Was das Leben einem so bringt von Milan1896 ================================================================================ Kapitel 3: …Glück allein? ------------------------- Der Geruch von Kaffee, der mir in die Nase steigt, lässt mich langsam wach werden. Als ich mich bewegen will, spüre ich die schwere meines Sohnes auf meinem Brustkorb. Der kleine liegt hab auf mir und schläft tief und fest. Ich drehe meinen Kopf zum Nachttisch auf dem eine Tasse steht. Mina ist schon auf und wird nach Rin geschaut und festgestellt haben, dass er nicht in seinem Bett ist. Mit einem Lächeln richte ich mich langsam auf und schiebe Rin vorsichtig zur Seite. Er quittiert dies mit einem kurzen brummeln, schläft aber weiter. Leise verlasse ich das Bett und begebe mich ins angrenzende Bad neben dem Ankleidebereich. Die dunklen Bodenfliesen sind durch die Fußbodenheizung angenehm warm unter meinen Füßen. Die beiden großen Fenster lassen das noch leicht rötliche Licht des Morgens ins Bad und tauchen die Beigefarbenen Wandfliesen in ein leichtes Orange. Ich streife meine Sachen ab und stelle mich unter die große ebenerdige Regenwasserdusche, das warme Wasser lässt mich langsam richtig wach werden. Meine Gedanken kreisen noch um gestern Abend und den Anruf von Ray, eigentlich sollte ich mich nochmal auf einem Treffen blicken lassen. Ich stelle die Dusche ab und trete hinaus um mich abzutrocknen und meiner weiteren Morgenroutine nachzugehen. Nach etwa Fünfzehn Minuten begebe ich mich in den Ankleidebereich und ziehe mir Shorts, Jeans und ein einfaches Shirt samt Hemd heraus. Kurz geht mein Blick zum Bett bevor ich mich anziehe. Rin liegt, alle viere von sich gestreckt, mitten im Bett und schläft noch immer tief und fest. Unweigerlich muss ich schmunzeln, was würde ich inzwischen nur ohne ihn machen? Der Gedanke ihn an Asami zu verlieren lässt meinen Magen krampfen und schnell verwerfe ich ihn wieder. Leise trete ich neben das Bett und nehme meine Tasse von Nachttisch bevor ich das Schlafzimmer verlasse und nach unten in die Küche gehe, wo ich Mina vermute. Und ich behalte recht. Sie sitzt am Küchentisch, welcher bereits für das Frühstück gedeckt ist. Auf der Arbeitszeile aus schwarzem Granit, der an sich hellen Küche, stehen diverse Schüsseln in denen Sie alles zum Kochen zusammengestellt hat. „Guten Morgen, Mister Hiwatari. Ich hoffe der Kleine hat Sie wenigsten etwas schlafen lassen.“ Freundlich lächelt Sie mich an, als hätte Sie nicht mitbekommen was gestern passiert ist. Ich bin schon verdammt froh, dass Sie so diskret ist. „Morgen Mina, soweit schon. Er hat sich, wie immer, breitgemacht.“ Noch mit meiner Tasse in der Hand setzte ich mir zu Ihr, als Sie kurz auf Grund meiner Erklärung auflacht aber schnell wieder verstummt. „Verzeihen Sie bitte, aber das hörte sich gestern nicht sehr angenehm an.“ Unsicher sieht sie mich über Ihre Tasse hinweg an. „Nicht unangenehmer als sonst.“ schnaube ich und nehme einen Schluck. „Rückwirkend frage ich mich wirklich was mich bewogen hat Sie zu heiraten. Aber gut, wie sagt man so schön, Liebe macht blind.“ „Aber, wenn Sie es nicht getan hätten, dann hätten Sie jetzt auch Rin nicht.“ „Das ist das einzig Gute daran!“ Ich stelle die Tasse auf den Tisch und erhebe mich um die Terrassentür zu öffnen. Da Rin noch schläft, erlaube ich mir eine Zigarette auf der Terrasse. Die dunklen Holzbohlen sind von der Morgensonne schon leicht warm und angenehm unter den Füßen. Mein Blick geht über den ordentlichen, klar gehaltenen Garten, hinüber zum kleinen Kirchbaum. Er ist genau wie Rin jetzt fast vier Jahr hier und wurde als Glücksbringer für Ihn dort gesetzt. Jetzt im beginnenden Herbst wirkt er Trist und verloren. „Was wird jetzt auf Sie zukommen?“ Mina ist neben mich getreten und sieht mich fragend an. „Ein Rosenkrieg gehe ich von aus. Sie wird mit allen Mitteln versuchen an Geld, Mobiliar und an Rin zukommen. Wohl genau in der Reihenfolge.“ „Dass Sie so materiell ist. Aber das wurde ja gestern schon deutlich, entschuldigen Sie, aber es war nicht zu überhören.“ „Schon in Ordnung, das war Sie schon immer. Nur war es mir bisher recht egal, aber dass Sie mit einem meiner besten Freunde in Bett steigt, das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Ich drücke die Zigarette im Aschenbescher auf der Fensterbank aus und trete zusammen mit Mina in die Küche als man oben Schritte hören kann. Eilig huscht Sie an mir vorbei und verschwindet nach oben um Rin fertig zu machen. Normalerweise mache ich dies am Wochenende, aber gerade bin ich dankbar dafür. So kann ich noch meinen Kaffee beenden und kurz durchatmen. Gegen Mittag werde ich mit Ray telefonieren und Ihm sagen das ich beim nächsten Treffen dabei sein werde. Langsam gehen mir die Begründungen aus und auch Yuriy hat mir schon gedroht mich hinzuschleifen, wenn es sein muss. Aber ich werde nicht drum rumkommen, zumindest Ray, zu erklären weswegen auch damit er Takao und Max im Auge hat. Ich kann nur hoffen das Asami nicht auf die Idee kommt Ihn zu begleiten. Das könnte dann ziemlich in die Hose gehen. „Morgen Papa!“ ruft Rin freudig als er in die Küche stürmt und mir fast auf den Schoss springt. „Guten Morgen Großer. Gut geschlafen?“ „Ja! Dein Bett ist viel größer als meins“ Mit einer ausladende Geste seiner Arme versucht er das gesagt zu verdeutlichen und stahlt dabei über das ganze Gesicht. „Wenn du älter bist bekommst du auch ein großes Bett. Aber jetzt wird erstmal gefrühstückt.“ „Okay Papa, aber das ist versprochen, oder?“ „Ja versprochen.“ Zufrieden mit meinem Versprechen steigt er auf seinen Stuhl und wartet bis Mina uns das Frühstück auf den Tisch stellt. Gemeinsam essen wir und während sich Rin und Mina über die neusten Spielsachen unterhalten, bin ich in die Zeitung vertieft. Es ist trotz allem ein normaler Samstagmorgen und ich bin froh das es so ist. Als ich den Wirtschaftsteil überfliege fällt mir ein Artikel ins Auge, Chef ist dort zusammen mit Max und Mister Dickenson zu sehen. Es geht um neue Technologien im Bey-Sport und in der Entwicklung. Messtechniken wurden verfeinert und Werkstoffe überarbeitet, neue Parameter und, ein Punkt der mich sehr interessiert, Kommunikation zwischen Blader und Bit-Beast. Ich beschließe mich beim Treffen einmal mit den beiden darüber zu unterhalten. „Ich bin fertig, Papa. Darf ich aufstehen?“ Ich schau über die Zeitung hinweg und sehe dass noch etwas auf seinem Teller liegt. „Was ist damit?“ und deute auf besagte Reste. „Ich bin satt.“ „Gut, dann darfst du. Aber vor Mittag gibt es nicht großes mehr.“ Ich kann das überlegen in seinem Gesicht sehen und muss schmunzeln. Nach einem kurzen zögern antwortet er dann doch. „Ist gut Papa. Ich gehe nach oben spielen.“ Noch während es das sagt, rutscht er vom Stuhl und verschwindet nach oben. „Spätestens um zehn Uhr fragt er nach etwas Süßem.“ lacht Mina, „Möchten Sie noch einen Kaffee?“ „Versuchen kann er es ja. Gerne.“ Ich lege die Zeitung beiseite und reiche Ihr meine Tasse. Während Sie mir nachgießt beginne ich damit das Geschirr zusammen zu räumen. Wie eigentlichen jeden Morgen an den Wochenenden lassen wir uns Zeit und genießen es keinen Zeitdruck zu haben. Der restliche morgen verläuft ruhig. Ab und zu hört man es oben rumpeln, wenn Rin mit seinen Spielsachen zu heftig tobt. Mina hat sich, nachdem Sie in der Küche fertig war, auf den Weg in die Stadt gemacht. Sie trifft sich mit Ihrer Tochter und erledigt ein paar Einkäufe. Ich habe mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen. Der Raum ist hell und allein die in der Wand eingearbeiteten dunkeln Bücherregale mit all Ihren Büchern und Fächern dienen als Dekoration. Hier und da stehen Erinnerungsstücke an meine Beyblade-Zeit, eins der Fächer ist zu einer Vitrine umgearbeitet, in der Dranzer und die Medaillen liegen. Der Schreibtisch, der im gleichen Holz wie die Regale gehalten ist, nimmt beinahe den ganzen Raum ein. Mein Stuhl dahinter ist schlicht und modern, aber sehr bequem. So sehr das ich manchmal aufpassen muss nicht einzuschlafen. Durch die beiden Fenster dringt das Licht und fällt auf den Laptop und die Unterlagen vor mir. Ich gehe meine Mails durch und beantworte noch Fragen meines Anwalts für die bevorstehende Scheidung. Die Feinheiten des Ehevertrags, auf den ich damals bestanden habe, werden wir in den nächsten Terminen durchgehen. Ich hoffe bei all dem nur, dass Rin da unbeschadet rauskommt, und auch den Respekt vor seiner Mutter nicht verliert. Auch wenn es zwischen Asami und Mir so endet, so will ich nicht das der Kontakt zwischen Mutter und Sohn gänzlich abbricht. In Gedanken an Rin horche ich nach oben, es ist still geworden. Kein gutes Zeichen, wie ich weiß, also stehe ich auf und gehe nach oben. In seiner Zimmertür bleibe ich stehen, verschränke die Arme vor der Brust und muss schmunzeln. Mein Sohn sitzt dort inmitten seiner Spielzeuge auf dem dunkelgrauen Teppichboden und beobachtet einen Vogel vor dem Fenster. Dieser hüpft auf der halbhohen Gitterstange hin und her und blickt immer ins Zimmer. Das Fenster ist gekippt so dass man auch sein Zwitschern hören kann, ab und an pickt er gegen die Scheibe, als wolle er hinein. Rin steht langsam auf und bewegt sich vorsichtig zum Fenster, den Vogel nicht aus den Augen lassend. „Was wird das?“ frage ich kurz bevor er den Griff anfassen kann. Erschrocken fährt Rin herum und auch der Vogel fliegt davon. „Man Papa! Jetzt hast du den Piepmatz verjagt!“ ungehalten stampft er auf den Boden und sieht mich bockig an. „Du kannst doch keinen Vogel reinlassen, Rin. Der macht doch alle deine Sachen dreckig.“ Ich lege den Kopf leicht zur Seite. „Wenn du älter bist, können wir über einen Vogel oder Haustier reden, aber jetzt nicht.“ „Mano Papa!“ stöhnt der kleine langgezogen, was mich schmunzeln lässt. „Nichts, Mano Papa, das sind die Regeln! Haustiere erst, wenn du in der Schule bist!“ „Das ist gemein! Misato hat auch ein Haustier!“ „Das ist das Aquarium seiner Eltern und er hat da Fische drin, das ist was anderes.“ „Du bist Gemein!“ bockig verschränkt Rin die Arme vor der Brust und schiebt seine Unterlippe vor. „Ich weiß. Ändert aber nichts.“ „Dann will ich auf den Spielplatz!“ entschlossen werde ich angesehen und ich schnaube geschlagen. „Gut, dann räum auf und komm runter.“ „Okay Papa.“ Eine gute halbe Stunde später sitze ich nun auf einer Bank im nahegelegenen Park und beobachte Rin auf dem Spielplatz. Der kleine Park ist nicht weit weg und trotz der enge der Stadt angenehm. Langsam beginnen auch hier sich die Bäume sich in die Herbstfarben zu kleiden. Ein großes Gerüst mit Rutsche, Kletterwand, Hängebrücke und Schaukeln steht in der Mitte eines großen Sandplatzes. Um diesen Bereich reihen sich diverse Banken und Tischgruppen für die Eltern. Einige Mütter sind ebenfalls mit ihren Kindern hier. Ein paar Gesichter kommen mir sogar bekannt vor, aber ich versuche mich aus Gesprächen raus zu halten. Bevor noch einer der Mütter auf die Idee kommen kann, ziehe ich mein Telefon aus der Manteltasche und wähle Rays Nummer. °Kon° höre ich Ihn nach nicht mal zwei Freizeichen, als hätte er auf meinen Anruf gewartet. „Hey Ray, lange nicht gehört.“ °Kai, das stimmt. Wie geht es dir?° „Es geht, war schon mal besser.“ Mein Blick geht nochmals zum Gerüst auf dem Rin klettert. °Klingt nicht gut. Hör mal ich freu mich dich mal wieder zu hören, aber…° Ich kann in seinem Tonfall hören, dass er schnell zur Sachen kommen will. So als käme mein Anruf ungelegen. „Ray, ich komme zu dem Treffen. Aber nur unter einer Bedingung!“ unterbreche ich Ihn, da ich weiß war er sagen will und das Gespräch nicht in die Länge ziehen will. °Bedingung?° „Ja, ich will dass du Takao von mir fern hältst.“ °Wieso das? Ich denke er würde sich freuen dich zu sehen.° Deutlich ist sein Erstaunen zu hören und die anfängliche Hektik des Gesprächs vergessen Mir entweicht ein höhnisches Lachen als ich das höre. „Er ist der Grund, weshalb ich die letzten Male nicht dort war. Er ist der Grund warum mein Sohn ohne Mutter aufwachsen wird. Er ist der Grund für meine Scheidung!“ Es herrscht Still in der Leitung, Ray verarbeitet wohl was ich Ihm gerade gesagt habe. °Takao hat was?° „Er hat mit Asami geschlafen. Tut es wohl noch immer!“ °Oh verdammt…Kai das…das tut mir Leid. Ich hatte keine Ahnung.° „Woher auch. Also da wir das…“ Ich breche mitten im Gespräch ab als ich meinen Sohn sehe wie er ein Kind auf dem Hängebrücke ärgert und schuppst. „RIN!“ donnert meine Stimme über den Platz. Sowohl er wie auch die anderen Kinder und Eltern zucken zusammen. „Was wird das?“ frage ich streng. „Nichts…“ kommt es kleinlaut. „Runter und her kommen!“ „Aber…“ „Kein Aber!“ Mit hängendem Kopf steigt er runter und kommt auf mich zu. Ich kann das tuscheln mancher Eltern hören, aber ignoriere es. °Kai? Bist du noch da?° „Ja. Moment noch Ray. Ich muss gerade meinen Sohn zurechtweisen.“ °Oh ha…° höre ich Ihn mit lächeln in der Stimme. Nur zu gut kennt er mich um zu wissen wie das bei mir läuft. „Was sollte das?“ frage ich erneut mit strengem Ton. „Er hat angefangen!“ „Darum geht es nicht Rin! Der Junge hätte von der Brücke fallen können. Sowas macht man nicht.“ „Aber Papa…“ versucht er erneut. „Nichts Papa. Entweder du entschuldigst dich und benimmst oder wir gehen nach Hause!“ Rin sieht mich, so böse er kann an, bevor er schmollend die Unterlippe vorschiebt. „Er hat aber angefangen!“ „Und ich beende es! Ende der Diskussion. Entweder oder.“ „Du bist doof!“ schmollend dreht er sich um geht. Ich sehe wie er dem Jungen die Hand hinstreckt und dann auf die andere Seite des Gerüstes geht. „Entschuldige Ray, aber das ging nicht anders.“ °Hey schon in Ordnung. Verantwortung lässt sich nicht abschütteln.° Ich atme noch einmal durch bevor ich beginn zu erzählen was in letzter Zeit geschehen ist. Ray hat Verständnis, das merke ich, allerdings bemerke ich auch sein Unwohlsein dabei. Er überlegt wie er es bewerkstelligen kann, das Takao und auch Max mich dahingehend in Ruhe lassen. °Wenn du nichts dagegen hast, würde ich Hiromi mit ins Boot holen. Sie kann Ihn gut Händeln was das angeht.° schlägt er schließlich vor. An Hiromi habe ich gar nicht gedacht. Sie war schon früher immer diejenige die Takao zur Ruhe gebracht hat. „Stimmt. An Sie habe ich gar nicht gedacht. Ich schau mal ob ich Sie morgen erreiche. Wir sehen uns dann auf dem Treffen. Ich sollte langsam mit Rin nach Hause.“ °Alles klar, wir sehen uns dann.° Als er aufgelegt hat stehe ich von der Bank auf und gehe zum Gerüst. „Rin, zeit zu gehen. Mina wird schon mit dem Essen beschäftigt sein.“ „Ist gut, Papa.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)