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Adventskalender des YuKa-FanZirkels

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03.12. - Du musst aufwachen, hörst du! Ich kann das hier nicht ohne dich...

Der Kampf war hart und sein Gegner erbarmungslos. Allerdings war dieser auch 3

Jahre älter und bisher ungeschlagen, sodass von vorn herein klar war, wer hier als Sieger hervorging und dass Yuriy keine Chance hatte. Yuriy war stark. Sehr stark sogar. Aber auch er war noch ein Kind. Sein Gegner war größer, breiter und aus irgendeinem unerfindlichen Grund mächtig muskulös. Woher diese Muskeln kommen konnten, war ihnen nicht klar. An den Mahlzeiten konnte es jedenfalls nicht liegen. Diese, mitunter graue Pampe, konnte unmöglich solch einen Körperbau hervorrufen.
 

Das hässliche Knacken von Plastik erfüllte die Halle und riss Kai aus seinen Gedanken. Automatisch hielt er die Luft an. Scheiße. Das wars. Yuriy stärkste Waffe war seine undurchdringliche Verteidigung. Doch genau diese – in Form seines Verteidigungsringes - war so eben zerbrochen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sein Gegner ihn zermalmte. Und Igor – sein Gegner – wusste das genau. Ohne Sinn und Verstand attackierte er den lädierten Blade. Kleine Teile flogen durch die Gegend, verletzten den Rothaarigen im Gesicht und an den Armen, die er schützend vor sich hielt. Ein letzter Angriff und Yuriy wurde von der Macht der Angriffswelle von seinem Podest gerissen. Und er blieb liegen. Regungslos. In der Halle war es mucksmäuschenstill. Nur das leise Lachen von Igor erfüllte die Luft, die wie elektrisch aufgeladen schien.
 

Kais Augen wurden immer größer. Warum stand er nicht auf? Warum regte Yuriy sich nicht? Panik kroch in ihm hoch.

//Scheiße...Yuriy steh auf. Bitte. Du musst aufwachen, hörst du!"

Im Augenwinkel sah er, dass zwei Ärzte angerannt kamen. Sie hievten ihn auf eine Trage und brachten ihn raus.

Das war das letzte Mal, dass er ihn gesehen hatte.
 

Noch lange nachdem der Kampf vorbei war, stand Kai da an seinem Platz und starrte auf die Stelle, an der Yuriy gelegen hatte. Wie in Trance ging er zurück zum Abendappell, als die Glocke erklang. So sehr er sich auch sträubte, sich jetzt aufrecht hinzustellen und dem Gaspadin für die heutigen Trainingseinheiten zu danken, umso weniger verkraftete er eine erneute Bestrafung, würde er zu spät kommen oder gar fehlen. Sein Körper brauchte Ruhe und er musste ihm diesen gönnen. Und so schlief er diese Nacht alleine in ihrem Zimmer. Und auch in den kommenden Nächten war er alleine.
 

Yuriy war verschwunden. Er sah ihn nicht und hörte nichts von ihm. Er durfte auch nicht fragen, weil Freundschaften hier verboten waren. Kai meldete sich sogar freiwillig zum Abwasch und fegte den Essenraum aus, in der Hoffnung, irgendjemanden der Wachen flüstern zu hören und so etwas in Erfahrung zu bringen.

Doch es brachte nichts. Seine Mühe war vergeblich. Allerdings sagte sein Gefühl ihm, dass Yuriy nicht tot sein konnte. Das durfte er nicht. Sein Freund lebte noch. Er musste es einfach. Ohne ihn, da war sich Kai sicher, würde er es auch nicht überleben.
 

Die Tage vergingen und die Monate zogen vorbei. Der erste Schnee des Winters kam früh und sorgte dafür, dass das Training am Morgen immer unangenehmer wurde, da Boris sie nach wie vor in ihren dünnen Trainingsanzügen nach draußen schickte, um im Hof ihre Runden zu drehen.
 

Mit dem Winter kam auch das neue Jahr und die Feierlichkeiten des Weihnachtsfestes. Doch mehr als der große leuchtende Tannenbaum vor den Eingangstoren, der nur geschmückt war, um der Außenwelt eine scheinheilige Welt vorzuspielen, zeugte nicht von den Festlichkeiten.

Stattdessen gab es eine lange Zeremonie, die ihnen jedes Jahr aufs Neue einreden sollte, wie froh jeder von ihnen sein sollte, hier zu sein. Dass sie aufgenommen wurden und ihnen ein Dach über dem Kopf geboten wurde. Dass sie Nahrung bekamen. Auch wenn Yuriy und Kai immer fanden, dass der Begriff „Nahrung“ nicht annähernd passend war.
 

Yuriy…wenn er hier wäre, dann würden sie heimlich flüstern und sich über die schrecklich nasale Betonung des Priesters lustig machen. So wie sie es jedes Jahr taten. Doch in diesem Jahr stand Kai alleine in der Reihe. Kai war allein. Furchtbar allein. Und es zerfraß ihn innerlich.
 

Am Weihnachtsabend saß er auf seinem Bett und starrte an die leere Wand ihm gegenüber. Starrte auf das leere Bett, in dem sein bester und einziger Freund liegen sollte. Sein Blick glitt durch das kleine vergitterte Fenster an der Wand in den Nachthimmel. Langsam stand er auf und nahm den Stuhl, stellt ihn an die Wand, um aus dem Fenster zu sehen. Er sah die Spitze des Tannenbaums. Über diesem leuchteten im Nachthimmel klar und deutlich die Sterne.

Seine Mutter hatte ihm früher erzählt, dass Sterne Wünsche seien. Und immer, wenn ein Wunsch bereit war, erfüllt zu werden, dann segelte er als Sternschnuppe auf die Erde hinab und wartete auf die Person, die ihn sehen würde und sich etwas wünschen würde.

Also stand Kai da und blickte in den Himmel und hoffte und wartete auf den einen Stern, der bereit war, ihm seinen Wunsch zu erfüllen.

Er wusste nicht, wie lange er da stand, doch nach einer schieren Unendlichkeit, da passierte es. Eine Sternschnuppe glitt beinahe über den ganzen Nachthimmel und aus seiner Position sah es aus, als ob diese direkt über dem Tannenbaum erlosch. Schnell schloss er die Augen und hoffte, dass noch kein anderer vor ihm diese Sternschnuppe gesehen hatte und sein Wunsch somit der erste war und wahr werden würde.
 

"Bitte…Yuriy…komm wieder zurück. Ich wünsche mir, dass du zu mir zurück kommst. Ich brauche dich. Ich kann das hier nicht ohne dich", seine Stimme war nur ein leises Wimmern und er hoffte, es war ausreichend genug, um von der Sternschnuppe gehört zu werden.

Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und sank auf dem Stuhl zusammen. Heiße Tränen flossen über seine Wangen.
 

Was er nicht wusste, war, dass sein Wunsch schon bald in Erfüllung gehen sollte.

Als die Feiertage vorbei waren und der Glanz der Lichter am Tannenbaum erloschen waren, wurde eines Nachts die Tür zu Seinem Zimmer mit grober Wucht aufgestoßen und riss ihn damit noch fast mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Verschwommen, aufgrund der Dunkelheit, nahm er eine torkelnde Person war, die den Stoß ins Zimmer nicht rechtzeitig abfangen konnte und auf dem Boden landete.
 

So schnell die Tür aufgestoßen war, so schnell war sie wieder zu und das bekannte Klacken des Schlosses ertönte leise. Kai rieb sich die Augen. Eine rote Mähne drängte sich in sein Blickfeld und es dauerte nicht lange, da hörte er das bekannte und von ihm so schrecklich vermisste Fluchen seines besten Freundes.
 

"Danke. Du mich auch!", brummte es vom Boden.

"Yura?", fragte Kai leise, unsicher ob seine Augen ihn trügten oder er noch schlief.

"Hey Kleiner. Na, hast du mich vermisst?", jetzt waren die hellblauen Augen direkt auf ihn gerichtet.

Yuriy Kopf war in einen Verband gewickelt und er wirkte noch schmaler als er ihn in Erinnerung hatte. Aber da saß er, direkt vor ihm. Er war wieder da.

Ehe der Rotschopf sich versah, war Kai aufgesprungen und hatte sich in seine Arme geworfen.
 

"Danke…", flüsterte er unter Tränen, froh seinen besten Freund wieder zu haben.

13.12. - Aber du hast es versprochen!

"Hey Babe.", kam es ungewöhnlich leise von der anderen Seite der Telefonleitung. Bereits an dieser Begrüßung und an der Tonlage merkte Kai sofort, dass etwas nicht stimmte.

"Was ist los, Yura?", sein Körper war sofort angespannt.

"Wow...ich kann vor dir wirklich nichts verheimlichen."

"Nein, kannst du nicht. Also raus damit. Was ist los?"

"Gleich auf den Punkt kommen, wie immer.", seufzte der Russe.

"Yuriy!", Kai wurde ungeduldig.

"Ist ja gut", ein weitere, diesmal sehr langgezogenes, Seufzen ertönte erneut.

"Ich werd´s nicht schaffen."

Kai schloss die Augen. Er hatte es befürchtet.

"Kai, sag doch was.", bat Yuriy, nachdem der Jüngere eine Weile still blieb.

Er war enttäuscht, was sollte er dazu sagen?

"Aber du hast es versprochen.", seine Stimme zeugte eindeutig von dieser Enttäuschung und war kaum mehr als ein Flüstern.

"Ja, ich weiß. Aber...es ist so viel zu tun. Ich komm einfach nicht eher weg und es gibt keinen späteren Flieger. Allgemein fliegt irgendwie nichts, weil sich wohl wieder ein Schneesturm angekündigt hat. Es tut mir leid."

An seiner Stimme erkannte Kai, dass Yuriy es ehrlich meinte.

Natürlich konnte Yuriy auch nichts für das Wetter. Und auch, dass sich so viel Arbeit angestaut hatte, war nicht verwunderlich. So war es doch immer zum Jahresende. So war es letztes Jahr und das Jahr davon und auch davor. Genau deswegen hatten sie sich ja versprochen, dieses Jahr die Feiertage zusammen zu verbringen.

"Ist ok. Ist ja nicht deine Schuld.", dennoch konnte er die Traurigkeit aus seiner Stimme nicht verbannen.

"Dann...sehen wir uns wohl erst in ein paar Wochen wieder. Ich muss mal sehen wie es mit dem Training weiter geht nach den Feiertagen. Ich ruf dich an, ok?"

Kais Kehle war wie zugeschnürt und er wollte das Telefonat so schnell wie möglich beenden. Die Vorstellung, die kommenden Tage alleine zu sein, überall diese glücklichen Gesichter zu sehen und selbst unendlich traurig zu sein, war einfach nur furchtbar. Früher, ja früher hatte er mit der Einsamkeit kein Problem gehabt. Aber seit er sich seiner Gefühle für Yuriy bewusst war und sie beide offen und ehrlich eine Beziehung führten, da war jede Sekunde, die er von dem Rothaarigen getrennt war, fürchterlich schmerzhaft für ihn. Einerseits hasste er sich für diese Schwäche. Andererseits war Yuriys Liebe das Erfüllendste und Befriedigendste, was er jemals gefühlt hat.
 

Yuriy hatte ein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass Kai besonders anfällig für diese Art von Enttäuschungen war. Aber er konnte es einfach nicht ändern. Selbst wenn er seine Arbeit mitnahm und den Bericht im Flugzeug schreiben würde - es flog einfach nichts. Dieses Tiefdruckgebiet, welches sich über dem Ural staute, sorgte dafür, dass kein einziger Flieger in den nächsten Tagen den Moskauer Flughafen verlassen würde.
 

Er stürzte sich in die Arbeit und wollte unbedingt alles schaffen, bevor sein Plan startete. Wenn sie sich schon nicht in live sahen, so wollte er ihn wenigstens am Feiertag über sein Tablet sehen. Seit ihrem letzten weniger erfreulichen Telefonat hatte er nichts mehr von ihm gehört. Daher hatte er sich überlegt, gar nicht erst schlafen zu gehen, um Kai mit einem Videoanruf zu überraschen, sobald bei diesem in Japan der Tag anbrach. Er hatte alles vorbereitet, um den ganzen Tag mit Kai zu reden. Sogar sein Essen musste er nur nochmal warm machen. Er hatte Tee und Kaffee und sogar eine Flasche Vodka, um sich mit Kai digital zu betrinken, wenn diesem danach war.

Doch als es endlich soweit war, da spielte Kai nicht mit. Er ging einfach nicht an sein Telefon. Yuriy rechnete nochmal nach, wie spät es in Japan war und probierte es erneut. Ob er noch sauer war?

Yuriys schlechte Gewissen stieg ins Unermessliche. Unruhig lief er auf und ab. Sollte er ihm schreiben? Er versuchte es erneut, doch keiner antwortete ihm.
 

So ging es 2 Stunden weiter. Mittlerweile hatte er über 20 Mal angerufen und hatte ihm auch geschrieben. Er war kurz davon im Büro anzurufen, bis ihm wieder einfiel, dass er da am Feiertag wohl wenig Chancen hatte, jemanden zu erreichen.

Gerade als er erneut auf den grünen Hörer drücken wollte, klingelte es an seiner Tür.

Mit dem Telefon in der Hand ging er in den Flur, öffnete die Tür und traute seinen Augen nicht.

"Kai?"

"Hey Babe."

"Wie...was tust du hier?", war die zugegeben nicht schlaueste Frage zur Begrüßung.

"Oh, ich kann auch wieder gehen.", Kai grinste. Sein Plan war aufgegangen.

"Was? Nein!", jetzt erst löste er sich aus der Starre und zog seinen Freund zu sich, hinein in die warme Wohnung und drückte ihn an sich. Es dauerte nicht lange, bis sich ihre Lippen fanden. Kai löste die Umarmung zuerst und drückte Yuriy etwas von sich.

"Hast du vielleicht einen Kaffee? Die Reise war etwas anstrengend und ich bin durchgefroren."

"Ja klar. Komm erst mal rein.", Yuriy zog Kais Tasche in den Flur und schloss die Tür hinter ihm.

"Im Zug? Du bist mit dem Zug hier?"

"Ja natürlich. Es fliegt ja nichts. Und ich dachte, die gute alte Transsibirische Eisenbahn haut so schnell nichts um. Die fährt ja immer. Auch wenn es lange gedauert hat."

"Wann bist du denn los? Und wie kommst du darauf? Du warst doch sicher tagelang unterwegs."

"Ja. Die Reise hat 7 Tage gedauert. Aber...das war es mir wert."

Yuriy stellte Kai einen Kaffee vor die Nase, drückte ihn auf einen Stuhl in der Küche und kniete sich vor ihn nieder.

"Du bist unglaublich Kai.", er musste lachen. "Ich hab versucht dich anzurufen. Ich wollte mit dir videochatten. Den ganzen Tag. Ich hab alles vorbereitet."

Kai sah sich um. In der Stube lagen diverse Kabel, die die Stromversorgung von Tablet und Handy sicherstellen sollten. Auf der Couch war ein Berg von Kissen und Decken aufgestapelt. Wahrscheinlich hatte Yuriy da nächtigen wollen.

Der Anblick brachte ein Lächeln auf sein Gesicht.

"Ich musste dich sehen. Wir haben es uns versprochen, dass wir uns sehen. Ich konnte nicht zulassen, dass unser Versprechen gebrochen wird."

"Aber deine Arbeit?"

"Die muss warten. Du bist wichtiger."

Diese Worte besiegelte er mit einem Kuss aus kalten Lippen.

"Die Couch sieht gemütlich aus. Lass uns da aufwärmen.", Yuriy grinste.

"Oh, ich weiß schon wie ich dich auftaue."

Kai konnte das Grinsen seinerseits nur erwidern.

Es war die richtige Entscheidung.

14.12. - Ist schon gut. Ich konnte eh nicht schlafen.

Unruhig wälzte er sich hin und her. Die Geister der Nacht wollten ihm heute keine Ruhe gönnen.

Und dass, obwohl er diese wirklich brauchte. Seine Muskeln waren wund und ihm tat alles weh. Wahrscheinlich würde er morgen mächtig Muskelkater haben. Aber in seinem Kopf schwirrten wirre Bilder. Stimmen riefen ihn leise. Unsichtbare Hände griffen nach ihm, zerrten an ihm. Schreie waren weit entfernt wie durch Neben zu hören.

Er versuchte etwas zu erkennen, aber die Dunkelheit war zu stark. Er wollte etwas rufen, aber kein Ton verließ seine Kehle. Panisch fasste er sich an den Hals und seine Finger dann erschrocken wieder von sich weg zu strecken. Seine Augen wurden größer, als er erkannte, dass seine Finger Klauen waren. Und eben diese Klauen verselbstständigten sich, umfassten seinen Hals wieder und drückten zu. Er bekam keine Luft. Die Umgebung roch verbrannt und modrig. Sein Herz raste und er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Er würde sterben. Hier und jetzt. Durch seine eigenen Hände. Gerade als er sich hingeben und den leisen Stimmen folgen wollte, schreckte er auf.

Schweißnass saß er ihm Bett. Sein Puls raste und seine Haare klebten unangenehm auf der Stirn.

„Shit…“, war das Einzige, was er sagen konnte, als Kai klar wurde, dass er wieder einen Albtraum hatte.

Dieses Mal hatte es sich verdammt echt angefühlt. Es war, als könnte er den verbrannten Geruch noch wahrnehmen.

Mit zittrigen Füßen stand er vorsichtig auf und schlich ins Bad, um sich die klammen Klamotten vom Körper zu ziehen und zu duschen. Im Spiegel blickten ihn trübe und müde Augen entgegen. Er war aschfahl. Dieser Albtraum war nicht der erste und würde wahrscheinlich nicht der letzte bleiben.
 

Solange Kai hier war, solange ER hier war, würde der Rotäugige wohl nie wieder ruhig schlafen können.

Nach dem er geduscht hatte und in frische Anziehsachen geschlüpft war, machte er sich einen Tee und setzt sich an den Küchentisch. Wenn er weiter so wenig schlief, würden seine Trainingsergebnisse noch mehr nachlassen. Er musste das unbedingt verhindern. Ob er Dr. Kostova anrufen sollte und nach Schlaftabletten fragen sollte? Allerdings vertrug er diese nicht so gut. Er schlief zwar, aber es war mehr eine Ohnmacht. Erholsam war es jedenfalls nicht. Und die Tabletten machten ihn träge. Das würde seine Ergebnisse sicher nicht bessern.
 

Während er in Gedanken vertieft war, nahm er das Brummen seines Telefons erst gar nicht wahr.

Fast zu spät ging er ran, erleichtert auf dem Display das Bild seines Freundes zu sehen.

„Hey Yura.“

„Hey, hab ich dich geweckt? Ich weiß nicht genau wie spät es bei euch gerade ist. Aber ich hab ja versprochen mich zu melden.“

„Nein, ist ok. Ich konnte eh nicht schlafen. Was gibt’s denn?“

„Scheiße, ist alles ok?“

Er hatte dem Rothaarigen nichts erzählt, weil er ihn nicht beunruhigen wollte. Er wusste genau, wenn Yuriy wüsste, dass ER hier war, dann würde er sofort herfliegen. Aber Yuriy musste sich auf sein eigenes Leben konzentrieren. Er hatte wichtige Prüfungen. Prüfungen, die ihr weiteres Leben bestimmen würden. Ein besseres Leben. Ein Leben nach dem Sport. Zusammen.

Der Gedanke daran ließ ihn lächeln.

„Ja, war nur ein anstrengender Tag. Wahrscheinlich haben wie Vollmond.“

„Okay…wenn irgendwas ist, weißt du, dass du es mir sagen kannst, oder?“

„Ja, natürlich.“, er lächelte wieder. Die Sorge in Yuriys Stimme war unverhörbar.

„Wie war dein Tag?“, fragte Kai daher, um sich auch von seinen eigenen negativen Gedanken abzulenken. Außerdem liebte er die Stimme seines Freundes.

„Super. Meine Prüfung heute war ein voller Erfolg. Das Lernen mit den anderen hat wirklich was gebracht. Oh, und weißt du was? Brian hat mich nach der Prüfung abgeholt und wir haben Pizza bestellt. Wusstest du, dass Serge eine feste Freundin hat? Also so richtig fest? Und das schon seit 3 Monaten?“

Kai lachte.

„Ja natürlich. Du nicht?“

„Was? Woher? Seit wann? Warum hast du mir das nicht gesagt?“

„Das war nicht nötig. Serge hat es uns doch bei Brians Geburtstag verraten, nachdem der ihn dazu erpresst hat. Weißt du nicht mehr? Das erzwungene Geburtstagsgeschenk?“

„Oh wirklich…hm…ja an den Abend hab ich wenig Erinnerungen.“

„Glaube ich dir sofort. Du warst auch echt besoffen.“

Jetzt musste er wirklich laut auflachen.

Darum liebte er Yuriy. Er munterte ihn auf. Einfach mit seiner Art. Mit seinem Wesen und den Worten, die er benutzte. Und wie er sie benutzte. Er sorgte dafür, dass alle negativen Gedanken verschwanden. Von jetzt auf gleich. Genau in diesem Moment fühlte er sich glücklich und stark.

„Yura?“

„Hm?“

„Ich liebe dich. Danke.“

15.12. - Hier, lass uns eine Decke teilen.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

19.12. - Es schneit!

"Yura! Yura komm schnell her!", rief eine piepsige Stimme aus Richtung des Fensters.

"Was ist denn?", Yuriy wollte noch nicht aufstehen. Viel zu gemütlich war das große flauschige Bett bei seiner Babuschka.

"Aber...aber...es schneit!"

Jetzt war er hellwach.

"Was? Wirklich?"

In Lichtgeschwindigkeit hatte der kleine Rotschopf sich aus den Decken gewühlt und war aufgesprungen, um sich neben seinen Freund ans Fenster zu stellen.

"Ich werd´ verrückt!", beiden Kindern lag ein breites Grinsen im Gesicht.

"Los, lass uns schnell anziehen und einen Schneemann bauen."

Kai löste sich als erster vom Fenster, warf sich ein Unterhemd und einen dicken Pulli über und suchte im Schrank nach dicken Socken. Nach wenigen Momenten tat Yuriy es ihm gleich. So schnell sie konnten, rannten sie die Treppe runter, schlüpften in ihre dicken Winterschuhe und stürzten sich in die Flocken.
 

15 Jahre später:
 

Kai stand am Fenster. Ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen, als er den dicken Schneeflocken bei ihrem Treiben zusah.

"Hey…was tust du?", Yuriy legte die Arme um Kai, küsste seinen Hals sanft.

"Es schneit", war die simple und kurze Antwort.

"Wirklich…", Yuriy Blick glitt an Kai vorbei nach draußen. Auch er musste lächeln.

"Nun, dann sollten wir uns wohl beeilen und unsere dicken Sachen anziehen.“

"Ja, das sollten wir."
 

Es war schon merkwürdig. Der erste Schnee im Jahr war immer magisch. Jedes Jahr aufs Neue. Und glücklicherweise durfte er diesen bisher immer zusammen mit Yuriy genießen. Die weiße Pracht war wunderschön anzusehen. Sie glitzert und funkelt und hinterließ stets das Gefühl von Geborgenheit und Frieden.

In die Ferne zu sehen und zu sehen, wie die Welt verzuckerte, faszinierte ihn immer noch. Auch wenn er kein Kind mehr war. Sein Herz schlug aufgeregt und es fühlte sich an wie "nach hause kommen", wenn es unter seinen Füßen knirschte.

Da würde die Arbeit und das Training heute wohl warten müssen. Das hier war wichtiger. Schließlich wartete er das ganze Jahr auf den einen Tag, wenn es das erste Mal schneit.

2023-12-08

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

2023-12-14

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe ihr könnt verzeihen, dass ich den Prompt in seinen Sätzen trennen musste :). Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  WeißeWölfinLarka
2024-01-06T09:25:11+00:00 06.01.2024 10:25
Warum wusste ich,d ass das ein BoYuKa werden würde? XD
Obwohl ich dann am Anfang sehr eingenommen war von der Intimität zwischen Yuriy und Kai und wie sehr sie ineinander verfangen waren. Dann war da kurz ein Bruch für mich, weil Boris Auftauchen mich überrascht hat. Wo kam der plötzlich her?
Und ja, ich frag mich auch, ob das alles ein Wunschtraum war. Wenn die beiden nicht mit leckerem Kaffee und Brötchen / Donuts / was auch immer durch die Tür kommen, können die was erleben! Kai einfach allein zu lassen. Was?!
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-12-25T23:57:11+00:00 26.12.2020 00:57
oh Mann, Fernbeziehungen sind so schwierig, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das über mehrere Länder zu gehen gedenkt!
Zugegeben, ich war etwas erstaunt, wie Kai denn auftauchen konnte, aber die Eisenbahn ist eine sehr logische Erklärung!
Meiner Meinung nach hast du den Prompt passend umgesetzt bzw. den Satz an passender Stelle eingebaut.
Ich feiere auch ein wenig die kabelige Unordnung in Yuriys Wohnung. Schön für Kai, dass ihm die Überasschung gelungen ist!
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
27.12.2020 10:23
Danke für deinen Kommentar.
Ich hab extra etwas recherchiert, wie lange die Bimmelbahn fährt, um da realitätsnah zu sein. Und die Bahn fährt wohl auch bei schwereren Wetterbedingungen, sodass es mir eine gute Alternative schien.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-12-20T01:44:49+00:00 20.12.2020 02:44
oh wow, der albtraum ist so bildlich! Da tut mir das Lesen echt weh. :,(
Kai tut mir wirklich leid mit seinen Albträumen :( Also wirklich wirklich. Mitten in der nacht duschen...
Und ja, ich schließe mich meinen vorigen Kommentatorinnen an: Wer ist ER? Ich frage mich, ob es sich um Voltaire oder Balkov handeln könnte, denn das würde irgendwie Sinn ergeben für die Albträume... aber eigentlich auch nicht, weil, was sollte einer von den beiden dort tun, wo auch immer Kai war? Oder hält kai sich in einem Internat auf?
Die ERwähnung des Arztes finde ich sehr schlüssig. Und auch die REaktion und Gedanken von Kai auf die Tabletten find ich sehr nachvollziehbar.
Es ist sehr witzig, dass -yuriy so in seiner Prüfungsvorbereitung vertieft ist, dass er von seinem sozialen Umfeld kaum noch was mitkriegt. Gut, der Alkohol mag dazu beigetragen haben. Hat deine Pürfungssituation zur MOtivation bzw. Vorlage für dieses Türchen gedient?
Ich hoffe sehr, du hast eine Fortsetzung geplant. Es bleiben immerhin noch einige Fragen offen!

Antwort von:  Knuddelkekswurmi
27.12.2020 10:28
Danke für deinen Kommentar.
Nein, mit ER ist weder Boris noch Voltaire gemeint. So viel verrate ich ;).

Meine Prüfungssituation war keine Motivation. Eher glaube ich, dass Kai sich vom Sport / der Branche irgendwie nicht trennen kann, weil es von ihm immer erwartet wurde, dort tätig zu werden.
Yuriys Charakter sehe ich eher als den, der abschließt und ein neues Leben anfängt. Und dass sie aufgrund ihrer Erziehung daran gewöhnt sind, sich ganz in eine Sache ( hier das Lernen) zu vertiefen und alles andere auszublenden.
Da weder der eine, noch der andere aus seiner Haut kann, kommt diese Distanz zu Stande, die beide in Kauf nehmen.
Aber die Einsamkeit kommt immer dann, wenn sie sich nicht mehr in ihrer Konzentration vertiefen können : nachts, nach der Prüfung.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-12-20T01:10:19+00:00 20.12.2020 02:10
Uhlala~ hier geht es ja heiß her XD
Ich sehe einige Headcanons aus unserem RPG in deinen Türchen wieder. Hier den "Erwachsenenkram" und die anderen Türen, die ich von dir bislang kommentiert habe, z. B. das kuschlige Bett bei Babuschka, das find ich schön.
Einige Begriffe haben mich etwas irritiert, wie "sexiest man alive" oder "Sexgott".
Dein Kai hier ist super horny. Es geht hart zwischen ihnen zur Sache, darum finde ich das Sanfte am Ende - wie Kai selbst ;) - sehr gut. Nach so viel "nehmen, was man kriegen kann", und Kai hat Yuriy hier ja nun sehr viel gegeben, da ist die geteilte Decke ja wohl das mindeste.
Ich hätte nicht mit einer "Tür für Erwachsene" gerechnet bei diesem Prompt, das war für mich überraschend :)
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
27.12.2020 10:32
Danke für deinen Kommentar.

Wieso waren diese Begriffe für dich irritierend? Weil Kai so denkt oder eher der Begriff an sich ?

Es freut mich, wenn dir die kleinen Details bekannt vorkommen und sie dir gefallen.
Von:  WeißeWölfinLarka
2020-12-20T00:27:56+00:00 20.12.2020 01:27
Ich finde diese Gegenüberstellung von Kindertagen und Erwachsenenalter richtig gut.
Früher diese kindliche Freude über den ersten Schnee, beide als Freunde und freudig auf den Spaß mit der weißen Pracht. Und dann als Erwachsene, man spürt trotzdem die immer noch vorhandene Freude, mit einer Spur vertrautheit und einer romantischen Komponente. Das sanfte Küssen am Hals, das war sehr warm. Das hat mich sehr berührt.
Ich mag auch sehr den Ausdruck "wie die WElt verzuckerte", das fand ich wunderbar.
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
27.12.2020 10:30
Danke für deinen Kommentar.

Da ich mich selbst jedes Jahr aufs neue erwische, wie der Anblick des ersten Schnee mich verzaubert, dachte ich, es wäre die passende Situation. Bzw der passende Inhalt, den ich widergeben wollte.
Von:  kikoxd
2020-12-19T17:49:27+00:00 19.12.2020 18:49
Süß. Schön, dass die sich nach 15 Jahren noch so über Schnee freuen.

Ich würde auch gern wieder Schnee sehen ...

:) LG kiko
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
19.12.2020 19:33
Danke für deinen Kommentar :).
Bei mir Zuhause lag dieses Jahr schon Schnee und ich war auch super freudig und erstaunt und hab einfach nur geschaut und war fasziniert.
Da hab ich beschlossen, dieses Türchen so einfach zu gestalten.
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-19T17:32:36+00:00 19.12.2020 18:32
Hach sooo toll.
Ich möchte jetzt auch Schnee ☃️
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
19.12.2020 19:33
Danke für deinen Kommentar :).
Ich hoffe es kommt nochmal die ein oder andere schöne Flocke, um diese Magie zu fühlen :D
Von:  Phoenix-of-Darkness
2020-12-15T19:08:22+00:00 15.12.2020 20:08
Boah ich liebe erwachsene Türchen und ich liebe den etwas rauen Sex. ❤
Gern noch ne 2. Runde 😉
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
17.12.2020 18:33
Vielen lieben Dank!
Wer weiß ..vllt gibt es eine 2. Runde ;).
Von:  kikoxd
2020-12-15T17:23:15+00:00 15.12.2020 18:23
Fantastisch. Endlich mal ein Türchen für Erwachsene ! Sowas hab ich ehrlich vermisst.

Bin mega begeistert!!

LG kiko
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
15.12.2020 19:42
Danke für deinen Kommentar :).
Ich freu mich, dass ich nicht alleine bin mit meiner Einstellung, dass dieser Kalender etwas sexy time braucht ;).
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
20.12.2020 02:11
lol, na ihr seid doch selbst mit dabei
:DDDD
(soll heißen, wenn ihr smut wollt, schreibt ihn doch XD)
Von:  kikoxd
2020-12-14T20:53:56+00:00 14.12.2020 21:53
Keine schlechte FF, aber man hat das Gefühl das ein Stück fehlt...
Wo ist Kai denn? Warum hat er soviele Albträume? Und wer ist ER?

Vllt bekommen wir ja noch Antworten ? ;)

LG kiko
Antwort von:  Knuddelkekswurmi
15.12.2020 16:55
Haha, das war Absicht :D.
Für die Fantasie und so ;). Oder eine eventuelle Fortsetzung...wer weiß, wer weiß...
Ich hoffe, es hat trotzdem etwas gefallen und ihr hattet ein wenig Freude am lesen.


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