Aggressive Retsuko/アグレッシブ烈子 von SainzDeRouse (Überstunden-téte-á-téte) ================================================================================ Kapitel 4: Heimfahrt -------------------- Kapitel 4 - Heimfahrt   Nach getaner Arbeit begleitete Haida mich nach Hause. Genauer gesagt zu Frau Gori, denn ich besaß nur noch eine nicht bewohnbare Wohnung, welche kein zuhause mehr war. Inzwischen war ich wieder in der Lage mich auch im Dunkeln allein auf den Weg zu machen, doch Haida hatte darauf bestanden mich vor der Tür abzusetzen. Doch musste ich zugeben das ich mich in seiner Begleitung sicherer fühlte. Hinunter in die U-Bahn, wo um diese Zeit wenig los, aber teilweise zwielichtige Personen unterwegs waren, war mir seine Anwesenheit eine Erleichterung. In gewissen Situationen kam es nicht umhin das mir ein ungutes Gefühl aufstieg und meine Hände begannen zu schwitzen. Aufmerksam beobachtete ich den Jugendlichen am Ende des Bahnsteigs, welcher versuchte sich hinter einer Säule sich mit einem älteren Mann zu treffen. Dessen deutlich auffälliges unauffälliges Verhalten verriet mir das er nicht auffallen wollte. Er wirkte sehr unruhig und trat immer von einem Fuß auf den anderen, nestelte mit seinen Händen und zog hastig an seiner Zigarette für die er eindeutig zu jung war. Der ältere Mann wirkte gruselig und nicht gerade vertrauensvoll. Er war eine große, hagere Gestalt mit mürrischen Gesichtszügen. Seine abgewetzte Kleidung und die Sonnenbrille trugen nicht gerade dazu bei ihn sympathischer wirken zu lassen. Indem ich mich noch etwas vorbeugte glaubte ich beobachten zu können das die beiden etwas hastig austauschten, was sie jeweils schnell in ihre Taschen steckten. „Der Bengel ist verloren“, durchbrach Haida die Stille. Erst jetzt ist mir aufgefallen das er sein vorigen Redeschwall unterbrochen hatte. So sehr war ich von dieser Szenerie abgelenkt. „Glaubst du wirklich? Er ist noch jung. Vielleicht waren es auch keine Drogen.“ „Süß. Glaubst du das wirklich?“ „Ich würde es ihm wünschen.“ „Deine Wünsche in allen Ehren, aber die Realität sieht oft anders aus.“ „Sprichst du aus Erfahrung?“ „Tatsächlich. Zwei Klassenkameraden aus der Mittelschule sind damals immer öfter der Schule fern geblieben, haben sich punkig gekleidet, wirkten mit der Zeit schnell abgekämpft. Sie wurden dünner, blasser und sahen insgesamt kränklich aus. Waren immer auf Streit aus und wurden unausstehlicher. Es war nur eine Frage der Zeit ehe sie die Schule abbrachen. Einer soll von der Schule geschmissen worden sein. Irgendwann sind sie ganz verschwunden, schnell wusste niemand mehr von meiner Klasse was aus ihnen geworden war. Drei Jahre später war ich einem tatsächlich begegnet, nachdem ich mit Kumpels von der Bar nach Hause gegangen war. Wenn er mich nicht angesprochen und versucht wäre mich anzupumpen, hätte ich ihn ignoriert. Von ihm erfuhr ich das sein Freund bereits verstorben war.“ „An was?“ „Der berühmte goldene Schuss.“ „Traurig“, sagte ich ehrlich betroffen und blickte wieder in die Richtung von dem Jugendlichen, doch war er verschwunden. Ebenso seine gruselige Verabredung. „Morgen also wieder Yoga?“, fragte Haida um das Thema zu wechseln. „Ja, ich freu mich schon drauf.“ In der Ferne war ein brummendes, schleifendes Geräusch zu hören und ein kühler Wind stieg auf. Die U-Bahn näherte sich und wir stiegen ein. Neun Uhr Abends war deutlich weniger los als in der Haupt-Feierabendzeit, jedoch nicht genug um noch freie Plätze zu bekommen. Wir blieben im Eingangsbereich und ich lehnte mich neben der Tür an die Glaswand. Haida indes stellte sich mir schräg gegenüber und hielt sich an der Stange über der Glaswand fest und bildete so eine Art Schutzschild für mich. Überrascht stellte ich fest das es mich nicht störte. Früher hätte ich einen angemessenen Abstand zwischen uns gebracht. Nicht weil ich ihn nicht mochte, sondern weil es sonst den Anschein gemacht hätte das wir ein Paar sind. Doch nun war es für mich in Ordnung. Ich fühlte mich wohl. Bei manchen Stationen traten mehrere Leute ein und Haida war gezwungen mir näher zu kommen um den Eintretenden Platz zu machen. Jedes Mal wenn das geschah berührten wir uns und ich konnte seinen Geruch wahrnehmen. War es ein Parfüm oder roch er so? Das konnte ich nicht sagen. Es war sehr angenehm. An der Haltestelle die uns zu Frau Gori führte stiegen wir aus. Obwohl er hätte weiter fahren können bestand er darauf mich bis vor das Haus zu bringen. „Es war sehr nett mal nicht allein zu sein bei den Überstunden“, sagte ich ihm als wir vor dem Haus angekommen waren. „Das stimmt, vielleicht sollten wir das öfter machen. Aber du nimmst mein Angebot ja nie an“, stichelte er. „Ich hab's kapiert. In Zukunft nehme ich an. Aber das nächste Essen zahle ich.“ „In Ordnung.“ „Danke fürs herbringen.“ „Kein Problem“, zwinkerte er und zog mich plötzlich in seine Arme. Sein Duft legte sich wie ein Nebel um mich und ich kam nicht umhin ihn tief einzuatmen. „Schlaf dann gut“, sagte er, ließ von mir ab und machte sich auf den Heimweg. „Bis Morgen“, winkte er beim Laufen, ohne zurück zu sehen. „Bis Morgen“, erwiderte ich verwirrt und sah ihm perplex hinterher.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)