Diamond Fire von AliceFeder ================================================================================ Kapitel 1: Diamond Fire ----------------------- 1. Die Abmachung Mit zittrigen Fingern strich sie ihr blondes Haar hinter das Ohr. Ihr Herz raste unnormal in ihrer Brust als sie mit getöteten Wangen den Mann vor sich betrachtete, der sie aus vor Schock geweiteten Augen anstarrte. Mit so einer Reaktion habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich hätte es ihm nicht sagen sollen, dachte sie, während das unangenehme Gefühl sich weiter in ihr ausbreitete. War es ein Fehler gewesen? Um sie herum war es mucksmäuschenstill geworden und noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so fehl am Platz gefühlt wie just in diesem Moment. »Jetzt sag doch endlich mal was«, forderte sie ihr Gegenüber auf. Natürlich hätte sie es auch so im Raum stehen lassen können. Sie hätte auch anfangen können zu lachen mit der Aussage: »Haha, reingelegt. Das war nur ein Scherz gewesen. Endlich habe ich dich nach all den Jahren sprachlos erlebt. Ein Bild für die Götter!«, aber das wäre gelogen gewesen und diese Schmach wollte sie sich nicht geben. Im Gegenteil, sie wollte von ihm eine Antwort hier und jetzt! Die Stellarmagierin seufzte niedergeschlagen. Warum sagt er nichts? Nervös knetete sie mit den ineinander verschränkten Finger vor ihrer Brust herum und starrte auf den dunklen Dielenboden des Gildenhauses. Ein Staubfussel, zwei Staubfussel, oh, der da schaut fast aus wie eine Maus, zählte sie den Staub der vor ihren Füßen lag um sich von der unangenehmen Situation abzulenken. Sie spürte die geschockten, nein, die eher mitleidigenden Blicke ihrer Freunde auf sich ruhen, was die Situation nicht besser, sondern nur noch schlimmer machte. Sie schielte zu ihrer rechten. Cana hat sogar aufgehört an ihrem Weinfass zu nuckeln und Elfman starrt mich mit offenstehendem Mund ungläubig an. Ob ihm wohl der Satz »Lucy, du bist ja so männlich« im Halse stecken geblieben ist? Wahrscheinlich … Und wem habe ich diesen peinlichsten Moment meines Lebens zu verdanken? Aus der Unsicherheit wurde Wut, während sie finster zu der schuldigen Person hinüber schielte, die sie aus großen Augen entschuldigend ansah. Dabei waren wir uns eigentlich so sicher gewesen. Ich war mir so sicher gewesen.   Einen Tag zuvor saßen die besten Freundinnen bei Lucy zu Hause und hatten es sich auf dem Bett der Stellarmagierin bequem gemacht. »Wie weit bist du mit deinem Buch, Luce? Ich kann es kaum abwarten es zu lesen. Darf ich mal reinschnuppern?«, fing die kleine Blauhaarige an und brachte ihre Freundin damit zum Lachen. »Nein, Levy, wie oft noch. Erst, wenn es fertig ist«, antwortete die ältere der beiden und ließ ihren Blick zu ihrem Schreibtisch schweifen. Überlegend betrachtete sie von weiten ihre Notizen, die überall auf den mahagonifarbenen Tisch verstreut herumlagen. »Aber gerade stecke ich in einer Blockade. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll, von daher wird es wohl noch ein wenig dauern«. Die Solid Script Magierin betrachtete ihre Freundin von der Seite und lächelte sie aufmunternd an. »Du bekommst das schon hin. Woran hapert es?« »An der Liebesbeziehung der beiden Protagonisten. Ich habe keine Ahnung wie ich die beiden, trotz reichlicher Andeutungen zusammenbringen soll. Er ist aufbrausend, geht mit dem Kopf gerne durch die Wand und auf dem Gebiet mit Frauen ein hoffnungsloser Fall und sie, ja, man könnte sagen, dass sie beste Freunde sind und sie weiß nicht, wie sie diese Hürde überwinden soll, obwohl sie sich sicher ist, dass er tiefere Gefühle für sie hegt, so, wie er sie in all ihren Abenteuern immer beschützt hat,« murmelte die Blondine vor sich hin und wandte sich Levy zu, die sie aus ihren blauen Seelenspiegel wissend anfunkelte. Lucy kräuselte die Braue. »Was ist?«, fragte sie verwundert. »Kann es sein, dass du gerade von dir und einem gewissen Feuermagier gesprochen hast?«, grinste sie. Ihre rehkitzbraunen Augen weiteten sich und ertappt stotterte sie abwehrend vor sich her: »Was? Ne… Nein. Natsu und ich sind nur Freunde. Nur Freunde«, betonte sie das Wort Freunde mit Nachdruck. Die Blauhaarige kicherte belustigt, während sie mit ihrer rechten Handfläche ungehalten auf die Matratze klopfte. »Du bist eine schlechte Lügnerin. Hat man dir das schon einmal gesagt« Peinlich berührt schaute die junge Frau in Levys glitzernde Augen, in der sich bereits Lachtränen angesammelt hatten. Sie plusterte beleidigt ihre Wangen auf. Blöde beste Freundin. »Mit dir und Gajeel ist es doch nicht anders«, erwiderte sie schmollend und nun war es an ihrer Sitznachbarin ertappt zu erröten. »Ja, da hast du vollkommen Recht«, gab die Solid Script Anwenderin zu und stritt ihre Gefühle zu dem sturen Eisen Dragon Slayer mit keinem Wort ab. »Wobei es mit dem sturen Bock schon ein wenig schwieriger ist, als bei euch beiden«, seufzte sie und eine seltene unangenehme Stille breitete sich zwischen den beiden Freundinnen aus. »Ich war oft davor Natsu meine Gefühle zu gestehen, aber jedes Mal, wenn ich kurz davor war, hat mich der Mut verlassen«, gab sie seufzend zu und hielt ein bestätigendes Nicken seitens ihrer besten Freundin. »Bei mir auch. Ich habe deswegen ein Liebesbrief verfasst, aber der staubt bei mir zu Hause schon ein«, lachte die Blauhaarige gequält auf als abermals sich die Stille zwischen ihnen ausbreitete. »Aber wir können das nicht ewig so lassen. Von den Männern können wir nicht erwarten, dass die den ersten Schritt machen«, seufzte die Blondine geknickt. Schon gar nicht von Natsu dafür ist er zu unbeholfen. »Wie wäre es mit einer Wette, Lucy?«, fragte ihre bessere Hälfte und hatte sofort ihre volle Aufmerksamkeit. Neugierig sah sie ihre beste Freundin an, die sie mit neuem Elan anfunkelte. »Alleine bekommen wir es nicht hin. Aber vielleicht, wenn wir uns gegenseitig anspornen und es in einer Situation tun, wo wir keinen Rückzieher machen können!« Sie kräuselte abermals fragend ihre Braue. »Und was stellst du dir vor?«, hakte sie mit einem unguten Gefühl nach. Levy verlagerte ihr Gewicht und drehte sich nun vollkommen zu Lucy um, saß ihr nun direkt gegenüber und schaute sie mit einer Entschlossenheit an, die ihr eine Gänsehaut verschaffte. »Du sagst es ihm morgen in der Gilde, wenn du das schaffst tu ich das direkt danach auch und lese als I-Tüpfelchen noch den Brief vor. Ist das ein Deal?« Die Stellarmagierin war sprachlos und starrte sie mit offenem Mund entsetzt an. »Morgen? In der Gilde? Vor allen Leuten?« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf und zeigte ihr dezent den Vogel. »Hast du den Verstand verloren? Ich trau mich das alleine nicht und dann soll ich das vor all unseren Freunden tun?« Levy nickte unbeeindruckt. »Ja, wenn du dir so sicher bist, steht doch nichts im Wege und du hast es noch einfacher mit Natsu. Der wird dir in den Arm springen und dich vielleicht direkt küssen, da habe ich mit Gajeel die schwierige Partie erwischt«, antwortete sie ernst. Die Stellarmagierin errötete bei der Vorstellung, dass Natsu sie vor allen küssen könnte, aber zuzutrauen wäre es ihm und würde definitiv zu seinem Charakterzug passen. Nur wenn sie daran dachte, pochte ihr Herz bereits wie wild in ihrer Brust. »Ok… okay, einverstanden«, erwiderte sie unsicher. »Und du ziehst direkt nach?« »Levy McGarden Ehrenwort!», versicherte sie und damit war es besiegelt.   Und jetzt stand sie hier mit hochrotem Kopf, verfluchte ihre kindliche Naivität und verwünschte ihre beste Freundin für diesen bescheuerten Einfall. Wie konnte ich auch annehmen, dass er mir nach diesem Geständnis direkt in die Arme fällt … Ich bin ja so dumm, so dumm. »Natsu!«, sprach sie seinen Namen laut aus und holte ihn damit in die Gegenwart zurück. Der Feuermagier fuhr sich fahrig durch sein widerspenstiges rosanes Haar, ließ seinen Blick willkürlich durch die Menge schweifen ehe er seine Aufmerksamkeit für einen klitzekleinen Moment von einer sitzenden Person an der Theke eingenommen wurde bevor er sich ihr wieder zuwandte. Er schluckte schwer als er an ihrem Blick erkennen konnte, dass sie bereits wusste, was er zu ihr sagen würde. Dennoch stand sie weiterhin vor ihm, wollte eine klare Aussage von ihm haben. Er hielt sich seine rechte Hand vor den Mund und räusperte sich. Dass die ganze Aufmerksamkeit der Gildenmitglieder auf sie alleine gerichtet war, ignorierte er geflissentlich. »Lucy … Es tut mir unendlich leid, aber meine Gefühle für dich gehen nicht über Freundschaft hinaus«, antworte er ihr ehrlich und direkt. Jetzt um den heißen Brei herumzureden, dass er sie durchaus mochte und sie eine hübsche Frau war, würde ihr nicht weiterhelfen. Traurig sah er auf ihren blonden Haarschopf hinab und erkannte ein nicken ihrerseits. »Tja …«, murmelte sie, erhob ihren Kopf und lächelte ihn traurig an. »Das Leben ist halt kein Roman und nicht immer gibt es ein Happy End«, fügte sie hinzu und machte kehrt zu ihrem Platz neben Levy an der Bar. Habe ich damit jetzt unsere Freundschaft ruiniert? Werden wir noch in einem Team zusammenarbeiten können? Vielleicht sollten wir jetzt auf Abstand gehen, bis diese misslungene Liebeserklärung in Vergessenheit geraten ist, dachte sie und setzte sich mit einem schweren Seufzer neben der Solid Script Magierin auf den Hocker an die Bar. »Luce …«, fing diese an und wollte ihre beste Freundin trösten, doch diese schüttelte nur verneinend mit den Kopf. »Lass es Levy und vergiss am besten deinen Part. Ein gebrochenes Herz reicht für diesen Abend«, flüsterte sie und lehnte ihren Kopf auf ihren Unterarmen ab. Ihr war zum Heulen zumute, doch diese Schmach wollte sie sich vor den anderen nicht geben. Sie hatte schließlich auch ihren Stolz und weinen konnte sie später zu Hause noch genug. Dennoch konnte sie die mitfühlenden Blicke ihrer Freunde in ihren Rücken spüren, wodurch sie sich nicht besser fühlte. Die peinlichste Aktion meines Lebens ist zu Ende, also warum nehmt ihr das Saufgelage nicht wieder auf, wie sonst auch? Wollt ihr mich noch ewig mit euren Blicken durchbohren? Nur mit Mühe und Not blieb sie auf ihren Hocker sitzen, wäre sie doch am liebsten weggerannt. Weg von der Gilde, weg von ihm, aber sie blieb eisern sitzen und ertrug den Schmerz. »Ja, vielleicht hast du recht«, flüsterte die Blauhaarige, die durch das unvorhersehbare Ende zwischen Natsu und Lucy all ihren Mut verloren hatte. »Die Show ist zu Ende, Leute! Elfman mach' den Mund zu. Cana trink dein Fass leer, sonst setzt es noch Schimmel an«, schrie der Dragneel auffordernd, während er auf jeden mit dem Finger zeigte, der zu guter Letzt mahnend auf den Schwarzhaarigen gerichtet war und Funken sprühte. »Und du Eisprinzessin, lass deinen Kommentar stecken!« Gray zuckte aus seiner Trance und funkelte seinen Rivalen finster an, während Cana schmollend an ihrem Fass nuckelte und irgendetwas von »Schimmel? Niemals! Eher höre ich auf zu Trinken« nuschelte. »Wen nennst du hier Prinzessin, du Streichholz?«, giftete dieser zurück und stampfte wütend auf den Rosahaarigen zu. Die anderen konnten gar nicht so schnell schauen, da prallten schon Feuer und Eis aufeinander und das alltägliche Gildenchaos brach wieder aus. Die Stellarmagierin drehte ihren Kopf, der noch immer auf ihren Unterarmen gebettet lag, in Richtung der beiden Streithähne. Ihr Blick ruhte dankend auf den Dragon Slayer, wusste sie doch, dass er mit Gray diesen Streit nur angefangen hatte, um die Aufmerksamkeit von ihr loszureißen und sie war sich sicher, dass der Schwarzhaarige diese Absicht durchschaut hatte. Vielen Dank, Jungs!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)