Ein Leben für das Druidentum von bakura-fan ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 3 -------------------- Ein paar Wochen waren vergangen, seit Paracelsa mit Emiliana am Brunnen gesessen hatte. Jetzt war sie mit Gerda, der Köchin, auf dem Markt. Morgen sollte es ein Festmahl geben. Den Grund wollte Paracelsa nicht wissen. Ihre innere Niedergeschlagenheit war immer noch da. Wenn sie im Haus arbeitete, wachte Emiliana mit Argusaugen über sie oder sorgte dafür, dass immer jemand in ihrer Nähe war. Paracelsa gefiel diese Überwachung überhaupt nicht. Sie wollte nach Fluchtmöglichkeiten suchen, aber das konnte sie so natürlich nicht. Sie trug ein paar Brote und einen Kob mit Kräutern. Gerda verhandelte immer noch mit einem der Händler um den Preis des Fleisches. Also ließ Paracelsa ihren Blick schweifen. Sie könnte alles fallen lassen und sich hier davon stehlen. Aber wie sollte es dann weiter gehen? Wenn sie fliehen wollte, musste sie sehr schnell sehr viel Abstand zwischen sich und ihre jetzigen Herren bringen. Deshalb seufzte sie zum hundertsten Mal an diesem Tag. Gerda hatte jetzt die richtige Menge Fleisch zu einem annehmbaren Preis erhalten und zog mit ihr weiter. Während sie wieder zurück gingen, beschwerte sich Gerda die ganze Zeit über die hohen Preise. Paracelsa nickte nur abwesend. Den restlichen Tag war Paracelsa in der Küche beschäftigt. Als das Essen fertig war, wollte sie sich noch einmal hinlegen. Es gab gerade eh nicht sehr viel zu tun – der Zeitpunkt war also günstig. Sie fühlte sich hundeelend. Emiliana sorgte schließlich dafür, dass Paracelsa sich schlafen legen durfte, als der Abwasch beseitigt war. Aber auch als sie sich endlich hingelegt hatte, ging es ihr nicht besser. Und dann setzten die Bauchkrämpfe ein. Sie hatte noch nie solche Schmerzen gefühlt. Ihr war übel vor Schmerz und ihr Rücken tat jetzt ebenfalls weh. Sowohl Emiliana als auch Gerda schienen allerdings genau zu wissen, was mit ihr los war. Paracelsa bekam einen Kräutertee und konnte dann endlich schlafen. Am nächsten Tag ging es ihr allerdings immer noch nicht besser. Sie durfte im Bett bleiben. Aber der größte Schock stand ihr noch bevor. Als sie das Blut sah, schrie sie auf. Sie hatte keine Wunde, woher kam es also? Wenig später saß Emiliana bei ihr. Sie hatte Paracelsa noch einen Kräutertee gebracht und ihr dann erklärt, dass sie jetzt erwachsen wäre. Und jeden Monat würde ihr dieser Schmerz wieder bevor stehen. Paracelsa begann zu weinen. Ihr Leben hier wurde einfach nicht besser. Emiliana versuchte sie zu trösten, aber Paracelsa wollte davon nichts hören. Ein paar Tage später war alles wieder vorbei. Paracelsa fühlte sich wieder normal. Doch die schlechten Nachrichten sollten kein Ende nehmen. Emiliana und Paracelsa lagen eines abends noch wach und redeten. Emiliana hatte an die Orks den Grund für Paracelsas Abwesenheit melden müssen. Und ihre Herren hatten daraufhin Pläne geschmiedet. Denn da sie so ungewöhnliche Augen hatte und dazu noch diese fast weißen Haare, hatten Sklavenhändler schon öfter Interesse für Paracelsa bekundet. Und da sie jetzt das entsprechende Alter erreicht hatte, wäre sie eine hübsche Summe Gold wert. Paracelsa stocke darauf der Atem. Sie ahnte, welches Schicksal ihr bevor stehen sollte. Emiliana wusste es mit Sicherheit. Deshalb musste Paracelsa verschwinden – so schnell es ging! Paracelsa war mehr als überrascht von Emiliana zu hören wie und wann sie fliehen sollte. Sie freute sich zwar auch darüber, fragte sich aber dennoch, woher Emilianas Entschlossenheit in diesem Punkt kam. Doch kaum hatte Emiliana angefangen ihre Beweggründe zu erklären, bereute Paracelsa auch schon nachgefragt zu haben. Jede Zivilisation hatte ihre Abgründe. Nicht nur Orks konnten grausam sein, sondern auch Menschen und Elfen. Paracelsa hätte sich das nie vorstellen können, sie wollte nicht glauben, was Emiliana ihr erzählte. Doch leider sollte Paracelsa in nicht einmal zehn Jahren erfahren, zu welchen Gräueltaten Menschen und Elfen fähig waren. Emiliana erzählte weiter, dass sie selbst schon als Sklavin gehalten wurde, bevor sie zu diesen Orks kam – und zwar bei menschlichen Herren. Sie war das, was gemeinhin als Hure bezeichnet wurde. Dann überfielen Orktruppen die Stadt, in der sie lebte, nahmen sie mit und hatten sie an dieses Haus verkauft. Das Leben hier war nicht immer einfach, aber weitaus besser als ihr vorheriges. Für Emiliana hatte sich das Leben zum Besseren geändert. Und sie wollte, dass Paracelsa die Erfahrungen, die Emiliana gemacht hatte, erspart blieben. Paracelsa setzte sich geschockt auf. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso Menschen so etwas taten. Doch ihre Illusion von dem idyllischen Leben in einer Menschensiedlung wurde von Emiliana vollends zerstört. Auch, wenn Paracelsa kein Wort glauben wollte, wusste sie doch, dass Emiliana die Wahrheit sagte. Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Wenn sie es nicht schaffen würde zu fliehen, könnte sie zur Strafe eine so harte Prügelstrafe erhalten, dass sie sterben könnte. Nicht sofort versteht sich. Oder sie wäre für den Rest ihres Lebens gezeichnet. Dann kam ihr allerdings noch ein anderer Gedanke: Sie kannte jetzt zwar Emilianas Geschichte, wusste aber immer noch nicht, wieso diese ihr seit dem ersten Tag hier so half und jetzt alles riskierte, um ihr die Flucht zu ermöglichen. Doch darüber wollte ihr Emiliana nicht an diesem Abend erzählen. Lange musste Paracelsa allerdings nicht auf eine Erklärung warten. Schon am nächsten Abend, als Emiliana und Paracelsa sich allein um die Wäsche kümmerten, erzählte sie ihre Geschichte. Emiliana legte ihre Hände auf ihren Bauch und offenbarte Paracelsa ihre Geschichte. Und Paracelsa ahnte, dass Emiliana ihr jetzt eine noch schmerzhaftere Geschichte erzählen würde als gestern Abend. Emilianas Erzählung begann dort, wo ihre letzte aufgehört hatte: In der Stadt, die von Orks überfallen worden war. Emiliana war damals 20 Jahre alt und wusste seit ein paar Tagen, dass sie ein Kind erwartete. Als die Orks kamen, hatte sich Emiliana versteckt. Doch sie hatte sich recht bald ein anderes Versteck suchen müssen, in einem anderen Haus, am besten in einem anderen Teil der Stadt. Die Orks waren dabei die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu legen. Sie hatte um ihr Leben rennen müssen, doch es nützte nichts. Emiliana war einem Soldaten der Orks genau in die Arme gelaufen. Er musste ihr nur eine Ohrfeige geben, und sie war bewusstlos. Als sie wieder zu sich kam, befand sie sich in einem Käfig. Sie wurde in die Sklaverei verkauft. Doch was für sie noch schlimmer war: Emiliana war nicht mehr schwanger. Eine Welt war für sie zusammengebrochen. Denn auch, wenn ihre Lebensumstände alles andere als günstig waren, hatte sie sich dennoch gefreut. Sie wollte dieses Kind. Und sie hatte von einem fahrenden Zirkus erfahren, dem sie sich anschließen wollte. Alles war bereits vorbereitet gewesen. Und dann kamen die Orks... Paracelsa sah betreten zu Boden. Aber Emiliana ließ nicht zu, dass Paracelsa sich schlecht fühlte, nachdem sie diese traurige Geschichte gehört hatte. Denn der fahrende Zirkus, den Emiliana einst für ihre Flucht nutzen wollte, existierte noch immer. Und er befand sich sogar in ihrer Nähe. Paracelsa sollte mit ihnen gehen. Doch sie hatte Angst. Und sie wollte, dass Emiliana mit ihr kommen würde. Doch Emiliana verneinte. Es war riskant, dass einer von ihnen die Flucht wagte. Zu zweit wäre es so gut wie unmöglich unbemerkt zu entkommen. Paracelsa sagte nichts mehr. In ihr war Angst, dass sie allein fliehen sollte, Zuversicht und Dankbarkeit, dass Emiliana ihr helfen wollte, aber auch Ratlosigkeit. Ihr Leben war an einem Wendepunkt. Aber sollte es wirklich besser werden? Über all diese Gedanken nachsinnend schlief sie schließlich ein. Ihr stand ein harter Arbeitstag bevor – wie auch den anderen. Am Morgen des nächsten Tages ging Emiliana mit ihr um, als wäre der vorherige Abend nie passiert. Paracelsa fühlte sich unbehaglich. Sie versuchte sich zwar nichts anmerken zu lassen, doch das fiel ihr sehr schwer. Deshalb suchte sie alles an Näh- und Flickarbeiten zusammen und setzte sich damit auf ihr Bett. Es würde den ganzen Tag dauern, bis all die Kleidungsstücke ausgebessert waren. Das gab ihr Zeit nachzudenken. Sollte sie Proviant mitnehmen? Wo befand sich dieser Zirkus im Augenblick? Und würden sie Paracelsa wirklich einfach so bei sich aufnehmen? Was konnte sie denn schon, dass einem Zirkus nutzte? Im Lauf des Tages wurde ihr allerdings klar, dass sie noch einmal mit Emiliana reden müsste. Davon durfte aber niemand erfahren. Als sie mit ihrer Arbeit fertig war, blieb sie einen Augenblick unschlüssig auf ihrem Bett sitzen. Was sollte sie jetzt tun? Ihre Gedanken kreisten noch immer um ihre Flucht. Doch sie wurde recht bald in die Küche gebraucht, um bei der Zubereitung des Abendessens zu helfen. Dort musste sie zum Glück weder viel mit anderen reden, noch war es nötig, dass sie sehr viel über ihre Tätigkeit nachdachte. Kochen lag ihr einfach im Blut. So konnte sie in der Küche alles um sie herum vergessen. Sogar all die drängenden Fragen ihre Flucht betreffend. Als sie spät am Abend zu Bett ging, schlief sie fast augenblicklich ein. Emiliana hatte sie noch nicht im Schlafraum gesehen, um noch einmal mit ihr zu reden. Paracelsa versuchte zwar noch etwas wach zu bleiben, aber kaum hatte sie die Augen geschlossen, war sie auch schon eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)