How to save a life von Funkenherz (Midnight x Mt. Lady) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ In ziviler Kleidung verließ die Lehrerin das Schulgelände. Die Sonne hatte in den letzten Wochen an Intensität gewonnen, sodass sie die verhasste Winterkleidung endlich gegen ein etwas luftigeres Outfit hatte eintauschen können. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, rückte die Brille zurecht, welche sie in Zivil trug und durchquerte das Tor, welches die UA von der Außenwelt trennte. "Sensei!" Vor dem Tor standen einige Schüler ihrer Klasse und winkten ihr munter zu. "Machen Sie einen Ausflug?" Auf die Lippen der Lehrerin legte sich ein Lächeln. "Ja, ganz genau. Bei dem schönen Wetter im Haus zu bleiben, wäre doch schon fast kriminell." "Das stimmt wohl. Aus dem Grund haben wir fünf uns auch gedacht, heute Nachmittag schwimmen zu gehen.", erklärte eine ihrer Schülerinnen gut gelaunt und deutete kurz auf die restliche Gruppe von Heldenanwärtern. "Na dann viel Spaß~", kam es ebenso gut gelaunt von der UA Lehrerin. "Aber denkt daran heute rechtzeitig wieder zurück zu sein und Morgen nicht zu verschlafen, immerhin geht es zeitig los." Sie winkte den Schülern noch kurz zu und die Gruppe tat es ihr gleich. Schließlich setzte Nemuri ihren Weg in Richtung Stadt fort. Sie schmunzelte und war bester Laune. Wie sehr sie ihren Beruf doch liebte. Nie hätte sie gedacht, dass es so einen Unterschied machen würde, an einer normalen Schule, oder aber der an UA zu unterrichten, obwohl ihr der Job in der Parallelwelt durchaus auch gefallen hatte. Apropos Parallelwelt: nach wie vor wüsste sie gerne, was aus der Welt und deren Bevölkerung geworden war. Sie konnte nur hoffen, dass die Zerstörung wieder verschwunden war und die Menschen so leben konnten wie zuvor. Herausfinden würde sie es jedoch nie. Als sie an einer roten Ampel darauf wartete, die Straße überqueren zu können, streckte sie sich währenddessen genüsslich. Ihre Schulter war dank Recovery Girl inzwischen wieder vollständig verheilt, lediglich eine Narbe war dort, wo der Steinsplitter sie getroffen hatte, geblieben. Eine Tatsache, die sie zwar wahrlich nicht freute, doch Nemuri wusste, dass es auch viel schlimmer hätte kommen können. Generell grenzte es an ein Wunder, dass sie noch einmal die Chance bekommen hatte, ihr Leben in dieser Welt zu leben. Fast so, als wäre nichts geschehen. Die Einstellung der Zivilisten gegenüber der Helden war seit der Schlacht zwar deutlich abgekühlt und schwieriger geworden, doch die Lehrerin hatte die Hoffnung, dass sich dies wieder geben würde, wenn sie sich nur zu Genüge anstrengten und das Vertrauen der Menschen wiedererlangten. Alles in Allem kam es ihr jedoch vor wie ein Wunder, diese zweite Chance erhalten zu haben und ihr Leben hier fortführen zu dürfen. Sie wusste, dass sie diese Chance nutzen würde und sie genoss jeden Tag in vollen Zügen. Die Ampel wechselte zu Grün und die Fußgänger setzten sich in Bewegung. Auch Nemuri lief los, überquerte die Straße und sah auf dem Platz, welcher sich auf der anderen Straßenseite befand, bereits drei bekannte Gesichter, welche auf sie warteten. Edge Shot saß auf einer Bank im Schatten, während Kamui Woods an einer Hauswand lehnte und ihr einen kühlen Blick zuwarf. Zumindest vermutete Nemuri dies, denn seine Mimik war durch die hölzerne Maske nur schwer zu lesen. Die Lehrerin hob eine Hand zum Gruß, während sie sich den Profihelden näherte. Derweil hatte das Küken des Teams, welches neben Edge Shot auf der Bank gesessen hatte, sich erhoben. Die Blondine, welche ihr Heldenkostüm für heute bereits gegen zivile Kleidung eingetauscht hatte, winkte ihr gut gelaunt zu und lief ihr die letzten Meter entgegen. "Du bist spät dran, Nemuri.", begrüßte Yu sie neckend. "Ich habe noch einige Klausuren kontrolliert, bevor ich aufgebrochen bin, aber hey, so spät bin ich nun auch wieder nicht." Die intensiv blauen Augen der Lehrerin funkelten amüsiert. "Wir haben hier zumindest schon seit einem Weilchen auf dich gewartet.", befand Yu, ehe sie die Ältere auffordernd anblickte. "Willst du mich nicht vernünftig begrüßen?", forderte sie. Anstelle einer Antwort, beugte die Dunkelhaarige sich zu Yu und küsste diese auf die Lippen. Die Profiheldin schloss kurz die Augen und erwiderte den Kuss. "Besser?", neckte Nemuri sie. "Schon viel.", befand Yu und knuffte sie liebevoll in die Seite. Kamui murrte von seinem Platz aus wenig erfreut vor sich hin, während Edge Shot sich von der Bank, auf der er gesessen hatte, erhob. "Schön dich zu sehen.", begrüßte der Profiheld die Lehrerin und nickte ihr zu. "Und es geht in Ordnung, wenn wir unsere Koffer schon einmal in der UA lagern?" "Klar, dafür haben wir euch die Besucherkarten immerhin ausgehändigt. Ohne die Karten, würdet ihr am Schultor scheitern.", antwortete Nemuri ihm freundlich. "Morgen um 6 Uhr geht es los, richtig?", erkundigte Kamui Woods sich, woraufhin Nemuri nickte. "Morgen um 6 Uhr fährt der Reisebus ab. Wir treffen uns daher schon eine Viertelstunde vorher.", bestätigte sie. "Übrigens danke Jungs, dass ihr meinen Koffer das restliche Stück mit zur UA tragt.", streute Yu munter ein. "Keine Ursache, aber musste es denn unbedingt ein grellpinker Koffer sein?" Etwas peinlich berührt blickte der silberhaarige Profiheld zu dem riesigen, pinken Schalenkoffer. Unbekümmert zuckte Yu mit den Schultern. "Einen anderen Koffer habe ich nicht und außerdem weiß ich wirklich nicht, was du gegen Pink hast." "Und ihr zwei habt noch etwas vor?", hakte Kamui nach. Yu nickte. "Ja genau. Nemuri will mir ihren Opa vorstellen. Aus dem Grund haben wir uns auch in der Stadt getroffen und fahren von hier aus gemeinsam weiter." Nachdem Edge Shot ihnen noch einen schönen Nachmittag gewünscht und Kamui Woods sich knapp verabschiedet hatte, setzten die beiden Frauen ihren Weg in Richtung Bushaltestelle fort, wobei Yu nach der Hand ihrer Freundin gegriffen hatte und diese locker hielt. "Kamui hatte ja wieder eine Laune. Ich denke, er wird mich nie leiden können.", stellte Nemuri fest, machte sich jedoch nicht wirklich etwas daraus, was der Profiheld von ihr hielt. Yu blickte zu ihr hoch und hob eine Augenbraue. "Ich weiß wirklich nicht, was sein Problem mit dir ist. Vermutlich hast du ihn bloß irgendwie auf dem falschen Fuß erwischt. Eigentlich ist er wirklich umgänglich.", versuchte sie ihren Teamkameraden zu verteidigen. "Ich kann dir sagen, was für ein Problem er mit mir hat. Er mag dich auch und da komme ich daher und schnappe dich ihm weg.", erklärte Nemuri vollkommen ungerührt. "Ach Quatsch." Mit ihrer freien Hand machte Yu eine wegwerfende Bewegung. "Wir sind nur gute Freunde, mehr nicht. Das habe ich dir schon so oft erklärt." Die Lehrerin verdrehte die Augen. "Manchmal siehst du auch nur, was du sehen willst, Yu." "Hey, ist das da vorne unser Bus?", hakte die Blondine lieber nach und beendete das vorherige Thema somit. Nachdem Nemuri ihr dies bestätigt hatte, lief die junge Profiheldin los, während die Dunkelhaarige sich ebenfalls in Bewegung setzte, um ihr zu folgen. Während sie zum Bus liefen, betrachtete Nemuri Yu unauffällig. Sie war so froh, dass es ihr wieder gut ging. Als Mic und sie die Kleinere zu Recovery Girl gebracht hatten, hatte es wirklich nicht gut für die junge Heldin ausgesehen. ~~~ Flashback ~~~~ Nun, wo sie endlich lag, spürte Nemuri auch ihre eigene Erschöpfung. Zwar hatte Recovery Girl sich um ihre Verletzungen gekümmert und ihre Schulter bandagiert, dennoch hatte die Lehrerin das Gefühl, gerade mindestens einen Marathon gelaufen zu sein. Seitlich neben ihrem Krankenbett saßen Present Mic und Eraser Head, welche es kaum fassen konnten, sie lebend wieder zu sehen. Zum wiederholten Mal fragten ihre beiden Kollegen sie immer wieder dieselben Fragen, scheinbar in dem Versuch zu begreifen, wie es möglich war, dass sie nun wieder lebendig vor ihnen stand. Bis eben noch hatte Nezu den beiden Lehrern Gesellschaft geleistet, doch der Direktor war vor einer Viertelstunde aufgebrochen und hatte die Krankenstation wieder verlassen. Einerseits tat es wirklich gut, ihre beiden Lehrerkollegen bei sich zu wissen, doch aktuell konnte Nemuri sich kaum darüber freuen, wieder hier in ihrer Welt und zurück bei ihren Freunden zu sein. Drei Meter weiter, im benachbarten Krankenbett, lag ihre Freundin, immer noch bewusstlos, zerbrechlich und weiß wie eine Wand. Wenn sie zu Yu sah, wurde ihr Herz schwer und sie hatte das Gefühl, als würde die Sorge um die Kleinere sie noch von Innen auffressen. Den beiden Teamkameraden der Blondine musste es ähnlich gehen. Noch während Recovery Girl die Profiheldin behandelt hatte, hatte jemand Edge Shot und Kamui Woods hier her zur UA beordert. Nun saßen die beiden Helden mit besorgten, starren Gesichtern am Bett ihrer Kameradin, ähnlich wie Mic und Eraser bei ihr saßen. Recovery Girl hatte sich um Yus Verletzungen gekümmert. Die alte Heilerin war sogar so weit gegangen, einen Schüler mit geeigneter Blutgruppe darum zu bitten Blut zu spenden. Sie hatte alles für die Profiheldin getan, was sie tun konnte, hatte die anderen Anwesenden gleichzeitig aber auch darüber informiert, dass ihre Möglichkeiten ausgeschöpft waren und es nun an Yu wäre zu kämpfen. Wann immer sie von ihrem Platz aus zu der Jüngeren gesehen hatte, hatte diese zerbrechlich und nicht ansprechbar dagelegen. Der Brustkorb der Blondine hob und senkte sich so leicht, dass Nemuri mit etwas Abstand noch nicht einmal genau sagen konnte, ob die Jüngere noch atmete. Für die Lehrerin war der Anblick ihrer verletzten Freundin nur schwer zu ertragen. Absolut furchtbar. Immer wieder sah sie in ihren Erinnerungen vor sich, wie es überhaupt zu dieser schrecklichen Verletzung gekommen war. Wenn sie doch nur irgendetwas für Yu tun könnte! Die Hilflosigkeit und das Bangen um das Leben der jungen Profiheldin, waren für Nemuri das Schlimmste. Ihre Nerven lagen absolut blank. Immer wieder hatte sie sich mit einem Blick zum Krankenbett der Jüngeren vergewissert, ob deren Zustand noch unverändert war. Wieder hatten ihre beiden Lehrerkollegen sie in ein Gespräch verwickelt, wohl teils um sie abzulenken und teils, um sich einen Reim auf ihr plötzliches Auftauchen machen zu können. Über das Gespräch hatte Nemuri im ersten Moment gar nicht bemerkt, wie die Blondine im Nachbarbett schließlich die Augen geöffnet hatte. "Kamui...? Edge...?" Erst die dünne Stimme der Jüngeren und die Tatsache, dass ihre Teamkameraden sich ruckartig erhoben und zu Yu gebeugt hatten, hatte auch Nemuri innehalten und zu ihr herüber sehen lassen. Die Dunkelhaarige hielt fast den Atem an. Im ersten Moment war sie sich nicht sicher gewesen, ob sie sich Yus Stimme nur eingebildet hatte oder nicht, doch warum sonst sollten die beiden anderen Profihelden plötzlich so alarmiert sein? Heiße und kalte Schauer fuhren abwechselnd über Nemuris Rücken. Konnte es wirklich sein...? "Takeyama! Ein Glück, du bist aufgewacht.", hörte sie Kamui Woods sagen. Spontan hatte er nach der Hand seiner Kameradin gegriffen. "Bleib ganz ruhig liegen, okay? Ich hole Recovery Girl.", ergriff Edge Shot das Wort. Ganz langsam schien es Yu zu dämmern, in welcher Welt sie sich befinden musste, da ihre beiden Teamkameraden anwesend waren. Erst spiegelte sich Überraschung und Erleichterung im Blick der Profiheldin, dann legte sich der pure Horror über ihre Mimik. "Nemuri! Oh Gott, wo ist Nemuri?!", rief sie mit panischer, fast schriller Stimme aus und hätte sich trotz ihrer Verletzungen beinahe ruckartig aufgesetzt, wenn ihre beiden Teamkameraden nicht reagiert und sie heruntergedrückt hätten. "Takeyama! Bleib liegen, sonst gehen deine Verletzungen am Ende wieder auf!", tadelte Kamui Woods sie erschrocken. "Nemuri...? Wo ist...?", begann die Blondine wieder. Derweil hielt die Lehrerin nichts mehr in ihrem Bett. Zwar war sie selbst noch ziemlich wackelig auf den Beinen, dennoch schlug sie die Bettdecke zurück und tappte barfuß auf das andere Krankenbett zu. "Kayama! Willst du dir den Tropf aus dem Arm reißen?! Pass gefälligst auf!", hörte sie Aizawa hinter sich blaffen, wusste jedoch gleichzeitig auch, dass sie sich keine Gedanken darüber machen brauchte, da Mic sich den Tropf bereits geschnappt hatte und ihr damit hinterherstolperte. "Hey, ganz ruhig, ich bin hier.", sprach sie Yu an, schob sich an deren beiden Teamkameraden vorbei und setzte sich schließlich auf die Bettkante. Sanft strich sie der Blondine über die Wange. Das Yu vom Schlimmsten ausgegangen war, nachdem sie sie nicht sofort gesehen hatte und sich bewusst geworden war, wieder in ihrer Welt zu sein, war Nemuri im Gegensatz zu den Anderen praktisch sofort klar gewesen. "Du lebst... und wir sind beide wieder zurück...", flüsterte Yu, die die Lehrerin nun anblickte und sich langsam wieder beruhigte. Die anderen Anwesenden tauschten fragende Blicke aus. ~~~~ Flashback Ende ~~~ Als der Bus die gewünschte Haltestelle erreicht hatte, gab Nemuri Yu ein kurzes Zeichen. Beide Frauen erhoben sich von ihren Sitzplätzen und verließen das Fahrzeug wieder. "Wie war eigentlich die Arbeit heute?", erkundigte Nemuri sich bei der Blondine. Yu strahlte ihr entgegen. "Es ist herrlich, endlich wieder fit zu sein und mit den beiden Jungs durch die Stadt patrollien zu können. Wir haben einige Zivilisten vor zwei Schurken beschützt.", berichtete sie gut gelaunt. "Das klingt gut. Und deine Verletzungen sind wirklich wieder verheilt?" Nemuri musterte die Kleinere mit einem prüfenden Blick. Yu hakte sich bei ihr unter und winkte ab. "Inzwischen ist wirklich alles wieder in Ordnung. Recovery Girl hat ganze Arbeit geleistet, auch wenn sie mich mehrmals behandeln musste." Seit der Rückkehr der beiden Frauen waren inzwischen drei Wochen vergangen. "Na dann ist ja gut. Fit solltest du auch wieder sein, wenn wir morgen mit den Schülern ins Trainingscamp fahren." "Ich BIN fit!", versicherte Yu noch einmal, ehe sie ein Gesicht zog. "Allerdings verstehe ich nicht, wieso ich von Edge Shot vor ein paar Tagen erfahren musste, dass wir mit der UA wegfahren?!" "Er ist der Teamleader, oder etwa nicht?", hakte Nemuri schmunzelnd nach. "Und ich bin deine Freundin!", murrte die Blondine vor sich hin. "Außerdem sind wir drei selbständige Profihelden mit je eigener Agentur, die sich lediglich als Team zusammengetan haben.", stellte sie noch einmal klar. "Hey, wir sind da. In diesem Haus lebt mein Großvater.", versuchte Nemuri das Thema zu wechseln und deutete auf das Hochhaus, auf welches die beiden Frauen geradewegs zuliefen. Da Nemuri einen Schlüssel für das Haus besaß, mussten sie nicht extra klingeln. Gemeinsam betraten sie das Gebäude. Ganz automatisch wollte Yu schon auf den Aufzug zusteuern, doch die Lehrerin hielt sie zurück, schüttelte amüsiert den Kopf und deutete auf einen Flur, welcher vom Erdgeschoss aus zu einigen Wohnungen führte. "Großvater lebt gleich hier im Erdgeschoss. So ist es leichter für ihn das Haus zu verlassen.", erklärte sie. "Oh, so ist das. Das erspart uns dann auch eine Fahrt mit dem Aufzug." Auch die Wohnungstür wurde von der Lehrerin aufgeschlossen. Die beiden Heldinnen tauschten ihre Schuhe gegen Pantoffeln und betraten den Flur der kleinen Wohnung schließlich. "Opa! Ich bin da! Und ich habe Yu mitgebracht!", rief Nemuri in Richtung einer offenstehenden Zimmertür. Kurz sah die Blondine sich im Flur um. Die Sitzbank und die Garderobe wirkten alt aber gepflegt. Neben dem Bänkchen, welches vermutlich als Sitzgelegenheit diente, um leichter in die Schuhe schlüpfen zu können, entdeckte sie ein altes Telefon mit Wahlscheibe. Die Luft roch nach Tee und eingeschalteter Heizung, was auch die mollige Wärme in der Wohnung erklären würde. Im angrenzenden Zimmer, vermutlich dem Wohnzimmer, konnte sie hören, wie sich jemand vom Sofa erhob. Nemuri deutete an ihr zu folgen und mit einem etwas seltsamen Gefühl in der Magengegend, setzte auch Yu sich nun in Bewegung. Der Großvater der Lehrerin war die erste Person aus ihrer Familie, die ihre Freundin ihr vorstellte. Das es ausgerechnet der Opa war, lag wohl daran, dass dieser ganz in der Nähe wohnte und Nemuri schon immer gut mit ihm ausgekommen war. Normalerweise zerbrach Yu sich nicht den Kopf darüber, was andere Leute über sie dachten, doch sie hoffte, ebenfalls gut mit dem alten Herrn auszukommen. Das Nemuri sie einem ersten Familienmitglied vorstellen wollte, gab der Beziehung außerdem etwas Offizielles. Yu konnte nicht leugnen, plötzlich doch ein wenig aufgeregt zu sein. Im Wohnzimmer angekommen, erblickte sie einen alten Herrn, welcher auf einen Stock gestützt der Tür entgegenlief. Die intensiv blauen Augen des Rentners begannen sofort freudig zu strahlen, als er seine Enkeltochter erblickte. "Opa! Ich hab dir jetzt schon so oft gesagt, dass du hier im Haus lieber mit dem Rollator laufen sollst, nicht am Stock. Die ganzen Teppichbrücken sind nichts als Stolperfallen." Die Lehrerin schüttelte den Kopf, während der alte Herr die Arme ausbreitete. "Ich lebe jetzt schon seit über 40 Jahren hier in der Wohnung und weder deine Oma, Gott habe sie selig, noch ich sind auch nur ein einziges Mal über eine Teppichkante gestolpert.", winkte der Großvater ab. "Und jetzt lass dich drücken." Opa und Enkeltochter umarmten sich, was Yu unweigerlich schmunzeln ließ. Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf. Es war schön, Nemuri und ihren Opa zu beobachten, zumal die Lehrerin gerade eine Seite von sich zeigte, die sie so noch nicht kannte. "Ich hab dich so vermisst, Schätzchen.", nuschelte der Senior und wirkte überglücklich. "Ich dich auch, Opa." Schließlich gingen die beiden wieder etwas auf Abstand und Nemuri winkte die Blondine zu sich heran. "Wie versprochen, habe ich meine Freundin mitgebracht. Das ist Yu.", stellte die Lehrerin die Jüngere vor, welche dem alten Herrn höflich zunickte und eine kurze Verbeugung andeutete. Um einen guten Eindruck zu hinterlassen, war Yu gewillt sich von ihrer besten Seite zu zeigen. "Es freut mich Sie kennenzulernen.", begrüßte sie den Großvater, ehe sie merklich stutzte. Dieses Gesicht, die intensiv blauen Augen und das kleine Muttermal auf seiner Wange... das war doch...! "Moment, ich glaube wir kennen uns schon.", stellte sie überrascht fest. Die Augen des alten Herrn funkelten voller Wärme. "Und ob wir uns kennen. Nemuri und ich haben dir viel zu verdanken, junge Dame." Nun war es an der Lehrerin verwirrt zwischen ihrem Opa und ihrer Freundin hin und her zu blicken. "Ihr kennt euch?", hakte sie nach. "Naja, kennen ist vielleicht etwas zu viel gesagt, aber wir sind uns zumindest schon einmal begegnet.", versuchte Yu zu erklären. "Sie hat regelmäßig ein ganz bestimmtes Grab auf dem Friedhof besucht, ganz genau so wie ich.", ergänzte der alte Herr. Kurz stutzte Nemuri noch, dann hatte sie verstanden und wirkte sofort ein wenig unbehaglich. "Oh... so ist das." Schließlich wurde ihr Blick wieder fragend. "Und was meinst du damit, dass wir Yu viel zu verdanken haben?", wollte sie wissen. Sie hatte ihrem Großvater immerhin noch nichts von der Parallelwelt erzählt. "Das... darüber wollte ich sowieso mit euch gesprochen haben. Warum setzen wir uns nicht?" Der alte Herr deutete auf eine gemütlich wirkende Sofaecke. Während Nemuri und sie sich nebeneinander auf das Sofa gesetzt hatten, hatte der Großvater der Lehrerin auf dem Sessel gegenüber Platz genommen. Yu trank einen Schluck Früchtetee und blickte neugierig zu dem Wohnungsbesitzer. Er wollte etwas mit ihnen besprechen, hatte er gesagt. Fragte sich nur was. "Wie schon gesagt, haben wir beide dir viel zu verdanken, junges Fräulein.", begann der Großvater erneut. Yu zog eine Augenbraue hoch. "Ich verstehe nicht ganz. Wie meinen Sie das?" Vielleicht hatte sie gemeinsam mit Nemuri in der Parallelwelt gegen die Nomu gekämpft, doch sie konnte sich nicht erinnern, auch etwas für den Opa getan zu haben. "Nun, du hast meiner Enkelin das Leben gerettet.", begann der Alte. "Eh? Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt so nennen würde." "Erinnerst du dich noch an das Gespräch auf dem Friedhof? Ich habe dich gefragt, ob du ungeschehen machen würdest, was passiert ist, wenn du die Möglichkeit dazu hättest." Auf die Lippen des alten Herrn legte sich ein Lächeln. In der Tat erinnerte Yu sich an das Gespräch. Sie nickte. "Was ich bestätigt habe. Aber der gute Wille allein reicht dafür nicht." "Das ist wohl wahr, aber hier komme ich ins Spiel. Und ich fürchte, ich muss mich wirklich bei dir entschuldigen. Der Einsatz meiner Quirk hätte dich beinahe umgebracht, was ich so niemals beabsichtigt habe." Nun war es an beiden Frauen den Wohnungsbesitzer erstaunt anzusehen. "Der Einsatz Ihrer Quirk? Wie meinen Sie das?", hakte Yu nach. "Aber Opa, du hast doch gar keine Quirk.", mischte nun auch Nemuri sich ein. Doch der Großvater schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. "Das denkst aber auch nur du, Nemuri.", widersprach er. "Allerdings ist der Einsatz meiner Quirk so umständlich, dass es beinahe so ist, als wäre ich ein Normalo." Nemuri und Yu tauschten rasch einen fragenden Blick aus und sahen schließlich wieder zum Opa der Lehrerin, welcher die stumme Aufforderung verstanden hatte und weitersprach. "Mit meiner Quirk ist es mir möglich, einer Person, die zu früh gestorben ist, unter bestimmten Umständen zurück ins Leben zu helfen, weißt du?" Die Lehrerin sog scharf die Luft ein, schwieg aber und ließ ihren Großvater weiter erklären. "Nach dem Tod einer Person, kann ich deren Seele für einige Zeit lang in eine Art Parallelwelt ziehen und sie dort halten. Sie zurück ins Leben holen kann ich jedoch nicht. Hierzu braucht es eine Person, die diesen Part übernimmt. Es muss jemand sein, dem der Verstorbene wirklich viel bedeutet hat." "Was?! Das ist deine Quirk? Aber warum hast du mir nie davon erzählt, Opa?" Verständnislos blickte Nemuri ihn an. "Weil der Fall, dass meine Quirk je zum Einsatz kommt und sämtliche Bedingungen stimmen, so unwahrscheinlich ist, das es unerheblich war.", erklärte ihr Großvater ihr. "Und wie bist du auf Yu gekommen?", wollte seine Enkeltochter nun wissen. "Ich meine, ich hatte sie dir noch nie vorgestellt, aber du kennst beispielsweise Eraser und Mic, mit denen ich schon seit Ewigkeiten gut befreundet bin." Wären ihre Kollegen da nicht die logischere Wahl gewesen? "Zugegeben, an die beiden hatte ich zuerst auch gedacht. Ich habe mit ihnen gesprochen und sie waren wirklich betroffen, was deinen Tod betraf, aber sie haben die Tatsache akzeptiert und nach einer Weile begonnen wieder nach vorn zu blicken." Nun nickte er in Yus Richtung. "Und da kamst du ins Spiel.", erklärte er. "Während andere Bekannte nur einige Male auf dem Friedhof vorbeigesehen haben, hast du Nemuris Grab fast jeden Tag besucht und hast so unendlich traurig ausgesehen. Du hattest dich ganz eindeutig nicht mit ihrem Tod abgefunden. Und genau das brauchte es: eine Person, die allem Anschein nach unglaublich an meiner geliebten Enkeltochter hing und bereit war alles zu tun, um sie wieder zurückzubringen." Erneut tauschten die beiden Frauen einen Blick aus. Yu genehmigte sich noch einen Schluck Tee, da sie plötzlich einen ganz trockenen Mund bekommen hatte. "Und wie genau funktioniert Ihre Quirk nun?", wollte sie wissen. "Nun, ich habe mich ganz auf dich konzentriert. Meine Quirk ermöglicht es mir, die ausgewählte Person an den Ort zu schicken, an dem die Seele des Verstorbenen sich befindet. Von da an ist es ganz an der lebenden Person, die Seele zu finden und einen Weg zu finden, sie wieder mit zurück zu bringen." Nun war es Nemuri, deren Blick leicht vorwurfsvoll wurde. "Das mag ja alles sein, aber wirklich Großvater, was sollte das mit den Nomu? Diese Monster hätten uns beinahe umgebracht! Es grenzt an ein Wunder, dass Recovery Girl Yu noch retten konnte." Der alte Herr seufzte und wirkte bekümmert über den Vorfall. "Das ihr einer solchen Gefahr ausgesetzt wart, tut mir leid. Es ist nur so, dass ich keinen Einfluss habe, was an dem Ort geschieht, an dem die Seele des Verstorbenen sich befindet. Ich kann Seele und Lebenden nur in eine Art Parallelwelt bringen, in der sie sich begegnen können, doch alles andere liegt nicht in meiner Hand." "Und die Menschen in der Parallelwelt? Dort drüben war alles so erschreckend real. Eine ganz normale Stadt.", ergriff Yu nun das Wort. "Das kann ich dir leider auch nicht beantworten, junge Dame. Ich war noch nie an diesem Ort und habe nie einen Blick dorthin riskieren können. Mir ist es lediglich möglich jemanden dort hin zu schicken. Wie es an diesem Ort aussieht und ob es sich um eine echte Parallelwelt handelt, oder ob diese Welt nur ein Konstrukt meiner Quirk ist, weiß ich nicht." Er räusperte sich und trank ebenfalls einen Schluck Tee. "Was diese Monster betrifft, die euch dort angegriffen haben, kann ich mir nur vorstellen, dass es eine Art Aufarbeitung der Geschehnisse kurz vor Nemuris Tod war. Es ist nur eine Vermutung, aber diese Schlacht hatte dich noch nicht losgelassen und du hast mit Selbstvorwürfen gekämpft, obwohl du für all das gar nichts konntest, oder?" Leicht nickte die Blondine. "Das ist wohl wahr. Ich habe mich dafür verantwortlich gemacht, dass ich nicht für Nemuri da war, als sie mich am meisten gebraucht hätte. Als wir uns dann in der Parallelwelt wiedergetroffen haben, habe ich mir geschworen, sie diesmal zu beschützen und wenn es mich das Leben kostet." Der alte Herr nickte ihr zu. "Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung, aber ich denke, dass es diese Gefühle waren, die die Geschehnisse in der Parallelwelt beeinflusst haben könnten." Schließlich schimmerten seine Augen voller Sympathie. "Auf jeden Fall möchte ich dir danken. Du hast meine Enkelin zurückgeholt, die mir mehr bedeutet als alles auf dieser Welt." Der Blick des Großvaters ruhte nun auf Nemuri. Schließlich grinste er die Dunkelhaarige mit einem zahnlosen Lächeln an. "Und du solltest gut auf dieses Mädchen aufpassen und sie freiwillig nicht mehr ziehen lassen. Das sie in der Lage war, dich zurück ins Leben zu holen, beweist wie sehr sie dich liebt." Nun war es an Yu rot zu werden und sich verlegen am Kopf zu kratzen. Später, nachdem sie sich wieder von Nemuris Großvater verabschiedet hatten, waren die beiden Frauen gemeinsam in Richtung UA gereist. Da die Lehrerin morgen mit einigen anderen Lehrern, zwei Schulklassen und Team Lurkers als Unterstützung, zu einem Trainingscamp aufbrechen würde, hatten sie entschieden, dass Yu auch gleich in der Wohnung der Dunkelhaarigen übernachten konnte, um sich so am nächsten Tag den Anweg zu sparen. Besagte Wohnung lag praktischerweise im Lehrerwohnheim, von welchem man einen Blick auf das Schulgebäude und einige Trainingshallen hatte. Inzwischen war es später Abend. Während Nemuri in der offenen Küchenecke stand und Töpfe und Geschirr abwusch, lag Yu gemütlich auf dem Sofa und blätterte in einer Modezeitschrift. Sie genoss die Ruhe, blendete das Klappern des Abwaschs im Hintergrund gekonnt aus und betrachtete die diesjährigen Modetrends, welche den Lesern in der Zeitschrift vorgestellt wurden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, blätterte sie eine Seite um und war ganz in Gedanken versunken, bis ihr ein Küchenhandtuch genau im Gesicht landete. Yu blinzelte, ließ die Zeitschrift sinken und wischte sich das Handtuch aus dem Gesicht, nur um in das angesäuerte Gesicht ihrer Freundin zu blicken, welche sich über die Sofalehne lehnte. "Hey! Sag mal was soll das?!", beschwerte Yu sich. "Das könnte ich dich auch fragen! Wie wäre es, wenn du mal aufstehst und mir beim Abwaschen hilfst, anstatt hier faul herumzuliegen?", ermahnte Nemuri sie. "Ich?" Die Blondine riss erstaunt die Augen auf und deutete kurz auf sich selbst, so als könnte sie es kaum fassen. "Ja, genau du. Wer sonst?", murrte Nemuri trocken. "Hey, ich bin dein Gast. Schon vergessen?" "Du bist meine Freundin, was diese Regel wieder aushebelt.", konterte die Lehrerin. "Außerdem habe ich das Abendessen schon zubereitet, da kannst du dich jetzt ruhig etwas nützlich machen." "Du hast mich beim Kochen nicht gefragt, ob ich dir helfen kann." Yu blinzelte ihr unschuldig entgegen. "Weil ich nicht wollte, dass wir so kurz vor dem Trainingscamp eine Lebensmittelvergiftung riskieren." Die Blondine plusterte nur empört die Wangen auf, sparte sich jedoch einen Kommentar, da sie wusste, dass Nemuri recht mit dem hatte, was sie sagte. Die junge Profiheldin gehörte zu den Personen, die es schafften selbst Wasser anbrennen zu lassen, oder aber beim Betätigen des Toasters einen Großbrand auszulösen. Beherzt griff Nemuri nach dem Arm der Jüngeren und zog diese in eine sitzende Position. Sie ließ wieder los und blickte Yu abwartend an. "Also los, auf jetzt und ab in die Küche. Hilf mir gefälligst.", verlangte sie. "Vom Abwaschwasser werden meine Finger aber schrumpelig! Ich hab keine Lust!", schmollte Yu. "Die Zeiten, in denen ich dir alles nachgeschleppt habe, sind vorbei, immerhin sind deine Verletzungen inzwischen wieder vollständig verheilt. Wenn du nicht gleich freiwillig aufstehst, kommt das Abwaschwasser zu dir und das willst du nicht...!", drohte die Lehrerin. Yu wusste, dass die Ältere die Drohung vermutlich wirklich noch realisieren würde, indem sie mit einem Gefäß etwas Abwaschwasser abschöpfen und es ihr überkippen würde, wenn sie sich jetzt nicht bewegte. Widerstrebend stand sie also auf, murrte vor sich hin und tappte in Richtung Küche. Sie war zwar froh, dass sie inzwischen wieder fit war, doch konnte sie nicht leugnen, dass es ihr durchaus gefallen hatte, dass Nemuri ihr in der Zeit ihrer Genesung unter die Arme gegriffen hatte und der Haushalt sich auch praktisch von allein erledigt hatte, während sie vorübergehend bei ihrer Freundin eingezogen war. Doch diese Herrlichkeit schien nun vorbei zu sein. Nemuri war nicht die Person, die anderen sämtliche Annehmlichkeiten auf dem Silbertablett hinterher schleppte und eine Diskussion wie diese, hatten sie nun auch nicht zum ersten Mal geführt. Vielleicht konnte Yu sie sogar ein klein wenig verstehen, auch wenn das nicht bedeutete, dass sie wirklich Lust darauf hatte abzuwaschen. "Sklaventreiberin.", murrte sie vor sich hin, ehe sie sich neben die Lehrerin in die Küche stellte und nach dem ersten Topfdeckel griff, um diesen abzutrocknen. "Verzogene Göre!", konterte Nemuri. "Meine Schüler sind nicht halb so faul wie du." "Ach, du lässt deine Schüler deinen Haushalt machen?", hakte die Blondine unschuldig nach. Nemuri verdrehte die Augen. "Komm schon, du weißt genau was ich meine." Das provokante Grinsen der Jüngeren wurde eine Spur breiter. "Weiß ich..., Pädo-Sensei." "Wie hast du mich genannt?!", schnappte die Lehrerin. Yu blinzelte ihr aus ihren rötlichen Augen entgegen und schmunzelte frech. "Ach, gar nichts. Ich habe mich nur gewundert, ob du inzwischen in ein Alter gekommen bist, in dem du Hilfe beim Abwasch brauchst.", neckte sie sie. Die Lehrerin funkelte Yu warnend an, auch wenn sie die Situation ebenso wenig ernst nahm. "Hast du dreistes Gör mich gerade alt genannt?", hakte sie gespielt angesäuert nach und ließ einen Schatten über ihren Blick fallen. Rasch hatte sie Yu zwischen sich und der Küchenzeile eingekesselt. Die Profiheldin drehte sich, sodass sie zu der Größeren hochblicken konnte. Weiterhin zierte ein amüsiertes Grinsen ihre Lippen. "Was denn, sind die Ohren schon so schlecht, dass du mich nicht verstanden hast?", stichelte sie weiter, während ihre Augen amüsiert funkelten. Nemuri legte eine Hand unter das Kinn ihrer Freundin und schob es mit dem Daumen etwas höher, sodass Yu geringfügig den Blick heben musste. Nicht, dass ihr das etwas auszumachen schien. "Dir bringe ich Manieren bei.", drohte Nemuri scherzhaft. "Ach ja?", grinste Yu sie an, legte eine Hand in den Nacken ihrer Freundin und zog sie zu sich herunter, sodass sie sie in einen Kuss verwickeln konnte, welcher rasch intensiver wurde. Für den Moment blendeten sie den Abwasch gänzlich aus und küssten sich. Die Lehrerin knabberte leicht an der Unterlippe ihrer Freundin und fuhr schließlich auffordernd mit der Zunge darüber. Die Blondine ging darauf ein. Nachdem sie schließlich kurz innehalten mussten, um zu atmen, betrachtete die Ältere ihre Freundin mit fast schon hungrigem Blick, schmunzelte vielsagend und begann damit Yus Hals mit vielen kleinen Küssen zu übersähen. Yu gab einen wohligen Laut von sich und reckte genießerisch den Hals, um Nemuri mehr Fläche zu bieten. Die Lehrerin schob das T-Shirt der Blondine hoch, welche ihr kurz dabei half, das Kleidungsstück rasch loszuwerden, ehe es achtlos in Richtung Sofa geworfen wurde. Erneut küssten die beiden Heldinnen sich, während Nemuri Yu über die Seite strich. Mit dem Daumen fuhr sie über ihre Haut und spürte dabei die Narbe, die der Blondine als Andenken aus dem Kampf mit dem Nomu geblieben war. Die Jüngere zeterte zwar regelmäßig darüber, dass sich zu der Narbe über ihrem Auge, nun auch noch die von der Metallstange verursachten, kleinen Narben an Bauch und Rücken gesellt hatten, doch Nemuri störte sich nicht wirklich daran. Auf Yus heller Haut fielen die Narben, die bereits blass geworden waren, kaum auf. Ganz generell übersah sie diese Erinnerungen aus der Parallelwelt, auf der Haut der Jüngeren, ganz einfach. Noch während sie sich küssten, legte die Lehrerin die Hände an die Hüften ihrer Freundin und hob die Kleinere ohne große Mühe hoch auf die Küchenzeile. Im ersten Moment wollte Yu die Beine um sie schlingen und sie damit näher zu sich ziehen, doch dann erstarrte die Profiheldin und blickte ihre Freundin fast schon entsetzt an. "Nemuriii...~!", jammerte sie los. "Du hast mich auf die Küchenzeile gesetzt - auf die nasse Küchenzeile, wohl gemerkt! Igitt!" Die Lehrerin blinzelte, konnte ein leises Lachen dann jedoch nicht mehr unterdrücken. "Ach, habe ich das?", amüsierte sie sich. "Keine Sorge, die Hose bist du eh gleich los und zur Not, leihe ich dir nachher ganz einfach was von meinen Klamotten." "Fühlt sich gerade trotzdem eklig an...", beschwerte Yu sich. Die Lehrerin verwickelte sie in einen Kuss, öffnete dabei den Knopf der Jeans der Jüngeren und hob diese erneut hoch. "Wir arbeiten dran.", grinste sie. Yu schlang die Beine um sie, was es noch einmal leichter machte, die junge Heldin in Richtung Sofa zu tragen. "Und der Abwasch?", nuschelte sie in Nemuris Ohr, ehe sie am Ohrläppchen der Älteren knabberte. "Kann warten.", entschied diese fast sofort. "Klingt wie Musik in meinen Ohren.", kicherte die Blondine, froh darüber dem ungeliebten Haushalt vorerst entgangen zu sein. Vielleicht konnte sie sich später ja auch ganz davor drücken. Während Nemuri sie in Richtung Sofa trug, hätte Yu glücklicher kaum sein können. Zugegeben, manchmal kam es ihr immer noch vor wie ein Traum, dass sie ihre Freundin gesund und lebend wieder hatte. In den ersten Tagen, nach der Rückreise in ihre Welt, war sie nachts oft genug aufgewacht und hatte mit einem hektischen Blick überprüft, ob Nemuri wirklich noch da war. Doch sie war es. Das hier war kein Traum, es war die Realität. Ihre Liebe auf dem Schlachtfeld zu verlieren, hatte ihr schier das Herz herausgerissen, doch das Schicksal hatte ihnen eine zweite Chance eingeräumt, welche ihrem Leben Freude und Farbe zurückgegeben hatte. Sie wusste, dass dies wahrlich nicht selbstverständlich war, ebenso wie sie wusste, dass sie jeden Tag in vollen Zügen genießen würden. Eine zweite, entscheidene Schlacht gegen die Schurken würde früher oder später nicht ausbleiben, doch Yu wusste, dass das Drama sich nicht wiederholen würde. Wie schwer auch immer die Zukunft, die sie erwartete, sein mochte, sie hatte Nemuri zurück und wusste, dass sie Seite an Seite jede noch so harte Zeit überstehen würden. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)