Ich will nur dass du weißt... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: In Another Men's Arms -------------------------------- Mein Betrag für die J-Rock Song-Prompt Challenge auf FF.de. Nie wieder ein SDP-Song, da wird man beim schreiben echt welk bei! Der beste Kommentar während ich verzweifelt versuchte hier was Sinnvolles zusammen zu basteln kam von meiner Schwester: „Niemand sagt das du ein HappyEnd brauchst, lass ihn springen.“ Soviel möge gesagt sein, niemand wird in dieser Story irgendwohin springen. LG 17.08.2020 Zum wiederholten Male blickte ich auf die Nachrichtenanzeige meines Handys. Wie zu erwarten zeugte diese von gähnender Leere. Den genervten Blick, mit dem mich Natsu bedachte, bemerkte ich nicht, viel zu sehr wartete ich auf die wohl nie eintreffende Nachricht. „Lass die Finger doch endlich von ihm, Masa. Er hat dir in den letzten Wochen nicht geschrieben, also warum sollte er es jetzt gerade tun?“, fragend blickte er mich an und langte schlussendlich nach meinem Handy, bekam es zu fassen und steckte es ein. „Hey! Gib-“, begann ich zu protestieren, doch die ernste Miene meines Gegenübers ließ mich verstummen. „Masa, wir sind hier, um mal für einen kleinen Augenblick auszuspannen. Mal keinen Druck wegen des anstehenden Albums und des noch immer fehlenden Gitarristen zu spüren. Uns für die doch recht gut gelaufene Promo-Aktion zu beweihräuchern und einfach mal durchzuatmen.“ Entschuldigend blickte ich ihn an und wollte schon die Stimme erheben, um selbst etwas zu sagen, doch er fuhr fort: „Selbst dein Glas ist noch halbvoll. Die letzte halbe Stunde hast du damit verbracht auf dein Handy zu starren und zum x-ten Mal zu erzählen wie scheiße die Welt doch ist, wie sehr du ihn liebst und vermisst, und hast darüber sinniert, ob er wohl auch gerade an dich denkt.“ Natsus Worte hallten in meinen Ohren nach. Wut und Enttäuschung stiegen in mir auf, nicht einmal er schien mich verstehen zu wollen. Ich legte das Geld für meinen Drink auf den Tisch, schnappte mir meine Jacke, um die Bar zu verlassen, und ließ den verdutzten, nichts verstehenden Drummer wo er war und verschwand nach draußen, um meinen Gefühlen ein wenig Luft machen zu können. Ich soll dich einfach so vergessen, als wärst du nicht mehr als eine flüchtige Begebenheit und nicht eine der wichtigsten Konstanten meines Lebens gewesen. Wussten die denn nicht wie schwer das war? Es würde Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern dich aus meinen Gedanken zu verbannen. Dich, dein Lächeln, dein Lachen, und den Moment als ich dich in den Armen eines anderen Mannes sah, in einem zärtlichen Kuss vereint. Du sahst so widerlich glücklich aus und in meiner Brust zerbrach etwas. Nicht mal 24 Stunden später gingen wir getrennte Wege. Ich wollte nie mehr als dass du glücklich bist und so ließ ich dich gehen. Doch immer, wenn wir uns wiedersehen, auf feierlichen Events, bei Fernsehshows oder in Radio-Auftritten oder vielleicht sogar doch mal auf der Straße und du mich aus Versehen berührst, habe ich die Stille Hoffnung, dass es wieder so wie früher sein könnte. Als du noch in meinen Armen gelegen hast, zu mir gehört hast, mich geliebt hast. Mit zitternden Fingern strich ich mir einzelne Strähnen aus dem Gesicht und lief durch die noch von Menschen gefüllten Straßen. Links und rechts von mir liefen Pärchen die Straße entlang und ich hätte den Anblick fast nicht ertragen. Sie sahen so glücklich zusammen aus, als könnten sie nichts bremsen. Hatten wir auch mal so ausgesehen? Bestimmt, aber dann hatte uns die Realität eingeholt. So wurde aus den durch gequatschten Nächten Nächte allein auf der Couch. Unser Schweigen wuchs äquivalent zu meinen Haaren. Meine Füße führten mich zielsicher um die nächste einer Ecke und damit immer näher an mein Ziel. Das Haus, in dem meine Wohnung lag, besitzt ein Flachdach, auf dem ich mir vor einiger Zeit eine Hollywoodschaukel aufgestellt hatte. Meine kleine Zuflucht vor der Realität. Dort konnte mir keiner was. Schlüssel klapperten und die Haustür schwang schwer mit einem leisen quietschen auf. Ich entschied die Treppe zu nehmen, um der Möglichkeit zu entgehen jemandem im Fahrstuhl zu begegnen. Oben angekommen stemmte ich die Außentür auf und trat ins Freie. Die Sonne küsste gerade mit ihren letzten Strahlen die Häuser und verschwand dann hinter dem Horizont. Die Stadt sah so klein aus von hier oben, wie sie von den vielen Tausend kleinen Lichtern beleuchtet wurde, als wäre sie ein Kind in der Nacht, das die Dunkelheit fürchtet. Langsam ging ich zu der kleinen Kiste, die neben der Hollywoodschaukel stand und in der ich Kissen, Decken und kleine Kerzen aufbewahrte. Fast schon routiniert begann ich die Kerzen rund um die Schaukel zu drapieren und zu entzünden. Mit mehreren Kissen und einer Decke bewaffnet ging ich dann zur Schaukel und machte es mir bequem. Mehrere Wochen war es jetzt her, dass wir uns getrennt hatten, und ich wusste, dass die anderen es nur gut meinten, aber ich konnte und wollte nicht aufhören an dich zu denken. Ich hätte dir die halbe Welt zu Füßen gelegt, doch wäre es wohl der Teil gewesen, der dir nicht gefällt. Weißt du eigentlich was du mir bedeutet hast? Was ich für dich getan hätte? Ich weiß, den Schokopudding hätte ich mit dir nie geteilt, aber ich hätte dir, ohne zu zögern Blut und Organe gespendet. Weißt du das ich dir jede Woche Briefe schreibe und sie wieder zerreiße, damit niemand etwas davon erfährt? Wie viele Lieder ich dir darin gewidmet habe? Wie viele unabgeschickte SMS ich an dich verfasst habe? Manchmal bilde ich mir sogar ein, dass du mir direkt gegenüber stehst, mir ein Lächeln schenkst, und das alles nicht passiert ist. 09.10.2020 Etwas traf mich am Kopf. Dann etwas am linken Arm. Als ich aufblicken wollte, traf mich ein kleiner dunkler Gegenstand an der Brust. Mir gegenüber im Proberaum stand Miyako und hielt bereits das nächste Wurfgeschoss in der Hand. Es war ein Plektrum. Eines meiner Plektrums, wie ich bei genauerem Hinsehen bemerkte. Andere lagen neben mir, scheinbar benutze er mich schon seit längerem als Zielscheibe. „Oh Wunder, der Herr weilt doch noch unter uns. Schön auch mal deine Aufmerksamkeit zu bekommen.“, schnarrte er und drehte das Plek in den Händen hin und her, als sei er noch nicht sicher nicht doch noch einmal werfen zu wollen. „Wann bist du den bitte gekommen?“, fragte ich verwirrt und blickte zur Uhr. 09.43Uhr, vor gut einer halben Stunde hatten wir uns hier eigentlich treffen wollen, um die Songs für die Collabration zu üben. War ich so tief in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich ihn nicht mal am Rande bemerkt hatte? „Oh verdammt, es tut mir unheimlich leid! Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich die Zeit komplett vergessen habe.“ „Das habe ich gemerkt als du nicht mal aufgeschaut hast als ich reingekommen bin.“ „Tschuldigung", nuschelte ich schnell und blickte ihn entschuldigend an. „Darf ich erfahren was dich so sehr in seinen Bann geschlagen hat, dass du selbst mich vollkommen ignorierst?“ „Komm schon, es tut mir leid. Wo werden sie wohl gewesen sein? Wie leider so oft: bei ihm. Ich habe ihn vorhin mit seinem Neuen in einem Café gesehen.“ Miyako seufzte einmal tief und fragte dann: „Sag mal wie lange willst du ihm noch nachtrauern? 1-2 Ewigkeiten? Sieh dich doch mal an, du könntest mit den Zombies aus The Walking Dead verwandt sein.“ Ich wusste was er meinte. Ich schlief nicht mehr richtig seit der Trennung und Essen war auch etwas geworden, dass ich einfach vergaß. So lagen meine Augen nun in tiefen Höhlen und dunkle Ringe zeichneten sich unter ihnen ab. Stumpf lagen meine Haare wie ein Vogelnest auf meinem Kopf und zu dem war ich bleicher und magerer geworden. „Zieh gefälligst wieder den Kopf aus dem Sand und fangen wir an zu leben! Du hast doch nicht den Weg bis hier her gekämpft, nur um dann an einer Liebe zu zerbrechen. Ich kann verstehen, dass es schmerzt, sehr gut sogar. Dass du dir nichts sehnlicher wünschst, als dass er dich so lieben würde, wie du es tust, aber er wird nicht wiederkommen, du hast es doch selbst gesehen, wie glücklich er ist. Er hat jemand andern gefunden. Hör endlich auf dir Hoffnungen zu machen.“ Er trat näher an mich heran und nahm mich schließlich in den Arm, hielt mich fest und ließ zu, dass ich mich an ihn lehnte und seine Wärme genoss. „Und selbst wenn du dich nachts einsam und verlassen fühlst, es wird immer ein Platz auf meiner Couch für dich geben.“ „Mit oder ohne der Katze?“, fragte ich leise lächelnd. „Natürlich mit“, meinte er schmunzelnd und fuhr mit seinen langen Fingern durch mein Vogelnest an nicht vorhandener Frisur. „Da draußen“, sprach er weiter, „gibt es noch viele hübsche Männer, die nur darauf warten jemanden wie dich zu treffen!“ „Jemanden wie mich? Ich bin selten lange an einem Ort, unter der Bevölkerung bekannt und von der Presse will ich gar nicht erst reden.“, verständnislos sah ich zum ihm hoch. Miyako verdrehte nur die Augen, ließ seine Fingerkuppen mit sanftem Druck über meine Kopfhaut gleiten und ich ließ es zu. „Masa, du bist ein liebevoller, vielseitig talentierter und intelligenter Mann. Du kannst kochen, gehst sogar freiwillig länger als eine Stunde shoppen und bist immer kompromissbereit. Du hast es geschafft deinen Traum zum Beruf zu machen. Klar ist das für viele schwer nachzuvollziehen, aber wer dich nicht so will wie du bist, hat dich auch nicht verdient.“ „Du übertreibst maßlos. Gib es zu, du willst dich nur bei mir einschmeicheln!“ „Vielleicht“, ließ er grinsend verlauten und trat einen Schritt zurück. In seinem Blick lag etwas Vertrautes, etwas was ich nicht deuten konnte, was aber schon so lange in ihm lag. „Wollen wir nicht langsam mit den Proben beginnen?“, fragte er und griff bereits nach seiner Gitarre, die in einem Ständer stand, bereits vollständig verkabelt. „Na dann los. Und danke, Miyako“, ich erhob mich von meinem Hocker, trat zu meiner Basstasche und nestelte an deren Verschluss herum. „Wofür?“ „Für alles?“, seine warmen Augen fingen meine ein und unwillkürlich lächelte ich. „Nicht dafür, du weißt, du kannst immer auf mich zählen.“ „Ich weiß. Danke“ Er lächelte mich an und dann machte sich ein strahlendes Grinsen auf seinem Gesicht breit. „Und jetzt schwing die Hufe, du hast noch nicht mal deinen Bass ausgepackt!“ „Jaja …“ Vielleicht war es wirklich Zeit loszulassen und einen neuen Platz zu finden in den Armen von jemandem, der mich wirklich liebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)