Ein Leben für das Druidentum von bakura-fan ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 9 --------------------- Der Winter war für sie alle hart gewesen. Das Geld, das sie während des Sommers eingenommen hatten, würde zwar reichen, um sie alle noch eine Weile mit Lebensmitteln versorgen zu können, doch alles andere würde zurückstehen müssen: Neue Waffen, neue Kleidung, neue Bühnenausrüstung. Es war eine kleine Katastrophe. Natürlich konnten sie die alten Bühnenbilder auch umgestalten. Aber ohne neue Stoffe und Farben war auch das nur im begrenzten Rahmen möglich. Sie waren in Schneeberg angekommen, als der Herbst gerade begonnen hatte die Blätter bunt zu färben. Das Wetter war noch schön, selbst die Nächte waren noch nicht allzu kalt gewesen. So weit im Norden sah das allerdings anders aus. Laubbäume gab es kaum noch, dafür aber weitläufige Nadelwälder. Und der sich ankündigende Winter war hier schon deutlich zu sehen und zu spüren. Die Monate in Schneeberg würden lang werden, schließlich würden sie erst wieder abreisen, wenn die Pfirsiche anfingen zu blühen.Und das dauerte noch sehr lange. An der Tag- und Nachtgleiche hatten sie ihren letzten großen Auftritt absolviert. Die Feierlichkeiten waren in jeder Stadt und jedem Dorf groß. Es war überall ein bedeutendes Ereignis. Auch für die Truppe. Denn auch, wenn bei den Schaustellern nicht sehr viele gläubig waren, bedeutete die Tag- und Nachtgleiche im Herbst doch für sie alle, dass der Winter schon vor der Tür stand. Danach hatten sie sich auf direktem Weg nach Norden begeben. Auf dem Weg dahin war ihnen noch anderes fahrendes Volk begegnet. Und denen war zum Teil sehr deutlich anzumerken, dass sie angespannt über den bevorstehenden Winter waren. Was sie alle hauptsächlich umtrieb, war die Frage, ob sie alle Platz in der Stadt finden würden. Denn auch, wenn Schneeberg eine sehr große Stadt war, bot sie dennoch nicht unbegrenzten Platz für das fahrende Volk. Doch da sie schon so früh unterwegs dorthin waren, standen die Chancen gut, noch aufgenommen werden zu können. Und so war es schließlich auch. Sie hatten es geschafft. Doch ganz untätig mussten sie die nächsten Monate über nicht sein. Denn sie waren nicht die einzige Schaustellertruppe. Und die Feierlichkeiten zum Beginn des Winters sollten hier im großen Stil gefeiert werden. Und das war für sie die Gelegenheit noch einmal etwas Geld einzunehmen. Danach würden wohl hauptsächlich Ana und Ronan dafür sorgen, dass die Einnahmen nicht gänzlich ausblieben. Tränke aller Art waren immer gefragt. Das größte Problem wäre für Ana, dass ihr früher oder später die Zutaten ausgehen würden. Ronan dagegen hatte einen schier unerschöpflichen Vorrat an Geschichten. Er könnte die Gäste in den Schenken mit Leichtigkeit für die nächsten Monate unterhalten. Er müsste also lediglich von Gasthaus zu Gasthaus ziehen und in einer unnachahmlichen Weise erzählen, was er an Erlebnissen, Sagen und Märchen kannte. Jetzt im Winter waren seine Zuhörer empfänglich für die ganz dunklen Geschichten. Und auch für Märchen. Wobei sich diese beiden Richtungen keinesfalls ausschlossen. Und Ronan wusste sein Publikum natürlich zu unterhalten. Eines Tages aber, als der Winter gerade Einzug gehalten hatte, ging es Paracelsa schlecht. Sie war nicht krank oder hatte Schmerzen. Sie fühlte sich einfach nicht wohl, ihre Laune war miserabel und sie wollte niemanden sehen oder treffen. Sie hatte sich in ihrem Wagen regelrecht verkrochen. Woher diese Niedergeschlagenheit kam, wusste sie nicht. Es war ihr auch egal, alles war gerade unerwünscht. Wenn jemand an ihre Tür klopfte, scheuchte sie den Besucher davon. Oder sie reagierte gar nicht und stellte sich schlafend. Das funktionierte auch bei fast allen Mitgliedern der Truppe. Ana war aber dennoch zu ihr gekommen. Sie wollte einfach wissen, was mit Paracelsa los war. Doch körperlich ging es ihr gut. Anas nächste Idee war, dass Paracelsa ihre Monatsblutung bekommen würde. Aber auch das war nicht der Fall. Das letzte Mal war schließlich keine zwei Wochen her. Ana begann sich Sorgen um Paracelsa zu machen und das sah man ihr auch an. Paracelsa wollte weder etwas essen, noch einen Augenblick nach draußen kommen. Ana verließ daraufhin Paracelsas Wagen wieder unverrichteter Dinge. Sie konnte sich nicht erklären, was dem Kind fehlte. Der Tag zog sich dahin. Und irgendwann hatte Paracelsa versucht auf andere Gedanken zu kommen. Sie hatte sich vor einiger Zeit ein paar von Anas Rezepten aufgeschrieben und wollte diese auswendig lernen. Damit würde sie zumindest etwas Zeit sparen, wenn sie wieder zusammen brauten. Doch sie gab schon nach ein paar missglückten Versuchen auf. Frustriert setzte sie sich wieder auf ihr Bett. Sie hatte auf der Decke noch einige Kleidungsstücke, die genäht werden mussten. Oder sie könnte ein wenig stricken. Doch beim Nähen stach sie sich so oft in die Finger, dass sie nach nur wenigen Minuten alles wütend in die nächste Ecke warf. Also beschloss sie sich einfach auf das Bett zu legen und den restlichen Tag nur noch an sich vorbei ziehen zu lassen. Doch auch das wurde ihr nicht gewährt. Einige Zeit, nachdem Ana sie verlassen hatte, kam Ronan zu ihr. Auch er hatte sich nicht verscheuchen lassen. Höchstwahrscheinlich war er sogar von Ana geschickt worden. Paracelsa drehte sich schnell zur Seite und zeigte ihm nur noch ihren Rücken. Sie wollte einfach keine Gesellschaft – egal von wem. Auf Ronans Fragen antwortete sie nur äußerst wortkarg, fast schon pampig. Aber eigentlich hatte es niemand verdient, dass so mit ihm umgegangen wurde, wie Paracelsa es gerade mit Ronan tat. Sie wurde wütend auf sich selbst, weil sie sich schon wieder nicht unter Kontrolle hatte. Es war eine Qual für sie. Sie wusste einfach nicht, was mit ihr los war, wieso sie sich so fühlte. Sie wollte ihre Wut nicht schon wieder an Ronan auslassen. Ein Schluchzen entfuhr ihr. Eigentlich hatte sie versucht das zu unterdrücken, und auch ihre Tränen konnte sie nicht länger zurück halten. Sie hoffte inständig, dass Ronan davon nichts mitbekommen hatte. Doch ihre Hoffnung wurde sehr schnell zunichte gemacht. Ein Arm legte sich um ihre Taille, dann spürte sie auch schon Ronans Brust an ihrem Rücken. Er sprach in ruhigen Ton mit ihr, versuchte sie zu trösten. Sie dürfe wütend auf ihn sein und ihn auch anschreien, wenn ihr das half. Doch anders als Ronan oder sie es gedacht hatten, brach Paracelsa nun vollends in Tränen aus. Ronan umarmte sie fester und zog sie sogar noch ein Stück näher an sich. Und diese Geste war für sie so viel hilfreicher, als alle beruhigenden oder vorwurfsvollen Worte es hätten sein können. Allein diese Nähe – Ronan musste nichts mehr sagen – erzeugte in Paracelsa ein Gefühl von Heilung. Wie lange die beiden so auf ihrem Bett gelegen hatten, konnte Paracelsa danach nicht mehr sagen. Ihre Tränen waren schon lange versiegt als Ronan endlich wieder mit ihr sprach. Doch eigentlich hatte er bloß gefragt, ob es ihr inzwischen besser ging. Und wieder war sein Ton ganz vorsichtig, fast so, als wollte er sie nicht wecken, falls sie eingeschlafen wäre. Doch Paracelsa war noch wach und nickte zur Antwort. Ronan löste daraufhin seine Umarmung und setzte sich auf. Paracelsa dagegen rührte sich nicht. Doch da Ronan wusste, dass sie wach war, fragte er sie, ob sie mit ihm zu den anderen kommen würde. In Paracelsa kämpften zwei Seiten miteinander: Die eine wollte unbedingt mit Ronan gehen, die andere lieber hier bleiben. Und ehe es ihr bewusst wurde, hatte sie Ronans Frage verneint. Ronan legte seine Hand noch einmal auf ihre Schulter, dann verließ er sie. Paracelsa bildete sich ein, dass er enttäuscht war. Dabei hatte sie ihn nicht einmal angesehen. Und irgendetwas sagte ihr, dass er gelächelt hatte, als er ging. Das waren so widersprüchliche Eindrücke, dass Paracelsa noch lange darüber nachsann und schließlich einschlief. Ein paar Tage später fühlte sich Paracelsa wieder normal. Ihre schlechte Laune war wie weg gefegt. Sie wusste nicht, woher diese Stimmung gekommen war oder wieso sie so plötzlich wieder verflogen war. Dennoch hatte sie ein schlechtes Gewissen deswegen. Es kam daher sehr überraschend für sie, dass niemand ihr diesen Tag übel nahm. Einzig Kiki lästerte darüber. Aber davon ließ sich Paracelsa nicht beirren. Zumindest versuchte sie es. Innerlich trafen sie Kikis Sticheleien schon, äußerlich verzog sie allerdings keine Miene. Kiki sollte nicht auch noch die Genugtuung bekommen, dass ihre Worte Paracelsa wirklich trafen. Ronan zog sie auch ein wenig auf deswegen. Doch bei ihm war es etwas vollkommen anderes. Es waren kleine Scherze und er wusste auch meistens, wie weit er gehen durfte. Aber dadurch, dass sich Ronan und Paracelsa noch näher gekommen zu sein schienen, gaben sie ein Bild für die Schausteller ab, das nicht der Wirklichkeit entsprach. Kiki war die erste, die laut aussprach, was vermutlich allen schon lange durch den Kopf ging: Dass Ronan und Paracelsa ein Paar wären. Paracelsa konnte das allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Sie mochte Ronan, aber mehr als Freundschaft war da nicht. Also zerbrach sie sich nicht weiter den Kopf darüber. Was auch immer Kiki zwischen ihr und Ronan sah, es entsprach nicht der Wahrheit. Doch während Paracelsa unbeirrt ihrem Alltag nachging, hatte Ronan deutlich stärker mit Kikis Kommentaren zu kämpfen. Es war nur wenige Tage vor Yul. Paracelsa war bei Ana und bereitete einige Tränke mit ihr zu. Und nebenbei kümmerten sie sich auch noch um ihr Festmahl. An Yul gab es traditionell immer sehr viel zu essen: Pasteten, Aufläufe, Kuchen, Gegrilltes Fleisch, Eintöpfe und sehr viel Bier und Met. Natürlich fiel das Mahl der Schausteller nicht so üppig aus wie das der Stadtbewohner, doch darin hatte noch nie jemand ein Problem gesehen. Sie würden Yul trotzdem gebührend feiern können. Und während Paracelsa dabei war einem Eintopf den letzten Schliff zu verpassen, dachte sie über Ronan nach. Sie hatte ihn jetzt schon seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Er war immer irgendwo in Schneeberg unterwegs gewesen. Doch Paracelsa freute sich umso mehr darauf, wenn sie an Yul endlich wieder etwas Zeit verbringen könnten. Ana dämpfte ihre Hoffnung allerdings schnell. Denn gerade zur Wintersonnenwende waren die Gasthäuser voller Gäste. Ronan wäre wahrscheinlich den ganzen Abend oder sogar die ganze Nacht unterwegs, um seine Geschichten zum Besten geben zu können. Das hatte ihnen ja auch bisher immer etwas Geld eingebracht. Und wenn Ronan ausgerechnet zur Wintersonnenwende darauf verzichten würde seine Geschichten zu erzählen, entgingen ihnen einige Einnahmen, die sie dringend brauchten, um gut über den Winter zu kommen. Und während Ana noch ein wenig darüber redete, wie Yul hier die letzten Jahre immer abgelaufen war, überlegte Paracelsa, wann sie eigentlich das letzte Mal an den Feierlichkeiten zur Wintersonnenwende teilgenommen hatte. Bei den Orks hatte sie immer arbeiten müssen – da hatte es für sie keinerlei Feiertage gegeben. Als der besagte Abend schließlich kam, saß fast die gesamte Truppe zusammen am Feuer. Wie von Ana angekündigt, war Ronan nicht anwesend. Die Stimmung war dennoch ausgelassen. Paracelsa hingegen sah etwas bedrückt drein, versuchte sich aber von der guten Laune der anderen anstecken zu lassen. Entgangen war es schließlich niemandem, dass sie nicht so fröhlich wie sonst war. Kiki kommentierte Paracelsas traurigen Gesichtsausdruck, was Paracelsa allerdings nicht einordnen konnte. Deshalb fragte sie Kiki, was sie meinte. Am Feuer war es augenblicklich still geworden. Niemand sagte ein Wort, die Luft war zum Schneiden. Denn allen war klar, dass es jetzt sehr leicht zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen Kiki und Paracelsa kommen könnte. Kiki atmete scharf ein und warf Paracelsa dann vor sich einfach nur dumm zu stellen – der Kampf hatte also begonnen. Paracelsa allerdings bat in einem sehr höflichen Ton noch einmal darum, dass Kiki ihre Worte erklärte. Und nach einigem Hin und Her zwischen Kiki und Paracelsa war Kiki mehr als deutlich anzusehen, dass sie eine Erkenntnis hatte. Sie antwortete Paracelsa daraufhin, dass sie beide sich nach dem Essen in Kikis Wagen treffen sollten. Die Spannung war aber noch immer greifbar, obwohl sowohl Kiki als auch Paracelsa wieder entspannt am Feuer saßen. Ein paar Kommentare kamen noch von den meist männlichen Mitgliedern der Truppe, die sich um die sich anbahnende Show betrogen fühlten. Natürlich war keines ihrer Worte ernst gemeint, über die Grundstimmung sagte es aber genug aus. Ana unterband das schließlich, indem sie das Thema wechselte. Für Paracelsa war es unangenehm noch länger am Feuer zu sitzen. Denn die ausgelassene Stimmung vom Anfang war nicht noch einmal aufgekommen. Doch es war schließlich Kiki, die dafür sorgte, dass sich Paracelsa keine weiteren Gedanken mehr darum machten musste. Denn kaum hatte sie aufgegessen, stand sie auf und ging zu ihrem Wagen. Der restlichen Truppe wünschte sie auf dem Weg dahin noch eine gute Nacht und Paracelsa bedeutete sie mit einer Geste ihr zu folgen. Paracelsa tat wie ihr geheißen und lief Kiki schnell hinerher. Kaum hatten sie den Wagen betreten, sagte ihr Kiki auch schon, dass sie sich hinsetzten könnte, wo immer sie mochte. Paracelsa war dennoch von dieser Aussage überfordert. Denn überall in dem kleinen Raum lagen Röcke, Blusen, Kleider, Tücher und Gürtel herum. Paracelsa nahm daher kurzerhand einen Rock und ein paar Blusen von einem Schemel und legte sie auf eine Kommode, in der Hoffnung, dass nichts herunter fallen würde. Kiki hatte sich derweil im Schneidersitz auf ihrem Bett niedergelassen und blickte ernst zu Paracelsa. Diese wusste immer noch nicht, was sie jetzt erwarten sollte. Doch Kiki begann schon bald ihr verschiedene Fragen zu stellen. Der Grund dafür erschloss sich Paracelsa zwar nicht, dennoch beantwortete sie alles ehrlich. Es ging vorrangig darum, ob sie sich schon einmal zu jemandem hingezogen gefühlt hatte; ob sie dieses besondere Herzklopfen schon einmal gespürt hatte, wenn jemand in ihrer Nähe war, den sie besonders mochte; ob sie schon einmal einem Mann oder einer Frau auf diese besondere Weise nahe gekommen wäre. Nachdem Paracelsa alle Fragen beantwortet hatte, schien Kiki aber immer noch nicht zufrieden zu sein. Sie gab einen tiefen Seufzer von sich und änderte dann ihre Strategie: Anstatt nach Paracelsas bisherigen Erfahrungen und Gefühlen, fragte sie nun nach ihren Wünschen und Vorstellungen. Wollte sie eine eigene Familie haben? Wie sah ihr idealer Partner aus? Und vieles mehr in dieser Richtung. Doch wieder waren Paracelsas Antworten nicht befriedigend für Kiki, wie es aussah. Sie seufzte noch einmal so tief und begann schließlich zu erklären: Sie erzählte Paracelsa offen und ehrlich von ihren Gefühlen zu Sovara und wollte dann wissen, ob Paracelsa ebenso fühlte oder schon jemals so bei jemandem gefühlt hatte. Doch Paracelsa verneinte. Und sie fühlte sich inzwischen sichtlich unwohl. So ein intimes Gespräch hatte sie nicht erwartet. Als Paracelsa den Wagen wieder verließ, fühlte sie sich wie durch die Mangel gedreht. Kiki hatte ihr sehr vieles erzählt, worüber sie nachdenken musste. Doch das wichtigste war für sie, dass Kiki ihr gesagt hätte, sie wäre mit ihrer Art zu fühlen nicht abnormal. Sie fühlte einfach anders als der Großteil der Männer und Frauen und das war auch in Ordnung. Das kam nicht allzu häufig vor, aber es war auch nichts ungewöhnliches. Wenn sie wirklich nicht in der Lage wäre genauso tief zu fühlen oder auch ein Verlangen entwickeln könnte, jemandem sehr nahe sein zu wollen, dann war das eben so. Sie sollte sich in dieser Hinsicht nicht mit anderen Vergleichen, weil nur sie selbst wirklich wusste was und wie sie fühlte. Was ihr aber wirkliches Kopfzerbrechen bereitete, war Kikis Kuss. Paracelsa hatte eine Umarmung oder etwas Ähnliches erwartet als sich Kiki zuerst vor sie hockte und ihr dann schließlich immer näher kam. Ihre linke Hand hatte sie in Paracelsas Nacken gelegt, die Rechte war an ihrem Kinn und hob es ein Stück an, sodass sie sich ansahen. Dann zog sie Paracelsa noch ein Stück zu sich. Kiki hatte dabei kein einziges Wort gesagt, sondern sie lediglich ernst angesehen. Und plötzlich spürte sie Kikis Lippen auf ihren. Als sich Kiki wieder von ihr löste, sah sie Paracelsa lange an. Ihr Blick war immer noch ernst und sie wollte von Paracelsa wissen ob es ihr gefallen hätte. Für Paracelsa war es durchaus nicht unangenehm, war sich aber auch diesmal nicht sicher, ob Kiki mit dieser Antwort zufrieden wäre. Doch Kiki fragte direkt danach, ob es Paracelsa besser gefallen hätte, wenn Ronan sie geküsst hätte. Paracelsa wurde rot, überlegte aber gründlich, bevor sie antwortete. Schließlich verneinte sie. Sie erklärte Kiki noch einmal, dass sie sich nicht sonderlich stark zu Ronan hingezogen fühlte. Und ein Kuss würde wahrscheinlich auch keine anderen Gefühle in ihr hervorrufen, als die, die sie jetzt hatte. Dann gestand sie noch, dass ihr auch niemand einfiel, der so tiefe Gefühle in ihr wecken könnte. Und auch, wenn ihr nicht klar war, wieso, schien Kiki dennoch verstanden zu haben. Sie versprach, dass sie gegenüber Paracelsa oder Ronan keine spitzen Bemerkungen mehr in dieser Richtung fallen lassen würde und gab Paracelsa noch mit auf den Weg, dass diese jederzeit zu ihr kommen könnte, wenn sie nicht wusste, wie sie mit bestimmten Empfindungen umgehen sollte. Sie stolperte ganz in Gedanken versunken den Weg zu ihrem Wagen entlang. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie fast mit Ronan zusammen gestoßen wäre. Dieser hielt sie aber im letzten Moment noch an der Schulter fest und damit auch auf Abstand zu ihm. Erst, als Paracelsa gezwungen war anzuhalten, blickte sie aus ihren Gedanken gerissen auf. Ronan sah sie überrascht an und erkundigte sich auch sofort, ob bei Paracelsa alles in Ordnung wäre. Paracelsa schenkte ihm ein warmes Lächeln. Sie freute sich sehr ihn heute Abend doch noch zu sehen. Doch Ronan schien immer noch beunruhigt. Er hatte gesehen, dass sie aus Kikis Wagen gekommen war und befürchtete, dass am Abend etwas vorgefallen war. Paracelsa hatte alle Mühe ihn zu beruhigen und versicherte ihm wieder und wieder, dass sie nur mit Kiki geredet hatte. Es war kein Streit, aber dennoch müsse sie jetzt über einige Dinge nachdenken. Dann wollte sie ihren Weg eigentlich fortsetzten, umarmte Ronan aber stattdessen noch, bevor sie weiterging. Leise bedankte sie sich bei ihm dafür, dass er immer für sie da war und auch auf sie aufpasste. Als sie ihre Umarmung wieder löste, lächelte sie ihn noch einmal an und ging schließlich zu ihrem Wagen. Was diese Umarmung aber in Ronan ausgelöst hatte, erfuhr sie erst Jahre später. Ihr Kopf hatte sich plötzlich sehr schwer angefühlt und sie war müde von den Ereignissen des Abends. Und die Frage, ob sie jemals in der Lage wäre, jemanden zu lieben, ließ sie einfach nicht los. Für sie hatte es bisher keine tiefere Liebe gegeben, als die zu ihren Eltern oder Freunden. Was also, wenn Kiki Recht hatte? Was, wenn Paracelsa keinerlei Gefühle wie diese aufbauen konnte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)