Monster Rumble Resurrection von RaoulVegas ================================================================================ Old Wounds ---------- 1 2. Mai – 21:12 Uhr Der laue Abend lässt einen schon mit dem Sommer liebäugeln, doch der friedliche Schein trügt in Gotham selbstverständlich mal wieder, wie könnte es auch anders sein. Denn geschickte Hände verbinden nämlich gerade die letzten Drähte miteinander, dann ist die Bombe scharf. Ein durchtriebenes Grinsen huscht über das stark geschminkte Gesicht des jungen Mannes hinweg, doch die braunen Augen darin drücken tiefe Traurigkeit und verletzten Stolz aus. Und genau diesen Gefühlen wird der Clown nun, im wahrsten Sinne des Wortes, Luft machen. Flinken Schrittes verlässt er das verminte Gebäude und steigt auf ein nahegelegenes Dach, sodass er alles bestens im Blick hat. So ein Feuerwerk kann man sich schließlich nicht entgehen lassen. Rund um ihn herum sind alle Häuser und Gebäude verlassen, dass weiß er nur zu gut – dennoch hat er es sich nicht nehmen lassen, und noch einmal alles gründlich kontrolliert. Auch wenn er nichts dagegen hätte, ein paar dieser dämlichen Bürger mit in den Tod zu reißen. Diese Stadt ist schließlich voll von selbstverliebten, dummen Arschlöchern, die es nicht anders verdient hätten. Also alle leer, bis auf eines. Ein Motel, in dem er so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Doch das war letztes Jahr – gefühlt in einem ganz anderen Leben… Nun ist alles anders, alles schlechter… Nun regieren Wut und Enttäuschung in ihm und verlangen nach einem bleibenden Eindruck, damit ihr Verursacher mal gründlich über sein missratenes Verhalten nachdenkt. Oh, wie sehr er ihm doch das Herz gebrochen hat... „ED! Komm raus, du Scheißkerl, und sieh deinem Schöpfer ins Gesicht!“, brüllt der Clown dann Richtung Motel. Es folgt jedoch keine sichtbare Reaktion. Angesäuert brummt der Grünhaarige in sich hinein. Das ist mal wieder so typisch für diesen elenden Feigling. „ED! Ich weiß, dass du da bist, du feiges Arschloch, also zeig dich endlich, bevor es hier so richtig knallt!“, gibt er erneut zum Besten. Daraufhin öffnet sich sehr zaghaft die Tür, die in die Lobby des ehemaligen Motels führt. Vorsichtig, als fürchte er, augenblicklich erschossen zu werden, tritt der Riddler schließlich unter die Zarge, sofort bereit, wieder in seine sichergeglaubte Zuflucht zu springen, sollte sein Gegenüber auch nur mit einem Muskel zucken. Dabei wirkt er so verschreckt wie ein kleines Schulmädchen, das zum Direktor muss, und ganz hinten im Kopf dennoch genau weiß, wieso... „Können – können wir bitte darüber reden, bevor du irgendetwas machst, das du später vielleicht bereust...?“, fragt Edward wenig hoffnungsvoll und gerade so laut, dass Joker ihn von seinem erhöhten Standpunkt aus hören kann. „Was gibt es da schon zu reden? Ich krieg von dir doch sowieso immer nur dieselben dummen Antworten und du bist zu keinem Kompromiss bereit. Also, warum sollte ich da mit dir reden wollen?“ Leicht verdreht der Brünette die Augen – was sein Gegenüber bei der Entfernung zum Glück nicht sehen kann. Wie oft haben sie diese Diskussion nun schon geführt und es kommt immer das gleiche Ergebnis dabei heraus. Der Clown will ihn einfach nicht verstehen, aber irgendwie ist es andersherum nicht viel besser. „Du bist doch ebenfalls zu keiner Einsicht fähig! Ist es da denn verwunderlich, dass ich mich dir nicht fügen will?“, gibt Nigma leicht angesäuert zurück. Dennoch ist ihm bewusst, dass er seine Worte vorsichtig wählen sollte. Joker ist schon unter normalen Umständen unberechenbar, erst recht, seit Ed ihn vor die Tür gesetzt hat. Mit ihm ist daher nicht zu spaßen. Zudem entnimmt der Ältere den vorangegangenen Worten seines ehemaligen Gefährten, dass dieser hier womöglich eine Bombe oder dergleichen platziert hat. Doch würde der Verrückte wirklich so weit gehen und den Rätselmeister töten wollen, weil er ihm das Herz gebrochen hat? Dabei ist das Ganze doch bloß ein dummes Missverständnis... 2 Batman kann beim besten Willen nicht verstehen, was eigentlich los ist. Er dachte die ganze Zeit, dass Ed und Joker ein glückliches Paar seien und der Kriminalität daher weitgehend den Rücken gekehrt haben. So hatten sie es ihm zumindest versprochen, als sie sich an Neujahr voneinander verabschiedet hatten. Doch hatte er das wirklich geglaubt? Tief im Herzen und im Verstand? Eher nicht. Der Maskierte hatte es sich von ganzem Herzen gewünscht und die beiden wirkten auch oftmals so. Eine ganze Weile war es sogar ruhig um sie geworden. Doch ehrlich gesagt wollte sich dieser Gedanke nicht so richtig in seinem Kopf formen. Vermutlich kein Wunder, wenn man bedenkt, was die beiden früher so alles gemacht haben und wie viele Versprechungen es da schon immer gab, die doch nie gehalten wurden. Er hatte seinem eigenen Vorschlag nachgegeben und sich mit den beiden in der Silvesternacht auf dem Schrottplatz getroffen. Ein verborgen unschuldiger Gedanke ganz hinten in seinem Verstand hat versucht ihm vorzugaukeln, dass sie hier wirklich nur ein paar Raketen und Böller in die Luft jagen würden, so wie der Rest der Menschen in Gotham. Doch da hat er mal wieder die Rechnung ohne den durchgeknallten Bengel gemacht. Letztendlich hat der Irre fast den gesamten Schrottplatz in die Luft gesprengt und hektarweise Müll ist in Flammen aufgegangen, sodass es einem Inferno glich, das giftige Dämpfe über der ganzen Stadt zu verteilen drohte. Zu Jokers Verteidigung könnte man vielleicht erwähnen, dass es ein wahrlich farbenfrohes Spektakel war, das jeder Pyrotechniker beneidet hätte, aber in Anbetracht der folgenden Ausmaße nicht wirklich mehr nennenswert. Batman musste dem daher Einhalt gebieten, was dem Spaß des Grünhaarigen einen herben Dämpfer verpasst hatte, doch er schien augenscheinlich nicht nachtragend zu sein. Nigma hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und das Spektakel von der feiertagsbedingt leeren Hütte des Müllwarts aus beobachtet. Als Bruce anschließend mit ihm gesprochen hat, nachdem die größte Gefahr gebannt war, schien Ed nichts von dergleichen Ausmaßen gewusst zu haben. War selbst schockiert von alledem. Danach war es jedoch ruhig um die zwei Gauner geworden, wie sie es ihm nach alledem versprochen hatten. Ruhig, bis vor drei Monaten die erste Bombe in der Stadt gezündet wurde. Wayne ist ziemlich schnell dahintergekommen, dass das Jokers Werk war. Allerdings gelang es ihm bis jetzt nicht, den ausgeflippten Clown zu schnappen, um so vielleicht eine Erklärung dafür zu bekommen. Seitdem sind in regelmäßigen Abständen weitere Bomben in ganz Gotham explodiert. Zuerst hat es der Schwarzhaarige nur für blinde Zerstörungswut gehalten, weil der Bengel einfach nicht stillsitzen kann – Auslauf braucht, wie Riddler das gern bezeichnet – und daher schlichtweg etwas kaputtmachen muss. Diese Annahme wurde noch dadurch untermauert, dass die Gebäude, die Joker gesprengt hat, alle leerstehend waren und in absehbarer Zeit eh abgerissen werden sollten. Das rechtfertigt in Batmans Augen selbstverständlich nichts, immerhin ist dadurch erheblicher Schaden entstanden. Inzwischen hat er seinen Gedanken aber verworfen, denn das ist ganz sicher kein Spieltrieb mehr – nicht einmal für Jokers Verhältnisse –, dahinter steckt ein Muster, wie er vor einer Weile festgestellt hat. Und dieses Muster wird vermutlich heute Nacht seine Vollendung finden... Als Bruce all die Orte, bei denen Jokers Bomben explodiert sind, in einer Karte eingetragen hat, kam dabei doch tatsächlich ein Herz heraus! Soll das Ganze womöglich also eine kranke Art von Liebesbeweis dem Riddler gegenüber sein? Er würde es dem Grünhaarigen in jedem Fall zutrauen. Doch damit nahm das alles noch kein Ende. Weitere Explosionen folgten. Ihr Bild ergibt nun einen Pfeil, der durch das Herz jagt, ganz so wie in einem kitschigen Comic. Zur Vollendung all dessen fehlt nur noch die Spitze des Geschosses. Und wenn sich der Mitternachtsdetektiv nicht völlig vertan hat, dann wird diese Explosion das letzte Gebäude der runtergekommenen und völlig verlassenen Richard Street treffen. Bei diesem handelt es sich um ein altes Motel, das erst letztes Jahr aufgegeben wurde. Ob das etwas zu bedeuten hat? So wie er den Clown einschätzt, in jedem Fall, oder er deutet auf etwas, das sich in unmittelbarer Nähe davon befindet. Aber was? Um das rauszufinden, und im besten Fall die Explosion zu verhindern, rast Bruce nun im Batmobil dorthin und hofft inständig, noch rechtzeitig anzukommen. Er braucht dringend Antworten. Jokers Leben steht sonst nämlich auf der Kippe. Der Bürgermeister hat endgültig genug von dieser sinnlosen Zerstörung und hat daher Scharfschützen auf ihn angesetzt, um dem Ganzen endlich ein Ende zu bereiten, dass hat Gordon ihm vor Kurzem anvertraut. Zu Waynes Glück haben die Polizisten das Muster der Tatorte scheinbar noch nicht entschlüsselt, obwohl es so einfach zu seien scheint. Aber egal. Batman ist sich sicher, dass er dem heute Nacht ein Ende setzen kann, es muss. Koste es, was es wolle! 3 Als er das Batmobil schließlich in einer Querstraße abstellt und aussteigt, hört er schon ein aufgebrachtes Stimmengewirr. Es klingt wie ein Streit. Eine der Stimmen ist unzweifelhaft die gellende, Glas zum Zerspringen bringende des Jokers, die andere ist im Verhältnis dazu zu leise, um sie zweifelsfrei zu identifizieren, doch sie klingt verängstigt, selbst bei den halbherzigen Widerworten, die sie hervorbringt. Somit ist Bruce hier wohl richtig. Jetzt muss es schnell gehen, ehe der irre Clown den Zünder betätigt. Flink biegt er um die Ecke und entdeckt den Grünhaarigen nicht weit entfernt auf einem Gebäude, dem Motel genau gegenüber. Nun sieht er auch, wem die zweite Stimme gehört und ist doch überrascht. Warum streiten sich der Verrückte und der Rätselmeister? Zudem befindet sich Nigma auch noch in der Lobby des Motels, als versuche er sich in dem Gebäude vor dem durchgeknallten Bengel zu verstecken. Eine ganz schlechte Idee, denn scheinbar weiß er nicht, dass sich dort eine Bombe befindet. Hat Joker ihn also vielleicht sogar in einen Hinterhalt gelockt? Doch warum sollte er ihm schaden wollen? Ärger im Gangster-Paradies? Egal, die Antworten kann sich Wayne später immer noch von den beiden holen, jetzt muss er erst einmal die Explosion verhindern und zusehen, dass er den Riddler aus dem Motel bekommt, bevor es womöglich doch in die Luft fliegt. Ungesehen von den beiden Streitenden, erklimmt Bruce das Gebäude, auf dem der Clown Stellung bezogen hat. Kaum, dass er über den Rand blicken kann, sieht er auch schon, wie der Prinz des Verbrechens mit dem Zünder herumwedelt. „Wenn du es nicht anders haben willst, mal sehen, wie schön du dir gleich die Hosen nass machst, mein Freund!“, gibt der Jüngste schließlich von sich, wobei er das letzte Wort so dermaßen sarkastisch betont, dass für Batman kein Zweifel mehr besteht, dass die beiden ein ernsthaftes Beziehungsproblem zu haben scheinen. Das hat ihm zu allem Übel gerade noch gefehlt. Zwei verrückte Super-Kriminelle, die sich aus verschmähter Liebe gegenseitig an die Gurgel springen und dabei die Stadt in Schutt und Asche legen… Sich wie dumme Teenager benehmen, wo sie doch so hochintelligent sind. Liebe ist wahrlich eine komische Erfindung – zum Lachen ist Bruce dabei aber keinesfalls zu mute. Demonstrativ hebt Joker nun den Zünder höher, sein Daumen schwebt über dem Auslöser. Die Erkenntnis über das Bevorstehende steht Nigma ins Gesicht geschrieben, allem Anschein nach aber nicht die Tatsache, dass er das Opfer dieser Explosion werden soll, da er sich hinter der Tür des Motels zu verstecken versucht, nur sein Gesicht schaut noch nach draußen. Ein besseres Stichwort braucht Batman nun wirklich nicht mehr. Schnell schwingt er sich über den Rand, hastet in einem Bogen zu dem Clown, um nicht gesehen zu werden, und packt ihn schließlich von hinten. Kraftvoll schlingt er dem Grünhaarigen den rechten Arm um den Hals, drückt ihm so etwas die Luft ab, während er mit der Linken die Hand mit dem Zünder umklammert und fest zudrückt, in der vagen Hoffnung, dass Joker das Ding dann vielleicht fallenlässt. Erschrocken zuckt der Verrückte zusammen und versucht, sich heftig gegen ihn zu wehren. „Was soll der Scheiß? Lass mich sofort los?“, blafft er auch schon los, während Ed das Ganze nur mit großen Augen verfolgen kann. „Dann lass du den Zünder los!“, knurrt Wayne ihm ins Ohr und verstärkt seinen Griff noch. „Niemals!“, harscht der Prinz zurück und versucht weiterhin, den Auslöser zu drücken. „Nun reiß dich doch mal zusammen, verdammt!“ Aber Joker ist ebenso unfähig, Beherrschung an den Tag zu legen, wie er seine verworrenen, sich ständig ändernden Pläne für einen grandiosen Akt der Zerstörung Batmans aufgeben kann. „Nein, lass mich!“ Sie rangeln heftig miteinander, und dass, obwohl sich Joker ja in seinem Klammergriff befindet und kaum Bewegungsfreiheit haben dürfte. Dabei landet der Daumen des Clowns mehr als einmal auf dem Auslöser, ohne ihn jedoch wirklich drücken zu können. Dadurch wird dem Schwarzhaarigen aber immer mehr bewusst, dass er die Explosion einfach nicht verhindern können wird. „ED! Raus da! Gleich fliegt alles in die Luft!“, ruft er daher zu dem Brünetten herunter, der sie beide noch immer anstarrt, wie ein Reh das Scheinwerferlicht. „JA!“, jauchzt der Joker vergnügt, und dann gelingt es ihm, seinen Arm zu befreien. Ein unsagbar geisteskrankes Grinsen teilt seine rotgeschminkten Lippen und seine Augen laufen vor lauter Wahnsinn regelrecht über. Da endlich realisiert der Rätselmeister, was auf ihn zukommen wird. Hastig verlässt er das Motel und rennt zum nahegelegenen Ende der Straße hinüber. Gerade noch rechtzeitig. Denn kaum, dass er seine sichergeglaubte Zuflucht verlassen hat, schafft es Joker tatsächlich, den Auslöser zu drücken. Eine Sekunde später zerreißt die rasant anschwellende Explosion die unruhige Nacht. Überall fliegen Trümmer herum, die Dunkelheit wird von einem Lichtblitz erhellt, der dutzende Meter in den Himmel hinaufjagt, und kraftvolle, heiße Finger drücken sich in Edwards Rücken, schieben ihn vorwärts, sodass er fast zu Boden stürzt. Erst als sich der Qualm etwas lichtet, erkennt Bruce, dass es gar nicht das Motel war, auf das es der Clown abgesehen hat, sondern das Gebäude, das ihm am nächsten stand. Bildlich gesehen deutet die Pfeilspitze also auf das Motel. 4 Das Dröhnen, das die Explosion in seinen Ohren verursacht hat, ist noch gar nicht verklungen, da vernimmt Edward auch schon das durchgeknallt-ausgelassene Lachen seines Ex-Gefährten. Das Geräusch klingt so schrecklich, dass es ihm richtiggehend das Herz zerreißt, hätte er doch nie gedacht, dass er dergleichen mal bezogen auf seine Person hören müsste. „Und Ed? Hast du dir die Hosen nass gemacht?“, gluckst der Jüngste irre, kann sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten, würde Batman ihn nicht noch immer festhalten. Nigma verkneift sich jegliche Antwort dahingehend, es würde nur den außer Kontrolle geratenen Wahnsinn des Grünhaarigen weiter antreiben. Zudem ist ihm bei der ganzen Aktion mehr als nur das Herz in die Hose gerutscht, weshalb er eh kein Wort herausbekommen würde, ohne hilflos-weinerlich zu stottern – und diese Blöße will er sich nicht auch noch geben müssen. Das Einzige, was Ed an der ganzen Sache interessieren würde, wäre sowieso nur die Frage nach dem Warum. Allerdings kann er sich das auch getrost schenken, denn immerhin weiß er ja nur zu gut, warum Joker so durchdreht, und kann es ihm daher fast nicht übelnehmen. Somit schweigt er lieber und wendet sich nur vorsichtig herum, um zu sehen, was Batman vielleicht als nächstes macht. Dass das Ganze eine Strafe seitens des Dunklen Ritters nach sich ziehen wird, ist Edward klar, doch im Moment ist er sich ziemlich unschlüssig, ob er seinem Ex-Gefährten in dem Fall beistehen oder es einfach geschehen lassen soll. Doch egal für was er sich auch entscheiden würde, Joker hätte keine Dankbarkeit für ihn übrig, sondern würde nur weiterhin streitlustig sein und ihn beschimpfen, und dass kann er langsam nicht mehr ertragen. Oh, wie sehr er sich doch wünscht, dass das alles nie passiert wäre... Was der Rätselmeister nicht ausspricht, kommt nun aus dem Mund des Rächers, der immer noch mühevoll versucht, den durchgedrehten Bengel festzuhalten. „Was soll der ganze Mist hier eigentlich, Joker?“, knurrt er dem zappelnden Clown entgegen. „Das geht dich einen Scheißdreck an, Herzchen!“, giftet der Prinz zurück und versucht, sich weiterhin loszureißen. „Ich denke schon, dass mich das etwas angeht, wenn du meine Stadt so mutwillig zerstörst. Außerdem hat der Bürgermeister Scharfschützen auf dich angesetzt, wenn noch ein weiteres Gebäude explodieren sollte. Sie werden dich wie einen räudigen Hund abknallen, sobald sie dich sehen!“ Dafür hat Joker nur ein weiteres Lachen übrig. „Na und? Ich hab doch eh nichts mehr zu verlieren.“ Bei diesen Worten zuckt Ed sichtlich zusammen, und ihm wird klar, wie schwer das alles Joker wirklich getroffen haben muss. „Du bist vollkommen verwirrt. In Arkham kann man dir helfen, also komm brav mit, damit ich dich dort hinbringen kann.“, versucht es Bruce weiterhin, diesmal ruhig, versöhnlich. Er will nicht, dass der Clown erschossen wird. Das würde ihr gemeinsames Schicksal zerstören, und das kann Wayne nicht einfach so aufgeben. Außerdem hat sie die ganze Sache mit den Monstern letztes Jahr ziemlich eng zusammengeschweißt, weshalb er erst recht verhindern will, dass dem Grünhaarigen etwas passiert. Sie mögen zwar auch weiterhin auf verschiedenen Seiten des Gesetzes stehen, dennoch sind sie auf irgendeiner Ebene Freunde geworden. Daher hofft er, eine Lösung für das alles hier zu finden, damit es wieder so wird wie vorher. „Ha! Glaubst du ernsthaft, dass ich in diese bekloppte Anstalt zurückgehe? Die können mir nicht helfen, wie du sehr gut weißt, und du willst mich nur da sehen, um deine eigene Seele zu beruhigen, weiter nichts! Ob man mich wie einen räudigen Köter abknallt oder in einen Zwinger sperrt, kommt letztendlich sowieso auf dasselbe hinaus.“ „Das sehe ich anders. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass man dich erschießen wird, sobald du dich irgendwo herumtreibst. Dort bist du sicher und kannst dich ausruhen. Und dann findet sich bestimmt auch eine Lösung für euer Problem.“ „Problem? Ich hab kein Problem, sondern diese Weichflöte da unten.“ Finster funkelt der Grünhaarige in Riddlers Richtung, was diesen wieder leicht zusammenzucken lässt. „Das ist vollkommen egal. Du brauchst etwas Ruhe, Zeit zum Nachdenken, und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ „Ich brauche keine Ruhe. Höchstens Ruhe vor dir, damit ich das hier ein für alle Mal klären kann!“ „Ich fürchte, dass kann ich nicht zulassen.“ „Oh, du glaubst ja gar nicht, wie e...“, weiter kommt der Verrückte mit seinen Worten nicht mehr, da besprüht Batman ihn auch schon mit einem hochwirksamen Betäubungsmittel. Kraftlos sackt der Clown in seinem Griff zusammen, ehe er ihn einen Moment auf dem Dach ablegt, um selbst durchatmen zu können. 5 „Willst du mit nach Arkham kommen?“, wendet sich der Rächer schließlich an den Rätselmeister, der immer noch wie ein verlorenes Kind dort unten steht und nichts mit sich anzufangen weiß. Langsam blickt Ed zu ihm nach oben, sein Gesicht eine mitleiderregende Miene all der Gefühle, die ihn nicht loslassen. „Nein, ich denke nicht. – Wäre vielleicht besser, sich im Augenblick nicht in Jokers Nähe aufzuhalten...“ „Könnte stimmen. Wo finde ich dich, wenn ich ihn abgeliefert habe? Ich denke, du bist mir ein paar Erklärungen schuldig.“ „Oh. – Ich werde wohl hier sein, denke ich. Solange keine Polizei oder so auftaucht. Ansonsten hinterlasse ich dir eine Nachricht in der Lobby...“ „In Ordnung. Lass dich bis dahin nirgendwo blicken.“ Der Brünette nickt nur traurig, lässt die Schultern hängen und stapft dann ganz langsam zum Motel zurück. Einen Moment lang beobachtet ihn der Ritter noch, dann greift er sich den schlafenden Clown und bringt ihn zum Batmobil. Kurz darauf beginnt auch schon die Fahrt nach Arkham. 6 Batman wird das Gefühl nicht los, dass Joker ihn die ganze Zeit verarscht. Sie sind schon fast an der Anstalt angekommen, doch der Grünhaarige tut noch immer so, als wäre er betäubt. Der Rächer ist sich hundert Prozent sicher, dass er das nur vorspielt. Bei jedem anderen Mal, wenn Bruce ihn betäuben musste, um seinem zerstörerischen Treiben Einhalt zu gebieten, hat es kaum fünf Minuten gehalten und dann hat der Bengel wieder Unfug gemacht. Der Schwarzhaarige hat das Betäubungsmittel in der Zwischenzeit zwar mehrfach angepasst, aber das Ergebnis war stets unverändert. Also führt Joker ihn mal wieder an der Nase herum. Eigentlich könnte es ihm ja auch egal sein. Immerhin hat er so seine Ruhe und muss sich den Mist nicht anhören, den der Irre für gewöhnlich von sich gibt. Andererseits macht ihn das Ganze ziemlich nervös. Der Bursche könnte ja auch irgendetwas aushacken, um ihm zu schaden. „Nun hör schon mit diesen Spielchen auf! Ich weiß, dass du wach bist.“, harscht der Rächer angesäuert, doch der Clown rührt sich nicht. Warum auch? Er war schon immer ein prima Schauspieler. Grummelnd denkt Wayne einen Moment lang nach. Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, rammt der seinem Sitznachbarn dann ohne Vorwarnung den Ellenbogen gegen den Oberarm. Keine Reaktion, nicht mal ein Zucken. Kann man das noch so überzeugend spielen? Der Mitternachtsdetektiv ist etwas überfragt. Kurz vor der Brücke, die nach Arkham rüberführt, stoppt er schließlich und betrachtet den Bengel eingehender. „Joker, hörst du mich?“, fragt er fast schon vorsichtig und wedelt mit der Hand vorm Gesicht des Jüngeren herum. Nichts. Er schnipst mit den Fingern. Wieder nichts. Murrend zieht er sich den Handschuh aus und legt dem Prinzen die flache Hand auf die Brust. Das Herz darunter schlägt langsam und gleichmäßig, ganz so, als würde er wirklich schlafen. Nun hält er ihm die Hand unter die Nase. Warmer Atem schlägt ihm entgegen. Soweit scheint also alles in Ordnung zu seien. Noch einmal denkt er nach. Schlussendlich gibt er sich einen Ruck und packt nun die Nase des Clowns, drückt sie zusammen und ihm somit die Luftzufuhr ab. Bruce wartet gut eine Minute, wobei er sich immer wieder bewusst zu machen versucht, dass Joker ein ziemlich gutes Lungenvolumen hat, selbst wenn er vorher nicht tief Luft holt. Dennoch wird er langsam nervös. Dann ganz plötzlich regt sich der Grünhaarige unter ihm, schlägt die Augen auf und fängt an zu grinsen. Batman lässt wieder von ihm ab – innerlich doch etwas erleichtert. „Ich wusste doch, dass du mich verarschst.“, murrt er. „Mag sein, aber du hast trotzdem Schiss gehabt. Gib’s doch zu!“, gluckst der Verrückte vergnügt. „Lass den Mist, wir sind da. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du kommst freiwillig mit rein oder ich muss dich zwingen.“ „Denkst du wirklich, dass du mich zwingen könntest?“ „Denk an die Scharfschützen. Wenn du die Biege machst, werden sie sich erschießen.“ „Das ist mir schnuppe, also…“ „Mir aber nicht!“, unterbricht ihn der Rächer scharf. Der geschminkte Mann zuckt sichtbar neben ihm zusammen und sieht ihn dann mit großen Augen an. „Nun guck mich nicht so an! Denkst du etwa, ich habe vergessen, was wir letzten Winter zusammen durchgemacht haben? Denkst du ehrlich, ich würde wollen, dass sie dich erschießen? Und wenn dir das nicht reicht, was ist dann mit unserem gemeinsamen Schicksal? Was ist mit der hochheiligen Tatsache, dass nur ich dich töten darf?“ Ist das etwa ein Zittern in der Stimme des ach so stolzen Ritters? Kaum wahrnehmbar, ganz tief hinten, und dennoch scheint es da zu seien. „Du – machst dir ernsthaft Sorgen um mich?“ „Selbstverständlich mache ich mir Sorgen um dich!“ „Wie rührend…“ „Ach, hör schon auf mit deinem elenden Sarkasmus!“, blafft Bruce zurück. „Das war kein…“ „Schluss jetzt! Kommst du jetzt mit oder muss ich grob werden?“ Der Clown grinst wieder breit. „Ich bitte drum!“ „Du bist echt unmöglich…“ Die Fledermaus verdreht nur die Augen und setzt den Wagen wieder in Bewegung. 7 Als das Batmobil schließlich in unmittelbarer Nähe zur Eingangstür stehenbleibt und sich schussbereite Wachleute darum versammeln, wendet sich Wayne noch einmal an den Grünhaarigen. Ehe er jedoch zu sprechen beginnen kann, öffnet Joker schon den Mund. „Okay, wie stellen wir es an? Soll ich dir eine Szene machen oder wie ein geprügelter Hund hinter dir herschleichen?“ Seine Worte wirken ziemlich belustigt. In Anbetracht der Tatsache, dass er sonst tatsächlich eher halb bewusstlos von dem Rächer nach drinnen geschleift wird, vielleicht nicht verwunderlich. Womöglich ist dem Früchtchen auch einfach noch nicht ganz klargeworden, dass das hier kein Spaß ist, auch wenn Batman im Moment gute Miene zum bösen Spiel macht. Gewissenhaft legt Bruce seinem Gegenüber Handschellen an, um nach außen hin den Schein zu wahren, was sich der Clown auch wortlos gefallen lässt. „Mir wäre es lieber, wenn du einfach nur brav mitkommst. Keine Szene, keine unnötige Dramatik, keine Gewalt, nichts. Sei einfach mal ganz normal, falls das irgendwie möglich ist.“ Der Schwarzhaarige wirkt bei seinen Worten regelrecht betrübt, was Joker dazu verleitet, leicht verdutzt eine Augenbraue zu heben. „Schön, dann machen wir es ausnahmsweise mal auf deine Weise, mein Großer.“, fügt er sich ihm und wartet dann darauf, dass Batman aussteigt und die Tür auf seiner Seite öffnet. Nahezu sanft umfasst der Mitternachtsdetektiv dann den Oberarm des Verrückten und holt ihn aus dem Wagen heraus. Brav verweilt der Kriminelle in seinem ungewohnt lockeren Griff, während die Wachleute ihre Waffen auf sie richten und einen schmalen Durchgang in ihren Reihen freimachen, damit sie die Anstalt betreten können. Hinter der großen Doppelflügeltür wartet auch schon Dr. Arkham auf sie, umringt von noch mehr Wachmännern. „Sie…“, setzt der Anstaltsleiter an, wird dann aber schon vom maskierten Rächer unterbrochen. „Ich weiß schon, wo er hinmuss. Sorgen Sie nur für alles andere und geben Sie mir ein paar Minuten mit ihm, bevor er sediert wird.“ Ungeachtet einer möglichen Antwort stapft Bruce einfach weiter und schiebt Joker dabei leicht vor sich her, auch wenn der Jüngere keine Führung braucht, um den Weg zu seinem ungeliebten Zwangsheim zu finden. Dr. Arkham lässt es erst einmal dabei bewenden, doch die Wachen folgen den beiden in sicherem Abstand über unzählige Treppen und endlose Flure hinweg. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen sie dann die karge Zelle, in der Joker für gewöhnlich sein Dasein fristen muss. 8 Mit einem beunruhigenden Krachen fällt die Tür hinter den beiden ins Schloss zurück und schottet sie so von der Außenwelt ab. Nahezu lässig lässt sich der Clown auf seine karge Schlafstätte sinken und blickt den Ritter dann abwartend an. Dieser überlegt einen Moment, ob er wie sonst auch weiterhin den Abstand wahren soll oder doch lieber etwas vertraulicher werden könnte. Mit einem Seufzen setzt er sich dann doch neben den Clown, was diesen wieder verwundert die Augenbraue heben lässt. „Lass uns reden…“, setzt er etwas unbeholfen an. „Und worüber, mein Großer?“ „Ich denke, dass weißt du ganz genau. Warum all diese Bomben? Warum das Herz mit dem Pfeil?“ „Du hast es also bemerkt?“ „Natürlich habe ich es bemerkt, sonst wäre ich wohl auch kaum rechtzeitig bei euch gewesen, oder?“ „Auch wieder wahr.“ „Also?“ „Tja, im Grunde gibt es da nicht viel zu sagen, zumindest von meiner Seite aus nicht. Du hast die Botschaft gesehen. Wenn du eine Antwort auf den Rest haben willst, solltest du dich wohl mit Nigma unterhalten.“ Joker verschränkt die Arme vor der schmalen Brust und lehnt sich fast schon schmollend zurück an die Wand. Den Nachnamen seines Ex-Gefährten spuckt er schon fast aus. „Nigma? Meinst du nicht eher Ed? Oder wie hast du ihn sonst noch genannt? Eds?“ „Er mag nicht, wenn ich das sage…“ „Ich weiß. Ich wollte damit auch nur deinen kühlen Tonfall hinterfragen.“ Vom Prinzen kommt nur ein Schnaufen als Antwort. „Habt ihr euch gestritten?“, fragt Bruce schließlich geradeheraus. Immerhin haben sie nicht ewig Zeit zum Reden. Nun schmollt der Grünhaarige wirklich. „Ich hab mich nicht gestritten, er hat sich gestritten!“, motzt er nachdrücklich. „Ich verstehe…“ „Ich weiß gar nicht, was der ganze Scheiß überhaupt soll! Von einem Tag auf den nächsten fällt ihm plötzlich ein, dass er mich vor die Tür setzen muss!“, platzt es aus Joker heraus, während ihm eine Träne die rechte Wange hinabgleitet. „Oh, dass ist mies. Aber du liebst ihn noch, oder?“ Nun zittert die Unterlippe des Clowns deutlich. Krampfhaft versucht er weitere Tränen zurückzuhalten, schnieft unmelodisch, schluckt hart und nickt dann langsam. „Okay. Ich bin sicher, das Ganze lässt sich irgendwie klären. Ich werde mit Ed reden und dann komme ich wieder, einverstanden?“ „Das – würdest du tun?“ „Ich werde es zumindest versuchen, ja. Doch dafür musst du mir versprechen, dass du so lange hier in Arkham bleibst und nichts anstellst.“ „Mach ich. Ich weiß im Augenblick eh nichts Besseres mit mir anzufangen…“, betrübt lässt er die Schultern hängen. Einen Moment später klopft es nachdrücklich an die Tür. „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Sei brav, ja?“, meint Bruce in einem durchaus tröstlich gemeinten Tonfall und erhebt sich langsam, während Dr. Arkham schon eintritt. Eigentlich will Joker ihm noch etwas sagen, doch dann fällt sein Blick auf die obszön große Spritze, die der Arzt bei sich hat. „Welchen Elefanten willste denn damit ins Koma pusten, Jerry?“, fragt er leicht scherzhaft. Allerdings vergeht ihm jeglicher Spaß, als er die ernsten Blicke der zwei Männer vor sich sieht. „Oh, nein, vergiss es!“ Hecktisch springt er von seinem provisorischen Bett auf. Ehe er jedoch genug Abstand gewinnen kann, packt Batman ihn bei den Oberarmen – diesmal allerdings richtig fest. „Bats? Was…“ „Es ist nur zu deinem Besten. Du musst dich etwas ausruhen…“ „Du elendes…“ Doch da ist Jeremiah schon an ihn herangetreten und rammt ihm die Nadel in den Arm. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann erschlafft der Körper abermals im Griff der Fledermaus. „Dass sollte ihn ein paar Stunden ruhigstellen…“, murmelt Arkham geschäftig vor sich hin und verlässt die Zelle wieder, ohne die beiden Verbliebenen noch eines Blickes zu würdigen. 9 Es ist schon fast Mitternacht, als Batman zurück zum Motel findet. Mit festen Schritten betritt er die Lobby und blickt sich um. Der Raum wirkt, als wäre auch hier eine Bombe eingeschlagen. Die Tapete hängt in langen Fetzen von den Wänden, eine Handvoll Schlüssel und anderer Sachen liegen auf dem Boden verstreut, der dicke Teppich ist mit undefinierbaren Flecken übersät und an etlichen Stellen zerschnitten, ein Getränkeautomat in der Ecke ist zertrümmert und geplündert worden, der Tresen aufs Übelste zerkratzt, ein Sofa im Wartebereich zerfetzt und die Watte auf dem Boden verteilt, und sämtliche Fenster sind zerschlagen. All das registriert der Rächer zwar, doch es kümmert ihn wenig. Vandalismus ist ein weit verbreitetes Problem in Gotham, aber immer noch das kleinste Delikt. Sein Blick wandert wieder zum Sofa hinüber. An einem Ende hockt Edward. Auf seinem Schoß liegt ein Heft mit Kreuzworträtseln, doch der Kopf des Brünetten liegt schon fast auf seiner Brust. Beim Warten auf den Rächer muss er wohl eingeschlafen sein. Bruce überwindet den Abstand zu ihm und rüttelt ihn dann vorsichtig an der Schulter. Heftig zuckt der Jüngere zusammen und zieht so schnell seine Pistole, dass dem Schwarzhaarigen vor Schreck fast das Herz stehenbleibt und er gar nicht mehr hätte reagieren können, wenn tatsächlich ein Schuss gefallen wäre. „Hey, ganz ruhig! Ich bin es nur…“ „Oh…“, japst Ed atemlos und lässt die Waffe wieder sinken. „Tut mir leid…“, murmelt er betroffen und steckt die Magnum zurück in sein Jackett. „Schon gut. Können wir irgendwo ungestört reden?“ „Ja, sicher. Aber was ist mit Joker? Hat er dir Ärger gemacht?“, fragt Nigma und erhebt sich langsam. Er klingt dabei hörbar betroffen, wie eine besorgte Mutter, die unerwartet Besuch von der Polizei bekommt, weil ihr Spross mal wieder über die Strenge geschlagen hat. „Joker wird erst mal für ein paar Stunde schlafen, denke ich. Ansonsten geht es ihm den Umständen entsprechend. Zumindest mir gegenüber war er fügsam.“ „Okay, dann komm mit nach hinten.“, führt Riddler aus und nähert sich dem geheimen Zugang zur Wohnung. Wayne staunt nicht schlecht, als er das sieht, erst recht, als ihm der Jüngere auch noch schildert, dass der ehemalige Besitzer das Ganze eingebaut haben muss. Die Überraschung ist dann perfekt, als sie die Wohnung betreten. „Habt ihr euch etwa die ganze Zeit hier versteckt?“, will er schließlich wissen, da ihm Eds Bewegungen zu sicher vorkommen, als dass er das Motel erst heute Nacht zum ersten Mal betreten hätte. „Ja, wir haben es in der Nacht gefunden, als wir den Kampf mit dem Chupacabra hatten und sich unsere Wege trennten. Zuerst haben wir in einem der Zimmer geschlafen. Doch als wir nach dem Kampf mit dem Drachen in Blackgate wiederkamen, war alles zerstört. Jedes einzelne Zimmer. Nur durch puren Zufall haben wir dann diese Wohnung hier gefunden und uns häuslich niedergelassen. Das Chaos draußen haben wir absichtlich so belassen, damit keiner denkt, dass es hier noch etwas zu holen gibt.“ Im Wohnzimmer setzen sie sich auf die große Couch, dann herrscht erst einmal Schweigen. „Joker hat mir erzählt, dass du ihn einfach so vor die Tür gesetzt hast.“, ergreift Batman schließlich das Wort. Seinem Sitznachbarn entgleiten sämtliche Gesichtszüge. „Er hat – Himmel! Erstens war es nicht einfach nur so. Und Zweitens habe ich ihn gar nicht vor die Tür gesetzt!“, völlig entgeistert mustert er den Älteren. Der bleibt jedoch völlig ruhig. „Schön, dann lass deine Version hören.“ Hilflos lehnt sich Ed nach hinten, atmet tief durch und denkt nach, wie er das Ganze am sinnvollsten formulieren soll. Es fällt ihm nach allem immer noch schwer, mit einem anderen Mann über dergleichen zu sprechen. „Dichter interpretieren Liebe immer wieder falsch, manchmal sogar mit Absicht. Liebe ist keine gute Fee, sie ist ein Menschenfresser. Liebe ist nicht blind, sie ist ein äußerst scharfsinniger Kannibale. Liebe ist gefräßig wie eine Heuschrecke, immer hungrig und niemals satt, bis man an ihr zugrunde geht…“, gibt der Rätselmeister dann von sich, während er traurig die Augen niederschlägt. Bruce mustert ihn etwas skeptisch. Dann nickt er langsam. „Da ist schon etwas Wahres dran. Aber Liebe hat ja auch ihre guten Seiten.“ „Das stimmt, ja. Dennoch ist sie niemals einfach und schon gar nicht wie in einem Märchen, auch wenn man sich das immer wünscht…“ „Damit willst du mir also sagen, dass du noch Gefühle für ihn hast, oder?“ „Ja, das will ich damit sagen.“ „Das ist doch gut. Joker geht es ebenso.“ Nun macht Edward große Augen und blickt ihn hoffnungsvoll an. „Ehrlich? Hat er das gesagt?“ „Ja, und es klang sehr glaubwürdig. Du hast sicher mitbekommen, dass überall in der Stadt in letzter Zeit Bomben hochgegangen sind. Sie ergeben ein Muster. Ein Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wird, dessen Spitze genau hier auf das Motel deutet. Vermutlich versucht Joker so seine gekränkten Gefühle auszudrücken. Doch das ist ein gefährlicher Weg. Der Bürgermeister hat Scharfschützen auf ihn angesetzt, um dem endlich ein Ende zu machen. Ihn nach Arkham zu bringen, bewahrt ihn davor, solange er nicht ausbricht.“ Nigma gibt ein tiefes Seufzen von sich, das einfach alles bedeuten könnte. Leer starren seine grünen Augen ins Nichts. Das alles will so gar nicht in seinen Kopf hinein, von seinem Herzen ganz zu schweigen. „Was ist zwischen euch vorgefallen?“ „Nun – nachdem wir uns Neujahr von dir getrennt haben, wollten wir versuchen, ein weitgehend ehrliches Leben zu führen, so wie du es dir gewünscht hast. – Anfänglich hat das auch ganz gut funktioniert. Hier in der Wohnung gab es aller Hand zu tun und zu entdecken, weshalb Joker ordentlich ausgelastet war. Doch irgendwann gab es nichts mehr und ihn packte die Langeweile. Zuerst wollte er wieder raus, um irgendetwas kaputt zu machen, doch davon konnte ich ihn abhalten. Aber was stattdessen tun? Ist ja nicht so, dass wir einen geregelten Tagesablauf hätten. Morgens aufstehen und zur Arbeit gehen und dergleichen. Daher war es schwer, etwas zu finden, womit man sich dauerhaft beschäftigen kann…“ „Dir wäre doch sicher etwas eingefallen?“ „Ja, selbstverständlich. Aber Joker ist nun einmal nicht der Typ, der sich den ganzen Tag mit einem Buch vor den Kamin kuschelt oder so. Er braucht Auslauf, im besten Fall Action. Etwas, das ihn fordert und auslaugt. Er muss sich vor allen Dingen körperlich betätigen können, nicht nur geistig. Aber…“ „Aber?“ „Aber, das Einzige, was ihm dahingehend eingefallen ist, war ständig – na, du weißt schon…“, beschämt färben sich die Wangen des Brünetten dunkelrot und er wendet den Blick zur Seite. „Oh…“, entkommt es Wayne in einem undefinierbaren Tonfall. „Zum Schluss war es so schlimm, dass ich das Gefühl hatte, nur noch zum Essen und für den Toilettengang das Bett verlassen zu dürfen. Es hatte nichts Schönes mehr an sich, geschweige denn Befriedigendes, es glich mehr einer unliebsamen Arbeit, die dennoch verrichtet werden muss. – Ich hab – versucht, mit ihm darüber zu reden. – Dass das nicht so weitergehen kann. – Das ich das weder körperlich noch geistig ertrage. – Ich – meinte zu ihm, dass – es besser wäre, wenn – wenn wir mal eine Pause machen würden. Etwas Abstand zueinander hätten. – Ich meinte damit keineswegs, dass er gehen soll. Vielmehr meinte ich, dass sich jeder eine Art Hobby oder so suchen sollte, was den Großteil der Zeit rumbringt, damit es dann etwas Schönes ist, sich abends im Bett zu treffen. Darüber zu reden, zu schmusen und dann vielleicht auch Sex zu haben. – Doch er hat das irgendwie falsch verstanden und gedacht, ich würde mich von ihm trennen…“ „Was ist dann passiert? Joker ist doch sicher nicht freiwillig gegangen, oder?“ „Er – er ist völlig ausgerastet, hat rumgebrüllt und mir gedroht. – Ich – ich hab versucht, ihn zu beruhigen, doch das hat nicht funktioniert. Er war der festen Überzeugung, dass ich mich von ihm trennen will. – Ich kann wahrscheinlich von Glück reden, dass er mir gegenüber nicht auch noch handgreiflich geworden ist. – Irgendwann ist er dann durch die Tür in die Nacht verschwunden. Ich dachte anfangs, dass er nur etwas Dampf ablassen will und dann zurückkommt, damit wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen können. Tage vergingen, ohne ein Zeichen von ihm, und mir wurde klar, dass er tatsächlich gegangen ist…“ „Hast du nach ihm gesucht?“ „Ich wollte es, doch – ich hatte Angst, dass er mir dann wehtun könnte. Und ich wusste ja auch überhaupt nicht, wo ich nach ihm suchen sollte. Das Ganze ist jetzt drei Monate her. Ich habe versucht, mich in der Stadt nach ihm umzuhören, konnte jedoch nichts herausfinden. Vermutlich wollte er auch gar nicht von mir gefunden werden. In regelmäßigen Abständen kam er aber doch hierher, aber es gab immer nur Streit. Er wollte mich nicht verstehen, und irgendwie wollte ich ihn auch nicht verstehen…“ „Das Ganze nagt an euch, doch ihr findet keine Lösung, auch wenn ihr sie euch wünscht.“, fasst Batman zusammen. „Ganz genau. – Ich will ihn so gern wieder an meiner Seite haben. Doch ich fürchte, dass es dann wieder ganz genauso wird, und dass halte ich einfach nicht aus.“ „Das würde wohl niemand lange aushalten. Aber wenn ihr euch einmal richtig aussprechen könntet, würde sich sicher eine Lösung dafür finden, meinst du nicht auch?“ „Bestimmt sogar. Nur weiß ich einfach nicht, wie ich das anstellen soll, wenn er mir nicht einmal zuhören will…“ „Was ist, wenn ich als Schlichter zwischen euch stehen würde? Ich wäre in dem Fall neutral, kann beide Seiten nachvollziehen, weiß, wie ihr denkt.“ Eine gewisse Erleichterung huscht über Edwards Gesicht hinweg. „Das könnte sogar funktionieren. Doch denkst du, dass Joker dafür auch bereit wäre?“ „Das kann man ja leicht herausfinden. Wir gehen einfach nach Arkham, dann kann er dir nicht ausweichen. Und wenn er durchdreht, können sie ihn wieder ruhigstellen.“ „Arkham – Eigentlich will ich ungern dorthin zurück, doch dein Vorschlag klingt logisch. Allerdings brauche ich etwas Zeit, um mich auf so ein Gespräch vorzubereiten. Mir ein paar Szenarien auszumalen.“ „Vielleicht kein schlechter Gedanke. Heute wird Joker eh nicht mehr zu gebrauchen sein. Du hättest mal die Spritze sehen sollen, die man ihm verabreicht hat.“ „Oh, auf die Vorstellung verzichte ich dankend, sonst wird mir ganz schlecht.“ „Okay, dann werde ich jetzt gehen. Ich komme in drei Tagen wieder und dann gehen wir zu Joker. Sollte er allerdings vorher ausbrechen, komme ich dich holen, damit wir ihn gemeinsam suchen können, und hoffentlich auch vor den Scharfschützen finden.“ „Ja, gut. Ich denke, dem kann ich zustimmen…“ Batman nickt nur und verlässt dann die Wohnung. In sich gekehrt bleibt Ed allein zurück und weiß nichts mit sich anzufangen. „Was soll ich nur tun…?“, doch darauf findet er im Moment einfach keine Antwort. Jedes Mal, wenn er es versucht, schmerzt sein Herz und er denkt an all die schöne Zeit zurück, die sie hatten. Aber kaum, dass er sich über all das zu freuen beginnt, jagt eine bittere Erinnerung ihrer ungewollten Trennung durch seinen Geist und ihm ist nur noch zum Weinen zu mute. Daher hofft er inständig, dass Batman zwischen ihnen vermitteln kann. Bevor es allerdings wirklich dazu kommen kann, passiert etwas, von dem keiner der drei geahnt hätte, dass dergleichen jemals wieder möglich wäre… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)