht nur Yuu belogen hatte, sondern scheinbar auch immer wieder sich selber. „Verdammt…“ Hauchte er leise und lief weiter. „Ich liebe ihn wirklich…“ Kopfschüttelnd lief er über die Straßen zurück nach Hause, wo er überrascht feststellte, dass Kazuki gar nicht mehr da war. Dessen Schuhe fehlten, doch Kais waren noch da. „Kai?“ Fragte er in die Wohnung hinein, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte. Sein Mitbewohner kam aus der Küche gelaufen, hatte den Mund komplett voll, sah kauend zu ihm rüber und brachte nur ein ‘hm?‘ hervor. Nun kaute der Andere etwas schneller, schluckte seinen Bissen runter und winkte ihn zu sich. „Magst du auch was essen? Ich habe mir eine Pizza warm gemacht. Ich kann dir auch eine in den Ofen schieben.“ Pizza. Etwas, dass er eigentlich immer essen konnte, doch gerade hatte er keinen Hunger. „Nein danke.“ Er ging trotzdem zu ihm in die Küche. „Kazuki wurde zum Boss gerufen. Scheinbar ist er wieder da. Ich bin gespannt, was er zu allem sagen wird.“ Brabbelte sein Mitbewohner weiter, setzte sich wieder an den Tisch und schob sich die Pizza in den Mund. Viel war von dem Essen nicht mehr übrig, aber so, wie er die Stücke verschlang, würde es ihn nicht wundern, wenn er erst seit fünf Minuten dran ist. „Der Boss ist also wieder da…“ Sagte er leise und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Hoffentlich gibt er uns grünes Licht, den Boss des anderen Clans zu erledigen. Wir können nicht mehr warten.“ Kai stoppte damit, seine Pizza zu vernichten und sah ihn fragend an. „Hast du es so eilig?“ Reita setzte sich mit dem Bier zu ihm, nickte bestätigend. „Sobald das erledigt ist, können wir uns beruhigt zurücklehnen. Dann hat all das ein Ende.“ „Was denkst du, was wir danach machen werden?“ „Das werden wir erfahren, wenn es soweit ist.“ Kapitel 7: Heritage ------------------- Nachdem er aus dem Badezimmer kam, frisch geduscht und vollkommen wach, war Kai der einzige, den er vorfand. „Wo ist Reita?“ Fragte er verwirrt. Sie waren doch zusammen wach geworden, oder hatte er das nur geträumt? Er wollte ihm einen Kaffee machen! „Weg. Der kommt schon wieder.“ Bekam er nur die Antwort und schon schob Kai ihm einen Kaffee hin, worauf er sich zu ihm an den Tisch setzte. „Steht irgendwas an?“ Kai schüttelte nur den Kopf und klappte sein Notebook wieder auf. „Hier. Damit du up to date bist.“ Er drehte den Rechner um und zeigte ihm nun den Artikel, den auch Reita gelesen hatte. Sofort überflog er die Zeilen, las sich alles in Ruhe durch und legte die Stirn in Falten. „Habe ich das richtig verstanden? Die gehen davon aus, das Reita mit jemand anderem, also mit mir, beide Polizisten entführt und davon einen erschossen hat, wobei er aber den zweiten einfach lebend zurückgelassen hat?“ Kai nickte ihm bestätigend zu und er schüttelte nur seufzend den Kopf, ehe er von seinem Kaffee einen Schluck nahm. „Lesen die sich eigentlich selber durch, was die da schreiben?“ Murrend klappte er das Notebook wieder zu und nippte immer mal wieder an der Tasse. „Er macht sich Sorgen um den Polizisten, oder?“ Kai sah ihn an, nickte, blieb aber stumm. „Dieser Cop kann ihm zum Verhängnis werden. Er sollte ihm lieber fern bleiben, egal, welche Gefühle er hat.“ „Sag das nicht mir.“ Nur ihm konnte er es gerade sagen, schließlich war ihr Killer nicht da. „Mach ich, wenn…“ Er hörte sein Handy klingeln und sah zur Türe. Seufzend stellte er die Tasse ab und stand auf. Er fand es neben dem Bett auf dem Boden und war erstaunt, welchen Namen er dort sah. „Ja?“ Ging er sofort dran und nickte, obwohl ihm klar war, dass die Person auf der anderen Seite der Leitung es nicht sehen konnte. „Okay, ich mach mich auf den Weg.“ Er legte auf und steckte sich das Handy in die Hosentasche. Er ging noch schnell zu Kai, informierte ihn, dass er zum Boss gerufen wurde und machte sich gleich darauf auch schon auf den Weg. Das war das erste Mal, dass er so lange nichts von ihrem Boss gehört hatte. Umso schneller wollte er dort ankommen, ihn sehen und sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Zwar hatte er damals seine Eltern ermordet, doch er war alt genug, wusste, warum er das getan hatte und musste zugeben, dass der Mann wie ein zweiter Vater zu ihm war. Dementsprechend machte er sich auch Sorgen um den Boss, sollte er längere Zeit nicht aufzufinden sein. Wobei er ja nie in Gefahr sein dürfte, da er immer von seinen zwei Bodyguards bewacht wird, komme, was wolle. Auf dem Weg rauchte er sich eine Zigarette und sah sich immer mal wieder um. Zwar war es ein trockener, aber ziemlich bewölkter Tag und dazu noch echt frisch. Er stellte den Kragen seiner Jacke auf und stand bald schon vor dem Gebäude. Er sah die Außenfassade hoch und lächelte etwas. Nachdem er aufgeraucht hatte, warf er den Filter in einen Mülleimer und betrat das Gebäude. Normalerweise waren mehr Leute vor Ort. Er runzelte die Stirn, sah sich um, sah aber nicht so viele Leute wie sonst. Irgendwas stimmte nicht. Er stieg in den Aufzug, fuhr nach oben und selbst dort fehlte das übliche Personal. Jeder hätte dieses Gebäude einfach so betreten können, hätte hier rumlaufen können, wie er wollte und sogar ganz nach oben gelangen können. Als er die Türe zum Büro des Bosses öffnete, sah er in zwei ihm gut bekannte Gesichter. Die Bodyguards des Bosses. „Chiyu, Yuji… wo ist er?“ Doch statt einer Antwort, bekam er von Yuji nur die Hand auf die Schulter gelegt, ehe er an ihm vorbeilief und mit dem Aufzug nach unten fuhr. „Chiyu, was ist los?“ Er ging auf ihn zu und sah sich fragend um. Er sah niemanden außer sein Gegenüber. Vom Boss war nichts zu sehen. „Er ist tot, Kazuki.“ Sofort blieb er stehen, bewegte sich keinen Millimeter mehr vom Fleck und starrte ihn an. „Was?“ Ungläubig sah er ihn an, schüttelte den Kopf und sah sich erneut um, in der Hoffnung, ihn doch zu sehen, ihn neben der Türe zu entdecken. Das musste ein Witz sein. „Wie… wann?“ „Gestern.“ Hörte er nur, ehe der Andere auf ihn zukam. Sie hatten ihm also nicht sofort Bescheid gegeben? Als Chiyu näherkam, sah er auf, zuckte kurz zusammen, ehe er dessen Handgelenk packte. „Was soll das werden?“ Sein Gegenüber grinste ihn nur an, ließ ihn nicht aus den Augen. „Willst du mich abstechen?“ Noch immer grinste der Andere und zog mit der freien Hand seine Waffe. „Nein. Das Messer war nur zur Ablenkung. Ich erschieße meine Opfer lieber.“ Noch bevor der Schuss fiel, schlug er ihm auf das Handgelenk, rammte ihm sein Knie in den Magen und schlug ihm ins Gesicht. Chiyu brach vor ihm zusammen und erleichtert atmete er aus. Wie kam er nun hier raus? Den Aufzug konnte er nicht nehmen, wahrscheinlich wartete unten nur Yuji. Der würde ihn noch umbringen, sollte er lebend dort ankommen. Kurz überlegte er, ehe er dem bewusstlosen Kollegen die Waffe abnahm und in den Aufzug stieg. Doch statt nach ganz unten zu fahren, fuhr er in die erste Etage. Einen Sprung aus dem Fenster wird er schon überstehen und dann musste er nur sofort abhauen. Mit der Waffe in den Händen stand er im Aufzug, wartete auf das vertraute ‘Ping‘ ehe er sich vorsichtig aus dem Lift schlich und sich umsah. Er konnte keinen entdecken, also lief er in das erste Zimmer, das er fand. Dort riss er das Fenster auf und sah nach unten. Ganz einfach! „Hey!“ Schrie ihn einer an und als er sich umsah, sah er in das Gesicht des anderen Bodyguards. „Hier geblieben.“ Ohne zu warten sprang er aus dem Fenster, rollte sich ab und rannte los. Die Schüsse, die auf ihn abgefeuert wurden, trafen nicht ein einziges Mal und so konnte er abhauen. Er war sich nicht sicher, ob die Zwei es waren, die den Boss auf dem Gewissen hatten, oder nur ihn umlegen wollten. Trotzdem kam ihm die Sache komisch vor. Doch er wusste, dass er verschwinden musste und zwar schnell. Doch alleine würde er das nicht schaffen. Noch während er weiter rannte, verstaute er die Waffe an seinem Gürtel und zog sein Handy hervor, um Reita anzurufen. Hoffentlich war der nicht immer noch bei Yuu. Und hoffentlich ging er dran! Zum Glück hörte er bald darauf dessen Stimme und seufzte erleichtert „Rei… verdammt ich brauch eure Hilfe. Beeilt euch, packt ein paar Sachen. Wir treffen uns an der Autobahnbrücke am Akigase Park.“ Mehr sagte er nicht, legte auf und rannte weiter. Es war ein gutes Stück entfernt und er würde eine Weile brauchen, bis er dort ankam, doch je weiter weg sie sich treffen würden, desto besser. Und wahrscheinlich war der Berufsverkehr dicht genug, dass Reita und Kai nicht so lange auf ihn warten werden. Also legte er an Tempo zu, um noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen. Gut, dass er sein Handy hatte, sonst würde er sich bestimmt noch verlaufen. Er musste nur noch darauf vertrauen, dass Reita schlau genug war, ihm wirklich vernünftig zu zuhören und auch wirklich loszufahren. Kurze Zeit später bemerkte er, dass in der Stadt einiges los war, wodurch er sich auch nicht wirklich darum kümmern musste, sich großartig zu verstecken. Also wurde er, je mehr Menschen auftauchten, langsamer, um nicht zu auffällig zu sein, oder noch jemanden umzurennen. War ihm nur recht. Da er nicht der sportlichste war, würde er irgendwann nur schnaufend zusammen brechen und nicht an sein Ziel kommen. Immer wieder sah er sich um, fühlte nach, ob die Waffe noch unter dem Shirt versteckt am Gürtel hing und sah auch immer wieder auf sein Handy. Nicht, dass sich Reita oder Kai meldeten und er bekommt es nicht mit. Er tippte eine Nachricht an Reita, um ihm zu versichern, dass er unterwegs war. Und, um zu hoffen, dass auch die Anderen unterwegs waren. Wenige Sekunden später kam auch schon eine Antwort. Schmunzelnd las er sich Reitas Nachricht durch. »Wir brauchen länger. Stecken im Stau. Unfall.«]/i] Dann hatte er zumindest etwas Zeit. So schnell war er nun mal auch nicht. So konnte er sich wenigstens noch etwas bei einem Bäcker holen. Ein kleines Teilchen mit Schokolade und einen Kaffee. Genau das brauchte er. Als er sich erneut umsah, konnte er noch immer nichts Auffälliges erkennen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, als er endlich am Treffpunkt ankam. Sofort steckte er sich eine Zigarette an und sah sich um. Noch war es hell, jedoch begann es langsam zu regnen, weswegen er sich unter die Brücke stellte und dort auf die Anderen wartete. Die könnten sich nun wirklich mal beeilen! Als er das gut bekannte Geräusch von quietschenden Reifen hörte, drehte er sich schon grinsend um, zog noch einmal an der Zigarette und warf sie weg. Ihm verging jedoch das Grinsen, als das Auto näherkam. Das waren nicht seine Freunde. Er schob die Hand in die Hosentasche, fühlte sein Handy und knurrte leise. „Ich Idiot…“ Er war nicht der einzige Hacker und das hätte er wissen müssen, dass sie ihn finden. Er drehte sich um und rannte los. Kurz darauf hörte er einen Schuss und spürte gleich darauf einen stechenden Schmerz in der Wade, ehe er zu Boden ging. Die Steine am Flussrand taten ziemlich weh, doch das war nichts im Vergleich zu den Schmerzen im Bein. Als er sich hingekniet hatte, drehte er sich um und sah Chiyu, Yuji und noch jemanden auf sich zu kommen. Den einen Kerl kannte er nicht. Er sah jung aus, aber dennoch ziemlich ernst und erwachsen. Wer war das? Chiyu stellte sich hinter ihn, packte ihn am Kragen und zog ihn zum Fluss. „Lass mich los, du mieser Verräter!“ Keifte er ihn an, kam nicht auf die Füße und wurde einfach weiter gezogen, ehe man ihn wieder los ließ und sein Oberkörper sofort im Wasser landete. Erschrocken japste er nach Luft, stemmte sich auf die Arme und sah zu den Anderen auf. „Was soll der Mist?“ Knurrte er sichtlich sauer, doch die Drei lachten nur los. „Er weiß es nicht.“ Hörte er den Unbekannten, der etwas aus seiner Jacke zog. Ein Umschlag. Den darin befindlichen Brief zog er hervor, ehe er zu Chiyu sah, der ihn wieder im Nacken packte, als wäre er ein Kaninchen. „Wir können es dir ja in Ruhe erklären.“ Innerlich freute sich Kazuki. Würden sie sich Zeit lassen, könnten Kai und Reita rechtzeitig eintreffen und ihm helfen. Das spielte ihm in die Karten! „Eine Frage habe ich, bevor ich dir alles erkläre…“ Hörte er den Unbekannten und er sah zu ihm auf. „Wie vernichtet man am besten einen Clan?“ Er legte die Stirn in Falten, sah ihn fragend an und wusste nicht wirklich, was er hören wollte. Sein Gegenüber lachte los und fuhr sich durch die Haare. „Verstehe. Dann erkläre ich es dir.“ Begann er und hockte sich hin, wodurch sie nun auf gleicher Höhe waren. „Einen Clan löscht man aus, wenn man sich von oben nach unten durch arbeitet. Nicht anders herum. Deswegen haben wir euren Boss zuerst umgebracht und machen nun bei euch anderen weiter.“ Der Kerl nickte und kurz darauf fand er sich mit dem Kopf unter Wasser wieder. Beinahe hätte er erschrocken eingeatmet, schaffte es aber, die Luft anzuhalten und versuchte mit seinen Händen, den Griff von Chiyu zu lockern. Was ging hier gerade ab? Kaum, dass er wieder hochgezogen wurde, schnappte er nach Luft, hustete leicht, ehe der Unbekannte seinen Kopf zu sich drehte. „Hoffentlich verstehst du, worauf das hier hinaus läuft.“ Kazuki nickte und sah ihn wütend an. „Ihr wollt uns umlegen. Bevor wir das mit eurem Boss machen.“ Wieder lachte der Andere, nickte aber bestätigend. „Ihr könnt nichts dafür, dass ihr so einen Idioten als Clanoberhaupt hattet, aber wenn man sich nicht an die Regeln hält…“ Wieder drückte er seinen Kopf in den Fluss, doch dieses Mal zappelte er noch mehr. Er hatte kaum Zeit gehabt, genug Luft zu holen und wurde doch etwas panisch gerade. So wollte er nicht enden. Nicht mit dem Gesicht nach unten in einem Fluss. Dann lieber erschossen auf der Straße in seinem eigenen Blut. Als er das nächste Mal Luft holen konnte, atmete er viel zu schnell ein und aus. Seine Lungen konnten gar nicht so schnell den Sauerstoff aufnehmen, wie er ihn einatmen wollte. „Deswegen haben wir Chiyu und Yuji schon vor vielen Jahren bei euch eingeschleust. Es war ganz einfach, euren Boss zu beseitigen. Viele eurer anderen Kollegen sind bereits tot, doch euch alle zu finden, könnte noch etwas dauern. Da machen wir doch viel lieber mit dir weiter.“ Wieder drückte man ihn runter und er versuchte sich freizukämpfen. Langsam wurde es anstrengend und er kniff die Augen zusammen, versuchte sich darauf zu konzentrieren, nicht einzuatmen. Schwer atmend und hustend kam er das nächste Mal nach oben und griff hinter sich, um sich den Kerl zu schnappen. Sollen sie ihn doch erschießen, wenn sie wollen, doch so einfach wird er das Spielchen nicht mehr mitmachen! Leider hatten die wohl auch damit gerechnet und nach einem unglaublich unfairen kleinen Kampf, hatte man ihn auf den Boden geworfen, ihn mit den Knien unten gehalten und die Arme mit Kabelbinder hinter dem Rücken zusammengebunden. Erneut packte Chiyu ihn am Kragen, zog ihn hoch und er sah in das Gesicht des Unbekannten. „Ein wahrer Kämpfer. Es bringt nur nichts, außer Probleme.“ Und schon befand er sich wieder unter Wasser. Dieses Mal schien er ihn länger unten zu halten und noch unter Wasser begann er zu husten, kniff die Augen zusammen, ehe er wieder hochgezogen wurde. „Guck mal hier drauf. Erkennst du die Unterschrift?“ Er sah auf, blinzelte und musterte den Zettel, dem ihn der Andere vor die Nase hielt. Sofort nickte er, als er die Unterschrift seines Bosses sah. „Sehr gut. Das ist wichtig, denn… weißt du, als dein lieber Boss mit seinen Bodyguards unterwegs war, hat er ein Testament geschrieben. Wie du siehst hat er nicht viel geschrieben. Ein paar kleine Zeilen. An wen er den Clan vermacht und so weiter. Das Übliche halt.“ Zwar war das doch ein gutes Zeichen, aber bei diesen Kerlen war dieses Dokument in den falschen Händen! „Und da kommst du ins Spiel, denn irgendwie ist dein Name hier drauf gelandet. Ich versteh nicht, wieso ausgerechnet du seinen Platz einnehmen sollst, aber naja, was soll ich sagen… da endet das Dokument. Einen weiteren Namen haben wir nicht. Also werden wir dich umbringen und somit den Clan zu Fall bringen.“ Der Mann steckte den Zettel in den Umschlag zurück und warf ihn einfach auf den Boden. Erneut wurde er mit dem Kopf unter Wasser gedrückt, noch weiter runter als zuvor, spürte schon ein paar der Steine an seinem Gesicht und keuchte, schluckte etwas von dem Wasser und hustete sich fast schon die Seele aus dem Leib, als er wieder hochgezogen wurde. Verdammt, das wurde wirklich immer schlimmer. „Erschieß mich doch einfach, wenn du mich unbedingt tot sehen willst.“ Knurrte er ihn an, doch der Mann lachte nur, tätschelte ihm die Wange und schüttelte den Kopf. „Das macht aber nicht so viel Spaß!“ Und wieder verschwand er im kühlen Nass, doch dieses Mal nicht mehr so lange, ehe er den Unbekannten wieder ansehen konnte. „Dein Boss hätte nicht damit anfangen sollen, unsere Männer umbringen zu lassen. Während ihr euch darauf konzentriert habt, unsere ranghohen Mitglieder umzubringen, haben wir unsere Rache planen können. Denn die Männer, die ihr umgebracht habt, waren nicht die einzigen Mitglieder unseres Clans. Wir konnten uns also ganz in Ruhe immer wieder neuformieren.“ Da lag der Fehler. Verdammt, sie hatten immer nur die kleinen Bosse umgelegt aber nicht deren Handlanger. Er verstand die Problematik und kapierte nun auch die komplette Lage. Verdammt! „Mach dir keinen Kopf, Kazuki. Ihr könnt nichts dafür. Bedank dich bei deinem Boss.“ Der Kerl stand auf und winkte Yuji zu sich. „Wir fahren. Bring es zu ende, Chiyu. Wir sehen uns im Büro.“ Damit lief der Kerl los, nahm seinen ehemaligen Kollegen mit und merkte, dass Chiyu ihm hinterher sah, bis der Wagen weg war. „Du blöder Idiot wirst dafür bezahlen, kapiert?“ Knurrte er ihn an, doch scheinbar glaubte der Mann hinter ihm nicht daran und lachte los. „Du wirst bezahlen.“ Entgegnete er nur und schlug ihm gegen den Hinterkopf. „Für das, was dein Boss getan hat.“ Knurrte es hinter ihm. „Es war auch dein Boss. Viele Jahre.“ „Falsch. Mein Boss lebt noch und wird den Platz von deinem einnehmen.“ Das waren die letzten Worte, die Chiyu ihm entgegen knurrte, ehe er ihn unter Wasser drückte. Er musste sein Gesicht zur Seite drehen, um die Steine nicht direkt ins Auge zu bekommen. Stattdessen drückten sie sich in seine Wange. Immer mehr Luft entwich seinen Lungen und somit kam auch wieder die Panik in ihm auf. Er keuchte, presste den letzten Rest an Sauerstoff aus seinem Körper und kniff die Augen zusammen um bloß nicht einzuatmen. Nach einem weiteren Huster riss er die Augen auf, spürte das Wasser in seine Lungen laufen. Aus Reflex hatte er tatsächlich versucht zu atmen. Wieder hustete er, damit das Wasser wieder rauskommt, da es dort eindeutig nicht hingehört! Langsam trübte sich sein Blickfeld, er begann zu zappeln und kam doch nicht von der Stelle. Er glaubte sogar, Ryo, Kai und Reita zu sehen, hustete, lächelte sogar kurz, ehe er nichts mehr sehen konnte und alles schwarz wurde. Kapitel 8: Era -------------- „Ihr nervt mich! Haut ab!“ Meckerte es vom Lenkrad her und Reita sah seinen Mitbewohner mit hochgezogener Augenbraue an. „Guck nicht so! Wir haben keine Zeit für so einen Mist!“ Knurrte er ihn an, was ihn etwas zum Grinsen brachte. „Wenn es mal vorwärts geht, fahr dort drüben links weg.“ „Links? Spinnst du? Dann fahren wir nur weiter weg.“ „Deswegen ja. Wenn wir von der anderen Seite kommen, sind wir schneller, als wenn wir hier darauf warten, weiter zu kommen.“ Grummelnd sah sein Mitbewohner zur Straße rüber, in die er reinfahren soll. „Wenn das nichts wird, knall ich dir eine.“ Reita musste lachen, nickte aber und sah sich dann etwas um. Dank des Radios wussten sie, dass es einen Unfall gab und die Autos vor ihnen nach und nach daran vorbeigeführt werden. Doch gerade zu dieser Zeit war viel los und es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sich der Stau komplett aufgelöst hätte. Dennoch ging es immer wieder ein kleines bisschen vorwärts und die von ihnen ersehnte Straße rückte somit immer näher, bis sie nach einer gefühlten Ewigkeit in diese hineinfahren und abhauen konnten. „Endlich!“ Entwich es seinem Mitbewohner, der das Gaspedal nun ordentlich durchdrückte und auf die Autobahn fuhr. „Wenn wir die zweite Ausfahrt nehmen, können wir durch die Stadt weiterfahren und sind schneller da, als wenn wir außen rumfahren.“ „Fahr, wie du willst. Hauptsache wir kommen an.“ Das ließ sich Kai wohl nicht zweimal sagen und gab noch mehr Gas. Auf der Autobahn war nicht so viel los, also konnten sie entspannt und schnell zum Treffpunkt gelangen. „Hast du alles Wichtige dabei?“ Fragte ihn sein Mitbewohner. Kurz sah Reita zu seiner kleinen Tasche nach hinten auf den Rücksitz. „Die Maske, die Waffe, Munition und ein paar Verbandsachen.“ Zählte er seine Sachen auf, die er dabei hatte. „Du?“ „Mein Notebook, ein paar Unterlagen, die ich zusammen gesammelt hatte und die Waffe, die Kazuki mitgenommen hat.“ Rein theoretisch müssten sie damit alles Notwendige haben, oder? Klar, Geld hatten sie Beide auch dabei und ihre Handys, doch sowas musste nicht erwähnt werden, oder? „Ich bin echt gespannt, was der auf einmal hat. Er hat dir wirklich nichts gesagt?“ „Nein. Er meinte nur, wir sollen uns ein paar Sachen schnappen und ihn dort abholen.“ „Seltsam…“ Das war mehr als seltsam, doch sobald sie ihn eingesammelt haben, werden sie schon herausfinden, was los war. Kai fuhr nun auch von der Autobahn runter, fuhr durch die Straßen der Stadt und so näherten sie sich langsam aber sicher ihrem Treffpunkt. „Jetzt regnet es auch noch…“ Murrte sein Mitbewohner neben ihm. So wirklich Regen konnte man das allerdings noch nicht nennen. Es war eher ein leichter Niesel der vom Himmel fiel. Das könnte sich aber schnell ändern. „Klar… die Zeit haben wir ja…“ Meckerte der Braunhaarige schon wieder los, als sie an der zweiten Ampel stehen bleiben mussten. Über rot fahren sollten sie nicht, denn sie durften nicht auffallen. Das könnten sie wirklich nicht gebrauchen, noch von der Polizei aufgehalten und im schlimmsten Fall festgenommen zu werden. „Wenn du das nächste Mal etwas online bestellst, hol direkt ein Blaulicht… das können wir in solchen Fällen gut gebrauchen.“ Witzelte Reita, doch er merkte sofort, dass Kai diese Aussage nicht so witzig fand. Dieser sah ihn nur genervt an und kaum, dass die Ampel wieder grün zeigte, trat er das Pedal durch. Die letzten Meter schafften sie dann relativ gut ohne irgendwelche Probleme. „Da sind wir!“ Freute sich Kai nun und atmete erleichtert aus. „Dann suchen wir ihn doch mal.“ Sie stiegen aus und sahen sich erst einmal um. Der Regen nahm langsam zu und dementsprechend waren keine Leute zu sehen, nur Autos, die in der Nähe vorbeifuhren. Mit Kai lief er über die Wiese in Richtung Brücke. Schon von Weitem sahen sie etwas, mit dem sie wohl nicht gerechnet hatten und blieben sofort stehen. Zwei Männer stiegen in einem Wagen ein und fuhren davon, während ein anderer Mann jemanden unter Wasser drückte. Er sah sich um, konnte niemanden mehr sehen, also musste das dort drüben Kazuki sein. Und da der eine Kerl einen Anzug trug, wusste er auch, welcher von den beiden Kazuki war. „Hol den Wagen.“ Knurrte er Kai an, welcher sich sofort auf den Weg machte, während er selber weiterlief. Er musste näher dran, um nicht noch seinen eigenen Kollegen zu erschießen. Als der Mann aufstand, zog er seine Waffe, entsicherte sie und jagte ihm sofort eine Kugel in den Kopf. Bevor er losrannte, sah er sich noch einmal um. Er hatte seine Maske nicht aufgezogen, da es noch hell war und er nun wirklich nicht auffallen wollte. Doch mitten am Tag zu schießen war auch nicht gerade unauffällig. Hoffentlich hatte es keiner mitbekommen! Er steckte die Waffe zurück in den Gürtel und rannte los. Der Kerl, den er erschossen hatte, war ihm gerade herzlich egal. Als er bei Kazuki ankam, warf er sich auf die Knie, legte die Arme um dessen Oberkörper und zog ihn aus dem Wasser raus. „Scheiße… Kazuki…“ Knurrte er nur leise, zog ihn etwas vom Wasser weg. Er legte ihn erst einmal auf dem Boden ab, tastete sich selber ab und lief dann doch zum Toten rüber. Erfreut zog er dessen Messer hervor, mit dem er Kazuki die Kabelbinder von den Handgelenken abmachte und legte ihn dann auf den Rücken. Im Augenwinkel sah er, dass sein Mitbewohner angefahren kam und wenig später zu ihnen gerannt kam. „Oh Gott… Kazuki.“ Entwich es seinem Mitbewohner, der neben ihm auf die Knie fiel und sofort dessen Gesicht tätschelte. „Atmet er noch?“ Fragte er ihn und sofort beugte sich Kai nach unten. „Nein…“ Verdammt. Ohne zu zögern, versuchte er sich an der Herzdruckmassage, die er zuvor noch nie selber brauchte. Dazu kam noch die Mund-zu-Mund-Beatmung, die er ebenfalls noch nie ausführen musste. Zwar hatte er das lernen müssen, als er den Führerschein gemacht hatte, doch es war eben etwas anderes, das bei einer blöden Puppe zu üben, oder es bei einem echten Menschen durchzuführen. Während er versuchte, Kazuki zurück zu holen, bemerkte er, dass Kai aufstand und verschwand. Ihm war gerade jedoch echt egal, wohin der Andere ging und was er vor hatte. Wichtiger war es für ihn, Kazuki nicht auch noch zu verlieren. Reichte es nicht schon, dass sie weder Ryo noch Ruki retten konnten? Bei ihrem jetzigen Hacker wollte er nicht auch noch versagen. „Komm schon, Kazuki…“ Knurrte er leise, während er ihm immer wieder auf den Brustkorb drückte, sich wieder zu ihm runter beugte und ihre Lippen mit einander verschloss. Für ihn war es eine Ewigkeit, ehe er ein Husten vernahm, sofort von ihm abließ und erfreut feststellte, dass der Andere das Wasser aus seiner Lunge hustete und sich wegdrehte. Er ergriff dessen Arm, wollte ihm helfen, sich hinzusetzen, damit er besser Luft bekam, doch stattdessen rammte ihm Kazuki den Ellbogen zwischen die Rippen. Keuchend flog er nach hinten und rieb sich die schmerzende Seite. „Kazuki, ich bin’s.“ Sagte er und versuchte es erneut. Scheinbar hatte der Andere ihn gehört, ließ sich aufhelfen und beugte sich nach vorne, um weiter zu husten. Scheinbar waren sie früh genug da, wodurch der Andere nicht ganz so viel Wasser in die Lungen bekommen hatte. „Rei?“ Fragte dieser leise und sah ihm ins Gesicht. Sofort sah er, wie froh ihr Hacker war, ihn zu sehen. „Kai ist auch hier.“ Er sah sich nach ihm um, entdeckte ihn neben dem anderen Typen, den er eben erschossen hatte und wie er etwas in der Hand hielt. „Der Brief…“ Keuchte Kazuki und begann direkt wieder zu husten. Kai kam zu ihnen und hockte sich sogleich mit dazu, klopfte Kazuki etwas auf den Rücken. „Wir sollten abhauen.“ Kam es von ihm und Reita nickte sofort. Er stand mit Kai auf, zog Kazuki mit auf die Beine, doch kaum stand dieser, knickte er gleich wieder ein. Er griff ihm unter die Arme und sah an ihm runter, bemerkte erst jetzt den dunkelroten Fleck an seinem Bein. „Scheiße.“ Das auch noch. „Halt dich fest.“ Sagte er, griff mit einem Arm unter die seine und mit dem Anderen unter seine Kniekehlen und hob ihn nun einfach auf die Arme. Sofort klammerte sich Kazuki an ihm fest und so trug er ihn einfach zum Auto. Wobei ‘einfach‘ nicht ganz zutreffend war, denn mal eben jemanden zu tragen und dann noch ein Stück bergauf, machte er eher selten und war tatsächlich mit der Zeit echt anstrengend. Kai war schon am Auto, hatte eine der hinteren Türen geöffnet und stieg selber vorne ein. So vorsichtig wie möglich, setzte Reita ihren Hacker im Auto ab, schloss die Türe und stieg nun hinter Kai ein, nahm neben Kazuki Platz und kaum hatte er die Türe geschlossen, fuhr sein Mitbewohner auch schon los. Er rutschte in die Mitte, um direkt neben Kazuki sitzen zu können, der sich sofort an ihn lehnte. Ihm fiel auf, dass er zitterte. Reita setzte ihn wieder gerade hin, zog sich die Jacke aus und legte sie um ihn, ehe er ihn an sich zog und auf einmal von Kai etwas vor die Nase gehalten bekam. „Was ist das?“ Fragte er logischerweise und nahm den Umschlag entgegen. „Das lag neben dem Kerl, den du erschossen hast.“ Das war bestimmt der Brief, den Kazuki gemeint hatte. Eben dieser hob seinen Kopf an und sah ebenfalls zum Umschlag. „Mach ihn auf.“ Hauchte er leise und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Umschlag. Reita wartete natürlich nicht lange und öffnete den Umschlag, zog den Brief heraus und besah sich das Dokument. Ihm fiel sofort auf, dass gar nicht viel darauf stand. „Was steht da?“ Fragte Kai ihn, der über den Rückspiegel zu ihm nach hinten sah, während er auf die Autobahn fuhr, um so schnell wie möglich weit weg zu kommen. „Testament…“ Las er die Überschrift vor und runzelte die Stirn. „Ein Testament? Ließ vor!“ Erklang sofort wieder Kais Stimme. „Hiermit hebe ich alle bisherigen, letztwilligen Verfügungen und Äußerungen auf. Meine Organisation und deren Aufgaben sowie Ziele vermache ich meinem treusten Untergebenen, der mir viele Jahre zu Diensten stand…“ Er stoppte kurz, musterte ihren Hacker, der stumm auf den Brief starrte. „Kazuki wird fortan nach meinem Ableben mit seinen Freunden und Kollegen das Unternehmen weiterführen. Gezeichnet Shintaro Nakazato.“ „Bitte was?“ Entwich es Kai nur erstaunt und sah wieder über den Rückspiegel zu ihnen nach hinten. Er vernahm ein leises Schluchzen neben sich und sah zu Kazuki, der sich auf die Unterlippe biss und wohl angestrengt versuchte, nicht zu weinen. Verstand nur er nicht, was gerade los war, oder ging es seinem Mitbewohner auch so? „Sie haben ihn umgebracht… seine eigenen Bodyguards.“ Begann der Hacker leise neben ihm und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. „Viele von unserem Clan sind bereits tot…“ „Und du als Erbe musstest natürlich auch schnellstmöglich beseitigt werden.“ Kai schien die Lage verstanden zu haben, nickte sogar und sah sich etwas auf der Autobahn um, fuhr nun noch etwas schneller, als zuvor schon. „Wir müssen abhauen.“ Sprach sein Mitbewohner weiter, doch Kazuki schüttelte den Kopf. „Nein… egal, wer noch lebt, wie viele von uns noch übrig sind… Wir können sie nicht im Stich lassen. Ich will es zu Ende bringen.“ „Das Clanoberhaupt von denen ist der Chef der Polizeizentrale. So einfach kommen wir nicht an ihn ran.“ Versuchte Reita, ihn von der Idee abzubringen, doch es funktionierte nicht so, wie er wollte. „Ist mir egal. Und wenn er der Papst wäre. Er hat sich mit den Falschen angelegt.“ Ob ihm klar war, in welcher Verfassung er sich befand? Wusste er den aktuellen Stand der Lage auch wirklich? Es kam ihm nämlich nicht so vor. „Und wie willst du das anstellen?“ Wollte Kai nun wissen und sah wieder zu ihnen nach hinten. „Keine Ahnung.“ Murmelte Kazuki leise und schloss die Augen. „Wir müssen uns irgendwo verstecken. Wir brauchen einen Ort, an dem uns keiner findet und wo sich Kazuki in Ruhe ausruhen kann.“ Wieder nickte der Fahrer, fuhr von der Autobahn ab und schien gezielt einen Ort anzusteuern. Reita faltete den Brief und schob ihn zurück in den Umschlag. Kazuki war nun also ihr Boss… Daran musste er sich erst einmal gewöhnen. Doch egal, wie seltsam das für sie war, er selber würde dessen Befehle ausführen. Und diesen Auftrag zu Ende zu bringen, lag auch in seinem eigenen Sinne, also akzeptierte er Kazukis Wunsch nur zu gerne. „Wohin fährst du?“ Fragte er seinen Mitbewohner, doch dieser schüttelte den Kopf, sah kurz grinsend zu ihm nach hinten. „Wirst du sehen.“ Fragend legte er den Kopf schief, beließ es dann aber dabei. Er wird es schon früh genug herausfinden. Neben ihm keuchte es auf einmal und er spürte, das Kazuki zusammenzuckte. „Alles gut?“ Fragte er ihn daher, doch der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Mein Bein…“ Murmelte er und da fiel ihm auch wieder ein, dass die Kerle ihn angeschossen hatten. „Halt schön durch. Wir kriegen das hin.“ Er zog ihn noch enger an sich und sah aus dem Auto raus. Kai fuhr zurück. Die Gegend kam ihm bekannt vor. Doch hielt sein Mitbewohner auf einmal an und schnallte sich ab. „Ich bin gleich wieder da.“ Damit sprang er aus dem Auto, ließ sie zurück und fragend sah er ihm nach. Ein Elektrogeschäft? Und dann noch so ein kleiner Laden? Nach ca. fünf Minuten kam der Braunhaarige auch schon wieder und warf ihm eine Tüte auf den Schoß. „Wenn diese Typen ihn an der Brücke gefunden haben…“ Begann Kai und fuhr auch schon wieder los. „Dann haben sie ihn entweder die ganze Zeit verfolgt, oder sein Handy gehackt.“ Erklärte er ihnen, während Reita ein paar Billighandys und Prepaidkarten aus der Tüte holte. „Wir müssen unsere alten Handys loswerden und nehmen stattdessen jetzt die Dinger. Wichtige Nummern tippen wir uns gleich ab, dann stell ich die Handys auf Werkseinstellung zurück und verstecke sie.“ Wow. Der dachte mehr mit, als er selber. „Sehr clever. Da wäre ich nicht drauf gekommen.“ Kai lachte los und sah wieder kurz zu ihm nach hinten und zwinkerte ihm zu. „Gut, dass ihr mich habt.“ Dessen Blick fiel auf Kazuki und dann wieder auf ihn, sah ihm nun etwas ernster in die Augen. „Er hat die Augen zu.“ Verwirrt blinzelte er ihn an, ehe er zu Kazuki runter sah. „Hey, Kazuki.“ Sagte er und tätschelte dessen Wange. Der Angesprochene zuckte zusammen und sah zu ihm auf. „Schön wach bleiben. Schlafen kannst du, wenn wir angekommen sind.“ Der Andere nickte und sah dann wieder weg. Wahrscheinlich war dem armen Kerl kalt und bisher wusste er auch noch nicht, wie viel Blut er durch die Schusswunde verloren hat. Wenn es viel Blut war, mussten sie ihn wirklich irgendwie wach halten und sich ganz schnell was einfallen lassen. „Wir sind da.“ Ertönte Kais Stimme und als er nach draußen sah, schluckte er kurz. „Ryos Wohnung?“ Kai nickte, machte den Motor aus und schnallte sich ab. „Hier wohnen nicht so viele Leute und soweit ich weiß, steht die Wohnung noch immer leer, weil die keiner haben will. Und da wir nicht so lange bleiben, sollte das doch in Ordnung gehen, oder?“ Er nickte und setzte Kazuki wieder auf. „Ich bring ihn hoch. Mach du die Türen auf.“ Kai stieg sofort aus dem Auto und machte sich an den Türen zu schaffen, während er versuchte, Kazuki aus dem Auto zu kriegen. Es durfte sie nur keiner sehen. Sollte irgendwem auffallen, dass sie da waren, könnte es schnell Ärger geben. So vorsichtig wie möglich, hob er den Verletzten auf die Arme und trug ihn hoch in die Wohnung, während Kai schon wieder nach unten lief. „Ich hol noch unsere Sachen.“ Informierte er ihn und war dann auch schon wieder weg. In der Wohnung angekommen, setzte er Kazuki erst mal auf der Couch ab. Dieser zischte, als dessen Beine die Couch berührten. „Verdammt…“ Knurrte er leise. Er ließ ihn erst einmal dort liegen und lief in die Küche, holte eine Schere aus einer Schublade und ging damit zurück zu Kazuki, der sich auf die Arme abgestützt hatte, um mehr zu sitzen, als zu liegen. Reita hockte sich neben die Couch und schnitt dem Anderen erstmal die Hose auf, um sich die Wunde anzusehen. „Der Schuss ging nicht durch.“ Stellte er fest und sah Kazuki nun in die Augen. „Dreh dich um. Und beiß am besten in meine Jacke.“ Die hatte Kazuki nämlich noch immer um seine Schultern hängen und schien sie auch nicht so schnell abgeben zu wollen. „Warum?“ Fragte er und wurde blasser im Gesicht. Scheinbar ahnte er, was Reita vorhatte. „Die Kugel muss raus, sonst heilt die Wunde nie.“ „Du verarscht mich!“ „Nein.“ Kai kam dazu und legte alle Sachen die er dabei hatte, auf den Boden und sah zu ihnen rüber. „Was ist los?“ Sofort kam er dazu, legte Kazuki eine Hand auf die Stirn und sah nun fragend zu Reita. Dieser stand nur schweigend auf und suchte nun Küche und Badezimmer ab, um irgendwas zu finden, womit er die Kugel rausziehen und die Wunde sauber machen konnte. Er fand ein paar Wattepads, Desinfektionsmittel und eine Pinzette. Er musste es versuchen. Als er wieder zurückkam, lag Kazuki bereits auf dem Bauch und sah ihn panisch an. „Es tut mir leid, das machen zu müssen, okay?“ Ihr Hacker nickte ihm zu, hatte tatsächlich schon den Ärmel seiner Lederjacke im Mund atmete immer wieder tief ein und aus. „Kai, halt ihn fest. So gut du kannst. Wenn er zuckt, tut es nur noch mehr weh.“ Da sprach er aus Erfahrung. Kai nickte, setzte sich auf das unversehrte Bein des Anderen und hielt mit beiden Händen und seinem Körpergewicht das andere Bein fest, drückte es in die Couch und sah immer mal wieder zu Kazuki hoch. Zuerst machte er die Wunde sauber, was den Verletzten zum Keuchen brachte. Das dürfte etwas brennen, aber so war die Schusswunde desinfiziert. Er nahm die Pinzette in die Hand, desinfizierte diese und musste danach selber durchatmen. So etwas wollte er beim besten Willen nicht machen. Nicht bei ihm. Keinem seiner Freunde wollte er sowas antun. Doch er wusste auch, dass es danach wirklich verheilen kann und nur eine Narbe übrig bleiben wird. „Und los…“ Hauchte er leise, das nur Kai es hören konnte. Dieser nickte ihm zu, drückte fest das Bein nach unten, während Reita versuchte, die Kugel rauszuholen. Sofort zuckte Kazuki zusammen, doch dank Kai blieb dessen Bein an Ort und Stelle. Er hörte den Anderen jammern, fluchen und wimmern, je näher er der Kugel kam, ehe er sie erreichte. Da er nur eine blöde Pinzette hatte, musste er wirklich vorsichtig sein. Er wollte und durfte nicht abrutschen und musste es direkt schaffen. Als er die Kugel ein Stück herauszog, schrie Kazuki auf einmal los. Er stoppte und sah zu ihm auf, sah, wie er sein Gesicht in seiner Jacke vergrub und leicht zitterte. „Hol sie raus.“ Flüsterte Kai ihm zu und er nickte. Noch einmal atmete er durch, zog weiter an der Kugel, rutschte auch nicht mit der Pinzette ab und hatte es fast geschafft. Irgendwann verstummten Kazukis Schreie, sein Zucken und Zittern hörte auf. „Er ist weg.“ Bemerkte Kai und so zog er nun endlich die Kugel raus, schnappte sich sofort ein paar der Pads und drückte sie auf die Wunde. „Halt sie da drauf. Ich hole Verband.“ Er stand auf, legte die Kugel und die Pinzette auf dem Tisch ab und suchte sich den Rest, den er brauchte, zusammen. Sie tauschten die Pads und danach wickelte er den Verband sofort um dessen Bein. Als das erledigt war, gingen sie sich die Hände waschen, drehten Kazuki um, als sie wieder da waren und setzten sich neben die Couch auf den Boden. „Und jetzt?“ Fragte Kai leise und sah besorgt zu ihrem neuen Boss nach oben. Es sah aus, als würde er friedlich schlafen, so, wie er dort hing. „Jetzt überlegen wir uns einen schönen Racheplan.“ Kapitel 9: Information ---------------------- Kurz vor Mitternacht hingen sie noch immer am Notebook. Zusammen hatten sie bereits die Handys fertig gemacht, ihre eigenen Nummern in jedes der neuen Handys eingetragen, wobei Reita sich auch die von Yuu abgespeichert hatte. Die Prepaidkarten hatten fürs erste auch genug Geld drauf und die alten Handys waren komplett resettet und in der Wohnung versteckt. „So einfach kriegen wir den Kerl aber nicht aus der Zentrale… der verlässt die so gut wie nie!“ „So gut wie nie?“ „Ja… wahrscheinlich kriegen wir ihn nur da raus, wenn wir ihn locken. Ich meine das jetzt nicht ernst und will das so garantiert nicht machen, aber wenn du dich von einem Polizisten erwischen lässt und er setzt einen Funkspruch ab, kann ich mir gut vorstellen, dass der Chef persönlich rauskommt, um dich zu kriegen.“ Reita ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und fuhr sich durch die Haare. „Aber so ähnlich könnte es klappen.“ Sagte er und rieb sich das Gesicht. „Yuu hat alle zwei Wochen Spätschicht… Ich weiß, dass er mich hinter Gittern sehen will, doch sein bester Freund ist bald wieder einsatzbereit. Keiner der Beiden würde zulassen, dass dem Anderen etwas passiert. Wir müssen die Beiden nur abends von der Straße weglocken.“ Kai sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte den Kopf. „Du hast doch voll den Vogel. Und dann? Wenn sie dich geschnappt haben?“ „Nein, so wird es nicht laufen.“ Murrte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich schnappe mir Yuus besten Freund. Wenn ich ihm eine Pistole an den Kopf halte, wird Yuu machen, was ich von ihm verlange. Ich zwinge ihn dazu, seinen Boss anzurufen und lasse ihn zu mir kommen. Solange du dich mit Kazuki immer in der Nähe aufhältst, kann nichts schief gehen. Sobald der Boss dann da ist, erledigen wir ihn.“ Noch immer sah ihn Kai nicht sehr begeistert an. „Das wird nichts. Als ob der Kerl rauskommt, wenn du den Befehl dazu gibst. Der wird wissen, dass es eine Falle ist, denkst du nicht?“ „Nicht, wenn er denkt, dass Yuu ihn freiwillig angerufen hat, um nach Hilfe zu fragen.“ Er grinste Kai an und lehnte sich etwas zu ihm rüber. „Wie du schon gesagt hast: Wenn er mich selber schnappen kann, wird er das bestimmt machen. Die Polizei würde mich doch nur in Handschellen abführen. Ich denke nicht, dass das der Clanboss will. Der will uns alle tot sehen, damit unser Clan ein für alle Mal von der Bildfläche verschwindet.“ Für ein Clanoberhaupt ist es immer eine Gefahr, Leute eines anderen Clans am Leben zu lassen. Dieses kleine Detail sollten sie sich zu Nutzen machen. „Du willst den Lockvogel spielen? Du hast sie nicht mehr alle! Was machen wir denn, wenn etwas schief geht?“ „Was soll schief gehen? Wenn du es schaffst, den Kerl zu erledigen, oder Kazuki, ist alles gut.“ „Und wenn die dich festnehmen?“ „Werde ich alles daran setzen, zu entkommen, oder ihr erschießt mich auch.“ Das meinte er völlig ernst. Es war der letzte Auftrag ihres aktuellen Jobs. Sie waren so nah dran, ihr Ziel zu erreichen und Kazuki zu helfen, ihren Clan zu retten und neu aufzubauen. Egal, wie es nun weiter ablaufen wird, der Auftrag musste erledigt werden und Opfer mussten gebracht werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt. „Wir warten ab, was Kazuki von der Idee hält.“ Der wird nicht viel davon halten, das wusste er schon jetzt. Doch wie sollten sie es sonst schaffen, an den Boss dranzukommen? Das war nahezu unmöglich, also mussten sie härtere Geschütze auffahren. Sie beide drehten sich zeitgleich um, als sie eine Bewegung wahrnahmen. „Kazuki?“ Fragte Kai leise und der Angesprochene bewegte sich tatsächlich, drehte den Kopf auf die Seite und blinzelte, öffnete langsam die Augen und sah sie an. „Willkommen zurück.“ Sagte Reita grinsend und drehte sich zu ihm um. Der Verletzte setzte sich auf, rieb sich das Gesicht und hielt sich etwas den Kopf. „Möchtest du was trinken?“ Fragte Kai ihn nun und stand sofort auf, als der Angesprochene nickte. In der Küche hatten sie bereits einiges gefunden, dass sie sich gegönnt hatten. Zwar waren es hauptsächlich Kekse oder Schokolade, aber besser, als nichts. Cola, Kaffee, Tee und Wasser gab es in dieser Wohnung auch noch mehr als genug. Mit einer Cola kam Kai zurück, setzte sich an den Rand der Couch und half dem Anderen dabei, etwas zu trinken. So, wie er es damals auch bei Reita gemacht hatte. Mit jeder Minute, die anbrach, schien wieder mehr Leben in Kazuki zu kommen. Er sah nicht mehr ganz so fertig aus, zwar noch etwas erschöpft, aber definitiv fitter, als noch im Auto. „Wie lange hab ich geschlafen?“ Fragte er leise und rieb sich die Augen. „Ein paar Stunden.“ Antwortete Kai sofort und stellte das leere Glas auf dem Boden ab. „Wie spät ist es denn?“ „Kurz vor 0 Uhr.“ Kam es von Reita, der zu ihm aufsah und ihn nicht aus den Augen ließ. Kazuki nickte, rutschte etwas an die Armlehne der Couch ran, um sich etwas anlehnen zu können. „Hast du Schmerzen?“ Wollte sein Mitbewohner wissen, doch ihr Boss schüttelte den Kopf. „Gerade geht’s.“ Wenigstens etwas! Kurz herrschte Schweigen und Kazuki sah nach unten, hob etwas die Lederjacke an, die auf seinem Schoss lag, ehe er fragend zu Reita sah. „Du hattest dir die Jacke bis zur Nase hochgezogen. Da wollte ich sie dir nicht wegnehmen.“ So dringend brauchte er seine Jacke nun auch nicht, da konnte er sie ruhig Kazuki überlassen, der etwas lächelte und ihm ein ‘danke‘ zu hauchte. „Was habt ihr in der Zeit gemacht?“ Wollte er nun wissen und sofort begann Kai, ihm die Ideen zu erklären, die sie hatten. Wie sie den Chef rauslocken wollten, das Reita dafür den Lockvogel spielen würde und sie es so schaffen könnten, den Boss zu erschießen. „Wir sollten damit warten, bis es deinem Bein besser geht. Außerdem sollte Yuu dann auch wirklich mit seinem Partner auf der Spätschicht sein. Ihn kann ich am besten einschätzen.“ Ihr Hacker nickte, schien aber dennoch darüber nachzudenken. Dieser Plan war ziemlich riskant und musste von Vorne bis Hinten komplett durchdacht sein, damit auch nichts schief gehen konnte. „Wahrscheinlich wird das frühstens in zwei Wochen klappen.“ Gab Kai nun noch seine Bedenken dazu ab. Recht hatte er, denn diese Woche hatte Yuu bereits Spätschicht. Genau konnte er nicht sagen, wann sein bester Freund wieder mit dabei wäre und da mussten sie mindestens bis zur nächsten Spätschicht warten. „Dann werden wir in den nächsten Tagen versuchen, herauszufinden, wie viele von uns noch leben.“ Warf Kazuki nun ein und sah sie beide an. „Wenn wir den Clan neu aufbauen wollen, brauchen wir alle, die noch leben. Sie müssen alle aus der Stadt raus. Ich will, dass sie in Sicherheit sind und warten.“ Reita sah ihn an, nickte zustimmend und sah dann zu Kai. „Dann wird es wohl mal wieder Zeit, für einen kleinen Einbruch, nicht wahr?“ Sein Mitbewohner verstand sofort, was er meinte und nickte grinsend. Sofort kramte Reita in seiner Tasche, schnappte sich ein paar Sachen und machte sich damit dann schnell fertig. Mit seinen Kontaktlinsen drin, die Maske aufgezogen und mit Lederhandschuhen an den Händen kam er ein paar Minuten später wieder zu ihnen und klaute Kazuki nun doch die Jacke. „Was hast du vor?“ Wollte dieser wissen und sah nicht gerade erfreut aus. „Ich geh zum Büro unseres Bosses. Also in dein zukünftiges Büro.“ Erklärte er, als er sich die Jacke anzog. „Ich suche mir alle Akten zusammen, die wir brauchen, um nach unseren Kollegen zu suchen.“ Kaum, dass er die Jacke angezogen hatte, packte ihn Kazuki am Handgelenk und hielt ihn somit auf. „Das wirst du nicht machen.“ Ihre Blicke trafen sich, doch keiner sagte ein Wort. Selbst Kai blieb still auf dem Boden sitzen und sah zu ihnen auf. „Die sind nicht dumm, Reita. Du wirst denen in die Arme laufen.“ Nun musste er lachen und löste dessen Hand von seinem Handgelenk und sah ihm mit einem Lächeln auf den Lippen in die Augen. „Umso besser. Dann kann ich schonmal ein paar Leute von denen beseitigen.“ Sie brauchten nun mal ihre Männer, da musste er ein gewisses Risiko eingehen, weswegen er sich den Ersatzschlüssel nahm und auf den Weg machte. Kurz nach Mitternacht war nicht mehr viel los. Die meisten Menschen lagen zu Hause in ihren Betten, während er selber von Schatten zu Schatten huschte und sich zum Haus vorarbeitete, in dem das Büro ihres ehemaligen Bosses war. Seitdem er das letzte Mal vor Ort war, ist verdammt viel Zeit vergangen, doch auch ihm fiel sofort die unangenehme Stille auf. Er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Und auch, wenn er davon ausging, niemanden dort drin anzutreffen, schlich er sich lieber vorsichtig rein. Schon im Erdgeschoss war niemand zu sehen. Wirklich niemand. Kein Licht war an und trotzdem ging die Türe auf. Schon alleine dieses Detail gefiel ihm nicht. Es ermöglichte jedem, dieses Haus zu betreten und an Informationen dran zu kommen, die in den falschen Händen noch gefährlicher wurden. Bereits im Aufzug auf dem Weg nach oben zog er seine Waffe und entsicherte sie und drückte sich eng an die Wand neben der Türe. Als diese aufging, sah er vorsichtig nach draußen, doch auch dort war kein Licht und auch keine Person zu sehen. Also schlich er sich so leise es ihm möglich war weiter in das Büro rein. Das Büro sah noch so aus wie damals, als er das letzte Mal da war. Doch ohne den Besitzer dieses Raumes wirkte es bedrückender, enger und ein wenig beängstigend. Leise schloss er die Türe hinter sich und ging zum Schreibtisch. Sofort sah er, dass der Rechner fehlte, der sonst immer auf dem Tisch war. Stattdessen lagen ziemlich viele Zettel auf dem Schreibtisch, die er sofort durchblätterte. Es war so dunkel, dass er nichts erkennen konnte. Er ging zum Fenster, zog die dicken, dunklen Vorhänge zu und machte die Lampe auf dem Tisch an. Dieses kleine Licht dürfte nicht so schnell auffallen. Wieder besah er sich die Zettel auf dem Tisch und fand tatsächlich einige interessante Dinge. Er sah sich um, fand eine leere Fächermappe im Regal und zog sie sofort raus, um die Unterlagen, die er brauchte, dort drin verschwinden zu lassen. Als er die Zettel auf dem Schreibtisch durch hatte, zog er die Schubladen auf, durchwühlte alles, was er finden konnte und nahm sich auch von dort ein paar Blätter mit. Als er damit fertig war, wollte er am Schrank weiter machen, doch Stimmen ließen ihn zusammenzucken und wie versteinert stehen bleiben. Er sah zur Türe, sah durch den unteren Spalt das im Flur Licht an war und machte sofort die Lampe aus, um sich danach unter dem Schreibtisch zu verstecken. Mag sein, dass Beine dort genug Platz hatten, aber es war doch ziemlich eng, wenn es darum ging, diesen Platz zum Verstecken zu nutzen. „Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen.“ Hörte er jemanden sagen, nachdem die Türe aufging und das Licht angemacht wurde. „Wir können ihn aber nicht finden. Wie sollen wir ihn kriegen, wenn er wie vom Erdboden verschluckt wurde?“ Als jemand die Hand auf den Tisch knallte, zuckte er wieder zusammen und presste sich die Hand auf den Mund, um bloß leise zu atmen und um sonst kein Geräusch von sich zu geben. „Ihr MÜSST ihn finden, kapiert? Kazuki rennt da draußen rum und das müssen wir sofort ändern.“ Knurrte es nah am Tisch, ehe Stille den Raum durchdrang und er das Rascheln von Papier hörte. „Scheiße, wo ist der Zettel?“ Meckerte der Kerl und schnaufte genervt. „Er wird bei Reita sein. Ihn zu finden sollte einfacher sein, als die anderen Überlebenden.“ Der Kerl schien sich vom Tisch zu entfernen, dessen Schritte wurden leiser. „Der Kerl wohnt mit diesem Kai zusammen. Fahrt sofort dort hin und knallt sie ab, kapiert? Und wagt euch erst dann zurück, wenn alle drei erledigt sind. Ich will ihre Leichen sehen, hast du mich verstanden?“ „Ja, habe ich.“ „Dann verschwinde endlich!“ Kurz darauf hörte er, wie der Aufzug ankam und der Kerl wohl nach unten fuhr, ehe das Licht auch schon ausging und die Türe ins Schloss fiel. Noch immer blieb er unter dem Tisch sitzen, denn er würde sich erst wieder rauswagen, wenn er den Aufzug erneut hören konnte, um sicher zu sein, das auch der zweite, weitaus unfreundlichere Geselle verschwunden war. Das war nach ein paar Minuten der Fall, also traute er sich unter dem Tisch hervor, spickte dennoch vorsichtig in den Raum hinein und konnte nichts erkennen. Er blieb so gut es ging hinter dem Schreibtisch versteckt, wartete noch einen kleinen Augenblick, ehe er die Schreibtischlampe wieder anmachte. Niemand war im Raum zu sehen. Das einzige Versteck in dem Zimmer, hatte er selber in Anspruch genommen. Der Rest war gut einsehbar und somit war er tatsächlich alleine. Schnell fuhr er mit seiner Suche fort, durchwühlte nun auch noch den Schrank, aus dem er wirklich gute Informationen herausziehen konnte. Die Worte des Anderen gingen ihm aber nicht aus dem Kopf. Es klang so, als würden noch einige ihrer Kollegen leben. Sie mussten irgendwie herausfinden, wer das war. Als er gerade das Licht ausmachen wollte, entdeckte er den Papierkorb neben dem Tisch. Er hockte sich davor, klappte die Zettel auf und überflog jeden davon, bevor er sie mit in die Mappe stopfte. Das sollte reichen. Das Licht machte er aus, schlich sich wieder aus dem Büro raus und wartete auf den Aufzug. Im Erdgeschoss war die selbe bedrückende Ruhe wie zuvor, als er das Gebäude betreten hatte. Also waren alle schon wieder weg. Was er jedoch entdeckte, war eine Kamera, die genau auf ihn ausgerichtet war. Das Ding war ihm bisher nicht aufgefallen, doch da er eh kurz davor stand, dieses Haus zu verlassen, brauchte er sich um das Ding nun auch keine Sorgen mehr zu machen. Er konnte nicht erkennen, ob die Kamera noch funktionierte, aber falls sie das tat, hatten die Typen des anderen Clans wahrscheinlich auch ihr Sicherheitssystem angezapft, um zu wissen, was hier los war. Dann würden sie auch bemerken, das Unterlagen fehlen. Und er wollte wirklich, dass sie wussten, dass er dafür verantwortlich war, also hob er die Mappe grinsend an, zeigte der Kamera den Mittelfinger und lief auch schon los. Manchmal machte es ihm einfach Spaß, andere Leute auf diese Art und Weise zu ärgern. Doch dieser Spaß wich schnell der Realität, denn wenn die Kerle nun wirklich auf der Suche nach ihnen waren, waren sie auch in Ryos Wohnung nicht mehr sicher. Wahrscheinlich waren sie nirgendwo mehr sicher. Bestimmt hätten sie diese Nacht noch ihre Ruhe, aber danach sollten sie sich ein neues Versteck suchen. So schnell er konnte, rannte er zurück, wollte die Beiden nicht mehr zu lange warten lassen. Irgendwann kam ein Polizeiauto direkt auf ihn zu gerast, mit Blaulicht und Sirene. Sofort sprang er in den Hauseingang rein, an dem er gerade vorbeilief und presste sich so nah an die Türe, wie er nur konnte. Wie traurig wäre es, kurz vor dem Ziel von der Polizei aufgegabelt zu werden? Somit lief er doch etwas vorsichtiger durch die Stadt, versteckte sich noch mehr, als zuvor auf dem Weg zum Büro, sah sich lieber einmal zu viel um, als einmal zu wenig und kam daher auch erst spät wieder am Haus an, in dem sich Ryos Wohnung befand. Von außen sah alles so aus, wie er es verlassen hatte. Er schob den Schlüssel in die Türe, betrat das Haus und zog sich sofort die Maske aus, um nicht noch von den Nachbarn im Treppenhaus erwischt zu werden. Auch die Wohnungstüre öffnete er, trat sie mit dem Fuß zu und als er aufsah, blickte er in den Lauf einer Pistole und ließ automatisch die Mappe fallen. Er hob die Hände und grinste. „Okay, ich gestehe. Erschieß mich einfach.“ „Idiot.“ Knurrte ihn Kai an und ließ die Waffe sinken. „Erschreck mich nicht so. Ich dachte schon, die haben uns gefunden.“ Sein Gegenüber sicherte die Waffe und seufzte. „Jetzt weiß ich wenigstens, das Kazuki bei dir in guten Händen ist.“ Er zog sich die Jacke und die Schuhe aus, hob die Mappe vom Boden auf und lief mit Kai ins Wohnzimmer. Mittlerweile saß Kazuki auf der Couch, hatte das eine Bein normal nach unten auf den Boden abgestellt, während das verletzte Bein auf dem Couchtisch lag. „Hast du was gefunden?“ Fragte dieser sofort neugierig nach. Er warf die Mappe neben ihn auf die Couch und setzte sich auf den Boden. „Irgendwelche Typen waren da. Die haben bemerkt, dass du nicht am Tatort lagst und gehen davon aus, dass du lebst und mit uns unterwegs bist. Die haben einen Zettel gesucht und nicht gefunden. Ich gehe davon aus, dass ich den eingesteckt habe.“ „Und jetzt?“ Kam es sofort panisch von seinem Mitbewohner, der ihn mit großen Augen ansah. „Die wollten unsere Wohnung aufsuchen. Und wenn die Typen schlau sind, werden sie bald ihr Glück in dieser Wohnung hier versuchen. Wir sollten also schnell woanders unterkommen.“ Kazuki hatte bereits die Mappe geöffnet und ein paar Zettel herausgeholt, die er sich ansah. „Es ist schwer zu sagen, welchen Zettel sie haben wollten.“ Murmelte ihr Hacker und wühlte schon die ganzen Zettel durch. Vier legte er zur Seite, während der Rest wieder in der Mappe landete. „Wenn die davon ausgehen, dass ich bei euch bin, kommen die zwei hier in Frage.“ Reita nahm ihm die Zettel ab und sah sie sich kurz an. Das waren Kais und sein Steckbrief. Alle Informationen, die ihr Boss von ihnen hatte, standen da drauf. „Oder sie wollten mehr Infos über mich haben.“ Somit zeigte er ihnen seinen eigenen Steckbrief, der länger war, als ihr eigener. „Und der vierte Zettel?“ Fragte nun Kai und kam näher zu ihnen, hockte sich hinter Reita, stützte sich mit den Armen auf dessen Schultern ab und sah auf die Zettel, die Reita bisher in der Hand hatte. „Das ist die Liste mit all unserer Kollegen. Und ziemlich viele Namen sind durchgestrichen. Ich denke mal, dass die, die noch nicht durchgestrichen wurden, noch am Leben sind.“ Kai schnappte sich diesen Zettel sofort aus Kazukis Händen und besah sich die einzelnen Namen, ehe er wieder aufstand und etwas durch den Raum lief. „30 von knapp 150 leben noch. 27, wenn wir uns drei rauslassen… das ist nicht viel.“ Da musste er Kai Recht geben. Ihr Clan war fast ausgelöscht, wenn man dieser Liste glauben konnte. Gut möglich, dass noch mehr umgebracht wurden und nur noch nicht durchgestrichen wurden. Scheinbar störte das Kazuki nicht, denn der lehnte sich zurück und grinste. Verwundert sah er ihn an. Sein Gegenüber verstand ihn wohl auch ohne Worte, ehe er zu Kai sah, sich den Zettel geben ließ und in die Mappe schob. Das Gleiche tat er mit den Zetteln, die Reita ihm zurückgab. „Es ist genug.“ Begann er auf einmal und sah Reita nun grinsend an. Hatte er was verpasst, oder nicht verstanden? „Je weniger von uns unterwegs sind, desto unauffälliger sind wir. Je weniger wir werden, desto schwieriger wird es, uns zu finden. Und das müssen wir ausnutzen.“ Noch immer verstand er nicht ganz, worauf der Andere hinaus wollte und Kai scheinbar auch nicht. Dieser setzte sich still dazu und sah genauso fragend zu ihrem Hacker auf, wie es der Maskenträger gerade tat. „Sobald wir den Boss umgebracht haben, fällt der Startschuss für die Jagd auf seine Clanmitglieder. Und alle Überlebenden werden helfen. Wir schlagen aus allen Richtungen zu. Schnell, präzise und leise, dass man uns nicht kommen sieht und uns erst bemerkt, wenn das Leben den Körper verlässt.“ Dieses dreckige Grinsen hatte er bei Kazuki noch nie zuvor gesehen und auch wenn ihm seine Idee wirklich gefiel, machte ihm sein Kollege auch ein wenig Angst. Er wollte wirklich mit knapp 30 Männern einen ganzen Clan zu Fall bringen? Fest stand, dass der Kerl sie nicht mehr alle hatte. Dennoch konnte er dem nichts entgegenbringen, weswegen ihm nur eine einzige Antwortmöglichkeit blieb: „Wird gemacht, Boss.“ Kapitel 10: 12-19 ----------------- In den darauffolgenden 1 ½ Wochen waren sie damit beschäftigt, ihren Plan zu schmieden und alle verbliebenen Kollegen ausfindig zu machen. Kazuki schaffte es, 25 weitere Männer zu kontaktieren, die ihm versicherten, an seiner Seite zu kämpfen, sobald er es von ihnen verlangte. Wie weit man denen trauen konnte, konnte Reita nicht beurteilen, doch Kazuki kannte viele der Männer, die er selber nie zuvor gesehen hatte. Er stand dem Boss weitaus näher, als er selber und somit auch dessen Untertanen. Oberste Priorität hatte der Tot des Clanoberhauptes. Und um das zu erreichen, war Reita so oft er konnte bei Yuu. Auch, wenn er ihm der Gefahr aussetzte, zwischen die Fronten zu geraten, musste er das Risiko eingehen. Leider gehörte der Polizist zu ihrem Plan. Dafür musste er ihn noch besser kennen lernen, als so schon, also verbrachte er wirklich viel Zeit mit ihm, blieb auch mal über Nacht bei ihm, da er wusste, dass Kazuki und Kai in Sicherheit waren und sie daher auch mal alleine lassen konnte. Gemeinsam mit Yuu saß er am späten Montagmorgen in seiner Küche, trank mit ihm einen Kaffee, bevor er sich von ihm verabschiedete. „Pass auf dich auf.“ Hauchte er ihm noch an der Türe zu, zog ihn an sich und gab ihm noch einen Abschiedskuss. „Mach ich.“ Antwortete der Andere lächelnd und sah ihm in die Augen. „Und hab ein Auge auf deinen Partner.“ Stichelte er, weswegen er direkt von Yuu geboxt wurde. „Das ist nicht witzig.“ Trotzdem schmunzelte er und nickte. „So schnell wird ihm nichts mehr passieren, wenn ich mit ihm auf Streife bin.“ „Dir hoffentlich auch nicht.“ Er gab ihm noch einen Kuss auf die Stirn und lief auch schon los. Das kleine Hotel, indem sie seit ihrer kleinen Flucht wohnten, war nicht ganz so weit weg, also musste er sich auch nicht beeilen. Mit ein paar leckeren Teilchen und Kaffee kam er zu den anderen Beiden zurück und reichte ihnen gleich das kleine Frühstückspacket. „Du hast ja gute Laune.“ Entwich es Kai, der ihn genaustens musterte und eine Augenbraue anhob. „Ich kann mir schon denken, warum er so grinst.“ Fügte Kazuki noch hinzu und da wurde Reitas Grinsen nur noch breiter. „Wie war es denn, hm?“ Versuchte ihr Boss gleich ein paar Informationen aus ihm herauszubekommen. „Erspare mir bitte die Details.“ Warf Kai sofort ein und hielt sich die Ohren zu, um seinem Satz noch mehr Ausdruck zu verleihen. „Ist doch egal… das Thema hat hier gerade nichts zu suchen. Wichtiger ist, dass Yuu auf dem Weg zur Arbeit ist. Und sein Partner ist mit dabei.“ Da wurden seine Kollegen doch gleich hellhörig und sahen ihn erfreut an. „Also kann es losgehen?“ Fragte Kai sogleich nach und Reita nickte bestätigend. Kazuki humpelte sofort los und schnappte sich sein Handy, an das er sich noch immer nicht gewöhnen konnte. Es war nun mal was ganz anderes, als die Smartphones, die man sonst immer hatte. Kazuki hatte es aber geschafft, eine kleine Telefonkette aufzuziehen. Er würde einem Kollegen aus ihrem Clan eine Nachricht schreiben, dieser Kollege musste diese Nachricht an den nächsten weiterleiten und so ging es immer weiter, bis der letzte Verbliebene die gleiche Nachricht noch einmal an Kazuki schickte, als Bestätigung, dass auch der Letzte die Information erhalten hatte. Damit fing er auch gleich an. »Haltet euch bereit. 23 Uhr!« Kai hatte sich drangesetzte, mit Kazuki alles über die Kerle herauszufinden, die ab sofort ihre Zielpersonen waren. Es waren verdammt viele. 107 Männer waren in dem Clan, der nicht mehr lange bestehen wird, wenn dieser Tag gut läuft. Jedes einzelne Handy, jedes Notebook und jeder noch so gut geschützter elektronischer Anschluss dieser Kerle hatten sie ausfindig gemacht und die verschiedensten Standorte, IP-Adressen und Informationen an ihre eigenen Kollegen weitergegeben. Jeder von ihnen bekam vier bis fünf Zielpersonen, die jeweils in der Nähe lagen. Kazuki nahm sich die Mappe, die Reita aus dem Büro mitgenommen hatte und warf alle Zettel, die dort drin waren, in den Papierkorb, den jedes Hotelzimmer hatte. Danach zündete er sich eine Zigarette an und nutzte das Streichholz, um die Unterlagen im Korb in Flammen aufgehen zu lassen. „Du willst uns wohl umbringen, oder?“ Meckerte Kai gleich darauf los und öffnete das Fenster. „Manchmal spinnst du wirklich.“ Hustend kniff er die Augen zusammen und auch Reita saß bereits am Fenster, um etwas frische Luft einzuatmen. Ihr Boss hatte nichts Bessere zu tun, als grinsend vor dem Korb zu sitzen und ins Feuer zu gucken. „Ihr stellt euch aber auch an.“ Sagte er und brachte den Korb dann in das angrenzende Badezimmer, wo er die Flammen endlich mit Wasser löschte. Das Zischen des Feuers war noch bis zum Fenster zu hören, an dem sie zu zweit standen und nach Luft schnappten. Hustend kam der Andere aus dem Badezimmer und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. „Okay… das war doch zu viel des Guten.“ Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung! „Also… gehen wir nochmal alles durch?“ Wollte sein Mitbewohner wissen und so setzten sie sich noch einmal zusammen auf den Boden und begannen noch einmal, ihren Plan durchzugehen. Mit ihrem Plan gingen sie ein großes Risiko ein. Es konnte gefühlt alles schief gehen, was sie sich ausgedacht hatten. Doch um dem Chef der Polizeizentrale irgendwie näher kommen zu können, müssen gewisse Maßnahmen nun mal durchgeführt werden. „Am wichtigsten ist, dass wir an das Polizeiauto kommen.“ Erklärte Kazuki und sah erst zu Reita, dann zu Kai. „Wir müssen Yuu und Sato einfach vor der Zentrale abfangen… solange das klappt, kriegen wir auch den Wagen.“ Davon ging zumindest sein Mitbewohner aus. „Wir müssen früh genug in der Nähe sein und sie abpassen. Spätestens um 23 Uhr sind alle in der Zentrale, wir müssen also eher da sein.“ Dann müsste er nur darauf warten, dass Yuu und sein bester Freund angefahren kommen. Alles Weitere wäre dann erstmal ganz einfach. „Und wenn meine Männer alles richtig machen, werden ab 23 Uhr viele Leute sterben und genauso viele Anrufe gehen in der Zentrale ein.“ Kazuki grinste schon voller Vorfreude, hoffte, dass das funktionieren wird, wie sie sich das überlegt haben. Dessen Handy vibrierte auf einmal und nun grinste er noch breiter, als er das Telefon aus seiner Hosentasche zog. „Haltet euch bereit. 23 Uhr!“ Las er vor und steckte es dann wieder weg. „Zumindest das klappt.“ Nun war für sie alle klar, dass der erste Teil ihres Plans funktionieren wird. Doch alles, was danach kommen würde, bereitete vor allem Kai gewisse Sorge. Das hatten sie schon oft ausdiskutieren müssen. „Also ich klaue den Wagen… und kann dann mit anhören, dass immer mehr Polizisten gerufen werden, weil jemand ermordet wurde.“ Sagte sein Mitbewohner und kaute sich danach etwas auf der Unterlippe rum. „Je leerer die Zentrale ist, desto besser.“ Pflichtete Kazuki dem bei, denn je mehr Notrufe eingehen, desto mehr Polizisten müssten sich auf den Weg machen. Ab einer gewissen Anzahl an eingegangenen Anrufen, wäre kaum noch jemand vor Ort. „Das macht es einfacher, dort reinzukommen.“ Fügte er noch hinzu und musterte nun Reita ganz genau. „Es ist echt eine sau dämliche Idee…“ Murrte Kai neben ihm, doch das interessierte ihn nicht. Soll er nur meckern. „Warum stellst du dich so an? Du kannst schön im Auto sitzen und dir einen Funkspruch nach dem anderen anhören. Ich muss in die Zentrale.“ Entgegnete der Maskenträger ihm nun und zog ihn etwas an sich. „Mach dir keine Sorgen. Das wird schon klappen.“ Er fuhr seinem Mitbewohner durch die Haare und grinste etwas. „Wehe, wenn nicht.“ Murmelte der Braunhaarige nur und seufzte. Kai hätte keine Chance, den Plan zu ändern, denn der stand fest und den würden sie nicht noch einmal ändern. „Die Kopfhörer sind auch bereit.“ Sagte Kazuki und reichte ihnen auch schon die besagten Geräte. „Rei, deiner ist wieder präpariert, damit wir jeder Zeit alles mitbekommen, auch, wenn du gerade keine Hand frei hast. Du kannst uns also jeder Zeit um Hilfe rufen.“ „Uns? Du versteckst dich doch hier.“ Entwich es Kai sofort wieder, doch Reita boxte ihm in die Seite. „Es ist auch besser so.“ Sollte irgendjemand es schaffen, Kazuki zu erwischen, wäre alles aus. Da sollte er lieber im Hotel zurückbleiben und sich schön hier verstecken. „Es wäre aber besser, ihn nicht alleine zu lassen. Wenn ihn jemand entdeckt, haben wir ein großes Problem.“ „Willst du ihn lieber mit im Auto sitzen haben? Damit ihn jeder sehen und erledigen kann?“ „Er hat Recht.“ Irritiert sah er Kazuki an und hob eine Augenbraue. „Mag sein, aber was willst du machen?“ „Mitkommen, was sonst?“ Sprachlos sah er ihn an, wusste einfach nicht, was er dazu sagen sollte. Er wollte mit? „Das ist doch viel zu riskant.“ Machte er daher seinen Unmut über diese Idee kund, doch Kazuki winkte sofort ab, schüttelte den Kopf und schien nichts davon hören zu wollen. Das musste er dann wohl hinnehmen. Seitdem sie alle wussten, dass Kazuki nun ihr Boss war, mussten sie gewisse Dinge einfach akzeptieren und konnten nichts mehr dagegen machen. Wahrscheinlich nicht wirklich das Beste für diesen Sturkopf. Das tat ihm mit Sicherheit nicht so gut, mit seiner Sturheit noch bestätigt zu werden und immer seinen Willen zu kriegen. Irgendwann wird ihm das noch zum Verhängnis. „Da das nun geklärt ist...“ Begann ihr Boss nun und stand auf, um sich am Fenster nochmal eine Zigarette anzuzünden. „Entspannt euch noch etwas, damit ihr nachher auch fit seid.“ Wahrscheinlich gar keine so schlechte Idee. Kai verschwand als erstes im Badezimmer, rief ihnen noch zu, schnell zu duschen und das danach der Nächste rein könnte, wenn sie auch duschen wollten. Reita stand vom Boden auf und ging zu Kazuki ans Fenster. „Woran denkst du?“ Fragte dieser ihn und pustete den Rauch nach draußen. „An heute Nacht. Ob es wirklich funktionieren wird und wir es schaffen.“ Selten zweifelte er an ihren Plänen und Ideen, führte alles bedenkenlos aus, was sie sich immer ausgedacht hatten, doch dieses Mal war es etwas anderes. „Denk nicht so viel darüber nach. Wenn du dich zu sehr davor fürchtest, dass etwas schief geht, wird das am Ende auch passieren.“ Trotz ihrer Situation, schaffte Kazuki es, ihn mit dem Lächeln anzustecken, dass auch er lächelte und es wirklich schaffte, abzuschalten. Der Andere hatte Recht. Es wäre besser, nicht so negativ an die Sache ran zu gehen. Sonst passiert wirklich noch ein Unglück. „Was denkst du denn über den Plan?“ „Ich denke, dass es klappen könnte. Warum auch nicht?“ Er zuckte mit den Schultern, machte die Zigarette an der Außenfassade der Wand aus und schnippte den Zigarettenfilter dann einfach weg, ehe er vom Fenster weg ging und dieses dann zu machte. „Mach dir keinen Kopf, okay?“ Kurz nachdem er dies sagte, spürte er dessen Hand an seiner Wange. Dessen Daumen strich über seine Wange, während er ihn zuckersüß anlächelte. Er ergriff dessen Hand, um sie von seinem Gesicht zu entfernen und seufzte. „Hör auf damit.“ Bat er ihn leise und ließ dessen Hand auch sofort wieder los. „Womit denn?“ Er zwinkerte ihm kurz zu, ehe er ihn einfach stehen ließ, sich auf ein Bett legte, um sich dort lang zu machen und die Augen zu schließen. Wenig später kam Kai aus dem Badezimmer und er selber ging nun noch schnell duschen. Das warme Wasser tat gut und entspannte ihn. Seufzend schloss er die Augen und stand für einen Moment einfach nur reglos unter dem Wasserstrahl. Nicht mehr lange, dann könnte er sich endlich für alles rächen, was bisher passiert ist. Jedem Einzelnen wird es leid tun, dass Ruki und Ryo gestorben sind! Gründlich machte er sich sauber, duschte ganz in Ruhe zu Ende und als er wieder ins Zimmer kam, sah es so aus, als würden die anderen Beiden tief und fest schlafen. Es wäre wohl besser, einen Wecker zu stellen, bevor sie ihren eigenen Plan noch verschlafen! Also stellte er den im Zimmer vorhandenen Wecker an seinem Bett auf 20 Uhr, zog die Vorhänge am Fenster zu und legte sich ebenfalls ins Bett, um noch etwas Energie zu tanken. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis er es schaffte, wirklich zu schlafen. Doch umso tiefer versank er im Land der Träume und wurde durch den Wecker äußerst unfreiwillig wach. Murrend öffnete er die Augen und machte sofort das lästige Ding aus. „Wer bewegt sich denn da?“ Hörte er Kazuki. Blinzelnd sah er zu ihm und rieb sich etwas die Augen. Er entdeckte seinen besten Freund sitzend auf einem Bett, während Kazuki schon wieder rauchend am Fenster stand. „Es ist bald soweit. Mach dich schon mal fertig.“ Riet ihm Kai. Nickend setzte er sich nun erst einmal hin und gähnte etwas. Gut, dass er den Wecker für 20 Uhr gestellt hatte und nicht später. Sonst würde er wahrscheinlich nie wach werden. „Wir haben unten etwas zu Essen geholt. Magst du was essen, bevor es los geht?“ Fragte Kazuki ihn nun. Das klang gut. Er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Da konnte er dringend etwas gebrauchen, bevor es losging. „Ich bin nur nochmal schnell im Bad.“ Er ging sofort in das Nebenzimmer, um sich noch mal etwas frisch zu machen. Das dauerte nicht so lange und als er wieder bei den Anderen im Zimmer war, saßen diese schon am kleinen Tisch zusammen, auf dem auch das Essen stand. Er wartete nicht lange, sondern setzte sich sofort zu ihnen und besah sich die Auswahl. „Nichts Besonderes, aber besser als nichts.“ Sagte sein Mitbewohner lächelnd und griff sogleich zu. „Sollte eine Henkersmahlzeit nicht viel besser und größer ausfallen?“ Stellte Reita ihnen nun grinsend die Frage und bekam von seinem besten Freund gleich einen Hieb gegen die Seite. „Dann kapierst du also, dass das gar keine Henkersmahlzeit ist?“ Entwich es nun ihrem Boss, der sich grinsend etwas zu Essen in den Mund schob. Wenigstens glaubte einer von ihnen an ein gutes Ende, wenn er selber das schon nicht schaffte. Wobei er gerade weniger negative Gedanken hatte als noch heute Mittag. Das Essen wurde komplett verputzt und danach saßen sie noch eine Weile am Tisch, diskutierten wieder einmal über den Plan, gingen noch einmal alles durch, ehe es auch schon Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Reita hatte sich bereits komplett fertig gemacht, musste nur noch die Lederjacke, die Maske und die Handschuhe anziehen, ehe es auch schon losgehen konnte. Seine Waffe war am Gürtel unter dem Shirt gut befestigt und erst, als sie das kleine Hotel verlassen hatten, zog er sich die Maske auf. Schließlich wollten sie später noch einmal dieses Haus betreten, ohne von der Polizei aufgehalten zu werden. „Okay, es geht los.“ Sagte Kazuki und lächelte sie Beide an. „Wir schaffen das.“ Sie steckten sich die Kopfhörer in ein Ohr und liefen los. Die Polizeistation war etwas entfernt, also mussten sie sich beeilen. „Woran erkennen wir, in welchem Wagen dein Herzchen und sein Partner sitzen?“ Hakte Kazuki nun nach. Jeder Wagen sah gleich aus und jeden anhalten um reinzugucken, war leider auch nicht machbar. „12-19.“ „Was?“ Fragte Kai irritiert nach und sah ihn genauso auch an. „Jeder Wagen hat eine Zahl. Wenn man es weiß, sieht man es sofort. Yuu hat die 12-19. Wenn wir den Wagen entdecken, können wir uns sicher sein, dass die Beiden dort drin sind.“ Seine Kollegen nickten ihm zu und sie liefen weiter. Oft genug hatte Yuu mit ihm schon über die Arbeit gesprochen und er wusste mittlerweile einiges über dessen Abläufe. Auch, wenn man nie sagen konnte, was die Schicht so bringt, wusste er, dass sein Freund immer aus Richtung Süden zurück zur Zentrale gelangt. Kai und Kazuki versteckten sich an der Straßenecke, während Reita ein paar Meter weiter wartete. Langsam wurde es ernst. Ob ihre anderen Männer auch wirklich das machten, was sie sollten? Würden sie den Befehl von Kazuki auch wirklich ausführen, um den anderen Clan endlich zu Fall zu bringen? Oder würde wieder etwas schief gehen? Wieder dachte er daran, dass sie versagten. Das er alleine versagte. Er kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und versuchte so, die dämlichen Gedanken loszuwerden. „12-19! Da sind sie.“ Hörte er Kazukis Stimme und auch Kai bestätigte es ihm noch einmal über den Kopfhörer. „Okay. Es geht los.“ Antwortete der Maskenträger und lief auf die Straße, stellte sich dem Streifenwagen direkt in den Weg, während sich seine Kollegen bereits auf den Weg machten, zu ihm aufzuschließen. Als der Wagen, der auf ihn zu kam, abbremste und schnell zum Stehen kam, stiegen kurz darauf auch schon zwei Männer aus. Er erkannte ihn sofort, wusste direkt, dass es Yuu war, der auf der Beifahrerseite ausstieg und seine Waffe auf ihn richtete. Genau, wie auch sein Partner. Nur langsam hob er seine Hände und sah still dabei zu, wie sein Freund die Waffe wieder wegsteckte, während Sato weiter seine Pistole auf ihn gerichtet hatte. Beide kamen nun mit vorsichtigen Schritten auf ihn zu. „Reita?“ Hörte er die Stimme seines Freundes und sofort drehte er sich etwas zu ihm. Würde er ihm antworten, könnte er seine Stimme erkennen. Das wollte er doch erst einmal vermeiden. „Möge das Spiel beginnen.“ Hauchte er leise und in dem Moment sprangen Kazuki und Kai die Polizisten an, verdrehten ihnen die Arme auf den Rücken und zwangen sie auf die Knie. Es sah wirklich nicht schlecht aus, was sie da taten, bekam man so etwas schließlich nicht jeden Tag zu sehen. Grinsend ließ er seine Arme sinken und kam nun auf die vier Männer zu, lief aber zu Sato und sah zu ihm nach unten. „Was wollt ihr?“ Fragte Yuu knurrend, doch er selber antwortete nicht. Das ging nicht. „Wir leihen uns deinen Kollegen nur kurz aus.“ Kazuki zog Sato auf die Beine, überreichte ihn an Reita, der mit ihm nun langsam los ging. Zwar hörte er seinen Freund protestieren, doch darauf konnte er sich nicht konzentrieren, lief mit Sato weiter zum Hintereingang der Zentrale. Wenn die Pläne des Gebäudes stimmten, die sie gefunden hatten, müsste sich hinter der Türe, vor der er nun stand, ein Treppenhaus befinden, dass im Brandfall genutzt werden kann. „Mach die Türe auf.“ „Vergiss es.“ „Sofort!“ „Nein!“ Da war einer aber hartnäckig. Er schlug dessen Kopf gegen die Türe, drückte ihn fest gegen diese und kam ihm etwas näher. „Öffne sie, wenn dir das Leben deines Kollegen lieb ist.“ Flüsterte er ihm ins Ohr, ließ nicht locker, bis er ein Nicken vernahm. „Okay…“ Hauchte der Polizist leise und biss sich auf die Unterlippe. „Mein Ausweis.“ Mehr hörte er dann nicht mehr von ihm. Er griff ihm in die Hosentasche, entdeckte den Ausweis und hielt diesen an ein kleines Gerät neben der Türe. Ein ‘Klick‘ war zu hören und er konnte die Türe nun wirklich aufdrücken. Wunderbar! „Und jetzt la…“ Begann der Andere schon wieder, ehe er ihn ins Treppenhaus schubste, hinterher ging und ihn mit einem gezielten Schlag fürs erste ausknockte. Den Ausweis nahm er direkt mal an sich. Vielleicht konnte er diesen ja gebrauchen. „Bin drin.“ Informierte er seine Kollegen dann und hoffte, dass es weiterhin nach Plan laufen wird. Er selber musste nun erst einmal die ganzen Treppen nach oben rennen und dann auf der obersten Etage den Chef suchen und ihn ausschalten. Dieses Treppenhaus war das Einzige, was nun noch zwischen ihm und seiner Zielperson lag. „Und los.“ Sagte er leise zu sich und begann sofort damit, die Treppen nach oben zu rennen, ließ Sato bewusstlos am Boden liegend zurück und hatte nur noch ein Ziel vor Augen: Es für immer zu beenden! Kapitel 11: Failure ------------------- Bisher lief alles nach Plan, doch da gab es etwas, dass ihn ziemlich störte: „Das macht mich fertig.“ Keuchte er leise und blieb stehen. An jeder Türe, an die er bisher vorbeigekommen war, stand eine große Zahl dran, die deutlich machte, in welchem Stockwerk man sich befand. „Fünf…“ Brummte er und schnappte nach Luft. Er sah nach unten und dann nach oben. Bald hätte er zumindest die Hälfte geschafft. Das zog sich ganz schön. Und einfach war es auch nicht. Der fitteste war er nun mal nicht. Jemandem hinterher zu rennen war wesentlich einfacher, als Treppen nach oben zu rennen. „Alles okay?“ Drang Kais Stimme in sein Ohr und grinsend schüttelte er den Kopf. „Dieses Treppenhaus bringt mich noch um.“ Antwortete er einfach und setzte seinen Weg nach oben fort. „Wir sitzen jetzt im Auto. Es kommen immer mehr Funksprüche rein. Die Sache läuft!“ Informierte ihn sein Mitbewohner noch über den aktuellen Stand der Lage. Das klang doch gut. Dann wäre bald nicht mehr viel los in der Zentrale. Wenn sie wirklich alle Männer erwischen, wären es mehr als 100 Anrufe, die eingehen. Es müsste also jeder verfügbare Polizist dieses Gebäude verlassen. Im sechsten Stock angekommen, kontrollierte er erneut die Treppen nach unten und nach oben. Für ihn sah es so aus, als hätte er die Hälfte endlich geschafft. Aber ob es wirklich so war, konnte er erst dann genau sagen, wenn er ganz oben ankommen würde. Er zuckte zusammen, als die Türe neben ihm auf einmal aufgerissen wurde und er in die geschockten Gesichter von zwei Polizisten sah. Das war doch ein schlechter Scherz, oder? Was wollten die denn im Treppenhaus? Hatten die nicht einen Aufzug, um damit hoch oder runter zu fahren? Noch bevor sich einer der Beiden rühren konnte, zog er seine Waffe und zielte auf den ersten der beiden Männer. Es gehörte nicht zu seinen Prinzipien, Leute zu erschießen, die nicht auf ihrer Liste standen. Erst recht, wenn die Personen unschuldig sind. Doch gerade befand er sich in einer ziemlich misslichen Lage und war hin und her gerissen. Der Polizist, auf den er zielte, hob langsam seine Arme und er hoffte, dass diese Situation glimpflich ausgehen wird. Leider hatte er sich zu früh gefreut, denn im Augenwinkel sah er, dass der andere Kerl seine Waffe zog. So schnell konnte man sein Todesurteil unterschreiben! Er zögerte nicht, ihn zu erschießen und sich dann wieder dem Anderen zu zu wenden. Sein Gegenüber griff nach seinem Funkgerät, doch bevor er um Hilfe rufen konnte, musste er auch ihn ausschalten. Es tat ihm wirklich leid, aber sie ließen ihm keine Wahl. Und bevor noch jemand etwas mitbekommen könnte, setzte er seinen Weg nach oben fort. „Was ist passiert?“ Erschrocken zuckte er etwas zusammen, als Kai ihn fast schon anschrie. „Alles gut. Ich hatte nur zwei kleine Probleme, die ich beseitigen musste.“ Traurig, aber wahr. Jedoch musste er sein Ziel erreichen und da musste er auch gewisse Opfer bringen. Immer weiter rannte er die Treppen hoch, nahm jede zweite Stufe und versuchte dabei, sich auch auf Geräusche zu konzentrieren, die hier nicht hingehörten. Doch es blieb still. Nur sein Keuchen und seine Schritte waren zu hören. Sein Herz schien ihm aus der Brust springen zu wollen, als er endlich im letzten Stock ankam. „Dreizehn…“ Schnaufte er und sah noch einmal nach unten. Zwar freute er sich nicht wirklich darauf, später wieder die ganzen Stufen nach unten zu rennen, doch das war wesentlich einfacher, als hoch zu rennen. Vorsichtig öffnete er die Türe, sah auf den Gang, der nun vor ihm lag, suchte alles nach Menschen und auch nach Kameras ab. Allerdings sah er nichts von Beidem, also lief er mit langsamen Schritten los. Hinter irgendeiner der Türen, die er sah, müsste die Zielperson sein. Langsam und vorsichtig arbeitete er sich vorwärts, lauschte an jeder Türe, doch er hörte nichts. An einer Türe stand groß ‘Abstellkammer‘ und er war sich sicher, dass dahinter kein Büro sein konnte. Nach einem weiteren Schritt ging die letzte Türe auf dem Gang auf und sofort öffnete er die Türe zur Kammer, sah kurz hinein, ehe er sich darin versteckte, die Türe ran zog und nur einen kleinen Spalt offen ließ, um hinaus sehen zu können. Sofort erkannte er den Kerl, der dort langlief, gefolgt von zwei in schwarz gekleideten Männern. „Wenn die Nacht vorbei ist, kommen wir zurück.“ Hörte er den Chef sagen und die Männer neben ihm nickten ihm stumm zu. „Es kann nur eine Person dafür verantwortlich sein. Ich will, dass ihr in findet. Ihn und seinen Möchtegern-Killer. Und ihr werdet sie zu mir bringen, ist das klar?“ Wieder nickten die Männer, ehe sie alle in den Aufzug stiegen und nach unten fuhren. „Verdammt!“ Knurrte er und verließ sein Versteck, um sich sofort danach wieder in das Treppenhaus zu begeben und nach unten zu rennen. „Kazuki? Kai? Wir haben ein Problem. Die Zielperson verlässt das Gebäude. Ich komme zurück.“ Gab er seinen Kollegen Bescheid und rannte so schnell er konnte nach unten, übersprang einige Stufen und hielt sich dabei brav am Geländer fest, um nicht noch hinzufallen. Leider traf er einige Stockwerke weiter unten auf das nächste Problem, denn die Polizisten, die er leider aus dem Weg räumen musste, wurden von zwei weiteren Gesetzeshütern entdeckt. Er hatte keine Zeit, viel nachzudenken, sondern musste sofort handeln und auch die anderen Beiden nun beseitigen. Das war alles andere als schön. Darauf hätte er wirklich gern verzichtet. Eine gute Sache gab es aber, denn ganz unten angekommen, schien niemand Sato entdeckt zu haben und der lag auch noch immer so am Boden, wie er ihn zurückgelassen hatte. Wenigstens etwas, das funktionierte. Draußen angekommen, rannte er sofort zur Straße, wo seine Kollegen auf ihn warteten. Er stieg zu ihnen in den Streifenwagen und sofort fuhr Kai los. „Er ist gerade eben los.“ Kam es von Kazuki, der hinter ihm saß und sich zu ihnen nach vorne gelehnt hatte. „In dem dunkelblauen Wagen da vorne sitzt er drin.“ Kai deutete auf das Fahrzeug vor ihnen und fuhr schneller, um den Wagen einzuholen. Der Maskenträger öffnete das Fenster und lehnte sich mit der Waffe nach draußen. Sie waren mittlerweile zu weit gekommen, um den Kerl jetzt einfach so entkommen lassen zu können. So einfach wollte er es ihm nicht machen und da sie in einem Streifenwagen saßen, würde es wohl auch ein wenig dauern, bis er kapierte, dass hier drin nicht seine Leute saßen, sondern Kazuki, Kai und Reita. „Rei, was…“ Hörte er Kai noch fragen, ehe er auch schon den ersten Schuss abfeuerte. Daneben. „Mist…“ Grummelte er und versuchte es gleich darauf noch einmal. Treffer! Es folgte noch ein Schuss und auch der saß. Das Fahrzeug vor ihnen wurde immer langsamer, ehe es stehen blieb. Kai passte ihre Geschwindigkeit dem Wagen vor ihnen an, ehe auch er ihren Wagen zum Stehen brachte. Die Zielperson stieg aus und Reita tat es ihm gleich, rannte los, um den Kerl nicht zu verlieren, doch leider stiegen auch dessen Männer aus, die auf ihn zielten und ihn dazu zwangen, einen anderen Weg einzuschlagen und nach links weg in eine Seitenstraße einzubiegen. Straße durfte man das auch nicht wirklich nennen. Es war ziemlich eng und wirkte eher wie eine Gasse. Eine schmale und ziemlich lange Gasse. Als er sich umsah, entdeckte er die beiden Männer hinter ihm. „Beide sind hinter mir. Kümmert ihr euch um den Chef?“ Fragte er seine Kollegen, bekam von Kazuki nur ein ‘okay‘ zu hören. Er war so nah dran. So verdammt nah! Und jetzt passierte so etwas. Immer weiter rannte er. Weg von den Männern. Er rannte nach links weg, da die Gasse einen Knick machte, doch irgendwie schien sie kein Ende nehmen zu wollen, verband alle umstehenden Häuser miteinander, deren Müllcontainer vereinzelt an den Hauswänden standen und wohl nur darauf warteten, geleert zu werden. Wieder sah er nach hinten, in der Hoffnung, die Kerle los zu sein, konnte sie aber immer noch sehen, auch, wenn sie etwas weiter entfernt waren. Doch langsam wurde es anstrengend, vor ihnen weg zu laufen. Es war schon schwer genug, die Treppen hoch zu rennen, da musste er jetzt nicht auch noch vor den Kerlen abhauen. Als er nach vorne sah, schaffte er es doch tatsächlich, gegen eine Mülltonne zu rennen und mitsamt des metallischen Abfallbehälters auf dem Boden zu landen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Genervt brummend rappelte er sich auf und rannte weiter, rannte so schnell er konnte, um den Abstand zu seinen Verfolgern zu vergrößern. „Kai?“ Fragte er gehetzt und sah sich noch einmal um. Als er keine Antwort erhielt, biss er die Zähne zusammen. „Kazuki?“ Versuchte er es nun bei ihrem Boss, doch auch er antwortete nicht. Ein Griff zum Ohr erklärte auch schon, warum seine Kollegen ihm nicht antworteten: Wahrscheinlich hatte er beim Sturz seinen kleinen Kopfhörer verloren. Das musste nicht auch noch sein! Also war er fürs erste auf sich alleine gestellt. Nichts Neues und hoffentlich wird es ihm nicht zum Verhängnis, denn er wollte derjenige sein, der dem Clanoberhaupt die Lichter ausknipste und ihn ein für alle Mal beseitigte. Doch dafür musste er sich erst einmal selber aus dieser Situation befreien und die Kerle loswerden. Und die Anderen finden, ohne den geringsten Kontakt zu ihnen zu haben. Mit schnellen Schritten rannte er durch die dunklen Gassen der Hauptstadt. Immer wieder sah er sich um, suchte nach den Männern, die in verfolgten. Es schien, als hätte er sie abgehängt, als hätten sie ihn verloren. Doch daran glaubte er nicht. Nicht mehr. Mittlerweile kannte er die Männer und ihre Kollegen zu gut, um darauf vertrauen zu können, dass sie ihn nicht aus den Augen verloren hatten. Sie wiegten ihn lediglich in Sicherheit, wollten, dass er glaubte, nun sicher zu sein, nur, um durch eine kleine und dumme Unachtsamkeit in ihre Arme zu rennen. Er wollte nicht wissen, was dann passieren könnte. Das Ende sah zwar immer gleich aus, doch wer wusste schon, was sie machen würden, bevor sie ihm das Licht ausknipsen werden?! Keuchend und nach Luft ringend, ging er neben einem Müllcontainer in die Hocke, zog seine Waffe und nahm das dazu gehörige Magazin raus. Noch eine Kugel. Nur noch ein Schuss, mehr nicht. In Anbetracht der Tatsache, dass er nicht nur von einem Mann verfolgt wurde, war diese Feststellung mehr als ärgerlich. „So ein Mist…“ Fluchte der Schwarzhaarige leise, ehe er ihre Schritte hörte, die sich schneller näherten, als ihm lieb war. Er sah sich um, suchte nach Möglichkeiten, unbemerkt verschwinden zu können. Doch die dunkle Gasse, in der er sich befand, verlief einfach weiter geradeaus, bot keinen Schutz und leider auch keinen Ausweg. Kurz schloss er die Augen, lehnte den Kopf an die Hauswand hinter sich und sah dann auf in den Himmel. Die Nacht zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Er konnte trotz der Stadt ein paar Sterne am klaren Himmel erkennen. Keine Wolke trübte den Horizont. „Wo seid ihr, wenn man euch braucht?“ Fragte er leise gen Himmel. Wie konnte es nur so weit kommen? Wo hatten sie einen Fehler gemacht? Noch immer fiel ihm keine Antwort auf diese Frage ein, wusste aber, dass es eine geben musste. „Heute nicht!“ Hauchte er leise und entsicherte seine Waffe. So einfach wird er es ihnen nicht machen! „Er muss hier irgendwo sein!“ Hörte er einen der Männer rufen. Einer von zwei schwarz gekleideten Männern. Die Stimme klang nah, zu nah, doch er konnte es nicht riskieren, nach zu gucken, wie weit weg sie genau waren. Sie könnten ihn entdecken, ihn ausgerechnet dann sehen, wenn er am Container vorbeisehen würde. Das war zu riskant, also keine gute Idee. Doch was dann? „Was würdet ihr jetzt machen?“ Fragte er wieder leise und biss die Zähne zusammen. Bisher hatten sie immer irgendwie einen Ausweg gefunden, konnten immer irgendwie verschwinden. Konzentriert sah er sich um. Es musste doch einen Ausweg aus dieser Situation geben, egal welchen! Wie konnte es nur so weit kommen? Und dann kam ihm die Idee. So vorsichtig er konnte, sah er am Container vorbei. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von den zwei Männern. Jetzt, oder nie! Vorsichtig löste er die Bremse an einem Rad des Containers und nutzte seine gesamte Kraft, die er aufbringen konnte, um den Müllbehälter gegen die Kerle zu schieben und sie damit an der gegenüberliegenden Hauswand zu fixieren. Er hörte sie fluchen und meckern, ehe er sich auf den Rückweg machte. Es fiel ein Schuss, doch der traf ihn zum Glück nicht. Jetzt musste er sich nur noch beeilen, zurück zur Hauptstraße zu gelangen und dort nach seinen Kollegen Ausschau zu halten. Irgendwie wird er sie schon finden! Als er wieder um die Ecke bog, dachte er eigentlich, halbwegs sicher zu sein, doch irgendwie kam ihm jemand entgegen gerannt. Zuerst dachte er, dass es Kazuki oder Kai sein könnten, doch schnell erkannte er, dass es Yuu war. Wo kam der denn her? Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Erneut drehte er sich um, entdeckte aber schon wieder die zwei Typen, denen er noch weniger in die Arme rennen wollte, als dem Polizisten. „Verdammt!“ Fluchte er, rannte weiter auf Yuu zu, ehe er sich zwischen zwei Müllcontainern versteckte. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen. Da er nichts hörte, ging er mal davon aus, erstmal sicher zu sein. Wieder fiel ein Schuss und sofort blieb Yuu stehen, genau vor ihm, zog seine Waffe und richtete sie auf die Kerle vor sich. „Hände hoch!“ Schrie er die Männer an. Reita drückte sich eng an die Wand und starrte den Polizisten an, der scheinbar so auf die zwei Typen fixiert war, dass er ihn noch gar nicht bemerkt hatte. Ihn beschlich ein unangenehmes Gefühl. Die Männer waren zu zweit und Yuu war ganz alleine. Mag sein, dass er vielleicht einen von ihnen erledigen könnte, doch dann würde der zweite ihn einfach erschießen und weiter nach ihm suchen. Das konnte er nicht zulassen. Ganz langsam erhob er sich, versuchte so vorsichtig wie möglich zu sein, damit ihn niemand bemerkte. Er hörte, dass Yuu seine Waffe entsicherte und noch einen Schritt nach vorne machte. Vorsichtig sah er über den Container hinweg, entdeckte die Kerle und zog seine Waffe, um kurz darauf dem ersten von ihnen in den Kopf zu schießen. Erfreut sah er dabei zu, wie der Mann zu Boden ging, was leider zur Folge hatte, dass dessen Partner ziemlich wütend wurde und nun seine Waffe anhob und genau auf Yuu zielte. Sofort steckte der Maskenträger seine Waffe weg und sprang aus seinem Versteck raus, streckte den Arm aus, schlug dem Polizisten gegen die Hand, um ihm dessen Waffe zu klauen und warf sich gegen ihn. Als er einen Schuss hörte und kurz darauf den stechenden Schmerz im Arm spürte, wusste er, dass das die richtige Entscheidung war. Er warf seinen Freund um, fiel selber mit um und landete auf ihm. Er drückte ihm die rechte Hand auf den Mund, während seine linke Hand fest dessen Waffe umklammerte. Sein eigener Atem ging ziemlich gehetzt, denn noch immer fehlte ihm Luft in der Lunge, nach der ganzen Hetzjagd, die er hinter sich hatte. Kurz trafen sich sein und Yuus Blick, ehe er vorsichtig zur Seite sah und feststellte, dass der letzte Mann in Schwarz auf sie zu kam, dessen Pistole auf sie gerichtet war und wohl jedes noch so kleine Zucken ihn dazu bringen wird, zu schießen. Dann hieß es nun wohl ‘alles, oder nichts‘. Er hob seinen Arm und feuerte einfach einen Schuss ab, traf den Kerl zwar, aber leider nicht da, wo er ihn treffen wollte. Mit links war er noch nie gut, wenn es ums Schießen ging und erst recht nicht, wenn man ihm zuvor in den Arm geschossen hatte. Also musste er noch zwei Mal schießen, um den Kerl endlich zu Boden gehen zu sehen, ohne, dass dessen letzter Schuss auch nur irgendwas ausrichten konnte. Sofort stand er auf und wollte sich wieder auf den Weg machen, wurde jedoch von seinem Freund am Handgelenk gepackt und festgehalten. Erschrocken sah er sich um und sah ihm in die Augen. „Auch, wenn du mich gerettet hast…“ Begann Yuu und griff sich an den Gürtel. Das Klicken der Handschellen hallte laut in der dunklen Gasse wider und bevor der Polizist ihm diese anlegen konnte, hob er den Arm und legte ihm den Lauf der Waffe an die Stirn. Auch, wenn ihm dessen Gesichtsausdruck im Herzen weh tat, mussten sie beide nun dadurch. „Zwing mich nicht dazu.“ Knurrte er ihn an und befreite sich aus seinem Griff. „Du hast meinen Partner umgebracht.“ Sagte Yuu und sah ihn nun mit ernstem Blick an. „Du hast so viele Menschen auf dem Gewissen. Da werde ich nicht zurückschrecken, nur, weil du eine Waffe auf mich richtest.“ Er wusste schon lange, dass Yuu seinen Job ernst nahm und sich durch nichts und niemanden beirren lässt. Doch gerade war das mehr als nur ärgerlich, denn für nichts auf der Welt würde er auf ihn schießen. Das konnte er einfach nicht. Als der Andere wieder nach den Handschellen griff, entsicherte er dessen Waffe und biss die Zähne zusammen. Er spürte seinen eigenen Herzschlag, wie er immer schneller wurde und gegen seinen Brustkorb schlug. „Reita?“ Hörte er auf einmal die vertraute Stimme seines Mitbewohners in der Gasse und sah in die Richtung, aus der sie kam. Wenigstens ihm schien es gut zu gehen. Das freute ihn, doch leider lenkte ihn sein bester Freund auch ab, was Yuu ebenfalls zu bemerken schien, ihm die Waffe aus der Hand schlug und ihn auf den Boden warf. Wenige Augenblicke später lagen seine Hände schon in Handschellen und mit weit aufgerissenen Augen sah er erst nach unten auf seine Hände, ehe er dem Polizisten in die Augen sah. Das war doch wohl ein schlechter Witz! Als Yuu seine Maske packte, schlug er ihm die Hand weg und versuchte so gut es ging, auch jeden seiner weiteren Versuche mit den gefesselten Händen zu verhindern. Egal wie, er musste ihn daran hindern, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Eine von dessen Händen ergriffen die Kette der Handschellen und zog somit seine Hände zur Seite weg. Verdammt! Sofort drehte er sein Gesicht von ihm weg, um seinem erneuten Griff zur Maske auszuweichen, entdeckte Kai, der in ihrer Nähe stand und eine Pistole in den Händen hatte und diese nun anhob. „Nein…“ Hauchte er leise und sah kurz zu Yuu auf, der das wohl noch nicht mitbekommen hatte. „Kai, nicht!“ Schrie er ihn an, hörte trotzdem einen Schuss und spürte kurz darauf schon, wie der Polizist zur Seite fiel. Sein bester Freund kam zu ihm, tastete den Polizisten ab, fand den Schlüssel und befreite ihn von den Handschellen. Völlig unter Schock, starrte er seinen Mitbewohner nur an, reagierte nicht auf dessen Worte und wurde am Ende nur von ihm hochgezogen und mitgezerrt. Ein letzter Blick fiel auf Yuu, der sich nicht bewegt hatte. Kai zog ihn einfach mit sich und rannte los, hatte ihn fest am Handgelenk gepackt und ließ ihn einfach nicht los. Er konnte ihn doch nicht da liegen lassen. „Komm schon. Kazuki braucht unsere Hilfe. Alleine kriegt er ihn einfach nicht zu fassen.“ Drangen Kais Worte nur langsam in sein Hirn ein. So gut ihr Plan auch war und auch wenn es bisher halbwegs gut lief, lief es seit dem Verlassen der Zentrale völlig aus dem Ruder und am liebsten würde er genau jetzt einen Schlussstrich ziehen und einfach aufhören. Kapitel 12: Ending ------------------ Er hatte nicht wirklich mitbekommen, wie sie zum Auto gelangt sind, wie er eingestiegen war und das sein Mitbewohner das Fahrzeug gestartet und in Bewegung gesetzt hatte. Sein Kopf war völlig leer und konnte nicht verarbeiten, was gerade passiert war. „Hey!“ Fuhr ihn Kai auf einmal an und verpasste ihm einen nicht gerade sanften Schlag mit der Faust gegen seinen so schon verletzten Arm. „Aua!“ Keifte er ihn gleich an und hielt sich den Arm. Langsam kam er wieder ins Hier und Jetzt zurück und spürte leider auch die Wunde im Arm nur zu deutlich. „Sorry…“ Murmelte sein bester Freund auf einmal und sah gebannt gerade aus auf die Straße. „Du musst einen klaren Kopf haben. Kazuki verlässt sich vor allem auf dich.“ Sagte der Braunhaarige und fuhr immer weiter von der Polizeizentrale weg. „Du hast meinen Freund erschossen! Wie soll ich…“ „Ich habe einen Polizisten erschossen, der dir die Maske vom Gesicht reißen und dich ins Gefängnis bringen wollte.“ Unterbrach ihn sein Mitbewohner sofort und sah ihn kurz wütend an. „Was denkst du wohl, was er getan hätte, wenn er herausgefunden hätte, wer hinter der Maske steckt? Er hätte dich nicht laufen gelassen. Wahrscheinlich wäre er noch wütender auf dich gewesen, als er es eh schon war.“ Reita senkte seinen Blick und sah auf seine Hände. Nervös ließ er seine Finger knacken, kaute sich auf der Unterlippe rum und atmete immer wieder tief ein und aus. Die Bilder von Yuu, wie er auf dem Boden lag, wollten einfach nicht verschwinden und trieben immer wieder die Tränen in seine Augen, die er erfolgreich runterschlucken konnte. „Es tut mir leid, Rei. Wirklich… aber was hätte ich denn machen sollen?“ Fragte sein Mitbewohner nun etwas ruhiger nach und seufzte hörbar. „Schon okay.“ Antwortete er nur und sah dann aus dem Fenster, um herauszufinden, wo sie gerade waren. „Wo fahren wir hin?“ „Hinter Kazuki her. Er verfolgt den Kerl immer noch, hält sich aber zurück, damit sich der Boss in Sicherheit wägt. Dann kommst du und bringst es zu Ende.“ So einfach diese Idee auch klang, hatte er mittlerweile einfach kein gutes Gefühl mehr und glaubte nicht daran, diesen Plan einwandfrei ausführen zu können. „Meine Munition ist leer.“ Murmelt er leise und hatte kurz darauf schon die Waffe von Kai auf seinem Schoß liegen, mit der er Yuu erschossen hatte. „Da sind noch vier Kugeln drin. Sollte für dich reichen.“ Er nahm die Pistole in die Hand und sah sie sich kurz an, ehe er wieder nach draußen sah. Im Augenwinkel sah er, dass sich Kai an sein Ohr griff, ehe er scheinbar antwortete. „Ist in Ordnung. Wir sind in der Nähe.“ Fragend sah er zu ihm. „Was hat er gesagt?“ „Hörst du nicht zu?“ „Ich habe meinen Kopfhörer verloren.“ „Ach so… deswegen hast du nicht mehr geantwortet…“ Kurz schien er sich auf die Straße zu konzentrieren, bog von der Hauptstraße links ab und fuhr danach direkt rechts weg. „Kazuki hat gefragt, ob wir uns vor den Kerl setzen können, um ihn abzupassen.“ Verstehend nickte er und entsicherte bereits die Waffe. „Bringen wir es zu Ende.“ Bestätigte er ihm dann und sah nach draußen, suchte alles ab, um den Kerl zu suchen. Sobald er ihn sehen würde, würde er sofort aus dem Wagen springen und ihm hinterher rennen. „Wir müssten ihn eigentlich gleich sehen…“ Kam es leise grummelnd von seinem besten Freund, der etwas langsamer fuhr und sich immer wieder nach allen Seiten umsah. Würden sie den Typen jetzt wirklich verlieren, könnte das Folgen haben, mit denen sie nie mehr glücklich werden würden. „Da ist Kazuki.“ Kaum, dass er ihn entdeckt hatte, zeigte Reita auf eben diesen. Dann konnte der Polizeichef nicht weit entfernt sein. „Ich steige aus.“ Ohne darauf zu warten, dass Kai langsamer fuhr, schnallte er sich ab und öffnete die Türe. Zwar war der Plan, Kazuki und der Zielperson entgegen zu kommen, doch wie so oft, musste nun wohl improvisiert werden! Sofort bremste sein Mitbewohner ab und er konnte gefahrlos aussteigen, um sich auf den Weg zu machen. Er sah auf die andere Straßenseite, entdeckte Kazuki und folgte dessen Blick. In ungefähr 100 Meter Entfernung sah er die Zielperson und grinste sofort. Der Kerl schien sich sicher zu fühlen, denn er rannte nicht davon, sondern lief einfach ganz normal weiter. Dann hatte er wohl noch nicht bemerkt, dass er noch immer verfolgt wurde. So etwas war das Gefährlichste überhaupt! Denn bald wird er merken, dass er gar nicht so sicher war, wie er sich fühlte. Er lief über die Straße zu seinem Boss rüber und lief neben ihm hinter dem Mann her. „Ich will ihn lebend.“ Befahl ihm sein Kollege und bestätigend nickte er, ehe Schmerzen am Arm ihn zusammenzucken ließen. Er sah noch, das Kazukis Hand zurückwich, die wohl eben seinen Arm angepackt hatte. „Hab ich also richtig gesehen… Sicher, dass du das noch schaffst?“ „Klar, das ist nur eine kleine Wunde.“ Kazuki griff nach seinem Handgelenk, hob seine Hand an und sah ihm dann fragend in die Augen, ehe er nach unten sah. Reita folgte dessen Blick und sah seine eigene Hand an. Da er den Arm, seitdem er aus dem Auto gestiegen war, einfach nur gerade nach unten hängen ließ, lief ihm das Blut bereits bis zur Hand runter und tropfte auf den Boden. „Ich bin Rechtshänder, also alles kein Problem.“ Sein Nebenmann ließ sein Handgelenk los und sah dann wieder nach vorne zur Zielperson. „Wenn du das sagst.“ Entwich es ihm noch und sagte zum Glück nichts mehr dazu. Mit ihm wollte er darüber nun wirklich nicht diskutieren. Immer weiter folgten sie dem Mann und auch Kai fuhr ihnen weiterhin hinterher, hatte die Scheinwerfer des Fahrzeuges bereits ausgemacht, um nicht so schnell entdeckt zu werden und blieb immer in ihrer Nähe. „Hast du eine Ahnung, wo der hin will?“ Fragte Reita, doch Kazuki schüttelte sofort den Kopf. Ihnen war nichts über eventuell andere Möglichkeiten, wo sich der Mann verstecken könnte, bekannt. Bisher hatten sie nur die Information, dass der Kerl so gut wie nie das Polizeirevier verlässt. Wahrscheinlich aus Angst, sofort umgebracht zu werden, falls die falschen Leute ihn entdecken würden. Rein theoretisch keine blöde Idee, doch bisher hatte ihm das nicht viel gebracht. Die Zielperson betrat eine kleine Grünanlage und blieb sofort stehen, zog ein Handy hervor und begann zu telefonieren. Zumindest hielt er sich immer wieder aufs Neue das Telefon ans Ohr, doch scheinbar ging niemand auf seine Anrufe ein. Nach ein paar Versuchen, schien der Mann die Nerven zu verlieren, fluchte lautstark und warf das Handy auf den Boden und sah sich um. Sofort duckten sich Kazuki und Reita, um nicht entdeckt zu werden, versuchten trotzdem, ihn nicht aus den Augen zu lassen. „Jetzt.“ Knurrte Kazuki auf einmal neben ihm und sofort lief Reita auf die Zielperson zu. Kaum, dass er sich umgedreht und den Maskenträger entdeckt hatte, schoss er ihm ins Bein. Das Clanoberhaupt ging sofort auf die Knie, zog eine Waffe und zielte auf ihn. Doch ohne mit der Wimper zu zucken, schoss er ihm die Pistole aus der Hand und kam nun zu ihm gelaufen. Leise fluchend drückte der Mann auf seine Hand, die Reita getroffen hatte und sah zu ihm auf. Kazuki wollte den Mann zwar lebend haben, doch das wusste dieser nicht, weswegen der Maskenträger direkt auf seinen Kopf zielte und nah bei ihm stehen blieb. „Lass mich am Leben.“ Begann der Kerl und sah ihn ernst an. „Wenn du mich am Leben lässt, verspreche ich dir, dass du alles bekommst, was du dir wünschst.“ „Alles?“ Fragte er und hob eine Augenbraue. Das konnte er ihm wirklich nicht glauben, sah ihn jedoch sofort nicken, ehe sein Gegenüber mit zusammen gekniffenen Augen aufstand und sich vor ihm aufstellte. Respekt dafür, dass er trotz der Schusswunde im Bein noch stehen konnte. So hatte er ihn nicht eingeschätzt. Der Mann sah an ihm vorbei und legte sofort die Stirn in Falten. Das konnte nur eines bedeuten: Kazuki kommt. „Du solltest dir noch einmal genau überlegen, für wen du wirklich arbeiten möchtest. Mit einem jungen Mann, der noch grün hinter den Ohren ist, oder mit mir. Ich habe viele Jahre an Erfahrung und weiß, wie ich aus dir einen richtigen Auftragskiller machen kann, der auch wirklich das bekommt, was er verdient und will.“ Solche Angebote waren typisch, wenn ein Clanoberhaupt sein eigenes Leben in Gefahr sah, doch bei Reita konnte er damit nicht punkten. „Danke, aber ich komme ganz gut mit meiner momentanen Situation klar.“ Antwortete er nur grinsend. „Schade… aus dir hätte wirklich etwas werden können.“ Seufzend schüttelte die Zielperson ihren Kopf, ehe er so schnell ausholte, dass Reita keine Chance hatte, zu reagieren. Ihm wurde die Waffe aus der Hand geschlagen, ehe der Kerl ihn am linken Handgelenk packte und zu sich zog. Vor Schmerz kniff er die Augen zusammen, ehe er umgedreht, ihm der Arm auf den Rücken gedreht wurde, sich ein Arm um seinen Hals legte und ihn nach hinten zog. Er stand mit dem Rücken direkt am Oberkörper des Clanoberhauptes und sah zu Kazuki, der vor Schock die Augen aufgerissen hatte und sich nicht von der Stelle bewegte. Das lief wirklich nicht mehr nach Plan. Der Kerl zog an seinem Arm und sofort keuchte er auf und kniff die Augen zusammen. Als er mit seiner rechten Hand an seinen Hals greifen und dessen Arm versuchen wollte loszuwerden, ließ er seine linke Hand los und packte dafür nun seine rechte. „Lass mich los!“ Fuhr er den Kerl an, riss seine Hand aus dessen Griff und trat nach hinten aus. Mag sein, dass der Kerl größer war, als er selber, aber wenn er ihm gegen das verletzte Bein treten würde, könnte der Kerl nichts mehr anstellen. Dafür müsste er ihn nur treffen! Stattdessen trat ihm der Kerl gegen die Beine, zog sie weg und warf ihn mit dem Gesicht nach vorne auf den Boden, verdrehte ihm die Arme auf den Rücken und kniete sich auf diese, ehe er ihm eine Waffe an den Kopf hielt und lachte. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob du dich für den richtigen Boss entschieden hast.“ Schnaufend sah er zu Kazuki auf, sah die Panik in seinem Blick und wie er mit gezogener Waffe vor ihnen stand und scheinbar trotzdem nicht wusste, was er machen sollte. „Waffe runter, sonst jage ich ihm eine Kugel in den Kopf.“ Knurrte es hinter ihm und er hörte es klicken. Natürlich meinte der Kerl das ernst. Es hing gerade einiges von dieser Situation ab. „Kazuki! Hör nicht auf ihn!“ Einen Mörder könnte er an jeder zweiten Ecke einsammeln, doch er durfte sein eigenes Leben als Clanoberhaupt nicht riskieren. „Nimm sie runter.“ Keifte der Mann, der noch immer auf ihm kniete und drückte ihm den Lauf der Pistole nun schmerzlich gegen die Schläfe. Er ließ seinen Boss nicht aus den Augen und musste geschockt feststellen, dass der Idiot wirklich auf den Mann hörte und langsam die Arme sinken ließ. „Lass den Mist!“ Schrie er ihn an, doch davon ließ er sich wohl nicht beirren. Immer weiter ließ er seine Arme sinken, bis sie komplett runterhingen. Er hatte doch nicht wirklich auf den Kerl gehört, oder? Das träumte er doch nur! Das durfte nicht wahr sein! „Er ist ein cleverer Kerl, dass muss ich schon sagen.“ Sprach der Mann hinter ihm und er konnte genau heraushören, dass er grinste. „Wollen wir herausfinden, wie wichtig du ihm bist?“ Fragte er leise und begann, etwas zu lachen. „Erschieß dich selber, wenn dir sein Leben etwas bedeutet!“ Forderte der Polizeichef auf einmal und sprachlos starrte Reita zu seinem Boss auf. Ihre Blicke trafen sich und fest entschlossen schüttelte er den Kopf. Kazuki nickte ihm zu und schien verstanden zu haben, was er meinte, denn dessen Arme bewegten sich keinen Zentimeter. Es freute ihn wirklich, dass Kazuki endlich ein Einsehen hatte und nicht auf diesen Kerl hörte. Man durfte nicht vergessen, wer von ihnen wichtiger für ihren Clan war! Das war eindeutig Kazuki. „Ich hatte es ja schon geahnt.“ Begann der Mann dann hinter ihm und seufzte. „Dann wirst du dich doch sicher freuen, ihn sterben zu sehen, bevor ich dich ihm folgen lasse.“ Knurrte er nun und er spürte, dass der Druck an seiner Schläfe nachließ. Es wirkte alles, wie in Zeitlupe, was sich auf einmal vor ihm abspielte. Im Augenwinkel sah er den Arm des Mannes, der sich hob und somit den Lauf der Waffe auf Kazuki richtete, ehe sich der Schuss löste. Sofort sah er zu Kazuki, der sich einfach nicht von der Stelle bewegte, ehe sich Kai dazwischen warf, sich direkt vor ihren Boss stellte und die Kugel abbekam, bevor er gegen ihren Hacker stolperte und mit ihm zu Boden ging. Seine Augen weiteten sich, als er seinen besten Freund husten hörte. Die Tränen, die er im Wagen noch erfolgreich zurückhalten konnte, liefen nun einfach aus seinen Augen, bahnten sich ihren Weg hinab, um sich an der Maske kurz aufhalten zu lassen, ehe sie auch darüber liefen. „Wie erfreulich!“ Lachte der Mann hinter ihm wieder los und legte erneut den Lauf an Reitas Schläfe. „Kai…“ Hauchte er leise und biss sich auf die Unterlippe, während er dabei zusah, wie sich Kazuki unter seinem besten Freund hervor kämpfte, dessen Kopf auf seinen Schoß hob und so Reita den Blick auf dessen Gesicht ermöglichte. Ihm lief das Blut aus dem Mund und er sah dessen Angst in seinen Augen. „Kai?“ Hörte er Kazuki, doch es kam keine Reaktion von seinem Mitbewohner. Der Maskenträger kniff die Augen zusammen und musste sich wirklich zusammenreißen, jetzt nicht zu heulen wie ein Schlosshund. „Willst du noch einen verlieren?“ Knurrte es laut hinter ihm und er sah wieder zu Kazuki auf, der wütend in ihre Richtung sah und den Kopf schüttelte. „Dann bring es selber zu Ende.“ „Okay…“ Hauchte sein Boss nur und hob seine Waffe nun wieder an. „Kazuki, bitte! Lass es!“ Schrie Reita ihm zu, doch er hörte nicht mehr auf ihn, hob die Waffe und hielt sie seitlich an seinen Kopf und sah ihn entschlossen an. Der Mann hinter ihm lachte laut los und richtete sich auf. Dessen Gewicht tat langsam ziemlich weh, doch zumindest drückte er ihm den Lauf nicht mehr an die Schläfe. Erneut schüttelte er den Kopf, in der Hoffnung, Kazuki von dieser Idee abbringen zu können. „Dann zeig mir doch mal, was du kannst!“ Befahl der Polizeichef hinter ihm scheinbar ziemlich amüsiert und er vernahm, dass Kazuki ihm ein ‘natürlich‘ entgegen brachte, ehe dessen Waffe auf einmal in ihre Richtung zeigte und es so schnell ging, dass selbst Reita nicht reagieren konnte. Er hörte nur entfernt den Schuss, den Kazuki abfeuerte. Kurz darauf durchzog ein starker Schmerz seinen Kopf und das Blut lief ihm über den Kopf und etwas in die Augen. Fühlte es sich so an, wenn die Kugel den eigenen Kopf traf und langsam das Leben aus dem Körper zu entweichen drohte? „Reita?“ Er sah zu Kazuki auf, sah durch das Blut alles etwas verschwommen und leicht rot, ehe er spürte, dass das Gewicht auf ihm verschwand und er vom Boden hochgezogen wurde und sich in den Armen des Anderen wiederfand, der ihn kurz drückte, ehe er dessen Hände an seinen Wangen spürte und sich ihre Blicke trafen. „Alles gut?“ Nur langsam kapierte er, dass Kazuki den Polizeichef erschossen hatte, der danach auf ihn gefallen war. Die Kugel hatte nicht ihn selber, sondern die Zielperson getroffen. „Wir kriegen deinen Arm wieder hin, okay? Das schaffe ich.“ Versicherte ihm der Andere, klang fest entschlossen, ehe dessen Handy klingelte und sie beide zusammenzucken ließ. „Moment.“ Kazuki zog sein Mobiltelefon hervor und wirkte doch sehr überrascht. Er nahm den Anruf sofort entgegen und wartete gebannt auf eine Antwort. „Kein Problem.“ Hörte er ihn leise und ruhig sagen, ehe er nickte und noch ein ‘okay‘ von sich gab. „Ich melde mich. Danke.“ Damit legte er auf und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. Reita setzte sich hin, rieb sich etwas den Kopf, da ihm sein Schädel tatsächlich etwas brummte. „Das war einer meiner Männer. Sie alle haben ihren Auftrag ausgeführt. Drei Männer konnten aber entkommen. Um die sollten wir uns auch bald kümmern, damit von dem Clan nichts mehr übrig bleibt.“ Für ihn klang er wirklich wie ein Clanoberhaupt. Er wirkte fest entschlossen und würde sich wohl nicht davon abbringen lassen, auch die letzten Männer zu beseitigen, die ihrem eigenen Clan das alles angetan hatten, was bisher passiert ist. „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen, Reita. Wir müssen deine Wunde verarzten und uns erst einmal verstecken, damit uns die Polizei nicht noch erwischt.“ Er sah ihn an, brauchte einen Moment, bis er seine Worte verstand und ihm zustimmend zunickte. „Ja… du hast Recht.“ Zwar hatten sie ihr Ziel nach so langer Zeit endlich erreicht, doch es fühlte sich nicht nach einem Sieg an. Die ganze Situation lag ihm schwer im Magen und trübte seine Stimmung. Sein Kollege schien es zu merken, zog ihn noch einmal an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. „Mach dir keinen Kopf. Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus.“ In dem Moment wusste er nicht, ob er dessen Worten wirklich Glauben schenken konnte, oder nicht. Er würde es einfach auf sich zukommen lassen. Alles andere war schließlich nicht möglich. Sein Boss stand auf und hielt ihm die Hand hin, die Reita ansah, ehe er seinen Blick zu ihm hoch richtete. „Komm.“ Sagte er nur, ehe der Maskenträger seine Hand nahm und sich hochhelfen ließ, um mit ihm diesen Ort zu verlassen. Er drehte sich um, sah auf den leblosen Körper ihrer letzten Zielperson, die mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden lag, der sich langsam immer weiter rot färbte. „Wir haben es geschafft.“ Stellte er verblüfft fest, da er es noch immer nicht glauben konnte. Er spürte die Hand des Anderen auf seiner Schulter und musterte ihn. Ihre Blicke trafen sich und sein Boss lächelte ihn an. „Ja, wir haben es geschafft.“ Antwortete dieser ihm und klopfte ihm leicht auf die Schulter, ehe er die Hand von ihm nahm und sich wegdrehte. „Jetzt müssen wir uns um den Wiederaufbau des Clans kümmern.“ Vernahm er dessen Worte und Reita seufzte leise. In der letzten Zeit hatte ihr Clan einige Männer verloren. Das mussten sie wieder hinkriegen, um ein gewisses Maß an Stärke zurück zu gewinnen. Noch einmal sah er auf den Mann, der vor ihm lag. „Wir haben es geschafft.“ Epilog: Epilog -------------- ~~*~~*~~*~~* Ein halbes Jahr später *~~*~~*~~*~~ Da er selten im alten Gebäude bei ihrem Boss war, hatte er sich relativ schnell an dieses Haus gewöhnt. Es ragte lediglich sieben Stockwerke nach oben, hatte aber einen großen Vorteil gegenüber dem alten Gebäude: Es gab auf jeder Etage einen Balkon. Diese lagen alle übereinander und die obersten zwei Balkone gehörten zum Büro und zum privaten Bereich des Bosses. Was würde ein Raucher auch ohne einen Balkon machen? Zwar hatte Kazuki noch nie große Probleme damit gehabt, im Zimmer zu rauchen, doch dabei draußen sitzen zu können, gefiel diesem einfach mehr, als am Schreibtisch zu hocken und den Raum somit mehr und mehr mit dem Qualm zu füllen. Als er dessen Büro betrat, war niemand zu sehen und schnell war klar, dass er draußen saß. Er durchquerte den Raum, zog die Türe zum Balkon auf, trat hinaus und schloss die Türe sogleich wieder hinter sich. Sein Boss sah zu ihm auf, lächelte und schob ihm die Schachtel samt Feuerzeug entgegen. Ohne ein Wort zu wechseln, setzte er sich neben ihn und ergriff die Schachtel und das Feuerzeug, nahm beides vom Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Viele Jahre in seinem Leben konnte er darauf verzichten, doch wenn man länger mit einem Raucher zusammen war, kommt das scheinbar von ganz alleine. Seufzend lehnte er sich zurück, pustete den Rauch aus der Lunge und sah in den dunklen Nachthimmel, an dem man schwach einige Sterne erkennen konnte. „Du vermisst ihn immer noch, oder?“ Hörte er seinen Sitznachbarn, der ihn mit einem leichten Lächeln ansah. Schon oft hatte er mit ihm darüber gesprochen, war ihm gegenüber ehrlich und so nickte er auch dieses Mal. „Es tut mir leid, wie die Dinge gelaufen sind. Ich wollte nie, dass das passiert.“ Entschuldigte er sich mal wieder bei ihm, doch er schüttelte einfach den Kopf. „Niemand konnte sowas erahnen. Scheinbar musste es passieren, damit du jetzt hier sitzen kannst.“ „Wahrscheinlich.“ Antwortete Kazuki, zog noch einmal an seiner Zigarette, ehe er diese im Aschenbecher aus machte. „Es bringt nichts, ihm jede Nacht hinterher zu spionieren.“ Hörte er ihn auf einmal sagen und sah ihn geschockt an. „Bitte was?“ Sein Boss begann zu lachen und schien ziemlich amüsiert zu sein. „Rei… ich bin dein Boss.“ Begann er und lehnte sich etwas zu ihm rüber. „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“ Fragte er ihn, bevor er weitersprach, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. „Nein, das bin ich nicht. Ich bin besorgt.“ Erklärte er und lehnte sich dann wieder im Stuhl zurück und sah in den Himmel. „Wenn meine besten Männer abends oder nachts unterwegs sind, will ich einfach nur wissen, wo sie sich rumtreiben, damit ich weiß, dass es ihnen gut geht.“ „Du spionierst uns hinterher?“ Wieder lachte der Andere und er war sich gerade nicht mehr so sicher, was er darauf sagen sollte. „Ich würde es nicht so nennen. Es ist eher… bewachen. Oder noch besser: Beschützen. Und als dein Freund möchte ich nicht, dass du ständig diesem Sato hinterher spionierst. Dass bringt Yuu auch nicht zurück. Und als dein Boss möchte ich, dass du es wirklich sein lässt, okay?“ „Also bist du doch eifersüchtig!“ „Ich bin gekränkt. Denn du scheinst dich immer noch mehr für deinen Ex zu interessieren, als für mich.“ Ein wenig genervt verdrehte er die Augen und zog an der Zigarette, sah ebenfalls in den Himmel und antwortete gar nicht mehr auf dessen Aussage. „Gut zu wissen, dass du uns ausspionierst.“ „Es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Wenn ich euch verliere, bin ich aufgeschmissen. Und ganz unter uns: Das, was du machst, ist das geringste Übel.“ Er zwinkerte ihm zu, als sich ihre Blicke trafen und das verwirrte ihn nun doch ganz schön. Wieder zog er an der Zigarette, ehe er diese im Aschenbecher ausdrückte und ihn fragend ansah. „Will ich wissen, was du sonst noch herausgefunden hast?“ Kazuki grinste ihn an und zuckte mit den Schultern. „Informationen, die du schon hast. Da bin ich mir sicher.“ Verwirrt blinzelte er und wurde doch ziemlich neugierig. „Sag schon, was treibt er?“ Stellte er ihm nun die direkte Frage und brachte Kazuki damit erneut zum Lachen. „Er besucht ziemlich oft eure alte Nachbarin. Jetzt, wo er abends wieder Zeit dafür hat, scheint er das auch auszunutzen.“ Das glaubte er nicht. War das wirklich sein Ernst? „Du meinst…“ Begann er, kam aber nicht weit, da die Balkontüre aufging, kurz darauf wieder zugezogen wurde und ein breit grinsender Braunhaariger vor ihnen stand. „Guck dir doch sein Grinsen an. Wo soll das denn sonst herkommen?“ Seinem Kollegen verging das Grinsen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr lästert über mich?“ Fragte Kai schnaufend, was Kazuki zum Grinsen brachte, ehe er den Kopf schüttelte. „Wir lästern nicht, sondern erörtern nur Tatsachen.“ Der Braunhaarige setzte sich dazu und hob skeptisch eine Augenbraue. „Und das soll ich glauben?“ Fragte er und sah dann zu Reita. Doch auch er grinste nur und zuckte mit den Schultern. Das Thema wurde daraufhin auch schon wieder beendet und für eine Weile saßen sie stumm nebeneinander und sahen alle auf in den Himmel. „Habt ihr euch damals auch immer gefragt, wo das alles hinführen wird?“ Durchbrach Kai leise die Stille, ohne den Blick vom Himmel abzuwenden. „Ich habe eigentlich damit gerechnet, den Auftrag zu erledigen und wieder direkt beim Boss im Gebäude zu arbeiten. So wie vorher, bevor ich zu euch kam.“ Antwortete Kazuki ebenfalls leise. „Für mich stand irgendwie schon fest, am Ende wieder ein einfacher Dieb zu sein, der verschiedene Läden ausraubt, um den Boss glücklich zu machen, da wir den Kerlen, die ihm Geld schulden, das Leben schwer machen.“ Schmunzelnd kamen diese Worte über seine Lippen, denn irgendwie hatte das immer am meisten Spaß gemacht. „Das Gleiche dachte ich auch immer. Und ich hatte gehofft, dass wir drei das zusammen machen.“ Gestand Kai ihnen dann und sah sie nun lächelnd an. „Zwar rauben wir keine Läden aus, aber wir sind noch immer ein Team, nicht wahr?“ Sein Lächeln war ehrlich und ansteckend, dass auch Reita lächeln musste und er sah, dass es auch Kazuki ansteckte. „Du hast Recht. Wir sind ein Team.“ Pflichtete ihr Boss ihm bei und auch Reita nickte bestätigend, ehe er darauf antwortete: „Ja, wir sind ein Team. Für immer.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)