Ein Leben für das Druidentum von bakura-fan ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 6 -------------------- Paracelsa stand beim Marktplatz und half dabei Flugblätter zu verteilen. Ronan war mit ihr hier und rührte die Werbetrommel. Und die Menschen liefen wirklich langsamer oder blieben sogar stehen, wenn sie zu Ronan kamen. Doch auch Paracelsa erregte einige Aufmerksamkeit. Viele hielten sie für ein Elfenmädchen oder zumindest eine Halbelfe. Paracelsa gefiel diese Aufmerksamkeit zwar nicht, doch sie machte unbeirrt weiter. Noch waren nicht alle Flugblätter verteilt. Der Rest der Truppe war schon den ganzen Tag damit beschäftigt das Lager aufzubauen und die Bühne herzurichten. Leider durften sie nicht in die Stadt kommen, aber direkt vor den Stadttoren wurden sie geduldet. Und da der Sommer sich gerade von seiner besten Seite zeigte, standen die Chancen nicht schlecht, dass ihre Vorstellung auch ganz gut besucht werden würde. Paracelsa fiel es immer schwerer zu lächeln. Die Menschen der Stadt hatten angefangen sie „Elfenkind“ zu nennen und fragten sie, was sie so weit weg vom Düsterwald bei einer Schaustellertruppe tat. Paracelsa musste immer wieder erklären, dass sie ein Menschenmädchen war. Sie war nicht einmal eine Halbelfe. Die Leute reagierten daraufhin oft enttäuscht und wendeten sich wieder von ihr ab. Sie wusste einfach nicht, wie sie anders auf solche Bemerkungen reagieren sollte... Paracelsa hatte nicht bemerkt, dass ein Mann auf sie zu getreten war. Erst als eine freundliche Stimme sie ansprach, blickte sie auf. Und die Überraschung war Paracelsa mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie brachte kaum mehr ein gerades Wort heraus, weil vor ihr jener Elf stand, den sie gestern noch auf der Straße gesehen hatte, als sie hierher fuhren. Er stellte sich ihr als Cyrias vor. Als er um ein Flugblatt bat, lächelte er sie die ganze Zeit überaus freundlich an und versuchte Paracelsa in ein Gespräch zu verwickeln. Doch diese traute sich immer noch nicht zu sprechen. Sie wusste, dass man gegenüber Elfen besondere Formen der Höflichkeit wahren musste. Doch sie wusste nicht mehr, worin diese konkret bestanden. Ein Arm legte sich dann plötzlich auf ihre Schultern und Ronan fragte den Elf, was dieser von Paracelsa wollte. Paracelsa wollte ihm zwar erklären, dass Ronan die Situation missverstanden hätte, doch Cyrias erklärte in einem immer noch sehr freundlichen Ton, dass er Paracelsa nur einige Fragen zur Truppe gestellt hatte. Ronan verwies daraufhin auf ihr Flugblatt und merkte noch an, dass Cyrias ja zu einer ihrer Vorstellungen kommen könnte, wenn er die Truppe unbedingt kennen lernen wollte. Paracelsa blickte ihn daraufhin entsetzt an, was Cyrias keinesfalls entgangen war. Er lachte kurz auf, wünschte Paracelsa und Ronan noch einen schönen Tag und verschwand dann wieder in der Menge. Paracelsa erklärte Ronan kurz darauf, dass er äußerst unhöflich gewesen war. Dieser zuckte aber nur die Schultern und meinte, dass er niemals zulassen würde, dass Paracelsa belästigt werden würde – egal von wem. Es gehörte sich einfach nicht. Paracelsas Erklärungsversuche, dass Cyrias sie keineswegs bedrängt oder belästigt hatte, stießen bei Ronan auf Unverständnis. Er nahm seinen Arm endlich von Paracelsas Schultern, sah ihr fest in die Augen und fragte, ob sie sich denn in Cyrias Gegenwart wohl gefühlt hatte. Paracelsa kam ins Grübeln. Nur, weil jemand freundlich war, bedeutete das nicht, dass er sie nicht auch belästigte. Als Paracelsa am Abend mit den anderen am Feuer saß, ging ihr die Begegnung mit Cyrias nicht aus dem Kopf. Er war wirklich sehr freundlich gewesen, auch nachdem Ronan ihn so angefahren hatte. Von Sovara hatte sie das schon anders erlebt. Wenn ihm etwas gegen den Strich ging, konnte er fluchen wie ein Zwerg. Und er wäre auch niemals so ruhig geblieben wie Cyrias. Ronans Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Er hatte sich beim Met nicht zurück gehalten und lästerte jetzt lauthals über Cyrias. Die Zwerge stimmten schnell in diese Schimpftirade mit ein, genau wie ein paar andere aus der Truppe. Sovara hatte sich schon vor einiger Zeit von der Truppe entfernt. Er saß in der Nähe der Stadtmauer auf einem Stein. Paracelsa stand aus einem Impuls heraus auf und ging zu ihm. Sovara war sichtlich überrascht von Paracelsas Erscheinen, doch er schickte sie nicht wieder weg. Paracelsa wusste nicht, ob es auch wirklich in Ordnung für ihn war, dass sie ihm Gesellschaft leisten wollte, oder ob er einfach nur höflich war. Doch sie setzte sich dennoch zu ihm. Paracelsa fragte ihn gerade heraus, ob er Ronans Lästereien ebenfalls nicht mehr zuhören wollte. Er nickte ihr zu und lächelte. Paracelsa hatte ihn bisher noch nie lächeln gesehen. Also fasste sie Mut und fing einfach an zu reden. Mit Schaustellern unterwegs zu sein, hätte sie sich niemals träumen lassen als sie noch ein Kind war. Sie war noch immer fasziniert von dem Leben, dass sie jetzt führte. Doch sie wusste auch, dass sie nur so lange wie nötig bei der Truppe bleiben würde. Denn auch, wenn es ihr hier gefiel, war es dennoch nicht ihre Welt. Sovara erzählte ihr daraufhin, dass er jetzt schon über zehn Jahre mit den Schaustellern unterwegs war. Er war aus seinem Heimatdorf weit im Norden verbannt worden und streifte lange Zeit allein umher. Zeitweise hatte er sich Diebesbanden angeschlossen, irgendwann war er aber im Herbst auf Ana und ihre Truppe gestoßen. Er war halbverhungert, sein Lebenswille kaum noch vorhanden. Weil er ein paar einfache Zauber beherrschte und ein geschickter Kletterer war, durfte er bleiben. So war ihre Zweckgemeinschaft entstanden. Paracelsa hätte zu gerne gewusst, weshalb Sovara verbannt worden war. Doch sie hütete sich direkt danach zu fragen. Als Sovara zu ende erzählt hatte, bedankte er sich bei Paracelsa. Bisher hatte er noch niemandem so ausführlich von seiner Lebensgeschichte erzählt. Und Paracelsa hatte voller ehrlichem Interesse zugehört, was er bei den anderen der Truppe bisher nicht erlebt hatte. Paracelsa bedanke sich wiederum für die Offenheit und das Vertrauen, das Sovara ihr entgegen brachte. Dann stand sie auf und ging zurück zum Feuer. Auch wenn er nichts gesagt hatte, wusste Paracelsa doch, dass für sie der richtige Zeitpunkt gekommen war, um Sovara zu verlassen. Sie war gerade in den Schein des Feuers getreten, als ihr Ronan eröffnete, dass sie die Nachtwache übernehmen müsste. Sie und Sovara. Ronan würde aber noch ein bisschen hier sitzen bleiben und ihr Gesellschaft leisten, wenn sie wollte. Paracelsa bedankte sich, war aber dennoch irritiert von Ronan. Seit der Begegnung mit Cyrias wich er ihr kaum noch von der Seite. Sie fragte ihn deshalb, was los war. Ihr Ton war zwar nicht vorwurfsvoll gewesen, dennoch sah Ronan betreten in seinen Becher Met, den er immer noch in der Hand hielt und antwortete dann fast flüsternd, dass es etwas persönliches wäre. Paracelsa wollte das genauer wissen, aber Sovara trat zu ihnen. Ronan stand fast augenblicklich auf, erklärte noch, dass er Paracelsa ein andermal davon erzählen würde, weshalb er an diesem Nachmittag so unfreundlich zu Cyrias gewesen war und ging zu seinem Schlafplatz. Paracelsa sah ihm noch lange irritiert hinterher. Doch Sovara erklärte schließlich, dass sie sich keine Sorgen um Ronan machen müsste. Dann setzte er sich ans Feuer. Paracelsa holte zwei Becher Met für sie und setzte sich zu ihm, wie vorhin schon an der Stadtmauer. Vor ihnen war bereits eine Bühne aufgebaut, ein Hochseil war ebenfalls gespannt. Morgen würden sie ihre erste Vorstellung geben. Paracelsa war sehr gespannt darauf. Sie liebte es seit jeher Artisten bei ihren Kunststücken zuzusehen. Sovara sah sie sehr überrascht an, musste aber lächeln, als Paracelsa von den Schaustellern erzählte, die sie in ihrer Kindheit im Birkental gesehen hatte. Sie dürfte gespannt sein und sollte morgen etwas zu Gesicht bekommen, das Sovara vorher noch nie vor Publikum gezeigt hatte. Paracelsa begann ebenfalls zu lächeln. Sovara schien doch nicht so distanziert und herablassend zu sein, wie Ana ihr gesagt hatte. Die Menge sah gespannt zum Hochseil. Paracelsa hatte den Atem angehalten. Sie konnte ihren Blick nicht von Sovara abwenden. Er stand in luftiger Höhe auf dem Seil und hielt inne, bevor er das nächste Kunststück zeigte. Sovara stand mit geschlossenen Augen auf dem Trapez und spannte seinen ganzen Körper an, um dann in den Handstand zu gehen. Und auf Händen lief er dann zum Trapez. Die Zuschauer applaudierten verhalten. Alle wussten, dass Sovara noch nicht fertig war mit seinem Auftritt. Sovara wartete kurz, dann spannte er wieder jeden Muskel an. Die Menge wartete gespannt, ebenso wie Paracelsa. Sie war zwischen den Wagen hervor gekommen und stand jetzt fast bei den Zuschauern. Ronan hatte sich neben sie gestellt – er würde danach versuchen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken. Und auch, wenn er mit verschränkten Armen und einer unbewegten Miene dastand, hatte Paracelsa dennoch mitbekommen, dass er ebenso gespannt wie sie zu Sovara hinauf blickte. Sovara atmete noch einmal tief ein, ging leicht in die Hocke, um dann loszurennen. Er rannte bis ungefähr zur Mitte des Seils, sprang hoch in die Luft, machte eine Kombination aus Salto und Schraube und landete auf dem zweiten Trapez. Das Publikum jubelte ihm zu. Paracelsa fiel erst jetzt auf, dass sie und Ronan die Luft angehalten und erleichtert ausgeatmet hatten, als Sovara sicher gelandet war. Und kaum hatte Sovara seinen sicheren Stand wieder, kletterte er graziös wieder nach unten. Zurück auf dem sicheren Boden verbeugte er sich noch einmal vor der Menge. Gerd trat sofort zu ihm, legte seine große Hand auf Sovaras Schulter, die dadurch noch schmächtiger aussah und bedankte sich bei ihrem Publikum. Für Paracelsa war das das Stichwort durch die Menge zu gehen und um ein Zeichen der Anerkennung zu bitten, am liebsten in Form von Münzen. Sie war fast wieder an der Bühne, wo Ronan bereits auf sie wartete. Ihr Publikum hatte sich etwas gelichtet, dennoch warteten viele auf das, was ihnen als nächstes geboten werden sollte. Paracelsa hatte ihren Blick zu Boden gerichtet, während sie so durch die Menge ging. Deshalb war sie auch sehr überrascht, als ihr plötzlich Goldmünzen gegeben wurden. Sie bedankte sich überschwänglich und sah endlich auf. Vor ihr stand Cyrias und lächelte sie charmant an. In Paracelsa kamen die verschiedensten Gefühle hoch: Angst vor Cyrias, weil sie ihn einfach nicht einschätzen konnte, Dankbarkeit für seine großzügige Spende, Verwirrung was er hier tat und auch Ratlosigkeit, weil sie nicht wusste, wie sie angemessen reagieren sollte. Doch sie wurde von Sovara aus dieser Situation befreit. Er war ein paar Schritte auf sie zu getreten und rief Paracelsa zu sich. Sein Ton war scharf, riss Paracelsa aber aus ihrer Erstarrung. Ana nahm ihr das Geld ab, als sie Sovara erreicht hatte. Auch sie war über die Goldmünzen, die Cyrias ihr gegeben hatte, sehr überrascht. Doch sie machte sich keinen weiteren Kopf darüber und verschwand mit den Einnahmen in ihrem Wagen. Paracelsa trat vor Sovara, der sie herablassend ansah und sie in herrischem Ton anwies mit ihm das Hochseil abzubauen. Für Paracelsa war es nicht überraschend, dass Sovara jetzt so mit ihr sprach. Diese Vertrautheit, die sie gestern Abend bei ihm erfahren hatte, zeigte er nur, wenn er mit Paracelsa allein war. Sobald jemand von der Truppe oder auch Fremde in ihrer Nähe waren, blieb er bei ihr auf der gleichen Distanz wie beim Rest der Truppe. Es war fast so, als müsste er für die ganze Welt eine Rolle spielen. Und es gefiel Paracelsa nicht sonderlich, dass er zu allen immer so unfreundlich war. Doch sie ahnte auch, dass Sovaras Gründe dafür ihre Wurzeln bei seiner Verbannung hatten. Ronan hatte bereits begonnen eine Geschichte zu erzählen. Sein Publikum bestand jetzt zum Großteil aus Kindern, die ihm allerdings gebannt zuhörten. Paracelsa hatte gerade ein Seil zusammengerollt, als Sovara an sie herantrat. Er nahm ihr das Seil ab und trug es weg. Es sah bei ihm so leicht aus, Paracelsa dagegen hatte es kaum richtig anheben können. Der Abend war hereingebrochen, Paracelsa saß mit den anderen zusammen und aß. Es war noch nicht allzu spät, eine weitere Vorstellung würden sie heute Abend aber nicht mehr geben. Erst morgen würden sie versuchen die Nacht zum Tag zu machen. Ronan und ein paar andere waren in der Stadt unterwegs. Paracelsa war im Lager geblieben, sie war einfach schon müde und wollte bald schlafen gehen. Sie war gerade auf dem Weg zu ihrem Wagen als sie außerhalb des Feuerscheins jemanden stehen sah. Sie erkannte Sovara schnell und lief geradewegs zu ihm. Er begrüßte sie mit einem Lächeln, dass Paracelsa verlegen erwiderte. Da sie jetzt ungestört waren, agierte Sovara sehr viel entspannter. Paracelsa konnte ihm jetzt endlich sagen, wie beeindruckt sie von seinem Auftritt am Nachmittag war. Er schien verlegen über solch ein ehrliches Kompliment zu sein. Dann wurde er plötzlich sehr ernst und kam auf Cyrias zu sprechen. Paracelsa sollte vorsichtig bei ihm sein. Elfen dürfte sie niemals blindlings vertrauen. Es waren die gleichen Worte, die Ana auch genutzt hatte. Er lächelte sie traurig an und eröffnete ihr dann, dass er Ana einst diesen Rat gegeben hatte. Paracelsa sah ihn überrascht an. Doch dann entschloss sie sich Sovara zu umarmen und bedankte sich bei ihm, dass er sich so um sie sorgte. Dieser war aber völlig überrumpelt und bewegte keinen Muskel. Als er seine Fassung aber wiedererlangte, tätschelte er Paracelsas Schultern und löste sich aus der Umarmung. Paracelsa verabschiedete sich schnell von ihm und ging zu Bett. Sie mochte Sovara, auch wenn er sich meistens unnahbar gab. Sie fand es schade, dass er nicht auch den anderen diese herzliche Seite zeigte. Und als sie ihn jetzt umarmt hatte, war ihr erst richtig aufgefallen, dass er nach einer Spur Thymian und Oregano roch. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief sie über dieser Erkenntnis schließlich ein. Die Zeit bei den Schaustellern war so viel angenehmer als ihr Leben als Sklavin. Doch wie lange sie noch zu ihnen gehören würde, wusste sie jetzt nicht zu sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)