Ein Leben für das Druidentum von bakura-fan ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 7 -------------------- Wie es aussah, würden sie noch einige Tage hier bleiben. Die Einnahmen waren gut, die Zuschauer zahlreich. Und noch dazu kam, dass es ein sicherer Ort für sie war. Ana hatte sich in der Stadt mit Zutaten für ihre Tränke eingedeckt und Paracelsa war von Ronan zu einem Waffenschmied gebracht worden. Sie sollte sich einen Dolch oder besser noch ein Kurzschwert kaufen, um sich in Zukunft besser selbst verteidigen zu können. Und damit sie nicht immer auf die Waffen ihrer Schaukämpfe angewiesen waren. Paracelsa hatte sich für einen Dolch entschieden. Er lag gut in der Hand, hatte ein angenehmes Gewicht und sie könnte ihn in ihrem Stiefelschaft verbergen – genau was sie brauchte. Fast alles, was sie während der letzten Tage an Geld verdient hatte, gab sie jetzt für diesen Dolch aus, doch das war es ihr Wert. Und es war notwendig, dass sie eine Waffe besaß, selbst wenn es nur eine kleine wäre. Der Dolch hatte eine schmale Klinge und eine kleine Parierstange. Der Griff war in schwarzes Leder gebunden, genau wie die Scheide. Verzierungen hatte er keine. Aber das brauchte er auch nicht, schließlich sollte sie sich mit dem Dolch zur Wehr setzen können, nötigenfalls auch aus dem Hinterhalt. Und offen tragen oder herumzeigen, wollte sie ihn eh nicht. Als sie mit Ronan wieder zurück zur Truppe ging, fasste sie endlich den Mut und fragte offen heraus, weshalb Ronan so besorgt um sie war. Denn die ganze Zeit, die sie heute in der Stadt verbracht hatten, war Ronan ihr nicht von der Seite gewichen. Er stand zwar meistens einen Schritt hinter ihr, war aber immer angespannt und bereit dazu ihr zur Seite zu stehen. Und wenn das Gedränge zu dicht war, legte er einen Arm auf ihre Schulter. Paracelsa hatte das sehr merkwürdig gefunden, hatte aber kein Wort gesagt. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Doch als sie zurück im Lager waren, benahm sich Ronan wieder normal. Diese beschützerische Seite zeigte er nur, wenn sie unter Fremden waren. Und auch nur gegenüber Paracelsa. Paracelsa nutzte die erste sich bietende Gelegenheit, die sie mit Ronan allein war, um den Grund für sein ungewöhnliches Benehmen zu erfahren. Es war schon auffällig, dass er nicht von ihrer Seite wich, wenn sie unter Menschen waren. Ronan war gerade dabei ein paar Kisten umzuräumen, als Paracelsa zu ihm trat. Er hatte gerade keine Zeit ihr das zu erklären, der nächste Auftritt stand schon an, erklärte er ihr. Paracelsa glaubte ihm allerdings nicht. Doch sie widersprach auch nicht. Am Abend hätten sie zusammen Nachtwache und Ronan versprach ihr seine Geschichte zu erzählen, wenn sie allein am Feuer saßen. Paracelsa gab sich damit zufrieden und wollte zu Ana gehen, doch Kiki – ihre Tänzerin – stellte sich ihr in den Weg. Sie sah böse zu Paracelsa herab und schien auch äußerst angriffslustig. Kiki war einen Kopf größer als Paracelsa, hatte langes lockiges Haar, das sie meistens in einem geflochtenen Zopf trug. Während ihrer Tänze trug sie diese aber immer offen. Ihre braunen Augen sprühten vor Leben, ihre haselnussbraune Haut, von der sie gerne sehr viel zeigte, zog alle Blicke auf sich. Paracelsa hatte immer voller Faszination zugesehen wie Kiki tanzte. Doch Kiki behandelte Paracelsa meistens abfällig. Sie würden wohl niemals Freunde werden, hatte Paracelsa schon ein paar Tage, nachdem sie zur Truppe gestoßen war, festgestellt. Doch seit einigen Tagen hatte sich Kikis Verhalten gegenüber Paracelsa verändert. Sie war richtig feindselig ihr gegenüber geworden. Und jetzt schien es Kiki auf eine Konfrontation abgesehen zu haben. Paracelsa war stehen geblieben, als sie bemerkte hatte, dass Kiki ihr den Weg versperrt hatte. Sie wich Kikis Blick aus und wollte nur schnell zu Ana. Doch Kiki war es egal, ob Paracelsa darauf gefasst war sich mit ihr zu streiten oder nicht. Und dann begann sie aus heiterem Himmel auf Paracelsa zu schimpfen. Kiki hatte eine sehr kräftige Stimme, alle Umstehenden konnten sie laut und deutlich hören, was Paracelsa sehr unangenehm war. Sie verstand ja nicht einmal den genauen Grund, weshalb Kiki so wütend auf sie war. Doch Kiki schimpfte einfach drauf los: Paracelsa sollte sich nicht an alle Männer der Truppe ran machen. Das würde niemand gerne sehen, außerdem würde es zu Problemen führen. Paracelsa wusste allerdings immer noch nicht, was Kiki meinte. Schließlich war Ronan der einzige, der ihr in irgendeiner Weise näher kam. Doch das war wohl nicht, worauf Kiki anspielte. Und Sovara blieb nach wie vor auf Distanz zu ihr. Deshalb fragte sie schließlich wovon genau Kiki sprach. Für Kiki war das allerdings nicht die gewünschte Antwort. Sie stieß ein genervtes Schnauben aus. Dann eröffnete sie Paracelsa in einem mehr als sarkastischen Ton, dass es vergebene Liebesmüh wäre, sich mit Sovara gut zu stellen. Er wäre in keiner Weise an Menschenfrauen interessiert. Und an einem kleinen Kind, wie sie eines war, schon gar nicht. Paracelsa wurde dadurch schlagartig bewusst, das Kiki gesehen haben musste wie sie Sovara an jenem Abend vor ein paar Tagen umarmt hatte. Also sagte sie Kiki in ruhigem Ton, dass diese sich irrte in ihrer Vermutung. Paracelsa wäre an niemandem interessiert und Kiki hätte die Situation einfach nur falsch verstanden. Und dass Paracelsa sich mit Sovara gut verstand, war reiner Zufall. Kiki schritt kopfschüttelnd auf Paracelsa zu und schubste sie beiseite. Dann verschwand sie zur Bühne. Sie begann sich zu dehnen und prüfte ihre Ausrüstung. Paracelsa beobachtete sie noch einen Moment, dann wollte sie ihren Weg zu Ana fortsetzen. Kikis Konfrontation war allerdings nicht unbemerkt geblieben. Sovara trat plötzlich zwischen den Wagen hervor und kam zu ihr. Sein Blick war besorgt, denn Kikis Aktion war nicht spurlos an Paracelsa vorübergegangen. Doch Sovara sagte ihr, dass sie sich keine Gedanken um Kiki machen sollte. Schließlich schwärmte diese schon für ihn, seit er vor zehn Jahren zur Truppe gestoßen war. Sie betrachtete jede Frau, die sich gut mit Sovara verstand, als Konkurrenz. Paracelsa sah fragend zu Sovara. Sie kannte solche Gefühle nicht und konnte Kikis Verhalten einfach nicht nachvollziehen. Sovara schien davon aber sehr beruhigt, klopfte ihr auf die Schulter und verschwand mit einem warmen Lächeln wieder. Kikis Wut würde mit der Zeit schon verrauchen, hatte er noch gesagt, dann war er Richtung Bühne gegangen. Paracelsa war noch immer verwirrt von dieser ganzen Geschichte. Sie verstand einfach nicht, was Kikis Problem war. Doch solange Sovara sich keine Sorgen machte, musste sie das wohl auch nicht. Sie hoffte bloß, dass Sovara recht behielt und Kikis Wut bald abgeklungen war. Der Nachmittag war wieder äußerst lukrativ für sie gewesen. Paracelsa saß am Abend erschöpft am Feuer und sah in die Flammen. Ana hatte sich bereits schlafen gelegt, genau wie Gerd und die Zwerge. Kiki war zwar noch wach, hielt aber Abstand zu ihnen, genau wie Sovara. Dieser saß zwischen den Wagen und schnitzte, während Kiki in der Tür ihres Wagens hockte und alles beobachtete. Am Feuer saßen nur noch Paracelsa und Ronan. Und Paracelsa wusste, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen war, um Ronan darüber zu befragen, was sein verändertes Verhalten zu bedeuten hatte. Doch sie traute sich nicht direkt danach zu fragen, so lange Sovara und Kiki noch in der Nähe waren. Also saß sie einfach nur da und starrte in die Flammen. Ronan war natürlich nicht entgangen, dass Paracelsa etwas auf den Nägeln brannte. Deshalb fragte er wiederum direkt, was Paracelsa so beschäftigte. Er hatte Sorge, dass Cyrias wieder aufgetaucht wäre oder dass ihr jemand am Nachmittag zu nahe gekommen war. Doch Paracelsa konnte ihn schnell beruhigen. Sie wollte allerdings erfahren, weshalb Ronan in Cyrias so eine Bedrohung sah. Ronan seufzte tief und setzte sich dann direkt neben sie. Dann sah er Paracelsa mit ernstem Blick in die Augen und begann ihr seine Geschichte zu erzählen: Ronan war in einem Dorf, nicht weit von hier entfernt, aufgewachsen. Lange Zeit hatten er und seine Familie – wie auch die restlichen Dorfbewohner – sich sicher vor den ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen gewähnt. Doch der Krieg verschonte keine Ortschaft. War sie auch noch so klein. Es fiel ihm sichtlich schwer darüber zu sprechen. Er brach immer wieder ab, rang nach Worten und überlegte, welche Formulierungen passend wären. Paracelsa fühlte sich dadurch zwar immer unbehaglicher, doch sie unterbrach Ronan nicht und hörte einfach nur zu. Als sie ihren Blick ein wenig umherschweifen ließ, stellte sie aber fest, dass Sovara sich zurückgezogen hatte. Kiki sah aus, als würde sie das alles nicht interessieren und schien zu dösen. Paracelsa war sich nicht sicher, ob sie ihrer Unterhaltung ebenfalls folgte. Doch da Ronan unbeirrt erzählte, schien es ihn nicht zu stören, dass er mehr als eine Zuhörerin hatte. Ronan hatte eine ältere Schwester. Sie hieß Jette. Und da ihre Mutter früh gestorben war, war Jette so etwas wie eine Ersatzmutter für ihn gewesen. Sie war fast 10 Jahre älter, es fiel ihm daher nicht schwer so mit ihr umzugehen wie mit einer Mutter. Jette hatte eine genauso direkte und herzliche Art wie Ana. Das Leben war nicht immer einfach für sie, doch Ronan war glücklich auf ihrem Hof gewesen. Sie hatten dort alles, was sie brauchten, um sich selbst versorgen oder handeln zu können. Doch dieses Leben änderte sich schlagartig, als ein sich näherndes feindliches Heer zurück geschlagen wurde. Er wusste nicht mehr, ob es Orks, Elfen oder Menschen waren, gegen die gekämpft wurde. Aber das war auch nicht von Bedeutung. Ronan und seine Schwester waren davon ausgegangen, dass das größte Unheil damit abgewendet wäre dieses Heer zurück zu schlagen. Die restlichen Dorfbewohner hatten ähnlich gedacht. Doch dem war nicht so. Da das siegreiche Heer auf ihrem Weg zurück durch zahlreiche Orte kam, blieb auch ihr Dorf nicht verschont. Eines nachts waren Soldaten zu ihrem Hof gekommen. Die Gesichter dieser Männer würde Ronan wohl sein Leben lang nicht vergessen können. Sie nahmen an Lebensmitteln, Wein und Geld mit, was sie kriegen konnten. Sie hatten nicht sehr viele Vorräte oder Ersparnisse, was diese Soldaten in Rage versetzt hatte. Ronan und seine Schwester hatten versucht sich zu verstecken, was ihnen aber nicht gelungen war. Jette hatte daraufhin versucht ihn noch aus dem Haus zu schicken, doch dabei wurden sie entdeckt. Sie wollten daher schnell fliehen, doch da nicht alle Männer das Haus betreten hatten, wurden sie abgepasst. Ronan hatte in die nahe Scheune flüchten können und versteckte sich auf dem Heuboden. Jette wurde allerdings schnell gepackt und an einer weiteren Flucht gehindert. Sie war zur Scheune gebracht worden, wo ihr schreckliches bevorstand. Ronan musste mit ansehen und anhören, wie diese Männer über seine Schwester herfielen. Und das nicht nur einmal. Er konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Diese Männer waren ihm – da er noch ein Kind war – körperlich mehr als überlegen, zudem war Ronan starr vor Angst. Leise weinend hockte er deshalb die ganze Zeit in seinem Versteck und hoffte, dass das alles bald vorbei sein würde. Doch diese Tortur wollte und wollte kein Ende nehmen. Erst als der Morgen graute, ließen diese Widerlinge von seiner Schwester ab und verschwanden. Erst danach traute sich Ronan aus seinem Versteck und ging zu seiner Schwester. Doch kaum hatte er sie erblickt, war ihm klar, dass sie den nächsten Tag nicht überleben würde. Und auch jetzt, so viele Jahre danach, machte sich Ronan noch immer Vorwürfe deswegen. Er hätte ihr doch sicherlich irgendwie helfen können. Doch stattdessen hatte er sich feige versteckt... Wenn Ronan jetzt sah, dass eine Frau oder ein Mädchen bedrängt wurde, kochte eine unbändige Wut in ihm hoch. All der Schmerz, den er schon so viele Jahre mit sich herumschleppte, lebte wieder auf. Niemand sollte sich herausnehmen, einfach den Willen eines anderen zu ignorieren, nur weil man körperlich überlegen war. Ihm wurde jeden Mal übel von so viel Arroganz. Und im Lauf der Jahre hatte er gemerkt, dass sich gerade Männer einfach viel zu viel herausnahmen. Eine abscheuliche Absicht, verpackt in noch so schöne Worte, machte das Vorhaben nicht weniger abscheulich. Paracelsa kam ins Grübeln. Ronan hatte eine Menge durchgemacht – genau wie sie. Doch er verbarg all das Leid hinter seiner guten Laune. Und Paracelsa fragte sich, ob auch andere Mitglieder der Truppe von Ronans Geschichte wussten. Eine vorsichtige Nachfrage in diese Richtung verneinte Ronan aber. Alle anderen wussten entweder nur sehr wenig über Ronans Vergangenheit oder gar nichts. Paracelsa gehörte jetzt also zu den wenigen Eingeweihten. Ein Schweigen war zwischen ihnen entstanden. Paracelsa sah wieder ins Feuer und dachte über Ronans Geschichte nach. Und auch Ronan schien seinen Gedanken nachzuhängen. Es war kein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen. Als Paracelsa dann aber einen Blick zu ihm warf, stellte sie fest, dass Ronans Blick in unbestimmte Ferne ging. Und dass er lächelte. Paracelsa fragte, was Ronan durch den Kopf ging, doch dieser war von der Frage aufgeschreckt. Er fühlte sich wohl kalt erwischt und lachte verlegen auf. Dann begann er aber, genauer über seine Schwester zu erzählen: Jette war groß – fast so groß wie ihr Vater – und schlank und hatte braune Haare wie er, die sie meistens hochband. Im Haus hatte sie fast alle Arbeiten übernommen, da ihr Vater den ganzen Tag auf den Feldern arbeitete. Sie führte auch Buch über alle Ausgaben und ihre wenigen Einnahmen. Ronan wusste aber nicht mehr, wer ihr lesen und schreiben beigebracht hatte. Es gehörte einfach zu Jette wie ihre warmen braunen Augen. Für Ronan war sie die beeindruckendste Person, die er je kennengelernt hatte. Jette hatte sich auch mehr als einmal mit ihrem Vater angelegt, wenn sie der Meinung war, dass Ronan den sonnigen Nachmittag lieber mit seinen Freunden spielen sollte, anstatt auf den Feldern zu schuften. Dafür bekam sie jedes Mal eine Ohrfeige, was sie aber nicht davon abhielt Ronan eine angenehme Kindheit zu ermöglichen. Er fühlte sich immer schuldig, wenn das passierte. Seine Schwester sah ihn aber jedes Mal kämpferisch an und erwiderte, dass sie sich niemals von jemandem sagen lassen würde, was das Beste für Ronan wäre. Jette widersprach ihrem Vater aber nicht bloß, sondern schimpfte ihn auch immer aus, wenn dieser sturzbetrunken am Abend nach Hause kam und all ihr Geld verprasst hatte. Und irgendwann begann Ronan die Erziehungsmethoden und Ansichten, die ihr Vater über die Welt hatte, zu hinterfragen. Er wischte eine Träne aus dem Augenwinkel und machte eine kurze Pause. Er fand es ungerecht, dass diese Welt ihm Jette genommen hatte. Es war einfach ungerecht, dass er noch zu klein und schwach gewesen war, um ihr helfen zu können. Es war ungerecht, dass diese Männer, nur weil ihnen danach war, seine Schwester vergewaltigt hatten. So aufgewühlt hatte Paracelsa Ronan noch nie erlebt. Er offenbarte ihr hier gerade seine ganze Gefühlswelt. Doch das wurde Paracelsa erst später klar. Ronan war aber noch nicht fertig: Was ihn noch immer so sehr aufregte war, dass so viele Männer nicht mehr als ein Stück Fleisch in einer Frau sahen. Paracelsa konnte besser verstehen, weshalb Ronan agierte wie er es tat. Und sie vermutete, dass er so etwas wie eine kleine Schwester in ihr sah. Dass Paracelsa damit aber nur zur Hälfte richtig lag, sollte sie erst Jahre später erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)