Am Ende der Regenbogen von phean ================================================================================ Kapitel 1: Morgenröte --------------------- ᴢєɪᴛ ʜєɪƖᴛ αƖƖє ωᴜηɗєη, αʙєя ɗɪє ɢєғᴜ̈ʜƖє ʙƖєɪʙєη. Drei Jahre war es her. Drei lange Jahre. Drei ... Wie so oft saß sie nachts wach in ihrem Bett. Ihr Blick ruhte auf den Lichtern der Stadt, die sich dort draußen erhob. Ihren Ellenbogen stützte sie auf der kleinen Fensterbank auf und hatte ihren Kopf halb gegen die Hand und halb gegen die Wand gelehnt. Den Blick in den Himmel vermied sie, während sie weiterhin auf die Lichter der Stadt sah und die Stunden zählte, in denen sie nicht in den Himmel sah. Leise seufzte sie und schloss die Augen. Leises Murmeln von Chikara drang an ihr Ohr. Schmunzelnd löste sie sich dann doch, sah kurz zu ihrem kleinen Bruder und legte sich hin. Schließlich fand sich das Mädchen dann im Land der Träume wieder. Ein Traum, der sie schon seit Jahren begleitete. Rote Haare und spitze Ohren tauchten vor ihr auf. Ihr Mund öffnete sich, doch kein Ton kam heraus, während sie versuchte, seinen Namen zu rufen. Sie wollte ihn stoppen. Schmerz durchflutete ihren Körper. Erneut riss sie den Mund auf und versuchte nach ihm zu rufen. Doch sie starrte nur weiter auf seinen Rücken. Verzweifelt streckte sie die Hand nach ihm aus und versuchte, zu ihm zu laufen. Sie wollte ihn aufhalten. Aber nichts geschah. Sie kam einfach nicht vom Fleck. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sich der Abstand immer weiter vergrößerte. Kraftlos fiel sie auf die Knie und versteckte schließlich ihr Gesicht in ihren Händen, während ihr unaufhörlich die Tränen über die Wangen liefen. Eine Stimme riss sie aus dem Schlaf heraus. „Yumemi~“ mehrfach blinzelte das Mädchen. Ihre Augen schmerzten etwas. Als die Oranghaarige ihre Finger hob, bemerkte sie die Kruste an ihren Wangen, die von Tränen zu stammen schienen. „Yumemi ... du kommst zu spät“, erklang erneut die Stimme ihrer Mutter. Für einen Augenblick sah sie sich irritiert um und erhob sich dann. Die Schuluniform hing wie gewohnt an ihrem Kleiderschrank und so schlüpfte Yumemi fix ins obere Bad und machte sich fertig. Unten angekommen saß Chikara bereits am Küchentisch, neben dem Jungen saß ihr Vater und las wie immer Zeitung. Im Hintergrund lief der Fernseher – die Nachrichten. Derweil hantierte ihre Mutter in der Küche und bereitete die Bentos vor. „Du bist schon wieder spät dran“, kommentierte sie, „was ist in letzter Zeit los? Stimmt etwas nicht? Gibt es Probleme in der Schule oder mit Ichiko und Susume?“, fragte sie besorgt. Nozomi wandte sich ihrer Tochter zu und musterte diese. „Nichts“, wich die Angesprochene aus. Schnell setzte sie sich an ihren Platz am Esstisch und griff nach dem Toastbrot vor sich. Gedankenverloren biss sie hinein und sah zu dem Fernseher. An sich wollte sie sich der immer wiederkehrenden Konversation entziehen. Es war doch immer das Gleiche. Nichts hatte sich innerhalb der letzten Jahre verändert. Zum Leidwesen von anderen. Ichiko und Suzume zum Beispiel. Während Suzume noch immer alles mit ihrem Strahlen erhellte und dabei vor allem für Kazuya die Welt zum Leuchten brachte, war in Ichikos Gesicht stetig Sorge zu erkennen. „Yumemi ... du musst langsam los ...“ Gerade noch hörte sie, dass heute die Sonne strahlen sollte, schreckte sie durch die Stimme ihrer Mutter nun auf. Sie stopfte sich den Toast regelrecht in den Mund und lief zum Eingang. Dort stand ihre Schultasche und sie zog sich die Schuhe an, da erhob sie sich bereits wieder und zupfte ihre Uniform noch zurecht. „Warte ... dein Bento ...“, Nozomi kam ihr hinterher und reichte ihrer Tochter das gebundene Päckchen. „Bis später“, hob Yumemi ihre Hand und verabschiedete sich. Im Rausgehen steckte sie das Bento noch in ihre Tasche. Kaum dass sie den Vorgarten verlassen hatte, schlug sie den Weg zur Oberschule ein. Den Weg dorthin behielt sie ihren Kopf gesenkt. Sie fürchtete sich, in den Himmel zu sehen. Sie wollte die Inseln nicht sehen. Ob ihr das noch möglich war, hatte sie gar nicht mehr herausfinden wollen. Sie tat es einfach nicht mehr. Es schmerzte Yumemi. Die Verbindung war für sie nicht mehr vorhanden, dabei waren ihre zwei Welten doch wieder miteinander verbunden. „Yumemi~“ Jetzt hob sie doch einmal den Kopf. Wie immer strahlte Suzume mit all ihrer Energie. Neben ihr standen Ichiko und auch Kazuya. Dieser begleitete sie immer mal wieder, wenn es seine Univorlesungen zuließen. Die Mundwinkel der Angesprochenen zuckten. „Guten Morgen“, grüßte sie die Drei. Ein Kichern der Jüngsten war zu vernehmen. „Du bist spät dran“, erinnerte Ichiko ihre Freundin tadelnd. „Ich hab die Zeit vergessen ...“ „... und geträumt“, seufzte die Kurzhaarige und wandte sich herum, damit sie sich wieder in Bewegung setzten. „Wieder der gleiche Traum?“, fragte Kazuya und sah von Yumemi zu seiner Freundin. Diese summte wie immer fröhlich vor sich hin. Noch immer steckte in Suzume das kindliche, was sie nach wie vor zum Küken der drei machte. Lächelnd sah auch Yumemi zu dieser, bevor sie dann zu dem jungen Mann sah und den Kopf senkt, „... ja ...“, bestätigte sie kleinlaut. Erneut erklang ein Seufzen von Ichiko, „du solltest endlich damit abschließen. Die Welt ist unerreichbar für uns ... und Munto ist in seiner Welt und wir sind in unserer ...“, sie verschränkte ihre Hände hinter dem Kopf, „du solltest auch endlich im Hier und Jetzt leben und nicht immer davon träumen.“ Die Worte ihrer Freundin brachten Yumemi dazu, den griff um ihre Schultasche, zu verstärken. Sie kämpfte gegen den Drang an, zu schreien und einfach in die entgegengesetzte Richtung zu rennen. Sie wollte Ichiko an den Kopf werfen, dass das nicht wahr war – dabei war es genau das. Sie waren zurück in ihrer Welt und Munto war in seiner geblieben. Aber das hieß nicht, dass sie so einfach damit abschließen konnte. In dieser Verbindung hatte sie so viel mehr gespürt. Yumemi stiegen die Tränen hoch, während sie sich zusammenriss. Dabei starrte sie auf den Rücken des Mädchens vor sich. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, hob sie ihren Kopf überrascht an. „Wir sollten unsere Träume nicht vergessen und auch nicht das, weshalb und durch wen wir jetzt an diesem Punkt angelangt sind“, lächelte Kazuya aufmunternd, „ohne Suzume wäre ich jetzt nicht hier und würde euch nicht kennen.“ Als er seine Freundin zur Sprache brachte, sah Yumemi wieder zu dieser und lächelte, „du hast recht ... aber Ichiko auch ... ich sollte mich damit abfinden.“ Bedrückt senkte sich ihr Blick wieder. „Mach es dir nicht schwerer als es ist. Ohne Träume wären wir nicht wir. Vielleicht kommt die Zeit und du siehst ihn wieder, wer weiß schon, was die Zukunft für uns bereit hält?“ Nickend stimmte sie ihm zu. Wobei sie natürlich hoffte, sollte es ein Wiedersehen geben, dass es unter freundlicheren Umständen geschehen würde und nicht, wenn die Welt wieder kurz davor war, unterzugehen. Bei diesem Gedanken glitt ihre Hand zu ihrer Brust. In dieser schlug ihr Herz unaufhörlich und beschleunigte sich jedes Mal, wenn sie an den König des magischen Reiches dachte. Seufzend schloss sie einen Moment die Augen und atmete tief durch. Sanft lächelte Kazuya neben ihr und verabschiedete sich schließlich vor dem Schultor von den drei Mädchen, damit er zur Uni gehen konnte. Eng drückte er dabei Suzume an sich und flüsterte ihr noch was ins Ohr, was sie grinsend nicken ließ. Ein langer Blick folgte, der Yumemi dazu brachte, den Blick zu senken. Das wünschte sie sich auch! „Machts gut. Wir sehen uns später?“, fragte Kazuya und hob seine Hand. Die Orangehaarige hob den Kopf, sah zu ihren Freunden und nickte dann mit ihnen zustimmend. × × × Das Kinn hatte das Mädchen auf ihrer Handfläche abgelegt, während sie zum Fenster hinaus sah. Dabei hörte sie gar nicht wirklich, was ihre Freundinnen sprachen. Ichiko, die vor ihr saß und Suzume, die direkt neben der Schwarzhaarigen ihren Platz hatte, musterten die dritte. Erstere biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es, nichts tun zu können. Ihre Freundin war ihr äußerst wichtig. Dabei mochte sie vor allem nicht, dass Yumemi so an diesem jungen Mann hing. Es schmerzte sie, dass ihre Freundin nicht für sie diese Gefühle empfand. Doch daran konnte sie wenig ändern. Gerade deswegen sollte sie für sie da sein, aber es fiel ihr schwer, ihr in dieser Angelegenheit gut zuzureden. Es war schier unmöglich. „Setzt euch“, erklang da die Stimme ihrer Lehrerin. Seufzend wandte sich Ichiko also herum und sah nach vorn an die Tafel. Yumemi passte dabei immer noch nicht auf. „Ich möchte euch einen neuen Mitschüler vorstellen“, ließ sie alle wissen und wandte sich zur offenen Türe. Schritte erklangen und die Tür schloss sich hinter der Person. Ichiko und Suzume zogen hörbar die Luft ein. Allerdings war es etwas anderes, was Yumemi dazu brachte, aufzublicken. Ihre Augen weiteten sich, als sie die hochgewachsene Gestalt und den roten Haarschopf erblickte. Dessen Blick glitt bei dem kurzen Weg zum Lehrerpult über die anwesenden Schüler. Dann hing sein Blick an ihr. Im Hintergrund tuschelten die anderen bereits, da es recht ungewöhnlich war, so kurz vor den Sommerferien einen neuen Mitschüler zu bekommen. Nur kurz sah sich Yumemi zu den anderen Schülern um. Die Mädchen steckten bereits ihre Köpfe zusammen und lächelten nach vorne. Was sagten sie da? Fragend sah sie wieder nach vorn zu dem jungen Mann. Ihr Mund öffnete sich, doch sie sagte nichts. Stattdessen zuckte ihr Mundwinkel, als sie sein Lächeln bemerkte. Alles ging in einem Rauschen auf. Keine Stimme drang mehr an ihr Ohr, stattdessen sah sie nur ihn vor sich. Auch er konnte den Blick nicht abwenden, bewegte aber seinen Mund. Auch Ichiko wandte sich halb zu ihr um. Doch selbst das nahm sie nicht wahr. Als er sich in Bewegung setzte, folgte sie mit dem Blick. Er ging an ihr vorbei und setzte sich in eine Reihe weiter hinten. Sofort wandten sich die umliegenden Schüler zu ihm um und wechselten ein paar Worte mit ihm. „Bitte verschiebt das auf die Pause“, bat ihre Lehrerin, „wir möchten jetzt mit dem Unterricht fortfahren. Immerhin stehen bald eure Prüfungen an. Also dreht euch wieder um!“ Aber auch Yumemi konnte sich nicht auf den Unterricht konzentrieren. Immer wieder wandte sie den Blick herum und traf dabei auf den des anderen. Ihr Herz schlug heftig in ihrer Brust. Als hätte es Kazuya gewusst. Ihr Traum hatte sich erfüllt oder mussten sie wieder die Welt vor Gefahren schützen? Aber dann würde er doch nicht mit einem Mal auf ihre Schule gehen. Konnte er das überhaupt so einfach? Fragen über Fragen fluteten ihren Kopf. Die Antworten mussten jedoch bis zur Pause warten. × × × Als es zu dieser klingelte, wandte Yumemi ihren Kopf herum. Ihre Augen weiteten sich leicht, als sie ihre Mitschüler sah, wie sie sich um seinen Tisch versammelten. Ihrem Herz versetzte es einen leichten Stich. So schlug sie die Augen nieder. Auch wenn sie sich freute, ihn wiederzusehen. „Was macht er denn hier?“, hörte sie Ichiko. „Vielleicht braucht er wieder unsere Hilfe?“, überlegte Suzume. Fragend hob Yumemi ihren Kopf und sah zu ihren Freundinnen. Sie traf den ihrer älteren Freundin. Diese musterte sie nachdenklich. „Sollen wir rausgehen und dort essen?“, fragte die Schwarzhaarige. „Aber ...“, murmelte Yumemi und sah zurück zu Munto. „Aktuell scheint er sehr beschäf...“ „Ich frag ihn“, Suzume sprang auf und ging nach hinten. Mit großen Augen sah Yumemi ihr nach und wollte sie noch aufhalten, dass sie es doch selbst machen wollte. Da hörte sie bereits von anderen Stellen, dass er gefragt wurde, mit ihnen die Pause zu verbringen. Sein Blick glitt dabei über die Oberschüler um sich herum. Er blieb schließlich bei Suzume hängen, die auf die zwei anderen Mädchen zeigte. Yumemi hatte sich mittlerweile erhoben und ihre Hand vor der Brust zu einer leichten Faust geballt. Ihr Mund war leicht geöffnet und vor leichter Angst klopfte ihr Herz lauter. Sie hätte selbst hingehen sollen, doch Suzume war schneller gewesen. Erneut zuckte ihr Mundwinkel, als er zu ihr sah. Da nickte er und erhob sich. Die Mitschüler sahen auf und dann zu Suzume. Diese grinste breit und wandte sich herum, ehe sie zurückkam und nach ihrem Bento griff. „Erledigt, lasst uns rausgehen“, sie hob energisch eine Hand, als der Rothaarige näher kam. Yumemi hob noch immer ungläubig den Kopf, während er auf sie herunter sah. „Na los“, Suzume griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich, „bevor die Pause vorbei ist.“ Die Brünette führte sie hinaus und am Schulgebäude entlang, bis sie zur Wiese neben dem Sportplatz gelangten. Derweil starrte Ichiko skeptisch zu dem Hochgewachsenen auf, dessen Blick ruhte jedoch auf dem Mädchen vor sich. Sie setzten sich zusammen hin. Verlegen sah Yumemi zu ihm auf. „Was machst du hier, Munto?“, fragte Ichiko geradeheraus. Dieser löste seinen Blick von dem Mädchen, „ich ...“ „Braucht dein Königreich wieder Hilfe?“, wollte sie schier bissig wissen. Munto erwiderte den Blick schweigend, „nein, ich bin hier, um mehr über diese Welt zu lernen“, erklärte er und sah wieder zurück zu Yumemi. „Das heißt du bleibst hier?“, grinste Suzume. Ein Nicken folgte. „Supi“, freute sie sich und warf ihre Hände in die Höhe, „das heißt, du kannst später mit uns zu dem neuen Café gehen“, lachte sie. Fragend sah er nun doch zu ihr und zurück zu Yumemi. Diese war nach wie vor überraschend still in seiner Nähe. Dabei wusste sie nur nicht, was sie sagen sollte und hinzukam, dass wohl jedes Wort in Anwesenheit ihrer Freundinnen ihr peinlich war. „Wenn das für euch in Ordnung ist ...“, fügte Munto an und betrachtete die Orangehaarige. „Irgendjemand sollte dir ja die Stadt zeigen“, blieb Ichiko noch immer bissig. Erschrocken sah nun auch Yumemi zu der Älteren. „Ichiko ...“, murmelte sie und sah zurück zu Munto, „bitte komm mit.“ Hoffnungsvoll sah sie auf. Das Zähneknirschen ihrer Freundin überhörte sie, Munto hingegen bemerkte es. „Wenn du es möchtest“, lächelte er. Sie nickte. Hoffnung machte sich in ihr breit, vielleicht bekäme sie später die Chance dazu, sich allein mit ihm zu unterhalten. × × × Ichiko schien ihr das allerdings nicht zu gönnen und hakte sich bereits beim ersten Schritt aus der Schule an ihren Arm. Verwundert sah Yumemi zu ihrer Freundin und dann zu dem Rothaarigen, der neben Suzume lief. Diese löste sich allerdings von ihnen, als sie Kazuya entdeckte und ihm direkt in die Arme sprang. Ihre Beine schlang sie um seine Hüfte und grinste ihn freudig an. Er hatte direkt einen Arm um ihre Taille gelegt, die andere Hand lag auf ihrem Po, damit ihr Rock nicht zu viel zeigte. „Hallo Kazuya“, grüßten die Mädchen, der ebenso freudig lächelnd von seiner Freundin zu den anderen sah. „Hallo Ichiko, hallo Yumemi – wie war ...“, er stockte, als er den jungen Mann sah, der bei ihnen stand. Skeptisch hob sich eine Augenbraue. Munto hatte er nie getroffen, kannte aber Erzählungen über seine Erscheinung von Suzume. Langsam fragend ging sein Blick zu Yumemi, die selig lächelte. Er konnte sich dadurch erschließen, um wen es sich handelte. Der Älteste erwiderte es und sah wieder zu dem Hochgewachsenen, „hallo, ich bin Kazuya ... ähm ... Suzumes Freund“, er musterte seine Freundin, die sich an ihn schmiegte. „Ich bin Munto“, erwiderte der Rothaarige und neigte seinen Kopf leicht. „Begleitest du uns heute?“ „Ja, Munto kommt mit“, rief Suzume und warf die Hände in die Luft. „Je mehr, umso lustiger“, nickte Kazuya und ließ seine Freundin zurück auf den Boden. Sie wandten sich nach ihrer Begrüßung Richtung Bahnhof zu. Auf dem Weg dorthin war neue Café, in das sie wollten. Suzume war die Aufregung an der Nasenspitze anzusehen, während sie über den Gehweg tänzelte. Da machte sie auf einmal kehrt und schnappte sich die Arme von Ichiko und Munto, ehe sie sie mit sich zog. Den ersten Schritt wurde Yumemi noch mitgezogen, da löste sich die Schwarzhaarige von ihr. Mit geweiteten Augen sah diese zu ihrer Freundin zurück, ehe sie sich ihrem Schicksal ergab und innerlich zufrieden war, dass Suzume auch Munto mit sich gezogen hatte. Kazuya ließ sich zu der Orangehaarigen zurückfallen und lief neben ihr. „Das Gespräch von heute Morgen ist hinfällig, oder?“, fragte er schmunzelnd. Sie erwiderte es und betrachtete den Rücken des Königs, wegen dem ihr Herz unregelmäßiger schlug, „scheint wohl so.“ „Hat er etwas gesagt, weshalb er hier ist?“ „Ich konnte noch nicht mit ihm sprechen“, Yumemi schlug die Augen nieder. Die Röte zog sich ihre Wangen hoch, während sie den Kopf senkte, „ich hoffe, das kann ich später.“ „Bestimmt. Suzumes Begeisterung kann dabei manchmal etwas hinderlich sein, aber sie braucht nu ein Wort, dann habt ihr den Moment.“ Lächelnd sah die Orangehaarige auf. Sie sah weniger in Suzume ein Problem. Irgendwie erschien ihr vielmehr Ichiko so, als wolle sie es nicht. Was jedoch dahinter steckte, war für sie jedoch unbekannt und vor allen fragen wollte sie sie auch nicht. Am Ende war es noch ein Grund, der unangenehm für sie wäre. Viel Zeit für Spekulationen oder einen weiteren Rat von Kazuya blieb jedoch nicht. Das Café schien näher an der Schule zu liegen, als sie gedacht hatten. Überrascht sahen sie in das Fenster und bemerkten, wie voll es war. „Da, es ist noch ein Tisch frei“, rief Suzume und spazierte bereits eilig durch die Tür, um ihnen diesen zu sichern. Die anderen folgten ihnen, wobei Ichiko und Kazuya bereits reingingen und Yumemi noch kurz an der Tür stehen blieb. Mit der einen Hand hielt sie diese auf und wandte sich leicht dem Größeren zu. „Es ist schön, dich wiederzusehen“, kam es ihr lächelnd über die Lippen, während allein bei diesen Worten ihr Herz doppelt so schnell schlug wie zuvor. Auch ihre Wangen röteten sich wieder etwas. Es war nicht viel, aber ein Anfang und sie hoffte, später wirklich mit ihm sprechen zu können. Im Augenblick war aber für mehr keine Zeit, sodass sie auch zu dem Tisch gingen, um nicht weiter im Weg zu stehen. Ichiko musterte ihre Freundin bereits, die erneut etwas verträumt wirkte, als sie sich neben sie auf die Bank setzte. „Ichiko, rutsch ein bisschen her, damit Munto auch noch Platz hat“, Suzume griff nach dem Arm der Schwarzhaarigen und zog daran. Sie hatten an einem runden Tisch Platz genommen und aktuell saßen Kazuya und Yumemi am Rand der Bank, während ein Stuhl davor und ein Platz auf der gegenüberliegenden Seite noch frei war. „Aber da ist doch ein Stuhl“, meinte sie, „ist es sonst nicht gar so eng hier?“ Nervös sah Ichiko zwischen allen Hin und Her und erntete überraschte Blicke. Munto betrachtete sie nachdenklich, ehe er den Stuhl hervorzog und darauf Platz nahm. Während sich die zwei lange ansahen und abwägten, in wieweit die Absichten des jeweils anderen gingen, schob Suzume Yumemi eine Karte zu und griff selbst nach der anderen. Die Augen der Mädchen weiteten sich staunend, als sie die Bilder zu den einzelnen Speisen erblickten. „Die Kuchen sollen hier sehr gut sein“, meinte Kazuya, während er bei Suzume mit schaute, „aber auch das Parfait und die Eisbecher loben viele Kommilitonen.“ Yumemi schob die Karte etwas in die Mitte, da Ichiko sich zu ihr beugte, Munto aber auch mit reinsehen sollte. Alles war reichlich mit Obst, Schokolade und Krokant dekoriert, was die Wahl erschwerte. Letztlich fanden sie alle etwas und verfielen bei den ersten Bissen in Schweigen. „Das ist wirklich köstlich“, schwärmte Suzume. „Oh ja ... hier können wir öfter herkommen“, stimmte Yumemi zu. „Vielleicht in den Sommerferien“, nickte Ichiko begeistert. „Stimmt, die sind ja bald“, fiel es den Mädchen wieder ein. „Sollen wir gemeinsam etwas machen?“, dabei sah Yumemi auch hoffnungsvoll zu Munto. Blieb er so lange hier? Er hatte sich immerhin auf ihrer Schule eingeschrieben. „Wir könnten zusammen verreisen. Ans Meer oder so“, schlug Ichiko bereits vor, ehe sie den Blick bemerkte. Sofort presste sie ihre Lippen zusammen. „Oh ja“, nickte Suzume, „und wir könnten in den Vergnügungspark gehen.“ Zustimmendes Nicken folgte. „Mein Onkel hat eine kleine Pension in Ōarai“, ließ Kazuya die anderen wissen. „Das ist schon ein gutes Stück ...“, überlegte Ichiko. Nachdenklich legte Yumemi ihren Kopf schief. Ob ihre Eltern sie überhaupt mit ihren Freundinnen wegfahren ließen? Noch dazu mit zwei jungen Männern? Munto musste sicherlich niemanden fragen, ob er mitkonnte. Er würde sie einfach begleiten. Und wie sah das bei ihren beiden Freundinnen aus? „Wir sollten erst einmal herausfinden, ob unsere Eltern uns lassen“, meinte das Mädchen schließlich. „Bestimmt“, grinste Suzume, „ wir sind immerhin zusammen unterwegs und wenn wir in der Pension deines Onkels unterkommen können, haben sie eine Befürchtung weniger.“ Das stimmte schon. Ihre Aufmerksamkeit legte sich wieder auf Kazuya, während sie weiter ihre Kuchenstücke aßen. Sie klärten weitere Details und beschlossen, erst einmal eine Chatgruppe zu erstellen. So konnte Kazuya sie alle auf einmal über die Fakten informieren. Er würde zunächst mit seinem Onkel sprechen, dann konnten sie ihre Eltern fragen und alles direkt weitergeben. Vorsichtig sah Yumemi in die Richtung des Rothaarigen, während sie sich vorstellte, gemeinsam mit ihm einige Zeit am Strand zu verbringen. Verreisen. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, während sie versuchte, die aufsteigende Röte zu unterdrücken. Denn gleichermaßen machte es sie auch nervös, während sie sich noch überlegte, wie sie mit ihm sprechen konnte. Vielleicht später auf dem Weg. Doch sie wusste nicht, in welche Richtung er musste. Ob er hier eine Wohnung oder dergleichen hatte? Oder kam er direkt aus dem magischen Königreich? Viele Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, sodass sie von dem Gespräch ihrer Freunde kaum mehr etwas mitbekam. × × × Es dämmerte bereits, als die fünf auf dem Heimweg waren. Aktuell fühlte es sich an, als würde Munto ihnen nur folgen. Er war äußerst still und brachte sich nur ein, wenn er direkt gefragt wurde. Als wäre er unsicher, was sich Yumemi kaum vorstellen konnte. Erneut wurde sie nervös, weil sie nicht wusste, ob sie noch Gelegenheit dazu hatte, mit ihm zu sprechen. „In welche Richtung musst du?“, fragte Kazuya letztlich, als sie an der Kreuzung ankamen, an der sich ihre Wege teilten. Es war selbstverständlich, dass er Suzume nach Hause begleitete, auch Ichiko würde noch ein kleines Stück mit dem Pärchen zurücklegen. Neugierig hob Yumemi ihren Kopf und betrachtete ihn – ebenso tat es Ichiko ihr gleich. Munto sah zu der Orangehaarigen, „ich würde dich noch nach Hause begleiten, wenn es dir recht ist.“ Erneut ein aufgeregtes Herzklopfen in ihrer Brust, während sie nickte. „Ich komme auch noch mit“, meinte Ichiko direkt. Verwirrt sah Yumemi zu ihrer besten Freundin, „das musst du nicht, es ist doch ein Umweg für dich.“ „Quatsch, das mach ich gerne“, grinste sie. Verwundert sah Kazuya zwischen den Dreien hin und her, „ach lass sie doch, Ichiko.“ „Genau, es ist ein unnötiger Umweg und Yumemi ist ja nicht allein.“ „Aber ...“, die Jüngste griff nach dem Arm der Schwarzhaarigen. „Sie ist in guten Händen.“ Nickend pflichtete ihr Kazuya bei. Seine Vermutung bestätigte sich nun vollkommen, dass es ihr wohl nicht gefiel, wenn die zwei alleine waren. Er war froh, dass Suzume ihm unter die Arme griff und sie direkt in die Richtung zog. „Bis morgen ihr zwei“, winkte sie ihnen noch, „pass ja gut auf sie auf.“ Yumemi winkte ihnen lächelnd. Da verabschiedete sich auch Kazuya. Bis die drei um die Ecke verschwanden, sah das Mädchen ihnen nach, vor allem, da Ichiko immer wieder den Kopf umwandte. Nachdenklich sah sie auf, „sollen wir los?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig. Nach einem zustimmenden Nicken setzte sie sich in Bewegung. Jetzt schlug ihr Herz noch aufgeregter als zuvor, während sie den Boden mit ihren Augen fixierte. Auch Munto sprach kein Wort. Bis Yumemi schließlich doch genug Mut fasste, „was machst du hier?“ Fragend sah sie auf. Wenn es keine Gefahr gab, wie er gesagt hatte, gab es doch sicherlich einen anderen Grund. „Ähm ...“, war das Erste, was nicht besonders aussagekräftig war. Er hob den Blick und suchte einen Grund, „ich ... ich dachte es wäre nicht ... verkehrt ... wenn ich ab und an ... in deiner Nähe bin ... sollte ich ... wieder ... deine Hilfe benötigen“, stammelte er leicht und wich ihrem Blick aus. Er hoffte, dass sie ihm das glaubte. Aktuell war er sich nicht sicher, ob er es direkt aussprechen konnte, was er wirklich dachte. Etwas, was eher weniger zu ihm passte. „Achso ... verstehe“, murmelte Yumemi etwas enttäuscht. Ein Stich in ihrem Herzen war die Folge auf seine Worte. Also war er gar nicht wirklich ihretwegen hier, sondern nur für den Fall der Fälle. Das dämpfte das Glück des Wiedersehens, welches sie zu Beginn empfunden hatte sehr. Tief atmete sie durch und zwang sich dann trotzdem dazu, mit einem Lächeln aufzusehen. „Es ist trotzdem schön, dich wiederzusehen. Ich freue mich“, ließ sie ihn dennoch wissen, „und auch, dass du mitkommst und die Ferien mit uns verbringst. Wohnst du denn hier oder bist du durch ein Portal gekommen?“ In diesem Moment fragte sie sich, ob es überhaupt noch eines gab. Sie hatte angenommen, dass alle verschlossen worden waren, nach ihrer Abreise. „Ich habe ein Portal genutzt. Eines war nicht gänzlich verschlossen und mit Ryuelys Hilfe haben wir es als sicheren Durchgang geöffnet. Auch sie war der Meinung, dass es durchaus sinnvoll ist, diese Möglichkeit zu haben“, erklärte er und sprach damit die Wahrheit. Wie erfreut er über das Portal war, musste er zum aktuellen Zeitpunkt nicht erwähnen. Yumemi sagte zwar, dass sie sich freute, ihn zu sehen, doch sie hatte den Tag über kaum mit ihm gesprochen. Noch dazu war Ichiko sehr abweisend zu ihm, was ihn weiterhin verwirrt hatte. „Verstehe“, erneut war Yumemis Stimme sehr leise – die Unsicherheit und die Enttäuschung verschwand einfach nicht, so sehr sie es sich auch wünschte. Vielleicht war es doch falsch darauf zu hoffen, dass er wegen ihr zurückkommen könnte. Schon schier erleichtert sah sie auf, als sie Zuhause ankam. „Wir sehen uns morgen in der Schule“, meinte sie zu ihm. „Ich kann dich auch hier abholen, das ist kein Problem“, Munto hegte innerlich Hoffnung – einige Minuten alleine mit ihr, bevor sie wieder zusammen mit den anderen waren. Sacht nickte sie und lächelte, „ja ...“ Er erwiderte es erleichtert, dann hatte er noch eine andere Frage, „was brauche ich denn für diesen Urlaub?“, er legte den Kopf schief. „Ähm ... Anziehsachen und Badesachen. Ein Handtuch, Zahnbürste und vielleicht etwas zum gemeinsamen Spielen oder Snacks ... sowas eben“, überlegte sie. Ihr war vorhin aufgefallen, dass er seine Sachen im Café selbst gezahlt hatte und ein Handy besaß er überraschenderweise ebenfalls. Geld schien er also zu haben, sollte er etwas einkaufen wollen, was er direkt bestätigte. Er hatte nicht alles davon. „Du könntest Kazuya fragen, dann könnt ihr das gemeinsam machen“, sagte sie und kam gar nicht auf die Idee, dass sie beide das auch machen könnten. Sie war schließlich noch nie mit einem Jungen einkaufen gegangen. Aber auch sie sollte vor dem Urlaub – sobald alles geklärt war – mit ihren Freundinnen vielleicht noch nach einem neuen Badeanzug sehen. „Verstehe, ich werde ihn fragen“, meinte Munto noch und verabschiedete sich dann schweren Herzens. Kapitel 2: Mittagshitze ----------------------- ɗαѕ ʜєяᴢ ɪѕᴛ єɪη ωᴜηɗєяѕαຕєя ᴏяᴛ, ɗєя ᴏғᴛ ᴜηɗᴜяᴄʜѕᴄʜαᴜʙαя ɪѕᴛ. Staunend hob Suzume ihre Hand an die Stirn, um ihre Augen vor der Sonne abzuschirmen. Ihr Blick glitt über den Strand, der sich vor ihnen ausbreitete. Kazuya trat neben sie und schob seine Sonnenbrille nach oben in seine Haare. „Habe ich zu viel versprochen?“, grinste er. Auf der Zugfahrt hierher hatte er den anderen bereits von diesem Ort hier erzählt. Er hatte in seiner Kindheit und anfänglichen Jugend jeden Sommer hier verbracht und kannte den Ort so gut wie seine Heimatstadt. „Nein, definitiv nicht“, Yumemi sah ebenso staunend drein wie Suzume. In ihrem Rücken spürte sie den Blick des Herrschers des magischen Königreichs. Gleichermaßen brachte es ihr Herz dazu, schneller zu schlagen, aber es stach auch jedes Mal. Bereits am ersten Abend hatte er ihr mitgeteilt, was der Grund seiner Anwesenheit war. Seither schmerzte es sie. Trotzdem konnte sie nicht anders und wollte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Die Gespräche blieben dabei sehr sporadisch. Etwas was ihr nicht gefiel – und ihm auch nicht. Ichiko hingegen nahm diese Situation mit Erleichterung wahr, während Kazuya wiederum alles mit Sorge betrachtete. „Ich liebe es“, rief Suzume freudig, „lasst uns direkt an den Strand gehen!“ Die Blicke gingen zu der Jüngsten, dann erklang einstimmiges Lachen. „Bringen wir doch erst einmal die Sachen weg und gehen dann an den Strand. Er läuft nicht weg und wir haben noch den gesamten Nachmittag“, hielt Kazuya sie auf. „Na gut“, die Angesprochene blies ihre Wangen auf und gab artig nach. In der Pension seines Onkels erhielten die Jugendlichen zwei Zimmer. Eines teilten sich die Mädchen, das andere war für Kazuya und Munto. Sie lagen nebeneinander. Die Zimmer waren ebenerdig und schlossen direkt an den Strand an. Sie einen zudem einen Ausgang in diese Richtung und konnten dort auch die Tür abschließen. Ein kleiner Zaun begrenzte noch das Grundstück. Trotz des nahen Strandes war es äußerst ruhig an diesem Abschnitt. Die Krönung war eine heiße Quelle in der Pension, die keiner von ihnen erwartet hatte. Schon jetzt waren die Mädchen enttäuscht, dass sie nur drei Nächte hier verbringen würden. Mehr hatten ihre Eltern nicht erlaubt. Diese hatten sich nur durch die Anwesenheit von Kazuya Onkel überreden lassen. Den Jungen trauten sie nicht besonders, vor allem Munto, der ihnen gänzlich unbekannt war. Dieser fühlte sich aktuell etwas fehl am Platz, da er sich fragte, ob es ein Fehler gewesen war, in diese Welt zu kommen. Er wollte Yumemi sehen und in ihrer Nähe sein, diese schien davon jedoch eher weniger begeistert. × × × So starrte er nachdenklich auf die Tasche, die vor ihm stand. Eigentlich wollten sie sich umziehen und zum Strand. Kazuya war auch schon dabei sich hinter seinem Rücken umzuziehen. „Was ist los?“, fragte er und trat mit dem Handtuch über der Schulter in sein Blickfeld. „Ich weiß nicht. Mir scheint es, als sollte ich nicht hier sein“, ließ er den anderen wissen. „Die Mädchen freuen sich doch“, widersprach der Brünette. „Meinst du? Irgendwie ist es nur Suzume, die sich freut.“ Nachdenklich legte Kazuya den Kopf schief, „Yumemi freut sich doch auch“, fügte er an. „Das Gefühl habe ich eher weniger.“ „Vielleicht solltest du mit ihr reden ... oder ... habt ihr das schon?“ „Nur an dem Abend, als ich angekommen bin. Danach wurde es noch weniger. Und Ichiko schaut überhaupt nicht begeistert aus.“ „Mh“, Letzteres hatte Kazuya natürlich bemerkt. Die Schwarzhaarige hing noch mehr an Yumemi als zuvor. „Hat sie irgendwas gesagt?“, fragte der Brünette weiter. Nachdenklich hob sich Muntos Blick weiter, während er überlegte, „sie hat gefragt, weshalb ich hier bin und dass ich dich fragen sollte, wenn ich was für diese Reise brauche. Aber wirklch mehr ... nicht.“ Fragend legte Kazuya seinen Kopf schief, er befürchtete etwas. „Was hast du ihr denn geantwortet?“ Munto sah auf die Badehose in seiner Hand, das Handtuch hatte er neben die Tasche gelegt. „Dass ich dich fragen werde ...“ Schon verdrehte Kazuya die Augen, „nicht das ... darauf, warum du da bist.“ „Ich hab gesagt, dass es nicht verkehrt ist, wenn wir zusammen sind, sollte wieder etwas passieren.“ „Und stimmt das?“, jetzt verstand der Student, was hier wohl das Problem war. „Ähm ...“ Eine leichte Röte zog sich über seine Wangen. Seufzend fuhr sich Kazuya durch die Haare, „das ist das Problem.“ Mehr sollte er dazu nicht sagen. Kazuya war nicht hier, um dem Herrscher Yumemis Gefühle zu offenbaren. Das musste sie selbst machen. Allerdings schien sie durch seine Worte verletzt zu sein. Das konnte er nachvollziehen. Die zwei Mädchen – Suzumes Freundinnen – hatte er auch gut kennengelernt und sie waren ihm ans Herz gewachsen. Mittlerweile waren sie wie seine Schwestern. Er würde sie für Suzume in Schutz nehmen, auch wenn Ichiko sich stets selbst verteidigen konnte. „Wieso Problem?“, fragte Munto. Seufzend schüttelte Kazuya den Kopf, „mach dich fertig und dann solltest du nochmal mit ihr sprechen ...“, meinte er nur und lief durch den Raum. Vor der Terrassentür war noch eine Schiebetür als Sichtschutz, da dahinter eine große Glasfront war. Hinter sich schob er den Sichtschutz zu und trat bereits hinaus zu den Mädchen. Das Holz unter ihren Füßen war angenehm warm, dabei lag diese bereits wieder leicht im Schatten. „Kazuya ... Wie findest du ihn?“, Suzume trat vor ihn und drehte sich. Sie alle hatten sich neue Bikinis zugelegt für diesen Urlaub. Die Jüngste hatte besonderen Spaß dabei gehabt, die unterschiedlichen Modelle anzuprobieren. Letztendlich war es ein hellblauer Bikini geworden, der am Höschenbund und am Dekolleté mit Rüschen verziert war. Liebevoll lächelte der junge Mann und nickte. Seine Hand griff nach ihrer und drückte sie, „er sieht süß an dir aus“, kommentierte er noch. Sie ließ ein leises Lachen verlauten. Etwas wehmütig beobachtete Yumemi diese Szene und senkte den Kopf. Das wünschte sie sich auch, doch Munto hatte ihrem Wunsch einen Dämpfer verpasst. Dieser trat in dem Augenblick aus der Tür. Kurz sah sie auf, da wandte sie sich schon zum Strand ab. „Dann können wir ja los“, meinte sie schnell und ging vor. Das Handtuch drückte sie sich gegen den Oberkörper, während sie einfach loslief. Auch sie trug einen komplett neuen Bikini. Auf Suzumes Zureden hin, wurde es dieser, sonst hätte sie sich einen Badeanzug gekauft. Yumemis Bikini war rot mit weißen Punkten. Ichiko hatte sich für einen schwarzen Bikini entschieden, der eine lockere Badehose besaß. Diese folgte ihrer Freundin gleich und griff nach der Hand der Orangehaarigen. Nachdenklich sah Kazuya ihnen nach und dann zu Munto. Er musterte ihn, der seinen Blick erwiderte. „Was ist zwischen euch passiert?“, fragte Suzume, „Yumemi hat sich so gefreut, dich zu sehen und jetzt ... redet ihr gar nicht.“ Erstaunt sah Munto zu ihr und war überrascht, wie aufmerksam sie war, wobei sie sich doch sonst immer so kindlich gab. Aber Yumemi hatte ihm das damals schon erzählt. Sie war aufmerksamer und erwachsener, als man dachte. „Das wird er schon noch“, lächelte Kazuya und strich ihr über den Kopf, „soll ich dir das aufblasen?“, fragte er und deutete auf den Schwimmring. Sie war von diesem Ding nicht abzubringen, aber er fand das auch niedlich. Er liebte das Mädchen vor sich – eben weil sie so war. „Hat sie?“, Munto musterte sie und hob den Blick. Kazuya hielt den Schwimmring in der Hand und war bereits kurz davor, diesen mit Luft zu füllen. Er zuckte lächelnd mit den Schultern und lief los. Es würde nur schwieriger werden, wenn sie sich weiter einmischten. Aber auch mit Ichiko sollte man reden. Sie war sehr auf Yumemi fixiert. Dabei sollte sie merken, dass ihre Freundin Gefühle für den Herrscher hegte. Was ihr bestimmt bewusst war. „Hast du dich schon eingecremt?“, fragte er das Mädchen neben sich stattdessen, die ihn grinsend ansah. „Kannst du das machen?“ × × × Erschöpft ließ sich Yumemi auf dem Handtuch wieder. Suzume hat sich lange mit dem Schwimmring treiben lassen, derweil hatten sie mit einem Wasserball gespielt, den die Mädchen eingesteckt hatten. Die Orangehaarige brauchte jetzt allerdings eine Pause. Schwer atmend saß sie auf ihrem Handtuch, während die Sonne ihre Haut trocknete. Ihr Blick glitt zurück zum Wasser, in dem sich Ichiko im Augenblick an Suzumes Schwimmring festhielt. Kazuya schwamm, nur den roten Haarschopf konnte sie im Moment nicht sehen. Sie sah sich am Strand um, doch auch dort war er nirgendwo zu sehen. War er zurück zur Pension gegangen. Nachdenklich sah sie zurück. Wieder spürte sie den Stich in ihrem Herzen, der ihr sagte, dass er nicht wegen ihr hier war. Dass ihre Gefühle unerwidert waren und vermutlich auch bleiben würden. Seufzend senkte sie den Blick und wandte sich von dem Haus ab, in dem sie die nächsten Tage verbringen würden. Gerade richtete sich Yumemis Blick wieder auf das Wasser, da kam Munto auf sie zu. Tief atmete sie ein, als sie ihn sah. Eine innere Hitze stieg in ihr auf und sie versuchte zwanghaft, sich abzuwenden. Aber die Wassertropfen verhinderten es, sodass sie beschämt und mit hochroten Wangen die Augen niederschlug. Ihr Herz drehte im Augenblick vollkommen durch und sie bekam das Bild gar nicht mehr aus dem Kopf. „Yumemi?“, erklang seine Stimme dunkel. Mit seinem Körper warf er einen Schatten auf sie. Sie wollte gar nicht aufsehen, da ihr das unangenehm war. Sie würde direkt mit den Augen seinen Körper hinauf wandern und allein diese Vorstellung ließ die Hitze weiter ansteigen. „J-ja?“, ihre Stimme zitterte. Den Kopf hielt sie gesenkt. Aufsehen war unmöglich! Dafür wurde sie nachdenklich gemustert. Munto verstand nicht ganz, wieso sie nicht aufsehen konnte. Kazuyas Worte und auch die von Suzume hatten ihm Hoffnung gemacht. Jetzt war er sich jedoch nicht mehr allzu sicher. Dementsprechend sah er zum Wasser zurück. Der Student beobachtete ihn. Tief atmete Munto durch. „Wollen wir was trinken gehen oder hättest du Lust auf ein Eis?“, versuchte er es. Kazuya hatte ihm eben noch ein paar Tipps gegeben, unter anderem das. Er hatte ihm sogar eine Wegbeschreibung gegeben. Nun hob Yumemi doch den Kopf. Ein kleiner Hüpfer. Meinte er das ernst? Wie in Trance nickte sie. Sie wollte jede Chance nehmen, die man ihr gab. Der Rothaarige war ihr trotz allem wichtig. Dementsprechend wollte sie auch ihre Zeit mit ihm verbringen. Yumemi musste nur darüber hinwegkommen, dass er nicht so empfand wie sie. Das Mädchen sah sich um und wollte schon in ihre Tasche nach ihrem Geld greifen. „Nein lass“, hielt Munto sie rechtzeitig auf, als er es erkannte. Kazuya hatte ihn vorgewarnt und das bereits angedeutet, dass sie das eventuell machen würde. Kurz sah sie verwundert auf, als sie ihre leere Hand zurückzog und sich erhob. Dagegen griff Munto nach seinem Geldbeutel und deutete in eine Richtung, „wir müssen dort lang.“ „Woher ...?“ „Kazuya hat mir das gesagt“, schmunzelte er und erhielt ein Nicken. Sie schien positiv davon überrascht zu sein. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Ihr Weg ging den Strand ein gutes Stück hinunter. In der anderen Richtung war auch ein kleiner Kiosk, doch bis dorthin hatten sie nicht so viel Zeit miteinander und sie wären die gesamte Zeit im Blickfeld von ihnen Dreien. Das war in seinen Augen vermutlich hinderlich. Als sich Yumemi umsah, bemerkte sie Ichikos aufgeschreckten Blick. Die Orangehaarige winkte ihr lächelnd zu und widmete ihre Aufmerksamkeit dann dem Weg vor ihnen. × × × Die ersten Meter legten sie schweigend zurück. Keiner von ihnen wusste, wie er ein Gespräch beginnen sollte. Während Yumemi einfach in seiner Nähe sein wollte, überlegte Munto, wie er herausfinden konnte, ob sie sich wirklich über seine Anwesenheit gefreut hatte. Der Herrscher wollte wissen, ob Kazuya recht hatte. Es würde ihn definitiv freuen. „Wie geht es dir?“, war sein erster kläglicher Versuch, ein Gespräch zu beginnen. Verwirrt legte sich Yumemis Stirn in Falten. Sie war sich im Augenblick nicht sicher, ob das sein Ernst war. Aber da auch sie Schwierigkeiten hatte, fiel ihr auch nichts Besseres ein. Es war immerhin aufmerksam. „Gut ... ich finde es schön hier. Nicht zu voll und es ist nett von Kazuyas Onkel, dass wir hier sein dürfen“, sie lächelte zu ihm auf. „Das stimmt ... das ist unter Menschen so, nicht wahr?“, aus seinem Reich war er es anders gewohnt. Die Erde mit ihren Menschen war anders als die Bewohner seines Reiches. „Naja ... es ist nicht wirklich selbstverständlich, dass man für die Freunde eines Verwandten kostenlos ein Zimmer zur Verfügung stellt. Das ist wirklich äußerst freundlich“, sprach Yumemi einfach. Die Worte kamen ihr aus dem Mund, ohne dass sie groß etwas dagegen tun konnte. Ob das alles Sinn ergab oder nötig war, konnte sie im Nachhinein nicht sagen. Es war dann sowieso schon gesagt. Zurücknehmen konnte sie nichts. „Verstehe“, nickte Munto auf ihre Worte hin. Alles schien etwas verfahren, aber irgendwie würde das schon klappen. „Dann sollten wir uns wirklich bedanken. Können wir im Gegenzug auch irgendetwas machen?“ Überrascht hob Yumemi den Kopf, „was denn?“ Schulterzucken. Sie lachte kurz und amüsiert auf. „Ich denke, dass sich sein Onkel auch schon über seine Anwesenheit freut. Vielleicht könnten wir Zuhause etwas Werbung für die Pension machen, dann kommen bestimmt mehr Leute hierher.“ „Werbung?“ „Mh ...“, nachdenklich legte Yumemi ihren Finger an ihr Kinn, „empfehlen, dass es hier besonders schön ist.“ „Ach, verstehe.“ „Bis dahin sollten wir die Zeit hier genießen. Ich würde gerne auch etwas die Umgebung anschauen gehen. Bevor wir hierher gekommen sind, hab ich noch etwas gelesen, was es hier so zu sehen gibt“, ließ Yumemi ihn wissen. Die Notizen hierzu hatte sie in der Seitentasche ihrer Reisetasche. „Das würde mich interessieren“, erwiderte er. Munto wollte wissen, wofür sie sich interessierte und was sie sehen wollte. Dadurch könnte er mehr über diese Welt erfahren und vor allem mehr Zeit mit ihr verbringen. „Dann suche ich das später heraus“, lächelte Yumemi. Innerlich fragte sie sich, ob sie die anderen auch fragen sollte. Eigentlich wollte sie ja Zeit mit allen verbringen. Aber es war auch schön, Zeit mit Munto alleine zu haben. Ein Zwiespalt. „Dort vorn“, Munto hob seinen Finger, „das muss der Kiosk sein, von dem Kazuya gesprochen hatte.“ „Denke ich auch, sonst ist hier ja keiner, oder?“ Kopfschüttelnd sah sich der Größere um, „ich meine, er hat von diesem hier gesprochen. Er hat die Fahne erwähnt.“ Tatsächlich entdeckte Yumemi ein Stück Stoff, dass am Rand der Hütte im Wind wehte. „Na dann“, lächelte sie zu ihm auf. Sie ging bereitslos. Mit großen Augen sah der Rothaarige ihr nach. Sein Herz hatte bei diesem Lächeln einen auffälligen Hüpfer gemacht und schlug schneller als zuvor. Seine Hand legte sich unbewusst an seine Brust und er spürte das Klopfen. Sie schien zu bemerken, dass er ihr nicht folgte, denn sie blieb stehen und wandte sich um. Ihr Blick war fragend. Doch schon im nächsten Moment lief sie leicht rot an. Sein Blick lag intensiv auf ihr. Für Yumemi brannte dieser Blick auf ihrer Haut. Ihr wurde regelrecht heiß, trotzdem konnte sie ihn nicht abwenden. Beide sahen sich nur an. Bis er langsam näher kam. Die Orangehaarige hob den Kopf weiter, da er deutlich größer war als sie. Ihr Mund wurde trocken, während sie ihn leicht öffnete, nach Worten suchte und ihn schließlich doch einfach wieder schloss. Ihr Kopf war wie leergefegt. Munto ging es nicht anders, auch er wusste gerade nichts zu sagen. Sein Blick lag einfach auf ihr und versuchte, in ihr zu lesen. Das war ihm jedoch unmöglich. Dabei blieb ihm sonst nichts unbemerkt. Er wusste stets, was los war. Nur bei Yumemi hörte es auf. Sie war ihm ein großes Rätsel, dabei verband sie ein magisches Band. Etwas, das für ihn weit tiefgreifender war. Er wollte sich nicht auf diese Verbindung reduzieren. Wie sehr hatte er sie die letzten Jahre vermisst. Konnte sie sich das vorstellen? „Sollen wir uns anstellen?“, fragte er schließlich. Eigentlich wollte er nicht, dass dieser Augenblick endete, doch sie standen auch mitten in der Sonne. Ein schattiger Ort wäre angenehmer. Am Ende würden sie sich sonst noch einen Sonnenbrand holen. Sacht nickte Yumemi und wandte sich schweren Herzens ab. Es brauchte viel Überwindung, sich davon zu lösen und einfach weiterzugehen. Dabei waren es nicht viele Schritte. Gefühlt fünf Schritte weiter standen sie wieder und warteten, bis sie an der Reihe waren. Jetzt konnte sie ihm jedoch nicht wieder in die Augen sehen. Als sei dieser Moment vorbei. „Sollen wir den anderen auch etwas mitbringen? Wir haben gar nicht gefragt“, fiel es dem Mädchen dann erschrocken ein. Erneut hob sich ihr Blick, doch Munto schüttelte den Kopf, „Kazuya meinte, er würde später selbst noch losgehen“, überbrachte er die Worte des Ältesten. „Verstehe.“ Irgendwie erleichterten sie diese Worte. Dann hätten sie noch mehr Zeit zusammen. „Wir sind dran ...“, ließ er sie wissen. Fast stolpernd lief sie die wenigen Schritte vor zur Theke. „Ich hab noch gar nicht geschaut“, gestand sie dann und ließ ihren Blick über die Karte schweifen. „Ein Milchshake ...“, meinte sie schließlich, „Erdbeere.“ Der Mann dahinter nickte und sah den Größeren an, „ich nehme auch einen, aber Schokolade.“ Er hatte gerade keine Ahnung, was das war. In seinem Reich gab es meist Früchte, aber das war ihm neu. Hier hatte er die letzten Tage viel neues gesehen und gelernt. Viel ausprobiert und getestet. Das waren wertvolle Erfahrungen. Wenig später liefen sie wie von selbst ein paar Schritte weiter. Am Rand des Strandes befanden sich auf dieser Höhe einige Bänke. Dort ließen sie sich also nieder. Yumemi hielt den Becher vor ihren Mund und saugte durch den Strohhalm das kühle Getränk. „Vielen lieben Dank“, meinte sie, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. Munto hatte noch den Trinkhalm im Mund, als er zur Seite sah. „Gerne!“ Länger als nötig betrachtete der Rothaarige die deutlich kleinere. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln, während er dabei zusah, wie sie weiter lief und dabei den Blick nach vorn richtete. Ihr schien das gar nicht aufzufallen und diese Zeit nutzte er vollkommen aus. Dabei schlug sein Herz mit jedem Blinzeln ein kleines Bisschen schneller. Munto musterte jede Regung darin – jede Unebenheit – wie sie den Strohhalm in den Mund nahm und ihren Milchshake trank. Erst als es aussah, als würde sie aufsehen, drehte er den Kopf leicht, sodass sie es nicht sah. Das zumindest hoffte er. Allerdings hatte Yumemi das Gefühl verspürt, beobachtet zu werden. Verwundert sah sie daher auf und bemerkte die leicht geröteten Wangen des Älteren. Dabei färbten sich auch ihre. Sie senkte den Blick, während sie dann doch bei der Bank ankamen und sich setzten. Schweigend senkte sie den Blick und musterte die Steine, mit denen der Weg gepflastert war. Sie haben sich angenehm warm angefühlt und waren im Vergleich zu dem Sand vor ihnen samtweich. Ganz nebenbei sog sie das kühle Getränk durch den Trinkhalm. Irgendwie ging ihr der Gesprächsstoff aus. Immerhin war er nur hier wegen ihrer beider Welten, nicht wegen ihr. × × × Nachdenklich saß Yumemi auf dem Holz der Veranda. Es war noch immer warm von der Sonne, die gerade am Untergehen war. Sie tauchte den Himmel in ein warmes Rot und warf ein einzigartiges Bild auf das Wasser. Noch immer war sich das Mädchen unschlüssig. Ihre Beine hatte sie angezogen und die Arme darum gelegt. Der Nachmittag heute hatte ihr zu gut gefallen. Die Zeit mit Munto hatte ihr nur mehr gezeigt, wie wichtig er ihr war und wie sehr er ihr gefehlt hatte. Gleichzeitig bedrückte es sie. Im Zwiespalt gefangen, bekam sie allmählich Kopfschmerzen. „Hey, alles in Ordnung mit dir?“, erklang Ichikos Stimme hinter der Orangehaarigen. Diese hob leicht überrascht den Kopf, nickte dann aber, „ja, ich hab nur ein wenig Kopfschmerzen ...“ „Mh ...“, Ichiko setzte sich neben sie und betrachtete ihre Freundin nachdenklich, ehe sie ihren Blick auf den Strand vor sich anschaute, „er ist es nicht wert, dass du dir solche Gedanken machst ... Du musst diese Gefühle loslassen, er scheint ja nicht genauso zu empfinden“, begann die Kurzhaarige. Yumemi zog ihre Beine ein Stückchen weiter an und seufzte, während ihr Kinn auf den Knien ruhte. „Das verletzt dich nur weiter“, sprach sie. Natürlich waren ihre Worte richtig. Rational. Doch was war an der Liebe schon wirklich rational? Nichts. Das Herz machte, was es eben machte. Sie konnte das nicht. „Yu~ ...“, Ichiko biss sich auf die Unterlippe. Ihr gefiel das nicht. Der Anblick tat ihr weh, fühlte sie doch mehr für ihre Freundin, dabei wusste sie, dass das vermutlich unerwidert bleiben würde. Leider. Trotzdem ... vielleicht könnte sie ja doch irgendetwas Vergleichbares fühlen. „Du sagst das so einfach“, murmelte sie schließlich, „aber ... so etwas vergeht nicht einfach ... Ich liebe ihn, auch wenn er es nicht tut. Dass er jetzt hier ist, macht es nicht besser ...“ „Aber du hättest es in den letzten Jahren überwinden können ...“ Nun war es Yumemi, die sich auf die Unterlippe biss. Sie bemerkte die aufkeimenden Tränen und ein anderes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Von ihrer Freundin wünschte sie sich eigentlich ein paar andere Worte und nicht das. Es klang wie ein Vorwurf. Wieso tat Ichiko das? „Das verstehst du nicht“, Yumemi zwang sich zur Ruhe, „du warst doch noch nie verliebt. Du warst noch nie in dieser Situation.“ Sie sah nicht zu ihrer Freundin, sonst würde sie den Schmerz in deren Gesicht sehen. Stattdessen schloss Yumemi sogar noch die Augen, als sie hörte, wie die andere energisch aufstand und die Tür hinter sich zuschlug. Dann war alles still, bis auf das Meer, welches weit entfernt erschien. So liefen langsam einige Tränen über ihre Wangen. Kapitel 3: Abenddämmerung ------------------------- ຕɪᴛ ɗɪя αη ຕєɪηєя ѕєɪᴛє ʙƖєɪʙᴛ ɗɪє ᴢєɪᴛ ѕᴛєʜєη. „Und du meinst, das klappt?“, fragte Suzume Kazuya neben sich. Sie hatte sich bei ihm untergehakt und musterte ihn nachdenklich. Neben ihnen stand Munto. Dieser wirkte niedergeschlagen, sah aber zu den zweien neben sich. Seit sie von ihrem Ausflug an den Strand zurück waren, war die Stimmung unter ihnen noch seltsamer als davor. Ichiko hielt sich von Yumemi fern und diese zog sich noch stärker in ihre Gedanken zurück. Munto wusste auch nicht, was er tun sollte. Daher hatten sich Suzume und Kazuya dazu entschlossen, sich einzumischen. Letzterer hatte seine Freundin darum gebeten, der viel daran lag, dass ihre Freundinnen glücklich waren. Es gab nur ein kleines Problem, einer Person würde es nicht gefallen. „Ich bin mir sehr sicher“, lächelte der Brünette zuversichtlich. Sie hoben beide den Blick zu dem Prinzen, der weiterhin skeptisch war. Er wusste nur, dass sie planten, dass die zwei zufällig unter sich wären. Mehr nicht. Kazuya hatte auch gemeint, dass er nichts machen müsste, außer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Davon war er allerdings noch nicht gänzlich überzeugt. Und dafür mussten die übrigen zwei erst einmal kommen. „Gut“, grinste Suzume ihren Freund an und schlang ihre Arme um ihn. Dieser lächelte weiter. Munto betrachtete die Zwei und schmunzelte leicht. Das war es, was er auch wollte, doch er hatte von Kazuya auch seinen Fehler eingebläut bekommen. Es war ein langer Abend bei ihrem Ausflug gewesen. Sie hatte gehört, was Yumemi und Ichiko gesprochen haben, als sie auf der Veranda waren. Doch in diesen Tagen hatte der Rothaarige keinen Mut für ein Gespräch gehabt. Jetzt sollte er es ändern. Kazuya hatte ihm gedroht, was passieren würde, wenn er nicht seinen Arsch hochbekam. Da hatte er keine andere Wahl. Daher hatten sie auch den Besuch im Freizeitpark schleunigst geplant. Am Strand war nicht mehr der passende Ort hierfür. Sie mussten die Gefühle dort zurücklassen und ein aufklärendes Gespräch an einem anderen Ort führen. Da waren die zwei Mädchen auch endlich zu sehen. Sie liefen zwar nebeneinander und schienen gemeinsam zu kommen, doch sie sprachen kein Wort miteinander. Das konnten die drei von ihrer Position aus sehen. Suzume löste sich da bereits und begann ihnen zu winken, „hier sind wir“, rief sie überflüssigerweise. Besorgt musterte Kazuya sie und sah dann zu Munto, der ebenfalls die Stirn runzelte. Was auch immer vorgefallen war, heute wollte der Brünette das ändern und gerade rücken. Ob Munto mitspielte oder eben nicht, das war ihm relativ egal. Er würde sich durchsetzen, wenn es sein musste. Auch Ichiko musste das einsehen. So sehr es ihm auch leidtat, doch Ichiko sollte sich damit abfinden, dass ihre Freundin nicht so für sie empfand, wie sie es gerne hätte. Sie musste es überwinden und Yumemi erlauben, glücklich zu sein, dann könnte sie das auch werden. Entschlossen lächelte Kazuya schließlich und trat neben seine Freundin, um die er den Arm legte. „Beeilt euch mal, sonst macht der Park zu, ehe wir die erste Achterbahn gefahren sind“, grinste er breit. × × × „Ihr seid ganz schöne Sklaventreiber“, beschwerte sich Ichiko und ließ sich erschöpft auf einer Bank in der Nähe nieder. Ihren Kopf legte sie in den Nacken, schloss erst die Augen für einen Moment und sah dann in den klaren Himmel hinauf. Yumemi betrachtete sie und lächelte leicht, während sie die Hände vor sich übereinanderlegte. Nervös rieb sie mit den Fingern darüber, ehe auch sie den Blick abwandte. Aktuell waren die gesprochenen Worte vergessen, als wäre einfach nichts gewesen, doch wirklich unterhalten taten sie auch nicht. „Aber Spaß macht es dir trotzdem“, lachte Suzume. „Das habe ich auch nicht abgestritten, trotzdem hetzt ihr uns durch alle Bahnen ... Als würden wir nicht alles schaffen“, seufzte die Kurzhaarige. Ein Lachen erklang, „aber wenn wir jetzt alles fahren, können wir danach nochmal das fahren, was am meisten Spaß macht.“ Da war wieder das kindliche Gemüt des Mädchens. „Sie hat recht, also los“, unterstützte Kazuya sie, auch er hatte heute noch Großes vor. Daher schlug er auch den Weg zum Geisterhaus ein. Länger als nötig sah er zu Munto, sodass dieser erst folgte und dann aufschloss. „Na komm“, Suzume griff nach Ichikos Hand und zog sie hoch. Schmunzelnd folgte Yumemi und fragte sich, weshalb die zwei Älteren ihre Köpfe zusammensteckten. Wohin gingen sie aktuell eigentlich. Sie sah sich um. Alles erschien feierlich, um sie herum lachten die Kinder. Freuten sich über Zuckerwatte und Luftballons. Die Eltern lachten ebenfalls. Mädchen und Jungen liefen nebeneinander. Junge Pärchen hielten Händchen. Sie sah wieder zurück zu den zwei Männern. Dann glitt ihr Blick zu Muntos Hand. Ihre zuckte leicht. Wie gerne sie diese ergreifen und festhalten würde. Noch immer weiß sie, wie sich diese Hände anfühlten. Alles hatte sich in ihren Kopf gebrannt. Schmerzlich. „Da wären wir“, grinste Kazuya. Vor ihnen eröffnete sich das Geisterhaus. Ein unheimliches Lachen erklang aus dem Eingang. Es war furchterregend und hallte durch die inneren Räume. Sofort lief es Yumemi eiskalt den Rücken hinunter. Sie hatte sich schon übernatürlichen Gefahren gestellt, war in Abgründe gesprungen und trotzdem erzitterte sie gerade vor einem Geisterhaus. Eigentlich lächerlich, doch so war es. Sie erstarrte regelrecht, während sie den Schriftzug betrachtete, der aussah, als würde er bluten. „Sollen wir auch rein?“, erklang die tiefe Stimme des Prinzen neben ihr. Augenblicklich zuckte sie zusammen und starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an. „Wie?“, entfuhr es ihr schrill. Ihr Blick irrte herum, doch die anderen schienen verschwunden. „Sie sind schon rein. Suzume wollte unbedingt mit Ichiko und Kazuya reingehen“, erklärte er, dass das geplant war und Ichiko unfreiwillig mitgezogen wurde, musste er nicht erwähnen. „Ähm ...“, erwiderte sie und sah wieder zum Eingang. „Ich passe auf dich auf und beschütze dich“, versprach der Größere direkt. Er würde sich sehr über etwas Zeit mit ihr freuen. Zögerlich nickte sie, „na gut ... aber ... du bleibst in der Nähe“, bat Yumemi und sah unsicher zu ihm auf. „Natürlich“, lächelte er. Gemeinsam gingen sie darauf zu und nach einer kurzen Wartezeit konnten sie das Gebäude betreten. Die ersten Schritte gingen sie einfach in die Dunkelheit hinein. Nichts geschah. Das Lachen war verklungen und alles war still. Diese Stille war es, die furchterregender war, als jeder Schreck. Es löste in Yumemi alle Alarmglocken auf und sie machte sich gefasst, jeden Moment tot umzufallen. Mit jedem Schritt, den sie vorwärtsging, trat sie etwas näher an den jungen Mann neben sich heran. Dann war es endlich soweit. Mit einem Schlag tauchte ein Schatten vor ihnen auf im Einklang mit einem Aufflackern und einem Donnergrollen. Sofort entwich Yumemi ein Schrei und sie sprang zu Munto. Ihre Hand suchte seine, verflocht sich mit dieser. Die andere legte sich ebenfalls an den Arm und ihr Gesicht verbarg sie daran. Das war zu viel. Selbst als der Schreck sich legte, zitterte ihr Körper noch. Eine Bewegung ließ sie leicht ihren Kopf heben. Munto hatte sich ihr zugewandt. Mit großen, noch leicht verängstigten Augen, sah sie auf. Er blickte liebevoll zurück. „Ich bin da“, meinte er erneut und griff mit seiner freien Hand um sie herum, um sie näher zu sich zu ziehen. Kurz darauf fand sie sich an seiner Brust wieder. Wärme umfing das Mädchen, sofort verbarg sie ihr Gesicht daran und sog den Duft ein. Ihr Griff an seiner Hand verstärkte sich, während sich ihre Finger der freien Hand in sein Shirt gruben. Er sollte nicht gehen – so wie er es versprochen hatte. Um sie herum kehrte derweil die Stille zurück. Einzig sein Herzschlag war für sie hörbar. Der gleichmäßige Takt, der etwas schneller zu werden schien, beruhigte sie. Oder bildete sie es sich ein, dass sich etwas an dem Schlagen änderte? „Wenn du nur hier bist, solange die Welt in Gefahr sein könnte, hoffe ich, sie würde ständig in Gefahr sein“, murmelte Yumemi. Ihr Wunsch war egoistisch, doch sie wollte nicht, dass er wieder ging. Eigentlich sollte sie solche Worte gar nicht aussprechen. Sie waren falsch, noch dazu machte sie sich weiterhin verwundbar. Dabei sollte sie sich erholen und von ihm lösen. In Munto löste das einen außergewöhnlichen Hüpfer in der Brust aus. Solche Worte hatte er nicht erwartet. Sie klangen hart, sie wünschte der Welt also etwas Schlechtes. Doch ... auch er wollte bleiben. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass sie sich so etwas wünschen würde, damit er blieb. Hieß das ... Mit großen Augen sah er zu ihr hinunter, wie sie sich an ihn klammerte. Unbewusst zog er sie näher heran und begann zu lächeln. „Sollen wir weiter, damit wir wieder aus diesem Haus heraus kommen?“, fragte er flüsternd. Einem aufgeschreckten Hasen gleich sah sie auf, „bleibst du ...“ Sie musste die Frage nicht zu Ende stellen, da nickte er bereits. Er würde bei ihr bleiben, ihre Hand halten und sie in den Arm nehmen. Daher ließ er es gar nicht erst zu, dass sie ihre Hand zurückzog. Er packte fester zu, sodass sie merkte, dass er sie weiterhin halten würde. Und wenn er rannte, würde er sie mit sich nehmen. × × × Es kam Yumemi wie eine halbe Ewigkeit vor, die sie in diesem Gebäude verbrachten. Nie hatte Luft so gut gerochen wie gerade. Nie zuvor fühlte Freiheit so schön an. Sie könnte glatt auf den Boden knien und diesen küssen. Aber das wäre etwas übertrieben, aus diesem Grund lächelte sie einfach nur selig und froh, wieder draußen zu sein. „Yumemi ... alles in Ordnung ... du wirkst ...“, Suzume legte den Kopf schief und musterte ihre Freundin. Innerlich hielt sie zurück, sie freudig anzugrinsen. Wobei sie sich im Augenblick bei ihrem Gesichtsausdruck tatsächlich leichte Sorgen machte. Noch immer hielt sich Yumemi am Arm des Rothaarigen fest. Das war an sich ein gutes Zeichen. Immerhin war es genau das, was sie heraufbeschwören wollten. Dennoch wirkte Yumemi weggetreten, als hätte sie etwas gegessen, von dem sie lieber die Finger hätte lassen sollen. „Alles bestens ... mir gehts gut“, nickte diese schließlich. Allmählich normalisierte sich ihr Gesicht auch wieder und sie bemerkte, wo sie sich befand und wie sehr sie sich nach wie vor noch an den anderen klammerte. Ihre Augen weiteten sich und ein Zucken ging durch ihre Finger, als sie diese löste. Sie entzog ihm ihre Hand und lächelte dankbar, „du hast nicht losgelassen ...“ „Das habe ich versprochen ... ich lasse dich nicht los“, nickte er – sie hatte ihn losgelassen. Suzume sah zu ihrem Freund, der zufrieden grinste. Das war ein Schritt nach vorne. Ihr zwinkerte er zu und sah dann in die Runde. Ichiko starrte ihn dabei finster an. Sie schien ihn durchschaut zu haben. Ihr Kopf ruckte in die Richtung der zwei anderen und ihr Blick verfinsterte sich. Deshalb waren sie also da. Das würde sie verhindern. Sie war nicht hier, um sich das einfach mit anzusehen. Munto würde ihrer Freundin wieder das Herz brechen. Sie war da, um sie aufzufangen. Dabei wäre sie immer nur die beste Freundin – nicht mehr. Ihr Mund verzog sich und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Langsam lief sie los, da legte sich jedoch ein Arm um ihre Schulter. „Wie wäre es, wenn wir uns etwas zu Essen holen? Danach können wir mit ein paar ruhigeren Sachen weitermachen und noch in den Nachmittag starten“, fuhr ihr Kazuya dazwischen. Gerade wollte sich die Dunkelhaarige beschweren, da wandte sich Suzume herum und griff nach deren Händen, „ja, komm Ichiko ... ich hab dort vorne etwas leckeres gesehen, das möchte ich haben“, sagte sie schnell und zog die andere mit sich. Noch immer starrten sich die zwei übrigen in die Augen und konnten nicht voneinander lassen. Yumemis Mund wurde allmählich auch trocken und sie wünschte sich die Berührung zurück. Wieso hatte sie nur losgelassen. „Wollt ihr auch etwas zu essen?“, fragte Kazuya und holte sie zurück. Ihr Gesicht wandte sich diesem zu und sie nickte, „ja ... ich ... wir ... kommen gleich“, sagte sie und wartete, bis er sich umgewandt hatte. Wieder sah sie zu dem Größeren auf. „Möchtest du etwas essen?“, fragte er. Yumemi wirkte unruhig und nicht so, als wolle sie den anderen folgen. Da sah sie sich wie aufs Stichwort um und ergriff wieder seine Hand. Schnellen Schrittes entfernte sie sich in die entgegengesetzte Richtung von den anderen und zog Munto dabei mit sich. „Wohin gehen wir?“, fragte Munto irritiert und sah über seine Schulter. Kazuya sah ihnen nach und winkte. Der Student schien auch alles zu bemerken. × × × „Ich möchte damit fahren“, erklärte Yumemi nach einiger Zeit schließlich, als sie schon vor dem Riesenrad standen. Was auch immer sie gerade dazu getrieben hatte einfach loszugehen und nicht weiter auf ihre Freunde zu achten, jetzt standen sie hier. Das Mädchen hatte hierfür allen Mut zusammengenommen, jetzt fragte sie sich aber schon, ob das richtig war. Eine Entscheidung musste sie nicht mehr treffen, denn Yumemi war drauf und dran doch zurückzugehen. Munto nahm nun sie und zog sie hinter sich her auf die Attraktion zu. „Dann fahren wir damit“, entgegnete er. Es dauerte gar nicht lange, da saßen sie sich in einer Kabine gegenüber und fuhren das Riesenrad langsam hinauf. Das Mädchen krallte ihre Hände in den Rock und hatte den Blick gesenkt. Sie spürte den des anderen auf sich. „Wieso wolltest du mit mir im Riesenrad fahren?“, fragte dieser und legte den Kopf schief. Unsicher hob sie den Kopf an und sah zu ihm, „ich wollte mit dir reden“, murmelte sie. Ihre Wangen röteten sich, je länger sie vor sich hinschwieg. Nachdenklich beobachtete Munto das und war selbst damit beschäftigt, seinen Herzschlag in Zaum zu behalten. Der Prinz hatte keine Ahnung, was er tun oder wie er sich verhalten sollte. Wie auch? In einer solchen Situation hatte er sich noch nie befunden. Als Yumemi in seinem Reich war, war es einfach gewesen, da hatten sie eine Aufgabe gehabt, die sie zu erledigen hatten. Jetzt war das nicht mehr so und zum ersten Mal nahm er sein Herz wirklich wahr. Hatte gemerkt, wie ihm anders war, als Yumemi weg gewesen war. Sie war einfach nicht da und er hatte sich leer gefühlt. Anders konnte er es nicht sagen. Es war eben so. Doch jetzt war alles anders. Sein Blick hob sich von ihr und seine Hand fuhr nervös durch seine Haare. So hatte er sich noch nie gefühlt. „Yu-...“ „Nein ...“, unterbrach sie ihn direkt. Ihre Hände krallten sich weiter in ihren Rock, während sie den Kopf gesenkt hielt und ihre Augen geschlossen hatte. Munto verstummte und presste die Lippen aufeinander. „Du willst ... mir doch nur wieder sagen, dass du hier nur hier bist, sollte etwas passieren“, presste sie hervor. Yumemi spürte die aufkommenden Tränen. Sie wollte es nicht wieder hören. Er hatte es schon so oft gesagt, dass es sie nur noch verletzte. „Yu ...“ „Nein!“, unterbrach sie ihn energisch. Ihre Augen füllten sich mich Tränen, „ich will es nicht mehr hören. Ich kann es nicht mehr hören!“, sie hob den Kopf und sah ihn an, während sich die ersten Tränen lösten. „Es tut weh ... du bist nur deswegen hier ... weißt du, wie oft ich mir gewünscht hatte, dass du hier bist?“, fragte sie ihn, während ihr weiter die Tränen über die Wangen wanderten, „ich hatte mir gewünscht, dass du hier wärst ... aber nicht, weil die Welt unsere Hilfe braucht, sondern weil du hier sein willst ... wegen ...“, ihr Mund verzog sich und ein Kloß setzte sich in ihrem Hals fest, „... wegen mir ...“, wurde sie mit einem Mal ganz leise. „Aber ich verstehe schon ... es ist nicht so ... ich bin eben nur hier, damit du die Welt beschützen kannst“, wimmerte sie gar und wandte den Blick ab. Ihre Hände legten sich vor ihr Gesicht. So hatte sie sich den Tag nicht vorgestellt, doch es gab ihr ein erleichterndes Gefühl, dass sie es ausgesprochen hatte. Trotzdem lag es schwer auf ihrer Brust. Jetzt bereute sie es fast, das hier im Riesenrad ausgesprochen zu haben, denn sie wollte fliehen und einfach weg von ihm. So begnügte sie sich damit, den Blick abzuwenden. Allerdings ließ es Munto nicht zu, dass sie sich versteckte. Ihre Worte hatten ihn stocken lassen. Sein Herz hatte einen ungewohnten Hüpfer gemacht. Dabei tat es ihm im Herzen weh, sie so zu sehen. Ohne lange darüber nachzudenken, ließ er sich vor ihr auf die Knie nieder und griff nach ihren Händen, um sie von ihrem Gesicht wegzuziehen. Zunächst merkte er noch den Widerstand, doch schließlich schaffte sie es nicht weiter und so zog er ihr die Hände von ihrem Gesicht. Er griff unter ihr Kinn und hob es an. „Ich bin nur wegen dir hier ...“, eindringlich betrachtete er sie. Mit leicht geröteten Augen sah Yumemi auf. „Du bist der einzige Grund, weshalb ich hier bin! Yumemi ... du hast mir gefehlt ...“, erklärte Munto und löste eine Hand von ihrer, um ihr die Tränen von den Wangen zu streichen. Sanft fuhr er mit seinem Daumen über die weiche Haut. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. „Wirklich ... ich hab dich vermisst. Yumemi ich konnte nicht ohne dich. Ich wollte bei dir sein. Weißt du, wie seltsam es ist und wie nervös es mich gemacht hat, eine Schule in deiner Welt zu besuchen?“, er lächelte schief. Mit leicht geweiteten Augen erwiderte Yumemi den Blick. „A-...“ „Nein“, war es nun Munto, der sie unterbrach. Seine Hand strich weiter über ihre Wange hin in ihren Nacken. Es löste ein prickelndes Gefühl auf ihrer Haut aus. Ihr Mund öffnete sich etwas und fühlte sich mit einem Mal trocken an. Dabei kam ihr Munto näher. Hitze stieg in ihr auf, als sein Gesicht dicht vor ihrem war. Für einen kurzen Augenblick ging ihr Blick zu seinen Lippen, ehe es wieder seine Augen suchte. Da verschloss er bereits ihre Lippen mit seinen. Vorsichtig erwiderte Yumemi diesen Kuss. Es fühlte sich ganz anders an, als Suzume es beschrieben hatte. Es wirkte, als würde in ihrem Bauch etwas explodieren. Die stets beschriebenen Schmetterlinge flatterten hindurch und beflügelten sie. Zitternd hob sie ihre Hände und krallte sich in sein Oberteil, während er noch immer vor ihr kniete. Kapitel 4: Sternstunden ----------------------- ᴋєɪη єɪηᴢɪɢєя ѕᴛєяη ᴋαηη ᴜηѕ ɗαᴠᴏη αʙʜαƖᴛєη, ɗαѕѕ ωɪя ᴢᴜѕαຕຕєη ʙƖєɪʙєη. Lächelnd lag Yumemi im Bett und konnte einfach nicht mehr damit aufhören. Ihr Blick war auf das Fenster gerichtet, durch das sie die Sterne beobachtete. Der Sommer war fast vorüber. Während sie sich über die halben Ferien lang Sorgen gemacht hatte, weshalb Munto hier war und wie sie die Gefühle für ihn vergessen konnte, hatten sie sich nun geküsst. Irgendwie war das für sie noch immer unvorstellbar. Jedes Mal bei diesem Gedanken flatterte es in ihrem Bauch wieder aufgeregt und sie fühlte sich so leicht, als würde sie schweben. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Dabei dachte sie auch an den kommenden Tag. Zum Abschluss der Ferien würden sie das nahe Sommerfest des Tempels besuchen und sich gemeinsam das Feuerwerk anschauen. Darauf freute sie sich wirklich sehr! Mit dieser Vorfreude schloss sie die Augen, konnte jedoch lange noch nicht einschlafen. Ihre Gedanken kreisten immer um ihn. Um diesen Moment, der nur ihnen gehörte. Die Fahrt im Riesenrad. Als sie jedoch langsam einschlummerte, sah sie das Gesicht des Rothaarigen vor sich, in den sie sich mit Haut und Haar verliebt hatte. × × × Ungeduldig tappste Yumemi von einem Fuß auf den anderen. Nervös und aufgeregt konnte sie nicht stillhalten, während ihre Mutter ihr gerade den Yukata band. „So kann ich ihn nicht ordentlich schnüren“, bemerkte sie, schaffte es aber auch mit den sich wiederholenden Worten nicht, sie ruhig zu stellen. Verwundert war sie darüber schon, doch sollte etwas vorgefallen sein, würde ihr ihre Tochter sicherlich davon berichten, da war sich Nozomi sicher. Sie konnte sich bereits denken, dass es um einen Jungen ging, schließlich hatte ihr kleines Mädchen sie gebeten, ihr die Frisur zu machen und ihr zu zeigen, wie sie sich schminken konnte. Im Vergleich zu anderen Mädchen war sie für ihr Alter vermutlich spät dran, diese Frage zu stellen, doch für Nozomi war es nicht zu früh. Zudem war sie auch ohne Make-up wunderschön. „Gut, ich bin fertig ...“, seufzte sie schließlich. Sie hatte sich große Mühe geben müssen, damit sie es trotz ihrer aufgeweckten Tochter ordentlich binden konnte. Sofort nachdem die Worte ihren Mund verlassen hatten, ging Yumemi schnellstmöglich zum großen Spiegel, um sich darin zu betrachten. Sie lächelte sich freudig an. Ein dezent geschminktes Gesicht erwiderte den Blick, ihre Haare waren teilweise mit einer Blumennadel hochgesteckt. „Danke ...“, hauchte sie und wandte sich ihrer Mutter zu. Diese musterte sie lächelnd, „du siehst wunderschön aus“, erklärte diese und trat an ihr Mädchen heran, „ich hoffe, er weiß das zu schätzen.“ „Wie?“, erstaunt weiteten sich Yumemis Augen und ihre Wangen liefen augenblicklich rot an. Ein Kichern war zu hören, „das beantwortet mir die Frage ... du ich wünsche dir viel Spaß und dass er mir ja gut auf dich achtet“, Nozomi vertraute ihrer Tochter, dass der Junge anständig war und sich gut um sie kümmerte. „Ich werde deinem Vater auch erst einmal nichts sagen, sonst würde er dich nicht aus dem Haus lassen“, ließ sie ihre Tochter wissen. Diese lächelte sie wieder an, „danke!“ Nickend trat ihre Mutter an ihr vorbei, durch das Wohnzimmer in den Flur und holte ihre Geta heraus. Yumemi folgte ihr und durchquerte das Wohnzimmer, in dem ihr Vater und ihr kleiner Bruder auf der Couch saßen. Ersterer hob den Kopf und bestaunte seine Tochter, die ihn gar nicht weiter beachtete. „Ist das noch mein kleines Mädchen?“, fragte er und erhob sich. Chikara folgte mit den Augen und grinste, „willst du einen Jungen beeindrucken, Nee-chan?“ Diese blieb stehen und wandte sich herum. Auch ihr Vater erstarrte, „wie? Ein Junge?“, von dem Jüngeren sah er zu seinem älteren Kind, „Yumemi ...?“ „Ach Schatz ... sie ist doch mit ihren Freundinnen unterwegs und wollte sich hübsch machen“, beschwichtigte ihre Mutter. Schließlich war es nicht gelogen. Suzume und Ichiko begleiteten sie ebenfalls auf das Fest, ebenso Kazuya – und eben Munto ... Wie aufs Stichwort klingelte es an der Haustür. Als diese geöffnet wurde, standen die Jüngste und ihr Freund vor dieser. „Bist du fertig?“, fragte Suzume gleich. „Ja“, Yumemi schlüpfte in ihre Geta, nahm sich das kleine Täschchen und gab ihrem Vater sowie ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. „Habt viel Spaß“, winkte Nozomi. „Ja-a“, grinste Yumemi zurück und hob die Hand. Auch Suzume winkte zum Abschied. × × × Verlegen verschränkte Yumemi ihre Finger vor ihrem Körper ineinander. Gar schüchtern hob sie den Kopf und sah von unten zu Munto hoch. Auch dieser war etwas zurückhaltend. Er betrachtete sie und fuhr sich nervös mit der Hand über den Nacken. Die andere Hand hatte er in seiner Hosentasche. Von einem zum anderen sehend standen Kazuya und Suzume daneben. Letztere sah bei dem Klingeln ihres Handys auf dieses. Endlich hatte sie eine Nachricht von Ichiko, auf die sie noch warteten. „Sie hat sich erkältet, meint sie“, fasste die Jüngste es zusammen. Kazuya sah zu seiner Freundin und überlegte, dass das nicht der Grund sein würde. Aber vielleicht war es besser, so wie sich die zwei vor ihnen ansahen, würde ihre Freundin nur verletzt werden. Und Yumemi schien es so schon nicht hinzubekommen, ein Wort zu sprechen. Vorsichtig stupste er daher Suzume an und bedeutete mit einer Kopfbewegung, dass er losgehen würde. Zunächst verwirrt, dann aber wissend nickte sie. „Wir gehen schon einmal vor“, ließ sie die anderen wissen und hakte sich bei dem Studenten unter. Kurz sahen die zwei übrigen ihnen nach. Dann hob Yumemi wieder ihren Kopf und spürte die Wärme ihrer Wangen. „Du siehst gut aus“, murmelte sie verlegen. Auch auf dem Gesicht des Größeren zeigte sich eine leichte Röte, „du siehst ebenfalls wunderschön aus ...“, er kratzte sich an der Wange. „Sollen wir auch losgehen? Uns das Fest ansehen?“, fragte sie weiter, „bis zum Feuerwerk ist noch etwas Zeit.“ Ein Nicken und sie setzten sich in Bewegung. Schweigend gingen sie zwischen den Ständen herum und sahen sich diese mehr aus der Ferne an, als dass sie näher herantraten. Keiner der zwei wusste so recht, was er sagen sollte. Munto vergrub seine Hände in den Hosentaschen, während sie das kleine Beutelchen vor dem Körper hielt, in dem sich das Nötigste befand. So in Gedanken versunken bemerkte sie erst, dass sie fast in einen Herren gelaufen wäre, als Munto sie auf die Seite zog. Stolpernd landete sie gegen seine Brust. Ihre Wangen färbten sich erneut dunkler, als sie auch noch aufsah. Seine Augen waren ebenfalls leicht geweitet. Doch bevor sie wirklich reagieren konnte, nahm er sie kurzerhand an der Hand und zog sie mit sich aus dem Gedränge und hinter die Stände. Er schlug einen Weg ein, den er selbst nicht kannte. Sie liefen etliche Stufen nach oben und erst oben auf einer Wiese – wie auch immer sie dorthin gelangt waren – hielt er an. Yumemi atmete etwas schwerer. Ihre Beine waren nicht so lange und durch den Yukata konnte sie auch nicht solch große Schritte machen, wie er. Jetzt war sie etwas aus der Puste. Sie fasste sich mit der freien Hand an die Brust und sah zu dem Rothaarigen auf, als dieser sich umwandte. „Entschuldige ... ich wollte schon den ganzen Abend mit dir allein sein“, murmelte er. Fragend legte sie den Kopf schief, „wir waren doch allein.“ „Nein“, er schüttelte den Kopf, „überall waren Menschen. Ich wollte wirklich mit dir allein sein. Dir sagen, wie schön es im Riesenrad war und dass ... dass ... ich dich nie verlieren möchte!“ De Augen der Jüngeren weiteten sich, ehe sie leicht nickte. Lächelnd betrachtete er sie und legte seine Hand an ihre Wange. Eine halbe Ewigkeit sahen sie sich nur in die Augen und genossen es. Yumemi verlor sich fast vollständig, als er ihr langsam näher kam und seine Lippen sanft auf ihre legte. Verliebt und mit dem bekannten flattern im Bauch, schloss sie die Augen und erwiderte die Berührung. × × × „Da seid ihr ja“, lachte Suzume, als sie die zwei gefunden hatte. Gemeinsam mit Kazuya kam sie näher. Neben der kleinen Tasche hielt sie zwei Ballone an Schnüren in der Hand. Einen davon streckte sie ihrer Freundin entgegen, „den habe ich für dich erkämpft“, grinste sie. Yumemi sah überrascht auf und von ihr zu Kazuya, der liebevoll lächelte. Nach dem Kuss hatten sie es sich dort auf dem Hügel gemütlich gemacht. Dankend nahm sie den Ballon entgegen. Da erklang der bekannte Ton des Feuerwerks. Ihre Aufmerksamkeit wurde direkt auf dieses gelenkt. Suzume und Kazuya ließen sich neben ihnen nieder, während sich Yumemi mit dem Kopf an Munto anlehnte und verträumt lächelte. Diesen Augenblick hätte sie sich nie träumen lassen. Doch jetzt war er da. Sie schloss die Augen und spürte ihren Herzschlag sowie den Arm, der sich um ihre Schulter legte und den Kuss, den Munto auf ihre Haare hauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)