Hexenzauber von irish_shamrock ================================================================================ Kapitel 1: Hexenzauber ---------------------- Hexenzauber Im Nachhinein war es beinahe schon lächerlich, so ironisch und unverhohlen wie ihnen das Schicksal ins Gesicht lachte. Während junge Seelen grölend durch die Clubs und Nacht zogen, hatte Fortuna sie ausgerechnet hierher geführt. Und da stand sie, an seiner Seite, und besah sich mit verrutschtem Lächeln das Vorhaben seines Mitbewohners, ihre Kollegin anzugraben. Vielleicht hätte sie die armen Jungs warnen sollen, dass es sich bei Mellory und Corinne, vornehmlich bei letzterer, um eine wahre Männerfresserin handelte. Stroboskoplichter und Nebel waberten über die Menge hinweg und all die kuriosen Monstrositäten, sexy Krankenschwestern oder schnurrenden Kätzchen wirbelten auf der Tanzfläche umher, als hinge ihr Leben davon ab. »Und das mit Thanksgiving geht wirklich klar für dich?« Offenbar traute er ihren Worten nicht. Kate zuckte die Schultern. »Das war nicht meine Idee, tut mir leid.« Nicks Augenbraue wanderte fragend nach oben. »Ach, nein?« Sie schüttelte den Kopf. »Diese ganze Sache ist offensichtlich auf Bertrams Mist gewachsen und Irmaline hat angebissen. Sie konnte ihm noch nie etwas abschlagen, soweit ich mich erinnere.« Skepsis zeigte sich auf seinem Gesicht. »Aber sie wissen doch nichts, oder?« Nun war es an ihr, ihm mit Argwohn zu begegnen. »Von mir nicht. Wenn du dich nicht verquatscht hast?« Sein Lachen übertönte die letzten Akkorde der Disco Boys. »Ich finde es nur etwas ... seltsam. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, allerdings hätte jedem anderen Zwanzigjährigen, der allein in einer fremden Stadt lebt, die familiäre Beziehung zu seinen in den Staaten lebenden Verwandten egal sein können.« Kate neigte den Kopf, dann zierte ein flüchtiges Lächeln ihre Lippen. »Du bist auch nicht wie jeder andere.« »Da hast du natürlich recht.« Lachend kratzte er sich am Hinterkopf. »Immerhin habe ich dir das Leben gerettet.« Kate verdrehte die Augen. »Dass du mich immer wieder daran erinnern musst?!« Eine Erwiderung war ihm nicht vergönnt, da Corinne, mit verkniffenem Ausdruck auf dem Gesicht, auf sie zu marschierte und ihm Kate kurzerhand entführte. Die Hände in den Taschen der schwarzen Stoffhose vergraben, belächelte Nick die halbherzigen Versuche Corinnes, Kate zum Tanzen zu bewegen. Die Bässe wummerten ihm in den Ohren, seine Mitbewohner machte er an der Bar aus. Tatsächlich schien James sehr um die Aufmerksamkeit Mellorys bemüht. Die Songs gingen nahtlos in einander über und es dauerte nicht lang, da wurde es ihm zu dumm, allein in einer Ecke herumzustehen und der partywütigen Meute dabei zuzusehen, wie sie feierte. Nick schob sich an den Gruselgestalten vorbei, die Theke als festes Ziel. Zischend ließ der DJ weißen Rauch aus der Nebelmaschine entweichen. Das Gemisch aus destilliertem Wasser und Propylenglycol brannte ihm in der Nase. Im flackernden Licht bewegten sich die hüpfenden Körper wie in Zeitlupe. »Hey, Nicky. Hast du Spaß?«, rief ihm Michael entgegen. Nick folgte seinem Blick und bemerkte, dass Mike ungeniert zu Kate und Corinne herübersah. Bens Vorhaben, sich Kates anderer Kollegin anzunähern, hatte sich offensichtlich im Sande verlaufen, denn den Footballspieler entdeckte er hinter der roten Lockenmähne Mellorys. Um Michaels Fokus auf etwas anderes zu richten, tippte Nick ihm auf die Schulter und wandte sich dem Barkeeper zu, der ihnen am Nächsten stand. »Zwei Cola«, orderte er, doch Michaels Reaktion war ernüchternd. »Ich bin solidarisch veranlagt«, fuhr Nick fort. »Das sehe ich«, knurrte Mike und nahm das Glas Coke mit verdrießlicher Miene entgegen. »Spielverderber.« Zu Michaels Unmut hielt sich der junge Brite, der seinen 21. Geburtstag im März hinter sich gebracht hatte, fast peinlich genau die geltenden US-Gesetze. Dass er erst im Mai des nächsten Jahres offiziell dem Alkohol frönen durfte, machte Mike diesen Moment nicht erträglicher. Da halfen Nicks Worte wenig, denn er war der Auffassung, dass ein geselliger Abend auch ohne den Genuss von Spirituosen möglich sei. »Na Ladys, amüsiert ihr euch?« Ein selbstzufriedenes Grinsen zierte James‘ Lippen, als er sich den beiden zuwandte. Ben schüttelte den Kopf und schnaubte belustigt. Er rutschte vom Barhocker und gesellte sich zu seinen Mitbewohnern, wenn ihn die Damenwelt ignorierte. »Wo ist dein Zombie-Mädchen?«, fragte Michael. »Sie geht sich die Nase pudern«, erklärte James, die Schultern zuckend. Ben verzog das Gesicht halb erstaunt, halb angewidert. »Ich hätte sie nicht für eine Kokserin gehalten.« »Ich glaube nicht, dass sie eine von denen ist. Sie ist einfach nur extrem quirlig und überdreht. Ich hatte sie mit einem ‚Sie dürfen den Zeugenstand jetzt verlassen, Miss‘ aus dem Verhör entlassen.« James ließ nicht zu, dass Bens Bedenken an den Grundfesten des netten Gesprächs rüttelten. »Und dieser lahme Spruch hat es jetzt gebracht?« Mikes erhobene Augenbraue verbarg seine Skepsis nicht. James warf sich in die Brust. »Keine Ahnung, Mann. Aber die Vorstellung, dass aus mir mal ein Anwalt wird, hat sie wohl überzeugt.« »Und ich bin der nächste Tom Brady«, grunzte Ben. James' Miene verdüsterte sich. »He, kommt schon. Vielleicht ist das mit den älteren Frauen doch nicht das Wahre.« Mike zuckte mit den Schultern. »Nicky, jetzt sag doch auch mal was!« Abwehrend hob Nick die Hände. »Hey, haltet mich daraus.« »Ja, Mann. Nicky ist raus«, knurrte James. »Genau, der ist kein Maßstab«, pflichtete ihm Ben bei. »Hey!« Doch Nicks Protest ging in schallendem Lachen unter. Es dauerte nicht lang, da ergab sich Kate der Musik, riss die Arme empor und vergaß die Welt um sich herum, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Ein steter Strom junger Menschen ließ sich von den Takten umspülen und von den Wellen eingängiger, bekannter Songs mitreißen. Ob sie eine gute Figur machte oder sich wie eine betäubte Ente auf Stelzen bewegte, war Kate für die Dauer ihres Verbleibs, neben all den schwingenden Körpern, egal. Und vielleicht tat ihr diese kleine Auszeit gut, wenn sie von den Nachwirkungen der dröhnenden Bässe absah. Corinne ließ sich von einem Werwolf-Verschnitt antanzen, während Kate versuchte, ihr mit wild-fuchtelnder Gestik zu erklären, dass sie eine Erfrischung brauchte. Der Raise Your Glass-Club-Remix verklang, als sie schnaufend auf das Quartett zuhielt, dem der fünfte Mann abhandengekommen war. »Wieso tanzt ihr nicht? Ich dachte, das wäre so eine Veranstaltung?« Drei von vieren wechselten fragende Blicke. Nick grinste nur. »Ich tanze nicht«, winkte James ab. »Ich gucke zu.« Kate verzog das Gesicht. »Für so einen hätte ich dich nicht gehalten.« Ihr Blick wanderte zu Ben. »Wenn ich tanze, dann bebt die Erde«, erklärte dieser und verneinte diese Art der körperlichen Aktivität kopfschüttelnd. »Eigentlich räumst du nur auf«, fügte Michael hinzu und versuchte, seinem Mitbewohner einen Arm um die Schulter zu legen, doch statt einer halbgaren Umarmung, beließ es Mike bei einem lässigen Schulterklopfer. »Er pflügt durch die Menge wie ein Bulldozer.« »Augen auf bei der Berufswahl«, sagte Ben. »Und was ist mit dir?«, fragte Kate an Michael gewandt. »So gern ich auch würde, verehrte Kate«, erklärte Mike, theatralisch die Augen rollend. »Aber ich habe mir eine Sehne gezerrt.« »Ach, ja?«, echote es neben ihm. »Und wo? In deiner rechten Hand?« »Ich bin Linkshänder, du Arsch«, zischte Mike mit drohendem Blick auf Ben. »Dann die linke Hand oder doch die rechte? Du weißt schon, damit es sich anders anfühlt?« Das breite Grinsen auf Bens Gesicht brachte Michael nur noch mehr in Rage. »Okay, okay«, rief Kate ihnen zu. Sie reckte den Hals, um sich der Aufmerksamkeit des Barkeepers zu versichern. Doch leicht machten es ihr die Tresenkräfte nicht. Frustriert schnaubend schob sich Kate zwischen Nick und James an die Theke. »Ein Wasser, bitte«, rief sie dem Angestellten in der Hoffnung zu, dass er sie bei der Lautstärke verstand. »Ausweis«, bellte der Barkeeper und unterzog sie einer Musterung. Kates Augenbraue wanderte skeptisch-fragend gen Norden, dann wühlte sie in dem Gewand nach ihrem Portemonnaie. Überraschend schnell wurde sie der Geldbörse habhaft. Sie zupfte ihren Führerschein hervor und wartete. Doch der Barmann, dessen Namensschild ihn als Friendly Phil auswies, wirkte noch immer unzufrieden. Murrend zerrte sie sich die Haube vom Kopf und versuchte, ihre Frisur zu richten. »Besser?« Sekundenlang verglich der Barkeeper das Bild mit der Frau vor sich, dann überreichte er Kate die Plastikkarte und nahm sich der Bestellung an. »Und dabei wollte ich nur ein Wasser«, knurrte sie, legt einen zehn Dollarschein auf das klebrige Mahagoniholz und strich sich die verirrten Strähnen hinter die Ohren. Sobald alles an Ort und Stelle saß, versteckte sie ihr Haar wieder unter der Kopfbedeckung. Die amüsierten Blicke der jungen Männer links und rechts neben sich, versuchte Kate auszublenden, auch wenn ihr die Wangen glühten wie Kohlen. »Sieh es als Kompliment«, bemerkte James. Kate senkte den Kopf. In ihr reifte mehr und mehr der Wunsch, der Erdboden möge sich öffnen und sie verschlucken. Natürlich hatte sie Verständnis für das sorgfältige Vorgehen des Personals. Bei einem Haufen Studenten und anderer Gestalten, die sich, zum Ärgernis der arbeitenden Bevölkerung, an diesem Tag kaum zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden ließen, waren Vorsicht und Kontrolle in jeder Lage unausweichlich. Oder sie wären ihre Jobs schneller los und der Laden dichtgemacht, als sie Bacardi Cola auch nur denken konnten. Endlich schob ihr Phil ein Glas zu. Wasser schwappte über den Rand, doch da die Theke bereits von allerlei anderen Flüssigkeiten getränkt war, versuchte Kate diesem kleinen Missgeschick keine Bedeutung beizumessen. Hastig stürzte sie das kühle Nass ihre ausgedörrte Kehle herunter. Immerhin setzte man ihr kein abgestandenes Toilettenwasser vor. Doch allzu hohe Qualität konnte Kate bei etwas mehr als fünf Dollar kaum erwarten. »Stimmt so«, rief sie dem freundlichen Phil zu. Auffordernd reckte Phil das Kinn. »Wenn ihr nichts mehr bestellt, dann macht Platz für zahlende Kundschaft!« Die Gruppe tauschte irritierte Blicke und es schien, als lägen genug Worte auf Bens Zunge, die er nur mühsam für sich behielt. »He, was-?« Zu Kates Verblüffung war es Nick, der diese Szene nicht unkommentiert lassen wollte. »He, Nicky, keine Diskussion! Komm schon, Junge. Wir suchen uns einen anderen Platz«, sagte James, langte hinter Kate und versuchte, den entrüsteten Nick vor einem Wortgefecht mit dem Personal zu bewahren. Wortlos räumten sie das Feld. »Es bringt uns gar nichts, wenn du dich mit dem Barkeeper anlegst, Kumpel.« James‘ Vorhaben, Nick zur Einsicht zu bewegen, gestaltete sich schwieriger als gedacht. »Ja, Mann«, pflichtete Mike bei. »Beiß die Zähne zusammen. Wir wollen schließlich irgendwann noch mal in diesen Club und Hausverbot bringt uns nicht weiter, wenn du dich mit ihm prügelst.« Kate entfuhr ein lachendes Grunzen. »Entschuldigung, aber ich - ähm.« Dann bedachte sie den Querulanten mit einem fragenden Blick. »Du hättest dich doch nicht mit ihm geprügelt, oder?« Nick legte den Kopf schief, streckte er die Hände vor sich aus und besah sich prüfend die Finger. »Bist du verrückt? Meine Maniküre!« Dass es den jungen Männern gelang, eine Sitznische ausfindig zu machen, verdankten sie wahrlich dem glücklichen Zufall, der den Namen Tom trug. »Er hat das für uns klargemacht«, sagte Ben, doch von dem Architekturstudenten fehlte noch immer jede Spur. »Er sagte, er kenne jemanden, der jemanden kennt, der diese Hütte hier ausgebaut hat.« »Es geht doch nichts über Vitamin B.« Mike ließ sich auf die gepolsterte Bank fallen. James‘ Mundwinkel zuckten. »Vitamin Bier?« Statt sich zu setzen, verharrte Kate unschlüssig vor dem winzigen Tisch. Sie wandte sich der Menge zu, auf der Suche nach ihren Kolleginnen. Sie entdeckte Mellory, die in ihrem Kostüm mehr Platz für sich beanspruchte, als den Gästen lieb war. Erleichterung zeigte sich auf ihrem Gesicht, als diese wiederum Kate erblickte und mit schnellen Schritten auf sie zukam. »Da verschwindet man kurz aufs Klo«, klagte Mellory und zupfte an Kates Ärmel. Ohne, dass Kate den Worten oder ihrem Tun etwas entgegenzusetzen hatte, zerrte Mellory sie auf die Tanzfläche. »Woher kennst du diese Typen?« Kate tat, als verstehe keines der gebrüllten Worte. Mellory verdrehte die Augen und rief ihr selbiges abermals dicht ins Ohr. »Komm schon, Kate. Ich weiß, dass du mich gehört hast. Also, woher kennst du sie?« »Lange Geschichte«, winkte Kate ab. »Lass hören!«, forderte Mellory, doch Kate schüttelte den Kopf. Misstrauisch beäugte die grotesk-geschminkte Gruselgestalt sein Gegenüber, dann fiel ihr der Groschen. »Nein! Wer? Los, sag schon! Aber eigentlich ist das ziemlich offensichtlich.« Sie verrenkte sich beinahe den Hals, um den Studententrupp genauer in Augenschein zu nehmen. Mellorys Lippen bogen sich zu einer höhnisch-grinsenden Fratze, die durch das Make-up noch verstörender wirkte. »Der kleine Priester, hm? Kate, Kate, Kate – ist das der One-Night-Stand?« »Blödsinn! Das ist wirklich nur Zufall«, wiegelte Kate ab, doch in Mellorys Augen trat ein verräterisches Funkeln, das selbst durch das Stroboskoplicht nicht verzerrt werden konnte. »Endlich habe ich euch gefunden!« Kate zuckte zusammen, als Corinne sich von hinten an sie drängte und ihr das andere Ohr malträtierte. »HimmelHerrGottnocheins!«, fauchte sie und wandte sich zu Corinne um, nicht ohne sich beide Ohren zuzuhalten. Corinne neigte den Kopf und schürzte die Lippen. »Tut mir leid, Kate.« Mellory nickte erst in Kates Richtung, dann bedeutete sie Corinne, in die kleine Nische zu blicken. »Kates ONS ist hier.« »Was? Nein! Oh, Kate. Ist das jetzt gut oder schlecht?« Corinnes Begeisterung für Kates Dilemma war entfacht und deren emotionales Chaos mit einem Male um ein Vielfaches interessanter, als all die jungen Männer um sie herum. Kate verdrehte die Augen. »Ich will gar nicht wissen, wie viele deiner Bekanntschaften hier herumlaufen.« Corinne winkte ab. »Alles schon gecheckt. Aber ich glaube, ich hatte mal was mit einem von der Bar.« »Wenn es friendly Phil war, dann sei froh, dass es bei einer einmaligen Sache geblieben ist«, murrte Kate. »Friendly Phil? Moment, ich glaube, er nannte sich der fantastische Phallus.« Corinnes Grübelei brachte Mellory zum Lachen. »O mein Gott«, rief ihr der Zombie-Lizzy-Bennet-Look-A-Like entgegen. »Corinne, du lässt auch nichts anbrennen!« »Schätzchen, ich lasse sogar Wasser anbrennen. Aber wozu leben wir in New York City, wenn wir unsere Klamotten im Ofen aufbewahren und das Essengehen bevorzugen?« Corinne zuckte die Schultern und Kate war froh, dass das Gespräch eine andere Abzweigung genommen hatte. Die Zeiger der Uhr krochen unaufhaltsam voran. Gegen halb zwei, und weil sich das Gros der Damen nur noch auf ein paar wenige Exemplare beschränkte, die für ein Gespräch in Betracht kamen, entschied die Gruppe, dass es Zeit zum Aufbruch sei. »Okay Nicky«, rief Michael über die Musik hinweg, »wir machen uns vom Acker! Kommst du mit?« Nick warf einen Blick auf die Armbanduhr, die so gar nicht zu seiner Kostümierung passte. Er suchte die Menge nach Kate ab. Gehen, ohne sich zu verabschieden, wollte er nicht. Er bat seine Mitbewohner, auf ihn zu warten, bis er sich zu einer endgültigen Antwort im Stande sah. Sein Blick huschte über die wippenden Körper, die sich die Lunge aus den Hälsen grölten und versuchten, Martin Johnson zu übertönen, der von bösen Mädchen sang, die nicht weinten. The Nightgame wurden von Katy Perrys »I kissed a Girl« abgelöst, als Nick das trällernde Trio am Rand zum DJ-Pult vorfand. Von der schaurigen Aufmachung Mellorys war nicht mehr viel zu sehen, Corinne fasste sich ihre verstrubbelte Mähne zu einem Knoten zusammen, während sich Kate aus einer Drehung wand und abrupt innehielt, als sie ihn bemerkte. »Meine Güte, Kate! Fast hätte ich die falsche Nonne abgeschleppt«, rief er ihr zu. Mellory nutzte die Gunst des Aufeinandertreffens, um Corinne ungeniert auf die Szene aufmerksam zu machen. Dass er sich zu ihnen gesellte, würde Kate in einem Sechs- oder Achtaugengespräch erklären müssen, sofern es das düstere Duo vorzog, auch Alice ins Vertrauen zu ziehen. Die Neugierde der lechzenden Hyänen war schier greifbar. Doch zu Kates Verblüffung, und weil es die Höflichkeit verlangte, streckte er den Damen die Hand hin. Corinne schmälerte den Blick, schüttelte dem Fremden die Hand, dann platzte es aus ihr heraus: »Du ... bist doch der Typ aus dem CITYROW auf der 3rd Avenue!« Kate zuckte zusammen, als dem DJ hörbar die Nadel verrutschte. Rufe wurden laut und die Musik schleunigst wieder in Gang gesetzt. Ein amüsiertes Grinsen zierte Mellorys Lippen, als Nick ihr mit einem knappen Lächeln begegnete. Corinnes überraschten Ausruf quittierte er hingegen mit schief gelegtem Kopf. Den Aerobic-Kurs bei Drill Istructor-Carla hatten Kate und Alice nur noch zwei weitere Male besucht, denn irgendwie kam ihnen immer irgendetwas dazwischen. Da Nick sich von den verschiedenen Filialen der Fitnesskette ausborgen ließ, war seine Anwesenheit in dem Studio auf der 3rd Ave nicht immer garantiert. Allerdings war es nun mehr unübersehbar, dass sich Corinne und Mellory, die einst so nett am Tresen mit ihm geplaudert hatte, an den jungen Briten erinnerten. »Du bist einer von James‘ Mitbewohnern!« Die späte Erkenntnis ließ Mellory lachen. »Ich glaube, wir hatten schon einmal das Vergnügen? Im Fitnessstudio, erinnerst du dich?« Kate warf einen Blick auf Nick. Sie war sich sicher, dass er ihre Kollegin nicht vergessen hatte, so schwärmend wie er damals von der zierlichen Elfe berichtete. »Dann gehört der Footballspieler auch dazu? Kate, das hättest du uns sagen können!«, ereiferte sich Corinne. Zutiefst getroffen, angesichts dieses hinterhältigen Verrats, verzog sie schmollend den Mund. »Ben«, bestätigte Nick, doch Corinne winkte ab. »Er ist ja ganz süß, aber er hat mir über eine halbe Stunde lang von seiner Ex erzählt«, Corinne verdrehte die Augen, »da wäre jede andere auch geflüchtet.« Verstehend nickte er die Worte ab. »Eigentlich wollte ich mich nur verabschieden.« »Was? Wieso?« Seine Absicht rief Empörung bei Mellory und Corinne hervor. Nun, da sie endlich einen Einblick in das Liebesleben ihrer Kollegin gewonnen hatten, machte sich der Urheber für Kates Geheimnistuerei aus dem Staub. »Ach, komm schon! Wieso bleibt ihr nicht noch?« Mellory gab sich große Mühe, über die Meute hinweg, Ausschau nach den jungen Studenten zu halten. Nick kratzte sich am Hinterkopf. »Um zwei werdet ihr sowieso rausgeworfen.« »Wieso weiß du so was?« Verdutzt schüttelte Corinne den Kopf. Sein Schulterzucken stellte sie nicht zufrieden. »Okay, vielleicht sollten wir uns auch auf den Weg machen. Aber vorher muss ich noch mal wohin ...« Wie von Nick prophezeit, läutete der DJ das bevorstehende Ende dieses kleinen Halloweenspektakels ein. Für die übrigen, feierlustigen Damen ein Weckruf, noch vor dem Heimweg die Örtlichkeiten aufzusuchen. Das Vorankommen gestaltete sich bei den wenigen Seelen, die es noch auf der Tanzfläche hielt, angenehm unkompliziert. Vor der Tür zu den Toiletten wartend, meinte Nick nach kurzem Zögern: »Also, Kate. Man erzählt sich, du hättest ein Mädchen geküsst?« Kate stutzte und blickte neben sich. »Du auch!« »Nein, ja, ich meine so richtig Katy Perry-mäßig?« Sein Versuch, sie zu ködern, gelang ihm, denn Kates Lachen mischte sich unter die letzten Klänge schriller Gitarren. »Die Jungs warten draußen, also ...«, fuhr Nick fort. »Zu dir, oder zu mir?« Ihre Mundwinkel zuckten, dann biss sie sich auf die Lippen. Auch wenn sie die Begegnungen mit Nick zwar nicht provoziert, aber dennoch genossen hatte, war ihr letzter Gedanke, ihm hier gegenüberzustehen und die Frage zu klären, in welchem Bett sie Unterschlupf fand. Kate senkte den Blick und fischte nach Worten, um ihren Gefühlen eine Tarnkappe aufzusetzen. Diese Situation einzuschätzen, fiel ihr schwer. Wäre Nick enttäuscht oder gar verletzt, wenn sie ihn nicht mit zu sich nahm oder sie mit ihm ginge? Dass sie wiederholt eine Grenze übertrat und in einem Minenfeld stocherte, erleichterte ihr die Entscheidung nicht. Je länger sie ihm eine Antwort schuldig blieb, desto nervöser wurde er. Sein schwerer Seufzer ließ sie zucken. »Warum sagst du mir nicht, was dir lieber wäre?« »Ich weiß es nicht«, gab Kate zurück. Sie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen kroch und Unbehagen an ihr nagte. Manchmal, so schien es ihr, legte Nick ein irrationales, kindisches Verhalten an den Tag. Als stünde ihr ein naiver und zugleich übermütiger Bengel gegenüber, der arglos in die Welt hinaustrat, als sei jeder ihm ein Freund und nichts und niemand wolle ihm etwas Böses. Und dann, von einem Moment auf den anderen, waren seine Worte messerscharf, schlussfolgernd und von solch verlangender Ehrlichkeit, dass es sie schauderte. Um die Fronten zu klären, fragte Kate: »Bist du sauer, weil ich dir nicht gesagt habe, wo wir hingehen?« Nick horchte auf. »Sauer? Warum sollte ich?« »Ich hatte vorhin den Eindruck, dass – «, hob Kate an und ließ den Satz mit einem Schulterzucken in der Schwebe. Schnaubend schüttelte er den Kopf. »Kate, du bist erwachsen. Und solange wir noch keine Definition für das haben, was wir haben, denke ich, dass du mir keine Rechenschaft schuldig bist. Und auch danach nicht. Außerdem ... haben wir kein Date ausgemacht.« »Bedeutet das, dass ungeniertes Flirten erlaubt ist?« Argwohn zierte ihr Gesicht, auch wenn es ihr vor seiner Antwort graute. Ein grunzender Laut entkam ihm. »Klar, wieso nicht? Auch wenn du das vielleicht ein wenig anders siehst.« Sie schmälerte den Blick. »Was willst du damit sagen?« Nick ließ ein Zucken der Schultern erkennen. »Nagel mich nicht darauf fest, aber ich habe manchmal den Eindruck, dass du ein wenig eifersüchtig bist. Und ich weiß, ich habe eben von einer Definition gesprochen und ich kann mir denken, dass dir, uns ... die Vorbehalte im Weg stehen ...« Kate ließ ihn sprechen, doch die Kernfrage schwelte noch immer zwischen ihnen. »Und nur, falls es dich interessiert: Ich war - bin nicht eifersüchtig. War ich eigentlich noch nie in meinem bisherigen Leben. Ich war lediglich verblüfft, dich zu sehen, denn ich kann mich noch sehr gut an unser Gespräch erinnern, als du mir etwas über Spontanität erklären wolltest«, fuhr Nick fort. »Und ob du es glaubst, oder nicht, aber ich war mindestens genauso überrascht, dich zu sehen, wie du es warst.« Tief rang Kate nach Luft. Die Anspannung in ihren Schultern verschwand allmählich. »Und weil ich weiß, dass du arbeiten musst, war ich echt, wirklich und unglaublich unsicher, ob ich dich einladen darf oder ob du lieber auf dem Sofa hockst und dir Uralthorrorfilme ansehen willst«, gestand Nick ihr. Dass Kate auf seine Worte hin das Gesicht verzog, entging ihm nicht. Er stieß sie sanft mit dem Ellenbogen an. »Kleiner Scherz, und deiner angewiderten Grimasse zu urteilen, magst du offensichtlich keine Horrorfilme.« »Ganz recht«, würgte Kate hervor und schüttelte sich wie zum Beweis. »Von dem Blut und dem unnötigen Gemetzel wird mir übel.« »Okay, also kein SAW-Marathon für dich?«, fragte er und versuchte, sich das spitzbübische Grinsen zu verkneifen. »Auf gar keinen Fall! Nein, danke«, protestierte Kate und wedelte bekräftigend mit den Händen. »Hör mal: Du bist aber nicht sauer, weil ich dich nicht gefragt habe, ob du mitkommen möchtest, oder?« Aus dem Schalk im Nacken wurde Verlegenheit, die Kate nicht entging. Ihre Zähne gruben sich in die Unterlippe. »Vermutlich ... wäre ich sowieso zu Hause geblieben. Also war deine Vermutung von eben gar nicht so falsch. Hätten mich diese Quälgeister nicht dazu getrieben, mir extra ein Kostüm und neue Unterwäsche zu besorgen, dann -« »Halt, stopp! Spul noch mal zurück! Das nach dem Kostüm - bitte, wiederhol das!« Nick machte eine fordernde Geste. »Dann war das mit dem du weißt ja nicht, was ich drunter trage von vorhin kein Scherz?« Achtlos zuckte Kate die Schultern. »Hm, nein.« Nick schnaubte auf. »Und du bist dir sicher, dass ich dich nicht nach Hause bringen soll? Zur Tür? Haustür? Wohnungstür? Schlafzimmertür?« »Ich habe nie behauptet, dass ich mir sicher wäre, dass du mich nicht nach Hause bringen sollst.« Wieder unterstrich sie ihre Worte mit einem Schulterzucken. »Aber du hast nach Ausreden gesucht!«, stellte Nick, den Zeigefinger erhoben, klar. »Los! Wir schnappen uns ein Taxi. Ich zahle. Hopp, hopp!« Kate stieß einen leisen Pfiff aus. »Oh? So spendabel, der Herr?« »Psst, erzähl es keinem!«, zischte Nick und wich der aufschwingenden Tür aus. Kate hielt ihn zurück. »Warte mal! Wir müssen auf Corinne und Mellory warten. Und deinen Jungs solltest du auch Bescheid geben!« Nick haschte nach ihren Fingern, da entfuhr ihm ein mürrischer Laut, dem sich ein Augenrollen anschloss. »Holde Maid, wärt Ihr so gütig!« »Wir haben aber noch nicht geklärt, wo ich dir meine Unterwäsche präsentiere.« Kate spielte die Quengelnde. »Meinetwegen im Taxi«, knurrte Nick, dann kam ihm die Idee. »Uh, im Taxi.« »Auf keinen Fall!«, protestierte Kate und bohrte die Hacken in den Bodenbelag. »Aber meine Bude ist voller griesgrämiger Kerle!« Prüfend huschte sein Blick über die Frau an seiner Hand. »Da liegt es nahe – und obwohl ziemlich weit weg – dass ich dich nach Hause bringe.« Skepsis zierte ihr Gesicht. »Okay, Vorschlag«, hob Nick an, »du suchst deine Mädels und ich gebe den Jungs Bescheid. Die frieren sich draußen garantiert schon die Eier ab.« »Nick!«, schnaufte Kate entrüstet. »Was?«, irritiert blinzelte er gegen ihre Empörung an. Dann scheuchte Kate ihn in Richtung Garderoben. Kate schlüpfte durch die Tür zu den Toiletten und stolperte über ein knutschendes Pärchen. Sie kämpfte sich bis zum Ladies Room vor. Ein Geruch aus Urin und Sandelholz stieg ihr in die Nase. »Ich muss nicht, ich ... suche nur nach meinen Freundinnen«, erklärte sie der mürrisch dreinblickenden Toilettenfrau und streckte den Kopf in den Waschraum. »Corinne? Mellory?« »Ich bin hier«, gab Mellory zur Antwort. »Einen Moment.« In welcher Kabine sich ihre Kollegin befand, wusste Kate nicht zu sagen. Fünf Spülungen wurden zeitgleich betätigt und das Rascheln von Kleidern war zu vernehmen. Die Türen flogen in einem disharmonischen Reigen auf und spien junge Frauen in den gefliesten Raum. Das Gedränge vor den drei großen Wandspiegeln hatte etwas mit dem Gewusel an einem Wühltisch gemein. »Corinne ist an der Bar versackt«, erklärte Mellory, als sie Kates fragenden Blick bemerkte. Sowie sie endlich an der Reihe war, wusch sie sich die Hände, prüfte ihr Erscheinungsbild im Spiegel und zupfte ihre rostrote Mähne zurecht. Kate schnaubte fassungslos. »Wie kann sie an der Bar versacken, wenn sie es war, die dringend mal musste?« Mellory zuckte die Achseln. »So mutig und furchtlos wäre ich auch gern«, seufzte Kate und trat einen Schritt zurück, da Mellory ihren Stylecheck beendet hatte und auf sie zukam. »Mutig?« Mellory verdrehte die Augen und schob sich an Kate vorbei. »Verrückt trifft es eher.« »Wie ist sie überhaupt an uns vorbeigekommen?« Verwirrt schüttelte Kate den Kopf. »Und wie konnte sie dich überholen?« »Ich habe eine alte Freundin getroffen und Corinne wollte nicht warten, also ...« Wieder zuckte Mellory die Schultern. »Sie meinte, wenn wir wollten, könnten wir gehen. Sie käme zurecht.« »Ja, das glaube ich ihr sogar«, schnaufte Kate halb lachend, halb schockiert. »Und wie kommen wir nach Hause? Willst du laufen?« Mellory wandte sich nach Kate um. »Nein, ähm ... Ich habe etwas arrangiert«, murmelte Kate und wich abermals dem Gespann aus, das sich schier zum Fressen gern hatte. Mellory reichte dem Mitarbeiter ihre Garderobenmarke. Kate tat es ihr gleich und nahm ihre Jacke in Empfang. Die schwere Tür des Clubs fiel hinter ihnen ins Schloss und Kate hielt nach einem Taxi Ausschau. »Kate? Hier!« Nick winkte hastig und deutete auf das gelbe, alte Cab, das am Bordstein parkte. Schnell waren die wenigen Meter überbrückt. Dankbar, dass er ihnen die Tür aufhielt, schlüpfte Mellory auf den Rücksitz und seufzte wohlig, als sie das warme Innere des Wagens willkommen hieß. »Nicky, beeil dich! ich hab morgen 'ne Vorlesung«, rief der Taxifahrer. Kate stutzte kurz und rutschte neben Mellory auf die Rückbank. Eiligst folgte Nick ihr nach. »Wo ist der Rest eures Trouble-Trios?«, fragte er und bedeutete dem Fahrer, aufs Gaspedal zu steigen. »An der Bar«, entkam es den beiden Frauen unisono. »Wo soll’s hingehen?«, fragte der Fahrer und Kate beugte sich vor, um einen Blick auf den Namen zu erhaschen. »Du schon wieder?«, rief sie aus, als sie sich der Identität des Chauffeurs versicherte. Prompt richtete sie ihren Fokus auf Nick, der sich zu ihrer Rechten eingefunden hatte. »Was denn? Jonah gehört zu den besten Fahrern der Stadt.« Er ließ ein knappes Zucken der Achseln erkennen. »Stimmt doch, Jo?« »Die Liste deiner Gefallen wird nicht kürzer, Kumpel.« Jonahs Lachen übertönte die Musik aus dem Radio. »Also noch mal: Wo soll‘s hingehen?« »61th West Ecke Amsterdam«, rief Mellory dem Fahrer entgegen. Jonah stieß einen leisen Fluch aus und warf Nick im Rückspiegel einen grimmigen Blick zu. »Du hast nichts davon gesagt, dass ich die Ladys die gesamte Insel rauf und runter kutschieren soll.« »Bleib cool«, beschwor Nick den armen Architekturstudenten, dann wies er auf sich und Kate. »Uns zwei kannst du Ecke Plaza rauswerfen.« »Ach? Kann er das?« Kate neigte den Kopf. »Keine Panik, Kate. Jonah kriegt sie schon ohne Zwischenfälle nach Hause, oder Jo?« Nick versuchte sich daran, wie Wogen zu glätten. »Wenn du das sagst, Kumpel.« Jonah richtete den Blick wieder auf die Straße. »Die Jungs lassen euch grüßen«, ließ Nick beiläufig verlauten, während Jonah die Gäste durch Midtown lavierte. »Wie lieb. Sag James, dass ich mich gut unterhalten habe«, flötete Mellory, langte über Kate hinweg nach seiner Hand und drückte sie. »Ich sag’s ihm«, sicherte Nick ihr zu und versuchte, Kates bohrenden Blick zu ignorieren. Wie gewünscht, hielt Jonah kurz vor dem Plaza Hotel und entließ Nick und Kate in den kalten Morgen. »Schreib mir bitte, wenn du zu Hause bist!«, bat Kate mit banger Miene und drückte Mellory an sich, ehe sie aus dem Taxi krabbelte. Mellory zwinkerte ihr zu. »Klar. Amüsiert euch, ihr zwei.« Kate schlug die Wagentür zu, doch Mellory rutschte über das Polster und kurbelte das Fenster herunter. »Nick, es hat mich sehr gefreut, dich wiederzusehen.« Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. »Gleichfalls.« »Kate, komm her!«, rief Mellory und Kate beugte sich ins Wageninnere. Nach einer festen Umarmung gab Mellory sie wieder frei. »Wir sehen uns später.« Die Bremslichter erloschen und Jonah fuhr an. Mit versonnenem Lächeln auf den Lippen, winkte Nick dem Taxi nach. Kate verschränkte die Arme, soweit der Kurzmantel es zuließ, und betrachtete ihn kopfschüttelnd. Sie wandte sich zum Gehen und marschierte auf die nächstgelegene U-Bahn-Station zu. Nick vergrub die Hände in den Jackentaschen und setzte ihr, beschwingten Schrittes, nach. Einen Umstieg auf dem U-Bahnhof 59 Street Lexington Avenue später, fuhren sie mit der Linie 6 in Richtung Nordosten, bis zur Haltestelle 77th Street – Lenox Hill Hospital. Nick erhob sich von dem harten Plastiksitz und streckte sich ausgiebig. Quietschend kam der Zug zum Stehen. Eiligst langte er nach ihrer Hand und hechtete, mit Kate im Schlepptau, auf den Bahnsteig hinaus. Kate hoffte, dass er ihre leuchtend roten Wangen nicht bemerkte. Zu oft hatte er ihr Herz durch viele, kleine Gesten ins Stolpern gebracht. Er zog sie die Treppe hinauf und stoppte abrupt. Kate schob die Augenbrauen zusammen und erklomm die letzten Stufen. Sie war mit ihm auf gleicher Höhe, als auch sie der Grund für seinen plötzlichen Halt bemerkte. Es schüttete wie aus Eimern. »Wann ist das denn passiert?« Nick blickte neben sich, der Druck seiner Finger wurde fester. Kate schluckte und schüttelte den Kopf. »Ich ... ich es weiß nicht.« Kurz wägte er ab, dann spurtete er los, mit einer protestierenden, wimmernden Kate im Rücken. »Nick!«, rief sie keifend durch den Regen, doch er ließ sich nicht beirren. Dicke Tropfen erschwerten ihm die Sicht. Tapfer lotste er Kate durch die Straßen und endlich erreichten sie Kates Bleibe. Der November hatte sie eiskalt erwischt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)