ANEMIA von Anemia ((Association of Nocturnal Entities of Moral Individuality and Anachronism)) ================================================================================ Kapitel 1: ROLLIG ----------------- Die App auf Fujis Handy wies mit einem Piepen darauf hin, dass ein Besucher um Einlass bat. Das Display zeigte jedoch kaum mehr als eine schwarz gewandete Gestalt vor dem schweren Eisentor seiner Residenz. "Wer ist da?" Auf Fujis Frage hin sahen azurblaue, mandelförmige Augen in die Kamera. Fuji musste unwillkürlich schmunzeln. Unverkennbar, wer das war. Und doch überraschend. Wie gut, dass Maki offenbar ein gutes Gespür dafür besaß, wann er Zeit für ihn hatte. Katzen verfügten bekanntlich über den siebten Sinn. Insbesondere in Verbindungen, wie Fuji und Maki sie teilten. Nachdem er seinen Besucher eingelassen hatte, lehnte er sich entspannt zurück, schlug ein Bein über das andere und nahm einen genüsslichen Zug von seiner Zigarette. Im Aschenbecher auf dem Couchtisch befanden sich bereits sechs, sieben Kippen, in Kette geraucht innerhalb von nur weniger Stunden. Es fand sich immer ein Anlass. Langeweile. Aufgewühltheit. Konzentrationsprobleme. Im Moment aber Vorfreude, doch. Das schöne, runde Gesicht Fujis wirkte durch das seine Lippen umspielenden, diebische Schmunzeln noch kecker, noch jugendlicher. Erst, als er Schritte im Flur hörte, gedämpft nur aufgrund des Teppichs, bemühte er sich, eine unbeeindruckte Miene aufzusetzen. Mit der Zigarette zwischen den tätowierten, beringten Fingern beäugte er seinen Besucher, so wie dieser durch die offene Tür in das großzügige Wohnzimmer trat. Seine freie Hand strich über seine glatten, langen Haare. Fuji sagte nichts. Maki sagte nichts. Sie sahen sich lediglich in die Augen. Die Katze fürchtete den direkten Blickkontakt nicht. Nur Hunde sahen devot zu Boden, wenn Herrchen sie musterte. Fuji kannte das Verhalten so ziemlich jeden Wertieres. Aber Katzen waren aus diversen Gründen seine Lieblinge. Auch wenn er das natürlich noch nie zugegeben hatte. Außer den tiefen, hypnotisierenden Beats, die Fujis fehlenden Herzschlag ersetzten, herrschte Stille zwischen den Männern. Aber in Fujis Innerem war es laut. Und es wurde noch ein wenig lauter, als Maki sich vor das große Fenster vor Fujis Couch stellte; das Mondlicht zeichnete seine Silhouette nach. Von der jedoch nichts Konkretes zu sehen war. Aber dafür sah Fujis Nase etwas. Sein scharfer Geruchssinn mochte nicht halb so empfänglich auf den Duft von Makis Reproduktionsfähigkeit reagieren wie der eines halb-felinen Artgenossen, doch die Jahre hatten ihn diesen Duft kennenlernen lassen. In- und auswendig. Er war einer der stärkten Trigger für Fujis inneres Raubtier. Und doch (oder gerade deswegen, weil er den Rausch kommen spürte) zog er sein Handy neben seinen Aschenbecher und wischte mit einem Finger darauf herum, betont gleichgültig. Als wäre Maki plötzlich nicht mehr im Raum. Als hätte Fuji ihn vergessen. Dies war die Strafe dafür, dass Maki behauptet hatte, sich nicht mehr bei Fuji blicken lassen zu wollen. Nie mehr. Auch, als der Stoff raschelnd zu Boden fiel, schaute er nicht gleich auf. Aus den Augenwinkeln jedoch sah er die helle Gestalt vor dem Fenster. Mondbeschienen. Haut wie Alabaster. Ein kleiner, zarter Körper, überaus schlank und doch wesentlich kräftiger, als man bei diesem Anblick vermuten mochte. Er stippte Asche von seiner Zigarette, steckte die Kippe zwischen die Lippen. Erst dann sah er auf. Guckte in dieses hübsche Gesicht. Ein Resting Bitchface. Kein atemberaubend schönes Maki-Lächeln für Fuji. Wieder nicht. "Okaaay...", formulierte Fujis tiefe Stimme unbeeindruckt, während sein Blick auf das Halsband samt Glöckchen fiel, das Maki noch trug. Es war das Einzige neben seinen Doc Martens. Ansonsten war er nackt. "Was willst du jetzt von mir?" Die schwarzumrandeten Augen der Katze verschmälerten sich prompt noch etwas mehr. Fuji spielte mit der Zungenspitze an seinen Spiderbites - und fuhr sich wieder über die Haare, hielt den Kopf wie so oft leicht schief. Maki schien schlecht gelaunt. Was normal war für rollige Omegakatzen. Fuji kannte seine Paarungsspiele zur Genüge. Stundenlang galt es, Maki zu erobern; immer wieder zog dieser sich zurück, nachdem er einem förmlich seinen Arsch hingestreckt hatte. Locken, abblitzen lassen. Und von vorn. Manchmal machte es Fuji Spaß, aber ab und zu war er nicht in der Stimmung für so einen Zirkus. Zum Glück kannte er effektive Mittel und Wege, um Maki schneller gefügig zu machen und ihn nach seinen Regeln spielen zu lassen. Er vermutete, dass er heute eher in der Stimmung für letzteres war. Und das hatte Gründe. Einer davon war Makis verlockenden Duft, welcher von der Sehnsucht nach körperlicher Liebe herrührte. Maki machte keine Anstalten, mit Fuji zu kommunizieren. Anstelle stolzierte er nun, nackt, wie er war, hin zu der Couch und stieg behände auf sie, ließ sich auf der Lehne nieder. Jede Bewegung war begleitet von dem zarten Bimmeln des Glöckchens. Dies war Makis Alternative zu Reizwäsche. Er wusste, dass Fuji genauso auf das Geräusch gepolt war wie auf seinen rolligen Duft. "Füße runter!", herrschte Fuji ihn an, so wie er die Schuhe auf dem guten Lederpolster erblickte. Maki jedoch nahm ihm nur die Zigarette aus der Hand und schob sie zwischen seine eigenen Lippen. Maki rauchte nur selten, genauso selten, wie er auch Alkohol trank. "Verdammt, hörst du schlecht?! Verstopft dir die Notgeilheit die Ohren?" Nun schlug er die Beine übereinander, sodass immerhin nur noch eine Schuhsohle Kontakt zum Polster seiner Couch besaß. So hockte er da, die Provokation schlechthin. Provokant lässig, provokant schweigend. Provokant schön. "Nimm deine verfickten Hormonblocker und verpiss dich. Ich habe besseres zu tun, als mir von dir die Nacht versauen zu lassen, Pussycat." "Die machen mich depressiv", erklärte Maki in einem Ton, als bedauere er diesen Zustand selbst. Langsam blies er den Rauch aus und führte dann seine filigrane Hand zum Aschenbecher hin. Heute kein Silberschmuck. Hieß: Fuji sollte ran. Was für eine Ehre! "Du mich auch", zischte Fuji und fletschte seine Fangzähne. So langsam nahmen die Provokationen überhand. Maki war klein und zuckersüß, fast schon ein wenig feminin, wenn er so dasaß und sein Kinn gegen den Handballen gestützt, Fuji dabei taxierend, als würde Maki ihm zum allerersten Mal sehen. Wenn er wenigstens gelächelt hätte! Einmal! Vielleicht hätte Fuji dann über die Stiefel auf der Couch hinweggesehen. Und ihn sogar ins Schlafzimmer getragen, um ihn dort zu vögeln. Fuji steckte sich nun eine neue Zigarette an. Inhalierte den Rauch tief. Wieder besaß er einen Grund, um dieser menschlichen Sucht zu frönen. "Also lieber zu Herrchen zurückkehren als innerlich gelähmt irgendwo in der Ecke zu liegen", schlussfolgerte Fuji. "Gut zu wissen, dass ich das kleinere Übel bin." Das war natürlich Sarkasmus. Merkwürdigerweise sah Maki nun Fujis Meinung nach betroffen drein. Schnell senkte er den Kopf, damit seine langen, glatten Haare sein Gesicht vor Fujis Blicken schützten. "Tu's einfach", flüsterte die Katze. "Bitte." Verzweiflung. Natürlich, er war schließlich spitz. Fuji atmete tief durch. Im Gegensatz zu ihm besaß Maki keinerlei Gelegenheiten, um seinen Paarungstrieb anderweitig auszuleben. So waren die Regeln. Der Vampirherr unterhielt einen Harem, während die Sklaven lediglich ihrem Herrn sexuell dienten. Wieder waren nur die dumpfen Beats zu hören. Nach kurzem Zögern sah Maki Fuji an. Und Fuji spürte das Ziehen in seinen Lenden. "Aber ohne Spielchen", warnte er Maki und strich sich die Haare vor die Schulter. "Du wirst tun, was ich dir sage, wenn du dich mir schon wie eine Nutte anbietest." Sorgsam drückte er seine Kippe im Aschenbecher aus und erhob sich dann. Packte Maki an dessen Halsband und zog ihn grob auf den Boden, drückte ihn mit der Brust voran auf den Teppich. Das Bimmeln des Glöckchens wechselte sich ab mit dem Keuchen des Kätzchens, auf dessen Rücken Fuji nun seinen Stiefel stellte. Maki hatte ihn nicht angelächelt, also gab es auch nichts, was Fuji hätte erwärmen können. In seinem Unterleib breitete sich eine drückende Hitze aus, aber sein Herz fühlte sich an wie ein Stein. Tot. Es gab nichts, wofür es mehr schlagen wollte in dieser dunklen Welt, in welcher Zeit keine Bedeutung mehr für ihn besaß. Fuji riss seine Gürtelschnalle auf und drückte anschließend zwei seiner Finger in Makis Loch; der Kleine maunzte gierig, und natürlich ging es leicht. Sein Körper verlangte nach Paarung. Nach Schwangerschaft. "Ich werde dich vollpumpen mit meinem klebrigen Samen...", gurrte der Vampir, als er sich ohne Hose über ihn kniete und mit einem Stoß in Maki eindrang. Seine Hand griff in das weiche Haar der Katze, hielt es gepackt, während er ihr das gab, wonach sie lechzte. Allerdings fehlte etwas, egal, wie oft und wie leidenschaftlich Fuji auch zustieß. Ihnen beiden. Immer. Kapitel 2: BEUTE ---------------- Das Handgelenk konnte man nicht als Makis Lieblingsstelle bezeichnen. Aber Fuji bevorzugte es. Aus den Gründen, weshalb die Katze ihren Herrn nur widerwillig von dort trinken ließ. Der Biss blutete jedes Mal so stark, dass sie dabei in der Badewanne sitzen mussten. Und fast immer überfiel Maki alsbald ein Schwindelgefühl, das ihn sich Fuji noch ausgelieferter fühlen ließ. Kontroll- und Blutverlust, herbeigeführt von nichts anderem als zwei spitzen Eckzähnen. Fuji wusste um seine Macht. Wenn er wollte, konnte er der Herr über Leben und Tod sein. Maki war davor ebenfalls nicht gefeit, auch wenn Werkatzen wesentlich mehr aushielten als Menschen. Und es schmerzte auch heute wieder heftig. Maki lehnte sich gegen die kühlen Fliesen, bleich um die Wangen, die zusammengekniffenen Augen halb geschlossen haltend. So mochte er aussehen, als befände er sich der Ohnmacht bereits gefährlich nahe, doch noch bekam er klar und deutlich mit, wie Fuji genüsslich die blauen Adern anzapfte und aussaugte. Er brummte vor Wonne. Die untere Hälfte seines Gesichtes war bereits blutverschmiert, als er mit breiter Zunge über die geschundene Haut leckte, als wäre er die Katze und nicht Maki. Mit beiden Händen hielt er Makis Arm und Hand, machte diese erbarmungslose orale Liebe mit dem hervorquellenden Blut. Seine Leidenschaft war stark genug, dass Fujis Schwanz immer wieder erquickt in Makis immer noch nassem, lockerem Loch zuckte. Sie brauchten es beide. Wenn er rollig war, bedurfte Maki die ganze Nacht über Zuwendung. Ansonsten drohte er, früher oder später an dem Fieberwahnsinn zu verenden. Und Fuji wäre ins Koma gefallen, hätte er kein Blut für zu lange Zeit zu sich nehmen können. Benommen beäugte Maki seinen Herrn, während das Leben in roten Rinnsalen aus ihm wich und das Wasser einfärbte. Es lag allein an Fuji, ob es passieren würde. Maki besaß nicht das Recht, zu bestimmen, wie viel sein Herr trinken durfte. Nichts an und in seinem Körper gehörte ihm. Und ausgerechnet dies wäre womöglich erregend für das kleine Kätzchen gewesen, genau wie der Anblick des schönen, tätowierten Mannes, der seinen Körper wie nichts anderes auf der Welt zu begehren schien. Ewige Liebe für ein paar Minuten, höchstens Stunden. Es gab so viele Dinge, die sie voneinander trennten. Allen voran die Tatsache, dass Fuji wohl jeden seiner Sklaven so ansah, wie er nun Maki ansah. Mit vor Passion rot glühenden Augen und einem gewissermaßen manischen Ausdruck in ihnen. "Nichts geht über Katzenblut...", raunte Fuji noch eine Oktave tiefer, als seine Stimme im unerregten Zustand klang. Er kratzte harsch über Makis Handgelenk, als sich die Wunden dank des heilenden Vampirspeichels bereits zu verschließen begonnen hatten, und rieb sich dann den tätowierten Hals mit der warmen Körperflüssigkeit ein, ehe er seine Hand über Makis makellose Brust wandern ließ. Dabei sah er aus wie ein begeistertes Kind, das sich gerade mit Fingerfarben auslebte. Und zuckte. Zuckte. Maki erwiderte dies, indem er sich um ihn herum zusammenzog. Fuji funkelte ihn wild an. "Nichts geht über dich." Die Werkatze japste nach Luft. Die verlorene Hitze stieg wieder in seine Wangen empor. Fuji nahm sein Leben, Fuji gab ihm Leben. In den roten Augen des Vampirs reflektierte sich dieselbe Lust, die ihm der Genuss von Blut bescherte, nun, als er Maki ansah. Begierig. Nein, mehr als das. Als hätte alles andere aufgehört, für ihn zu existieren. Trance. Ekstase. Maki. Nichts anderes. Die Augen des zitternden Kätzchens verdrehten sich entrückt, als Fuji über seine Haut leckte. Maki spürte die Vorboten ihrer beider Höhepunkte. Die Verzweiflung. Das Bangen. Die unerträgliche Lust, die Maki sich an der glatten Wand festkrallen lassen wollte. Und Fuji packte ihn nun. Umschlang ihn mit seinen kräftigen, erbarmungslosen Armen. Keuchte betört gegen Makis Kinn, als er von unten in ihn stieß, immer hektischer und fester, bis sie zusammen kamen. Fuji hielt Maki noch eine Weile in seinen Armen, so lange, bis das Zucken des Werkätzchens allmählich abebbte. Makis lackierte Nägel drückten sich noch immer fest in Fujis Flanken, als der andere mit einem tiefen Seufzer den Kopf hob und Maki ansah. Ein dreckiges, offenes Grinsen bereite sich auf seinem Gesicht aus. "Aber ich hätte auch mal wieder einen Menschen nötig, Püppi. Verstehst du doch, oder?" Er strich Makis Rücken empor und nahm dann wieder seine Hand, drückte die Innenseite des Gelenks abermals an seine verliebten Lippen und küsste es. "Du bist absolut delikat, aber ein Vamp kann nicht nur von Kätzchenblut existieren." Maki fühlte sich noch immer ausgelaugt. Wie eine Marionette, deren Fäden man abgeschnitten hatte, sank er zurück ins Wasser, Fuji in sich verweilen lassend. Der Zeigefinger der Katze reckte sich jedoch träge und spielte mit Fujis silberner Kette. "'Kann' oder 'will'?" Makis Stimme klang rau. Sie beide legten zeitgleich den Kopf schief. Fuji hob daraufhin den Blick empor zu Makis Gesicht. Fuhr sich über den Kopf. Musterte ihn für einen Moment mit abschätzendem Ausdruck. Seine Augen waren wieder dunkel geworden. Fujis Hunger ließ sich so schnell und einfach stillen...es war die blanke Enttäuschung. Ein Wunder, wenn er überhaupt noch hart genug blieb für eine weitere Runde. "Nicht dein beschissener Ernst." Fuji, noch immer reichlich blutverschmiert, fischte eine Zigarette aus der Schachtel, die am Wannenrand lag. Genau wie in seinen Worten lag nun etwas Überhebliches in seinem Blick, der wieder Maki galt, als er entspannt rauchte. "Du kannst mich nicht umerziehen, Makitty. Ich weiß, das ist so ein Katzending, um den Finger wickeln und andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, aber schmink's dir ab. Ich will einen fragilen Menschen. Brauche einen. Who cares?" Er deutete mit der Zigarette auf Maki und blies langsam den Rauch aus. "Und du wirst mir einen bringen." Maki senkte die Lider, hob geringschätzig eine Braue und sah betont gelangweilt zur Seite. Dabei hatte er jedoch nicht mit Fuji gerechnet, der sich nun wieder vorlehnte und seinen Zeigefinger unter Makis Kinn legte, um ihn dazu zu bringen, ihn wieder anzusehen. Was Maki unweigerlich tat, wenn auch widerwillig. "Als Ersatz dafür, dass du mir schon ewig kein Lächeln mehr geschenkt hast." Maki schlug Fujis Hand weg und fauchte ihn an, was Fuji jedoch ein amüsiertes Schmunzeln entlockte. "Kleine Zicke." Er gluckste und brachte seine Lippen ganz nah zu Makis Ohr, und Maki fauchte noch ärger, empört, weil das bloße Gefühl von Fujis Atem an seinem Gehörgang dafür sorgte, dass er sich abermals zusammenzuziehen begann. "Du weißt, was mir am besten schmeckt, Kitty. Blutgruppe A. Ob Rhesus negativ oder positiv spielt keine Rolle. A-Typen sind...die süßesten..." Seine Stimme stolperte über das Krampfen von Makis gut gefülltem Loch und wandelte sich in ein betörtes Glucksen. "Wenn auch nicht halb so süß wie schwangere Omegakätzchen..." "Du wirst mich niemals zu so einem machen", murmelte Maki durch zusammengebissene Zähne. Erstens, weil es womöglich die Wahrheit war, denn es gab genügend Quellen, laut denen Vampire sich nicht nach Art der meisten Säugetiere reproduzieren konnten. Zweitens, weil Maki sich nicht bereit für eine Schwangerschaft fühlte. Und drittens, weil es Fuji herausforderte. Natürlich klappte es. Fuji drückte ihn dieses Mal mit seinem Gewicht ins Wasser, legte sich Makis Beine über die Schultern. Die zuckenden Mundwinkel des Vampirs entblößten seine Reißzähne. "Doch. Heute Nacht." Damit wiederholte sich das Spielchen. Rein, raus, immer härter werdende Stöße. Wimmerndes Kätzchen und knurrender Vampir. Sperma und Blut. Um den Finger wickeln und nach der eigenen Pfeife tanzen lassen. Leider beherrschte nicht nur Maki diese Kunst... Kapitel 3: RETTER ----------------- Makis Hand zuckte vor Schreck, als er den lauten Ruf auf dem Gang hörte. Nun zog sich der untere Lidstrich bis hin zu seinem Nasenrücken. Wahrscheinlich hätte er doch die Tür zum Backstageraum schließen sollen, bevor er sich zu schminken begann. Der Sänger der Band, die er heute am Schlagzeug supportete, hatte sie einfach offen stehen lassen, was Maki ohnehin sauer aufgestoßen war. Doch noch weniger konnte er es leiden, nur halb geschminkt abzubrechen und aufzustehen. Allerdings hätte er ohne die offene Tür nicht Tatsuyas Profil im Spiegel sehen können. Maki griff gerade nach einem Wattepad, um seinen Fehler zu revidieren, bevor er Crossfaiths Drummer ungewohnt aufgebracht mit dem Gitarristen derselben Band diskutieren sah. Wie hieß dieser gleich? Maki konnte sich nicht erinnern. Ein paar Mal war er auf denselben Festivals aufgetreten wie Crossfaith, hatte sich auch mit ihnen allen unterhalten, aber eigentlich kannte er nur Tatsuya. Tatsuya war ihm lebhaft in Erinnerung geblieben. Sogar mehr als das. Natürlich schaute er jedes von Tatsuyas Drumvideos, hatte nur wegen ihm schließlich sogar selbst angefangen, einige aufzunehmen. Außerdem fand die Werkatze seine Outfits schön und orientierte sich an ihnen. Doch es widerstrebte Maki, Tatsuya als Vorbild zu bezeichnen. Er war einfach nur eine tolle Inspirationsquelle. Und ihm gewissermaßen ähnlich. "Ich muss jetzt den Kit aufbauen, aber der Ridebeckenständer fehlt!", hörte Maki den eigentlich äußerst ruhigen Tatsu seinem Bandkollegen aufgebracht mitteilen. Noch nicht einmal umgezogen hatte er sich, weshalb er oben ohne herumlief. So konnte Maki sehen, wie hektisch sich sein Brustkorb hob und senkte. "Shit. Was sollen wir jetzt machen? Ich kann nicht auf einem unvollständigen Schlagzeug spielen..." Maki schmiss das Wattepad in den Müll und eilte in den Gang (halb geschminkt), stand dank seiner katzenhaften Schnelligkeit vor den Männern, ehe der Gitarrist auch nur den Mund aufmachen konnte. "Ich gebe dir meinen", bot Maki kurz entschlossen an und rannte auch schon los. Minuten später schraubte er behände das fehlende Teil an Tatsuyas Schlagzeug und hob lächelnd den Daumen, als alles in Ordnung war. Tatsu seufzte daraufhin erleichtert, klopfte Maki auf die Schulter; die Band konnte mit nur zwei Minuten Verspätung auftreten und ein Bombenset abfeuern, das sich Maki fasziniert ansah. Besser gesagt, er sah Tatsuya zu. Es stimmte Maki ungemein zufrieden, dass er dank seiner Hilfe wild und fröhlich auf seine Drums einprügeln konnte. Der Werkatze war nicht bewusst, dass sie die ganze Zeit über lächelte und teilweise sogar Tatsus Arm- und Beinbewegungen imitierte. Tatsuya zuzusehen machte ihn immer glücklich. Drummer, die während ihres Jobs grinsten und lächelten, rissen Maki schlichtweg mit. Nicht nur, weil er genauso war. Nein, es war einfach süß. Tatsu war süß, mit seinem runden Babyface und den Pausbacken. Nach dem Gig brachte Tatsu Maki den Ständer zurück. "Danke fürs Leihen", sagte er mit einem breiten Lächeln, das Maki fast ein wenig schüchtern erwiderte. "Ist doch selbstverständlich", meinte er und schob sich die Silberringe an seinen Fingern zurecht. "Drummerkollegen müssen sich einfach helfen." Tatsu brummte und schmunzelte schief, was so viel aussagte wie 'Sei dir da mal nicht zu sicher'. "Wir haben uns doch schon mal gesehen, oder?" Er runzelte die Stirn, überlegte wohl, wo er Maki einordnen sollte. "Ich bin Maki. Ehemals Drummer bei Her Name In Blood", half die Werkatze ihm aus, woraufhin es bei Tatsu offensichtlich klingelte, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. "Jetzt Support für verschiedene Bands. Heute Gyze." "Richtig. Du bist gut", lobte Tatsu ihn daraufhin, was Maki rote Wangen bescherte. "Jedenfalls würde ich mich gerne revanchieren, dafür, dass du mir geholfen hast." Maki schüttelte den Kopf, sah Tatsu dabei scheu an. "Nicht nötig, wirklich." "Ich würde aber gerne", erklärte Tatsuya mit einem freundlichen Lächeln. Insgeheim freute Maki das natürlich sehr. Sich mit Tatsu anzufreunden, anstatt nur seinen Social-Media-Kanälen zu folgen, klang viel zu verlockend, um ihn abermals höflich abzuweisen. Deshalb strahlte er Tatsuya nun förmlich an; seine blauen Augen funkelten glücklich. "Okay. An was hast du gedacht?" Tatsuya musterte Maki von oben bis unten. "Sag, wenn du es blöd findest, aber...shoppen?" Er zeigte auf Makis Hoodie, der dessen Bauch entblößte. "Wir haben anscheinend einen ähnlichen Style. Steht dir auch." "Abgemacht." Makis Kopf musste nun puterrot sein. Nicht nur aufgrund des zweiten Kompliments, das er innerhalb von wenigen Minuten von Tatsu erhielt, sondern auch wegen der Tatsache, dass Maki erst durch Tatsuya auf die Idee gekommen war, bauchfrei zu tragen und sich generell öfter in der Damenabteilung umzusehen. Trotz gewisser femininer Attribute empfand Maki sich schließlich als Mann. Für Fuji mochte er hingegen eher ein Weibchen sein...was jedoch auch in Ordnung war. Aber was spielte es schon für eine Rolle, wie Maki darüber dachte... Immerhin kommentierte Tatsu die Änderung von Makis Gesichtsfarbe nicht. Entweder es interessierte ihn nicht oder aber er hatte genug Anstand, um es nicht zu tun. Wenigstens schien er nicht abgeschreckt davon, sich näher mit jemandem abzugeben, der offenbar ziemlich...extrem auf ihn reagierte. Wie ein Fanboy. Nicht jeder konnte es leiden, auf eine höhere Stufe gestellt zu werden. Was Maki nicht tat. Wirklich nicht. Und trotzdem war er angetan von Tatsu. "Wir haben wohl einiges gemeinsam?" Okay, nun stocherte er doch in einem von Makis wunden Punkten herum. Wissentlich oder unwissentlich. Die Werkatze hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und fuhr mit der Spitze ihres Stiefels über den Boden, ehe sie leise zugab: "Ja, stimmt. Das Sternzeichen auch." "Echt?" Tatsu setzte nun die Lippen an die Öffnung seiner Bierflasche. Dabei sah er jedoch Maki an und lächelte eindeutig. Seine Augen lächelten. Gewitzte Katzenaugen. Blau wie Makis. Vielleicht einen Ton heller. Die Kontaktlinsen standen ihm so gut, dass Maki beinahe glaubte, dass es sich bei dem Blau um seine natürliche Augenfarbe handelte, wie bei der Werkatze. Aber das war unmöglich. "Noch was? Die Blutgruppe vielleicht?" Die Erwähnung derer verpasste Maki einen kleinen Schock, den er sich aber noch weniger anmerken lassen wollte als die peinliche Berührung aufgrund der Tatsache, dass manche wohl behauptet hätten, dass Maki Tatsu anhimmelte. So schluckte er nur rasch und räusperte sich, blickte Tatsu blinzelnd an. "Was ist denn deine Blutgruppe?" "A", entgegnete Tatsu. Kapitel 4: LIEFERUNG -------------------- Als sie in Tatsus Protzcabrio saßen und durch die Stadt fuhren, fühlte Maki sich, als wäre er mit seinem Sugar Daddy unterwegs. Insbesondere aufgrund der vollen Tüten auf dem Rücksitz. Wohlstand war nichts, womit man der Werkatze hätte imponieren können, doch Tatsuya gab ihm nicht das Gefühl, als würde er versuchen, ihn mit Geschenken oder Statussymbolen zu beeindrucken. Umso weniger, als Tatsuya Maki erzählte, dass er ein ziemlicher Autofreak war und sich manchmal leider wie ein Poser in solch einem schicken Baby vorkam. "Deswegen fahre ich meistens nur Nachts über den Highway und nehme tagsüber die Bahn", schmunzelte er, als er an der nächsten Kreuzung rechts abbog; Maki konnte nicht so recht seinen Blick von Tatsus Händen nehmen, die das Lenkrad führten. Sie gefielen ihm besser als seine eigenen, waren von weniger sichtbaren Adern durchzogen und größer, breiter, wirkten kräftiger. Genauso verhielt es sich mit dem Bauchnabel des anderen. Maki mochte seinen geschlossenen nicht besonders. Nicht einmal ein Piercing hätte er tragen können, selbst dann nicht, wenn Fuji es ihm genehmigt hätte. Was er sicherlich getan hätte. Von seinem Zungenpiercing war er jedenfalls ziemlich eingenommen, aus gutem Grund. Maki hatte ihm deshalb schon ewig keinen mehr geblasen. In naher Zukunft würde dies auch nicht mehr passieren. Es sei denn, Fuji zwang ihn. Aber so brutal behandelte er die Werkatze dann doch nicht, was zumindest ansatzweise für ihn sprach und wohl auch der Grund war, weshalb Maki nicht so einfach aufhören konnte, Sympathien für seinen Herrn zu hegen. Tatsu hatte Makis Zungenpiercing ebenfalls begeistert angesehen und sogar berühren wollen. Natürlich hatte Maki ihm dies erlaubt. Genauso, wie er auf Tatsus Rat hin in Shorts und Kniestrümpfe geschlüpft war, eine Kombi, welche schließlich sogar auf dem Ladentisch gelandet war. Tatsu bezahlte viel zu viel dafür, dass Maki ihm nur einen kleinen Ständer geliehen hatte. Aber Widerspruch wäre ohnehin zwecklos gewesen. Und tatsächlich hatte Maki sich darüber gefreut, Komplimente für seinen Look zu erhalten und mit Interesse betrachtet zu werden. Katzen liebten schließlich Bewunderung. Fuji hatte letztens ja äußerst gelangweilt reagiert, als Maki sich ihm sogar splitterfasernackt präsentiert hatte. Tatsu brachte ihm Wertschätzung entgegen und behandelte ihn wie jemanden, der in seiner Liga spielte. Nicht wie einen minderwertigen Sklaven oder einen dümmlichen Fan. Deshalb ließ der Gedanke daran, was er im Schilde führte, seinen Magen auf die Größe einer Rosine zusammenschrumpfen. "Wo muss ich gleich nochmal abbiegen, damit wir direkt zu der Bar kommen?" "Links", wies Maki ihn mit verkniffenem Mund an. "Dann rechts." Tatsu, der anscheinend gemerkt hatte, dass sich Maki seltsam anhörte, schaute kurz in seine Richtung. "Ist dir schlecht? Ich kann kurz anhalten..." "Nee, passt schon." "Oder hab' ich was falsch gemacht?" Maki war nun schon beinahe zum Heulen zumute. Noch war es nicht zu spät. Noch konnte er das Unterfangen abblasen. Er konnte Fuji eine Ausrede auftischen. Dass der Kerl ihm abhanden gekommen war. Irgendetwas wäre ihm eingefallen. Katzen waren erfinderisch und konnten zur Not auch mit Pokerface lügen. Fuji hätte ihm die Story ganz bestimmt abgekauft. Trotz seiner knapp hundert Jahre war Maki gewiefter als der Vampir. Oft genug merkte er nicht einmal, wenn sein Sklave ihn um den kleinen Finger wickelte. Auch wenn er oft behauptete, dass dies nicht bei ihm funktionieren würde. Ach, dieser Idiot... "Denk bitte nicht sowas", meinte Maki und tätschelte Tatsus Oberschenkel, versuchte sich an einem kläglichen Lächeln. "Du bist echt cool. Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen." "Dann solltest du vielleicht besser nach Hause...?" Maki schüttelte den Kopf. "Mir geht's gut." Nun kämpfte er ernsthaft mit den Tränen. Und doch betraten sie wenige Minuten später die Bar, in der Maki sich mit Fuji verabredet hatte, um seinen Auftrag zu erledigen. Wehmütig sah Maki Tatsu dabei zu, wie er über das schicke Interieur im Gothic-Style staunte, den Kopf von links nach rechts wendend, mit diesem Funkeln in den blauen Augen. "Wieso war ich noch nicht eher hier?", fragte er sich selbst. "Der ganzen Band würde es hier bestimmt gefallen." "Weil nur geladene Gäste Zutritt haben", erörterte Maki ihm den Grund, woraufhin Tatsus keckes Lächeln seine Pausbacken so schön zur Geltung brachte. Sogar kleine Grübchen hatte er in den Wangen. "Dann ist das hier so was wie ein BDSM-Schuppen?" "Wie man's nimmt..." Was sollte Maki daraufhin erwidern? Im Grunde war das keine komplett abwegige Bezeichnung für diese Bar, die sich seit Ewigkeiten im Besitz des Vampirclans befand, an dessen Spitze unter anderem Fuji stand. So wie Maki Fuji in einer der gemütlichen Sofaecken entdeckte, sackte ihm der Magen noch tiefer. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil, ehe sich sein Blick mit Makis traf. Wie versteinert hielt Maki ihm stand und rührte sich für einen Moment nicht vom Fleck. Wie sehr er es hasste, dass er Fuji immer noch derart hörig war. Als stolze Katze sollte man seine Freiheit Makis Meinung nach nicht derart mit Füßen treten lassen. Aber schlimmer war noch, dass Maki sie immer wieder freiwillig abgab. Nun gab es endgültig kein Zurück mehr. Maki konnte Fuji dabei zusehen, wie dieser abwartend seine Zigarette zu seinen Lippen führte, um einen langen, genüsslichen Zug zu nehmen. Dann wanderte sein Blick von Maki zu Tatsu. "Ich würde dir gerne jemanden vorstellen", verkündete Maki mit einem Kloß im Hals und kalten Händen, die sich zu Fäusten ballten. Tatsu reagierte zwar verwirrt, willigte aber ein. Als sie beide Fuji nun gegenüber saßen, umspielte ein Schmunzeln Fujis Lippen. Eines von der gehässigen Sorte. So kalt, dass Maki sich wünschte, jetzt seinen Silberschmuck zu tragen, um sich Fuji zumindest körperlich vom Leib zu halten, denn in dieser Stimmung würde es Fuji nicht verdienen, ihn zu berühren. Aber mit zu viel offensichtlichem Silber hätte er keinen Zutritt zu der Bar erhalten. Tatsu hatte seinen Schmuck ebenfalls ablegen und im Auto lassen müssen. Weil es Taschendiebe in düsteren Clubs gab, hatte Maki ihm überflüssigerweise erklärt. Aber natürlich dachte Tatsu, solche Schuppen zu kennen, was sein selbstsicheres Grinsen verraten hatte. "Das ist Tatsuya", stellte Maki viel zu kleinlaut den anderen vor, woraufhin Tatsu mit noch immer diesem etwas entfremdeten Lächeln Fuji zunickte. "Tatsuya, das ist Fuji. Mein..." "Sein Herr", übernahm Fuji die Konkretisierung seiner Beziehung zu Maki mit reichlich Genugtuung in der Stimme. Die Katze sah Fuji daraufhin aus zusammengekniffenen Augen missbilligend an. Dass dies begründet war, entnahm er Tatsus irritiertem Glucksen. "Okay. Also doch BDSM. Ähm, sorry, aber das ist nicht unbedingt mein Ding..." Er hob die Hände. "Zumindest nicht mit Fremden, also..." Maki stützte beide Ellenbogen auf die Tischplatte und bettete seine Wangen in die Hände. Seufzte tief. Fuji hatte sie noch nicht einmal auf einen Drink eingeladen. Anstelle fuhr er sich schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Minuten über die Haare und schnaubte amüsiert, schüttelte den Kopf. Hielt ihn schief, während er Tatsu ansah. Dabei noch belustigter grinsend. "Dann geh' schon Heim, Mieze", sagte Fuji und steckte sich wieder die Zigarette zwischen die Lippen und nahm einen Zug, der seine Wangen hohl werden ließ. Dabei hielt er unentwegt den Blick auf Tatsu gerichtet. "Wird bloß langweilig mit dir. Hab' ich keine Zeit für." Vampire und keine Zeit...Maki konnte sich darüber jedoch viel weniger wundern als über die Tatsache, dass Fuji Tatsu offenbar wegschickte! Die Werkatze hob den Kopf und ließ dafür die Hände auf die Oberschenkel sinken. Sah mit gehobener Braue von Tatsu zu Fuji und wieder zurück. Ein riesiges Fragezeichen im Blick. "Sorry", meinte Tatsu nur zum Abschied, obwohl er nichts falsch gemacht hatte, bevor er sich schnell erhob, eindeutig irritiert. "Sorry...", sagte auch Maki, als er dem anderen nachsah, der sich rasch den Weg in Richtung Ausgang bahnte. Na super. Tatsu und er hatten sich so gut verstanden, und nun würde er ihn als Freak in Erinnerung behalten, der Fremde ohne sie zu fragen mit Sexdates überraschte. Was wahrscheinlich besser war, als ihm Fuji zum Aussaugen zu überlassen, aber trotzdem... Auf Makis Stirn bildete sich eine tiefe Falte, als er Fuji nun anstarrte. "Was soll der Quatsch? Wieso schickst du ihn weg?" Fuji fuhr sich über den Kopf. Raffte seine Haare zu einem Zopf zusammen. Ließ sie wieder los und strich die eine Seite über seine Schulter. Sein Gesichtsausdruck war dabei noch immer gleichermaßen amüsiert wie ärgerlich. "Denkst du echt, ich lass' mich von dir verarschen, Kitty?" "Er ist Blutgruppe A, ich habe ihn gefragt", schnappte Maki. Sein Mund wurde vor Wut ganz klein, als Fuji nun offen lachend seine Kippe im Aschenbecher zerquetschte und nur ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Ganz gewissenhaft tat er es. Ließ sich Zeit mit der Erklärung. Der Sadist genoss es. "Hör auf, mich für dumm zu verkaufen." Fujis beringte und tätowierte Finger spielten mit seinem glänzenden Zippo, ließen es auf- und zuschnappen. Dabei änderte sich der Ausdruck in seinen Augen etwas. "Oder bist du etwa so blöd? Sag nicht, dass du ernsthaft gedacht hast, dass dein kleiner Freund ein Mensch ist..." Maki schwieg. Doch seine Augen wurden etwas größer. Er konnte das Erstaunen nicht verhehlen. Und Fuji verstand. Seit zehn Jahren kannten sie sich nun. Er wusste um alle von Makis Macken und Gesichtsausdrücke. "Shit. Ernsthaft?" Fuji lachte auf und stippte Asche von seiner Kippe. "Du willst mir weismachen, dass du nicht mal deine eigenen Artgenossen erkennst?" Maki war wie erstarrt. Wie konnte das sein? Tatsu war ein Mensch. Maki hatte in seiner Gegenwart nichts gespürt. Doch Fuji hatte dies offenbar getan... "Ich sollte mir wohl Sorgen um dein hübsches Näschen machen, Püppi", fuhr Fuji fort und lächelte Maki nun schon regelrecht zärtlich an, lehnte sich vor und gab ihm einen Nasenstüber, woraufhin Maki fauchend den Kopf schüttelte, als wolle er eine Fliege abwehren. Fuji quittierte dies mit einem tiefen Kichern und seufzte dann. "Aber putzig war der Kleine. Irgendwie bereue ich es doch, ihn weggeschickt zu haben...ob der auch Omega ist? Würde mich schon irgendwie interessieren…" Maki kannte Fuji jedoch auch gut. Deshalb konnte er in dessen aufmüpfig dreinblickenden Augen lesen, dass er dies hauptsächlich aus Provokation sagte. Nicht, weil es sein voller Ernst war. Dennoch beschlich Maki ein ungutes Gefühl. Fuji wäre aus Provokation nämlich noch viel weiter gegangen, als nur zu drohen. "Tu Tatsu weh und ich kratz dir die Augen aus", grollte die Werkatze, was Fuji grinsen ließ. "Du wirst richtig alpha, wenn du sauer bist", meinte er und streckte einen Finger aus, strich kurz über Makis Wange, bis dieser entnervt seine Hand wegschlug. "Du magst den Kleinen wohl, huh?" Anstatt rot zu werden streckte Maki Fuji die Zunge raus. Das Piercing - Silber - blitzte auf. "Soll ich dir nicht endlich mal wieder einen blasen, Fujitsu*?" Fuji wich prompt mit erschrockenem Blick zurück, bleckte die Zähne. Immerhin hatte Maki ihn auf diese Weise abgelenkt. Kapitel 5: BLUTLUST ------------------- Durch Terus Adern rann heißes Blut. Heißes, aber hochprozentiges Blut. Man sah es ihm an, aber man roch es auch förmlich. Zumindest, wenn man ein Vampir so wie Fuji war, naturbedingt ein Fachmann für den roten Lebenssaft. "Glotz' nich' bloß, Mann, sauf' lieber endlich einen mit mir!" Teru hob seine Whiskeyflasche und grinste Fuji an. Adrenalin. Endorphin. Testosteron. Er war einer von denen, von welchen man besser seine Fangzähne nahm, aber gleichzeitig ungemein verlockend. Ein Energydrink gepimpt mit Vodka und Tattoofarbe. Fuji konnte selbst über die wabernden Beats hinweg den Giftcocktail in Terus Halsschlagader nach ihm rufen hören. 'Komm und drink mich, Alice!' Absurd, na klar. Aber Fuji und Blut, das war die ganz große Liebe. Widerstand zwecklos. Wenn es versuchte, ihn zu verführen, dann wurde Fuji schwach. In dem Moment musste er plötzlich an Maki denken. Sein Kätzchen hatte neulich auch versucht, ihn zu verführen, aber Fuji hatte einen auf kalt gemacht, als Strafe für Maki. Im Nachhinein schwer nachvollziehbar für ihn. Dafür spielte sich das Szenario immer wieder und wieder in seinen Gedanken ab, in Endlosschleife. Makis zierlicher Körper, die glatte, blasse Haut. Dieser taffe Blick. Und dann, ganz anders als es in der Realität stattgefunden hatte, setzte Maki sich auf seinen in Sekundenschnelle hart gewordenen Schoß. Fujis Hände glitten durch das seidige Haar seiner süßen Püppi, über ihren Körper. Fuji sah Maki betört an, senkte den Blick auf seine Lippen, spielte mit der Zunge an seinen Spiderbites. Und ihre Gesichter näherten sich, immer weiter, während das Kribbeln in Fujis untotem Körper zunahm und der externe Herzschlag aus den Boxen dröhnte, schneller, höher... "Was is' los? Hast du was genommen?" Teru riss ihn aus seinen Fantasien, stieß ihm mit der Faust gegen die Schulter. Das euphorische Gesicht seines DJ-Kollegen grinste nun noch breiter, ein gewisser Wahnsinn regierte in seinen Augen. Teru hatte mächtig einen an der Klatsche. Fuji sympathisierte damit. Und schob Maki von sich. Angepisst war er sowieso noch wegen seiner Aktion neulich. Nicht einmal Beute konnte er ihm beschaffen. Ein absoluter Nichtsnutz war der Kleine. Kein Wunder, dass Fuji hungrig war und auf Terus Blut abging. "Sauf' jetzt endlich mit mir!" Nun hielt Teru ihm die Whiskeyflasche direkt unter die Nase, spritzte ihm das Zeug fast ins Gesicht. Fuji aber runzelte die Stirn, hielt seine Hand vor die Öffnung und schüttelte den Kopf, während er an seiner Zigarette zog. "Nicht so", meinte er, und als er den Rauch ausblies, kräuselten sich seine Mundwinkel zu einem verschwörerischen Grinsen. "Hast du nicht Bock auf 'nen besonderen Kick?" Fuji kannte Teru inzwischen gut genug um zu wissen, dass man Teru mit derartigen Angeboten augenblicklich neugierig stimmte. Und natürlich gaffte der andere ihn prompt äußerst interessiert an. "Keine harten Drogen, kein Sex", relativierte er dennoch, was Fuji schnauben und mit den Augen rollen ließ. Dann legte er seinen Arm um Terus Schultern und führte ihn durch die tanzende Menge, in Momentaufnahmen zerlegt durch das Stroboskopfeuer. "Keine Sorge, ich will deinen Arsch nicht!", brüllte Fuji ihm ins Ohr. "Den kannste behalten!" Ziemlich lecker wäre dieser aber mit Sicherheit auch gewesen...doch Fuji konnte kein wirkliches Verlangen nach ihm fühlen. Ihm gelüstete nur nach einer Sache. Da Teru kaum über einen Selbsterhaltungstrieb verfügte - was Vampire ebenfalls fühlen konnten - folgte er Fuji ohne weiteres aus dem Club und kletterte anschließend sogar auf dessen Dach auf Fujis Geheiß hin. Fuji hatte ihn herausfordernd angefunkelt und ihm klargemacht, dass er ihn endgültig für eine Pussy und einen Langweiler gehalten hätte, wäre er unten geblieben und hätte Papi angerufen, weil ihn fremde Männer belästigten. So sagte er es auch. Und konnte daraufhin schwören, dass Teru daraufhin sogar etwas errötete, während er ihm den Mittelfinger zeigte. Fuji überlegte, ob er Terus Blut nicht noch mehr in Wallung bringen sollte. Aber es war nicht einfach, ihn zielgerichtet in Verlegenheit zu bringen. Und zwischen seinen Beinen sollte sich sein Blut erst recht nicht sammeln. Nichts war beschissener als ein Biss in den Hals, ohne dass ihm das heiße Blut prompt willig entgegen strömte. Fuji hätte es viel leichter haben können, das Dach zu erklimmen, aber er wollte keine unnötigen Fragen aufwerfen. So kroch er vor Teru hoch, nahm ihm dann sogar dessen Whiskeyflasche ab, die er ständig mit sich herumtrug wie ein Baby seine Milchpulle. Und Fuji seine Zigaretten. Von jenen steckte dieser sich prompt eine an, als sie oben standen und ihnen das laue Lüftchen um die Ohren pfiff. Teru bot er auch eine an, der Höflichkeit halber. Der nahm sie auch, ließ sich Feuer geben, wirkte aber nicht entspannt. Eher verwirrt. Aus den Augenwinkeln sah er Fuji an. "Willste, dass ich jetzt hier runterspringe oder was?" Fuji hob selbstgefällig den Kopf, strich sich durch die schönen, langen Haare und nahm einen Zug von seiner Kippe. "Würdest du das denn machen?" "Komm, du hast doch keinen verfickten Bock drauf, das, was von mir noch übrig is', nachher vom Beton zu kratzen." Fuji musste schmunzeln. "Stimmt. Wär' außerdem schade um dich." Teru kniff die Augenbrauen zusammen. "Spar' dir deine Liebesgeständnisse, klar?" Der Kerl nervte. Vielleicht sollte Fuji sich in Zukunft etwas zum Knebeln einstecken. Wer mochte schon Essen, das sich einem derart gesprächig und anstrengend präsentierte? Okay, er war ein Jäger, aber da das Angebot an leichter Beute immens war, brauchte er sich nicht mit irgendwelchen komplizierten Blutbeuteln herumzuschlagen. Eigentlich. Aber Fuji hatte sich Teru ausgesucht. Wegen Adrenalin, Endorphin, Testosteron. Nun stellte er sich hinter Teru. Dass sie beide ungefähr gleich groß waren, vereinfachte die ganze Sache. Fuji starrte mit rot aufglühenden Augen auf Terus Halsbeuge, spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenzulaufen begann. Teru lachte nun etwas nervös und drehte sich halb herum, um einen Blick auf Fuji zu erhaschen. "Was soll das werden, Mann? Schubst du mich jetzt doch hier runter oder was?" Als sich ihre Blicke trafen, wirkte Teru verwirrt und lachte auf. "Und dafür hast du dir extra Kontaktlinsen reingemacht?" Er tippte sich an die Stirn. "Du bist echt voll der Psycho, Freak. Halloween lässt grüßen oder wie?" Fuji reichte es. Mit seiner vampirischen Schnelligkeit presste er seine Hand auf Terus Mund, um ihn endlich am Quatschen zu hindern. Mit der anderen Hand drückte er ihn an seinen Körper. "Sei schon still, das wird dir gefallen!", fauchte Fuji in sein Ohr. Teru zappelte jedoch noch immer, so gut er konnte, kickte dabei mit dem Stiefel seine Flasche um. "Hör endlich auf, Schiss um deinen Arsch oder deinen Körper zu haben. Interessiert mich beides nicht, klar? Ich will nur dein Blut." Terus Protestschreie wurden gedämpft von Fujis Hand. Allerdings beruhigte er sich allmählich, als er wohl raffte, dass Fuji es ernst meinte. Anstelle schien er nun zu lachen, zumindest verrieten das seine Augen, als er den Kopf wandte und Fuji ansah. Und gleichzeitig war da auch so etwas wie Faszination. Offenbar glaubte Teru ihm sogar. Aber das war egal, denn früh genug würde er den Beweis für das erhalten, was Fuji war. Endlich, endlich konnte Fuji sich ganz auf Terus Blut konzentrieren. Für ein paar Augenblicke genoss er noch den Lockgesang des Lebenssaftes, lauschte Terus aufgeregtem Herzschlag und sah den Puls an seinem Hals flattern. Die Hand, die eben noch Terus Mund zugehalten hatte, legte sich nun auf dessen Kopf und drückte diesen zur Seite, um seine Halsbeuge zu entblößen. Teru kicherte dümmlich, während Fuji sich die Lippen leckte - und endlich zubiss. Aus dem Kichern wurde ein heiserer Schrei des Schmerzes, der sich immer wieder wiederholte, bald schon zittrig und bebend, so wie das Blut kam und Fujis Lippen und Zunge küsste. Und wie es kam. Fuji riss Terus Lederjacke von seiner Schulter und schlürfte begierig, wollte keinen Tropfen verschwenden, aber das war unmöglich. Es rann ihm über die Brust, es war bald schon überall. Und Teru keuchte, bewegte sich nun nicht mehr. Fuji hatte geahnt, dass Teru schmerzpervers war. Er sah aus wie jemand, der für den Kick so ziemlich alles getan hätte. Sogar an Fleischerhaken von der Decke baumeln. Aber solche Fantasien lebte er besser mit jemand anderem aus, nicht mit Fuji. Vielleicht hätte Fuji den Anblick sogar gemocht, aber er hatte Sklaven zur Genüge, da brauchte er nicht auch noch Teru in seinem Harem. Eine kleine, kesse Bitch reichte ihm bereits. Der Rest war ohnehin nur schmückendes Beiwerk. Er musste an Makis intensive Katzenaugen denken, hier und jetzt, während er gerade den Rausch aufgrund von Terus Blut kommen spürte. Und er musste daran denken, wie Makis Blut schmeckte. Vanilliger, süßer, mit einem Hauch Zimt und Kirsche, so hätten es zumindest Menschen beschrieben. Teru schmeckte nach Chili und Pfeffer und Schnaps. In Fujis Kopf begann es sich zu drehen. Dem Kerl musste wirklich Ethanol durch die Adern fließen. Benebelt taumelte Fuji zurück. Musste nun plötzlich an Makis Lächeln denken. Das schönste Lächeln, das es auf der Welt gab und welches er in seinen fast hundert Jahren Existenz je zu Gesicht bekommen hatte. Dieser eine, hervorstehende Vorderzahn. Und dann diese Katzenöhrchen, die Maki manchmal beim Sex für ihn aufploppen hatte lassen, als er noch so getan hatte, wie Fuji wollte. Maki hätte selbst einen Vampir umbringen können. Mit nur einem Lächeln, nur einem Blick. "Du bist echt eine wandelnde Schnapsbar...", japste Fuji und lachte benommen, als er sich setzte und dann auf den Rücken fallen ließ, die Arme von sich gestreckt. "Danke für den harten Drink, Kumpel." Er merkte, wie Teru sich neben ihn fallen ließ. "Geh' ich jetzt drauf?" "Nee. Wär' schade um dich." "Krasser Scheiß." Teru lallte ebenfalls. "Ich wusste immer, dass Vampire existieren. Genauso wie Aliens." Fuji war jedoch schon weggedämmert, blutverschmiert und satt, wie er war. Kapitel 6: KATZEN ----------------- Da Tatsu und Maki Telefonnummern getauscht hatten, konnte Tatsuya dem anderen mitteilen, dass dessen Einkäufe von neulich noch bei ihm auf Maki warteten. Die hatte die Werkatze durch Tatsus hektisches Verschwinden nämlich ganz vergessen und Tatsu war es offenbar nicht anders ergangen. Um ehrlich zu sein hatte Maki sich nicht getraut, Tatsuya von sich aus zu kontaktieren. Aus Scham, aus Schulgefühlen, insbesondere wegen Letzterem. Er hätte nur zu gut verstehen können, wenn Tatsu nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Okay, vielleicht wollte er dies auch nicht. Doch geschenkt war geschenkt, und so war es nur anständig, Maki seine Sachen bei ihm abholen zu lassen. Tatsu war anständig. Im Gegensatz zu Maki. So machte er sich zur verabredeten Zeit auf den Weg zu der genannten Adresse und wartete, bis Tatsuya ihm öffnete. Crossfaiths Drummer trug einen plüschigen, braunen Hoodie, so wie er vor Maki stand, aber Maki war viel zu sehr mit etwas anderem beschäftigt, als sich zu wünschen, sich an den flauschig aussehenden Tatsu zu kuscheln. Anstelle suchte er nach Hinweisen für das, was Fuji über Tatsu behauptet hatte. Suchte in seinem Gesicht. In seinem Duft. Senkte dann aber den Kopf, als er befürchtete, dass er ihn zu aufdringlich angaffte. Tatsuya schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte; er hielt Maki seine Tüten hin. "Man sieht sich dann vielleicht." Makis Tun hatte eine Distanz zwischen ihnen errichtet. Was Maki schmerzte, er aber verstehen konnte. Für Tatsu musste er ein Perverser sein. Cool, wenn jemand, den man irgendwie toll fand, so über einen dachte. Zumindest dann, wenn 'Perverser' einen negativen Beigeschmack für die Person hatte. Aber hier ging es nicht um Maki. Hier ging es um Tatsu. Und deshalb galt es für die Werkatze, Eier zu beweisen. Jetzt und hier. Eine andere Gelegenheit würde sich nicht bieten. "Ich muss mit dir reden", kündigte er deshalb an. "Wenn es wegen der Bar ist..." "Nee, darum geht's nicht." Maki straffte die Schultern und atmete tief durch. "Lässt du mich bitte kurz rein?" Tatsuya schien zu überlegen, ob er einen Perversen in seiner Wohnung haben wollte, zumindest deutete Maki seinen skeptischen Blick auf diese Weise, doch schließlich trat er von der Tür zurück und machte dem anderen mit dem Anflug eines Lächeln Platz. Schnell zog sich Maki die Schuhe aus und trat in den Flur. "Willst du was trinken?", fragte Tatsu der Höflichkeit halber, aber Maki schüttelte den Kopf. "Setz' dich. Irgendwo. Ich muss dir was zeigen, und du wirst denken, dass du besoffen bist oder so, aber es ist wichtig und du musst mir vertrauen." Maki sah Tatsu flehend auf seinen blauen Augen an. "Bitte." Die Ankündigung klang nicht gerade vertrauenserweckend, sondern schon wieder wie die eines Perversen, das wusste Maki natürlich. Aber er wusste nicht, wie er Tatsu anders auf dieses Gespräch vorbereiten sollen. Das war wirklich eine vertrackte Sache. Tatsuya hockte sich also schweigend auf die Couch nach einem kurzen Zögern und sah Maki abwartend an. Die Art und Weise, wie er es tat, ließ in Maki den Verdacht aufkommen, dass Fuji tatsächlich Recht hatte. Im nächsten Moment war Maki verschwunden - und an seiner Stelle kauerte eine schwarze Katze auf dem Boden, mit stechend blauen Augen. Maki konnte beobachten, wie Tatsus Kinnlade nach unten klappte. Wie er sogar zurückwich und ihn vollkommen entgeistert anstarrte. "Sorry, aber anders würdest du mir das nicht glauben", sagte die Katze mit Makis normaler Stimme und zuckendem Schwanz. "Deswegen musste ich dich ins kalte Wasser schubsen." Tatsu konnte noch immer kein Wort herausbringen. Deshalb verwandelte sich Maki rasch zurück - um dann splitterfasernackt im Raum zu stehen, nur mit seinem Schutzsilber in Form von Ringen, Ketten und Piercings am Körper. Wie ein Perverser. Es war jedoch nicht so, als ob Maki dies nicht ebenfalls unangenehm gewesen wäre, deshalb presste er sich die Hände vor den Schritt und zog sich hinter die Couch zurück, um dort in seinen Einkaufstüten zu wühlen. Shorts, Croptop und halterlose Strümpfe waren zwar etwas gewagt, um so auf die Straße zu gehen, aber das interessierte ihn im Moment herzlich wenig. Allerdings musste er kurz an Fuji denken. Maki hätte sich gewünscht, dass er glasige Augen aufgrund dieses Outfits bekommen hätte. Aber Fuji war bekanntlich ein Kostverächter. "Ähm, ja...", begann Tatsu ratlos, als Maki neben ihm saß. Er sah noch immer verstört aus, was Maki leid tat. Er hatte ihn nicht so schocken wollen. Aber der Zweck heiligte die Mittel. "Du hast gesehen, dass ich mich in eine Katze verwandeln kann", begann Maki also. "Ich weiß nicht, ob du an übernatürliche Dinge glaubst, aber es spielt auch gar keine Rolle, denn sie existieren. Und du hast es mit eigenen Augen gesehen, richtig?" Tatsu zögerte, nickte dann aber. Dann schob er sich geistesabwesend eine Zigarette zwischen die Lippen. Maki ließ ihm die Zeit, um ein paar Züge zu nehmen und seine Nerven zu beruhigen. Schließlich bot er sogar Maki schweigend eine Kippe an. Die er ablehnte. Tatsu wusste es also nicht. Tatsu war noch nie in Berührung mit einer Werkatze gekommen. Es war Neuland für ihn. Genau, wie Maki es sich gedacht hatte. Er klemmte die Hände zwischen die Schenkel. Überlegte, wie er fortfahren sollte. Die harte Tour, einmal mehr. "Ich...also, eher Fuji, mein...Herr", stammelte er zusammen und räusperte sich. "Fuji ist ein Vampir, und er meinte, du wärst auch wie ich. Eine Werkatze." Tatsuya schüttelte den Kopf. Sah auf seine Hände, als ob er sich zum ersten Mal sah. Sein Weltbild stürzte gerade ein. Das war normal. "Das kann nicht sein. Ich..." Er ließ die Schultern sinken. Maki legte seine Hand auf seine linke. "Manche von uns entdecken erst sehr spät, was sie sind. Oder auch gar nicht. Viele werden erst von anderen darauf aufmerksam gemacht...weißt du denn, wer deine Eltern sind?" Tatsuya nahm einen erneuten Zug von seiner Zigarette, blies den Rauch aus. "Ich kenne meine Mutter nicht", vertraute er Maki dann an. "Nur meinen Vater." Maki presste die Lippen aufeinander. Der arme Tatsuya würde noch viele Dinge zu hören bekommen, die ihn schocken würden. "Katzen sind für gewöhnlich Einzelgänger, deshalb binden sie sich auch nicht." Er seufzte. "Ich habe nur einen Herrn, weil Vampire meinen, sie stehen in der Rangfolge ganz oben, über anderen übernatürlichen Wesen, und es ist zumindest bei dem Clan, dem Fuji angehört, Brauch, dass hochrangige Vampire sich Wertiere und so als Sklaven halten dürfen..." Maki sah, dass Tatsuya die Augen schloss. Es war ihm zu viel. Maki wusste das. Aber er musste es ihm erklären, jetzt. Bevor es zu spät war. "Okay, das ist gar nicht so wichtig. Aber du musst vorsichtig sein. Auch wenn du dich vielleicht nicht verwandeln kannst, könnte dich jemand...na ja, einfach zu seinem Eigentum machen." Aber das wird nicht passieren, niemals, weil ich auf dich aufpassen werde, fügte Maki in Gedanken hinzu. Er fühlte sich nun für Tatsu verantwortlich. Und er wollte ihn beschützen. Nun schaute Tatsuya ihn erschrocken an. Maki konnte nicht anders und nahm ihn in den Arm. Der Pullover war so kuschelig und die Umarmung an sich so angenehm. Maki konnte sich nicht daran erinnern, jemals jemanden umarmt zu haben. Oder umarmt worden zu sein. Fuji tat solche Dinge nicht, und er solche Dinge nicht mit Fuji. Zumindest nicht ohne sexuellen Unterton. Tatsuya erwiderte sie jedoch kaum. Auch das war verständlich. Er brachte ja kaum mehr ein Wort heraus. Als Maki sich wieder zurückgezogen hatte, lag etwas Entschlossenes in den blauen Katzenaugen, die sich auf Tatsus blauen Katzenaugen fokussierten. "Du hast dich nie gefragt, warum du als Japaner blaue Augen hast?" Tatsu zuckte die Achseln. "Doch, schon, aber ich dachte, es wäre eine Pigmentstörung...das meinten auch die Ärzte..." Maki lächelte sanft. "Du bist ein Kätzchen, Tatsuya." Er legte seine Hand auf Tatsus Knie. "Das ist eigentlich etwas sehr Schönes, weil Katzen tolle und faszinierende Tiere sind. Eigensinnig, stolz, intelligent..." Er holte Luft. "Wenn du nie irgendwas gemerkt hast, von dem, was du bist, dann...warst du also auch noch nie rollig?" Tatsuya lachte auf. "Was?" Maki errötete ein bisschen. "Werkatzen haben das alle paar Monate, dass sie...eben total spitz sind und unbedingt Sex brauchen, tagelang. Sonst sterben sie an dem Fieber." "Hört sich eher nach Teru an, seitdem er mit Yoko und Ryo zusammen ist...", überlegte Tatsuya laut und sogar etwas amüsiert. Die Grübchen in seinen Wangen waren wieder da, was Maki ein warmes Gefühl bescherte. Dann schüttelte Tatsu wieder den Kopf. "Nee. So bin ich nicht. Sex ist mir nicht so wichtig...auch wenn manchmal was mit Kazu läuft..." Maki wunderte dies ein wenig, aber er hinterfragte es nicht weiter, sondern fuhr fort. "Dann...wirst du also auch nicht feucht?" Tatsu zog den Kopf zurück und starrte Maki schon wieder völlig entgeistert an. Und Maki war nun mit Sicherheit knallrot. Schließlich klärte er Tatsu gerade auf. "Na ja...Werkatzen sind alle das, was Menschen als männlich bezeichnen würden...aber manche von ihnen können dennoch Kinder bekommen." Er senkte den Kopf. "So wie ich. Das sind Omegas. Wir haben zwar männliche Geschlechtsorgane, aber eine Gebärmutter..." Tatsuya schluckte, war recht bleich geworden. "Okay..." "Vielleicht bist du aber auch Alpha", räumte Maki leise ein und drückte Tatsus Knie, sah ihn nun trotz roter Wangen direkt an. "Egal. Ich helfe dir, alles herauszufinden über dich. Und ich passe darauf auf, dass dir die Blutsauger nicht ans Leder gehen." Makis Augen wurden schmaler vor Entschlossenheit. Tatsuyas Mundwinkel zuckten leicht. Hilflos, aber hoffnungsvoll. Und dankbar. Kapitel 7: CAFÉBESUCH --------------------- Maki stand vor ihm wie angewurzelt. Gerade hatte er den Mund geöffnet, um zu fragen, was es sein durfte. Fuji starrte ihn genauso blöd an wie er Fuji. Mit diesem hätte Maki gerade am wenigsten gerechnet. Er kam eigentlich nur selten in das Katzencafé, das Maki gehörte. Sicherlich aufgrund von mangelndem Interesse. Schließlich hatte er noch zehn andere Sklaven, die ihn bespaßten, wenn er gerade einen Druck in den Eiern spürte. Wieso sollte er sich dann bequemen, Maki aufzusuchen? "Oh fuck", entwich es Fuji nach ein paar Sekunden des ungläubigen Starrens, gefolgt von einem Glucksen. Der Vampir war absolut nicht darauf gefasst gewesen, Maki in solch einem Outfit zu begegnen. Klar, er sah immer süß aus und wie eine Lady, aber das schoss doch den Vogel ab. Wenn er gewusst hätte, dass sein Kätzchen hier in knapper Schuluniform herumlief, wäre er garantiert schon eher einmal hier aufgekreuzt. Was für ein Anblick! Er vergaß sogar den Ärger darüber, dass er in diesem Gebäude nicht rauchen durfte aufgrund der Katzen, die um ihn herumtigerten. "Was darf's sein?", fragte Maki nun recht reserviert, woraufhin Fuji sich zurücklehnte und ihn mit gierigen Blicken musterte. Immer und immer wieder. Es war unmöglich, sich an so etwas Schönem sattzusehen. Fuji hatte ein bodenloses Loch in sich gaffen. "Dich", verkündete er kurzerhand, strich sich über den Kopf und klopfte auf seinen Oberschenkel. "Komm her." Erst da fiel ihm auf, dass Maki trotz der Uniform seinen Silberschmuck trug. Genervt verdrehte er die Augen. "Jetzt spielst du wieder hard to get, willst mich sogar fernhalten, aber spätestens, wenn du spitz bist, stehst du bei mir auf der Matte. Ich kenn' das doch." Maki erwiderte nichts. Nur seine Augen wurden etwas schmaler. "Dann zeig' mir wenigstens, was du drunter trägst", verlangte Fuji, was Maki fauchen ließ. "Vergiss es." Fuji lehnte sich über den Tisch und sah Maki von unten herauf aus großen Augen an. "Wenn Herrchen dir etwas befiehlt, dann tust du, was es sagt", erinnerte er ihn langsam und fletschte die Fangzähne. Daraufhin griff Maki langsam nach dem Saum seines Faltenröckchens und hob es an. Neben den wunderschönen, glatten Schenkeln kam ein schwarzer Slip mit Spitzenrändern zum Vorschein. Auf der Front war ein weißer Katzenkopf aufgedruckt. Fuji fing an zu lachen. Jauchzte förmlich, als er sich das Gesicht zuhielt und in den Händen vergrub. Er war rot geworden, aber es war kein Vergleich zu Maki, dessen Kopf eher einem gekochten Hummer glich, von der Farbe her. "Heilige, verfickte Scheiße", fluchte Fuji fassungslos und biss sich auf seine Spiderbites. "Püppi, ich...oh verdammt, du machst mir die Hose total eng, weißt du das?" Maki holte angespannt Luft und presste den Stoff des Röckchens zwischen seine Beine, als wollte er seine Beule ebenfalls verstecken. Im nächsten Moment konnte er die Spitze einer Messerklinge sehen, die sich unter das Oberteil schob, das mit dem Bund des Rockes abschloss. "Hat's denn schon geklappt? Hab' ich dich geschwängert neulich?" Fuji sah Maki mit gierigen Augen an. "Falls nicht, ich bin sowas von bereit für einen weiteren Versuch..." Maki trat einen Schritt zurück, außer Fujis Reichweite. "Sex macht keinen Spaß mit dir", meinte er kühl, auch wenn er noch immer glühte. "Er ist nur Triebbefriedigung. Etwas, das ich nur will, wenn es unbedingt nötig ist." Fuji zog das Messer zurück und sah nun doch etwas bestürzt drein. Denn genau so fühlte er sich. Maki mochte es nicht, mit ihm zu schlafen? Seine Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen. "Also, was darf ich dir bringen?", wiederholte Maki, um auf die Ausgangssituation zurückzukommen. "Einen Espresso. Mit blutigem Shot, bitte." Fujis Stimme klang noch immer betreten. Maki kümmerte sich jedoch nicht länger darum sondern verschwand. Als er zurückkehrte, hielt Fuji eine der Katzen auf dem Schoß. Seine schönen, schmucken Hände kraulten sie so zärtlich im Nacken, dass Maki einen Stich in der Magengegend verspürte. "Dein Espresso", sagte er und setzte sich dann neben Fuji, zupfte sich den Rock zu Recht. Trotzdem sah man noch einen Teil seiner Schenkel. Dann hielt er Fuji sein Pfötchen hin, das der andere fast schon ehrfürchtig ergriff, um die Finger sanft zu strecken. Er sah Maki schweigend in die Augen, eher das Messer erneut zückte, um einen kleinen Schnitt in die Spitze von Makis Zeigefinger vorzunehmen. Das Kätzchen verzog das Gesicht, wimmerte, entspannte sich aber, als Fuji die Blutstropfen aus der Wunde quetschte und sie ihn die Tasse tropften. "Du hast den Schmuck abgenommen", stellte Fuji fest; allerdings war da kein höhnischer oder hämischer Unterton in seiner Stimme. Eher Erstaunen. Fuji lutschte und leckte hingebungsvoll an der kleinen Wunde und schmiegte für einen Moment lang sogar seine Wange in Makis Hand. Dann ließ er sie los und nippte an seiner Tasse. Maki fühlte sich wie schwerelos aufgrund gewisser Gesten und schluckte hart, als Fuji seine Hand auf sein Knie legte und sie behutsam aufwärts wandern ließ, unter den Stoff des Röckchens... "Das ist ein Katzencafé, kein Hostclub, Fuji. Und erst recht nicht noch Schlimmeres", tadelte Maki ihn und legte seine Hand auf Fujis, schob sie auf die Bank. Wo er seine eigene auf ihr liegen ließ. "Okay...", seufzte Fuji und sah Maki fest in die Augen. "Aber du zeigst niemandem dein Höschen, klar? Ich will nicht, dass es irgendjemand außer mir sieht und sich an dir aufgeilt. Auch nicht dein kleiner Kätzchenkumpel." Fujis Zeigefinger strich über Makis bloßen Schenkel. Maki wurde abermals ganz heiß. Fuji hatte innerhalb von ein paar Minuten so viel richtig gemacht wie noch nie zuvor in der Zeit, in der sie sich kannten. Aber Maki konnte es nicht unbefangen genießen. Zu sehr kränkte es ihn, dass Fujis Augen auch unter andere Röckchen linsten und er andere Jungs und Mädchen begehrte. Kapitel 8: EREKTIONSPROBLEME ---------------------------- Anscheinend brauchte Fuji heute die harte Tour. Zumindest fühlte er reinweg gar nichts, als die beiden Sklaven zu seinen Füßen synchron an seinem noch schlaffen Schwanz leckten. Ja, es langweilte ihn förmlich, obwohl sich ihm ein objektiv betrachtet erregender Anblick bot. "Gebt euch endlich mal mehr Mühe", seufzte er und inhalierte den Rauch seiner Zigarette tief, schloss kurz die Augen. Der kleine Kitsune und der Werhund machten daraufhin noch eifriger weiter, allerdings ohne, dass sich bei Fuji irgendeine Wirkung zeigte. Frustriert griff seine Hand also nach dem Kopf des Kitsunes namens Shiori und drückte sein Gesicht in seinen Schoß, presste seine Hüften gegen seinen Mund. Aber einen Hals ficken konnte man nur, wenn man einen Ständer hatte. Und das war im Moment nicht der Fall. Ein paar Mal probierte Fuji es noch, versuchte andere Stellungen, bis er schließlich zurück auf die Couch sank und die Sklaven mit einer Handbewegung verscheuchte. "Macht euch vom Acker, ihr seid so sexy wie mein Badvorleger", echauffierte er sich schnippisch und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus, um sich zugleich eine neue anzustecken. Zum Glück gehorchten die Sklaven und ließen ihn in Ruhe, denn er hatte genauso wenig Bock auf sie wie darauf, ihnen irgendeine Erklärung zu geben. Was natürlich auch nicht notwendig gegenüber niederen Wesen war. Doch ihren scheuen aber doch skeptischen Blicken nach zu urteilen, bevor sie das Zimmer verließen, wunderten sie sich über Fujis Versagen. Und es war Fuji peinlich. Welcher Sklave sollte noch Respekt vor ihm haben, wenn er frigide wie ein alter Sack war? Die kleinen Scheißer zerrissen sich garantiert das Maul über ihn. Dabei war es allein ihre Schuld, dass sich bei ihm nichts tat. Als er allein war, stellte er sich hinter sein DJ-Pult und mixte ein paar Songs zurecht. Fujis Herzschläge erfüllten in Form von Beats den Raum. Gerade, als seine Gedanken hin zu Maki wandern wollten, sah er das Display seines Handys aufleuchten. Eine Nachricht war eingegangen. 'Du kriegst keinen mehr hoch?', konnte er lesen, als er den Chat mit Maki öffnete. Am liebsten hätte er das Teil an die Wand geklatscht. Klasse. Sein Versagen hatte sich also schnell herumgesprochen. Diese kleinen Arschlöcher zerrissen sich über ihn das Maul. Besser, sie übertrieben es nicht, denn wenn es Fuji reichte, wäre er sie einfach losgeworden. Was sie auch wussten. Maki kümmerte es jedoch am wenigsten, was Fuji über ihn dachte. Fuji konnte sein unbeeindrucktes Bitchface förmlich vor sich sehen. Dieses wunderschöne Antlitz. Bei dem bloßen Gedanken an es spürte Fuji wieder Leben zwischen seinen Beinen. Was dort Knospen bekam, blühte förmlich auf, so wie das Handy, welches er noch immer nachdenklich in seiner Hand hielt, abermals vibrierte. Wieder Maki. Wieder frech. 'Wie schade, dann kannst du mich gar nicht mehr schwängern.' Anbei war ein Video, und als er es sich mit einem Touch anzeigen ließ, blies er die Backen auf und bekam riesige Augen. Man sah Maki seitlich auf einem Stuhl sitzen, sein Spiegelbild filmend. Er hatte ein Bein über das andere geschlagen und trug Shorts und halterlose Strümpfe, recht hochhackige, glänzende Stiefel und dazu ein kurzes, enges Top, das seinen Bauch entblößte. Durch den straff gebundenen Pferdeschwanz wirkte er noch femininer, ganz zu schweigen von dem kleinen Glöckchen um seinen Hals, das er mit dem Zeigefinger sacht anstupste, damit es zart bimmelte. Dazu maunzte er unschuldig. Fuji spielte wie verrückt mit der Zungenspitze an seinen Spiderbites. Fluchte in sich hinein. Seine süße, kleine Lady. Wie abgebrüht ihre Augen blitzten. Der nackte Streifen Haut zwischen dem Saum der schwarzen Strümpfe und dem Ende der knappen Hosenbeine. Die knackigen Schenkel. Der hübsche Arsch. Dieses Outfit war fast noch heißer als die Schulmädchenuniform. Obwohl er da kaum einen Vergleich treffen konnte. Maki schien ohnehin mit jedem Tag schöner und attraktiver zu werden. Und er war sich dessen viel mehr bewusst, als er offen zugab. 'Ich würde an deiner Stelle keine voreiligen Schlüsse ziehen...', schrieb Fuji nach geschlagenen fünf Minuten zurück und zerrte sich die Hose nach unten. Das Licht der Kerze auf seinem Tisch warf einen harten Schatten an die gegenüberliegende Wand und zeichnete Fujis Profil detailliert nach. Wie ein Scherenschnitt wirkte er, als er sich erhob und die Finger um seinen Schwanz legte, um die Vorhaut zurückzuziehen und so die Kontur seiner Eichel schöner hervorzuheben. Sein Glied beschrieb eine schöne, harmonische Kurve nach oben, als er das Handy auf Höhe der Kerze hielt und ein Foto davon machte, welches er Maki schickte. 'Du erweckst nämlich Tote zum Leben, Pussycat. Es ist Paarungszeit. Geh auf alle Viere und mach die Beine breit, ich bleib' die ganze Nacht hart für dich.' Er hoffte inständig, dass Maki irgendwie darauf reagierte. Dass er ihm eine schmutzige Nachricht zurückschickte. Oder gar ein Bild von sich, wie er die gewünschte Position einnahm. Aber das Handy blieb still. Was Fuji jedoch erst so richtig zu ärgern begann, nachdem er sich fürs Erste an dem Video sattgesehen hatte. Zwei Minuten dauerte es, bis ihn seine Fantasien zum Äußersten trieben. Er wollte Maki. Jetzt. Auf der Stelle. Aber seitdem sein Kätzchen ihm an den Kopf geworfen hatte, dass ihm der Sex mit ihm keinen Spaß machte, wollte er ihm nicht befehlen, zu ihm zu kommen. Eigentlich wollte er gar nicht mehr mit Maki schlafen. Nicht, wenn das Ganze ein einseitiges Vergnügen darstellte. Dazu genoss er es viel zu sehr, wenn Maki offensichtlich Lust empfand. Wenn er diesen entrückten Ausdruck bekam und seine Wangen ganz rot wurden. Wenn er keuchte und miaute. Wenn er Fuji angefleht hätte, es ihm noch schneller zu besorgen. Wenn er Fujis Namen gestöhnt hätte. Wenn er nicht genug von Fuji bekommen hätte können, weil Fuji genauso wenig von ihm genug bekommen konnte. Weil Fuji ihn überall biss und sich nur auf Makis Lust konzentrierte. Alles tat, damit er kam. Er war abgeschweift und verlor sich so weit in diesen Fantasien, dass er abermals den Höhepunkt erreichte, als er in seine Hand stieß. Dann drehte er die BPM-Zahl hoch, sodass sich der schwerfällige Beat in einen schnellen, harten Technoremix verwandelte. Nun fühlte er sich tatsächlich fast wie jemand, dem neues Leben eingehaucht wurde. Lebendig, so ekstatisch, dass er in die Schwerelosigkeit abdriftete. Aber nicht glücklich. Kapitel 9: KOMFORTZONE ---------------------- So wie es aussah, würde es zu einer Gewohnheit zwischen Fuji und Teru werden; dies war das zweite Mal, dass sie aufeinandertrafen und auf dem Dach landeten, um dort Fujis Hunger zu stillen. Und Terus Bedürfnis nach aufregenden Begebenheiten. Dieses Mal hatte Teru sich freiwillig angeboten, fast wie eine Nutte, fand Fuji. Eine Bluthure. Diesen Namen hatte Fuji ihm in Gedanken mit einem Grinsen verpasst. Ausgesprochen hatte er ihn nicht. Die Gefahr, Teru zu sehr zu erregen, war zu groß. Und daraufhin noch eine Schlappe - im wahrsten Sinne des Wortes - konnte Fuji sich nicht erlauben. Obwohl es Teru gewesen war, der sein Loch um keinen Preis Fuji zur Verfügung hatte stellen wollen. Womöglich aber war das nur eine Masche gewesen, argwöhnte Fuji. Er wäre nicht der erste Typ, der hard to get spielte. Bevor sich wieder fiese Gedanken anschleichen konnten, reichte er seiner Beute ungefragt Feuer, als diese sich die berühmte Zigarette danach zwischen die Lippen schob. Heute hatten die beiden sich nicht vollkommen abgeschossen. Das wohlige Gefühl der Angetrunkenheit erfüllte Fuji. Die Nacht in diesem Zustand zu genießen, konnte man mit nichts anderem vergleichen. Fuji, Kind der Nacht, liebte die Finsternis. Obwohl sich ihm noch tausende Gelegenheiten bieten würden, diese zu zelebrieren. "Ich will auch 'n Vampir werden", platzte Teru plötzlich heraus. Fuji, der sein Handy in der Hand hielt, um ein paar Nachrichten zu checken - denn endlose Nächte konnten sich ziehen, selbst mit Teru an der Seite - sah gar nicht erst von seinem Display auf, das sein Gesicht erhellte und bleich erscheinen ließ. "Du hast wohl den Arsch offen", war sein einziger, trockener Kommentar. Natürlich nahm er Teru kein bisschen ernst. Dafür nahm Teru seine Idee umso ernster. "Wieso denn? Das muss doch total cool sein, so 'n Leben! Ihr seid stärker als 'n Mensch, so weit wie ich das bislang mitgekriegt hab', ihr seid total schnell und außerdem unverwundbar! Hast du selbst gesagt. Eure Spucke hat Heilkräfte! Ihr könnt euch doch in Fledermäuse verwandeln, oder? Heißt doch immer so. Das wäre krass! Ich und 'ne Fledermaus!" Er kratzte sich den Kopf. "Aber scheiße wär's, wenn ich mein Spiegelbild nich' mehr sehen könnte..." Fuji sah noch immer nicht auf. Der Redeschwall des anderen hatte ihn überhaupt nicht beeindrucken können. "Und? Ich wär' doch bestimmt 'n rattenscharfer Vamp! Kannst du das nich'...irgendwie machen? Ihr könnt das doch, Menschen in Vampire verwandeln", schwallte Teru ihn deshalb weiter zu, und als Fuji schließlich gezwungenermaßen schwerfällig und gelangweilt den Blick hob, sah er, wie der andere ihn ganz erwartungsvoll anlächelte. Beinahe schon niedlich. Die Bluthure erinnerte Fuji eher an ein Hündchen als einen Wannabe-Vampir. "Menschen", seufzte Fuji tief; wenn man fast hundert Jahre lebte, entwickelte man eine gewisse Arroganz gegenüber den dummen Sterblichen. Er strich sich durch die Haare und zog dann an seiner Zigarette. "Du bist auch auf der Nudelsuppe hergeschwommen, mh?" "Häh, wieso? Auf der Nudelsuppe?" Fuji ließ sein Handy sinken. "Hör mir mal zu. Du kannst mir nicht erzählen, dass du Bock drauf hast, ewig zu leben. Kaum ein Vampir hat das. Die meisten haben die Schnauze voll nach einer Weile. Die Geschichte wiederholt sich - eure Geschichte, eure menschliche Geschichte - und alles wird irgendwann stinklangweilig, wenn man es tausendmal gemacht oder gesehen hat." Teru legte den Kopf leicht schief und blinzelte dann mit einem Schmunzeln. "Ich könnte für immer Musik machen und auftreten", hielt er dagegen. "So schlimm kann's gar nich' sein, Mann. Und erstmal würde ja alles beim Alten bleiben." Er knuffte Fuji gegen die Schulter. "Hey! Ich würde für immer sexy sein! Du hast selbst gesagt, es wäre schade um meinen Körper...warum ihn dann nich' konservieren?" Fuji ließ sich nicht beirren. "Erstmal würdest du auch kein Menschenessen mehr vertragen. Du bräuchtest Blut, und sich das zu beschaffen ist gar nicht so einfach. Bluthuren gibt's nicht wie Sand am Meer, und außerdem muss man vorsichtig sein, wem man von seinem Geheimnis erzählt." "Bluthuren?", hakte Teru nach und lachte auf, tätschelte Fujis Schulter immer noch. "Okayokay...das klingt jetzt echt nich' so geil. Und was is' mit Schnaps? Vertrag' ich den dann noch?" "Was schätzt du denn?" Teru wackelte mit dem Kopf, zog den Mund breit. "Also eher nich' so..." "Schlauer Junge." Nun sah Teru doch reichlich nachdenklich aus. Sein Blick zuckte aber bald schon wieder hin zu Fuji. "Aber du hast dich schon wieder dran gewöhnt?" Fuji blies den Rauch aus, nickte. "Wie man sieht." Er sortierte seine Beine neu, setzte sich in den Schneidersitz. Irgendwie musste er Teru von seiner Schnapsidee - im wahrsten Sinne des Wortes war es eine - abbringen. Schließlich bereuten die meisten Vampire tatsächlich, Vampire zu sein. Für Menschen sah das alles so lustig und cool aus, weil sie für Menschen mitunter nichts als wandelnde Fetische darstellten. Fuji hasste diese Idioten aus tiefstem Herzen. Wenigstens schien Teru keinen solchen Fetisch zu haben. In dem Fall hätte er ihn wohl schon vom Dach geschubst, schöner Körper, um den es schade gewesen wäre, hin oder her. "Weißt du, wenn ich dich zu einem Vampir machen würde, dann würde das bedeuten, dass du mein Untertan bist. Du würdest dann auf mich hören müssen. Als mein Vampirkind." Fuji ahnte, dass Teru das nicht gefallen würde, und entsprechend veränderte sich auch sein Gesichtsausdruck. Es lag auf der Hand, dass ihm etwas Aufmüpfiges auf der Zunge lag, aber in dem Moment leuchtete das Display von Fujis Handy wieder auf, da er eine Nachricht erhalten hatte. Der Sperrbildschirm zeigte ein Bild von Maki. Makis Lächeln. "Woah, wer is' das denn?", wollte Teru wissen, der unweigerlich ebenfalls auf das Display geschaut hatte. "Kommt mir irgendwie bekannt vor...is' doch 'n Typ, oder?" "Das ist mein Kätzchen", erklärte Fuji mit definitiv zärtlicher Stimme, als er den Blick auf das Handy senkte. "Mein Prinzesschen." Warum etwas leugnen? Er hatte keine Lust, das Gespräch abzuwiegeln. Viel mehr war er stolz darauf, etwas so Schönes wie Maki sein eigen nennen zu dürfen. Teru sollte ruhig neidisch sein. "Süß", lächelte Teru und zog ebenfalls an seiner Zigarette. Aber anstatt er damit Fuji eine triumphierende Antwort entlockte, überkamen den Vampir die traurigen Gefühle. "Leider hat er mich schon ewig nicht mehr so angelächelt. Immer faucht er nur herum. Ich glaube, er kann mich nicht leiden. Kommt nur zu mir, wenn er es nötig hat. Und selbst dann hat er keinen Spaß..." "So 'n schlechter Lover bist du?" Teru schnippte die Zigarette weg und gluckste, brachte damit Fujis Augen zum roten Glühen. Als Warnung. Das aber schüchterte Teru nicht ein. Der Kerl kannte keine Angst. "Sorry, Mann. Aber irgendwas muss da ja verdammt schief laufen bei euch." Fuji wollte aus einem Impuls heraus protestieren, doch im Grunde hatte Teru den Nagel auf den Kopf getroffen. Etwas lief verdammt schief. "Wenn er nich' von selber lächelt, dann bring' ihn zum Lächeln.", schlug Teru locker vor und legte sich nun hin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. "Gib' dein Bestes, um ihn glücklich zu machen." Fuji glotzte ihn an, als hätte er im gerade eröffnet, dass die Welt eine Scheibe war und Kühe lila. "Wer bist du denn?", entgegnete Fuji befremdet mit gerümpfter Nase. "Mister Verliebt?" Vollkommen überraschend lachte Teru daraufhin und nickte. "Yeah. Aber du doch auch, Fucker!" Das rührte Fuji wie der Donner. Er, verliebt? Das war genauso unvorstellbar wie die Tatsache, dass Teru offenbar selbst auch verliebt war. Wieso wollte er dann ein Vampir werden? Der Typ sollte mal nachdenken. Aber das kümmerte Fuji im Moment weniger. Hastig pfriemelte er eine neue Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich eilig an. Das musste er erst einmal verdauen. Noch nie hatte ihm jemand den Spiegel vorgehalten. "Aber ich kann doch nicht monogam mit einem Sklaven zusammen sein", überlegte er laut nach einer Weile, anstelle Terus Behauptung abzustreiten. Es wäre wohl ohnehin nur eine Ausrede gewesen. "Häh? Sklave? Monogam? Was laberst du für 'n Bullshit, Mann?" "Vampire dürfen einen Harem haben, zumindest die, die dem Clan angehören und in der Hierarchie ganz oben stehen", erklärte Fuji leidlich, denn schließlich war er derjenige, der das Thema erst auf das Tapet gebracht hatte. Klar, dass Teru nachfragte. "Man kann auch mehrere Leute lieben", erwiderte Teru locker und lächelte hoch zu den Sternen, als würde er über diese sprechen und diese lieben, jeden einzelnen. "Ja, vielleicht, aber..." "Du liebst nur den Kleinen." Fuji wandte den Kopf ab. Trommelte auf das Beton unter ihm. Sein Herzschlag. "Ich kann das Gesetz nicht brechen", murmelte er. "Ich hab' das schließlich mitbegründet." "Das würde dein Kleiner aber bestimmt ziemlich antörnend finden, wenn du für ihn dein eigenes Gesetz brichst", meinte Teru. "Krasser Liebesbeweis. Mann, lass dir mal was einfallen, wenn du ihn wirklich willst. In der Komfortzone passiert doch nie was richtig Geiles." Fuji seufzte. Betrachtete Teru. "Du hast mehr Plan von der Materie als ein Hundertjähriger. Sicher, dass du nicht schon ein Vampir und prähistorisch bist?" "Ich hab' bloß die besten Lehrer", entgegnete Teru versonnen, was Fuji die Stirn runzeln ließ. So richtig verstand er nicht... "Unterschätz' die Bluthuren mal nich', Mann." Das sollte Fuji wohl wirklich nicht tun. Teru jedenfalls war so viel mehr, als er auf den ersten Blick zu sein schien. Er hatte Fuji die Augen geöffnet. Nun sah er klar. Und würde handeln können. Müssen. Raus aus der Komfortzone. Rein in Makis Herz. Falls es dafür noch nicht zu spät war... Kapitel 10: ARZTBESUCH ---------------------- Es arbeitete in Tatsu, das konnte Maki ihm an der Nasenspitze ansehen. Natürlich ging niemand gern zum Arzt, aber noch weniger angenehm war es, sich in Ungewissheit zu wähnen. Aus dem Grund hatte Tatsu Makis Idee zugestimmt, sich von einem Spezialisten durchchecken zu lassen. Von jemanden, der sich mit Kreaturen wie Werkatzen bestens auskennte. Denn so jemanden gab es. Davon wussten Menschen natürlich nichts. "Du brauchst wirklich keine Angst haben, die Ärztin ist sehr nett", erklärte Maki, da ihn das angespannte Schweigen seines Freundes ebenfalls ganz nervös machte. Aber Tatsuya sagte dazu nichts und presste nur deutlich sichtbar die Zähne aufeinander. Schließlich würde sich gleich rausstellen, ob Tatsuya anatomische Besonderheiten besaß oder nicht. Das konnte sein Leben noch gehöriger auf den Kopf stellen, als Maki es ohnehin schon getan hatte. Da Maki nichts anderes einfiel, legte er nur sein filigranes Pfötchen auf Tatsuyas Arm und drückte ihn bekräftigend. Daraufhin wandte Tatsu ihm sein Gesicht zu; seine Mundwinkel breiteten sich zu einem Lächeln aus. Es konnte beides bedeuten: 'Ich bin okay' genauso wie 'Danke, Maki'. Dass er blass um die Nase war, bedeutete jedoch eindeutig, dass es ihm nicht besonders ging. Das tat Maki leid. Alles nur wegen ihm...vielleicht hätte Tatsu friedlich als Mensch weiterleben können, hätte Maki nicht ausgerechnet ihn Fuji vorgestellt. Es dauerte nicht mehr allzu lange, bis sie in das Sprechzimmer gebeten wurden. Tief durchatmend ging Tatsuya an Makis Hand, eine Geste, die für keinen von ihnen seltsam anmutete. So sehr Maki sich auch ärgerte, dass er Tatsu all das angetan hatte, so hatten die Begebenheiten sie doch endgültig zu engen Freunden gemacht. Und es war schön, Tatsus Freund zu sein. Besonders deshalb, weil die beiden Katzen sich in so vielen Dingen ähnelten. Maki hielt noch immer Tatsuyas Hand, als dieser sich auf die Liege legen und den Bauch freimachen sollte, damit die Ärztin eine Ultraschalluntersuchung vornehmen konnte. Immer wieder sah Tatsu hin zu Maki, der ihm ein sanftes, beruhigendes Lächeln schenkte. Da Maki der Ärztin bereits einiges erklärt hatte, brauchte Tatsuya nichts weiter zu sagen. Sie wusste, dass Tatsu bisher nichts von seinem wahren Ich geahnt hatte. Auf dem Ultraschallbild konnte Maki zumindest zunächst nichts Konkretes erkennen. Nur wabernde Schatten. Tatsu ging es seiner Miene nach zu urteilen ähnlich. Und doch starrte er neugierig auf den Bildschirm. Maki wusste genau, nach was er Ausschau hielt. "Das ist die Blase", erläuterte die Ärztin, als sie mit dem Sensor auf dem hübschen Bauch von Crossfaiths Drummer herumfuhr. Maki streichelte weiter Tatsus Hand, umgriff sie mit den zarten Fingern, und die Ärztin veränderte etwas an den Einstellungen des Gerätes. "Dahinter müsste sie sein...wenn sie da ist. Lassen Sie uns mal schauen." Tatsus Hand war ganz kalt, als Maki sie sich behutsam an die Wange hielt. Auf dem Bildschirm zeigte sich nun eine Art längliches Dreieck mit zwei Abzweigungen an den oberen Enden; Maki hatte das bei sich ebenfalls schon gesehen. Er ahnte, was das bedeutete. "Da haben wir sie ja." Die Ärztin fuhr mit dem Mauszeiger grob die Umrisse des Dreiecks auf dem Bildschirm nach. "Die Gebärmutter. Die Eierstöcke. Alles sehr deutlich ausgeprägt." Tatsu holte mehrmals nach Luft, ehe aus ihm herausplatzte, was ihm zu schaffen machte. "Das heißt, ich bin eine Frau?" "Nein, Tatsu", schüttelte Maki gleich den Kopf. "Bist du nicht. Geschlecht ist eine Gefühlssache. Wenn du dich als Mann fühlst, dann bist du auch ein Mann, egal, was du für körperliche Merkmale hast." Tatsuya wirkte nur mäßig überzeugt, auch wenn die Ärztin Maki lächelnd beipflichtete. "Das haben Sie sehr schön erklärt." Sie sah Tatsu an. "Als Werkatze gelten die menschlichen Geschlechterkonzepte für Sie ohnehin nicht. Ihr Freund hat Ihnen sicherlich bereits erklärt, dass sich die felinen Geschlechter in Alpha und Omega aufteilen, nicht wahr?" Tatsuya nickte. Es fiel ihm schwer, sich damit anzufreunden, das verriet sein niedergeschlagener Gesichtsausdruck. "Wieso hat mein Vater mir das alles bloß verschwiegen?", fragte er sich laut. "Er muss das doch gewusst haben. Wenn ich...wenn ich..." Er sah verschämt an die Wand. "Wenn ich plötzlich schwanger geworden wäre, dann wäre der Schock noch größer gewesen. Das ist doch so etwas Wichtiges. Wie konnte er nur?" "Es ist eher unwahrscheinlich, dass Menschen eine Werkatze schwängern können", fuhr die Ärztin fort. "Aber auch nicht ausgeschlossen. Sie sollten auf jeden Fall verhüten, falls Sie penetrativen Geschlechtsverkehr mit einem Mann haben." Tatsu errötete noch mehr. Gleichzeitig arbeitete es erneut in ihm. Maki erinnerte sich daran, dass er erwähnt hatte, manchmal mit jemandem aus seiner Band zu schlafen. "Ich bin immer für dich da", versprach Maki Tatsu und küsste seine Hand. "Egal, was ist." Tatsuya tätschelte Makis Arm und wischte sich dann den Bauch trocken. Anschließend wurden die Plätze getauscht und Maki legte sich auf die Liege, zog seinen Pullover hoch. Manchmal stellte er sich morgens vor den Spiegel und überlegte, ob die Bonbons, die er am Vortag genascht hatte, verantwortlich für die winzig kleine Beule unter seinem Nabel waren...oder doch Fuji. Oder ob er sich nicht doch alles nur einbildete. Nun war er derjenige, der angespannt auf den Bildschirm schaute und Tatsu jener, der Maki beistand. Maki hielt sich an Tatsuyas Bein fest, kniff leicht in es, als die Umrisse seines Uterus‘ auszumachen waren. "Sie sind bislang nicht schwanger", stellte die Ärztin fest und Maki hörte abrupt auf, den Atem anzuhalten. "Für Sie gilt jedoch dasselbe. Sie sollten verhüten, wenn Sie keine Schwangerschaft riskieren wollen." Maki presste die Lippen aufeinander, spielte mit der Zungenspitze an seinem Labret herum. Fuji hätte sich niemals dazu bereit erklärt, ein Kondom zu benutzen. Und wenn Maki ehrlich zu sich selbst war, hatten ihn seine Versuche, ihn zu schwängern, immer sehr erregt. Doch letzten Endes hätte er da ohnehin kein Mitspracherecht gehabt. Wenn Fuji gewollt und gekonnt hätte, dass er zu einem Bruthuhn mutierte, dann wäre das geschehen. Egal, was Maki wollte. "Wie sieht es mit Hormonblockern aus?", wollte die Ärztin wissen. "Wollen Sie vielleicht ein anderes Präparat ausprobieren, da Sie sagten, das vorherige bekommt Ihnen nicht?" Maki schüttelte entschieden den Kopf. "Ich komme schon so klar." "Und Sie?" Die Ärztin wandte sich an Tatsu. "Bislang scheinen Sie keine Paarungszeit durchlaufen zu haben, da Sie sich offenbar auch noch nicht verwandelt haben, aber für den Fall, dass es bald passiert, könnte ich Ihnen ein Präparat verschreiben, welches die Hormone unterdrückt." "Lieber nicht", meinte Tatsu verschüchtert; erst besaß er in Menschenaugen weibliche Geschlechtsorgane, dann sollte er auch noch die Pille nehmen. Maki konnte sich vorstellen, dass man sich da ziemlich unmännlich fühlen musste. "Aber...gibt es vielleicht etwas, das mir hilft, zur Katze zu werden?" Maki sah Tatsuya erstaunt an, während die Ärztin sich hinter ihren Schreibtisch setzte und ein Rezept ausfüllte, das sie ihm schließlich aushändigte. "Versuchen Sie es mit Baldrian und Katzenminze", lächelte sie ihm zu. "Das wirkt stimulierend auf Katzen. Aber übertreiben Sie es nicht mit der Dosierung." Maki stupste seinen Freund daraufhin mit der Schulter an und lehnte sich zu seinem Ohr. "Let's get high", maunzte er mit einem Schmunzeln. Eine halbe Stunde später saßen sie in Makis kleiner, bescheidener Wohnung und rollten sich Joints zusammen, die die edlen Kräuter enthielten. Maki stand nicht sonderlich auf Rauchen, schon deshalb, weil Fuji förmlich süchtig nach Zigaretten war, aber dies hier war einem höheren Zweck geschuldet und deshalb absolut legitim. Und Tatsuya rauchte ohnehin ganz gern, hatte er Maki erzählt. So sahen sie sich bald verschwörerisch in die Augen, als sie die Joints zwischen die Lippen nahmen und Maki ihnen beiden Feuer gab. "Das riecht wirklich sehr gut", musste Tatsu feststellen, als er den Rauch genüsslich ausblies. "Und schmeckt noch besser." "Da könnte ich direkt wieder rollig werden", kicherte Maki und nahm einen Zug. "Aber das willst du nicht wirklich." "Warum?" Tatsu sah ihn an, und Maki wurde prompt rot, schaute auf seine Füße. "Weil eine rollige Katze noch viel schlimmer ist als ein notgeiler Typ." "Echt?" Tatsu gluckste und lehnte sich zurück. "Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. Du siehst so harmlos aus." Harmlos...Maki grinste in sich hinein. Fuji hätte ihn nach einer durchgemachten Nacht mit an die fünfzehn Orgasmen ganz bestimmt nicht mehr als harmlos bezeichnet. Eher als ein Sexmonster, das ihn noch endgültig ins Grab brachte. Aber meistens hatte der Vampir tapfer durchgehalten, weshalb ihm zumindest ein bisschen Respekt gebührte. "Und?", lenkte Maki nun lieber ab und blinzelte Tatsuya an. "Merkst du schon was?" Tatsu setzte gerade zu einer Erwiderung an, als seine Augen groß wurden und er auf Makis Kopf starrte. "Du hast ja schwarze Öhrchen!" Maki drehte sie zugleich hin und her. "Ja! Willst du sie mal anfassen? Sind weich und plüschig. Beißen auch nicht." Tatsuya streckte langsam die Hand aus und berührte ehrfürchtig Makis Katzenohren. Woraufhin Maki zu schnurren begann. "Ist das süß..." Tatsu schmunzelte hingerissen, und im nächsten Moment war es an Maki, nach Luft zu schnappen und aufgeregt auf Tatsus Kopf zu deuten. "Deine Öhrchen! Du bist ein rotes Tigerkätzchen!" "Wie?" Er schnellte empor und rannte ins Bad, um sich im Spiegel zu begutachten. "Makiki! Die stehen mir aber gut!" "Und wie!" Maki sank definitiv benebelt in das Sofakissen, grinste selig, und einen Augenblick später schlang Tatsu von hinten die Arme um ihn und miaute in einer sehr hohen Tonlage in sein Ohr, lachte. Maki wurde prompt davon angesteckt, legte den Kopf in den Nacken und leckte mit seiner gepiercten Zunge über Tatsus Hals, was diesen kichernd zusammenzucken ließ. Für einen Moment bedauerte Maki es ein wenig, dass Tatsu kein Alpha war. Kapitel 11: KONDOME ------------------- "Kondome?", fragte Kazukis Stimme hinter Tatsuya. Der Angriff auf das Monster in dessen Konsolenspiel ging direkt nach hinten los und ließ die frischgebackene Werkatze leise fluchen. Die Tatsache, dass er spüren konnte, wie sein Mitbewohner hinter ihm stand und offenbar darauf wartete, aufgeklärt zu werden, sorgte dafür, dass Tatsu die Runde genauso gut vergessen konnte. Seufzend ließ er den Controller sinken, woraufhin Kazuki hörbar amüsiert die nächste Frage stellte. "Schläfst du neuerdings noch mit anderen Leuten? Nicht, dass es mich was anginge..." "Nee?", entgegnete Tatsuya langgezogen und lächelte verstört - und verschämt - in sich hinein. Zum Glück konnte Kazuki sein errötendes Gesicht nicht sehen. Verdächtigt zu werden, mehrere Sexualpartner zu haben, war Tatsu bereits peinlich, denn so war er nicht; nicht nur aus Prinzip, sondern weil er sich nicht einfach jedem auf diese Weise öffnen konnte. Er musste die Person schon sehr mögen, damit sie überhaupt sexuell anziehend auf ihn wirkte. Noch peinlicher aber war ihm der wahre Grund für die Tatsache, dass er Kondome eingekauft hatte. Kazu und er hatten bisher nie verhütet. Dass dies plötzlich anders sein sollte, bedurfte natürlich einer Erklärung. "Dann hast du neuerdings Angst, dass ich Krankheiten habe?" Noch immer klang Kazuki belustigt, ganz im Gegensatz zu Tatsu, der sich nun recht aufgebracht halb herumdrehte und ihn mit gerunzelter Stirn und heißen Wangen anblitzte. "Nee, habe ich nicht!" Tatsuya glaubte nicht daran, dass Kazu noch anderweitig vögelte und dadurch etwas anschleppte. Selbstverständlich hätte er dies tun dürfen, sie waren schließlich kein Paar, aber auch Kazu war nicht der Typ, der einfach so jemanden aufriss. Obwohl es ein Leichtes für ihn gewesen wäre, fand Tatsuya. Der Mann war extrem sexy und zeigte besonders in letzter Zeit gern seinen nackten Oberkörper. Das machte er garantiert nicht nur, um Tatsus Triebe zu entfachen...oder etwa doch? Kazuki, der nur noch breiter grinste aufgrund von Tatsuyas Gesichtsausdruck, haute direkt noch weiter in die Kerbe. "Okay. Dann hast du Angst, dass ich dich schwängere." Der Gitarrist gluckste in sich hinein - während Tatsu sich fühlte, als würde er eine reife Tomate am Strauch sein. Gleichzeitig bekam er keine Luft mehr. Anscheinend bemerkte Kazu nun, dass etwas nicht stimmte, denn sein Grinsen schwand langsam und machte einem besorgten Ausdruck Platz. "Stimmt was nicht? Das war doch bloß ein Witz." Tatsuya schloss die Augen Im nächsten Moment ploppten seine Katzenohren auf. Die harte Tour war die beste, hatte Maki gesagt. Und sie auch bei Tatsu angewendet, als er ihm beigebracht hatte, dass er eine Katze war. "Ähm..." Kazu hatte zunächst gar nichts gesagt, und auch jetzt stammelte er ratlos herum. "Wie hast du das jetzt gemacht? Ich meine...das steht dir. Sehr..." "Das ist echt", erklärte Tatsu mit unsicherer Stimme und stand auf, lief um die Couch herum und lehnte seinen Hintern gegen die Rückenlehne, als er sich vor den Größeren stellte. "Ich bin eine Werkatze. Ohne Scheiß." Kazu kniff sich in den Nasenflügel. Beäugte Tatsu derweil. Schnaubte dann kopfschüttelnd. "Ich kann's nicht wirklich glauben, aber...das ist ja wie einem Anime." Tatsu wackelte ein bisschen mit den Ohren, stellte sie auf, legte sie flach an den Kopf an, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Und damit Kazuki sah, dass er nicht nur an Halluzinationen litt. Dieser wirkte nun doch reichlich interessiert. Zum Glück. Es wäre doof gewesen, wenn er äußerst befremdet reagiert hätte. "Also, wenn du wirklich eine Katze sein solltest", bemerkte Kazu nach einer Weile des eindeutig faszinierten Schauens, "heißt das, dass wir keinen Sex mehr haben dürfen? Aber warum dann die Kondome?" Nun wurde Tatsu wieder rot. Senkte aber nicht den Blick. Dafür legten sich seine Ohren nun von ganz allein an. Instinktiv. "Wir dürfen", erklärte er dann leise und drehte Däumchen. "Solange ich nicht voll verwandelt bin..." "So pervers bin ich dann auch wieder nicht." Kazu schmunzelte schief. "Also, wieso dann plötzlich die Kondome?" Tatsu drehte immer schneller Däumchen. "Weil ich...als Katze eventuell Paarungszeit haben werde." "Paarungszeit?" Kazu sah immer neugieriger aus, mit seinem emporgezogenen Brauen. Tatsu nickte. "Ja. Und das heißt, dass ich...dann sehr...du weißt schon sein werde." "Du weißt schon?" Tatsuya verdrehte die Augen. "Kazu...ich werde dann sehr viel Sex brauchen." "Ach so?" Tatsus Mitbewohner zuckte dezent die Schultern, während er noch immer erfreut wirkte. Oder sogar noch mehr. "Das kriegen wir schon hin, kein Problem." Wenn Kazuki das mal nicht unterschätzte...laut Maki hatte diese Paarungszeit geklungen wie etwas, das nicht gerade angenehm sein konnte. Und sehr kräftezehrend. Für beide Seiten. "Aber das ist nicht alles", fuhr Tatsu fort, trommelte nun auf sein Bein. "Mein Freund, der mir erzählt hat, was ich bin, hat mir auch noch was anderes mitgeteilt. Ich war deshalb sogar beim Arzt." Kazuki lehnte sich nun neben ihn, legte seine Hand auf Tatsus Oberschenkel. Sah ihn abwartend an. "Wenn ich...paarungsbereit...werde, dann werde ich wohl auch...also, ich rieche dann wohl auch anders, was aber Menschen eventuell nicht wahrnehmen können. Jedenfalls werde ich dann wohl auch von selbst...feucht. Wie eine-" Nein, nicht wie eine Frau. Maki hatte ihm eingebläut, dass solch ein Vergleich fehl am Platz war. "Oh." Kazuki zog wieder die Augenbrauen hoch. Sein 'Oh' hatte aber nicht verstört geklungen. Offenbar war Kazu wirklich aufgeschlossen. Aufgeschlossener, als Tatsu geahnt hatte. Besonders extreme Kinks hatten sie bisher noch nicht zusammen ausgelebt, weil Tatsu nicht viel Wert auf sie gelegt hatte, weshalb er keine Ahnung hatte, wie versaut Kazuki tatsächlich war... "Wirklich? Erzähl' mir mehr." Tatsu windete sich. Atmete tief durch. "Jedenfalls...also, meine Anatomie ist anders als bei einem Menschen. Das heißt, kurz vor der Stelle, wo man meine Prostata liegt, geht noch ein Gang ab." Mit roten Wangen sah er Kazu an. "Hast du das noch nicht bemerkt?" "Noch ein Gang?" Das war Antwort genug. Also hatte Kazu nichts gemerkt. "Jaaa. Also..." Er ließ resigniert die Schultern hängen. "Ich habe eine Gebärmutter. Ich kann schwanger werden. So. Jetzt weißt du, wieso ich Kondome brauche." Kazus Mund öffnete sich. Schloss sich wieder. Seine Hand blieb aber auf Tatsuyas Bein liegen. Fuhr an diesem auf und ab. "Wow", machte Kazu schließlich überwältigt. "Ich kann's immer noch schlecht fassen, aber...wenn das wirklich stimmt...oh Mann." Er legte seinen Arm nun um Tatsus Rücken, rückte näher an ihn heran und küsste seine Schulter. "Da wirst du nicht der Einzige sein, der sehr viel Sex brauchen wird..." Es machte Kazuki an! Er war wirklich pervers. "Aber ich bin deswegen jetzt kein Mädchen oder so", beeilte sich Tatsu zu erklären, erntete ein Kopfschütteln von Kazu, der sacht an seinem Hals saugte und Tatsuya ganz schwindelig werden ließ. "Natürlich nicht. Du bist einfach etwas Besonderes. Warst du schon immer, aber jetzt umso mehr..." "Dann...findest du es gut?" Kazu hob den Blick. Seine Augen waren ganz dunkel. "Gut? Untertreib' mal nicht, Tatsunyan." Ganz kurz biss er sich auf die Unterlippe, dann schnappte er sich Tatsu und hob ihn hoch, verschleppte ihn in das Schlafzimmer. "Wann denkst du denn, dass du..." "Rollig", half Tatsu ihm schüchtern aus. "Also, wann denkst du denn, dass du rollig wirst?" "Frag' nicht..." Tatsu vergrub sein Gesicht in Kazus Halsbeuge. Etwas ging mit seinem Körper vor sich. Hitze breitete sich in ihm aus. Und da hinten...seine Unterwäsche fühlte sich nass an. Sein Loch zuckte gierig. "Vergiss bloß die Kondome nicht..." Kapitel 12: CLANBUSINESS ------------------------ Es geschah nicht oft, dass ein Newbie oder einer, der es werden wollte, in ihrer Mitte auftauchte. Dementsprechend schlugen Teru gebannte Blicke entgegen, als dieser von Fuji vorgestellt wurde. "Leute, Teru will Vampir werden", erklärte Fuji mit einem Seufzen und nahm einen Zug von seiner Zigarette. "Ich konnte es ihm bisher noch nicht ausreden. Aber seht es ihm nach, er hat dezent einen an der Klatsche." Fuji erntete für diese Worte eine Geste mit Terus Mittelfinger. Von den Clanmitgliedern zeigte sich jedoch keiner beeindruckt oder verzog gar eine Miene. Einer der Typen, der eine Bandana um den Kopf trug, spuckte lediglich auf den Boden, ein weiterer kaute ungeniert auf seinem Kaugummi herum. Aber sie alle starrten Teru auf dieselbe Weise an. Interessiert und zugleich prüfend. So hatte Teru sich das nicht unbedingt vorgestellt. Nicht, dass er förmlich nackt gemacht wurde mit Blicken, und erst recht nicht, dass der Vampirclan, dem Fuji angehörte, aus einer Horde von geschätzt zwanzig hauptsächlich jugendlich aussehenden Männern bestand, die optisch so ziemlich jede Subkultur vertraten. Punks mit Stachelhaaren und Nietenwesten, Rapper mit versilberten Zähnen, fetten Klunkern und riesigen Klamotten. Oder einfach nur tätowierte Typen mit grimmigen Gesichtern, die man auf dem ersten Blick nirgendwo zuordnen konnte. Fuji stach dennoch aus der Menge heraus. Er war Mister Flawless, dessen Eitelkeit keiner nachahmte. Der Vampirprinz schlechthin mit seinem langen, glatten Haar, der Lederjacke mit Skelettprint und der selbstgefälligen Attitüde. Optisch passte Teru zu den Typen, keine Frage. Aber ob das genügte? Ein paar der Kerle kannte Teru sogar von DJ-Events, wie den riesigen Typen mit den schulterlangen Haaren, der wie ein Ent aus Terus Lieblingsfilmen Herr der Ringe wirkte, wie er da auf dem Klettergerüst hockte und Teru angrinste. "Du Mutiger...", urteilte jener knapp - und eindeutig sarkastisch - und legte den Kopf schief, leckte sich obszön über die Lippen. Nein, sie musterten ihn nicht nur interessiert in Hinblick auf eine potenzielle Mitgliedschaft in ihren Reihen, eindeutig nicht. Sie nahmen ihn kaum ernst. Fuji schloss seine Finger um Terus Arm und beugte sich näher zu seinem Ohr. "So lange du Mensch bist, sehen sie dich als Beute an", zischte er. "Sei deshalb besser vorsichtig. Wenn die alle an dir saugen, bist du hinterher nichts weiter mehr als eine nicht aufgeblasene Sexpuppe, also keine Mätzchen und keine schönen Augen, okay?" Er grinste schief und stupste Teru den Ellenbogen in die Seite. "Denk' dran: Wär' schade um dich." Das sah Teru genauso. Und ganz ehrlich, es behagte ihm nicht, das Objekt der Begierde von einem Haufen Typen zu sein. Hätte es vielleicht, wenn er hätte sichergehen können, dass sie ihm nicht zu nahe kamen. Aber Vampire waren Menschen überlegen, und wenn sie sich vornahmen, eine Orgie mit ihm zu feiern oder gar einen Snuff-Film zu drehen, dann hätte er die Arschkarte gezogen, eindeutig. Er zückte seinen Flachmann und kippte sich einen gehörigen Schluck Whiskey hinter die Binde. Der war nun dringend benötigt. "Wir sind heute hier", erklärte Fuji nun feierlich, "weil wir die Wölfe in ihrem eigenen Territorium endlich mal wieder ein bisschen aufmischen wollen." Jubel tönte von der Wippe, der Schaukel, den Klettergerüsten her. Fäuste wurden emporgerissen. Teru machte halbherzig mit, auch wenn er nicht wusste, was nun genau daran so toll sein sollte. "Wölfe aufmischen?", fragte er Fuji deshalb, und der Vampir nickte, steckte sich genüsslich die Zigarette zwischen die Lippen. "Dämonen und Werwölfe sind die einzigen Spezies, die sich nicht von uns versklaven lassen", berichtete er Teru. "Sie meinen, dass sie uns überlegen sind." Er wandte sich an die Menge. "Und? Sind sie das?" "Niemals!", brüllten die Kerle und johlten. "Machen wir die Wichser endgültig kalt!" Teru zog die Augenbrauen hoch und lachte nervös. Zupfte an Fujis Ärmel. "Ernsthaft? Kalt machen?" Fuji sah ihn an, als hätte er ihn gefragt, ob der Himmel blau wäre. Dann winkte er mit einer Bewegung seines Zeigefingers jemanden heran. "Shiro?" Der Kerl, der offenbar Shiro war, trat vor. Es war ein Bürschchen, das Teru gerade mal bis zur Schulter reichte, mit dem Gesicht eines Milchbubis. Der Junge sah aus, als wäre er gerade dreizehn geworden, hatte aber dieselbe Frisur wie Teru - geflochtene Zöpfe und Undercut. Und ein großkotziges, schiefes Grinsen im Gesicht, als er ihm sein Gewehr hinhielt. "Kannst du damit umgehen?", fragte Fuji Teru, der die Waffe an sich nahm, mit dem Blick eines Kindes, dem man gerade das Spielzeugauto geschenkt hatte, welches es sich zu Weihnachten gewünscht hatte. Waffen fand er schon ziemlich cool, weil sie einen cool aussehen ließen. Er nickte, während er sich das Gewehr betrachtete. "Yeah, schon, aber...ich soll damit auf Leute schießen?" "Auf Wölfe, du Nuss", korrigierte ihn Fuji und strich sich lässig die Haare nach hinten. "Solange du ein Mensch bist, bist du wesentlich verwundbarer als wir. Deshalb solltest du von Nahkampf absehen und lieber auf Silberkugeln zurückgreifen." Teru begriff, dass Fuji ihn missverstanden hatte. Etwas ratlos betrachtete er das Gewehr. "Mann, ohne Scheiß...Gewalt?" "Und?" Fuji sah ihn ungerührt an, die Zigarette im Mundwinkel. "Hast du Schiss?" Terus Blick wanderte über die ihn lauernd ansehenden Gesichter. Ein hämisches Grinsen hier, ein verächtliches Schnauben da. Der lange Lulatsch leckte sich wieder über die Lippen. Der ist als Beute besser aufgehoben, schien er zu denken. "Nee, aber...gibt's da nich' 'ne bessere Lösung, wenn ihr Stress habt? Ich bin echt kein Fan von Gewalt." Das war sogar noch untertrieben. Teru in seiner Sensibilität machte es bisweilen sogar traurig, wenn er die Nachrichten sah und damit die sinnlosen Kriege, die auf der Welt bestritten wurden. Negative Energie nahm ihn mit. Und dieser Scheißhaufen hier war voll von negativer Energie. Aber sie waren die coolen Kids. Und Teru war trotz allem gerne ein cooles Kid. Fuji schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. "Du kleine, weiche Pussy musst echt noch viel lernen." Gelächter brach los. Teru war bloßgestellt worden, vor versammelter Mannschaft. Ärgerlich hob er die Waffe an seine Schulter und zielte auf den nächstbesten Typen. Dieser aber streckte ihm bloß die Zunge heraus und zeigte ihm den Mittelfinger, wie Teru durch das Visier hindurch sah. "Schieß doch!", forderte er ihn sogar heraus, hob aufmüpfig das Kinn, denn er wusste, dass Teru das nicht hinbekam. Und er sollte recht behalten. "Schieß auf meine Bros und du stirbst einen qualvollen Tod", warnte Fuji ihn und legte ihm dann die Hand auf die Schulter. "Sie kommen. Fertig?" Zunächst wusste Teru nicht, wovon er sprach. Dann aber sah er, wie Fuji seinen Schlagstock nach unten stieß, als er ihn ausfuhr, und auch die anderen Typen verließen ihre Plätze und zückten ihre Waffen. Baseballschläger, Pistolen, Elektroschocker, Schlagringe. Dann wanderte sein Blick von den Vampiren hin zu einer weiteren Gruppe, die sich ihnen näherte. Die Mitglieder derer wirkten muskulöser, bulliger, größtenteils noch mehr wie wilde Tiere als die Vampire. Es dauerte nicht lange, bis aufeinander losgegangen wurde. Schreie und Geknurr vermischten sich mit dem ekligen Geräusch von berstenden Knochen und gebrochenen Nasen. Und dann sonderte sich einer der Wölfe ab und starrte Teru direkt an. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem triumphierenden Grinsen empor. Natürlich roch er, dass Teru ein schwacher Mensch war. "Schieß schon, du Schlappschwanz! Bevor er dich abmurkst!", schrie ihm Fuji zu, ehe er weiter auf einen Typen eindrosch, der wenig später zu Boden ging. Zitternd setzte Teru die Waffe an, nahm den Wolf ins Visier, auch wenn ihm sein Bauchgefühl und sein Gewissen bereits sagten, dass er es nicht würde fertigbringen können. Immer näher kam der Kerl, und schließlich, als er einen Satz direkt auf Teru zu machte, machte dieser auf dem Absatz kehrt und flüchtete sich samt Waffe in sein Auto. Ein sicherer Hafen, wie Fuji ihm erklärt hatte. Von dort drinnen sah er mit großen Augen durch die Scheibe - und zeigte dem Wolf beide Stinkefinger. Attitüde bewahren. Auch wenn man eine Flachzange war. Aber fairerweise hätte selbst Fuji zugeben müssen, dass dies eine andere Liga war als eine Schulhofschlägerei. Deshalb fuhr er nun schnell heim, ab durch die Mitte, mit röhrendem Motor und hundertachtzig Kilometern pro Stunde mitten in der Stadt. Attitüde bewahren. Und sich dann schnell mit Daddy und Big Bro ins Bett kuscheln anstatt Werwölfe abzuknallen. Scheiß auf Vampir werden! Kapitel 13: MEIN ---------------- Maki stellte sich wahrlich nicht schlecht auf seinen Inlineskatern an; dafür, dass er zum ersten Mal welche trug, war sein Können wirklich bemerkenswert. Sogar Tatsuya staunte über sein Talent, als er schon nach wenigen Übungen an seiner Hand über die lange Brücke rollte, ein breites, glückliches Schmunzeln im Gesicht, während der Wind seine langen Haare hinter ihm her wehen ließ. "Natürlicher, feliner Gleichgewichtssinn!", rief Maki Tatsu zu; seine Stimme schallte durch die laue, menschenleere Nacht. Das Adrenalin prickelte in seinem Bauch, und er kam nicht umhin, laut zu jubeln. Tatsu stimmte mit ein, lachend und jauchzend. Neue Dinge zu lernen machte unheimlichen Spaß! Maki würde niemals so resigniert und gelangweilt werden wie diese uralten Vampire, die sterben wollten, aber nicht konnten. Die Welt war voller Wunder und cooler Dinge! Als sie eine Pause einlegten und sich an zwei Brückenpfeilern festhielten, um zu verschnaufen, wanderte Tatsuyas Blick über die Silhouette der Stadt - um sich plötzlich auf einen Punkt in nicht allzu weiter Ferne zu fixieren. Maki hörte auf zu Kichern und sein Lächeln schwand, so wie er die etwas beunruhigte Miene seines Freundes sah. "Stimmt was nicht?", wollte er wissen und folgte Tatsuyas Blickrichtung. Katzen besaßen nicht nur einen fantastischen Gleichgewichtssinn, sondern sahen auch in tiefster Dunkelheit. Deshalb war es für Maki genauso einfach wie für Tatsu, den schwarzen Schatten auszumachen, der lässig an einer Hauswand lehnte, unweit einer Straßenlaterne. Selbst die Rauchfahne konnte Maki erkennen. "Stalkt der uns?", wollte Tatsu etwas beunruhigt wissen, denn er hatte definitiv Respekt vor Fuji, schon aufgrund dessen, was Maki ihm über Vampire und ihr Verhältnis zu Werkatzen erzählt hatte. Wahrscheinlich fürchtete er, in seine Fänge zu geraten. Aber nicht mit Maki! Maki schnaubte und verdrehte die Augen, sah dann wieder in Fujis Richtung. Presste grimmig die Lippen aufeinander. "Arsch", fauchte er, ballte die Hände zu Fäusten und skatete rüber. "Warte hier." Tatsu mochte Angst vor Fuji haben, Maki fürchtete seinen Herrn jedoch kein Bisschen. Deshalb stand er keine Minute später vor dem anderen und hob forsch das Kinn; dass Fuji einen halben Kopf größer als er war, selbst mit den Skates unter den Füßen, kümmerte Maki nicht. Er war eine Katze. Und Katzen waren innen stets größer als außen. "Was soll das?", fragte die Werkatze wenig amüsiert, die Lippen noch immer zwei schmale Striche in dem hübschen Gesicht. "Du kannst mir nicht erzählen, dass du zufällig hier rumhängst und rauchst." Fuji ließ sich Zeit damit, die Zigarette erneut zwischen die Lippen zu stecken und einen tiefen Zug zu nehmen; dabei ließ er Maki nicht aus den Augen, betrachtete ihn mit einer Mischung aus Wohlgefallen und Heimtücke, was Makis Nackenhärchen aufrichtete. Er reagierte nach wie vor stark auf Fuji. Wenn nicht sogar stärker als je zuvor. Sein Bauch kribbelte außerdem immer noch. "Du willst was von ihm", stellte Fuji dann trocken fest. Maki betrachtete Fuji mit seinem Bitchface, hob das Kinn noch etwas höher. "Und wenn?" Er wusste, dass er sich damit auf Glatteis begab. Sklaven war es verboten, Beziehungen jedweder Art zu führen, die nicht ihren Herrn einschloss. Ein intimes Verhältnis mit Tatsu hätte Konsequenzen mit sich gebracht, auf jeden Fall. Aber es existierte keines. Er wollte Fuji nur reizen. Die erste Konsequenz für seine freche Gegenfrage war, dass Fuji die Hand ausstreckte und schief grinsend mit den Fingerknöcheln über Makis Wange fuhr, ihn seine harten Ringe fühlen ließ. Eine Geste, die zärtlich angemutet hätte, wäre sie nicht so bedrohlich dahergekommen; nichtsdestotrotz oder gerade deshalb ließ sie die Katze leicht zittern, auch wenn sie sich das nicht anmerken ließ. "Du gehörst mir", wisperte Fuji, dessen Fingerspitzen hinab zu Makis Hals wanderten und sich um ihn legten. "Vergiss das nicht." Makis Lippen öffneten sich zu einem angespannten Keuchen, allerdings nicht, weil er Angst vor Fuji hatte. Der Ausdruck in seinen Augen, so voll wilder Besitzergriffenheit und Begehren, machte es ihm schwer, atmen zu können, weshalb er die Luft anhielt, auch dann noch, als Fujis Hand an seinem Hals emporfuhr und seine Finger sich in seine Wangen bohrten, seinen Mund zusammendrückten, wodurch er wohl wie ein Fisch aussah. Aber Fuji kümmerte das nicht. Er schmunzelte beinahe verträumt auf Maki herab. "Niemals, Lady. Auch nicht für eine Sekunde." Maki wusste nicht, wie ihm geschah, als Fuji seine Lippen auf seine eigenen presste und ihn leidenschaftlich küsste. Die Knie der Werkatze gaben beinahe nach, er drohte wie eine Marionette zusammenzufallen, aber Fujis freie Hand umfing ihn bei den Hüften und drückte ihn fest an sich. Maki hatte noch nie jemanden geküsst. So etwas gehörte nicht in die Beziehung zwischen Herrn und Sklave, war Menschen und ebenbürtigen Partnern vorbehalten. Deshalb wusste er nicht, was er tun sollte, zumal er vollends überrumpelt von Fujis Tun war. Fuji, der anscheinend auch nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Hatte er je jemanden geküsst? Maki öffnete instinktiv den Mund, spürte Fujis Zunge alsbald an seiner eigenen und zuckte zusammen aufgrund der Intensität des Gefühls. Fuji schmeckte nach Zigaretten, aber auch nach Blut und irgendwie...nach Fuji. Sie waren sich schon oft nah gewesen, aber noch nie so nah. Die spitzen Zähne des Vampirs verletzten Makis Lippe, weshalb der Kuss noch kräftiger nach Kupfer zu schmecken begann, aber das hielt Maki nicht davon ab, sein Zungenpiercing für Fuji deutlich spürbar zum Einsatz bringen. Immer hektischer wurden sie, Fujis Gier war absolut überwältigend für die Katze, als sie sich in Form einer fahrig über seinen Rücken wandernden Hand offenbarte. Wahrscheinlich hatte Maki instinktiv gespürt, dass etwas derartiges heute Nacht passieren würde und deshalb sein Silber zuhause gelassen. Er wollte Fuji nicht mehr von sich fernhalten. Er wollte ihn zu sich locken. Seine Finger krallten sich in die Aufschläge von Fujis Jacke, ehe er den Kopf leicht zurück zog. Benommen und mit blutverschmierten Lippen musterte Maki Fujis Gesicht. "Ich merk's mir", wisperte er mit rauer Stimme, löste Fujis Hand von seiner Hüfte und skatete von dannen. In seinem Rücken spürte er die intensiven und sicherlich verdutzten Blicke seines Herrn. Vielleicht bildete er sie sich aber nur ein, weil er sich etwas wünschte, das ihn zurückhielt. Denn die Entscheidung, Fuji stehen zu lassen, war ihm schwer gefallen. Zumal er nun spürte, wie sein Körper heftig nach ihm verlangte. Auch wenn er nun wieder zu Tatsu zurückkehrte, so gab es für ihn doch keinen anderen Mann als Fuji. Aber so leicht würde er es Fuji dennoch nicht machen. Obwohl er bemerkte, dass sich zwischen ihnen allmählich etwas zu entwickeln begann. Etwas, das Maki sich als mehr für ihn fühlen ließ als nur ein Sklave. Kapitel 14: BESITZANSPRÜCHE --------------------------- Der Abend war für Tatsuya genauso schön wie seltsam. Besonders in letzter Zeit unternahmen er und Kazuki viele Dinge zu zweit, von alltäglichen wie gemeinsamen Einkäufen für ihre WG bis hin zu einem Restaurantbesuch wie heute. Tatsu musste sich eingestehen, dass er positiv überrascht von Kazus Idee gewesen war und definitiv keine Sekunde lang mit dem Gedanken gespielt hatte, Nein zu sagen. Dennoch hatte es ihn sich fragen lassen, was das für sie bedeutete. Waren sie nun automatisch mehr als Freunde? Noch wollte er Kazu nicht darauf ansprechen. Nicht mehr heute Abend. Immerhin schien Kazu nicht daran interessiert zu sein, Händchenhaltend den Park zu durchstreifen, nachdem die Männer sich den Magen gehörig vollgeschlagen hatten. Jedoch hätte Tatsu wohl selbst dazu nicht Nein gesagt. "Du sagst, du bist pappsatt, aber siehst dabei immer noch knattergeil aus", befand Kazu mit einem Lächeln. Er wusste nicht, wie gut Tatsu wirklich in der Dunkelheit sehen konnte, und da er wohl dachte, dass er es nicht sah, machte er ein wirklich ziemlich notgeiles Gesicht, anzügliches Schmunzeln inklusive, was Tatsu eine Ahnung gab, was ihn Zuhause erwarten würde. Seit er sich als Werkatze und Omega geoutet hatte, bekam er Kazu kaum mehr von sich. Und manchmal provozierte er dies absichtlich. Etwa mit dieser schwarzweiß gestreiften Skinnyjeans und den fast kniehohen Gothicstiefeln, ein Outfit, das er vor einiger Zeit mal auf der Bühne getragen hatte. Nun wurde es für Kazukis Augen konserviert. Und verfehlte seine Wirkung nicht. Etwas streifte Tatsus Hintern. Garantiert Kazus Hand. Die Katze musste vor sich hin schmunzeln. Jenes Schmunzeln machte jedoch einem erschrockenen Gesichtsausdruck Platz, als Tatsu abrupt stoppte und den Typen ansah, der wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. Oder war er etwa von diesem Baum gesprungen, direkt vor seine Füße? Fakt war, dass der Kerl Tatsuya durchdringend musterte, mit Augen, die sich auf der Gierskala definitiv mit Kazus messen konnten. Was jedoch wesentlich weniger angenehm anmutete. "Na, Kätzchen, wie kann's sein, dass sowas Süßes wie du noch herrenlos ist?", fragte der Fremde in lüsternem Ton; er sah nicht unattraktiv aus mit seinem kurzen Iro, der sein schönes Gesicht noch besser zur Geltung brachte, aber Tatsuya konnte mit solchen Anmachen überhaupt nichts anfangen. Ein verwirrtes Stirnrunzeln war Teil der Antwort auf diese - wohl rhetorische - Frage. "Ähhh...bin ich doch gar nicht?", meinte er dann und sah in Kazukis Richtung. Dieser fasste dies wohl als Hilfeersuchen auf, aber bevor er reagieren konnte, lachte der Fremde laut und hämisch auf. "Der Loser da ist ein Mensch. Das zählt nicht." "Pass auf, was du sagst." Kazuki trat nun näher zu dem offensichtlichen Angreifer und schob sich schon die Ärmel hoch, bereit, zu kämpfen. Was Tatsu ein wenig peinlich war, denn er war kein Mädchen, das man beschützen musste. Deshalb zischte er Kazus Namen und versuchte, ihn an seiner Jacke festzuhalten, während der Fremde sich kein bisschen eingeschüchtert von ihm zeigte. Er schnalzte nur mit der Zunge, als würde er ein freches Kind beobachten - bis seine Augen auf einmal groß wurden und sich ein zweiter Typ zu ihm gesellte, die Hand auf seine Schulter schlug. "Verzieh' dich, Roku. Der gehört mir." Tatsu kam der Kerl mit den langen Haaren dezent bekannt vor. War das nicht...Makis Herr? Immerhin schien der ursprüngliche Angreifer nun kleinlauter und weniger interessiert an Tatsu. Er grinste den Langhaarigen nervös an. "Dann markier' ihn mal besser", beschwerte sich sogenannter Roku, der ganz offensichtlich vor dem anderen zu kuschen hatte, seine leicht geduckte Körperhaltung machte dies noch deutlicher. So zog er auch ab und nur der Langhaarige blieb zurück. "Du bist doch Makis kleiner Freund, oder?", wollte dieser wissen, woraufhin Tatsu zögerlich nickte und Kazu den Arm um ihn legte. Okay, wenn er den Beschützer spielen wollte, dann würde Tatsu ihn lassen. "Und?", hakte er mit erschreckend dünnem Stimmchen nach und hakte den Daumen in Kazus Hosentasche. "Ich gehöre dir deswegen aber nicht auch." Der Vampir steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Das Flämmchen des Feuerzeugs erhellte die Nacht für eine Sekunde. "Herrenlose Wertiere leben aber verdammt gefährlich", erklärte er und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. "Die Hochrangingen werden dich nicht in Ruhe lassen, bis du keinen eindeutigen Besitzer hast. Oder sie werden dich teilen." Tatsuya erinnerte sich an die Dinge, die Maki ihm über den Clan erzählt hatte. Über das Schicksal der Sklavenrassen. Und dass er nun einer solchen angehörte und diese Vampire offenbar Besitzansprüche an ihn stellen durften. "Niemand wird sich Tatsuya nähern, ohne, dass er es möchte", stellte Kazu klar, woraufhin der Vampir nur verächtlich schnaubte. "Was ist denn hier los?", rief plötzlich jemand in die Nacht und ein weiterer Schatten näherte sich. Allerdings war das nicht wieder wie befürchtet dieser Roku, sondern... "Maki?", fragte Tatsu überrascht, aber Maki schenkte ihm gar keine Beachtung. Anstelle baute er sich vor dem Vampir auf, klein und zierlich, wie er war. Tatsu konnte seinen ärgerlichen Gesichtsausdruck sehen. "Was machst du mit Tatsu und Kazu?", fuhr er seinen Herrn an. "Wenn du denkst, dass du sie entführen kannst-" "Beruhig' dich, Püppi", erwiderte der Vampir beschwichtigend und legte seine Hand auf Makis Kopf. "Ich entführe hier niemanden, keine Sorge. Im Gegenteil, ich habe deinen Freund davor beschützt, entführt zu werden." Maki sah zu den beiden anderen, aber weder Tatsu noch Kazu konnte die Aussage des Vampirs bestätigen oder ihr widersprechen. Keiner wusste so recht, was hier passierte. "Aber du bist doch eifersüchtig auf ihn", entgegnete Maki, als die anderen stumm blieben. Die listigen Katzenaugen wandten sich zu dem Vampir empor, welcher jedoch wieder nur schnaubte und Maki über die Wange strich. "Eifersüchtig? Auf ein Omegakätzchen? Ach Kitty..." "Das hat aber neulich noch ganz anders geklungen." Maki wich der Hand jedoch nicht aus, ließ sich streicheln. Fuji setzte sich nun auf die Lehne einer Parkbank, zog Maki mit sich, sodass er neben ihm zu seiner linken hockte. Tatsu nahm zu seiner rechten Platz, und Kazu neben ihm, dabei seinen Oberschenkel tröstend streichelnd. "Ich kann deinen Freund nur schützen, wenn ich ihn selbst besitze", erklärte der Vampir, wurde aber direkt von dem quirligen Maki unterbrochen. "Aber dann darf er nicht mehr mit Kazu zusammen sein, und du vögelst ihn selbst!" Tatsu sah erschrocken und zugleich etwas verschämt von Maki zu dem Vampir. "Ich bin gar nicht mit-" Er unterbrach sich, räusperte sich. Diese Behauptung wäre fast schon einer Lüge gleichgekommen, und außerdem tat sein Verhältnis mit Kazu hier nichts zur Sache. "Ich glaube auch nicht, dass ich mit einem Vampir in die Kiste will..." Der Vampir hörte gar nicht auf ihn. Er sah nur Maki reichlich entnervt an. "Ich werde der jungen Liebe schon nicht im Weg stehen..." "Hoch kriegst du ja sowieso keinen mehr außer bei mir!", frohlockte Maki und strahlte, bekam für diesen frechen Spruch, der ja wohl niemanden etwas anging, den Mund von seinem Herrn zugehalten. Seine Augen blitzten aber noch immer zufrieden in Tatsus Richtung. Und sogar Tatsu musste nun etwas schmunzeln. Offenbar lief es besser zwischen Maki und dem Vampir. Tatsu wusste genau, wie sehr Maki an ihm hing und wünschte ihm, dass sie zueinander fanden. Auch wenn der Typ ihm selbst suspekt war. Dann wechselte Tatsu einen scheuen Blick mit Kazu. Dieser lächelte ihn sanft an - und nahm dann behutsam seine Hand. Okay. Dann war es doch richtig gewesen, dass Tatsu nicht widersprochen hatte. Er mochte Kazu schließlich sehr, und das hier fühlte sich alles andere als falsch an. "Also nimmst du ihn nur pro forma in deinem Harem auf", schlussfolgerte Maki währenddessen. "Du paarst dich nicht mit ihm und erlaubst ihm, Kazu zu sehen. Du brichst die Gesetze, die du selbst mit aufgestellt hast...nur, um meinem Freund zu helfen?" Er legte skeptisch den Kopf schief. "So selbstlos kenne ich dich gar nicht." "Das ist auch nicht selbstlos", erwiderte Fuji mürrisch und strich sich durch die Haare, sah in die Ferne. Maki fragte nicht mehr weiter. Tatsu sah seine Augen funkeln, als er Fuji von der Seite anschaute. Es war eindeutig, dass er das für Maki machte. Und dass Maki das äußerst hinreißend fand. "Aber das bedeutet, dass ich dich beißen muss, Tatsuya", wandte der Vampir sich nun an Tatsu, bevor das Ganze noch peinlicher für ihn wurde. "Wenn du nicht eindeutig markiert bist, wirst du für immer Freiwild in den Augen der anderen sein." "Beißen?", fragten Tatsu und Kazu fast synchron, aber im nächsten Moment streifte Tatsu sich schon die Jacke von der Schulter. Zeit, dass er endlich mal ein paar Eier zeigte. "Dann mach halt", forderte er Fuji auf. "Sei aber vorsichtig", warnte Maki seinen Herrn. "Wehe, du saugst ihn aus..." Fuji sparte sich dieses Mal eine Erwiderung. Anstelle legte er nun seine Hand auf Tatsus Schulter - was diesem definitiv unangenehm war - und beugte sich nahe zu seinem Hals - was ihm noch unangenehmer war. Aber Kazu hielt die ganze Zeit seine Hand, was es erträglicher machte. Vor dem Schmerz hatte er kaum Angst, aber die Nähe des Fremden gefiel ihm nicht. Als Maki aber seine andere Hand nahm und ihm ermutigend zulächelte, fühlte er sich bereit für das Kommende. Ein Wimmern des Schmerzes erfüllte die Nacht dennoch, als die spitzen Zähne seine Haut durchdrungen. Aber danach würde er sicher sein. Er selbst traute Fuji keinen Meter über den Weg, aber Maki liebte ihn. Und Fuji liebte Maki, das sah ein Blinder. Außerdem stand Fuji ein bisschen unter Makis Scheffel, glaubte Tatsu. Was gut war. Maki würde definitiv dafür Sorge tragen, dass Fuji ihn nicht unsittlich berührte oder es anderweitig ausnutzte, dass er ihm nun offiziell gehörte. Denn Maki war einer der besten Freunde, die Tatsu je gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)