Agent Danvers von Calestris (Episode 1: Die Invasion) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- „Wir sind soweit, Carol. Geben Sie mir Ihren Arm.“ Carol streckte Rhodey den rechten Arm hin. „Bitte, bedienen Sie sich.“ James Rhodes nickte. „Wir beginnen mit einer kleinen Dosis. Die Wirkung sollte nur ein paar Minuten anhalten.“ Carol grinste. „Haben Sie nicht ein wenig Angst vor einer Unsichtbaren?“ James zwinkerte zurück. „Aber warum denn? Das wird bei Ihnen nicht anders sein, als bei anderen Frauen.“ Carol sah ihn verblüfft an. „Ach, tatsächlich?“ Er nickte. „Klar. Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Doktor Rao tippte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. „Wie fühlen Sie sich, Carol?“ „Ausgezeichnet, Sie können mit der Injektion los… au!“ Rhodes hatte das Serum mit einer Hochdruckspritze zügig verabreicht. Er trat einen Schritt zurück und die beiden Wissenschaftler starrten Carol an. Rao musterte sie von allen Seiten. „Was fühlen Sie?“ Carol atmete tief durch. „Mir… mir ist ein wenig übel. Aber das gibt sich bestimmt gleich.“ Rhodes Augen wurden größer. „Und sonst?“ Carol schüttelte den Kopf. „Eigentlich nichts. Gar nichts.“ „Na dann schauen Sie doch mal auf Ihre Hände.“ Carol hob ihre Arme. „Wow… nicht zu fassen…“ Die Hände der ehemaligen Air Force Pilotin wurden erst durchscheinend und verschwanden dann ganz. Doktor Rao lächelte zufrieden. „Und nicht nur Ihre Hände, Carol. Sie werden komplett unsichtbar. Jetzt… jetzt sehen wir nur noch Ihre Kleidung.“ Carols Stimme kam aus der gähnenden Leere über ihrem Sweatshirt. „Na, die kann ich ja ausziehen.“ Rhodey klappte der Mund auf. „Äh… echt? Das Unsichtbarkeitsfeld, was von Ihrem Körper erzeugt wird, sollte zwar sehr eng anliegenden Stoff mit einbeziehen, aber… nun, mehr als Unterhose dürfte kaum… also ich meine… wenn es Ihr Schamgefühl nicht verletzt…“ Carol musterte den errötenden Assistenten amüsiert. „Warum sollte es? Vor neugierigen Blicken bin ich ziemlich sicher.“ Das weiße Shirt fiel zu Boden und ein freischwebender BH wurde sichtbar. Auch Doktor Rao wirkte nun etwas irritiert. „Aber… das ist nicht notwendig, Carol. Uns geht es ja nur darum, zu sehen, ob und wie das Serum wirkt.“ Stiefel und Socken fielen zu Boden, dann rutschte eine vermeintlich leere Jeans nach unten und enthüllte… nichts. „Schon gut, Doktor, wenn schon unsichtbar, dann bitte auch ganz.“ Carols Jeans und der BH gesellten sich nun auch zu ihren anderen Sachen, ihr Slip hingegen schien vom Unsichtbarkeitsfeld mit eingehüllt zu sein. „So. Sehen Sie mich noch?“ Rhodes erschien nun etwas angespannt. „Nein. Kein Stück. Wie fühlen Sie sich?“ „Prächtig!“ Leise Schritte waren zu hören und Rao drehte suchend den Kopf. „Wohin wollen Sie?“ Carol Stimme klang etwas gedämpft. „Nirgendwohin, ich bin noch immer hier.“ Die Doktorin streckte vorsichtig eine Hand aus. „Das stimmt nicht. Wir hören Sie doch.“ James sah sie unsicher an und begann zu flüstern. „Was ist los mit ihr? Ob das eine Nebenwirkung ist?“ Die Tür öffnete und schloss sich wie von allein. Rao schob nervös ihre Brille zurecht. „Carol, sind Sie gerade aus dem Zimmer gegangen? Carol? Machen Sie bitte keinen Unsinn!“ Ein energisches Klopfen an der Tür ließ beide zusammenzucken. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, betrat ein kräftiger, älterer Mann mit Bauchansatz und altmodischem Schnauzbart das Labor. Er trug eine hochdekorierte Uniform. Doktor Rao sah überrascht auf. „Oh, General Ross. Was verschafft mir die Ehre?“ Der oberste Befehlshaber der ansässigen Armeestreitkräfte nickte Rao und James zu. „Doktor, Mr. Rhodes… ich wollte gerne etwas mit Ihnen besprechen und brauche einen Rat. Einer meiner Männer ist verschwunden, wahrscheinlich ist er entführt worden, und…“ „Das ist ja furchtbar, General.“ Ross unterbrach sich irritiert. „Wie bitte, was sagten Sie, Doktor?“ Raos Mundwinkel zuckten. „Ich habe nichts gesagt, General.“ Ross fuhr unbeirrt fort. „Wie Sie wissen schützen wir den Luftraum mit hyperenergetischen Feldern, die… Ah!“ Er fuhr zusammen und wirbelte herum. „Je… jemand hat mich an der Schulter berührt!“ Rhodey bemühte sich um ein ernsthaftes Gesicht. „Sind Sie sicher? Es ist aber niemand hinter Ihnen.“ Der General machte einen Satz nach vorn. „Da, schon wieder! Doktor, was wird hier gespielt?!“ Rao strich sich über das Kinn. „Sie sind sehr nervös, General. Vielleicht sollten Sie mal etwas ausspannen.“ Ross wurde zusehends ungehaltener. „Ich bin hier, weil sich unser Land einer ernsthaften Bedrohung gegenübersieht, und Sie wollen mir erzählen, dass… uh! Da war es schon wieder! Doktor… wir sind hier nicht allein…“ Carols Stimme erklang belustigt. „Das ist richtig, General.“ Ross kniff die Augen zusammen. „Das ist doch die Stimme von Danvers! Wo ist sie? Spricht sie über einen Lautsprecher mit uns?“ „Falsch, General. Ich stehe direkt vor Ihnen.“ Carol gluckste leise, doch Ross drehte genervt den Kopf hin und her. „Reden Sie keinen Unsinn, dann würde ich Sie ja sehen. Was ist das für ein technischer Trick, Doktor, mit dem Sie Danvers Stimme mitten in den Raum zaubern?“ Carol schüttelte ungesehen den Kopf. „Sie glauben mir nicht? Dann fühlen Sie meine Hand auf Ihrer Schulter…“ Der General sprang erschrocken zurück. „Weg, nehmen Sie sie weg!“ Rao beschloss das Spielchen zu beenden. „Danvers steht vor Ihnen, General. Sie können sie nur nicht sehen, wir haben ihr ein Serum verabreicht, was sie vorübergehend unsichtbar macht.“ Die Augen des Generals weiteten sich. „Unsichtbar? Das… das würde uns… ganz neue militärische Möglichkeiten bieten…“ Carol stemmte beide Hände in die unsichtbaren Hüften. Das war wieder einmal typisch, Ross wollte alles und jeden wissenschaftlichen Fortschritt für das Militär nutzen. So gerne sie Pilotin bei der Air Force gewesen war, diese Kriegstreiberei und der Aufrüstwettbewerb hatte ihr schon immer widerstrebt. Als ehemalige Soldatin war ihr natürlich klar, dass es einen starken Militärapparat brauchte, um den Frieden zu wahren und zu schützen, aber wie oft war das nur eine Floskel, hinter der sich Machtdemonstration und Expansionsbestrebungen verbargen. Sie war froh, diesem System nicht mehr anzugehören. James Rhodes riss sie mit einer Bemerkung aus ihren Gedanken. „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die Wirkung des Serums nachlässt, Carol?“ „Oh… jetzt schon? Vielen Dank, das ist sehr freundlich.“ Ross starrte einen Moment auf Carols Brust, bevor er empört wegsah. „Miss Danvers! Sie sind ja nackt! Wollen Sie sich nicht etwas anziehen?“ Carol errötete und bedeckte sich mit ihren Armen. „Äh… gute Idee, Sir.“ Während Carol sich im Nebenraum anzog, bot Doktor Rao dem General einen Stuhl und etwas zu trinken an. Ross musste sich einen Moment sammeln, der Schock, erst von einer Unsichtbaren berührt und dann eine nackte Frau direkt vor sich erscheinen zu sehen, hatte noch seine Nachwirkungen. Dann aber setzte er seinen Bericht fort und Carol hakte sofort ein. „Ich habe es richtig verstanden, dass unsere Air Bases von neuen Energiefeldern vor Eindringlingen geschützt werden? Und nun ist einer Ihrer Offiziere verschwunden? Etwa einer, der sich mit diesem System auskennt?“ Ross nickte. „Genau das ist das Problem. Die Energiefelder bilden ein unsichtbares, aber gefährliches Netz über unseren Flughäfen, und kein Flugzeug kann dort landen, wenn die Besatzung nicht den genauen Kurs kennt oder penibel eingewiesen wird. Falls es es dennoch versucht, wird es zerstört. Ein neuer Höhepunkt in der Sicherung unseres Landes.“ Carol dachte einen Moment nach. „Und wenn Ihr Offizier tatsächlich entführt worden ist, besteht nun die Gefahr, dass die Energieabsicherung durchbrochen wird?“ Ross strich sich über seinen Schnauzbart. „Nun… die Programmierung der Energiefelder war dem Offizier bekannt, das ist richtig. Wir haben die Anordnung der Felder natürlich inzwischen geändert, aber das ist immer ein aufwendiger Prozess und ich mache mir Sorgen, um den nun zuständigen Mann. Er dürfte in Gefahr sein, und er ist mehr Techniker, als Soldat.“ Doktor Kavita Rao schaltete sich ein. „Aber Sie lassen ihn doch sicher bewachen, oder?“ „Natürlich“, schnaufte Ross. „Wir überwachen ihn mit Richtmikrofonen und Kameras, aber die Sicherheitsvorkehrungen waren bei seinem Vorgänger ähnlich, und trotzdem verschwand er.“ James Rhodes hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten, doch nun deutete er auf Carol. „Wenn Sie noch eine zusätzliche Absicherung wollen, sollten Sie vielleicht Miss Danvers fragen, ob sie bereit ist, sich das Serum noch einmal spritzen zu lassen.“ Rao nickte sofort. „Genau, eine gute Idee, James. Carol könnte den Offizier unsichtbar begleiten. Sollte er dennoch entführt werden, bliebe sie einfach in seiner Nähe. Sie könnte die Entführer verfolgen und so vielleicht die Basis finden, von der aus sie ihre Operationen starten.“ Der General strahlte. „Eine ausgezeichnete Idee! Danvers, was sagen Sie?“ Carol zögerte nicht. Das klang nach einer spannenden Sache. „Ich bin einverstanden. Allerdings sollte der Offizier dann nicht all zu gut bewacht werden, damit seine Entführer überhaupt die Chance bekommen, mich zu ihrem Versteck zu führen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)