Am Ende der Regenbogen von phean ================================================================================ Kapitel 2: Mittagshitze ----------------------- ɗαѕ ʜєяᴢ ɪѕᴛ єɪη ωᴜηɗєяѕαຕєя ᴏяᴛ, ɗєя ᴏғᴛ ᴜηɗᴜяᴄʜѕᴄʜαᴜʙαя ɪѕᴛ. Staunend hob Suzume ihre Hand an die Stirn, um ihre Augen vor der Sonne abzuschirmen. Ihr Blick glitt über den Strand, der sich vor ihnen ausbreitete. Kazuya trat neben sie und schob seine Sonnenbrille nach oben in seine Haare. „Habe ich zu viel versprochen?“, grinste er. Auf der Zugfahrt hierher hatte er den anderen bereits von diesem Ort hier erzählt. Er hatte in seiner Kindheit und anfänglichen Jugend jeden Sommer hier verbracht und kannte den Ort so gut wie seine Heimatstadt. „Nein, definitiv nicht“, Yumemi sah ebenso staunend drein wie Suzume. In ihrem Rücken spürte sie den Blick des Herrschers des magischen Königreichs. Gleichermaßen brachte es ihr Herz dazu, schneller zu schlagen, aber es stach auch jedes Mal. Bereits am ersten Abend hatte er ihr mitgeteilt, was der Grund seiner Anwesenheit war. Seither schmerzte es sie. Trotzdem konnte sie nicht anders und wollte so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen. Die Gespräche blieben dabei sehr sporadisch. Etwas was ihr nicht gefiel – und ihm auch nicht. Ichiko hingegen nahm diese Situation mit Erleichterung wahr, während Kazuya wiederum alles mit Sorge betrachtete. „Ich liebe es“, rief Suzume freudig, „lasst uns direkt an den Strand gehen!“ Die Blicke gingen zu der Jüngsten, dann erklang einstimmiges Lachen. „Bringen wir doch erst einmal die Sachen weg und gehen dann an den Strand. Er läuft nicht weg und wir haben noch den gesamten Nachmittag“, hielt Kazuya sie auf. „Na gut“, die Angesprochene blies ihre Wangen auf und gab artig nach. In der Pension seines Onkels erhielten die Jugendlichen zwei Zimmer. Eines teilten sich die Mädchen, das andere war für Kazuya und Munto. Sie lagen nebeneinander. Die Zimmer waren ebenerdig und schlossen direkt an den Strand an. Sie einen zudem einen Ausgang in diese Richtung und konnten dort auch die Tür abschließen. Ein kleiner Zaun begrenzte noch das Grundstück. Trotz des nahen Strandes war es äußerst ruhig an diesem Abschnitt. Die Krönung war eine heiße Quelle in der Pension, die keiner von ihnen erwartet hatte. Schon jetzt waren die Mädchen enttäuscht, dass sie nur drei Nächte hier verbringen würden. Mehr hatten ihre Eltern nicht erlaubt. Diese hatten sich nur durch die Anwesenheit von Kazuya Onkel überreden lassen. Den Jungen trauten sie nicht besonders, vor allem Munto, der ihnen gänzlich unbekannt war. Dieser fühlte sich aktuell etwas fehl am Platz, da er sich fragte, ob es ein Fehler gewesen war, in diese Welt zu kommen. Er wollte Yumemi sehen und in ihrer Nähe sein, diese schien davon jedoch eher weniger begeistert. × × × So starrte er nachdenklich auf die Tasche, die vor ihm stand. Eigentlich wollten sie sich umziehen und zum Strand. Kazuya war auch schon dabei sich hinter seinem Rücken umzuziehen. „Was ist los?“, fragte er und trat mit dem Handtuch über der Schulter in sein Blickfeld. „Ich weiß nicht. Mir scheint es, als sollte ich nicht hier sein“, ließ er den anderen wissen. „Die Mädchen freuen sich doch“, widersprach der Brünette. „Meinst du? Irgendwie ist es nur Suzume, die sich freut.“ Nachdenklich legte Kazuya den Kopf schief, „Yumemi freut sich doch auch“, fügte er an. „Das Gefühl habe ich eher weniger.“ „Vielleicht solltest du mit ihr reden ... oder ... habt ihr das schon?“ „Nur an dem Abend, als ich angekommen bin. Danach wurde es noch weniger. Und Ichiko schaut überhaupt nicht begeistert aus.“ „Mh“, Letzteres hatte Kazuya natürlich bemerkt. Die Schwarzhaarige hing noch mehr an Yumemi als zuvor. „Hat sie irgendwas gesagt?“, fragte der Brünette weiter. Nachdenklich hob sich Muntos Blick weiter, während er überlegte, „sie hat gefragt, weshalb ich hier bin und dass ich dich fragen sollte, wenn ich was für diese Reise brauche. Aber wirklch mehr ... nicht.“ Fragend legte Kazuya seinen Kopf schief, er befürchtete etwas. „Was hast du ihr denn geantwortet?“ Munto sah auf die Badehose in seiner Hand, das Handtuch hatte er neben die Tasche gelegt. „Dass ich dich fragen werde ...“ Schon verdrehte Kazuya die Augen, „nicht das ... darauf, warum du da bist.“ „Ich hab gesagt, dass es nicht verkehrt ist, wenn wir zusammen sind, sollte wieder etwas passieren.“ „Und stimmt das?“, jetzt verstand der Student, was hier wohl das Problem war. „Ähm ...“ Eine leichte Röte zog sich über seine Wangen. Seufzend fuhr sich Kazuya durch die Haare, „das ist das Problem.“ Mehr sollte er dazu nicht sagen. Kazuya war nicht hier, um dem Herrscher Yumemis Gefühle zu offenbaren. Das musste sie selbst machen. Allerdings schien sie durch seine Worte verletzt zu sein. Das konnte er nachvollziehen. Die zwei Mädchen – Suzumes Freundinnen – hatte er auch gut kennengelernt und sie waren ihm ans Herz gewachsen. Mittlerweile waren sie wie seine Schwestern. Er würde sie für Suzume in Schutz nehmen, auch wenn Ichiko sich stets selbst verteidigen konnte. „Wieso Problem?“, fragte Munto. Seufzend schüttelte Kazuya den Kopf, „mach dich fertig und dann solltest du nochmal mit ihr sprechen ...“, meinte er nur und lief durch den Raum. Vor der Terrassentür war noch eine Schiebetür als Sichtschutz, da dahinter eine große Glasfront war. Hinter sich schob er den Sichtschutz zu und trat bereits hinaus zu den Mädchen. Das Holz unter ihren Füßen war angenehm warm, dabei lag diese bereits wieder leicht im Schatten. „Kazuya ... Wie findest du ihn?“, Suzume trat vor ihn und drehte sich. Sie alle hatten sich neue Bikinis zugelegt für diesen Urlaub. Die Jüngste hatte besonderen Spaß dabei gehabt, die unterschiedlichen Modelle anzuprobieren. Letztendlich war es ein hellblauer Bikini geworden, der am Höschenbund und am Dekolleté mit Rüschen verziert war. Liebevoll lächelte der junge Mann und nickte. Seine Hand griff nach ihrer und drückte sie, „er sieht süß an dir aus“, kommentierte er noch. Sie ließ ein leises Lachen verlauten. Etwas wehmütig beobachtete Yumemi diese Szene und senkte den Kopf. Das wünschte sie sich auch, doch Munto hatte ihrem Wunsch einen Dämpfer verpasst. Dieser trat in dem Augenblick aus der Tür. Kurz sah sie auf, da wandte sie sich schon zum Strand ab. „Dann können wir ja los“, meinte sie schnell und ging vor. Das Handtuch drückte sie sich gegen den Oberkörper, während sie einfach loslief. Auch sie trug einen komplett neuen Bikini. Auf Suzumes Zureden hin, wurde es dieser, sonst hätte sie sich einen Badeanzug gekauft. Yumemis Bikini war rot mit weißen Punkten. Ichiko hatte sich für einen schwarzen Bikini entschieden, der eine lockere Badehose besaß. Diese folgte ihrer Freundin gleich und griff nach der Hand der Orangehaarigen. Nachdenklich sah Kazuya ihnen nach und dann zu Munto. Er musterte ihn, der seinen Blick erwiderte. „Was ist zwischen euch passiert?“, fragte Suzume, „Yumemi hat sich so gefreut, dich zu sehen und jetzt ... redet ihr gar nicht.“ Erstaunt sah Munto zu ihr und war überrascht, wie aufmerksam sie war, wobei sie sich doch sonst immer so kindlich gab. Aber Yumemi hatte ihm das damals schon erzählt. Sie war aufmerksamer und erwachsener, als man dachte. „Das wird er schon noch“, lächelte Kazuya und strich ihr über den Kopf, „soll ich dir das aufblasen?“, fragte er und deutete auf den Schwimmring. Sie war von diesem Ding nicht abzubringen, aber er fand das auch niedlich. Er liebte das Mädchen vor sich – eben weil sie so war. „Hat sie?“, Munto musterte sie und hob den Blick. Kazuya hielt den Schwimmring in der Hand und war bereits kurz davor, diesen mit Luft zu füllen. Er zuckte lächelnd mit den Schultern und lief los. Es würde nur schwieriger werden, wenn sie sich weiter einmischten. Aber auch mit Ichiko sollte man reden. Sie war sehr auf Yumemi fixiert. Dabei sollte sie merken, dass ihre Freundin Gefühle für den Herrscher hegte. Was ihr bestimmt bewusst war. „Hast du dich schon eingecremt?“, fragte er das Mädchen neben sich stattdessen, die ihn grinsend ansah. „Kannst du das machen?“ × × × Erschöpft ließ sich Yumemi auf dem Handtuch wieder. Suzume hat sich lange mit dem Schwimmring treiben lassen, derweil hatten sie mit einem Wasserball gespielt, den die Mädchen eingesteckt hatten. Die Orangehaarige brauchte jetzt allerdings eine Pause. Schwer atmend saß sie auf ihrem Handtuch, während die Sonne ihre Haut trocknete. Ihr Blick glitt zurück zum Wasser, in dem sich Ichiko im Augenblick an Suzumes Schwimmring festhielt. Kazuya schwamm, nur den roten Haarschopf konnte sie im Moment nicht sehen. Sie sah sich am Strand um, doch auch dort war er nirgendwo zu sehen. War er zurück zur Pension gegangen. Nachdenklich sah sie zurück. Wieder spürte sie den Stich in ihrem Herzen, der ihr sagte, dass er nicht wegen ihr hier war. Dass ihre Gefühle unerwidert waren und vermutlich auch bleiben würden. Seufzend senkte sie den Blick und wandte sich von dem Haus ab, in dem sie die nächsten Tage verbringen würden. Gerade richtete sich Yumemis Blick wieder auf das Wasser, da kam Munto auf sie zu. Tief atmete sie ein, als sie ihn sah. Eine innere Hitze stieg in ihr auf und sie versuchte zwanghaft, sich abzuwenden. Aber die Wassertropfen verhinderten es, sodass sie beschämt und mit hochroten Wangen die Augen niederschlug. Ihr Herz drehte im Augenblick vollkommen durch und sie bekam das Bild gar nicht mehr aus dem Kopf. „Yumemi?“, erklang seine Stimme dunkel. Mit seinem Körper warf er einen Schatten auf sie. Sie wollte gar nicht aufsehen, da ihr das unangenehm war. Sie würde direkt mit den Augen seinen Körper hinauf wandern und allein diese Vorstellung ließ die Hitze weiter ansteigen. „J-ja?“, ihre Stimme zitterte. Den Kopf hielt sie gesenkt. Aufsehen war unmöglich! Dafür wurde sie nachdenklich gemustert. Munto verstand nicht ganz, wieso sie nicht aufsehen konnte. Kazuyas Worte und auch die von Suzume hatten ihm Hoffnung gemacht. Jetzt war er sich jedoch nicht mehr allzu sicher. Dementsprechend sah er zum Wasser zurück. Der Student beobachtete ihn. Tief atmete Munto durch. „Wollen wir was trinken gehen oder hättest du Lust auf ein Eis?“, versuchte er es. Kazuya hatte ihm eben noch ein paar Tipps gegeben, unter anderem das. Er hatte ihm sogar eine Wegbeschreibung gegeben. Nun hob Yumemi doch den Kopf. Ein kleiner Hüpfer. Meinte er das ernst? Wie in Trance nickte sie. Sie wollte jede Chance nehmen, die man ihr gab. Der Rothaarige war ihr trotz allem wichtig. Dementsprechend wollte sie auch ihre Zeit mit ihm verbringen. Yumemi musste nur darüber hinwegkommen, dass er nicht so empfand wie sie. Das Mädchen sah sich um und wollte schon in ihre Tasche nach ihrem Geld greifen. „Nein lass“, hielt Munto sie rechtzeitig auf, als er es erkannte. Kazuya hatte ihn vorgewarnt und das bereits angedeutet, dass sie das eventuell machen würde. Kurz sah sie verwundert auf, als sie ihre leere Hand zurückzog und sich erhob. Dagegen griff Munto nach seinem Geldbeutel und deutete in eine Richtung, „wir müssen dort lang.“ „Woher ...?“ „Kazuya hat mir das gesagt“, schmunzelte er und erhielt ein Nicken. Sie schien positiv davon überrascht zu sein. Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Ihr Weg ging den Strand ein gutes Stück hinunter. In der anderen Richtung war auch ein kleiner Kiosk, doch bis dorthin hatten sie nicht so viel Zeit miteinander und sie wären die gesamte Zeit im Blickfeld von ihnen Dreien. Das war in seinen Augen vermutlich hinderlich. Als sich Yumemi umsah, bemerkte sie Ichikos aufgeschreckten Blick. Die Orangehaarige winkte ihr lächelnd zu und widmete ihre Aufmerksamkeit dann dem Weg vor ihnen. × × × Die ersten Meter legten sie schweigend zurück. Keiner von ihnen wusste, wie er ein Gespräch beginnen sollte. Während Yumemi einfach in seiner Nähe sein wollte, überlegte Munto, wie er herausfinden konnte, ob sie sich wirklich über seine Anwesenheit gefreut hatte. Der Herrscher wollte wissen, ob Kazuya recht hatte. Es würde ihn definitiv freuen. „Wie geht es dir?“, war sein erster kläglicher Versuch, ein Gespräch zu beginnen. Verwirrt legte sich Yumemis Stirn in Falten. Sie war sich im Augenblick nicht sicher, ob das sein Ernst war. Aber da auch sie Schwierigkeiten hatte, fiel ihr auch nichts Besseres ein. Es war immerhin aufmerksam. „Gut ... ich finde es schön hier. Nicht zu voll und es ist nett von Kazuyas Onkel, dass wir hier sein dürfen“, sie lächelte zu ihm auf. „Das stimmt ... das ist unter Menschen so, nicht wahr?“, aus seinem Reich war er es anders gewohnt. Die Erde mit ihren Menschen war anders als die Bewohner seines Reiches. „Naja ... es ist nicht wirklich selbstverständlich, dass man für die Freunde eines Verwandten kostenlos ein Zimmer zur Verfügung stellt. Das ist wirklich äußerst freundlich“, sprach Yumemi einfach. Die Worte kamen ihr aus dem Mund, ohne dass sie groß etwas dagegen tun konnte. Ob das alles Sinn ergab oder nötig war, konnte sie im Nachhinein nicht sagen. Es war dann sowieso schon gesagt. Zurücknehmen konnte sie nichts. „Verstehe“, nickte Munto auf ihre Worte hin. Alles schien etwas verfahren, aber irgendwie würde das schon klappen. „Dann sollten wir uns wirklich bedanken. Können wir im Gegenzug auch irgendetwas machen?“ Überrascht hob Yumemi den Kopf, „was denn?“ Schulterzucken. Sie lachte kurz und amüsiert auf. „Ich denke, dass sich sein Onkel auch schon über seine Anwesenheit freut. Vielleicht könnten wir Zuhause etwas Werbung für die Pension machen, dann kommen bestimmt mehr Leute hierher.“ „Werbung?“ „Mh ...“, nachdenklich legte Yumemi ihren Finger an ihr Kinn, „empfehlen, dass es hier besonders schön ist.“ „Ach, verstehe.“ „Bis dahin sollten wir die Zeit hier genießen. Ich würde gerne auch etwas die Umgebung anschauen gehen. Bevor wir hierher gekommen sind, hab ich noch etwas gelesen, was es hier so zu sehen gibt“, ließ Yumemi ihn wissen. Die Notizen hierzu hatte sie in der Seitentasche ihrer Reisetasche. „Das würde mich interessieren“, erwiderte er. Munto wollte wissen, wofür sie sich interessierte und was sie sehen wollte. Dadurch könnte er mehr über diese Welt erfahren und vor allem mehr Zeit mit ihr verbringen. „Dann suche ich das später heraus“, lächelte Yumemi. Innerlich fragte sie sich, ob sie die anderen auch fragen sollte. Eigentlich wollte sie ja Zeit mit allen verbringen. Aber es war auch schön, Zeit mit Munto alleine zu haben. Ein Zwiespalt. „Dort vorn“, Munto hob seinen Finger, „das muss der Kiosk sein, von dem Kazuya gesprochen hatte.“ „Denke ich auch, sonst ist hier ja keiner, oder?“ Kopfschüttelnd sah sich der Größere um, „ich meine, er hat von diesem hier gesprochen. Er hat die Fahne erwähnt.“ Tatsächlich entdeckte Yumemi ein Stück Stoff, dass am Rand der Hütte im Wind wehte. „Na dann“, lächelte sie zu ihm auf. Sie ging bereitslos. Mit großen Augen sah der Rothaarige ihr nach. Sein Herz hatte bei diesem Lächeln einen auffälligen Hüpfer gemacht und schlug schneller als zuvor. Seine Hand legte sich unbewusst an seine Brust und er spürte das Klopfen. Sie schien zu bemerken, dass er ihr nicht folgte, denn sie blieb stehen und wandte sich um. Ihr Blick war fragend. Doch schon im nächsten Moment lief sie leicht rot an. Sein Blick lag intensiv auf ihr. Für Yumemi brannte dieser Blick auf ihrer Haut. Ihr wurde regelrecht heiß, trotzdem konnte sie ihn nicht abwenden. Beide sahen sich nur an. Bis er langsam näher kam. Die Orangehaarige hob den Kopf weiter, da er deutlich größer war als sie. Ihr Mund wurde trocken, während sie ihn leicht öffnete, nach Worten suchte und ihn schließlich doch einfach wieder schloss. Ihr Kopf war wie leergefegt. Munto ging es nicht anders, auch er wusste gerade nichts zu sagen. Sein Blick lag einfach auf ihr und versuchte, in ihr zu lesen. Das war ihm jedoch unmöglich. Dabei blieb ihm sonst nichts unbemerkt. Er wusste stets, was los war. Nur bei Yumemi hörte es auf. Sie war ihm ein großes Rätsel, dabei verband sie ein magisches Band. Etwas, das für ihn weit tiefgreifender war. Er wollte sich nicht auf diese Verbindung reduzieren. Wie sehr hatte er sie die letzten Jahre vermisst. Konnte sie sich das vorstellen? „Sollen wir uns anstellen?“, fragte er schließlich. Eigentlich wollte er nicht, dass dieser Augenblick endete, doch sie standen auch mitten in der Sonne. Ein schattiger Ort wäre angenehmer. Am Ende würden sie sich sonst noch einen Sonnenbrand holen. Sacht nickte Yumemi und wandte sich schweren Herzens ab. Es brauchte viel Überwindung, sich davon zu lösen und einfach weiterzugehen. Dabei waren es nicht viele Schritte. Gefühlt fünf Schritte weiter standen sie wieder und warteten, bis sie an der Reihe waren. Jetzt konnte sie ihm jedoch nicht wieder in die Augen sehen. Als sei dieser Moment vorbei. „Sollen wir den anderen auch etwas mitbringen? Wir haben gar nicht gefragt“, fiel es dem Mädchen dann erschrocken ein. Erneut hob sich ihr Blick, doch Munto schüttelte den Kopf, „Kazuya meinte, er würde später selbst noch losgehen“, überbrachte er die Worte des Ältesten. „Verstehe.“ Irgendwie erleichterten sie diese Worte. Dann hätten sie noch mehr Zeit zusammen. „Wir sind dran ...“, ließ er sie wissen. Fast stolpernd lief sie die wenigen Schritte vor zur Theke. „Ich hab noch gar nicht geschaut“, gestand sie dann und ließ ihren Blick über die Karte schweifen. „Ein Milchshake ...“, meinte sie schließlich, „Erdbeere.“ Der Mann dahinter nickte und sah den Größeren an, „ich nehme auch einen, aber Schokolade.“ Er hatte gerade keine Ahnung, was das war. In seinem Reich gab es meist Früchte, aber das war ihm neu. Hier hatte er die letzten Tage viel neues gesehen und gelernt. Viel ausprobiert und getestet. Das waren wertvolle Erfahrungen. Wenig später liefen sie wie von selbst ein paar Schritte weiter. Am Rand des Strandes befanden sich auf dieser Höhe einige Bänke. Dort ließen sie sich also nieder. Yumemi hielt den Becher vor ihren Mund und saugte durch den Strohhalm das kühle Getränk. „Vielen lieben Dank“, meinte sie, nachdem sie den ersten Schluck genommen hatte. Munto hatte noch den Trinkhalm im Mund, als er zur Seite sah. „Gerne!“ Länger als nötig betrachtete der Rothaarige die deutlich kleinere. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln, während er dabei zusah, wie sie weiter lief und dabei den Blick nach vorn richtete. Ihr schien das gar nicht aufzufallen und diese Zeit nutzte er vollkommen aus. Dabei schlug sein Herz mit jedem Blinzeln ein kleines Bisschen schneller. Munto musterte jede Regung darin – jede Unebenheit – wie sie den Strohhalm in den Mund nahm und ihren Milchshake trank. Erst als es aussah, als würde sie aufsehen, drehte er den Kopf leicht, sodass sie es nicht sah. Das zumindest hoffte er. Allerdings hatte Yumemi das Gefühl verspürt, beobachtet zu werden. Verwundert sah sie daher auf und bemerkte die leicht geröteten Wangen des Älteren. Dabei färbten sich auch ihre. Sie senkte den Blick, während sie dann doch bei der Bank ankamen und sich setzten. Schweigend senkte sie den Blick und musterte die Steine, mit denen der Weg gepflastert war. Sie haben sich angenehm warm angefühlt und waren im Vergleich zu dem Sand vor ihnen samtweich. Ganz nebenbei sog sie das kühle Getränk durch den Trinkhalm. Irgendwie ging ihr der Gesprächsstoff aus. Immerhin war er nur hier wegen ihrer beider Welten, nicht wegen ihr. × × × Nachdenklich saß Yumemi auf dem Holz der Veranda. Es war noch immer warm von der Sonne, die gerade am Untergehen war. Sie tauchte den Himmel in ein warmes Rot und warf ein einzigartiges Bild auf das Wasser. Noch immer war sich das Mädchen unschlüssig. Ihre Beine hatte sie angezogen und die Arme darum gelegt. Der Nachmittag heute hatte ihr zu gut gefallen. Die Zeit mit Munto hatte ihr nur mehr gezeigt, wie wichtig er ihr war und wie sehr er ihr gefehlt hatte. Gleichzeitig bedrückte es sie. Im Zwiespalt gefangen, bekam sie allmählich Kopfschmerzen. „Hey, alles in Ordnung mit dir?“, erklang Ichikos Stimme hinter der Orangehaarigen. Diese hob leicht überrascht den Kopf, nickte dann aber, „ja, ich hab nur ein wenig Kopfschmerzen ...“ „Mh ...“, Ichiko setzte sich neben sie und betrachtete ihre Freundin nachdenklich, ehe sie ihren Blick auf den Strand vor sich anschaute, „er ist es nicht wert, dass du dir solche Gedanken machst ... Du musst diese Gefühle loslassen, er scheint ja nicht genauso zu empfinden“, begann die Kurzhaarige. Yumemi zog ihre Beine ein Stückchen weiter an und seufzte, während ihr Kinn auf den Knien ruhte. „Das verletzt dich nur weiter“, sprach sie. Natürlich waren ihre Worte richtig. Rational. Doch was war an der Liebe schon wirklich rational? Nichts. Das Herz machte, was es eben machte. Sie konnte das nicht. „Yu~ ...“, Ichiko biss sich auf die Unterlippe. Ihr gefiel das nicht. Der Anblick tat ihr weh, fühlte sie doch mehr für ihre Freundin, dabei wusste sie, dass das vermutlich unerwidert bleiben würde. Leider. Trotzdem ... vielleicht könnte sie ja doch irgendetwas Vergleichbares fühlen. „Du sagst das so einfach“, murmelte sie schließlich, „aber ... so etwas vergeht nicht einfach ... Ich liebe ihn, auch wenn er es nicht tut. Dass er jetzt hier ist, macht es nicht besser ...“ „Aber du hättest es in den letzten Jahren überwinden können ...“ Nun war es Yumemi, die sich auf die Unterlippe biss. Sie bemerkte die aufkeimenden Tränen und ein anderes Gefühl machte sich in ihrem Inneren breit. Von ihrer Freundin wünschte sie sich eigentlich ein paar andere Worte und nicht das. Es klang wie ein Vorwurf. Wieso tat Ichiko das? „Das verstehst du nicht“, Yumemi zwang sich zur Ruhe, „du warst doch noch nie verliebt. Du warst noch nie in dieser Situation.“ Sie sah nicht zu ihrer Freundin, sonst würde sie den Schmerz in deren Gesicht sehen. Stattdessen schloss Yumemi sogar noch die Augen, als sie hörte, wie die andere energisch aufstand und die Tür hinter sich zuschlug. Dann war alles still, bis auf das Meer, welches weit entfernt erschien. So liefen langsam einige Tränen über ihre Wangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)