Die Hölle von Bamberg von Pragoma ================================================================================ Kapitel 2: Verseucht -------------------- Dichter Rauch legte sich und gab die Überreste eines Menschen frei, der minutenlang gelitten hatte. Lebendig verbrannt, zuvor qualvoll gefoltert. Nicht die erste Frau, die so den Tod und die angebliche Erlösung fand. Beinahe jeden Tag brannten die Scheiterhaufen vor der Stadt Bamberg, verschlangen Männer gleichermaßen, wie auch Frauen. Kinder hingegen fanden einen sanfteren Tod, wurden in heißes Wasser gesteckt und bluteten aus, nachdem man ihnen zuvor die Pulsadern aufschnitt. Die Luft stank nach verbranntem Fleisch. Ein Geruch, der nur schwer zu ertragen war, viele sich angeekelt ein Taschentuch vor Mund und Nase pressten. Den Anblick von schwarz, verkohlten Knochen ertrugen sie dann aber um so mehr, traten sogar einen Schritt vor und wollten sich vergewissern, ob die Hexe auch wirklich tot war. Um nicht aufzufallen, tat ich es ihnen gleich, besah mir die Überreste und stieß einen entsetzen Schrei aus. Sofort lagen alle Augenpaare auf mich gerichtet, der Fürstbischof trat aus der Menge heraus und direkt auf mich zu. "Was schreist du hier so herum, Weib?", verlangte er zu wissen, besah mich kritisch und musterte mich wie ein frisch geschlachtetes Stück Fleisch. Verlegen senkte ich meinen Blick, wagte es nicht anzusehen. "Tut mir leid, mein Herr", murmelte ich etwas zu leise, sodass er mich erneut anfuhr, lauter zu sprechen. Ein paar Sekunden brauchte ich, dann deutete ich auf die übriggebliebenen Knochen. "Sie war guter Hoffnung." "Guter Hoffnung? Womit? Mit der Frucht des Teufels?" spottete der Bischof, spuckte auf die Knochen und trat so hastig an mir vorbei, dass er mich beinahe umstieß. Er war kein netter Mensch. Jeder wusste, dass er schnell urteilte und verurteilte. Wer nicht in seiner Gunst stand, hatte es schwer. Besonders wir Frauen, aber auch viele Kinder. Seufzend richtete ich meine Schürze, wandte mich zum Gehen ab, wollte den Schauplatz des Grauens verlassen. Zwei Männer hielten mich jedoch auf, ließen mich nicht an ihnen vorbei und ehe ich mich versah, stand erneut der Fürstbischof vor mir. "Bist du nicht die Elisabeth Holzstecher?" Wieder sah er mich prüfend an und schritt sogar um mich herum. "Dein Name wurde genannt", fuhr er fort, während er mich im Genick packte und sehr genau in die Augen sah. "Schafft sie weg zu den anderen", knurrte er, schubste mich beinahe in die Arme der beiden Männer und deutete mit dem Finger auf mich. "Da habt ihr die nächste Hexe. Bamberg ist verseucht von ihnen und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis auch die letzte Hexe brennt!" Erschrocken wichen die Bewohner zurück, einige tuschelten, andere sprachen ihm einfach nach und hatten bereits ihr Urteil gefällt. Für sie war ich eine Hexe, eine verlorene Seele, die nur durch das Feuer gerettet werden konnte. Zuvor erwartete mich Folter, die peinliche Befragung unter strenger Aufsicht des Schafrichters. Was genau mich erwartete, wusste ich nicht genau. Wie man sich aber über Folter in manchen Reihen erzählte, machte mir Angst. Laute an Schmerzen hörte man noch drei Gassen weiter. Andere berichteten von lebenslang entstellten Menschen. Noch mehr aber sprach man davon, dass viele die Folter nicht überstanden, einige sogar dabei starben. Mir stand das blanke Entsetzen im Gesicht, mein Körper versteifte sich, während die Wachen mich bereits packten, von der Menge weg schleiften. Wohin sie mich führten, wusste ich genau. Das neuerrichtete Drudenhaus. Ein Gefängnis, gleichzeitig aber auch der Ort, an dem das Verhör stattfand. Kalte Schauer überkamen mich, meine Beine begannen zu zittern, versagten mir ihren Dienst. Unter lautem Gelächter zogen sie mich weg, zerrten an meinen Armen, schleiften mich zurück in das Innere der Stadt, wo mich bereits eine der vielen Zellen erwartete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)